26 26 Flug nach Asien – aber „NO GO” für Peking

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26 26 Flug nach Asien – aber „NO GO” für Peking
Reisebericht
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Unwirtliches Gebirge
Anflug auf Teheran Mehrabad
Flug nach Asien – aber „NO GO” für Peking
 Mit der Cessna 303 von Mönchengladbach zum Himalaya
PILOT UND FLUGZEUG Heft 11/2004 lockte mit einem
Fliegertraum: Auf nach Peking! Die Leserreise 2005 versprach
allein schon mit dem Abenteuer des Fliegens mit privaten
Maschinen in den geheimnisvollen Kontinent Asien Erlebnisse
ganz besonderer Art. Für mich als Pilotin einer Cessna 172 nur
ein ferner Traum?
Der Traum wurde Wirklichkeit: In der D-IIVK, einer zweimotorigen
Cessna 303. Mit meiner SE-Lizenz konnte ich zwar nicht selbst
fliegen, gehörte aber neben den beiden Piloten Rolf Allerding
und Klaus Gerecht, meinem Sohn, zur Crew der Crusader.
Unserer langen Fliegerreise gingen Crewtreffen, ein
Simulatortraining in Bremen für den Anflug in Kathmandu/ Nepal
und sorgfältige Vorbereitungen voraus. Insbesondere machte
uns „weight and balance“ zu schaffen, und noch am Tag vor
dem Abflug reduzierten wir die Zuladung ganz energisch.
Am 5. Oktober 2005: startet die D-IIVK um 8:33 Uhr MEZ in
EDLN Mönchengladbach mit Information Bravo und Squawk
0524 auf der Abflugroute GMH 6N in den dunstig-grauen
Herbstmorgen Richtung Frankfurt - München – Klagenfurt.
Um 11:00 Uhr über München. Graue Wand vor uns. FL 135.
Steigen mit Sauerstoff auf größere Höhe. Wir können noch die
Ostalpen in der Gegend um Zell am See / Villach unter uns
erkennen. Jetzt wird es heftig: Regen, Schnee, Wind mit 35 kts
und mehr auf der Nase. Für kurze Zeit schafft die Crusader nur
noch 90 kt. über Grund. Aufgrund des hohen Spritverbrauchs
Tanken in Belgrad statt Sofia, um16:20 Uhr sind wir wieder
in der Luft. Endlich Sonnenschein, gute Erdsicht. Nach dem
Sunset entscheiden wir uns für den Weiterflug nach Adana.
Es wird ein herrlicher Nachtflug. Über uns ein selten klarer
und schöner Sternenhimmel, unter uns die Lichterkette der
türkischen Riviera. Um 22:45 Uhr Nachtlandung in LTAF
Adana. Um 2:00 Uhr Ortszeit endlich ein Bett im Hilton nach
dem langen, langen Flug! Mit Tankstopp in Belgrad 12 Std. für
1527 NM.
Wir bummeln durch die Souks, zur alten Moschee aus dem
16. Jh., zum Badehaus für Frauen, durch die moderne City, zu
Atatürks Haus.
Um 22:00 Uhr treffen wir in der Hotelbar die anderen Crews
aus Deutschland und der Schweiz, ein erstes flüchtiges
Kennenlernen der insgesamt 21 Piloten und Crew Members.
Und dann wird es ernst: Flugvorbereitung für das morgige erste
Leg nach Teheran.
7. Oktober 2005: Obwohl wir das Hotel früh verlassen, erleben
wir auf dem Flugplatz Verzögerungen durch die sehr langsame
Abwicklung und eine heftige, aber erfolglose Diskussion über
die plötzliche Erhöhung des vereinbarten Avgaspreises von
1,10 USD auf 1,80 USD. Schließlich ist auch noch der Flugplan
überschritten. Motoren wieder aus. Warten. Endlich Freigabe
für RWY 23, Take-off 11:05 Uhr Ortszeit. Leichter Dunst über
Adana.
