Endspiel - Erasmus-alberus
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Endspiel - Erasmus-alberus
Der Apostel Paulus schreibt: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten. Heute am Tag des alles Entscheidenden Endspiels möchte ich mich diesem Pauluswort vom Fußball her nähern. Wir haben in den vergangenen Wochen das eine oder andere böse Foul gesehen. In besonders schweren Fällen gibt es die rote Karte. Auf jeden Fall eine rote Karte gibt es, wenn einer nachtritt. Das heißt die Rote Karte gibt es dann, wenn einer, der gerade gefoult worden ist zurücktritt oder gar zurückschlägt. Genau das ist gemeint, wenn einer Böses mit Bösen vergilt. Dann gibt es auch im Leben die Rote Karte. Wie kommt es dazu, dass sich einer dazu verleiten lässt zurückzutreten? Denken sie an die Kopfnuss, die Zinedin Zidan bei einem wichtigen Spiel am Rande des Spielfeldes einem Gegenspieler gab und es so aussah, als wäre das ganz unvermittelt geschehen, ohne jeden greifbaren Anlass. Zidan bekam nicht nur die Rote Karte sondern war gleich noch für einige weitere Spiele gesperrt. Ich denke dieses grobe Foul hatte eine Vorgeschichte. Sicher hatte der Gegenspieler Zidan schon das ganze Spiel über provoziert und gereizt. Durch kleine aber schmerzhafte Fouls, die der Schiedsrichter nicht gesehen hat und vielleicht auch verbal durch Beleidigen. Zidane hat sich durch die Bosheit seines Gegenspielers reizen lassen und hat irgendwann die Kontrolle über sich selbst verloren. Er hat sich selbst dazu hinreißen lassen, ein grobes Foul zu begehen, das mit dem Spiel scheinbar nichts zu tun hatte und musste die unvermeidliche Rote Karte dafür einstecken. Er hat es am eigenen Leib erfahren, was passiert, wenn man Böses mit Bösen vergilt. An diesem Beispiel sehen wir, dass es im Spiel nicht immer fair zugeht, und dass Fouls nicht nur im Eifer des Gefechts geschehen, sonder dass auch immer wieder böse Absichten im Spiel sind. Manchmal muss am Ende der Falsche die rote Karte einstecken und manchmal gelingt es, den Schiedsrichter zu täuschen. Und dann kann es passieren, wie es bei Zinedine Zidane der Fall war, dass ein Mitspieler bei sich denkt. Wenn der Schiedsrichter all diese vielen kleinen unfairen Fouls übersieht, dann muss ich den Gegenspieler bestrafen, denn sonst bleibt das Böse Ja ungesühnt. Man mag Verständnis für das Verhalten Zidanes haben, aber der Schiedsrichter und Paulus vertreten die selbe Meinung: Rote Karte. Verstoß gegen Paragraph 1: Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es steht geschrieben: `Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr. Wenn man das in der Bibel liest, kommt es einem so vor wie eine von diesen christlichen Vorschriften, die sich vielleicht gut anhören, die aber niemals wirklich angewandt werden können. Aus dem Apostel wird ganz schnell ein Moralapostel und den will keiner haben und den braucht keiner, der kann einem höchstens die Stimmung verhageln. Und überhaupt, was soll das heißen, Rächt euch nicht selbst, denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr. Jetzt kommt dieser Moralapostel auch noch mit einem rachsüchtigen Gott. Sagt mal, erzählt sowas euer Pfarrer im Konfirmandenunterricht? Da geht ihr hin? Ihr seid ja weltfremd! Es ist überhaupt nicht weltfremd. Es sind die ganz normalen Fußballregeln. Nachtreten, Rache üben, ist das schlimmste Vergehen, das sofort die rote Karte bedeutet und obendrein noch eine Sperre für die folgenden Spiele nach sich zieht. Mein ist die Rache spricht Gott. Auf Fußballdeutsch übersetzt heißt das, der Schiedsrichter bestraft die Fouls und nur der Schiedsrichter. Paulus schreibt: Wenn möglich, so viel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden. Wir können überhaupt nur im Frieden leben, wenn wir es dem Schiedsrichter überlassen, Fehlverhalten zu ahnden. Das gilt nicht nur auf dem Spielfeld, sondern noch viel mehr im wirklichen Leben. Wir können nur im Frieden leben, wenn wir die Strafe für das Fehlverhalten anderer nicht selbst übernehmen sondern einem dritten, einem Schiedsrichter überlassen. Ein Mörder wird in einem demokratischen Rechtsstaat nicht einfach erschossen sondern vor ein ordentliches Gericht gestellt. Der Richter, der Schiedsrichter entscheidet ob der Angeklagte schuldig gesprochen wird und welche Strafe angemessen ist. Wollte jeder Selbstjustiz üben und überall nachtreten, wo ihm Unrecht widerfahren ist, dann wären wir in der Anarchie, im Bürgerkrieg. Was das heißt, erleben wir gerade in Syrien, wo bewaffnete Banden sich mit der Staatsmacht und untereinander einen Kampf auf Leben und Tod liefern. Über vier Millionen Menschen sind auf der Flucht, über Zweihunderttausend Menschen haben bereits ihr Leben verloren und täglich werden es mehr. In Frieden können wir leben, wenn wir eine Staatsmacht anerkennen, die den Frieden garantiert, die den Schiedsrichter spielt und die das Gewaltmonopol hat. Kein Bürger, kein Spieler darf selbst zur Waffe greifen. Würde der Schiedsrichter bei Nachtreten nicht die rote Karte ziehen, endeten wahrscheinlich alle Spiele in einer Massenschlägerei. Stellen sie sich das in einem Stadion mit fünfzigtausend aufgeheizten Fans vor. Ein Volksfest könnte man so innerhalb von neunzig Minuten in eine Bürgerkriegsarena verwandeln mit vielen, vielen Toten. Der Apostel Paulus ist kein weltfremder Moralapostel. Er erinnert uns lediglich an das, was sowieso jeder weiß. An die simpelsten Regeln des Zusammenlebens, die auch für Fußballspiele gelten. Und warum tut er das? Weil die Menschen zu allen Zeiten und in allen Ländern dazu neigen ihrem eigenen Zorn nachzugeben statt dem Zorn Gottes Raum zu lassen, wie Paulus es ausdrückt. Oder dem Schiedsrichter die Entscheidung zu überlassen wie es in den Fußballregeln steht oder dem Staat die Pflege des Rechtes zu überlassen und nicht selbst ein Maschinengewehr in die Hand zu nehmen. Noch einmal Paulus: Vergeltet niemand Böses mit Bösem; seid bedacht auf das, was ehrbar ist vor allen Menschen. Wenn möglich, so viel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten. Amen