presseheft - Alamode Film

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presseheft - Alamode Film
präsentiert
Ein Film von Frauke Finsterwalder
Kinostart: 17. Oktober 2013
PRESSEHEFT
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D-80331 München
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Verleih:
Alamode Film
Dachauer Straße 233
D-80637 München
Tel +49-89-17 999 2-0
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/Finsterworld
INHALTSVERZEICHNIS
BESETZUNG / STAB / TECHNISCHE DATEN .......................................................... 3
Besetzung ............................................................................................................................................ 3
Stab ...................................................................................................................................................... 3
Technische Daten ................................................................................................................................ 3
KURZINHALT ....................................................................................................... 4
PRESSEKOMMENTAR .......................................................................................... 4
PRESSEZITATE ..................................................................................................... 5
INHALT ............................................................................................................... 6
INTERVIEW ......................................................................................................... 8
DAS BUCH ZUM FILM ....................................................................................... 11
DIE DARSTELLER ............................................................................................... 12
Ronald Zehrfeld (Tom) ....................................................................................................................... 12
Sandra Hüller (Franziska Feldenhoven) ............................................................................................ 13
Michael Maertens (Claude Petersdorf) .............................................................................................. 14
Margit Carstensen (Frau Sandberg) .................................................................................................. 16
Corinna Harfouch (Inga Sandberg) .................................................................................................... 17
Bernhard Schütz (Georg Sandberg) .................................................................................................. 18
Johannes Krisch (Einsiedler) ............................................................................................................. 19
Christoph Bach (Lehrer Nickel) .......................................................................................................... 20
Carla Juri (Natalie) ............................................................................................................................. 22
Leonard Scheicher (Dominik) ............................................................................................................ 22
Jakub Gierszał (Maximilian)............................................................................................................... 23
Max Pellny (Jonas) ............................................................................................................................ 23
Dieter Meier (Pelzhändler) ................................................................................................................. 23
DIE FILMSCHAFFENDEN.................................................................................... 24
Frauke Finsterwalder (Regie / Drehbuch) .......................................................................................... 24
Christian Kracht (Drehbuch) .............................................................................................................. 24
Walker+Worm Film (Produktion) ........................................................................................................ 25
Simone Bär (Cast) .............................................................................................................................. 25
Markus Förderer (Kamera)................................................................................................................. 26
Andreas Menn (Schnitt) ..................................................................................................................... 26
Katharina Wöppermann (Szenenbild) ................................................................................................ 26
Michaela Melián (Musik)..................................................................................................................... 27
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BESETZUNG / STAB / TECHNISCHE DATEN
Besetzung
Einsiedler
Claude Petersdorf
Frau Sandberg
Franziska Feldenhoven
Tom
Inga Sandberg
Georg Sandberg
Lehrer Nickel
Natalie
Dominik
Maximilian
Jonas
Herr Malchow
Pelzhändler
Johannes Krisch
Michael Maertens
Margit Carstensen
Sandra Hüller
Ronald Zehrfeld
Corinna Harfouch
Bernhard Schütz
Christoph Bach
Carla Juri
Leonard Scheicher
Jakub Gierszał
Max Pellny
Markus Hering
Dieter Meier
Regie
Frauke Finsterwalder
Drehbuch
Frauke Finsterwalder
Christian Kracht
Produktion
Walker +Worm Film
Tobias Walker
Philipp Worm
Ko-Produktion
Lhasa Films GmbH
Bayerischer Rundfunk
ARTE
Redaktion
Cornelia Ackers / BR
Cornelius Conrad / BR
Jochen Kölsch / BR-ARTE,
Monika Lobkowicz / BR-ARTE
Andreas Schreitmüller / Arte
Redaktionelle Mitarbeit
Tobias Schultze
Casting
Simone Bär
Kamera
Markus Förderer
Szenenbild
Katharina Wöppermann
Schnitt
Andreas Menn
Musik
Michaela Melián
Originalton
Gunnar Voigt
Kostümbild
Lotte Sawatzki
Maskenbild
Christina Baier, Nadine Scherer
Stab
Technische Daten
Länge
91 Minuten
Produktionsland / - Jahr
Deutschland 2013
Format
1:2,39
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KURZINHALT
FINSTERWORLD spielt in einem scheinbar aus der Zeit gefallenen Deutschland. Ein Land, in dem immer die Sonne scheint, Kinder Schuluniformen und Polizisten Bärenkostüme tragen und Fußpfleger
alten Damen Kekse schenken. Jedoch lauert hinter der Schönheit dieser Parallelwelt der Abgrund,
und dorthin geht die Reise.
