„Manche verwechseln die Schule mit der Disco“
Transcrição
„Manche verwechseln die Schule mit der Disco“
HEILBRONN UND SEINE REGION MITTWOCH 25. Juni 2003 Kleidung an Schulen: Minirock und bauchfreies Top – dürfen Mädchen das zum Unterricht tragen? Sind Shorts für Lehrer okay? IN DER SCHULE „Manche verwechseln die Schule mit der Disco“ Kleidsam Von Katja Feiler Bauchfrei zur Schule: Ist das unanständig? Und wie soll der Lehrer und die Lehrerin gekleidet sein? Darüber zerbricht sich Deutschland gerade den Kopf. Wie es in der Region gehandhabt wird, sagen die Betroffenen selbst. Wenn es heiß ist, fallen die Hüllen. Aber gehört sich das in der Schule? Für Tatjana Stettinger kein Thema. Klar, dass sie bei dieser Hitze ihre bauchfreien Tops aus dem Kleiderschrank holt. Wenn das verboten würde? „Dann müsste ich meinen ganzen Schrank umbauen und die anderen T-Shirts wieder hervorkramen.“ Auch Anna Götte und Christina Xiftou zeigen ihre Piercings gerne. Daran ist doch nichts, finden die 20- und die 18-Jährige. Nur wenn der Rock zu knapp sitzt, dann verstehen die Johann-JakobWidmann-Schülerinnen die Aufregung. „Wenn man fast drunterschauen kann, dann ist das aufreizend, und das stört und irritiert sogar mich.“ Doch es kommt vor. „Manche können Schule und Disco nicht unterscheiden“, hat auch die Ulrich Mühlenkamp legt Wert auf 17-jährige Tugba Yildiz schon öfter beim Anblick einiger Mitschülerinsein Jackett – egal wie heiß es ist. nen festgestellt. Die Jungs nehmen es gelassen: „Das ist doch jedem selbst überlassen, wie er rumläuft“, sagt Mike Lee, der entsprechend für vieles offen ist. Sein Mitschüler Jean-Jacques Bernies ist da kritischer. Vor allem, was die Lehrer angeht. „Wir hatten in der Realschule mal eine Lehrerin, die jeden Tag das gleiche Kleid anhatte. Sie hatte auch keinen BH an, das war einfach ungepflegt.“ Ganz zufrieden – das sind die Schüler mit dem Kleidungsstil ihrer Lehrer an der Heilbronner WilhelmMaybach- und der Johann-JakobWidmann-Schule. Sogar kurze Hosen würde Aysun Yoleri akzeptieren, wenn es heiß ist. Aber JeanJacques Bernies gibt zu: „Wenn mein Mathe-Lehrer mit Krawatte vor mir steht, dann strahlt er für mich schon mehr Seriosität aus. Ich finde das gut.“ Und die Lehrerinnen? Da sind die Schülerinnen streng: „Die dürfen nicht so viel Oberweite zeigen. Wenn man da reinsieht, das lenkt schon ab.“ Der Meinung ist auch der Schulleiter der Johann-Jakob-WidmannSchule, Norbert Kurz. „Wir haben Maura Tranica weiß, dass die Schüler eine Vorbildfunktion. Freizeit und ganz genau auf ihre Kleidung achten. Arbeit gehören getrennt.“ Deshalb: Lenkt das unten von dem oben ab? Ganz und gar nicht, Für Schülerinnen ist ein nackter Bauch im Unterricht inzwischen normal, findet Anna Götte. . . sagt Christina Xiftou, die gerne bauchfrei trägt. . . keine kurze Hosen an der Schule. Lehrerin Maura Tranica wählt jeden Morgen ihre Garderobe mit Bedacht: „Am Montag hatte ich Badeschlappen an, weil es so heiß war, und ich habe mich überhaupt nicht wohl gefühlt.“ Zum einen will sie sich so jugendlich kleiden, wie sie sich fühlt, zum anderen darf der Respekt dadurch nicht schwinden. Das macht die Wahl nicht einfacher, vor allem, weil sie weiß: „Wir werden sehr fixiert. Die Schüler ken- nen jede Socke von uns.