Marrakesch - Marokko
Transcrição
Marrakesch - Marokko
REISE UND FREIZEIT Samstag, 30. November 2013 Marrakesch ist mehr als „La Place“ Ob Film oder Fußball: Mit Großereignissen sollen Touristen angelockt werden Filmemacher, Maler, Luxus- und Rucksacktouristen: Marrakesch zieht sie alle an – seit Jahren. Die drittgrößte Stadt Marokkos boomt. Luxushotels sprießen aus dem Boden, der Flughafen wird erweitert. IRIS HUMPENÖDER „Der Nachbar soll nicht sehen, was ich mir leiste“ Salwa Ait Bouazza, Marketingmanagerin des Ressorts „Selman“, das nach dem ersten Pferd des Hotel-Besitzers Abdeslam Benanni Smires, eines marokkanischen Spitzenreiters, benannt ist. Sieben Jahre lang dauerte der Bau der von Jacques Garcia entworfenen Anlage, rund zehn Autominuten vom Zentrum entfernt, inklusive der Ställe für zwölf reinrassige Araberpferde. Wohnen wie in tausendundeiner Nacht – in Marrakesch für jeden möglich, der über genügend Geld verfügt. Doch auch Studenten oder Familien, die haushalten müssen, können sich in Marrakesch wohlfühlen. An die 5000 Riads in der Medina bieten durchaus auch preis- Auf ein großes Eche stößt die Ausstellung „INKA – Könige der Anden“ im Linden-Museum in Stuttgart. Die Große Landesausstellung ist europaweit die erste Schau zur Kultur der Inka und noch bis zum 16. März zu sehen. Sie bietet viele Informationen, nicht nur für Südamerikareisende. Das Imperium der Inka war das größte indigene Reich, das jemals auf amerikanischem Boden erschaffen wurde. Mit Cusco in Peru als Machtzentrum erstreckte es sich über annähernd 5000 Kilometer entlang der Anden von Kolumbien bis nach Chile. Das Linden-Museum begibt sich auf die Spuren der legendären vorspanischen Inka-Kultur und zeigt diese von ihren Anfängen in der Mitte des 11. Jahrhunderts bis in die Kolonialzeit. Der Fokus der Schau liegt auf der imperialen Phase. Die Architektur, das Leben der Inka-Adligen in Cusco, die Religion mit dem Sonnentempel als Zentrum, Krieg, Landwirtschaft und nicht zuletzt die Verwaltung des riesigen Reiches mit Hilfe der Knotenschnüre Schneekönige willkommen Wer im Winter etwas erleben will, ist in Baden-Württemberg genau richtig. Ob man am Familienhang Skifahren, eine viereinhalb Kilometer lange Rodelbahn hinuntersausen, mitten in der Großstadt in einer Almhütte einkehren oder Weihnachten als Großfamilie in einem Ferienhaus feiern will: Bei den Anbietern und Regionen, die mit dem Gütesiegel „familien-ferien“ ausgezeichnet sind, lohnt sich für Groß und Klein auch ein Besuch in der kalten Jahreszeit. Informationen und den Katalog gibt es kostenlos. ■ Auskunft: 콯 07722 /96481 19 www.familien-ferien.de Für Kinder ist der Advent eine zauberhafte Zeit. Auch der Besuch im Wildparadies Tripsdrill hat dann seinen besonderen Reiz, denn dort wird an drei Adventssonntagen mit Gottesdiensten mitten im Wald Tierweihnacht gefeiert. Besucher backen am Lagerfeuer Stockbrot, füttern Tiere und wenn es dunkel wird, kommt der Nikolaus mit der Pferdekutsche. ■ www.tripsdrill.de Urlaub mit der Großfamilie Weihnachten ist das Fest der Familie. Doch was tun, wenn Eltern und Geschwister weit entfernt leben und die Wohnung zu klein ist, um mehrere Generationen zu einer gemeinsamen Feier zu versammeln? Zum Familienferiendorf in Eglofs im Allgäu gehören Ferienhäuser mit sechs, acht und sogar 14 Betten, so dass man dort die Weihnachtstage gemeinsam als Großfamilie verbringen kann. ■ www.familienerholungswerk.de Zwischen Stall und Schlitten Die Souks, Handwerkerviertel in der Altstadt von Marrakesch, ziehen Einheimische und Touristen an. Rechts (von oben): Traditionelles Gericht ist die Tagine, im Schmortopf zubereitetes Gemüse. Behinderte Frauen nähen Kleider und besticken Textilien. Ein Pharmazeut erklärt die Wirkung marokkanischer Gewürze. Fotos: Iris Humpenöder werte, orientalisch anmutende Zimmer an, und ein Linseneintopf