Geigelstein - Ökomodell Achental

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Geigelstein - Ökomodell Achental
Geigelstein:
„Gipfel der Biodiversität“
Dokumentation
der von Experten geführten Sternwanderung
zu einem der artenreichsten Berggebiete Bayerns
Ein Beitrag zu den deutschlandweiten Aktionen
anlässlich der 9. UN-Naturschutzkonferenz zum Übereinkommen über
die Biologische Vielfalt vom 19. - 30. Mai 2008 in Bonn
überreicht an den Bayerischen Staatsminister für Umwelt und Gesundheit
am 4. Oktober 2008 zum „Tag der Regionen“ im Achental
ESF in Bayern –
wir investieren
in Menschen
durch die
Gebietsbetreuerin Achental,
Claudia Irlacher
ein Gemeinschaftsprojekt von
Landschaftspflegeverband Traunstein e.V.
Geschäftsstelle
Ökomodell Achental e.V.
Gebietsbetreuung
Tel.: 0861/58-539
Fax: 0861/58-255
sandner.lpv@
lra-ts.bayern.de
Tel: 08649/9866-55
Fax: 08649/9866-56
[email protected]
www.oekomodell.de
GEIGELSTEIN – GIPFEL DER BIODIVERSITÄT 2008
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2008 – Jahr der Artenvielfalt in Deutschland
Vom 19. bis zum 30. Mai 2008 fand in Bonn die 9. UN-Naturschutzkonferenz zum
Übereinkommen über die Biologische Vielfalt statt. Dies nahm Deutschland und
insbesondere das Bayerische Umweltministerium zum Anlass dem Thema „Artenvielfalt“ im
Jahr 2008 eine besondere Bedeutung zuzumessen und es in den Mittelpunkt zahlreicher
Aktivitäten zu stellen.
2008 – Jahr der Artenvielfalt im Achental
Das Achental zwischen dem Chiemsee und den Chiemgauer Bergen ist eine der
vielfältigsten Landschaften Bayerns mit seinen naturnahen Seen, Flüssen, Bergbächen und
Quellen, den überregional bedeutsamen Mooren, Berg- und Auwäldern. Dazu kommt eine
einzigartige Vielfalt an verschiedenen Wiesentypen, die von den Achentaler Landwirten
durch angepasste Wirtschaftsweisen erhalten und gepflegt werden. Die bunte Blütenvielfalt
der Futterwiesen, Streuwiesen und Almwiesen zeigt, dass die ökologische Welt hier noch
weitgehend in Ordnung ist. Seit 1999 engagieren sich Bürger und Gemeinden im Ökomodell
Achental e.V. für den Erhalt der einzigartigen Natur- und Kulturlandschaft, für die Sicherung
einer extensiven Landwirtschaft als Wahrer und Pfleger der Landschaft und für eine
umfassende Umweltbildung für Kinder und Erwachsene, Gäste und Einheimische.
Artenvielfalt entdecken – Zusammenhänge verstehen
Die Bedeutung der Artenvielfalt steht beim Achentaler
Jahresmotto „Heilpflanzen und Wildkräuter 2008“ immer wieder
im Mittelpunkt. Durch Zusammenarbeit und Vernetzung von
Initiativen, Behörden, Gemeinden, Schulen und Verbänden,
konnte in diesem Jahr ein bunter Veranstaltungsreigen aus
Führungen, Schulklassenprojekten, Exkursionen, Ausstellungen,
Vorträgen, Märkten u.v.m. angeboten werden.
Vielen Tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten wir so
die Natur und die Bedeutung jeder einzelnen Art im Netz der
Artenvielfalt ein Stück näher bringen.
Weitere Informationen unter:
www.oekomodell.de
www.oekomodell.de/heilpflanzen
GEIGELSTEIN – GIPFEL DER BIODIVERSITÄT 2008
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29. Mai 2008 –
Sternwanderung „Geigelstein – Gipfel der Biodiversität“
Mit der Sternwanderung „Geigelstein - Gipfel der Biodiversität“, wollten wir – der
Landschaftspflegeverband Traunstein e.V. und der Verein Ökomodell Achental e.V. –
aufmerksam machen auf die in dieser Zeit stattfindenden UN-Konferenz in Deutschland und
einen Beitrag leisten für die Bewusstseinsbildung zur Bedeutung der Artenvielfalt in unserer
Region.
