Ausgabe 06/15 - behr`s... lebensmittelrecht
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Ausgabe 06/15 - behr`s... lebensmittelrecht
DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU 111. Jahrgang Juni 2015 Behr’s Verlag l Hamburg l ZKZ 9982 Analytik » Forschung » Technik » Recht » Hormonell wirksame Substanzen Analytik in der Rückstandskontrolle – Herausforderungen und Lösungsansätze (Schmidt) » Sonderthema: Spektroskopische Methoden – Die HPLC-Massenspektrometrie Eine Technik setzt sich immer weiter durch (Steinhauer) » MOSH und MOAH in Schokolade Bestimmung von Kohlenwasserstoff-Komponenten aus Mineralöl bei der Schokoladenherstellung (Schulz) » Acrylamidgehalte von Kakao und Schokolade Überblick (Köppen/Rasenko/Koch) » Lebensmittelrecht in der EU und den USA Vergleich zweier Systeme im Kontext des Freihandelsabkommens (TTIP) (Wilhelms/Rexroth/Petersen) » Akzente Better Regulation Agenda der EU-Kommission zur besseren Rechtssetzung? Was für ein Treppenwitz! Wir wär’s die Kommission zum Tun heraus, an- mit Tun statt Schwafeln? Abgesehen stelle des Gestaltens verbleiben- von technischen Normen (wie der der Freiräume. Die Health ClaimsVO über Zusatzstoffe) „glänzen“ euro- 1924/2006 ist ob des begierigen Ver- päische Normen durch fehlende Sys- langens der Industrie entstanden tematik, schlechtem sprachlichem (was heute keiner wahrhaben will). Handwerk und Visionen, seit Jahr- Ob des langen Insistierens nach einer zehnten, ob die für Novel Food, der Liberalisierung krankheitsbezogener Anreicherung von Lebensmitteln Werbung kam die Kommission dem oder jüngst die Lebensmittelinfor- zwar nach (Art. 14 HCVO 1924/2006), mationsverordnung LMIV 1169/2011. führte aber zum Verdruss der Lebens- „Visionär“, weil bei Erlass den Rechts- mittelbranche den Paradigmenwech- anwendern Glauben geschenkt wird, sel des Erlaubnisvorbehalts für Health als würde demnächst Weiteres gere- Claims ein. Oder Novel Food! Auf gelt, wie unterbliebene Regelungen Knien robbend verlangte die Indus- über andere Stoffe als Vitamine und trie nach Rechtssicherheit bzgl. gen- Mineralstoffe bzgl. der Nahrungser- technisch veränderter Lebensmittel, gänzungsmittel-Richtlinie 2002/46 und dies zu Zeiten des wirtschafts- (und die Kommission 2008 konster- liberalen Kommissars Bangemann, niert feststellt, dies nicht leisten zu der dieses Ansinnen dann auch eher können) oder die Vielzahl der für die befremdlich fand. Aber nachdem die LMIV 1169/2011 vorgesehenen Dele- Industrie auch hier lange genug insis- gierten Rechtsakte, die dann doch tierte, kam (nach 10 Jahren nachhal- nicht kommen werden. „Unsyste- tigen Diskurses) das Monstrum der matisch“ hier gescholten, wie die Novel Food-Verordnung 258/97 da- unnötigen Doppelungen bzgl. Her- her, nun mit einer Anti-Japan-Rege- kunftsangaben in der LMIV und der lung (bzgl. Algen) und einer solchen Verordnung 1151/2012 über Quali- über Pflanzen und Extrakte hieraus, tätsregelungen für Agrarerzeugnisse die jedweder Innovation aus diesem und Lebensmittel. „Handwerklich“ Bereich den Garaus macht. defizitär wie die Regelungen über Imitate in Art. 7 LMIV 1169/2011. Die Lebensmittelindustrie ist (teils) nicht unschuldig an der Misere. An- „Better Regulation“ wäre schon lange angesagt; aber wer der bislang Beteiligten soll bzw. kann das leisten? statt sich kreativ mit Initiativen einzubringen, verharrt die Branche untätig, begrüßt brav jeden Neuvorschlag der Kommission und mäkelt ohne wirkliches Konzept nur an Details einzelner Entwürfe bzw. Normen herum. Oder schlimmer, fordert DLR | Juni 2015 « Alfred Hagen Meyer Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer Herausgeber DLR meyer.rechtsanwälte 241 » Inhalt 243 DLR l Deutsche Lebensmittel-Rundschau DLR l Hef t 6 2 l Juni Fe bruar 2015 2010 l 111 l .106. Jah rJgaahnr g alnIgS Sl NI S0S0N1 2 0 -0 0 1421-0 3 413 » » » » » » » » » » » » » » Akzente Better Regulation – Agenda der EU-Kommission zur besseren Rechtssetzung? (Meyer) 241 Rempes News 244 Hormonell wirksame Substanzen Analytik in der Rückstandskontrolle – Herausforderungen und Lösungsansätze (Schmidt) 246 Sonderthema: Spektroskopische Methoden in der Lebensmittelchemie – Die HPLC-Massenspektrometrie Eine Technik setzt sich immer weiter durch (Steinhauer) 253 Forschung aktuell – eine Übersicht Internationale Literatur (Großmann-Kühnau) 258 Angewandte Wissenschaft – Überblick über die Acrylamidgehalte von Kakao und Schokolade (Köppen/Rasenko/Koch) – Lebensmittelrecht in der EU und den USA: Vergleich zweier Systeme im Kontext des Freihandelsabkommens (TTIP) (Wilhelms/Rexroth/Petersen) 261 268 Buchbesprechung Moderne Lebensmittelchemie (Otteneder) 277 Ehrungen/Karriere/Stellenanzeige (Häseler) 278 Veranstaltungskalender (Häseler) 280 Kritzmöllers Warenwelt 280 Für Sie gelesen Bioaktive Substanzen der Aroniabeeren – Wie schützt man sie beim Extrudieren? (Großmann-Kühnau) 281 MOSH und MOAH in Schokolade Bestimmung von Kohlenwasserstoff-Komponenten aus Mineralöl bei der Schokoladenherstellung (Schulz) 284 Marktplatz 287 Impressum 288 Ihr Juni-Passwort für DLR-online (www.dlr-online.de): Ostarine DLR | Juni 2015 « 244 Rempes News « Gut für Klima und Gesundheit: Weniger Fleisch essen Rund 1 500 Quadratmeter Ackerflä- ren. Auf pflanzliche Produkte entfal- ausgestoßen. Für einen Schweinebra- che beansprucht ein Deutscher aktu- len dagegen nur etwa 30 Prozent. ten mit Rotkohl und Klößen liegen ell durchschnittlich für seine Ernäh- Eine entsprechende prozentuale Ver- die Werte bei 3,08 m² und 1,73 kg. Mit rung. Das entspricht zwar gerade teilung zeigt sich bei der Nutzung gerade einmal 0,45 m² und 0,63 kg einmal dem Fünftel eines Fußball- von Agrarflächen zu Ernährungszwe- ist dagegen die Bilanz von Spaghetti feldes. Angesichts steigender Be- cken – fast 70 Prozent dienen der Tier- mit Tomatensauce wesentlich gerin- völkerungszahlen aber wird sich erzeugung, 30 Prozent dem Anbau ger. Auch ein Rotes Linsencurry be- die pro Person zur Verfügung ste- pflanzlicher Lebensmittel. Abgebildet gnügt sich mit 0,33 m² Fläche und hende Ackerfläche bis 2050 deut- auf den Ressourcenverbrauch einzel- 0,75 kg CO2-Emissionen. Dabei wä- lich reduzieren – aktuellen Berech- ner Gerichte bedeutet dies nach dem ren die vegetarischen Gerichte auch nungen zufolge auf 1 166 m². Zeit WWF-Bericht zum Beispiel Folgen- in ernährungsphysiologischer Hin- und Grund daher, hierzulande gän- des: Für einen Hamburger mit Pom- sicht von Vorteil, wie die DGE anläss- gige Ernährungsgewohnheiten um- mes werden 3,56 m² Agrarfläche be- lich der Studienveröffentlichung äu- zustellen, wie die Naturschutzorga- nötigt und rund 2,48 kg Kohlendioxid ßert. nisation World Wide Fund for Nature Deutschland (WWF) anlässlich ihrer Anfang April 2015 veröffentlichten Studie gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung fordert. So nimmt eine fleischbetonte Ernährung der WWF-Studie zufolge wesentlichen Einfluss darauf, dass naturbelassene Regionen in Agrarland umgewandelt, die Artenvielfalt der Erde gemindert und wichtige Lebensräume zerstört werden. 70 Prozent der Treibhausgasemissionen der menschlichen Ernährung lassen sich auf tierische Lebensmittel zurückfüh- Meldung MSC-Standard überarbeitet Die Zertifizierung nachhaltiger Fischerei nach dem Marine Stewardship Council (MSC) wird zum Herbst 2015 branchenspezifisch angepasst. Sie soll damit unterschiedlichen Unternehmenstypen besser gerecht werden. Dazu wurde die bisherige Basisversion neu strukturiert und um zwei optionale Versionen ergänzt: eine für Gruppenzertifizierungen von Unternehmen mit mehreren Standorten sowie eine weitere für Unternehmen, die im Endverbrauchergeschäft tätig sind, wie etwa Restaurants oder Frischtheken. Die neuen Anforderungen gelten für alle Audits, die ab dem 1. September 2015 durchgeführt werden. Nestlé Zukunftsstudie: „Wie is(s)t Deutschland 2030?“ Einen Blick in die Glaskugel wagen steigenden Selbstoptimierung oder vidualisierten Gesellschaft sieht. Die die Experten des Nestlé Zukunftsfo- auch dem schlichten Sattwerden, na- Mehrheit der Befragten, rund 80 Pro- rums mit ihrer jüngst publizierten hezu frei von genussorientiertem Es- zent zeigt sich somit aufgeschlossen Studie „Wie is(s)t Deutschland 2030“. sen liegt. Eines der beiden beliebtes- und positiv gestimmt gegenüber ei- Die rund 1 000 Teilnehmer der Befra- ten – vielleicht aber auch angesichts ner der künftigen Entwicklungen. gung sollten anhand von fünf zuvor gegenwärtiger Entwicklungen das Derweil fürchten aber auch viele die von Wissenschaftlern entwickelter vertrauteste – Szenarien ist nach der Vorstellung, in einer auf Leistung fo- Beispielszenarien bewerten, für wie Befragung das einer ressourcenscho- kussierten Gesellschaft zu vereinsa- realistisch und fortschrittlich sie die nenden Ernährung in einer werteori- men. So geben 79 Prozent der Be- jeweiligen Ernährungsweisen in der entierten Gesellschaft. Darin finden fragten an, dass sie Ernährung zur Zukunft einschätzen und ob sie sich sich 52 Prozent der Befragten wie- Selbstoptimierung als beängstigend damit wohlfühlen würden. Vorge- der. Ebenfalls rund 50 Prozent kön- empfinden. Optimistisch in die Zu- legt wurden ihnen Ernährungssze- nen sich für eine Ernährungszukunft kunft blicken lässt die Studie insbe- narien, deren jeweiliger Fokus etwa begeistern, die das Essen als Gemein- sondere gut gebildete Frauen mitt- auf der Ressourcenschonung, einer schaftserlebnis einer ansonsten indi- leren Alters. So nämlich sind die in » Juni 2015 | DLR » der Studie identifizierten Zukunftsgestalter mehrheitlich weiblich. Die Gruppe der Traditionalisten ist da- Rempes News 245 Meldung Risikobewertung von Pflanzenschutzmittel-Mischungen gegen männlich geprägt. Doch auch Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, das Bun- ihnen bleiben Zukunftschancen si- desinstitut für Risikobewertung und das Umweltbundesamt haben eine cher nicht verwehrt – wenn sie sich „Deutsche Leitlinie“ über die Risikobewertung der möglichen Mischungsto- beispielsweise im Online-Lebensmit- xizität von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen entwickelt. Sie soll die Erar- telhandel verdient machen. So be- beitung eines notwendigen harmonisierten Ansatzes für die zonalen Zu- scheinigt die Studie speziell dieser lassungsverfahren der Wirkstoffe auf EU-Ebene fördern. Nach den Branche gute Aussichten. Der Ein- Grundsätzen der „Guten Fachlichen Praxis“ im Pflanzenschutz können vom zelhandel werde hingegen ein Ort Landwirt gleichzeitig beziehungsweise in kurzer Folge zwei oder mehr sein, wo sich die Menschen inspirie- Pflanzenschutzmittel angewendet werden. Bisher wurden in der Risikobe- ren und beraten lassen, weshalb das wertung vorwiegend die einzelnen Wirkstoffe getrennt betrachtet, nur in Thema Mitarbeiterschulung künftig beschränkterem Umfang auch die formulierten Produkte. Konjunktur haben dürfte. Fleischeinkauf: Höhere Preise für artgerechte Haltung von Rindern Beim Einkauf von Steaks zählen für sondere der Mutterkuhhaltung aus- den. Für die Untersuchungen wurden einen Großteil der Verbraucher vor macht, wirkte sich das positiv auf ihre 676 Verbrauchern 200-g-Rindersteaks allem die Eigenschaften und we- Kaufentscheidung und Zahlungsbe- angeboten, deren Herstellung sich in niger der Preis der Ware: Knapp reitschaft aus. „Die Ergebnisse unse- Bezug auf das Haltungsverfahren – 80 Prozent ist die Frische wichtig, für rer Studie zeigen einmal mehr, dass extensive Mutterkuhhaltung, Wei- drei Viertel aller Befragten der Ge- Verbraucher Produkte aus artgerech- dehaltung oder Stallhaltung – sowie schmack und 72 Prozent wünschen ter Haltung zu schätzen wissen“, so in Bezug auf die Produktionsweise – sich, dass das Fleisch aus artgerech- das Fazit von Professor Hamm. Sei- konventionell oder ökologisch – un- ter Tierhaltung stammt, so die Ergeb- ner Ansicht nach ließe sich die bereits terschied. Entsprechend rangierte der nisse einer Studie von Professor Ul- auf dem Eiermarkt etablierte Preis- Preis zwischen 1,98 Euro und 7,98 rich Hamm, Fachgebiet Agrar- und differenzierung nach dem Haltungs- Euro pro Stück. Die vollständige Stu- Lebensmittelmarketing der Univer- system mit entsprechendem Nutzen die kann unter orgprints.org/27867/ sität Kassel. Lediglich 6 Prozent der für den Rindfleischsektor anwen- heruntergeladen werden. Befragten gaben an, dass ein niedriger Preis beim Kauf eines Rindfleischproduktes wichtig ist. Ziel der Studie war es, das Marktpotenzial für Naturkostladen 37,7 % Fleisch aus extensiver Mutterkuhhal- Supermarkt 44,2 % Discounter 4,9 % tung zu untersuchen. Bei dieser Art der Haltung weiden die Kälber über mehrere Monate gemeinsam mit ih- Wochenmarkt 13,0 % rer Mutter, was von Verbrauchern Hofladen (Direktvermarkter, Lieferdienst, Postversand) 24,4 % wahrgenommen wird. Die Analyse Fachhandel (Metzger, Fleischer) 36,8 % ergab, dass Produkte aus extensi- Sonstige als besonders artgerechte Haltung ver Mutterkuhhaltung einen grö- 2,4 % 0 ßeren Einfluss auf die Kaufentschei- 10 20 30 40 50 Angaben [%] dung haben als der Preis. Wurden die Teilnehmer der Befragung vor dem Frage: Wo kaufen Sie Ihr Rindfleisch ein? (Mehrfachnennung möglich; n = 676; Kauf darüber aufgeklärt, was das Be- Quelle: orgprints.org/27867/) DLR | Juni 2015 « 246 Thema des Monats « Hormonell wirksame Substanzen Analytik in der Rückstandskontrolle – Herausforderungen und Lösungsansätze Kathrin Schmidt Hormone spielen eine wichtige Rolle: Sie steuern in Pflanzen, Tieren und beim Menschen bestimmte Vorgänge im Stoffwechsel und üben ihre Wirkung schon in geringen Mengen aus. Zu hohe Dosen haben einen negativen Einfluss auf die menschliche Gesundheit, wie z. B. Lebertoxizität, Förderung des Prostatawachstums sowie negative Auswirkungen auf Plasma-HDL-Werte und das kardiovaskuläre System. Darüber hinaus können sie das Tumorrisiko erhöhen. Folgerichtig ist der Einsatz aller Hormone bei Lebensmittel liefernden Tieren als Wachstumsförderer in der Europäischen Union verboten. Bestimmte Hormone wie Steroide sind anabol wirksam. Aufgrund ihrer Muskel aufbauenden und Wachstum fördernden Wirkung werden sie trotz des Verbotes immer wieder illegal in der Tiermast eingesetzt. Der empfindliche Nachweis der betreffen- als Leistungsförderer und Masthilfsmittel den hormonell wirksamen Substanzen ge- in der Europäischen Union (EU) verbo- lingt heutzutage per LC-MS/MS sehr gut. ten [1]. Zur Überwachung dieser „Nullto- Trotzdem gibt es in der Rückstandskon- leranz“ ist in der EU die Rückstandskon- trolle bestimmte Herausforderungen, trolle auf Stilbene, Thyreostatika, Stero- welchen mittels der Routinemethoden ide, Resorcylsäurelactone und Kortikoste- allein nicht begegnet werden kann. Bei roide in bestimmten Matrizes Lebensmit- Befunden natürlicher Steroide beispiels- tel liefernder Tiere vorgeschrieben [2,3]. weise ist die Unterscheidung zwischen So wird auch in Deutschland im Rahmen missbräuchlicher Anwendung und endo- des Nationalen Rückstandskontrollplans Dr. Kathrin Schmidt genem Vorkommen schwierig. Eine wei- (NRKP) jährlich eine festgelegte Anzahl » tere Herausforderung ist z. B. der mögli- von Proben (z. B. Urin, Plasma, Muskel, Zur Person che Einsatz anabol wirksamer Substanzen, Leber, Niere, Schilddrüsengewebe) von Dip.-Chemikerin, seit die bisher nicht im Untersuchungsspekt- verschiedenen Lebensmittel liefernden 2004 im NRL für pharma- rum der amtlichen Rückstandskontrolle Tieren (z. B. Rinder, Schweine, Schafe, kologisch wirksame enthalten sind, z. B. bekannte oder auch Ziegen, Pferde, Aquakulturen) auf die ge- Stoffe am BVL im Bereich unbekannte neue Wirkstoffe. Das Ziel die- nannten Substanzklassen untersucht. Die der Entwicklung und ses Artikels ist es, ausgewählte Lösungs- Substanzklassen können hinsichtlich ihrer Validierung analytischer ansätze hierzu vorzustellen. hormonellen Wirkung unterteilt werden Methoden zur Bestim- (Tab. 1). Die Stoffgruppen A1, A3 und A4 Rahmen der Rückstands- Verbot der Anwendung hormonell wirksamer Substanzen und Rückstandskontrolle analytik als Prüfleiterin Der Einsatz hormonell wirksamer Substan- hung des Schlachtgewichtes. Die Gruppe tätig zen ist in Lebensmittel liefernden Tieren der Thyreostatika hingegen beeinflusst mung hormonell wirksamer Substanzen im « besitzen eine anabole Wirkung, d. h. ihre Anwendung führt zu einem gesteigerten Muskelaufbau und damit zu einer Erhö- » Juni 2015 | DLR » Thema des Monats die Bildung von Schilddrüsenhormonen. mit den in der Routine eingesetzten LC- Ihre Anwendung führt im Wesentlichen MS/MS-basierten Methoden nicht mög- zu einer Erhöhung des Schlachtgewich- lich [10]. Eine weitere Herausforderung tes durch eine höhere Wassereinlagerung. in der Rückstandskontrolle ist durch Sub- Um die im Nationalen Rückstandskon- stanzen gegeben, die an sich im Tier nicht trollplan vorgesehenen Matrizes abzu- natürlicherweise vorkommen, jedoch un- decken, wurden im NRL für Rückstände ter bestimmten Umständen erst gebildet pharmakologisch wirksamer Substanzen werden können, z. B. Thiouracil und Ze- eine Reihe von LC-MS/MS-Methoden ent- ranol ([11,12], Tab. 1). Nicht zuletzt stel- wickelt und nach den Vorgaben der Kom- len Substanzen, welche nicht im Unter- missionsentscheidung 2002/657/EC [4] suchungsspektrum einer zielgerichteten validiert [5–9]. Sie ermöglichen die Be- Analytik enthalten sind, eine wichtige stätigung kleinster Gehalte mit Entschei- Herausforderung dar. Dies können unbe- dungsgrenzen (CCalpha) [4] im unteren kannte neue, aber auch bereits aus an- einstelligen ng/mL-Bereich. deren Zusammenhängen bekannte ana- Herausforderungen in der Rückstandskontrolle bol wirksame Substanzen sein. Als Beispiel für letztere seien die sogenannten selektiven Androgen-Rezeptor-Modulatoren Während die Quantifizierung und Bestäti- (SARMs) (Abb. 1) genannt. Diese bereits gung der Substanzen mittels LC-MS/MS in aus der Doping-Analytik bekannten Sub- den verschiedenen Matrizes sehr gut ge- stanzen üben ihre ausgeprägte anabole lingt, kann die Bewertung der Ergebnisse Wirkung selektiv in Muskel- und Knochen- im Falle von Befunden natürlich vorkom- gewebe aus [13]. mender Hormone, wie zum Beispiel en- licher Steroide ist die Unterscheidung zwi- Gas-Chromatography Combustion Isotope Ratio Mass Spectrometry (GC-C-IRMS) schen einer missbräuchlichen Anwendung Zur Unterscheidung zwischen einer miss- und dem natürlichem Vorkommen im Tier bräuchlichen Anwendung und dem endo- dogener Steroide (z. B. Testosteron und Estradiol), schwierig sein. Im Falle natür- 247 » Die Unterscheidung zwischen missbräuchlicher Anwendung und endogenem Vorkommen ist bei Befunden natürlicher Hormone in der Rückstandskontrolle schwierig. « Tab. 1 Übersicht der hormonell wirksamen Substanzen, auf welche im Rahmen der Rückstandskontrolle untersucht wird Stoffgruppen (RL 96/23/EG, Anh. I) Wirkung Beispiel potenziell endogen vorkommende Vertreter Verbot nach RL 96/22/EG A1-Stilbene estrogen Hexestrol – ja A2-Thyreostatika Regulation T3, T4 Thiouracil, Tapazol, Mercaptobenzimidazol Thiouracil# ja A3-Steroide androgen gestagen Boldenon Medroxy-progesteron, Estradiol 17α/17β-Testosteron, 17α/17β-Nortestosteron, 17α/17β-Boldenon, 17α/17β-Estradiol, Progesteron usw. ja estrogen # A4-Resorcylsäurelactone estrogen Zeranol, Taleranol, Zearalanon Zeranol# Taleranol# ja B2f-Kortikosteroide glukokortikoid, mineralkortikoid Kortisol, Prednisolon Kortisol einige: MRL nach VO (EG) Nr. 37/2010 Bildung im Tier unter bestimmten Bedingungen möglich DLR | Juni 2015 « 248 « Thema des Monats idhormone, die z. T. aus H N pflanzlichen Vorläufersub- NO2 O stanzen isoliert und anschließend chemisch modi- O N H O fiziert werden, deutlich von CF3 OH im Körper synthetisierten Hormonen Andarine NC unterscheidet. Die Probe muss hier vorher CN O aufwendig aufgereinigt werden. Die Steroide werN H O CF3 derivatisiert und schließlich Ostarine gaschromatographisch ge- CF3 CF3 den fraktioniert, isoliert, OH O trennt. Nach der GC-Tren- OH nung werden sie vollständig N CF3 NC in einer Oxidationskammer N N O N H Cl LGD-2226 zu CO2 umgesetzt. Im Massenspektrometer O werden die Massen m/z 44 BMS-564929 für 12 CO2, m/z 45 für und m/z 46 für Abb. 1 Beispiele selektiver Androgen-Rezeptor-Modulatoren (SARMS) 12 13 CO2 18 C OO be- stimmt (Abb. 2). Die gemessenen Isotopenverhältnisse OH werden dabei in Promille [δ13C(‰)] zu dem Isotopen- 1) Probenaufreinigung verhältnis eines geeichten CO2-Gases angegeben. Diese 2) HPLC-Fraktionierung und Isolierung O Methode wird auch im BeOR reich des Human-Dopings angewendet [14]. In der Rückstandskontrolle ist sie 3) Derivatisierung aufgrund der sehr aufwen- O digen Probenvorbereitung und der relativ aufwendi- 4) GC-Auftrennung GC-C-IRMS gen gerätetechnischen Anforderungen nicht routine5) Verbrennung (Oxidationskammer) mäßig im Einsatz [15]. CO2 m/z 45, m/z 