Die Kliniken Schmieder 2013

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Die Kliniken Schmieder 2013
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Die Kliniken Schmieder 2013
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„W„irWwollen,
dass unsere Patienten
ir wollen, dass unsere Patienten wieder
wieder
möglichst
selbstständig
möglichst
selbstständig
werden undwerden
aktiv
undamaktiv
Lebenkönnen.“
teilhaben können.“
Lebenam
teilhaben
Aus
A
us dem Leitbild der Kliniken Schmieder
LURIJA
NSTITUT
für Rehabilitationswissenschaften und
Gesundheitsforschung
an der Universität
Konstanz
Trägerin: Gemeinnützige
Stiftung Schmieder für
Wissenschaft und Forschung
Kliniken Schmieder 2013
Inhalt
Inhalt
6
Editorial
Neue Ziele, bewährter Kurs – Rückschau 2013 und Blick nach vorn
8
Mehr Raum für Reha
Erweiterung der Kliniken Schmieder Allensbach
14
Interview mit Dr. Dagmar Schmieder
Herausforderungen in der Neurologischen Rehabilitation
16
Patientinnenportrait: Martina Hasenfratz
„Ich hab´ begriffen, dass es an mir selbst liegt etwas zu ändern“
18
Nachstationäre Behandlung in Stuttgart
Tagesklinik und Ambulantes Therapiezentrum
24
Patientenportrait: Roland Sitzler
„Dienstags geht’s mir saumäßig gut“
26
Skulpturen, die verbinden
Patienten der Kliniken Schmieder Gailingen erarbeiten gemeinsam
ein Kunstprojekt
30
Wirksamkeit Neurologischer Rehabilitation
Unser Assessment als Instrument zur Messung nachhaltiger Behandlungsergebnisse
32
Patientenportrait: Hans Georg Steinhausen
„Ich wurde in der Reha ganz schön gefordert“
34
Die Meinung unserer Patienten zählt
Patientenbefragungen in den Kliniken Schmieder
36
Schlagzeilen
Kurz gemeldet – Wissenswertes aus 2013
38
Patientinnenportrait: Andrea Kienzle-Angelidis
„Ich wusste eine ganze Zeit lang nicht mehr, wie ich heiße“
6
Heidelberg
Karlsruhe
40
Standorte und Klinikprofile
Sechs Standorte, ein Bundesland – Neurologische Behandlung
in allen Phasen und aus einer Hand
Stuttgart
4 5
Ulm
Tübingen
Freiburg
46
48
49
50
Zahlen und Fakten
Mehr als Zahlen – rund 1.800 Mitarbeiter versorgen jährlich
ca. 13.000 Patienten
Publikationen von Mitarbeitern der Kliniken Schmieder
Wissenschaftliche Erkenntnisse unserer Forschergruppen
Organisation
Verantwortungs- und Organisationsbereiche in den Kliniken Schmieder
Lurija-Bericht 2013
Forschungsbericht des Lurija Instituts für Rehabilitationswissenschaften
und Gesundheitsforschung
1 2
Ravensburg
3
Konstanz
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Kliniken Schmieder 2013
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Editorial
Die Mitglieder der Geschäftsführung:
Bernd Fey, Dr. Dagmar Schmieder
und Dr. Ulrich Sandholzer (v.l.)
Neue Ziele, bewährter Kurs
Rückschau 2013 und Blick nach vorn
Die Kliniken Schmieder blicken zurück auf ein ereignisreiches Jahr 2013. Der vorliegende
Jahresbericht lädt Sie dazu ein, sich ein Bild davon zu machen, was uns 2013 bewegt
hat und was wir bewegen konnten.
Nach 16 Monaten Bauzeit haben die Kliniken Schmieder am Standort Allensbach im
Spätherbst 2013 zwei Neubauten in Betrieb genommen: ein Empfangs- und Verwaltungsgebäude sowie ein Stationshaus. Letzteres bietet zusätzliche Versorgungskapazitäten in der Neurologischen Frührehabilitation. Einst wurde in Allensbach als Modell­
einrichtung Baden-Württembergs die landesweit erste Abteilung für neurologische
Patienten der Frührehabilitation (Phase B) errichtet. Das neue Bettenhaus setzt die Historie
der jahrzehntelangen Erfahrung und Weiterentwicklung in diesem Spezialbereich fort.
Nebenan heißt der weitere Neubau, ein modern gestaltetes Empfangsgebäude, die
Patienten und Gäste der Klinik willkommen. Die Mitarbeiter der Belegungsplanung
stehen dort zur direkten Kontaktaufnahme für die Anreisenden bereit. Die Kliniken
Schmieder Allensbach sind jedoch nicht nur erweitert worden – sie haben nach fast 40
Jahren ihres Bestehens auch ein neues Gesicht bekommen. Eine erholungsfördernde
Parkanlage sowie Renovierungen und Umbauten im Bestand prägen das Erscheinungsbild des aufgefrischten, „generalüberholten“ Klinikstandorts (S. 8).
In der Baden-Württembergischen Landeshauptstadt haben wir die tagesklinische Ver-­
sorgung neurologischer Patienten ausgeweitet und nach einer mehrmonatigen Um­bauphase konnte am 8. April 2013 das Ambulante Therapiezentrum der Kliniken
Schmieder Stuttgart mit neuen und modernisierten Räumlichkeiten in der Stuttgarter
Tagesklinik eröffnen. Zentral an der S-Bahn-Haltestelle Schwabstraße gelegen, können
Patienten mit neurologischen, orthopädischen und internistischen Erkrankungen nun
auf Rezept Therapien erhalten. Die Versorgungskette wurde damit um ein bedeutendes
Glied ergänzt (S. 18).
Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen. Um vorausschauend handeln zu
können, befassen wir uns täglich damit, was die Zukunft im Gesundheitswesen bringt.
Wie entwickelt sich der Bedarf? Wie werden sich die Rahmenbedingungen unserer
Kliniken Schmieder 2013
Editorial
Arbeit ändern? Wodurch sichern wir unseren Stand auf dem Fachkräftemarkt von
morgen? Auch bei umsichtiger Analyse ist eine Vorhersage nicht immer möglich. Ob
demografische Entwicklung, Fachkräftenachwuchs oder gesundheitspolitischer Wan­­
del – als Vorsitzende der Geschäftsführung spricht Dr. Dagmar Schmieder auf S. 14 über
Zukunftsperspektiven auf dem Fachgebiet der Neuro­logie und Rehabili­tation.
Einige unserer Patienten haben uns für den Jahresbericht auch wieder ihre persönliche
Geschichte erzählt. Sie vermitteln individuelle Einblicke in den Bereich der Neuroreha­
bilitation (S. 16 u.a.).
Um die Qualität und Wirksamkeit der Arbeit in den Kliniken Schmieder messbar zu
machen, haben wir vor einigen Jahren ein Assessment für Neurorehabilitation entwickelt.
Es misst die Entwicklung neurologischer Patienten im Verlauf ihrer Rehabilitation. Die
neuesten Ergebnisse des Assessments stellen wir Ihnen in diesem Bericht vor (S. 30).
Von den Befragungsergebnissen der Deutschen Rentenversicherung Bund zur Patientenzufriedenheit (S. 34) bis hin zu den Schlagzeilen des Jahres (S. 36) – lesen Sie, was die
Kliniken Schmieder im Jahr 2013 geprägt hat.
Unseren Patienten, Einweisern, Kostenträgern und allen weiteren Partnern gilt unser
herzlicher Dank für ihr Vertrauen. Besonders danken wir auch unseren Mitarbeitern für
ihr persönliches Engagement und ihre herausragende Leistung.
Dr. rer. pol.
Dr. rer. pol.
Dipl. Wirt.-Ing. (FH)
Dagmar Schmieder
Ulrich Sandholzer
Bernd Fey
Vorsitzende der
Geschäftsführer Finanzen
Geschäftsführer
Geschäftsführung
und Kfm. Verwaltung
Marketing und Vertrieb
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Erweiterung Allensbach
Kliniken Schmieder 2013
Erweiterung Allensbach
„Unsere Klinik in Allensbach hat
mit den Neubauten und dem
Landschaftspark ein vollkommen
neues Profil bekommen.“
Dr. Dagmar Schmieder,
Vorsitzende der Geschäftsführung
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Erweiterung Allensbach
Das neue, lichtdurchflutete Empfangs­
gebäude heißt Patienten und Gäste der
Kliniken Schmieder Allensbach willkom­
men. Nahe dem Eingang lädt eine verkehrsberuhigte Piazza mit Sitzgelegen­
heiten im Sommer zum Verweilen ein
Das neue Bettenhaus „Haus Davos“ (re.)
verfügt über eine eigene Liegendanfahrt
für Patienten der neurologischen Früh­
rehabilitation
Mehr Raum für Reha
Erweiterung der Kliniken Schmieder Allensbach
> Die Kliniken Schmieder Allensbach
sind seit ihrer Eröffnung im Jahr 1974
kontinuierlich weiterentwickelt worden.
Sie bieten die gesamte neurologische
Behandlungskette über alle Phasen hinweg an von der akut- und intensivmedizinischen bis zur rehabilitativen Versorgung. Patienten kommen vor allem aus
Baden-Württemberg, aber auch aus
angrenzenden Bundesländern. Zugleich
behandeln wir in einer internationalen
Abteilung Patienten aus aller Welt mit
schweren Hirnverletzungen und Erkrankungen des Nervensystems.
Die Nachfrage im Bereich der Neurorehabilitation ist im Laufe der vergangenen
Jahre kontinuierlich gewachsen. Durch
eine verbesserte Notfallversorgung und
Intensivmedizin können immer mehr
Intensivpatienten überleben. Vor diesem
Hintergrund fiel die Entscheidung, den
Standort um einen weiteren Stationsneubau zu erweitern. Nach 16 Monaten
Bauzeit war es im Herbst 2013 endlich so
weit: Das neue Erweiterungsgebäude zur
Versorgung von Patienten der neurologischen Frührehabilitation ist in Betrieb
gegangen.
Im Zuge des Neubaus wurde die gesamte
Klinik inklusive der Außenanlagen von
den Architekten Birkle & Mierendorf
behutsam und qualitätsvoll moderni­siert
Kliniken Schmieder 2013
Erweiterung Allensbach
> Neubauprojekt Allensbach
>A
rchitekten:
Birkle & Mierendorf, Konstanz
und erweitert: Das Häuserensemble
der Kliniken Schmieder Allensbach
wurde ergänzt um ein ansprechendes
Empfangsgebäude, um ein dreistöckiges
neues Stationsgebäude und um zahlreiche neue Parkplätze. Der lange, elegante
Baukörper des neuen Bettenhauses fügt
sich ohne Höhenversprung an den bestehenden Stationsbau an und ist auf allen
Etagen mit ihm verbunden. Die Verlegung einer öffentlichen Zufahrtsstraße
hat ermöglicht, einen verkehrsberuhigten
Bereich zum Aufenthalt auf dem Klinikgelände zu schaffen. Dieser „Campus“
einschließlich einer weitläufigen Piazza
mit Sitzgelegenheiten für Patienten und
Angehörige wurde landschaftsarchitekto-
nisch nach dem Motto „West meets East“
gestaltet (siehe Infokasten nächste Seite).
>B
auleitung:
Das neue Bettenhaus beinhaltet nicht
nur zusätzliche Betten, sondern setzt
gestalterisch neue Maßstäbe. Auf drei
neuen Phase-B-Stationen wurden im
Erweiterungsbau großzügige Räumlichkeiten für Patienten der neurologischen
Frührehabilitation geschaffen. Diese
beinhalten Isolationsmöglichkeiten mit
Hygieneschleusen, Deckenlifter, eine
eigene Liegendkrankenanfahrt und ein
genesungsförderndes, freundliches
Umfeld. Die Möglichkeit der Versorgung
mit medizinischen Gasen ist in allen
Patientenzimmern gegeben. Die Flure » »
> Investitionsvolumen:
werkgruppe drei, strasser – kühnen –
döring, freie Architekten, Konstanz
15,4 Millionen Euro
>Q
uadratmeterzahl:
Bruttogeschossfläche: 2.500 m²
(Stationsgebäude),
680 m² (Empfangsgebäude)
>B
ettenkapazität insgesamt:
42 Betten
>W
eitere Merkmale:
Verkehrsberuhigte Straßenführung,
über 100 weitere Parkplätze sowie
eine Park- und Gartenlandschaft
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Erweiterung Allensbach
» Fortsetzung:
> Landschaftspark
Mehr Raum für Reha
Der vom Planungsbüro für Land-
des neuen Hauses „Davos“ sind breit
und hell durch die großen Fensterfronten. Die Patientenzimmer sind überwiegend mit Blick auf den See und das
schweizerische Alpenpanorama gelegen.
Sie bieten große, barrierefreie Badezimmer mit angenehmer Rundumbeleuchtung durch verschie­dene Lichtquellen.
Patienten und Gäste der Kliniken
Schmieder finden hier einen Rahmen
vor, der einerseits mo­­dernsten Hygienestandards entspricht, andererseits aber
auch komfortabel und erbaulich wirkt.
Ziel ist es, die schwere Situation eines
Kran­kenhausaufenthaltes für Betroffene
und Angehörige gleichermaßen erträglicher zu machen und den Rehabilita­
tionsprozess zu fördern.
schaftsarchitektur Planstatt Senner
konzipierte Landschaftspark vereint
spielerisch Ornamente und Symbole
aus jahrhundertealter Kirchen- und
Kulturgeschichte. Beete mit tradi­
tionsreichen Bäumen, Sträuchern
und Kräutern sowie eine weitläufige
Grünanlage umgeben eine Piazza
mit kunstvoll geschwungenen Sitzflächen aus Naturstein und einem
idyllischen Wasserspiel. Aus der Höhe
betrachtet ergibt sich ein Muster, das
dem Motto der Parkanlage entspricht
und gleichzeitig zur Zusammenkunft
von Patienten und Gästen aus verschiedenen Regionen passt: „West
meets East“.
Kliniken Schmieder 2013
Erweiterung Allensbach
Modern ausgestattete und
geräumige Patientenzimmer
im Haus Davos (li.)
Die Piazza lädt Patienten und
Gäste zum Verweilen ein (re.)
„Modernisierung, Ausbau der Behandlungsqualität, optimale Versorgungsstrukturen“
> Fragen zum
Erweiterungsprojekt Allensbach
an Bernd Fey,
Geschäfts­führer
Marketing und
Vertrieb
Herr Fey, welche Ziele verfolgten die
Kliniken Schmieder mit der Erweiterung des Standortes?
Bernd Fey: Wir wollten mehrere Ziele
erreichen: wir haben durch drei neue
Phase-B-Stationen im Neubau modernste Behandlungsqualität für unsere
Patienten geschaffen und unsere Versorgungsstrukturen optimiert. Zu nennen sind hierbei ein ausgefeiltes Hygienemanagement mit Hygieneschleusen,
eine integrierte Liegendanfahrt, kom-
fortable Ruhezonen und optimierte
Serviceangebote. Darüber hinaus war
uns die Modernisierung des Standortes
wichtig, etwa durch das ansprechende
Empfangsgebäude, neue Parkplätze und
eine bessere Straßenführung. durch die
der Standort verkehrsberuhigt wurde.
Ganz konkret: was erwartet Patienten
im Allensbacher Neubau?
Bernd Fey: Zunächst einmal ein
barrierefreier, großzügiger und lichtdurchfluteter Empfang, ein echter EyeCatcher, wenn man auf das Klinikgelände kommt. Dann: große geräumige
Patientenzimmer, modern eingerichtet,
z. B. mit einem Deckenlifter, mit dem
schwer betroffene Patienten vom Pflegepersonal sicher aus dem Bett geholt
werden können, ohne physischen und
psychischem Stress und damit auch
rückenschonend für unsere Pflegefachkräfte. Außerdem: eine stationsnahe
Therapie, direkt am Patienten. Und
eine zentrale Belegungsabteilung, die
für Patienten und Angehörige gut
erreichbar in die Klinik eingebunden
ist.
Sind weitere Investitionen geplant?
Bernd Fey: Gegenwärtig modernisieren
wir bestehende Bettenhäuser der Phasen C und D am Standort. Wir prüfen
weitere Investitionsoptionen, doch nach
fünf Jahren des Bauens an drei Standorten mit Investitionen in Höhe von rund
40 Millionen Euro steht für unseren
Standort in Allensbach zunächst eine
Phase der Konsolidierung an.
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Interview
„Ergebnis- und Prozessqualität, Wachstum mit Augenmaß
und nachhaltiges Personalmanagement sind zentrale
Unternehmensthemen der Zukunft.“
Dr. Dagmar Schmieder zu Herausforderungen
in der Neurologischen Rehabilitation
> Das Gesundheitswesen ist seit vielen Jahren im Umbruch.
Welche Themen sind für die Kliniken Schmieder dabei von
zentraler Bedeutung?
Dr. Dagmar Schmieder: Für uns sind das der Ausbau von
bedarfsgerechten Angeboten insbesondere in den Ballungsräumen, Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel sowie die
Vernetzung von Forschung und klinischer Praxis. Aber auch
Themen wie eine ökologische Unternehmensführung liegen
mir sehr am Herzen.
Was verstehen Sie unter bedarfsgerechten Angeboten?
