Inhaltsverzeichnis
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Inhaltsverzeichnis Vorwort S. 2 Alle unter einem Dach S. 3 Wegbereiter des Faschismus S. 23 Korporationen und die Frauen S. 30 Verbindungen nach Österreich S. 33 Verbindungen in München S. 36 Lexikon verbindungsspezifischer Begriffe S. 41 Weitere Veröffentlichungen des AStA S. 43 1 Warum diese Broschüre...? teressant, was das Antifaschismus-Referats zu diesem Thema zu sagen hatte (wobei es wohl überflüssig ist festzustellen, dass dies auch schon vor diesem Ereignis des öfteren gesagt worden war). Bei der Einschreibung trifft man immer wieder viele Studis, die aufgrund der Wohnungsnot in München besonders zugänglich sind für „billige Zimmerangebote“. Dann kommen die Anrufe aufgeregter Mütter, die festgestellt haben, dass das, was eigentlich nach einem Wohnheimplatz oder einem netten WG-Zimmer klang, in Wirklichkeit ein Zimmer „auf“ einem Haus einer studentischen Verbindung ist. Wenn die Studis dann mal das Haus angeschaut haben, werden manche selbst skeptisch - aber da ist ja immer noch die Sache mit der dringenden Zimmersuche, und so stellt man sich schließlich die Frage: Sind die wirklich so schlimm? Kleiner Zeitsprung: Letztes Jahr zu Beginn des Sommersemesters war die Aufregung um die studentischen Verbindungen groß. Von Bayerns Innenminister Beckstein über den Rektor der Uni, vom Journalist beinahe jeder Zeitung bis zum Dozenten in Sozialpädagogik - alle waren sie entsetzt, alle bereit für den „Aufstand der Anständigen“. Grund des ganzen Trubels: Zu Beginn des Jahres war in München ein griechischer Mitbürger von einer Horde Nazis beinahe zu Tode geprügelt worden. Später stellte sich heraus, dass einer der Täter von Mitgliedern der Burschenschaft Danubia auf deren Haus versteckt worden war. Und weil dies sich in der Öffentlichkeit nun wirklich nicht anders darstellen ließ, waren auf einmal die studentischen Verbindungen ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Plötzlich war es sehr in- Nochmal ein Zeitsprung: Nun ist wieder ein Jahr vergangen, und wir sind wieder zum „Normalzustand“ zurückgekehrt. Da es aber doch immer noch den ein oder anderen interessiert, und wir immer noch den Standpunkt vertreten, dass die Danuben nicht „das Übel“ und die anderen Verbindungen „die Guten“ sind, haben wir diese Broschüre erstellt. Ging es damals in der Öffentlichkeit darum, die anderen Verbände mit einer „Distanzierung“ von der Danubia reinzuwaschen, geht es in diesem Heft darum, genau das Gegenteil zu tun: auf die Gemeinsamkeiten sämtlicher Verbindungen hinzuweisen und klarzumachen, dass sie als Stützen der elitären Gesellschaft eine bestimmte Funktion erfüllen. Denn alle Verbindungen pflegen elitäres Gedankengut, fördern undemokratische Seilschaften und haben ein völkisches Politikverständnis. Also viel Spaß beim Lesen - und wenn Fragen offen bleiben (was sicherlich der Fall sein wird), kommt einfach mal vorbei! Euer Antifaschismus-Referat München, April 2002 2 Alle unter einem Dach oder Wie gemeinsame Interessen jede Distanzierung Lügen strafen von Alex Geller Interessen des „braven CVlers“ und des „bösen Burschen“ betrifft. Sieht man sich Was man so hört.... dies ein wenig genauer an, so stellt man fest, dass der CVler nicht wirklich so viel ...ist es ja eigentlich halb so wild mit braver ist als der Bursche, und dass das diesen studentischen Verbindungen. Es mit dem Verbot doch nicht so aus der Luft gibt da zwar so manche Leute, die ihnen gegriffen ist. Ein wichtiges Detail, um sich gegenüber – vollkommen aus der Luft über studentische Verbindungen ein Bild gegriffen – generelle Vorwürfe erheben, zu machen, ist nämlich nicht die einzelne doch wenn man sich mit einem braven Verbindung, sondern deren Organisation CVler so unterhält, dann gewinnt man in verschiedenen Dachverbänden, schnell den Eindruck, dass es so schlimm welche bis heute auf wunderbare Weise doch gar nicht sein könne. Es müsse zusammenarbeiten. wohl vielmehr so sein, dass es da zwar schon diese fürchterlich rechtsextremen 1.Saufen und Zoten – nicht die Burschenschaften gibt, dem stimmt der einzigen Gemeinsamkeiten aller CVler erfreut Verbindungen1 nickend zu, „aber das hat Es gibt innerhalb des Verbindungswesens nun wirklich bestimmte Verhaltensweisen und nichts mit Reglementierungen, die sich in allen m e i n e r Verbindungen wiederfinden. Dazu Verbindung zu zählen zunächst einmal bestimmte, von tun“. So hört Verbindung zu Verbindung variierende man das, und Aufnahmerituale. Dies bedeutet, dass weiter denkt der Eintritt in die erlesene Gemeinschaft man nicht mit bestimmten Auflagen verbunden darüber nach. ist, die zur Festigung der bündischen Sozialbeziehungen dienen sollen. So zum ...und was Beispiel erhalten Neueintretende oft man hier neue Namen, die ihre Identität in der zu lesen Gemeinschaft verkörpern sollen. Nach strengen Regeln wird bekommt Die sozialen Strukturen innerhalb hier „Tapferkeit“ geübt. der korporierten Gemeinschaft sind Das, was man so hört, soll hier nicht ganz so ausnahmslos hierarchisch. Während der genau behandelt werden. Vielmehr wollen sogenannten Fuxen-Zeit wird das neue wir im folgenden auf die Suche gehen Mitglied zu niederen Diensten verpflichtet nach dem, was gemeinhin „gemeinsames und durch Demütigungs-Riten gehänselt. korporiertes Interesse“ genannt wird, Als Vollmitglied tut er dies wiederum und was eben gerade die gemeinsamen später dann mit neuen Fuxen, so dass 3 So wie dort das hundertmal wiederholte „Knie beugt!“ nacheinander Faulheit, Wurstigkeit, Trotz, Wut, Schlappheit und Ermattung überwindet und aus dem Gefühl hilfloser Ohnmacht und völliger Willenlosigkeit vor dem Vorgesetzten die Disziplin hervorgehen lässt, so bietet bei uns das „Rest weg!“ dem Älteren vor dem Jüngeren immer Gelegenheit, seine unbedingte Überlegenheit zu zeigen, zu strafen, Abstand zu wahren, die Atmosphäre zu erhalten, die für das ständige Erziehungswerk des Corps unbedingte Erfordernis ist.“3 dieses Prinzip sich selbst konserviert und sich in höheren Ebenen auf die gleiche Weise fortsetzt. Logische Konsequenz daraus ist (s.u.) der leitende Anspruch, den die Alten Herren gegenüber den jungen Aktiven vertreten. Ein weiterer wichtiger Grundsatz ist das Lebensbund-Prinzip: Durch das dauerhafte Bestehen der Verbindungen ist eine gewisse kontinuierliche Arbeit möglich, ebenso der Kauf von Häusern, die diese Arbeit noch erleichtern. Auch dieser Aspekt zeigt den Einfluss der Altherrenschaften, der gegenüber der ansonsten wechselnden Studierendenschaft einen stetigen konservativen Einfluss gewährleistet. Abgesehen von diesen Grundprinzipien existieren bestimmte Verhaltensrituale, die vor allem seit längerem tradierte Formen des Verbindungslebens mit Singund Trinksitten betreffen. Dazu zählt die Ansicht, dass Trinken als Ausdruck von Körperkraft gilt. Große Körperkraft und damit einhergehende Trinkfestigkeit werden als Männlichkeitsbeweise gesehen, da der hohe Alkoholkonsum zeigt, dass Widerwillen und Unwohlsein in hohem Mass(krug) ertragen werden können. Damit zusammenhängend ergibt sich bei unmäßigem Alkoholkonsum in bierdampfender, männlicher Runde beinahe zwangsläufig der Austausch von frauenverachtenden Zoten bis hin zu Gewaltphantasien, was nicht selten in einem gemeinsamen Bordellbesuch endet. Die Funktion dieses als „germanischdeutsches Erbe“2 tradierten Berauschens erklärt sich folgendermaßen: Hinsichtlich einer gemeinsamen Ideologie werden bestimmte, als gemeinsam empfundene Werte im Rahmen einer nationalen Gesinnung gepflegt – z.B. „Charakterfestigkeit“, „Treue“, „Religion“, „Tradition“, „Liebe zum Vaterland“, „Orientierung an Althergebrachtem“ und ähnliche hehre Motive. Schließlich gibt es noch zwei wesentliche Maxime, die nicht bei allen Verbindungen auftauchen: Zum einen das Couleurprinzip, sprich die Präsentation der Verbindungszugehörigkeit mittels Farben, Bildern und Zeichen, und zum anderen das schlagende Prinzip. Damit wird festgelegt, dass Duelle, die zur Ehre beitragen sollen, einen Gewinn darstellen, und der sogenannte Schmiss (Narbe als Zeichen des Kampfes) als erzieherisches Mittel dient: Durch das stolze Tragen eines Schmisses demonstriert der Verbindungsstudent Standhaftigkeit und den Mut, nicht auszuweichen. Im Comment sind dazu „Die Kneipe ist für uns, was der vielgelästerte Kasernenhofdrill, der Parademarsch für die Soldaten. 4 genau festgelegte Regeln zu finden, wann welche Provokation zu welchem Duell führt (Ehrverletzung und Reaktion), was nach der korporierten Logik angeblich gerade den Aggressionstrieb bremsen soll. beinahe von allen großen Dachverbänden genutzt werden. Der Austritt von KSCV und WSC aus dem CDK bzw. CDA ebenfalls im dritten Kapitel bewertet. 2.1. Kösener Senioren ConventsVerband (KSCV); bis 1999 Mitglied im CDA/CDK, aktuell in der AGA und AaV (Abkürzungen siehe Punkt 3) 2. Verschiedene Dachverbände, verschiedene Geschichten... Die nachfolgende Darstellung kann keinen Anspruch auf eine vollständige Darstellung der Geschichte jedes einzelnen Dachverbandes erheben. Dies würde den Rahmen dieser Broschüre und auch das Anliegen dieses Artikels verfehlen. Im folgenden soll lediglich klar werden, wie politisch auch „unpolitische“ Verbindungen sich äußern, was in Kombination mit den oben genannten Verhaltensritualen kein besonders erfreuliches Bild der Verbindungen entstehen lassen will und kann. Im abschließenden dritten Kapitel werden die zu den einzelnen Verbänden genannten Arbeitsgruppen Der KSCV wird 1855 als Dachverband der Corps gegründet. Für die Corps repräsentiert die „burschenschaftliche Herrlichkeit“, zu sehen in der „Dreifaltigkeit“ von Akademiker, Corpsstudent und Reserveoffizier den Anspruch, ihre Mitglieder für das Kaiserreich auszubilden. Das Zentrum dieses Anspruchs bildeten die Waffenverbände, die für das Kaiserreich die Eliten rekrutierten. An der Spitze dieser Bemühungen steht der KSCV, danach folgen erst mit weitem Abstand die Burschen-, Landsmann-, Turner- und Sängerschaften. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind Kösener Corpsstudenten bereits in führenden staatlichen Machtpositionen zu finden (1903 z.B. sind 21 von 35 Regierungspräsidenten Corpsstudenten, 11 Prozent der Abgeordneten im Reichstag von 1893 waren Kösener etc). Aus diesem Grund bezeichnete selbst ein Max Weber, ebenfalls Verbindungsstudent, die Verbindungen als „Avancementsversich erungsan-stalten“4, was deren Funktion bis heute recht treffend charakterisiert. Das Organ des KSCV sind zunächst die Akademischen Monatshefte, die später von der Deutschen Corpszeitung und schließlich vom Corpsstudent abgelöst werden. Heute umfasst der KSCV etwa 100 Verbindungen, bekannte Mitglieder waren bzw. sind beispielsweise Hanns- Arbeitsgemeinschaft katholische Verbände (AGV). Arbeitsgemeinschaft akademischer Verbände (AaV); Arbeitsgemeinschaft Andernach mensurbeflissener Verbände (AGA) sowie der Convent Deutscher Korporationsverbände (CDK) bzw. der Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA) genauer bezüglich ihrer Funktion und ihrer Arbeitsweise erklärt. Im folgenden dient die Erwähnung der Mitgliedschaft in den verschiedenen Arbeitsgruppen nur dazu, darauf aufmerksam zu machen, dass es gemeinsame Strukturen gibt, die 5 Martin Schleyer oder Manfred Kanther. vorangegangenen Ausgabe Position gegen Rechts bezogen zu haben – warum aber 2.2. Weinheimer Seniorenconvent dann gerade solche Kritik an dieser (WSC), bis 1999 Mitglied im CDA/ Position abgedruckt wird, spricht für sich. CDK, aktuell in der AGA und AaV Dies zeigt auch, welche Bedeutung der Tatsache zuzuschreiben ist, dass 1993/94 Die Gründung des WSC ein türkischer Mitbürger erfolgt 1863. Seine Sprecher sein „durfte“ Verbandszeitung ist – damit eine gewisse gemeinsam mit dem KSCV positive Außenwirkung zu „Der Corpsstudent“. Dort erzielen, wird durchaus finden sich im Jahr 1993, für wertvoll erachtet, sie als sich dieses Organ ist aber nicht mit einer gegen Rechtsextremismus tatsächlich geänderten bei verschiedenen politischen Ausrichtung Burschenschaften verbunden. positioniert, in der darauf Weiterhin wurde folgenden Ausgabe unter innerhalb des WSC anderem Äußerungen diskutiert, ob angesichts von KSCVlern, die sich der negativen Publicity gegen „Überfremdung“ durch die rechtsextremen aussprechen. Weiterhin Burschenschaften fordern einige im der Deutschen Bezug auf die deutsche Burschenschaft (DB, Vergangenheit, „endlich s.u.) ein Verbleib im CDA das Büßerhemd abzulegen sinnvoll sei, da dieser und zur Normalität „in puncto Abgrenzung zurückzukehren“. bislang auch nicht das Es wird Kritik geübt Geringste zuwege 6 an sogenannten Modisch-militärisch: die Chargierten der gebracht“ habe . Schon „ z w a n g h a f t e n Burschenschaft der Krusenrotter zu Kiel an dieser Formulierung Schuldbekenntnissen“, vor dem Festkommers beim Burschentag wird deutlich, dass die 1994. was ein durchaus Abgrenzung weniger eigenes, rechtes und nicht wirklich aus politischer Differenz zu gewissen unpolitisches Geschichtsverständnis Inhalten angestrebt wird, sondern mehr zum Ausdruck bringt. Außerdem finden wegen dem schlechtem Image in der sich dort Proteste gegen den „Zustrom Öffentlichkeit durch „allzu“ rechte fremder Völkerstämme“ und gegen die Umtriebe. Hinzu kommt diesbezüglich „Verunglimpfung des glücklicherweise noch eine interne Konkurrenz zwischen noch erhalten gebliebenen Patriotismus“5. Corps und Burschenschaften, zu der Zwar könnte der WSC den Anspruch unter Punkt 3 noch mehr erläutert wird. erheben, in der diesen rechten Äußerungen Infolge dieser Diskussion geben acht 6 Verbindungen eine gemeinsame Erklärung zur Distanzierung vom Rechtsextremismus heraus – allerdings steht demgegenüber das gemeinsame Korporationsinteresse, das diesen Worten keine Taten folgen lässt. Zwar sagen KSCV und WSC eine für den 4.10.1998 in der Paulskirche geplante öffentliche Feier dieser Gemeinsamkeiten in der Paulskirche ab. Mehr folgt dieser „Protestaktion“ jedoch nicht. Heute zählt der WSC etwa 60 Verbindungen, seine enge Zusammenarbeit mit dem KSCV wird durch einen gemeinsamen Kartellvertrag fixiert. Unterschieden werden die beiden hauptsächlich bezüglich ihres Aktionsfeldes: Der KSCV ist hauptsächlich an Unis vertreten (weil Hochschulen, die keine akademischen Grade verleihen können, nicht elitär genug sind), während der WSC mehr an Technischen Hochschulen sein Unwesen treibt. 