44, m/z 46; 13 CO2, 12CO2, 12C18OO 6) IRMS Nachweis intakter Steroidester in der Matrix Haar Eine weitere Möglichkeit Abb. 2 Prinzip der GC-C-IRMS-Technologie zur Detektion eines missbräuchlichen Einsatzes natürlicher Steroide in der genen Vorkommen bei den natürlichen Tiermast stellt der Nachweis von intakten Hormonen Estradiol und Testosteron kann Steroidestern (Abb. 3) in der Matrix Haar beispielsweise die GC-C-IRMS-Technik ein- dar. Bei einer missbräuchlichen Anwen- gesetzt werden. Das zugrunde liegende dung natürlicher Steroide werden diese 13 12 Prinzip besteht darin, dass sich das C/ C- möglicherweise in Form ihrer Ester int- Isotopenverhältnis synthetischer Stero- ramuskulär oder als „pour-on“-Behand- » Juni 2015 | DLR » 249 Thema des Monats lung eingesetzt. Steroidester weisen eine retardierte OR OR Resorption auf, wodurch der gewünschte langanhal- H H tende anabole Effekt (DeH potwirkung) erzielt wird O [16]. Über den Blutkreislauf O 17β-Testosteron (R = H) gelangen die Steroidester H 17β-Estradiol (R = H) ins Haar. Da sie nicht naOR OR türlicherweise vorkommen, kann der Nachweis eines inH takten Steroidesters in der Matrix Haar ein starkes In- H diz für eine missbräuchliche H O HO Anwendung darstellen. Im NRL wurde hierzu ausge- 17β,19-Nortestosteron (R = H) hend von einer bestehenO den Methode [17] eine LCMS/MS-Methode entwickelt -acetat und validiert (Abb. 4). Die O 17β-Boldenon (R = H) O -propionat O O -valeriat -enanthat -isocaproat O O Haare werden zunächst gewaschen, geschnitten und -decanoat getrocknet. Danach wer- O -undecanoat O O den sie in einer Kugelmühle zu einem Pulver vermahlen -cypionat und das entsprechende Ali- -phenylpropionat -benzoat quot (200 mg) eingewogen. Hiernach erfolgt die Zugabe Abb. 3 Verschiedene Ester der Steroide Testosteron, Estradiol, Nortestosteron und der entsprechenden deute- Boldenon (der grau umrandete Kasten zeigt mögliche R-Gruppen) Herausgegeben von Prof. Dr. Dr. Jürgen Stein, Prof. Dr. Martin Raithel, und Prof. Dr. Manfred Kist. 2011. XVIII, 510 S. 122 Abb., 79 Tab. Gebunden. € 78,– [D] ISBN 978-3-8047-2565-2 E-Book PDF: € 78,– [D] ISBN 978-3-8047-2969-8 E-Books sind online als PDF zum Download erhältlich unter www.buchoffizin.de Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart Birkenwaldstraße 44 | 70191 Stuttgart Telefon 0711 2582 -341 | Telefax 0711 2582 -390 www.wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de DLR | Juni 2015 « Renommierte Ernährungswissenschaftler und -mediziner, Pharmazeuten, Gastroenterologen und Infektiologen stellen in diesem umfangreichen Werk alle Aspekte nahrungs- und genussmittelbedingter Erkrankungen systematisch dar. Fundierte Informationen über Ursachen und Pathogenese, Klassifikation und Epidemiologie, Diagnostik und Therapie sowie Prävention so gut wie aller ernährungsbedingten Krankheiten ermöglichen dem Leser eine bedarfsgerechte, individuelle Behandlung auch außergewöhnlicher Fälle. „Essen ist ein Bedürfnis, Genießen ist eine Kunst.” (François de La Rochefoucauld) Alle Preise inklusive MwSt. (D), sofern nicht anders angegeben. Lieferung erfolgt versandkostenfrei innerhalb Deutschlands. Lieferung ins Ausland zuzüglich Versandkostenpauschale von € 8,90 pro Versandstück. 250 Thema des Monats « zugänglicher gemacht. Die Proben wer- 1) Waschen, Trocknen, Schneiden der Haare den schließlich mittels LC-MS/MS oder LC-QTOF im positiven ESI-Modus analysiert. 2) Mahlen der Haare (Kugelmühle) Biomarker-basierte Screeningmethoden 3) Zugabe des Internen Standards zur Probe (200 mg) Derzeit befinden sich Screeningmethoden in Entwicklung, welche im Gegensatz zu den klassischen zielgerichteten LC-MS/MS-Methoden nicht auf dem di- 4) Behandlung mit TCEP rekten Nachweis einzelner Substanzen beruhen, sondern vielmehr die Effekte un5) SPE: Strata X, 33 μ, polym. RP, 200 mg/6 mL tersuchen, die diese Substanzen auslösen (sog. nicht zielgerichtete Ansätze). Diese nutzen die Tatsache aus, dass hormonell 6) LC-MS/MS (API 4000, QTOF-ESI+) wirksame Substanzen in der Zelle eine bestimmte Signaltransduktion auslösen. Es- Abb. 4 trogen und androgen wirksame Substanzen beispielsweise binden spezifisch an Analytische Methode zur Bestimmung von rierten internen Standards. Im folgenden einen Rezeptor (z. B. Estrogen- bzw. An- Steroidestern in Rinder- Schritt werden durch Zugabe des redu- drogen-Rezeptor). Dieser wandert danach haar zierenden Agens Tris(2-carboxyethyl)- in den Zellkern, dimerisiert und bindet an phosphin (TCEP) die Disulfidbrücken von spezifische Bereiche der DNA (Estrogen- Proteinen zu Thiolgruppen reduziert. oder Androgen-responsive Elemente) Auf diese Weise wird die Matrix für die [18]. Unter Zuhilfenahme von weiteren darauffolgende Ko-Aktivatoren wird auf diese Weise die Festphasenextraktion Transkription (Bildung von mRNA) aktiviert, wodurch wiederum der Prozess der Aus Labor und Praxis Neuer Katalog Translation (Bildung bestimmter Proteine) beeinflusst wird. Die hormonelle Wirkung kann so über eine rezeptorvermittelte Die Dostmann electronic GmbH – ein Spezialist für elektronische Antwort mittels Analytik ausgewählter Handmessgeräte – stellt ihren neuen deutsch- und englischsprachi- Biomarker angezeigt werden. Der Tran- gen Katalog „Präzisionsmesstechnik 2015/2016“ mit einer umfassen- skriptomics-Ansatz sieht dabei die Identi- den Übersicht über ihre Produktpalette vor. Unter den Stichworten fizierung und Analytik spezifischer RNA- Kalibrierung, Handmessgeräte, Tischgeräte, Infrarot-Thermometer, Biomarker (z. B. mRNA, mikro-RNA) vor Feuchte-Messgeräte, Datenlogger sowie Messgeräte für Druck, Strö- (Abb. 5). Der Proteomics-Ansatz dagegen mung, CO2, Schall, Licht, pH und Kurzzeitmesser sind die Geräte auf- nutzt spezifische Protein-Biomarker. Am gelistet. Das Angebot wird durch Kalibrierservice, Software und Zu- Ende dieser Ansätze steht die Auswer- behör ergänzt. tung der herangezogenen Biomarker mit- Als Neuheiten, z. B. in der Temperaturmessung, sind die Einstech- tels multivariater statistischer Methoden, bzw. Gefriereindrehthermometer der Serie GT1/GT2 zu finden. Die z. B. Principal Component Analysis (PCA). TC1-Infrarotkamera mit Micro-SD-Kartenspeicher für portable Mess- Das Biomarker-Muster der mit anabol aufgaben erstellt Thermographie-Farbbilder und Filme. Die neuen wirksamen Substanzen behandelten Tier- PDF-Datenlogger für Temperatur, Feuchte und Druck LOG 32T bzw. gruppe unterscheiden sich typischerweise 32THP wurden ebenso in den Katalog aufgenommen wie die Laser- von dem der unbehandelten Kontroll- Distanzmessgeräte LM40 und LM100, die jeweils das Produktange- gruppe (Abb. 5) [19,20]. Auf diese Weise bot erweitern. kann nicht nur eine missbräuchliche An- www.dostmann-electronic.de wendung natürlicher Steroide angezeigt werden, sondern auch die Anwendung » Juni 2015 | DLR » 251 Thema des Monats unbekannter bzw. nicht im Untersuchungsspektrum enthaltener Substanzen ist Tierstudie Biomarker Technologie multivariate statistische Auswertung prinzipiell möglich. Diese wirkungsbezogenen Methoden können auch im Hoch- behandelte Gruppe durchsatz-Verfahren durchgeführt werden. Sie können z. B. mRNA daher als Screening-Metho- mikro-RNA den angewendet werden Microarrays RT-qRT-PCR ergänzen. PC2 und die klassischen zielgerichteten Ansätze sinnvoll Principal Component Analysis (PCA) Next Generation Sequencing unbehandelte Kontrollgruppe 40 20 0 –20 –40 –60 –200 Fazit –100 0 100 200 300 400 PC1 Das Ziel des Artikels war es, die Herausforderungen bezüglich hormonell wirksa- Abb. 5 Prinzip des Transkriptomics-Ansatzes mer Substanzen in der Rückstandskontrolle zu nennen und ausgewählte Lösungsansätze zu prä- massenspektrometischer Methoden (z. B. sentieren. LC-QTOF) weiter untersucht werden, um Bei Befunden natürlicher Steroide stel- bekannte oder unbekannte neue Sub- len die GC-C-IRMS-Technologie sowie die stanzen zu detektieren und durch weiter- Detektion intakter Steroidester in der Ma- gehende Analytik zu charakterisieren. Die trix Haar eine wertvolle Unterstützung nicht zielgerichteten wirkungsbasierten bei der Unterscheidung zwischen endo- Methoden können somit eine wertvolle genem Vorkommen und missbräuchlicher Ergänzung zur klassischen zielgerichteten Anwendung dar. Analytik darstellen und einen wichtigen Die beschriebenen nicht zielgerichteten Methoden, welche sich derzeit in der Ent- Beitrag im Rahmen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes leisten. wicklung befinden, können nicht nur die missbräuchliche Anwendung natürlicher Steroide anzeigen, sondern eignen sich Verweise [1] Council Directive 96/22/EC of April 29, prinzipiell auch zur Erfassung unbekann- 1996 concerning the prohibition on the ter neuer oder nicht im Untersuchungs- use in stockfarming certain substances spektrum enthaltener hormonell wirksa- having a hormonal or thyreostatic action mer Substanzen. and of beta-agonists (1996). Off J Eur In der Rückstandskontrolle steht die Commun L 125 (1996) 3–9 including its klassische zielgerichtete Analytik im Mit- amending Directive 2003/74/EC concer- telpunkt. Die aktuelle EU-Gesetzgebung ning the prohibition on the use in stock- erfordert den unzweifelhaften Nachweis farming of certain substances having a einer Substanz oder eines Metaboliten mittels klassischer zielgerichteter MS-basierter Bestätigungsmethoden [2]. Ein möglicher Vorteil der nicht zielgerichteten wirkungsbasierten Methoden, z. B. der Omics-Tech- hormonal or thyreostatic action and of beta-agonists. [2] Council Directive 96/23/EC of April 29, 1996 on measures to monitor certain substances and residues thereof in live animals and animal products (1996). nologien, besteht darin, dass sie auch als Off J Eur Commun L 125, 10–32 (1996). Hochdurchsatz-Screeningmethoden ange- [3] Regulation (EC) No 882/2004 of the Eu- wendet werden können. Entsprechende ropean Parliament and of the Council of Verdachtsproben könnten dann mittels April 29, 2004 on official controls perfor- DLR | Juni 2015 « » Die GC-C-IRMSTechnologie und die Detektion intakter Steroidester im Haar stellen eine wertvolle Unterstützung dar. « 252 Thema des Monats Die DLR können Sie online lesen unter www.dlr-online.de → Archiv Passwort: Ostarine « med to ensure the verification of com- [13] Thieme D, Hemmersbach P (Eds.): Doping pliance with feed and food law, animal in Sports. Handbook of Experimental health and animal welfare rules (2004), Pharmacology. Vol. 195, Springer (2010). Off J Eur Commun L 165, 1–141 (2004). [14] Piper T et al.: Determination of 13C/12C [4] Commission Decision 2002/657/EC of method validation, reference population Directive 96/23/EC concerning the perfor- and application to doping control pur- mance of analytical methods and the in- poses. Rapid Commun Mass Spectrom 22 terpretation of results (2002). Off J Eur (14), 2161–2175 (2008). Commun L 221, 8 (2002). mass spectrometry to differentiate bet- torial effect analysis of a liquid chroma- ween endogenous steroids and synthe- tography-tandem mass spectrometry tic homologues in cattle: a review. Anal method for the determination of thyre- Chim Acta 772, 1–15 (2013). anal Chem 406 (3), 735–743 (2014). [6] Schmidt KS, Stachel CS: In-house validation and factorial effect analysis of a liquid chromatography-tandem mass spectrometry method for the determination Die klassische zielgerichtete Analytik kann durch neue, nicht zielgerichtete Methoden beim Nachweis der Anwendung von verbotenen Leistungsförderern unterstützt werden. « [15] Janssens G et al.: Use of isotope ratio [5] Schmidt KS: In-house validation and fac- ostats in bovine blood plasma. Anal Bio- » ratios of endogenous urinary steroids: August 12, 2002 implementing Council [16] Anielski P: Hair analysis of anabolic steroids in connection with doping control-results from horse samples. J Mass Spectrom 43 (7), 1001–1008 (2008), and references cited. [17] Stolker AA et al.: Detectability of testo- of corticosteroids in bovine and porcine sterone esters and estradiol benzoate in muscle tissue. Anal Bioanal Chem 405 bovine hair and plasma following pour- (19), 6287-6297 (2013). on treatment. Anal Bioanal Chem 395 [7] Schmidt KS, Stachel CS: In-house validation and factorial effect analysis of a li- (4), 1075–1087 (2009). [18] Aktories/Förstermann/Hofmann/Starke quid chromatography-tandem mass spec- (Hrsg.): Allgemeine und spezielle Phar- trometry method for the determination makologie und Toxikologie.10. Aufl., of steroids in bovine and porcine blood plasma. Food Add Contam Part A Chem Urban & Fischer (2009). [19] Riedmaier I, Spornraft M, Pfaffl MW: Anal Control Expo Risk Assess 30 (6), Identification of a potential gene expres- 1027–1036 (2013). sion biomarker signature in bovine liver [8] Schmidt KS, Stachel CS, Gowik P: In-house to detect the abuse of growth promo- validation and factorial effect analysis of ters. Food Addit Contam Part A Chem a liquid chromatography-tandem mass Anal Control Expo Risk Assess 31 (4), spectrometry method for the determination of steroids in bovine muscle. Anal Chim Acta 637 (1–2), 156–164 (2009). [9] Schmidt K, Stachel CS, Gowik P: Develop- 641–649 (2014). [20] Pinel G et al.: Targeted and untargeted profiling of biological fluids to screen for anabolic practices in cattle. ment and in-house validation of an LC- Trends Anal Chem 29, 1269 (2010), MS/MS method for the determination of and references cited. stilbenes and resorcylic acid lactones in bovine urine. Anal Bioanal Chem 391 (4), 1199–1210 (2008). Anschrift der Autorin [10] Scarth JP et al.: A review of analytical strategies for the detection of ‘endogenous’ steroid abuse in food production. Drug Test Anal 4 (Suppl 1), 40–49 (2012). [11] Le Bizec B et al.: Toward a criterion for suspect thiouracil administration in animal husbandry. Food Addit Contam Part A Chem Anal Control Expo Risk Assess 28 (7), 840–847 (2011). [12] Kennedy DG et al.: Zeranol is formed from Fusarium spp. toxins in cattle in vivo. Dr. Kathrin Schmidt Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Nationales Referenzlabor für Rückstände Mauerstraße 39–42 10117 Berlin Tel.: 030/18445-8115 [email protected] www.bvl.bund.de Food Add Contam 15 (4), 393–400 (1998). » Juni 2015 | DLR » 253 Sonderthema: Spektroskopische Methoden Die HPLC-Massenspektrometrie Eine Technik setzt sich immer weiter durch Sven Steinhauer Die massenspektrometrische Detektion mit vorgeschalteter chromatographischer Trennung hat sich in den letzten 15 Jahren in der Untersuchung von Lebensmitteln als eine effektive und sichere Methode durchgesetzt. Durch Weiterentwicklungen in dieser Technologie ist zu erwarten, dass auch zukünftig Möglichkeiten und Anwendungsgebiete noch umfangreicher werden. Seit den ersten Versuchen, den flüssigen tifizierung des Analyten die Schwierig- Extrakt einer Probe nach der chromato- keit darstellt. Z. B. werden bei der Analyse graphischen Trennung zu verdampfen der Tropanalkaloide, von denen über 200 und im Detektor in ein Hochvakuum zu unterschiedliche Substanzen in den ver- bringen, sind nahezu 40 Jahre vergangen schiedenen Pflanzenarten enthalten sein [1]. Erst nachdem Aprino und Guiochon [2] können, nur wenige untersucht, da kom- die bis dahin bekannten Techniken soweit merziell verfügbare Standards fehlen [3]. zusammengefasst hatten, dass die tech- Die Technik findet einen effektiveren nische Möglichkeit entstand, Ionen bei Einsatz bei der Erfassung und Quantifi- Atmosphärendruck zu bilden, entwickel- zierung einer möglichst hohen Anzahl ten sich die heute noch im Gebrauch be- von Analyten in einer Untersuchung. Bei- Dr. rer. nat. Sven Stein- findlichen Atmosphärendruck (APCI)- und spiele hierfür sind die Mykotoxine. Wäh- hauer Elektrospray (ESI)-Interfaces. rend noch vor einigen Jahren Aflatoxine, Ochratoxin A, Fumonisine, Deoxynivale- HPLC-MS heute nol, Zearalenon und T-2- und HT-2-Toxine » Zur Person Der exakte Aufbau variiert heute von in unterschiedlichen analytischen Metho- Hersteller zu Hersteller und führt somit den gemessen wurden, ist es heute für Leitung Forschung zu unterschiedlichen Intensitäten in der die massenspektrometrische Detektion & Entwicklung, Ionenbildung und damit auch zu unter- kein Problem, diese Substanzen zusam- GBA Gesellschaft für schiedlichen Empfindlichkeiten der Ge- men zu detektieren [4]. So haben Sulyok Bioanalytik mbH räte. Die größten Entwicklungen jedoch et al. eine Methode vorgestellt, in der 191 haben sich im Inneren des Hochvakuums Mykotoxine und andere Pilzmetaboliten ergeben. Massenanalysatoren (meist Qua- in Mandeln, Haselnüssen, Erdnüssen und drupolstäbe) sind immer kleiner gewor- Pistazien untersucht werden [5]. Noch ra- den und die Fortschritte in der Elektronik santer ist die Entwicklung bei den Pesti- haben die Schaltzeiten zwischen den Mas- ziden. Hier wurde kürzlich eine Methode senspuren herabgesetzt. vorgestellt, in der mehr als 1 000 Pestizide Messungen mit wenigen Analyten fin- in einer analytischen Messung untersucht den heute in einem modernen Dienstleis- wurden [6]. Auch chemisch unterschiedli- tungslabor meist nur noch statt, weil die che Gruppen können heute in einer Me- Beschaffung der Standards für die Quan- thode vereint werden. So stellen Hajslova DLR | Juni 2015 « Dipl.-Chemiker, « 254 Sonderthema: Spektroskopische Methoden » Multimethoden in der LC-MCAnalytik « « et al. 323 Pestizide, 55 Mykotoxine und untersuchenden Pestiziden auch 1 000 11 Pyrrolizidinalkaloide vor [7]. isotopenmarkierte Standards zuzuset- Diese theoretischen Zahlen sind fas- zen. Solch eine große Anzahle von Ana- zinierend und zeigen eindrucksvoll die lyten lässt sich nur mittels automatischer Möglichkeiten der heutigen Technik. Für Substanzerkennung bearbeiten. Für die die Untersuchung von Lebensmitteln, wie einzelne Substanz wird ein bestimmter sie in der täglichen Routine angewandt Schwellenwert eingestellt, ab dem eine werden, sind diese jedoch nicht eins zu spezielle Software das Signal als auszu- eins umsetzbar. wertenden Peak erkennt und quantifi- Untersuchung von Lebensmitteln Abb. 1 ziert. Ein Abgleich über Refenzdatenbanken kann zusätzlich erfolgen. Die Praxis zeigt jedoch, dass eine manuelle Nachbe- Zur Untersuchung stehen neben frischen arbeitung durch technisch versierte Mitar- Produkten, wie Obst und Gemüse mit beiter noch ohne Alternative ist. hohem Wasser- und geringem Fettanteil, Die zu untersuchenden Moleküle sind auch trockene und getrocknete pflanz- entsprechend ihrer Struktur empfindli- liche Produkte, bei denen der Fett- und/ cher nach positiver oder negativer Ioni- oder Zuckeranteil deutlich höher liegt. sierung zu detektieren. Deswegen muss Hinzu kommen noch tierische Produkte entweder innerhalb eines Messlaufes zwi- und zusammengesetzte Lebensmittel. schen den Ionisierungsmodi gewechselt Bedarfsgegenstände, die in Kontakt mit oder aber zwei getrennte Messdurch- den Lebensmitteln kommen können, sind läufe durchgeführt werden. Das Umschal- dabei noch gar nicht berücksichtigt. Un- ten von Positiv auf Negativ ist technisch terschiedliche Matrizes der Proben kön- möglich und bei einer geringen Anzahl nen bei der Ionisierung in der Quelle des an Analyten auch umsetzbar, aber je mehr Massenspektrometers sowohl zu Suppres- Analyten (pos. und neg.) innerhalb einer sions- als auch zu Verstärkungseffekten kurzen Zeitspanne von der Chromatogra- führen. Durch Zusatz von isotopenmar- phiesäule eluieren, desto eher kommt es kierten Standards können diese Effekte erst zu Empfindlichkeitsverlusten oder so- auch „sichtbar“ gemacht werden. Aber gar zu Qualitätsverlusten in der Quanti- selbst bei der theoretischen Möglichkeit, fizierung. alle nötigen Standards beschaffen zu kön- In der Routine werden daher weiter- nen, ist es in der Routineanalytik nicht re- hin in den meisten Methoden die Mes- alisierbar, jeder Probe von z. B. 1 000 zu sungen zwischen positiver und negativer Tandem-Massenspektro- Ionisierung unterschieden. Ebenso wer- meter mit UPLC-Anlage den zur schnellen und quantitativen Messung Tandem-Massenspektrometer mit handelsüblichen HPLC- oder UPLC-Systemen verwendet (siehe Abb. 1). Dabei werden die zu analysierenden Moleküle nach der Ionisation in einem ersten Massenfilter (Quadrupol) vom Großteil der Matrix getrennt, dann gezielt zerstoßen und Bruchstücke (Produktionen) in einem zweiten Quadrupol von verbliebenen Matrixbestandteilen und restlichen Bruchstücken getrennt und selektiv detektiert. Das empfindlichste Bruchstück wird dabei üblicherweise zur Quantifizierung genutzt, das zweite zur qualitativen Absicherung. Die Absicherung über das zweite Bruch- » Juni 2015 | DLR » Sonderthema: Spektroskopische Methoden 255 stück benötigt dabei Zeit, die eine Reduktion der zu analysierenden Substanzen bedingt, wenn viele Analyten zur gleichen Zeit von der analytischen Trennsäule