Erfahrungsbericht zur University of North Georgia
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Erfahrungsbericht zur University of North Georgia
Erfahrungsbericht zur University of North Georgia Allgemein: Ich habe ein Semester (Mitte August bis Mitte Dezember) an der University of North Georgia (UNG) in Dahlonega, Georgia verbracht. Soweit ich weiß, sind an der UNG lediglich Semesteraufenthalte möglich. Die anderen Partnerschaftsprogramme der JMU Würzburg in den USA waren zweisemestrige Aufenthalte. Im Zuge der Planungen für ein Auslandssemester bekommt man es immer wieder gesagt, obwohl man es nicht hören will. Allerdings haben die Leute einfach Recht. Deshalb wiederhole ich es hier noch einmal: Fang FRÜH an zu planen. Die Bewerbungsfrist im International Office liegt gewöhnlich direkt nach den Weihnachtsferien. Ich habe (leider) erst Anfang des Wintersemesters, sprich Oktober, angefangen mich zu informieren. Dies war zeitlich definitiv sehr knapp und ich kann nur empfehlen, bereits in den Semesterferien zu starten. Für die Fertigstellung der Bewerbungsunterlagen würde ich persönlich mindestens 2-3 Monate einplanen. Ein unvorhergesehener TOEFL-Test oder Ähnliches kann einen in den Planungen nämlich ganz schön zum Schwitzen bringen. Bekommt man die Zusage, gehen die Formalitäten erst richtig los: Man muss ein Visum beantragen, wofür man ein extra Foto machen und zu einem vorher vereinbarten Termin zu einer amerikanischen Botschaft (Berlin, Frankfurt oder München) fahren muss. Man braucht eine Bescheinigung der Bank der Eltern, dass man seine Kosten in Amerika stemmen kann. Zudem muss man eine obligatorische Krankenversicherung der Universität abschließen. Man kann sich jedoch als Deutscher davon freistellen lassen, sofern die deutsche Krankenkasse gewisse Leistungen auch im Ausland übernimmt. Auch hierfür braucht man natürlich eine entsprechende Bescheinigung. Zudem stand ich zu der Zeit bereits in E-mailkontakt mit Amanda Phipps, der zuständigen Ansprechpartnerin vom International Office der University of North Georgia (UNG). Sie ist, um ehrlich zu sein, genial! Sie ist super freundlich, hilft bei jeder kleinsten, noch so unnötigen Frage und kümmert sich um alles, wenn es Probleme gibt. Solltet ihr für die UNG angenommen werden, zögert nicht sie zu kontaktieren. Anreise und Unterkunft: Vor Semesterbeginn findet eine Einführungswoche für die Internationals statt. Den Termin erfährt man früh genug um seinen Flug zu buchen. Die Ankunftszeiten teilt man dann Amanda mit, sodass kleine Busse zu verschiedenen Uhrzeiten die Studenten vom Flughafen abholen. Man kommt auf dem Campus in Studentenunterkünften, den sogenannten North Georgia Suites, unter. Hier muss ich allerdings sagen, dass dies nicht nur Vorteile hat. Auf der einen Seite lernt man so sehr schnell, sehr viele neue Leute kennen. Zudem hat man aus Deutschland keinerlei Stress eine Unterkunft zu finden, da man sich für die Unterkunft zwar bewerben muss, man als International aber einen Platz sicher hat. Auf der anderen Seite ist die Unterkunft allerdings relativ teuer (ca. 2400$ pro Semester). Zudem, und das wird einige von euch sehr hart treffen, ist auf dem gesamten Campus Alkoholverbot. Somit darf man auch in seinem Zimmer weder Alkohol lagern, noch konsumieren. Dies wird auch von Zeit zu Zeit kontrolliert und sehr ernst genommen! Alkoholverbot heißt dort tatsächlich Alkoholverbot! In der Regel teilt man sich ein Zimmer mit einem Amerikaner und zusammen mit einem anderen Zimmer (normalerweise auch International + Amerikaner) teilt man sich Sanitäranlagen. Auch dies hat Vor-und Nachteile. Privatsphäre ist in einem Doppelzimmer schwierig zu bekommen. Versteht man sich mit seinem Mitbewohner allerdings gut, kann es für 4 Monate richtig