2.4. Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV), Mitglied in AGV/EKVund AaV Die Gründung dieses Verbandes erfolgt im Jahr 1867, sein Zentralorgan ist die Academia. Auch wenn heute oft in ebendiesem Organ zu lesen ist, dass der CV im Dritten Reich keine üble Rolle spielte, so gibt es Äußerungen, die dem eindeutig widersprechen – z.B. die des Vorsitzenden des CV im Juni 1933: „Der CV bekennt sich zur nationalsozialistischen Revolution als dem großen geistigen Umbruch unserer Zeit. Der CV will und muß Träger und Künder der Idee des Dritten Reichs sein. (...) Nur der nationalsozialistische Staat, der machtvoll aus der Revolution herauswächst, kann uns die Wiederverchristlichung unserer Kultur bringen (...) Es lebe der CV! Es lebe das großdeutsche Reich! Heil unserem Führer Adolf Hitler!“7 2.3. Kartell-Verband der katholischen Studentenvereine (KV), Mitglied in AGV/EKV und AaV Der KV gründet sich im Jahr 1866. Er umfasst heute 82 nicht farbentragende Verbindungen. Es werden auch „nichtkatholische“ Christen aufgenommen. KV und CV (s.u.) verfügen über ein gemeinsames Netzwerk von etwa 45.000 Alten Herren, die durchaus die Vermittlung in alle bedeutenden Positionen dieser Gesellschaft ermöglichen. Politisch lässt sich eine gewisse Nähe zur CDU/CSU nicht abstreiten, welche sich zum Beispiel daran zeigt, dass 1997 28 Bundestagsabgeordnete (z.B. Klaus Kinkel, Jürgen Rüttgers und Klaus Töpfer) von CDU/CSU in einer katholischen Verbindung waren. Heute gehören dem CV etwa 130 farbentragende, nicht-schlagende Verbindungen an. Was die „unpolitische“ Haltung des CV angeht, wollen wir dieser einmal auf den Zahn fühlen, und zwar mit einigen Zitaten aus einer Ausgabe der Academia aus dem Jahr 1995, die den schönen Titel „50 Jahre danach“ trägt8: • 7 „Die Frage, ob der 8. Mai 1945 der Tag der Kapitulation oder der Befreiung vom Nationalsozialismus war, ist längst beantwortet: Er ist beides. Es ist also das Ende des Hitler-Faschismus durchaus eine Niederlage – für wen? Wir haben uns daran gewöhnt, in regelmäßigen Abständen die Jubiläen einer makabren Geschichte zu begehen.“ Irgendwie gelangweilt wird hier die Kultur des Erinnerns und Gedenkens abgekanzelt, was nicht unbedingt von einem wachen Geschichtsbewusstsein zeugt. Zwangsarbeiter genannt. Eine unter Geschichtsrevisionisten durchaus weitverbreitete Verkehrung des Täter-Opfer-Verhältnisses, das die Taten beispielsweise der Sudetendeutschen in der CSR oder der Wehrmachtssoldaten in ganz Europa ausklammert, um eine neue Opfergruppe zu konstruieren. • „Übrigens hat die allgemeine Verlegenheit gegenüber der deutschen Geschichte von 1933 bis 1945 auch darin einen Niederschlag gefunden, dass eine ganze Generation ihren Kindern aus ihrem Leben während dieser Zeit kaum etwas erzählte.” Von der Schuld, die die Deutschen durch Holocaust und Nationalsozialismus auf sich geladen haben, als einer „allgemeinen Verlegenheit“ zu sprechen, macht jeden weiteren Kommentar überflüssig. • „Vor fünfzig Jahren, am 8. Mai 1945, kapitulierte die Wehrmacht des Deutschen Reiches bedingungslos. (...) Für viele „Volksgenossen” war es ein Ende mit Schrecken, weil die letzten Stunden der Kämpfe oft von mörderischem Bombenhagel und Artilleriefeuer begleitet waren und Eroberer plündernd und schändend durch die Ruinenstädte zogen. Man beachte hier die Wortwahl – es handelt sich bei den Alliierten nicht etwa um Befreier, sondern um Eroberer. Diejenigen, die sich also gegen die Aggressoren, sprich Deutschland, zu wehren suchen, werden zu den Aggressoren, den Eroberern gemacht. Auch kommt hier ein gewisses Mitleid mit denen zum Ausdruck, die Deutschlands Krieg in alle Welt tragen halfen und den Nationalsozialismus ermöglichten. • „Die Bestimmung des Kreises der Zugehörigkeit innerhalb der Nation ist in gewissen Grenzen offen. Abstammung kann nicht das einzige Merkmal sein (aber ein Merkmal ist sie schon, die blutsvölkische Abstammungsdefinition, die in Europa nur noch in Deutschland zu finden ist). Nationen können geradezu einen Teil ihrer Identität darin finden, dass sie ihr Bürgerrecht andern relativ weit öffnen (...) Übrigens hat in Frankreich die Großzügigkeit der Bürgerrechtsverleihung auch militärische Gründe gehabt, und die Kinder der Zuwanderer mussten durchaus „die Gallier“ als ihre Vorfahren anzusehen lernen.“ • „Zu den Opfern zählen (...) auch die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die ins Deutsche Reich verschleppten Fremdarbeiter, die in Gefangenenlagern geschundenen Soldaten und die Opfer des Bombenkrieges” In einem Atemzug werden hier als Opfer die Sudetendeutschen bzw. Wehrmachtssoldaten und die 8 • Da stellt sich konsequenterweise uns allen doch die Frage: „Brauchen sie, brauchen speziell die Heranwachsenden unter ihnen nicht irgendwelche Stütze in der Geschichte, auf die sie, wohl nicht gleich Nationalstolz, aber wenigstens ein gewisses nationales Selbstbewusstsein gründen können?“ • Eifersucht als mögliches Hindernis für gutes Zusammenleben, das heißt, Frauen stören das Bundesbrüderliche Verhältnis Diese kurze Zusammenstellung zeigt relativ deutlich ein gewisses Geschichtsbild, das nicht direkt mit NaziParolen daher kommt, aber dennoch klar revisionistisches und rechtes Denken repräsentiert. In Verbindung mit öffentlichen Distanzierungen von Rechtsextremisten etabliert sich dieses Gedankengut mitten in der Gesellschaft, was es um so gefährlicher macht. • Frau würde als Hausfrau missbraucht werden, wenn sie aufgenommen würde • Frauen können auch so Verbindungsleben teilnehmen am • Es gibt auch Frauenverbindungen • Zweierverbindungen könnten die ganze Verbindung in Gefahr bringen Aus diesen sogenannten Gründen spricht nicht wirklich etwas, das den Ausschluss der Frauen aus den Verbindungen tatsächlich erklären würde, wie beispielsweise die Tatsache, dass sich eben in der gesellschaftlichwirtschaftlichen Elite nicht wirklich ein Gleichgewicht von Frauen und Männern findet bzw. finden soll. Es sind mehr Pseudo-Begründungen, die eine Sorge um gewisse Rituale widerspiegeln oder auch geschlechterspezifische „Denkmuster“ herkonstruieren, die realiter nicht für sich existieren, sondern gesellschaftlich bedingt sind. Argumente wie „Frauen als Hausfrauen missbrauchen, wenn sie da sind“ zeigen durchaus ein bestimmtes Frauenbild auf – nach dem Motto, wenn eine Frau da ist, dann ist es unweigerlich, dass man ihr häusliche Aufgaben zuschreibt. Fragt sich nur, wer nun die Häuser der armen Kerle eigentlich sauber macht... 2.5. Wingolfs-Bund, Mitglied in CDA/ CDK und AaV Der Wingolfs-Bund gründet sich 1860, sein zentrales Organ sind die Wingolfsblätter. Hier kurz zwei „Schmankerl“ zu diesem Verband, einmal zur Frage der Aufnahme von Frauen in die Männerbünde und einmal zur Rolle der Alten Herren. Als Ausschlusskriterien für Frauen fand Dietrich Heither bei den Recherchen für sein Buch „ Verbündete Männer. Die Deutsche Burschenschaft Weltanschauung, Politik, Brauchtum“ für die Wingolfs-Brüder im Jahre 1986 die folgenden: • Dann wären keine Veranstaltungen Zur Rolle der Alten Herren kann man ohne Frauen mehr möglich; es doch ganz kurz machen: „Wenn es • „Denkmuster” von Frauen schaffen keine Senioren gäbe, wer9 würde dann sagen, wo’s lang geht?“ Kurz, aber zusätzliche Probleme; 9 prägnant kommt hier zum Ausdruck, nach welchen hierarchischen Strukturen hier Denkmuster und Handlungs-anweisungen weiter gegeben werden. Es gibt außer den drei letztgenannten weitere christliche Verbindungen, z.B. den Deutschen WissenschaftlerVerband (DWV), den Ring Katholischer Deutscher Burschenschaften (RKDB), den Schwarzburgbund (SB), den Technischen Cartell-Verband (TCV), das WartburgKartell und noch einige andere. 2.6. Coburger Convent (CC), (ehemals Coburger LandsmannschafterConvent) Mitglied im CDA/CDK, AGA und AaV Die Gründung des CC erfolgt im Jahr 1868. 1919 wird in die Satzung die „staatspolitische Erziehung“ aufgenommen; wozu es in dem Buch „CC im Bild“ im selben Jahr heißt: „Unter den Mitgliedern herrschte ein allgemeiner nationalkonservativer Konsens. (...) Die vaterländische Erziehung ist die wichtigste Aufgabe eines selbst- und verantwortungsbewussten Bundes.“10 schreibt sowohl für die Nationalzeitung als auch für die Verbandszeitschrift des CC, die CC-Blätter. 1993 wurde auf einer Gedenkrede auf dem Pfingst-Treffen der „ethische Wert und die beispiellose Hingabe und Opferbereitschaft“ der Wehrmachtssoldaten gelobt11. Politisch brisant ist z.B. auch, dass CC und die Deutsche Sängerschaft (DS) gemeinsam alljährlich einen Studententag an den „mitteldeutschen“ Hochschulen der ehemaligen DDR veranstalten. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass offensichtlich es noch weitere „deutsche Gebiete“ beispielsweise in Polen oder der tschechischen Republik geben soll, die Deutschland erst „heim ins Reich“ holen muss. Der Cartellverband der Turnerschaften an deutschen Hochschulen, gegründet 1876 und 1885 umbenannt in VertreterConvent (Cartellverband akademischer Turnvereine auf deutschen Universitäten) umfasste die Vorläufer der Turnerschaften im CC. 2.7. Deutsche Burschenschaft, Mitglied im CDA/CDK, AGA und AaV Aktuell sind ca. 100 farbentragende und schlagende Landsmannund Turnerschaften im CC organisiert. Er nennt sich selbst unpolitisch, ist aber vor allem tolerant gegenüber rechten Aktivitäten von Mitgliedern: Beispielsweise ist der ehemalige Funktionär des NSDStB (Dachverband im Nationalsozialismus, s.u.), Fritz Hippler, gern gesehener Gast bei der Teutonia Heidelberg und 1881 erfolgt die Gründung des Allgemeinen Deputierten Convents (ADC), der sich im Jahr 1902 in „Deutsche Burschenschaft“ umbenennt. Bei der Gründungssitzung, bei der 34 Burschenschaften anwesend sind, wird eine Satzung für den ADC verabschiedet, in der als Grundprinzipien für die gemeinsame Interessensvertretung „gegenseitige Achtung und Anerkennung“12 verankert werden. Ende 1881 zählen 41 Burschenschaften zum ADC (damit fehlen nur noch 2 der existierenden 10 Burschenschaften, die aber in den vertreten waren. Damit konnte die nächsten Jahren ebenfalls eintreten). DB noch zusätzlich als eine außerhalb 1883 bekennen sich die Burschenschaften der gesellschaftlichen Gerichtsbarkeit unter dem Einfluss der Corps des KSCV stehende Gemeinschaft gefestigt werden. zu Duell und Mensur. Um dagegen 1891/92 gibt es bereits einen ersten zu protestieren ruft Konrad Küster, „Antisemitismus-Streit“, wo es neben Alter Herr der Franconia Bonn, den einem Bekenntnis zum Antisemitismus Allgemeinen Deutschen Burschenbund auch um die Festschreibung der ins Leben, was aber keine großartigen „Nicht-Aufnahme von Juden“ geht. In Folgen hat. Im Jahr 1887 werden zahlreichen Einsendungen an den damals erstmals die Burschenschaftlichen Blätter noch ADC genannten Verband wird „die herausgegeben, drei Jahre später entsteht Lösung der Judenfrage“ (sic!) diskutiert. der Alt-Herrenverband. Bereits 1893 legt „Ehrengesetze und der Burschentag Zweikampfregeln“ legt die fest, dass neben DB 1902 fest, womit ein dem Namen des spezifisch studentischer Eintretenden Ehrbegriff definiert werden auch die Religion soll. Dies beinhaltet anzuführen ist, die Regelung, dass eine damit Juden nicht auf bestimmte Weise mehr aufgenommen definierte Ehrverletzung werden müssen. durch die Autorität eines Daraus resultiert, Ehrengerichts zu regeln dass es dort schon ist, und dieses legt fest, 1894 keinen ob jemand beleidigt wurde Juden mehr gibt. oder nicht. Weiterhin 1896 folgt dieser können Satisfaktion Entwicklung nur Standesgenossen ein Antrag auf gewähren, was bedeutet, Satzungsänderung dass diejenigen, die durch die zu dieser Schicht Burschenschaft keinen Zugang haben, Germania Jena: ausgeschlossen bleiben aus diesem elitären aus: Burschenschaftliche Blätter 2/2001, 116. „Die deutsche Jahrgang, Bielefeld 2001, Anzeige S. 85 Ve r h a l t e n s k o d e x . Burschenschaft Pikant ist die Tatsache, steht auf dem dass Duelle nach dem Standpunkt des Strafgesetzbuch strafbar waren, dies deutschen Volkstums; daher können jedoch von den Korporierten ignoriert nur Studenten deutscher Abkunft bei werden konnte, da sie an den relevanten ihr Aufnahme finden. Anmerkung: Stellen der Gerichtsbarkeit ausreichend Jüdische Reichsangehörige sind 11 nicht als Deutsche zu betrachten.