Kräuter räuchern mit der Kräuterfrau Monika Gerbig

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Kräuter räuchern mit der Kräuterfrau Monika Gerbig
Kräuter räuchern mit der Kräuterfrau Monika Gerbig
30 vorwiegend weibliche Besucher fanden sich am frühen Abend des 20. November im Dorfgemeinschaftshaus
Krauthausen ein. Der Heimatverein hatte eingeladen zum Kräuter räuchern mit Monika Gerbig.
Die Neugier und Erwartung war groß, denn so richtige Vorstellungen hatte wohl kaum eine der Besucherinnen.
Schon beim Eintreten empfingen uns aromatische Düfte und stimmten auf den Abend ein – ebenso wie der liebevoll
vorbereitete Tisch mit allerlei Kräutern, Räucherutensilien und schön gebundenen Kräuterbuschen.
Zunächst jedoch erfuhren wir Interessantes zur Geschichte des Räucherns: Das Räuchern ist so alt wie die Menschheit bzw. seit die Menschen das Feuer beherrschten. Kräuter, Blüten, Nadeln, Hölzer und Harze – unter der Einwirkung der Wärme des Feuers wurden Aromen freigesetzt, die die Menschen zumeist als angenehm und wohltuend
empfanden. Später wurde zu Ehren der verschiedensten Gottheiten geräuchert – und um diese wohl zu stimmen.
Geräuchert wurde auch zur Desinfektion von Räumen, Häusern und Menschen. So gab es vor den Kirchen Schleusen, durch die die Gläubigen vor Betreten der Kirchen gingen und dabei durch das Räuchern von Bakterien, Viren und
Keimen befreit wurden.
In Stallungen und rund um sowie im Haus und Hof wurde ebenfalls geräuchert. Mit gebundenen Kräuterbuschen in
denen bis zu 99 Kräuter vereint sein konnten rückte man dem „Bösen“ zu Leibe. Auch Krankenzimmer wurden so
desinfiziert. Eine besondere Wirkung entfalten dabei Beifuß, Thymian, Rosmarin und Salbei. Durch gleichzeitiges
Versprühen von Wasser wurde so eine energetische Reinigung der Räumlichkeiten erreicht.
Heute findet man dieses Prinzip in der Aromatherapie.
Natürlich gab es auch Erläuterungen zur Praxis des Räucherns und den benötigten Utensilien. Dazu gehören u.a.
feiner sauberer Sand, Räucherkohle, evtl. ein Sieb für die Kräuter, Räucherschale und natürlich das Räucherwerk –
also aromatische getrocknete Kräuter und Hölzer. Dazu gibt es Kräutermischungen, Räucherstäbchen, Räucherkegel
im einschlägigen Handel. Man kann natürlich auch selbst Kräuter und Nadeln oder Hölzer sammeln und zum Räuchern trocknen. Den Duft von getrockneten Orangenschalen oder frischen Tannennadeln kennt wohl jeder. Welche
Ingredienzien verwendet werden ist dabei abhängig vom gewünschten Zweck.
Frau Gerbig berichtete weiter über den Jahreslauf mit den vier Jahreszeiten und acht Jahreskreisfesten, zu denen es
jeweils spezifische Kräutermischungen gibt.
Natürlich wurden auch ganz viele Kräuter mit ihren Wirkungen beschrieben – nach Pfarrer Kneipp ist für bzw. gegen
jede Krankheit ein Kraut gewachsen.
Der Jahreszeit entsprechend fanden auch die Raunächte Erwähnung. Diese waren bei unseren Vorfahren Heilige
Nächte. In ihnen wurde möglichst nicht gearbeitet, sondern gefeiert, wahrgenommen und in der Familie gelebt. Es gibt
12 Raunächte (meist vom 25. Dezember bis 5. Januar) – jedoch ist die „Zählung“ regional unterschiedlich. In diesen
Raunächten wurden verschiedene Bräuche gepflegt und es gab Gebote für den Tageslauf. Manches ist heute noch
bekannt. In dieser Zeit wurde Segen für Haus und Hof erbeten und auch geräuchert.
Wie im Fluge war uns bei den vielen interessanten Erzählungen die Zeit vergangen und zum Abschluss nach fast
zwei Stunden noch ein Märchen für Erwachsene erzählt und ein Kräutersträußchen zur Erinnerung mit auf den Heimweg gegeben.
Vielen Dank für einen sehr schönen und informativen Abend.
Christine Mayer-Bartsch