engels E

Transcrição

engels E
5.2011
www.engels-kultur.de
PUSSY TERROR
CAROLIN KEBEKUS AM 17. MAI IM FORUM MAXIMUM
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5 THEMA
Foto: Sven Siebenmorgen
www.engels-kultur.de I Mai 2011
engels-Thema.
5
Ai Weiwei schmort weiter im volkseigenen Knast in Peking. In Fukushima wiederum schmoren weiter die Kerne der Atomreaktoren vor sich hin. Letzteres
nehmen wir zum Anlass, die ENERGIEWENDE zu unserem ENGELS-THEMA im
Mai zu machen. Mit Wuppertal-Institut, Energieagentur und Bergischer Universität verfügt die Stadt über mindestens drei hochkarätige Think-Tanks, um
vom Strom aus dem nuklearen Höllenfeuer unabhängig zu werden. Aber auch
kulturell zeigt sich das Tal kompetent. LULU, der Klassiker von Frank Wedekind,
findet im OPERNHAUS WUPPERTAL sein tragisches Ende. Das nach stürmischer
See nun in der ganzen Stadt beheimatete Forum Maximum freut sich über ausverkaufte Säle. Eine der besonderen Veranstaltungen ist die Show der Komikerin
CAROLIN KEBEKUS im LIVE-CLUB BARMEN. Ihr Programm PUSSY TERROR klingt
nach Postpostfeminismus, zumindest, wenn Kristina Schröder als Postfeministin
firmiert. Ansonsten schauen wir über den bergischen Tellerrand. Im ganzen Land
wird getanzt und zwar in Bonn, Bochum, Düsseldorf, Essen, Köln, Krefeld, Münster, Viersen und natürlich im Pina-Tal auf dem Festival TANZ NRW. Jubilares
gibt es auch. Anlässlich des 80. Geburtstages des Künstlers HEINZ MACK finden
Ausstellungen in Mönchengladbach, Bonn und Düsseldorf statt.
Bühne.
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Wuppertaler Bühnen
Bühne: Sybille Fabian inszeniert Frank Wedekinds „Lulu“
tanz nrw
Theater an der Wupper: Christian v. Treskow inszeniert „Die Dummheit“
Theater in NRW: Rückblick auf das Festival „Heimspiel 2011“
Bucardo
Musical in NRW: „Ikarus“ am Aachener Das Da Theater
Tanz in NRW: Ausblick auf das Festival „tanz nrw“
die börse/Live Club Barmen
Opernzeit – unsere Zeit: Mozarts „Così fan tutte“
Oper in NRW: Donizettis „Lucia di Lammermoor“
Fringe Festival
Forum Maximum Wuppertal
Portrait: Der Kabarettist Mathias Richling
Kino.
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ueber Mut
Film des Monats: „Metropolis”
weitere Filmempfehlungen
Festival: ueber Mut
Filmwirtschaft: CinemaCon – Filmpolitik aus den USA
Musik.
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Kompakt Disk: CD-Tipps im Mai
Improvisierte Musik in NRW: Hildener Jazz-Tage
Kunst.
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Wupperkunst: Eine Werkschau zu Gustav Wiethüchter
Literatur.
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Cineastisch sei in diesem Monat ein Blick in die Vergangenheit empfohlen. Der
Klassiker METROPOLIS ist in seiner ursprünglicheren Schnittfassung rekonstruiert
worden. Die annähernd originale Version kommt 84 Jahre nach der Premiere wieder in die Lichtspielhäuser. Wir sind hin- und hergerissen. Inhaltlich ist der Film
fragwürdig, weil antisemitisch und antikommunistisch geprägt. Ästhetisch ist und
bleibt das Werk von Fritz Lang ein Meilenstein der Filmkunst. Ein Wiedersehen mit
dem nun 145minütigen Film kann wichtige Diskussionen auslösen. Zum Beispiel
darüber, von wem man sich Denkmäler errichten lässt und von wem nicht.
LUTZ DEBUS
Energiewende
Ethische und wirschaftliche Gründe für den Ausstieg aus dem Ausstieg
aus dem Ausstieg
Poetry: Sebastian23
Textwelten: Bücher über das Glück
Die monatliche Video-Kolumne: www.engels.de/literatur
Service.
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Intro: Überblick über die Themen der Maiausgabe
Verlagssonderseiten "engels bildet"
Engels Zungen/Auswahl
Verlosungen/lmpressum/Kolschewsky
Thema
Energiewende
Gründe für den Ausstieg
aus dem Ausstieg
aus dem Ausstieg
Seite 8
Tanz in NRW
Die Tanzbiennale ist mit
zwei Stücke auch in
Wuppertal vertreten
Seite 10
Foto: S. Hofschlaeger/pixelio.de
Foto: Ralf Emmerich
3
und mehr
Im März rauschte es durch den heimischen Blätterwald. Die Volksrepublik China
spielt mit dem Gedanken, der Stadt Wuppertal ein Engels-Denkmal zu spendieren. Obwohl die unsere Stadt mitregierende CDU ein eher fragiles Verhältnis zum
berühmtesten Sohn Barmens hat, war sogar unser Stadtdirektor nicht abgeneigt,
eine Schenkung anzunehmen. Geld müffelt bekanntlich nicht. Und vielleicht lassen sich mit den Chinesen auch ein paar Geschäfte machen. Die Zeiten, in denen
bundesdeutsche Politiker vor der „gelben Gefahr“ warnten, sind schließlich schon
lange vorbei. Und seit im Reich der Mitte Turbokapitalismus ohne irgendwelchen
demokratischen Firlefanz zelebriert wird, schaut mancher wirtschaftsliberaler Politiker aus Deutschland neidisch gen Osten. Auch die Zeitschrift engels hat zugegebenermaßen grundsätzlich nichts dagegen, wenn ihr und ihrem Namenspatron
an zentraler Stelle in Wuppertal ein Denkmal gesetzt wird. Aber eine Bedingung
ist uns doch noch eingefallen: die künstlerische Umsetzung sollte dem Bildhauer
Ai Weiwei überlassen werden, der für die Ausführung dieses Vorhabens selbstverständlich nach Wuppertal reisen müsste. Diesen Vorschlag unterbreitet unsere
Stadtspitze dem chinesischen Botschafter in Berlin bestimmt gern.
Film des Monats
„Metropolis”
Klassiker der Filmgeschichte
im "Director's Cut"
Seite 16
www.engels-kultur.de/news
Ein Denkmal für uns
WUPPERTAL SPIELT
WUPPERTALER BÜHNEN
IM MAI
Oper //// Schauspiel
IM OPERNHAUS
IM KLEINEN SCHAU SPIEL HAUS
Barmen, Kurt-Drees-Str. 4
Elberfeld, Bundesallee 260
MUSIKTHEATER
FOTO: PILLBOXS
TÜRKEIFESTIVAL
Der reichen Musik- und Theaterkultur der Türkei widmet sich
das TÜRKEIFESTIVAL VOM 30.4. BIS ZUM 29.5.2011 mit vielen
Veranstaltungen zu türkischen Themen: Zur ERÖFFNUNG AM
30.4. spielt im OPERNHAUS der Istanbuler Kanun-Virtuose und
bedeutendste Spezialist für alte Musik in der Türkei, Prof. Rûhî
Ayangil das Kanun-Konzert von Hasan Ferid Alnar, daneben
erklingen Werke von Pärt, Enescu, Bartók und Skalkottas für
Streichorchester. Zwei weitere Konzerte gestaltet das Ensemble
Ayangil am 20. + 22.5.: klassische osmanische Kunstmusik in
der IMMANUELSKIRCHE und traditionelle türkische Kunstmusik in der gemütlichen Atmosphäre des CAFÉ ADA. Daneben
locken Opern- und Konzertabende der Wuppertaler Bühnen,
ein Chorkonzert, ein Gesprächskonzert mit dem bedeutendsten
deutschen Musikethnologen Prof. Dr. Jäger und viele andere
Veranstaltungen mit türkischen Ensembles, Jazz- und WorldMusic-Gruppen aus Wuppertal und der Region.
LULU
SCHAUSPIEL
Eine Monstretragödie von Frank Wedekind
Die schöne Lulu, die ihre Männer reihenweise in den Untergang
treibt, ist die sinnliche Verkörperung männlicher Begierden.
Dabei bleibt ihr eigener Wunsch nach Liebe unerfüllt; Lulu
wird monströs in ihrer Suche nach Zärtlichkeit, tödlich für
diejenigen, die ihr verfallen.
AM Fr 13. (Premiere, 19:30 Uhr), So 15. (15:00 Uhr)
FLORENTINISCHE TRAGÖDIE /
GIANNI SCHICCHI
FOTO: STRATMANN
OPER
Zwei Operneinakter von
Alexander von Zemlinsky / Giacomo Puccini
Eine Florentinische Tragödie: Der Kampf zweier Männer um
eine Frau, ein bizarres Spiel um Liebe, Eifersucht und Tod.
Gianni Schicchi: Der Kampf einer Familie ums Erbe, eine pointenreiche, treffsichere und musikalisch grandiose Komödie.
AM Fr 6., Sa 14. (je 19:30 Uhr)
Noch viel mehr: www.wuppertaler-buehnen.de
İNSAN. İNŞAAT. İSTANBUL.
(MENSCH. BAUSTELLE. ISTANBUL.) //// URAUFFÜHRUNG
Musiktheaterstück von Ali N. Askin
Der türkischstämmige Komponist mit Wohnsitz Berlin macht
in diesem Stück »seine« Stadt Istanbul zum Motor und Thema
seiner Komposition. Eine Stadt, die seit einigen Jahren als
interessanteste Stadt der Welt gilt, an der hier genauso viel
hochtrabend gebaut, wie dort stillschweigend zerstört wird.
AM So 29. (Premiere, 18:00 Uhr)
THEATERPROJEKT
MÄRCHENWALD.
EIN BISSCHEN KALT.
mit nach Deutschland geflohenen Jugendlichen //// In
Zusammenarbeit mit dem Psychsozialen Zentrum Düsseldorf
Im interkulturell verständlichen Rahmen von Märchen und
Mythen erzählt die Gruppe junger Menschen von ihren
Geschichten, Verletzungen und Erlebnissen. Der deutsche
Märchenwald ist eben nicht nur Rotkäppchen unheimlich,
er ist auch für die Flüchtlinge aus Afrika »ein bisschen kalt«.
AM Do 12. (20:00 Uhr)
SCHAUSPIEL
FOTO: STRATMANN
TÜRKİYE’DEN SESLER ////
KLÄNGE AUS DER TÜRKEI
CALIGULA
von Albert Camus
Caligula begibt sich auf die Suche nach der vollkommenen
Freiheit. Als launischer Despot, der Untertanen wie Fliegen
auslöscht, oder befiehlt, den Mond vom Himmel zu holen, will
er sich neben die Götter einreihen. Er spielt ein abgründiges
Spiel, das die Grenzen menschlichen Willens, individueller
Autonomie und gesellschaft licher Verpflichtung auslotet.
AM Sa 7. (20:00 Uhr), So 8. (je 18:00 Uhr), Fr 20. (20:00 Uhr)
TICKETS (0202) 569 44 44
thema
VoRWEggehen oder weggehen?, Foto: Sven Siebenmorgen
Bitte umsteigen!
Der Schlüssel für eine ökologische Energiewende ist die Stärkung regionaler Strukturen
Seit den Katastrophen von Fukushima,
Stuttgart und Mainz wollen auch große Teile
der CDU und der FDP aus der Atomkraft
aussteigen
Den Menschen im Lande, die den Ausstieg aus
der Atomkraft wollen, und das sind laut aktuellen Umfragen etwa 90 Prozent der Bevölkerung, bleiben natürlich noch andere Handlungsalternativen als das geduldige Abwarten. In
wenigen Minuten kann der Verbraucher seinen
Stromtarif oder gar seinen Stromanbieter wechseln. Aber dabei ist Vorsicht geboten. Nicht jeder
Ökostrom ist wirklich Öko. Der Begriff an sich ist
nicht geschützt. So kann ein Mix aus Atom- und
Kohlestrom als Naturstrom verkauft werden. In
manchen Fällen zahlt der Anbieter solcher Mogelpackungen eine geringe Abgabe in einen Fond
und schon ist seine Weste weiß und sein Strom
grün. Die Verbraucherzentrale NRW hat deshalb
blöcke
Auch die Stadtwerke Wuppertal verkaufen Atomkraft, laut Greenpeace Wuppertal fünf bis sieben
Prozent. Dieser Anteil an der Gesamtstrommenge
ist zwar viel geringer als der Bundesdurchschnitt,
der bei etwa 24 Prozent liegt. Andere regionale
Versorger wie die Stadtwerke in Soest liefern
allerdings 100 Prozent Strom aus regenerativen
Quellen. Deshalb haben nach Meinung von Stephanie Walter von der Wuppertaler GreenpeaceGruppe die WSW die Energiewende regelrecht
verschlafen. Manche Fakten sprechen für ihre
These. Im kommenden Jahr geht in Wilhelmshaven ein 800-Megawatt-Steinkohlekraftwerk
des Energiemultis GDF Suez ans Netz, das, über
die Beteiligung des französischen Betreibers an
den Wuppertaler Stadtwerken, einen Teil der
Stromversorgung von Wuppertal gewährleistet.
GDF Suez betreibt zudem knapp 200 Kilometer
entfernt von Wuppertal drei Atomkraftwerksblö5
Wie bis dahin der Strom erzeugt werden soll, ist
strittig. Bis Fukushima setzten auch die WSW
notgedrungen auf Atomkraft als Brückentechnologie, obwohl sie sich durch die von der Bundesregierung im vergangenen Herbst beschlossene
Laufzeitverlängerung gegenüber den großen
Stromkonzernen und AKW-Betreibern benachteiligt sahen. Ob das Heil tatsächlich, wie dies GDF
Suez plant, nun in weiteren riesigen Steinkohleblöcken zu suchen ist? Muss der Beelzebub immer
mit dem Teufel ausgetrieben werden? Gerade die
Stadtwerke, die als regionaler Anbieter besonders
nah am Kunden sind, könnten gezielt den Zubau
von kleinen Blockheizkraftwerken, Solaranlagen
und Windparks propagieren und fördern. Hierzu
braucht es aber den politischen Willen. Ob dieeser Wille in einer schwarz-rot geführten Stadt,
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die erheblichen Einfluss auf die Firmenpolitik der
err
WSW hat, ausreicht, bleibt abzuwarten.
Wer allerdings nicht nur als Konsument sonndern auch als Staatsbürger den Ausstieg aus der
er
Atomenergie forcieren möchte, der kann sich an
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verschiedenen weiteren Protestaktionen beteiliigen. Greenpeace sucht weitere Mitstreiter. Und
nd
am Pfingstwochenende sollen alle Atommeiler
er
mit Sitzblockaden stillgelegt werden, falls die
ie
Bundesregierung bis dahin nicht selbst tätig geeworden ist.
LUTZ DEBUS
US
Welchen Energiemix hat mein Stromanbieter?
Übersicht: www.engels-kultur.de/atomausstieg
und mehr
Energiewende
cke im belgischen Tihange nahe Liége und vier
Atomkraftwerksblöcke im 250 Kilometer entfernten Doel hinter Antwerpen. Mit dem französischen Energiemulti als Kapitalgeber werden,
so glaubt Greenpeace, die regenerativen Energiequellen nicht hinreichend genutzt. Bis zum Jahr
2050, so die Forderung des Umweltverbandes,
müssen die Stadtwerke ausschließlich erneuerbare Energien verkaufen.
www.engels-kultur.de/thema
Alle wollen raus aus der Atomkraft. Die Grünen, die einen Kostenrechner ins Internet gestellt, aus
Ökogruppen und die Umweltverbände schon im- dem nicht nur der Jahrespreis zu ersehen ist, sonmer, eigentlich auch schon immer die SPD und seit dern in dem auch die verschiedenen Ökostromden Katastrophen von Fukushima, Stuttgart und Siegel berücksichtigt werden. Das Ergebnis der
Mainz auch große Teile der CDU und der FDP. So Recherche ist verblüffend. In jeder Gemeinde
verkündete Angela Merkel ein dreimonatiges Mo- in NRW gibt es zumindest einen Ökostromtarif
ratorium. In jener Zeit stehen die sieben ältesten mit nachgewiesenem Umweltnutzen, der preisAtomkraftwerke still und gleich mehrere Kommis- werter ist als das Standardangebot des örtlichen
Versorgers. Je nach Gesionen sollen die Zukunft
engels-Thema im Mai:
meinde beträgt dieser
unserer EnergieversorPreisunterschied bis zu
gung klären. Die Op159 Euro pro Jahr. Nur
position im Bundestag
Das Kernthema der letzten Wochen war zweifellos
Stromdiscounter,
die
wittert ein taktisches
die Energiepolitik. Was Fernost geschah, soll zukünfihre
Produkte
aus
ganz
Manöver und protetig gar nicht erst denkbar sein. Der Umstieg von Atom
Europa beziehen und
stiert gegen die Umgeauf Öko muss der letzte Ausstieg für die Bundesrepublik werden!
deren Angebote seit
hung des Parlaments.
der Liberalisierung des
Tatsächlich könnte nur
ein vom Bundestag verabschiedetes Ausstieg- Strommarktes boomen, verkaufen ihren Strom
aus-dem-Ausstieg-aus dem Ausstieg-Gesetz ju- deutlich billiger. Der kommt dann aber oft mit
ristische Klarheit schaffen. So betroffen sind die bis zu 50 Prozent aus Atomkraftwerken.
Regierungsparteien in Berlin allerdings nicht, dass
sie binnen eines halben Jahres eine ihrer zentralen GDF Suez betreibt knapp 200 Kilometer entfernt von Wuppertal drei AtomkraftwerksGesetzesinitiativen zu Makulatur erklären.
thema
„Fukushima bedeutet, das wir die Risiken der Kernenergie neu bewerten müssen", Foto: Sven Siebenmorgen
„Frau Merkel hat noch nicht angerufen“
Manfred Fischedick über Atomausstieg und Klimaschutz
engels: Herr Fischedick, wie bewerten Sie die Und was passiert mit den Klimaschutzzielen?
Wenn man den Ausstieg über drei Strategien flanReaktorkatastrophe von Fukushima?