eluieren. So führt die zeitliche Verkürzung des chromatographischen Laufs bei gleichbleibender Anzahl an Analyten in eine Sättigung. Der Analytiker muss entscheiden, ob die benötigten Ergebnisse besser durch zwei Messungen in jeweils kurzer Zeit oder durch eine Messung mit längerer Messzeit zu erreichen sind. Moderne Tandem-Massenspek- Abb. 2 Chromatogramm einer Pestizidanalytik von 323 Einzelsubstanzen trometer sind in der Lage, je nach Hersteller 150–400 Substanzen bei einer optimalen Abstim- die Allergene durchgeführt werden müs- mung zu analysieren (siehe Abb. 2). sen. Mittels neuer LC-MS Verfahren lassen Aber auch die Anzahl an Analyten ist sich heute Crustaceen, Ei, Gluten, Milch, nicht immer ausschlaggebend. So müssen Erdnuss, Soja und neun unterschiedliche auch rechtliche Anforderungen in Betracht Nüsse (Mandel, Paranuss, Cashew, Kokos- gezogen werden. Wenn z. B. in der VO (EG) nuss, Haselnuss, Macadamia, Pinienkerne, Nr. 1881/2006 Höchstgehalte für Aflatoxine Pistazie und Walnüsse) wie von Cho et B1, B2, G1 und G2, sowie M1 geregelt sind, al. beschrieben in zwei Läufen untersu- wird eine Untersuchung auf alle 191 My- chen. [8] kotoxine wie von Sulyok et al. überflüssig, nicht aber die Erfassung anderer in der Ver- Hochauflösende MS ordnung geregelter Mykotoxine. Neben den bereits beschriebenen Tan- Ein Beispiel – Allergene dem-Massenspektrometern mit mittlerer Auflösung bekommen die hochauflösen- Ein gutes Beispiel aus der jüngeren Ver- den Massenspektrometer immer größere gangenheit ist die Analytik der Allergene. Bedeutung in der Analytik. Durch die Auf- Mit der Lebensmittelinformationsverord- nahme des gesamten Massenspektrums nung (LMIV) stieg die Anzahl der Untersu- über die Messzeit bietet sich die Mög- chung auf Allergene in Lebensmittelpro- lichkeit ein Non-Target-Screening durch- ben deutlich an. Da bei den eingesetzten zuführen. Für diese Art der Anwendung technischen Prozessen in der Lebensmit- kommen zwei Techniken in Frage. Zum ei- telindustrie eine Cross-Kontamination nen die Verwendung eines Time-of-Flight- nicht immer hundertprozentig ausge- Detektors (TOF) und zum anderen die Or- schlossen werden kann, sind auch Unter- bitrap-Technik. Die dabei entstehenden suchungen auf Allergene, die ursächlich Chromatogramme enthalten mehrere nicht aus den Zutaten stammen können, Tausend Signale mit exakten Massen. Die zu beachten. Bei Anwendung der ELISA- dabei entstehenden Datenmengen sind oder PCR-Technik bedeutet dies einen ho- erheblich und bedingen in der Regel eine hen zeitlichen und ökonomischen Auf- separate Lösung zur Speicherung. Vorteil wand, da einzelne Untersuchungen auf eines solchen Chromatogramms ist, dass DLR | Juni 2015 « » Multi-AllergenAnalysen als Anwendung für den MS-Detektor « 256 » Sonderthema: Spektroskopische Methoden Hochauflösende Massenspektrometer bieten Target- und Non-Target-Analytik. « « Daten auch zu einem späteren Zeitpunkt an Analyten in einem Lauf wird somit die noch ausgewertet werden können, wenn Messung effektiver, doch übersteigt die z. B. in der Zukunft neue Erkenntnisse Auswertung an einem bestimmten Punkt über Analyten oder deren Transforma- zeitlich die Messung und so kommt es un- tionsprodukte gewonnen werden. Offen weigerlich zu einem ökonomischen Kon- bleibt aus heutiger Sicht, wie lange die ge- flikt. Da sich die hochauflösende Massen- speicherten Daten noch gelesen und be- spektrometrie bei der Ionisierung nicht arbeitet werden können, wenn sich Aus- von der Quadrupoltechnik unterschei- wertesoftware oder Speichermedien über det, unterliegt sie ebenso den bereits be- längere Zeiträume hin ändern. schriebenen Matrixeffekten. Inwieweit Nach bekannten Massen der Analyten sich eine hochauflösende Massenspek- zu suchen und diese dann den Signalen trometrie gegenüber einer Tandem-Mas- zuzuordnen, ist relativ einfach. Weitaus senspektrometrie betriebswirtschaftlich schwieriger gestaltet sich der Fall in um- rechnet, hängt zusätzlich von den Ana- gekehrter Richtung. Einer exakten Masse lyten ab. In einigen Fällen lassen sich die ohne definierte Anhaltspunkte die rich- Analyten nicht zusammen extrahieren, tige Molekülstruktur zuzuordnen ist auch chromatographisch mit einem Säulenma- heute noch eine sehr aufwändige Arbeit. terial retardieren oder gar ionisieren. Be- Dies für mehrere hundert oder gar tau- nötigt man aufgrund dieser Aspekte na- sende von Signalen zu tun, erübrigt sich hezu gleich viele Messungen, fällt der schon aus rein wirtschaftlichen Überle- höhere Anschaffungspreis eines hochauf- gungen. Die heutigen Anwendungen lösenden Massenspektrometers deutlich entsprechen daher einer Suspect-Target- ins Gewicht. Analytik, in der die aufgenommen Daten nach vorher festgelegten Massen auto- Ausblick matisch durchsucht werden. Durch Fest- Ein Feld, welches in den kommenden Jah- legung eines Schwellenwertes für eine ren weiter an Bedeutung gewinnen wird, Masse, wird diese bei Überschreitung aus- ist die Identifizierung von Verfälschungen gewertet. Mit sinkenden Bestimmungs- und die Authentizitätsbestimmungen von grenzen wird die automatische Auswer- Lebensmitteln. [10] Bei wachsender Erd- tung doch zunehmend schwerer und bevölkerung wird das Thema Food Fraud führt, wie von Eitzer et al. gezeigt, zu in der Zukunft ein fester Bestandteil der falsch negativen Ergebnissen [9]. Es bleibt Untersuchung von Lebensmitteln und de- also auch hier nur die Lösung der manu- ren Rohstoffen sein. Die Authentizitätsbe- ellen Nachkontrolle durch eine qualifi- stimmung von Rohstoffen wird für Händ- zierte Fachkraft. Mit steigender Anzahl ler in den Fokus rücken. Der Verbraucher Der Autor dieses kompakten Fachbuchs schildert Bedeutung, Vorkommen und Klinik der häufigsten Nahrungsmittelunverträglichkeiten sowie deren Diagnostik und Therapie. Praxistipps, Fallbeispiele, Differenzialdiagnosen und weitere Zusatzinformationen liefern dem Leser das Rüstzeug für die kompetente Beratung seiner Patienten. Gratis-Download des Anamnesefragebogens für alle Interessierten unter: www.Online-PlusBase.de Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart Birkenwaldstraße 44 | 70191 Stuttgart Telefon 0711 2582 -341 | Telefax 0711 2582 -390 www.wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de Von Axel Vogelreuter. 2012. XII, 230 Seiten. 41 farbige Abbildungen. 34 farbige Tabellen. Mit Anamnesefragebogen. Gebunden. € 42,- [D]. ISBN 978-3-8047-2938-4 E-Book PDF. € 42,- [D]. ISBN 978-3-8047-3102-8 E-Book E-PUB. € 42,- [D]. ISBN 978-3-8047-3116-5 (E-Books sind online zum Download erhältlich unter www.buchoffizin.de) Alle Preise inklusive MwSt. (D), sofern nicht anders angegeben. Lieferung erfolgt versandkostenfrei innerhalb Deutschlands. Lieferung ins Ausland zuzüglich Versandkostenpauschale von € 8,90 pro Versandstück. » Juni 2015 | DLR » Sonderthema: Spektroskopische Methoden möchte für sein Produkt die Sicherheit ha- 191 mycotoxins and other fungal metab- ben, dass dieses auch die Inhaltsstoffe hat olites in almonds, hazelnuts, peanuts und aus der Region kommt, die auf dem and pistachios. Anal Bioanal Chem 405, Etikett deklariert sind. Gerade bei hochwertigen Lebensmitteln besteht die Gefahr der Verfälschung oder des Betrugs. So ist die Liste der Produkte, die am meisten 5087–5104 (2013). [6] ABSCIEX: Fast, selective, and sensitive screening for more than 1 000 targeted automated library searching. Online unter: www.absciex.com/Documents/ gesetzt sind, nach Kühnle wie folgt: Oli- Downloads/Literature/1000_Pesticides_ venöl, Fisch, Bio-Lebensmittel, Milch, Ge- food_water_MRM-EPI%205500_AB_ treide, Honig und Ahornsirup, Kaffee und SCIEX_1121010-01.pdf?utm_source= Tee, Gewürze (wie Safran und Chilipulver), eloqua&utm_medium=email&utm_ Wein und bestimmte Obstsäfte [11]. In der term=box3&utm_content=food1&utm_ komplexen und globalen Beschaffungs- campaign=AMER_1Q15_F%26E_eSeries_ kette benötigt es valide und nachprüfbare Pesticide_Email_Cadence_Feb&elq=3a179 ten und Verbraucher. Massenspektrometrische Verfahren können in der Zukunft 5a827284ed4897c375608621cc0&elqCam paignId=3560, letzter Zugriff 9.5.2015. [7] Dzuman Z et al.: Multi-analyte high performance liquid chromatography ein entscheidender Beitrag sein, um Ver- coupled to high resolution tandem mass fälschungen zu erkennen und somit diesen spectrometry method for control of pes- vorzubeugen. Ebenso eignet sich die Tech- ticide residues, mycotoxins, and pyrroli- nik für die Authentizitätsbestimmung von zidine alkaloids. Anal Chim Acta 863, Lebensmitteln und trägt somit zur Sicherheit in der Lebensmittelkette bei. 29–40 (2015). [8] Cho CY et al.: Multiplex detection of food allergens and gluten. Anal Bioanal Chem 407 (14, 4195–4205 (2015). Literatur [9] Eitzer BD, Hammack W, Filigenzi M: In- [1] McFadden WH, Schwartz HL, Evans S: Di- terlaboratory comparison of a general rect analysis of liquid chromatographic method to screen foods for pesticides effluents. J Chromatogr 122, 389–396 using QuEChERs extraction with high (1976). performance liquid chromatography [2] Aprino PJ, Guiochon G: Optimization of and high resolution mass spectrometry. the instrumental parameters of a com- J Agric Food Chem 62, 80–87 (2014). bined liquid chromatograph-mass spec- [10] Jandrić Z et al.: Assessment of fruit juice trometer, coupled by an interface for authenticity using UPLC-QToF MS: direct liquid introduction: III. Why the a metabolomics approach. solvent should not be removed in liquid chromatographic-mass spectrometric interfacing methods. J Chromatogr 251, Food Chem 148, 7–17 (2014). [11] Kühnle B: Vortrag Food Safety Kongress 2015, Berlin. 153–164 (1982). [3] Jakabová S et al.: Determination of tropane alkaloids atropine and scopolamine by liquid chromatography-mass spectrometry in plant organs of Datura species. J Chromatogr A 1232, 295–301 (2012). [4] Hickert S et al.: A new approach using micro HPLC-MS/MS for multi-mycotoxin analysis in maize samples. Mycotoxin Res 31, 109–115 (2015). [5] Varga E et al.: Development and validation of a (semi-)quantitative UHPLC-MS/ MS method for the determination of DLR | Juni 2015 « Die DLR können Sie online lesen unter www.dlr-online.de → Archiv Passwort: Ostarine pesticides with identification using der Gefahr des Lebensmittelbetrugs aus- Qualitätsnormen für Händler, Produzen- 257 Anschrift des Autors Dr. Sven Steinhauer GBA Gesellschaft für Bioanalytik mbH Brekelbaumstr. 1 31789 Hameln Tel.: 05151/9849-31 [email protected] » Food Fraud – die MS-Technik bietet Lösungen. « 258 Internationale Literatur « Forschung Aktuell – eine Übersicht Zusammengestellt von Susanne Großmann-Kühnau Ist biologischer Anbau am Nitratgehalt von Gemüse festzumachen? stimmt wurden die Gehalte an Nitrat bei Überlegungen zur täglichen Ni- und Nitrit. Die Ergebnisse sind der Ta- trataufnahme durch die Ernährung belle dargestellt. von Bedeutung ist. Nuñez de González MT et al. fikanten Unterschiede zwischen or- A survey of nitrate and nitrite ganischem und konventionellem An- concentrations in conventional bau. Die Gehalte liegen zudem über and organic-labeled raw vegeta- die weit gestreuten Regionen dicht bles at retail beieinander und relativ niedrig. Nur Lamport DJ et al. J Food Sci 2015, 80 (5), C942 der konventionell angebaute Spinat Fruits, vegetables, 100% juices, fällt durch einen signifikant höheren and cognitive function Nitritgehalt auf. Nutr Rev 2014, 72 (12), 774–789 Der Nitritgehalt liefert keine signi- Konventioneller Anbau von Ge- Obst, Gemüse und kognitive Funktion müse geht mit Nitratdüngung ein- Spinat liegt auch bezüglich des Ni- her. Kann umgekehrt der Nitratge- tratgehaltes deutlich höher als die Die Wirkung von Polyphenolen auf halt von Gemüse als Nachweis für anderen Gemüsearten. Allgemein geistige Funktionen ist in Übersichts- Düngung dienen und damit organi- sind die Nitratgehalte um ein Viel- arbeiten bereits abgehandelt. Was schen von konventionellem Anbau faches höher als die Nitritgehalte. fehlt, ist jedoch eine zusammenfas- abgrenzen? Zwischen organischem und konven- sende Betrachtung über den Zusam- Um für diese Fragestellung eine tionellem Anbau bestehen für jede menhang zwischen dem Verzehr von Datenbasis zu schaffen, untersuch- Gemüseart einzeln betrachtet signi- Obst, Gemüse und 100%igen Säften ten US-amerikanische Wissenschaft- fikante Unterschiede. und kognitiven Funktionen. ler der Texas A & M Universität in Col- Die Autoren geben jedoch zu be- An der Universität von Reading lege Station, des Baylor College of denken, dass regional bedingte und (Großbritannien) fertigte man des- Medicine in Houston und der Uni- sortenspezifische Unterschiede wei- halb mit Unterstützung der Firma versität de Oriente auf der Isla de tere Betrachtung und mehr Daten- PEPSICO eine Übersichtsstudie un- Margarita in Venezuela zahlreiche material erfordern, bevor der Nitrat- ter Einbeziehung von epidemio- Gemüseproben, die in fünf großen gehalt als verlässliches Merkmal zur logischen Städten unterschiedlichster geogra- Kennzeichnung der Anbauweise he- Interventionsstudien aus Veröffent- phischer Lagen im Einzelhandel be- rangezogen werden kann. Dennoch lichungen durch. Es wurden dabei schafft worden waren. Es handelte ist schon aus dieser Untersuchung strenge Maßstäbe an die Auswahl sich um insgesamt 194 Proben von zu erkennen, dass der konventio- der Probanden, die exakte Beschrei- frischem Broccoli, Kohl, Sellerie, Sa- nelle Anbau mit seiner Nitratdün- bung der verzehrten Lebensmittel, lat und Spinat, jeweils aus konventio- gung zu einer Erhöhung des Nitrat- eine objektive Messung der kogniti- nellem und biologischem Anbau. Be- gehaltes im Gemüse führt und dies ven Funktionen sowie die klinische Untersuchungen und Diagnose eventuell vorliegender neuropsychologischer Erkrankun- gen angelegt. Ausgeschlossen wurNitrat- und Nitritgehalte von organisch und konventionell angebautem Gemüse Gemüse Nitrat [mg/kg FW] organisch konventionell Broccoli 204 394 Kohl 552 418 Sellerie 912 1496 Salat 844 851 1318 2797 Spinat Nitrit [mg/kg FW] organisch konventionell 0,1–1,2 den Studien, bei denen der Konsum von Früchten, Gemüse und Saft nicht vom übrigen Speiseplan getrennt beschrieben war und solche, bei denen Bildungsstand oder IQ der Teilnehmer nicht statistisch gesichert waren. So gelangten 19 epidemiologische Studien und 6 Interventionsstudien 0,1–1,2 8,0 in die Auswertung. » Juni 2015 | DLR » Von diesen zeigten 16 der auf epidemiologischen Beobachtungen be- Internationale Literatur 259 Senfölglykoside (Glucosinolate) ruhenden Untersuchungen und 3 In- Sulforaphan ist das Agklykon des der Zellen kommt das Enzym Myro- terventionsstudien einen positiven Senfölglykosids Glucoraphanin. Senf- sinase mit den Glucosinolaten in Be- Zusammenhang zwischen dem Ver- ölglykoside enthalten als Zucker im- rührung und setzt daraus die Senföle zehr der entsprechenden pflanzli- mer Glucose, die über eine Schwefel- frei. Diese verleihen dem Kohl sei- chen Lebensmittel und der geistigen brücke an das Aglykon gebunden ist. nen charakteristischen durchdrin- Leistungsfähigkeit. Regelmäßiger Die Aglykone, es sind etwa 120 genden Geruch und leicht bitteren Genuss von Obst und Gemüse, auch verschiedene bekannt, enthalten Geschmack. als konzentrierte Säfte, trägt bei äl- Schwefel und Stickstoff und gehö- Die physiologischen Wirkungen im teren gesunden Menschen zum Er- ren zu den Thiocyanaten, Isothiocy- Körper sind vielfältig. Senfölglyko- halt ihres Denkvermögens bei. Die anaten und Indolen. Senfölglykoside side sollen antikanzerogen, antimi- wenigen Interventionsstudien las- zählen zu den sekundären Pflanzen- krobiell, antioxidativ, immunmo- sen den vorsichtigen Schluss zu, dass stoffen. Sie kommen u. a. in Kreuz- dulierend und Cholesterin senkend bei Erwachsenen mit geringfügigen blütlern (Brassicaceae bzw. Crucife- wirken, wobei diese Wirkungen bis- Gedächtnisstörungen diese kurzfris- rae) vor, einer Pflanzenfamilie, zu her nur durch Tier- oder Zellstudien tig durch den einmaligen Genuss von der die Kohlarten gehören, außer- gesichert sind. Lediglich zu den Fruchtsäften gebessert werden kön- dem in Senf, Rettich, Kresse u. a. krebshemmenden Eigenschaften des nen. Bei gesunden Erwachsenen ist Den Pflanzen dienen sie als Abwehr- Sulforaphans liegen epidemiologi- dagegen kein Effekt erkennbar. stoffe gegen Fressfeinde. sche Untersuchungen der Universi- Eine optimale tägliche Zufuhr an Der Mensch bereitet den Kohl vor tät Heidelberg vor. Obst, Gemüse und Säften ist aus den dem Verzehr zu. Durch Verletzung ausgewerteten Veröffentlichungen nicht abzuleiten, dafür sind die Kategorisierungen dieser Lebensmittel zu heterogen gewesen. Glucoraphanin in Broccoli reduziert LDL-Cholesterin und East Anglia sowie dem öffent- lang 400 g „normalen” Broccoli pro lich finanzierten Institute of Food Re- Woche zu essen, anschließend die search. gleiche Menge eines Broccolis, der Die Forscher untersuchten 130 Pro- reich an Glucoraphanin war. Vor und banden in zwei voneinander unab- nach der Studie wurden die Lipide im Armah C et al. hängigen doppeltblinden, parallel Plasma bestimmt. Diet rich in high glucoraphanin laufenden Interventionsstudien. Die Der Verzehr von Broccoli führte broccoli reduces plasma LDL Zuteilung der Probanden zu den zwei in allen Fällen zu einer Absenkung cholesterol: Evidence from Gruppen erfolgte zufällig (randomi- des LDL-Cholesterins. In der ersten randomised controlled trials siert). Jede Gruppe hatte 12 Wochen Gruppe (37 Teilnehmer) lag sie für Mol Nutr Food Res 2015, 59 (5), 918–926 Broccoli ist wegen des Gehaltes an O Sulforaphan in jüngerer Zeit in die O Schlagzeilen geraten, da dieser Sub- O stanz krebshemmende Eigenschaften nachgesagt werden. Daneben OH S O S N O HO S hat Sulforaphan bzw. sein Glykosid Glucoraphanin jedoch noch weitere positive Wirkungen auf den menschlichen Stoffwechsel, wie in der hier C HO britischen Universitäten von Reading DLR | Juni 2015 « Sulforaphan OH OH CH3 S referierten Studie gezeigt wurde. Sie enstand aus der Zusammenarbeit der S N O Glucoraphanin 260 Internationale Literatur « den an Glucoraphanin reichen Broc- Klima vermehrt sich der ubiquitär vor- nosäuresequenzen wurde mithilfe coli bei 7,1 %, für den „normalen” handene Schimmel schnell. der De-Novo-Peptidsequenzierung Broccoli bei 1,8 %, in der zweiten Aus einem feucht-warmen Land, und der Software PEAKS 6 entschlüs- Gruppe (93 Teilnehmer) waren die Malaysia, kommt denn auch die hier selt. Die De-Novo-Sequenzierung ar- entsprechenden Absenkungen 5,1 % vorgestellte Veröffenlichtung. Wis- beitet mit zwei nacheinander vorge- und 2,5 %. Die Auswertung beider senschaftler der Universitäten von nommenen Fragmentierungen der Studien gemeinsam ergab eine sig- Serdang und Nilai untersuchten in Peptidketten. Die Identifizierung der nifikant größere Absenkung des LDL- Zusammenarbeit mit der Al-Qua- Aminsosäuren erfolgt anschließend Cholesterins durch den Broccoli mit sim Universität in Babylon (Irak) die mithilfe der Tandem-Massenspektro- hohem Gehalt an Glucoraphanin. schimmelhemmende Wirkung des metrie. Für die exakten Sequenzen Milchsäurebakteriums Milchsäurebakterium hemmt Schimmelpilz Leuconos- sei auf die Originalarbeit verwiesen. toc mesenteroides. Diese Bakterien- Eins der Peptide war positiv geladen art ist in der Lebensmitteltechnolo- (kationisches Peptid), eines war ne- gie schon seit langem gebräuchlich. gativ geladen (anionisches Peptid), So beruht die Herstellung von Sauer- die anderen waren elektrisch neutral. Muhialdin BJ et al. kraut aus Weißkohl auf Leuconostoc Die Peptide zeigten hohe Hydropho- Novel antifungal peptides pro- mesenteroides. bizität und besitzen mit 5 bis 14 Ami- duced by Leuconostoc mesente- In dieser Studie wurde die Fähig- nosäuren ein relativ niedriges Mole- roides DU15 effectively inhibit keit dieser Bakterienart, fungizide growth of Aspergillus niger Peptide zu synthetisieren, unter- Die Wirkungsweise der Peptide J Food Sci 2015, 80 (5), M1026 sucht. Dazu wurde der Stamm Leu- zeigte sich bei Betrachtung im Ras- kulargewicht. conostoc mesenteroides DU15 unter terelektronenmikroskop. Sie beruht Natürliche Konservierung ist weiter optimalen Wachstumsbedingungen auf einer Auflösung der Zellwände im Trend, da der aufgeklärte Verbrau- bei 30 °C über 48 h bebrütet, die Zel- der Schimmelpilze. Das Milchsäu- cher zunehmend die Zutatenliste auf len zerstört und zentrifugiert. Der rebakterium Leuconostoc mesen- Lebensmitteln studiert und solche zellfreie Überstand zeigte hem- teroides kann somit als natürliches „mit Konservierungsmittel” ablehnt. mende Wirkung gegenüber dem Fungizid gegen den Schimmelpilz Dennoch ist ein Schutz gegen den Be- Schimmelpilz Aspergillus niger. Aspergillus niger bei der Lagerung fall mit Mikroorganismen häufig un- Als ursächlich dafür entdeckten die