Anleitung

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Anleitung
Anleitung
Inhalt: 36 Karten mit drei verschiedenfarbigen Mustern und 12 verschiedenen Trios.
Triostruktur: Ein Trio besteht immer aus drei Karten, die die gleiche Randfarbe haben.
Auf einer dieser Karten ist immer eine Zusammenfassung zu einem Thema aus dem Text des
Buches „Nesthäkchen und der Weltkrieg“;
auf der zweiten ein dazugehöriger Text, wie es im Ersten Weltkrieg in Wien zugegangen ist
und auf Karte Nummer drei findet man ein Bild, das ebenfalls etwas mit diesem Thema zu tun
hat.
Ausführliche Informationen zum jeweiligen Thema sind beigefügt und können nachgelesen
werden.
Ziel: Beim Nesthäkchen Triolino gewinnt, wer am Ende die meisten Trios gesammelt hat.
Vorbereitung: Alle Karten werden gemischt und verdeckt in die Tischmitte gelegt.
Spielablauf: Der jüngste Spieler beginnt und hebt drei Karten auf.
Haben sie die gleiche Randfarbe, so darf jener sie behalten und einen weiteren Zug machen.
Achtung! Pro Runde dürfen höchstens zwei Züge gemacht werden.
Ist der Rand aber verschiedenfärbig, so muss der Spieler die Karten zurücklegen und der im
Uhrzeigersinn nächste Spieler ist an der Reihe.
Ende: Das Spiel endet, wenn alle Karten aufgedeckt worden sind.
Sieger ist, wer die meisten Trios bekommen hat.
Wie es dazu kam
Ich habe im Rahmen des Projektes den Auftrag bekommen, ein Spiel zu kreieren. Anfangs
wollte ich ein Brettspiel erfinden. Da es aber nicht so leicht ist ein solches online zu stellen,
habe ich meine Idee wieder verworfen.
Kurze Zeit später habe ich die Ausstellung „Wien im Ersten Weltkrieg“ im Wien Museum
besucht. Einiges, was ich dort gesehen habe, kam mir aus dem Buch „Nesthäkchen und der
Weltkrieg“ sehr bekannt vor. Deshalb habe ich mir gleich vor Ort einige Notizen gemacht.
Leider durfte ich im Museum nicht fotografieren.
So beschloss ich, Motive aus Nesthäkchen und Motive aus Wien miteinander zu vergleichen.
Dazu suchte ich entsprechende Überschriften und je ein passendes Bild. Zuerst schrieb ich die
der Anleitung beigepackte Langversion, dann verkürzte ich diese auf die wesentliche Aussage
und verarbeitete sie zu einem Kartenspiel; ähnlich einem Memory, nur gibt es statt Paaren
Trios: auf der ersten Karte ein Text aus Wien, auf der zweiten ein Text aus dem NesthäkchenBuch und auf der dritten ein dazu passendes Bild.
Lebensmittelvergabe
Es ist Nesthäkchens Aufgabe, sich bei der Lebensmittelvergabe anzustellen.
Meist ist die Schlange sehr lange.
Weil Nesthäkchen etwas schlampig ist, passiert es ihr immer wieder, dass sie die
Lebensmittelkarte zu Hause vergisst.
Dann hat sie sich umsonst angestellt.
Einmal stellt sie sich auch für einen alten Mann und ein anderes Mal für eine Freundin an.
Auch in Wien war es üblich, dass sich Kinder bei der Lebensmittelvergabe angestellt haben.
Weil der Krieg so lange gedauert hat, waren die Lebensmittel sehr knapp.
Deshalb konnte es auch passieren, dass der Vorrat bereits zu Ende war, als man an der Reihe
war.
(Folder Wien Museum)
Frauen in Berufen
Bei „Nesthäkchen“ übernehmen Frauen Berufe von Männern, weil diese an der Front sind.
So gibt es hier z. B. eine Straßenbahnschaffnerin.
Das Bild einer Straßenbahnschaffnerin war auch in Wien bald ein ganz normales.
Weitere Berufe waren Briefträgerin, Eisblockträgerin und Arbeiterin in der Rüstungsindustrie.
Auch sie haben Uniformen getragen, doch die langen Röcke sind geblieben.
Als die Männer wieder vom Krieg nach Hause zurückgekehrt waren, sind die Frauen wieder
aus den Berufen verschwunden.
(Folder Wien Museum)
Fremdenfeindlichkeit
In Nesthäkchens Klasse kommt ein Mädchen namens Vera. Vor Schulbeginn ist Nesthäkchen
sehr hilfsbereit und reicht ihr die Hand. Vera kann kein Wort Deutsch. In der nächsten Pause
kommt Nesthäkchen auf die Idee, ihre Freundschaft mit der "Polnischen" sei eine Sünde gegen
ihr Vaterland (Deutschland). Doch als Veras Vater (der für Deutschland gekämpft hat) im
Krieg fällt, schließt sie enge Freundschaft mit dem Mädchen.
Bei sich zu Hause führt Nesthäkchen eine Fremdwortkasse ein:
Wer ein Fremdwort sagt, muss bezahlen.
