Die 10 - Senckenberg
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Die 10 - Senckenberg
Pressestelle Senckenberg Doris von Eiff Fon: 069 – 7542 1257, mobil: 0173 54 50 196 Neues zur Evolution der Vögel Die 10. Archaeopteryx im Forschungsinstitut Senckenberg Etwa 150 Millionen Jahre ist es her, dass der elsterngroße Urvogel gelebt hat. Das fossile Skelett des zehnten und am besten erhaltenen Fundes einer Archaeopteryx wurde 2005 von Wissenschaftlern des Forschungsinstituts Senckenberg untersucht und bis ins Detail beschrieben. Doch diesem Fund gingen neun verschieden gut erhaltene aus dem bayerischen Altmühltal voraus. – Und eigentlich begann alles mit einer Feder, die 1860 im Gemeindesteinbruch von Solnhofen entdeckt und 1861 von Hermann von Meyer beschrieben wurde. Der ehemalige Direktor der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft gab dem ersten Nachweis eines fossilen Vogels aus der Jura-Zeit die Bezeichnung Archaeopteryx lithographica. Der Name bedeutet Urfeder aus dem lithographischen Kalk und leitet sich aus dem Griechischen (archaios = alt und pteryx = Feder / Flügel) ab. – Zu der Zeit wurde gerade die 1859 von Charles Darwin veröffentlichte Evolutionstheorie unter Wissenschaftlern heiß debattiert. Von daher erlangte das heute im Londoner Natural History Museum beheimatete erste Exemplar eine besondere Bedeutung, da es als fossile “Übergangsform” (missing link) die Darwinsche Theorie stützte. Der im Forschungsinstitut Senckenberg wissenschaftlich bearbeitete und 2006 in einer Sonderausstellung präsentierte 10. Urvogel war eine Leihgabe des Wyoming Dinosaur Centers, Thermopolis (USA). Das Fundstück gilt als das bislang besterhaltene Exemplar. - Matt schimmern die feinen Knochen von Schienen- und Wadenbein, die aus einer Solnhofener Schieferplatte herausragen und in grazilen Füßen enden. Deutlich sichtbar herauspräpariert sind die spitzen Krallen des Tieres. Die Wirbel enden in einem langen Schwanz. Einzelne Details sind auch am Kopf der Archaeopteryx zu erkennen. Rund um das feingliedrige, fast vollständig erhaltene Skelett sind deutlich die Abdrücke eines Federkleides zu sehen. – Die anatomischen Details belegen nun endgültig die Abstammung der heutigen Vögel von zweibeinigen Fleisch fressenden Dinosauriern aus der Gruppe der Theropoden. Erstmals ist der Schädel einer Archaeopteryx von oben einzusehen und gibt den Blick auf den Gaumenapparat mit seinen knöchernen Elementen frei, die sich noch in ihrer natürlichen Lage befinden. Einer der Knochen, das so genannte Gaumenbein, weist einen zusätzlichen vierten Fortsatz auf, wie er auch bei theropoden Dinosauriern zu finden ist, jedoch nicht bei den modernen Vögeln. Erstmals ist bei diesem Exemplar zudem ein Fortsatz eines Fußwurzelknochens zu erkennen, der in dieser Ausbildung ebenfalls charakteristisch für theropode Dinosaurier ist. Wie bei den Deinonychosauriern ist die zweite Zehe stark nach oben überdehnbar, während die erste Zehe im Unterschied zu den heutigen Vögeln noch nicht vollständig nach hinten gedreht war. Der einstige Lebensraum der Urvögel lag vor 150 Millionen Jahren unter Wasser. Lediglich einige aus dem warmen, subtropischen Schelfmeer ragende Inseln bildeten die zu der Zeit bestehende Landmasse. – Man nimmt an, dass die Urvögel als Kadaver in die damalige Lagunenlandschaft des heutigen Fundgebietes eingeschwemmt und in den feinkörnigen Solnhofener Plattenkalken eingebettet wurden. Der Vergleich mit den Nachbildungen der anderen neun Exemplare gibt einen Einblick in das abenteuerliche Geschehen der Evolution und wirft zugleich ein Schlaglicht auf die Geschichte der Wissenschaft. Das so genannte „Thermopolis Exemplar“ aus dem Wyoming Dinosaur Center steht weit über die Grenzen Deutschlands hinaus im Fokus des wissenschaftlichen Interesses. (dve) forschungsinstitut senckenberg / pressestelle, doris von eiff / 07.12.07 1/1