erlässlich. Gerade in warm-feuchtem Autoren fünf neue Peptide. Ihre Ami- von Lebensmitteln eingesetzt werden. Regulatory Affairs – Aktuelles Aktualisierte Lebensmittelklassifikation der EFSA soll Datenerhebung fördern und Datenlieferanten unterstützen Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat ihr harmonisiertes System zur Klassifizierung und Beschreibung von Lebensmitteln („FoodEx2“) weiter optimiert, um nationale Datenerhebungsstellen und andere wissenschaftliche Einrichtungen noch besser dabei zu unterstützen, vergleichbare wissenschaftliche Daten zur Verwendung bei der Risikobewertung zu liefern. Das FoodEx2-System ermöglicht die europaweit harmonisierte Meldung von Daten zum Lebensmittelverzehr sowie zum Vorkommen von chemischen Gefahren (wie Schadstoffen oder Pestiziden) in Lebensmitteln. Die weiterentwickelten Merkmale von FoodEx2 haben die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dazu bewogen, das EFSA-System als Grundlage für ein entsprechendes weltweites System zu übernehmen. Das aktuelle Update („Revision 2“) von FoodEx2 ersetzt „Revision 1“ und tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft. Weitere Informationen können auf der Homepage der EFSA in dem Technischen Report EFSA Supporting publication 2015:EN-804 nachgelesen werden. (Verbeek, München) » Juni 2015 | DLR DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU 111. Jahrgang Juni 2015 Behr’s Verlag l Hamburg l ZKZ 9982 Angewandte Wissenschaft » Originalarbeiten exklusiv für Sie vorgestellt Überblick über die Acrylamidgehalte von Kakao und Schokolade Robert Köppen#, Tatjana Rasenko und Matthias Koch Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM), Richard-Willstätter-Str. 11, 12489 Berlin Zusammenfassung Die Prozesskontaminante Acrylamid steht im Verdacht krebserregend und erbgutverändernd zu sein, weshalb große Anstrengungen unternommen werden, um die Acrylamidgehalte in Lebensmitteln auf möglichst niedrige Werte zu reduzieren. Durch Anwendung des dynamischen Minimierungskonzepts konnte über die letzten Jahre in Deutschland eine deutliche Verringerung der mittleren täglichen Acrylamidaufnahme pro kg Körpergewicht erreicht werden, wobei die durch häusliche Zubereitung (Braten, Backen, Frittieren) entstehenden als auch die durch den Verzehr weiterer relevanter Lebensmittel wie Kakao und Kakaoerzeugnisse aufgenommenen Acrylamidmengen nicht oder nur marginal berücksichtigt werden. Für die Ermittlung der Acrylamidbelastungen in Schokoladen unterschiedlicher Kakaogehalte sowie in reinem Kakaopulver wurden insgesamt 140 Proben aus deutschen Einzelhandelsmärkten untersucht. Die quantitative Bestimmung erfolgte unter Verwendung eines schnellen, kostengünstigen und validierten HPLC-MS/MS-basierten Analysenverfahrens in Kombination mit der Stabilisotopenverdünnungsanalyse (SIVA). In allen untersuchten Proben konnte Acrylamid nachgewiesen werden, wobei Gehalte im Bereich von 9,0–1747 µg kg–1 mit relativen Standardabweichungen zwischen 0,4 % und 10,8 % ermittelt wurden. Summary Acrylamide is a foodborne toxicant suspected to be carcinogenic and mutagenic to humans. Therefore, great efforts have been made to minimise the acrylamide levels in foods to the lowest possible levels. The application of the “dynamic minimisation concept” led to a significant decrease of the average daily intake of acrylamide (per kg body weight) in Germany over the last few years. However, in these studies the acrylamide uptake influenced by home cooking (roasting, baking, frying) or other relevant foods like cocoa and cocoa products are either not or only marginally taken into account. For the determination of acrylamide levels in chocolates with different percentages of cacao as well as in pure cacao powders a total of 140 samples from German retail markets were analysed. Quantification was performed using a fast, cost-effective and validated method based on stable isotope dilution analysis (SIDA) coupled to HPLC-MS/MS. The levels of acrylamide ranged between 9.0 µg kg–1 and 1747 µg kg–1, with relative standard deviations of 0.4 % and 10.8 %. Einleitung Im Verlauf der Herstellung sowie während der Vor- und Zubereitung von Lebensmitteln können sich durch Braten, Backen, Frittieren und Rösten aus Inhaltsstoffen neben erwünschten Verbindungen (z. B. Röststoffe) auch gesundheitlich bedenkliche Verbindungen, die sogenannten Prozesskontaminanten bzw. Foodborne Contaminants bilden. Ein Hauptvertreter dieser Verbindungsgruppe stellt das bereits im Jahr 1999 [1] erstmals in erhitzten Kartoffel- und Getreideprodukten identifizierte Acrylamid (2-Propenamid) dar [2,3]. Bei Acrylamid handelt es sich um eine α,β-ungesättigte Carbonylverbindung die im Verlauf des Garprozesses (T ≥ 120 °C) auf verschiedenen Wegen gebildet werden kann, wobei mit steigender Gartemperatur und Erhitzungsdauer eine deutliche Zunahme der Acrylamidbildung einhergeht [4–16]. Aufgrund der Kontamination einer großen Bandbreite verschiedenster Lebensmittel mit dem als neurotoxisch und „wahrscheinlich kanzerogen beim Menschen“ (Gruppe 2A) [17,18] eingestuften Acrylamid, stellt dieses ein ernstzunehmendes gesundheitliches Risiko für den Verbraucher dar. Aufgrund der technologisch nicht vermeidbaren Bildung von Acrylamid bei der Lebensmittelherstellung/ -prozessierung sowie bedingt durch die noch immer unzureichende toxikologische Datenlage ist eine abschließende Risikobewertung zum Gefährdungspotenzial von Acrylamid momentan nicht möglich. Des Weiteren resultiert aus dieser Sachlage, dass eine Grenzwertfestsetzung weder toxikologisch begründbar noch technologisch umsetzbar ist. Lediglich für Trinkwasser wurde gemäß der Trinkwasserrichtline 98/83/EC [19] in der EU ein Acrylamidgrenzwert # Dr. Robert Köppen, [email protected] 262 Originalarbeiten « von 0,1 μg L–1 festgelegt, wobei die hier auftretenden Kontaminationen ihre Ursache im Einsatz von Polyacrylamid bei der Wasseraufbereitung haben. Zum Schutz des Verbrauchers wurde in Deutschland im Jahr 2002 das sogenannte „dynamische Minimierungskonzept“ etabliert. Ziel dieses vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL; [20]) koordinierten und auf nationalen Signalwerten basierenden Konzeptes war und ist die Erreichung einer stufenweisen, stetigen Absenkung der Acrylamidbelastungen in den 13 definierten Lebensmittelwarengruppen nach dem ALARA-Prinzip (”as low as reasonably achievable“). Grundsätzlich gilt pro Warengruppe ein maximaler Signalwert von 1000 μg kg–1, der jeweils basierend auf den Untersuchungsergebnissen der amtlichen Lebensmittelüberwachung der Bundesländer aktualisiert (beibehalten oder abgesenkt) wird. Als Signalwert für eine Warengruppe wird hierbei das 90. Perzentil der am höchsten belasteten Lebensmittel dieser Warengruppe festgelegt. Die dynamische Minimierung der Acrylamidgehalte basiert hierbei auf dem bei Überschreitung des Signalwertes stattfindenden Dialogs zwischen den Überwachungsbehörden der Länder mit dem/n betroffenen Hersteller/n zur Ermittlung geeigneter Maßnahmen zur Reduzierung der Acrylamidbelastung. Da der so abgesenkte Acrylamidgehalt in die nächste Signalwertberechnung einfließt, wird eine Abwärtsspirale bzgl. der Acrylamidbelastungen in Gang gesetzt. Seit dem Jahr 2007 erfolgt auch in der Europäischen Union im Rahmen eines Monitoring-Programmes die Überwachung der Acrylamidgehalte bestimmter Lebensmittelgruppen [21,22], die entsprechend einer Empfehlung der Europäischen Kommission [23] Anfang 2011 zu einer weitgehenden Übernahme des deutschen dynamischen Minimierungskonzeptes unter Einführung von Richtwerten für insgesamt 10 Warengruppen führte. Für die Warengruppen „Lebkuchen und lebkuchenhaltige Gebäcke“, „Kartoffelpuffer“ und „Ersatzkaffee“, für die bislang keine EU-Richtwerte festgelegt wurden, gelten weiterhin die vom BVL ermittelten nationalen Signalwerte. Die stete Aktualität der Acrylamid-Problematik wird durch eine Pressemitteilung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vom 1. Juli 2014 verdeutlicht, in welcher die Ergebnisse einer im Jahre 2012 begonnenen vollständigen Risikobewertung zu Acrylamid in Lebensmitteln durch das EFSA-Gremium für Kontaminanten in der Lebensmittelkette (CONTAM) in Form eines Gutachtenentwurfes bekannt gegeben wurde. Mit diesem Entwurf werden frühere, auf Tierversuchen beruhende Bewertungen zur Erhöhung des Risikos der Krebsentwicklung bei Verbrauchern aller Altersgruppen durch die Aufnahme von Acrylamid über Lebensmittel bestätigt. Dieser aktuell zur öffentlichen Konsultation freigegebene Entwurf soll bis Mitte des Jahres 2015 verabschiedet und nachfolgend als Grundlage für weitere mögliche Maßnahmen zur Acrylamidreduktion verwendet werden. Im Rahmen der beschriebenen Überwachung und Durchführung der Minimierungskonzepte auf nationaler sowie europäischer Ebene werden Süßwaren wie Schokoladen jedoch nicht berücksichtigt. Schokolade zählt mit einem durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Verzehr von ca. 10 kg in Deutschland generationenübergreifend zu den beliebtesten Süßwaren. Neben den nachweislich gesundheitsfördernden Eigenschaften können mit dem Schokoladenkonsum auch negative Aspekte einhergehen, die auf Inhaltstoffe (z. B. Theobromin) aber auch auf Rückstände (Mineralöl – Verpackungskontakt) oder auf Prozesskontaminanten (z. B. Acrylamid) zurückzuführen sind. Zur Herstellung von Milch- und Bitterschokolade wird gemäß der Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse [24] u. a. aus gereinigten, geschälten und gerösteten Kakaobohnen gewonnene/s Kakaomasse/-pulver eingesetzt. Während der Röstung der Kakaobohnen (100–160 °C) kann es zur Bildung von Acrylamid und somit auch zur Belastung von Schokolade kommen. Im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen sollte daher ein erster Eindruck bezüglich der Acrylamidbelastungen von am deutschen Markt erhältlichen Schokoladen unterschiedlicher Kakaogehalte sowie Kakaopulver gewonnen werden. Zur Ermittlung der Acrylamidgehalte fand hierbei ein einfaches und schnelles Analysenverfahren unter Anwendung der Stabilisotopenverdünnungsanalyse in Verbindung mit der Flüssigchromatographie-Tandem-Massenspektrometrie (SIVA-HPLC-MS/MS) Anwendung. Zur Verhinderung des bei Verwendung der HPLC-MS/MS häufig beschriebenen Problems einer matrixbedingten koeluierenden Verbindung mit gleichem MRM-Übergang („Multiple Reaction Monitoring“), die als Valin identifiziert werden konnte, wurde der Extraktionslösung Ninhydrin zugesetzt. Material und Methode Chemikalien Acrylamid (≥ 99 %) und 13C3-Acrylamid (1 mg mL–1 in Methanol, ≥ 98 %) wurden von Merck (Darmstadt) bzw. den Cambridge Isotope Laboratories (Andover, USA) bezogen. Ameisensäure (reinst, 98–100 %) wurde von Merck (Darmstadt) erhalten und das HPLC-grade Methanol stammte von LAB-SCAN (POCH S.A., Gliwice, PL). Das verwendete Reinstwasser wurde aus einer Seralpur PRO90 CN Aufbereitungsanlage gewonnen (Seral, RansbachBaumbach). Ninhydrin (puriss. p. a., ≥ 99 %) wurde von Fluka (Buchs, CH) bezogen. Die eingesetzten Spritzenvorsatzfilter aus Cellulosemischester (Chromafil® A-20/25, 0,2 μm) wurden von Macherey Nagel (Düren) geliefert. Proben Die untersuchten 132 Schokoladenproben unterschiedlicher Kakaogehalte (30–99 %) sowie die acht Kakaopulver wurden in lokalen Supermärkten gekauft (verschiedene Hersteller sowie Herstellerchargen (a bis d)), auf < 1 mm gemahlen, mittels Überkopfschüttler homogenisiert und bis zur Probenaufarbeitung bei –21 °C gelagert. » 111. Jahrgang | Juni 2015 | DLR » Originalarbeiten 263 Probenaufarbeitung Schüttelextraktion 50 mg der gemahlenen Probe werden in einem (1100 min , 85 °C, 2 h) 2 mL Safe-Lock Tube eingewogen und mit einfrieren Zugabe von auftauen 0,5 mL MeOH 1 mL einer wässrigen Lösung, die 13C3-Acryl1gHO (25 ng g C -AA amid sowie Ninhydrin enthält (26,5 ng 13C310 ng Ninhydrin) + –1 AA und 10 mg Ninhydrin g H2O), versetzt 50 mg Probe 0,5 mL Aliquot zentrifugieren Ultraschallbad + 1,5 mL H O (s. Abb. 1). Anschließend werden Probe und (10 min, 14100 g) (5 min) 0,5 mL Aliquot (10 min, 14100 g) 0,5 mL Aliquot Extraktionslösung mit Hilfe eines Reagenzglasschüttlers durchmischt und für 120 min in einem ThermoMixer bei 85 °C (1100 min–1; HLC BioTech-Ditabis AG, Pforzheim) geschüttelt. Nach erfolgter Extraktion werden Spritzenfiltration Probe und Extrakt auf Zimmertemperatur ab(0,2 μm) gekühlt und für 30 min bei –20 °C eingefroren, um unerwünschte Matrixkomponenten (z. B. Stärke) auszufrieren. Nach dem AufHPLC-MS/MS (ESI , MRM-Modus) tauen von Probe und Extrakt wird bei 14000 g für 10 min zentrifugiert (MiniSpin® Plus, Eppendorf AG, Hamburg). Ein halber Milliliter Injektionsvolumen 10 μL des überstehenden klaren Extraktes wird in ein 2-mL-Safe-Lock-Tube überführt, zum AusZeit [min] fällen von Stärke mit 0,5 mL Methanol versetzt (Ultraschallbad, 5 min) und anschließend Abb. 1 Flussdiagramm der Probenaufarbeitung für die Bestimmung von Acrylamid erneut zentrifugiert (10 min). Von dem mit Methanol verdünnten Extrakt wird ein 0,5 mL Aliquot mit 1,5 mL Reinstwasser verdünnt und sorgfältig gleicher Vorsäule (3 μm, 2,1 × 10 mm) ausgestatteten Atgeschüttelt. Unter Verwendung eines Spritzenvorsatzfilters lantisTM T3 HPLC-Säule (3 μm, 150 x 2,1 mm) der Waters wird der aufgereinigte Extrakt in ein 1,5-mL-HPLC-Vial Corp. (Milford, USA). Das Injektionsvolumen beträgt überführt und mittels HPLC-MS/MS dreifach (m = 3) ana- 10 μL bei einer Säulenofentemperatur von 25 °C. Als Eluenten werden Wasser (0,1 Vol-% Ameisensäure; A) und lysiert. Methanol (B) verwendet. Das Massenspektrometer wurde mit der TurboIonSprayProbenmessung Die quantitative Bestimmung von Acrylamid wird unter Ionenquelle zur Ionisierung des Analyten bestückt und im Verwendung einer HPLC-MS/MS, bestehend aus einer Agi- positiven MRM-Modus betrieben. Zur Quantifizierung lent 1200 HPLC-Anlage und einem Hybrid-Tandem- wurden die spezifischen Massenübergänge m/z 72 → 55 Massenspektrometer (API 4000 QTRAP®; Sciex, Concord, und m/z 75 → 58 für das native bzw. [13C3]-Acrylamid herCDN) durchgeführt. Die chromatographische Trennung angezogen (s. Tab. 1) und mittels externer Kalibrierung erfolgt mittels Gradienten (s. Tab. 1) auf einer mit phasen- ausgewertet. –1 2 –1 13 3 relative Intensität [%] 2 + Tab. 1 Wesentliche HPLC-MS/MS-Parameter für die Acrylamidbestimmung HPLC Nr. 0* 1 2 3 MS/MS Parameter * Zeit [min] 1,00 0,50 2,00 6,00 Flussrate [µL min–1] 200 200 200 200 Eluent A [%] 100 100 85 85 Wert Nr. 4 5 6 7 Zeit [min] 6,01 15,00 15,01 24,00 Flussrate [µL min–1] 280 280 280 280 Eluent A [%] 0 0 100 100 Parameter Wert Curtain gas (N2) 50 a.u. Declustering potential 41 V Nebulizer gas Heater gas 60 a.u. 30 a.u. Entrance potential Collision energy 10 V 17 eV Heater gas temperature 500 °C Collision cell exit potential 10 V Ion spray voltage 4500 V Dwell time 50 ms Collision gas (N2) 6 a.u. Resolution Unit Äquilibrierzeit im Vorfeld der Probeninjektion; a.u.: arbitrary units DLR | Juni 2015 | 111. Jahrgang « 264 Originalarbeiten « Validierung Zur Überprüfung der Eignung des verwendeten Analysenverfahrens für die Bestimmung von Acrylamid in Lebensmitteln wurden die Validierungsparameter Linearität, (Labor-)Präzision (gemäß ISO 5725), Wiederfindung sowie die analytischen Grenzwerte (gemäß DIN 32645) herangezogen. Die mittleren Wiederfindungen wurden sowohl anhand dotierter Proben (100,1–101,7 %) als auch unter Verwendung zertifizierter Referenzmaterialien (96,4– 102,2 %; ERM®-BD272, ERM®-BD273, ERM®-BD274, KRISS CRM 108-10-003) ermittelt. Die ermittelten Werte für die Laborpräzision (Intra- und Interday) betragen 0,1 % und < 2,2 %. Für die Nachweis- und Bestimmungsgrenze wurden Werte von 0,026 μg kg–1 bzw. 0,090 μg kg–1 ermittelt. Qualitätssicherung Im Rahmen der Qualitätssicherung und -kontrolle wurden pro Probenserie jeweils zwei Leerproben sowie reines Methanol (Doppel-Blindwert) analysiert. Zur Überprüfung der Genauigkeit der Analysen wurde ebenfalls mit jeder Aufarbeitungsserie zusätzlich eine Kontrollprobe (zertifiziertes Referenzmaterial; ERM®-BD272) aufgearbeitet und analysiert. Die für die Quantifizierungen verwendete externe 6-PunktKalibrierung erstreckte sich über einen Bereich von 0,47– 15,09 ng g–1 (13C3-Acrylamidgehalt: (3,64±0,02) ng g–1) und zeigte eine sehr gute Linearität (R2 zwischen 0,9999 und 1,0000). Ergebnisse und Diskussion Da weder für Kakao und Schokolade noch für kakao- und schokoladenhaltige Lebensmittel Signal- bzw. Richtwerte existieren, stehen diese nicht im Fokus der Lebensmittelüberwachung. Daher sind bislang für diese Produkte keine (ausführlichen) Daten zu aktuellen Acrylamid-Belastungen und auch nicht zu deren zeitlicher Entwicklung verfügbar. Auch in einem für den Verbraucher zugänglichen Rechenprogramm des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR; [25]) zur Ermittlung der Acrylamidaufnahme pro Tag und Kilogramm Körpergewicht sind nur wenige ausgewählte Lebensmittel berücksichtigt, zu denen wiederum weder Schokoladen noch Kakao gezählt werden. Die Untersuchungsergebnisse der 140 in dieser Studie analysierten Proben sind in Tabelle 2 sowie graphisch in Abbildung 2 zusammengestellt. In allen untersuchten Proben wurde Acrylamid nachgewiesen, wobei Schokoladen mit einem Kakaogehalt von über 50 % (ab Probe 33a) signifikante Acrylamidgehalte oberhalb von 200 μg kg–1 aufwiesen. Unterteilt nach Milch- und Bitter-/Edelbitterschokoladen (Kakaogehalte < 50 % bzw. ≥ 50–99 %) ergeben sich mittlere Acrylamidgehalte von (90,2±62,2)μg kg–1 bzw. (384,9±131,7)μg kg–1. Generell ist auffällig, dass neben der Variabilität der Hersteller auch eine mitunter deutliche Chargenabhängigkeit der Acrylamidgehalte zu beobachten ist. Am deutlichsten wird dies bei den MilchschokoladenProben 7 und 10 (Kakaogehalt jeweils 30 %). Bei diesen unterscheiden sich die ermittelten Acrylamidgehalte um einen Faktor von ≥ 3. Ursachen für diese Chargenabhängigkeit können neben der unterschiedlichen Herkunft und Beschaffenheit der Kakaobohnen, den unterschiedlichen Röst- und Entölungsgraden der Kakaobohnen auch im Zusatz unterschiedlicher Zucker (bspw. Rohrzucker) gesehen werden. Im Falle der Kakaoproben (# 70-74) stechen die beiden Chargen der Probe 73 besonders hervor, da in beiden Fällen der theoretische maximale Signal-/Richtwert von 1000 μg kg–1 deutlich überschritten wird. Ein möglicher Grund für diese erhöhten Acrylamidgehalte könnte die starke Entölung des Kakaos (Restfettgehalt: 3 %) sein, die zu einer „Aufkonzentrierung“ des Acrylamides geführt hat. Die Korrelation (R2 = 0,89) der in den untersuchten Schokoladen jeweils eingesetzten Menge an Kakaomasse/-pulver mit den ermittelten Acrylamidgehalten kann gut anhand der Proben 22, 24, 26, 43 47, 52, 61 und 62 nachvollzogen werden. Bei diesen Proben handelt es sich um Tafelschokoladen desselben Herstellers, die sich in ihrem Kakaogehalt (35, 39, 43, 60, 65, 70, 75 und 80 %) sowie der Kakaoherkunft unterscheiden. Da angenommen werden kann, dass der Hersteller die gleichen Röstungsund Entölungsparameter für die Kakaobohnen verwendet, kann eine daraus resultierende erhöhte Schwankung der Acrylamidgehalte in den Schokoladen auf die Unterschiede in der Beschaffenheit der Kakaobohnen sowie der verwendeten Zuckerzusätze postuliert werden. Um einen ersten Eindruck der möglichen theoretischen Signal-/Richtwerte (90. Perzentil) zu gewinnen, könnten diese ausgehend von den präsentierten Untersuchungsergebnissen (alle Proben) sowie der Unterscheidung zwischen Milch- und Bitter-/Edelbitterschokoladen ermittelt werden. Die resultierenden Werte würden bei 192,80 μg kg–1 bzw. 589,33 μg kg–1 liegen. Ohne Unterscheidung zwischen den Kakaogehalten der Schokoladen ergäbe sich ein Signalwert von 481,65 μg kg–1. Im Falle der Kakaopulver würde der Signalwert infolge der deutlichen Überschreitung durch den entölten Kakao dem theoretischen Maximalwert von 1000 μg kg–1 entsprechen. Bislang sind nur wenige Ergebnisse meist stichprobenartiger Untersuchungen zu Acrylamidbelastungen von Schokolade und Kakao veröffentlicht worden. Die zahlenmäßig häufigsten Angaben beziehen sich hierbei nicht auf „reine“ Schokolade bzw. Kakao, sondern vielmehr auf Lebensmittel, die diese in unterschiedlichen Mengen enthalten, wie Gebäck, Lebkuchen und Kekse. Vom deutschen Markt sind hierbei keine Daten verfügbar, weshalb diesbezüglich die im Rahmen dieser Arbeit ermittelten Acrylamidgehalte nicht vergleichend diskutiert werden können. International betrachtet gibt es Untersuchungen, in denen Schokoladen bzw. Schokoladenprodukte (soweit differenziert; keine Angaben zu Kakaogehalten) untersucht wurden. So wurde bei der Untersuchung von 20 nicht näher spezifizierten Schokola- » 111. Jahrgang | Juni 2015 | DLR » Originalarbeiten 265 Tab. 2 Analysenergebnisse zur Untersuchung der Acrylamidgehalte in Schokoladen