Dr. Dagmar Schmieder: Wir arbeiten laufend daran, unsere
Angebote noch stärker auf die Bedarfe der Patienten abzustimmen. Insbesondere in den Ballungsräumen ist die Nachfrage
nach Behandlungsmöglichkeiten für Patienten der Frührehabilitation sehr stark gestiegen, so dass wir nach Genehmigung
durch das baden-württembergische Sozialministerium in den
vergangenen Jahren unsere Klinik in Stuttgart und Heidelberg
deutlich erweitert haben. Dadurch konnten die längeren Wartezeiten in der Frührehabilitation reduziert werden zum Nutzen
der Patienten und der verlegenden Kliniken, die ihre Betten
mit anderen Patienten belegen können.
Vergangenes Jahr kam in Stuttgart ein weiterer Baustein hinzu:
Mit der Gründung des Ambulanten Therapiezentrums unter
dem Dach der Tagesklinik Stuttgart bieten wir Behandlungen
auf Rezept des Haus- oder Facharztes. So können auch Patienten nach der Rehabilitation und ohne administrativen Aufwand
qualifiziert bei uns behandelt werden. Und wir planen auch
im Jahr 2014 einen weiteren Ausbau für schwerstgeschädigte
Patienten in Stuttgart.
Wie begegnen Sie dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen?
Dr. Dagmar Schmieder: In den über 60 Jahren unseres Beste-
hens haben wir einen europaweiten Ruf als neurologisches
Fach- und Rehabilitationskrankenhaus erworben. Nur mit
hochqualifiziertem Personal war dies möglich. Der drohende
Fachkräftemangel stellt uns aber vor neue Herausforderungen.
Das heißt, wir müssen neue Wege gehen und als Arbeitgeber
attraktiv bleiben. Wir versuchen das auf mehreren Wegen:
durch flexi­ble Arbeitszeitmodelle und einem vereinfachten Einstieg nach einer Elternzeit, um Familie und Beruf zu vereinbaren, durch Fortbildungen, durch attraktive Löhne und Gehälter,
eine umfangreiche betriebliche Alterssicherung und langfristig
gesicherte Arbeitsplätze, zudem gibt es eine Reihe weiterer
Instrumente der Personalgewinnung und -bindung, die wir
weiter ausbauen wollen. Es ist aber auch die Gesundheitspolitik
gefordert, damit Berufe aus dem Gesundheitswesen attraktiv
sind. Eine verantwortungsvolle Krankenhausfinanzierung ist
ebenfalls unverzichtbar, um die Gehälter wettbewerbsfähig mit
Kliniken Schmieder 2013
Interview
Dr. Dagmar Schmieder,
Geschäftsführerin und
Vorstand der Professor
Friedrich SchmiederStiftung
Anstieg der Bettenzahl über Jahrzehnte
anderen Wirtschaftszweigen zu halten. Das heißt gesundheitspolitische Weichenstellungen sind dringend notwendig.
Welche Rolle spielt der hohe Qualitätsanspruch in den Kliniken
Schmieder, der zunehmend von Patienten eingefordert wird?
Dr. Dagmar Schmieder: Eine entscheidende. Mit unserem
nach wissenschaftlichen Kriterien entwickelten Assessment
haben wir in den letzten Jahren über 30.000 Patienten untersucht. Dadurch können wir sehr genau aufzeigen: Neurologische Reha verbessert deutlich den Gesundheitszustand der
Patienten, sie machen Therapiefortschritte, die ein höheres
Maß an Lebensqualität und Selbstständigkeit garantieren.
Solch ein Instrument zur Nachweisbarkeit der Wirksamkeit
von Neurologischer Rehabilitation gibt es nirgendwo anders.
Außerdem belegen wir in den externen Qualitätsprüfungen
der Deutschen Rentenversicherungen immer erste Plätze.
Auch sind wir vor kurzem zum dritten Mal in Folge nach KTQReha mit Erfolg zertifiziert worden.
Werden die Kliniken Schmieder wie in den letzten Jahren
weiter wachsen?
Dr. Dagmar Schmieder: Wir haben in den letzten fünf Jahren
unsere Standorte in Stuttgart, Heidelberg und Allensbach erweitert. Wir konnten dadurch mehrere hundert neue Arbeitsplätze
schaffen. Dabei investierten wir nahezu 40 Millionen Euro in
Anzahl Vertragsbetten der Kliniken Schmieder ohne ambulante Behandlungsplätze
1.100
1.000
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
Betten
Jahr
20
210
620
620
620
840
900
1.000 1.100
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
2013
2014
Erweiterungsbauten und ihre medizinische Infrastruktur. Nun
können wir nach einer Konsolidierungsphase ohne Druck weitere Optionen prüfen, um auch in Zukunft mit Augenmaß zu
wachsen und die Nachfrage nach unseren Therapieangeboten
zu bedienen.
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Kliniken Schmieder 2013
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Patientinnenportrait
Patientinnenportrait: Martina Hasenfratz
„Ich hab´ begriffen, dass es an mir selbst liegt etwas zu ändern“
> An Silvester verspürt Martina Hasenfratz unerträgliche
Kopfschmerzen, am Neujahrstag wird sie in eine Universitätsklinik eingeliefert: Sie hat seit mehreren Stunden eine Subarachnoidalblutung. Es folgen drei Wochen auf der Intensivstation und einige Rehabilitationsaufenthalte. Die junge Frau
lernt mit einem starken Willen wieder zu gehen, zu sprechen
und legt schließlich in den Kliniken Schmieder Konstanz ihre
Prüfung zur Bürokauffrau ab. Ihre Posttraumatische Belas­
tungstörung therapiert sie gemeinsam mit Trauma-Therapeuten in Gailingen. Ihr Ziel ist es wieder in ein normales Leben
zurückzufinden, beruflich wieder Fuß zu fassen und mehr
Zeit mit ihren Freunden zu verbringen.
„An Silvester hatte ich immens starke Kopfschmerzen. Ich hielt
es nicht mehr aus und rief den Notarzt, der eine Fehldiagnose
feststellte und mir ein Schlafmittel spritzte. Als ich aufgewacht
bin, waren die Kopfschmerzen noch stärker, ich fiel in ein Delirium und wurde schließlich in die Uniklinik eingeliefert, wo ich
sofort operiert wurde. Nachdem ich aus dem Koma aufwachte,
konnte ich nicht mehr sprechen und mich nicht mehr bewegen. Sechs Tage nach der Gehirnblutung erlitt ich zudem auf der
Intensivstation einen Thalamus-Infarkt, der zu einem Nahtod­
erlebnis führte. Ich wurde erfolgreich reanimiert. Doch danach
war das Leben für mich nur noch eine Qual. Ich hab´ begriffen,
dass es an mir selbst liegt, wenn ich noch etwas ändern will.
Ich hab´ tagelang meine Hände angeschaut, die ich unbedingt
bewegen wollte. Und sie haben sich schließlich einen Millimeter
bewegt. Danach war mir klar, dann kann ich auch wieder sprechen und alles andere auch.
Wie ein kleines Kind lernte ich in der Rehabilitation wieder
gehen und sprechen. Mit einer Ausnahmegenehmigung konnte
ich schließlich meine Prüfung zur Bürokauffrau in den Kliniken Schmieder Konstanz nachholen. In den letzten fünf Jahren
ist mir jedoch ein großes Problem geblieben, das ich unbedingt
lösen muss, bevor ich wieder an einen beruflichen Wiedereinstieg denken kann. Ich leide derzeit noch unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung, die ich während der Zeit auf einer
Intensivstation eines Akutkrankenhauses bekommen habe, in
der einige Menschen starben. Das Piepen der Apparate, wenn ein
Mensch dort stirbt, bringe ich nicht mehr aus meinem Bewusstsein. Noch heute bekomme ich Panikattacken, wenn ich ein Piepen höre. Selbst Ärzte in weißen Kitteln lösen eine Panik aus, da
ich sehr schlechte Erfahrungen auf der Intensivstation machte.
Kliniken Schmieder 2013
Patientinnenportrait
Martina Hasenfratz beim
IT-Training und bei einer
motorischen Übung
„Ich habe die Scherben in einen Tresor gelegt
und abgeschlossen.“
In Gailingen tut mir deshalb die tägliche Doppelstunde Trauma-Therapie besonders gut, danach fühle ich mich erleich­tert und jedes Mal ein wenig stärker. Ich lege Dinge, die mich
belasten, ab und lerne dafür Bilder zu schaffen, wie ich z. B.
gedanklich Scherben in einen Tresor lege und abschließe.
Neben der Trauma-Therapie hat mir auch die Sporttherapie
in Konstanz sehr geholfen. Ich bekomme noch Musiktherapie (Klangliege), körperpsychologische Therapie, mache in der
Entspannungsgruppe mit, beim Achtsamkeitstraining, in der
Medizinischen Trainingstherapie und in der Berufstherapie, in
der meine Belastbarkeit getestet und trainiert wird. Ein tolles
Gefühl war es auch wieder in der Medizinischen Trainingstherapie auf einem Stepper zu stehen, der mir einiges an Koordination/Motorik abverlangte.
Meine Ziele für die Zukunft sind, wieder zu arbeiten, mehr Zeit
mit Freunden zu verbringen, mich selbst in der Cranio-SakralTherapie weiterzubilden und mich mit meiner Familie noch
besser zu verstehen, nach einer langen und schwierigen Zeit für
uns alle.“
> Gehirnblutung / Subarachnoidalblutung (SAB)
Rund fünf Prozent aller Schlaganfälle sind Subarachnoidalblutungen. Sie treten etwas häufiger im jüngeren und mittleren Lebensalter auf. Im Gegensatz zum Schlaganfall-Typ
Hirninfarkt, der sich durch Mangeldurchblutung kennzeich-
Die Therapievielfalt ist hier enorm und ich bin offen für jede
Therapie, die auf meinem Plan steht. Ebenfalls hat mir die cranio-sakrale Therapie geholfen, die ich seit Jahren auch privat
betreibe. So habe ich einen inneren Wohlfühlort geschaffen, der
mir Kraft gibt und in den ich mich zurückziehen kann. Auch
die Yoga-Übungen und das Atmen lösen bei mir Blockaden im
Körper, lassen wieder Licht herein und erden mich.
net, tritt bei einer Gehirnblutung Blut in den mit Hirnflüssigkeit gefüllten Subarachnoidalraum aus. Ursache ist meist ein
Aneurysma, eine Ausweitung eines arteriellen Blutgefäßes.
Die Einteilung des Schweregrades erfolgt in 5 Stufen von I
(leichte Symptome) bis V (Koma).
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Kliniken Schmieder 2013
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Nachstationäre Behandlung in Stuttgart
Kliniken Schmieder 2013
Nachstationäre Behandlung in Stuttgart
„Das im Herzen Stuttgarts gelegene
Therapiezentrum hält ein breites
Therapiespektrum vor, das eine
nahtlose Weiterbehandlung ermöglicht.“
Bernd Fey, Geschäftsführer
Marketing und Vertrieb
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Kliniken Schmieder 2013
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Nachstationäre Behandlung in Stuttgart
Empfang und Außenansicht
unserer Stuttgarter Tagesklinik
sowie Therapiesituationen
Nachstationäre Behandlung in Stuttgart
Tagesklinik und Ambulantes Therapiezentrum
> Ambulante neurologische Rehabili-
tation in der Tagesklinik Stuttgart
Gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung Baden-Württemberg, der
Deutschen Rentenversicherung Bund
und den gesetzlichen Krankenkassen
Baden-Württembergs entwickelten die
Kliniken Schmieder Anfang der 1990er
Jahre ein Modellkonzept für ambulante
neurologische Rehabilitation. 1995
wurde die verkehrsgünstig gelegene
Tagesklinik für neurologische Rehabili­
tation in Stuttgart eröffnet. Während
bei einer stationären Rehabilitation
das häusliche Umfeld verlassen werden
muss, können bereits wieder mobile
Patienten in einer tagesklinischen
Rehabilitation die gleichen Leistungen
erhalten verbunden mit dem Vorteil,
die Nächte wieder zu Hause zu verbringen. Auch in Konstanz und Heidelberg
ergänzt die tagesklinische Rehabilita­tion seit einigen Jahren das Behandlungs­
angebot der Kliniken Schmieder.
Tagesklinische Rehabilitation setzt die
vollstationär begonnene Rehabilitation
fort und kann sie in bestimmten Fällen
auch ersetzen. Neurologische Patienten aller Indikationen und geringerem
Schweregrad (Phasen D und E) können
hier behandelt werden. Eine umfangreiche Diagnostik und die Expertise
Kliniken Schmieder 2013
Nachstationäre Behandlung in Stuttgart
eines multiprofessionellen Rehabilitationsteams aus acht Disziplinen unter
fachärztlicher Leitung sind die wichtigsten Elemente zur Erreichung der übergeordneten Therapieziele: die Wiedereingliederung in Arbeit und Beruf sowie
die Erlangung der Selbstständigkeit im
häuslichen Umfeld. Für Patienten der
Deutschen Rentenversicherung besteht
die Möglichkeit, an Programmen der
Rehabilitations-Nachsorge teilzunehmen. Weitere Behandlungskonzepte für
2014 sind in Vorbereitung.
Das Team der Tagesklinik zählt insgesamt 26 Personen plus Fahrdienst,
davon allein 18 im therapeutischen
Bereich. Die weiteren Personen arbeiten
in Pflege, Ärztlichem Dienst, Sozialdienst und Sekretariat.
Zu Beginn des Jahres 2013 konnte die in
zwei Schritten geplante Standorterweiterung begonnen werden. Eine Flächenvergrößerung, die durch umfangreiche
Umbau- und Renovierungsarbeiten
begleitet wurde. So entstand ein 200
qm großer, lichtdurchfluteter Bereich
für Medizinische Trainingstherapie und
Physiotherapie sowie eine neue Therapieküche. Dies war möglich geworden,
nachdem Gespräche mit dem neuen
Eigentümer des Komplexes Rotebühlstraße 133 Klarheit über die langfristige
»»
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Kliniken Schmieder 2013
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Nachstationäre Behandlung in Stuttgart
» Fortsetzung:
Nachstationäre Behandlung in Stuttgart
Nutzung der Räumlichkeiten gebracht
hatten. Eines ist spürbar: Die Patienten
fühlen sich der Stuttgarter Tagesklinik
und ihren Mitarbeitern verbunden.
In den knapp 20 Jahren ihres Bestehens
wurde sie für viele von ihnen zum
Ankerpunkt, ihr tagesklinischer Aufenthalt ein idealer Zwischenschritt
zwischen vollstationärer Reha einerseits
und häuslichem Alltag sowie beruflichen Anforderungen ande­rerseits. Heute
ist die Stuttgarter Tagesklinik unverzichtbares Bindeglied zwischen stationärer Rehabilitation und meist erforderlicher ambulanter Therapie.
Therapien auf Rezept im Ambulanten
Therapiezentrum Stuttgart
Um den Patienten noch mehr Service
zu bieten und auch ambulante Behandlungen im Hause zu ermöglichen, etablierten die Kliniken Schmieder im Zuge
der Flächenerweiterung am Standort
Stuttgart, Rotebühlstraße, das Ambulante
Therapiezentrum. Hier – in räumlicher
Nähe zur Tagesklinik – können erstmals
neurologische, aber auch internistische
und orthopädische Patienten auf Rezept
behandelt werden. Einzeln oder aufeinander abgestimmt bieten wir Physio-
therapie, Ergotherapie, Logopädie und
Medizinische Trainingstherapie an. Von
A wie Affolter-Konzept bis Z wie srtZeptor® reicht das vielfältige therapeutische Angebot. Der Vorteil für die Patienten ist, sie erhalten die notwendigen
Therapien wohnortnah in angenehmem
Ambiente von erfahrenen Therapeuten,
die für sie ein maßgeschneidertes, individuelles Angebot zusammenstellen. Die
Therapien sind aufeinander abgestimmt,
Mehrfachwege entfallen. Ein großer Vorteil, gerade für Menschen mit Bedarf in
mehreren therapeutischen Disziplinen.
Kliniken Schmieder 2013
Nachstationäre Behandlung in Stuttgart
Gemeinsame Dehnungsübungen und Blick in den Bereich
der Medizinischen Trainingstherapie (li.)
Sprachtherapeutisches Training
(re.)
Nachstationäres Therapieangebot in Stuttgart
> T
agesklinik
>Ä
rztliche Therapie inklusive medika-
mentöser Behandlung auch von
Nebenerkrankungen
> Ambulantes Therapiezentrum
Die Behandlung im Ambulanten
Therapiezentrum konzentriert sich
auf folgende Kerntherapien:
>N
europsychologische Übungstherapie
> L ogopädie
> Entspannungstherapie
> P hysiotherapie
> Berufstherapie
>M
edizinische Trainingstherapie
> Logopädie
> E rgotherapie
> Physikalische Therapie
> Physiotherapie
>M
edizinische Trainingstherapie
> Ergotherapie
> Reha-pflegerische Leistungen
> Sozialtherapeutische Betreuung
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Kliniken Schmieder 2013
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Patientenportrait
Patientenportrait: Roland Sitzler
„Dienstags geht’s mir saumäßig gut“
> Im Oktober 2011. Als selbstständiger Versicherungskauf-
mann war Roland Sitzler beruflich erfolgreich und selbstbestimmt. Marathonläufe waren seit 20 Jahren seine Disziplin.