Regisseurin Frauke Finsterwalder zeigt in FINSTERWORLD ein Universum von schlafwandlerischer
Schönheit, gleichsam verzaubernd und entzaubernd, mit einer nachhaltigen poetischen
Wucht. Liebevoll, absurd und zerstörerisch zeichnet sie ihre Helden in diesem idyllesabotierenden
Heimatfilm. Das ist ganz sicher kein Realismus. Und wenn es nicht so grausam wäre, dann wäre es
furchtbar komisch.
Das Drehbuch entstand gemeinsam mit Bestsellerautor Christian Kracht (FASERLAND, IMPERIUM). ).
Mit Corinna Harfouch, Ronald Zehrfeld, Sandra Hüller, Carla Juri, Michael Maertens, Margit Carstensen, Christoph Bach, Bernhard Schütz, Leonard Scheicher, Johannes Krisch u.v.a.
PRESSEKOMMENTAR
Das Leben als Kettenreaktion
"I listen to the wind, to the wind of my soul" – wenn ein Film mit Cat Stevens anfängt, mit idyllischen
Waldbildern, mit einem freien Raben als Gefährten eines freien Mannes: dann kann das nicht
schlecht sein.
Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einer Weggabelung und müssen sich entscheiden. Im Nachhinein
werden Sie beurteilen können, ob Ihre Wahl die richtige war. Doch was ist, wenn ihr eigentlicher Weg
schon vorbestimmt ist und keiner von beiden zum Ziel führt. Das ist dann Schicksal oder Kino.
Soeben ist der junge Privatschüler Dominik von einer Klassenfahrt zu einer KZ-Gedenkstätte abgehauen, nicht wegen des Reiseziels, vielmehr weil seine Freundin aus Leichtsinn mit dem Erzfeind
rumknutscht und er als Außenseiter nichts dagegen tun kann. Nun steht er auf einem Rapsfeld, irgendwo in der tiefsten Pampa und weiß nicht mehr weiter – psychisch und geographisch. Er ahnt
ebenso wenig wie der Zuschauer, dass er dadurch zwar einem großen Unglück entkommt, die eigentliche Katastrophe aber noch auf ihn wartet…
Den Moment, in dem alles kippt, kann man nicht beschreiben, vielleicht weil er gar nicht auffindbar
ist. Der große Umschwung, er passiert schleichend, viele kleine Abgründe tun sich auf und das mit
großer Wirkung. Frauke Finsterwalder hat mit ihrem Debutfilm FINSTERWORLD ein Stück Kino geschaffen, dem man keinen Genrestempel aufdrücken kann. Mal Satire, mal großes Drama, mal mit
der Leichtigkeit einer Sommerkomödie erzählt und im nächsten Moment voll mit Pathos und Weltschmerz. Ein Ensemblefilm, getragen von den großartigen Darstellern und der klugen Aneinanderreihung der Ereignisse.
Frauke Finsterwalder ist studierte Dokumentarfilmerin; und so spielerisch gekonnt sie mit ihrem
eigenen fiktiven Drehbuch umgeht, steht hier ebenfalls der Mensch im Mittelpunkt. FINSTERWORLD
ist auch eine große Gesellschaftsstudie.