Wir fliegen in Richtung Osten. Das flache Land unter uns
wird hier noch landwirtschaftlich genutzt. Es geht aber über
in unwirtliches Gebirge. Wir sind im Südosten der Türkei und
halten uns nördlich der Grenzen von Syrien und Irak.
Navigationshilfen auf der Flugstrecke von Adana nach Teheran
sind VORs, Intersections und ein NDB. In der Osttürkei fliegen
wir über die Gegend von Gaziantep, später über Diyarbakir,
die heimliche Hauptstadt der Kurden, und immer wieder über
gebirgiges Land mit vielen Seen. Wir überqueren den Van-See
und müssen nun auf FL 150 steigen. Um 13:50 Uhr Adanazeit
erreichen wir BONAM, den Meldepunkt an der türkischiranischen Grenze.
Das Wetter ändert sich. Zunächst nur leichte Turbulenzen
und eine graue Wand vor uns, noch Erdsicht. Südöstlich von
Uromiyeh in der Gegend des Lake Urmia wird es ruppig. Zwei
Stunden fliegen wir nur über Gebirge, immer ins Grau hinein
und werden tüchtig durchgerüttelt. Uns und die losen Sachen
6. Oktober 2005: Nach einem gemütlichen Frühstück haben wir gut befestigt.
erkunden wir Adana. Ali, ein junger Türke in Jeans und T-shirt, Irgendwann wird es wieder heller und ruhiger. Unterwegs
bietet sich vor dem Hotel als „guide“ an. In gutem Englisch sehen wir unter uns Städte, der Lage nach Zanjan und Gazvin,
und mit passablem Allgemeinwissen führt er uns zu den die sich lehmfarben, gelblich-grün, flach und riesig in der
Sehenswürdigkeiten der alten Stadt im Südosten der Türkei. Landschaft ausdehnen.
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Reisebericht
Die D-IIVK auf dem Flugplatz in Teheran
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Elefantenbad am Fluss
Wind
Auffallend sind die vielen „Caution Areas“ um Teheran herum;
exaktes Fliegen ist angesagt. Plötzlich sind es nur noch 10 Min.
bis Mehrabad OIII Teheran. Was wird uns im Iran erwarten? Ich
ziehe schon einmal pflichtgemäß den langen Mantel über, lege
die hässliche, schwarze Kopfbedeckung bereit.
Unglaublich eindrucksvoll ist der Anflug auf die 16-MillionenMetropole Teheran. Von NW kommend erhalten wir RWY 29 L
und fliegen daher, ehe wir ins Endteil kommen, erst einmal fast
über die ganze riesige Stadt.
Nach der Landung werden wir höflich begrüßt und zügig
abgefertigt. Verwicklungen gibt es allerdings, als wir feststellen
müssen, dass sich zwei Handling Agents um uns kümmern,
jeder natürlich gegen Bezahlung. Eva, eine junge Dänin,
begrüßt uns in der Ankunftshalle. Sie wird uns in Teheran in
den nächsten beiden Tagen begleiten.
Nach dem Lunch geht es im Eiltempo durch die Souks. Eine
Moschee darf noch von außen besichtigt werden – und das war
„Sightseeing“ in Teheran.
9. Oktober 2005: Das lange „Leg“ nach Indien verlangt eine
kurze Nacht. Um 5:30 Uhr sitzen wir verschlafen im Bus zum
Flughafen. Eine der längsten Tagesstrecken liegt vor uns, mehr
als 1400 NM und das gegen die Uhr.
Aus der Ebene von Teheran erheben wir uns in den Dunst über
der riesigen Stadt.
Auf FL 130 fliegen wir zwei lange Stunden über den Dasht-eKavir, das ist die Wüste mit den periodisch wiederkehrenden
Salzseen, dann über die Wüste Dasht-e-Lut und schließlich
über trostloses Gebirge zum Tankstopp in Zahedan.
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Teheran ist eine Stadt ohne viele Sehenswürdigkeiten. Touristen
sieht man kaum. Bei Nacht soll sie laut Eva 6 Mill. Einwohner
beherbergen; bei Tag arbeiten und leben hier 16 Millionen
Menschen.