Auf 70.000 Kilometer hatte er es bereits gebracht. Trotzdem
ereilte Roland Sitzler ein Schlaganfall in der linken Gehirn­
hälfte. Sein Glück war, er konnte bereits nach 45 Minuten auf
der Stroke Unit des Bürgerhospitals Stuttgart versorgt werden.
Heute nach Rehabilitationsaufenthalten in Gerlingen und der
Stuttgarter Tagesklinik arbeitet er wieder an vier Tagen in der
Woche. Jeden Dienstag ist er im Ambulanten Therapiezentrum
Stuttgart anzutreffen, wo er mit Energie und hoher Motivation
an weiteren Fortschritten arbeitet.
„Es war 15.10 Uhr. Ich hatte am Schreibtisch gearbeitet und
war im Begriff, ins Wohnzimmer zu gehen. Plötzlich war ich
wie festgenagelt. Ich konnte das rechte Bein nicht mehr bewegen. Da klingelte es an der Haustür. Irgendwie schaffte ich es
noch aufzumachen. Draußen stand unser Nachbar, der dann
den Notarzt rief. Die Verdachtsdiagnose Schlaganfall gab ich
ihm mit auf den Weg. Es hätte aber auch eine Kreislaufschwäche sein können. Der Notarzt war schnell und professionell.
Bereits 45 Minuten nach dem Schlaganfall war ich auf der
Stroke Unit. Und nach 6 Tagen hatte ich einen Reha-Platz
in Gerlingen.
Ich war hilflos, meine rechte Seite gelähmt. Trotzdem versuchte ich, soviel wie möglich selbst zu erledigen. Alleine aus dem
Bett in den Rollstuhl, das war zu Beginn grenzwertig. Nach
einer Woche habe ich, zum Erstaunen des Pflegepersonals,
selbstständig geduscht. Gerade für die täglichen Verrichtungen war die Ergotherapie sehr hilfreich: Durch das Wunder der
Einhandgeräte konnte ich vom ersten Tag an meine Brötchen
selbst schmieren, und nach kurzer Zeit war es mir möglich,
meine Schuhe durch das Erlernen des Einhandknotens selbst
zu binden. Täglich Physio- und Ergotherapie und anfänglich
auch Logopädie gehörten zu meinem Programm. Genauso wie
20 Minuten am Stehpult und dann kurze Zeit später dreimal 20
Minuten am Motomed. Ein Meilenstein war für mich, als ich
Kliniken Schmieder 2013
Patientenportrait
Roland Sitzler bei seinem
Dienstagstraining. Er ist hoch
motiviert und hat klare Reha­
bilitationsziele im Blick
„Mein Ziel: Ich will 2016 den Zillertaler Höhenweg gehen.
7 Tage lang wandern, in 7 Hütten übernachten.“
mich aus dem Rollstuhl am Gehbarren selbstständig hochziehen und zwei Meter vor und wieder zurück gehen konnte. Das
war nach vier Wochen. In den drei Monaten Reha waren die
täglichen Fortschritte riesengroß, vor allem im Bein. Bis heute
bin ich von unglaublich vielen positiven Menschen begleitet
worden. Von den Ärzten über die Therapeuten, die sich in
sagenhafter Weise mit mir befassten, bis zu meiner Frau, den
Kollegen und unserem Freundeskreis. Ich hatte den Rücken frei
und konnte mich ganz meiner „Sache“ widmen.
> Hemiparese / Hemiplegie
Das Wort „hemi“ kommt aus dem Griechischen und
bedeutet halb, während „Parese“ Erschlaffung bedeutet.
Eine Hemiparese bezeichnet also eine unvollständige Halbseitenlähmung. Bei kompletter Lähmung einer Seite spricht
man von Hemiplegie. Beides sind Folgen der Schädigung
einer Gehirnhälfte. Weil die linke Gehirnhälfte die rechte
Körperseite steuert und umgekehrt, ist die jeweils gegen-
Auch jetzt freue ich mich jede Woche über weitere kleine
Fortschritte. Dienstags gehe ich zuerst schwimmen und dann
im Ambulanten Therapiezentrum der Kliniken Schmieder
in die Physio- und Ergotherapie. Danach trainiere ich noch
zusätzlich zwei Stunden im MTT-Bereich. Und mache täglich
Gymnastik zuhause. Dann bin ich zwar total geschafft, aber
gleichzeitig geht es mir saumäßig gut.“
überliegende Körperseite betroffen. Bewegungsstörungen
in Bein, Arm und Hand sind typisch, aber auch die Muskulatur im Gesicht kann betroffen sein. Weil das Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte sitzt, haben daher rechts
betroffene Hemiparetiker häufig mit Sprachstörungen zu
kämpfen.
­­­­2 5
Kliniken Schmieder 2013
­­­­2 6
Kunsttherapie
Skulpturen, die verbinden
Patienten der Kliniken Schmieder Gailingen erarbeiten
gemeinsam ein Kunstprojekt
> „verbunden“ – unter diesem Thema
arbeiteten 46 Patienten des Bereichs
Psychotherapeutische Neurologie der
Kliniken Schmieder Gailingen über ein
halbes Jahr lang an einem umfänglichen
und interdisziplinären Gestaltungsprojekt. Entstanden sind drei Skulpturen
aus den Materialien Holz, Metall und
Keramik, verbunden durch bunt gefilzte
Wollseile. Die bis zu 3,60 Meter hohen
Plastiken verkörpern in ihrer Beziehung
zueinander Begriffe wie Kommunikation, Austausch, Integration und Gemeinsamkeit.
Insgesamt war der Gedanke des Miteinanders während aller Arbeitsphasen
präsent: Unter der Leitung von Gestal-
tungstherapeutin Kirsten Kersting
waren Patienten, Berufstherapeuten,
Gärtner und Haustechniker ebenso wie Therapieleitung, Verwaltung,
PR-Abteilung und Sekretariate in den
Schaffungs- und Ausstellungsprozess
mit einbezogen.
Unter den gegebenen günstigen Voraussetzungen aus handwerklichem
Können und Engagement der beteiligten Therapeuten und den sehr gut
ausgestatteten Werkstätten der Klinik
Schmieder Gailingen, ließen sich die
in der Gestaltungstherapie erarbeiteten
Konzepte und räumlichen Vorstellun­­gen kontinuierlich umsetzen. Insbesondere für die Patienten hatte die Arbeit
Kliniken Schmieder 2013
Kunsttherapie
Patienten gestalteten gemeinsam mit
Therapeuten drei Skulpturen aus Holz,
Keramik und Metall, die am „Tag des
Miteinanders“ auf der Insel Reichenau
2013 präsentiert wurden
an diesem Projekt deutlich identifikatorischen Charakter. Es entstanden Beziehungen auf den unterschiedlichsten
Ebenen: angefangen beim gemeinsamen
Entwickeln gestalterischer Ideen, über
technische Umsetzungsmöglichkeiten,
handwerkliches Vorgehen, gegenseitiges
Zeigen, Lernen, Anwenden, Selbstständigwerden. Sehr ausgeprägt zeigten sich
auch soziale Aspekte: Miteinbeziehen
von stillen Einzelgängern und negativ
Verstimmten, Ermunterung und Bestätigung von Unsicheren, Stolz auf die
eigene und gemeinsame Leistung sowie
das Erlebnis, mit dabei gewesen zu sein.
Die Psychotherapeutische Neurologie
fördert mit ihren Kreativtherapien ein
handlungs- und erfahrungsorientiertes
Erleben. Die Arbeit am Kunstprojekt
bot so ein Feld des Experimentierens
und Entstehenlassens und ermöglichte
den Patienten, sich durch die Zuordnung von Formen, Farben und Strukturen auszudrücken und sich gleichzeitig
in der Begegnung mit sich selbst und
anderen zu entfalten.
Am 22. Juni 2013 wurden die so ge­schaffenen Skulpturen bei strahlendem
Sommerwetter im Rahmen des „Tag
des Miteinanders“ auf der Insel Reichenau einem großen Publikum präsentiert. Unter den rund 800 Gästen waren
auch 32 der mitwirkenden Patienten,
die hierfür mit Familien und Freunden
angereist waren – zudem kam ein
»»
­­­­2 7
Kliniken Schmieder 2013
­­­­2 8
Kunsttherapie
Blindtext Hit doloria issimol uptur Igendit
volum quasimin cuptaturi de commo odit
expligent arum eos voluptatus ipsae nihil
et. Nis volest quis ut verrore perorem tiloe
mesid Kader solem varileid
Gemeinsam gestalten und Menschen
verbinden, Gesunde und Kranke – das
erreichte das Kunstprojekt „verbunden“
der Abteilung Psychotherapeutische
Neurologie auf einfühlsame Weise
» Fortsetzung:
Skulpturen, die verbinden
Reisebus mit begeisterten Patienten aus
der Gailinger Klinik in den Klosterhof,
wo das Projekt vorübergehend einen
beeindruckenden Standort fand. Das
Fest fand zu Ehren des 1.000-jährigen
Geburtstages des Mönchs Hermannus
Contractus statt, einem kongenial
Begabten, der vermutlich von Geburt an
einer spinalen Muskelatrophie litt. Das
Universalgenie entwickelte im geschützten Rahmen des Klosters Reichenau
zahlreiche bedeutsame Lehrsätze und
ermöglicht modernen Historikern dank
seiner genauen Chronikführung Ein-
blick in eine längst vergangene Welt.
Das Schicksal von Hermannus Contrac­
tus berührt auch noch heute – unter
anderem weil das Gelingen dieses Lebens
vom Miteinander geprägt und abhängig
war. Ausgehend von Hermanns kör­perlicher Behinderung schlug die Veranstaltung eine Brücke ins Heute und
stellte so die Begegnung und Wertschätzung von Menschen mit und ohne
Beeinträchtigung in den Vordergrund.
Dieses „Miteinander“ wurde auch durch
die Mitwirkenden verkörpert: Der Fest-
Kliniken Schmieder 2013
Kunsttherapie
Die drei Skulpturen aus Metall, Holz und
Keramik wurden im Klosterhof auf der
Insel Reichenau präsentiert und mit selbst
gedrehten Filzseilen geschmückt
tag wurde in Zusammenarbeit mit einer
Vielzahl von lokalen Institutionen wie
etwa Schulen, Vereinen und gemeinnützigen Organisationen gemeinsam
realisiert und signalisierte damit nicht
nur sozialen, sondern auch regionalen
Zusammenhalt.
Einen der Höhepunkte des Tages bil­dete für die Besucher eine Mitmach­
aktion, bei der jeder, der Lust dazu
hatte, Tonscherben und Treibholz mit
ihm zum Thema zutreffend erscheinenden Symbolen bemalen und sie in die
bunten Filzseile, die das ganze Ensemble
umspannten, einbinden konnte.
Nach einer vierteljährlichen Ausstellungszeit gingen die Skulpturen in einer
Schenkung an das Gesundheitsdorf
Gailingen über, wo sie am Rheinufer
dauerhaft ausgestellt werden und so
unmittelbar an der Landesgrenze wieder
den Gedanken des Sichverbundenfühlens – wie einen Gruß an den Schweizer
Nachbarn – symbolisieren.
­­­­2 9
Kliniken Schmieder 2013
­­­­3 0
Assessment
Selbständigkeit beim Gehen – Phase C
– Vergleich 2010 zu 2013
selbständig |
Minimalhilfe oder Anleitung |
2010 (N = 495)
deutliche Hilfe
2013 (N = 1432)
Bei Aufnahme
Bei Aufnahme
21,2 %
23,7 %
55,1 %
20,6 %
39,5 %
40,9 %
Bei Entlassung
Bei Entlassung
49,8 %
23,3 %
26,9 %
50,6 %
31,8 %
17,5 %
Wirksamkeit Neurologischer Rehabilitation
Unser Assessment als Instrument zur Messung nachhaltiger Behandlungsergebnisse
> Mit der Durchführung des Assess-
ments in den Rehabilitationsphasen C
und D verfolgen die Kliniken Schmieder
mehrere Ziele.
>U
ntersuchung der Wirksamkeit Neuro-
logischer Rehabilitation
Erwerb individuell-alltagsrelevanter, mo­­
torisch-funktioneller Fähigkeiten sowie
die Effizienzsteigerung von Bewegungen
im Vordergrund. Hierfür werden in den
Kliniken Schmieder evidenzbasierte
Therapie- und Trainingsmethoden eingesetzt.
>S
trukturierte Dokumentation in Form
einer standardisierten Befunderhebung
>S
icherung und Ausbau der Behand-
lungserfolge
Bei jährlich ca. 3000 Patienten der Phase
C und ca. 6000 Pateinten der Phase D
belegen die Ergebnisse über die vergangenen Jahre eindrucksvoll, dass Neuro­
logische Rehabilitation wirkt.
Das Wiedererlernen motorischer Funktionen nach einer Gehirnläsion ist eine
der großen Herausforderungen der
Neurologischen Rehabilitation. In Physiound Ergotherapie stehen dabei der
Sind bei Aufnahme in der Rehabilitationsphase C nur ca. ein Fünftel der Patienten in der Lage, ohne Hilfe zu gehen,
so können durch gezielte Interventionen über den Aufenthalt in den Kliniken
Schmieder mehr als die Hälfte der Pati­
enten selbstständig gehend entlassen
werden. Dementsprechend kann auch die
durchschnittlich benötigte Zeit für eine
Wegstrecke von 10 Metern um knapp ein
Viertel reduziert werden.
Motorische Verbesserungen in alltagsrelevanten Tätigkeiten lassen sich dabei in
mehreren Assessment-Items nachweisen,
wie zum Beispiel beim Ankleiden des
Oberkörpers.
Die Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen ist für die Neurologische Rehabilitation von zentraler Bedeutung, da sie
den Erfolg in allen Therapiebereichen mit
bestimmt. So ist bekannt, dass auch die
Verbesserung motorischer Beeinträchtigungen durch schwerwiegende Aufmerksamkeitsprobleme beeinflusst wird. Darüber hinaus spielen Aufmerksamkeitsleistungen auch in den Einschätzungen der
beruflichen Perspektive oder der Fahrtauglichkeit eine entscheidende Rolle.
Erfreulicherweise lassen sich durch intensive, oft auch computergestützte Therapien in den Kliniken Schmieder wesentliche Verbesserungen erzielen, so dass
sich die Anzahl mittelgradig bis schwer
betroffener Patienten über den Behandlungsverlauf hinweg, stabil auch im Jahresvergleich, halbiert.
Kliniken Schmieder 2013
Assessment
10 Meter Gehtest
– Phase C – 2013
Sekunden |
Aufnahme |
Selbständigkeit beim Ankleiden des Oberkörpers
– Phase C – Vergleich 2010 zu 2013
selbständig |
Entlassung
30
Minimalhilfe oder Anleitung |
2010 (N = 288)
deutliche Hilfe
2013 (N = 466)
25
20
Bei Aufnahme
Bei Aufnahme
15
35,1 %
46,2 %
18,7 %
31,8 %
44,8 %
23,4 %
Bei Entlassung
Bei Entlassung
67,7 %
28,4 %
3,9 %
59,0 %
31,5 %
9,4 %
10
5
0
21,3
16,2
2013 (N = 338)
Bei Entlassung aus der Phase C wird eine
Wegstrecke von 10 Metern wesentlich
schneller bewältigt!
Aufmerksamkeitsstörungen – Phase D – Vergleich 2010 zu 2013
2010 (N = 1441)
2013 (N = 1865)
Bei Aufnahme
keine leicht
mittelgradig deutlich Bei Aufnahme
17,9 %
36,1 %
35,2 %
10,8 %
keine leicht
mittelgradig deutlich Bei Entlassung
Bei Entlassung
keine leicht
mittelgradig deutlich 33,8 %
44,1 %
20,1 %
2,0 %
keine leicht
mittelgradig deutlich 18,5 %
39,8 %
35,3 %
6,4 %
32,8 %
45,1 %
20,9 %
1,2 %
Weitere Ergebnisse zu unserem Assessmentverfahren finden Sie auf unserer
Website: www.kliniken-schmieder.de/behandlungs-spektrum/reha-wirkt.html
31
Kliniken Schmieder 2013
­­­­3 2
Patientenportrait
Patientenportrait: Hans Georg Steinhausen
„Ich wurde in der Reha ganz schön gefordert“
> Nach verschiedenen diagnostischen Untersuchungen erhär-
tete sich 2004 der Anfangsverdacht: Parkinson. Für Hans
Georg Steinhausen und seine Familie war das ein Schock. Sein
Leben veränderte sich zunächst langsam. Einschränkungen der
Beweglichkeit folgten: Das grobschlägige Zittern des Armes
und der rechten Hand war nahezu unerträglich, das Gehen fiel
schwerer und das Sprechen wurde undeutlicher. Und er entwickelte Verhaltensstrategien, die motorischen Defizite im
sozialen und beruflichen Umfeld zu verbergen. Schließlich entschied sich der gebürtige Rheinländer für eine so genannte
Tiefe Hirnstimulation. Während einer acht Stunden dauernden
Operation wird ihm im Juli 2013 ein Hirnschrittmacher eingesetzt. In der anschließenden fünfwöchigen Rehabilitation in
Gailingen arbeitete er mit großem Erfolg an seiner Beweglichkeit. Gleichzeitig galt es, unnötige Bewegungen zu vermeiden
und den richtigen Bewegungsablauf erneut zu automatisieren.