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Da ist der schrullige Fußpfleger Claude, der die Polizei mit Cremeproben besticht und die Hornhaut
seiner Lieblingsklientin zu Keksen verarbeitet. Claudes Fußcremes schenkt der Polizist Tom seiner
Freundin, die eine gescheiterte Dokumentarfilmerin ist und deshalb auch kein Ohr für Toms heimliche
Leidenschaft hat, das Herumwandeln im Tierkostüm. Da ist ein stummer Einsiedler im Wald, der im
Einklang mit der Natur lebt, bis sein Idyll plötzlich zerstört wird.
Alle Episoden hängen zusammen, und aus den kleinen zwischenmenschlichen Schattenbereichen, die
jede Konstellation mit sich bringt, werden bald dunkle Löcher, die all die Komik verschlucken. Somit
hat jede einzelne Figur ihre eigene kleine „Finsterworld“. Und als Zuschauer lebt man mit, auch weil
die Regisseurin von Anfang an stringente Stereotype von Menschen präsentiert. Man möchte mit
diesen Menschen lachen, weinen, sie herzen oder ihnen ans Schienbein treten – große Zuneigung
und tiefste Abneigung liegen im gleichen Atemzug. Und die Handlung lässt sowohl diese Empathie als
auch Interpretationsraum zu. So erscheint die Frage nach Schuld als ein zentrales Thema, ebenso wie
das Lesen zwischen den Zeilen. Denn es wird viel gesagt in FINSTERWORLD, das Wesentliche offenbart Finsterwalders Starensemble mit Sandra Hüller, Corinna Harfouch, Michael Maertens, Ronald
Zehrfeld, Bernhard Schütz, Johannes Krisch und andern jedoch in den stillen Momenten.
Denn während den etablierten Schauspielern eher die besonneneren Rollen zukommen, ist es die
junge Riege des Ensembles, die dem Film den nötigen Umschwung gibt. Besonders Leonard Scheicher
als Dominik kann es durch die lauernde Bescheidenheit seiner Darstellung leicht mit den Großen
aufnehmen. FINSTERWORLD ist eine Komödie, eine böse, schwarze, satirische, aber auch unglaublich
witzige Tragödie. Christian Kracht, Finsterwalders Mann, hat das Drehbuch mitgeschrieben, der Film
steckt voller bösartiger Beobachtungen, karikierter Figuren, klarsichtiger Aperçus, scharfer Bonmots.
Am Ende wird das Gute bestraft, das Freie eingesperrt, das Unschuldige verdorben. Eine
„Finsterworld“ eben.
Nur manchen Figuren schenkt Finsterwalder schließlich ein Happy End, anderen die große Ungerechtigkeit. Kommentarlos nehmen alle ihr Schicksal an, sie gehen den Weg, auch wenn er steinig ist.
Mit Textauszügen von Hanna Pfaffenwimmer (cult:online) und Harald Mühlbeyer (Kino-Zeit.de)
PRESSEZITATE
„In FINSTERWORLD schimmert ein böser, dunkler Witz durch viele Szenen. Dieser Film wagt etwas, erklärt nichts
zu Tode, lässt Rätsel stehen, am Schönen klebt stets das Hässliche.“ ARD Mittagsmagazin
"FINSTERWORLD ist ein rätselhafter Filmspaß, wie man ihn selten im deutschen Kino zu sehen bekommt." Spiegel
Online
"Frauke Finsterwalder schabt mit FINSTERWORLD die Verhornungen von den Menschen ab und legt die Abgründe
darunter frei. Einer der wirklich interessanten filmischen Blicke in die deutsche Gesellschaft." Deutschlandradio
Kultur
"Eine böse Satire, die sich in episodischem Wahnsinn durch deutsche Komplexe bohrt." Süddeutsche Zeitung
"Auf diesen Film habe ich jahrelang gewartet und wusste es bis gestern nicht. Vielleicht weil ich den Glauben daran, dass so ein Film aus Deutschland kommen kann, längst verloren hatte. (J.P.)" Moviepilot.de
"Frauke Finsterwalder’s Finsterworld might just be the first morbidly funny and Lynchesque German film of all times…" Fandor.com
„FINSTERWORLD ist aufgeladen mit grandiosen, provokanten Sätzen, die man so im Kino selten hört.“ BR KinoKino
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INHALT
Zunächst ist es nur ein Windhauch, der das satte Grün des
Waldes umspielt. Abgeschieden von der Zivilisation lebt hier
ein Einsiedler (Johannes Krisch), allein, mitten im Wald, im
Einklang mit der Natur. Bei einem seiner Spaziergänge findet er
eine verletzte Krähe und nimmt sie mit, als Freund, als Begleiter und als Trost in der Einsamkeit.
