Absturz bei Schönefeld forderte 156 Tote
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Absturz bei Schönefeld forderte 156 Tote
tf'^ysJi^te ^-XBi¥-BIKDtEXEMPlÄR UNAB HÄNGIGE B E E I I I I B MOB, G E N Z E I T U N G Verlag Der Tages<ptrqel GmbH, 1 Berlin 30. Postfach, Potsdamer Straße 87 / Telefon-Sammelnummer 26 93-1 / Fernschreiber: 01 83773 / Telegramme: Tagesspieqel Berlin / Bankkonten: Berliner Disconto Bank AG, Berliner Bank AG, Bank für Handel und Industrie «G. Berliner Commerzbank AG / PostscheckKonto: Berlin West 105 / Bonner Redaktion: 53 Bonn. Pressehaus I, Telefon 22 78 45 / Abonnementspreis bei freier Zustellung durch eigene Boten 7,20 DM, durch die Post 8,30 DM monatlich (einschl. 5,5 '/< MwSt) / Erscheinungsweise: täglich außer nach Sonn- UDd Feiertagen / Keine Ersatzansprüche bei Störungen durch höhere Gewalt / Anzeigenpreisliste Nr. 19 / Erfüllungsort und Gerichtsstand Berlln-Tempelhof Teiefon-Sa.-Nr. 26 93-1. Unsere Geschäftsstellen: Bln. 15, Kurfürstend. 188. 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B e r l i n . 156 Personen sind gestern nachmittag ums Leben gekommen, als eine vierstrahlige Maschine der DDR-Gesellschaft Interflug vom sowjetischen Typ „II 62" kurz nach dem Start vom Flughafen Schönefeld bei Königs-Wusterhausen abstürzte. Nach Augenzeugenberichten ist das Flugzeug in der Luft explodiert. Es handelte sich um das zweitschwerste Unglück in der Geschichte der Zivilluftfahrt. Die Chartermaschine, in der sich 148 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder befanden, sollte nach Burgas an der bulgarischen Schwarzmeerküste fliegen. Eine Umfrage bei West-Berliner Reisebüros ergab, daß sich wahrscheinlich keine West-Berliner an Bord des Flugzeuges befunden haben. Nadi einem Bericht der DDR-Nachrichtenagentur ADN ereignete sich der Absturz gegen 17 Uhr 10. Die Ursache des Absturzes sei, noch ungeklärt. Trotz sofort einsetzender Rettungsarbeiten von Feuerwehr und Ärzten sei jede Hilfe zu spät gekommen. Es wurde eine Regierungskommission unter Leitung des Verkehrsministers Arndt eingesetzt, die die Absturzursache klären soll. West-Berliner, die gestern abend aus dem Gebiet um Königs-Wusterhausen zurückkehrten, berichteten, daß die Maschine in der Luft explodiert sei. Nach Angaben von Augenzeugen sei ein Triebwerk in der Nähe des Bahnhofs Königs-Wusterhausen eingeschlagen. Die Absturzstelle soll sich etwa fünf Kilometer von dort entfernt in Neue Mühle befinden. Dort soll die Maschine auf freiem Feld aufgeschlagen sein. Die „II 62" ist das modernste Langstreckenflugzeug aus sowjetischer Produktion. Sie hat vier am Heck angeordnete Triebwerke und kann bis zu 182 Passagiere befördern. Das Startgewicht beträgt 157,5 Tonnen, die Geschwindigkeit etwa 900 Kilometer pro Stunde und die Reichweite 9200 Kilometer. Offizielle Angaben darüber, ob sich auch West-Berliner oder Westdeutsche in der abgestürzten Maschine befunden haben, liegen bisher nicht vor. Anfragen West-Berliner Stellen bei der Ost-Berliner Polizei hatten kein konkretes Ergebnis. Obgleich gestern fast stündlich ein Bus von West-Berlin nach Schönefeld fuhr, halten es Reisebüro-Fachleute in WestBerlin für sehr unwahrscheinlich, daß sich westliche Reisende in der Maschine befanden. Es wurde darauf hingewiesen, daß keines der in West-Berlin und der Bundesrepublik tätigen Reisebüros montags von Schönefeld nach Burgas fliegt. Auch werde bei Flügen für westliche Veranstalter nicht dieser Flugzeugtyp eingesetzt. : Die Bundesregierung hat gestern abenöj ihre Anteilnahme bekundet. Ein