RB REHAB Info 2009 1
Transcrição
RB REHAB Info 2009 1
REHAB Basel Zentrum für Querschnittgelähmte und Hirnverletzte Schweizerisches Paraplegikerzentrum Basel 18. Jahrgang · Nr. 49 · Juni 2009 7 Jahre Neubau REHAB Basel Das neue REHAB Basel ist genau das Haus, welches wir wieder bauen würden! EDITORIAL [ 3 Ein Tag auf der Station Individuelle Pflege und Betreuung für unsere Patientinnen und Patienten. BLICKPUNKT [ 21 Lebensfreude im Sommer Spiel und Spass in der Rekreation und Schiff AHOI! RUNDSCHAU [ 24 PORTRAIT [5 Das Schiff auf Kurs gebracht: Peter Kaiser vom ‹REHAB Info › -Team erzählt seine Geschichte. REPORT [9 EEG: Eine im REHAB Basel häufig angewendete Untersuchungsmethode. THEMA [ 17 Ein Besuch in der Rekreation: Spiel und Spass im Sommer. BLICKPUNKT [ 21 Die Eckpfeiler in der Pflege: Individuelle Betreuung, interdisziplinäre Tagesplanung und Teamgeist. Ein Blick hinter die Kulissen. RUNDSCHAU [ 24 Schiff AHOI ! Agenda [ 29 7 Jahre Neubau REHAB Basel... das verflixte 7. Jahr? [ 30 BEHINDERTENSPORT Jetzt ist noch mehr Kreativität gefragt. TITELBILD: VERBINDUNG VON ARCHITEKTUR MIT NATUR: DER INNENHOF. [ 33 E D I T O R I A L Liebe Leserin, lieber Leser 2002 wurde das neue REHAB Basel eröffnet. 7 Jahre arbeiten wir bereits im neuen Haus. Schnell ist diese Zeit vergangen. Mit grossen Erwartungen sind wir anno dazumal in die Phase des Neubauprojektes gestartet. Das neue Gebäude sollte die Infrastruktur eines Spitals haben, die Leichtigkeit eines Hotels und die Wohnlichkeit eines Zuhause. Wir wollten auch architektonisch den Patientinnen und Patienten Mut machen zum sinnvollen, anderen Weiterleben. Beim Verlassen der hellen, lichtdurchfluteten Zimmer sollte sichtbar werden, dass es eine Zukunft gibt indem die Wege keinen Halt und kein Zurückgehen forderten, sondern zeigen sollten, dass es immer einen Weg vorwärts gibt. Uns war nicht vorstellbar, wie dies architektonisch möglich sein sollte. Aber sie haben es geschafft – unsere Architekten. Die Patientin, der Patient kommt aus dem Zimmer und es geht immer weiter; es geht vorwärts. Es gibt keine Sackgasse. Unsere Patientinnen und Patienten haben einen Schicksalsschlag erlitten und sie brauchen vorerst einmal sehr viel Zeit. Das wollen wir vermitteln. Gehen nun «Raum haben» und viel «Zeit haben» nicht ineinander über? Diese Idee lässt sich doch erleben! Kommt man in die grossen, hellen Räume, hat man Platz und kann atmen. REHAB Info · Juni 2009 3 E D I T O R I A L Der Raum ist da und niemand muss sich beeilen, um Platz zu finden. Damit heisst Raum haben auch Zeit haben. Die Projektierung und der Bau des neuen REHAB Basel war eine sehr intensive und spannende Phase. Es war ein «Zusammen Erarbeiten» und von der täglichen medizinischen Arbeit aus gesehen wie die Arbeit in der Rehabilitation. Wir hatten Gegebenheiten, steuerten auf ein Ziel zu und gingen den Weg gemeinsam. Das kann aber nur im beständigen Diskurs funktionieren. Wir danken den Architekten ganz herzlich, dass sie sich darauf eingelassen haben. Über diese 7 Jahre wurde uns klar: Das neue REHAB Basel ist genau das Gebäude, welches wir wieder bauen würden, ständen wir nochmals vor dieser Aufgabe. Wenn das nun kein Grund zum Feiern ist. Für unser 7-Jahr Jubiläum haben wir uns ein buntes Programm einfallen lassen. Eine Übersicht (S. 30) soll Sie ermuntern, uns im REHAB Basel zu besuchen. Unsere aktuelle Sommerausgabe heisst Sie aber nicht nur hier im REHAB Basel herzlich willkommen, sondern liefert Ihnen auch Ideen für Ihre Freizeitgestaltung und Ihre Ferien. Regina und Martin Brechbühl bieten z. B. auf der ‹JANNY E› Schiffsreisen für Behindertengruppen von acht bis maximal zehn Personen an, auf Kanälen durch wunderschöne Naturlandschaften. Auch Peter Kaiser, welchem unser Porträt gewidmet ist, ist ein grosser Liebhaber von Schiffsreisen. Er reist jedoch nicht in einem komfortablen Wohnboot, sondern er ist mit grossen Frachtschiffen unterwegs. Auf dem weiten, offenen Meer findet er zu sich selbst und alles ist wieder gut. Von Herzen wünsche ich Ihnen nun eine anregende Lektüre und einen wunderschönen Sommer. Herzlichst Ihr Mark Mäder, Chefarzt 4 REHAB Info · Juni 2009 P O R T R A I T Das Schiff auf Kurs gebracht Peter Kaiser – dieser Name ist allen Leserinnen und Lesern des ‹REHAB Info› ein Begriff. Er gehört schon seit über zehn Jahren zum Redaktionsteam. Schreiben ist seine Leidenschaft. Peter Kaiser schreibt nicht nur für das ‹REHAB Info› – er schreibt auch für andere Organisationen wie Fragile Suisse, das WBZ Reinach oder die Gönnervereinigung pro integral. Dabei führt er sehr viele Gespräche mit behinderten Menschen und schreibt dann deren Geschichte nieder. Für einmal sitzt nun Peter auf der anderen Seite und es geht um seine Geschichte. Das ist für ihn ungewohnt. Er ist lieber im Hintergrund und nimmt sich selber nicht so ernst. Schreiben als Berufung Dass Schreiben seine Leidenschaft – ja gar seine Berufung ist, spürt man sofort. Peter kann sich ein Leben ohne Schreiben nicht mehr vorstellen. Früher sassen ihm Leute aus der Wirtschaft gegenüber und er schrieb über Themen der Wirtschaft. Heute trifft er mit behinderten Menschen zusammen. Sie erzählen ihm ihre ganz persönliche Geschichte. Er hört ihnen zu und sie öffnen sich ihm. So kommt es zu wunderbaren Begegnungen, aus denen er immer etwas für sich mitnehmen kann. Peter ist immer wieder beeindruckt, welche Gefühle, Erfahrungen und Ansichten die Menschen mit einer Behinderung haben. Es fällt ihm zudem auf, dass diese Menschen so fröhlich und friedvoll sind. «Behinderte Menschen leben mit Einschränkungen und Defiziten. Dennoch sehen sie einen grossen Sinn in ihrem Dasein und haben Freude am Leben.» Peter Eng verbunden mit dem REHAB Basel: Peter Kaiser ist überzeugt davon, dass unsere Gesellschaft gerade von diesen Menschen etwas lernen könnte: «Die gesunden Menschen müssten ihnen mehr zuhören. Wer von den Gesunden ist schon so ausgeglichen und zufrieden?» Aus diesem Grund ist Peter gern mit behinderten Menschen zusammen. Beginn eines schmerzhaften Wegs Peter weiss, wovon er spricht. Nach einem Autounfall, der 13 Jahre zurück liegt, muss auch er mit Einschränkungen, Defiziten leben. Für alles, was er anpackt, braucht er mehr Zeit, er ist langsamer als früher und braucht hin und wieder eine Auszeit. Peter lag mit Lähmungserscheinungen, Rückenproblemen und einem Schädel-Hirntrauma während 6 Monaten im REHAB Basel. Es war eine schwierige Zeit. Die Therapien waren inten- REHAB Info · Juni 