Fußpfleger Claude (Michael Maertens) ist mit seinem Auto auf den Weg ins Altenheim, um seine
Kundin Frau Sandberg (Margit Carstensen) zu besuchen. Im Gepäck seine Fußpflegeausrüstung und
seine ganz besonderen Kekse, die er eigens für Frau Sandberg mit einem kleinen Geheimnis drin
bäckt. Die Seniorin und Claude stehen sich sehr nahe. Der liebenswerte Fußpfleger ist es, den Frau
Sandberg in einsamen Nächten anruft, mit dem sie ihre Sorgen und den Ekel vor deutschem Liedgut
teilt. Auch der einsame Claude genießt die Zweisamkeit mit
der klugen Frau Sandberg, mit besonderer Hingabe pflegt er
ihre alten Füße.
Claude: „Dieses FIDERALLALLA. Irgendwie ekelt es mich, es auszusprechen und dann kann ich aber nicht aufhören,
es zu sagen: Fiderallalla.“
An diesem Tag hatte es Claude besonders eilig, zudem telefoniert er während der Fahrt, was eine
Polizeikontrolle zur Folge hat. Doch Claude zieht sich charmant aus der Affäre und besticht den Polizisten Tom (Ronald Zehrfeld) mit Fußpflegeprodukten, die dieser bereitwillig entgegennimmt, denn
auch er will damit jemanden beschwichtigen.
Seine Freundin Franziska Feldenhoven (Sandra Hüller) ist eine
überambitionierte Dokumentarfilmerin, die sich gerade an
einer Milieustudie über einen Arbeitslosen im Plattenbau
versucht, was sich allerdings als sterbenslangweilig erweist.
Ihren Frust darüber lässt sie an Tom aus und auch die Fußcremes, die Tom scheinheilig als Geschenk ausgibt, können
daran nichts ändern. Ganz mit sich beschäftigt, bemerkt
Franziska nicht, dass Tom ihr etwas beichten will. Denn Tom
verbringt seine Freizeit neuerdings als Furry.
Tom: „Das ganze Problem ist doch, dass die Menschen sich nicht wohl
in ihrer Haut fühlen. Ich mein, dass man lieber jemand anderes wäre.
Ich schließ mich da nicht aus, mir geht’s genauso.“
Franziska: „Ich fühl mich eigentlich ganz gut. Ich will nur, wenn ich
ehrlich bin, diesen Film nicht weitermachen. So sieht’s aus.“
Tom: „Stell Dir doch mal vor, Du könntest was ganz anderes sein. Und
trotzdem wärst Du Du selbst.“
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Maximilian: “Na, ihr Spasmos! Ready for the KZBesuch?”