“ Immer gut angezogen fühlt sich Ulrich Mühlenkamp mit seiner Stoffhose und Jackett. „Da muss es schon sehr heiß sein, damit ich das Jackett mal ausziehe.“ „Wir haben Vorbildfunktion in Sachen Kleidung.“ Die Eltern müssen dafür sorgen, dass die 12- bis 14-Jährigen nicht so rumlaufen wie die 18-Jährigen, so der Heilbronner Gesamtelternbeiratsvorsitzende Gunter Reiner. „Die sind sich ihres Körpers noch nicht bewusst.“ Bauchfrei, Minirock und extrem brustumspannende Shirts hält Reiner für „aufreizend“ und sagt klipp und klar: „Meine Tochter dürfte nicht so rumlaufen.“ Dass nicht alle Eltern so denken, zeigt das Beispiel der Lehrerin Maura Tranica, die deshalb für eine Schuluniform ist: „Neulich musste ich bei einem Mädchen direkt suchen, wo sie überhaupt noch was verhüllt hat.“ Kommentar „Kleidsam“ . . . schließlich sieht die Welt nur so was vom glitzernden . . . Lehrerinnen sollten so aber nicht rumlaufen, schränkt die 20-Jährige ein. „Das lenkt zu sehr ab.“ Piercing der 18-Jährigen. (Fotos: Andreas Veigel) D ie Concorde der Air France mit der Kennung F-BVFB landete gestern auf dem Baden-Airpark bei Baden-Baden. Etwa 20 000 begeisterte Menschen verfolgten die Ankunft und waren hellauf begeistert von dem Leckerbissen der Luftfahrt. Rund um den Flugplatz und bei dem kleinen Ort Hügelsheim ging zeitweise nichts mehr, einfach zu hoch war das Verkehrsaufkommen. Das Auto & Technik Museum in Sinsheim hat dieses Ereignis ermöglicht. Unter weltweit 200 Bewerbern um die Maschine bekamen die Kraichgauer den Zuschlag. „Sie Über Geschmack lässt sich streiten. Was der eine kleidsam oder sogar adrett findet, mag den anderen schon schockieren. Die Schüler lästern über die nicht rasierten Achselhaare der Lehrerin, während die sich über das Dekolletee ihrer Schützlinge aufregt. Auch wenn die Geschmäcker der Jungen selten mit denen der Erwachsenen übereinstimmen – eins muss klar sein: Wer in die Schule geht, geht zur Arbeit. Sowohl die bezahlten Lehrkräfte als auch die Schüler. Und wer zur Arbeit geht, ist nicht daheim. Dennoch ist die bauchfreie Mode unter Jugendlichen inzwischen so normal wie Turnschuhe. Die kurzen Shirts in der Schule zu verbieten, ist übertrieben. Anders der Rock, der kaum was verdeckt, das T-Shirt, das mehr herausquellen lässt, als es verdeckt. Den Schülerinnen muss klar gemacht werden, dass ihre Freizügigkeit hier fehl am Platze ist. Doch ob die Jugendlichen den Rat eines Erwachsenen im verknitterten Hemd aus den 80ern, in Sandalen und weißen Socken ernst nimmt? Wer für Jugendliche glaubhaft sein will, muss seriös wirken. Sonst ist alles vergebens. Katja Feiler Kontakt Stimmezur Rufen Sie mich zu diesem Thema an und sagen Sie uns Ihre Meinung: Tel. 0 71 31/61 53 23 von 14 – 16 Uhr Katja Feiler Redaktion Stadtkreis „Ein wunderbares Stück deutsch-französischer Freundschaft“ kommt, ich höre sie, das ist sie ganz bestimmt.