Manfred Fischedick: Wir mussten zur Kennt- kiert, ist der Beitrag der Kernkraftwerke klimaverträglich zu ersetzen. Zunächst
nis nehmen, dass Szenarien,
„Aus meiner Sicht kann der
kann der Ausbau der erneuerdie eigentlich nicht für möglich
Ausstieg wesentlich schneller
baren Energien weiter forciert
gehalten werden, eintreten könerfolgen, als dies die Bundesnen. Eine Verkettung von Un- regierung vor der Katastrophe in werden. Beim Neubau fossiler
Kraftwerke sollte man auf den
glücken kann zur Katastrophe
Japan plante.“
Energieträger Erdgas setzen
führen. Fukushima bedeutet,
dass wir die Risiken der Kernenergie nicht nur und dabei vor allem dezentrale Blockheizkraftnational, sondern auch international neu bewer- werke mit hoher Brennstoffausnutzung fördern.
Die dritte, bislang noch viel zu wenig verfolgte
ten müssen.
Strategie ist die Reduzierung der Stromnachfrage.
Deutschland muss aus der Atomenergie aus- Hier rechnen wir mit einem Einsparungspotential
von 20 bis 30 Prozent.
steigen?
Aus meiner Sicht kann der Ausstieg wesentlich
schneller erfolgen, als dies die Bundesregierung Unter Rot-Grün war das Wuppertal Institut
vor der Katastrophe in Japan plante. Dies ist nicht ein angesehener Lieferant wissenschaftlicher
aus Risikogründen vernünftig, sondern auch we- Expertisen. Zur Frage der Laufzeitverlängerung
gen der fehlenden Kompatibilität mit dem Ausbau wurden Sie im letzten Herbst von der Bundesregierung nicht gehört?
erneuerbarer Energien.
Nicht nur unter Rot-Grün. Beim Energiekonzept
waren wir aber nicht beteiligt. Sonst hätten wir
bestimmt die Nuancen anders gesetzt.
Hat die Bundeskanzlerin in den letzten Tagen
bei Ihnen angeklopft?
Viele Industrieunternehmen und -verbände
haben jetzt bei uns nachgefragt, wie ein Energiesystem in der Zukunft aussehen muss. Frau
Merkel hat noch nicht angerufen. Wir würden
sie nicht abweisen.
ZUR PERSON
Prof. Dr. Manfred Fischedick
(46) ist Vizepräsident und Forschungsgruppenleiter des Wuppertal Instituts
Foto: Wuppertal Institut
„1000 Jahre keine Geschäfte mehr machen“
www.engels-kultur.de/thema
und mehr
Peter Vorsteher über kommunalpolitische Konsequenzen aus Fukushima
engels: Herr Vorsteher, was hat sich für die Atomstrom von acht Prozent. Nun wird es spanGrünen in Wuppertal durch die Katastrophe nend, ob und wie die Stadtwerke einen Ausstieg
aus der Atomkraft mit tragen.
von Fukushima verändert?
Peter Vorsteher: Unsere Positionen haben sich
nicht geändert. Wir waren schon immer dafür, Was können Sie noch tun?
die Nutzung erneuerbarer Energien auszubauen. Die rot-grüne Landesregierung von NRW will die
Wir benötigen ergänzend moderne gasbetriebene Blockadepolitik der abgewählten schwarz-gelben
W
Blockheizkraftwerke und müssen mehr Energie Regierung bezüglich des Ausbaus von WindenerB
gie beenden. Wir werden prüsparen.
Geändert hat sich, dass
s
„Bei den WSW haben wir
fen, ob hier auch Flächen für
wir mit diesen Positionen nun
w
einen Anteil an Atomstrom von
Windparks ausgewiesen werden
mehr Rückhalt in der Bevölkem
acht Prozent“
können. Beim Ausbau der Solarrrung haben.
energie sind besonders große Fabrikdächer inteAlle anderen Parteien in Wuppertal sind inzwi- ressant. Hier wäre es wichtig, die IHK mit ins Boot
A
zu bekommen.
sschen auch knallgrün?
EEs wäre schön, wenn dies so wäre. Es bleibt abzuwarten,
was die CDU und die SPD, die als große Wie wollen Sie Industriebetriebe überzeugen,
z
FFraktionen mit im Aufsichtsrat der Wuppertaler in regenerative Energien zu investieren?
SStadtwerke sitzen, machen werden. Die WSW Da gibt es ein einfaches Argument. Im weiten Umggehört zu einem Teil dem belgischen Unterneh- kreis von Fukushima wird man mindestens 1000
men
m Electrabel, einem Tochterunternehmen des Jahre keine Geschäfte mehr machen können. Dies
ffranzösischen Energiekonzerns GDF Suez, das nah müssen auch wirtschaftliche Entscheidungsträger
aan der Grenze zu Deutschland ein Atomkraftwerk begreifen. Man kann mit regenerativen Energien
bbetreibt. Bei den WSW haben wir einen Anteil an übrigens eine Menge Geld verdienen und viele Ar6
beitsplätze schaffen. Nach der Autoindustrie ist
die Windkraftbranche der zweitgrößte Stahlabnehmer im Land. Die Schaeffler Gruppe in Wuppertal produziert Getriebe für Windräder und bietet ihren Mitarbeitern eine Arbeitsplatzgarantie
bis 2016, weil sie so ausgebucht ist.
INTERVIEWS: LUTZ DEBUS
ZUR PERSON
Peter Vorsteher (54) ist Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat
der Stadt Wuppertal und Mitglied
im Aufsichtsrat der WSW
Foto: privat
thema
Bei mir kommt der Strom aus dem Blumentopf!, Foto: Sven Siebenmorgen
Strom in Spitzenqualität
Die Wuppertaler Stadtwerke möchten mehr regenerative Energie anbieten
Norbert Hüttenhölscher leitet beim WSW-Konzern seit Anfang 2010 den Bereich „Neue Energiekonzepte“ und grübelt nicht erst seit den Vorfällen in Fukushima über strategische Lösungen für
die saubersten Arten der Stromerzeugung nach:
„Um den Atomstrom schrittweise zurückzudrängen, gibt es nicht nur die eine Energiequelle als
Allheilmittel. Wir benötigen viele moderne Techniken auf diesem Jahrzehnte dauernden Weg“,
verdeutlicht der 57-jährige. Zu den bereits bestehenden Alternativen gehören unter anderem die
beiden WSW-Heizkraftwerke an den Standorten
Barmen und Elberfeld. Auch der Holzenergiehof
im Gewerbegebiet Sonnborn als ungewöhnliches
Ökosozialprojekt wird von den Verantwortlichen
gerne erwähnt. Ansonsten sind vor allem Windenergie im Bergischen Land, Wasserkraft wie bei
der Herbringhauser Talsperre, oder auch Biogasnutzung durch Vergärungsprozesse organischer
oder pflanzlicher Abfälle ein ständiges Thema.
„Die Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke
haben wir unabhängig der traurigen Ereignisse in
Japan skeptisch betrachtet. Denn unserer Meinung
nach liegt in einem bunten Strauss von miteinander kombinierbaren Methoden die Zukunft. Zwar
ist Photovoltaik in aller Munde, leider ist Strom
aus Sonnenlicht noch fünf Mal so kostspielig wie
Windenergie“, erläutert Hüttenhölscher, der sich bereits 20 Jahre als Leiter der EnergieAgentur.NRW in
Wuppertal mit dem Thema beschäftigte. Mit seinem
früheren Arbeitgeber tauscht sich Hüttenhölscher
regelmäßig aus wie auch mit der Bergischen Universität, dem Wuppertal Institut oder dem StadtwerkeVerbund (VKU): „In diesem sensiblen Bereich hilft
nur ein ständig aktualisiertes Know-how.“
Für grünen Strom muss ein typischer
Durchschnittshaushalt etwa 2,30 Euro im
Monat mehr bezahlen
Wenn bei den WSW-Kunden ausschließlich regenerativer Strom zum Einsatz kommen soll, lassen
sich sämtliche Tarife auch als so genannte „grüne
Variante“ wählen. Dafür muss ein typischer Durchschnittshaushalt etwa 2,30 Euro im Monat mehr
bezahlen. Für Hüttenhölscher eine Selbstverständ-
lichkeit: „Wir dürfen uns nichts vormachen: Strom
ist wie Kleidung oder Nahrung ein echtes Qualitätsprodukt, das in seiner besseren Ausführung
eben seinen Preis hat.“ Derzeit stammt übrigens
bei der WSW, die vor kurzem eine Beteiligung
an einem Kohlekraftwerksbau in Wilhelmshaven
eingegangen ist, etwa die Hälfte der benötigten
Strommenge aus eigener Herstellung. Der Rest
wird auf dem freien Markt eingekauft.
Dass die konkurrierenden Anbieter in Wuppertal
auch nur sporadisch mit erneuerbaren Energien
arbeiten, lässt sich laut dem diplomierten Physiker nicht verhindern: „Wir müssen als Betreiber
unser Netz diskriminierungsfrei zur Verfügung
stellen und die Haushalte mit deren Strom speisen - egal welcher Herkunft.“ Auf die dauerhaften
Rufe nach einer Energiewende wird die WSW in
den kommenden Wochen mit einer MarketingOffensive reagieren. Hüttenhölscher: „Einige Aktionen sind geplant, die unsere Kompetenz gerade
auch als regenerativer Stromerzeuger unterstreichen sollen.“
FRANK-MICHAEL RALL
70 Reihenhäuser – nur eine Heizung
heiße Dampf hinter der Strom-Turbine gleich zum
Heizen weitergeschickt wird. Thormälens Firma, der
Objektversorger OVE in Bad Rothenfelde, hat auch
im alten Jahrhundert schon kleinere Einheiten in
Kliniken oder Seniorenheime eingebaut – damals,
als Stromlieferung noch eine hoheitliche Aufgabe
gewesen ist: „Was haben uns die RWE beispielsweise die Hölle heiß gemacht.“
Die Energiezentrale ist kaum größer als
eine Garage
Das Wichlinghauser Blockheizkraftwerk (BHKW)
geht einen innovativen und leicht veränderten
Weg. In seinem Inneren wird vor allem erst einmal
Strom erzeugt – den braucht man über das ganze
Jahr. Die Abwärme der Erdgas-betriebenen Motoren, wenn man so will, das Kühlwasser, deckt auf
kurzem Wege den Grundbedarf der Reihenhaussiedlung an Heizung und Duschwasser ab. Wenn
es im Winter dann kalt wird, springt ein zweiter
Erdgasbrenner an. Das Grundprinzip der Anlage,
sagt der Geschäftsführer, sei eigentlich recht sim7
pel: „Sie müssen sich das BHKW vorstellen wie ein
Taxi – es muss einfach lange laufen.“ Mit kleinerer
Leistung, dafür 5600 Stunden im Jahr. Weil OVE
den Strom direkt an die Häuslebauer-Reihe verkauft, bekommt man dafür einen besseren Preis als
ls
die übliche Einspeisevergütung. Umgekehrt zahlenn
die Hauseigner einen Cent weniger als ihnen der
er
lokale Versorger für die Reststrom-Versorgung beerechnet. Das kleine Heizkraftwerk ist nämlich so
konzipiert, dass es zwar 100 Prozent Heizbedarf,
f,
aber „nur“ 75 Prozent Strombedarf liefert. So muss
ss
sich der Betreiber keine Gedanken um Überschusssmengen machen, die billig abgegeben werdenn
müssten. Die Energiezentrale ist kaum größer als
ls
eine Garage. Zusammen mit Pufferspeicher, Reegeltechnik und Fernüberwachung hat die Anlagee
etwa 200.000 Euro gekostet. Verteilt auf mehr als
ls
70 Reihenhäuser bedeutet das für jeden Bauherrnn
einen attraktiven Preis. Und der Gewinn für alle:
e:
Die Kraft-Wärme-Kopplung kommt mit 40 Prozent
nt
geringerem Primärenergie-Verbrauch aus.
TOM JOST
ST
www.engels-kultur.de/thema
Die Energiewende: Atomwerke ausknipsen, Windräder anwerfen - da fehlt doch noch was? Genau,
der clevere und effiziente Umgang mit Strom und
Wärme. Dazu gehört, grundsätzlich das Optimum
aus den vorhandenen Energiequellen herauszuholen. Ein sehr schönes Beispiel entsteht gerade auf
dem „Bergischen Plateau“, ehemals das Gelände des
Rangierbahnhofes Wichlinghausen. Dort wird ab
dem Herbst eine Heizung für mehr als 70 Reihenhäuser reichen. Und Strom produziert sie obendrein.
„Siebzig Häuser bedeuten normal siebzig Brenner,
siebzig Pumpen, siebzig jährliche Emissionsmessungen … und so weiter.“ Fritz Thormälen ist anzumerken, dass er die Litanei schon oft aufgesagt hat.
„Für jedes gut isolierte Reihenhaus braucht es heute
19 kW Brennerleistung, zusammen also 1330 Kilowatt. Völlig überdimensioniert.“ Thormälen macht
eine Kunstpause, bevor er seinen Trumpf aus dem
Ärmel holt: „Wir kommen für alle diese Reihenhäuser mit 430 kW hin.“ Die Technik dafür ist eigentlich
schon ein alter Hut, heißt „Kraft-Wärme-Kopplung“
und findet sich in Fernwärme-Kraftwerken, wo der
und mehr
Auf dem „Bergischen Plateau“ kommen Strom und Wärme aus einer Quelle
bühne
Mehr als nur die Projektionsfläche für Männerträume: Frank Wedekinds „Lulu“ (Juliane Pempelfort), Foto: Wuppertaler Bühnen
Und immer lockt das Weib
www.engels-kultur.de/buehne
und mehr
Sybille Fabian inszeniert Frank Wedekinds „Lulu“. Die Titelrolle spielt Juliane Pempelfort.
Frank Wedekinds Klassiker „Lulu“ kennen viele. Anerkennendes Schnalzen
oder tiefes Seufzen sind die Reaktion auf die Titelfigur, gerne als femme
fatale oder „La belle Dame sans merci“ gesehen. Juliane Pempelfort ist in
Sybille Fabians Inszenierung an den Wuppertaler Bühnen diese Frau, die sie
nicht als Vamp interpretiert, sondern als ein „pures Wesen in einer zwanghaften (Männer-)Welt. Im Tanz findet Lulu ihre Freiheit, in der Verkleidung,
im Rollenspiel ist sie ‚geschützt’“, erklärt die Schauspielerin. „Lulu ist kein
behindertes Kind. Sie ist eine kluge, eine sinnliche Frau mit ausgeprägter
Beobachtungsgabe. Sie rast nach Glück, findet das Unglück. Sie ist eine Frau,
die sich, die ihre Lust, die eine natürliche, schöne ist, nicht unterdrücken
lässt. Sie erkennt die Mechanismen dieser Art von Domestizierung, weiß
sich innerhalb derer zu bewegen, zu behaupten und wendet sie zunehmend
gegen die sie Bedrückenden.“ Die Männer bringen sich bei ihren plumpen
Versuchen um den Verstand. Sie wollen Lulu zähmen, bändigen und dressieren, weil sie glauben, die ehrenwerte Bürgergesellschaft, die zugleich
die Entfesslung solcher Triebe tabuisiert, verlange ihnen das ab. An diesem
Vorhaben also scheitern sie – kläglich. „Die Männer“, so die Ernst-BuschAbsolventin, „bringen sich selbst um ihr Glück, schließlich um ihr Leben, weil
sie diese Frau nicht in ihrer Ganzheit sehen wollen und offensichtlich blind
sind.“ Für das 1979 in Potsdam geborene Ensemble-Mitglied ist die besondere Herausforderung der Rolle, „den Menschen hinter der Projektionsfläche
sichtbar zu machen“.
DDie reine Projektionsfläche
D
Dass
die „unglaubliche Stärke und Unbeirrbarkeit“ der Lulu sichtbar werdden, dafür sorgen, noch vor der Regie Sybille Fabians, einige dramaturgische
FFinessen von Oliver Held. „Wir haben das Original, ,Wedekinds Monstertraggödie gewählt‘, also nichts, dass der Autor für die Zensur glätten musste,
sondern
die „wesentlich wildere und anarchischere Variante“, sagt der Draso
maturg. Der Kritik, dramaturgisch gesehen tauge Wedekinds Stück nicht viel,
m
dda es irgendwann aus einer schnell enervierenden Kette verführter Männer
bbestünde, nimmt er ernst. „Wir zeigen kein Stationendrama“. Mit weniger
Text,
expressiver Bildsprache und ordentlicher Straffung wird die Geschichte
T
aals modernes Gesellschaftsbild erzählt.
Dass das einiges abverlangt, wissen Leute mit Kenntnis von TheatergeD
schichte. Peter Zadek inszenierte in den 80er Jahren Susanne Lothar in der
sc
Titelrolle
opulent und wirkungsmächtig, Fritzi Haberland präsentierte die
T
LLulu eher als hartes, trockenes Gegenprogramm mit Libido als Kopfgeburt
uund mancher ist grandios gescheitert und machte nichts als Krawall.
Moral, Macht und Sex
„Wenn ich das Stück im Hier und Jetzt anschaue, reicht es mir nicht aus, Lulu
entweder nur als ‚LustOpferFantasie‘ aus der Perspektive des männlichen
Ichs zu begreifen, oder in ihr nur die Männer verschlingende femme fatale zu
sehen. Ich möchte Lulu aus der Perspektive einer Frau betrachten“, erläutert
die Regisseurin. Lulus Wesen wird in die Mitte des Konflikts zwischen bürgerlicher Moral einerseits und der Macht der Sexualität andererseits gestellt.