Wir werden in einem Bus „hill-up“ transportiert und besichtigen
dort in der besten Gegend Teherans in einem riesigen
Park den „Green Palace“, eine der ungeheuer prunkvollen
Residenzen des letzten Shahs, Reza Pahlevi, die er mit den
beiden Kaiserinnen Soraja und später Farah Diba gelegentlich
bewohnte. Als zweite Sehenswürdigkeit wird uns der Einblick in den
Nation‘s Palace, den weißen Palast, gewährt.
Die Fahrt im Bus durch die Stadt ist endlos und langweilig.
Wenigstens habe ich Gelegenheit, mich mit Eva und einem
Studenten über das Leben junger Leute in Teheran zu
unterhalten und ein wenig über ihre politische Einstellung zu
erfahren.
Obwohl Ramadan ist, bewirtet uns das traditionelle persische
Khayyam Restaurant – es soll das beste in Teheran sein –
mit einem reichhaltigen wohlschmeckenden und lang
ausgedehnten Mittagessen, bei dem am Schluss auch ein paar
Züge aus der Wasserpfeife ausprobiert werden können.
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Reisebericht
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Verteidigungsanlage Jai-Jarh und
Amber Palace
Gewitterwolken über Myanmar
Eigentlich gibt es auf dem ehemals amerikanischen Stützpunkt
kein Avgas. Aber als besondere Geste – im Iran ist das
erstaunlicherweise möglich – bringt ein Tankwagen aus dem 500 km entfernten Mesched das für uns notwendige Fuel in die
Wüstenstadt Zahedan.
In dieser entlegenen Gegend im Dreieck Iran, Afghanistan,
Pakistan scheinen die Uhren anders zu gehen. Wir Frauen
können die Kopftücher abnehmen und uns bei einer Tasse
Kaffee und freundlichen Gesprächen den männlichen
Flugplatzwesen gleichberechtigt fühlen. Flugberatung und
Zollabwicklung werden zügig abgewickelt. Auf dem hohen Platz OIZH und in der großen Hitze hat unsere
D-IIVK zunächst Anlassschwierigkeiten, ehe wir auf der RWY
35 um 12:36 Uhr starten und die ausgedehnte Stadt mit ihren
unzähligen flachen rechteckigen Häusern überfliegen können.
Alles sandfarben, trostlos – bald verschwunden im Dunst. 20
NM südöstlich von OIZH , an der Intersection DERBO, fliegen
wir in den pakistanischen Luftraum. Unter uns das Land, das
in diesen Tagen von einem schweren Erdbeben heimgesucht
wurde.
Lange haben wir keinen Kontakt zu Karachi Control. Wir hören
gelegentlich den Funk der Hilfsflieger, haben irgendwann eine
Relaisverbindung mit einem Liner, der in Richtung Köln fliegt.
Sonst nur Funkkontakt mit Fliegern der eigenen Gruppe auf
Frequenz 123,45.
Wir halten uns südlich der afghanischen Grenze. Um 14:05 Uhr
sind es noch 583 NM bis Jaipur. Prohibited und Restricted Areas
sind zu beachten. Wir müssen auf FL 210, später noch höher
steigen. Plötzlich ist die Sauerstoffzufuhr auf zwei Anschlüssen
unterbrochen. Meinen funktionierenden Schlauch erhält der
PIC. Ich rutsche zentimeterweise vom Copilotensitz nach hinten
– bloß keine unnötige Anstrengung – und überstehe mit irre
flacher Atmung die kurze Zeit, bis Klaus ruhig und professionell
das Anschlusskabel repariert hat.
Nach Hunderten von Kilometern Wüste und Gebirge entdecke
ich dann endlich wieder Spuren menschlichen Lebens unter
uns: Eine Stadt, es muss Rahin Yar Khan sein. Dann wieder
Sand und Berge, Einsamkeit.