“ eigener Artikel), und dafür ausgerechnet von Adolf Hitler bewundert zu werden, ändert sich auch nicht, wenn man in den Daraus leitet sich eine Resolution ab, die Burschenschaftlichen Blättern des Jahres feststellt, dass „die Burschenschaften 2001 liest: in ihrer ablehnenden Haltung gegen die Aufnahme jüdischer Studierender „Im Ersten Weltkrieg fielen 3.400 14 einmütig zusammenstehen werden“. Burschenschafter. Bereits auf den Nach den Gräueln des Nationalsozialismus ersten Burschentagen nach dem (Rolle der DB während dessen siehe Punkt Ende des Krieges wurde über die 2.12.) gründet sich die DB im Juni 1950 Errichtung eines Ehrenmales für die neu, Couleur und Mensur werden bereits Gefallenen diskutiert. (...) Erst Ende ab 1954 wieder eingeführt. Zur Mensur der zwanziger Jahre wurde dann der ist zu sagen, dass sie in einer Reihe Beschluss über den Bau des Ehrenmales von Prozessen durchgesetzt wird, bis gefasst. Am 3. Juni 1933 erfolgte schließlich ein BGH-Urteil vom 29.1.53 die Schlusssteinlegung, am 4. Juni erklärt, dass die Bestimmungsmensur 1933 die feierliche Einweihung (...) „nicht strafbar“ ist, so dass ihr zufolge Ein Frankone aus Münster eröffnete keine Exmatrikulation mehr möglich ist. die Feier mit Grußworten (...) des Die revisionistische und nationalistische Reichskanzlers Adolf Hitler...“16. Geschichtsbetrachtung der DB kommt sehr schnell zum Ausdruck, beispielsweise liest Zur Frage, was es denn nun ist, dieses man in den Burschenschaftlichen Blättern „deutsche Volk“, wird man auch hier 1956: zur Genüge belehrt: „Nach wie vor betrachtet die Deutsche Burschenschaft „...wenn wir uns erinnern, dass die deutschen Bewohner Österreichs über weite Teile Deutschlands und Südtirols als Teil des deutschen die Gewalt asiatischer Horden Volkes“17. Nach einer Verbandskrise 1972 kam, blühendes deutsches Land wird dann auch „endlich“ die Möglichkeit verwüstet, versteppt und in geschaffen, dass zur Vereinigung der Unfreiheit geschlagen wurde, dass „Volksdeutschen“ österreichische Millionen Menschen vertrieben, Burschenschaften in die DB eintreten verschleppt, gemordet, Frauen können, was die „Burschenschaftliche und Mädchen geschändet wurden. Gemeinschaft“ (rechter Flügel unter Nein, unsere Soldaten fielen nicht diesen sowieso schon Rechten) forcierte. für eine Clique und einen Dreck, sie Sie hält staatsbezogene Aktivitäten für 15 fielen für Deutschland.“ falsch, da so „die Burschenschaft auf ihre jeweiligen Teilstaaten (des deutschen Diese Ansicht, wie ehrenvoll es doch Reiches, Ergänzung der Red.) BRD und ist, für’s Vaterland zu sterben (ein Österreich“ fixiert blieben18. Ruhm, den auch die Uni nach ihrer Aus dem Handbuch der DB, das seit Wiedereröffnung pflegen wollte, siehe 1982 verbindlich „Grundlagenwissen“ 13 12 vermitteln soll19, werden die Grundlagen für diesen blutsvölkisch definierten Staatsbegriff noch einmal für jeden verständlich wiederholt: Als Volk versteht die DB „eine menschliche Gemeinschaft, die durch gleiche Abstammung, gleiches geschichtliches Schicksal, gleiche Kultur und verwandtes Brauchtum, dieselbe Sprache und zusammenhängenden Siedlungsraum verbunden und geprägt ist. Das Volk ist wie die Familie ein natürlicher 20 Zusammenschluss.“ (ODS). Gemeinsame Veranstaltungen sehen Nazi-Größen wie Michael Walker (National Front), Günther Dekkert (NPD) oder Wilhelm Stäglich (Autor des „AuschwitzMythos“). Die bräuchte es allerdings eigentlich wirklich nicht, denn 1984 zeigt ein Buch der Burschenschaftlichen Gemeinschaft namens „Burschenschaft und nationale Identität“ beispielsweise „Deutschland in seinen völkerrechtlichen Grenzen“ (1939!!)22. 1990 vertritt die der DB vorsitzende Burschenschaft Olympia (Wien) den Standpunkt, „dass auch die Ostgebiete, Österreich, Südtirol usw. alles deutsche Länder sind“23. Mit dieser Argumentation einer Staatsbürgerschaft durch Abstammung, sprich einer Blutszusammengehörigk eit, arbeitet allerdings nicht nur die DB, sondern auch der deutsche Staat, der auf dieser Grundlage entscheidet, wer den deutschen Pass erhält und wer nicht. Neben diesen eigenen, eindeutigen Stellungnahmen „Bis hierher und weiter kamen die serbischen Reiter“ gibt es auch eine enge zu solchen Ergüssen kommt es beim brüderlichen Zusammensein. Zusammenarbeit mit rechten Organisationen. Der „hochschulpolitische“ Momentan sind in der DB etwa 130 zusammengefasst, die Ausschuss der DB ist mitverantwortlich Verbindungen für die Gründung des Rings Freiheitlicher sämtlich nur „Volksdeutsche“ aufnehmen, Studenten, der „Studentenbewegung der die den Kriegsdienst nicht verweigert Rechten“21, die den RCDS (Hochschulgruppe haben. Die ehemalige DDR wird natürlich Mitteldeutschland bezeichnet. der CDU/CSU) wieder auf den rechten als sogenannte Burschenschaftliche Weg bringen sollte. Es bestehen enge Die umfasst aktuell ca. Verbindungen zum „Gesamtdeutschen Gemeinschaft Verbindungen. Aufgrund deren Studentenverband“(GDS), dem Verband 40 heimatvertriebener Studenten (VHDS) bzw. Aktivitäten, die den sich als „liberal“ dem Ostpolitischen Studentenverband verstehenden Burschenschaften – wie auch immer das aufzufassen ist – zu weit 13 gingen, kam es 1995 zu einer Abspaltung der DB. 15 Burschenschaften gründeten den „Hambacher Kreis“, was relativ folgenlos blieb. 1996 gründeten acht aus der DB ausgetretene Verbände die Neue Deutsche Burschenschaft (s.u.). Für München ist vielleicht noch interessant, dass das Haus der Danubia in der Möhlstraße 21 im Nationalsozialismus von der Familie Julius Kaufmann, die 1935 mit dem Rassengesetz der Nazis unter die Definition „Jude“ gefallen war, geraubt und arisiert wurde. Das Haus ging am 1.2.1938 an den „Freiherr von LeonrodFamilienfideikomiss“. Bruno Kaufmann wurde gezwungen, ein Testament zur Legitimation des Raubes zu unterschreiben, am 31.10.1940 verübte er dann mit seiner Familie Selbstmord durch Gasvergiftung. Über das Ehepaar Karl von Manz ging das geraubte Haus dann schließlich im Jahr 1957 an die Danubia. Eine Rückerstattung wurde bis dato nicht in Betracht gezogen.24 1881. Die Vereine Deutscher Studenten (VDSt) verdienen sich ihre „Lorbeeren“ vor allem mit der Konstituierung und Verbreitung des studentischen Antisemitismus (siehe Norbert Kampe, Studenten und „Judenfrage“ im Deutschen Kaiserreich. Die Entstehung einer akademischen Trägerschicht des Antisemitismus, Göttingen 1988). 1880 gründet sich in Berlin der erste VDSt direkt mit einer Petition gegen die rechtliche Gleichstellung von Juden, was die von Beginn an aggressive und militante antisemitische Haltung zeigt. Nach weiteren zahlreichen Gründungen entsteht 1881 der Kyffhäuserverband der Vereine Deutscher Studenten25, zu dessen Gründung alle „national gesinnten Studenten“26 aufgerufen wurden. Auf einer der Festreden heißt es: „Es gilt zu arbeiten für die innere Gestaltung unseres Volkes und Vaterlandes. Wir 2.8. Neue Deutsche haben ein Reich, wir Emblem des Kyffhäuserverbandes Burschenschaft, Mitglied der Vereine Deutscher Studenten, lassen Gut und Blut im CDA/CDK dafür. Vieles in ihm 1933 ist noch mangelhaft. Die NDB gründet sich 1996 als Abspaltung Judentum, Franzosentum, wohin der DB, um sich angeblich gegen „die wir blicken. Es ist die Aufgabe der Rechten“ in der DB zu positionieren. Im christlich-germanischen Jugend, Jahr 1999 umfasst sie 17 Mitgliedsbursc das auszurotten, denn uns gehört henschaften. Mehr ist momentan nicht die Zukunft.“27 bekannt. Ab 1886 existiert eine Verbands-Zeitschrift 2.9. Verband der Vereine deutscher namens „Akademische Blätter“; wo es zum Studenten (VVDSt), Mitglied im zehnjährigen Verbandsbestehen heisst: CDA/CDK und AaV „Eine Verbindung, die dem Die Gründung des VVDSt erfolgt im Jahr Judentum ihre Reihen öffnet, 14 verfällt heute der allgemeinen Missachtung der Gesamtheit der Studierenden. Kein Teil des deutschen Volkes ist in so weitem Umfange heute von der Berechtigung und Notwendigkeit des Antisemitismus überzeugt, in so hohem Maße von antijüdischem Geiste beseelt als die Blüte der deutschen Jugend.“28 Bald findet sich auch der rassistisch definierte Antisemitismus, z.B. in einer Satzungserläuterung von 1896: „Die VVDSt dürfen nicht Leute aufnehmen, unter deren Eltern sich getaufte oder ungetaufte Juden befinden“.29 Das Organ Akademische Blätter hält sich auch im Hinblick auf den kommenden Faschismus konsequenter Weise wenig bedeckt: „Wir wollen das Dritte Reich, wir wollen es mit allen Deutschen und für alle Deutsche“30. Mit dieser Geschichte hat der heute immer noch (bzw. wieder nach 1945) bestehende Verband kein Problem: „Der Verband ist einst entstanden, um den jungen Studenten zu einer Verantwortung für das neu geschaffene Reich aufzurufen. Seine Aufgabe besteht auch heute noch darin, eine junge akademische Generation mit volkspolitischen, staatspolitischen und sozialen Aufgaben vertraut zu machen und sie zu verantwortungsbewusstem Handeln zu erzielen“31. So liest man in einer Selbstdarstellung des VVDSt von 1996, womit er sich in keiner Weise von den antisemitischen Gründungsidealen oder der NaziVergangenheit distanziert. Der Verband umfasst heute ca. 41 nicht couleur-tragende, nichtschlagende Verbindungen – und irgendwie hängt er doch sehr an der Vergangenheit: Er ist in Gauverbände gegliedert, nimmt selbstverständlich österreichische Verbindungen auf und hat Kontakte zu VDSt in Ungarn und Polen. Daraus ergibt sich auch eine besonders enge Zusammenarbeit mit dem Verein für Deutschtum im Ausland, das doch irgendwie in deren Augen gar kein Ausland sein sollte. 2.10. Akademischer Turnbund, Mitglied im CDA/CDK und AaV Der Verband besteht seit 1883. Da nicht mehr Informationen recherchiert werden konnten, wird er hier nur aufgeführt, damit klar wird, dass auch dieser Verband mit den anderen Verbänden in Arbeitsgruppen zusammenarbeitet. 2.11. Deutsche Sänger-schaft (DS), Mitglied im CDA/CDK, AGA und AaV Die Gründung der DS erfolgt im Jahr 1896. Interessant für die politische Einordnung ist z.B. die Tatsache, dass CC und DS alljährlich gemeinsam in der ehemaligen DDR einen Studententag für die „mitteldeutschen“ Hochschulen veranstalten. 15 sich bereits vor 1933 die vier größten Verbände von Burschenschaften, Corps, Landsmannschaften und Turnerschaften 2.12. N a t i o n a l s o z i a l i s t i s c h e r zum „Allgemeinen Deutschen Waffenring“ Deutscher Studentenbund (NSDStB) vereinigt, der sich bei den Nazis größter Anerkennung erfreut: Zur Geschichte der verschiedenen Verbindungen und ihrer Dachverbände „Es ist kein Zufall, dass der NSDStB während des Faschismus soll hier, neben und die schlagenden Verbindungen der bereits getroffenen Einschätzung und eine gewissen Auslese des Bewertung durch ihre Funktion und Position Menschenmaterials der heutigen in der Gesellschaft, nur geklärt werden, Studentenschaft vereinen: dass von einer gern herbeigeredeten der Wille zur Tat hat hier die „Opferrolle“ der Verbände großenteils einzigen aktivistischen Elemente nicht die Rede sein kann. Vielmehr tragen zusammengefasst.“33 sie ihren Teil dazu bei, dass die Dinge für die Nationalsozialisten und sie selbst wie Zwischen Waffenring und NSDStB gibt gewünscht verlaufen. Der NSDStB kann es ein Abkommen über gemeinsame im Nationalsozialismus vor allem deshalb Verhaltensrichtlinien; ebenso nimmt der so erfolgreich agieren, weil völkischer Vertreter-Konvent der Turnerschaften Rassismus und Antisemitismus vor allem zum NSDStB auf und bietet Besetzung durch Burschen-, Landsmann-, Sänger von Posten im Sinne der Nazis an. Die und Turnerschaften sowie die Vereine „Deutsche Wehrschaft“ tritt dem Verband Deutscher Studenten bereits in den geschlossen bei, und die Deutschen Köpfen eines Großteils der Studierenden Landmannschaften und die VDSt setzen verbreitet sind. Die Machtergreifung an erfreut auf eine gemeinsame erfolgreiche den Hochschulen vollzieht sich dadurch Entwicklung. besonders schnell, Manche Korporationen lösen sich selbst auf, die DB handelt sich rasch „dass große Teile der Studenten Sonderbedingungen aus. Bemerkenswert schon lange vor der Gründung ist, dass die Verbindungen als des NSDStB wesentliche Elemente Kameradschaften nach den Regeln der der NS-Ideologie aufgenommen Nazis weiterbestehen können. hatten: den Antisemitismus, die völkische Ideologie und vor allem 3. ... ein Interesse: Wie die 32 den radikalen Nationalismus.“ Dachverbände zusammenarbeiten. Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund (NSDStB) übernimmt 1931 Führung im Dachverband „Deutsche Studentenschaft“ (DSt). Auf Anregung der Deutschen Landsmannschaften hatten Oft wird Verbindungsgegnern vorgehalten, dass ebenjene „alles über einen Kamm scheren“ und damit „einfach nicht differenzieren“ würden. Zunächst einmal ist es richtig, dass wir 16 nicht differenzieren – doch dies hat gute Gründe. Nach einer ausführlichen Beschäftigung mit dem Thema gilt es, eine Tatsache so oft wie möglich festzustellen: Es ist richtig, dass eine Danubia nicht das Gleiche tut und lässt wie eine Sängerschaft oder irgend eine Turnerverbindung. Die beiden haben allerdings gemeinsam, dass sie hierarchisch strukturiert sind, dass sie frauen- und ausländerfeindlich sind und eine elitäre Gemeinschaft darstellen. Es ist auch richtig, dass nicht jede Sängerschaft Nazi-Größen zu Vorträgen einlädt oder Nazi-Prügler versteckt, die einen griechischen Mitbürger beinahe zu Tode getreten hätten. Dennoch vertreten beide ihre Interessen, deren es offensichtlich gemeinsame gibt, über verschiedene Strukturen, Dachverbände und Freundschaftsverträge gemeinsam. Nun also noch kurz zu den „Verbindungen der Verbindungen“, was auch die oben angeführten Abkürzungen endlich aufklären wird: Freundschaftsverträge oder KartellVerträge gibt es zwischen zahlreichen Dachverbänden, so zum Beispiel zwischen CC und DS, zwischen DB und den VVDSt, zwischen KSCV und WSC oder auch VVDSt und WB. Mehrheitlich sind die Dachverbände im Convent Deutscher Koporationsverbände (CDK) bzw. im Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA), der 1950 gegründet wurde und dem alle wichtigen Dachverbände außer den katholischen angehören, zusammengeschlossen. CDA, der die Alten Herren und ihre Verbände organisiert, und CDK, der das „Dach“ der Aktiven-Verbände darstellt, vereinigen 550 Altherrenschaften mit ca. 60.000 Mitgliedern und 5.000 Studenten in 12 Korporationsverbänden34. Die Aufgaben des CDA fasst der Vorstand, Dr. W.N. Kießel von der Franconiae München, in seinem Tätigkeitsbericht für das Jahr 1999 zusammen35: Jedes Jahr soll es eine „anspruchsvolle Veranstaltung“ geben, bei der „die Spitzen von Staat, Hochschule und Gesellschaft“ vertreten sein sollen. Weiteres Ziel ist die Bildung von örtlichen Conventen und die Förderung des örtlichen Zusammenschlusses von Artherrenvereinigungen. Als Beispiel bringt Kießel den Bund Nürnberger Studenten (BNSt), der es als seine Hauptaufgabe ansieht, „das Korporationswesen im öffentlichen Leben darzustellen und bekannt zu machen“. Dazu zählt der intensive Kontakt zu den Dekanen der Hochschulen, zu Parteien, der Industrie, zur IHK und ähnlichen Verbänden. In Nürnberg ist der Oberbürgermeister Alter Herr von zwei Verbindungen – er schlug vor, zum Stadtgründungstag auch einen Stadtgründungskommers durchzuführen, was erstmals im Juli 1999 durchgeführt wurde. Gut, wenn man seine Leute an den richtigen Stellen platzieren kann. Weiterhin will der CDA seine Mitgliedsverbände dazu bewegen, verbandsübergreifende Mitgliedschaften zuzulassen und nicht gegeneinander aufzutreten. Es mache wenig Sinn, wenn jeder einzelne Verband versuche, bei Lions, Rotary oder Schulen zu werben – gemeinsam sei dies über den CDA eher möglich. Im Hinblick auf den CDK heißt es nur, dass die gute Arbeit des CDA mit dessen Engagement steht und fällt. Was die katholischen Verbände CV und KV betrifft, so ist es Ziel des CDA, diese ebenfalls zu gewinnen. Dies vor allem deshalb, da der politische Einfluss mehr 17 bei ihnen läge seit 1945, wie beispielsweise mit Konrad Adenauer, Kurt Georg Kiesinger, Franz-Josef Strauß, Jürgen Rüttgers etc. Mit der Darstellung des CDA-Vorstandes zu seinen Aufgaben und seiner Tätigkeit wird klar, dass es sich beim CDA (sowie beim CDK, der ähnliche Aufgaben bei den Aktiven wahrnimmt) um das Koordinationsgremium der Arbeit der Dachverbände handelt. „Trubel“ gab es um CDA und CDK nach den Austritten des Verbandes Alter Corpsstudenten (VAC) aus dem CDA und des WSC und KSCV aus dem CDK im Jahr 1999.36 Doch bereits direkt nach dem Austritt des VAC wird nach Neuwahlen bei CDA- und VACVorstand ein Wiedereintritt ins Auge gefasst – vermutlich unter weniger öffentlicher Aufmerksamkeit... Zu den Gründen des Austritts von KSCV liest man im CDA-Info 5: „Zum Beispiel wirft der Kösener Verband der DB Rechtslastigkeit vor. Dies ist unbegründet und unbewiesen, da die DB einerseits ihre unauflösliche Verbundenheit mit Deutschland als Verbandsprinzip hat, andererseits sich insoweit politisch aktiv, jedoch nicht einseitig festlegt. Die DB wirft dem KSCV Prinzipienlosigkeit und Opportunismus vor. Der CDA wird diese Vorwürfe nicht bewerten und neutral bleiben.“37 Dies bringt die Haltung des CDA und seiner Verbände gegenüber der DB wohl klar genug zum Ausdruck. Wichtig anzubringen ist an dieser Stelle noch, dass die Distanzierung von der rechtsextremen Danubia wohl eher das öffentlichkeitswirksame Motiv, aber nicht der reale Grund für den Austritt des KSCV war. Der Vorortssprecher des KSCV, Gerd Belusa, erklärt dazu: „Wir haben nicht vergessen, dass der Kösener Verband auch gegründet wurde, um die Corps gegen ihren gemeinsamen Feind, die Burschenschaft, zu einen.“38 Die Konkurrenz war es also, die den KSCV zum Austritt bewog. Belusas Vorgänger, Jakob von Gehren, bezeichnet eine Erklärung von KSCVlern, die massive Vorwürfe gegen die DB wegen deren Rechtsextremismus erhoben hatten, als „wohl das beste Stück Öffentlichkeitsarbeit der letzten Jahre“39. Dem ist wohl nicht zu widersprechen, es zeigt aber auch, was von diesem „Antifaschismus“ zu halten ist. In Überlegungen über die Zukunft des CDK nach den Austritten von WSC und KSCV, dem nach diesem Ereignis 12 Mitgliedsverbände mit 350 Verbindungen und 5000 Aktiven angehören, werden dessen Ziele seit 1951 nochmals beleuchtet. Im Jahr 1951 beinhaltet das Selbstverständnis „das Bekenntnis zu den altüberlieferten Idealen von Menschheit und Brüderlichkeit, von Recht und Freiheit und von Volk und Heimat“40 – das Bedürfnis nach der deutschen Volksgemeinschaft ist nach Holocaust und Nationalsozialismus 18 offensichtlich noch immer nicht gestillt. Daraus ergeben sich als Aufgaben die „arbeitsfähige Gesamtvertretung aller Ko r p o r a t i o n s v e r b ä n d e “ , „eine Schlichtungsordnung für Studenten und A l t a k a d e m i k e r “ 41 etc. Auf einem Korporationsstudententag 1974 werden die Aufgaben neu definiert. Nun sollen die „hochschulpolitischen Aktivitäten der Korporationsverbände“ koordiniert und „gemeinsame Grundsätze für die Zusammenarbeit untereinander“ erarbeitet werden. 1986 schließlich Die Elite Deutschlands – zum Anbeißen... (Burschenschaft Thurinigia formuliert der „Bonner Braunschweig) Standort des CDK“ ein Andernach mensurbeflissener Verbände Selbstverständnis, das Wert auf die (AGA) assoziierten Verbände. Die fünf interkorporative Zusammenarbeit vor daran nicht beteiligten katholischen Ort, die Vertretung in den Medien und Dachverbände gründeten die gegenüber anderer gesellschaftlicher Arbeitsgemeinschaft katholischer Gruppierungen und „die Förderung des Zus Verbände (AGV). Diese sind gemeinsam mit ammengehörigkeitsgefühls aller deutscher Korporationsverbänden aus Österreich, Korporierten“42 legte. In diesen immer Schweiz, Italien, Belgien und Ungarn wieder erneuerten Fassungen kommt Mitglied im Europäischen Kartell-Verband klar die Zielsetzung der Koordination der christlicher Studentenverbände (EKV). Zusammenarbeit der im CDK organisierten Die drei bedeutendsten AGV-Verbände Verbände zum Ausdruck. Und zunächst gibt bilden zusammen mit CDA und CDK es ja im Jahr 1999 auch ein erfreuliches die Arbeitsgemeinschaft akademischer Ereignis für den CDK: Der SB, der bis dahin Verbände (AaV); die tatsächlich einzige noch nicht im CDK vertreten war, stellt Ausnahme bildete bis 1999 der SB – dann den Antrag auf Aufnahme. trat er dem CDK bei. Im Jahr 1980 haben Ein weiterer Verknüpfungspunkt der schließlich alle damals existierenden Verbindungen ist die Zusammenarbeit in Verbände das sogenannte Bonner Arbeitsgemeinschaften. Im CDA befinden Papier und 1987 die damit verbundene sich auch die in der Arbeitsgemeinschaft „Vereinbarung“ unterzeichnet. 19 Daraus ergibt sich ein einmal jährlich Fußnoten: stattfindendes Verbändegespräch, 1 Nach Michael Gehler, zitiert in: Heither, D., das zur Koordination der örtlichen Verbündete Männer, S. 58f Zusammenarbeit dient oder auch zur 2 Heither, D., Verbündete Männer, S. 74 3 Bildung von Zusammenschlüssen, die aus: Deutsche Corpszeitung, 34. Jg. (1917), zitiert nach Heither, D., Verbündete Männer, S. 75 über die Wahlen an den Hochschulen die 4 Zitiert nach Heither, D., Verbündete Männer, S. 61 Zusammensetzung der StuPas beeinflussen 5 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 372 6 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 372 sollen. 7 Aufruf des Vorsitzenden des CV Juli 1933, zitiert nach: Diese zahlreichen Verknüpfungspunkte von Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 7 8 sogenannten „liberalen“ Verbindungen alle nachfolgenden Zitate (kursiv) aus: Academia 3/ 1995, S. 101-106 nehmen jeder Distanzierung, in wie vielen 9 Sprecher des Wingolf-Bundes in Heidelberg, zitiert Pressemitteilungen sie auch formuliert nach: Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 8 10 zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der werden mag, von sogenannten „rechten“ Gesellschaft, S. 5 Verbindungen die Glaubwürdigkeit. 11 zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der An unserer Universität ließ es sich der Gesellschaft, S. 16 12 Zitiert nach Heither, D., Verbündete Männer, S. 57 bisherige Rektor Andreas Heldrich, um 13 zitiert nach: Heither, D., Verbündete Männer, S. 101 die gemeinsamen Interessen redlich 14 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 101 15 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 289 bemüht, nicht nehmen, den Deutschen 16 Burschenschaftliche Blätter, 2/2001, S. 57 Akademikertag 2000 als Schirmherr zu 17 Angenommener Antrag auf dem Berliner Burschentag begleiten – in dessen Rahmen dann auch 1965, zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 8 zwei Veranstaltungen „auf“ den Häusern 18 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 332 der Burschenschaften Franco-Bavaria 19 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 337ff 20 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 337ff und Stauffia (beide Mitglieder der DB) 21 aus: Deutsche Wochenzeitung, zitiert nach: Heither, 43 stattfanden . Aber der CDA hält die DB D. Verbündete Männer, S. 359 22 ja sowieso wie oben dargelegt nicht für Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 8 23 zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der rechts – q.e.d. Literatur: - - Gesellschaft, S. 8 Fakten aus einer Flugschrift von Carl Blauhorn vom Institut für Kunst und Forschung, Februar 2002, München 26 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 95 27 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 96 28 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer, S. 97 29 zitiert nach: Heither, D. Verbündete Männer. S. 97 30 Akademische Blätter, Juni 1932, zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 7 31 zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 8 32 Grüttner, Michael, Ein stetes Sorgenkind für Partei und Staat. Die Studentenschaft 1930-1945, in: Krause, Huber, Fischer (Hrsg.), Hochschulalltag im „Dritten Reich“, Bd. 1, S. 206 33 zitiert nach: Autonome Antifa, Stützen der Gesellschaft, S. 6 34 entnommen aus: Faltblatt zum Deutschen Akademikertag 2000 35 nachfolgende Informationen zur Arbeit des CDA aus: Tätigkeitsbericht des CDA-Vorstandes, CDA-Info 7 36 nachfolgende Informationen zur Arbeit des CDA aus: 24 Academia 3/1995, 88. Jahrgang, Landshut 1995 Autonome Antifa Heidelberg & Antifa AK an der Uni Heidelberg, „Stützen der Gesellschaft – Elite der Nation. Studentische Verbindungen in Heidelberg“, Heidelberg 1997 Burschenschaftliche Blätter 2/2001, 116. Jahrgang, Bielefeld 2001 CDA-Info 5, September 1999, Jahrgang 4, URL: www.hochtaunus.net/cda/presse/cdainfo5/ index.html Faltblatt zum Deutschen Akademikertag 2000 Flugschrift von Carl Blauhorn, Institut für Kunst und Forschung, München, Februar 2002 Heither, Dietrich, „Verbündete Männer. Die Deutsche Burschenschaft – Weltanschauung, Politik und Brauchtum“, Köln 2000 Tätigkeitsbericht des CDA-Vorstandes für das Jahr 1999, CDA-Info 7, URL: www.hochtaunus.net/cda/ presse/cdainfo7/taetigkeitsbericht.html 20 CDA-Info 5 CDA-Info 5, S. 4 38 CDA-Info 5, S. 22 39 CDA-Info 5, S. 22 40 CDA-Info 5, S. 17 41 CDA-Info 5, S. 17 42 CDA-Info 5, S. 18 43 entnommen aus: Faltblatt zum Deutschen Akademikertag 2000 37 Die Waffen: Säbel, Korbschläger und Glockenschläger damit man weiß, wo der Schmiss herkommt... 