Die Inszenierung will einen Geschlechterkampf zeigen, der die narzisstischen
Störungen – männlich wie weiblich – sowie die fortschreitende Verrohung
der Gefühle unserer Zeit hinterfragt, in der der Mann und die Frau auf das
Sexuelle reduziert werden und zwischen körperlichem Begehren und Liebe nicht mehr unterscheiden können. Für Sybille Fabian ist Lulu zu Beginn
ein Findelkind ohne Identität. Dieses Wesen wird in der Männerwelt kultiviert, dazu gehören alltägliche Formen des Missbrauchs – sprachlich wie
körperlich. „Was ihr Identität verschafft, ist ein innerer Widerspruch: In der
lieblosen Atmosphäre, von der sie umgeben ist, wächst das Verlangen, diesen Mangel zu überwinden. Sie will ausgerechnet von den Männern geliebt
werden, die sie wie ein Tier halten und sie nur als Droge zur Befriedigung
ihrer triebhaften Gier missbrauchen. In ihrer anfänglichen Naivität hält sie
es für Liebe, wenn sie sich den unterschiedlichsten Gewaltoptionen und Gewaltmustern der Männer unterwirft und sich, um zu überleben, unbewusst
an diese anpasst.“
Lulus rauschhaftem Kampf um ein Identität stiftendes Dasein entspricht
ihre monströse Sucht nach Liebe, an die sie unbeirrbar glaubt, obwohl sie
letztlich unerfüllt bleibt, was sie in den Augen der Regisseurin zu einer „Passionsfigur macht, die sich gewissermaßen als codierte Weiblichkeit lebend
dem Tod weiht, weil sie gleichermaßen ihren eigenen Anfang und ihr eigenes
Ende verkörpert. Vor die Wahl gestellt, entweder ins Gefängnis zu gehen
oder sich als Prostituierte an ein Bordell verkaufen zu lassen, entscheidet sie
sich „sub species mortis“ für ein Leben im Gefängnis und entzieht sich somit
dem Zugriff männlicher Gewalt.“
VALESKA VON DOLEGA
„Lulu“ von Frank Wedekind I R: Sybille Fabian I Opernhaus Wuppertal
Fr 13.5. 19.30 Uhr (P), So 15.5. 15 Uhr I 0202 569 44 44
8
05. – 18. Mai 2011
WUPPERTAL
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42103 Wuppertal
Tel: 0202 - 49 30 10
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SAMIR AKIKA/
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CocoonDance Company
BARBARA FUCHS/
tanzfuchs PRODUKTION
CIE RAIMUND HOGHE
Die Dummheit regiert, die Mafia gewinnt: Maresa Lühle (l.) und Hendrik Vogt (r.), Foto: Uwe Stratmann
GUDRUN LANGE
MOUVOIR
MARTIN NACHBAR &
BENJAMIN SCHWEITZER
MORGAN NARDI
ANTJE PFUNDTNER
FABIEN PRIOVILLE
DANCE COMPANY
RENEGADE
BEN J. RIEPE KOMPANIE
YOSHIE SHIBAHARA &
POGOensemble
MARK SIECZKAREK
COMPANY
NAOKO TANAKA
KAREL VANEK
ALEXANDRA WAIERSTALL/
NOEMA DANCE WORKS
tanznrw
SILKE Z./resistdance.
FESTIVAL FÜR ZEITGENÖSSISCHEN TANZ
5. –
1 5 . mai 2011
ESSEN DÜSSELDORF KÖLN KREFELD
BONN MÜNSTER VIERSEN WUPPERTAL
Christian v. Treskow inszeniert R. Spregelburds „Die Dummheit“
Zwei Dinge sind unendlich, die Dummheit und das All. Blixa Bargeld entfremdete einst für die Einstürzenden Neubauten ein Zitat von Albert
Einstein, es könnte abgewandelt auch auf das Stück „Die Dummheit“ von
Rafael Spregelburd passen: wenn man das All durch Geld ersetzt. Auch das
scheint unendlich, ein Trugschluss, wie der argentinische Autor sicher aus
seiner Heimat weiß. Der Wuppertaler Schauspiel-Chef Christian von Treskow
hat Spregelburds Dreistunden-Farce in einen Raum gepresst, der eigentlich viele amerikanische Motelzimmer ist, dessen Interieur bleibt, während
Name, Ort und Dekobild wechseln. Hier treffen sich 24 Personen, die alle auf
der Jagd nach dem großen Geld sind, eine Dummheit, wie sich herausstellt.
Am Ende wird nur einer gewinnen: Die Mafia.
Da geht es um den ganz großen Kunstbetrug in Millionenhöhe, da geht es
um korrupte schwule Polizisten, um die Glücksritter am Roulettetisch, aber
auch um die Wirren der Wissenschaft, das menschliche Versagen, die Liebe
und das krankhafte Hasten nach dem Glück. Und alles findet eben statt in
diesem Standard-Motelzimmer in Las Vegas. „All through the night” von
Cindy Lauper intoniert das blonde Dummchen zu Beginn, die Zeile „and once
we start the meter clicks and it goes running all through the night“, ist der
Auftakt zu einem Szenenwirrwarr durch Bett und Toilette, bei dem höchste
Aufmerksamkeit verlangt wird, Christian von Treskow arbeitet den monetären Wahnsinn an der Oberfläche aber sehr originell und so witzig heraus,
dass die Zeit wie im Flug vergeht. Natürlich helfen auch die fünf überzeugenden Schauspieler, die vorn die zwei Dutzend Figuren spielen und dafür
hinter der Bühne durch die wechselnden Garderoben hasten. Insbesondere
Sophie Basse und Maresa Lühle brillieren hier besonders vor den projizierten
amerikanischen Wüstenlandschaften.
Es sind Verzweifelte, die da in der Öde ums Überleben kämpfen, es sind Gemarterte der Gesellschaft, die im vierten Teil der Heptalogie des Hieronymus
Bosch gepeinigt werden. Sieben Mal geht es bei Rafael Spregelburd um die
Todsünden auf dem mittelalterlichen Rundtischbild des niederländischen
Malers. Bei der Habgier in erster Linie um Bestechung. Irgendwie haben sich
in „Die Dummheit“ alle 24 von irgendetwas bestechen lassen, fristen ihr
Edward Hoppersches Dasein in den austauschbaren Motelzimmern. Sie gewinnen, sie verlieren, doch irgendwie reicht das nicht aus, die ausgetretenen
n
Pfade zu verlassen. Hinter all diesem Slapstick, dem Witz und der Lächerrlichkeit der Figuren liegen die wahren Tatbestände einer Gesellschaft, deren
n
Strukturen haufenweise gescheiterte Existenzen produzieren, die sich zwar
ar
wie Dumme benehmen, aber beileibe nicht anders sind, als diejenigen, diee
ihnen zuschauen. Die Inszenierung ist jedenfalls so schlau, nicht nur auf diee
Komödie zu setzen, nicht nur dem vorprogrammierten Chaos nachzugeben,
n,
sondern unter der Oberfläche des Geldes auch etwas Raum für die seelischee
Not der Personen zu finden.
PETER ORTMANN
NN
www.tanz-nrw-11.de
„Die Dummheit“ von Rafael Spregelburd I R: Christian von Treskow
Kleines Schauspielhaus Wuppertal I Fr 13.5. 20 Uhr I 0202 569 44 44
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Partizipation der Randgruppen, Pol Heyvaerts „Fuck my Life“, Foto: Phile Deprez
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Das Festival „Heimspiel 2011“ fragte nach der Partizipation im Theater
Von Hans-Christoph Zimmermann
Angelina, Marcelino und Orchidea sitzen am Tisch und reden sich in Fahrt.
In Form einer Live-Radioshow lassen die drei jungen Sinti ihr eigenes Leben
zwischen DSDS und Marginalisierung Revue passieren und erzählen zugleich
die Geschichte des Sinti-Boxers Johann Rukeli Trollmann, der 1933 deutscher Meister war und dann von den Nazis umgebracht wurde. Ein Abend,
der zunächst kaum über Alltagsparlando hinauskommt, dann aber mit einem
pathosgetränkten Box-Hochamt in einer Kirche endet.
Die Hannoveraner Produktion „Trollmanns Kampf“ ist ein Beispiel für eine
fast schon alltägliche Reaktionsweise des Theaters auf den demographischen Wandel. Für welches Publikum wird gespielt? Welche Gesellschaft soll
repräsentiert werden? Kann von Repräsentanz überhaupt noch die Rede sein
kann? Rechercheprojekte in der Stadt, verbunden mit Laien auf der Bühne,
sollen helfen, diese Frage zu beantwor„Welche Gesellschaft wird im
ten. Seit 2006 wurden die Bühnen dabei
Theater repräsentiert?“
vom Fonds HEIMSPIEL der Kulturstiftung
des Bundes unterstützt. Zum Abschluss dieser Fördermaßnahme zeigte das
Festival „Heimspiel 2011. Wem gehört die Bühne?“ in Köln einige in- und
ausländische Beispiele und veranstaltete ein mehrtägiges Symposium.
Zentralthema war dabei die Frage nach der Partizipation. Keine ganz neue
Frage, standen doch bereits bei Aischylos Laien auf der Bühne. Darauf verwies der Theaterwissenschaftler Hans-Thies Lehmann. Der Realitätshunger,
die Hyperinflation des Narrativen und die Ablösung des Schauspielers durch
den Performer haben dabei für die gegenwärtige Konjunktur gesorgt. In Pol
Heyvaerts Stück „Fuck my Life“ geben dreizehn verschrobene Jugendliche
zwischen Gesangseinlagen, Liebeserklärungen und sexueller Protzerei einen
Einblick in ihr Leben. Es ist das ständige Switchen zwischen Selbstdarstellung
und Rollenspiel, das für nachhaltige Irritation sorgt. Hier wie in „Trollmanns
Kampf“ bewegt sich Partizipation oft nah am eventhaften Randgruppenauftrieb. Vor diesem Effekt warnte der Berliner Intendant Ulrich Khuon zu
Recht, verwies aber auch auf eine neue Kultur des Aushaltens des Diversen
und des Zuhörens. Dem pflichtet seine Freiburger Kollegin Barbara Mundel
insofern bei, als sie für eine Auflösung der theatralen Deutungshoheit von
Gesellschaft in einen multiperspektivischen Blick plädierte. Zu fragen wäre
allerdings, inwieweit das exemplarische Kunstwerk ersetzt wird durch bloß
aauthentisches Reden über Gesellschaft.
PPartizipation greift aber auch grundlegend in die Strukturen des Theaters
ein. So stellte Miriam Tscholl die Bürgerbühne Dresden
vor, die vor zwei Jahren am Staatsschauspiel ins Leben
gerufen wurde. Jährlich werden sechs Produktionen
realisiert, die ausschließlich mit Laien besetzt sind. In
Lancaster wiederum haben das Nuffield Theatre und
sein Leiter Matt Fenton das Programm einer Saison von
sieben Bürgern der Stadt, die nicht im künstlerischen BeHans-Christoph
H
reich arbeiten, gestalten lassen. Ob Mode oder ZukunftsZZimmermann ist
TTheaterkritiker
modell, Partizipation ist der seit langem gelungenste
fü
für Printmedien
Legitimationsversuch des Stadttheaters.
uund Hörfunk.
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Über Treppen auf die Spielfläche gleitend, Ikarus, Foto: Das Da Theater Aachen
Lahmer Flügelschlag
„Ikarus“ von Frank Rommerskirchen I R: Tom Hirtz
Das Da Theater Aachen I Do 5., Fr 6.–So 8., Do 12.–So 15., Do 19.–So 22.,
Do 26., Sa 28.–So 29.5., je 20 Uhr I 0241 16 16 88
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Von Rolf-Ruediger Hamacher
Neben dem traditionsreichen „Grenzlandtheater“ hat sich in Aachen nun
schon seit 20 Jahren eine weitere kleine private Bühne etabliert, die immer
wieder mit innovativen Musical-Inszenierungen auf sich aufmerksam macht:
das „Das Da Theater“. Nach dem großen Erfolg mit dem Off-Broadway-Hit
„I Love You, You´re Perfekt, Now Change!“ setzte man allerdings verstärkt
auf „Eigengewächse“ in Form der zu Zeit so beliebten Compilation-Shows,
in denen man um bekannte Songs eine Geschichte strickt. Nach der Edith
Piaf-Hommage „Rinnsteinprinzessin“ im
„Es knirscht gewaltig im
vorigen Jahr greifen Regisseur Tom Hirtz
dramaturgischen Gefüge.”
und sein Kreativ-Team diesmal tief in die
Kiste der klassischen Sagenwelt und lassen „Ikarus“ musikalisch der Sonne
entgegen fliegen. Dass er sich dabei, wie in der Legende, die Flügel verbrennt
und abstürzt, liegt vor allem am allzu dünnen Handlungsgerüst, das Frank
Rommerskirchen ihm angelegt hat:
Ein Hobby-Archäologe (Philipp Scholz) besucht mit seinem Enkel (Franziska
Holitschke) eine Ausgrabungsstätte und versucht ihn für die Welt der Sagen
und Mythen zu begeistern. Anfangs eher gelangweilt, öffnet er sich schließlich Opas Passion und läßt sich von den Abenteuern, die Dädalus und sein
Sohn Ikarus auf Kreta erleben, faszinieren. Drei Musen (Karen Lauenstein,
Elena Lorenzon, Patricia Rabs) „kommentieren“ das Geschehen mit Songs
von Eric Claptons „Tears in Heaven“ bis hin zu Peter Fox‘ „Das zweite Gesicht“. Leider verschweigt uns das uninformative Programmheft mit seinen
aufgesetzt wirkenden, intellektualisierenden Hintergrundtexten die Komponisten und zwingt einem so ein unbefriedigendes Ratespiel auf: „Erkennen
Sie die Melodie?“
Andererseits wirken die Songs oft austauschbar, ergeben sich nicht zwangsläufig aus der ohnehin rudimentären Story. So knirscht es gewaltig im dramaturgischen Gefüge, was das vierköpfige Tanzensemble zu glätten versucht.
Aber ausgerechnet sie sind das Opfer des einzig innovativen Einfalls der
Inszenierung: Frank Rommerskirchen – als Bühnenbildner ungleich talentierter denn als Autor – hat den Theaterraum in eine mit Sand gefüllte Arena
verwandelt, um die herum die Zuschauer sitzen. Und von der Decke führt
eine Treppe auf die Spielfläche, die unseren drei Musen ihre Show-Auftritte
ermöglicht. Aber auch dieser Gag erschöpft sich schnell, genauso wie die
manchmal an Gladiatorenkämpfe erinnernden Choreographien von Heikee
Aretz, im wahrsten Sinne des Wortes, im Sand steckenbleiben. Gesanglichh
überzeugend ist eigentlich nur Olaf Scholz mit seiner weichen Stimme, wäh-rend die zur Stammbesetzung des Theaters gehörendenn
Damen diesmal nicht jenes Charisma entfalten, dass siee
bisher in ihren Musical-Rollen auszeichnete. Da hilft ess
auch nicht, dass Christoph Eisenburger am Flügel undd
Schlagzeuger Andreas von Zedlitz jenen professionellenn
Rahmen liefern, der dem Gesamtkonzept des Stückess
abgeht. Das „Das Da Theater“ sollte sich wieder auf denn
Rolf-Ruediger Hamaer
cher ist Mediendozent, (Off-) Broadway zurück besinnen, ehe man als Zuschauer
Journalist und im Vorin die Gefahr gerät, dem Enkel in „Ikarus“ zustimmen zuu
stand des Filmkritikermüssen: „Kann man nicht vorspulen?!“
Verbandes
und mehr
„Ikarus“ am Aachener Das Da Theater
tanz in nrw
Die Ben J. Riepe Kompanie wird mit „Hundstage“ in Köln zu sehen sein, Foto: Ursula Kaufmann
Im eigenen Saft schmoren
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und mehr
Das Festival tanz nrw beglückt nicht nur die Tanzmetropolen
Von Thomas Linden
Unvergleichlich stellt sich die Tanzszene Nordrhein-Westfalens innerhalb
Deutschlands dar. Es sind nicht alleine die zahlreichen Spielorte im Land, sondern vor allem die Produktionsdichte, mit
„Gute Produktionen gelangen
der man international auftrumpfen kann.
auch dorthin, wo nicht alle Tage
Weit über 600 Gastspiele sendet Stefan
Sensationen zu erwarten sind.”
Hilterhaus, der Leiter von PACT Zollverein in
Essen, über die nationalen Grenzen in die Welt hinaus und Bertram Müller vom
Tanzhaus Düsseldorf steht ihm nur wenig nach. Man weiß umzugehen mit neuen,
avantgardistischen Produktionen einer Kunstform, die in einer zunehmend digitalisierten Welt mit der unmittelbaren Faszination des Körpers aufwartet.
Die alljährliche Leistungsschau stellt das Festival tanz nrw dar, das in diesem Jahr
vom 5. bis 15.5. in acht Städten (Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln, Krefeld, Münster, Viersen, Wuppertal) über die Bühnen geht. „Eine dezentrale Struktur hat das
Festival und das entspricht auch der Tanz-Landschaft NRWs“, erklärt Hilterhaus.
Gleichwohl werden die stolzen Häuser in Essen und Düsseldorf gleich am ersten
Wochenende brummen. Dort sind die Premieren, dann geht es in die Provinz nach
Köln, Bonn, Krefeld und den anderen Trabanten, die wechselnde Veranstaltungsorte für den Tanz haben, aber keine Häuser. Ob mit dieser Struktur auch dort
Festivalatmosphäre aufkommt, mag dahingestellt sein. Selbst das Theater der
Welt ist an einem Netzwerk weit voneinander liegender Spielorte gescheitert. Im
Tanzbereich existiert in NRW halt auch eine Zweiklassengesellschaft. Die internationale Szene ist in den beiden großen Häusern zu Gast. Aber versteht man das
Festival als Förderinstrument, mit dessen Hilfe NRW-Produktionen einmal um die
Tafel der Städte gereicht werden können, dann ist es sicher ein Segen, weil gute
Produktionen auch dorthin gelangen, wo nicht alle Tage Sensationen zu erwarten
sind. Gleich zur Eröffnung werden über sieben Stunden hinweg Installationen und
Performances im Zollverein zu sehen sein. Zum Beispiel die provokante MütterAttacke „Me&myMum“ von Samir Akika, bei der auch künstlerische Vorbilder wie
Pina Bausch attackiert werden. Silke Z. zeigt dagegen ihr Kammerspiel „Jess trifft
Angus“, in dem mit sattem Humor die Welt der alternden Männer dekonstruiert
wird. Am 6. und 7. 5. klotzt dann Düsseldorf mit zehn Veranstaltungen. Alexandra
Waierstall präsentiert ihr Projekt „Mapping the Wind“, in dem sie die fließenden
Rythmen des Windes für die Bühne zu adaptieren versucht. Es geht um Windkarten und die Reflektion von Grenzen in Raum und Zeit. In Wuppertal gastiert die
CocoonDance Company mit „Another you“, einem Stück, das mit stilsicherem Blick
C
aauf das abgeklärte Verhältnis der Geschlechter schaut. Jeder ist mit der Pflege
des
d eigenen Egos beschäftigt, wie kommt man da zum anderen Ich? Starke Bilder
oofferiert auch die Ben J. Riepe Kompanie in ihrer Produktion „Hundstage“ in Köln.
Wo Aggression, Begehren, Schmerz und Eifersucht brodeln, da
gibt es auch viel Nähe, ein heißes Thema, das auf der Bühne
mit reichlich Wasser heruntergekühlt wird.