“ Die Stimme des Journalisten überschlug sich vor Euphorie. Tatsächlich: Aus den Wolken schwebte der elegante Vogel von Süden her unglaublich langsam hoch über dem Flugplatz heran. Flugkapitän Jean-Louis Châtelain leitete seinen allerletzten Approach, wie die Flieger den Landeanflug nennen, ein. Ganz zur Freude tausender Fotogra- Kommentar Kleiden nach Lust und Laune? Die Concorde der Air France für das Sinsheimer Auto & Technik Museum ist gestern auf dem Baden-Airpark gelandet – 20 000 Menschen begeistert Von Rudolf Landauer 17 fen und Kameraleute zog der erfahrene Pilot nochmals alle Register seines fliegerischen Könnens und demonstrierte einen extremen Langsamflug mit hohem Anstellwinkel, quer zur Landebahn geflogen. Nach einem weiten Bogen über den Rhein hinaus fuhr er das Fahrwerk aus und richtete die elegante Nase der 62 Meter langen Concorde auf die Achse der 3000 Meter lan- Letzte Landung in Baden: Die Concorde für Sinsheim ist da. (Fotos: Rudolf Landauer) gen Landebahn des Baden-Airparks aus. „Mein Gott, ist das ein bewegender Augenblick“ meinte eine total begeisterte Zuschauerin. Und ein anderer Concorde-Fan fügte hinzu: „Was für ein tolles und wunderschönes Flugzeug.“ Die absolut perfekte Landung, die von der Crew hingelegt wurde, passte bestens zu dem fliegerischen Großereignis. Der Concorde schlug eine riesige Sympathiewelle entgegen. Enthusiastisch begrüßten die Menschen vor und hinter den Absperrzäunen die Gabe aus Frankreich, die jetzt eine Deutsche ist. Für den symbolischen Preis von einem Euro bekamen die Sinsheimer das Flugzeug. Allerdings werden das Demontieren, der Transport und die Montage auf das Dach des Museums in der Kraichgaustadt geschätzte 1,5 Millionen Euro kosten. Für den Seniorchef und Präsidenten des Museums, Eberhard Layher, war es ein großer Augenblick. „Ich bin sehr stolz auf die Ankunft dieses fantastischen Stücks 94-jähriges Opfer in Heilbronn Dieb entreißt Rentner Tüte mit 1000 Euro Zeugen sucht die Heilbronner Polizei nach einem Überfall auf einen Rentner. Der 94-Jährige hatte am Montag gegen 13.30 Uhr 1000 Euro bei seiner Bank abgehoben und das Geld in eine Plastiktüte gesteckt. Die Polizei schließt nicht aus, dass ihn der unbekannte Dieb bereits beim Abheben des Geldes beobachtet hat. Als der 94-Jährige auf dem Gehweg der Götzenturmstraße in Richtung Neckar ging, näherte sich ein Unbekannter von hinten, riss die weiße Plastiktüte an sich und Flugkapitän Jean-Louis Châtelain freut sich über den großen Empfang. Luftfahrtgeschichte und auch darauf, dass uns die Franzosen den Zuschlag erteilt haben. Das ist ein wunderbares Stück deutsch-französischer Freundschaft“, erklärte er gerührt. Für Eberhard Layher ging eine Vision in Erfüllung, die er bereits bei der Montage des russischen Pendants, der Tupolev, in Sinsheim hatte. Die Nase dieser Maschine zeigt dorthin, wo sie herkam: nach Osten. Die Concorde wird bald nach Westen weisen, Frankreich zugewandt. In wenigen Monaten wird Layhers Traum in Erfüllung gehen. Dann dokumentiert das Sinsheimer Museum im Doppelpack den Überschallflug der zivilen Luftfahrt. Am helllichten Tag in der Innenstadt rannte sofort in Richtung Fußgängerzone weg. Der ungefähr 1,75 Meter große Dieb hatte dunkle Haare und sonnengebräunte Haut. Sein Sweatshirt hatte eine blaue Grundfarbe und rote Ärmel. Der Gesuchte ist etwa 28 bis 30 Jahre alt. Eine sofort eingeleitete Fahndung der Polizei brachte keinen Erfolg. Da zur Tatzeit viele Passanten in dieser Gegend unterwegs waren, gehen die Ermittler davon aus, dass jemand etwas gesehen haben muss. Diese Zeugen werden gebeten, sich beim Polizeiposten Innenstadt, Telefon 0 71 31 / 64-30 31, zu melden. (red)