2009 5 P O R T R A I T siv und haben von ihm alles abverlangt. Zum Glück konnte er aber seine Fortschritte bewusst miterleben. Das hat ihm Mut gemacht. Nochmals ganz schwierig war dann die Zeit nach der Rehabilitation. «Das Schlimmste fängt an, wenn du draussen im Leben stehst. Du denkst: Ich kann ja alles – ich bin wieder dabei. Aber dem ist gar nicht so! Plötzlich bist du wieder ganz am Anfang.» Diese Tatsache wollte Peter lange nicht wahrhaben. Voller Zuversicht nahm er seine frühere Arbeit als Chefredaktor bei einer Fachzeitschrift wieder auf. Nach zwei Monaten habe er aber gemerkt, dass es nicht mehr geht. Und damit begann die lange Zeit des Ausprobierens, der vielen Hochs und Tiefs. Er schnupperte als Pressechef Zirkusluft, er wollte ein Tierheim für Kleintiere und Reptilien aufbauen, er sah sich als Kondukteur bei den SBB und versuchte, als Matrose auf einem Schiff anzuheuern. Aus all seinen Plänen, Wünschen und Hoffnungen wurde aber nichts. Es war für Peter ein schmerzhafter, aber richtiger Weg: «Ich habe meine Ziele immer wieder zu hoch gesteckt und bin dann jedesmal brutal auf dem Boden der Realität gelandet. Wäre ich aber diesen Weg nicht gegangen, wäre ich heute verbittert. Ich würde heute immer denken: Hätte ich doch dies oder das ausprobiert, vielleicht hätte es geklappt. So weiss ich aber: Ich habe es probiert und es ging wirklich nicht.» Das Schiff ist auf Kurs Peter konnte sein Schiff wenden und auf den richtigen Kurs bringen: Er bekam das Angebot, im Redaktionsteam des ‹REHAB Info› mitzuarbeiten. Kurz darauf durfte er die Spezialausgabe zur Grundsteinlegung des neuen 6 REHAB Info · Juni 2009 REHAB Basel ganz allein an die Hand nehmen. Was für eine Chance! Peter war überglücklich und hat die Aufgabe mit Bravour gemeistert. Seitdem unterstützt er das Redaktionsteam mit Beiträgen und kein Artikel wird gedruckt, bevor er nicht von ihm Korrektur gelesen wird. Eine Aufgabe, welche viel Zeit in Anspruch nimmt und hohe Konzentration erfordert. Mut zur Langsamkeit Hin und wieder stolpert Peter erneut über sein Defizit – über seine Langsamkeit. Er kann damit nicht immer gleich gut umgehen. «Sobald es in eine berufliche Tätigkeit übergeht, habe ich Probleme. Ich vergleiche mich immer mit früher. Es ist wie ein Zwang in mir.» Benötigte er früher z.B. für einen Text einen Tag, braucht er heute für dieselbe Aufgabe über zehn Tage. Das macht ihn traurig und es wird ihm bewusst, dass er eben nicht die Wahl hat zwischen Langsamkeit und Schnelligkeit. Peter verharrt aber nicht in diesen Gedanken. Ihm ist die Auseinandersetzung mit dem Thema sehr wichtig. So ist er denn auch froh, dass sich das REHAB Basel intensiv mit der Langsamkeit befasst: «Der Marsch der Langsamkeit und die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema ist das Beste, was das REHAB Basel der Öffentlichkeit bieten kann.» Er erzählt, dass er schon mehrmals vom Marktplatz zur Offenen Kirche Elisabethen gewandert ist und sich dabei alle Zeit der Welt gelassen hat. «Was du so alles wahrnimmst und aufnehmen kannst – das ist einfach unglaublich!» Natürlich hat Peter auch ‹Die Entdeckung der Langsamkeit› von Sten Nadolny gelesen. Und das Gespräch, welches er mit dem Autor für das ‹REHAB Info› geführt hat, P O R T R A I T Peter in seinem Element: auf der Kommandobrücke eines Frachtschiffs Blick in die Unendlichkeit des Südatlantiks ist ihm in bester Erinnerung geblieben. Das REHAB Basel konnte im September 2001 Sten Nadolny für einen Vortrag im Zusammenhang mit dem Marsch der Langsamkeit gewinnen. Das war für Peter ein eindrückliches Erlebnis: «Ich habe Sten Nadolny gefragt, ob er mir – einem hirnverletzten und langsamen Menschen – denn ein Schiff anvertrauen würde? Seine Antwort war ein deutliches Ja: Ein langsamer Mensch nehme sich Zeit zu überlegen. Die Langsamkeit könne also sehr segensreich sein und zu wirklicher Könnerschaft führen.» Sehnsucht nach dem weiten Meer Nicht nur die Langsamkeit wirft Peter hin und wieder zurück – es ist auch seine immer wie- REHAB Info · Juni 2009 7 P O R T R A I T derkehrende Sehnsucht nach seinem Lieblingsthema – der Hochseeschifffahrt. Vor seinem Unfall war er als Journalist sehr viel auf Reisen und hat über Frachtschiffe geschrieben. So zieht es ihn immer wieder auf das weite Meer hinaus: Vor zwei Jahren ist er nach Argentinien und zurück gereist und vor sieben Jahren war er in Südafrika. Jedesmal kommt er als anderer Mensch zurück. «Diese Reisen geben mir viel. Auf dem Schiff gibt es rund herum nur Wasser – einfach nur Wasser. Und Wind. In dieser Unendlichkeit wird mir bewusst, wie klein und unwichtig wir doch sind.» Es kommt noch etwas anderes dazu: Peter ist sehr gern mit den Seeleuten zusammen. Diese haben auf ihrem Schiff einen eingeschränkten – auf spezielle Weise geschützten Lebensraum. Peter erklärt: «Auf Fahrt reicht ihre Welt von Reling zu Reling, vom Bug zum Heck. Darüber hinaus gibt es nur die Elemente. Sie leben ein eingeschränktes Leben, fast so wie Menschen mit einer Behinderung, und ebenfalls mit Intensität, mit Respekt und mit offenen Sinnen.» Peter redet von Schiffen. Seine Seele ist wieder bei ihm. Alles ist wieder gut. Hinter jeder Geschichte ein einzigartiges Schicksal Peter hadert nicht mit seinem Schicksal. Er hat seinen Weg gefunden. Das Schreiben hilft ihm; gibt ihm Zufriedenheit: «Mit Schreiben kann ich Geschichten von anderen Menschen erzählen. Ich sehe mich als Bleistift von Menschen, welche sehr viel zu sagen haben, sich aber nicht so gut ausdrücken können. Das ist eine wunderbare Aufgabe.» So freut es Peter nun besonders, dass er für ein spezielles Buchprojekt des REHAB Basel Gesprä- 8 REHAB Info · Juni 2009 che mit Menschen mit einer Hirnverletzung führen und diese einzigartigen und spannenden Geschichten, welche hinter jedem Schicksal steckt, niederschreiben kann. DANKE! Wir danken Peter nicht nur für dieses sehr persönliche Gespräch, sondern auch für sein unermüdliches Engagement für das ‹REHAB Info› und die Anliegen des REHAB Basel. R E P O R T Das EEG Das EEG (Elektroencephalogramm) ist eine im REHAB Basel zunehmend häufige Untersuchungsmethode. Ein Bericht darüber und über deren Hintergründe von Dr. med. Ch. Kätterer. Die Elektroenzephalografie (EEG, von griechisch encephalon = Gehirn, gráphein = Schreiben) ist eine Methode der medizinisch-neurologischen Diagnostik zur Messung der summierten elektrischen Aktivität des Gehirns durch Aufzeichnung von Spannungsschwankungen im Microvolt-Bereich (uV) an