Einen Blick in die Abgründe der Freiheit wirft Karel Vanek mit
seiner Produktion „Fantom Freedom“. Sein Gastspiel in Bonn
stellt sich der Frage, wie die Freiheit ohne Struktur und Ziel
zu einer gesichtslosen Chimäre unseres Wunschdenkens wird.
TThomas Linden ist
20 Produktionen touren in zehn Tagen durch das Land, so
Jo
Journalist, Autor
uund Jurymitglied des
dass NRW einmal so richtig im eigenen Saft seiner Tanzszene
KKölner Kinder- und
Ju
Jugendtheaterpreises. schmoren darf.
t
tanz
nrw 11 I 5.–15.5. I Mit Programm in Bonn, Bochum, Düsseldorf, Essen,
Köln, Krefeld, Münster, Viersen und Wuppertal I 0221 172 70
K
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opernzeit – unsere zeit
oper in nrw
Komponierte eine Trilogie der Enttäuschung, W.A. Mozart, Foto: S. Hofschlaeger/pixelio.de
Gefährliche Liebschaften
Schottischer Krieger mit Hornbrille
„Die Liebe für´s Leben“, gibt es das überhaupt? In einer Zeit, in der Partnerschaften
einen Lebensabschnitt dauern und Familien zu Patchwork werden, will niemand
mehr so recht daran glauben. 50 Prozent der Ehen in deutschen Großstädten
werden geschieden. Ewige Treue, ein harmo„Così fan tutte ist eine schonisches Miteinander bis dass der Tod Euch nungslose Schule der Liebenden”
scheidet – ist der Mensch überhaupt dazu
fähig, genetisch daraufhin angelegt? Wohl eher nicht. Und doch, trotz aller Skepsis träumen die meisten Menschen von der großen Liebe. Partnerschaftsforen im
Internet boomen: Niemand will alleine bleiben, jeder sehnt sich nach romantischer
Zweisamkeit, möglichst für die Ewigkeit …
Mozarts „Così fan tutte“ ist eine schonungslose Schule der Liebenden: Top, die
Wette gilt! Zwei junge Männer wetten auf die Treue ihrer Angebeteten Dorabella
und Fiordiligi. Sie wollen dem Skeptiker Don Alfonso beweisen, dass ihre Frauen
den Annäherungen anderer Männer widerstehen. Sie geben vor, in den Krieg(!)
zu ziehen. Von den Frauen unerkannt kehren sie in Verkleidung zurück und versuchen, das ist die Perfidie der Wette, nicht die eigene Freundin, sondern die des
anderen zu verführen, was ihnen, nach einem fingierten Selbstmordversuch auch
gelingt. Aber nicht nur die beiden Damen verlieben sich in ihre aufopferungswilligen Verehrer, auch die beiden Herren sind empfänglich – sei es aus Machismo wie
bei Gugliemo oder Empfindsamkeit wie bei Ferrando – sich der weiblichen Gunst
hinzugeben und vollziehen insgeheim den Partnertausch. Am Ende wird der wechselseitige Betrug offenbar, alle sind bitter enttäuscht, machen sich gegenseitige
Vorwürfe. Das Schlimmste ist jedoch die Selbsterkenntnis: Zu der ewigen Treue, die
sie sich geschworen haben, sind sie alle nicht fähig. Mit dieser desillusionierenden
Einsicht kehren sie zurück in die alte Paarkonstellation.
Mozart und sein Librettist Lorenzo da Ponte schufen in den drei Opern „Le Nozze
di Figaro“ (1786), „Don Giovanni“ (1787) und „Così fan tutte“ (1790) eine Trilogie der Enttäuschung. Die Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit von Liebesbeziehungen spitzt sich in diesen Gegenwartsstücken zu. Ihre letzte gemeinsame Oper
ist die radikalste und es wundert nicht, dass gerade das 19. Jahrhundert dieses
Werk als amoralisch brandmarkte und den Text entschärfte, um die Musik Mozarts, deren Qualität außer Frage stand, vor dem Libretto zu „retten“. Erst Anfang
des 20. Jahrhunderts revidierten Richard Strauss und Gustav Mahler die textlichen
Verunstaltungen und das Werk fand zu seiner ursprünglichen Gestalt zurück.
Heiteres Liebesspiel oder abgründiges Liebesdrama? Mozart bedient sich der
formalen Vorgaben der opera buffa, der komischen Oper, und zeigt zugleich
die Abgründe der comédie humaine auf. In seiner Musiksprache trennt Mozart
scharf zwischen komödiantischen Übertreibungen in den Verkleidungsszenen und den „echten“ Empfindungen der Figuren in den Arien, in denen die
Ambivalenz und Irritation ihrer Gefühle zum Ausdruck kommt. Mozart lässt
keine Zweifel, wer von den Liebenden eigentlich zusammen gehört, denn die
sich entsprechenden Stimmpaare bzw. Charaktere finden durch die perfide
Wette erst zusammen: Sopran und Tenor, Mezzosopran und Bariton. Diese
musikalischen Wahlverwandschaften konterkarieren die vermeintliche Versöhnung des lieto fine, des obligatorischen Happy Ends der Komödie, das die
alten Konstellationen wieder herstellt. Cosi fan tutte - eine tragische Komödie
um Ideal und Wirklichkeit der Liebe. Der einzige Trost: So machen es alle!
Von Karsten Mark
Es ist eine rohe, gewalttätige Männerwelt, der die zarte Lucia di Lammermoor
ausgeliefert ist. Regisseur Christian Pade stellt es gleich zu Beginn des ersten Aktes unmissverständlich klar. Gleich dutzendweise ballern die Jäger und Soldaten
Vögel vom Himmel. Lucias Bruder Enrico, der Lord, lässt es sich nicht nehmen,
den gerade erlegten Hirschen selber auszuweiden. Wütend rammt er dem toten Tier immer wieder sein Messer in den „Die guten Einfälle sind schnell
Bauch, reißt ihm die Eingeweide geradezu verpufft, zum Teil von der Regie
heraus, bevor schließlich noch der unterge- selber wieder zunichte gemacht.”
bene Hauptmann seinen Zorn handgreiflich
zu spüren bekommt – als Überbringer schlechter Nachrichten. Es ist ein starker,
heftiger Gefühlsausbruch, den Pade mit reichlich Kunstblut auf die Bühne der
Dortmunder Oper bringt und der seine Wirkung nicht verfehlt. Zugleich wird klar:
Mit dem düster-romantischen Ambiente des spätmittelalterlichen Schottlands
haben Pade und Ausstatter Alexander Lintl nichts im Sinn. Sie demontieren es
vollständig und – so jedenfalls scheint es zunächst – suchen den emotionalen
Kern der Handlung herauszustellen.
Der Ansatz scheint vielversprechend, doch die guten Einfälle sind schnell verpufft,
zum Teil von der Regie selber wieder zunichte gemacht. Wenn Tenor Charles Kim
als Edgardo (eigentlich ein schottischer Krieger) in Business-Anzug und Hornbrille
auftritt und sich per Handschlag von der Geliebten in die Ferne verabschiedet,
bleibt nicht einmal etwas vom Kern übrig, was Gaetano Donizetti und sein Librettist Salvatore Cammarano einst im Sinn hatten. Doch damit nicht genug, stellt
die Regie im zweiten Akt beinahe vollständig die Arbeit ein. Arien und Ensembles gibt es abwechselnd als reine Rampengesänge oder auf einem Sammelsurium schmuckloser Stühle vorgetragen, während sich immerhin die Drehbühne
mit einem in wechselnden Farben beleu chteten Lammellenkasten noch bewegt.
Immerhin die Besetzung bietet einen wirklichen Lichtblick und bewahrt das Publikum vor dem sicheren Tiefschlaf. Mit Christina Rümann und Julia Amos stehen
als Lucia zwei junge Koloratursopranistinnen im Wechsel auf der Bühne, die zwar
über wenig dramatisches Gewicht, dafür aber über herausragende technische
Leichtigkeit und jede Menge jugendlich-lyrische Ausstrahlung verfügen. Für die
wichtige „Wahnsinnsarie“ im dritten Akt – Lucia hat ihren Zwangsehemann im
Brautbett erstochen und ist nun dem Wahnsinn verfallen – bedeutet dies eine
wesentlich dezentere, aber nicht minder überzeugende Auslegung als in anderen
Inszenierungen. Immerhin gelingt es der Regie noch, die Klammer zu schließen.
Lucia ist nun über und über mit Blut besudelt. Es ist das Blut des ungeliebten
Mannes. Das Bild allerdings suggeriert: Es ist Lucia, der vom
machtbesessenen Bruder das Herz herausgerissen wurde.
Rein musikalisch ist die Produktion durchaus lohnenswert. Neben der glänzenden Titelpartie singt auch Tenor
Kim einen viel überzeugenderen Edgardo, als es seine
alberne Kostümierung eigentlich zulässt. Und Simon
Neal gibt einen kernigen, aber nicht eindimensionalen
Karsten Mark ist freier
Enrico mit diabolischen Zügen. Am Pult macht Motonori
Journalist und lebt im
Ruhrgebiet. Kultur und Kobayashi einen grundsoliden Job. Vor allem in ihrem
besonders das Muausgewogenen Klangbild hinterlassen die Dortmunder
siktheater gehören zu
seinen Schwerpunkten. Philharmoniker einen guten Eindruck.
„Così fan tutte“ von Wolfgang Amadeus Mozart I R: Nicolas Brieger
Deutsche Oper am Rhein, Düsseldorf I Fr 6.5., Sa 14.5., Fr. 20.5., Mi 25.5.,
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„Lucia di Lammermoor“ von Gaetano Donizetti I R: Christian Pade
So 8.5. 18 Uhr, Mi 18.5., Fr 27.5., je 19.30 Uhr
Opernhaus Dortmund I 0231 502 72 22
und mehr
Ideal und Wirklichkeit der Liebe in Mozarts „Così fan tutte“
www.engels-kultur.de/oper-nrw
Er hat ihr das Herz herausgerissen: S. Neal als Enrico und C. Rümann als Lucia, Foto: Thomas M. Jauk/Stage Picture
KERSTIN MARIA PÖHLER
Donizettis Lucia di Lammermoor an der Dortmunder Oper
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THEATER
KULTURFÖRDERUNG, DIE ALLE ERREICHT
Kultur bereichert unser Leben. Gerade wenn sie so direkt und spontan
zu erleben ist wie im Fringe-Zelt und in der Innenstadt Recklinghausens.
Deshalb fördern wir das Fringe Festival und sorgen mit viel Energie dafür,
dass die Menschen in unserer Region rund um die Uhr Kultur genießen
können. www.rwe.de
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Modern aussehender Antisemitismus
Zelluloid-Archäologie
„Metropolis“ von Fritz Lang
Als sich Freder, Sohn des rücksichtlosen Industriellen Fredersen in die Arbeiterführerin Maria verliebt, erkennt er das Unrecht seines Vaters. Doch dieser versucht
derweil mithilfe des Erfinders Rotwang den Zorn der Arbeiter zu manipulieren. Aber
auch Rotwang verfolgt eigene Ziele.
→ Klassiker der Filmgeschichte im „Director's Cut“
Fritz Langs gigantisches Werk „Metropolis“ von 1927 gilt schon lange als Klassiker
der Filmgeschichte, wurde aber immer auch kontrovers diskutiert. Anerkennung
findet vor allem die visuelle und technische Machart, Kontroversen werfen die
Handlung und ihre Ideologie auf. Das war seinerzeit nicht anders. Der Film fiel bei
Publikum wie Kritik durch und lief nur kurz im Kino. Fünf Monate später kam er
abermals ins Kino, war da aber bereits auf Basis einer amerikanischen Verleihversion um über 30 Minuten gekürzt. Die folgende Geschichte des Films, mit etlichen
Versionen in den unterschiedlichsten Längen bis hin zu Giorgio Moroders 80 minütiger Popversion von 1984, ist abenteuerlich und führt fast über den gesamten
Erdball. Die Wiederaufführung in der aktuellen, 145minütigen Version kann man
guten Gewissens als Kinoneustart behandeln. Denn in der – nach dem sensationellen Fund von gut 30 Minuten neuen Materials in Argentinien – restaurierten
Version, die auf der letztjährigen Berlinale gezeigt wurde, ist erstmals seit über 80
Jahren wieder annähernd die 153minütige Premierenfassung zu sehen.
www.engels-kultur.de/heute-im-kino
und mehr
Ästhetisch überwältigend, ideologisch fragwürdig
Die Story verliert auch nach einer Neusichtung nicht seinen unangenehmen (Bei-)
Geschmack. Das emotionale Science-Fiction Drama erzählt im einstündigen „AufG
takt“ nachvollziehbar vom Konflikt zwischen der geknechteten Arbeiterschaft und
ta
dem
d rücksichtslosen Großunternehmer. Doch mit dem Erfinder Rotwang und seinner intriganten Mensch-Maschine als Ebenbild der Arbeiterführerin Maria entfaltet sich der Antisemitismus und Antikommunismus von Drehbuchautorin Thea
fa
vvon Harbou, seinerzeit Fritz Langs Ehefrau. Am Ende erscheint Rotwang, der als
Katalysator
für den Grundkonflikt dient, als dessen Urheber, während seine wild
K
ggewordene Erfindung den Klassenkampf diskreditiert. Ohne sie steht einer Versöhnung von Arbeitern und Unternehmer mit Hilfe von Freder und Maria als Versö
mittler nichts mehr im Wege: „Der Mittler zwischen Hand und Hirn ist das Herz“.
m
Fritz
F Lang hat sich immer schon vorrangig für Bilder interessiert. Sein Umgang mit
dden fragwürdigen Aussagen des Films muss man im Gegensatz zu von Harbou, die
bbei den Nazis Karriere machte, angesichts seiner frühen Ablehnung des deutschen
FFaschismus unter mildernden Umständen betrachten. Schon 1933 ist er emigriert
und
u den „Metropolis“ zugrunde liegenden Sinnspruch kommentierte er später mit
dden Worten: „Man kann keinen gesellschaftlich bewußten Film machen, indem
man sagt, der Mittler zwischen Hand und Hirn sei das Herz … dass ist ein Märm
cchen ... Aber ich interessierte mich für Maschinen“, ergänzte er noch. Und hier ist
der Film tatsächlich und auf allen Ebenen überwältigend. Einerseits in Bezug auf
das Setting, das mit seinen von New York und anderer Gegenwartsarchitektur inspirierten Wolkenkratzern, edlem Art Deco, vorweggenommenen Erfindungen wie
dem Bildtelefon eine Welt erschaffte, die sich in den nachfolgenden Jahrzehnten
tief in das (pop-)kulturelle Erbe eingebrannt hat und an allen möglichen Stellen
ihren Widerhall findet. Auch wenn man „Metropolis“ noch nie gesehen hat, kennt
man die Bilder dieses Films, der als erster Eingang in das Unesco Weltdokumentenerbe gefunden hat.
Überwältigend ist der Film auch in Bezug auf die filmtechnischen Errungenschaften. Die visuellen Effekte im Film waren seinerzeit revolutionär, und das ist auch
heute noch ohne weiteres erkennbar. In vielen Szenen findet man den Einfluss des
zeitgenössischen Experimentalfilms wieder. Langs Leistung, die in abstrakten Zusammenhängen entwickelten Techniken und Tricks mit Hilfe seiner Kameramänner
und Tricktechniker – Karl Freund und Günther Rittau – in effektiver Art dramaturgisch in die Handlung einzubauen, ist nicht zu unterschätzen. Einige Techniken
wurden eigens für den Film entwickelt.
Bleibender Widerspruch
So verstaubt der Film mit seinem theatralisch-überzogenen Schauspiel und der
flachen Psychologisierung der Figuren heute wirkt, so modern und kühn ist das
Setting und die visuelle Gestaltung mit einem zeitweise überraschend schnellen,
dynamischen Schnitt in den „Action-Szenen“ noch heute. Durch das in Argentinien wiedergefundene Material gewinnt gerade die Dramaturgie, werden doch die
in früheren Schnittfassungen stark verkürzten Nebenhandlungen gestärkt. Nun
ist erkennbar, dass die Story wesentlich komplexer angelegt war und neben die
zentrale Liebesgeschichte treten Motive wie Freundschaft und Rivalität, Verrat
und Rache.
Einen Film wie Fritz Langs „Metropolis“ an prominenter Stelle zu empfehlen, heißt
nicht, ihn bedingungslos zu verteidigen. Es heißt aber, eine Auseinandersetzung
mit dem Film bedingungslos zu empfehlen. Dabei kann die Faszination für den
filmhistorischen Wert, den er mit seiner technischen und künstlerischen Umsetzung sicherlich beanspruchen kann, ruhig im andauernden Widerspruch mit seiner
fragwürdigen Ideologie bleiben.
CHRISTIAN MEYER
METROPOLIS (RESTAURIERTE FASSUNG VON 2010)
D 1927–2010 - Science Fiction / Drama - Regie: Fritz Lang - Kamera: Karl Freund,
Günther Rittau, Konstantin Tschet, Helmar Lerski - mit: Alfred Abel, Brigitte
Helm, Gustav Fröhlich - Verleih: Warner
Start: 12.5.
16
neue filme
Geschichte wird gemacht
Mein Kind, dein Kind
„Vom Steinewerfer zum Außenminister“: Dieser verführerischen Schlagzeile widersteht das Porträt Joschka Fischers mit Detailreichtum.
→ Aufschlussreiches, wenngleich einseitiges Porträt
Drei Frauen werden in unterschiedlicher Weise mit dem Thema Adoption
n
konfrontiert.
→ Melodramatisches Schicksalsdrama
Ähnlich sah man es bereits in der Wim Wenders-Doku „Von einem der auszog“: Der Porträtierte streift durch einen Raum mit Bildern seiner Vergangenheit – hier sind es Filme. Sein Kommentar ergibt einen Streifzug durch seine
Geschichte. Im Falle Joschka Fischers ergibt sich daraus zugleich unweigerlich
eine Chronologie der deutschen Nachkriegsgeschichte: Intelligent, fundiert und
eloquent. Allerdings merkt man immer wieder, wie sehr Fischer seine Geschichte
und damit diese Doku voll im Griff hat. Selbstkritik übt er zwar hier und da in
kleinen Dosen, Fremdkritik kommt im Film aber nicht vor. Doch spätestens wenn
die Namen seiner fundamentalistischen Gegner Ditfurth und Ebermann fallen
und er sie diskreditiert, sollten sie selber zu Wort kommen dürfen. Soviel Größe
sollte ein Staatspolitiker haben – und sein Regisseur auch.