Regierangs» Sprecher sagte in Bonn: „Die Bundesregierung hat mit Erschrecken von dem Flugzeugabsturz bei Königs-Wnsterhausen gehört. Sie bedauert den Tod Von so vielen Menschen." Auch der Regierende Bürgermeister Schütz und Sprecher der; Bonner Parteien äußerten in Erklärungen .'ihre Anteilnahme. ? Mit 156 Toten ist das gestrige Flugzeugunglück das zweitschwerste in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Das schwerste ereignete sich am 30. Juli 1971, als über Nordjapan ein Passagierflugzeug von einem Düsenjäger gerammt wurde, wobei 162 Personen ums Leben kamen. 155 Personen fanden am 16. März 1969 beim Absturz einer venezolanischen Passagiermaschine den Tod. In der DDR hat es, soweit bekannt, bisher zwei Flugzeugunglücke gegeben. Am 15. November 1966 stürzte bei Dallgow ein Postflugzeug der PanAm ab, wobei die dreiköpfige Besatzung ums Leben kam. Am 4. März 1959 war die erste in der DDR gebaute Düsenpassagiermaschine vom Typ „152" bei Dresden abgestürzt; die vierköphge Besatzung wurde dabei getötet. pässa&si **** Weitere Geheimgespräche Kissingers mit Vertretern Hanois in Paris Angebliche neue US-Vorschläge über provisorische Teilung Südvietnams W a s h i n g t o n / P a r i s / S a i g o n (dpa). Der Berater des amerikanischen Präsidenten, Kissinger, ist am Montag erneut zu Geheimgesprächen mit der nordvietnamesischen Delegation bei der Pariser Vietnam-Konferenz in die französische Hauptstadt gereist. Wie in Washington offiziell bekanntgegeben wurde, trifft Kissinger in Paris mit dem nordvietnamesischen Politbüro-Mitglied Le Duc Tho und dem nordvietnamesischen Verhandlungschef Xuan Thuy zusammen. Das US-Nachrichtenmagazin „Time" berichtete am Montag gleichzeitig über angebliche neue Vorschläge der US-Regierung zur Lösung des Vietnam-Konflikts. Die Existenz dieser Pläne, die eine provisorische Teilung Südvietnams, die Bildung von zwei südvietnamesischen Regierungen und eine spätere Verhandlung zwischen diesen mit dem Ziel einer politischen Lösung des Vietnamkonflikts vorsehen sollen, wurden weder in Washington noch von den vier Delegationen bei der Pariser Vietnam-Konferenz bestätigt. Sie bilden jedoch nach Auskunft von Konferenzbeobachtern in Delegationskreisen lebhaftes Gesprächsthema. Nach dem ,,Time"-Bericht soll Kissinger bei seinem letzten Geheimgespräch in Paris am 1. August in Aussicht gestellt haben, daß Nordvietnam „eine faire Chance" erhalten Werde, den südvietnamesischen Staatspräsidenten Thieu „loszuwerden". Die USA würden ihre Truppen abziehen und die politische Einigung Saigon und Hanoi überlassen. Als Quelle gibt „Time" einen Beamten der Nixon-Administration an. Die US-Regierung strebt eine Verhandlungsregelung des Vietnam-Konflikts an. Dies Gericht in Zriffin folgte Anträgen der Staatsanwaltschaft T e l A v i v (AFP/ddp). Zu jeweils zweimal lebenslänglich und zehn Jahren Freiheitsstrafe hat ein israelisches Militärgericht am Montag in Zriffin bei Tel Aviv die beiden Araberinnen Therese Halsoh und Rima Tanous verurteilt. Das Gericht folgte damit den Strafanträgen der Staatsanwaltschaft. Die israelischen Richter hielten die beiden Araberinnen für überführt, zusammen mit zwei weiteren Arabern am 8. Mai ein Flugzeug der belgischen Fluggesellschaft Sabena in ihre Gewalt gebracht zu haben. Sie hätten einer „illegalen Organisation angehört, die mit Waffen und Munition ein Verbrechen verübt hat". Die Sabena-Maschine war auf dem Tel Aviver Fluqhafen Lod von israelischen Soldaten befreit worden. Dabei waien die beiden männlichen Entführer erschossen worden. Bei dem