„Ich konnte 2004 meinen Mittelfinger nicht mehr bewegen und
ging zum Orthopäden. Nach verschiedenen Untersuchungen
bei Fachärzten war plötzlich der Verdacht da: Parkinson. Das
war ein Schock für mich und meine Familie. Damals war ich 58
und stand noch voll im Job als alleiniger Geschäftsführer des
Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in NordrheinWestfalen und als Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege.
Die ersten Jahre verliefen noch ziemlich gut, doch dann ging´s
immer rabiater bergab. Ich stand vor einer Straßenbahn in Köln,
wollte einsteigen, nichts ging mehr. Die Bahn fuhr ohne mich
ab. Muskelstarre: Ich konnte die Beine nicht mehr bewegen.
Das Symptom nennen die Mediziner Freezing; andere Symptome wurden ebenfalls heftiger: das Zittern im Arm und der rechten Hand; ich musste schließlich mit dem Löffel essen, im Bett
konnte ich mich nachts nicht mehr umdrehen. Ständig dachte ich, mir fließt Speichel aus dem Mund. Die Symptome konnten durch eine medikamentöse Therapie erfolgreich bekämpft
werden, doch als ein Medikament wegen Herzprobleme abgesetzt wurde und ich andere Medikamente schlechter vertrug,
entschied ich mich für eine Gehirnoperation in Köln. Mir wurde
ein Impulsgenerator mit Elektroden ins Hirn eingepflanzt. Wichtig ist es bei der tiefen Hirnstimulation, ein informierter Patient zu sein, der das Auf und Ab des Befindens am Anfang ertragen kann. Das ist meine ganz persönliche Erfahrung. Gerade die
Kommunikation zwischen dem Arzt als Vertreter des Behandlungsteams und dem Patienten ist leider sehr oft erschwert, weil
unterschiedliche Betrachtungen aufeinanderstoßen.
Kliniken Schmieder 2013
Patientenportrait
Mit einem starken Willen und
großem Engagement auch
für andere Patienten mit einem
ähnlichen Schicksal kämpft
Hans Georg Steinhausen
gegen Parkinson
„Mein persönliches Ziel wird es sein,
meine Beweglichkeit weiter zu verbessern.“
Die OP war so erfolgreich, dass ich in der anschließenden Reha
in Gailingen fast alle Parkinsonmedikamente absetzen konnte.
Während der Reha wurde ich ganz schön gefordert, vor allem
in der Physio- und Ergotherapie. Laufbandtraining, Treppen
steigen, Greifbewegungen üben, Wassertherapie, Tai Chi, Entspannungstherapie, Feldenkrais und Bewegungsübungen, bei
denen wir zwar gedanklich aber mit tatsächlichen Bewegungen mit dem Zug von Hamburg nach Gailingen reisten: Es galt
Türen aufzumachen, Gepäck zu verstauen, Kaffee zu bestellen und die Feinmotorik beim Trinken einzuüben – all das hat
dazu beigetragen, Bewegungen gedanklich zu automatisieren.
Ich nutzte die Therapien so intensiv, dass ich schon bald Verbesserungen beim Sprechen, beim Gehen, Greifen oder auch
beim Schreiben am PC verspürte. Die Reha war zwar hart, aber
auch sehr hilfreich, manchmal auch nervig, wenn etwas nicht
gleich klappte. Ein geduldiger Typ war ich nie. Und Verbesserungen nimmt man einfach schnell selbstverständlich hin.
mich mit viel Herzblut für interessante Projekte zur Versorgungsforschung alter Menschen, die an Bedeutung immens
zunehmen wird.
> Morbus Parkinson
Morbus Parkinson ist eine langsam fortschreitende neurologische Erkrankung. Sie zählt zu den degenerativen
Erkrankungen des extrapyramidal-motorischen Systems.
Gekennzeichnet ist sie durch das vornehmliche Absterben
von Nervenzellen in der Substantia nigra im Mittelhirn mit
dem Botenstoff Dopamin. Symptome können sein: Muskelstarre oder Muskelzittern, verlangsamte Bewegungen oder
eine Haltungsinstabilität. Parkinson tritt hauptsächlich im
höheren Lebensalter auf und nimmt in seiner Häufigkeit
zu, je älter ein Mensch wird. Männer sind etwas häufiger
Mein persönliches Ziel für die Zukunft wird es sein, meine
Beweglichkeit weiter zu verbessern und allgemein wieder mehr
Gestalten zu wollen. Ich bin derzeit im Vorstand des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (www.kda.de) aktiv und engagiere
davon betroffen als Frauen. Die Erkrankung ist nicht heilbar,
jedoch können die Symptome behandelt werden.
­­­­3 3
Kliniken Schmieder 2013
­­­­3 4
Patientenzufriedenheit
1) Weiterempfehlung 2013: NRZ, Phasen D und C
NRZ
Phase D
Phase C
98 %
99 %
Weiterempfehlung
keine Weiterempfehlung
94 %
NRZ = ganztägig ambulante
Neurologische Rehabilitation
2) Erreichen der Rehabilitationsziele
Patienten in % |
Phase C – Jahr 2012 |
Phase D – Jahr 2012
In wieweit haben Sie Ihre
Rehabilitations­ziele erreicht?
50
40
30
Rating:
1 = sehr gut
5 = sehr schlecht
20
10
0
1
2
3
4
5
Die Meinung unserer Patienten zählt
Patientenbefragungen in den Kliniken Schmieder
> Befragungen sind in den Kliniken
Schmieder ein fester Bestandteil des
internen Qualitätsmanagements. Dazu
wurden phasenspezifische Fragebögen
für die einzelnen neurologischen Rehabilitationsphasen C, D, ganztägig ambulant
und Phase A sowie Angehörigenfragebögen in der Phase B entwickelt, die regelmäßig ausgewertet werden. In den Fragebögen wird nach der internen Organisation, nach Betreuung und Behandlung
durch alle Berufsgruppen, nach Ausstattung, Essen, aber auch nach der Zufriedenheit, dem Erreichen der Rehabilita­
tionsziele und danach gefragt, ob die
Kliniken Schmieder weiterempfohlen
werden.
So empfahlen beispielsweise im Jahr 2013
99 Prozent der Patienten in der ganztägig ambulanten Rehabilitation die Kliniken Schmieder weiter, von den stationären Patienten in der Phase D waren es
98 Prozent und in Phase C noch 94 Prozent (siehe Grafik 1).
Bei der Frage nach dem Erreichen der
Rehabiliationsziele zeigte sich, dass in der
Phase C 90 Prozent und in der Phase D
94 Prozent der Patienten 2012 der Meinung waren, ihre Rehabilitationsziele befriedigend bis sehr gut erreicht zu
haben. Daran hat sich auch 2013 nichts
geändert (siehe Grafik 2). In der Phase
C muss bei der Interpretation berücksichtigt werden, dass in dieser Phase aus
medizinischen Gründen nicht immer alle
Ziele wie gewünscht erreicht werden.
Einen nicht unbeträchtlichen Teil nehmen freitextlich beantwortbare Fragen zu
Stärken und Verbesserungspotentialen
ein: „Was hat Ihnen an der Klinik besonders gut gefallen?“ Und: „Was haben Sie
vermisst?“, „Was können wir besser
machen?“ Diese Antworten sind äußerst
Kliniken Schmieder 2013
Patientenzufriedenheit
3) Benotung der Reha-Maßnahmen*
4) Hat Sie die Reha dazu angeregt,
Ihre Lebensgewohnheiten zu ändern?*
Kliniken Schmieder
sehr gut gut
okay schlecht Kliniken Schmieder
25 %
53 %
18 %
3%
ja nein
75 %
25 %
Vergleichsgruppe
sehr gut gut
okay schlecht sehr schlecht Vergleichsgruppe
21 %
51 %
20 %
5 %
2 %
ja nein
66 %
34 %
* Daten der Deutschen Rentenversicherung
wertvoll für den laufenden Klinikbetrieb,
um rasch Erkenntnisse zur täglichen
Arbeit rückgemeldet zu bekommen und
im Sinne von rasch umgesetzten Verbesserungen Änderungen in den täglichen
Prozessabläufen in die Wege zu leiten.
Demgemäß werden neben den anderen
Ergebnissen aus den Fragebögen diese
Texte monatlich ausgewertet und mit
dem jeweiligen Standortführungsteam
und den Qualitätsmanagementbeauf­
tragten im Qualitätssicherungszirkel
bewertet, anfällige Maßnahmen abgestimmt und Realisierungen auf den Weg
ge­­bracht. Diese rasche Umsetzungsmöglichkeit ist eine Besonderheit, die die
regelmäßige Patientenbefragung besonders wertvoll macht.
Ganz anders vom Zeitablauf sind die
Rückmeldungen der Patientenbefragung der Deutschen Rentenversicherung
(DRV) einzuordnen, da diese aufgrund
der Auswertung aller Rehabilitationseinrichtungen zeitlich ca. 2-3 Jahre nach der
Befragung ausgewertet vorliegen. Trotzdem vergleichen wir regelmäßig diese
Ergebnisse zur Patientenzufriedenheit
insbesondere in der Phase D mit unseren
Ergebnissen – vor allem im Teil, der den
Aufenthalt betrifft. Interessant dabei ist,
dass die Ergebnisse und Entwicklungen
vergleichbar und relativ konstant sind.
Die Daten zeigen eindrücklich, dass die
Einschätzung der Patienten der Kliniken Schmieder was die Rehabilitationsmaßnahme, den Umfang der Behandlung und die Betreuung sowie die Änderung der Lebensgewohnheiten betrifft,
deutlich über der Vergleichsgruppe liegt.
Diese Ergebnisse sind auch noch in dem
Kontext zu bewerten, dass die Patienten
der Kliniken Schmieder „schwieriger“,
kränker und multimorbider als die der
Vergleichsgruppe der DRV sind und häu-
figer psychische Nebendiagnosen haben
(siehe Grafik 3 und 4).
Natürlich gibt es auch Verbesserungspotentiale, die sich übereinstimmend in den
internen Patientenbefragungen genauso wie in den Befragungsergebnissen der
DRV widerspiegeln. Daran wird seitens
des internen Qualitätsmanagements, der
Geschäftsführung und der Standortführungsteams kontinuierlich zum Wohle
der Patienten gearbeitet. So werden die
Anregungen der Patienten zu Verbesserungen, wie sie sich in den Befragungsergebnissen widerspiegeln, Stück für Stück
umgesetzt und in die internen Fragebögen 2014 eingearbeitet.
­­­­3 5
Kliniken Schmieder 2013
­­­­3 6
Schlagzeilen
Dr. Dagmar Schmieder und Universitätsrektor Prof. Dr. Ulrich
Rüdiger unterzeichnen im November 2013 den Kooperationsvertrag zur gemeinsamen Nutzung des neuen MagnetresonanzTomographen, der neue Möglichkeiten für die klinische Diagnos­tik und universitäre Forschung eröffnet
Schlagzeilen 2013
(Auswahl)
03.2013
Tatort-Kommissarin ermittelt in
Konstanz
Action, Kamera läuft, Ton ab und ...
Schnitt: Patienten und Mitarbeiter der
Kliniken Schmieder Konstanz können
einem 40-köpfigem SWR-Team bei den
Dreharbeiten eines „Tatorts" über die
Schulter blicken. Mitte März kommt die
Produktion bereits zum zweiten Mal in
die Klinik am Bodensee, um dort die
Folge „Todesspiel“ mit Eva Mattes als
Kommissarin Klara Blum zu inszenieren.
04.2013
Updates Kolloquien
Im Jahr 2013 finden wieder zahlreiche
Fach- und Publikumsveranstaltungen in
den Kliniken Schmieder statt: im April
das Update Neurologie, kurz darauf das
Update Neuroreha sowie drei Stuttgarter Kolloquien und eine große Veranstal­tung mit dem Thema Multiple Sklerose
und Sport. Alle Veranstaltungen sind
sehr gut besucht und finden beim Publikum einen großen Zuspruch.
Fachkräfte aus dem Ausland
Die Kliniken Schmieder werden zunehmend internationaler. Der Bedarf an gut
qualifizierten Fachkräften ist im Gesundheitswesen sehr groß und so dürfen die
Kliniken Schmieder im April mehrere
hoch motivierte Pflegekräfte aus Spanien
und Rumänien begrüßen. Bei der Integration im beruflichen Umfeld helfen engagierte Kollegen und die Personalabteilung
schafft eine Willkommenskultur, die die
neuen Mitarbeiter bei vielen privaten und
administrativen Fragen unterstützt.
05.2013
Veranstaltungen gegen den
Schlaganfall
Gemeinsam mit der Uniklinik und der
Stadt Heidelberg, der Jungen Gruppe
nach Schlaganfall und der DAK veranstalten die Kliniken Schmieder über
zwei Tage hinweg Vorträge, Telefonaktionen mit der Rhein-Neckar-Zeitung,
Infostände in der Fußgängerzone mit
einem Ziel: Die Bevölkerung über Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
bei einem Schlaganfall aufzuklären. Die
Partner können beim deutschlandweiten
Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai
5.000 Euro sammeln, die der Heidelberger Schlaganfall-Selbsthilfegruppe übergeben wird.
Kliniken Schmieder 2013
Schlagzeilen
Beim Aktionstag gegen den Schlaganfall,
Unser Ärztlicher Leiter Dr. Roger Schmidt wird vom
der große Resonanz in der Bevölkerung
Rektor der Universität Konstanz, Prof. Dr. Ulrich Rüdi-
findet, werden 5.000 Euro gesammelt, die
ger, zum Honorarprofessor ernannt. Der Neurologe
zur Unterstützung an die Junge Gruppe
und Psychiater ist seit vielen Jahren wissenschaftlich
nach Schlaganfall e.V. gehen
an der Universität Konstanz engagiert
06.2013
Neuer Vorsitzender des Beirats
Dr. Fritz Oesterle wird im Juni 2013 in
den Beirat der Kliniken Schmieder
berufen und übernimmt dort den Vorsitz
von Dr. Pierre Gerckens, der weiterhin
Vorsitzender des Verwaltungsrats bleibt.
Dr. Fritz Oesterle ist ein fundierter Kenner des Gesundheitswesens. Zuletzt war
der promovierte Jurist von 1999 bis 2011
Vorsitzender des Vorstandes der Celesio
AG mit Sitz in Stuttgart.
Familienstiftung Schmieder
Die Gesellschafterinnen der Familie
Schmieder beschließen einstimmig,
ihre Gesellschaftsanteile an den Kli­
niken Schmieder in eine Familienstiftung zu übertragen. Am 28. Juni 2013
genehmigt das Regierungspräsidium
Stuttgart die „Familienstiftung Schmieder“ als neue, selbstständige Stiftung
des bürgerlichen Rechts. Damit ist das
Familienunternehmen institutionell
mit neuer Tragkraft ausgestattet und
für die Zukunft gesichert.
09.2013
Verleihung der Honorarprofessur
Unserem Ärztlichen Leiter der Abteilung
Psychotherapeutische Neurologie in Gailingen und Konstanz, Dr. med. Roger
Schmidt, wird von der Universität Konstanz der Titel eines Honorarprofessors
verliehen. Seit 1998 ist er in der Lehre
im Fach Klinische Neuropsychologie an
der Universität Konstanz tätig.
10.2013
Wachkoma-Test
Auf großes Medieninteresse stößt ein
Wachkoma-Test, der sich auf Daten der
Allensbacher Frührehabilitationsabteilung stützt. Über einen Zeitraum von
mehr als zehn Jahren wurden dort Wachkoma-Patienten Geräusche und Texte,
darunter Nonsens-Sätze, vorgespielt, um
anhand der Hirnaktivitäten ihre Reak­
tionen zu messen. „Paul trinkt seinen
Kaffee mit Zucker und Socken.“ Nonsens-Sätze wie dieser können bei der
Prognose helfen, ob Patienten im Wachkoma Aussicht haben, sich klinisch zu
erholen. Nähere Informationen zum
Test und der erschienen Studie an der
Universität Bielefeld finden Sie auf unserer Website www.kliniken-schmieder.de.
Erster Motorikkongress
Über hundert Mitarbeiter kommen
Anfang Oktober in Allensbach zusammen, um am ersten Motorikkongress
der Kliniken Schmieder teilzunehmen.
Vorträge zu aktuellen Entwicklungen und
Workshops zu verschiedenen Behandlungsmethoden in den Therapiedisziplinen Physio-, Ergo- und Sporttherapie
finden über zwei Tage statt und führen
zu einem standortübergreifenden intensiven Austausch der Teilnehmer.
­­­­3 7
Kliniken Schmieder 2013
­­­­3 8
Patientinnenportrait
Patientinnenportrait: Andrea Kienzle-Angelidis
„Ich wusste eine ganze Zeit lang nicht mehr, wie ich heiße“
> Ostersonntag 2013: Andrea Kienzle-Angelidis ist bei ihren
Eltern. Es gibt Kaffee und Kuchen. Plötzlich spürt sie ihre Arme
nicht mehr, ihr wird übel und sie muss sich übergeben. Der
Druck auf der Brust nimmt zu. Ein Notarzt ist innerhalb weniger Minuten vor Ort. In der Akutklinik kollabiert sie. Herzinfarkt. Man versucht sie dreißig Minuten lang mehrmals zu
reanimieren – jedes Mal ohne Erfolg. Ein letzter Versuch mit
dem Defibrillator bringt sie buchstäblich in letzter Minute
zurück ins Leben. Ihr Gehirn blieb eine halbe Stunde ohne
Sauerstoff. Als die Konstanzerin aufwacht, erinnert sie sich an
nichts mehr. Nach sechs Wochen wird sie in die Frührehabili­
tation nach Allensbach verlegt. Vier Monate später verlässt sie
die Klinik in der Phase D. Für das Jahr 2014 hat sie das Ziel,
langsam wieder in ihre Arbeit als Haushälterin auf der Insel
Mainau zurückzufinden.