Spaß machen! Zudem hat man sofort Anschluss an einen Einheimischen, um seine Englischkenntnisse zu verbessern. Neben seinem Zimmer gibt es noch sogenannte „day rooms“ in denen es Sitzgelegenheiten und einen Fernseher gibt. Dort kann man seine Hausaufgaben machen, Football schauen oder einfach mit seinen Freunden abhängen. Es gibt nur eine gemeinsame Küche im Erdgeschoss, die in aller Regel nur sehr selten genutzt wird. Studenten, die auf dem Campus leben, sind nämlich verpflichtet, einen „mealplan“ zu buchen. Hierbei handelt es sich um Folgendes: Auf dem Campus gibt es eine Mensa, („chow“ genannt). Dort wird Frühstück, Mittag und Abendessen auf all-you-can-eat Basis angeboten. Man bezahlt am Anfang des Semesters für eine gewisse Anzahl an Mahlzeiten, die man pro Woche dort zu sich nehmen darf. Jedes Mal, wenn man dann Essen geht, wird der Studentenausweis gescannt und man kann sich daraufhin so lange man will in Chow aufhalten und so viel essen, wie man möchte. Der unlimited Mealplan kostet ca. 2050$ pro Semester, ein Mealplan mit 15 Mahlzeiten/Woche ist auch verfügbar, allerdings unverhältnismäßig weniger günstiger. Im Allgemeinen hat die große Mehrheit den unlimited Mealplan. Finanzielles: Durch das Partnerschaftsprogramm zwischen der JMU Würzburg und der UNG wird man von den Studiengebühren und Semesterbeiträgen befreit. Man muss also „lediglich“ die Unterkunft (ca. 2500$) und den Meaplan (ca. 2050$) bezahlen. Hinzu kommt selbstverständlich noch der Flug (Preis individuell) und Gebühren fürs Visum und Ähnliches (ca. 120€ + 180$). Die Preise können sich allerdings mit der Zeit verändern. Angemerkt sei noch, dass Bücher für die Fächer in den USA häufig sehr intensiv genutzt werden aber auch außerordentlich teuer sind. Zwar gibt es allerlei Möglichkeiten, die Bücher günstiger zu bekommen(leihen, gebraucht kaufen, im Internet kaufen), aber ein paar hundert Dollar kann man dafür vorsichthalber noch einmal einplanen. Studium: Einige Zeit bevor das Semester losgeht, schickt Amanda einen Link mit allen angebotenen Kursen. Man sucht sich am besten fünf bis sechs Kurse raus, auch wenn man in der Regel nur vier belegt. Man wird dann vier der ausgewählten Kurse bekommen, darf aber, soweit ich weiß, auch mehr Kurse belegen. Wie jeder, der den Plan hat in Amerika zu studieren, wahrscheinlich bereits weiß, ist das dortige System sehr viel verschulter. Namentliche Aufrufungen, Anwesenheitskontrolle, Hausaufgaben, Präsentationen, Quizze, etc. stehen an der Tagesordnung. Das ist natürlich Geschmackssache, ändern kann man es aber ohnehin nicht. Ich selber studiere Wirtschaftswissenschaften und fand das Angebot an Kursen ausreichend, wenn auch nicht überwältigend. Belegt habe ich Business Communication, Principles of Marketing, Fundamentals of Management und Introduction to Political Science, auch wenn letzteres nicht zu meinem Fachbereich gehört. Im Allgemeinen haben mir die Kurse sehr viel Spaß gemacht, vor allem Business Communication hat zur Verbesserung meiner Sprachkenntnisse beigetragen. Ansonsten ist der „FunFaktor“ des jeweiligen Kurses sehr stark lehrerabhängig. Zur Anrechnung kann ich euch nur sagen, dass es nicht möglich war, mir im Vorhinein schon etwaige Anerkennungen von Lehrstühlen zusagen zu lassen. Ich werde also nun im Nachhinein mit meinem Zeugnis und diversen Unterlagen bei den Lehrstühlen um Anerkennung bitten. Inwieweit die Kurse anerkannt werden, kann ich also zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Corps of Cadets: Etwas Besonderes an der UNG ist, dass es eines von nur sieben Senior Military Colleges der USA ist. Dies bedeutet, dass es einen Corps of Cadets gibt. Im Prinzip sieht das so aus: Ein geringer Teil der Studenten läuft die ganze Zeit in verschiedenen Militäruniformen