Keep-Cool elektrisch

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Keep-Cool elektrisch
Da bei meinem Fahrzeug bei Stau oder Stop and Go die Kühlleistung nicht ausreicht und die Temperatur immer weiter
ansteigt, bis sich bei ca. 107°C der Motorlüfter und der elektrische Lüfter der Klimaanlage zuschalten, habe ich eine
eigene Temperaturregelung mit niedrigerem Einschaltpunkt der Lüfter nachgerüstet. Die folgende Beschreibung
bezieht sich also auf einen 230E Mopf-1 mit Klimaanlage.
Die Ursache für den Temperaturanstieg kann nach einem Posting im W124-Forum (W123) in zugesetzten
Kühlwasserbohrungen der Zylinderkopfdichtung liegen. Das Problem war nach Wechsel der ZKD behoben. Allerdings
ist zu vermuten, daß dann auch der Kühler durch Ablagerungen bei der Erfüllung seiner Aufgabe behindert wird. Für
die Spülung des Kühlkreislaufes mit Zitronensäure o. ä. und deren Wirksamkeit liegt noch keine detaillierte Anleitung
vor (Mischungsverhältnis / Dauer usw.).
Nach Studium der Schaltpläne und einigen Messungen habe ich beschlossen, den Sensor des Kühlwasserthermometers zur Auswertung der Temperatur zu benutzen. Der Einschalt-Punkt soll bei 96-97°C liegen, da der
Thermostat bei dieser Temperatur voll geöffnet ist. Dabei liegt am Sensor eine Spannung von etwa 1,9V gegen Masse
an. Die Spannung fällt mit steigender Temperatur.
Zunächst habe ich mir den Conrad-Bausatz 194883- gekauft und aufgebaut. Am Bausatz müssen die im Bild
bezeichneten Änderungen vorgenommen werden, um den Referenzbereich für Eingangs-spannungen von ca. 1,6 bis
2,4V zu erreichen und vor allem um im Gegensatz zur ursprünglichen Auslegung das Einschalten bei fallender
Eingangsspannung zu erreichen. Dazu wird per "Luftverdrahtung" der Verbindungspunkt des
Referenzspannungsteilers R1 / R3 auf Pin 3 des IC (den ursprünglichen Anschluß des PTC) gelegt und Pin 2 des IC
(der ursprüngliche Verbindungspunkt des Referenzspannungsteilers R1 / R3) wird als Meßeingang verwendet. R1 wird
wie im Bild durch 2 Stk. 10K Widerstände (Metallschicht) oder einen 22K Widerstand (Metallschicht) ersetzt.
Die restliche Beschaltung bleibt, wie sie ist. Beim Trockentest auf dem Küchentisch hat sich erwiesen, daß sich der
Hysteresebereich bei voll aufgedrehtem Hysteresesteller R2 auf brauchbare 0,15V erweitert hat (vorher ca. 0.05V).
Damit wird der Lüfter nicht hektisch ein- und ausgeschaltet. Die Schaltschwelle wurde auf etwa 1,9V voreingestellt, sie
kann natürlich auch im Fahrzeug nach dem Kühlwasser-schätzometer eingestellt bzw. korrigiert werden.
Leider gab es zur Platine kein passendes Gehäuse, die Kapselung sieht also innen so und außen so aus. Bei der
Suche nach einer freien Stelle an der Spritzwand zur Befestigung der Schachtel mußte ich feststellen, daß da gar kein
Platz mehr frei ist. Unter dem Lambdasondensteckergehäuse links neben der Batterie habe ich dann gerade noch so
ein freies Plätzchen geortet.
Die grüne Leuchtdiode ist übrigens als Betriebsspannungsanzeige mit einem Vorwiderstand 1,2K per
"Freiverdrahtung" an (+) und (-) des Bausatzes angelötet.
VERKABELUNG
Nun wird alles ordentlich verkabelt und an den Bausatz angeschlossen:
Das Kabel des Kühlertemperatursensors ist grasgrün (vorher am Stecker nochmal kontrollieren) und wurde etwa am
ABS-Gerät aufgetrennt, da der Kabelbaum hier wieder ordentlich mit selbstver-schweißendem Isolierband
geschlossen werden kann. Nun werden die Kabelschuhe angelötet, der Kabelbaum wird verschlossen, die Kabel
werden mit dem Flachsteckverteiler wieder verbunden und das Kabel zum Meßeingang des Bausatzes wird mit
angesteckt. Den Steckverteiler habe ich dann noch mit mit Silikonfettspray geflutet, um Kontaktkorrosion zu
verhindern.