in der Garküche auf dem Djemaa el Fna kostet umgerechnet gerade mal 60 Cent. „Der Mann da kocht schon seit 30 Jahren hier, das ist gut, das hab’ ich schon als Kind gegessen“, sagt Mustapha Bel Himer, der in Berlin studiert hat und als selbstständiger Stadtführer vor allem deutsche Touristen die Medina, die Museen und eben „La Place“ zeigt. Er führt unsere Gruppe aber auch zu einer Kooperative körperbehinderter Frauen, die in einem von einer Österreicherin renovierten Altstadthaus nähen, sticken und ihre Textilien nunmehr selbst vermarkten. Er bringt uns in ein Kräuterhaus, wo wir an Kreuzkümmel („gut gegen Durchfall“) und Rosenwasser schnuppern und erfahren, dass echte Safranfäden im Wasser rot bleiben, aber das Wasser gelb färben. Mustapha erzählt uns, dass selbstständige Handwerker oder Zimmermädchen umgerechnet etwa 300 bis 350 Euro im Monat, Lehrer etwa 500 Euro verdienen, Letztere aber oft noch Privatunterricht geben. Er zeigt uns etliche Riads, große Häuser in der Altstadt, meist versteckt hinter unscheinbaren, kleinen Holztüren, mit vier Zimmern um einen Innenhof, in deren Mitte ein Brunnen plätschert oder N AH ZIE LE Inka-Ausstellung im Stuttgart N O T I ZEN Tierweihnacht im Wald stehen im Mittelpunkt. Anhand der berühmtesten Inka-Herrscher Viracocha, Pachacutec Yupanqui und Tupac Inca Yupanqui, die nicht nur als die Erschaffer des Reiches, sondern darüber hinaus als die Erbauer von Cusco und Machu Picchu gelten, wird der Besucher durch die Ausstellung geleitet. Farbenkräftige und reich gemusterte Textilien, wertvolle und sehr seltene Opferschalen aus Stein, Goldschmuck, Knotenschnüre und Rekonstruktionen archäologischer Stätten vermitteln dem Besucher einen vielfältigen Eindruck der Inka-Kultur. Sie erklären die Herkunft, Religion, Architektur, Wirtschaft und Machtverhältnisse des Inka-Reiches. Den Einfluss der Inka unter spanischer Herrschaft belegen Ritualbecher, Textilien und Gemälde aus der Kolonialzeit. Es gibt sowohl Führungen durch die Ausstellung als auch Audio-Geräte für einen individuellen Besuch. Öffnungszeiten: Di – Sa 10 – 17 Uhr / Mi 10 – 20 Uhr / So und Feiertage 10 – 18 Uhr. Info 0711/20223 www.lindenmuseum.de ein gekachelter Pool liegt. „Der Nachbar soll nicht sehen, was ich mir leiste, zum Beispiel, wie viele Frauen ich habe“, erklärt Mustapha und grinst. Er selbst könne sich schon finanziell nicht mehr als eine Frau leisten. Zwar dürfe man noch bis zu vier Frauen heiraten, „aber das wird immer seltener“. Mustapha führt uns durch den pittoresken Jardin Majorelle, einen exotischen Garten, angelegt vom gleichnamigen französischen Maler und gepflegt vom Modemacher Yves St. Laurent. Er begleitet uns zu den mit Mosaiken abgedeckten Saadier-Gräbern aus dem 16. Jahrhundert, die erst 1917 wiederentdeckt wurden und zeigt uns den Bahia-Palast eines ehemaligen Großwesirs. Noch in keinem Reiseführer empfohlen: eine Tour zu Al Maqam, einer Art Kunstgalerie mit Atelier. Dort, etwa eine halbe Stunde Fahrt Exit Marrakesch Termine Eine gute Einstimmung auf Marrakesch ist der neue Film von Regisseurin Caroline Link: „Exit Marrakech“. Noch bis zum 7. Dezember findet in Marrakesch das 13. Internationale Filmfestival statt, dessen Jurypräsident diesmal der US-Regisseur Martin Scorsese ist. Ab 11. Dezember treffen sich die besten Teams des internationalen Fußballzirkus’ in Marokko. Das Finale ist am 21. Dezember in Marrakesch. Währung Ein Euro sind ungefähr 11 Dirham (DH). SPANIEN AFRIKA Mittelmeer Rabat Atlant. Ozean MAROKKO Marrakesch ALGERIEN SWP GRAFIK „Marrakesch“, sagt Abdellatif Abouricha, „ist nicht nur La Place.