der Kopfoberfläche. Das Elektroenzephalogramm (ebenfalls EEG abgekürzt) ist die graphische Darstellung dieser Schwankungen auf dem Papier oder als elektronische Datei. EEG wie ENG (Elektroneurographie) und EMG (Elektromyographie) sind standardmässige Untersuchungsmethoden in der universitären Neurologie und immer öfters oft auch in der klinisch-praktisch orientierten Neurorehabilitation. Ferner bietet auch der Neurologe in der Praxis in der Regel eine oder mehrere dieser Zusatzuntersuchungen ambulant an. Das REHAB Basel verfügt seit 2003 über eine eigene mobile EEG-Station, mit welcher sowohl stationäre als auch ambulante Patienteninnen und Patienten untersucht werden. Pro Jahr werden mit deutlich steigender Tendenz momentan ca. 350 Ableitungen durchgeführt und durch das hausinterne Neurologieteam ausgewertet. Die Untersuchungsresultate dienen den stationären und ambulanten Ärzten und Ärztinnen und auch zuweisenden Hausärzten als wichtige Basis für Therapieplanung und Beratung. Speziell auch epilepsiekranke Patientinnen und Patienten mit Dr. med. Christian Kätterer mit Engagement dabei Mehrfachbehinderung – eine seit fünf Jahren im REHAB Basel in enger Zusammenarbeit mit dem UKBB betreute Gruppe – sind auf regelmässige EEG-Untersuchungen angewiesen. Was ist ein EEG und wie entstehen diese Aufzeichnungen? Pionier und Erfinder des EEG war der Psychiater Hans Berger (1873 –1941) von der Universität Jena, der seine Entdeckung bereits 1924 machte, aber wegen der initial grossen Skepsis gegenüber der neuen Methode erst 1929 publizierte. Erste mechanische Kurvenaufzeichnungen erfolgten u.a. auf eine mit Russ geschwärzte Drehtrommel. Man nutzt für die Abbildbarkeit der «Arbeit des Gehirns» sozusagen die Tatsache, dass elektri- REHAB Info · Juni 2009 9 R E P O R T man von einem Elektrocorticogramm (ECoG; in deutscher Schreibung Elektrokortikogramm). Man hat damit zusätzlich die Möglichkeit, durch die selektive elektrische Reizung einer der Elektroden die Funktion der darunterliegenden Hirnrinde zu testen. Dies kann für den Neurochirurgen z.B. bei Eingriffen in der Nähe der Sprachregion von grösster Wichtigkeit sein, um zu entscheiden, welche Teile er bei einem Patienten entfernen darf, ohne eine Funktionseinbusse befürchten zu müssen. EEG-Station mit Geräten sche Potenzialschwankungen als physiologische Vorgänge von Gehirnzellengruppen messbar sind, die durch ihre elektrischen Zustandsänderungen die Informationsverarbeitung des Gehirns anzeigen. Entsprechend ihrer spezifischen räumlichen Anordnung addieren sich die von einzelnen Nervenzellen erzeugten kleinsten Potentiale auf, so dass sich über den gesamten Kopf verteilt Spannungsänderungen und damit typische Wellenmuster über Ableitelektroden messen lassen. Die Ableitung erfolgt direkt auf der Kopfhaut und zur klinischen Bewertung wird eine Aufzeichnung von mindestens zwölf – standardmässig 20 – Kanälen von verschiedenen Elektrodenkombinationen benötigt. Wie viel kann gemessen werden? Ein übliches EEG erfasst ca. 20 cm2 der menschlichen Hirnoberfläche von ca. 2500 cm2. Wenn eine lokal genaueste Auflösung benötigt wird (z.B. in der Epilepsiechirugie), müssen die Elektroden nach neurochirurgischer Eröffnung des Schädels direkt auf die zu untersuchende Hirnrinde aufgelegt werden. In diesem Fall spricht 10 REHAB Info · Juni 2009 Wie lange dauert eine EEG-Ableitung? Die Erstellung einer EEG-Ableitung ist ein technisch recht aufwendiges Unterfangen. Das Anschliessen des Patienten (das «Verkabeln») erfolgt durch eine geübte EEG-Assistentin innert ca. 20 Minuten. Die Elektroden müssen möglichst widerstandsarm angebracht werden. Ist alles bereit, dauert die eigentliche Ableitung ca. 20 Minuten am wachen, möglichst entspannten Patienten. Standardmässig ergänzen bestimmte Stimulationsverfahren (Hyperventilation, Photostimulation) die Routineableitung. Der Patient ruht während der ganzen Ableitung auf einer bequemen EEG-Liege. In speziellen Fällen kann man beim Patienten ein Schlafentzugs-EEG durchführen (eine Ableitung tagsüber früh, nachdem er eine Nacht zuvor wachgehalten worden ist), da mit diesem Verfahren bestimmte Epilepsieformen besser sichtbar werden. Die resultierenden Daten werden visuell vom Spezialisten auf auffällige Muster ausgewertet. Es gibt auch umfangreiche Software-Pakete zur automatischen Signalanalyse, was in der Forschung genutzt wird. Beim papierlosen oder Computer-EEG wird das Signal digitalisiert und R E P O R T auf Festplatte oder optischen Medien festgehalten und das EEG vom Neurologen oder Psychiater meist am Bildschirm direkt ausgewertet. Verwandte und abgeleitete Methoden Durch Mittelwertbildung von EEG-Abschnitten, die bestimmten Stimuli folgen, werden auch Evozierte Potenziale und Ereigniskorrelierte Potenziale abgeleitet. Makroskopisch sichtbare elektrische Hirnaktivität kann teils Abschnitte haben, die rhythmische Aktivität zeigen, was grundsätzlich noch nicht krankhaft ist. Verschiedene Wachheitsgrade werden von Änderungen des Frequenz-Spektrums der EEG-Signale begleitet, so dass sich durch eine Analyse der gemessenen Spannungskurven gewisse Aussagen über den jeweiligen Wachheitszustand machen lassen. Häufig wird das EEG in Frequenzbänder (sogenannte EEG-Bänder) eingeteilt, wobei die Anzahl von Bändern wie auch die genaue Einteilung von verschiedenen Autoren verschieden angegeben wird. Die Einteilung der Frequenzbänder und deren Grenzen sind historisch bedingt und decken sich teilweise mit den allgemeinen Grenzen, die auf Grund modernerer Untersuchungen als sinnvoll gelten. Graphoelemente Insbesondere für Langzeit- und Schlaf-EEGs werden auch die eingangs erwähnten SoftwareAlgorithmen zur assistierten oder automatischen Auswertung eingesetzt, die diese Mustererkennung nachbilden sollen. So kann z.B. ein sehr asynchrones Muster aller Frequenzbänder auf starke emotionale Belastung oder auf Verlust der willentlichen Kontrolle hindeuten, während vermehrt langsame Wellen mit gleichzeitig wenigen schnellen Wellen auf einen bestimmten Schlafoder einen Döszustand hinweisen. Delta-Wellen Delta-Wellen weisen eine niedrige Frequenz von 1 bis 4 Hz auf. Sie sind u.a. typisch für die traumlose Tiefschlafphase. Theta-Wellen Als Theta-Welle wird ein Signal im Frequenzbereich zwischen 4 und 7 Hz bezeichnet. Sie treten vermehrt in den leichten Schlafphasen auf und man reagiert nur noch auf wichtige oder starke Umweltreize. Alpha-Wellen EEG-Signal von 1 Sec. Dauer Die EEG-Auswertung erfolgt