Jetzt wird die Ansteuerung des Lüfterrelais verkabelt, zum Verständnis hier der Schaltplan. Dieses Relais "B" im
Relaiskasten steuert über getrennte Schließerkontakte die Magnetkupplung des Kühler-ventilators und den
elektrischen Klimalüfter (über Vorwiderstand 0,2 Ohm). Das Relais wird übrigens auf Bildansichten als K10, im
Schaltplan jedoch als K8 bezeichnet!
Die Relaisfassung wird durch vorsichtiges Eindrücken der beiden Rasten aus dem Relaisrahmen nach unten
entnommen und die Leitung (braun/blau) zum Relaisanschluß 85 aufgetrennt. An die beiden Enden werden nun wieder
Kabelschuhe angelötet, die Verbindung wird über einen Flachsteckverteiler wieder hergestellt und die Leitung zum
Relaiskontakt des Bausatzes wird mit angesteckt.
Die Masseverbindung wird mittels eines kurzen Kabels vom Relaiskontakt zum Anschluß "-" im Bausatz realisiert.
Da der Bausatz bei mir neben der Batterie angebracht ist, habe ich die Versorgungsspannung an Kl. 15 des
Klimarelais abgegriffen, auch am KPR und am ÜSchutzrelais ist eine Klemme 15 vorhanden. Nun noch ein Kabel nach
Masse (-) legen und alle Leitungen richtig am Bausatz anklemmen - fertig!
TEST UND EINSTELLUNG
Jetzt den Motor starten und warmlaufen lassen (oder warmfahren). Irgendwann ist das kalte Kühlmittel im Kühler
"aufgebraucht"und die Temperatur beginnt über normal zu steigen.
Wenn die Referenzspannung des Bausatzes bereits vorjustiert wurde, ist nun nur noch abzuwarten, ob die
Kühlerlüfter bei der gewünschten Temperatur ein- und wieder ausgeschaltet werden. Wenn noch nicht vorjustiert, ist
der Zeiger der Kühlmitteltemperaturanzeige zu beobachten und beim Erreichen der gewünschten Einschalttemperatur
der Trimmer des Referenz-Spannungsteilers so einzustellen, daß die Lüfter gerade einschalten (bei mir etwa
Mittelstellung). Die Abschalt-Temperatur wird mit dem Hysterese-Trimmer eingestellt (bei mir fast voll aufgedreht
entsprechend der auf der Platine aufgedruckten Symbolik).
Lüfter und Magnetkupplung werden bei mir etwa 2mm vor dem 100°C-Strich eingeschaltet und etwa in der Mitte
zwischen 80° und 100°C wieder abgeschaltet (90°C, soweit man dem Schätzometer glauben kann). Weiter herunter zu
kühlen macht nicht viel Sinn, da der Thermostat dann wieder schließt.
Nachdem man mehrmals das Ein- und Ausschalten der Lüfter beobachtet und für gut befunden hat, kann das Gehäuse
des Bausatzes geschlossen und an der vorgesehenen Stelle befestigt werden.
Die Funktion aller originalen Temperaturschalter bleibt erhalten.
Bei Fahrzeugen ohne Klimaanlage kann der originale oder ein anderer E-Lüfter sicher nachgerüstet werden, Platz
sollte genug vorhanden sein. Der Bausatz wird dann einfach um ein übliches KFZ-Relais ergänzt.
Ich möchte noch anmerken, daß dieser Bausatz mit geringen Änderungen (meine Version oder originale Schaltung,
Dimensionierung des Referenzspannungsteilers) für verschiedenste Überwachungsauf-gaben verwendet werden kann
(ein Temperaturfühler liegt übrigens bei).
Die Nutzung eines 230V-Lötgerätes wird in einer stromlosen Garage durch einen Inverter möglich; die 100WAusführung reicht völlig und ist recht preisgünstig. Eine Neon-Handleuchte funktioniert allerdings auf Grund der
trapezförmigen Ausgangsspannung des Inverters nicht richtig.
Für Schäden durch diese Übungen oder durch falsche Angaben wird keine Haftung übernommen!
© lutzedd61