CHRISTIAN MEYER
Karen (Annette Bening) wurde mit 14 schwanger und von ihrer Mutter zurr
Adoption des Kindes gezwungen. Das Kind ist mittlerweile erwachsen, heißtt
Elizabeth (Naomi Watts) und ist Anwältin. Mutter und Tochter wohnen in Loss
Angeles und wissen nichts voneinander. Beide Frauen sind zerrissen von ihrerr
Vergangenheit, die von Reue und Haltlosigkeit geprägt ist. Entsprechend ver-unsichert begegnen sie Beziehungen und dem anderen Geschlecht. Lucy (Kerryy
Washington) hingegen führt eine glückliche Beziehung, den beiden bleibt al-lerdings der Kinderwunsch verwehrt. Aus verschiedenen Perspektiven spielt dass
Melodram das Thema Adoption durch und bedient dabei, emotional-melancho-lisch ummantelt, allerlei Klischees, die schließlich in verschachtelt montiertenn
Episoden zusammen fließen.
HARTMUT ERNSTT
D/CH 2011 - Porträt / Biographie - Regie: Pepe Danquart - Kamera: Christopher
Häring, Kolja Brandt - Verleih: X Verleih
Start: 19.5.
USA/E 2009 – Drama – Regie: Rodrigo Garcia – mit: Annette Bening, Naomii
Watts, Kerry Washington – Verleih: Universum
Start: 28.4.
„Joschka und Herr Fischer“ von Pepe Danquart
JOSCHKA UND HERR FISCHER
„Mütter und Töchter“ von Rodrigo García
MÜTTER UND TÖCHTER
Filmdurstig?
»Tag der offenen Tür«
28. Mai 2011, 11 bis 18 Uhr
ifs internationale Úlmschule köln
Werderstr. 1 | 50672 Köln
+49 (0)221 920188-0
info@Úlmschule.de | www.Úlmschule.de
»Hinter geschlossenen Augen«, Foto: N. Plaskura
R/B: E. Imanov, P: E. Blondiau
und mehr
Verschachtelte Beziehungen: Samuel L. Jackson und Naomi Watts
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Kritiker müssen draußen bleiben: Herr Fischer doziert über Joschka
festival
NEUE HELDEN BRAUCHT DAS LAND
CinemaCon
Sie ist entkommen. Antoine macht sich in seinem einzigen Fall aber weiter
auf die Suche nach der mysteriösen Madame Rousky, die diesmal vielleicht
im Regen, in den Blüten der Tulpen oder in Vietnam stecken könnte. Antoine
steigt ins Auto, alarmiert seine Assistentinnen. Dabei ist er ein sechsjähriger,
blinder Junge, der mit seinen Assistentinnen Maelle und Juliette im Kindergarten tagsüber spielt, während ihn Regisseurin Laura Bari mit der Kamera
begleitet. Sie konstruiert diese Parallelwelt Antoines mit, weist ihn mit allen
Tricks der Montage als Auto fahrenden und Protokolle schreibenden Detektiv
aus und schafft damit ein Plädoyer für die Schöpfungskraft der Fantasie,
vorgelebt durch ihren Protagonisten.
Der Schrittmacher für die Filmproduktion und die Filmpolitik stellen für den
größten Teil der Filmwelt natürlich die USA und insbesondere Hollywood
dar. Die größte Plattform für neue Filme und den Auftritt der großen Studios
sowie der internationalen Kinoketten ist seit vielen Jahren eine Filmmesse, die in der Glitzerstadt Las Vegas stattfindet. Im März 2011 wurde sie
erstmalig im Caesars Palace durchgeführt und kam gleich mit dem neuen
Namen „CinemaCon“ daher, der alte Name „Show West“ hatte ausgedient.
Die Fachpresse titelte unter anderem über die größte Filmmesse: „Ekstase
und Entsetzen“.
und mehr
„Antoine“ ist einer der zehn Filmbeiträge zum „ueber Mut“ Festival, das
vom 8. bis zum 15. Mai in Wuppertal Station machen wird. Das Mammutprogramm des Veranstalters Aktion Mensch umfasst nicht weniger als 100
Städte, die von Anfang April bis Jahresende bespielt werden. Im Vordergrund
stehen wie auch in den Vorjahren soziale Themen, die vor allem eines zum
Ausdruck bringen: gesellschaftliches Engagement. Die Filme behandeln Personen oder Gruppen, die bei ihrem sozialen Einsatz Mut zeigen, um ihre Haltung, ihre moralische Ansicht, oder ihre Individualität in die Öffentlichkeit
zu tragen. Ilona Zioks „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ portraitiert den Juristen
Fritz Bauer, der als Staatsanwalt in der Nachkriegszeit die Verbrechen der
NS-Täter zum gesellschaftlichen Thema machte, als sich viele noch im Vergessen übten. Ein Rechtsidealist, der keinen adäquaten Rechtstaat fand. Ilona Ziok geht auf mehreren Pfaden nicht nur dem Menschen Bauer, sondern
auch den Umständen seines ungeklärten Todes nach und schafft dadurch
ganz nebenbei einen klischeelosen Rückblick auf das ominöse Jahr 1968. Für
Mut gegen willkürliche Rechtsprechung und für die Recht- und Obdachlosen
steht die Aktion „Die Kinder von Don Quichotte“ im gleichnamigen Film von
Ronan Dénécé und den Brüdern Augustin und Jean-Baptiste Legrand. Letztere organisieren ein Massencamp mit 100.000 Obdachlosen in Paris, um bis
in das Bürostübchen des „Monsieur Le Président“ auf die Situation dieser
Menschen aufmerksam zu machen. Dazu springen sie auch mal tagsüber
nackt von der Brücke. Doch der Film fängt nicht nur den Plan der Brüder ein,
sondern lässt auch Raum für die individuellen Schicksale der Obdachlosen.
Weniger mit spektakulären Aktionen, dafür aber mit viel sphärischen KlänW
ggen und kunstvoll ausgeleuchteten Bildern schafft Elena Ampelakiotou Raum
für die Geschichte ihrer pubertierenden Protagonisten aus Berlin. „Teenage
fü
Response“ lässt den gern gescholtenen Nachwuchs von Liebe, Zukunft, SiR
ccherheit und anderem Essentiellen erzählen, oft frontal in die Kamera. Keine
vvorbelasteten Sozialmilieustudien in Problembezirken, nur Menschen, die
lernen, für ihre Entscheidungen Mut zu fassen.
le
EEin weiteres Stichwort des Festivals ist die Inklusion. Das Miteinbeziehen
aaller an der Gesellschaft Beteiligter ist ein wesentlicher Aspekt dieser Filmreihen. Daher sind die zehn Filme mit einer Audiosubskription für Blinde und
re
Untertitelungen für Taube ausgestattet. In diesem Falle wird die Inklusion
U
nnoch von der Technik getragen, in vielen anderen bleibt sie von unserem
EEngagement abhängig.
DAWID KASPROWICZ
uueber Mut Festival I 5.–18.5.
Bürgerbhf. Wuppertal Vohnwinkel, Cinemaxx Wuppertal
B
Mehr Infos unter: www.aktion-mensch.de/filmfestival
M
Filmpolitik aus den USA
Für Ekstase sorgen die guten Botschaften, dass die Digitalisierung nun
endgültig die Kinobranche erreicht habe und mit über 3500 digitalen Leinwänden in den USA massenfähig geworden sei. Technikhersteller sowie die
technikgetriebenen Regisseure James Cameron, George Lucas und Jefffrey
Katzenberg kündigten neue Entwicklungen an, plädierten für die doppelte
Bilderzahl pro Sekunde (48 statt 24), forderten die Kinos auf, die Digitalisierung nicht nur mit 2K-Projektoren, sondern die mit der vierfachen Bildauflösung versehenen 4K-Projektoren einzubauen und stärkere Lampen einzusetzen, damit ein brillantes Bild erzeugt wird. Zum Auftakt schien noch eine
Einigkeit darüber zu bestehen, dass das Kino die Auswertungsform Nummer
eins bliebe und die in den letzten Jahren stabile Exklusivität für die Kinoauswertung bei etwa viereinhalb Monaten auch in Zukunft gelten solle.
Der Chef der amerikanischen Verleihorganisation MPAA (Motion Pictures
Association of America) versicherte denn auch, dass dieses Thema aktuell nicht
auf der Tagesordnung stünde. Ob diese Aussage gelogen war oder er von seinen Mitgliedsfirmen schlichtweg schlecht unterrichtet wurde, wurde im Rückblick kaum mehr diskutiert, denn die eigentliche Nachricht der Verleihfirmen
Sony, Warner Bros., Universal und Fox schlug ein wie eine Bombe und löste
das Entsetzen des amerikanischen Kinoverbands NATO (National Association
of Theater Owners) sowie der anwesenden internationalen Kinovertreter aus.
Die vier Studios, es fehlten nur Disney und Paramount, verkündeten nämlich,
dass sie künftig das Auswertungsfenster auf 60 Tage zu halbieren gedenken.
Grund für diese Halbierung sind die Bestrebungen, schneller den lukrativen
Premium Download anbieten zu können. NATO-Chef Fithian fand nach erster Sprachlosigkeit schnell scharfe Worte. In einem offenen Brief schriebb
er: "Letztlich hat die gesamte Filmgemeinde ein Wörtchen mitzureden, in
n
welche Richtung sich die Industrie bewegt. Die Studios haben in ihrem Innteresse ihre Entscheidung gefällt. Die Kinobetreiber werden es nicht anders
rs
machen." Der Chef des deutschen Kinoverbands HDF (Hauptverband Deuttscher Filmtheater) sekundierte: "Wenn wir nur noch ein derart verkürztes
es
Fenster zur Auswertung hätten, wären wir praktisch eine Werbeplattform für
ür
die nachgelagerten Plattformen. Im Grunde müssten wir für diese Medialeiistungen dann Zahlungen erhalten." Im Übrigen müsse dann auch das ganze
ze
Filmmieten-Gefüge neu verhandelt werden.
Die in Amerika derzeit rückläufigen Umsätze der Kinos und der Studios werrden den jeweils anderen in die Schuhe geschoben, um Druck auf den jeweiiligen Geschäftspartner auszuüben. Dies ist ein bewährtes Mittel, um seinee
Position zu verbessern. Denn laufen die Geschäfte schlecht, haben aus Sicht
ht
der Kinos die Verleiher das falsche Produkt geliefert oder schlechter beworrben. Umgekehrt werden die Kinos beschuldigt, die richtigen Produkte nicht
ht
ausreichend gut platziert und ausgewertet zu haben.
KIM LUDOLF KOCH
CH
18
und mehr
Das ueber Mut Filmfestival portraitiert couragierte Akteure
www.engels-kultur.de/festival
Horrorvisionen aus Las Vegas: Kinoverfall nach Verlust der Film-Exklusivität, Foto: Jens Bredehorn/pixelio.de
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Tobt sich nicht nur in seiner Fantasie aus, Antoine, Foto: Aktion Mensch/Antoine
filmwirtschaft
K L E I N K U N S T T E R M I N E I N W U P P E R T A L 2011
05.05. INGO OSCHMANN (LCB)
06.05. DIE FRISÖRE (VillaMedia)
07.05. SPRINGMAUS (VillaMedia)
10.05. BASTIAN PASTEWKA und OLIVER KALKOFE (VillaMedia)
11.+12.05. VOLLPLAYBACKTHEATER (VillaMedia)
14.05. BASTA (Stadthalle)
17.05. CAROLIN KEBEKUS (LCB)
26.+29.05. DIE TROCKENBLUMEN (VillaMedia)
27.05. DAVE DAVIS
02.06. STEFAN GWILDIS (LCB)
24.06. VINCE EBERT (LCB)
29.06. MARC METZGER (VillaMedia)
08.09. MAX GOLDT (LCB)
09.09. GLASBLASSINGQUINTETT
10.+11.09. MARKUS MARIA PROFITLICH (LCB)
18.09. DAVE DAVIS (Stadthalle)
24.09. RALF SCHMITZ (LCB)
25.09. SPRINGMAUS (VillaMedia)
08.10. GANZ SCHÖN FEIST
13.10. KAY RAY (VillaMedia)
14.10. TOM GERHARD
19.10. KLAUS LAGE (LCB)
20.10. SEBASTIAN PUFPAFF
21.10. MARTIN SIERP
22.10. RIGMOR
02.11. MICHAEL FEINDLER und SARAH HAKENBERG
03.11. JIMMY BREUER (LCB)
07.11. DER UNGLAUBLICHE HEINZ
10.11. DIE DISTEL (VillaMedia)
11.11. LYDIE AUVRAY (Stadthalle)
12.11. KLAUS HOFFMANN
13.11. GERBURG JAHNKE lädt ein
15.+29.11. CAROLIN KEBEKUS (VillaMedia)
16.11. KONRAD BEIKIRCHER (VillaMedia)
17.11. DIE 3 VON DER FUNKSTILLE (LCB)
18.11. HENNES BENDER
19.11. GERD DUDENHÖFFER
24.11. PIET KLOCKE (VillaMedia)
26.11. SILJE NERGAARD (Stadthalle)
30.11. THORSTEN HAVENER (Villa Media)
01.12. HAGEN RETHER
03.12. MIRJA BOES (Stadthalle)
04.12. SCHLACHTPLATTE (LCB)
07., 18.+21.12. SPRINGMAUS (LCB und VillaMedia)
13.12. KOMMÖDCHEN (Stadthalle)
14.12. NIGHTWASH CLUB
16.12. TIM FISCHER (LCB)
17.12. WILFRIED SCHMICKLER
Und 2012: Johann König, „Die Echse“, Michael Kessler,
Dr. Mark Benecke und viele mehr.....
Tickets und weitere Informationen zu den Veranstaltungen und den Veranstaltungsorten
gibt es auf: www.f or um-maximum.de und auf unserer Facebook Seite.
Tickets für unsere Veranstaltungen können Sie unter Programm ganz einfach online kaufen und sofort zuhause ausdrucken. Oder sie besuchen unsere Vorverkaufsstellen .
Vorverkaufsstellen in Wuppertal: wuppertal-live.de oder Barmen: LCB · Musikhaus Landsiedel-Becker Elberfeld: Ticket-Zentrale · Volksbühne · Café Ada Cronenberg: Cronenberger Anzeiger
Ronsdorf: Ronsdorfer Bücherstube Vohwinkel: Buchhandlung Jürgensen Vorverkauf in Solingen solingen-live.de oder Innenstadt Solinger Tageblatt Ohligs Buchhandlung Kiekenap Wald
Buchhandlung Bücherwald Vorverkauf in Remscheid remscheid-live.de oder Solinger Innenstadt Gottl. Schmidt Lennep Rotationstheater Lüttringhausen Lüttringhauser Reisebüro
neue filme
www.engels-kultur.de/heute-im-kino
und mehr
Erlebt trotz aller Dramatik auch heitere Momente: Chanda (Khomotso Manyaka)
Müssen einiges klären: Tochter (Jessica Schwarz) und Vater (Michael Gwisdek)
Den Tod vor Augen
D
Junta-Waise
E junges Mädchen kämpft in einem Township gegen Vorurteile, SelbstEin
justiz und Aberglaube.
ju
→ Bewegendes Gesellschafts-Drama
Eine junge Deutsche begibt sich in Argentinien auf die Suche nach ihrer
Herkunft, die ihr verschwiegen wurde.
→ Ergreifendes, komplexes Adoptions-Drama
D zwölfjährige Chanda (Khomotso Manyaka) wohnt mit ihrer Familie in einem
Die
ssüdafrikanischen Township. Als ihre kleine Schwester stirbt, überschlagen sich
ddie Ereignisse: Ihr Stiefvater, ein Alkoholiker, verschwindet, die Mutter leidet
zzunehmend unter einer schweren Krankheit, Chandas beste Freundin wird geächtet.
Und über allem thront das große, gesellschaftliche Tabu: AIDS. Eine Geä
meinde zwischen Aberglaube, Selbstjustiz und fehlinterpretierten christlichen
m
EEinflüssen. Eine mitreißende Geschichte über das Leben im heutigen Township,
ggetragen von einer überragenden, jungen Hauptdarstellerin. Regisseur Oliver
Schmitz
findet auch ohne Stativ ruhige, akzentuierte Bilder in kontrastreichen
S
FFarben jenseits des Weichzeichners.
HARTMUT ERNST
Eigentlich ist Buenos Aires nur ihr Zwischenstopp auf dem Weg nach Chile. Doch
als die Sportschwimmerin Maria (Jessica Schwarz) im Flughafen ein argentinisches
Kinderlied hört, werden ganz plötzlich schlummernde Erinnerungen geweckt. Wie ein
Sog zieht es sie in die fremde Stadt. Schon bald gibt es erste Anzeichen dafür, dass
sie hier Wurzeln hat. Jessica Schwarz überzeugt als zerrissene Frau, die im Schockzustand durch die Fremde ihrer Geburtsstadt geistert. Die Bewältigung dieses Konflikts
hätte allein für einen Spielfilm gereicht, doch Nachwuchsregisseur Florian Cossens
will mehr und verlagert seinen Fokus zunehmend auf die politische Vergangenheit
der 80er Jahre. Und damit erwächst der Film zu einem komplexen Gesellschaftsspiegel einer Generation, deren Eltern Teil einer grausamen Diktatur waren.
HARTMUT ERNST
D 2010 - Drama / Jugend - Regie: Oliver Schmitz - Kamera: Bernhard Jasper D/SA
mit: M. Twala, K.Manyaka, A. Poolo - Verleih: Senator
Start: 12.5.
m
D/ARG 2010 – Drama – Regie: Florian Cossens – mit: Jessica Schwarzer, Michael
Gwisdek – Verleih: Schwarz-Weiss
6.–10.5.
„„Geliebtes Leben“ von Oliver Schmitz
GELIEBTES LEBEN
G
„Das Lied in mir“ von Florian Cossens
DAS LIED IN MIR
Europas größtes
20
Tiermagazin
Thor
USA 2011 - Action - Regie: Justin Lin - Verleih: Universal
Im vierten Sequel der hartnäckigen Gib-Gas-Ich-Will-Spaß-Nummer verschlägt es
die Freunde Brian (Paul Walker), Mia und Dom (Vin Diesel) nach Rio de Janeiro. Dort
wollen sie ihr wirklich letztes Ding drehen, klar. Dass gleich mehrere Parteien, darunter Dwayne Johnson, das Spiel vereiteln wollen, liegt auf der Hand. Aber die Hand
liegt ja am Steuerknüppel. Von daher: Gute Fahrt!