Indes macht eine Gruppe Jugendlicher einen Schulausflug
zur Gedenkstätte eines Konzentrationslagers. Und obwohl
sich der Lehrer (Christoph Bach) redlich um seine Klasse
bemüht, ist die Horde pubertierender Schüler mehr mit sich
selbst beschäftigt. Der verträumte Dominik (Leonard
Scheicher) schmiert sich derweil ein Gesichtswurst-Brötchen,
liest mit seiner Freundin Natalie (Carla Juri) das Ghostworld
Comic und lässt sich gelassen von seinen schnöseligen Klassenkameraden Maximilian (Jakub Gierszał)
und Jonas (Max Pellny) foppen. Doch dann macht Dominik an einer Raststätte eine verhängnisvolle
Beobachtung: Er sieht wie Natalie Maximilian küsst. Dominik nimmt Reißaus, streunt durch weite
Rapsfelder und schließt Freundschaft mit einem Hirschkäfer bis er plötzlich in der Einöde wieder auf
Menschen trifft.
Inga und Georg Sandberg (Corinna Harfouch und Bernhard
Schütz) sind ein versnobtes Werber-Ehepaar, das mit dem
Auto auf dem Weg zum Pariser Flughafen ist. An den Menschen aus in ihrer Umgebung, wie Georgs Mutter, der im
Seniorenheim lebenden Frau Sandberg, oder den gemeinsamen Sohn Maximilian zeigen die beiden nur wenig Interesse, doch füreinander bringen sie viel Zärtlichkeit und
Witz auf. Als sie an einem abgelegenen Feldweg Rast machen, beobachtet Dominik Inga Sandberg eher zufällig als
sie sich erleichtert. Doch auch Dominik wird dabei gesehen – der empörte Georg wirft den Jungen zu
Boden. Inga gelingt es Georg zu beschwichtigen und den angeschlagenen Dominik mitzunehmen.
Nach der anfänglichen Skepsis stellt sich schnell heraus, dass sich die Drei äußerst sympathisch sind.
Das angeregte Gespräch über den deutschen Ist-Zustand findet jedoch ein fatales Ende für Dominik.
Inga Sandberg: „Weil es hier so hässlich ist. Und überfüllt mit unhöflichen, ruppigen Menschen. Die Innenstädte ausgebombt, die ehemaligen Bombenkrater zugeschmiert mit Beton… Stuttgart… oder Berlin.“
Als der Einsiedler von einem Spaziergang in die Waldhütte zurückkehrt, findet er Verwüstung und die
tote Krähe vor. Verzweifelt, wütend und hilflos, weiß er nicht einmal gegen wen er seine Wut richten
soll und lässt das Schicksal ein Opfer seiner Wahl treffen.
Währenddessen erlauben sich in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Maximilian und Jonas
einen grausamen Scherz: Als sich Natalie einen der Verbrennungsöfen näher ansieht, stoßen die
Jungs das Mädchen hinein und flüchten. Natalie schreit panisch um Hilfe, doch lange wird sie von
niemandem gehört. Durch ihr Wimmern wird schließlich Lehrer Nickel auf sie aufmerksam und befreit seine unter Schock stehende Schülerin. Dabei kommt es zu einem folgenschweren Missverständnis.
Aus dem anfänglichen Windhauch ist mittlerweile ein Sturm geworden und Beschaulichkeit weicht
düsterer Bedrohlichkeit, welche die Schicksale aller Personen miteinander verbindet.
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INTERVIEW
mit Frauke Finsterwalder und Christian Kracht
Frau Finsterwalder, Ihr Film beginnt im Wald, und aus der Natur heraus wird der Bogen in die Zivilisation, in die Überzivilisation gespannt. Von Anfang an hat man das Gefühl, es geht um etwas
Großes, ein Universalgefühl. Was war Ihr erster Impuls für diesen Film?
Frauke Finsterwalder: Wir fuhren, nachdem wir längere Zeit im Ausland gelebt hatten, zum ersten
Mal wieder über eine deutsche Autobahn. Die Menschen rasten, die Natur war nur unscharf an den
Rändern wahrzunehmen, alles war schalldicht, besiedelt, kalt und beängstigend.