„Den Ostersonntag werd ich nie mehr vergessen, wie ich da bei
meinen Eltern sitze, bei Kaffee und Kuchen und mir wird plötzlich schlecht, ich spür meine Arme nicht mehr, ich muss mich
übergeben und der Druck auf der Brust nimmt zu, als ob da
jemand zentnerschwer draufsitzt. Nachdem der Notarzt mich in
die Klinik gebracht hat, kippte ich einfach bei der Aufnahme weg
und weiß nichts mehr. Nichts von den fast vergeblichen Versuchen mich zu reanimieren, nichts von der Zeit danach im Konstanzer Klinikum; ich wusste nicht mehr wie ich heiße, ich wusste nicht mehr wo ich war. Ich war komplett desorientiert. Worte
fielen mir nicht mehr ein, ich konnte nicht mehr schreiben, nicht
mehr richtig sprechen, aber ich erkannte noch meine Familie,
die mir in der Reha sehr, sehr viel geholfen hat.
In Allensbach war ich zunächst auf einer codegesicherten
Frührehastation der Phase B untergebracht, da ich noch ziemlich desorientiert war. Ich erhielt eine Vielzahl von Therapien
wie Physio- und Ergotherapie, Pilates, Bewegungstherapie oder
auch Konzentrationstraining mit den Neuropsychologen. Mir
hat in der damaligen Zeit wohl am meisten das Computertraining in der Neuropsychologie geholfen. Dort wurde mittels spezieller Programme mein Reaktions- und Konzentrationsvermögen trainiert. Sehr geholfen hat mir auch alles was mit Bewegung zusammenhing: die Physiotherapie, das Nordic-Walking,
die Spaziergänge und auch die vielen guten Tipps zur Schmerzreduktion in der Achsel und der Gegend um das Brustbein, das
sehr druckempfindlich war. Große Fortschritte machte ich auch
beim Gedächtnis- und Sprachtraining, da steckte sehr viel Thera-
Kliniken Schmieder 2013
Patientinnenportrait
Es gibt viele mögliche Kraftquellen. Für Andrea KienzleAngelidis ist eine davon die
Natur und vor allem Bäume,
die ihr Kraft schenken
„Meinen Baum besuchte ich jeden Tag,
er war eine Kraftquelle für mich.“
piearbeit drin. Mir fielen Wörter nicht mehr ein oder ich konnte
sie nicht mehr aussprechen. Ebenfalls hat es beim Lesen und
Schreiben anfangs nicht nur gehapert, es war katastrophal. Aber
jetzt kann ich wieder beides sehr gut.
Während der Reha haben mir meine Familie, meine drei Söhne,
meine Mutter, meine Schwester und mein Bruder sehr geholfen.
Aber auch meinen Baum auf dem Klinikgelände besuchte ich
fast jeden Tag, er war wie eine Kraftquelle für mich, seine Rinde,
seine Wärme, die Blätter, die mir Hoffnung gaben.
zu machen. Ich wünsche jedem, dass ihn die Reha einen kleinen
Schritt weiter bringt und noch viele folgen werden.
> Anoxische Hirnschädigung
Nach einem Herzinfarkt kann es innerhalb weniger Minuten
zu schwersten Störungen der Hirnfunktionen durch Sauerstoffmangel kommen. Bei einer schweren anoxischen Hirnschädigung kommt es im Gehirn zu diffus verteilten Zellun-
Meine Ziele für 2014 sind vor allem, mich wieder zuhause zu-­
rechtzufinden, Einkaufen gehen, Kochen, viel Spazieren gehen
und langsam, stundenweise wieder auf der Mainau in der
Gastronomie und im Haushalt der gräflichen Familie zu arbeiten. Mir ist klar, dass ich in Zukunft dabei mehr auf mich und
meinen Körper achten muss, das ist ganz wichtig.
tergängen in fast allen Hirnregionen. Folgen davon können
kognitive Einschränkungen sein, motorische Funktionseinschränkungen, Aggressivität, Desorientierung, Unruhe,
Sprach- und Gedächtnisstörungen. Das Gehirn ist eines der
stoffwechselaktivsten Organe des Menschen und benötigt
ständig Sauerstoff. Bereits sechs bis zehn Sekunden nach
einer vollständigen Unterbrechung der Hirndurchblutung
Anderen Patienten, die ein ähnliches Schicksal wie ich haben,
würde ich gerne Mut zusprechen, dass sie am Ball bleiben trotz
vieler Hochs und Tiefs, die bestimmt kommen. Ich hatte einen
Klinikkoller und musste mich manchmal zwingen, die Therapien
wird ein Mensch bewusstlos, nach drei bis sechs Minuten
treten irreversible Zellschäden auf.
­­­­3 9
Kliniken Schmieder 2013
­­­­4 0
Standorte und Klinikprofile
Unser Standort in Gailingen liegt am Hoch­
rhein in nächster Nähe der Hegau-Vulkane
und des Schaffhausener Rheinfalls
Simone Brand, Gerhard Rothacher, Roger
Schmidt, Georg Haag, Manuela Hahn
(v.l.n.r.)
Standorte und Klinikprofile
Kliniken Schmieder
Gailingen
Standortführungsteam
Klinikschwerpunkte Gailingen:
– Phasen C, D/E und Pflege
Ärztliche Leitung
– Berufstherapie mit gewerblichem
Schwerpunkt
Auf dem Berg
Dr. med. Gerhard Rothacher
– Psychotherapeutische Neurologie
78262 Gailingen
Prof. Dr. med. Roger Schmidt
– Pflegebereich für junge Erwachsene
Verwaltungsleitung
– Geriatrische Rehabilitation
Telefon 07734 86-0
Martin Zeller
Telefax 07533 808-1339
Manuela Hahn (Stellvertretung)
[email protected]
Therapieleitung
Georg Haag
Pflegedienstleitung Simone Brand
Durchschnittlich
belegte Betten 272
F
Geriatrie
C
D/E
Verteilung der Belegung
Phase C 21 %
Phase D/E 67 %
Geriatrie 6 %
Pflege 6 %
Kostenträgeranteile
RV
GKV
BG
PKV/SZ
Sonstige
48 %
35 %
6 %
10 %
1 %
Sonstige
PKV/SZ
BG
GKV
RV
Kliniken Schmieder 2013
Standorte und Klinikprofile
Der Allensbacher Standort bietet herrliche
Seesicht auf das Weltkulturerbe der Insel
Reichenau und auf die Halbinsel Mettnau
Joachim Liepert, Petra Heim, Martin Zeller,
Christina Maßmann, Christof Klötzsch
(v.l.n.r.)
Kliniken Schmieder
Allensbach
Klinikschwerpunkte Allensbach:
Standortführungsteam
– Phasen A bis D/E
– Neurologische Intensivstation
Ärztliche Leitung
Zum Tafelholz 8
– Frührehabilitation Phase B
Prof. Dr. med. Christof Klötzsch
78476 Allensbach
– Neurokognitive Spezialstation
Prof. Dr. med. Joachim Liepert
– Kernspintomographie, CT
Verwaltungsleitung
– Schlaflabor mit neurologischem
Telefon 07533 808-0
Martin Zeller
Schwerpunkt
Telefax 07533 808-1339
[email protected]
– Station für ausländische Patienten
Therapieleitung – Kooperation mit den Hegau-Bodensee-
Christina Maßmann
Hochrhein-Kliniken, insbesondere in der
Akutneurologie
– ZENITH, klinikeigenes Weiterbildungs­
Pflegedienstleitung
Petra Heim
institut
– Sitz der Hauptverwaltung
Durchschnittlich
belegte Betten 238
ausländische
Patienten
Pflege
A
Verteilung der Belegung
Geriatrie
B
D/E
C
Phase A 10 %
Phase B
23 %
Phase C 30 %
Phase D/E 27 %
Geriatrie 5 %
Pflege 1 %
ausländische 4 %
Patienten Kostenträgeranteile
RV
GKV
BG
PKV/ SZ Sonstige 13 %
61 %
5 %
17 %
4 %
Sonstige
PKV/SZ
RV
BG
GKV
­­­­4 1
Kliniken Schmieder 2013
­­­­4 2
Standorte und Klinikprofile
Unsere Klinik in Konstanz liegt direkt am
Seeufer in der Konstanzer Bucht, wenige
Kilometer entfernt von der Insel Mainau,
Meersburg und der Schweiz
Norbert Elsner, Cathrin Burkhart-Kopp,
Roger Schmidt, Anne Ruchay-Plößl,
Christian Dettmers (v.l.n.r.)
Kliniken Schmieder
Konstanz
Klinikschwerpunkte Konstanz:
Standortführungsteam
– Phasen A, C, D/E
Ärztliche Leitung
– Berufstherapie mit kognitivem
Schwerpunkt
Eichhornstraße 68
Prof. Dr. med. Christian Dettmers
– Anerkanntes Multiple-Sklerose-
78464 Konstanz
Prof. Dr. med. Roger Schmidt
Zentrum
Telefon 07531 986-0
– Psychotherapeutische Neurologie
Telefax 07533 808-1339
– Tagesklinik
[email protected]
– Kooperation bei Fort- und Weiter­-
Verwaltungsleitung
Martin Zeller
Norbert Elsner (Stellvertretung)
bil­dungen mit dem ZfP Reichenau,
Therapieleitung dem Psychiatriezentrum der Spitäler
Anne Ruchay-Plößl
Schaffhausen sowie dem Lehrstuhl
Pflegedienstleitung
für Klinische Psychologie der Uni­-
Cathrin Burkhart-Kopp
versität Konstanz
Durchschnittlich
belegte Betten193
teilstationär
A
C
D/E
Verteilung der Belegung
Phase A 2 %
Phase C 12 %
Phase D/E 83 %
teilstationär 3 %
Kostenträgeranteile
RV
GKV
BG
PKV/SZ Sonstige 51 %
26 %
7 %
15 %
1 %
Sonstige
PKV/SZ
BG
GKV
RV
Kliniken Schmieder 2013
Standorte und Klinikprofile
Der Speyererhof in der Universitätsstadt
Heidelberg liegt beim Königsstuhl, nahe
des Naturparks Neckartal-Odenwald
Thorsten Großstück, Holger Schaar,
Bernhard Riedel, Tobias Brandt (v.l.n.r.)
Kliniken Schmieder
Heidelberg
Standortführungsteam
Klinikschwerpunkte Heidelberg:
– Phasen A bis D/E
Speyererhof
– Frührehabilitation Phase B
Ärztliche Leitung – Akademisches Lehrkrankenhaus der
Priv.-Doz. Dr. med. Tobias Brandt
Universität Heidelberg
69117 Heidelberg
– Akademische Kooperationseinheit für
Telefon 06221 6540-0
Neurologische Rehabilitation der Neuro-
Telefax 07533 808-1339
logischen Universitätsklinik Heidelberg
[email protected]
– Tagesklinik
Verwaltungsleitung
Thorsten Großstück
Therapieleitung Bernhard Riedel
Pflegedienstleitung Holger Schaar
Durchschnittlich
belegte Betten 225
teilstationär
A
B
D/E
C
Verteilung der Belegung
Phase A
Phase B
Phase C Phase D/E teilstationär
1 %
27 %
44 %
25 %
3 %
Kostenträgeranteile
RV
GKV
BG
PKV/ SZ 16 %
62 %
3 %
19 %
PKV/SZ
BG
GKV
RV
­­­­4 3
Kliniken Schmieder 2013
­­­­4 4
Standorte und Klinikprofile
Unmittelbar in Nähe des Rokokoschlosses
Solitude, in einem herrlichen Waldgebiet,
befindet sich unser Klinikstandort
Stuttgart-Gerlingen
Marc Breitling, Rudolf van Schayck,
Ralph Berends, Michael Sengstacke
(v.l.n.r.)
Kliniken Schmieder
Stuttgart-Gerlingen
Klinikschwerpunkte Stuttgart-Gerlingen:
Standortführungsteam
– Phasen A bis D/E
der Kliniken im Raum Stuttgart
– Frührehabilitation Phase B
Solitudestraße 20
– Arbeitserprobung
Ärztliche Leitung
70839 Gerlingen
– Kooperationen auf vielen Gebieten
Dr. med. Rudolf van Schayck
mit der Klinik Schillerhöhe – Zentrum
für Pneumologie und Thoraxchirurgie
Telefon 07156 941-0
– Kooperation mit dem Klinikum Stuttgart
Telefax 07533 808-1339
[email protected]
Verwaltungsleitung
Marc Breitling
Therapieleitung Ralph Berends
Pflegedienstleitung
Michael Sengstacke
Durchschnittlich
belegte Betten 143
A
D/E
B
C
Verteilung der Belegung
Phase
Phase
Phase
Phase
A
1 %
B
29 %
C
46 %
D/E 24 %
Kostenträgeranteile
RV
GKV
BG
PKV/ SZ 12 %
71 %
3 %
14 %
PKV/SZ
BG
GKV
RV
Kliniken Schmieder 2013
Standorte und Klinikprofile
Im Herzen von Stuttgart, an der Idylle des
Feuersees, bieten wir unseren Patienten
ambulante Rehabilitation in unserer
Tagesklinik
Tagesklinik Stuttgart
für ambulante
Rehabilitation
Klinikschwerpunkte:
– Die Tagesklinik in der Rotebühlstraße
in Stuttgart bietet die Phasen D und E
in der Neurologischen Rehabilitation an.
Von Montag bis Freitag werden dort
Rotebühlstraße 133
die Patienten ambulant betreut
70197 Stuttgart
– Umfangreiche Diagnostik und Therapie
Telefon 0711 6140-500
– Fahrdienst für Patienten
Telefax 07533 808-1339
– Die Tagesklinik ist verkehrsgünstig im
Stuttgarter Zentrum gelegen und mit
[email protected]
allen S-Bahn-Linien zu erreichen
– Ambulantes Therapiezentrum (Physio­
therapie, Ergotherapie, Logopädie,
Medizinische Trainingstherapie)
Durchschnittlich
belegte Betten
D/E
Kostenträgeranteile
35
Verteilung der Belegung
Phase D/E 100 %
RV
GKV
BG
PKV/ SZ 50 %
23 %
11 %
16 %
PKV/SZ
BG
GKV
RV
­­­­4 5
Kliniken Schmieder 2013
­­­­4 6
Zahlen und Fakten
Patienten
andere
Bundesländer
Herkunft unserer Patienten
Ausland
BW
Baden-Württemberg 82 %
andere Bundesländer 17 %
Ausland
1 %
Zahlen und Fakten
> Kliniken Schmieder
> Gründung
> Patientenprofil
(Stiftung & Co.) KG
1950 in Gailingen am Hochrhein von
Die Kliniken Schmieder behandeln neuro­
Die Kliniken Schmieder sind Neurologische
Prof. Friedrich Schmieder (1911– 1988)
logische Patienten aller Schweregrade
in allen Akut- und Rehabilitationsstadien.
Fach- und Rehabilitationskliniken in priva­ter
Trägerschaft. Mit sechs Standorten versor­-
> Standorte der Kliniken Schmieder
Sie bieten die vollständige Kette der
gen sie das Land Baden-Württemberg mit
(siehe Grafik)
Neurologischen Rehabilitation aus einer
Neurologischer Rehabilitation. Jeder fünfte
Kliniken Schmieder Gailingen (1950)
Hand an, über alle Phasen (Phase A bis F)
Patient kommt aus den übrigen Bundeslän-
Kliniken Schmieder Allensbach (1974)
hinweg.
dern. Spezialanfragen erreichen die Kliniken
Kliniken Schmieder Konstanz (1992)
Schmieder aus der ganzen Welt.
Kliniken Schmieder Stuttgart (1995)
> Eigenes Forschungsinstitut
Kliniken Schmieder Stuttgart-Gerlingen
Gemeinsam mit der Universität Konstanz
> Geschäftsführung
(1998)
gründeten die Kliniken Schmieder 1997
– Dr. rer. pol. Dagmar Schmieder,
Kliniken Schmieder Heidelberg (2001)
das Lurija Institut für Rehabilitationswissenschaften und Gesundheitsforschung.
Vorsitzende der Geschäftsführung
– Dr. rer. pol. Ulrich Sandholzer, Geschäftsführer Finanzen und Kfm. Verwaltung
– Dipl. Wirt.-Ing. (FH) Bernd Fey, Geschäfts­
führer Marketing und Vertrieb
> Mitarbeiter
An junge Wissenschaftler wird jährlich
1.800 Mitarbeiter
> Betten
der Stiftung-Schmieder-Preis in diesem
ca. 1.100 Betten
> Patienten
Forschungskooperationen mit den Uni­
ca. 13.000 Patienten jährlich
Tübingen, Mannheim und Magdeburg.