21 Entnommen aus: Autonome Antifa Heidelberg & Antifa AK an der Uni Heidelberg, „Stützen der Gesellschaft – Elite der Nation. Studentische Verbindungen in Heidelberg“, Heidelberg 1997, S. 18 22 Wegbereiter des Faschismus Studentenverbindungen berufen sich gerne auf ihre Tradition und Geschichte. Spricht mensch sie allerdings auf ihr Treiben während der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus an, schweigen sie sich aus oder behaupten, ihre Organisationen seien ja während des Naziregimes verboten gewesen. Die Frage, ob sich die Studentenverbindungen mehr oder weniger freiwillig auflösten ,oder, wie sie behaupten, durch die Nationalsozialisten aufgelöst wurden, lenkt von dem entscheidenden Gesichtspunkt bei der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Studentenverbindungen ab: Die Geschichtsdeutung der Vertreter der Studentenverbindungen, sie seien ja zur Zeit des Nationalsozialismus verboten gewesen, verdrängt nämlich, dass es primär nicht darum geht, wie sich die Nationalsozialisten gegenüber den Studentenverbindungen verhielten, nachdem sie die Macht in den Händen hatten, sondern ob und in welchem Maße Teile der Studentenverbindungen zum Untergang der Weimarer Republik beitrugen. Dieser Fragestellung soll im folgenden nachgegangen werden. Nach der Rückkehr der Studenten aus dem Ersten Weltkrieg engagierten sich viele von ihnen bei der Formierung der republikfeindlichen Kräfte, fanden sie sich doch mit einer Situation konfrontiert, die nicht mit ihrem Weltbild zu vereinbaren war: Der preußisch-deutsche Militärstaat war besiegt, die Weltmachtsambitionen waren zerronnen, die Monarchie hatte abgedankt. Schuld an dieser Entwicklung waren nach Auffassung der korporierten Studenten nicht die herrschenden Eliten des Kaiserreichs, sondern die von „Deserteuren, Drückebergern und ähnlichem Lumpengesindel“ inszenierte Revolution, mit der das Kaiserliche Heer von hinten erdolcht worden sei.1 Von Beginn an agitierte ein großer Teil der Studenten mit der sog. Dolchstoßlegende und dem „Diktat von Versailles“ gegen das demokratische System der Weimarer Republik. Man hoffte auf die baldige Rückkehr der kaiserlichen Macht. Noch 1926 schrieb ein Vertreter des Verbands der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt), dass die Monarchie das Beste für Deutschland wäre.2 Die überwiegende Mehrheit der korporierten Studenten zeigte, dass sie auch gegebenenfalls bereit war, mit militärischen Mitteln gegen demokratische Bestrebungen vorzugehen, um die sozialen und politischen Errungenschaften der Novemberrevolution zu bekämpfen: 1. Engagement im Deutsch-Völkischen Schutz- und Trutzbund Ein großer Anteil der Mitglieder des Verbands der Vereine Deutscher Studenten engagierten sich (belegt werden kann dies für Marburg) laut eigener Angaben im Deutsch-Völkischen Schutz- und Trutzbund. Der 1919 vom Alldeutschen Verband als Sammelbewegung von Antisemiten und Republikgegnern gegründete Bund, der zu Beginn der 20er Jahre etwa 200.000 Mitglieder zählte, war bis zu seiner Auflösung 1923 zweifellos die radikalste antisemitische Organisation. Er fiel durch zahlreiche Demonstrationszüge und „Protestkundgebungen“ auf, in deren Folge es fast immer zu Ausschreitungen, Plünderungen und Überfällen sowie zu Misshandlungen von Juden und 23 VDSt die Kaserne, Irminsul das Elekrizitätswerk, der A.T.V. Marburg (Akademischer Turnerverein, Anm. d. Verf.) und der A.T.V. Kurhessen die Lahnbrücken besetzen und sperren, kath. Renania und HassoGuestphalia die Südausgänge von Marburg sichern, RhenaniaStraßburg zu Marburg und Palatia die Südpost besetzen. Das Korps Teutonia sollte einen beweglichen Stoßtrupp bilden. Durch einen weiteren Geheimbefehl waren eine Anzahl Studenten abgeteilt, die alle öffentlichen Gelder zu beschlagnahmen und die jüdischen Banken zu besetzen hatten.“5 politischen Gegnern kam. Der Schutz- und Trutzbund, der das Hakenkreuz zu seinem Verbandsabzeichen erklärt hatte, rief seine Funktionäre z.T. auch unverhohlen zum Mord an politischen Gegnern auf.3 Aufgrund der terroristischen Aktivitäten, aber auch aufgrund innerer Rivalitäten wurde der Bund 1922/23 aufgelöst. Seinen aktiven Mitgliedern fungierte die DSDAP als neue politische Heimat. 2. Beteiligung am Kapp- und Hitlerputsch Korporierte beteiligten sich auch an dem rechtsradikalen Kapp-Putsch, dem ersten gewaltsamen Versuch der Errichtung einer Diktatur von rechts. Über 50.000 Studenten kämpften auf der Seite Kapps und Lüttwitz’ gegen die legale Reichsregierung.4 Aus den Lebenserinnerungen Bogislav v. Selchows, Führer des Studentenkorps Marburg (StKoMa), geht hervor, in welcher Weise sich die Verbindungen am konterrevolutionären Putsch beteiligen wollten: „Die Herren des Stabes hatten einen genauen Plan ausgearbeitet. Die Burschenschaft Arminia sollte den Hauptbahnhof besetzen und die Straße nach Werda absperren, Hasso Nassovia, Westfalia, Philipina und Wingolf einen beweglichen Stoßtrupp bilden, Sigambria den Südbahnhof besetzen, HassoBorussia die Hauptpost besetzen und außerdem die Straße nach Marbach absperren, Chattia und Schaumburgia das Rathaus besetzen, Alemania das physikalische Institut, Germania, Saxonia und Die gleichen Studenten, die noch am 18. März die Republik beseitigen wollten, zogen nach dem Scheitern des Putsches am 20. März nun „zur Rettung des Vaterlandes“ nach Thüringen und halfen dort der Reichswehr bei der Niederschlagung des gegen den KappPutsch gerichteten Generalstreiks.6 Burschenschafter engagierten sich auch 1923 beim Hitler-Putsch. Dazu äußerte sich die Verbandszeitschrift der Deutschen Burschenschaft (DB) „Burschenschaftliche Blätter“ wie folgt: Am 8. November dieses Jahres ist in München versucht worden, eine revolutionäre Regierung der deutschen Freiheit zu bilden, am 9. November sind in München an die 20 deutsche Männer für Volk und Vaterland gefallen. (...) Die nationalsozialistische Arbeiterpartei, die Reichskriegsflagge und der Bund 24 Tr a d i t i o n s v e r s t ä n d n i s und Elitedenken die Gemeinsamkeiten: Eine antidemokratische und antisozialistische Grundhaltung in Verbindung mit ausgeprägtem Antisemitismus und völkischem Nationalismus. Das 1922 neu aufgelegte „Handbuch für den Deutschen Burschenschafter“ belegt, wie stark das politische Bewusstsein der Burschenschafter vom völkischen Nationalismus geprägt war: „Wir haben die v e r m e i n t l i c h e Gleichsetzung von Nationalstaat und Staatsnation zu beseitigen und eine Entnommen aus: Burschenschaftliche Blätter, Nov./Dez. 1987, S. 233 verwandelte, von den Oberland sind diese Verbände. Wir Staatsgrenzen und der unzureichend bekennen mit Stolz, dass sich auch in gewordenen Staatlichkeit sich diesen Verbänden Burschenschafter loslösende Vorstellung von der befinden. Burschenschafter sind Nation zu bilden, indem wir diese heute mit Zuchthaus bedroht, weil in die Idee der Volkheit umschaffen. sie diesen Verbänden Treue auf Das ist das Völkische. Es bedeutet dem Weg zur deutschen Freiheit lebendige Einheit sämtlicher halten.“7 Teile unseres Volkstums jenseits aller Parteiungen und politischen 3. Verhältnis der Grenzen: dieses lebendige Studentenverbindungen zu den Gemeinsamkeitsgefühl deutscher Nationalsozialisten vor 1933 Art wollen wir erzeugen.“8 Als 1926 der „Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund“ (NSDStB) u.a. von Korporationsstudenten gegründet wurde, dominierten neben organisatorischer Konkurrenz und Differenzen über Logische Konsequenz eines derartigen völkischen Nationalismus war daraus auch ein aggressives Großmachtstreben, um die anderen „Volksdeutschen“ ins Reich 25 einzugliedern; so weiter in der gleichen Drückeberger“, „Kapitalisten“ und Auflage des „Handbuch für den Deutschen „Lenker der öffentlichen Meinung“ Burschenschafter“: sowie als Protagonisten „undeutscher“ „Vor allem muss es sich darum handeln, die verlorenen Landesteile im Osten und Westen beim Deutschtum zu halten, um ihren Rücktritt in den deutschen Staat vorzubereiten und den Anschluss Österreichs vollziehen zu helfen.“9 Die Idee von der auf dem „gleichen Blut“ beruhenden, also rassistisch begründeten „Volksgemeinschaft“ Ausmarsch der Wingolds aus der Wartburg beim Wartburgfest war somit auch vor dem Machterhalt 1928. der Nationalsozialisten bei den Ideen in Kultur, Politik und Wissenschaft. Studentenverbindungen gang und gäbe. Th. Büchner schrieb 1924 in den Ein weiteres zentrales Ideologem der Burschenschaftlichen Blättern: Mitglieder der Studentenverbindungen, das die ideologische Nähe zu den Jawohl, die Völkischen hassen Nationalsozialisten belegt, war deren die Juden, aber nicht die ausgeprägter AntisemitismusDer Juden als menschlich wirkende Zeitzeuge Oskar Scheuer beobachtete Krankheitserreger; sondern den jüdischen Geist, der mit „einen förmlichen Wettlauf der seinem Intellektualismus die verschiedenen Studentenverbände Welt entgöttert, die Kulturen (...), einer suchte den anderen von zersetzt, die historisch-soziale Tagung zu Tagung an Beweisen für Ordnung auflöst, eine ästhetische seine Rassereinheit zu übertreffen. Genießerphilosophie verbreitet, Es schien manchmal geradezu, die reinen Geschlechtsbeziehungen als warte man auf den Beschluss, der Germanen pervertiert und des anderen, um ihn dann durch dank seiner Eignung zu abstrakten eine noch schärfere Betonung und Geldgeschäften die Völker (...) zu Formulierung zu übertrumpfen.“10 Knechten macht.“11 In der Verbandszeitschrift der DB, den „Burschenschaftlichen Blättern“ wurde bereits zu einem frühen Zeitpunkt antisemitische Hetze betrieben. Juden galten dort als „Kriegsgewinnler und Diesem rassistisch begründeten Antisemitismus entsprachen die sog. Arierparagraphen in den Satzungen vieler Studentenverbindungen auch schon vor Machterhalt der Nationalsozialisten. 26 jahrein an uns und in uns gearbeitet haben, ist Tatsache geworden. Das Deutsche Volk hat bei der soeben abgeschlossenen Wahl zu den gesetzgebenden Körperschaften zum ersten Mal seit der Schmach von 1918 bekannt, dass höchstes und oberstes Gut nationale Einheit und Freiheitswille ist. (...) Die Willenskundgebung des deutschen Volkes, die der am 30. Januar 1933 von unserem uns immer als Vorbild dienenden Reichspräsidenten von Hindenburg zur Führung unseres Volkes berufenen Reichsregierung das Vertrauen aussprach, besagt gleichzeitig, dass alles Trennende hinter dem Gedanken an die Nation zurücktreten muß.“15 So stellten Bleuel und Klinnert zutreffend fest, dass der „Ariernachweis keine Erfindung der Nationalsozialisten war, sondern zu Tradition der Deutschen Burschenschaft“12 gehörte. Gleiches lässt sich für den Verband der Vereine Deutscher Studenten (VVDSt) feststellen, bei dem bereits seit der Mitte der 90er Jahre (des vorherigen Jahrhunderts) Studenten jüdischer Herkunft ausgeschlossen waren. In einer Erläuterung der Satzung des Jahres 1886 hieß es: „Die VDSt dürfen nicht Leute aufnehmen, unter deren Eltern sich getaufte oder ungetaufte Juden befinden.“13 Es lässt sich also festhalten, dass die Studentenverbindungen ideologische Vorbereiter des Nationalsozialismus waren. Folglich hatten diese auch keine Konflikte mit den Nationalsozialisten, war deren Ideologie angeht; alleine der Alleinvert retungsanspruch der Nationalsozialisten führte zu kleineren Streitigkeiten.14 4. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler wurde von der Deutschen Burschenschaft und breiten Teilen der anderen Studentenverbindungen ausdrücklich begrüßt und in die Kontinuität des eigenen Wirkens eingereiht. Führende Verbandsfunktionäre schrieben in den Burschenschaftlichen Blättern: „Was wir seit Jahren ersehnt und erstrebt und wofür wir im Geiste der Burschenschafter von 1817 jahraus Neben der Deutschen Burschenschaft hatte der VVDSt die „Machtergreifung“ an den Hochschulen am massivsten unterstützt. Bereits 1924 war in der Verbandszeitschrift „Akademische Blätter“ festgestellt worden, dass der Nationalsozialismus „die folgerichtige Fortsetzung unserer Korporationstraditionen ist“.16 Zahlreiche VVDStler waren Mitglied der NSDAP. Im Verband bildete sich ein Flügel, der am 12.8.1931 die „Denkschrift“ „Nationalsozialisten im Kyffhäuser Verband der Vereine Deutscher Studenten“ der Reichsleitung der NSDAP überreichte und sich ohne Einschränkung zum Nationalsozialismus bekannte.17 Welche Erwartungen der VVDSt nach der Machtergreifung an die nationalsozialistische Regierung hatte, stellt ein Alter Herr des VVDSt in den Akademischen Blättern dar: „Die Ausschaltung des Judentums“ durch 27 die „Ausschließung jedes einzelnen Semiten aus jedem Zweig des deutschen Volkslebens“ und die „Judenreinheit aller akademischen Berufe“.18 Nur einige Ausgaben später war bereits der unverhüllte Mordaufruf zu lesen: „Ein ausgesprochener Kampf gegen das Minderwertige hat begonnen, der nicht allein um seiner selbst willen zu begrüßen ist, sondern vor allem, weil Vernichtung des Unwertigen der beste Schutz des Wertvollen ist und bleibt. (...) Es gibt nichts Menschlicheres als die Menschen von denen zu befreien, die ihre sittlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Fundamente zerstören!