Schußwechsel hatte auch ein Passagier den Tod gefunden. Der Vorsitzende des Militärgerichts betonte bei der Urteilsverkündung, das Urteil sollte ein abschreckendes Beispiel für künftige Luftpiraten sein. Das Gericht forderte andere Staaten auf, dem israelischen Beispiel zu folgen. „Es ist eine sehr harte Strafe", sagte Rima Tanous nach der Urteilsverkündung, ihre Mitangeklagte meinte: „Nun, ich werde heraus- kommen, wenn ich eine alte Frau bin". Sie hatte, wie ihre Mitangeklagte, in ihrem Schlußwort um Gnade qebeten. Bei der Verlesunq des Urteils sagte der Gerichtsvorsitzende, Oberstleutnant Halperin, „sie waren beide Krankenschwestern und sollten Engel in Weiß sein. Statt dessen aber verwandelten sie sich in Todesengel". Halperin betonte, einer der drei Richter habe die Todesstrafe verhängen wollen, sei aber überstimmt worden. Für zwei der drei Anklagepunkte hätte das Gericht die Todesstrafe aussprechen können. Ein vierter Anklagepunkt lautete auf Bombenlegen. In diesem Punkt war das Gericht nicht zu der erforderlichen einstimmigen Entscheidung gekommen. Die Verteidiger der beiden Mädchen, die Rechtsanwälte Karni und Henigman, erklärten nach dem Prozeß, sie wollten eine Berufung versuchen. Henigman, der Therese Haisah verteidigte, hatte schon nach dem" Plädoyer des Änkläqers, der lebenslänglich gefordert hatte, gesagt: „Für ein Mädchen wie sie ist eine solche Strafe eine Todesstrafe". Beide Anwälte hatten für die Araberinnen auf Freispruch plädiert. Sie hatten argumentiert, ihre Mandantinnen seien von den beiden Guerillas zur Mitwirkung gezwungen worden. Fortsetzung Seite 2, Spalte 1 und 2 Vereinbarung wurde bereits am 12. Juli unterzeichnet B e r n / B e r l i n (dpa). Die Schweiz und die DDR haben gestern in einem gemeinsamen Kommunique die geplante Errichtung von Handelsmissionen in Ost-Berlin und Zürich bekanntgegeben. Es heißt darin, eine entsprechende Vereinbarung sei bereits am 12. Juli in Bern unterzeichnet worden. Wie in einer Pressekonferenz in Bern mitgeteilt wurde, trat die Vereinbarung schon am 10. August in Kraft. In den vergangenen Tagen hatte die Schweizer Regierung, auch nachdem es hierüber Zeitungsberichte gegeben hatte, striktes Stillschweiqen gewahrt. Im jetzt veröffentlichten Kommunique wird unterstrichen, daß die Tätigkeit der Handelsmissionen der „allseitigen Förderung der Handels-, Wirtschafts-, Finanzund Verkehrsbeziehungen sowie der entsprechenden offiziellen und kommerziellen Kontakte" dienen solle. Die Missionen werden darüberhinaus konsularische Befugnisse haben: Das Recht der Visa-Erteilung, der Legalisierung von Dokumenten, der Rechtshilfe und des Beistandes bei der Wahrnehmung der Interessen der Bürger des Entsendestaates. Finnland und DDR setzen Meinungsaustausch fort Lebenslängliche Haftstrafen für die beiden arabischen Luftpiratinnen erklärte Außenminister Rogers am Montag in Miami Beach vor einem Ausschuß, der das republikanische Programm für die Präsidentschaftswahlen im Herbst ausarbeiten soll. Rogers hob hervor, eine Verhandlungsregelung müsse den vollständigen und sofortigen Rückzug der Amerikaner aus Vietnam, wie ihn auch die Demokraten fordern, beinhalten. Der Weg des Friedens erfordere jedoch den „Willen, die militärische Macht zu erhalten, ohne die kein Frieden gesichert werden kann". Der frühere US-Justizminster Clark hat in der Nacht zum Montag bei seiner Rückkehr von einem längeren Aufenthalt in Nordvietnam erklärt, hohe Beamte in Hanoi hätten ihm versichert, daß alle US-Kriegsgefangenen in Nordvietnam freigelassen würden, „wenn wir diese