als kulturnation hat sich ungarn längst behauptet. auch in sachen
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als kulturnation hat sich ungarn längst behauptet. auch in sachen
TEXT KAROLINE SCHMELZER leben UNGARN Jó étvágyat R ichtig klischeehaft lässt sich die Landschaft Ungarns beschreiben. Da wäre die typische Weite mit Feldern voll Getreide und Gemüse. Flüsse, Seen und Wälder bringen noch mehr Farbe und Idylle in das Bild. Immer wieder dienen Weinreben als romantische Kulisse. Doch dazwischen zeigen verlassene, brüchige Häuser mit verwilderten Gärten, wie das Gespenst Landflucht auch hier sein Unwesen treibt. Das Bewirtschaften einer kleinen Landwirtschaft bedeutet für die nachkommende Generation keine Perspektive. Die jungen Leute drängen in die Ballungszentren, schmieden mit guten Ausbildungen an ihren Karrieren, wollen mehr vom Leben. Viele von ihnen landen im Tourismus, einem stetig wachsenden Wirtschaftszweig. Hier will Ungarn zeigen, dass es wesentlich mehr drauf hat, als einen Billigurlaub am Plattensee und setzt verstärkt auf Qualitätstourismus. Gerade die Hauptstadt Budapest hat seinen Besuchern viel zu bieten. Architektur von einst und heute, Theaterkunst zahlreicher Genres, prachtvolle Operninszenierungen und Musikfestivals in Hülle und Fülle. Palais mit zierreichen Fassaden, eindrucksvolle Denkmäler, Museen und Kirchen heben sich kontrastreich von kleinen, familiär geführten, altmodischen Geschäften, berühmten Cafés und den unvermeidlichen Souvenirläden ab. Wer das Glück hat, von passionierten Guides durch die Stadt geführt zu werden, gelangt in abgelegene Galerien junger Designer oder erfährt aus erster Hand, wie die ansässigen Roma-Familien ihr Leben meistern. Der Stolz der Ungarn gilt auch ihren avantgardistischen Vorfahren, auf deren Erfindungsgeist für uns alltägliche Gegenstände wie das Zündholz oder der Kugelschreiber zurückgehen. Auch das Vitamin C wurde in Ungarn entdeckt, und die wenigsten Menschen wissen, dass der RubiksWürfel von Ungarn aus seinen Siegeszug antrat. ALS KULTURNATION HAT SICH UNGARN LÄNGST BEHAUPTET. AUCH IN SACHEN KULINARIK UND WEIN IST DIE REISE ZU DEN EIGENEN WURZELN VOLL IM GANGE. BUDAPEST AT IT´S BEST. Ungarns Hauptstadt hat Touristen viel zu bieten. Auf dem Foto die Chain Brücke und die Basilika St. Stephan. xx GENUSSMAGAZIN 06/2009 ÜBER DIE MODERNE ZUR EIGENEN TRADITION Die Donau schlängelt sich gemütlich zwischen den beiden Stadtteilen Buda und Pest hindurch, auf kursierenden Ausflugschiffen machen Touristen Fotos und genießen ein kulinarisches Angebot, das wohl bodenständig, doch meist erfreulich landestypisch ist. Genau dieses Regionale ist es, das Ungarn aber ansonsten noch ein wenig zu suchen scheint und derzeit in der Gastronomie jedenfalls nicht unbedingt als angesagt gilt. „Die Restaurants in Budapest sind sehr kosmopolitisch geworden, besonders alles Mediterrane steht hoch im Kurs“, meint etwa Harry Prandstätter vom Restaurant Harry’s Time in Wien, der die Stadt schon seit vielen Jahren kennt. Auch andere UngarnLiebhaber finden, dass die authentische ungarische Küche EINST & HEUTE. Tradition und Moderne treffen in Ungarn ständig aufeinander. derzeit mehr in den Haushalten zu finden ist, als in den Restaurants der Stadt. Dies soll aber nicht als mangelnde Wertschätzung gegenüber jenen Häusern gedeutet werden, die sich modern und weltoffen geben. Ein echtes kulinarisches Highlight stellt das noch recht neue Restaurant „Symbol“ dar, das sich im 3. Bezirk Óbuda nahe der Margaretheninsel befindet. Inmitten dieses etwas an Wiens Grinzing erinnernden Stadtteils wurde ein altes Haus auf Vordermann gebracht und sieben verschiedene