traditionell durch Mustererkennung des geschulten Auswerters. REHAB Info · Juni 2009 11 Als Alpha-Welle wird ein Grundsignal beim Erwachsenen im Frequenzbereich zwischen 8 und 13 Hz bezeichnet. Ein verstärkter Anteil von Alpha-Wellen wird mit leichter Entspannung bzw. entspannter Wachheit bei geschlossenen Augen als mit dem Normalzustand assoziiert angesehen. Alpha-Wellen treten hauptsächlich bei geschlossenen Augen auf und gehen mit dem Öffnen der Augen sofort in den schnelleren BetaBereich über. Den gleichen Effekt erreicht man bei geschlossenen Augen, wenn man z.B. eine einfache Rechenaufgabe im Kopf zu lösen beginnt. Beta-Wellen Beta-Wellen stellen einen bestimmten Ausschnitt aus dem Hirnwellenspektrum dar und nehmen einen Frequenzbereich zwischen 14 und 30 Hz ein. Das Auftreten von Betawellen hat verschiedene Ursachen und Bedeutungen, z.B. kommen Betawellen bei etwa 8 % aller Menschen als normale EEG-Variante vor. Betawellen entstehen aber auch als Folge der Einwirkung bestimmter Psychopharmaka oder kommen im REM-Schlaf vor. Physiologisch treten β-Oszillationen ausserdem z.B. beim konstanten Halten einer Kraft auf. Sharp waves Steile Wellen (Englisch: «Sharp waves») bezeichnen, wie ihr Name sagt, steil ansteigende/abfallende EEG-Linien. Steile Wellen sind epilepsietypische Potentiale. Sie dauern etwa 70 –200 ms an, ragen aus der Grundaktivität hervor und sind von den kürzeren Spikes abzugrenzen. Beide gelten als epilepsietypische resp. -beweisende Wellen. Anwendungen in der Medizin Epilepsiediagnostik Das Elektroenzephalogramm unterstützt die i.d.R. klinisch vermutete Diagnose und Verlaufskontrolle der Epilepsie. Ausser durch die hochamplitudige Aktivität während eines Anfalls fallen besonders geformte Graphoelemente auch im anfallsfreien Intervall auf. Hirntod Das Erlöschen der Hirnströme (als vollständiges Ausbleiben von Spannungsschwankungen im EEG) ist ein definitiertes Hilfskriterium bei der Bestimmung des Hirntods. Gamma-Wellen 12 Als Gamma-Welle wird ein Signal im Frequenzbereich über 30 Hz bezeichnet. Sie treten zum Beispiel bei starker Konzentration oder Lernprozessen auf. Neuere Forschungen zeigten die Bedeutung des Gammabandes bei der sog. TopDown Regulierung und der Synchronisation von verschiedenen Hirnarealen zur Integration verschiedener Qualitäten eines Stimulus. Sie sind auf einem EEG-Streifen mit blossem Auge nicht zu sehen. REHAB Info · Juni 2009 R E P O R T Koma- und Narkosetiefe Anhand spezifischer Bilder, welche sich in der Aufzeichnung ergeben (z.B. Frequenzschwankungen und Rhythmen), können bestimmte Komaformen – und auch die Narkosetiefe – beurteilt werden. Schlafmedizin In der Schlafmedizin wird (häufig mit einem reduzierten Elektrodensatz) ein Ganznacht-EEG abgeleitet. Aus diesem lassen sich Informationen über die Einschlaflatenz, die Verteilung der Schlafstadien (dargestellt als Hypnogramm), Weckreaktionen (spontan oder infolge äusserer bzw. innerer Störquellen wie Lärm oder schlafbezogenen Atmungsstörungen) und weitere physiologische und pathologische Prozesse im Schlaf gewinnen. Meist wird das EEG im Rahmen der Polysomnographie mit der Messung weiterer physiologischer Parameter kombiniert. Anwendungen ausserhalb der medizinischen Diagnostik Beeinflussung von Gehirnwellen Gehirnwellen lassen sich aber nicht nur messen, sondern umgekehrt auch beeinflussen: Das kann durch einen visuellen oder akustischen Reiz geschehen, durch Neurofeedback, eine Spezialform des Biofeedbacks, oder durch direkte Manipulation der Gehirnwellen mittels elektrischer Wechselfelder. Beim Neurofeedback ist es üblich, die EEG-Bänder feiner zu unterteilen und anders zu interpretieren als im klinischen EEG (siehe Tabelle). Eine erhöhte Amplitude innerhalb jener Frequenzbereiche wird mit gewissen mentalen Zuständen oder Aktivitäten korreliert. Die Spal- te mögliche Effekte verweist auf behauptete Effekte, die sich durch gezielte Anregung der Hirnaktivität erzielen lassen oder auch spontan, z.B. auch durch Reizüberflutung oder Reizdeprivation (Meditation), entstehen können. Die nutzbare Existenz dieser Effekte ist wissenschaftlich nicht erwiesen und umstritten. (siehe Tabelle auf nächste Seite) Steuerung durch Gehirnwellen Neuere Forschungen unter dem Schlagwort BrainComputer Interface (BCI) erzielen Fortschritte beim direkten Steuern von Computern durch kognitive Prozesse. Unter anderem Probanden des Fraunhofer-Instituts, des New York State Department of Health, der State University of New York in Albany sowie der Technischen Universität Graz (Laboratory of Brain-Computer Interfaces) können mit Hilfe des EEGs einen Mauscursor nach einiger Übung präzise bewegen. Seit Ende Mai 2008 bietet z.B. die Firma OCZ Technology ein BCI Tool für den Consumer-Markt an, den NIA (Neural Impulse Actuator). Inzwischen hat das Brain-Computer Interface mittels EEG bereits Einzug in die medizinische Praxis gehalten und dient schwergelähmten Menschen zur Kommunikation mit der Aussenwelt. Kernbefundungsteam: Dr.med.Kathi Schweikert, Dr.med.Stefanie Wilmes, Dr.med.Christian Kätterer. v.l. REHAB Info · Juni 2009 13 R E P O R T EEG-Frequenzbänder Frequenzband Frequenz Zustand DELTA 0,5 – 3,5 Hz Tiefschlaf, Trance THETA Niedrig (Theta 1) 4 – 6,5 Hz Hoch (Theta 2) 6,5 – 7 Hz Hypnagogisches Bewusstsein (Einschlafen), Hypnose, Wachträumen Tiefe Entspannung, Meditation, Hypnose, Wachträumen Alpha 8 – 13 Hz Leichte Entspannung, Super Learning (Unterbewusstes Lernen), nach innen gerichtete Aufmerksamkeit, geschlossene Augen Erhöhte Erinnerungs- und Lernfähigkeit 14 – 15 Hz Entspannte nach aussen gerichtete Aufmerksamkeit Hellwach, normale bis erhöhte nach aussen gerichtete Aufmerksamkeit und Konzentration Hektik, Stress, Angst oder Überaktivierung Gute Aufnahmefähigkeit und Aufmerksamkeit Anspruchsvolle Tätigkeiten mit hohem Informationsfluss Transformation oder neuronale Reorganisation BETA Niedrig (SMR) Mittel 15 – 21 Hz Hoch 21 – 38 Hz GAMMA 38 – 70 Hz 14 REHAB Info · Juni 2009 Mögliche Effekte Erhöhte Erinnerungs- und Lernfähigkeit, Konzentration, Kreativität Gute Intelligenzleistung Sprunghafte Gedankenführung R E P O R T Literatur (Anhang) Erste Monographie über das EEG: Hans Berger: Über das Elektrenkephalogramm des Menschen in: Archiv für Psychiatrie 87: 527–570, 1929 ▪ Cornelius Borck: Hirnströme: Eine Kulturgeschichte der Elektroenzephalographie, Göttingen 2005. ISBN 3-89244-893-0 ▪ Mary Brazier: A history of the electrical activity of the brain; the first