Bereich vergeben. Es bestehen zahlreiche
versitätskliniken Freiburg, Heidelberg,
Kliniken Schmieder 2013
Zahlen und Fakten
Kostenträger
Mitarbeiter
Verteilung der Kostenträger nach Akut- und Rehabilitations­behandlung
Akut
BG
PKV/SZ
GKV
GKV
82 %
PKV/SZ 15 %
BG
3 %
Reha
Sonstiges
BG
PKV/SZ
GKV
RV
Mitarbeiter nach Stand­orten
S-Tagesklinik
GKV
42 %
RV
36 %
PKV/SZ 15 %
BG
6 %
Sonstige 1 %
S-Gerlingen
Allensbach
33 %
(mit Hauptverwaltung)
Gailingen
17 %
Heidelberg
21 %
Konstanz
12 %
Stuttgart/Gerlingen 15 %
Stuttgart-Tagesklinik 2 %
KN
ALL
HD
GAI
Verwaltung
Ärzte
Mitarbeiter nach Berufsgruppen
W. u. V.
Sozialdienst
Ärzte
Pflegedienst
Therapeuten
Sozialdienst
Wirtschafts- und Verwaltungsdienst
Verwaltung
Pflegedienst
Therapeuten
> Standorte der Kliniken Schmieder
1 Kliniken Schmieder Gailingen
6
2 Kliniken Schmieder Allensbach
Heidelberg
3 Kliniken Schmieder Konstanz
Karlsruhe
Stuttgart
4 5
4 Kliniken Schmieder
Tübingen
Ulm
Stuttgart-Gerlingen
5 Tagesklinik Stuttgart
für ambulante Rehabilitation
6 Kliniken Schmieder Heidelberg
Freiburg
1
2
Ravensburg
3
Konstanz
8 %
41 %
31 %
1 %
10 %
8 %
­­­­4 7
Kliniken Schmieder 2013
­­­­4 8
Publikationen
Veröffentlichungen
Dr. med. Markus Bertram
Bertram M, Brandt T (2013): Neurologische Früh­
rehablilation bei beatmeten Patienten mit zentralnervösen Störungen. In: IntensivmedizinUp2date
2013; 9: 53-71.
Priv.-Doz. Dr. med. Tobias Brandt
Engelter ST, Grond-Ginsbach C, Metso TM, Metso
AJ, Kloss M, Debette S, Leys D, Grau A, Dallongeville J, Bodenant M, Samson Y, Caso V, Pezzini A,
Bonati LH, Thijs V, Gensicke H, Martin JJ, Bersano
A, Touzé E, Tatlisumak T, Lyrer PA, Brandt T; Cervical Artery Dissection and Ischemic Stroke Patients Study Group (2013): Cervical artery dissection: trauma and other potential mechanical trigger
events. In: Neurology. 2013 May 21; 80(21): 1950-7.
Leifert-Fiebach G, Welfringer A, Babinsky R,
Brandt T (2013): Motor imagery training in patients
with chronic neglect: a pilot study. In: NeuroRehabilitation. 2013; 32(1): 43-58.
Bertram M, Brandt T (2013): Neurologische Früh­
rehablilation bei beatmeten Patienten mit zentralnervösen Störungen. In: IntensivmedizinUp2date
2013; 9: 53-71.
Dr. Dolores Claros-Salinas,
Georg Greitemann
Claros-Salinas D, Dittmer N, Neumann M, Sehle A,
Spiteri S, Willmes K, Schoenfeld MA, Dettmers C.
(2013): Induction of cognitive fatigue in MS patients through cognitive and physical load. In: Neuropsychological Rehabilitation, Vol. 23, No. 2:
182-201.
Claros-Salinas D, Greitemann G (2013): MBOR
in der Neurologischen Rehabilitation: Ergebnisse
berufstherapeutischer Behandlung und zukünftige
Steuerungskonzepte. In: DRV (Hrsg.) 22. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium (DRV Schriften Band 101), Berlin 2013: 393-394.
Greitemann G, Atodiresei, Claros-Salinas D, Star-
rost, K, Küst, J. (2013): Einfluss von Alter und Ätiologie auf die Ergebnisse der neurologischen Rehabilitation. In: DRV (Hrsg.) 22. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium (DRV Schriften Band
101), Berlin 2013: 398-400.
In: Hallier, E, Letzel S, Nowak, D (Hrsg.) (2013):
Medizinische und berufliche Rehabilitation. Orientierungshilfe für Betrieb Praxis und Klinik, München, Ecomed MEDIZIN, Dettmers C, Claros-Salinas D: Erkrankungen des Nervensystems: 205-223.
Claros-Salinas D, Dettmers C, Herrberg M, Koch E,
Volz M, Schönberger M (2013): Kognitive Fatigue,
Tagesschläfrigkeit und Depression bei MS- und
Schlaganfall-Patienten. Neurologie und Rehabilitation 6: 341-342.
(Auswahl)
Claros-Salinas D, Greitemann G (2013): MBOR in
der Neurologischen Rehabilitation: Ergebnisse
berufstherapeutischer Behandlung und zukünftige
Steuerungskonzepte. In: DRV (Hrsg.) 22. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium (DRV Schriften Band 101), Berlin 2013: 393-394.
Prof. Dr. med. Christian Dettmers
Claros-Salinas D, Dittmer N, Sehle A, Neumann M,
Willmes K, Dettmers C (2013): Induction of cognitive fatigue in MS patients through cognitive and
physical load. In: Neuropsychol Rehabil, 2013; 23:
182-201.
Hilgers C, Mündermann A, Riehle H, Dettmers C
(2013): Effects of whole-body vibration training on
physical function in patients with multiple sclerosis.
In: NeuroRehabilitation, 2013; 32: 655-663.
Kramer A, Dettmers C, Gruber M (2013): Gleichgewichtstraining in der neurologischen Rehabilitation.
In: Neurogeriatrie, 2013: 10: 27-33.
Sehle A, Mündermann A, Vieten M, Dettmers C
(2013): Motorische Fatigue bei Multipler Sklerose:
kinematische Analyse des Gangbildes. In: Neurol &
Rehabil, 2013; 19: 257-260.
Lamprecht S, Dettmers C (2013): Sport bei schwer
betroffenen Patienten mit Multipler Skle­rose; In:
Neuro Rehabil 2013; 19(4): 244-246.
In: Hallier E, Letzel S, Nowak D (Hrsg.) (2013):
Medizinische und berufliche Rehabilitation. Orientierungshilfe für Betrieb, Praxis und Klinik. Ecomed
Medizin, Heidelberg. Dettmers C, Claros Salinas D:
Erkrankungen des Nervensystems, 2013: 205-22.
Dr. med. Manuel Eglau
Eglau M (2013): Schlafstörungen bei Multipler
Sklerose, In: Das Schlafmagazin, Heft 2: 16-17.
Dr. med. Michael Kaps
N400 predicts recovery from disorders of consciousness. Steppacher I, Eickhoff S, Jordanov T,
Kaps M, Witzke W, Kissler J. Ann Neurol. 2013
May; 73(5): 594-602.
Prof. Dr. med. Christof Klötzsch
Halliday A et al. (2013): Status update and interim
results from the asymptomatic carotid surgery trial2 (ACST-2). ACST-2 Collaborative Group, Eur J
Vasc Endovasc Surg. 2013; 46: 510-8.
Nagel G et al. (2013): Implementation of a population-based epidemiological rare disease registry:
study protocol of the amyotrophic lateral sclerosis
(ALS)-registry Swabia. ALS Registry Study Group.
BMC Neurol. 2013; 13: 22.
Sabine Lamprecht
Lamprecht S, Dettmers C (2013): Sport bei schwer
betroffenen Patienten mit Multipler Skle­rose; In:
Neuro Rehabil 2013; 19(4): 244-246.
Lamprecht H und S (2013): Laufbandtherapie,
Pflaum Verlag; Februar 2013.
DMSG (Hrsg.) (2013): Broschüre „Aquasport und
Therapie“, Mitwirkung von Sabine Lamprecht als
Expertin.
Prof. Dr. med. Joachim Liepert
Liepert J, Heller A, Behnisch G, Schoenfeld A.
Catechol-O-methyltransferase polymorphism influences outcome after ischemic stroke: a prospective
double-blind study. In: Neurorehabil Neural Repair.
2013 Jul-Aug; 27(6): 491-6.
Liepert J, Shala J, Greiner J. (2013): Electrophysio-
logical correlates of disobedience and feigninglike behaviour in motor imagery. Clin Neurophysiol. 2013 Oct 12. doi:pii: S1388-2457(13)01072-9.
10.1016/j.clinph.2013.09.013. [Epub ahead of print]
Greiner J, Schoenfeld MA, Liepert J. (2013): Assessment of mental chronometry (MC) in healthy
subjects. In: Arch Gerontol Geriatr. 2013 Oct 18.
doi:pii: S0167-4943(13)00148-9. 10.1016/j.archger.2013.09.003. [Epub ahead of print]
Liepert J. (2013): Neurorehabilitation nach Schlag-
anfall: Überblick über die gegenwärtigen Konzepte
und Ausblick in die Zukunft, Autorensonderdruck,
Klinische Neurophysiologie 2013; 44: 223-234.
Prof. Dr. med. Roger Schmidt
Wallesch CW, Fries W, Marx P, du Mesnil de
Rochemont R, Roschmann R, Schmidt R, Schwerdtfeger K, Tegenthoff M, Widder B (2013): Leitlinie
„Begutachtung nach gedecktem Schädel-Hirntrauma“. AWMF 2013; Registernummer 094-002.
Wallesch CW, Fries W, Marx P, du Mesnil de
Rochemont R, Roschmann R, Schmidt R, Schwerdtfeger K, Tegenthoff M, Widder B (2013): Die Leitlinie „Begutachtung nach gedecktem Schädel-Hirntrauma“. Fortschr Neurol Psychiatr 2013; 81: 511522.
Hinnenthal I. M., Spolaor G., Cibin M., Nante N.,
Schmidt R. (2013): Simboli , metafore e immagi-
ni nel trattamento psicoterapeutico del trauma e
dell’addiction. Addiction e memoria. Medicina
delle Dipendenze (MDD), 2013; 12: 31-36.
Schmidt R (2013): Begutachtung im Grenz- und
Übergangsbereich neurologischer und psychischer
Störungen. Abstract, Neurologie und Rehabilita­
tion 6, 2013.
Kliniken Schmieder 2013
Organisation
Verantwortungs- und Organisationsbereiche
Gemeinnützige
Stiftung Schmieder
für Wissenschaft
und Forschung
Prof. Friedrich Schmieder Stiftung
Beirat der Kliniken
Schmieder
Vorstand Dr. Dagmar Schmieder
Dr. Fritz Oesterle
(Vorsitzender)
Heike Schmieder-Wasmuth
(Stellv. Vorsitzende)
Alexandra Danvers
Andreas Görwitz
Gerd Stotmeister
Vorstand
Dr. Dagmar Schmieder
Geschäftsführung
Lisa Sophia FriedrichSchmieder
Kliniken Schmieder Geschäftsführungs-GmbH
Vorsitzende der
Geschäftsführung
Dr. Dagmar Schmieder
Geschäftsführung
Marketing und Vertrieb
Dipl. Wirt.-Ing.
Bernd Fey
Geschäftsführung
Finanzen und kaufmännische Verwaltung
Dr. Ulrich Sandholzer
Lurija Institut für
Rehabilitations­wissen­schaften und
Ge­sund­­heits­­for­schung an der
Universität Konstanz
Standortführung
Rechnungswesen
-
Planung und Finanzen
Klinische
Forschungs­projekte
Stabstelle
Ärztliche Leitung
Qualitätsmanagement
Controlling
Wissenschaftlicher
Beirat
Zenith
Hygiene
Einkauf
PR/Kommunikation
Gesamt-PDL
EDV
Fachkompetenzleitungen
Sozialversicherungsrecht/
Vertragswesen
Technik/Infrastruktur
Belegung/
Kundenservice
Personal- und
Sozial­wesen
Sozialdienst
- Recruiting/Personal­
entwicklung
- Personalcontrolling
- Personalverwaltung
Forschungsdirektor
Prof. Cornelius Weiller
rztliche Leitung
Ä
Verwaltungsleitung
Therapieleitung
Pflegedienstleitung
- Motorik
- Logopädie
- Neuro­psychologie
- Berufstherapie
- Medizinisch-therapeu­tische
Prozesse und IT
Speisenversorgung
­­­­4 9
­­­­5 0
­­­­5 1
LURIJA
NSTITUT
für Rehabilitationswissenschaften und
Gesundheitsforschung
an der Universität
Konstanz
Trägerin: Gemeinnützige
Stiftung Schmieder für
Wissenschaft und Forschung
LURIJA-BERICHT 2013
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
­­­­5 2
Editorial
DAS LURIJA INSTITUT FÜR
REHABILITATIONSWISSENSCHAFTEN
UND GESUNDHEITSFORSCHUNG
Forschung und Entwicklung für neurologische Patienten
Forschung und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Behandlungsmethoden
sah bereits der Klinikgründer Prof. Friedrich Schmieder als Bestandteil der originären
Aufgaben einer Rehabilitationsklinik an. Seit Jahrzehnten widmen sich die Kliniken
Schmieder daher zusätzlich zur Versorgung neurologischer Patienten der wissenschaftlichen Erkundung des eigenen Fachgebiets. Um die Forschung in den Kliniken
Schmieder in Kooperation mit der Universität Konstanz und anderen Universitäten
zu intensivieren, wurde im Jahr 1997 ein eigenes Institut gegründet: das Lurija
Institut. Es bietet einen Rahmen für die gemeinsame Forschungsarbeit von Wissenschaftlern, Ärzten und Therapeuten. Enge wissenschaftliche Kooperationen bestehen zu den neurologischen Universitätskliniken in Freiburg, Heidelberg, Magdeburg,
Tübingen sowie zu anderen Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen.
Trägerin des Instituts ist die gemeinnützige Stiftung Schmieder für Wissenschaft und
Forschung.
Alexander Romanowitsch Lurija
Der Name des Instituts ehrt das Werk von Alexander Romanowitsch Lurija (1902
bis 1977), einem der Mitbegründer der Neuropsychologie, Neurolinguistik und
Neurologischen Rehabilitation. Seine Theorien der Plastizität des Gehirns und seine
Verfahren zur Untersuchung und Rehabilitation von hirngeschädigten Menschen
sind grundlegend für viele Behandlungsverfahren zur Rehabilitation verschiedener
Hirnfunktionen.
Vorstand und Kuratorium
Die Leitung des Lurija Instituts obliegt dem Vorstand. Laut Satzung gehören ihm vier
Vertreter der Kliniken Schmieder und vier Professoren der Universität Konstanz an.
Das Institut wird bei seiner Arbeit von einem Kuratorium beraten, das aus Wissenschaftlern, Vertretern von Kostenträgerseite sowie Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens besteht.
Stiftung-Schmieder-Preis
Die gemeinnützige Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung prämiert seit
2006 jährlich ausgewählte wissenschaftliche Arbeiten, die an der Universität Konstanz entstanden sind. Mit dem Preis sollen junge Nachwuchswissenschaftler gefördert werden, die sich mit Themen der Neurologischen Rehabilitation beschäftigen.
Weitere Informationen zum Lurija Institut unter: www.lurija-institut.de
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
Inhalt
INHALT
54
AKALKULIETRAINING
56
FATIGUE BEI MS- UND SCHLAGANFALL-PATIENTEN
58
FATIGUE-MESSUNG BEI MULTIPLER SKLEROSE
60
MENTALE CHRONOMETRIE
62
GENETISCHER POLYMORPHISMUS
64
PSEUDONEUROLOGISCHE STÖRUNGEN
­­­­5 3
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
­­­­5 4
Akalkulietraining
AKALKULIETRAINING
Neuronale Korrelate trainingsinduzierter Veränderungen
der Rechenfähigkeit hirngeschädigter Patienten
Rechnerische Fähigkeiten sind in vielen Berufsfeldern trotz vielfach automatisierter Arbeitsvorgänge eine Basisanforderung –
und daher bei denjenigen Rehabilitanden, die infolge einer
Hirnschädigung unter zahlenbezogenen Beeinträchtigungen
(Akalkulie) leiden, ein wichtiges Trainingsfeld. Durch intensives,
computergestütztes Training können in der Regel Verbesse­
rungen der Rechenleistung erreicht werden. Wir fragten uns,
ob durch ein solches Akalkulie-Training sich auch Änderungen der Hirnaktivierung ergeben – die möglichen neuronalen
Korre­late, die mit dem Trainingserfolg assoziiert sind, sollten in
einer fMRT-Studie untersucht werden.
Methoden
Für das Rechentraining wurde ein bewährtes Computerprogramm (Akalkulie-Rehabilitations-Programm ARP, Claros Salinas
2003) eingesetzt. Das Trainingsdesign wurde standardisiert
durchgeführt und sah insgesamt 13 Übungseinheiten vor.
Anforderungen zu Gemischtes Rechnen (einfache Kopfrechenaufgaben zu den vier Grundrechenarten) wurden mit Grundrechenanforderungen kombiniert, die individuelle rechnerische
Leistungsdefizite der Rehabilitanden berücksichtigten. Für jede
Trainingseinheit wurden der prozentuale Fehleranteil und die
durchschnittliche Lösungsdauer pro Aufgabe dokumentiert.
Vor und nach dem Rechentraining wurden fMRT-Messungen
durchgeführt, bei denen Rechenaufgaben zu lösen waren.
Projektteilnehmer
Projektleitung
Dr. Dolores Claros-Salinas, Kliniken Schmieder Konstanz (li.)