“19 Die Mitglieder der Studentenverbindungen beteiligten sich an den rasch initiierten Kundgebungen zu den Siegesfeiern der „nationalen Erhebung“, genauso wie bei der zusammen mit dem NSDStB und anderen Korporationsverbänden durchgeführten „Aktion wider den undeutschen Geist“, der Bücherverbrennung. Die Studentenverbindungen folgten dem Willen der Nationalsozialisten, indem sie das Führerprinzip und die „Arierregelung“ (soweit diese nicht wie beim VVDSt und der Deutschen Burschenschaft schon viel früher auf eigenen Antrieb initiiert worden war...) einführten. Im Gegenzug wurde den Studentenverbindungen die Existenz im neuen Staat zugesagt.20 In der darauf folgenden Zeit schalteten sich die Studentenverbindungen freiwillig gleich und traten dem NSDStB bei. Eine offizielle Gleichschaltung, sprich ein Verbot der Verbände hat es nie gegeben.21 So beispielsweise die DB. Sie übergab am 18.10.1935 dem NSDStB-Führer Albert Derichsweiler auf dem Wartburgfest die Fahne der Urburschenschaft in feierlicher Form. Die bei dieser Gelegenheit gehaltene Rede eines Funktionärs der DB erklärt die Gründe für die vollzogene Auflösung der DB: „Das Ziel der Deutschen Burschenschaft, die Einheit und Macht des Deutschen Volkes, ist durch den Führer und die NSDAP in einer Weise erreicht, wie es sich die Männer des Wartburgfestes 1817 nicht schöner hätten denken können. Für dieses Ziel zu kämpfen hat die DB nicht mehr nötig. Das Erreichte festzuhalten ist nicht mehr ihre Aufgabe, sondern die der NSDAP. Die DB hat infolgedessen keine Aufgabe mehr. Sie kann dem großen Gedenken ihrer Gründer nur noch gerecht werden, wenn sie sich der NSDAP angliedert, die das erreicht hat, und das verteidigt, wofür die Burschenschaft über ein Jahrhundert gekämpft hat. Nach 120 Jahren Kampf für Freiheit, Einheit und Vaterland übergibt die Deutsche Burschenschaft ihre Burschenschaften, Fahne und Tradition dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund zu treuen 22 Händen.“ Die Altherrenschaften durften in vielen Fällen ihr Vermögen (Verbindungshäuser) behalten und im Rahmen eines EinheitsAltherrenbundes ziemlich ungestört 23 weiterwirken , was letztendlich 28 Grundlage für den „Neubeginn“ der Studentenverbindungen in der BRD gewesen sein dürfte. Selchow, v. Bogislav, Hundert Tage aus meinem Leben, S. 321, zitiert nach: Heither u.a., Wegbereiter des Faschismus, S. 26 6 Heither u.a., Wegbereiter des Faschismus, S. 26 7 Burschenschaftliche Blätter 1923, S. 1, zitiert nach: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 80 8 Hermann Haupt (Hrsg), Handbuch für den Deutschen Burschenschafter, S. 206ff, zitiert nach: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 83 9 Hermann Haupt (Hrsg), Handbuch für den Deutschen Burschenschafter, S. 206ff, zitiert nach: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 84 10 Scheuer, O., Burschenschaft und Judenfrage. Der Rassenantisemitismus in der deutschen Burschenschaft, S. 53, zitiert nach: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 91 11 Büchner, Th., Burschenschaft, Jugendbewegung und völkische Bewegung, in: Burschenschaftliche Blätter 1924, S. 58, zitiert nach: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 91 f 12 Bleuel/Klinnert, Deutsche Studenten..., S. 145, zitiert nach: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 94 13 Zitiert nach: Heither u.a., Wegbereiter des Faschismus, S. 15 f 14 Nachzulesen in: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 100 ff 15 Burschenschaftliche Blätter 1933, S. 130, zitiert nach: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 113 16 Büscher, A., Kyffhäuser-Verband und Nationalsozialismus, in: Akademische Blätter 1924, S. 33 ff, zitiert nach: Heither u.a., Wegbereiter des Faschismus, S. 68 f 17 Diese Schrift ist abgedruckt in: Heither u.a., Wegbereiter des Faschismus, S. 68 f 18 Jusatz, H., Was erwarten wir von der nationalen Regierung? – Antisemitismus, in: Akademische Blätter 1933/34, S. 112, zitiert nach: Heither u.a., Die Wegbereiter des Faschismus, S. 73 19 Albert, R., Kampf dem Minderwertigen!, in: Akademische Blätter 1933/34, S. 112, zitiert nach: Heither u.a., Wegbereiter des Faschismus, S. 73 f 20 Kurth in: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 117 21 AStA TU Braunschweig (Hrsg), Die Elite der Nation bekennt Farbe, S. 37 5 5. Fazit Es lässt sich also festhalten, dass die Studentenverbindungen von der Gründung der Weimarer Republik an versuchten, die Demokratie zu zerstören. Sie nutzten jede Gelegenheit dazu, indem sie sich an mehreren Putschversuchen und an Aufmärschen von Republikgegnern beteiligten sowie in ihren Publikationen gegen die Weimarer Republik agitierten. Diese Unterstützung der Nationalsozialisten und die „ideologische Vorarbeit“ der Studentenverbindungen bereits Anfang der 20er Jahre haben eine ganz entscheidende Rolle bei dem Niedergang der Weimarer Republik und beim Machterhalt der Nationalsozialisten gespielt. Literatur: - AStA der TU Braunschweig (Hrsg), „Die Elite der Nation bekennt Farbe”, Braunschweig 1991 Elm/Heither/Schäfer, „Füxe, Burschen, Alte Herren. Studentische Korporationen vom Wartburgfest bis heute”, Köln 1992 Heither/Gehler/Kurth/Schäfer, „Blut und Paukboden. Eine Geschichte der Studentenverbindungen, Frankfurt 1997 Heither/Gottschaldt/Lemling, „Wegbereiter des Faschismus. Aus der Geschichte des Marburger Vereins Deutscher Studenten”, Marburg 1992 Fußnoten: 1 2 3 4 Keller, K., „Wie würde ein 1848er über den 9. November 1918 denken?“, in: Akademische Blätter 1919, S. 183, zitiert nach: Heither u.a.: Füxe, Burschen, Alte Herren, S. 93 Zitiert nach: AStA TU Braunschweig (Hrsg.), Die Elite der Nation bekennt Farbe, S. 29 Heither u.a.: Wegbereiter des Faschismus, S. 30 Heither in: Heither u.a., Blut und Paukboden, S. 80 zitiert nach: AStA TU Braunschweig (Hrsg), Die Elite der Nation bekennt Farbe, S. 36 23 AStA TU Braunschweig (Hrsg), Die Elite der Nation bekennt Farbe, S. 37 22 Diesen Artikel haben wir mit freundlicher Genehmigung des AStA der Uni Bielefeld aus „Weg mit dem Wichs - Reader zu Studentenverbindungen und anderen Grausamkeiten“ (Studierendenschaft Uni Bielefeld, Bielefeld 2000), entnommen. 29 Korporationen und die Frauen Die Darstellung des patriarchalen Verhältnisses von Studentenverbindungen zu Frauen in dieser Broschüre ist ein weiterer Aspekt des selbst legitimierten Elitegehabes der Korporationen. Es geht hier nicht darum, das Aufnahmeverbot von Frauen anzuprangern, da wir nicht glauben, dass Studenten-verbindungen mit ihren archaischen Bräuchen irgendeine Attraktivität für Frauen besitzen. Frauen in Korporationen gibt es wenige, doch es gibt sie in den sogenannten „gemischten Verbindungen“. Diese unterstehen aber nicht den großen traditionellen Dachverbänden, bei denen die strikte Verweigerung der Aufnahmen von Frauen die Regel ist. In den siebziger Jahren wurde in einigen Verbindungen über die gleichberechtigte Aufnahme von Frauen diskutiert, es siegte das männerbündische Prinzip nicht zuletzt deshalb, weil die Alten Herren gegen eine solche Aufweichung angingen. Argumente wie: „Corpsstudenten sind Männer, eine Integration des weiblichen Geschlechts würde als Fremdkörper wirken, einem Freundschaftsbund hinderlich“ (1983 in der Deutschen Corpszeitung) sollten und sollen unter anderem den Ausschluss von Frauen begründen. und „Alten Herren“ in Korporationen bis in unsere Zeit weitergetragen und auch weiter gelebt. So werden die alten Bräuche und Ideen aus einer Zeit, in der die Gesellschaft anders geprägt war, auf die Gegenwart projiziert, in der sie nichts zu suchen haben. So, dass Korporationen Männerbünde bleiben, wo die Frauen noch „Damen“ sind. Diese Damen, also das „schmückende Beiwerk“ des Mannes, dürfen nicht an allen Veranstaltungen der Verbindung teilnehmen. Zu verschiedenen festlichen Anlässen in Gegenwart der weiblichen Gäste gibt es die sogenannten Damenreden, die von den „Aktivas“ und den „Alten Herren“ gehalten werden. Diese dienen dazu, den Frauen zu sagen, Bei solchen Ansichten wundert es dann auch kaum, dass in den „Burschenschaftlichen Blättern“ 1980 geschrieben stand, dass das „Burschen-brauchtum (...) auf eine männliche Gruppe abgestimmt (ist). Die menschliche Weltordnung ist auf das Männliche ausgerichtet.“ Solche Ansichten werden durch das hohe Traditions-bewusstsein der „Aktivas“ Aldania Wien beim Trauerzug für die toten deutschen Solda- 30 wie wichtig sie für die Verbindung sind und ihnen zu verdeutlichen, dass – obwohl sie kein Mitsprache- und Entscheidungsrecht haben – es auch der „Bund“ der Frauen ist. („Unser Bund ist auf die Braut, die Freundin, die Frau gebaut, ohne sie verlör’ er ganz die äußere Form und die Substanz“ – ATB- Damenrede 1969). Bei vielen Frauen scheinen solche Äußerungen zu fruchten und sie identifizieren sich mit der Korporation ihre Freundes/Mannes. Nicht selten kommt es vor, dass die Frauen von „ihrer“ Verbindung sprechen. Die scheinbar ehrerbietige Anrede „Dame“ (gerade unter den Corps) und die freigebige Verteilung sogenannter Komplimente, wie z.B. „schönes Geschlecht“ scheinen Reste höfisch-adeliger Benimmformen zu ...am 8. Mai sein, die das vermurkste Frauenbild vieler Verbindungsstudenten nicht kaschieren, sondern bestätigen. Dass „Couleurdamen“ in der Regel vom Korporationsleben begeistert sind, spricht nicht gegen diese Feststellung. So soll es auch sein, denn „ein aktiver Corpsbruder hat meist auch eine Gattin, die positiv zum Corps steht“ (Aachener Corps Albingia, Werbebroschüre Ende der 80er). Weiter heißt es in dieser Broschüre: „Nach dem Comment können Damen nicht als Mitglieder aufgenommen werden. Einer der Gründe ist: Jeder Corpsbruder muss jedem anderen in gleicher Freundschaft entgegenkommen. Rivalitätssituationen könnten dieses Prinzip stören. Wären Frauen Corpsmitglieder, müssten deren Fehler ebenso scharf kritisiert werden. Nur, so lässt sich Ritterlichkeit schwer üben. Auch wären Schmisse bei Damen – wir sagen das mit einem Lächeln – nicht sehr kleidsam. Als Corpsmitglied müssten sie fechten.“ Das heißt also, dass Frauen die Freundschaften der Männer nur stören, durch die Anwesenheit der Frauen werden die Männer wieder in die Rolle als Mann gedrängt. Sie müssen „den Beschützer“, „den Ritter“ darstellen. Wären Frauen in der Verbindung aufgenommen, wären die Korporationsstudenten gezwungen, sich ständig ihrer Rolle als Mann bewusst zu sein und diese fortwährend vertreten. Die Fehler der Frau würden kritisiert werden, das heißt, die Männer würden 31 die Frau im alltäglichen Leben erleben, die Frau würde dadurch ihre Rolle als „schmückendes Beiwerk“ hinter sich lassen, weil Männer und Frauen alle Situationen des Lebens teilen. Die Frau würde des Status enthoben, auf dem sie angeblich steht. Auf der anderen Seite ist es die Angst, sich mit dem alltäglichen Leben der Frau zu beschäftigen, sich mit Normalitäten auseinander zu setzen und die Frau als einen nicht vollkommenen, sondern als einen Menschen mit Fehlern zu betrachten. Während sich die beschriebenen Muster männlicher Verhaltens- und Sichtweisen auch anderswo feststellen lassen, sind sie innerhalb des verbindungsstudentischen Milieus zu einem festen Kodex formaler Regeln geronnen. Diese Regeln deuten auf eine wichtige soziale Funktion des Korporationswesens hin: Als Bestandteil des brauchtums- und traditionsorientierten Gesamtregelwerks der Korporationen dient auch die Ausgrenzung von Frauen der Festigung der Männergemeinschaft nach innen und außen. Die so gewonnene Exklusivität stellt den Rahmen her, innerhalb dessen Einstiegsund Aufstiegsvorgänge sich „ordentlich“ und reguliert vollziehen und zudem Ansprüchen anderer, nichtkorporierter Bewerber auf einen „gehobenen“ sozialen Status entgegengewirkt werden kann. Diesen Artikel haben wir mit freundlicher Genehmigung des AStA der Uni Bielefeld aus „Weg mit dem Wichs - Reader zu Studentenverbindungen und anderen Grausamkeiten“ (Studierendenschaft Uni Bielefeld, Bielefeld 2000), entnommen. 32 Verbindungen nach Österreich: „Wenn aber Stoiber und Haider sich verbinden, dann ist ganz Europa in Gefahr!“ von Thomas Zachmayer Mitgliedsbund der rechten „Deutschen Burschenschaft“ (DB), in der „ArminiaDie Ankündigung wirkte geradezu Rhenania München“. ... Im DB-Organ zurückhaltend: Mit Hans Merkel, so „Burschenschaftliche Blätter“ wurde ließ das österreichische Magazin „Aula“ Ende des vergangenen Jahres ein Vortrag von Merkel zum Thema „Burschenschaft wissen, melde sich in der Ausgabe 7-8/98 heute – Anachronismus oder lebendige des rechten Blattes ein „hoher Beamter“ Gegenwart?