half-century, Macmillan, New York 1961. ▪ Pravdich-Neminsky VV.: Ein Versuch der Registrierung der elektrischen Gehirnerscheinungen, Zbl Physiol 27: 951– 960, 1913. ▪ Stephan Zschocke: Klinische Elektroenzephalographie. Springer, Berlin 2002. (2. Aufl.) ▪ Dominik Zumsteg, Hansjörg Hungerbühler, Heinz-Gregor Wieser: Atlas of Adult Electroencephalography. Hippocampus-Verlag 2004. ISBN 3936817154 ▪ Jan Seifert: Ereigniskorrelierte EEG-Aktivität. Lengerich: Pabst, 2005. ISBN 3-89967-236-4 Dr. med. Christian Kätterer Facharzt FMH für Neurologie, Leitender Arzt REHAB Basel REHAB Info · Juni 2009 15 Céline macht ihrer Mutter eine Freude. Céline ist cerebral bewegungsbehindert. Unterstützen Sie Kinder wie Céline mit einer Therapiestunde. Sie sind auf Hilfe angewiesen: auf jede Spende, auf alle, die mit einem Legat über ihr Leben hinaus Gutes tun wollen, und auf Unternehmen, welche einzelne Projekte finanzieren. Die Stiftung Cerebral unterstützt Betroffene und ihre Familien in der ganzen Schweiz. Schweizerische Stiftung für das cerebral gelähmte Kind Erlachstrasse 14, Postfach 8262, 3001 Bern, Telefon 031 308 15 15, PC 80-48-4, www.cerebral.ch 16 REHAB Info · Juni 2009 Helfen verbindet T H E M A Die Rekreation Die Rekreation beinhaltet eine therapeutisch orientierte Freizeitgestaltung. Die Patientinnen und Patienten werden zu einer aktiven, möglichst autonomen und selbstständigen Gestaltung ihrer Freizeit motiviert. Im grossräumigen, hellen Atelier im 2. Stock des REHAB Basel können die Patientinnen und Patienten gemäss ihren Fähigkeiten, Interessen und Ressourcen und unter fachkundiger Anleitung Gestalten, Werken oder Spielen. Sie sind zum gemütlichen Zusammensein eingeladen und sie werden im Knüpfen und Pflegen sozialer Kontakte unterstützt. Ziel, Zweck und Angebot Das Ziel der Rekreation ist die Selbstmotivation der Patientinnen und Patienten. Während sie in den Therapien oft mit ihren akuten Defiziten und Einschränkungen konfrontiert werden, so können sie in der Rekreation die praktische Erfahrung von ihnen offenstehenden Möglichkeiten machen. Mit Empathie begleitet sie das REHAB Info · Juni 2009 17 T H E M A Für alle etwas dabei: buntes Team auf ihrem individuellen Weg zu Erfolgserlebnissen. Nebst Einzel- und Gruppentherapien besteht im Atelier das Konzept der offenen Tür. Die Rekreation versteht sich auch als Treffpunkt für Patienten und Patientinnen, wo sie sich unabhängig von einer kreativen Tätigkeit und ohne therapeutische Forderung in lockerer Atmosphäre auf einen Kaffee treffen können. Sie stehen an unterschiedlichen «Positionen» in ihrem Rehabilitationsprozess. Diese «Durchmischung» und die gelegentlichen Besuche Ehemaliger lassen Kontakte entstehen und fördern den optimistischeren Blick in die Zukunft. 18 REHAB Info · Juni 2009 T H E M A Angebot der Rekreation. Ferner bietet die Rekreation wöchentlich einen Anlass oder Ausflug an. Nebst der Abwechslung im Rehabilitationsalltag können die Patientinnen und Patienten dabei vorerst in einem geschützten Rahmen und unter fachkundiger Betreuung die Reintegration im zwischenmenschlich-sozialen Bereich erfahren und Schwellenängste abbauen. Mit Freude erleben sie, dass sie am gesellschaftlichen Leben wieder teilnehmen können und z.B. bei einem Konzertbesuch willkommen sind. Die Angehörigen sind bei ausgewählten Anlässen auch herzlich eingeladen. Dieses Angebot wird auch rege genutzt und sehr geschätzt. REHAB Info · Juni 2009 19 Nach einem Unfall ist es für die Betroffenen sehr wichtig, dass sie wieder in ihr Arbeitsleben zurückkehren können. Nach einem schweren Unfall und der nachfolgenden oft langwierigen Rehabilitation ist es für Verunfallte nicht leicht, in ihr gewohntes Leben zurückzufinden. Aber wenn wir alle Anteil an ihrem Schicksal nehmen und ihnen zur Seite stehen, geht die berufliche Wiedereingliederung leichter. Auch Sie können mithelfen. Mehr Infos unter www.suva.ch B L I C K P U N K T Ein Tag auf Stationen 4 und 5 Jeder Tag sieht anders aus. Jede Patientin, jeder Patient erfordert eine individuelle Pflege und Betreuung. Die interdisziplinäre Tagesplanung und der Teamgeist im REHAB Basel machen es möglich. Ein Blick hinter die Kulissen. Ein Tag auf den Stationen 4 und 5 des REHAB Basel, der Abteilung für querschnittgelähmte Patientinnen und Patienten, sieht heute anders aus als noch vor fünf oder zehn Jahren. Durch die schnelle und gute Erstversorgung am Unfallort und im Akutspital kommt es seltener zu den klassischen kompletten Querschnittlähmungen, sondern häufig zu inkompletten Lähmungen. Daneben sind sogenannte Komplikationsbehandlungen, die erst mit den Jahren – bei bestehender Querschnittlähmung – auftreten, zahlreicher geworden. Dazu zählen z.B. Schulterschmerzen durch Überlastung, Herzbeschwerden im Rahmen des normalen Alterungsprozesses, Lungenprobleme besonders bei tetraplegischen Menschen, Frakturen (Brüche) durch die Entkalkung der Knochen und natürlich Dekubitus und dadurch entstandene Infektionen. Diese Komplikationen bedürfen einer speziellen Aufmerksamkeit, gepaart mit dem paraplegiologischen Spezialwissen. Beim Dekubitus z.B. ist dies die spezielle Wundbehandlung, die mindestens während acht Wochen durchgeführt werden muss. Interdisziplinäres Zusammenspiel Was sich nicht verändert hat, das sind unsere Arbeitszeiten. Wir kommen morgens um sieben Uhr zum Dienst und nehmen während einer Vier- telstunde den Rapport von der Nachtwache entgegen. Das Lesen der Pflegedokumentation sowie die Arbeitseinteilung nimmt nochmals eine Viertelstunde in Anspruch. Von diesen Informationen hängen die weiteren Details der Tagesplanung ab. Muss eine Patientin bzw. ein Patient zur Operation vorbereitet werden oder braucht sie bzw. er Begleitung während einer Untersuchung im ZUZ (Zentrales Untersuchungszimmer)? Wann beginnt für diese Patientin, diesen Patienten heute die Therapie? Diese interdisziplinäre Tagesplanung verlangt von der Pflege nicht nur einen Überblick über Untersuchungstermine und pflegerische Belange, sondern auch über den Rehabilitationsstand des Patienten. Die Grundpflege beansprucht je nach Läsionshöhe und Rehabilitationsstand ein unterschiedliches Ausmass an Zeit. Bei einem tetraplegischen Patienten wird z.B. in den ersten Wochen das Waschen/Duschen vollständig von der Pflege übernommen. Je weiter die Rehabilitation fortschreitet, desto mehr soll der Patient wieder selbst übernehmen. Dabei braucht er aber zu Beginn noch Begleitung und Unterstützung. Unter Umständen ist dies für die Pflege