gastronomische Bereiche gestaltet. Obschon hier Paolo Petris eine mediterran geprägte Fusionsküche zelebriert, wird ebenso der traditionellen Küche gehuldigt. Der Traum von Szegediner Fischsuppe, zartem Paprikahendl oder schmackhaften Kalbspörkölt kann also doch noch in Erfüllung gehen. Letzteres speist man übrigens knapp eineinhalb Autostunden von Budapest entfernt, in Veszprém nördlich des Plattensees, ganz hervorragend. Das Restaurant des Hotels „Villa Medici“ ist nicht nur in eine malerische Umgebung am Fuße der Talbrücke eingebettet, es wurde auch mehrfach zu den besten zehn des Landes gewählt. VON FISCHEN UND PAPRIKA In der Balaton Region sind viele Süßwasserfische wie Zander, Wels und Hecht beheimatet. Üblicherweise bekommt man sie gebacken oder in gebratener Form mit Letscho sowie als klassisches Fischgulasch serviert. Darüber hinaus liefern die Bakony-Berge einen Reichtum an Pilzen und Wild. Allgegenwärtig in den Küchen aller Teile Ungarns ist Paprika, wobei die Gegend um Szeged als Zen- 06/2009 GENUSSMAGAZIN xx leben UNGARN REZEPTE GERBEAUD-SCHNITTEN GEFÜLLTES RINDERFILET nach Csáky Art Zutaten. (für 5 Personen) 100 g Speck (gewürfelt), Öl, 200 g Zwiebel (gehackt), 500 g Letscho (gedünstete Paprika und Tomaten), 5 Eier, 5 Rinderfilets (à 200 g), Salz, Pfeffer, 100 g Butter, 10 g Paprikapulver, 20 g Tomatenpüree, 3 dl Sauerrahm, 60 g Mehl. Zubereitung. Speck in Öl anschwitzen und 50 Gramm Zwiebel dazugeben. Letscho beigeben und kurz mitdünsten. Eier dazu geben, unter ständigem Rühren zehn Minuten köcheln lassen. Filets klopfen, mit Salz und Pfeffer würzen und die Füllung in der Mitte auftragen. Fleisch einrollen und mit Garn umwickeln. Butter erhitzen, die in Mehl gewendeten Filets unter regelmäßigem Wenden 20 Minuten braten. Aus dem Fett nehmen, die restlichen Zwiebeln (150 Gramm) angebraten, mit Paprika und Tomatenpüree vermischen. Filets wieder dazugeben, mit Wasser auffüllen und bedeckt weich dünsten. Wenn das Fleisch fast fertig ist, herausnehmen und den Garn entfernen. Bratensaft mit Sauerrahm und Mehl verquirlen, durch ein Sieb passieren, über das Fleisch gießen und fertig dünsten. Mit Griesnockerln und Ziegentopfen servieren. ESSEN & TRINKEN. Das Restaurant „Symbol“ mit seinen sieben verschiedenen gastronomischen Bereichen ist ein kulinarisches Highlight in Ungarn (links). Das Weingut Patricius von Katinka und Arno Wimpffen ist eines der wenigen ungarischen Weingüter in Privatbesitz (rechts). AUFBRUCH IM TOKAJ-GEBIET Wer im Herbst in Budapest weilt, sollte unbedingt das alljährliche Wein- und Sektfestival auf der Burg Buda besuchen. Gleich zwei Wochen ist das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählende, mondäne Bauwerk Schauplatz zahlreicher Fachdegustationen und geselliger Events. Oder Sie begeben sich direkt in die Weinbauregionen. Das ruhmreiche Tokaj, ganz im Nordosten des Landes gelegen, ist ein besonders heißer Tipp. Viele internationale Investoren, darunter die namhafte Weindynastie Álvarez (Vega Sicilia) aus Spanien sowie weltweit agierende Konzerne aus Frankreich, haben alte Weingüter gekauft und auf Hochglanz poliert. Eines der wenigen größeren Häuser, das sich noch in Privatbesitz befindet, ist Patricius. Dezsö Kékessy, der in den Wirren der 1950er-Jahre Ungarn verließ, hat sich damit nach seiner Rückkehr in die Heimat einen persönlichen Wunsch erfüllt. Durch seine Tochter UNGARN xx GENUSSMAGAZIN 06/2009 Katinka und deren Ehemann Arno Wimpffen sind die Weine von Patricius auch in Österreich vertreten. Die berühmten Aszú-Weine werden in klassischer Manier aus trockenem Grundwein und edelfaulen Trauben hergestellt. Getopt in der Süße und Reifezeit