“ veröffentlicht. Besonders aus Bonn zu Wort. Tatsächlich ist Merkel aufschlußreich erläutert Merkel hier Ministerialdirigent im Verwaltungsapparat seinen vom DB-Wahlspruch „Ehre, des deutschen Bundestages. ... Nach Freiheit, Vaterland“ ausgehenden „Vaterlandsbegriff“. Das „Vaterland Deutschland“, doziert der Ministerialdirigent, dürfe für die Burschenschafter „größer sein als die heutige Bundesrepublik“. Es umfasse „Österreich, dessen Volk deutsch ist in Abstammung, Kultur und Sprache“ und „Südtirol“, dessen „mehrheitlich deutsche Bevölkerung“ in einen „fremdvölkischen Staat hineingezwungen“ sei. Ferner gehöre zum „Vaterland“ noch „Elsaß, der östliche Teil Lothringens sowie das belgische Gebiet um Militärisch-dumpfes Säbelrasseln der Chargierten der Burschenschaft Brixia Eupen und St. Vith“. Innsbruck Und natürlich das „alte Ostdeutschland sowie Angaben des vom Dokumentationsarchiv des österreichischen das Sudetenland“, die von „ethnisch 1 Widerstandes herausgegebenen deutschen Menschen geprägt“ seien. „Handbuchs des österreichischen Soweit zum „Vaterlandsbegriff“ eines hohen Rechtsextremismus“ erfüllt die „Aula“ deutschen Staatsbeamten, der zugleich eine „zentrale Brückenfunktion ein Mitglied in einer Burschenschaft ist. zwischen Rechtsextremismus und Die „Arminia-Rhenania München“ ist darüber hinaus im Dachverband „Deutsche Rechtskonservatismus“. Doch damit nicht genug. Hans Merkel ist Burschenschaft“ (DB) organisiert. Nach seit 1953 auch Burschenschafter in einem eigenen Angaben ist die „Deutsche 33 Burschenschaft ein Verband revanchistischen Treffens waren mit etwa 15.000 jungen unter anderen die „Deutsche und alten Mitgliedern in Burschenschaft“, die Innsbrucker 119 Burschenschaften Burschenschaften „Brixia“ und in der Bundesrepublik „Suevia“ sowie der „Wiener Deutschland und der Korporations-Ring“. Und Michael Republik Österreich.“ Gehler weist in „Blut und Hier wirft sich natürlich Paukenboden – Eine Geschichte die Frage auf, warum der Burschenschaften“ auf eine sich deutsche und weitere „Tatsache“ hin: Für österreichische Klaus Eckart Ehrlicher von der Burschenschaften in einem Burschenschaft Arminia-Graz gemeinsamen Dachverband ist Österreich „ein deutscher zusammenschlossen. Unter Staat“. Dies ist nicht nur seine dem Titel „Der Traum vom persönliche Ansicht, sondern Großdeutschen Reich“ auch veröffentlichte Meinung schreibt Anton Maegerle im Handbuch der Deutschen in einem Artikel für das Burschenschaft. 3 antifaschistische Magazin Aber kann man die Deutsche DER RECHTE RAND: Prof. Burschenschaft und ihre Dr.Dr. Felix Ermarcora, Forderungen denn überhaupt brachte es auf den Punkt. ernst nehmen? Können denn die Unter dem Beifall von 15.000 Mitglieder in Deutschland 1.500 Burschenschaftern und Österreich ernsthaft die aus dem deutschsprachigen Souveränität der Republik Raum stellte der Österreich untergraben und einen Wiener Völkerrechtler, zweiten Anschluß an Deutschland zugleich Präsident des erreichen? Sie können!!! So Soldatenverbandes waren alle österreichischen „Österreichischer Bundeskanzler zwischen 1920 und Kameradschaftsbund“, 1970 korporiert! 4 unumwunden fest: Die weitaus größere Gefahr geht „Keine Angst vor jedoch vom „großen Bruder“ 2 Großdeutschland“. Deutschland aus. Schon der Geladen war Ermacora eingangs erwähnte Artikel spricht zum „Gesamt-Tiroler Bände. Als die Österreichische Freiheitskommers“, der Volkspartei (ÖVP) im Jahr 2000 die am 22. Oktober Entnommen aus: Burschenschaftliche Wahlen in Österreich gewann Blätter, Sept./Okt. 1987, S. 186 im Innsbrucker und noch zweifelte ob sie nun Kongreßzentrum mit den Sozialdemokraten, Dogana über die Bühne ging. ... oder mit der offen faschistischen Veranstaltende Verbände des FPÖ koalieren sollte, mischte sich 34 der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber massiv in die inneren Angelegenheiten Österreichs ein. Er gab seiner Schwesterpartei den „Tipp“ mit der FPÖ eine Regierung zu bilden, was dann ja auch durchgeführt wurde. Man stelle sich nur einmal vor, eine österreichische Partei würde sich in ähnlich massiver Weise in Deutschland „engagieren“! Beim Grazer Südtirol-Prozeß waren von 26 Angeklagten zwölf Mitglieder von Burschenschaften. Allein die Burschenschaft Olympia, die bisher zweimal den Vorsitz der DB inne hatte, war mit vier Mitgliedern auf der Anklagebank „vertreten“. Auch Hans Hubert Sauer von der deutschen Burschenschaft Germania Würzburg saß mit auf der Anklagebank. Der revanchistische Kampf um „die benachteiligten volksdeutschen Minderheiten“ (aus einer Pressemitteilung des Bundesinnenministeriums Nr. 005 vom 8.1.2002 zur Lage der sog. Russlanddeutschen in den Herkunftsgebieten) war und ist seit jeher das Mittel, um souveräne Staaten in ganz Europa zu destabilisieren. Fußnoten: Haaaaaaltung!!! Chargierte beim 100. Stiftungsfest der Teutonia 2 aus: Jungle World, 1. September 1998 aus: DER RECHT RAND Nr. 31 vom Oktober/ Freiburg November 1994, S. 3 1 Terror für „Großdeutschland“ 3 Die Burschenschaft Olympia aus Wien beharrte 1990 als Vorsitzende der Deutschen Burschenschaft DB, „daß auch die Ostgebiete, Südtirol usw. alles deutsche Länder sind.“5 Besonders in den 60er Jahren gab es innerhalb der DB große Unterstützung für terroristische Akte in Trentino (ehem. Südtirol). So gab es in dieser Zeit Bombenanschläge auf Einrichtungen der italienischen Behörden, bei denen italienische Sicherheitskräfte und Zivilisten ermordet wurden. Bei den Prozessen gegen die Terroristen saßen deutsche und österreichische Burschenschafter auf der Anklagebank. 35 4 5 aus: Michael Gehler „... erheb`ich, wie üblich, die Rechte zum Gruß ...“, in: Blut und Paukenboden, Fischer, Frankfurt a.M., 1997, s.194 ebend.: S.189 aus: TATblatt Nr. 88 (21/97) vom 12.12.1997 Die ganze Chose im (unvollständigen) Überblick: Studentische Verbindungen in München (nach Dachverbänden aufgeteilt) I. Mitglieder im K.D.St.V und CV 1. Aenania (nichtschlagend) Adresse: Türkenstr. 38, 80799 München Gründungsideale: religio, scientia, amicitia Motto: Treu und frei Gesch. Eigendarstellung: angeblich „gegen die schlagenden Verbindungen” gegründet Köderei: Ködert mit Tanzkursen und Einladungen zu Abendessen; Sonstiges: Öffentliche Veranstaltungen zu Themen wie Israel/Palästina 2. Vindelicia K.D.St.V (nichtschlagend, farbentragend) Adresse: Marienstr.21, 80331 München Motto: Der Tugend zum Sieg Alte Herren: Kurt Faltlhauser (CSU) Köderei: organisierte Reisen in den Iran; ködert mit Zimmern Sonstiges: aus einem Bericht auf der Homepage über eine Party: „Mädels angemessen für die Zahl der Leute”; 6. Burgundia, K.D.St.V Adresse: Elisabathstr.30, 80796 München Gründungsideale: scientia, amicitia, patria, religio Motto: deo et patria Köderei: billige Zimmer 7. Tuiskonia, K.D.St.V Adresse: Ungererstr. 45, 80805 München Gründungsideale: religio, sciento, amicitia, patria Motto: unitati victoria Gesch. Eigendarstellug: “1935 Selbstauflösung” 8. Trifels K.D.St.V Gründungsideale: religio, scienta amicitia Motto: Fest wie Fels Alte Herren: Dr. Hans Junker, Polizeipräsiden Oberpfalz 3. Rheno-Franconia (nichtschlagend) Adresse: Schnorrstr.4, 80799 München Gründungsideale: religio, scientia, amicitia, patria Motto: siehe Gründungsideale Gesch. Eigendarstellung: 1935 “aufgelöst” Köderei: u.a. Weißwurstessen, Schafkopfen etc. 4. Vandalia Prag zu München K.D.St.V Adresse: Friedrichstr. 34, 80801 München Gründungsideale: religio, scientia, amicitia, patria Motto: Deutsche Treue allerwegen Gesch. Eigendarstellung: 1938 Selbstauflösung Sonstiges: keine Angabe ob schlagend, oder nicht 9. Radaspona K.D.St.V Adresse: Tizianstr. 20, 80638 München Gründungsideale: religio, scientia, amicitia, patria Gesch. Eigendarstellung: 1935 Selbstauflösung Sonstiges: organisierten öffentliche Veranstaltungen zum Thema “Rechtsextremismus” 10. Agiloltia, K.D.St.V Adresse: Domberg 2, 85354 Freising Gründungsideale: religio, scientia, patria, amicitia Motto: amicizia et con stantia Gesch. Eigendarstellung: Zwangsauflösung 1935 Köderei: Ködert mit Wein- und Käseproben II. Mitglieder im KSCV 1. Suevia München 1803 Corps Adresse: Werneckestr.6, 80802 München Motto: Vivat Circulus Fratrum Sueviae Köderei: Bälle, Cocktailfeste, Zimmer, Herrenessen, Skiwochenenden etc. 5. Moenania K.D.St.V Adresse: Dietlindenstr.5, 80802 München Köderei: Saufen! 2. Hubertia 36 3. Germania München Adresse: Stollberg 12, 80539 München Ideale: Toleranzprinzip, Examensprinzip, Adresse: Hohenstaufenstr. 13, 80801 München Sonstiges: Frauen nicht zulässig, denn „Frauen mit Schmissen sind nicht wirklich attraktiv 3. Corps Bavaria München Adresse: Rauchstr. 17, 81679 München Köderei: Skiausflüge, Konzerte, MSC-Ball im Deutschen Theater, Panslawistisches Fuxendinner 4. Franconia München Adresse: Friedrich- Herschel-Str. 27, 81679 München Köderei: Kultur, Sport, Partys, Bälle Sonstiges: aufgenommen werden deutsche „und auch ausländische Akademiker, ohne Rücksicht auf rassische Zugehörigkeit“ 5. Corps Arminia zu München Adresse: Schönfeldstr.22, 80539 München Köderei: Bälle, Cocktailpartys, „Hirschessen“ Kneipsaal auf dem Haus der Cisaria Fechtprinzip, Lebensbundprinzip, „Bummelstudenten nicht gefragt“ Köderei: Studentenwohnheim am ThomasWimmer-Ring, Rhetorik-Kurse 4. Normania-Vandalia Adresse: Rambergerstr. 4, 80799 München Gesch. Selbstdarstellung: ab 1933 Repressalien, 1936 Auflösung Köderei: Zimmer 6. Corps Markaria Adresse: Ungererstr.23, 80802 München Köderei: saufen , feiern, tanzen, fressen 7. Corps Rheno- Palatia Adresse: Platz 5, 80331 München III. Mitglieder im WSC 1. Cisaria Adresse: Münzstr.8, 80331 München Gründungsideale: Toleranz, Brüderlichkeit Gesch. Selbstdarstellung: ältestes Corps an der Uni, vor 150 Jahren gegründet, Benennung nach heidnischer Schutzgöttin Cisa, 1935 Auflösung, 1944 Gründung Seniorencorps; Köderei: Zimmer, Feiern, Essen 2. Vitruvia Adresse: Platzl 5, 80331 München Motto: Wahrheit, Ehre, Anstand, Sitte 37 5. Alemania München Adresse: Paul-Heyse-Str. 8, München Gründungsideale: Einigung der deutschen Einzelstaaten Ideale: Demokratie, Lebensbund, Aufrichtigkeit, Leistung Köderei: Feten, Wohnungen, kostenlose Rhetorikkurse Sonstiges: „keiner soll seine berufliche Zukunft aus den Augen verlieren“; „Persönlichkeitsbildung durch Fechten“ IV. Mitglieder im CC 1. Landsmannschaft Bavaria zu Weihenstephan (schlagend) Adresse: Bavarenhaus, Föttingerstr. 28, München Gründungsideale: Freundschaft, Toleranz, Leistung, Religion, politische Ansichten Gesch. Selbstdarstellung: 1930 Austritt aus der deutschen Wehrschaft, 1935 Verbot des Farbentragens und Umwandlung des Bundes zur Kameradschaft Egerland, 1936 Auflösung der Aktivitas Sonstiges: „ältester Studentenstammtisch“ 2. Strassburger Turnerschaft Cheruscia (schlagend) Adresse: Karl-Theodor-Str. 36, 80803 München Gründungsideale: Hierarchie, Orientierungshilfe, Geselligkeit, Gedankenaustausch Aktivitäten: Konvente, Kommers, Boxerabende Gesch. Selbstdarstellung: NS-Zeit ausgelassen, aber aktiv; Suspendierung, da Eingliederung nicht in Frage kam V. Mitglieder in der DB (alle schlagend und farbentragend) 1. Alemannia Adresse: Heckscherstr. 15, 80804 München Gründungsideale: Lebensbund 2. Arminia-Rhenania Adresse: Maria-Theresia-Str. 20, 81675 München Ideale: Lebensbund, “Erfolg im Studium ist Pflicht” Köderei: Zimmer Sonstiges: „jeder deutsche und deutschstämmige kann sich bewerben” 3. Landsmannschaft Hansea auf dem Wels Adresse: Leopoldstr. 49, 80802 München Gründungsideale: Überdurchschnittlichk eit, Freundschaft, Toleranz, Elite, gutes Examen im Vordergrund 3. Danubia Adresse: Möhlstr. 21, 81675 München Gründungsideale: Heranbildung zu aufrechten, ehrenhaften Deutschen, Bekenntnis zum deutschen Volk, Wirund Heimatgefühl stärken, gegen den Zeitgeist; Motto: Frei in Rede, Kühn in der Tat! Sonstiges: Links „HotRechts“ zu Junge Freiheit, Ostpreußenblatt, Nation und Europa, Die deutsche Panzertruppe etc. 4. Franco-Bavaria Adresse: Kaulbachstr. 18, 80539 München Gründungsideale: Recht und Freiheit, Lebensbund Motto: „für ein vereintes Europa der Vaterländer” Ballsaal auf dem Haus des Corps Germania. 4. Plavia-Cheruscia (schlagend) Adresse: Oberjägerstr. 4, Freimann Gründungsideale: unpolitisch, nicht konfessionell gebunden, tolerant, Lebensbund, kein Generationenkonflikt Gesch. Selbstdarstellung: „verboten unter Nazis und Kommunisten” Köderei: Zimmer (möbliert 150 bis 230 Euro, nur an männliche Studenten, Kneipen, Theaterabende, Vorträge, Sportfeste, Tafelrunden et. 5. Elektra Teplitz Adresse: Augustenstr. 109, 80798 München Gründungsideale: Pflichtmensur, ausdrückliche Verpflichtung zum Einsatz für das Vaterland Motto: Ehre, Freiheit, Vaterland Gesch. Bemerkungen: „nach dem I. Weltkrieg zwang der Versailler Vertrag das Sudetenland in das künstliche Staatsgebilde Tschechoslowakei“ 5. Landmannschaft Teutonia Adresse: Richard-Wagner-Str. 7, 80333 München 38 Sonstiges: Referate zu „Sprachverfall als Niedergang des Volkes“, Referenten beispielsweise Prof. Dr. Franz W. Seidler Aktuell: Menschen jüdischen Glaubens werden nicht aufgenommen, „weil sie nicht in den christlichen Kulturkreis passen; zum Thema Holocaust heißt es, „man darf hier nicht so auf die Tränendrüse drücken.“ (MM, 21.2.02) Adresse: Gabelsbergerstr. 24, 80333 München Gründungsideale: Lebensbund Motto: religio, scientia, amitia Gesch. Selbstdarstellung: am 10.2.1936 selbst aufgelöst Köderei: Tanzveranstaltungen, Ausflüge, Zimmer 2. K.S.S.T.V. Alemannia Adresse: Kaulbachstr. 20, 80539 München Gründungsideale: Religion, Wissenschaft, Freundschaft, Lebensbund, Glaube, fächerübergreifender wissenschaftlicher Austausch Gesch. Selbstdarstellung: 1919 bei Freikorps gegen die Räterepublik, 1933 zur Suspendierung gezwungen, Verbindungshaus enteignet Köderei: Fuxenstunde 6.Die Sudetia Münchener Burschenschaft Sudetia Augustenstraße 109 80798 München Motto: „Einigkeit macht stark -EhreFreiheit-Vaterland“ 3. Erwinia Köderei: Partys, Konvente 4. Ottonia Adresse: Gabelsbergerstr. 