mit mehr Zeitaufwand verbunden, als wenn sie diese Handlungen vollständig übernimmt. Aber nur so kann der Patient seine Selbstständigkeit zurückerlangen und seine Lebensqualität steigern. REHAB Info · Juni 2009 21 P O R T R A I T Während der eine Patient beim Duschen begleitet wird, wird ein anderer Patient auf den Transport ins Spital vorbereitet, wo er sich einem Eingriff unterziehen muss. Dies kann z.B. urologischer oder auch orthopädischer Natur sein. Kommunikation ist ein Muss Die Kommunikation spielt in mancherlei Hinsicht eine grosse Rolle. Einerseits fliessen wichtige Informationen in «Alltagsgespräche» ein, welche es zu hören und mit der richtigen Bedeutung zu versehen gilt, so z.B. beim Blasen- und Darmmanagement. Gibt es hier Probleme, hat dies Auswirkung auf das ganze interdisziplinäre Team, d.h. alle, die es betrifft, müssen informiert werden. Nur so kann das Problem als solches angegangen werden. Andererseits müssen auch die Erwartungen, Hoffnungen, Befürchtungen kommuniziert werden. Diese können sehr unter- 22 REHAB Info · Juni 2009 schiedlich sein. Ein zu Hause gut funktionierendes individuelles Abführ-Schema erweist sich plötzlich in der Klinik als nicht mehr zuverlässig. Der Grund dafür kann eine Kostumstellung, eine verordnete Bettruhe, die anderen Abläufe in der Klinik und anderes sein. Dies gilt es dann zu erkennen, aufzunehmen und einen gemeinsamen Lösungsweg zu finden. Um Erwartungen und Hoffnungen für alle Beteiligten transparent zu machen, werden in der Rehabilitationsplanung die Ziele festgelegt, die in der Zeit des Aufenthalts bzw. auf einen gewissen Zeitraum bezogen erreicht werden sollen und auch wer dabei welche Verantwortung übernehmen muss. Jede Patientin, jeder Patient muss dazu beitragen, dass ihre bzw. seine Selbstständigkeit erhöht werden kann. Dies kann bedeuten, dass man eben nicht mehr «bedient» wird, B L I C K P U N K T sondern die Dinge selber erledigen muss. Dies ist auch immer wieder mit den Angehörigen zu besprechen, da diese gern eine Kleinigkeit für den Patienten übernehmen. Neben den Belangen, die während des Aufenthalts im REHAB Basel organisiert werden müssen, wird auch vorausgedacht und schon frühzeitig Kontakt mit der nachbetreuenden Institution bzw. der externen Spitex geknüpft, um den Austritt möglichst reibungslos zu gestalten und für spätere Rückfragen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Für das Team heisst das hohe Flexibilität, dass man immer auf dem neuesten Informationstand sein muss und jeder Tag anders ist, so dass auch keine Langeweile aufkommt. Um diese hohe Belastung tagtäglich bestehen zu können, braucht es einen guten Teamgeist. Die schöne Umgebung und Architektur tragen ihren Teil dazu bei – auch wenn uns dies erst wieder bewusst wird, wenn uns ein Angehöriger oder Besucher darauf hinweist. Olivier Rieg Stationsleitung 4 und 5 fragt ! ung ge n la p s t Tage Hier is REHAB Info · Juni 2009 23 R U N D S C H A U Schiff AHOI! Sommerzeit ist Ferienzeit – etwas beschwerlicher gestaltet sich jeweils eine Reiseorganisation für Menschen mit einer Behinderung. Regina und Martin Brechbühl bieten auf der ‹JANNY E› Schiffsreisen für Behindertengruppen von acht bis maximal zehn Personen an, auf Kanälen durch wunderschöne Naturlandschaften. Das ‹REHAB Info› hat bei Regina und Martin Brechbühl nachgefragt: Weshalb Bootsferien für Behinderte? Wie ist dieser Gedanke entstanden? Vom ersten Moment an haben wir die Kanalschifffahrt geliebt. Für uns war und ist es immer wieder «Die Entdeckung der Langsamkeit». Schnell wurde uns – durch das eigene Erleben – bewusst, wie tief diese Art der Fortbewegung, des Innehaltens bei uns geht. Dieses Erlebnis würden wir gern anderen Menschen ermögli- 24 REHAB Info · Juni 2009 chen. Durch die jahrelange Erfahrung im Umgang und der professionellen Begleitung von Menschen, auch mit Behinderung, wollten wir möglichst niemanden bei unserem Traum von Schiffsferien für Alle ausgrenzen. Während des Umbaus des Schiffs leitete Regina Brechbühl das Tageszentrum für behinderte und betagte Menschen des Schweizerischen Roten Kreuzes in Aarau. Die meisten Besucherinnen und Besucher lebten mit einer Hirnverletzung. Durch die vielen Begegnungen wurden uns wertvolle Erfahrungen und Hinweise für den möglichst hindernisfreien Umbau bewusst gemacht. R U N D S C H A U Um was für ein Boot handelt es sich und wie verhält es sich mit der behindertengerechten Infrastruktur? Die ‹Janny E› ist ein ehemaliges holländisches Binnenfrachtschiff, Baujahr 1927, das auf Flüssen und Kanälen während 70 Jahren als Stückund Schüttgutfrachter eingesetzt wurde. 1998 haben wir das Schiff gekauft und von Grund auf restauriert und umgebaut. Die ‹Janny E› ist 30 m lang und 5 m breit. Der ehemalige Frachtraum beherbergt heute 4 Gästekabinen, 2 Duschen und 2 Toiletten, einen Salon und eine grosse Küche mit Esstisch. 2 Kabinen und eine Dusche/Toilette sowie Salon und Küche/Essen sind mit dem Rollstuhl befahrbar. Ein Rollstuhllift führt ins Steuerhaus, ein zweiter auf das Oberdeck und die grosszügige Terrasse. Auch das Steuerhaus ist rollstuhlgängig. Eine 5 m lange und 1 m breite Passarelle ermöglicht den Landgang auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Das ehemalige Schifferlogis im Heck des Schiffs ist die Eignerkabine (mit Schlafzimmer, kleinem Salon und eigener Dusche / Toilette.) Wo befindet sich der Heimathafen der ‹JANNY E›? Welche Reiseroute bieten Sie an? Die ‹Janny E› hat ihren Heimathafen in St. Jean de Losne, einem Knotenpunkt der Flussschiffahrt an der Saône, je ca. 30 km von Dole und Dijon entfernt – von Basel in ca. 2,5 Autostunden erreichbar. Als Reiserouten empfehlen wir flussaufwärts die Saône, Haute Saône und den Canal de l’Est, der durch die Ausläufer der Vogesen führt. Flussabwärts eignet sich besonders der Canal du Centre. Ebenso sind auf dem Canal du Rhône au Rhin Fahrten bis nach Ranchot möglich. Auf diesen Strecken gibt es gute Anlegemöglichkeiten, an denen auch Rollstuhlfahrende von und an Bord gehen können. VNF (les voies navigables de France), die Kanalbetreiber, sind sehr hilfsbereit und wir können die Anlegeplätze jeweils im Voraus reservieren. Jeglicher Komfort an Bord REHAB Info · Juni 2009 25 R U N D S C H A U Begleiten Sie die Reisenden? Hat es einen Kapitän an Bord oder ist man selbst Kapitän? Das Schiff muss zwei Personen Besatzung mit den entsprechenden Patenten an Bord haben. Somit kann die ‹Janny E› nur mit Schiffsführerin und Schiffsführer