werden diese noch von den raren Spezialitäten Aszú-Eszencia und Eszencia. Mit dem Einfluss von internationalem Knowhow hat sich der Weinstil im Tokaj etwas verändert. Zum einen sind die traditionellen Aszú-Weine etwas fruchtfokussierter, dazu sorgen inzwischen trocken ausgebaute Weißweine der Sorten Furmint und Gelber Muskateller (Sárga Muskotály) für Furore. Ähnlich wie im kulinarischen Ungarn, ist auch hier ein Weg der Weiterentwicklung im Gange. Für Freunde des Landes ein guter Grund immer wieder zu kommen. ADRESSEN KALBSPÖRKÖLT Restaurant Symbol H-1036 Budapest, III. Bécsi út 56 Tel.: 0036/1/333 56 56, www.symbolbudapest.hu Hotel Restaurant Villa Medici H-8200 Veszprém, Kittenberger K. u. 11. Tel.: 0036/88/59 00 72, www.hotelvillamedici.hu Kempinski Hotel Corvinus Budapest H-1051 Budapest, Erzsébet tér 7-8. Tel.: 0036/1/429 37 77, www.kempinski-budapest.com Weingut Patricius H-3910 Tokaj, Kossuth Tér 1 Tel.: 0036/47/39 60 01, www.patricius.hu Ungarisches Tourismusamt 1010 Wien, Opernring 1/R/707 Tel.: 01/585 20 12-10, www.ungarn-tourismus.at Weinreisen Ungarn 1030 Wien, Pettenkofengasse 1/1 Tel.: 01/953 07 73, www.weinreisen-ungarn.com FOTOS UNGARN TOURISMUS, ISTOCKPHOTO trum seines Anbaus gilt. Wenig bekannt ist, dass dieses Gemüse beziehungsweise Gewürz erst im 16. Jahrhundert von den türkischen Besetzern mitgebracht wurde. Viel später, im 19. Jahrhundert, trat der Inbegriff des ungarischen Kulinarik-Images seinen Siegeszug in die gehobene Küche an. Zutaten. (für 5 Personen) 700 g Kalbsschulter, 75 g Schmalz, 75 g Zwiebel (gehackt), 7 g Paprikapulver, Salz, 130 g Paprikaschoten (gewürfelt), 60 g Tomaten (gewürfelt), 0,3 l Sauerrahm, 25 g Mehl. Zubereitung. Kalbsschulter in gleich große Würfel (à 35 Gramm) schneiden. Schmalz in einem großen Topf erhitzen und Zwiebel darin goldgelb rösten. Vom Herd nehmen, mit Paprikapulver bestreuen und mit etwas Wasser ablöschen. Kurz aufkochen lassen und das Fleisch dazugeben. Salzen und zugedeckt schmoren lassen. Dabei immer wieder etwas Wasser nachgießen und gut umrühren. Zum Schluss die Paprika- und Tomatenwürfel zufügen. Wenn das Fleisch schon fast gar ist, den Sauerrahm mit Mehl glatt rühren, in die Sauce rühren und kurz aufkochen. Die Sauce darf weder zu dick, noch zu dünn sein. Das fertige Gericht mit Sauerrahm dekorieren, als Beilage Nockerl servieren. Zutaten. (für 5 Personen) 10 g Germ, 50 g Staubzucker, 1 dl Milch, 350 g Mehl, 200 g Butter, 1 Ei, Salz, 250 g Marillenmarmelade, 180 g Walnüsse (gerieben), 180 g Staubzucker, 250 g Schokoladeglasur. Zubereitung. Für den Teig die Germ mit etwas Zucker in der lauwarmen Milch verrühren. Das Mehl mit der Butter, dem Ei und einer Prise Salz vermengen und alles gut verkneten. Den Teig dritteln, mit einem Geschirrtuch zudecken und für eine halbe Stunde rasten lassen. Eine Teigkugel ausrollen, eine Backform damit auslegen und mit Marmelade bestreichen. Die Walnüsse mit dem Staubzucker vermischen und die Hälfte davon über die Marmeladenschicht streuen. Mit der zweiten Teigplatte bedecken, auch diese wieder mit Marmelade bestreichen und mit gezuckerten Walnüssen bestreuen. Mit der dritten Teigplatte abschließen und mit einer Gabel Luftlöcher einstechen. Nun für eine halbe Stunde rasten lassen und dann bei 230 Grad 50 Minuten backen. Nach dem Auskühlen den Kuchen stürzen und mit Marmelade bestreichen. Die Schokoladeglasur über Wasserdampf schmelzen und den Kuchen damit überziehen. Sobald die Glasur fest geworden ist, den Kuchen in kleine Stücke schneiden. HIER WERDEN SIE GESEHEN Mit einem Inserat im GENUSS.MAGAZIN erreichen Sie direkt Ihre Zielgruppe. 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