unterschiedlich hoher Kakaogehalte bzw. reinem Kakaopulver jeweils basierend auf einer Dreifachaufarbeitung der Proben (n = 3, m = 3) # KG [%] 1a 30 1b AA-Gehalt [µg kg–1] srel [%] # KG [%] AA-Gehalt [µg kg–1] srel [%] # KG [%] AA-Gehalt [µg kg–1] srel [%] 30,48 3,69 25b 40 123,25 0,98 53a 70 407,42 3,10 30 25,35 1,06 26a 43 50,12 0,79 54a 70 392,94 4,10 2a 30 67,92 2,34 26b 43 63,88 3,00 55a 72 294,28 4,05 2b 30 73,10 3,48 27a 45 118,40 4,27 55b 72 351,11 4,00 3a 30 76,66 3,51 27b 45 139,85 4,70 56a 72 460,94 2,99 3b 30 89,31 0,62 28a 45 189,58 2,18 56b 72 479,46 1,53 4a 30 68,33 2,93 28b 45 212,62 4,29 57a 72 371,77 4,98 4b 30 61,22 4,85 29a 45 167,75 4,82 57b 72 504,35 3,52 5a 30 34,55 3,04 30a 45 192,80 4,76 58a 72 458,07 2,76 5b 30 25,52 4,60 30b 45 193,98 4,09 59a 75 385,62 4,88 6a 30 57,78 4,21 31a 45 204,24 4,60 59b 75 599,82 4,27 6b 30 55,99 2,85 32a 45 277,78 2,53 60a 75 768,83 2,33 7a 30 92,29 3,80 33a 50 315,93 1,37 60b 75 663,91 3,80 7b 30 23,91 2,66 33b 50 188,48 3,60 61a 75 472,93 3,56 8a 30 94,02 3,07 34a 50 369,83 1,03 61b 75 519,72 2,82 8b 30 93,28 3,19 34b 50 371,44 2,71 62a 80 530,80 1,33 9a 30 90,30 4,21 35a 50 207,50 2,05 62b 80 643,36 0,35 9b 30 266,44 4,22 35b 50 229,66 3,73 63a 85 411,37 2,92 10a 30 99,61 1,41 36a 50 253,45 3,35 63b 85 357,75 4,95 10b 30 102,71 1,69 36b 50 284,39 2,08 64a 85 302,29 3,67 11a 31 20,05 3,32 37a 50 285,27 3,47 64b 85 338,10 4,74 11b 31 32,03 2,84 37b 50 332,22 2,68 65a 85 219,33 3,90 12a 32 10,64 4,06 38a 50 254,34 3,89 65b 85 275,19 4,60 12b 32 9,42 0,47 38b 50 290,96 2,92 66a 85 478,79 4,94 13a 32 122,60 2,04 39a 50 382,88 3,87 66b 85 519,53 4,96 14a 33 75,53 4,55 40a 52 227,85 4,40 67a 85 752,94 4,58 14b 33 66,49 1,87 40b 52 295,73 4,35 67b 85 707,01 8,44 15a 33 29,54 3,20 41a 55 327,45 1,91 68a 90 254,59 3,47 15b 33 32,72 2,99 42a 60 342,08 4,24 68b 90 363,47 4,65 16a 33 21,26 2,66 43a 60 304,18 4,60 69a 99 481,65 4,43 16b 33 15,18 4,30 43b 60 310,15 2,73 69b 99 589,33 4,97 17a 33 60,89 3,90 44a 60 340,28 4,71 70a 100 656,79 4,36 17b 33 32,85 1,28 44b 60 338,01 4,57 70b 100 568,42 2,90 18a 34 113,10 0,43 45a 63 295,13 1,72 70c 100 619,54 3,26 18b 34 53,99 2,54 45b 63 291,29 3,99 70d 100 704,94 1,90 19a 34 91,40 3,31 46a 63 272,03 2,36 71a 100 505,95 4,83 19b 34 106,18 2,87 46b 63 402,99 1,13 71b 100 582,37 4,67 20a 35 106,61 3,59 47a 65 286,83 9,34 71c 100 511,58 2,12 20b 35 104,97 2,37 47b 65 357,31 3,58 72a 100 868,76 4,46 21a 35 46,46 0,65 48a 70 369,01 1,46 72b 100 890,95 4,27 21b 35 40,54 3,47 48b 70 387,47 3,36 72c 100 629,65 4,54 22a 35 51,35 2,60 49a 70 410,30 1,75 72d 100 743,79 3,41 22b 35 108,70 4,01 50a 70 246,25 3,68 73a 100 1747,05 1,67 23a 37 177,70 3,12 51a 70 420,64 4,29 73b 100 1566,95 2,94 24a 39 106,65 4,61 51b 70 486,99 2,10 74a 100 675,45 2,83 24b 39 102,74 2,70 52a 70 302,53 4,28 74b 100 713,13 3,03 25a 40 117,85 2,32 52b 70 263,36 2,98 KG: Kakaogehalt; AA: Acrylamid; a–d: Kennzeichnung unterschiedlicher Chargen DLR | Juni 2015 | 111. Jahrgang « 266 Originalarbeiten « Charge 2 Charge 3 Kakaogehalt Charge 4 40 (A) x = 73,1 ± 42,2 μg kg–1 38 250 36 34 200 32 30 150 28 100 26 Kakaogehalt lt. Herstellerangaben [%] mittlerer Acrylamidgehalt [μg kg–1] Charge 1 300 24 50 22 0 20 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 600 70 (B) x = 284,5 ± 93,3 μg kg–1 60 500 50 400 40 300 30 200 Kakaogehalt lt. Herstellerangaben [%] mittlerer Acrylamidgehalt [μg kg–1] 1 20 100 10 0 0 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 2000 100 (C) x = 580,5 ± 288,9 μg kg–1 1800 90 1600 80 1400 70 1200 60 1000 50 800 40 600 30 400 20 200 10 Kakaogehalt lt. Herstellerangaben [%] mittlerer Acrylamidgehalt [μg kg–1] 1 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 Probennummer Abb. 2 Graphische Darstellung der mittleren Acrylamidgehalte der untersuchten 140 Schokoladen- und Kakaoproben mit Angabe der jeweiligen Standardabweichungen (n = 3, m = 3) sowie der prozentualen Kakaogehalte: (A) Kakaogehalt: 30–40 %; (B) Kakaogehalt: 43–70 %; (C) Kakaogehalt: 72–100 % denprodukten aus Südkorea ein mittlerer Acrylamidgehalt von (61 ± 71) μg kg–1 (Maximalwert: 232 μg kg–1) ermittelt [26]. Im Vergleich hierzu ergaben Analysen spanischer Mandelschokolade [27] bzw. von verschiedenen Schokoladenproben (Milch- und Bitterschokolade, Schokoladenpulvern) [28] Acrylamidbelastungen von 117 μg kg–1 bzw. im Bereich von < Bestimmungsgrenze und 297 μg kg–1. Acrylamidgehalte gleicher Größenordnung (14–134 μg kg–1) konnten weiterhin in insgesamt acht Milch- und Bitterschokoladen aus Portugal (Porto) nachgewiesen werden [29]. Bei der Untersuchung von Schokoladen aus China (Hangzhou) wurden Acrylamidwerte von 23–537 μg kg–1 ermittel, wobei u. a. zwei Milchschokoladen (126 μg kg–1, 23 μg kg–1) sowie zwei Bitterschokoladen (537 μg kg–1, 181 μg kg–1) analysiert wurden [30]. Trotz der geringen Spezifizierung bzgl. der Kakaogehalte und Verarbeitungsformen ist eine gute Übereinstimmung bzgl. der bislang publizierten mit den hier präsentierten Daten zu erkennen. Mit den im Rahmen dieser Studie durchgeführten Analysen ist erstmals eine umfangreichere Datenbasis für die Acrylamidbelastungen von Schokoladen verfügbar, die als Grundlage für weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet herangezogen werden kann. » 111. Jahrgang | Juni 2015 | DLR » Fazit Mit dem vorgestellten SIVA-HPLC-MS/MS-basierten Analysenverfahren war es möglich, die Acrylamidbelastungen diverser Schokoladen mit unterschiedlich hohen Kakaogehalten sowie verschiedener Kakaopulver einfach, schnell und kostengünstig zu analysieren. Hervorzuheben ist hierbei, dass in jeder der untersuchten Proben Acrylamid nachgewiesen werden konnte, wobei die ermittelten Acrylamidgehalte in Abhängigkeit des Kakaogehaltes in einem Bereich zwischen 9 μg kg–1 und 1747 μg kg–1 lagen. Mit Ausnahme der entölten Kakaopulver eines Herstellers (Gesamtmittelwert: (1657 ± 127) μg kg–1) lagen alle übrigen untersuchten Proben unterhalb des theoretisch maximalen Signal-/Richtwertes von 1000 μg kg–1. Hersteller- und chargenabgängig zeigten sich bei Proben gleicher Kakaogehalte mitunter deutliche Schwankungen bzgl. der ermittelten Acrylamidgehalte (1,8–54,3 %), wobei die Herstellerabhängigkeit als Hauptursache hierfür zu sehen ist. Weiterhin war festzustellen, dass die untersuchten Schokoladen mit Kakaogehalten über 70 % vergleichbare Acrylamidgehalte wie die untersuchten nicht entölten Kakaopulver aufwiesen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass basierend auf dieser ersten umfangreichen Untersuchung sowie im Kontext von Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine Anwendung des „dynamischen Minimierungskonzeptes“ auch für Schokolade und Kakaopulver in Betracht gezogen werden sollte. Zu diesem Zweck erscheint es sinnvoll, im Rahmen eines Monitorings repräsentative Daten über die aktuellen Acrylamidgehalte von auf dem deutschen Markt angebotenen Produkten zu erheben und diese in die Expositionsabschätzung für Acrylamid einfließen zu lassen. Literatur [1] Tareke E et al.: Acrylamide: A cooking carcinogen? Chem Res Toxicol 13, 517–522 (2000). [2] Tareke E et al.: Analysis of acrylamide, a carcinogen formed in heated foodstuffs. J Agric Food Chem 50, 4998–5006 (2002). [3] Rosén J, Hellenäs K-E: Analysis of acrylamide in cooked foods by liquid chromatography tandem mass spectrometry. Analyst 127, 880–882 (2002). 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[11] Stadler R, Scholz G: Acrylamide: an update on current knowledge in analysis, levels in food, mechanisms of formation, and potential strategies of control. Nutr Rev 62, 449–467 (2004). DLR | Juni 2015 | 111. Jahrgang « Originalarbeiten 267 [12] Yaylayan VA et al.: Mechanistic pathways of the formation of acrylamide from different amino acids. Adv Exp Med Biol 561, 191–203 (2005). [13] Buhlert J et al.: Thermal degradation of peptides and formation of acrylamide. Lett Org Chem 3, 356–357 (2006). [14] Claus A et al.: Pyrolytic acrylamide formation from purified wheat gluten and gluten-supplemented wheat bread rolls. Mol Nutr Food Res 50, 87–93 (2006). [15] Becalski A et al.: Formation of acrylamide at temperatures lower than 100 °C: the case of prunes and a model study. Food Addit Contam 28, 726–730 (2011). [16] Keramat J et al.: Acrylamide in foods: chemistry and analysis. A Review. Food Bioprocess Technol 4, 340–363 (2011). [17] International Agency for Research on Cancer (IARC): IARC Monographs on the Evaluation of Carcinogenic Risks to Humans, Vol. 60, p. 389–433. Lyon, Frankreich (1994). [18] Scientific Committee on Food (SCF): Opinion of the Scientific Committee on Food on new findings regarding the presence of acrylamide in food (2002). [19] Richtlinie 98/83/EG des Rates vom 3. November 1998 über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch, Amtsblatt der Europäischen Union L 330 vom 5.12.1998, S. 32-54, geändert durch Verordnung (EG) Nr. 1882/2003 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. September 2003 (ABl L 284, vom 31.10.2003, S.1–53) und zuletzt geändert durch Verordnung (EG) Nr. 596/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Juni 2009 (ABl L 188, vom 18.7.2009, S.14–92). [20] BVL: Minimierungskonzept zur Senkung der Acrylgehalte in Lebensmitteln; online unter: www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/02_UnerwuenschteStoffeOrganismen/04_Acrylamid/02_Minimierungskonzept/lm_acrylamid_minimierungskonzept_node.html;jsessionid=B7 CEB5F56FDB9B90C3161EDB74626924.2_cid332 (letzter Zugriff am 18.4.2015). [21] Empfehlung 2007/331/EG der Kommission vom 3. Mai 2007 zur Überwachung des Acrylamidgehalts in Lebensmitteln. ABl EU L 123, 33–40 (2007). [22] Empfehlung 2010/307/EU der Kommission vom 2. Juni 2010 zur Überwachung des Acrylamidgehalts in Lebensmitteln. ABl EU L 137, 4–10 (2010). [23] Empfehlung der Kommission vom 10.1.2011 zur Untersuchung des Acrylamidgehalts von Lebensmitteln; online unter: ec.europa.eu/food/ food/chemicalsafety/contaminants/recommendation_10012011_ acrylamide_food_en.pdf (letzter Zugriff am 5.3.2015). [24] Kakaoverordnung vom 15. Dezember 2003 (BGBl. I S. 2738), die zuletzt durch Artikel 2 der Verordnung vom 30. September 2008 (BGBl. I S. 1911) geändert worden ist. [25] Programm Acrylamidrechner download unter: www.bfr.bund.de/ cm/343/acrylamidrechner.xls (letzter Zugriff am 18.4.2015). [26] Lee S et al.: In-house-validated liquid chromatography-tandem mass spectrometry (LC-MS/MS) method for survey of acrylamide in various processed foods from Korean market. Food Sci Nutr 1, 402–407 (2013). [27] Bermudo E et al.: Determination of acrylamide in foodstuffs by liquid chromatography ion-trap tandem mass-spectrometry using an improved clean-up procedure. Anal Chim Acta 559, 207–214 (2006). [28] Pardo O et al.: Determination of acrylamide in coffee and chocolate by pressurised fluid extraction and liquid chromatography-tandem mass spectrometry. Food Addit Contam 24, 663–672 (2007). [29] Soares CMD, Fernandes JO: MSPD method to determine acrylamide in food. Food Anal Meth 2, 197–203 (2009). [30] Ren Y et al.: Sensitive isotope dilution liquid chromatography/electrospray ionization tandem mass spectrometry method for the determination of acrylamide in chocolate. Food Addit Contam 23, 228–236 (2006). 268 Originalarbeiten « Lebensmittelrecht in der EU und den USA Vergleich zweier Systeme im Kontext des Freihandelsabkommens (TTIP) Julia Wilhelms1#, Annette Rexroth2 und Brigitte Petersen1 1 Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Katzenburgweg 7–9, 53115 Bonn 2 Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), Rochusstr. 1, 53123 Bonn Einleitung 2013 wurden offizielle Verhandlungen zur transatlantischem Handels- und Investitionspartnerschaft (Transatlantic Trade and Investment Partnership, TTIP) zwischen der EU und den USA eröffnet. Das Freihandelsabkommen umfasst neben allgemeinen Regelungen zum Handel und dem Zugang zum Kapitalmarkt auch den Aspekt der Anpassung von Regelungen und deren Vergleichbarkeit, die insbesondere auch den Lebensmittelsektor betrifft. Im Folgenden wird ein kurzer Vergleich zwischen dem Lebensmittelrecht in den USA und der EU vorgenommen und Konfliktpunkte des Freihandelsabkommens besprochen. (European Food Safety Authority) ins Leben ruft und grundlegende Voraussetzungen zur Lebensmittelsicherheit festlegt [5]. Diese Verordnung wurde von zahlreichen weiteren Verordnungen und Leitlinien ergänzt. Ende 2014 waren insgesamt 901 Verordnungen zum Lebensmittelrecht veröffentlicht [6]. Der Lebensmittelsektor ist einer der am meisten harmonisierten Sektoren in der EU, die meisten Regelungen sind auf EU-Ebene festgeschrieben. Ein entscheidender Faktor des europäischen Lebensmittelrechts ist die Trennung der Risikobewertung, durchgeführt von der unabhängigen Behörde EFSA, und des Risikomanagements, durchgeführt von der Europäischen Kommission. So kann der politische Einfluss auf die Risikoanalyse reduziert werden [7]. Überblick über die Rechtssysteme Wie verläuft die Risikoanalyse in beiden Systemen Erste Unterschiede zwischen beiden Rechtssystemen finden sich in der Umsetzung und Kontrolle der jeweiligen Gesetze. Das US-Lebensmittelrecht besteht aus etwa 30 unterschiedlichen Rechtstexten [1] und wird hauptsächlich von zwei Organen ausgeführt: Der Food and Drug Administration (FDA) sowie dem Food Safety Inspection Service (FSIS). Während der FSIS für die Regulierung und Kontrolle aller Fleisch-, Geflügel- und Eiprodukte verantwortlich ist sowie die Zertifizierung von Bioprodukten übersieht, reguliert die FDA die übrigen etwa 80 % des Lebensmittelmarktes. Als Grundlage für die Zuständigkeiten gelten der Meat, Poultry and Egg Inspection Act für die FSIS sowie der Food, Drug and Cosmetic Act und der Food Safety Modernisation Act (FSMA), der erst im Jahre 2009 verabschiedet wurde und bis dato implementiert wird [2,3]. Lebensmittelgesetze werden in einem breiten Kontext vom US-Kongress verabschiedet und müssen dann von den jeweiligen Behörden implementiert werden. Darüber hinaus können US-Staaten ihre eigenen Regelungen verabschieden, wenn diese nicht der staatlichen Gesetzgebung widersprechen [4]. Das europäische Lebensmittelrecht war lange Zeit ein Flickwerk aus den unterschiedlichen Lebensmittelgesetzen der Mitgliedsstaaten. Im Jahre 2002 wurde die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 veröffentlicht, die die allgemeinen Regeln und Voraussetzungen des Lebensmittelrechts vorgibt, die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA Während sowohl die USA als auch die EU ihren Fokus auf die Prävention von Problemen legen, weist die Implementierung grundlegende Unterschiede auf. Diese Unterschiede finden sich in der Risikoanalyse und -beurteilung, in den konkreten Präventionsmaßnahmen sowie in der Reaktion auf Vorfälle und der allgemeinen Risikokommunikation. In der Risikobeurteilung kann man die grundlegenden Unterschiede anhand der drei Prinzipien Vorsorgeprinzip, Farm-to-Fork-Prinzip und Berücksichtigung anderer Faktoren in der Entscheidungsfindung festlegen. Das Vorsorgeprinzip Das Vorsorgeprinzip ist die Grundlage mehrerer Dispute zwischen den USA und der EU, zum Beispiel bezogen auf die Zulassung von genetisch veränderten Lebensmitteln oder der Verwendung von Wachstumshormonen in der Tierzucht. In den Verhandlungen zu TTIP weist dieses Prinzip ein hohes Konfliktpotenzial auf [8]. Die EU verfolgt einen proaktiven Ansatz, der Sicherheitsmaßnahmen wie Produktions- oder Einfuhrverbote auch bei wissenschaftlicher Unsicherheit bezüglich gesundheits- # Die vollständige Masterarbeit (2014) von Julia Wilhelms ist unter dem Titel “Comparison of European and US Food Law Regulations in the Context of the Transatlantic Trade and Investment Partnership” im GrinVerlag (www.grin.com) erschienen. » 111. Jahrgang | Juni 2015 | DLR » schädlicher Einflüsse erlaubt [9]. Diese werden unter der Voraussetzung genehmigt, dass weitere Risikoanalysen ausgeführt werden. Das US-amerikanische Lebensmittelrecht erkennt den Grad der wissenschaftlichen Unsicherheit auch an, folgert allerdings, dass Lebensmittel als sicher gelten, solange das Gegenteil nicht nachgewiesen ist. Bei diesem retroaktiven Ansatz muss für jedes Lebensmittel und jeden Lebensmittelzusatzstoff eine gesundheitsschädliche Wirkung nachgewiesen werden [10,11]. Ein Beispiel für die unterschiedliche Risikobewertung ist die Zulassung von arsenhaltigen Futterzusätzen, zum Beispiel Roxarson von Pfizer. Arsenhaltige Futterzusätze enthalten organisches Arsen und werden für ein schnelleres Wachstum der Tiere, Parasitenbekämpfung und eine allgemein frischere Farbe des Fleisches verwendet. Im Jahre 2011 ergaben Untersuchungsergebnisse, dass Hühnerfleisch von Tieren, die mit Roxarson gefüttert wurden, Spuren von anorganischem Arsen aufwiesen, einem bekannten Karzinogen [12,13]. Entgegen der Annahmen der FDA wurde das organische Arsen aus den Futterzusätzen im Metabolismus der Hühner zu anorganischem Arsen umgewandelt. Die FDA gestand später ein, dass die Zulassung des Mittels auf Untersuchungen basierte, die lediglich den ausgeschiedenen Gesamtarsengehalt bestimmten, nicht aber auf anorganisches Arsen testeten. Pfizer nahm auf Anfrage der FDA Roxarson freiwillig vom Markt [14,15]. Da die Untersuchungen allerdings nur an Hühnerfleisch vorgenommen wurden, das mit Roxarson behandelt wurde, galt die Risikobewertung nur für diesen Futtermittelzusatzstoff. Andere arsenhaltige Zusätze sind weiter auf dem Markt, zum Beispiel Nitarson von Pfizer. Die gesundheitsschädliche Wirkung dieses Stoffes müsste individuell bewiesen werden. In der EU waren arsenhaltige Lebensmittelzusatzstoffe dagegen nie zugelassen. Als Begründung dafür wurde das Vorsorgeprinzip angeführt, da nicht genügend Daten eine gesundheitsschädliche Wirkung widerlegen. Darüber hinaus wird Arsen seit 2002 als unerwünschter Stoff in Tierfutter gelistet, 11 Jahre bevor Roxarson vom Markt genommen wurde [16]. Das Farm-to-Fork-Prinzip Ein weiterer Unterschied zwischen der EU- und der USamerikanischen Risikobewertung ist das Farm-to-ForkPrinzip, das in der EU verfolgt wird. Es bedeutet, dass der gesamte Prozess der Lebensmittelproduktion als integrativer Prozess anerkannt und dementsprechend reguliert wird, z. B. in Bezug auf Hygienevorschriften oder Rückverfolgbarkeit [17]. In den USA wird der Fokus dagegen auf das Endprodukt gelegt. Beispiele dafür sind die Vermeidung von Kontaminationen in der Fleischproduktion, Rückverfolgbarkeit von Lebensmittelzusatzstoffen, prophylaktische Verwendung von Antibiotika und hygienische Vorschriften bezüglich landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Während in der EU die nachträgliche Desinfektion von Schlachtkörpern, ausgenommen mithilfe von Milchsäure, weitestgehend verboten ist, wird sie in den USA standard- DLR | Juni 2015 | 111. Jahrgang « Originalarbeiten 269 mäßig angewandt, um Kontaminationen zu vermeiden [18]. Als Begründung für das Verbot nennt die EFSA den fehlenden Nachweis der Effizienz sowie fehlende Daten zum Metabolismus der Stoffe auf den Schlachtkörper. Insbesondere aber wird angegeben, dass eine nachträgliche Desinfizierung keine guten Hyienepraktiken ersetzen kann und soll [19,20]. Dies hat zur Folge, dass europäische Fleischproduzenten verpflichtet sind, Kontaminationen während der gesamten Produktionskette zu vermeiden, während US-Produzenten sich auf eine nachträgliche Kontaminationsbekämpfung am Ende der Produktionskette verlassen können. Berücksichtigung anderer Faktoren Als letzter entscheidender Unterschied in der Risikobewertung ist die Berücksichtigung anderer Faktoren zu nennen, die in der EU gesetzlich vorgeschrieben ist. Dazu können unter anderem ethische, ökonomische oder ökologische Faktoren zählen, wie zum Beispiel Verbrauchermeinungen und -sorgen [5,21]. Konkrete Beispiele, bei denen die anderen Faktoren in die europäische Risikobewertung mit eingeflossen sind, sind die Kennzeichnung genetisch veränderter Lebensmittel sowie die Regelungen bezüglich traditioneller und lokaler Spezialitäten. Präventionsmaßnahmen Ein weiterer Teil der Risikoanalyse sind die konkreten Präventionsmaßnahmen. Auch hier gibt es entscheidende Unterschiede in beiden Systemen. Die wesentlichen Bestandteile der Prävention von Sicherheitsproblemen im Lebensmittelsektor sind die Risikoanalyse der Lebensmittel, die Selbstkontrolle der Unternehmen, die Rückverfolgbarkeit und die Überwachung. Risikoanalyse In den USA wird die Risikoanalyse der Lebensmittel, zum Beispiel zur Sicherheit von Lebensmittelzusatzstoffen, im Wesentlichen von den Lebensmittelproduzenten selbst durchgeführt. Die FDA ist nur in einem geringen Maße an der Beurteilung beteiligt [22]. Ein weiteres Beispiel dafür ist die Zulassung von genetisch veränderten Organismen, deren Risikobewertung