über den Campus, sie nehmen aber am normalen Universitätsleben teil. Das heißt, dass sie mit euch in den Kursen sitzen, in Chow essen, usw. Untergebracht sind sie auf dem Campus allerdings in einem anderen Gebäude. Zusätzlich zum normalen Unterricht haben die Kadetten verschiedene militärische Übungen bis hin zu Helikoptermanövern, bei denen die Helikopter mitten auf dem Campus landen. Dies mag ungewöhnlich klingen, ist allerdings eher spaßig zuzugucken als angsteinflößend. Bei jeder besonderen Gelegenheit marschieren die Kadetten oder führen etwas auf. Auch das ist sehr beeindruckend! Aufgrund des Corps wird zudem jeden Morgen eine amerikanische Flagge gehisst und dazu ein Marsch gespielt. Nachmittags um 17:00 Uhr wird diese wieder eingeholt. Während dieser Zeit (ca. jeweils eine Minute) darf/soll man sich außerhalb von Gebäuden nicht bewegen, sprich die Leute halten an und wenden sich der Flagge zu, selbst die Autos bleiben stehen. Auch dies habe ich in keinster Weise negativ empfunden! Morgens bekommt man davon in der Regel sowieso nichts mit, da man zu der Zeit meist noch im Bett liegt. Ich muss zugeben, dass mich der Corps im Vorhinein abgeschreckt hat. Im Nachhinein muss ich dies allerdings komplett revidieren! Land und Leute: Die Mehrheit der Leute ist, wie das nun mal in den Südstaaten der USA so ist, höchst konservativ. Das bedeutet auch, dass es einige Studenten gibt, die nach bestimmten Werten versuchen zu leben (kein Alkohol, kein Sex vor der Ehe,…) und es nicht selten vorkommt, dass ein 19-jähriges Mädchen bereits verlobt ist. Man muss diese politischen und religiösen Ansichten nicht teilen. Solange man sich aber nicht unbedingt über Politik und Religion unterhält, ist alles gut. Jeder sucht sich bekanntlich auch seine Freunde selber aus. Ich habe im Allgemeinen nur positive Erfahrungen mit allen Leuten gemacht, die ich dort kennen gelernt habe! Ausgeschlossen auf Grund seiner Nationalität wird man nicht. Man muss sich aber, genau wie überall sonst auch, seine Freunde suchen. Allgemein: Zum Ende meines Berichts möchte ich allerdings noch einmal auf ein Paar Besonderheiten von der UNG hinweisen. Jeder, der sich für diese Universität entscheidet, sollte sich darüber im Klaren sein: Die UNG ist ein relativ kleines College. Collegefootball wird dort deshalb unter anderem leider nicht gespielt. Zudem werden einem die gleichen Leute immer wieder über den Weg laufen. Außerdem ist Dahlonega eine sehr (!) kleine „Stadt“. Mehr als drei Bars gibt es nicht und außer donnerstags (und selbst da nur bis 1 Uhr) kann man in Dahlonega nicht feiern gehen. Da auf dem Campus und somit in eurer Unterkunft wie schon gesagt Alkoholverbot herrscht, ist man darauf angewiesen, dass man Freunde hat, die off campus wohnen. Auch der Alkoholgenuss von U21jährigen wird in Dahlonega von der Polizei äußerst ernst genommen. Ich habe einige Freunde, die dadurch Probleme bekommen haben. Es wird deutlich härter geahndet als in Deutschland! Zu guter Letzt sei gesagt, dass sich Dahlonega in einem sogenannten dry County befindet. Das heißt, dass man im gesamten County (vergleichbar mit einem Kreis in Deutschland) keinen Schnaps und sonntags, bevor die Kirche vorbei ist, überhaupt keinen Alkohol im Supermarkt kaufen kann. Ich möchte damit nicht sagen, dass es sich deshalb nicht lohnt, sich für die UNG zu entscheiden. Ich persönliche habe ein super Semester dort verbracht und eine einmalige Erfahrung gemacht! Ich wollte es den zukünftigen Studenten lediglich mitteilen. Wer in seinem Auslandssemester an eine einzige, ganzsemestrige Party á la American Pie denkt, ist an der UNG vermutlich an der falschen Adresse. Solltet ihr irgendwelche Rückfragen haben, zögert nicht mir zu schreiben! Meine Email Adresse ist: [email protected]