gechartert werden. Wir beraten die Reisenden im Vorfeld bei der Wahl der Route, der Planung der Ausflüge und der Gestaltung der ganzen Reise. Gerne dürfen die Gäste – begleitet von Schiffsführerin oder Schiffsführer – auch selbst ans Steuer. Wer organisiert die An- und Rückreise? Ist der Reisende selber verantwortlich? Die An- und Rückreise erfolgt individuell und liegt in der Verantwortung der Gäste. Wann sind die Termine und wie lange dauert eine Reise? Die Reisetermine und die Dauer der Reise legen die Gäste fest. Von minimal 2 Tagen bis zu 2 Wochen und mehr ist vieles möglich. Alle vier Jahreszeiten haben ihren Reiz und bieten ein besonderes Erlebnis. Natürlich denken alle zuerst an warme Tage und Temperaturen, die zum Sonnenbaden einladen. Unvergessen bleibt für uns eine Reise im Januar mit kalten klaren Tagen, Schneefall und einer verzauberten weissen Flusslandschaft. Allerdings sind im Winter der Canal du Centre und der Canal du Rhône au Rhin teilweise geschlossen. Ferien auf dem Schiff: 26 REHAB Info · Juni 2009 R U N D S C H A U Was sind die Charterbedingungen und Kosten? Für jede Reise erstellen wir eine auf die Wünsche und Bedürfnisse der Gäste ausgerichtete Offerte. Als Richtlinie gilt: ab € 450 pro Tag für das ganze Schiff, exkl. Treibstoffkosten und Verpflegung. Das Nachtessen am Ankunftstag ist im Preis inbegriffen, ebenso Bett- und Frottewäsche. Auf Wunsch bieten wir gegen Aufpreis Halbpension an. Die ‹Janny E› ist nur als ganzes Schiff zu chartern, unabhängig davon, wie viele Personen mit auf die Reise kommen. Haben Sie Feedbacks für die von Ihnen angebotenen Reisen erhalten? Bis jetzt haben wir von allen Gästen ausnahmslos begeisterte Feedbacks erhalten. Langsamkeit ist allerdings nicht jedem Menschen gegeben. Pro Tag legen wir je nach Anzahl der Schleusen nur zwischen 15 und 40 Kilometer zurück. Doch auf diesen kurzen Strecken gibt es viel zu entdecken, in der Natur und in den Dörfern und Städtchen entlang der Reise. Kontaktadresse für weitere Auskünfte: Regina & Martin Brechbühl Steinenweg 8 So ein Leben! 5073 Gipf-Oberfrick Telefon: 076 434 25 27 [email protected] REHAB Info · Juni 2009 27 Basler Orthopädie www.rene-ruepp.ch René Ruepp AG Austrasse 109, 4003 Basel Te l e f o n 0 6 1 2 0 5 7 7 7 7 Fax 061 205 77 78 [email protected] R U N D S C H A U Agenda Grillfest des Fördervereins pro REHAB Donnerstag, 6. August 2009 ab 18.00 Uhr wie immer im und ums REHAB Basel herum. Wir hoffen auf eine zahlreiche Teilnahme. Für die Anmeldung ans Grillfest bitten wir um die Verwendung des bereits verschickten Anmeldeformulars. Vielen Dank und freundliche Grüsse Förderverein pro REHAB REHAB Info · Juni 2009 29 R U N D S C H A U 7 Jahre Neubau... das verflixte 7. Jahr? Ein 7-Jahr Jubiläum zu feiern, ist eher ungewohnt – das REHAB Basel macht das jedoch mit Freude und spielt in einem bunt gemischten Veranstaltungsprogramm mit der Zahl sieben. Im März 2002 konnte der Neubau des REHAB Basel eingeweiht werden. Heute – sieben Jahre später, zieht das REHAB Basel eine positive Bilanz: Das Konzept und die Philosophie haben sich bestens bewährt und die Begeisterung für das Haus ist immer noch gross. So erstaunt es nicht, dass Führungen durch das REHAB Basel bis zum heutigen Tag sehr gefragt sind – dies unter anderem auch von Architekten aus dem In- und Ausland. Zum 7-Jahr Jubiläum des Neubaus wurde nun ein Architekturfilm produziert, welcher im Rahmen einer Vernissage eben erst vorgestellt werden konnte. Dem REHAB Basel seine Aufwartung gemacht hat – welch Überraschung – «Schneewittchen 007». Die Schauspielerin Claudia Adrario de Roche unterhielt die Gäste mit einem Mix aus bekannten, neu erfundenen, erstaunlichen und verwirrenden Märchen – so ganz unter dem Motto «7 Raben – 7 Schwaben, 7 Berge – 7 Zwerge, 7 Fliegen und die 7 Geisslein-Meckerziegen». ber 2009. Er wirft die Frage auf: «Anti-Aging – Hoffnung oder Humbug?» Auch der diesjährige Marsch der Langsamkeit vom 23. September kommt nicht um die Zahl 7 herum. «Am siebten Tag sollst Du ruhen» – diesem Gebot nimmt sich der bekannte Basler Pfarrer Martin Dürr an. Von ihm zu erwarten sind sicher nicht alltägliche Gedanken, sondern eben «... einige andere wesentliche Dinge». Wie steht es mit der Zahl 7 in der Welt der Musik? Lässt sich gar ein ganzes Programm, ein Konzert zu diesem Thema zusammenstellen? Dieser Herausforderung stellt sich Emanuel Arbenz, Leiter der allgemeinen Musikschule Basel, mit seinen Schülerinnen und Schülern. In einer Matinée am Sonntag, 6. Dezember 2009 wird das Geheimnis gelüftet. Eine Übersicht über diese und alle weiteren Veranstaltungen des Weitere Höhepunkte stehen bevor Nach den Sommerferien stehen nun noch weitere Höhepunkte rund um das verflixte 7. Jahr an. Mit 77 Jahren und mehr beschäftigt sich Dr. med. Wolfgang Schlaegel, Arzt im REHAB Basel, in seinem Vortrag vom 14. Okto- 30 REHAB Info · Juni 2009 REHAB Basel ist zu finden unter: www.rehab.ch Oder verlangen Sie unser Veranstaltungsprogramm unter: [email protected] oder Tel: 061 325 08 88. R U N D S C H A U «Am siebten Tag sollst Du ruhen» Marsch der Langsamkeit am 23. September 2009 Die magische Zahl 7 7 Tage die Woche – 7 Zwerge – 7 Raben – 7 Geisslein – 7 auf einen Streich – pack deine 7 Sachen – über 7 Brücken musst du gehen – im 7. Himmel sein – auf Wolke 7 schweben... Die Zahl 7 hat es in sich und nimmt eine Sonderstellung ein. Wie sind die Mitgestalter des REHAB Basel-Jahresprogramms auf die Zahl 7 eingestellt? Martin Dürr, Pfarrer Johanneskirche in Basel, Buchautor und Kolumnist: Welche Bedeutung hat die Zahl 7 in der Bibel ? Die 7 spielt vom ersten Buch des Alten Testaments (in der Schöpfungsgeschichte) bis zum letzten Buch des Neuen Testaments (in der Offenbarung) immer wieder eine Rolle. Sie steht für die göttliche Ordnung in irdischen Dingen und Vorgängen. Was bedeutet Ihnen persönlich die Zahl 7? Ich bin kein Zahlenmystiker, aber mir fällt auf, dass ich die 7 viel öfter nenne als andere Zahlen, wenn ich eine zufällige Zahl nennen muss. Ausserdem ist «Seven» ein grauenvoll spannender Film, «Das siebte Kreuz» ein eindrückliches Buch und ich bin 7 mal 7 Jahre alt... Claudia Adrario, Archäologin, Sängerin, Schauspielerin: Warum taucht die Zahl 7 in den Märchen so oft auf? Märchen entstammen einer uralten Tradition, die z.T. mit Sicherheit sogar in die schriftlose Zeit, in REHAB Info · Juni 2009 31 R U N D S C H A U nis eine 7 stand. Es war eine der wenigen Zahlen, mit denen nicht nur ich nichts weiter