auch größtenteils von den Produzenten selbst durchgeführt wird. Im Gegensatz dazu wird in der EU die Risikoanalyse einzelner Stoffe von der unabhängigen EFSA durchgeführt. Die Ergebnisse werden dann von der europäischen Kommission bewertet und umgesetzt, zum Beispiel in Verordnungen, Richtlinien und Beschlüssen [23,24]. Selbstkontrolle der Unternehmen Neben der Einschätzung des Risikos muss die Produktion von Lebensmitteln auf Unternehmensebene kontrolliert werden. Während sowohl die USA als auch die EU die Bedeutsamkeit dieser Untersuchungen erkennen, ist auch die Kontrolle der Selbstkontrolle der Unternehmen ein entscheidender Faktor, um die Sicherheit in der Lebensmittelproduktion zu garantieren. Beide Partner setzen dafür die Implementierung eines HACCP-Plans (Hazard Analysis 270 Originalarbeiten « and Critical Control Point) voraus, der ein präventives Management der Produktion sicherstellen soll [25]. So werden zum Beispiel kritische Überwachungspunkte und eine Gefahrenanalyse für die einzelnen Produkte und Verfahrensschritte vorgeschrieben. Während allerdings die FSIS einen vollständigen HACCP-Plan vor der Zulassung eines Unternehmens voraussetzt, wird dieser nur im Rahmen von allgemeinen Kontrollen bei von der FDA überwachten Unternehmen kontrolliert [26–29]. Rückverfolgbarkeit Verbunden mit der Selbstkontrolle der Unternehmen ist die Rückverfolgbarkeit der Lebensmittel ein Faktor zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit. In der EU ist bereits seit 2002 die Rückverfolgbarkeit aller Inhaltsstoffe durch die Verordnung (EG) Nr. 178/2002 vorgeschrieben [5]. Jedes Unternehmen muss sowohl seinen Zulieferer als auch seinen nächsten Empfänger identifizieren können, basierend auf dem Farm-to-Fork-Prinzip [5]. Darüber hinaus gibt es zusätzliche Systeme, die die Rückverfolgbarkeit von Inhaltsstoffen vereinfachen sollen, zum Beispiel TRACES (Trade Control and Expert System) zur Rückverfolgbarkeit von Schlachttieren und FoodTrace, das die Rückverfolgbarkeit zwischen Unternehmen verbessern soll [30,31]. Trotz dieser Bemühungen gab es in den letzten Jahren einige Lebensmittelskandale, in denen die Rückverfolgbarkeit nicht gegeben war. Ein Beispiel dafür ist der Fund von nicht deklariertem Pferdefleisch in Fertiglebensmitteln. In den USA wurden die Regelungen zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln unter dem FSMA angepasst. Dies geschah als Reaktion auf mehrere Fälle, in denen Lebensmittelskandale durch die fehlende Rückverfolgbarkeit erschwert aufgeklärt werden konnten. Als Beispiele gelten Fälle von Listerien in Melonen oder ein Salmonellenausbruch unbekannter Herkunft im Jahr 2008, der wahrscheinlich durch Paprika oder Tomaten ausgelöst wurde. Eine eindeutige Quelle wurde nie gefunden [32,33]. Bis jetzt beschränken sich die Neuerungen noch auf Pilotprojekte. Auch die USDA hat ihr Programm zur Rückverfolgbarkeit tierischer Produkte aktualisiert und schreibt jetzt zum Beispiel weitreichende Dokumentationen vor [34–36]. Überwachung Allerdings ist keiner der bisher genannten Faktoren für die Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit ausreichend, wenn nicht auch die Kontrolle der Lebensmittelunternehmen effektiv gestaltet ist. Bei der Umsetzung der Kontrollen gibt es nicht nur Unterschiede zwischen den USA und der EU, sondern auch zwischen den einzelnen Verantwortlichen. Nach Armour et al. lag die Kontrollrate von nationalen Lebensmittelproduzenten in den USA im Jahre 2011 bei lediglich 6 % lag [37]. Dies soll sich nun ändern. Der FSMA schreibt der FDA eine verpflichtende Kontrollfrequenz vor [38]. Die Kontrollen sind risikobasiert durchzuführen. Basierend auf dem Risiko in der Produktion und dem Zeitintervall seit der letzten Kontrolle wird ein Über- wachungsplan ausgearbeitet. Darüber hinaus hat die FDA nun mehr Rechte in Bezug auf die Kontrolle und kann so zum Beispiel Unterlagen einsehen, was bisher nicht möglich war [39,40]. In der EU ist die Kontrolle der Lebensmittelproduzenten ungleich komplexer, da die Vorschriften und Kontrollen der einzelnen Länder mit denen der EU koordiniert werden müssen. Als Grundlage gelten dafür die Verordnung (EG) Nr. 882/2004 zu offiziellen Kontrollen und die Verordnung (EG) Nr. 854/2004 zur offiziellen Kontrolle tierischer Produkte [41,42]. Auf EU-Ebene ist das Europäische Lebensmittel- und Veterinäramt (Food and Veterinary Office, FVO) verantwortlich für die Kontrolle der Durchführung des EU-Rechts in den Mitgliedstaaten. Dazu führt das FVO Inspektionsreisen durch. Die Kontrollen basieren dabei auf einem jährlich veröffentlichten Kontrollplan, der sich – wie auch in den USA – an Risikofaktoren orientiert. Der Plan sowie die Ergebnisse werden jährlich veröffentlicht. Darüber hinaus ist jedes Mitgliedsland verpflichtet, einen mehrjährigen nationalen Kontrollplan (MNKP) bezüglich der Lebensmittelsicherheit vorzulegen und zu verfolgen. Zeigen die Untersuchungen im Rahmen dieses Kontrollplans Probleme in der Lebensmittelsicherheit auf, werden weitere Kontrollen vom FVO vorgenommen [43–45]. Zusätzlich zu der Kontrolle der Lebensmittelbetriebe müssen Betriebe, die tierische Nebenprodukte verarbeiten, vor der Inbetriebnahme zugelassen werden [45,46]. Risikokommunikation Als zusätzlicher, maßgeblicher Faktor in der Sicherstellung der Lebensmittelsicherheit und der Risikoanalyse gilt die Risikokommunikation. Sowohl in den USA als auch in der EU gibt es die gesetzlichen Möglichkeiten des Rückrufs von Produkten sowie der Entziehung der Zulassung einzelner Betriebe. Die Befugnis, Produkte zwingend zurück zu ziehen, hat die FDA dabei erst seit der Implementierung des FSMA, vorher war es der FDA nur möglich, eine rechtlich unverbindliche Anweisung zu geben, das Produkt vom Markt zu nehmen [47]. In der EU liegt die Verantwortung für Rückrufe sowohl auf nationaler als auch auf Kommissionsebene. Beide Behördenapparate haben die rechtliche Befugnis, Rückrufe sowie die Aufhebung von Zulassungen vorzunehmen. Die Kommission hat darüber hinaus die Befugnis, den Export von Lebensmitteln aus einzelnen Ländern aufgrund von unzureichenden Kontrollsystemen einzuschränken [45]. Wenn ein kontaminierter Stoff identifiziert wird, wird entweder eine Rücknahme oder ein Rückruf ausgestellt, je nachdem, ob das Lebensmittel noch nicht auf dem Markt war oder bereits verbreitet wurde. Offizielle Rückrufe müssen darüber hinaus an das RASFF (Rapid Alter System for Food and Feed) gemeldet werden. Dadurch werden sämtliche EU-Mitgliedsstaaten sowie weitere europäische Länder, die EFSA und die europäische Kommission informiert. Ein vergleichbares innerstaatliches Informationssystem gibt es in den USA nicht. Rückrufe und Warnungen werden über » 111. Jahrgang | Juni 2015 | DLR » die Webseiten der zuständigen Behörden veröffentlicht. Es gibt jedoch keine ausgewiesenen Kontaktpersonen wie bei dem RASFF-System [48]. Das Ergebnis der Risikoanalyse an konkreten Beispielen Unterschiede bei der Risikoanalyse haben zur Folge, dass konkrete Fälle in beiden Systemen unterschiedlich bewertet werden. Dazu gehören sowohl die weitestgehend bekannten Fälle wie die Zulassung von genetisch veränderten Lebensmitteln und der Gebrauch von Hormonen oder Antibiotika in der Tierzucht als auch weniger bekannte Themen wie Lebensmittelzusätze, Beta-Agonisten, Lebensmittelzusatzstoffe und die gesetzlichen Regelungen zu Eiern. Eines der Hauptkonfliktthemen zwischen der EU und der USA in Bezug auf das Lebensmittelrecht bezieht sich auf den Einsatz von Antibiotika, Beta-Agonisten und Hormonen in der Tierzucht. Antibiotika Die prophylaktische oder subtherapeutische Verwendung von Antibiotika als Masthilfsmittel in der Tierzucht wird mit dem verstärkten Vorkommen von Antibiotika resistenten Keimen in Verbindung gebracht [49–51]. Insbesondere Antibiotika, die zu den sogenannten kritischen Antibiotika zählen, sind davon betroffen. In der Bekämpfung von bestimmten Krankheiten gibt es keine oder nur unzureichende Alternativen, wodurch eine Resistenz verheerende Auswirkungen hätte. Beispiele dafür sind Cephalosporine und Fluorchinolone [21]. In der EU wurde die Verwendung von Antibiotika als Masthilfsmittel 2006 verboten sowie die Reduzierung von Antibiotika im prophylaktischen Einsatz als Ziel eines Strategiepapiers formuliert, dessen Ergebnisse 2016 erwartet werden [21,52]. In den USA ist dagegen nur der Einsatz eines einzigen Antibiotikums, Enrofloxacin, verboten, da der Einsatz nachweislich mit der Entstehung von Antibiotika resistenten Campylobacter in Hühnerfleisch in Verbindung gebracht wurde. Der Einsatz anderer Antibiotika, sowohl als Masthilfsmittel als auch zur prophylaktischen Behandlung, ist bis auf die Verwendung von Cephalosporinen in prophylaktischer Dosierung zugelassen und wird ausgiebig genutzt, 80 % aller in den USA verkauften Antibiotika werden in der Landwirtschaft verwendet [8]. Die FDA adressiert dieses Problem in einer 2012 veröffentlichten Leitlinie. Diese ist allerdings für die Industrie nicht verpflichtend mit der Begründung, dass dieses Vorgehen schneller, günstiger und weniger Unruhe stiftend ist. Darüber hinaus wird eine Reduzierung der prophylaktischen Verwendung von Antibiotika nicht angepeilt, da diese „notwendig für die Sicherstellung der Gesundheit von Masttieren ist“ [50,53]. Um das gegenseitige Verständnis der Aktivitäten zu Antibiotika-Resistenzen diesseits und jenseits des Atlantiks, den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet zu verbessern, wurde 2009 eine transatlanti- DLR | Juni 2015 | 111. Jahrgang « Originalarbeiten 271 sche Task Force zu Antibiotika-Resistenzen (TATFAR) ins Leben gerufen [54]. Das Mandat der Task Force wurde 2014 nochmals um drei Jahre verlängert. Beta-Agonisten Zusätzlich zu der Verwendung von Antibiotika ist der Einsatz von Beta-Agonisten ein Streitpunkt zwischen der EU und der USA. Beta-Agonisten, die generell als Asthma-Medikation verwendet und in der Tierzucht für eine verbesserte Nährstoffaufnahme, schnellere Zunahme und mageres Fleisch eingesetzt werden, sind in der EU sowie in rund 160 weiteren Staaten verboten, während es in den USA und über 20 weiteren Staaten für die Rinder- und Truthahnzucht sowie in 60–80 % der Schweinezuchtbetriebe verwendet wird [55]. Weit verbreitet ist die Verwendung von Ractopamin, welches seit 1999 in den USA zugelassen ist. Die Genehmigung basierte auf Risikoanalysen, die von dem Hersteller Elanco selbst durchgeführt wurden. Bottemiller gibt an, dass die Sicherheit des Endverbrauchers durch eine Studie verifiziert wurde, an der lediglich sechs Testpersonen teilgenommen haben, von denen eine Testperson wegen gesundheitlicher Probleme vorzeitig aus der Studie austreten musste [56]. Auch wurde festgestellt, dass Ractopamin für die Tiere, denen es verabreicht wird, sicher sei. Seitdem das Medikament auf dem Markt ist, hat es jedoch signifikante gesundheitliche Nebenwirkungen bei den Tieren hervorgerufen. Mittlerweile müssen die Chargen den Warnhinweis „Ractopamin kann die Anzahl der erschöpften und/oder verletzten Schweine während des Vertriebs erhöhen“ tragen. Weitere beobachtete Nebenwirkungen sind kardiovaskuläre Probleme, Erkrankungen der Hufe und Verhaltensauffälligkeiten [57]. Der Verkauf von Ractopamin wird jedoch nicht kontrolliert. Auch gibt es zwar Rückstandsregelungen, diese werden jedoch nur im geringen Maße überwacht. So wurden zum Beispiel 2011 keinerlei Proben von Schweine- oder Truthahnfleisch untersucht, von insgesamt 25 Milliarden Tonnen Rinderfleisch wurden lediglich 712 Proben genommen, deren Ergebnis noch nicht veröffentlicht wurde [56]. Weltweit haben mehrere Staaten ein Einfuhrverbot gegen Fleisch durchgesetzt, das zuvor mit Ractopamin behandelt wurde. Dazu gehören neben der EU auch Taiwan, Russland und China. In der EU darf der Lebensmittelgewinnung dienenden Tieren gemäß den Vorschriften der Richtlinie 96/22/EG kein Ractopamin verabreicht werden [58]. Das Verbot erstreckt sich sowohl auf in der EU produziertes als auch auf aus Drittländern importiertes Fleisch. Dem Verbot liegt eine Risikobewertung der EFSA aus dem Jahr 2009 zugrunde. Darin kommt die EFSA zu dem Schluss, dass die Datenlage für die Festlegung einer akzeptierbaren täglichen Aufnahmemenge (Acceptable daily intake, ADI) nicht ausreicht und demzufolge auch keine Rückstandshöchstgehalte im Fleisch abgeleitet werden können [59]. Im Kontrast dazu steht die Bewertung des Gemeinsamen FAO/WHO-Expertenkomitees für Lebensmittelzusatzstoffe (Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Addi- 272 Originalarbeiten « tives, JECFA) aus dem Jahr 2010 und die Entscheidung der Codex-Alimentarius-Kommission vom 6. Juli 2012, die Gabe von Ractopamin als sicher zu erklären und u. a. einen Rückstandshöchstgehalt (Maximum residue limit, MRL) von 10 μg/kg für Rinder- und Schweinefleisch zu empfehlen [60,61]. Die Codex-Alimentarius-Kommission gründet ihre Entscheidung auf der von Elanco durchgeführten Studie. Die EU und einige andere Staaten wiedersetzen sich dieser Entscheidung und halten das Einfuhrverbot aufrecht [62]. In den USA selbst ist die Unterstützung für den Einsatz von Ractopamin gespalten. Während Industrievertreter weitestgehend den Einsatz verteidigen und u. a. ökologische Gründe wie die erhöhten Anforderungen an Platz und Futter beim Nichtverwenden des Medikaments anbringen, reduzieren andere Produzenten den Einsatz, um auch die europäischen und asiatischen Märkte zu erschließen. Ein Beispiel dafür ist der Produzent Smithfield, der weltweit umsatzstärkste Schweinezuchtbetrieb [63]. Darüber hinaus unterstützen Verbraucherorganisationen eine Neuuntersuchung der Effekte von Ractopamin, wie es zum Beispiel das Center for Food Safety und der Animal Legal Defense Fund 2012 in einer Petition an die FDA forderten. Eine Reaktion der FDA blieb bis heute aus [64,65]. kung von in Drittländern legal verwendeten Hormonen in der Produktion von Lebensmitteln tierischer Herkunft kommt die EFSA zu dem Ergebnis, dass für eine abschließende Bewertung gesundheitlicher Risiken, die aus dem Verzehr von mit Wachstumshormonen behandeltem Fleisch resultieren könnten, nicht genügend toxikologische Daten verfügbar sind [66–68]. Die USA erklärte die erneute Risikoanalyse als unzureichend und reagierte mit weiteren Handelssanktionen, die seitdem aktualisiert, aber zum großen Teil immer noch in Kraft sind. Sie betreffen alle europäischen Staaten mit Ausnahme von Großbritannien, welches den Einsatz von Wachstumshormonen in der Lebensmittelproduktion unterstützt [66]. In 2009 wurde ein Memorandum zwischen der EU und den USA geschlossen, welches eine Lösung der Situation innerhalb einer 4-Jahres-Frist vorsieht. Bestandteile des Memorandums sind unter anderem die Importsteigerung von unbehandeltem Fleisch aus den USA in die EU sowie eine Reduzierung der Handelssanktionen. Das Memorandum wird voraussichtlich innerhalb der TTIP-Verhandlungen erneuert [66,69]. Das Freihandelsabkommen Wachstumshormone Neben Antibiotika und Beta-Agonisten werden auch Wachstumshormone in der US-amerikanischen Lebensmittelproduktion eingesetzt, um den Futterumsatz zu steigern und die Magerkeit des Fleisches zu verbessern. In der EU ist der Einsatz von Wachstumshormonen dagegen seit 1981 verboten, und es wurde eine Einfuhrsperre gegen mit Hormonen behandeltes Fleisch verhängt [66]. Diese unterschiedlichen Ergebnisse der Risikoanalyse sind die Ursache für einen jahrzehntelangen Disput zwischen den beiden Staaten, der schon lange vor den Verhandlungen zu TTIP bis vor die WTO (World Trade Organization) getragen wurde. Die USA argumentieren, dass die EU keine ausreichende Risikoanalyse in Bezug auf die Verwendung von Wachstumshormonen in der Zucht ausgeführt habe und das Verbot auf einer unzureichenden Risikoanalyse basiert. Als Reaktion darauf führte die EFSA eine erneute Risikoanalyse für die sechs am häufigsten verwendeten Wachstumshormone durch und kam zu dem Schluss, dass keiner der Stoffe als sicher deklariert werden kann. Einer der Stoffe wurde darüber hinaus als Karzinogen bestimmt. Wörtlich entschied die EFSA, dass „zu diesem Zeitpunkt ein überzeugender epidemiologischer Zusammenhang zwischen der Verzehrsmenge von rotem, mit Hormonen behandeltem Fleisch und bestimmten hormoninduzierten Krebserkrankungen besteht. Es ist zurzeit nicht bekannt, ob Hormonrückstände im Fleisch dieses Risiko erhöhen.“ Darüber hinaus wird die Entscheidung von weiteren Veröffentlichungen unterstützt, die den Verzehr von hormonbehandeltem Fleisch mit bestimmten Krebsarten in Verbindung bringen. In ihrem Bericht aus dem Jahr 2007 über Untersuchungen zur Auswir- Das diskutierte Freihandelsabkommen kann sowohl für die USA als auch für die EU viele Vorteile bringen. Dazu gehören insbesondere ökonomische Vorteile. Experten beziffern die jährlichen Gewinne eines solchen Freihandelsabkommens auf etwa 119 Milliarden US$ für die EU und 95 Milliarden US$ für die USA. Diese Schätzungen beinhaltet Einsparungen bei Zöllen und zusätzliche Arbeitsplätze [70]. Allerdings basiert diese Annahme darauf, dass alle Zollbeschränkungen aufgehoben werden und sich innerhalb der nächsten 20 Jahre keine Veränderungen wie zum Beispiel Inflation, Krisen oder Einbrüche im Arbeitsmarkt ergeben. Eine komplette Aufhebung der Zollbeschränkungen scheint plausibel, wenn man die durchschnittliche Zollbelastung von 4 % als Basis nimmt. Betrachtet man jedoch die Zölle auf einzelne Produkte, insbesondere Lebensmittel, scheint eine Eliminierung unwahrscheinlich. So beträgt die Zollbelastung auf den Import von Zucker in die USA zum Beispiel 28 %, auf Milchprodukte werden Zölle von 19 % beim Import in die USA und 58 % beim Import in die EU erhoben. Eine vollständige Aufhebung dieser Zölle wäre mit großen Zugeständnissen beider Partner verbunden [71]. Neben direkt messbaren Vorteilen des Freihandelsabkommens werden auch indirekte Vorteile angeführt, wie zum Beispiel die Reduzierung unnötiger Bürokratie und eine Stärkung des transatlantischen Verhältnisses [72,73]. Einer der größten Kritikpunkte, die Beobachter und Gegner der Verhandlungen vorbringen, ist die Intransparenz, mit der die Gespräche geführt werden. Die einzigen Informationen, die an die Öffentlichkeit gelangen, wurden inoffiziell den Medien zugespielt oder es handelt sich um allgemeine Einschätzungen ohne konkrete Grundlage [8,74]. » 111. Jahrgang | Juni 2015 | DLR » Während der Verhandlungen werden allerdings auch zahlreiche Konfliktthemen behandelt. Die Europäische Kommission hat offiziell erklärt, dass bekannte Konfliktthemen wie die Zulassung und Kennzeichnung von genetisch veränderten Organismen oder die Hormonbehandlung von Fleisch nicht diskutiert werden. Das Büro der US-Handelsvertreter dagegen erklärt, dass nach den Verhandlungen EU-Konsumenten endlich in der Lage sind, „sicheres und hochqualitatives Rinderfleisch, Schweinefleisch, Hühnerfleisch und andere Produkte, die die USA zurzeit an Konsumenten in der ganzen Welt verkaufen, genießen können“ [75]. Eine eindeutige Aussage zu den Inhalten der Diskussion gibt es nicht und verstärkt dadurch die Skepsis insbesondere unter EU-Konsumenten [8]. Darüber hinaus werden weitere Themen die Verhandlungen erschweren, zum Beispiel der Umgang mit genetisch veränderten Organismen, die Desinfizierung von Schlachtkörpern in der Lebensmittelproduktion und geographische Herkunftsbezeichnungen. Letztere sollen in der EU die Einzigartigkeit lokaler Produkte, wie zum Beispiel Parmiagano Reggiano Käse, schützen. Die Verordnung (EU) Nr. 1151/2012 über Qualitätsregelungen für Agrarerzeugnisse und Lebensmittel [76] unterscheidet geschützte Ursprungsbezeichnungen (g. U.), geschützte geographische Angaben (g. g. A.) und garantiert traditionelle Spezialitäten (g. t. S.). Originalarbeiten 273 Lebensmittel, die unter diese Regelungen fallen, dürfen den geschützten Namen nur tragen, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So muss das betreffende Erzeugnis im Falle einer geschützten Ursprungsbezeichnung (g. U.) in einem bestimmten geographischen Gebiet nach einem anerkannten und festgelegten Verfahren erzeugt, verarbeitet und hergestellt worden sein. In den USA können geographische Angaben bei Lebensmitteln seit 1946 mit Hilfe des US Trademark Act geschützt werden. Zuständig ist das amerikanische Patent- und Markenamt (United States Patent and Trademark Office). Darüber hinaus gibt es in den USA kein spezielles Registrierungssystem. Während die Amerikaner darin einen unnötigen bürokratischen Aufwand sehen, ist die Europäische Kommission entschlossen, ihr System zu verteidigen, um auch kleineren Erzeugern ein Einkommen zu sichern. Dieser Streitpunkt wird auch bereits im Rahmen des WTO-Konfliktlösungsmechanismus behandelt [8]. Neben konkreten Streitfällen bieten die Verhandlungen auch in allgemeinen Fragen der Lebensmittelsicherheit Konfliktpotenzial. Dazu zählen die Faktoren der Risikobewertung wie zum Beispiel das Vorsorgeprinzip oder die Einbeziehung anderer Faktoren in die Risikobewertung. Die USA bewerten diese Faktoren als nicht zollbezogene Hindernisse und streben deren Beseitigung an. Wörtlich Vorsicht! Vitamin- und Mineralstoff-Räuber! Gehören auch Sie zu den vielen Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen? Ob Antibabypille, Antibiotika, Blutdrucksenker, Cholesterinsenker, Diabetesmittel, Harntreibende Medikamente, Krebsmedikamente, Magen-DarmMittel oder Osteoporosemittel: Viele Medikamente "rauben" Ihnen lebensnotwendige Vitamine und Mineralstoffe. Von Apotheker Uwe Gröber. 