Prof. Dr. Mircea Ariel Schoenfeld, Neurologische Universitätsklinik Magdeburg (re.)
Projektmitarbeit
Georg Greitemann, Kliniken Schmieder Konstanz
Dr. Thomas Hassa, Kliniken Schmieder Allensbach
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
Akalkulietraining
Die Rehabilitanden BH und JL
zeigten insgesamt die geringste Verbesserung ihrer Rechenleistung. Bei allen anderen
Studienteilnehmern wird spezi­fisch für die rechnerische
Aufgabenstellung eine Aktivierungsabnahme (in blau, eingekreist) in frontalen Hirnarealen
deutlich
Die Aufgaben wurden mit Ergebnissen präsentiert und die
Rehabilitanden wurden instruiert, die Aufgabe zu berechnen,
und dann zu entscheiden, ob das gezeigte Ergebnis richtig
oder falsch ist.
Für die Kontrollbedingung wurden die Rehabilitanden gebeten, die Größe von Kreisen zu vergleichen und zu entscheiden,
welcher Kreis größer ist.
Ergebnisse
Für sieben Rehabilitanden, die einen Schlaganfall (fünf Rehabilitanden) oder ein Schädelhirntrauma (zwei Rehabilitanden)
erlitten hatten, zeigte das ARP-Rechentraining insgesamt Verbesserungen, wenn auch unterschiedlichen Ausmaßes.
Arealen assoziiert. Einige Rehabilitanden wiesen zusätzlich
Zunahmen der BOLD-Antwort in linkshemisphärischen Parietalregionen auf.
Derartige Aktivierungsänderungen zeigten sich für die Kontrollbedingung „Größenvergleich von Kreisen“ nicht.
Schlussfolgerungen
Die erreichten Verbesserungen rechnerischer Fähigkeiten der
Rehabilitanden belegen die Effizienz eines standardisierten
Trainingsvorgehens, das in die Abläufe eines klinischen Reha­
bilitationsverfahrens integrierbar ist. Darüberhinaus weisen
die Ergebnisse unserer fMRT-Studie darauf hin, dass erfolgreiches Grundrechentraining zu effizienterer Verarbeitung in
frontalen Hirnarealen führt.
Die fMRT-Untersuchungen wiesen auf neuronale Korrelate hin,
die sich je nach Maß der rechnerischen Verbesserung unterschiedlich darstellten: ausgeprägte Verbesserungen im Rechentraining waren mit einer Aktivierungsabnahme in frontalen
Förderndes Institut
Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung
Publikation
Claros-Salinas, D., Hassa, T., Nedelko, V., Steppacher, I., Schoenfeld, A.: Neuronale
Korrelate trainingsinduzierter Veränderungen der Rechenfähigkeit hirngeschädigter Patienten, Neurologie & Rehabilitation 5/6 2011: 296.
Claros-Salinas D, Greitemann G, Hassa T, Nedelko V, Steppacher I, Schoenfeld MA
(2013): Berufsbezogene Therapie von Rechenstörungen nach Schlaganfall oder
Schädelhirntrauma: Verhaltens- und fMRT-Daten. 5. RehaKongress der RehaZentren
Baden-Württemberg, 2. bis 4. Mai, Stuttgart (Vortrag).
Internationale Veröffentlichung bei „Restorative Neurology and Neuroscience“ in
Vorbereitung: Dolores Claros-Salinas, Georg Greitemann, Thomas Hassa, Violetta
Nedelko, Inga Steppacher, Mircea Ariel Schoenfeld. Neural correlates of training
induced improvements of calculation skills in patients with brain lesions.
­­­­5 5
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
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Fatigue bei MS- und Schlaganfall-Patienten
FATIGUE BEI MS- UND SCHLAGANFALL-PATIENTEN
Fatigue, Tagesschläfrigkeit und Depression bei MS- und
Schlaganfall-Patienten
Fatigue, die sich als allgemeine Müdigkeit, Erschöpfung bis hin
zur völligen Abgeschlagenheit äußert, tritt bei an MS erkrankten Menschen sehr häufig auf (Prävalenzraten zwischen 30 %
und 97 %). Bei Schlaganfallpatienten werden Fatigue-Symptome ebenfalls beobachtet, allerdings etwas weniger häufig
(Prävalenzraten zwischen 23 % und 75 %).
Insgesamt geht die Fatigue-Symptomatik mit gravierenden Einschränkungen des beruflichen wie sozialen Lebens und der
Lebensqualität einher. Noch offen ist die Frage, inwieweit Fatigue bei MS-Patienten eine ausschließliche Folge des organischen Krankheitsgeschehens ist oder auch durch andere Faktoren mit bedingt sein kann. So konnten wir bereits zeigen (Claros-Salinas et al. 2012), dass sowohl kognitive wie körperliche
Belastung zu einer Zunahme kognitiver Fatigue führen kann.
Als Einflussfaktoren werden in der Fachliteratur besonders häufig Schlafstörungen und depressive Störungen genannt, allerdings ist die Befundlage sowohl für MS- als auch SchlaganfallErkrankungen noch unzureichend. Haben Fatigue, Schlafstörungen und Depression eine gemeinsame (neurobiologische) Basis
oder bedingen sich diese Größen? Zur Klärung dieses möglichen kausalen Zusammenhangs zwischen Fatigue, Schlafstörungen und Depression, relevant für die Formulierung von Behandlungsempfehlungen, möchte unsere Studie beitragen.
Hauptfragestellungen unserer Studie sind:
– Sind die Ausprägungen kognitiver Fatigue bei MS und Schlaganfall vergleichbar?
– Bedingen Depression und Tagesschläfrigkeit (als eine Form
von Schlafstörung) Fatigue bei MS und Schlaganfall, oder ist
Fatigue umgekehrt ursächlich für Depression und Tagesschläfrigkeit?
Projektteilnehmer
Projektleitung
Dr. Dolores Claros-Salinas, Kliniken Schmieder Konstanz
Prof. Dr. Christian Dettmers, Kliniken Schmieder Konstanz
Dr. Michael Schönberger, Universität Freiburg
(v. li.)
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
Fatigue bei MS- und Schlaganfall-Patienten
Beeinträchtigte Patienten in % |
MS |
Schlaganfall
80
Bei MS-Patienten treten Erschöpfung
und Müdigkeit häufig auf
70
60
50
40
30
Methode
Unsere Studie sieht zwei Messzeitpunkte vor:
20
10
0
Zum Messzeitpunkt 1 wurden MS- und Schlaganfall-Patienten
während eines stationären Rehabilitationsverfahrens befragt
hinsichtlich:
– Fatigue (Fatigue Severity Scale, FSS; Fatigue Skala für Motorik
und Kognition, FSMC)
– Tagesschläfrigkeit (Epsworth Sleepiness Scale, ESS)
– Depression (Hospital Anxiety and Depression Scale, HADS-D
und HADS-A)
– aktueller subjektiver Leistungsfähigkeit (visuelle-Analogskala)
Außerdem wurde bei allen Patienten die Aufmerksamkeitsleis­
tung Alertness gemessen (Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung, TAP), die sich bei vorangegangenen Studien als sensitiv für
die Erhebung kognitiver Belastungsminderung erwiesen hatte.
Zum Messzeitpunkt 2 wird eine Follow-up-Untersuchung sechs
Monate später als telefonische Nachbefragung durchgeführt.
Ergebnisse
Bislang liegen Ergebnisse für Messzeitpunkt 1 vor.
Untersucht wurden 76 MS-Patienten (39,5 % männlich, mittleres Alter 45,3 Jahre, durchschnittliche Bildung 10,9 Jahre,
48,7 % arbeitsfähig bei Aufnahme, Zeit nach Erkrankungsbeginn 10,3 Jahre, bei 60,8 % schubförmiger, bei 10,8 % primär chronischer und bei 28,4 % sekundär chronischer Verlauf)
und 77 Schlaganfall-Patienten (63,6 % männlich, mittleres
Alter 56,7 Jahre, durchschnittliche Bildung 10,4 Jahre, 32,9 %
arbeitsfähig bei Aufnahme, durchschnittliche Zeit nach Ereignis 1,2 Jahre, 67,9 % Ischämie, 19,6 % intrazerebrale Blutung,
10,7 % Subarachnoidalblutung).
Fatigue und Tageschläfrigkeit war bei der Gruppe der MS-Patienten signifikant deutlicher ausgeprägt als bei der Schlagan-
Projektmitarbeit
Marlene Herrberg, Universität Freiburg
Elisa Koch, Universität Konstanz
Matthias Volz, Universität Freiburg
FFS
FSMC
ESS
HADS-D
HADS-A
* = die Gruppen (MS und Schlaganfall) unterscheiden sich
signifikant voneinander
Abb. 1: prozentualer Anteil der MS-Patienten und der Schlaganfall-Patienten, deren Werte Beeinträchtigungen anzeigten
fall-Gruppe (siehe Abb. 1). Hinsichtlich der Depressions- und
Angstwerte und der Einschätzung der aktuellen subjektiven
Leistungsfähigkeit zeigte sich kein Unterschied zwischen MSund Schlaganfall-Patienten.
Die Messung der Alertness-Leistung wies auf eine schlechtere
Leistung der MS-Patienten (insbesondere bei sekundär-progre­
dientem Verlauf) im Vergleich zu den Schlaganfall-Patienten hin.
Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse weisen daraufhin, dass Fatigue und Tageschläfrigkeit bei MS- und Schlaganfall-Patienten unterschiedlich
ausgeprägt sind und die MS-Patienten stärker betroffen sind.
Doch auch bei Schlaganfall-Patienten scheinen Fatigue und
Tagesschläfrigkeit häufige Probleme darzustellen. Die Werte der
Depressions- und Angstskala hingegen ergaben keine signifikanten Gruppenunterschiede.
Insgesamt zeigte sich in beiden Patientengruppen die FatigueSymptomatik als die deutlichste Beeinträchtigung im Vergleich
zu Tagesschläfrigkeit und Depression.
Inwieweit Depression und Schlafstörungen Fatigue bei MS und
Schlaganfall bedingen oder ob es umgekehrt ist, wird erst die
Follow-up-Untersuchung klären können.
­­­­5 7
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
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Fatigue-Messung bei Multipler Sklerose
FATIGUE-MESSUNG BEI MULTIPLER SKLEROSE
Ein neues Verfahren zur Messung motorischer Fatigue
bei Multipler Sklerose: Fatigue Index Kliniken Schmieder
(FKS)
setzt, die jedoch den objektiven Zustand von Fatigue-Betroffenen nicht ermitteln. Die vorliegende Studie zielt auf die objek­
tive Untersuchung der motorischen Fatigue ab.
Die meisten Patienten mit Multipler Sklerose (MS) leiden an
frühzeitiger Erschöpfung. Bereits nach einer kurzen körperlichen oder kognitiven Anstrengung wie z. B. der Zubereitung
einer Mahlzeit oder der Lektüre eines Artikels fühlen sie sich
müde und entkräftet. Dieses Phänomen wird in der Medizin als
„Fatigue“ bezeichnet. Fatigue ist eins der häufigsten Symptome
bei Patienten mit Multipler Sklerose. Schätzungen zufolge leiden bis zu 83 % der MS-Betroffenen darunter. Viele Patienten
bewerten die Müdigkeit als das schwerste Symptom ihrer MSErkrankung. Die zahlreichen Dimensionen der Fatigue erschweren die Messung des Phänomens. Daher werden für die Erfassung bisher verschiedene Selbstbewertungsinstrumente einge-
Methode
Das neue Verfahren wurde als klinischer Test zum Nachweis
von motorischer Fatigue entwickelt. An den klinischen Untersuchungen nahmen 40 MS-Patienten und 20 gesunde Probanden
(Non-MS) teil.
Vor der Untersuchung wurde mit jedem Patienten eine schriftliche Befragung mit Hilfe der Fatigue Skala für Motorik und
Kognition (FSMC) durchgeführt. Alle Teilnehmer wurden an­­
schließend einer körperlichen Belastung am Laufband ausgesetzt. Jeder Proband durfte zunächst mit einer für ihn komfortablen Geschwindigkeit auf dem Laufband gehen. Nachdem
Projektteilnehmer
Projektleitung
Prof. Dr. Christian Dettmers, Ärztlicher Leiter, Kliniken Schmieder Konstanz (li.)
Prof. Dr. Manfred Vieten, Sportwissenschaft, Universität Konstanz (re.)
Projektmitarbeit
Aida Sehle, Doktorandin, Sportwissenschaft, Universität Konstanz & Wissenschaft­
liche Mitarbeiterin, Kliniken Schmieder Allensbach
>>
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
Fatigue-Messung bei Multipler Sklerose
die angenehme Gehgeschwindigkeit vom Probanden erreicht
worden war, wurden Video- und 3D-Aufnahmen zur Erfassung seiner Bewegungsmuster gestartet. Die Aufgabe für jede
Testperson war es, entweder bis zur körperlichen Erschöpfung
(Wert 17 auf der Borg-Skala) oder maximal 60 Minuten auf
dem Laufband zu gehen. Zudem wurden die Herzfrequenz und
das Laktatniveau vor und unmittelbar nach der Beanspruchung
gemessen. Darüber hinaus absolvierten die Teilnehmer einen
6-Minuten-Gehtest.
Die kinematischen Daten wurden mit Hilfe einer neuartigen
Methode zur Quantifizierung der Datenzeitreihen analysiert.
Das neuartige Verfahren erkennt Unterschiede in der Gangcharakteristik und in der Gangvariabilität. Diese Unterschiede können Änderungen neurologischer Natur zugeordnet werden.
Damit wird dieses Verfahren zum Diagnostik-Instrument, welches motorische Fatigue bei Patienten mit Multipler Sklerose
(MS) quantifizieren kann. Das Grundprinzip besteht darin, dass
das Bewegungsmuster beim Einsetzen von Fatigue Veränderungen zeigt. Durch Ausschluss anderer Ursachen wird Fatigue als
Grund für Änderungen im Bewegungsmuster und in der Bewegungsvariabilität identifiziert. Zudem wurden folgende Parameter des Gangbildes analysiert: Schrittlänge, Schrittbreite, Schritthöhe, Kniewinkel, Zirkumduktion und Sway des Oberkörpers.
lung verglichen. Die Übereinstimmung lag bei 97 %. Die konventionellen kinematischen Analysen des Gangbildes auf der
Gruppenebene zeigen, dass die Patienten mit Fatigue eine
reduzierte Schrittlänge, Schritthöhe sowie kleineren Kniewinkel
und eine größere Schrittbreite und Zirkumduktion als MS-Patienten ohne Fatigue und gesunde Personen haben.
Diskussion
Mit unserer neuen Methode können wir zum ersten Mal auf
der individuellen Ebene die Veränderungen des Gangbildes
unter Erschöpfung objektiv erfassen und mit Hilfe des Fatigue
Index Kliniken Schmieder alle Patienten hinsichtlich ihrer Betroffenheit einstufen. Aufgrund der erhobenen metabolischen
Werte konnten wir feststellen, dass die MS-bedingte Fatigue
keinen Zusammenhang mit der muskulären Fatigue hat. Mit
dem FKS wird die objektive Veränderung in der Leistungsfähigkeit/Performance erfasst, wohingegen etablierte Fatigue-Fragebögen die Wahrnehmung von Fatigue registrieren. Die Ergebnisse dieser Studie sprechen dafür, dass motorische Fatigue, die
bisher von Patienten und Medizinern nur subjektiv einzuschätzen war, sich objektiv nachweisen und quantifizieren lässt.
Unabhängig von der kinematischen Gangbildanalyse wurde
eine klinische Beurteilung des Gangverhaltens und der Fatigue-Problematik durch erfahrene Physiotherapeuten und Ärzte
durchgeführt. Die Beurteilung durch Physiotherapeuten erfolgte
anhand der anonymisierten Videoaufnahmen.
Ergebnisse
Aufgrund aller berechneten Daten entstand ein neuer Index zur
objektiven Erfassung motorischer Fatigue: der „Fatigue Index
Kliniken Schmieder“ (FKS). Nach dem FKS wurde ein Grenzwert
ermittelt, der es ermöglicht, MS-Patienten mit motorischer Fatigue (FKS ≥ 4) und MS-Patienten ohne motorische Fatigue (FKS
< 4) objektiv zu unterscheiden. Weiterhin wurde die durch FKS
vorgenommene Einteilung mit der visuellen Auswertung durch
erfahrene Physiotherapeuten sowie mit der ärztlichen Beurtei-
Hilfestellung bei der Ganganalyse
Priv. Doz. Dr. habil Annegret Mündermann Ph.D, Sportwissenschaft, Universität
Konstanz & Abteilung der Orthopädie, Universitätsspital Basel
Simon Sailer, Physiotherapeut, Kliniken Schmieder Konstanz
Sehle A, Mündermann A, Starrost K, Sailer S, Becher I, Dettmers C, Vieten M. (2011):
Objective assessment of motor fatigue in multiple sclerosis using kinematic gait
analysis: A pilot study. In: Journal of NeuroEngineering and Rehabilitation, 8: 59.
Förderndes Institut
Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung
Vorträge (Auswahl)
Präsentation bei der 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurorehabilitation e.V., Berlin. Thema: Ein neues Verfahren zur Messung motorischer Fatigue
bei Multipler Sklerose.
Publikation (Auswahl)
Vieten MM, Sehle A and Jensen RL (2013): A novel approach to quantify time series
differences of gait data using attractor attributes. In: PloS one, e71824. doi:10.1371/
journal.pone.0071824.