sinnlosen und mörderischen Bombardierungen und den Krieg in Vietnam beenden und uns zurückziehen". Die Kriegsgefangenen würden, wie er sich bei einem Gespräch mit ihnen habe vergewissern können, human behandelt. Clark gehört einer internationalen Kommission zur Untersuchung von Kriegsverbrechen in Indochina an. Schweiz und DDR kündigen Austausch von Handelsmissionen an Das Kommunique enthält außerdem einen Hinweis auf die Bereitschaft der DDR, nach Herstellung der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten Verhandlungen über vermögensrechtliche Fragen aufzunehmen. Schon vorher sollen über dieses Thema vorbereitende Expertengespräche geführt werden. Die Regelung der Rückgabe in der DDR festliegender Schweizer Vermögen gilt in Bern Ein Archiv-Foto der viermotorigen „II62". 30 Pf A 6622 A Helsinki (dpa). Die Delegationen Finnlands und der DDR setzten gestern in Helsinki ihre Gespräche über die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen fort. Ein neues Treffen wurde für heute vereinbart, über den Inhalt der mehrstündiqen Unterredung von gestern wurde nichts bekannt. Jedoch verlautete von informierter finnischer Seite, daß es sich bei den Kontakten weiterhin um einen Meinungsaustausch handele. Sollte sich eine qualitative Veränderunq im Charakter der Begegnungen — Überleitung in formelle Verhandlungen — ergeben, so würde dies möglicherweise bekanntqemacht werden. Die Gespräche Finnland—DDR waren auf eine finnische Initiative hin am 31. Juli begonnen und nach rund einwöchiqer Unterbrechung am voriqen Donnerstaq fortgesetzt worden. Sie umfassen die Punkte des sogenannten Deutschlandspakets vom September verganqenen Jahres, in welchem Finnland neben einer Reqelunq der diplomatischen Beziehunqen mit beiden deutschen Staaten eine förmliche Anerkennunq der finnischen Neutralität, einen Gewaltverzicht und eine Regelung der Krieqsfolgen vorgeschlaqen hatte. als Voraussetzung für diplomatische Beziehungen zu Ost-Berlin. Schweizer Zeitungen hatten kürzlich berichtet, daß eine praktisch seit Ende der sechziger Jahre unterschriftsreife Vereinbarung nur wegen der Rücksichtnahme auf Bonn nicht vollzogen worden sei. Nach der allgemeinen Entspannung zwischen Ost und West sehe die Schweiz jetzt keinen Grund mehr, noch weiter zu warten. Erklärung Bonns Das Bonner Auswärtige Amt erklärte zur Vereinbarung Schweiz—DDR: „Zwischen der Schweiz und der DDR ist am 12. Juli 1972 ein Ressortabkommen über die beiderseitige Errichtung von Handels-Vertretungen in OstBerlin und Zürich abgeschlossen worden. Dieses Abkommen ist Teil der Bemühungen zur Regelung der zwischen der Schweiz und der DDR schwebenden Wirtschaftsfragen. Durch den Austausch von Handelsvertretungen werden die bilateralen Wirtschaftsbeziehungen institutionalisiert. Die Befugnisse und Vorrechte der Handelsvertretungen werden sich auf den zur Durchführung des bilateralen Wirtschaftsaustausches unerläßlichen Rahmen beschränken. Die Haltung der Schweiz zur Frage der Anerkennung der DDR wird durch das Abkommen in keiner Weise berührt. Dies kommt nicht zuletzt auch dadurch zum Ausdruck, daß Standort der Handelsvertretung der DDR nicht die Bundeshauptstadt Bern, sondern Zürich sein wird. Die Bundesregierung war durch die schweizerische Regierung über den Stand der Dinge ständig unterrichtet worden." beginnt. Als Gründe für .die^Verlegung — die Verhandlungen hatten bf^er abwechselnd in Wien und Helsinki stattgefunden — werden in informierten Kreisen zunächst die niedrigeren Kosten genannt: In Genf verfügen Russen und Amerikaner über