Im Westen, hinter der rechten Fläche, versinkt die Sonne im
Dunst, gelb, orange, rot, violett. Es ist 16:15 Uhr. Position 188
NM westlich von Jaipur.
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An der Intersection TIGER überfliegen wir die Grenze nach
Indien. Bei Dunkelheit überqueren wir das breite Tal des Indus.
Wir können wieder auf einen niedrigeren Flight Level sinken.
Um 17:56 Uhr Nachtlandung in VIJP Jaipur in Indien, rd. 2500
NM von Deutschland entfernt, in einer ganz anderen Welt. Das
merken wir schon beim Anflug. Trotz klaren Nachthimmels
erhalten wir kein „Visual Approach“. Holding über dem Platz.
Erst wenn die vorige Maschine die RWY verlassen hat, erhält
die nächste die Landefreigabe. Aber das ist nicht alles, was uns
in Indien blühen soll.
Eine Riesengeduldsprobe steht direkt bevor. Unsere
Flugzeuge werden von extrem langsam arbeitenden Indern
aus Fässern mit Handpumpen betankt. Da tankt so mancher
Pilot zähneknirschend selbst mit.
Noch eine Überraschung: Trotz Vorbestellung ist nicht genug
Avgas für alle vorhanden. Aber morgen ist ja ein neuer Tag.
Der ganze Stress mit Fuel und indischer Bürokratie ist jedoch
in dem Moment vergessen, als wir vor dem Rambagh Palace
Hotel vorfahren.
Nun beginnt ein Märchen aus 1001 Nacht. Ein unglaublich
schöner Maharadja-Palast nimmt uns auf. Das Hotelpersonal,
junge Frauen und Männer, gut aussehend, sehr aufmerksam, in traditionellen hellgelben Uniformen, übernimmt das Gepäck,
öffnet Türen, rückt Stühle, hält Teller am verlockenden indischen
Buffet, verwöhnt uns unvorstellbar.
Nach der Hitze in Zahedan umfächelt uns hier in Jaipur laue
Abendluft. Wir genießen das Dinner auf der Gartenterrasse.
10. Oktober 2005: Strahlend schön ist der Morgen. Nach dem
Frühstück wartet schon das Taxi, das uns mit kundigem Fahrer
zur Pink City, zum Palast der Winde und hinaus aus der Stadt
zu einem Aussichtspunkt am Fluss bringt.
Schnell müssen wir zurück – der Flugplan sitzt uns im
Nacken!
Die Erkundungsfahrt durch Jaipur und zum Fluss hat Zeit
gekostet. Wir sind die drittletzte Maschine zum Abflug.
Inzwischen haben wir 40 Grad Hitze. Und dann will auch noch
der rechte Motor nicht anspringen. Backtrack. Endlich um 9:25
UTC Start auf RWY 27. Kurs auf VNKT Kathmandu / Nepal.
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Reisebericht
Rambagh Palace Hotel Jaipur
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Im Endanflug auf Luang Prabang
Wind
Der schwierige Anflug auf Tribhuvan International Kathmandu
war in der Vorbereitungsphase auf dem Simulator geübt
worden. Noch sind wir weit von Nepal entfernt. Ab 11:30 Uhr UTC wird es spannend. Noch 255 NM bis VNKT und vor uns
türmen sich ungeheure CBs auf, eine ganze Front.
Turbulenzen schütteln die Crusader. Doch wir kommen gut
zwischen den Wolkentürmen hindurch. Über dem VOR SMR
Simara überqueren wir die Staatsgrenze nach Nepal. Abrupt
steigt das Gebirge vor uns auf. Auf FL 120 sind wir hoch genug,
Noch 11 NM. Dann Lichter unter uns. In der klaren Nacht ist die
RWY gut zu erkennen. Wir landen um 13.11 UTC sicher und
wohlbehalten in Kathmandu. Der Anflug war weniger schwierig
als in der Simulation für möglich gehalten.
Im Flughafengebäude werden wir von Explore Nepal mit
einem Welcome-Transparent und Blumenketten freundlich
empfangen. Am nächsten Tag wird in der Zeitung über uns
berichtet.