2015. 191 Seiten. 62 farbige Abbildungen. 13 farbige Tabellen. Kartoniert. € 14,80 [D] ISBN 978-3-8047-3267-4 Der medikationsbedingte Mangel an Mikronährstoffen ist nicht selten die unerkannte Ursache für Arzneimittelnebenwirkungen. Symptome wie Abgeschlagenheit, Depressionen, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit, Schlafstörungen bis hin zur Demenz können damit zusammenhängen. Das muss nicht sein! Wer über derartige Folgen informiert ist, kann vorbeugen, Nebenwirkungen vermeiden und seine Arzneimitteltherapie optimieren. Worauf Sie dabei achten müssen und wie Sie Ihre Lebensqualität verbessern können, lesen Sie in diesem Ratgeber. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart Birkenwaldstraße 44 | 70191 Stuttgart Telefon 0711 2582 -341 | Telefax 0711 2582 -390 www.wissenschaftliche-verlagsgesellschaft.de DLR | Juni 2015 | 111. Jahrgang « Alle Preise inklusive MwSt. (D), sofern nicht anders angegeben. Lieferung erfolgt versandkostenfrei innerhalb Deutschlands. Lieferung ins Ausland zuzüglich Versandkostenpauschale von € 8,90 pro Versandstück. 274 Originalarbeiten « gibt die Behörde der US-Handelsvertreter an, dass die Verhandlungen zu TTIP dazu genutzt werden müssen, „nicht zollbezogene Hindernisse wie unter anderem unbegründete hygienische und pflanzenschutzrechtliche Auflagen, die nicht auf wissenschaftlichen Ergebnissen beruhen“, zu eliminieren und eine „weitreichende Transparenz in den Regulationsmechanismen“ zu fordern [75]. Es wurden bereits mehrere WTO-Konfliktlösungsprozesse von den USA aufgrund des europäischen Vorsorgeprinzips gestartet und ein vollständiges Ausklammern dieser Problematik wird in den Verhandlungen nicht möglich sein. Auch die Grundlage der einzelnen Risikobewertungen weist Konfliktpotenzial auf. Während die europäische Risikobewertung ausschließlich von unabhängigen Stellen durchgeführt wird, ist die US-amerikanische Risikobewertung hauptsächlich Sache der Produzenten. Kommt es hier zu einer Anpassung oder einem Verständnis zwischen den Partnern, so wird dies alle weiteren Entscheidungen nach der Verabschiedung des TTIP beeinflussen. Ein Anfechten von entweder zu restriktiven oder zu schwachen Regelungen ist dann nur noch schwer möglich. Auch eine Änderung bestehender Regelungen nach Beendigung der Verhandlungen muss geprüft werden. Ein Beispiel dafür ist die Anpassung der australischen Produktionskontrolle für Fleischprodukte, die nach einer Äquivalenzvereinbarung mit den USA an private Dienstleister übertragen wurde. Die Äquivalenzvereinbarung blieb davon unberührt und es gab mehrere Fälle, in denen kontaminiertes Fleisch importiert wurde [8]. Beobachter befürchten jedoch nicht nur eine Negativ-Anpassung europäischer Standards an die US-amerikanischen. Auch umgekehrt werden Standards thematisiert, wie zum Beispiel die Null-Toleranz-Regel in Bezug auf Listerienund E. coli-Funde in Lebensmitteln und die Anerkennung von europäischer Milch als Grade-A-Qualität, trotz Unterschieden in der Beurteilung. Laut einer aktuellen Veröffentlichung der Handelszeitschrift „Inside Trade“ versucht die FDA sämtliche Themen, die unter hygienische und pflanzenschutzrechtliche Auflagen fallen, aus den Verhandlungen auszuschließen, um in diesem Fall etwaige Zugeständnisse nicht machen zu müssen [8,74]. Zusätzlich zu den Standpunkten der einzelnen Regierungen muss man auch den Standpunkt der Industrie beachten. Da mehrere hunderte Lobbyisten und Handelsvertreter Zugang zu den Verhandlungen haben, muss man deren potenziellen Einfluss auf die Verhandlungen berücksichtigen. So unterstützen zum Beispiel europäische Biotechnologieunternehmen einen weniger strikten Umgang mit genetisch veränderten Organismen (GVO). Auch Verhandlungen zur Investoren-Staat-Streitschlichtung könnten durch NichtRegierungsvertreter beeinflusst werden [8,75]. Schlussfolgerung Die Verhandlungen zu TTIP weisen insbesondere im Lebensmittelsektor zahlreiche Konfliktpotentiale auf. Viele der Themen waren bereits Gegenstand von WTO-Konflikt- lösungsmechanismen und konnten dennoch nicht für beide Partner zufriedenstellend gelöst werden. Beispiel dafür ist die Behandlung von Schlachttieren mit Hormonen. Sowohl eine Lösung unter den Verhandlungen als auch ein Ausklammern dieser Themen erweist sich als schwierig. Insbesondere die Haltung der USA, das Freihandelsabkommen nur als Gesamtkonzept zu akzeptieren und keine Themen auszuschließen, erschwert den Umgang mit diesen Problemen. Dabei wäre eine Einigung unter dem Freihandelsabkommen insbesondere für die EU von Vorteil, da sie aktiv die Bedingungen beeinflussen kann. Viele der WTO-Konfliktlösungsfälle würden unter den aktuellen internationalen Abkommen für die USA entschieden werden, eine Beeinflussung der Konditionen von europäischer Seite ist dann so nicht möglich. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen des Abkommens können die Verhandlungen auch dazu genutzt werden, gemeinsam die Risikokommunikation und Rückverfolgbarkeit zu verbessern und zu vernetzen. Dies würde die Lebensmittelsicherheit auf beiden Seiten des Atlantiks stärken. 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Die DLR können Sie online lesen unter www.dlr-online.de → Archiv Passwort: Ostarine » 111. Jahrgang | Juni 2015 | DLR » Buchbesprechung 277 Markus Fischer und Marcus A. Glomb (Hrsg.) Moderne Lebensmittelchemie 2015, 1. Aufl. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg 788 S., Hardcover Preis 79,50 € zzgl. MwSt. ISBN 978-3-89947-864-8 Die ganze Breite des Wissens der Le- gruppe in den letzten 20 Jahren bensmittelchemie in einem Buch dar- wegen ihrer Bioaktivität große Auf- zustellen, ist zweifellos ein schwieri- merksamkeit erfahren. Im Abschnitt ges Unterfangen. Zudem haben die „Sensorisch aktive Komponenten“ Verfasser sich in vorliegendem Fall legt die Autorin die physiologischen vorgenommen, nicht nur die Zusam- Grundlagen zur Wahrnehmung der mensetzung der Lebensmittel, die Geruchs- und Geschmacksstoffe dar Lebensmitteln behandelt worden Nachweise ihrer Komponenten so- und präsentiert das umfangreiche wäre. Zweifellos kann man die spe- wie deren Herstellungs- und Verarbei- Gebiet in kompakter Form mit zahl- zielle Lebensmittelanalytik in ande- tungsprozesse darzustellen. Die „Mo- reichen Tabellen und Strukturüber- ren Monographien finden. Dennoch derne Lebensmittelchemie“ soll auch sichten. Auch wenn es Überschnei- wären einige grundsätzliche Erläu- den verwandten Disziplinen, wie den dungen mit anderen Kapiteln gibt, terungen bei den Einzeldarstellun- Ernährungswissenschaften, der Toxi- ist der gesonderte Abschnitt „Bio- gen angebracht gewesen, z. B. die kologie und der Lebensmitteltechno- aktive Komponenten“, der Ballast- Möglichkeiten der Tierartendiffe- logie, die molekularen Grundlagen stoffe, Polyphenole, Alkaloide und renzierung, die schließlich im Pfer- liefern. Beides ist den Herausgebern Lebensmittelallergene behandelt, defleischskandal von erheblicher gelungen. Sie haben aus den mehr als unter den aktuellen Gegebenheiten Bedeutung waren und noch sind. 30 Fachbeiträgen verschiedener Au- besonders sinnvoll. Der spezielle Teil Im Layout fallen leider die viel zu toren ein geschlossenes Ganzes prä- über die einzelnen Lebensmittel bzw. kleinen Abbildungen mit den For- sentiert. Lebensmittelgruppen wird durch die meldarstellungen und den Reakti- hochaktuellen Themen Nahrungser- onsabläufen auf. Dies schränkt den gänzungsmittel, Gentechnik und didaktischen Nutzen des Buches neuartige Lebensmittel ergänzt. deutlich ein. Dem klassischen Kanon folgend, werden zunächst Aminosäuren, Peptide und Proteine mit einer ausführlichen Beschreibung der Se- Ein kurzer Abschnitt ist der Au- In der Gesamtschau können die kundärstruktur der Proteine, ihrer thentifizierung mittels Stabilisoto- geschilderten Mängel jedoch den biologischen Wertigkeit und den penanalyse gewidmet. Er beschreibt Wert des Buches als wertvolle Re- Vorgängen bei der Denaturierung das Prinzip der Messung und die In- ferenz für den Praktiker keinesfalls behandelt. Der vom Umfang her terpretation der Ergebnisse. Das schmälern. längste Beitrag ist den Kohlenhy- Werk schließt mit dem Thema Futter- draten gewidmet mit zahlreichen mittel, deren Systematik und Bewer- Reaktionen zu farb- und geschmack- tung sowie den rechtlichen Grund- gebenden und nicht zuletzt auch to- lagen. Dr. Herbert Otteneder, Überlingen Neuerscheinung xischen Reaktionsprodukten, die bei Mit seiner Themenauswahl und der Verarbeitung und der Herstel- der inhaltlichen Darstellung wird das lung kohlenhydrathaltiger Lebens- Buch seinem Titel „Moderne Lebens- mittel entstehen. Weitere Einzeldar- mittelchemie“ voll und ganz gerecht. Körperpflegekunde stellungen behandeln unter anderen Es gibt aber auch Kritisches anzumer- Lipide, Vitamine und Mineralstoffe. ken. So wurde die wichtige Gruppe 2014, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart 4., überarb. und erweit. Aufl. 230 S., kartoniert Preis 29,80 € ISBN 978-3-8047-3170-7 Zu Recht fassen die Autoren die der Mykotoxine nicht behandelt. Darstellung der pflanzlichen Phenole Warum? Schöner wäre es auch ge- in einem Hauptgliederungspunkt zu- wesen, wenn die PCR ausschließlich sammen. Schließlich hat diese Stoff- bei den gentechnisch veränderten DLR | Juni 2015 « Sabine Bender 278 Ehrungen/Karriere/Stellenanzeige « Ehrungen Heinz Maier-Leibnitz-Preis schung (BMBF) stellt die Mittel zur gezielten Medikamenten- und Gen- Verfügung. transport. Ein großer wissenschaftli- Der Chemiker Dr. Pavel Levkin vom Pavel Levkin wurde in Moskau ge- cher Erfolg gelang ihm mit der Syn- Karlsruher Institut für Technologie boren und studierte Chemie am Mos- these von lipidartigen Molekülen zur (KIT) erhielt am 5. Mai den Heinz kauer Institut für Feinchemikalien- Genmodifikation von Zellen. Mit sei- Maier-Leibnitz-Preis 2015. Die von technologie. Er promovierte 2007 in ner Forschung bewegt sich Levkin an der Deutschen Forschungsgemein- Tübingen in der Arbeitsgruppe von der Schnittstelle zwischen Polymer- schaft (DFG) verliehene Auszeich- Professor Volker Schurig. Nach einem forschung, Mikrotechnik und biolo- nung gilt als wichtigster Preis für den Forschungsaufenthalt an der Univer- gisch-medizinischen Applikationen. Forschungsnachwuchs in Deutsch- sität Wien wurde er Postdoktorand Sein bis jetzt größter wissenschaftli- land. Mit dem jährlich an Nach- an der University of California, Berke- cher Erfolg gelang ihm mit der Ent- wuchswissenschaftlerinnen und ley. Seit 2009 ist er am Institut für Or- wicklung von super-wasserabsto- -wissenschaftler verliehenen Heinz ganische Chemie (IOC) und am Insti- ßenden Polymeroberflächen, die er Maier-Leibnitz-Preis die tut für Toxikologie und Genetik (ITG) für miniaturisierte Zellexperimente DFG herausragende Leistungen an. des KIT tätig und leitet die am KIT nutzt. Levkins Forschergruppe am KIT Der Preis würdigt nicht nur die Disser- und an der Universität Heidelberg arbeitet an Strategien der Modifika- tation; vielmehr haben die Preisträ- angesiedelte Helmholtz-Forschungs- tion von Oberflächen, die in Kontakt ger nach der Promotion bereits ein gruppe Biofunktionale Materialien. mit Zellen treten, sowie an der Ent- eigenständiges erkennt wissenschaftliches Zu den wissenschaftlichen Schwer- wicklung von neuen Nanopartikeln Profil entwickelt. Die Auszeichnung punkten von Levkin gehören die Er- für den gezielten Medikamenten- soll sie dabei unterstützen, ihre wis- forschung von Zelloberflächen-In- und Gentransport. Inzwischen set- senschaftliche Laufbahn fortzufüh- teraktionen, die Entwicklung von zen namhafte molekulare Zellbiolo- ren. Vergeben werden zehn Preise, biofunktionalen Materialien und gen Levkins Systeme ein. Aus seinen dotiert mit jeweils 20 000 €. Das Bun- super-wasserabstoßenden Oberflä- Arbeiten ging eine Ausgründung desministerium für Bildung und For- chen sowie Nanopartikeln für den hervor, die Incella GmbH. Karriere/Stellenanzeige Vorsitzender bestätigt Die Mitgliederversammlung der Engagements für die Branche sowie Hatt lehrt als Ordentlicher Uni- den Verband Ehrenvorsitzender der versitätsprofessor am Lehrstuhl für BVE. Zellphysiologie der Ruhr-Universi- Bundesvereinigung der Deutschen tät Bochum und ist u. a. durch seine Ernährungsindustrie e. V. (BVE) hat Neuer Präsident zahlreichen Arbeiten über das Rie- Dr. Wolfgang Ingold, Geschäftsfüh- Der Präsident der Nordrhein-Westfä- chen bekannt geworden. Er ist rer der Franz Wiltmann GmbH & lischen Akademie der Wissenschaf- seit 2010 Präsident der Nordrhein- Co. KG Westfälische Fleischwaren- ten und der Künste, Prof. Dr. Dr. Dr. Westfälischen Akademie der Wis- fabrik, zum zweiten Mal in Folge med. habil. Hanns Hatt, wurde ein- senschaften und der Künste in Düs- zum Vorsitzenden gewählt. Bereits stimmig zum neuen Präsidenten der seldorf. im Dezember 2014 hatte der BVE- Union der deutschen Akademien der Der Präsident der Union wird in der Vorstand Sebastian Schaeffer, Vor- Wissenschaften gewählt worden. Regel für die Dauer von drei Jahren sitzender der Geschäftsführung der Hatt wird damit Nachfolger von Prof. gewählt. Der Amtsantritt von Hatt ist Schwartauer Werke GmbH & Co. Dr. Günter Stock, dem Präsidenten am 1. September 2015. KGaA, einstimmig zum stellvertre- der Berlin-Brandenburgischen Aka- Die Union der deutschen Akade- tenden Vorsitzenden der Bundesver- demie der Wissenschaften, der nach mien der Wissenschaften ist die Dach- einigung ernannt. Jürgen Abraham fast acht Jahren als Unionspräsident organisation von acht deutschen bleibt aufgrund seines langjährigen aus dem Amt scheidet. Wissenschaftsakademien. » Juni 2015 | DLR » DLR | Juni 2015 « Stellenanzeige 279 280 Veranstaltungskalender Wann 17./18.6.2015 « Veranstaltungstitel V. Zukunftsforum Ernährungs- Wo Hannover wirtschaft 18.6.2015 Seminar: Folienprüfungen und Information ttz Bremerhaven, Fischkai 1, 27572 Bremerhaven, Tel.: 0471/80934 501, Fax: 0471/80934 599, Kempten Eigenschaften in der Praxis www.ttz-bremerhaven.de/zukunft/ Zentrum für Lebensmittel- und Verpackungstechnologie e. V., Ignaz-Kiechle-Straße 20–22, 87437 Kempten, Tel.: 0831/5290-601, Fax: 0831/5290-699, 18.6.2015 23.6.2015 Seminar: Allergene in loser Ware Hamburg [email protected], www.zlv.de Behr’s Verlag, Averhoffstr. 10, 22085 Hamburg, Seminar: Systematik der Tel.: 040/22 70 08 62, www.behrs.de Zentrum für Lebensmittel- und Verpackungstechno- Kempten Verpackungsentwicklung, logie e. V., Ignaz-Kiechle-Straße 20–22, 87437 Kemp- Teil 1 ten, Tel.: 0831/5290-601, Fax: 0831/5290-699, 24./25.6.2015 Jahreskonferenz Lebensmittel- Hamburg [email protected], www.zlv.de Behr’s Verlag, Averhoffstr. 10, 22085 Hamburg, 30.6.2015 recht 2015 Seminar: Systematik der Nürnberg Tel.: 040/22 70 08 62, www.behrs.de Zentrum für Lebensmittel- und Verpackungstechno- 30.6./1.7.2015 Verpackungsentwicklung, logie e. V., Ignaz-Kiechle-Straße 20–22, 87437 Kemp- Teil 2 ten, Tel.: 0831/5290-601, Fax: 0831/5290-699, Sensorik-Workshop: Dauer- [email protected], www.zlv.de muva kempten, Ignaz-Kiechle-Straße 20–22, 87437 Kempten milcherzeugnisse für die 1.7.2015 Süßwarenindustrie Seminar LMIV in der Praxis Kempten, Tel.: 0831/5290-0, Fax: 0831/5290-100, Hamburg [email protected] Behr’s Verlag, Averhoffstr. 10, 22085 Hamburg, Tel.: 040/22 70 08 62, www.behrs.de Kritzmöllers Warenwelt Schlechte Manieren als Statussymbol Lange 117 Jahre ist es her, als Thorstein Veblenin seiner „Theorie der feinen Leute“ die Geltung von Manieren als Statussymbol erklärte: Es bedarf unendlich langer Muße im Sinne nicht-produktiv verwendeter Zeit, um sie in Perfektion zu erwerben. Wer im harten Existenzkampf arbeitet, hat(te) dafür keine Zeit und deshalb auch künftig keinen Zugang zu diesen Sphären. Später entlarvte sich der Parvenü „gewollt und nicht gekonnt“ durch kleinste Schnitzer seines neureichen Könnens gegenüber der Anciennität des Stils. Anno 2015 definiert Dr. Oetker die Zielgruppe für seinen Pizzaburger: „Für alle, für die Messer und Gabel Kinderkram sind.” Galt vor wenigen Jahren Fingerfood als schicker Tabubruch auf feinen Empfängen, indem die direkte Berührung der Nahrung wieder salonfähig wurde, so wird das Terrain nun noch handfester zurückerobert, mit „Fingerfood für Fäuste”. Die modische Rückkehr weißer Cowboystiefel war (zum Glück) von kurzer Dauer. Hat kulinarischer Trash-Style Konjunktur? PD Dr. Monika Kritzmöller Forschungs- und Beratungsinstitut Trends + Positionen www.kritzmoeller.ch [email protected] » Juni 2015 | DLR » Internationale Literatur 281 Für Sie gelesen! Bioaktive Substanzen der Aroniabeeren Wie schützt man sie beim Extrudieren? Susanne Großmann-Kühnau bekannten Früchte in getrockneter Müsli ist bekanntlich gesund! Ganz besonderen Anteil am ernährungsphy- Form oder als Saft. Zudem werden siologischen Wert haben dabei die frischen Früchte mit ihren Vitaminen, für die weiterverarbeitende Industrie Ballaststoffen und insbesondere den sekundären Pflanzenstoffen, denen Extrakte mit standardisierten Gehal- vielfältige die Gesundheit fördernde oder erhaltende Wirkungen zugeschrie- ten bestimmter Inhaltsstoffe als Zu- ben werden. tat zu Lebens- und Nahrungsergänzungsmitteln bereitgestellt. Polyphenole als sekundäre Pflanzenstoffe Der moderne Mensch macht es sich Wie aber überstehen die wertvol- aber gerne bequem, weil er meint, len Polyphenole den technologischen Unter dem Oberbegriff Polyphenole die Zeit zum Zubereiten eines fri- Prozess der Extrusion? Dieser Frage verbirgt sich eine große Anzahl von schen Müslis nicht zu haben, oder gingen Wissenschaftler des Karlsru- Klassen organischer chemischer Ver- weil er sie wirklich nicht hat. Er greift her Instituts für Technologie (KIT) in bindungen mit wiederum jeweils vie- deshalb zu Convenienced Food, in Zusammenarbeit mit dem Max-Rub- len Mitgliedern. Die größte Gruppe diesem Fall zu einer Packung Fer- ner-Institut (MRI), ebenfalls in Karls- bilden die Flavonoide, die sich vom tigmüsli, wie sie inzwischen in gro- ruhe, nach. Sie unterzogen Apfelbee- Grundgerüst des Flavans ableiten. ßer Auswahl angeboten werden. Das renextrakt einem entsprechenden Hierzu zählen die Anthocyane, Gly- ist zwar einfach, aber es bleibt das Prozess, experimentierten mit diver- koside, deren Moleküle sich aus je- schlechte Gewissen oder die Befürch- sen Prozessparametern und verfolg- weils einem Anthocyanidin (Aglykon) tung, dass dieses Fertigprodukt doch ten analytisch die Auswirkungen auf und einem Zuckerrest zusammenset- nicht ganz so gesund sei wie die fri- Anthocyane, Proanthocyanidine und zen. Sie sind kräftig dunkelrot, vio- schen Früchte. Diesem unguten Ge- Hydroxyzimtsäuren. lett oder blau gefärbt. Eine weitere fühl oder Kaufhemmnis begegnen die Hersteller durch Zugabe teils exo- Apfelbeeren tischer Früchte, deren vermeintliche Apfelbeeren (Aronia) stammen ur- „Wunder”wirkungen entsprechend sprünglich aus dem Osten Nordame- ausgelobt werden. rikas. Sie wurden im 20. Jahrhundert Getrocknete Früchte auch nach Europa und Russland eingeführt; dort wurden weitere Sor- Früchte in Müslifertigmischungen ten gezüchtet und kommerziell an- müssen in getrockneter Form vor- gebaut. Besonders bekannt ist die liegen. Da getrocknete Früchte we- kahle Apfelbeere (Aronia melano- nig ansprechend aussehen, setzt man carpa) mit dunkelroten Früchten. Sie häufig Fruchtextrakte ein. Aus die- zeichnet sich durch einen besonders sen kann man durch Extrudieren im hohen Gehalt an Anthocyanen aus. Gemisch mit Stärke ein appetitliches Die Früchte sollen das Herz-Kreis- Knusperteil erzeugen. Extrudierte lauf-System schützen, antidiabetisch Lebensmittel werden vom Verbrau- und immunmodulierend wirken. Im cher wegen ihrer „Knackigkeit” be- Einzelhandel findet man die unter sonders geschätzt. dem Namen „Aroniabeeren” besser DLR | Juni 2015 « Untergruppe der Flavonoide sind die Originalbeitrag Hirth M, Preiß R, Mayer-Miebach E, Schuchmann HP Influence of HTST extrusion cooking process parameters on the stability of anthocyanins, procyanidins and hydroxycinnamic acids as the main bioactive chokeberry polyphenols LWT – Food Sci Technol 2015, 62 (1, Part 2), 511–516, Special Issue: Healthy Snacks: Recent Trends and Innovative Developments to Meet Current Needs 282 Internationale Literatur « Aus Schneckengeschwindigkeit, Tab. 1 Prozessparameter für die Extrusion eines Apfelbeerenextrakt-StärkeGemisches Drehmoment, Durchflussmenge und Parameter Absolutwert Maschinenleistung lässt sich die spe- Schnecken- bzw. Zylinderlänge 700 mm zifische mechanische Energieeinlei- Schneckendurchmesser 25,5 mm tung (SME) für jeden Durchlauf be- Durchmesser der Austrittsdüse 30 mm rechnen. Durchflussmenge 15 kg/h Maschinenleistung 40 000 W Wassergehalt der Masse 15 bzw. 22 g/100 g feuchte Bezugsbasis Der Apfelbeerenextrakt konnte di- Schneckengeschwindigkeit 300 bzw. 500 U/min rekt zur Analyse der Polyphenole ein- Temperatur im Zylinder 40 > 70 > 100 bzw. 140 °C gesetzt werden, die Extrudate erfor- Analytik derten eine vorherige Extraktion dieser Substanzen. Flavanole. Zu ihnen gehören die Pro- auf die feuchten Ausgangsstoffe) Zur Isolierung der Proanthocyani- cyanidine oder Proanthocyanidine. mithilfe eines Pflugscharmixers mit- dine und anderer Polyphenole wur- Die dritte hier untersuchte Stoff- einander vermengt. Der Extruder den die Extrudate zunächst rehyd- gruppe sind die Hydroxyzimtsäu- war ein Doppelschneckenextruder ratisiert, homogenisiert, zweimal ren mit Zimtsäure als molekularem mit gleicher Drehrichtung der Schne- gegen Aceton verteilt, das Lösungs- Grundgerüst. cken. Die Schnecken lagen in einer mittel entfernt und der Rest gefrier- Sekundäre Pflanzenstoffe kom- zylindrischen Führung von 70 cm getrocknet, mit Stickstoff gespült men im Gegensatz zu den Makro- Länge, die in sieben Abschnitte ge- und anschließend bei –85°C gelagert. nährstoffen nur in geringen Men- gliedert war. Diese Abschnitte wur- Für die Anthocyane und Hydroxy- gen in der Pflanze vor. Sie dienen den mit ansteigenden Temperaturen zimtsäuren mussten als organische dieser zur Abwehr von Schadorga- erhitzt: Abschnitte 2 und 3 auf 40 °C, Extraktionsmittel Ameisensäure und nismen, als Wachstumsregulatoren, Abschnitte 4 und 5 auf 70 °C. Methanol statt Aceton eingesetzt als Aroma- oder Farbstoffe. Neben In Abschnitt 6 und 7 wurde die den Polyphenolen gehören auch u. a. Temperatur in verschiedenen Durch- werden. Die Bestimmung der Proanthocy- Carotinoide, Saponine und Glucosi- läufen auf 100 °C bzw. 140 °C einge- anidine in Summe erfolgte photo- nolate dazu. Man schätzt die Anzahl stellt. Die zweite Variable war der metrisch nach Reaktion mit Vanil- verschiedener Verbindungen heute Wassergehalt der Masse. Er wurde lin-Reagenz. Die Gesamtgehalte an auf 60 000 bis 100 000. Den sekun- in Abschnitt 1 auf 15 g/100 g bzw. Polyphenolen wurden ebenfalls pho- dären Pflanzenstoffen werden zahl- 22 g/100 g eingestellt. Zusätzlich tometrisch gemessen, in diesem Fall reiche positive Wirkungen für die wurden zwei Schneckengeschwin- diente Folin-Ciocalteus-Reagenz zur menschliche Gesundheit zugespro- digkeiten gefahren und zwar 300 U/ Farbreaktion. chen. Diese Behauptungen beruhen min bzw. 500 U/min. Die Prozesspa- Anthocyane und Hydroxyzimt- jedoch nur auf Erfahrungen aus der rameter sind in Tabelle 1 aufgeführt. säuren differenzierten die Autoren Volksmedizin und aus Experimenten an Zellkulturen oder Tieren. Humanstudien dazu gibt es bisher kaum. Für die o. g. Polyphenole werden antikanzerogene, antioxidative, antimikrobielle und immunmodulierende Wirkungen postuliert. Technologische Bedingungen Ausgangsmaterialien für die Extrusion waren ein Apfelbeerenextrakt mit einem garantierten Anthocyangehalt von mindestens 15 g/100 g und native Maisstärke. Sie wurden im Verhältnis 1,2 kg/38,8 kg (bezogen Meldung Zum Kühlen Kälte bzw. Tiefkälte wird in den unterschiedlichsten Bereichen der Forschung und Industrie benötigt. Mit der FRYKA-Tiefkühlbox steht ein Gerät zur Verfügung, das im gesamten Laborbereich und in der Industrie zum Kühlen, Lagern und Gefrieren eingesetzt werden kann. Konzipiert als Tischgerät eignet es sich zur Aufstellung direkt am Arbeitsplatz des Anwenders und somit für eine dezentrale Lagerung des Kühlgutes. Die Wege zum ausgelagerten Tiefkühlgerät und die Kühlung des Kühlgutes während des Transports entfallen. Die Tiefkühlbox ist neben der Standardsteuerung auch mit Farbtouchscreen und erweiterter Steuerung erhältlich. (Häseler) www.fryka.de » Juni 2015 | DLR » Internationale Literatur 283 nach Trennung derselben mithilfe Tab. 2 Polyphenolgehalte von Extrakt und Extrudiermischung [mg/g i.Tr.] der HPLC auf einer C18-RP-Säule und Substanzgruppe Extrakt Extrudiermischung Wasser/Acetonitril/Ameisensäure als Polyphenole gesamt 483 10,5 Proanthocyanidine gesamt 305 5,7 Cyanidinglykoside 147 3,43 Hydroxyzimtsäuren 57 1,38 Elutionsmittel. Die Identifizierung der Einzelsubstanzen wurde durch Tandem-Massenspektrometrie (MS/ MS) mit einer Quadrupolionenfalle durchgeführt. Ergebnisse tur auf den Erhalt der Polyphenole der Cyanidinglykoside: je höher die Zunächst untersuchten die Wissen- beim Extrudieren ergab kein ein- Schmelztemperatur war, desto weni- schaftler den Apfelbeerenextrakt fach zu interpretierendes Bild. Diese ger Cyanidinglykoside waren im fer- selbst. Nach Mischen von Beerenex- Schwierigkeit besteht allgemein bei tigen Extrudat nachweisbar. Durch trakt und Stärke wurden wiederum der Abgrenzung zwischen mechani- Zusatz von Wasser zur Extrudiermi- die Polyphenole analysiert. Einige Er- schem und thermischem Stress beim schung konnte der Abbau der Poly- gebnisse sind in Tabelle 2 aufgeführt. Extrudieren. Die mechanische Ener- phenole teilweise abgefangen wer- Überraschend waren hier Verluste an gie, als deren Maß die SME heran- den. In der Abbildung (siehe unten) Polyphenolen von rund 30 % festzu- gezogen werden kann, erzeugt über sind diese Zusammenhänge darge- stellen. Die Autoren führen das auf Reibung, hervorgerufen durch die stellt. Trotz des teilweisen Abbaus oxidative Veränderungen und Inter- Bewegung der Schnecke, thermi- der Anthocyane waren alle extrudier- aktionen mit der Matrix zurück. Sie sche Energie. Man nennt diese unum- ten Erzeugnisse von leuchtend roter geben zu bedenken, dass das Mi- kehrbare Energieumwandlung Dissi- bis violetter Farbe. schen von Extrakt und Stärke mit pation. Auf diese Weise trägt sowohl dem Pflugscharmixer einen intensi- die mechanische Energie als auch die Fazit ven Kontakt des Beerenextraktes so- Beheizung des Zylinders zu der am Es gelang, aus einem Extrakt von wohl mit dem Luftsauerstoff als auch Ausgang des Zylinders resultieren- Apfelbeeren und Stärke in einem mit der Stärke bewirkt. den Schmelztemperatur bei, die die Doppelschneckenextruder bei ho- Verformung der Stärke ermöglicht. her Temperatur und kurzer Zeit ein Der Einfluss der einzelnen Prozessparameter wie Schneckenge- Die Schmelztemperatur korrelierte extrudiertes Erzeugnis mit hohem schwindigkeit und Zylindertempera- umgekehrt linear mit dem Erhalt Gehalt an bioaktiven Polyphenolen herzustellen. Der wertgebende Polyphenolanteil des Extraktes konnte Cyanidinglykosid-Retention c/c0 dabei durch optimale Einstellung der Prozessparameter weitgehend 0,7 15 g/100 g, wb geschont werden. Die Schnecken- 22 g/100 g, wb geschwindigkeit, der Wassergehalt 0,6 und die Temperatur des Zylinders 0,5 hatten in diesem HTST (High-Temperature-Short-Time)-Prozess keinen 0,4 Einfluss auf den Gehalt an Proanthocyanidinen und Hydroxyzimtsäuren. 0,3 Verluste gab es nur bei den Anthocyanen. Sie hingen von der Schmelz- 0,2 temperatur am Ausgang der Düse 0,1 sowie von der spezifischen mechanischen Energieeinleitung (SME) ab 0 120 130 140 150 160 170 180 Schmelztemperatur [°C] und lagen in Abhängigkeit dieser Parameter zwischen 0 und 65 %, wobei ein höherer Wassergehalt positiv Abb. 1 Erhalt der Cyanidinglykoside in Abhängigkeit von Schmelztemperatur wirkte. Der Gesamtgehalt an Poly- und Wassergehalt der Mischung phenolen sank um bis zu 19 %. DLR | Juni 2015 « 284 Analytik « MOSH und MOAH in Schokolade Bestimmung von KohlenwasserstoffKomponenten aus Mineralöl bei der Schokoladenherstellung Eileen Schulz Mineralölkohlenwasserstoffe sind Gemische aus gesättigten und aromatischen Kohlenwasserstoffen: MOSH (mineral oil saturated hydrocarbons) sind paraffinartige (offenkettige, meist verzweigte) und naphtenartige (cyclische) Kohlenwasserstoffe, MOAH (mineral oil aromatic hydrocarbons) sind aromatische, vor allem aus hoch alkylierten Systemen bestehende Kohlenwasserstoffe. Eileen Schulz » In vielen Lebensmitteln ist eine Konta- sern für den Jutesack besser verspinnbar mination mit Mineralölkohlenwasser- zu machen, werden diese häufig in sog. stoffen nachweisbar. Für einen Eintrag „Batching Oil“ (braune, rohe Erdölfrak- an Mineralölkohlenwasserstoffen gibt tion) gewalkt. Bestandteile dieses Rohöls es eine Vielzahl von möglichen Quellen. in den Säcken können dann auf die Ka- Für die Lebensmittelindustrie haben bei kaobohnen übergehen (via Gasphase oder einem Positivbefund die Identifizierung Direktkontakt) und diese kontaminieren. der Kontaminationsquelle und das Ein- Eine Einzelkomponentenanalyse ist bei leiten entsprechender Maßnahmen erste Mineralöl wegen der enormen Zahl der Priorität. Verbindungen nicht möglich. Die Gemi- Aufgrund von Positivbefunden an Mi- sche können aber mittels zweidimensio- neralölkohlenwasserstoffen in verschiede- naler GC (GCxGC) umfassend charakteri- nen Schokoladenerzeugnissen eines Her- siert werden. Mit GCxGC-TOF-MS lassen stellers wurde im Institut Kirchhoff eine sich die MOAHs nach der Anzahl der aromatischen Ringe gruppieren. Zur Person Stufenkontrolle analytisch begleitet, mit Staatl. geprüfte Diplom- der Zielsetzung die Haupteintragsquellen Abbildung 1 zeigt die HPLC-GC-FID- Lebensmittelchemikerin, zu identifizieren. Es wurden alle Zutaten, Chromatogramme und die GCxGC-TOF- seit 2009 am Institut die bei der Schokoladenherstellung ver- Contour-Plots der aromatischen Kohlen- Kirchhoff GmbH; von wendet werden, auf ihren Mineralölkoh- wasserstoffe eines Jutesacks und der darin 2009–2012 Fachbereichs- lenwasserstoffgehalt untersucht. Die Mes- befindlichen Kakaobohnen. Der bereits leitung Kontaminanten/ sungen erfolgten dabei mit einer online stattgefundene Übergang von Mineralöl- Pestizide, seit 2013 gekoppelten HPLC-GC-FID [1,2]. kohlenwasserstoffen (MOSH und MOAH) Laborleitung « Kontamination Kakaobohnen ist deutlich erkennbar. Die gruppenspezifischen Bänder der Mono-, Di- und Tri- Die hauptsächlich in den Anbauländern Aromaten in den Contour-Plots von Ka- verwendete Transportverpackung für Ka- kaobohne und Jutesack (Batching Oil) kaobohnen ist der Jutesack. Um die Fa- zeigen eine sehr gute Übereinstimmung. » Juni 2015 | DLR » Kakaobohnen Analytik Jutesack MOSH 2,1 mg/kg MOSH 320 mg/kg MOAH 0,9 mg/kg MOAH 150 mg/kg m/z 119 alkyl. Benzole 285 Monoaromaten m/z 170, 184, 198, 212, 226 alkyl. Naphthalene alkyl. Dibenzothiophene Diaromaten m/z 178,192, 206, 220, 234, 248 alkyl. Fluorene alkyl. Anthracene Triaromaten Abb. 1 HPLC-GC-FID-Chromatogramme und GCxGC-TOF-Contour-Plots eines Jutesackes und den darin befindlichen Kakaobohnen Kakaomasse Kakaomasse, petzomiert Schokolade Kakaobutter Abb. 2 Übersicht der im Rahmen der Stufenkontrolle identifizierten Eintragsquellen DLR | Juni 2015 « Milchpulver 286 Analytik Die DLR können Sie online lesen unter www.dlr-online.de → Archiv Passwort: Ostarine « Dieser Vergleich zeigt deutlich, dass der • Herstellung: Maschinenöl Jutesack eine der Haupteintragsquellen • Endverpackung: Recyclingkarton der beobachteten Kontamination, vor allem der aromatischen Kohlenwasserstoffe Die hier vorgestellten Ergebnisse zeigen, darstellt. dass für die Kontamination von Lebens- Ergebnisse der Untersuchungen Je nach untersuchtem Rohstoff zeigten sich bei den Kontaminationen mit Mine- mitteln mit Bestandteilen an Mineralölkohlenwasserstoffen eine Vielzahl an Eintragsquellen möglich sind. ralöl unterschiedliche chromatographi- Literatur sche Profile. Abbildung 2 zeigt die Frak- [1] Biedermann M, Fiselier K, Grob K: Aro- tion der gesättigten Kohlenwasserstoffe matic Hydrocarbons of Mineral Oil Ori- (MOSH) der untersuchten Rohstoffe bzw. des Gesamtproduktes. In den Rohstoffen aus Kakaobohnen (Kakaomassen, Kakaobutter), aber auch im verwendeten Milch- gin in Foods: Method for Determining the Total Concentration and First Results. J Agric Food Chem 57 (19), 8711–8721 (2009). [2] Biedermann M, Grob K: On-line coupled pulver waren Bestandteile von Mineral- high performance liquid chromatogra- ölkohlenwasserstoffen bestimmbar. Das phy-gas chromatography for the analy- Milchpulver enthält jedoch keine aroma- sis of contamination by mineral oil. Part tischen Kohlenwasserstoffe (MOAH). In 1: method of analysis. J Chromatogr A der verwendeten Zutat Zucker, die hier 1255, 56–75 (2012). zu über 40 % in der Schokolade enthalten ist, waren keine Mineralölkohlenwasserstoffe nachweisbar. Anschrift der Autorin Fazit Eileen Schulz IKB – Institut Kirchhoff Berlin GmbH Oudenarder Straße 16 / Carrée Seestraße 13347 Berlin-Mitte Tel.: 030/457-9893-141 [email protected] Im Rahmen der Stufenkontrolle konnten folgende Eintragsquellen identifiziert werden: • Transport/Lagerung: Jutesäcke • Rohstoffe: Kakaobohnen • Zutaten: Milchpulver Regulatory Affairs – Aktuelles Update der S3-Leitlinie Allergieprävention weicht ab von Stillempfehlung der Nationalen Stillkommission Die Leitlinie zur Allergieprävention wurde von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) in Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fachgesellschaften erarbeitet und herausgegeben. Die letzte Aktualisierung der Leitlinie zur Allergieprävention erfolgte im Jahr 2014. Dabei wurden unter anderem die Empfehlungen zum Stillen und zur Einführung von Beikost geändert. Im Gegensatz zu den Empfehlungen der Nationalen Stillkommission (NSK) wird in der S3-Leitlinie volles Stillen in den ersten 4 Monaten und die Fütterung von Beikost nach dem 4. Monat empfohlen. Als Gründe für die Änderung der Beikostempfehlung werden der steigende Nährstoffbedarf der Kinder und der Beitrag der Beikostfütterung zur Allergieprävention genannt. Die NSK am BfR hat die Änderungen geprüft und kommt zum Schluss, dass es gegenwärtig keine wissenschaftliche Basis gibt, die bestehenden Empfehlungen zum Stillen und zur Einführung von Beikost zu ändern. Die vollständige Stellungnahme der Nationalen Stillkommission am BfR vom 30. April 2015 kann auf der Homepage des BfR abgerufen werden. (Verbeek, München) » Juni 2015 | DLR » 287 Marktplatz Der Marktplatz – Ihr Forum für Produkte und Dienstleistungen In jeder Ausgabe der DLR finden Sie, lieber Leser, den DLR-Marktplatz. Wie auf dem Wochenmarkt treffen sich hier die Anbieter von Produkten und Dienstleistungen rund um die Lebensmittel- » Ihr Forum für Produkte und analytik mit ihren Kunden. Jeder ist mit seinem Dienstleistungen Einführungsangebot Marktstand vertreten, jeder sucht den Kontakt zu seinen Kunden. Und die Kunden suchen den Kontakt zu den Anbietern. 48 So kommt zusammen, was zusammen gehört. Marktplatz « Marktplatz »Chemische und gender Produkte und Dienstleistungen: Verbrauchsmaterialien SS SS R SS S SSRRRRRRRRSRR R SRR SRR RRRRRS RSSRSS RRRR SRRRRRRRRR RRRR SRRRRRRRRR RRRR SRRRRRRRRR SRRRR R SRRRR R SRRRR R SSSSSSSSSSS SSSSSSS SSSSSSS SSSSSSSSSSS SRRRRRR SRRRRRR RRRR SRRRRRRRRR RRRR SRRRRRRRRR SRRRR SRRRR »Mikrobiologische Analytik Laboreinrichtung »Mikrobiologische SSSS SSSSS SSSSSSS SRRRRRR SRRRRRR spruch. R SRRRR RRR SRR RRRR SRRRR SRRRR RRR SRR RRRR SRRR RRRR SRRRR R SRRRR RRR SRR RRRR RRRRR SRRRR RRR SRR RRRR SRRR SS S Messgeräte und Zubehör SSRRRRRRRRSRR RR SS SS RRRRSRR S R R SSSSR RRR RRRSR RR R R RSR RRRS S RR RS SR RRR SR RSS S R R R R RR SR S R SR SR R R SS RR RRR RR RR RR RR R R R Marktplatz »Mikrobiologische Analytik Speziallabor für angewandte Mikrobiologie Dr. Birgit Fiedler Volmerstraße 7a, UTZ 12489 Berlin Internet: www.slm-fiedler.de E-Mail: [email protected] Tel.: 030/6392-3885 Fax. 030/6392-3886 Mikrobiologische Qualitätskontrollen bei Lebensmitteln, Pharmazeutika, Trinkwasser, Medizinprodukten sowie im Umwelt- und Produktionsbereich. SR Analyselabore SSSSS SSS SRSSSS SS SSSSSSSSSSSSSS SSSSSSS S S SSSSS S S SS SSSSS SS SS SS SSSSS SSSSR SRRRRRRRSS SSSSR SRRRRRRRSS SRRRR SRR SRRRR RRR SRR RRRR SRRRRRRRRR SRRRR SRR SRRRR SRRRR RRR SRRRRRR SSRRRRRRRRSRR R SS S SRR SRR RRRRRS RSSRSS SRRRRRR SRRRRRR SRRRRRR RRRR SRRRRRRRRR RRRR SRRRRRRRRR RRRR SRRRRRRRRR RRRR SRRRRRRRRR RRRR SRRRRRRRRR »Mikrobiolo Wir haben attraktive Einführungsangebote. « SS S SRRRR R SRRRR R SRRRR R SSSSSSSSSSS SSSSSSS SSSSSSS SSSSSSSSSSS Markus Wenzel (Anzeigenleitung), Tel.: 040/22 7008-15, E-Mail: [email protected]. DLR | Juni 2015 SRRRRRR SRRRRRR SRRRRRR zeigenabteilung auf: www.wegner-hambloch.de SRR SRRRR SRR SRRRR Beratung, Zertifizie haben, dann nehmen Sie Kontakt mit unserer An- Beratung für: HACCP, ISO 22000, IFS, BRC, Q+S IFIS, ISO 9001 oder nur ein internes Audit? S S S S R S R R R R R R R SR RS S R R SSSSR SRRRRRRRSS RR SRRRR RRR SRR RRRR SRRRRR SRR SRRRR SRRRR RRR SRR RRRR SRRR SRR SRRRR RRRRR SRRRR RRR SRR RRRR SRRR SRRRRRR Wenn Sie Interesse an einer Anzeigenschaltung Beratung, Zertifizierung »Chemische und physikalische A Verbrauchsmateri SSSSSS SSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSS SS SSSSS SSSSSSS SSSSSSS SSSSSSS SS SSSSSS SSSSS G SSSS SSSSSSSSSS SSSSS G SSS SSSSSSS SSS SSSSSSSSSSSSSS G SSSSSSSSSSSSSS G Messgeräte und physikalische Analytik SSSSS SSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSS SSSSSS G SSSSSSS SSSSSSS SS SSSSSS G SSSS SSSSSSSSSS SSSSS G SSS SSSSSSS SSS SSSSSSSSSSS G SSSSSSSSSSSSSS SRRRR RRR SRR RRRR SRR SRRRR SRRRR RRR SRR RRRR SRR SRRRR G G SSSSSSSSSSS G SSSSSSSSSSSSSS SSSSSSSSS SS G SSSSSSS SSSSSSS SS SSSSSS SS G SSSS SSSSSSSSSS SSSSS G SSS SSSSSSS SSS SSSSSSSSSSS G SSSSSSSSSSSSSS SRRRR RRR SRR RRRR SRR SRRRR R SRR RRRR R R R R R R S R R R R S SRR nehmen Sie die Angebote unserer Kunden in An- SRRRR RRR SRR RRRR SRR SRRRR RRR SRR RRRR SRR SRRRRRR SRRRRRR Marktplatz SSSSSSSSSS SSSSSSS SSS SRSSSS SSSS SSSSSSS SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS SSSS SSSSS SSSSSSS Forum für Produkte und Dienstleistungen und SRRRR RRR SRR RRRR SRR RR SRRRR RRR SRR RRRR SRRR SRRRRRR SRRRRRR SSSSSSSSSSS SS SSSSS SSS SRSSSS SSS SSSSSSSS SSSSSSS SSSSSSSSSSSSSSS Beratung, Zertifizierung Nutzen Sie, liebe Leser, den DLR-Marktplatz, das SRRRR S S S S S S S S S S S S S S S S S SR R R Laboreinrichtung 48 Marktplatz R SS SR SSRRRRRRRRSRR SRR RRRRRS RSSRSS SRRR • Beratung, Zertifizierung RRRR SRRRRRRRRR SRRRRRR Analytik SRRRRRR SRRRRRR SRRRRRR »Chemische und S S S S S S S S S S S S S S S S S S S SR SSSSSSSSSSSSS • Analyselabore SRRRRRRRRRRRRR SRRRR S SRRRRRRRRRRRR SRRRR RS SRRR RRR SRRR RRR SSSSSSS SSS SRSSSS SSSSSSSSSSSSSS SSSSSSS SSSSSSSSSSSSSSSSSSS Analyselabore • Verbrauchsmaterialien RRRR SRR SRRRR R SRRRR RRR SRR RRRR SRR RRRRRR SRRRR RRR SRR RRRR SRRR S S S S S S S S S S S S S S S S S RSR R SRR RRRR SRRRRRRRRR SRRRRRR SRRRRRR Geräte S SS S • Messgeräte und Zubehör SRR SRRRR SRR SRRRR Desinfektionsmittel physikalische Analytik • Laborausstattung und Laborgeräte S S S S R S R R R R R R R SR RS S R R »Reinigungs- und Auf dem Marktplatz finden Sie Anbieter fol- »Lebensmittelanalytik SRRRR SRRRR R i h 288 « Impressum DEUTSCHE LEBENSMITTEL-RUNDSCHAU Analytik >> Forschung >> Technik >> Recht Herausgeber Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer [email protected] Chefredaktion Dr. Gabriele Lauser [email protected] Redaktion Susanne Großmann-Kühnau Dr. Jörg Häseler Dr. Christina Rempe Redaktionsbeirat Prof. Dr. Ulrich Engelhardt Dr. Gerd Fricke Dr. Bernd Haber Dr. Axel Preuß Prof. Dr. Hildegard Przyrembel Michael Warburg Prof. Dr. Peter Winterhalter Verlag B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG Averhoffstraße 10 22085 Hamburg Telefon (0 40) 22 70 08-0 / Fax (0 40) 2 20 10 91 www.behrs.de Geschäftsführer Dr. Arno Langbehn Redaktionsbüro Dr. Gabriele Lauser Herzog-Albrecht-Allee 24 88361 Altshausen Telefon (0 75 84) 7 34 99 51 / Fax -7 34 99 49 [email protected] Betreuung DLR Online Marieke Eckert B. Behr‘s Verlag GmbH & Co. KG Averhoffstraße 10 22085 Hamburg Telefon (0 40) 22 70 08-60 [email protected] Anzeigen Markus Wenzel B. Behr‘s Verlag GmbH & Co. KG Averhoffstraße 10 22085 Hamburg Telefon (0 40) 22 70 08-15 Telefax (0 40) 22 70 08-41 [email protected] Anzeigentarif: Zurzeit gültig Nr. 7 vom 1.1.2015 Abonnenten-Service B. Behr’s Verlag GmbH & Co. KG Averhoffstraße 10 22085 Hamburg Telefon (0 40) 22 70 08-0 [email protected] Satz SATZPUNKT Ursula Ewert GmbH Kulmbacher Straße 16½ 95445 Bayreuth Bezugsbedingungen Die „Deutsche Lebensmittel-Rundschau“ erscheint monatlich. Preis im Abonnement jährlich € 399,00 zzgl. Mwst. (€ 426,93 inkl. 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