War von Anfang an geplant, dass Sie mit Ihrem Mann Christian Kracht gemeinsam ein Drehbuch
schreiben?
FF: Ich wollte nach zwei Dokumentarfilmen einen Spielfilm machen und war auf der Suche nach einem Autoren, mit dem ich schreiben könnte. Christian Kracht meinte, er wäre doch der Richtige, derjenige, der verstehen würde, ich solle doch ihn nehmen. Und ich dachte, warum eigentlich nicht.
Dann habe ich mich gefreut, aber auch Angst vor der Enge der Zusammenarbeit gehabt; ich habe ihn
also gezwungen zu einem Anwalt zu gehen und wir haben einen Vertrag gemacht, in dem stand, dass
er sich nach dem Schreiben des Drehbuchs aus dem Film heraushalten müsste. Ich dachte, dass wir
uns sehr streiten würden, aber genau das Gegenteil war der Fall.
Christian Kracht: Es stellte sich ja schnell heraus, dass ich mein Handwerk unter das viel größere
Handwerk des Filmemachens stellen musste, nicht?
Wie empfanden Sie die gemeinsame Arbeit, Herr Kracht?
CK: Wenn man in der Ehe zusammen ist, ist man auch in Träumen zusammen. Man wacht nachts auf,
es fällt einem etwas aus dem Drehbuch ein, und dann muss man schnell den anderen wecken und
sagen, "eigentlich ist es ja so, dass, und wenn das so ist, stimmt dann das?“, dieser gemeinsame Prozess des Findens war schön.
Wie sahen Ihre Schreibphasen aus?
FF: Man muss sich das in etwa wie bei einer klassischen Analyse vorstellen. Der eine lag auf dem Sofa,
horchte in sich hinein, murmelte vor sich hin, der andere saß am Schreibtisch, schrieb mit, dann haben wir gewechselt. Wir haben rein intuitiv geschrieben...
CK: ...ja, das Horchen auf diese Intuition. Es ist wirklich möglich, durch solche Kleinstmeditation in
diesen Ozean des Bewusstseins seine Fingerspitzen, seine Hand einzutauchen und genau das herauszuholen, was man braucht. Es ist, als träume man wach.
Herr Kracht, konnten Sie gut damit umgehen, sich aus FINSTERWORLD zu verabschieden?
CK: Gewiss doch. Frauke Finsterwalder hat natürlich etwas übertrieben. Ich durfte ja auch zum Set
kommen, sollte im Schnittvorgang gerne Meinungen abgeben. Es war hochinteressant zu erleben, wie
aus diesem eigenen kleinen egoistischen Kram, den man so für sich selbst macht, etwas entsteht, das
weit darüber hinaus wächst – dass andere Menschen kommen, es auf vielen Ebenen weiter tragen, es
nicht nur besser machen, sondern den Kern des Ganzen erst frei schälen.
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Für mich ist FINSTERWORLD ein Wesen. Die Gefühle aus den einzelnen Geschichten fließen irgendwann zusammen, verstärken sich gegenseitig und werden Teil eines Ganzen.
FF: Finsterworld, diesen Titel, den gab es eigentlich schon so lange ich denken kann. Schon als Kind
war das da. Mir war sofort klar, dass es nicht um eine geradlinige Geschichte gehen wird, sondern um
eine gefühlte Welt, die etwas im Gesamten beschreibt. Es ging sehr schnell darum, die unheimlichen
Klappen unter dem Sichtbaren zu öffnen, die Essenz der Gefühle zu betrachten. Und es ging darum,
sich den Figuren positiv zu nähern, darum, sie voller Liebe zu zeichnen, nicht von oben herab, sich
von diesem im Deutschen Film vorherrschenden, trockenen Realismus vollends zu verabschieden. Für
mich ist Kino im Grunde immer eine Überhöhung.
CK: Und Unterhaltung.
Sieht Deutschland deshalb so gut wie nie aus in Ihrem Film?