Ein Schatten fällt auf den „warm welcome“. Vor dem
Flughafengebäude kommen ärmlich aussehende Nepalesen
an den Bus, fordern sehr bestimmt „Tips“ von uns und streiten
sich dann handgreiflich um das Geld.
Wir begreifen, dass wir in diesem Land mit seinen vielen armen
Bewohnern nicht nur als interessante Besucher von weither,
sondern auch als willkommene Verdienstmöglichkeit gesehen
werden.
Schnell vergesse ich diesen Zwischenfall über der Freude,
auf einer außergewöhnlichen Flugreise außergewöhnlich
Fremdartiges und Interessantes erwarten und erleben zu
können.
11. Oktober 2005: Explore Nepal hat für heute eine Tour in
die nähere Umgebung von Kathmandu organisiert, die uns
Einblicke in das Hindu-Königreich im Himalaya schenkt, die wir
nie vergessen werden.
Bhoudhanath, die buddhistisch geprägte Stadt und unser
erstes Ziel, empfängt uns festlich. Leinen mit bunten
Stofffähnchen sind zu Hunderten über die Straßen gespannt,
Tausende brennender kleiner Öllichter flackern auf Ständern,
wohltuende, beruhigende Musik klingt durch die Luft.
Ich bin ganz gefangen von dieser farbigen, frohen und ganz
andersartigen religiösen Wirklichkeit. In dieser Stimmung steige
ich wieder in den Bus, der uns nun an einen ganz anderen
Ort bringt: Nach Pashupatinath, den Toten-Verbrennungsort
am Fluss. Wir bleiben auf der Seite des Shiva-Tempels und
schauen hinüber auf die Verbrennungsplätze. Holzstöße sind
auf Sockeln aufgeschichtet, hoch genug, damit der Leichnam
langsam und vollständig verbrennt. Die Flamme lodert, Rauch
steigt auf und windet sich in das Flusstal – das Ende eines
Lebens, eines menschlichen Körpers. Wenn er verbrannt ist,
wird die Asche in den Fluss geschoben. Mit dem braunen
geheimnisvollen Wasser fließen die letzten Spuren eines
Lebens irgendwann in den heiligen Fluss Ganges.
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AOPA-Letter 4/ 2006
THE GLOBAL STANDARD
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Reisebericht
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Klosterschüler beim Zusammenbau eines Gestells
In der Höhle der Tausend Buddhas
Straßenverkäuferinnen hängen wie Kletten an uns, bieten laut,
aufdringlich Halsketten und Mandalas an. „Good price – special
price for you – o.k. in ten minutes – o.k. later”.
Ich verstehe: Sie sind bitterarm und kämpfen um jeden kleinen
Verdienst. Ich kaufe eine Halskette und drei CDs.
Für den Abend hat Explore Nepal ein Dinner im besten
Restaurant Kathmandus, einem dem Zerfall entrissenen
renovierten Palast, organisiert. Im Innenhof erleben wir
Tänze der großen Masken, traditionelle Kämpfe zwischen Gut
und Böse, getanzt von jungen Männern in phantasievollen
Kostümen und den riesigen Masken.
12. Oktober 2005: Ein großer Tag: Heute werden wir am
Himalaya entlangfliegen. Statt Bhaktapur zu besichtigen,
hatten die Piloten des nächsten Legs am Flugplatz von
Kathmandu die Flugvorbereitungen für den heutigen Tag
erledigt. Unser allergrößter Wunsch ist, so dicht wie möglich
am Himalaya entlangfliegen zu können. Uns ist allerdings die
nahe Grenze nach China bewusst, die unbedingt respektiert
werden muss. Außerdem ist für IFR-Flüge eine Höhe von FL
310 vorgeschrieben. In zähen Verhandlungen erreichen unsere
Piloten einen Flugregelwechsel IFR / VFR.
Vor unserem Abflug erleben wir noch eine böse Überraschung:
Zusätzliche, vorher nicht vereinbarte erhebliche Handlingkosten
werden verlangt. Heftige Diskussionen. Wertvolle Zeit verrinnt.