anstellen konnte. Für die Zahl 7 gilt nämlich allgemein: rien ne va plus! Emanuel Arbenz, Leiter der allgemeinen Musikschule Basel: «Schneewittchen 007»: die Schauspielerin Claudia Adrario de Roche der Geschichten nur mündlich weitergegeben wurden, zurückreicht. In vielen Kulturen spielte die Zahl 7 bereits in der Vorgeschichte eine wichtige Rolle und findet sich in den verschiedensten Dokumenten: Die bronzezeitliche Himmelsscheibe von Nebra (ca. 2600 v. Chr.) z.B. zeigt eine eng zusammenstehende Gruppe von 7 Sternen, wohl die Pleiaden, deren Erscheinen oder Nichtmehr-Erscheinen am Himmel über den Zeitpunkt von Aussaat und Ernte entschieden. In vorderorientalischen Kulturen (Babylonien), die ja sehr früh die Schrift erfanden, erscheint die Zahl 7 dann als Kombination von naturgegebenen Dreier- und Vierer-Gesetzmässigkeiten: (WerdenSein-Vergehen/4 Himmelsrichtungen). All diese natur-philosophischen Gedanken fliessen ein in die Märchen, ihren Aufbau und ihre Dramaturgie. Wie weit ist die Zahl 7 für Sie persönlich wichtig? Meine Beziehung zur Zahl 7 ist erschreckend banal: Als grottenschlechte Mathematikerin war ich als Schülerin stets erleichtert, wenn als Ergeb- 32 REHAB Info · Juni 2009 Nimmt die Zahl 7 in der Musik ebenfalls eine Sonderstellung ein? Eine der uns naheliegendsten Entsprechung findet sich in der Anzahl der Töne, aus welchen sich unsere Tonleitern aufbauen. Im Duden heisst es u.a.: «Die Tonleitern bilden wichtige, die musikalische Erfindung, Musikvorstellung und Hörgewohnheiten ordnende und begrenzende Denkformen.» Allerdings heisst es auch: «In der Musikgeschichte und in den verschiedenen Kulturen gibt es eine grosse Vielzahl von Tonleitertypen.» Unsere gebräuchlichen Varianten sind also nur eine Möglichkeit von vielen. Daraus liesse sich eine interessante Programmidee entwickeln… B E H I N D E R T E N S P O R T Jetzt ist noch mehr Kreativität gefragt Wie kommen wir zu unserer finanziellen Unterstützung? Dieser Frage müssen sich auch die Verantwortlichen im Behindertensport im aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Umfeld verstärkt stellen. Gefragt sind neue Ideen und Projekte. Die Hoffnung, die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise würde keine Auswirkungen auf Organisationen im Sport und Sozialbereich haben, sie hat sich leider nicht erfüllt. Die Gelder aus Unternehmen und gerade auch Stiftungen fliessen weniger. Und aus den – selbst positiv – getroffenen Entscheidungen heraus ist viel Verunsicherung und Zurückhaltung zu spüren. Jeder gesponserte Franken will in dieser Zeit zweimal oder gar dreimal gut überlegt sein. Was bedeutet dies nun namentlich für den Behinderten- und Rollstuhlsport? Kann man in diesem Segment von sich aus überhaupt auf diese Entwicklung reagieren? Natürlich, man muss es. Denn einfach da zu sitzen und zu warten, was geschieht, das liegt nicht drin. Die vertiefte Analyse steht zuerst, denn nur sie kann Aufschluss darüber geben, ob das allfällige Finanzierungsproblem wirklich nur allein wegen den äusseren Einflüssen besteht. Allein schon dieser Prozess ist wichtig und kann für die Zukunft eigentlich nur von guter Bedeutung sein. Die ganz grosse Herausforderung liegt für die verschiedenen Stellen aber darin, nicht mehr nur auf jahrelang bewährte Methoden zurückgreifen zu können. Neue Ideen, kreative Projekte, das ist es, was verlangt ist. Der potentielle Geldgeber ist auf überzeugende Art anzusprechen. Die so genannte gute Tat, die man mit einer CharityUnterstützung erbringt, will heute noch klarer als früher begründet sein. Das ist auch durchaus okay so, meine ich. Denn im Sinn des Integrationsgedankens ist es absolut richtig, wenn auch der Behinderten- und der Rollstuhlsport die Ansprüche an sich selber hier höher schrauben. Lässt sich diese Form des Sports denn überhaupt anders oder besser verkaufen? Die Kopie einer x-beliebigen Produktwerbung ist hier sicherlich nicht möglich, auch gar nicht erforderlich. Vermitteln muss man viel mehr Sinnhaftigkeit und Emotionen. Gar nicht gedacht ist hier an die Mitleidsschiene, denn von ihr muss man entschieden weggekommen. Die Überzeugungsarbeit verlangt Sensibilität, wie man ein starkes Thema präsentiert. Wesentlich ist, ein breites, generationenübergreifendes Zielpublikum anzusprechen. Die Förderung des Behinderten- und Rollstuhlsports hat mit Respekt und Wertschätzung von Leistungen auf der einen und mit Solidarität auf der anderen Seite zu tun. Christian Lohr REHAB Info · Juni 2009 33 D`k`eefmXk`m\eGif[lbk\ele[Bfeq\gk\e]i[`\bc`e`jZ_\ <ie_ile^le[[`\@e]lj`fejk_\iXg`\j\kq\en`ilejk^c`Z_d`k ^ifjj\d<e^X^\d\ek]i[`\M\iY\jj\ile^[\iC\Y\ejhlXc`kk bi`k`jZ_le[Z_ife`jZ_biXeb\iD\ejZ_\e`e[\iBc`e`ble[ ql?Xlj\\`e% 8cjQlc`\]\i\i[\jI<?899Xj\cm\ijfi^\en`i [`\Bc`e`bd`kGif[lbk\ele[;`\ejkc\`jkle^\e]i [`\Jfe[\e\ie_ile^[\iGXk`\ek\e% Lej\i?fd\:Xi\$J\im`Z\^\n_ic\`jk\k[`\fgk`dXc\;liZ_]_ile^ [\iJfe[\e\ie_ile^[\iGXk`\ek\eql?Xlj\%;`\bfdg\k\ek\ 9\iXkle^mfeGXk`\ek\ele[8e^\_i`^\ejfn`\[`\[`i\bk\ 9\c`\]\ile^[\iGif[lbk\eXZ_?Xlj\^XiXek`\ik[`\\i]fc^i\`Z_\ le[gifYc\dcfj\M\ijfi^le^[\iGXk`\ek\e`e`_i\i^\nf_ek\e Ld^\Yle^% ?XY\eJ`\n\`k\i\=iX^\e6Il]\eJ`\lej^\ie\Xef[\i bfekXbk`\i\elejY\i\$DX`c% @e]fC`e\'/''/''/.. @e]fDX`c7]i\j\e`lj$bXY`%Zfd =i\j\e`ljBXY`JZ_n\`q 8> Jg`Z_\idXkk*' :?$-*.(JkXej K\c\]fe '+(-(0,',' K\c\]Xo '+(-(0,'/' nnn%]i\j\e`lj%Z_ Impressum REHAB Basel Zentrum für Querschnittgelähmte und Hirnverletzte Schweizerisches Paraplegikerzentrum Basel Chefarzt Dr. med. Mark Mäder Admin. Direktorin Claudia Frey Im Burgfelderhof 40, CH-4025 Basel Telefon 061 325 00 00 Fax 061 325 00 01 Internet www.rehab.ch E-Mail [email protected] Förderverein pro REHAB Sekretariat: Olga Sutter Moeller Postfach 334, CH-4025 Basel Telefon 061 325 00 04 Fax 061 325 00 11 E-Mail [email protected] Spendenkonto: PC 40-14696-0 Stiftung pro REHAB Basel Geschäftsstelle: Im Burgfelderhof 40, CH-4025 Basel Telefon 061 325 08 88 Fax 061 325 08 92 E-Mail [email protected] Spendenkonto: PC 49-345345-3 Redaktionsteam Christine Kilcher Peter Kaiser Heike Sticher Ines Vischer Ariane Zeuggin (Bildredaktion) Gestaltung · Typografie Thoma AG, Basel Druck und digitale Kommunikation Druck Bürgerspital Basel, Grafisches Zentrum «REHAB Info» erscheint zweimal jährlich in einer Auflage von 3500 Exemplaren. Abonnement: Geht an die Mitglieder des Fördervereins pro REHAB und ist im Jahresbeitrag inbegriffen. Die Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers gestattet. P. P. 4025 Basel REHAB Basel · 4025 Basel