Abrüstungsspezialisten, die sich hier wegen der 25-Nationen-Abrüstungskonferenz ständig aufhalten. Außerdem wird damit gerechnet, daß in Helsinki in absehbarer Zeit die europäische Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit beginnt, und beide Konferenzen sollten nicht am gleichen Ort stattfinden. Brandt sprach mit Klasen über Währungsfragen Bonn (AP). Bundeskanzler Brandt ist gestern mit Bundesbankpräsident Klasen in Bonn zu einem Gespräch über Währungsfragen zusammengetroffen. Ein Regierungssprecher erklärte, bei der Unterredung, die auf eine Bitte Brandts zustande gekommen sei, habe Klasen einen Bericht über die internationale Währungssituation abgegeben und betont, es seien Anzeichen vorhanden, daß die von der Bundesregierung getroffenen währungspolitischen Maßnahmen während der Pfundkrise zur Beruhigung der Währungslage beigetragen hätten. Darüber hinaus hätten sie Nächste SALT-Runde in Genf es auch der amerikanischen Regierung erleichGenf (dpa). Die Regierungen der Sowjet- tert, ihrerseits Maßnahmen zu treffen. union und der USA haben sich darauf geeinigt, ihre Verhandlungen über eine Begrenzung der S-Bahn wird teurer strategischen Rüstung (SALT) in Genf weiterTsp. Berlin. Eine S-Bahn-Fahrt wird in zuführen. Die Regierung der Schweiz gab am Montag in Bern bekannt, daß sie ein entspre- West-Berlin vom 1. September an 50 Pfennig chendes Ersuchen der beiden Großmächte ge- statt bisher 30 Pfennig kosten. Dies gab die billigt habe. Ost-Berliner Nachrichtenagentur ADN gestern In Genf wird erwartet, daß die nächste bekannt. Der 30-Pfennig-Tarif galt seit dem Runde der SALT-Verhandlungen im Oktober 1. Juli 1966. (Weiteres Seite 8) Unsere Meinung; Finnland, die Schweiz und andere J.B. Bisher hatte die deutsche Ostpolitik, die in ihrem Kern sowohl die Anerkennung des Status Quo als auch seine qualitative Veränderung durch die mit der DDR abzuschließenden Verträge enthält, nicht die oftmals befürchtete Folge einer gewissermaßen automatischen diplomatischen Anerkennung der DDR durch Drittstaaten. Auch potentiell anerkennungswillige Staaten wie zum Beispiel Indien haben sich zunächst weiter zurückgehalten. Der Grund dafür lag auf der Hand. Da von einem bestimmten Moment an, den die Bundesrepublik auf den erfolgreichen Abschluß eines sogenannten Grundvertrages mit der DDR datierte, die Bundesregierung ohnehin keine Einwendung mehr gegen die Anerkennung der DDR durch andere Staaten erheben würde, konnte diese sich nun auch noch Zeit nehmen. Sofern der Wunsch zur Anerkennung der DDR bei diesen Staaten vorlag, konnten sie hoffen, ihn demnächst ohne Belastung ihrer Beziehungen zur Bundesrepublik ohnehin vollziehen zu können. Daß diese Rücksichtnahme auf das Gewicht und das Interesse der Bundesrepublik wie auch das Verständnis für die neue Ostpolitik eine große Rolle spielt, zeigte sich an der großen Mehrheit, mit der die UNO-Mitglieder noch unmittelbar vor der Stockholmer Umweltkonferenz die Aufnahme der DDR in die Weltgesundheitsorganisation ablehnten. Eine neue Note kam in die Situation, als Finnland plötzlich seinen, ursprünglich langfristig angelegten Plan für gleichzeitige Verhandlungen mit Bonn und Ost-Berlin über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen aktualisierte und sich auch durch die Zurückhaltung Bonns nicht mehr bewegen ließ, auf einseitige Gespräche mit der DDR zu verzichten. Der finnische Schritt war offenbar durch das Motiv geleitet, bei einer allfälligen Vorbereitung der europäischen Sicherheitskonferenz in Helsinki beide deutsche Staaten schon durch Botschafter