Galizianer in Wien
Durch die Niederlagen im Osten werden Zehntausende in die Flucht getrieben. Vor allem nach
dem Fall von Lemberg verstärkt sich der Strom der Flüchtlinge. Am 13. September 1914 ist in
der Wiener Tageszeitung “Die Zeit” von 50.000 bis 60.000 “Galizianern” in Wien die Rede.
Die vielen Juden im Kaftan, mit Schläfenlocken und langem Bart, die am Bahnhof stranden,
verändern das Stadtbild. Die Israelitische Kultusgemeinde in Wien sieht sich vor ungeheure
Anforderungen gestellt. Ein Viertel der Flüchtlinge ist komplett mittellos, ein Viertel gehört
zwar dem Mittelstand an, ist aber wegen der schnellen Flucht ohne jegliche finanzielle Mittel
nach Wien gekommen. Viele wollen hier eine neue Existenz aufbauen. Die Unterbringung der
Flüchtlinge bereitet große Schwierigkeiten, ein kleiner Teil logiert in der Talmud Tora-Schule
in der Malzgasse, viele sind in Privatwohnungen im 2. Bezirk untergebracht.
In der jüdischen Volksspeiseanstalt “Einheit” werden nun täglich 2.500 bis 3.000 Mittagessen
verabreicht. Jüdische Professoren aus Lemberg und Czernowitz fordern im
Unterrichtsministerium ihren Gehalt ein, werden dort an die Statthalterei verwiesen, keiner
fühlt sich zuständig. Die Regierung hat den hilfsbedürftigen Flüchtlingen eine halbe Million
Kronen bewilligt, ein Hilfskomitee unter dem Vorsitz des Lemberger Gemeinderats und
Bankiers Viktor Chajes konstituiert sich, ein “Aufruf der galizischen Juden” bittet um Spenden.
(DZ 12.9.1914)
Die Gesamtzahl der Flüchtlinge ist nicht bekannt, wohl aber die derjenigen, die Staatshilfe in
Anspruch nehmen. Im Mai 1915 beträgt die Zahl der von der Regierung unterstützten
Flüchtlinge 600.000; davon sind 200.000 in Wien. (BB 26.5.1915)
"Ostjuden" auf dem
Karmeliterplatz in Wien,
Leopoldstadt, Foto, 1915
Partner
Österreichische
Nationalbibliothek
Copyright
ÖNB Bildarchiv und
Grafiksammlung
Handarbeiten für die Front
Nesthäkchens Großmutter will, dass sie für die Soldaten Handschuhe und Socken stricken.
Anfänglich wehrt sie sich dagegen.
Dann strickt sie mit ihren Freundinnen um die Wette.
Niemand hat damit gerechnet, dass der Krieg so lange dauert.
So hatten die Soldaten keine warme Kleidung mit.
Deshalb stand auf dem Stundenplan in Wien: Häkeln für die Front.
Schloß Schönbrunn Kultur-und Betriebsges.m.b.H./Fotograf: Alexander E. Koller
http://ww1.habsburger.net/de/medien/lieb-vaterland-magst-ruhig-sein-propagandapostkarte-1914 vom 10.12.2014
Kindersoldaten
Nesthäkchens älterer Bruder wollte in den Krieg ziehen.
Die Großmutter hat es aber nicht erlaubt.
Weil der Krieg solange gedauert hat, gab es einen großen Mangel an Soldaten.
Deshalb gab es in Wien in der Oberstufe Wehrunterricht und Schießübungen.
Die Matura war bereits in der 7. Klasse, damit die Buben dann schon an die Front kommen
konnten.
(Folder Wien Museum)
Krankenhäuser
Nesthäkchens Schule ist auch ein Lazarett, weil es zu wenige Krankenhäuser gibt.
In Wien gab es bereits sehr viele Krankenhäuser. Aber auch diese waren viel zu wenig.
Deshalb sind sehr viele Schulen geschlossen worden, um Lazarette einzurichten.
Oberstufenschüler waren eingeteilt dort zu helfen.
Aus dem Polizeibericht vom 5.11.1914:
Infolge Schließung verschiedener Volksschulen haben die Kinder nur halbtägig Unterricht und
treiben sich während der anderen Zeit viel auf den Gassen herum.
(Folder Wien Museum)
Kriegsgemüsegarten
Im Buch „Nesthäkchen“ kommt ein Kriegsgemüsegarten nicht vor.
Zur Linderung der Lebensmittelknappheit gab es in Wien Kriegsgemüsegärten.
Gemeinsam mit ihren Lehrern pflanzten und ernteten Schüler Gemüse; vor allem Erdäpfel.
Natürlich mussten sie auch das Unkraut jäten.
(Folder Wien Museum)
Kinderlieder
Nesthäkchen singt im Rahmen des Unterrichts voller Begeisterung Kriegslieder.
Um welche Lieder es sich genau handelt, wird im Buch nicht erwähnt.
Das bekannteste Kinderlied dieser Zeit ist wohl „Maikäfer flieg!“.