Der Geigelstein ist im wahrsten Sinne des Wortes der „Gipfel der Biodiversität“. Das
Naturschutzgebiet rund um den 1813m hohen „Blumenberg des Chiemgaus“ zählt zu den
artenreichsten Berggebieten Bayerns.
Die große Vielfalt an geologischen Formationen, an kleinräumig wechselnden Boden- und
Gesteinsarten sowie die seit Jahrhunderten währende angepasste Almwirtschaft, haben die
Voraussetzungen geschaffen für die einzigartige Flora und Fauna des Geigelsteingebietes.
Alle heimischen Raufußhuhnarten kommen hier noch vor (Auerhuhn, Birkhuhn,
Alpenschneehuhn, Haselhuhn). Steinadler und Murmeltier, Sperlingskauz, verschiedene
Spechtarten und andere selten gewordene Tiere haben hier noch ihre Heimat. Besonders
beeindruckend ist der Reichtum an seltenen Pflanzen, darunter viele Orchideen- und
Enzianarten. Zahlreiche botanische Kostbarkeiten warten am Wegesrand darauf entdeckt zu
werden. Auf den mageren Kalkböden der Almen finden wir zum Beispiel das sehr hübsche
Brandknabenkraut, das nach Vanille duftende, sehr seltene Rote Kohlröschen oder seltene
Eiszeitrelikte wie die Mondraute, einem kleinen Farn. Auf den zum Teil sauren Böden der
Rossalm finden wir noch große Bestände des Punktierten Enzians sowie des Ungarischen
Enzians. Aber auch in den noch überwiegend naturnahen Wäldern finden wir seltene Arten,
je nach Standort zum Beispiel Waldvögelein, Akelei, Weißwurz und an einigen Plätzen auch
den Frauenschuh. Besonders interessant ist die Waldgrenze. Die mit Schneeheide,
Heidelbeeren und Alpenrosen durchsetzten Latschengebüsche sind das Refugium des
Birkwildes. Der Bergwald ist aber nicht nur Lebensraum, sondern hat auch noch viele weitere
Funktionen zu erfüllen, so zum Beispiel als Schutzwald vor Lawinen und Hochwasser.
Bei einer Sternwanderung durch das Naturschutzgebiet Geigelstein mit mehreren Experten
stellten wir das Thema Artenvielfalt mit all seinen Facetten in den Mittelpunkt.
Die sachkundige Führung der Gruppe 1 und 2 übernahmen Jürgen Sandner
(Landschaftspflegeverband Traunstein), Claudia Irlacher (Gebietsbetreuerin Ökomodell
Achental) und Rupert Wörndl (Amt für Landwirtschaft und Forsten). Die Gruppe 3 wurde vom
Biologen Markus Sichler (Untere Naturschutzbehörde Rosenheim) geleitet. Gruppe 1 und 2
startete in Schleching-Ettenhausen und stieg über Wuhrsteinalm und Wirtsalm über
verschiedene Wege Richtung Geigelstein auf, während die Gruppe 3 von Sachrang aus über
die Priener Hütte auf der Westseite den Gipfel erreichte.