HE
Start: 28.4.
USA 2010 - Action - Regie: Kenneth Branagh - Verleih: Paramount
Nachdem 2010 „Kampf der Titanen“ lieblos neu verfilmt wurde, schickt nun Kenneth
Branagh die Titanen auf die Erde: Donnergott Thor (Chris Hemsworth) wird von den
Götterkollegen im Olymp auf die Erde strafversetzt. Unter den Menschen soll er lernen, seine Überheblichkeit zu zügeln. Dabei zieht er schnell das Interesse von Militär,
Wissenschaft und eines übermächtigen Feindes auf sich.
HE
Start: 28.4.
Arthur
Scream 4
USA 2011 - Komödie - Regie: Jason Winer - Verleih: Warner
Arthur (Russell Brand) nimmt das Leben locker. Das fällt ihm als Milliardär nicht
allzu schwer. Eines Tages setzt ihm die Mutter die Pistole an die Brust: Entweder er
heiratet Karrierefrau Susan (Jennifer Garner), oder er ist enterbt. Arthurs Herz schlägt
derweil für eine andere (Greta Gerwig). Tja, Zeit aufzuwachen! Nanny Hobson (Helen
Mirren) hilft. Romantische Komödie.
HE
Start: 5.5.
USA 2011 - Thriller / Horror - Regie: Wes Craven - Verleih: Wild Bunch
Horror-Legende Wes Craven („Nightmare“) kehrt zurück in die Kleinstadt Woodboro,
deren jüngste Vergangenheit sich recht blutig gestaltete. Doch wo es Überlebende
(Neve Cambell, David Arquette, Courtney Cox) gibt, da gibt es auch Opfer. Ghostface
metzelt sich auf ein Neues ironisch durch allerlei Genre-Versatzstücke, ohne sich
dabei zwanghaft an die Genre-Regeln zu halten.
HE
Start: 5.5.
Willkommen im Süden
Winx Club 3D
I 2010 - Komödie - Regie: Luca Miniero - Verleih: Constantin
Die Franzosen haben es mit „Willkommen bei den Sch’tis“ vorgemacht – jetzt folgt
die italienische Variante des komödiantischen, nationalen Kulturaustauschs. Ein
Postangestellter (Claudio Bisio) wird darin nach Süditalien strafversetzt. Trotz anfänglicher Diskrepanzen gewinnt er bald Freunde. Jetzt muss er nur noch seine Frau
(Angela Finocchiaro) dazu überreden, ihm zu folgen.
HE
Start: 5.5.
I 2010 - Kinderfilm / Trickfilm - Regie: Iginio Straffi - Verleih: Universum
Barbie – ups, Entschuldigung: Prinzessin Bloom lebt endlich ihr Traumleben, an der
Seite ihrer Eltern und ihres Verlobten Sky. Doch woanders tauchen Wolken auf: Icy,
Darcy und Stromy ruinieren an der Feen-Schule die Party und stehlen ein magisches
Objekt. Auweia, da muss wohl mal wieder der Winx Club ran! Knallbunte 3D-Fortsetzung der italienischen Animations-Reihe. Musik: LaVive.
HE
Start: 5.5.
Löwenzahn – Das Kinoabenteuer
Pirates of the Caribbean
D 2011 - Kinderfilm / Abenteuer - Regie: Peter Timm - Verleih: NFP
Zum 30-jährigen Jubiläum darf das Kinoabenteuer nicht fehlen: Fritz (Guido Hammesfahr) begibt sich diesmal auf Schatzsuche. Die junge Laila (Ruby O. Fee) folgt dem
Bauwagenbewohner in sein Abenteuer, in dem Fritz auch auf einen alten Widersacher (Dominique Horwitz) stößt. Regisseur Peter Timm verspricht einen „James Bond
für Kinder“: Mein Name ist Fuchs, Fritz Fuchs.
HE
Start: 12.5.
USA 2011 - Abenteuer - Regie: Rob Marshall - Verleih: Disney
Zeit für neues, bombastischs Seemannsgarn aus Hollywood. Johnny Depp ist zurückk
als Captain Jack Sparrow. Diesmal begibt sich der Kauz auf die Jagd nach der Quellee
der Jugend. Er begegnet alten Feinden, Keira Kneightley und Orlando Bloom sindd
diesmal nicht mit an Bord. Dafür darf Penélope Cruz dem liebenswert beklopptenn
Kapitän den Kopf verdrehen. Großer Mainstream-Spaß in 3D.
HEE
Start: 19.5..
21
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Fast & Furious Five
und mehr
neue filme
kompaktdisk
improvisierte musik in nrw
Zartschmelzend
www.engels-kultur.de/musik
Der Düsseldorfer Pianist Hauschka kreuzt für sein achtes, nach der bekannten Düsseldofer Bar benanntes Album „Salon Des Amateurs“ die Technik
des präparierten Pianos mit schneller, rhythmischer Minimalmusik à la Steve
Reich. Die mit Hilfe von Mitgliedern von Calexico und Múm entstandenen
Stücke
wirken gleichermaßen nervös wie beruhigend. Ersteres wegen der
S
rhythmischen
Komplexität, der Polyphonie und der Geschwindigkeit, letzter
res
re wegen der Melodien und der Loop-Struktur (Fat Cat).
Mit
M „Band of Gypsies 2“ tun sich zum zweiten Mal die Rumänen Taraf de
Haïdouks
mit den Mazedoniern Kočani Orkestar zusammen. Das macht
H
nicht
weniger als 26 Musiker, die an den elf Stücken des Albums beteiligt
n
sind.
Mit überschäumenden, turbulenten Tanzstücken findet man auf dem
s
Album
besten Balkan Sound, der ohne Beats auskommt (Crammed Disk).
A
Bruce
Gilbert, ehemals Wire, hat 1986 mit „The Shivering Man“ ein kolosB
sales
Album aufgenommen, mit dem er zwischen Post Punk, Industrial und
s
Ambient
Soundforschung betrieben hat. Meist looporientiert, mitunter aber
A
auch
fast songhaft. Die Wiederveröffentlichung erscheint zum 25. Jubiläum
a
der
d Erstveröffentlichung (Mego).
CHRISTIAN MEYER
Der Jazz blüht Ende Mai an der Itter
Von Olaf Weiden
Die Jazzszene NRW hat einiges zu bieten, das ist keine neue Botschaft. Aber
ein Festival ganz auf heimische Kräfte zu konzentrieren und prominente Gäste einzuladen, das könnte als Spezialität der Hildener Jazztage ausgelegt
werden. Kein Wunder, dass dann gleich der WDR kräftig mitmischt – Musik
aus dem Kerngebiet des Senders bildet dieser wichtige Kultursponsor am
liebsten ab. Und Festivalmacher Peter Baumgärtner, selbst aktiver Musiker
mit sentimentalem Hang zu den Heroen der Trommelkunst, fördert gern seine direkten Mitstreiter.
Prädestiniert für diese Ausrichtung erscheint z.B. die Band des Gitarristen Ralph
Herrnkind, ein Kind der Region, der seine gitarrenlastige Fusionmusik mit dem
Drummer Julius Pastorius schmückt, dem Sohn der viel zu früh verstorbenen
Basslegende Jaco. Der Sound, der Druck und die Schnörkellosigkeit dieser teilweise brettharten Retro-Musik entwickelt eine Frische, die besonders live mitreißend wirkt. Auf der aktuellen CD „Herrnkind“ findet sich auch die Stimme
von Peter Fessler, der selbst mit einem superprominenten Schlagzeuger in Hilden antritt: Danny Gottlieb, bekannt aus seiner Arbeit mit Gitarrenheroe Pat
Metheny oder Vibraphonartist Gary Burton, spielte auch schon mit Legenden wie
Stan Getz, der ja die südamerikanische Musik für den Jazz entdeckte: Auch Fessler, der „New York, Rio, Tokyo“-Mann, und
„Sound, Druck und
Gottlieb, häufig Gast beim WDR, beschwöSchnörkellosigkeit dieser
ren in Hilden ihre Sehnsucht nach Brasilien.
Musik entwickeln Frische“
Wo WDR draufsteht, ist auch WDR drin.
Eine ganze Legion von Musikern, die mit
der WDR Big Band verbunden sind, spielt in verschiedenen Besetzungen in der
„Itterstadt“ – Stadt an der Itter. Denis Gäbel, der junge Kölner Saxophonist und
Bruder von Show-Sänger Tom Gäbel, hat für sein Quartett den Tastenlöwen des
Jazzorchesters auf seinem Nebeninstrument Hammondorgel gewinnen können
– das ist in den Konzerten der Big Band ein sicherer Nummer-eins-Abräumer.
Frank Chastenier, so heißt diese Spitzenkraft aus dem Sender-Jazzorchester, genießt tatsächlich Kultstatus. Er bringt gleich den Drummer Hans Dekker aus der
Big Band mit.
Rob Bruynen, langjähriges Mitglied im Trompetensatz der WDR Big Band,
präsentiert seine Weltmusikmischung. Marcus Bartelt, auch als Einspringer
in der Big Band am Bariton zu erleben, stellt sein Programm „Into the blue“
vor. Hier lässt Pianist Martin Sasse die Hammondorgel fauchen, das groovt
vt
und bluest gewaltig.
Es gäbe über zahllose Acts zu berichten, Sängerinnen wie Inga Lühning,
g,
Addys D´Mercedes, Tsega Tebege und Hannah Köpf tre-ten an, Trompeter Markus Stockhausen gastiert in einem
m
sakralen Raum, Konstanten wie das Duo Engstfeld/Weiss,
s,
die Fischbacher-Brüder oder der Festivalchef Baumgärt-ner selbst spielen auf – das Festival mit seinen vielen
n
verschiedenen Spielorten lässt sich benutzbar nur im
m
Netz erfassen. Aber die lokale Breite treibt den Jazz zu
u
Olaf Weiden arbeitet
den Bürgern. Und für die soll ja eigentlich ein solchess
als Musiker und
Musikkritiker in NRW.
Festival sein.
16. Hildener Jazz-Tage I Di 31.5.–So 5.6. I An diversen Spielstätten in Hilden
0203 759 93 54 I www.hildener-jazztage.de
22
und mehr
und mehr
Koze kriegt sie alle! DJ Kozes Label Pamba veröffentlicht nach dem
Isolée-Album und vor dem anstehenden Ada-Album Robag Wruhmes
„Thora Vukk“, das zwischen Club und Wohnzimmer schwankt. Die rhythmischen Eskapaden sind angereichert mit Geräusch, Melodie und subtiler
Atmosphäre, die gleichberechtigt neben dem mächtigen Beat stehen. „Body
Language Vol. 10“, gemixt von M.A.N.D.Y., beinhaltet 21 Tracks von Booka
Shade, DJ Koze, Carl Craig, Roman Flügel, Marc Roule, Model 500 und anderen. Der Mix ist bestes Partymaterial mit trockenem, aber mitreißendem
Techhouse (Get Physical).
Fernweh ade
Danny Gottlieb in Aktion
www.engels-kultur.de/kultur-in-nrw
13 & God – unter diesem kryptischen Bandnamen hatten sich die IndieRocker The Notwist und die Leftfield-Hip-Hopper Themselves bereits 2005
zusammengetan. Mit „Own your Ghost“ machen sie wieder Indietronic
par exellence: Bandmusik wird durchzogen von elektronischen Beats und
Sounds, Gesang und der unkonventionelle Rap der Amerikaner wechseln sich
ab (Alien Transistor). Aidan Moffat, ehemals Arab Strap, tut sich für sein
neues Album „Everything‘s getting older“ mit Bill Wells zusammen. Während
Moffat seinen spröden Gesang, der teilweise eher Spoken Word ist, beisteuert, untermalt Bill Wells die Worte mit seinen minimalistischen, unprätentiösen Kompositionen. Mal ist es ein Piano, mal sind es Streicher, die ihre
Melancholie versprühen (Chemikal Undeground). Die Chicagoer Post-Rock
Supergroup The Sea and Cake präsentiert mit dem Minialbum „The Moonlight Butterfly“ sechs neue Stücke, die auf ihre unnachahmlich subtile Art
federnden Jazz und Afro-Elemente vereinen und neuerdings auch KrautrockAnleihen erkennen lassen: zartschmelzend (Thrill Jockey). Die Skeletons aus
New York machen mit ihrem neuen Album „People“ offenen Avantpop, der
mit seiner stilistischen Bandbreite überwältigt: Einflüsse aus aller Welt
durchkreuzen ihre im Kern an westlichem Art-Rock orientierten, mitunter
von langen, rhythmisch komplexen Instrumentalpassagen durchzogenen
Songs (Crammed Disk). Pendikel, deutsche Band mit Hardcore-Vergangenheit, werden auch immer mehr zu Art-Rockern. Auf „Pendikeland“ gliedern
sie die Songs gar in drei Aufzüge und ein Finale – wenn das kein Kunstwille
ist. Zwischen den energischen Riffs tröpfeln hier Geigen, dort ein Klavier
oder eine Rhythmusmaschine pluckert im Hintergrund (Blunoise).
wupperkunst
Gustav Wiethüchter, O.T. (Almlandschaft), 1938, Mischtechnik auf Leinwand, 57 x 78 cm (Ausschnitt) © Erben Wiethüchter
Maler ohne Spätwerk
Die Moderne in den Bildern
Dabei ist er in dem, was er malt, ausgesprochen konventionell. Er interessiert
sich nicht für die Großstadt oder zeitgeistige Sujets. Vielmehr zeigt er vor allem
23
ländliche Szenen, Menschen beim Arbeiten in der Natur, abgeschiedene Häuser in
der Landschaft und bäuerliche Interieurs und Blumenstillleben. Zu seinen frühen
Einflüssen gehören Hans Thoma und Ferdinand Hodler; später wird ihm das Werk
von Bonnard wichtig (das ja vor kurzem im Von der Heydt-Museum zu sehen war),
der ähnlich wie dann Wiethüchter die industrielle und urbane Welt aus seinen
Bildern ferngehalten hat. Stilistisch berührt Wiethüchter zunächst Jugendstil und
Symbolismus und verknüpft anschließend den Expressionismus mit dem Kubismus,
um dann eine fast impressionistische Perspektive einzunehmen. Man muss genau
hinschauen, um das „Besondere“ dieser Bilder wahrzunehmen. Es zeigt sich darin,
wie er mit Farbe umgeht, die sich wie ein Aquarell im Bild ergießt, und wie er
die Figuren, die anfänglich geradezu klobig wirken, im Bildfeld integriert. Dazuu
gehört weiterhin, dass er die Blumen dominant wie ein Porträt platziert und im
m
Exterieur einen weiten Landschaftsraum mit Häusern in der Ferne schafft: Malenn
konnte Wiethüchter. Ab 1908 ist er mit seinen Bildern in Ausstellungen in ganzz
Deutschland vertreten – im Kunstverein in Barmen sowieso immer wieder – undd
gehört zeitweilig mit zu den wichtigen deutschen Malern der zweiten Generationn
des Expressionismus.
Trotzdem ist er, als er 1946 in Elberfeld stirbt, als Künstler schon fast vergessen..
Eine erste Gedächtnisausstellung veranstaltet der Kunst- und Museumsvereinn
1947 im Städtischen Museum, weitere folgen. Anlass der aktuellen, von Herbertt
Pogt kuratierten und recht eng gehängten Schau ist die jüngste, umfangreichee
Übergabe von Bildern aus dem Nachlass an den Kunst- und Museumsverein. Aberr
darüber hinaus: Zuletzt waren Wiethüchters Bilder 2001 ausgestellt, und es istt
gut, sie in Wuppertal wieder zu sehen, dazu noch mit Malereien seiner Schüler auss
dem Bestand des Von der Heydt-Museums kombiniert. Dort ist Gustav Wiethüch-ter jetzt mehr denn je zuhause.
THOMAS HIRSCHH
Gustav Wiethüchter, bis 26.6.
Von der Heydt-Museum, Turmhof 8, Wuppertal I 0202 563 25 00
www.engels-kultur.de/kunst
Gustav Wiethüchter hatte allen Grund, mit dem Schicksal zu hadern. Um seine Bilder vor den Fliegerangriffen im Zweiten Weltkrieg zu schützen, hatte er sie gleich
auf drei Orte in Wuppertal, Bielefeld und Kassel verteilt. Aber während sein Wohnhaus in Barmen weitgehend verschont blieb, wurden alle drei Lager zerstört. So
kommt es, dass nicht ein einziges spätes Gemälde überliefert ist. Und da er selbst
seine frühen Werke vernichtet bzw. übermalt hat, beschränkt sich unser Wissen
im Wesentlichen auf die Zeit zwischen 1913 und 1938. Bei ihm ist es besonders
bedauerlich, dass wir das Davor und das Danach nicht kennen.
Gustav Wiethüchter war ein handwerklich hervorragender Maler, der mit Farben
und Techniken experimentierte und etwa Bernsteinlack mit den Farbpigmenten
mischte. Und er malte realistisch auf der Höhe seiner Zeit und ließ sich dabei von
den aktuellen malerischen Stilen beeinflussen, die sich in rascher Folge in seinen
Bildern widerspiegelten. Wahrscheinlich war er als Lehrer, der auf zeichnerisches
und malerisches Können achtete, dafür besonders anfällig.
Gustav Wiethüchter, der 1873 in Bielefeld geboren wurde und in Berlin studiert
hatte, unterrichtete seit 1900 an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in
Barmen, zunächst als Lehrer für Ornament- und Pflanzenzeichnen, ab 1915 dann
als Professor. Sein Einfluss auf die Künstler im Bergischen Land muss enorm gewesen sein; als sein bekanntester Schüler gilt Jankel Adler. 1933, nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten, beendete er seine Lehrtätigkeit, 1936
waren das letzte Mal Bilder von ihm auf einer Ausstellung zu sehen. Für das veränderte kulturelle Klima war Wiethüchter wohl zu sehr an den internationalen Stilen
orientiert, besonders denen in Frankreich, wohin es ihn seit 1901 immer wieder
gezogen hatte. Zwischen 1935 und 1939 kamen längere Aufenthalte bei seiner
Tochter in der Schweiz hinzu, wo er etliche seiner bildnerischen Motive fand.
und mehr
Eine Werkschau zu Gustav Wiethüchter im Von der Heydt-Museum
portrait
Auf Mission, um die Rätsel der Politik zu entschlüsseln, Mathias Richling
Unverwechselbarer Ton mit vielen Nuancen
Der „Da Vinci Code“ ist bekannt, jetzt kommt „Der Richling Code“. Der Kabarettist Mathias Richling gastiert damit im Opernhaus
Es ist sein 35. Programm und wie jedes davor, sein bestes. „Der Richling
Code“ ist „mein spezielles satirisches Verfahren, die Rätsel, die uns die Politik
aufgibt, zu entschlüsseln. Satire ist also zunächst einmal Entschlüsselung
von Fakten, die dann aber wieder sprachlich so weit verschlüsselt werden,
dass es möglichst erkenntnisreich und vor allem auch lustig ist.“ So weit der
Meister selbst.