“ Doch natürlich weiß der Tourismussprecher Marrakeschs ganz genau: „La Place“, also „Der Platz“, ist und bleibt die Hauptattraktion der nach Casablanca und Fez drittgrößten marokkanischen Stadt. Auf dem „Djemaa el Fna“ (Platz der Gehenkten), wie er offiziell heißt, tobt täglich fast rund um die Uhr das Leben: Schlangenbeschwörer flöten Kobras an, Frauen bemalen Touristinnenhände mit Henna, Berber führen Äffchen spazieren. Es wird getrommelt, getanzt, gefilmt. Das Treiben auf dem riesigen Platz am Rand der Medina war es der Unesco sogar wert, es zum Weltkulturerbe zu erklären. Auch wenn neben den ursprünglichen Märchenerzählern und Gauklern immer mehr fliegende Händler Plastikspielzeug und Elektroschrott verkaufen – der Platz ist noch immer eine Attraktion, vor allem abends, wenn die dampfenden Garküchen aufgebaut sind. Doch natürlich hat Abouricha recht. La Place ist nicht Marrakesch. Die Stadt mit ihren knapp eine Million Einwohnern hat mehr zu bieten. Vor allem jenen Touristen, die eben nicht nur durch die Souks hasten und um niedrigere Preise für Handtaschen, Ohrringe oder Lampen feilschen. Fast die Hälfte der 55 000 Gästebetten der Stadt stehen in Vier- und Fünfsternehotels, sagt Abouricha. Luxushotels buhlen um die Gunst vermögender Touristen. So hat die Mitbesitzerin des zentral gelegenen Es Saadi 600 Kunstwerke marrokanischer Künstler gesammelt und etliche davon in den Gängen und Zimmern des Hauses aufgehängt. Das riesige Spa wurde um einen 300 Jahre alten Eukalyptusbaum herumgebaut. „Die Regierung will, dass Marokko vor allem ein Ziel für zahlungskräftige Touristen wird“, sagt 50 Info www.hotelcarmenere.com www.chile.travel/de In der Bergwelt Südschwarzwald zeigt ein Ferienfuchs auf Skiern an, wo man sich ganz besonders um Kinder kümmert. Da gibt es kostenlose Signalwesten an Skiliften. Die Pisten für die Kleinen sind extra markiert und Verleihstationen bieten eine ausführliche Beratung bei der Ausrüstung. Auch auf Schlitten Urlauber viel erleben und zum Beispiel auf der 4,5 Kilometer langen Rodelbahn am Hasenhorn in Todtnau ins Tal sausen. ■ www.bergweltsuedschwarzwald.de Mit Ski und Schneeschuhen B UC HT I PPS Da oder dort noch der alte Charme Olympiade der Wildtiere Hinkommen Den Flughafen Menara in Marrakesch fliegt in etwa dreieinhalb Stunden Ryan Air mittwochs und samstags vom Flughafen Memmingen aus Ein sehr kleines, aber einzigartiges Boutique-Hotel hat kürzlich in der chilenischen Hauptstadt eröffnet: Das Eco-Hotel Carménère. Das restaurierte Haus mit üppigem Garten ist das erste umweltfreundliche Hotel in Santiago de Chile. Es überzeugt mit der Lage in dem ruhigen und traditionell geprägten Stadtviertel Providencia und der Laufnähe zur lebhaften Innenstadt mit vielen Sehenswürdigkeiten. Eleganz und Liebe zum Detail spiegeln sich im ganzen Haus wider. Mit insgesamt fünf Zimmern, einem Garten und einer Leselounge wird den Gästen eine Oase der Ruhe inmitten der Stadt geboten. Umweltfreundlichkeit wird groß geschrieben: von der Wiederverwendung von Regenwasser, der Benutzung von Solarenergie bis hin zu Elektroags fahrzeugen. Zu dieser Reise haben Ryan Air, der Flughafen Memmingen sowie das Marokkanische Fremdenverkehrsamt eingeladen. Kilometerlang rodeln Skilaufen ist im Hochschwarzwald angesagt: 52 Liftanlagen erschließen dort Familienhänge wie Weltcup-Strecken. Doch man muss nicht auf die Piste, um etwas zu erleben. Familien können auch Fackelwanderungen unternehmen, auf Natureisbahnen Schlittschuh laufen, mit dem Rodelbus zur Schlittenpartie aufbrechen und sogar mit dem Pistenbully fahren. Kinder ziehen mit Schneeschuhen und dem Feldberg-Trapper los und hören von den Überlebensstrategien der Tiere im Winter. ■ www.hochschwarzwald.de 200 km Eco-Hotel in Santiago de Chile an. Direktflüge bietet auch Royal Air Maroc von München aus an. mit dem Bus Nummer 35 vom Zentrum entfernt, leben zwei Maler – Mohamed Mourabiti und Mahi Binebine. Weitere, einfache Appartements stehen ausländischen Künstlern offen, aber auch kunstinteressierte Gäste können sich auf Anfrage hier einmieten. Marrakesch hat eine lebhafte