Der Abschied von Kathmandu wird teuer.
Unsere Crusader startet um 4:36 UTC (10:36 Uhr Nepal Time)
bei 8000 ft Dichtehöhe und steigt durch den morgendlichen
Dunst und die Wolken über dem Kathmandu-Tal. Über den
Wolken scheint die Sonne. In weißer eisiger Schönheit erhebt
sich vor uns die Kette der höchsten Berge der Erde vor dem
klaren Blau des Himmels.
Auf FL 135, unter uns lockere weiße Wolken, fliegen wir mit
unserer kleinen Twin am grandiosen Mount Everest – Massiv
und den anderen Sechs- bis Achttausendern entlang, auch
noch am gewaltigen Hongu-Glacier vorbei – schauen, was das
Auge hält, halten dieses in unserem Leben sicherlich einmalige
Erlebnis in Fotos fest.
Mit dem Himalaya im Herzen drehen wir ab auf Südkurs zum
Tankstopp nach Patna. Wir verlassen Nepal und überqueren
die Gangesebene. 30 NM vor Patna beginnen wir den
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Sinkflug. Auf 4000 ft rütteln uns Turbulenzen durch. Durch eine
Dunstschicht landen wir um 6:04 UTC auf einem Platz, den wir
aus ganz anderen Gründen so schnell nicht vergessen werden.
Irre Hitze, feucht, ein Platz ohne Schatten. Gegen Bakschich
hält ein junger Mann einen Schirm über mich. Langes Warten
auf den Tankwagen. Einen Flugplan in Patna aufgeben ist
stundenlanger Horror.
Die Toilette benutzen bedeutet Einklarieren beim Zoll,
Leibesvisitation, Ausräumen meiner kleinen Umhängetasche
einschließlich Öffnen von Geldbörse und Lippenstift, Toilette
mit Eskorte, Ausklarieren. Unglaublich! Nach mehr als zwei
Stunden besteigen wir entnervt von der Unfreundlichkeit der
Tower-Beamten endlich unsere Flugzeuge und verlassen um
8:25 UTC Patna, die grüne Stadt am Ganges, um eine indische
Erfahrung reicher, die jedoch, wenn wir an das großartige
Erlebnis Himalaya denken, allmählich verblasst.
920 NM nach Chiang Mai liegen noch vor uns.
Bei Chittagong noch einmal Gewitterwolken. Wetter wie
vorausgesagt. Wir befürchten weitere Gewitter und eine
schwierige Landung in Thailand.
Über den Dschungel von Myanmar, um die bis 20.000 ft
reichende Sperrzone herum, landen wir um 14:58 UTC bei
Nacht glücklich auf Chiang Mai International.
13. Oktober 2005: Nach der gestrigen langen Flugstrecke
haben wir nur einen Wunsch: Endlich einmal ausschlafen und
gemütlich frühstücken. Und das tun wir im Sheraton Chiang
Mai.
Am Nachmittag vor dem Abflug nach Luang Prabang gibt es
auf dem Flughafen allerdings wieder Ärger. Sie stufen uns dort
als „commercial“ ein und verlangen entsprechend sagenhaft
hohe Landing Fees.
Endlich um 15:00 Uhr Ortszeit erhebt sich unsere D-IIVK über
die Stadt am Fluss hinein in die phantastische Wolkenwelt
riesiger Cumuli und zarter Eiswolken darüber. Unter uns die
Nord-Süd-Autobahn, Seen, viel Grün, viel Wald und immer
höher werdende Berge.
Auf FL 115 hören wir eine Gewittermeldung der D-EIJK 40
NM vor Luang Prabang. Wir erwarten Turbulenzen. Auf allen
AOPA-Letter 4/ 2006
Reisebericht
Pagode Wat Xien, Weltkulturerbe
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Exkursion auf dem Elefantenrücken
Wind
Seiten haben wir Berge, hohe Kegel, sanft gerundet, bewaldet,
dunkelgrün. Noch 11 NM bis zur Dschungelstadt, Altitude
4300 ft.