„Der Richling Code“ war also fällig. Beispielsweise, weil „die Bundespolitik
ebenso geheimnisvoll und spannend ist wie der besagte Thriller. Die Tatsache, dass ein Gutmensch wie unser ehemaliger Verteidigungsminister sich
immer mehr Blößen gibt, indem er die Veröffentlichung des Untersuchungsergebnisses der Uni Bayreuth verhindern möchte, ist nur ein Beispiel von
dramatischer Entwicklung. Gerüchte besagen, dass zu Guttenberg mit der
Stoiber-Tochter eine Arbeitsgemeinschaft für das mühelose Verfassen von
Doktorarbeiten bilden möchte.“ In seinem Programm versammeln sich die
Jünger (und Jüngerinnen) der Bundeskanzlerin zum Gedankenaustausch an
einem langen Konferenztisch, der nicht von ungefähr an Da Vincis berühmtes
Gemälde erinnert. Wie sich die Sache bildhaft steigert, das Bühnenbild von
Regisseur Günter Verdin also in Wechselbeziehung mit den agierenden Personen (von Guido Westerwelle, Helmut Schmidt, über Ronald Pofalla bis zu
Rainer Brüderle und viele andere mehr) tritt, dürfte genauen Beobachtern
sicher auffallen.
www.engels-kultur.de/buehne
und mehr
Hohe Unterhaltungskunst
In rund 20 Rollen schlüpft der studierte Germanist und Schauspieler, um in
dieser Mischung aus unschuldiger Sorglosigkeit, bubenhaftem Charme und
schneidender Schärfe die Dinge des Lebens, bevorzugt den politischen Alltag,
zu sezieren. Es sind Sätze wie Peitschenhiebe und immer wenn es scheint,
als zeichne sich ein Lichtstreif am Horizont ab, ist das doch bloß Trug. Denn
das Lachen bleibt im Halse stecken, wobei das bei Kabarett ja nicht schlecht
ist, wenn man etwas zu beißen hat. Die große Kunst des Mathias Richling
besteht neben der themen- und punktgenauen Textfindung vielleicht auch
darin, zwar frech und unerschrocken zu sein, aber weder respekt- noch
hemmungslos. Kritiker werfen dem gebürtigen Schwaben, der nie mit etwas
anderem als seiner Kunst Geld verdient hat, vor, er bringe zu viel fahrige
Albernheit ins Spiel. Seine Fans hingegen lieben den Schnellsprecher gerade
dafür, so anscheinend mäandernd ein Thema zu umkreisen, um dann mit der
Pointe eine Punktlandung zu erzielen.
Improvisierte Witzgeschosse
Wie jedes seiner Programme entstand auch dieses nach intensiver Textarbeit als Vorbereitung zu den Bühnenproben. Für den Vielarbeiter („Ich bin
nicht der geeignete Mann, um Entspannungstipps zu geben; sorry.“), für den
bei Intoleranz und Borniertheit jedweder Spaß aufhört, bedeutet das, umfassendes Textmaterial von gut 500 Seiten auf Aktualität und Wirkung zu
prüfen. Dabei entsteht, in Zusammenarbeit mit Günter Verdin, eine Dramaturgie, die das Gerüst für die Bilderfindungen bildet. „Wir meinen nämlich,
dass Kabarett die Spielform von Satire ist, deswegen gibt es bei uns eine Umsetzung von Inhalten, die sehr viel mit Schauspiel und Theater überhaupt zu
tun hat.“ Allerdings ist das „bloß“ ein dramaturgisches Grundgerüst. „Meine
Programme sind sozusagen „work in progress“: Wie beim Jazz wird kräftig
improvisiert und aktualisiert. Da kommt es schon vor, dass ich fünf Minuten
vor Vorstellungsbeginn noch umschreibe.“
„Natürlich sind die neuen Medien eine große Hilfe, weil sich doch ziemlich
viel ergoogeln lässt, wovon so mancher Doktorand wohl ein Lied zu singen
weiß.“ Allerdings eignet sich nicht alles und jeder zur Verwertung. „Manche Politiker sind so farblos, dass einem das Lachen vergeht. Die großen
Charakterköpfe wie Wehner oder auch F. J. Strauß werden rar. Eine meiner
Lieblingsfiguren ist aber Helmut Schmidt. Für ihn hebe ich in meinem Programm kurzfristig sogar das Rauchverbot auf.“ Auch Diktatoren, das wisse
man spätestens seit Charlie Chaplin, sind durchaus Lachnummern. „Muammar al-Gaddafi zum Beispiel ist schon eine Parodie seiner selbst. Es wäre
eine Gratwanderung, ihn zu karikieren, weil eine Parodie ja immer auch eine
liebevolle Auseinandersetzung mit der betreffenden Person ist. Es fällt mir
schwer, al-Gaddafi zu lieben.“
Hoffnungsfroh hingegen stimmt ihn das jüngst hin erzielte Wahlergebnis
im Ländle, „hoffnungsfroh in dem Sinne, dass zum Beispiel der Bahnhof im
Dorf gelassen wird und die Kernkraftlobby kräftigen ökologischen Gegenwind spüren möge.“
Die Ideen gehen dem Mann also nicht aus. Das ist wundervoll. Und zur
Schwebebahnstadt hat er ein durchaus inniges Verhältnis. Gefragt, was
ihm Applaus bedeutet, antwortet er: „Eine Bühnenproduktion hat durch
die Wechselwirkung zwischen Interpret und Zuschauer eine unheimliche
Magie. Und dieses Wechselspiel funktioniert, meine ich, ganz besonders
gut in Wuppertal.“
VALESKA VON DOLEGA
Mathias Richling – „Der Richling Code“ I Opernhaus Wuppertal
So 1.5. 20 Uhr (P) I 0202 569 44 44
Weitere Termine: Di 10.5. Seidenweberhaus Krefeld,
Do 12.5. RuhrCongress Bochum
24
poetry
textwelten
„Mach, dass die Sonne immer auf den Gartenstuhlhahn scheint“
Mit „Glück“ soll das Leben federleicht werden, Foto: Fotostudio de Oude School
Alles neu macht der Mai
Wolkenkuckucksheim
Der Mai ist übrigens nach seinem Erfinder, Karl Mai benannt.
Moment mal, so fing doch meine letzte Kolumne an –
und so geht das nicht weiter,
denn alles neu macht der Mai.
Na dann mach mal, Mai.
Mach alles neu.
Mach, dass es Sonne regnet und Regen scheint.
Mach, dass meine Nachbarn sich beschweren, wenn ich zu leise bin.
Mach, dass Vögel bellen und Hunde Nester in Birken bauen.
Gestern stellten wir fest, dass die Winter immer länger und kälter werden.
Heute knallen am anderen Ende der Welt die Atomkraftwerke durch und
morgen kann uns die Schuldenkrise den Finanz-Tsunami bescheren. Da wenden wir uns doch angewidert vom Weltgeschehen ab und beschäftigen uns
lieber mit dem Glück. Eine beispiellose Welle von Ratgebern zum Thema
Glück ergießt sich derzeit über die Medienlandschaft. Im Kino wartet Larissa
Trüby mit ihrem Dokumentarfilm „Glücksformeln“ auf, in dem Wissenschaftler und Zivilisten von nebenan erklären, wie man den emotionalen ErfolgsCoup schlechthin landet.
Ursula von Arx beschreibt, was das ist. „Ein gutes Leben“, so der Titel ihres
Buches, das aus „20 Begegnungen mit dem Glück“ besteht. Interessanter
als die Glücksrezepte von Leuten wie Mitscherlich, Cohn-Bendit oder
Ungerer sind ihre listigen Interviews, die einzigartige Persönlichkeitsporträts
entwerfen. Umwerfend liest sich Pauls Guests Bericht „Noch eine Theorie
über das Glück“. Der amerikanische Hochschullehrer brach sich mit 12 Jahren bei einem Fahrradunfall den zweiten Halswirbel. Eingesperrt in einem
pubertierenden Körper schien seine Lage hoffnungslos und trotzdem gewann
Guest die Liebe, den Erfolg und den Zugang zur Kunst. Alles Glück der Welt
versucht das „World Book of Happiness“ zwischen zwei Deckel zu packen.
Der DuMont Buchverlag präsentiert es unter dem lakonischen Titel „Glück“.
Ein fein gestaltetes Buch, dessen Inhalt sich wie eine endlose Power-Point
Präsentation ausnimmt.
100 sogenannte Glücksforscher aus aller Welt legen ihre Rezepte vor. Da
wird dann das Glück wie ein Muskel trainiert, selbstverständlich gibt es
Diäten, oder es gilt ein „günstiges psychologisches Umfeld“ herzustellen.
So, so. Glück verschwindet hier hinter den Parolen des positiven Denkens,
einer weltumspannenden Ideologie, deren sich eine milliardenschwäre
Coaching-Industrie bedient. Obwohl diese seit den achtziger Jahren vor
allem in den USA im Wachsen begriffen ist, werden immer noch zwei Drittel aller Anti-Depressiva in den USA konsumiert. Interessant auch, dass
glückliche Menschen vor allem dort zuhause sind, wo der Reichtum regiert. Solch ernüchternde Wahrheiten enthüllt die amerikanische Soziologin Barbara Ehrenreich in ihrem Buch „Smile or Die. Wie die Ideologie des
positiven Denkens die Welt verdummt“. Sie zeigt, wie der Wunsch nach
Glück und Erfolg alle Bemühungen um eine analytische Betrachtung der
Wirklichkeit aus dem Feld schlägt und dem magischen Denken Tür und Tor
or
öffnet. Wer trotzdem arbeitslos oder krank wird, der hat halt nicht fest gee-nug an das Gute geglaubt, selber Schuld. So einfach ist das, weil Wut undd
Trauer „negativ“ sind, soll doch jeder selbst damit klar kommen. Ehrenreich
ch
erinnert daran, dass vor der Finanzkrise keiner die „negativen“ Gedanken
n
eines Zusammenbruchs publik machen wollte, positives Denken hatte die
ie
Herrschaft über die Märkte übernommen. Ja, von einem Wolkenkuckuckssheim zu träumen ist okay, nur wenn man in ihm wohnen will, dann kann
n
es kritisch werden. Seriös verläuft die Auseinandersetzung mit dem Glück
ck
bei Francesco und Luca Cavalli-Sforza, zwei Italienern, die „Vom Glück auf
uf
Erden“ philosophieren. Für sie ist das Glück nicht etwas, das gefunden werrden kann, sondern, das erfunden werden muss, von jedem Menschen neu.
u.
Einen guten Weg dorthin findet man, wenn man sich an die Devise von
n
Mihaly Csikszentmihalyi, dem Erfinder des „Flow“-Begriffs, hält, der dazu
zu
rät, sich ganz auf das zu konzentrieren, was man gerade tut, gleich ob
man isst, arbeitet oder sich mit jemandem unterhält. Glück als Ergebnis der
er
vollständigen Hingabe an den Moment.
Mach mal Zwischenüberschriften
Mach, dass Parteien nicht weniger Steuern fordern, sondern
weniger Steuererklärungen.
Mach, dass mal einer zu mir sagt: „Ah, sie leben in Bochum. Davon hört man ja nur
Gutes, muss ja traumhaft sein, grade so im Süden, an der Ruhr. Ach, ich wünschte,
ich könnte auch in Bochum leben.“
Mach, dass meine Socken sich von Waschmaschinen ernähren und führe mich nicht
in Versuchung, bzw. in den Waschsalon.
Mach, Mai, oh, mach alles neu.
Mach, dass Aufzählungstexte wieder in Mode kommen.
Mach, dass in dieser Kolumne keine Kirmes vorkommt.
Mach, dass „Coco Jambo“ die neue Nationalhymne wird.
Mach, dass Gebrauchtwagenhändler in Metzgereien arbeiten müssen:
„Dieses Pfund Hackfleisch ist tiptop, da ist alles neu dran.
Ich fahre privat auch einen Hackbraten.“
Mach mal einen Running Gag über Usain Bolt
Mach schon, Mai.
Mach, dass alle merken, dass Unheiligs Hit „Geboren um zu leben“ vom Titel her
identisch ist mit dem Disko-Knaller „Born to be alive“. Das ist doch albern, dass die
Leute über diese Nummer nicht lachen. „Der Graf“ ist ein sehr falsch verstandener
Komiker.
Und wenn du schon dabei bist, lieber Mai, dann mach auch, dass Metzger in Autohandlungen arbeiten müssen: „Dieser Honda ist von einem Bauernhof hier in der
Nähe, der hat den ganzen Tag auf der Weide in der Sonne gestanden, das schmeckt
man auch! Darf’s auch ein bisschen mehr sein? Vielleicht noch eine Scheibe Gesichtsmercedes für ihr Kind?“
Mai, mach die anderen Monate weg! Wer braucht schon November? Ich wiederhole:
Wer braucht schon November?
Mach, dass mal einer sagt: „Ah, Poetry Slam. Davon hört man ja nur Gutes, muss ja
traumhaft sein. Dann verdienen sie sicher sehr gut. Und ich kann mir auch schon
denken, warum sie ausgerechnet Sebastian 23 heißen und woher ihre Ideen kommen. Oh, schauen sie mal, da vorne ist ein Hund, der sich in einer Birke ein Nest baut.
Schreiben sie darüber doch mal keinen Text.“
Na, Mai, dass muss doch drin sein, oder?
Nicht?
Schade.
FOTO / TEXT: SEBASTIAN23
Sebastian23 - Die Video Kolumne:
Auf youtube und auf trailer-ruhr.de
THOMAS LINDEN
EN
25
und mehr
Wie das Glück zur Mogelpackung des positiven Denkens wird
www.engels-kultur.de/kultur-in-nrw
Sebastian23 zählt an: acht – Die Video Kolumne
bildet
Foto: Rainer Sturm/Pixelio.de
(Um)Lernen als Chance
(Weiter)Bildung & mehr – aktuelle Tipps
Die Zeiten, in denen man sich als junger Mensch einen Beruf auswählte, eine
Ausbildung absolvierte, in eine Firma eintrat und dort bis zur Rente blieb,
sind endgültig vorbei. Heute sehen Arbeitsbiografien anders aus, lebenslanges Lernen ist unvermeidbar geworden, Flexibilität unerlässlich.
Während rund 20 Prozent aller ungelernten Kräfte ohne Arbeit sind, beträgt
die Arbeitslosigkeit unter Menschen mit Berufsausbildung nur 6,6 Prozent.
Die Chancen auf einen Job vervielfachen sich also bei steigender Qualifikation. Arbeitgeber beklagen seit langem einen Fachkräftemangel, der sich in
den kommenden Jahren zu einem echten Problem auswachsen soll. Schon
heute werden etwa BusfahrerInnen, ZerspanungsmechanikerInnen, AnlagenmechanikerInnen Sanitär Heizung Klima, aber auch AltenpflegerInnen,
FachlageristInnen und Speditionskaufleute händeringend gesucht.
Es lohnt sich, über eine Ausbildung in Mangelberufen nachzudenken und
bei der Agentur für Arbeit nachzufragen, ob die Umschulung finanziert wird.
Und wer einen Job hat und ihn behalten möchte, sollte jede Gelegenheit zur
Weiterbildung wahrnehmen, denn: Man lernt nie aus!
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omhh]jlYd&YcY\]ea]8\]cjY&[ge
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„Miteinander zum Ziel“ verschrieben
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sowie intensive Ganztagsbetreuung
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TEXT/ZUSAMMENSTELLUNG:
GESA KLAPPROTH
blindow.de
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Staatlich anerkannte
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staatlich anerkannte
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Pharmazie
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Modellschule des Landes NRW
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Tel.: 02 28 / 93 44 90 - [email protected]
diploma.de
Bonn
Private staatlich anerkannte Fachhochschule
Ausbildung zum Logopäden mit der
Möglichkeit der Doppelqualifikation
zum Bachelor
Ausbildungsbeginn
jährlich April, Juli
und Oktober
Anmeldung und Info´s unter
0211-73779680
www.duesseldorfer-akademie.de
Bachelor- und MasterFernstudium
Wirtschaft/ -ing./ -recht
Touristik Therapie/Pflege
Frühpädagogik Medien
Grafik-Design Mechatronik
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Tel.: 02 28 / 93 44 95 - [email protected]
27
zungen
auswahl
mit
-zungen
Foto: I. Arndt, Montage: K. Nicolic
und mehr
Lieber Engels,
New-York d. 22.n Juni 50
Eben lege ich das I. Heft der N[euen] Rh[einischen] Zeitung aus der Hand;
nach so langer Zeit wieder einmal ein literarisches Labsal in dieser trockenen
Zeit, in dieser noch trockenern Gegend. – Man wird ganz versimpelt, wenn
nicht von Zeit zu Zeit ein erfrischendes, erhebendes Wort die tödtliche Dürre
des hiesigen alltäglichen Krämerlebens unterbricht. Nun die hiesigen Zeitungen brauche ich Dir wohl nicht zu schildern. Knotige Gemeinheit, gepaart
mit beispiellosem Unverstand ist die wirkliche Tendenz dieser Blätter, die sich
nicht schämen, auf die Titelköpfe die demokratischsten Phrasen zu drucken.