Kunstszene. Messen, Ausstellungen und Filmfestspiele ziehen internationales Publikum an. Ganz bewusst setzt man auf große Events wie ein Internationales Filmfestival oder die Fifa-Klubweltmeisterschaft im Dezember. Das brasilianische Team Atletico Mineiro wird dann im „Selman“ residieren, die Bayern steigen im „Four Seasons“ ab. Aber auch wer kein gut verdienender Fußballprofi ist, muss in Marrakesch nicht darben. Wenigstens einmal sollte ein Restaurantbesuch drin sein. Es darf sogar bei Spitzenköchin Rachida Sahnoun im Riad Monceau sein. Ein Menü für 36 Euro ist Genuss pur. Die Lamm-Tagine mit Datteln lässt sich auch zuhause nachkochen – Madame gibt vormittägliche Kochkurse. Wer das Monceau verlässt, hört schon die Trommeln und landet zwei Gassen weiter auf dem Djemaa el Fna. Oui Monsieur, Marrakesch ist nicht nur „La Place“. Aber der Platz ist eben doch das Zentrum. Bauernhöfe sind ein beliebtes Quartier für Familien im Winter – vor allem dann, wenn um den Hof herum Rodelhänge und Schneespazierwege liegen wie in Schramberg im Mittleren Schwarzwald. Viele Gastgeber stellen Schlitten und Bobs bereit. Wie im Sommer dürfen Kinder auch im Winter abends beim Füttern helfen, Brote backen und das Leben zwischen Ferienwohnung und Stall genießen. Eine Ferienwohnung für eine Familie (zwei Erwachsene mit zwei bis drei Kindern) kostet hier ab 250 für fünf Nächte oder ab 280 Euro für sieben Nächte. ■ www.schramberg.de Info Tipps zu Marokko als Reiseland sowie zu Übernachtungsmöglichkeiten gibt es beim Staatlichen Marokkanischen Fremdenverkehrsamt, Graf-AdolfStr. 59, 40210 Düsseldorf, 콯 0211/370551/52, www.visitmorocco.com ih Portugals Hauptstadt Lissabon überlebte Erdbeben und Brand Als 1755 ein Erdbeben die portugiesische Hauptstadt Lissabon zerstörte (rund 60 000 Menschen starben damals) und vor 25 Jahren das historische Viertel Chiado einem Großbrand zum Opfer fiel, sprach man zweimal vom partiellen Tod der Metropole am Fluss Tejo. Irrtum, sie hat überlebt. Wer im Guide „City Trip Lissabon“ blättert, kann dies nachempfinden. Seine Autorin Petra Sparrer leitet uns sicher durch jedes schöne Quartier. „A Brasileira“ zum Beispiel, ein historisches Kaffeehaus, blieb 1988 erhalten, und die Statue des Lyrikers Fernando Pessoa steht noch immer an ihrem Platz vor dem Gebäude. Die Rua Garrett freilich glänzt nun als Flanierstück für wohlhabende Konsumenten – der alte Charme von Chiado ist, nicht selten, trotz cleverer Rekonstruktionen dahin. Zum Glück gibt es aber noch das 1907 errichtete Jugendstil- café „A Camponeza“, Rua dos Sapateiros 156. So oder so: Sparrers reich bebildertes Handbuch liefert alles, was ein Neuling braucht, um in Lissabon auch während weniger Tage viel zu sehen. Zahllose Hinweise von A wie Aeroporto da Portela (Flughafen Lissabon) bis Z wie Zé Povinho (populäre Volksfigur) und eine Menge fundiertes Hintergrundwissen empfehlen den Führer samt Faltplan. Besser ausgerüstet kann nbr wohl niemand reisen. Petra Sparrer: City Trip Lissabon. 144 Seiten mit vielen Abbildungen. Reise Know-How Verlag, Bielefeld 2013; 9,95 Euro. Wie sich Tiere an den Winter anpassen und warum es den Winter überhaupt gibt, erfahren Kinder im Naturschutzzentrum Ruhestein bei der „Winterolympiade der Wildtiere“. Zum Ferienprogramm in Seebach im Nordschwarzwald gehören außerdem Bastelvormittage, Rodelausflüge und Skikurse für Kinder. ■ www.seebach.de Weltreise am Bodensee Auf der Insel Mainau am Bodensee können Besucher dem Winter entfliehen, zum Beispiel bei einem Besuch im tropischen Schmetterlingshaus. Das Schloss Mainau zeigt außerdem gemeinsam mit dem Museum Ravensburger die Ausstellung „Reisezeit“: Historische und aktuelle Spiele, Bücher, Atlanten und Puzzles des Verlages entführen Besucher in die Zeit der Postkutschenreisen und zeigen die Sehnsuchtsziele vieler Urlauber gestern und heute. ■ www.mainau.de