Da – der Mekong windet sich unter uns um die Dschungelberge
herum. Wir landen bei klarer Sicht um 9:10 UTC.
Vier wunderschöne erholsame Tage schenkt uns die laotische
Hauptstadt. Wenn wir einmal von dem Ärger mit der Zöllnerin
und der Flughafenabwicklung absehen. Dafür waren unsere
Flugzeuge von laotischem Militär aber auch bestens bewacht.
Es ist wenige Tage vor einem buddhistischen Fest. Die Klöster
werden bunt geschmückt. Die alte Königsstadt, noch fern vom
lauten Tourismus, lädt ein zum beschaulichen Bewundern ihrer
Klöster, der herrlichen Flusslandschaft mit den seltsam steil und
rund aufragenden Bergen, zum Ausruhen, zum Wohlfühlen.
Am Abend lockt uns der Nachtmarkt von Luang Prabang. Die
Hauptstraße ist ein Meer kleiner Lampen. Die Verkäuferinnen
sind freundlich, unaufdringlich. Die Preise sind für uns so
erschwinglich, dass wir die hübschen Sachen gerne kaufen. Am nächsten Morgen, 14. Oktober 2005, wird unsere Idylle
abrupt unterbrochen: NO GO nach Hongkong für die vier
kleineren Kolbenflugzeuge! Dazu zwingen der von Vietnam
auferlegte Fluglevel 265 und die viel zu lange Route über das
Meer statt wie geplant über Vietnam.
Die Long-Range-Maschinen erreichen Hongkong und fliegen
auch nach Taiwan. Die D-GAKK, die D-ICFG und die N310FW
fliegen nach Chiang Mai. Wir mit unserer D-IIVK bleiben noch
zwei Tage im malerischen Luang Prabang und genießen die
wunderbare Ruhe und die Freundlichkeit der Menschen.
des Feriendomzils von König Bumiphol und Königin Sirikit, die
gerade zu Besuch weilen. Ein Flug nach Bangkok vermittelt
interessante Einblicke in das Leben in dieser thailändischen
Großstadt.
Das nächste Highlight: Der Flug nach Siem Reap in
Kambodscha und dort der Besuch von Angkor Vat, der riesigen
Tempelanlage im Dschungel.
Am 26. Oktober 2005 beginnt die Heimreise der
Leserreisengruppe. Chiang Mai, Kalkutta, Mumbay. Berichten
zufolge gab es in Kalkutta noch einen Nervenkrieg durch
stundenlanges Warten auf die Genehmigung des Flugplans,
dann „No Security Clearance“ und dann – noch ärgerlicher „Now your off-block-time has expired“ und das bei mehr als 40
Grad. Auch in Mumbay Ärger: diesmal stundenlanges Warten
auf den Tankwagen mit Streik des Tankwarts. Daher noch
eine Nacht im ehemaligen Bombay. Dafür entschädigt in der
folgenden Nacht das Al Bustan - Hotel in Muscat / Oman mit
Luxus aus 1001 Nacht.
Mit einem Zwischenstopp in Bahrein mitten in der Wüste
fliegt die Gruppe nach Amman / Jordanien und von dort nach
Istanbul, wo die einzigartige Fliegerreise bei einem festlichen
Dinner ihren Abschluss findet. Am 1. November 2005 landen
sie alle wieder sicher in der Heimat, unsere D-IIVK ohne mich
in Mönchengladbach.
 von Doris Gerecht
 Fotos von Doris Gerecht und Dr. Klaus Gerecht
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Am 16. Oktober 2005 fliegen wir nach Chiang Mai. Ich fliege
am 17. Oktober mit Thai Airlines nach Deutschland zurück, da mein Mann schwer erkrankt ist.
Bis die Hongkongflieger, die auch noch in Taipei Station
machen, wieder zur Low-Range-Gruppe stoßen, verbringt
diese ein Wochenende am Strand von Hua Hin ganz in der Nähe
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