­­­­5 9
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
­­­­6 0
Mentale Chronometrie
MENTALE CHRONOMETRIE
Mentale Chronometrie bei Gesunden und SchlaganfallPatienten
In der Neuro-Rehabilitation werden zunehmend Elemente
eines mentalen Trainings zur Behandlung einer schlaganfallbedingten Halbseitenlähmung eingesetzt. Bislang ist jedoch
nicht klar, ob alle Patienten davon profitieren oder ob es
Sub­gruppen gibt, für die diese Therapie ungeeignet ist. Daher
ist ein wesentliches Ziel dieser Studien, Parameter zu identifizieren, die die Fähigkeit zu Mentalem Training beeinflussen.
Als Kriterien zur Erfassung und Untersuchung der Fähigkeit zu
Mentalem Training gelten 1) die mentale Chronometrie, die
angibt, wie gut die Vorstellung eines Bewegungsablaufes mit
der Durchführung in Bezug auf ihre Dauer (= zeitliche Dimen-
sion) übereinstimmt, 2) die Fähigkeit, sich Bewegungen dreidimensional im Raum vorstellen zu können und 3) die Fähigkeit, sich Bewegungsabläufe sehr lebhaft vorzustellen, was
typischer­weise in Form eines Fragebogens getestet wird.
In unseren bisherigen Untersuchungen an gesunden Probanden und Schlaganfallpatienten haben wir uns auf die Mentale
Chronometrie (MC) konzentriert.
Methode
Der Box und Block Test (siehe Bild oben rechts) ist ein bewährtes Verfahren zur Untersuchung von Feinmotorik. Die Testpersonen müssen je ein Klötzchen (= Block) ergreifen und über
eine Trennwand in die andere Hälfte der Box befördern. Die
Zeit, die der Proband benötigt, um 15 Klötzchen zu befördern,
Projektteilnehmer
Projektleitung
Prof. Dr. Joachim Liepert, Ärztlicher Leiter,
Kliniken Schmieder Allensbach
Projektmitarbeit
Prof. Dr. Christian Dettmers, Ärztlicher Leiter, Kliniken Schmieder Konstanz
Johanna Greiner, Kliniken Schmieder Allensbach
Violetta Nedelko, Kliniken Schmieder Allensbach; Universität Konstanz
Prof. Dr. Mircea Ariel Schoenfeld, Neurologische Universitätsklinik Magdeburg
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
Mentale Chronometrie
Patienten bekommen als Aufgabe, möglichst schnell
Stifte in vorgesehene Löcher zu platzieren oder eine
große Menge an Klötzchen von einer Seite einer Box
auf die andere Seite zu legen
wird mittels einer Stoppuhr bestimmt. Bei der MC-Übung
führt
der Proband den Test rein mental durch; die Zeit, die er „im
Geiste“ benötigt, wird ebenfalls gestoppt. Die Zeitdifferenz
zwischen vorgestellter und tatsächlicher Dauer der Übung ist
Maß für die mentale Chronometrie: Je geringer die Zeitdifferenz, desto besser die MC. Es wurden jeweils beide Hände
hintereinander getestet.
Ergebnisse
Gesunde Probanden wurden in 3 Altersgruppen (18-34
Jahre, 35-54 J., 55-83 J.) unterteilt und zeigten altersabhängige Effekte: Die älteste Probandengruppe war in der Durchführung des Box und Block Tests langsamer als die beiden
anderen Gruppen und war zudem schlechter in der Mentalen Chronometrie als die beiden anderen Gruppen. Es gab
keine Geschlechtsunterschiede. Unabhängig von Alter und
Geschlecht fand sich ein anderer Effekt: Die Fähigkeit zu MC
war bei Testung der zweiten Hand besser als bei der Testung
der ersten Hand (egal, ob man mit der rechten oder der linken Hand begonnen hatte), die Durchführung hingegen nicht.
Letztere besserte sich nur bei Wiederholung der Übung mit
der ersten Hand.
vorwiegend eine schwere schlaganfall-bedingte Sensibilitätsstörung aufwies, eingeteilt. Die Gruppe mit der schweren
Sensibilitätsstörung war signifikant schlechter sowohl bei der
Durchführung des Box und Block Tests als auch bei der Mentalen Chronometrie.
Schlussfolgerungen
1. Feinmotorische Fähigkeiten und Mentale Chronometrie sind
altersabhängige Leistungen und lassen im höheren Lebensalter nach.
2. Die Fähigkeit zu MC wird auch ohne Üben von einer
Gehirnhälfte auf die andere übertragen. Dies deutet darauf
hin, dass beide Gehirnhälften auf dieses erworbene Wissen zugreifen können, es also nicht ein streng hemisphären-­
spezifischer Effekt ist.
3. Das Vorliegen einer schweren Sensibilitätsstörung beeinträchtigt die Fähigkeit zu MC. Ob dieses auch bedeutet,
dass solche Patienten weniger von einem Mentalen Training
profitieren, bedarf weiterer Studien.
Schlaganfall-Patienten wurden in eine Gruppe mit einer rein
motorischen Beeinträchtigung und eine andere Gruppe, die
Förderndes Institut
Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung
Publikation
Greiner J, Schoenfeld MA, Liepert J. Assessment of mental chronometry (MC) in
healthy subjects. Arch Gerontol Geriatr. 2014 Mar-Apr; 58(2): 226-30.
Liepert J, Greiner J, Nedelko V, Dettmers C. Reduced upper limb sensation impairs
mental chronometry for motor imagery after stroke: clinical and electrophysiological findings. Neurorehabil Neural Repair. 2012 Jun; 26(5): 470-8.
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Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
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Genetischer Polymorphismus
GENETISCHER POLYMORPHISMUS
Genetischer Polymorphismus im COMT-Gen und
Out­come nach Schlaganfall
gischer, insbesondere motorischer Ausfälle nach einem Schlaganfall unterstützt werden kann.
Die Faktoren, die Einfluss auf die Funktionswiederherstellung
nach einem Schlaganfall nehmen, sind nur zum Teil bekannt.
Die initiale Schwere der Symptomatik, das Vorliegen eines
Neglects, die Entwicklung einer Post-Stroke-Depression gehören unter anderem dazu. Wir vermuteten, dass auch andere
Aspekte wie z. B. der Dopamin-Stoffwechsel relevant sind, da
in mehreren Studien gezeigt wurde, dass durch die Gabe von
L-Dopa als Vorläufer des Dopamins die Rückbildung neurolo-
Das Enzym Catechol-O-Methyl-Transferase (COMT) ist involviert im Abbau des Dopamins im Gehirn. In der Bevölkerung
gibt es Polymorphismen, also Varianten für das Gen, welches
für die Bildung der COMT zuständig ist. An Position 158 des
COMT-Gens findet sich entweder die Aminosäure Valin oder
Methionin. In der Bevölkerung gibt es somit Valin/Valin-Träger
(25 %), Valin/Methionin-Träger (50 %) und Methionin/Methionin-Träger. Träger des Met/Met Polymorphismus haben eine
Projektteilnehmer
Projektleitung
Prof. Dr. Joachim Liepert, Ärztlicher Leiter,
Kliniken Schmieder Allensbach
Projektmitarbeit
Gusalija Behnisch, Max-Planck Institut Magdeburg
Andreas Heller, Kliniken Schmieder Allensbach
Prof. Dr. Mircea Ariel Schoenfeld, Neurologische Universitätsklinik Magdeburg
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
Genetischer Polymorphismus
niedrigere Enzymaktivität, was zu einer höheren Kozentration
von Dopamin im synaptischen Spalt führt. Die höhere Enzymaktivität bei Val/Val-Trägern ist mit einem niedrigeren Dopaminspiegel im synaptischen Spalt verbunden.
Methode
Wir untersuchten Patienten, die einen Schlaganfall in Form
einer Durchblutungstörung (= Ischämie) des Gehirns erlitten
hatten, hinsichtlich ihres genetischen Profils in Bezug auf das
COMT-Gen und verglichen die genetischen Ergebnisse mit
den Veränderungen motorischer Funktionen. Letztere wurden
durch den Barthel-Index und das Rivermead Motor Assessment
getestet. Es wurden nur Patienten der Phase C-Rehabilitation
untersucht. Die Patienten wurden direkt nach Beginn der stationären Rehabilitationsbehandlung, nach weiteren 4 Wochen
sowie nach 6 Monaten untersucht.
Die jetzige Studie zeigt überdies, dass die Funktionsverbesserung der Schlaganfall-Patienten während und nach der stationären Rehabilitation unabhängig vom genetischen Polymorphismus ist.
Barthel Index
points
100
Val/Val
Val/Met
80
Met/Met
60
40
20
0
Ergebnisse
Die Patienten wurden anhand ihres genetischen „Fingerabdrucks“ in Val/Val Träger (n = 12) Val/Met-Träger (n = 47) und
Met/Met-Träger (n = 24) eingeteilt. Sowohl hinsichtlich des
Barthel-Index als auch des Rivermead Motor Assessments
zeigten sich Unterschiede zwischen den 3 Gruppen (Abb. 1
und 2). Val/Val-Träger waren in ihren motorischen Funktionen besser als Met/Met-Träger. Dieses galt für jeden Untersuchungszeitpunkt, wobei im Verlauf die Unterschiede eher
ab- als zunahmen. Zudem zeigt der Verlauf, dass die in den
4 Wochen der stationären Rehabilitation erzielten Verbesserungen der Motorik so groß waren wie die Verbesserungen
der nachfolgenden 5 Monate.
Schlussfolgerungen
Der COMT-Polymorphismus hat Einfluss auf die Erholung nach
einem ischämischen Hirninfarkt. Da die Unterschiede zwischen Val/Val-Trägern und Met/Met-Trägern bereits zum ersten
Untersuchungszeitpunkt (im Durchschnitt 19 Tage nach dem
Schlaganfall) vorhanden sind, erforscht eine neue Studie in der
Akutphase, ob Val/Val Träger prinzipiell weniger stark betroffen sind oder sich schneller erholen als Met/Met-Träger.
Förderndes Institut
Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung
Publikation
Liepert J, Heller A, Behnisch G, Schoenfeld A. Catechol-O-methyltransferase polymorphism influences outcome after ischemic stroke: a prospective double-blind
study. Neurorehabil Neural Repair. 2013 Jul-Aug; 27(6): 491-6.
Admission
after
4 weeks
after
6 months
Abb. 1
Rivermead Motor Assessment global
points
30
Val/Val
Val/Met
Met/Met
20
10
0
Admission
Abb. 2
after
4 weeks
after
6 months
­­­­6 3
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
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Pseudoneurologische Störungen
PSEUDONEUROLOGISCHE STÖRUNGEN
Pseudoneurologische Störungen: im kranken Körper
verborgenes Leid?
Psychisch modulierte Beeinträchtigungen spielen bei neurologischen Erkrankungen häufig eine wichtige Rolle. Nur ein Teil
der daraus hervorgehenden Symptome wird jedoch klinisch
unmittelbar erkannt und verstanden. Ein besonderes Problem
stellen – entgegen einer viel zu verbreiteten Annahme – auch
bei neurologisch Erkrankten die pseudoneurologischen Symp­
tome und Störungen (PNS) dar, deren angemessene klinische
Behandlung und wissenschaftliche Erkundung sich zu einem
wichtigen Arbeitsfeld entwickelt hat.
Als pseudoneurologisch werden beeinträchtigende körperliche
Symptome bezeichnet, die sich neurologisch zeigen, denen
trotz umfangreicher Untersuchungen aber kein hinreichender
organischer Befund zugeordnet werden kann. Psychische
Symptome und Störungen sind häufig, jedoch ebenfalls nicht
immer klar zu fassen. Jahrelange Krankheitsverläufe mit ergebnislos eskalierender Diagnostik und unzureichender Behandlung sind typisch. Weitere Kennzeichen sind ein hohes Chronifizierungsrisiko, ein ausgeprägter Leidensdruck und erhebliche
Folgekosten. Dabei ist eine erfolgreiche Behandlung, wie unsere klinischen Erfahrungen zeigen, durchaus möglich. In der
Entstehung von PNS, die diagnostisch den dissoziativen Störungen zugerechnet werden, wird besonders belastenden Lebenserfahrungen und Veränderungen in der Emotionsverarbeitung
Bedeutung beigemessen. Wie der „rätselhafte Sprung aus dem
Seelischen ins Körperliche“ (S. Freud) zu erklären ist, ist wissenschaftlich jedoch weiterhin eine offene Frage – der wir uns in
differenzierten Studien gewidmet haben und weiter widmen.
Belastung, Emotionsverarbeitung und Körpersensitivität
Die Bedeutung von Belastung, Emotionsverarbeitung und Körpersensitivität bei pseudoneurologischen Symptomen wird
aktuell in einem Forschungsprojekt untersucht, das wir gemein-
Projektteilnehmer
Projektleitung
Prof. Dr. Roger Schmidt, Ärztlicher Leiter,
Kliniken Schmieder Konstanz
Projektmitarbeit
Dr. med. Thomas Hassa, Kliniken Schmieder Allensbach
Stefan Spiteri, Kliniken Schmieder Allensbach
Priv.-Doz. Dr. med. Oliver Tüscher, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Universitätsmedizin Mainz
Kliniken Schmieder – Lurija Institut 2013
Pseudoneurologische Störungen
Mittelwert |
PNS |
Gesund
30
sam mit dem Fachbereich Psychologie der Universität Konstanz
durchführen. Mittlerweile wurden unter Leitung von Frau Dr.
A. Steffen und Frau Prof. B. Rockstroh und Mitarbeit von Frau
J. Fiess in der durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft
(DFG) geförderten gleichnamigen Studie 45 Patientinnen und
Patienten mit PNS sowie 40 gesunde Vergleichspersonen
umfassend untersucht, u.a. mithilfe strukturierter, standardisierter Selbstauskunftsverfahren. Ersten Ergebnissen zufolge haben
Erkrankte innerhalb des letzten Jahres vor der Untersuchung
im Vergleich mehr negative Lebensereignisse erlebt, sie haben
häufiger Schwierigkeiten, eigene Gefühle einordnen zu können
(„Alexithymie“) und unterdrücken Emotionen (Suppression)
eher als sie anders zu regulieren. Besonders bemerkenswert ist:
Erkrankte haben außer generellen Traumata, also etwa Unfällen, vor allem deutlich mehr emotionale Vernachlässigung und
emotionalen Missbrauch im Kindesalter erfahren (Abb. 1).
Bei weiterer Analyse zeigen sich frühe emotionale Vernachlässigung und emotionaler Missbrauch gruppenübergreifend als
Prädiktor für PNS. Außerdem sind es emotionale Vernachlässigung/emotionaler Missbrauch und kürzlich erlebte negative
Lebensereignisse, die PNS vorangehen. Sowohl Alexithymie als
auch Suppression hängen nicht nur stark mit PNS zusammen,
auch der Zusammenhang zwischen emotionaler Vernachlässigung/emotionalem Missbrauch und PNS wird durch jeden
dieser beiden Faktoren teilweise mediiert. Diese Ergebnisse
verweisen auf einen substantiellen Einfluss emotionaler Vernachlässigung und emotionalen Missbrauchs in der Kindheit
auf die Manifestation pseudoneurologischer Symptome.
Der mögliche Zusammenhang von PNS mit Mechanismen
der Emotionsverarbeitung wird mit vielversprechenden ersten
Ergebnissen auch experimentell untersucht – im Kooperations­
projekt v.a. mittels Magnetenzephalographie (MEG). Der
Er­fassung der neuronalen Korrelate der Emotionsregulation
bei Patienten mit PNS dient eine im Rahmen des Lurija Insti­
tutes mit Herrn Dr. T. Hassa, Herrn S. Spiteri und Herrn Prof.
A. Schoenfeld (Universitätsklinik für Neurologie, Otto-vonGuericke Universität Magdeburg und Leibniz-Institut für Neurobiologie, Magdeburg) aktuell durchgeführte fMRT-Studie.
Förderndes Institut
Stiftung Schmieder für Wissenschaft und Forschung
Publikation
Veröffentlichung „Neural Correlates of Hysterical Blindness“, in der Zeitschrift
Cerebral Cortex.
**
20
p = .07
10
**
p = .06
0
Trauma
allg.
Physische
Vernachl./
Missbrauch
Emotionale
Vernachl./
Missbrauch
Sexueller
Missbrauch
** p < .01 | *** p < .001
Abb. 1: Vergleich von n = 45 Personen mit PNS mit n = 40 gesunden Vergleichspersonen mit Bezug auf belastende Erfahrungen
während der Kindheit und Jugend bis zum 18. Lebensjahr (IFTL)
2
3
Abb. 2: NegWatch > NeutralWatch, p < 0.001; , Aktivierung in der
Amygdala | Abb. 3: NegDistraction > NegWatch, FWE <0.05;
Zahlen­verarbeitung/Rechen-Netzwerk
Abb. 2 und 3 zeigen erste Ergebnisse bei einer Vorstudie mit
gesunden Probanden
4
Abb. 4: NegReapp > NegDistract, FWE 0.05; Bei diesem Kontrast
mit Emotionsregulation kontrolliert gegen visuellen Input und
kognitive Leistung zeigen sich kräftige Aktivierungen mittelliniennaher Strukturen des „Selfmonitoring“ und der Inhibition
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