Schlimm, daß sich die hiesige sogenannte Demokratie durch solche Organe
vertreten läßt, daß sogar jene Wische unter dem bedeutendern Theile der
deutschen Bevölkerung unzählige Verehrer und Anbeter besitzen. Je knotiger,
desto besser. Es ist ein heiteres Publikum diese deutsche Emigration; widerlich,
rein unausstehlich und dies um so mehr, je freisinniger, je demokratischer
sie sein wollen. – In den unendlich zahlreichen Vereinen wird dieses triviale,
confuse Deklamiren der heimatlichen Clubbs fortgesetzt; durch Weitling
wird aber das Associations-Recht vollständig genothzüchtigt. Während er
mit seinen Trabanten von Arbeitseinstellung, Lohnerhöhung, Ruiniren des
Capitals etc. spricht, halten sich die Bourgeois den Bauch vor Lachen, wohl
wissend, daß unter 3 Deutschen nie eine Einigung zu erzielen ist. Da gibt es
„Vereine des entschiedenen (?) Fortschritts“; Lehrbataillone der Sozialisten, à la
Freischärler costümirt, aber unbewaffnet, mit rothen Crawatten und stehenden
Vatermördern, die den ganzen Tag wimmern über die vielen unreinen Elemente
unter den Demokraten, welche den guten Namen der wirklich Aufrichtigen mit
untergraben helfen! Da gibt es Sozial-Reform-Vereine, die in ihren Sitzungen
discutiren über die Unschicklichkeit ärztlicher Annoncen, geheime Krankheiten
betreffend. Demokratische Turnvereine unterhalten sich über die Art und Weise, wie sie die Yankees am besten beim Schauturnen amüsiren sollen und die
verschiedenen Arbeiter-Gewerke behaupten mit pfiffigen Gesichtern steif und
fest, daß die Fabrikanten ein viel besseres Leben hätten als sie, die jenen das
Geld verdienen müßten. – Kurz, unabsehbarer Blödsinn wird hier getrieben und
zwar unter der Leitung der Männer aus der Reichsverfassungs-Campagne.
[…]
Schreib mir bald, daß ich wieder kommen soll um Freischärler zu werden; es geht doch nichts über eine gehörige Revolution; wär sie nur erst
da! Grüße Marx, Wolff und alle Bekannte.
Dein M. J. Becker
D
Max Joseph Becker (gest. 1896): 1849 mit Engels Teilnehmer am badisch-pfälzischen Aufstand;
M
Di 3.5. 20 Uhr
DIE BÖRSE
Wuppertal
WORTEX
Überall schießen sie wie Pilze aus
dem Boden und tragen so lustige
Namen wie: Dichterkrieg, Reim
in Flammen oder The Word is Not
Enough. Der Poetry-Slam boomt.
Junge Menschen treffen sich in
Inbrunst widersetzt sie sich den
Konventionen und hofft gegen
jede Erwartung auf die große
Liebe, die sie aus ihrer Gefangenschaft befreien soll. Dem schwelgerisch inszenierten Sittengemälde
der Regie-Debütantin Ninagawa
gelingt dabei fast beiläufig die
Dekonstruktion des Geisha-Kults.
„Sakuran“ ist ein lupenreines
Massen, um sich anzuhören, wie
andere junge Menschen um die
Wette Lyrik oder Prosa vortragen.
Die Atmosphäre hierbei ist der
eines Popkonzerts vergleichbar.
Zu den deutschen Meisterschaften etwa im Oktober in Hamburg
werden über 300 SlammerInnen
und rund 1.500 ZuschauerInnen
erwartet. Zu gewinnen gibt es
zwar meist nicht viel – doch
den WortartistInnen genügen
Ruhm und Ehre. Der bekannteste
Wuppertaler Slam heißt Wortex
und wird von den Wortpiraten in
der börse veranstaltet. Rund 200
Zuschauer lauschten bei der letzten Ausgabe den Textbeiträgen,
viele aus Platzmangel im Stehen.
Deshalb zieht man jetzt in den
großen Saal um. Auf der Bühne
stehen auch diesmal Newcomer
und alte Hasen: Murat Kayi, Egon
Alder, Alex Guenter, Mirjam,
Loony Lorna und Sandfox haben
ihr Kommen zugesagt. Moderiert
wird die Veranstaltung von David
Grashoff und André Wiesler.
Einlass ist ab 19.30 Uhr, frühes
Erscheinen ratsam.
Infos: 0202 24 32 20
Frauen-Projekt: Die Regisseurin ist
in Japan bekannt für ihre fotografischen Arbeiten, das Drehbuch
von Yuki Tanada basiert auf einem
populären Manga von Moyoco
Anno – und die Filmmusik stammt
von Ringo Shiina. Movie in Motion
– Das Bergische Wanderkino zeigt
„Sakuran“ im Rahmen der JapanTage an der Uni Wuppertal.
Infos: 0202 4 39 21 81
EEmigration in die Schweiz, ab 1850 Exil in den USA. Die „Neue Rheinische Zeitung – Politischöökonomische Revue“ erschien vom März bis November 1850 als Nachfolgerin der gleichna-
www.engels-kultur.de/spezial
migen,
von Marx geleiteten Zeitung der Revolutionszeit. Der Begriff „Reichsverfassungskampam
ggne“ bezeichnet die letzte Phase der Revolution 1848/49.
e
engels
zungen in der Engels-Stadt:
Wir lassen Zeitgenossen des
W
Kapitalisten und Revolutionärs zu
Wort kommen, zitieren Briefe an
W
Wuppertals berühmten Sohn.
W
Q
Quellenangabe:
Marx-Engels-Gesamtausgabe,
B
Briefwechsel, Band 3, Berlin 1981, S. 568–569
Engels 1856
Di 3.5. 19 Uhr
UNI WUPPERTAL, HAUPTCAMPUS
HÖRSAAL 14
Wuppertal
SAKURAN - WILDE KIRSCHBLÜTE
Perfektes Make-up, ausladende
Frisuren, kostbare Kimonos,
historische Gewänder: In betörenden, farbgesättigten Bildern
erzählt „Sakuran“ die Geschichte
von Kiyoha, einer jungen und
widerspenstigen Kurtisane in Edos‘
Vergnügungsbezirk Yoshiwara. Mit
28
Do 5.-Mi 18.5
CINEMAXX & BÜRGERBAHNHOF
Wuppertal
UEBER MUT
Das Filmfestival der Aktion
Mensch, tourt von November 2010
bis November 2011 bundesweit
durch 100 Städte. Es ist nach
ueber arbeiten, ueber morgen und
ueber Macht das vierte Filmfestival der Aktion Mensch, das
bundesweit stattfindet. Es wird
gemeinsam mit 19 überregionalen
und rund 3.000 lokalen Kooperationspartnern realisiert. Das größte
Festival on Tour in Deutschland
zeigt zehn internationale Dokumentar- und Spielfilme über starke
Charaktere und Menschen, die sich
leidenschaftlich für ihren Traum
von Veränderung einsetzen – sei
es für würdige Lebensbedingungen von obdachlosen Menschen
in Frankreich („Die Kinder von
Don Quijote“), gegen den Missbrauch und die Vernachlässigung
von Kindern und Jugendlichen in
Südafrika („Rough Aunties“) oder
für die rückhaltlose Aufarbeitung
der NS-Vergangenheit in der
Bundesrepublik („Fritz Bauer – Tod
auf Raten“).
Programm unter www.uebermut.de
auswahl
www.rotationstheater.de
Fr 6.-So 8.5. I Fr, Sa 20 Uhr I So 18 Uhr
PETER KOWALD GESELLSCHAFT/ORT
E.V. & SKULPTURENPARK WALDFRIEDEN
Wuppertal
BEFLÜGELT
Drei Abende mit acht international
beachtete PianistInnen, die sich
insbesondere durch den ungewöhnlichen Umgang mit ihrem Instrument
abseits des klassischen Klavierrepertoires einen Namen gemacht haben.
Die portugiesische Pianistin Joana
Sá, greift eine Vielzahl avantgardistischer Entwicklungen aus der Neuen
Musik auf. Junge Pianisten wie Pablo
Held der, ähnlich wie Stevko Busch
Aspekte der Jazz-Tradition in eine
Sprache der Gegenwart übersetzt,
stehen neben etablierten Tastenvirtuosen wie dem spanischen Pionier
der improvisierten Musik Agustí
Fernández auf dem Podium. Wuppertal als Mekka des deutschen Free
Jazz wird ein besonderer Stellenwert
eingeräumt durch die Präsentation
regional ansässiger Interpreten wie
Martin Theurer oder Bernd Köppen.
Eines der vielen akustischen Highlights dieses Festivals wird sicher das
Nachtkonzert von Aki Takase, am
Freitag um 23 Uhr sein, bei dem sie
ein besonderes Solo Recital spielen
wird. Den Abschluss des Festivals
im ORT bildet das Konzert des Duos
Irene Schweizer und Pierre Favre
am Sonntag im Skulpturenpark
Waldfrieden.
Infos: 0202 72 22 78
tionalen Auseinandersetzung
verstrickt, scheinen nun, fünf Jahre
später, alle Spiele gespielt, Nähe,
Intensität, Liebe aufgebraucht. Das
neue Stück beginnt gerade da, wo
eine Beziehung gewöhnlich endet.
Die Beiden eröffnen ein neues
Spiel, indem sie sich selbst und ihre
Beziehung zum Experiment, zum
Kunstwerk erklären. Was bleibt
ist die Suche nach dem Anderen.
Der Abend findet im Rahmen des
Festivals „tanz nrw 11“ statt.
Infos: 0202 45 27 15
So 15.5. 19 Uhr
BANDFABRIK
Wuppertal
MESCHUGGENE MISCHPOCHE IM
STEJTL
Das Ensemble Meschuggene
Mischpoche um die Sängerin Ulla
Krah aus Wuppertal steht für ein
besonders humorvolles Verständnis
von Klezmer und jiddischen Liedern.
In ihrem neuen Programm geht es
um die kleine Welt der osteuropäischen Stejtl, die mehrheitlich von
Juden bewohnten Ortschaften in
einem Gebiet, das sich einst von
der Ostsee bis nach Odessa an
der Schwarzmeerküste zog. Mit
einem kräftigen Schuss Selbstironie
gelingt es Ulla Krah, in exzellentem
und gut verständlichem Jiddisch Figuren auf die Bühne zu bringen, die
man irgendwie schon aus „Anatevka“ lange zu kennen glaubt. Sie verkörpert Charme, Witz, Zärtlichkeit
und Sehnsucht, aber auch einfache
Lebensfreude und das, was man so
unübersetzbar „Chuzpe“ nennt –
kongenial begleitet am Klavier von
Tatjana Lesko und am Kontrabass
von Andreas Kneip.
Infos: 0202 69 85 19 33
So 22.5. 19.30 Uhr
ARCHE NOAH BAR
Wuppertal
REGINA ADVENTO & WOLFGANG
EICHLER
Als langjähriges Ensemblemitglied
des Wuppertaler Tanztheaters
beeindruckte Regina Advento nicht
nur mit ihrem Tanzstil. In den Stücken von Pina Bausch überraschte
sie immer wieder mit Gesangs-
Veranstaltungen
im Mai:
Kamen
Jazzfrühstück
jeden Sonntag, um 11 Uhr
im Rotationscafe
Tanja Lewandowski
6 Gänge für
5 Frauen ohne Mann
Freitag, 06. 05. um 20 Uhr
Belcanto Solistenensemble
Die verkaufte Braut trifft
im Land des Lächelns auf
die schwedische Nachtigall
Samstag, 07. 05. um 20 Uhr
Moses W.
The HEAVIES Rockende Songs
- handgeklampft
Mittwoch, 11. 05.
um 20 Uhr im Rotationscafe
Peter Vollmer
Frauen verblühen und
Männer verduften
- Vorpremiere
Freitag, 13. 05. um 20 Uhr
Schauspielschüler
Latein für Töchter
15. 05. um 18 Uhr
Sascha Gutzeit
Rock Rockende Songs
Donnerstag, 19. 05. um 20 Uhr
m&m theater
Candlelight und Liebestöter
Fr. 20. u. Sa. 21. 05.
jew. um 20 Uhr
Odessa Projekt
Klänge aus Transylvanien,
Balkan, - Klezmermusik
Sonntag, 22. 05. um 19 Uhr
Jochen Jasner
Sentimiento Latino Ein Konzertabend
mit Tangos und Boleros
Mittwoch, 25. 05. um 20 Uhr
im Rotationscafe
Markus Segschneider
Gitarrenworkshop
Sonntag, 29. 05. 15 - 17:30 Uhr
Fr 13.5. 20 Uhr
CAFÉ ADA
Wuppertal
ANOTHER YOU – COCOONDANCE
Das Mann-Frau-Duett als Klassiker.
Die Bonner Kompanie führte vor
fünf Jahren im Erfolgsstück „Lovers
And Other Strangers“ vor, dass dem
alten Thema doch immer wieder
neue und überraschende Seiten
abzugewinnen sind. Mit „Another
You“ machen sie einen Sprung in
die Gegenwart. Sie arbeiten an der
gleichen Mann-Frau-Konstellation.
Damals noch in einer hochemo-
Markus Segschneider
Songs und Gitarrenmusik
Sonntag, 29. 05. um 19 Uhr
Rotationstheater
Kölner Str. 2c
42897 RS-Lennep
Tel.: 02191/66 29 77
www.rotationstheater.de
[email protected]
Karten im Internet:
www.wuppertal-live.de
www.remscheid-live.de
29
auswahl
service
beschreiben oder sich langgestreckt
in den Raum vortasten. Geschwindigkeit und Energie werden
veranschaulicht als kraftvolle Expressivität, dann wieder zögerndes
Innehalten. In Cragg's Skulpturenpark sind nun elf Skulpturen, teils
im Außenraum, ausgestellt.
Infos: 0202 317 29 89
www.engels-kultur.de/auswahl
und mehr
einlagen, welche die weltberühmte
Choreografin für sie inszenierte.
Dank der Zusammenarbeit mit der
Band Ufermann und dem Wuppertaler Gitarristen Lutz Griebel kann die
Brasilianerin ihre Sangesleidenschaft
verstärkt ausleben. Dabei liegt der
Schwerpunkt bei vertrauten Klängen
ihrer Heimat, wie dem Bossa-Nova.
Ein Mix aus Jazz, Blues und Latin
Songs, teils in englischer, teils in
portugiesischer Sprache zeigt eine
weitere Facette von Regina Advento
als Sängerin. Eintritt frei
bis 10.6. | Di-So 10-18 Uhr
SKULPTURENPARK WALDFRIEDEN
Wuppertal
NORBERT KRICKE
VERLOSUNGS-BOX
Scre4m: Am 5. Mai geht der Horror-Kult
in eine neue Runde: Mit der gewohnten
Mischung aus blutigen Morden und selbstreferenzierter, frecher Ironie meldet sich
Wes Craven mit „Scre4m“ zurück! Natürlich
fehlen auch Neve Campbell, Courteney Cox
und David Arquette nicht in den Hauptrollen. Für frisches Blut ist ebenfalls gesorgt:
Neben einigen gewohnt überraschenden
Cameo-Auftritten sind u.a. die Nachwuchsstars Hayden Panettiere („Heroes“),Rory Culkin („Signs“) sowie Emma
Roberts („Valentinstag“), die Nichte von Julia Roberts, zu sehen. engels
verlost 4 Kinofreikarten und 6 Scream-Masken. E-Mail bis 11.5. an [email protected], Kennwort: Scream.
bis 16.6. | Di-So 10-17 Uhr
KUNSTMUSEUM SOLINGEN
Solingen
GEORG MEISTERMANN
Georg Meistermann, der vor 100
Jahren in Solingen geboren wurde,
an der Karlsruher Akademie als
Professor und Rektor tätig war und
bis zu seinem Tod 1990 in Köln
gelebt hat, war als Maler und kulturpolitischer Motor eine Instanz im
kulturellen Leben in Deutschland.
Ein Spezialgebiet, in dem er noch
berühmt wurde, war die Gestaltung
von Glasfensterzyklen. Ausgehend
von der gegenständlichen Darstellung findet er nach dem Krieg zu
einer abstrakten Farbmalerei – ein
Der Abreiseführer: Mit dem jüngst im
Carlsen Verlag erschienenen Sachbuch "Der
Abreiseführer – 88 Städte, die Sie unbedingt
verlassen sollten" lässt sich jenes Wissen
erweitern, mit dem sich noch schneidiger
smalltalken lässt: "Ach, Sie kommen aus
Siegen? Wo man Adolf Hitler erst 2007 die
Ehrenbürgerschaft aberkannte?“. Durch die
Lektüre des Abreiseführers lernt man alle
Städte Deutschlands mit mehr als 100.000
Einwohnern besser kennen – plus ein paar bevölkerungsärmere, jedoch
bedeutende Orte, wie Kampen auf Sylt oder die deutsche AntarktisForschungsstation Neumayer III. engels verlost 5 Exemplare. E-Mail bis
20.5. an [email protected], Kennwort: weg.
IMPRESSUM
Norbert Kricke (1922-1984), ein
Vorgänger von Tony Cragg als
Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie, zählt zu den Pionieren der
ungegenständlichen Skulptur in
Deutschland. Ab 1950 arbeitete er
mit äußerst reduzierten Mitteln, ja,
seine Skulpturen bestehen aus Linien und Linienbündeln, die Wirbel
Überblick davon ist nun im Museum
seiner Heimatstadt zu sehen.
Infos: 0212 258140
ZUSAMMENGESTELLT VON
THOMAS HIRSCH UND CHRISTINE SCHILHA
AKTUELLELLE EMPFEHLUNGEN
AUCH UNTER:
WWW.FACEBOOK.COM/ENGELSKULTUR
Herausgeber:
engels Verlag
Joachim Berndt, Büro Köln
Maastrichter Str. 6-8, 50672 Köln
E-Mail: [email protected]
Tel. 0221 272 52 60, Fax: -88
Redaktion:
Dawid Kasprowicz (v.i.S.d.P.)
Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Frank Brenner, Lutz Debus, Valeska von Dolega,
Hartmut Ernst, Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas
Hirsch, Tom Jost, Kim Ludolf Koch, Thomas Linden, Karsten Mark, Christian Meyer, Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Frank-Michael Rall,
Christine Schilha, Sebastian23, Olaf Weiden,
30
Hans-Christoph Zimmermann, Andreas Zolper
Grafik: Michael Hennemann,
Mathias Mortag, Katharina Olma
Anzeigenverwaltung:
Berndt Media
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
www.berndt-media.de
Tel. 0234-941910, Fax -9419191
Buchhaltung:
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Druck:
Henke Druck
Verbr. Auflage:
14.903 Ex. IVW I/2011
Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder
sind Pressefotos.
ICH HABE BEI SCHÜLER-VZ
1800 FREUNDE.
KANN ICH DAMIT MEINEN TRAUMJOB FINDEN?
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