vertreten zu sehen. Solange Bonn seinen Grundvertrag mit der DDR nicht unter Dach und Fach hat, wollte es dieser Statuserhöhung der DDR im Hinblick auf die spätere europäische Konferenz jedoch nicht Vorschub leisten. Es entzog sich also den angebotenen gleichzeitigen Verhandlungen über die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen Finnland und den beiden deutschen Staaten. Bonn tat das mit einiger Gelassenheit, weil es weiter darauf vertraute, Finnland werde selbst bei Abschluß der Verhandlungen mit der DDR das Prinzip der Gleichbehandlung beider deutscher Staaten einhalten; zudem war es für Bonn keine ungünstige Verhandlungslage, erst einmal abzuwarten, was Ost-Berlin zu den finnischen Forderungen nach Reparationen und der Anerkennung der Neutralität Finnlands zu sagen habe. Es könnte freilich sein, daß Finnland — insbesondere nach der Reise Staatspräsident Kekkonens in die Sowjetunion — sein Verhandlungspaket doch aufschnürt und sogar meint, die Gleichbehandlungen Bonns und Ost-Berlins sei auch dann noch gewahrt, wenn beide deutsche Staaten von Finnland gleichzeitig anerkannt, diplomatische Beziehungen aber zunächst nur mit einem, nämlich der DDR, aufgenommen werden. Mit dem Grundsatz der „bedingungslosen Symmetrie" in der Behandlung beider deutscher Staaten wäre das freilich nicht mehr vereinbar. Finnland könnte diesen Schritt also wohl nur tun, wenn es überzeugt wäre, daß der Abschluß eines Grundvertrages zwischen deutschen Staaten, die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Bonn und die Vorbereitung der europäischen Sicherheitskonferenz schließlich dodi — augenblickliche Verstimmungen hin und her — zusammenfielen. Nun hat inzwischen die Schweiz als ein neutraler Staat ganz anderer Art ebenfalls sein Verhältnis zur DDR auf eine völlig neue Stufe gestellt. Die diplomatische Anerkennung ist zwar noch weiter im Feld; aber immerhin sind staatliche Handelsmissionen ausgetauscht, deren Umwandlung in Generalkonsulate vorgesehen ist und die auch schon jetzt beträchtliche konsularische Funktionen erhalten. Vor allem ist damit eine Beschränkung des Status der bisherigen Schweizerischen Delegation in Berlin verbunden, deren Funktion jetzt auf West-Berlin beschränkt werden, während die schweizerische Handelsmission in Ost-Berlin in deren Funktionen für die DDR eintritt. Damit geht die Schweiz, wohl ganz bewußt zur Demonstration ihrer Unabhängigkeit und der Wahrung eigener Interessen schon in einem Stadium der Nichtanerkennung der DDR über das hinaus, was vergleichbare Staaten in ähnlicher Lage getan haben. Österreich zum Beispiel hat zwar eine Handelsvertretung OstBerlins in Wien zugelassen, die das Recht der Visa-Erteilung besitzt; in Ost-Berlin befindet sich hingegen nur eine Vertretung der österreichischen Bundes-Handelskammer, während das Visa-Recht weiterhin bei der österreichischen Delegation in Berlin mit Sitz in WestBerlin verblieben ist. Alle Staaten, die Vertretungen in Berlin mit Funktion auch für Ost-Berlin und die DDR haben, auch die kleineren am Kriege gegen Deutschland beteiligten Mächte, die Militärmissionen unter dem Dach der ViermächteVerantwortung in Berlin unterhalten, sehen sich plötzlich dem Druck eines Präzedenzfalles ausgesetzt. Dies ist um so schwerwiegender, weil bisher nicht einmal unter den NATOMächten eine einheitliche Vorstellung besteht, wie nach dem neuen Viermächte-Abkommen über Berlin und im Hinblick auf die spätere Anerkennung der DDR mit den Militärmissionen und ihren an Viermächte-Regeln geknüpften Funktionen zu verfahren sei.