GEIGELSTEIN – GIPFEL DER BIODIVERSITÄT 2008
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Der Weg beginnt im Tal –
Blühende Wiesen und Wegränder im Achental
Magere Wiesen mit Margeriten (Leucanthemum vulgare) und Klappertopf (Rhinanthus) sowie Streuwiesen voller Schwertlilien (Iris sibirica) und seltener Orchideen (Orchidiceae) säumen den Weg durch
das Achental
Zunächst geht es durch den Bergwald –
Schutz für das Tal und Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Der Bergwald am
Geigelstein ist reich an
Orchideen wie Nestwurz
(Neottia nidus-avis, Bild),
Waldvögelein (Cephalanthera) und Frauenschuh (Cypripedium
calceolus)
GEIGELSTEIN – GIPFEL DER BIODIVERSITÄT 2008
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Durch das Almgebiet –
Angepasste Almwirtschaft sorgt für einzigartige Blumenvielfalt
Der stengellose
Enzian (Gentiana
clusii) ist hier noch
in großer Zahl
vorhanden. Dazu
gesellen sich das
kräftige Gelb des
Hufeisenklees
(Hippocrepis
comosa) und das
zarte Lila der
Alpen-Kreuzblume
(Polygala alpestris)
Bunte Blütenteppiche mit in jedem Monat wechselnden
Farben bezaubern den Almwanderer. Die zartblauen
Blütenköpfe der Herzblättrigen Kugelblume (Globularia cordifolia) verweben sich mit dem Gelb von
Alpen-Wundklee (Anthyllis vulneraria subsp. alpestris) und Brillenschötchen (Biscutella laevigata)
sowie den gelb-weißen Schmetterlingsblüten der Buchsblättrigen Kreuzblume (Polygala
chamaebuxus).
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Vorbei an letzten Schneefeldern –
In den Schneetälchen spitzen die ersten Blüten hervor
Sie ist die erste, die es schafft dem Schnee
zu trotzen und schmilzt sich durch die
hartnäckigen Schneereste in feuchten
Mulden einfach hindurch: Das Alpenglöcken
(Soldanella alpina).
Begleitet wird sie dann bald von der
knallgelben Sumpfdotterblume (Caltha
palustris) und der hellgelben
Schlüsselblume (Primula elatior)
GEIGELSTEIN – GIPFEL DER BIODIVERSITÄT 2008
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An den steilen Hängen der Hauptdolomitgipfel Breitenstein und Geigelstein –
Die Vegetation der Kalk-Schuttfluren ist hier besonders artenreich
Die Silberwurz (Dryas octopetala) befestigt mit
ihrem dichten Geflecht wie ein Teppich den
lockeren Schutt. Dazwischen können dann auch
Gräser wachsen und sich ein HorstseggenBlaugrasrasen entwickeln.
Umgeben von den rosa Blüten der Schneeheide
wächst an der Ostseite des Geigelsteins die Nacktstängelige Kugelblume (Globularia nudicaulis).
Über der Waldgrenze –
Latschengebüsche und Zwergstrauchheiden – Lebensraum des Birkwildes
In den ausgedehnten
Latschenfeldern des
Geigelsteingebietes findet
das Birkhuhn (Tetrao tetrix)
Schutz und Nahrung.
Zwergsträucher wie
Schneeheide (Erica
carnea), Preiselbeere
(Vaccinium vitis-idaea),
Zwerg-Mehlbeere (Sorbus
chamaemespilus), Zwergwacholder (Juniperus
sibirica) oder Bewimperte
Alpenrose (Rhododendron
hirsutum) spitzen zwischen
der Latsche (Pinus mugo)
hervor.
Eine Besonderheit ist die Zwerg-Alpenrose
(Rhodothamnus chamaecistus), die der genaue
Beobachter direkt am Geigelsteingipfel
bewundern kann.
GEIGELSTEIN – GIPFEL DER BIODIVERSITÄT 2008
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Bis zum Gipfel schaffen es nicht alle –
Ganz oben leben die Spezialisten
Aurikel (Primula auricula) und Alpen-Hahnenfuß (Ranunculus alpestris) begleiten die letzten Meter bis
zum Gipfel.
GEIGELSTEIN – GIPFEL DER BIODIVERSITÄT 2008
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29. Mai, 14:00 Uhr:
Ein Teil der Gruppe am „Gipfel der
Biodiversität“ umgeben von den
leuchtenden Blüten des Stengellosen
Enzians (Gentiana clusii).
Bei Brotzeit und Wissensaustausch am Gipfel wurde vereinbart, dass das
gemeinsame Gipfelfoto und eine kleine Dokumentation der entdeckten Arten dem
Bayerischen Umweltminister überreicht werden sollen.
Die schönen Bilder auf der CD stehen dem Umweltministerium für seine
Öffentlichkeitsarbeit zum Thema „Artenvielfalt“ zur Verfügung.
Bilder: Ökomodell Achental e.V., Gemeinde Schleching,
Claudia Irlacher, Barbara Reichenbach, Fritz Irlacher