24/2, 80333 München Gründungsideale: christlicher Glaube, soziales Engagement, Leben in der katholischen Kirche Motto: Der Wahrheit zum Schutz, der Lüge zum Trutz ! Köderei: Zimmer Haus des Corps Suevia 7. Die Cimbria Münchener Burschenschaft CimbriaCuvilliésstraße 29 • 81679 München 8. Die Stauffia Münchener Burschenschaft Stauffia Stollbergstraße 16 • 80539 München VI. Mitglieder im PSC (Passauer Senioren-Convent) 1. Turonia zu München (farbentragend) Adresse: Neuhauser Str. 27, 80331 München 2. Münchner Verbindung Rupprechtia e.V. Adresse: Wälsungenstr. 1, 80634 München Gründungsideale: Lebensbund Gesch. Selbstdarstellung: 1916 gegründete Absolventenvereinigung, 1933 Eingliederung NSDStB Sonstiges: Veranstaltungen: TabakCollegium; dazu heißt es: „Die Aufnahme VI. Mitglieder im KV 1. KStV Albertia 39 in das TC erfolgt ausschließlich durch Berufung. Aufnahmeanträge können nicht gestellt werden.“ Freundschaft, Vaterland Sonstiges: nehmen Frauen auf VIII. Sonstige (Dachverbände in Klammern nach Verbindungsnamen angeführt) 1. Rheno-Isaria München (Ring katholischer deutscher Burschenschaften) Adresse: Thalkirchner Str. 101, 81371 München Gründungsideale: Akademiker aus 3. Verein Deutscher Studenten MünchenPrag (VVDst) 4. Unitas zu München (Unitas) Adresse: Elisabethstr. 30, 80796 München Gründungsideale: Christentum, Lebensbund Motto: In necessarius unitas in dubiis libertas in omnibus varitas; Virtus, scientia, amicitia Sonstiges: Unitas-Verbindungen in Deutschland und Österreich 5. A.V. Agraria (ehemals CC) Adresse: Obere Domberggasse 11, 85453 Freising Gründungsideale: Einigkeit macht stark Motto: Treue 6. Burschenschaft Alchemia (keine Angabe) Adresse: Wälsungenstr. 1, 80634 München Gründungsideale: Freiheit, Freundschaft, Wissenschaft Sonstiges: nehmen Frauen auf 7. Jagd-Corps Artemis (keine Angabe) Adresse: Augustenstr. 109, 80798 München Sonstiges: „Farben tragen heißt Farbe bekennen“ 8. AIV Brücke Adresse: Augustenstr. 57, 80333 München Gründungsideale: Förderung des Studiums, student. Sitten und Bräuche, Schulung des „bautechnischen Nachwuchses“ Köderei: EDV-Plätze, Bibliothek, Zimmer Haus des Corps Rheno-Palatia deutschem Sprach- und Kulturraum Motto: Pflicht und Freiheit; virtus, scientia, amicitia 9. Technische Verbindung Genia (keine Angabe) Adresse: Lorisstr. 21, 80335 München Köderei: Nachhilfe, Kontakte zur Wirtschaft, Rhetorik-Kurse, Managementkurse 2. Akademischer Gesangsverein München e.V. (SV) Adresse: Ledererstr. 5, 80331 München Gründungsideale: gemeinsame künstlerische Betätigung, Lebensbund Motto des Dachverbands: Lied, 10. Akademischer Seglerverein München (keine Angabe) 40 Lexikon verbindungstechnischer Fachausdrücke A ktivitas: Bund der Aktiven einer Verbindung. Dazu zählen Füxe, aktive und inaktive Burschen. Wählt 3 bzw. 5 Chargierte in die Ämter der Aktivenschaft. Alter Herr (AH, Mehrzahl AHAH): Ehemaliges Mitglied der Aktivitas. Nach dem Studium wechseln Verbindungsmitglieder in die Altherrenschaft ihrer Verbindung. Altherrenschaft: Zusammenschluss der nicht studierenden Mitglieder einer Verbindung. mehr B estimmungsmensur: Siehe Mensur. Bundesbruder: Anrede unter Angehörigen eines Bundes. Bursche: Vollberechtigtes Mitglied einer Verbindung (im Gegensatz zum Fux). Häufig wird unterschieden nach aktiven/inaktiven Burschen. Bei der Burschung legt der Fux den Burscheneid ab, mit dem er sich zur lebenslangen Treue der Verbindung gegenüber verpflichtet. Der Begriff „Bursche“ wird nicht nur innerhalb der Deutschen Burschenschaft, sondern auch bei Corps, Landsmannschaften, katholischen Verbindungen etc. benutzt. Wahrscheinlich rührt von daher der häufig vorfindbare Irrtum, alle Korporationen seien „Burschenschaften“. Burschenschaft (en): Fälschlicherweise oft als Sammelbegriff für studentische Verbindungen/ Korporationen gebraucht. Der Begriff meint einen bestimmten Korporationstyp, insbesondere den Dachverband, die Deutsche Burschenschaft (DB). C artell (Kartell): Das vielfach vertraglich fixierte Verhältnis gleicher oder verwandter (befreundeter) Verbindungen. Häufig bis zum gemeinsamen (Dach-)Verband ausgestaltet. Charge: Last, Amt oder Würde. Chargierte: Aus der Verbindung gewählte Inhaber von Ehrenämtern, in der Regel Senioren oder Sprecher (Erstchargierte), Consenior oder Fechtwart (Zweitchargierter), Sekretär oder Schriftführer (Drittchargierter). Comment: Gesamtheit der Regeln für das studentische Brauchtum, etwa für Umgang, Kneipe, Mensur etc. Convent: Versammlung der Mitglieder einer Verbindung, aber auch von Vertretern verschiedener Verbindungen, die sich auf irgendeine Weise (etwa zum Dachverband) zusammengeschlossen haben. Corps: Älteste, aus studentischen Landsmannschaften 41 des 17. und 18. Jahrhunderts hervorgehende und sozial häufig privilegierte Verbindungen. Farbentragend und schlagend, lehnen konfessionelle und politische Bindungen als Verbandsprinzip ab. D.h. allerdings nicht, dass sie „unpolitisch“ wären. Couleur: Farben als Merkmal der Zusammengehörigkeit innerhalb einer Verbindung. Dient als Ausdruck des Bekenntnisses zu deren Grundsätzen und Idealen und zur Unterscheidung von anderen Verbindungen und Nichtkorporierten. Couleurdame: Offiziell von einer Verbindung annoncierte Frau, die regelmäßig zu Veranstaltungen eingeladen wird. E F hrenrat: Organ eines Bundes zur Schlichtung von Streitigkeiten zwischen Bundesbrüdern. ink: Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vorherrschende Bezeichnung von nichtkorporierten Studenten. Fux (Fuchs): Student während der ersten beiden Semester seiner Zugehörigkeit zu einer Verbindung. Der Fux steht in der Verbindungshierarchie auf der untersten Stufe, unter den Burschen und Alten Herren. In der Fuxenstunde wird der Fux in das Verbindungsleben eingeführt. Fuxmajor (Fuchsmajor): älterer Verbindungsstudent, aufgrund seiner Erfahrung für Anleitung, Unterricht und Betreuung der Füxe verantwortlich. I naktiver: Bursche, der nach vier bis sechs Semestern der aktiven Zugehörigkeit zur Verbindung inaktiviert, d.h. von seinen Verpflichtungen entlastet wird. Der Status als Inaktiver endet mit de Studium und dem Eintritt in die Altherrenschaft. K ameradschaft: Studentische Gemeinschaft in der Zeit des Nationalsozialismus. Viele Verbindungen wurden ab 1935 in Kameradschaften umgewandelt. Keilen: So bezeichnen die Verbindungen ihre Nachwuchswerbung. In vielen Verbindungen werden eigens „Keilende“ oder „Keilkommissare“ etc. mit der Systematisierung der Nachwuchswerbung betraut. Kneipe: Saufveranstaltung von Verbindungsstudenten und/oder Alten Herren, die nach bestimmten Regeln durchgeführt wird. Kommers: Festliches, aus bestimmten Anlässen (z.B. Gründungsjubiläen) und nach schriftlich fixierten Regeln veranstaltetes Trinkgelage, an dem Gäste (Frauen) teilnehmen können und „Landesvater gestochen“ bwz. „Salamander gerieben“ werden. Kommersbuch: Sammlung studentischer Lieder. Korporationen: Oberbegriff für eine Gemeinschaft von Studenten und Akademikern, die sich auf der Basis bestimmter Grundsätze und Formen auf Lebenszeit zusammenschließen (Prinzip des Lebensbundes). In der Regel Männerbund, Synonym für Korporation: Verbindung. L andesvater: Traditionelle Zeremonie mit Gesang, Schlägern und Mützen auf dem Kommers. Ehrung ursprünglich für den Landesvater und für Vaterland, Hochschule oder Verbindung. Landsmannschaft: Gemeinschaft von Studenten, die aus dem gleichen Land bzw. der gleichen Gegend stammen. Landsmannschaften waren vom 16. bis zum frühen 19. Jahrhundert die vorherrschende Form studentischer Zusammenschlüsse. Lebensbund: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts allgemeines Prinzip studentischer Korporationen. Lebenslange Mitgliedschaft. Leibbursch: Bezeichnung für einen Burschen, der von einem Fux gewählt worden ist, um diesen in die Verbindung einzuführen. Pendant: Leibfux. M ensur: Zweikampf unter Studenten mit scharfen Waffen, der durch bestimmte Vorkehrungen rechtlich und moralisch vom Duell als Zweikampf mit tödlichen Waffen unterschieden wird. BestimmungsMensur: Die durch Verbandsregelungen für Mitglieder einer schlagenden Verbindung obligatorische Mensur. P artie: Bezeichnung für die gesamte Mensur. Pauken: Mensuren fechten. Teilnehmer sind Paukanten. Philister: Synonym für Alter Herr, aber auch in weiterem Sinne: Nicht-Student. S alamander: Salamander reiben – Zeremonie bei Trinkgelagen, die als höchste Ehrung nach dem Comment einem Anwesenden erwiesen werden kann. Satisfaktion: Genugtuung zur Beilegung eines Ehrenstreites. Satisfaktion mit der Waffe (Duell) oder durch Unterwerfung unter den Spruch des Ehrengerichts. Schlagend, schlagende Verbindung: Verbindung, die Mensuren austrägt (auch: waffenstudentische Verbindung). Schmiss: Gesichtsnarbe, die von einer beim Mensuren- 42 Schlagen verursachten Verletzung herrührt. Galt früher durchgängig und heute teilweise noch als Ehrenzeichen. Senior: Vorsitzender, Verbindung. Sprecher der Aktiven einer U rburschenschaft: Die zwischen 1811 und 1819 entstandene Bewegung zur Erneuerung der studentischen Gemeinschaftsformen, im engeren Sinne: die am 12. Juni 1815 in Jena gegründete Burschenschaft. V erbindung: s. Korporation. Vorort: Zur Leitung eines Dachverbandes auf bestimmte Zeit gewählte Verbindung. W Z ichs: Galakleidung. Festliche Aufmachung des Verbindungsstudenten, insbesondere beim Kommers, bei Umzügen und bei Feiern. ipfel: Von den Besitzern zur Vermeidung von Verwechslungen an die Bierkrüge gehängte Stoffstücke. Oft auch Freundschaftsgeschenke unter Verbindungsstudenten (Bierzipfel, Weinzipfel, Sektzipfel, letzterer für Frauen). Zirkel: Ursprünglich geheimes Erkennungszeichen von Ordensbrüdern, heute Signum einer Verbindung, das bei der Unterschrift hinter den Namenszug gesetzt wir Und zum Schluß: Ein Überblick über weitere Veröffentlichungen des AStA es gibt immer was zu Lesen...l „Ganzheitlich und ohne Sorgen in die Republik von Morgen.“: Dokumentation zum Kongress gegen Irrationalismus, Esoterik und Antisemitismus. Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2001, ISBN 3-932710-33-9. Der Kongress fand vor zwei Jahren an der Uni München statt, geladen waren ReferentInnen wie Prof. Heinrich Fink, Colin Goldner oder Peter Bierl. Der Band ist eine gute Einstiegslektüre über den engen Zusammenhang zwischen esoterischen Verschwörungstheorien und Antisemitismus, der sich gerne hinter antiautoritärer Erziehung und Wunderheilern versteckt. Das Buch ist im gut sortierten Buchhandel oder im AStA für 7,50 Euro erhältlich. Zur Geschichte Israels Aus aktuellem Anlass veranstaltete das Antifa-Referat einen Abend zur Geschichte Israels mit Emmanuel Nassauer. Grundlage für das Verständnis dieses Themas ist für uns und den Referenten die Tatsache, dass das Existenzrecht Israels nicht angzweifelt wird und eine Zufluchtsstätte für die vom Holocaust verschont gebliebenen Juden und Jüdinnen darstellt. Die Broschüre zum Vortrag ist für einen Euro im AStA oder beim Büchertisch des Antifareferats vor der Mensa erhältlich. 43 „Der Friede, der zum Krieg führt“: Textbuch zur Nachstellung des Münchner Abkommens in München am 3. Oktober 1995, ISBN 3-922431-66-6. Eindrucksvoll wurde bei dieser szenischen Darstellung ncoh einmal verdeutlicht, wie die Zerschlagung der Tschechoslowakei mit dieser Erpressung ihren Anfang nahm. „Einige Betrachtungen über das Centrum für angewandte Politikforschung“: In dieser Broschüre des Antifa-Referats wird in Ansätzen thematisiert, wie an der Universität die Voraussetzungen für deutsche Angriffskriege ideologisch geschaffen werden. Für 1, 50 Euro beim Antifareferat zu erstehen. „Dokumentation der Vorveranstaltungen gegen die NATO-Sicherheitskonferenz 2002 in München“: Im Vorfeld der NATO-Sicherheitskonferenz gab es eine Veranstaltungsreihe zu verschiedenen Themen wie der deutschen Außenpolitik, Widersprüchen zwischen verschiedenen Staaten oder auch dem Abbau vor und nach dem 11. September 2001 (der sich in München mit dem generellen Demonstrationsverbot und der massiven Repressalien gegen DemonstrantInnen sehr konkret nachvollziehen ließ). Für 2 Euro im AStA kaufen. „Alte Herren, Neue Rechte. Schattenseiten der Universität“: Dokumentation zum Kongress im Juli 2001, erscheint im Frühjahr 2002. Es finden sich u.a. Beiträge von Samuel Salzborn, Alex Demirovic und Anna Bergmann zu verschiedenen Themen, die nicht nur Rechtsextremismus AN Hochschulen, sondern vor allem AUS Hochschulen betrifft: Die Rolle der Universität als vorbereitende Institution für rechtes Gedankengut und wie sich dies durch sämtliche Disziplinen zieht, steht in „Deutsche Interessen im Kosovo I und II“ diesem Buch im Mittelpunkt (1999): Materialsammlungen zur Rolle Deutschlands bei der Zerschlagung JuAb Erscheinungstermin im Buchhandel goslawiens in den 90er Jahren und zur oder im AStA für ca. 8 Euro zu haben. darin liegenden Kontinuität der deutschen Außenpolitik auf dem Balkan. 44 ...und da man das Gelesene ja auch anderen Menschen mitteilen will, die vielleicht andernorts wohnen, wollen wir die Postkarten-Kultur etwas anregen mit obigem Exemplar. 45