Maikäfer flieg!
Dein Vater ist im Krieg
deine Mutter ist in Pommerland
Pommerland ist abgebrannt
Maikäfer flieg!
Jede Region hatte ihren eigenen Text.
So sang man in Wien z.B.:
Flieg Kugel fliege
Du hilfst uns gut im Kriege
Du hilfst uns gut im Belgierland
Antwerpen ist bald überrannt
Flieg Kugel fliege
Dieses Lied diente der Kriegserziehung im Kaiserreich.
http://www.volksliederarchiv.de/images/noten/mailkaefer.gif vom 15.03.2015
Labedienst
Nesthäkchens großer Bruder ist bei den Pfadfindern.
Gemeinsam unterstützen sie den Labedienst am Bahnhof.
Im August 1914 gab es eine Anordnung des Wiener Unterrichtsministeriums,
dass Schüler als kostenlose Arbeitskräfte gemeinnützige Tätigkeiten zu verrichten haben.
Neben Wasser reichen in den Krankenhäusern, Schnee schaufeln und Teilnahme an den
Sammelaktionen stand vor allem für die Oberstufenschüler der Labedienst am Bahnhof auf
dem Programm.
http://www.focus.de vom 10.12.2014
Sammelwagen
In Berlin war es Sache der Buben, alte Wollkleidung und Stoffe zu sammeln.
Weil Nesthäkchen auch mitmachen will, verkleidet sie sich als Bub und zieht gemeinsam mit
ihrem Bruder für einen guten Zweck los.
In Wien sammelten Kinder und Lehrer miteinander Kleider, Wolle, Metalle,…
In den Schulen hingen Klassenlisten, um die Kinder anzuspornen.
Die fleißigsten Klassen haben vom Kriegsminister unterschriebene Urkunden überreicht
bekommen.
Schloss Schönbrunn Kultur-und Betriebsges.m.b.H./Fotograf: Alexander E. Koller
http://ww1.habsburger.net/de/medien/hurrah-der-sammelwagen-kommt-postkarte
vom 10.12.2014
Sommerzeit
Nesthäkchens Bruder Kläuschen will die Umstellung auf die Sommerzeit der Rathausuhr live
miterleben und dabei seine kleine Schwester mitnehmen. Doch beim Verlassen des Hauses ist
sie so laut, dass die beiden dabei erwischt werden.
In Wien wurde zum ersten Mal vom 1. Mai bis 1. Oktober 1916 die Sommerzeit eingeführt.
Sie wurde bis 1920 beibehalten.
Der Hauptgrund dafür war, dass die Menschen möglichst viel von der positiven Wirkung der
Sonne erfahren können.
Gleichzeitig wurde der wirtschaftliche Vorteil herausgestrichen, durch den erheblich bei den
Beleuchtungskosten gespart werden konnten.
https://erster-weltkrieg.wien.gv.at/site/wp-content/blogs.dir/7/files/2013/11/sommerzeit-300x278.jpg vom 15. 3.
2015
Spenden
Nesthäkchen hat mit ihren Freundinnen einen Bund gegründet, um Säuglingen und kleinen
Kindern das Leben zu retten.
Dazu haben sie ihr Taschengeld und Geld der Eltern und Großeltern gesammelt.
Nesthäkchen wollte sogar selber ein Pflegekind aufnehmen.
Weil es für ihre Großmutter zu viel wurde, haben gute Bekannte das Kind übernommen.
Auch in Wien war die Säuglingssterblichkeit sehr hoch.
Es gab auch viele Kinder, die nicht nur den Vater, sondern auch die Mutter verloren haben.
Deshalb hat das Rote Kreuz Spendenaktionen durchgeführt.
Es ist auch die Kriegskinderpatenschaft ins Leben gerufen worden.
Das war eine monatliche Unterstützung für bedürftige Mütter.
(Folder Wien Museum)
Weihnachten
Die Kinder aus Nesthäkchens Klasse feiern im Lazarett mit den Verwundeten Weihnachten.
Von ihrer Großmutter bekommt sie eine kleine Uhr geschenkt.
Doch ihr einziger Wunsch ist die Heimkehr ihrer Mutter, die vor Kriegsbeginn nach England
gereist ist.
Stattdessen erhält Nesthäkchen den ersten Brief ihrer Mutter.
In Wien haben Kinder zu Weihnachten Kriegsspielzeug bekommen.
So konnten sie schon zu Hause Krieg üben.
Auf die Christbäume wurde selbst gebastelter Kriegsweihnachtsschmuck gehängt.
Bastelanleitung für Kriegsweihnachtsschmuck aus der Jugendbeilage zur Zeitschrift
Kindergarderobe, Dezember 1914 Kanonen, Kriegsflugzeuge, etc. auf dem Weihnachtsbaum
Partner Österreichische Nationalbibliothek Copyright ÖNB/ANNO
http://ww1.habsburger.net/de/medien/bastelanleitung-fuer-kriegsweihnachtsschmuck-aus-der-jugendbeilage-zurzeitschrift vom 12. 2014)