FF: Mir gefiel irgendwann die Idee nicht mehr, die Umgebung hässlich zu zeigen, den Beton, die Autos. Das ist der Grund, warum in FINSTERWORLD immer die Sonne scheint, die Leute schön angezogen sind. Interessanter ist es doch, die Hässlichkeit aufzuzeigen, indem man sie nicht sieht. Die Welt
im Film ist sehr leer und exakt bezirkelt. Es fahren keine anderen Autos auf den Straßen, an der Tankstelle sind keine anderen Kunden, es gibt nur natürliches Licht.
CK: Wir sehen die Charaktere in ihren Kokons. Wir haben die Hüllen der Uniformierungen der Schüler,
die Bärenhülle von Ronald Zehrfeld, wir sehen die Panzer der Autos als Schalen...
... weil das auch die Gefühlswelt der Charaktere spiegelt? Das Schalldichte der Autos wird auch bei
den Menschen spürbar?
CK: Das Natürliche, dass es zu Berührungen kommt, ist in diesem Film ja fast nicht mehr möglich.
FF: Es gibt einen Moment bei der Kuss-Szene von Frau Sandberg mit ihrem Fußpfleger Claude, als sie
zu ihm sagt: ‚Mich hat so lange niemand berührt’. Und Claude erwidert: ‚Aber, ich hab dich doch berührt, viele Male’.
CK: Genau. Es gibt Surrogat-Berührungen, man hat sich eigentlich berührt, aber es liegt die tonnenschwere Last der Zivilisation dazwischen, Maschinen, die verlangen, dass man Verschiebungen vornimmt. Ronald Zehrfeld, der zu Furry-Treffen geht, sehnt sich nach eben dieser intentionslosen Berührung der anderen Kuscheltiere. Das ist im Film eine jener Ersatzhandlungen. Er könnte ja auch
einfach hingehen und seine Freundin Sandra Hüller berühren. Das zieht sich durch den ganzen Film.
FF: Überall auf der Welt küssen und umarmen sich ständig fremde Menschen, das gibt es ja in
Deutschland gar nicht.
Vor allem nicht intentionslos. Man vermutet gleich etwas: Wozu ist es gedacht, was will der von
mir?
CK: Exakt.
Stattdessen redet dieses Paar ständig auf groteske und sehr unterhaltsame Weise aneinander vorbei. Der Film lebt ohnehin auch von seinen starken Dialogen. Wie haben Sie die entwickelt?
CK: Vor dem Schreiben haben wir uns die letzten fünfzehn Jahre des zeitgenössischen Deutschen
Films auf DVD angesehen. Ich kannte das ja alles überhaupt nicht. Und mir fiel auf, dass in vielen dieser Filme fast gar nicht gesprochen wird, und wenn doch, dann so wie kein Mensch wirklich spricht.
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FF: Es wird immer sehr viel erklärt in den Dialogen, „Jetzt gehen wir mal da hin“, dann sagt jemand
„Nein, lass uns lieber dahin gehen“, als wären die Leute Roboter. Oder es wird über genau das gesprochen, was man ohnehin im Bild sieht. Ich finde gutes Kino ist, wenn man latent überfordert wird,
wenn immer etwas kommt, das man überhaupt nicht erwartet hat aus der inneren Logik...
CK: … wenn man als Zuschauer keine Luft holen kann.
FF: Es gibt in dem Film immer einen Subtext im Dialog, auf der Oberfläche sprechen Bernhard Schütz
und Corinna Harfouch über ihre Meilen-Karte, aber was liegt darunter? Warum fängt Inga gerade
dann mit der Karte an, wenn Georg über die Beziehung zu ihrem Sohn redet? Und darunter gibt es
immer einen weiteren ungesprochenen Subtext.
Ein Strang in FINSTERWORLD erzählt von einer Schülergruppe, die in einem Bus auf der Autobahn
zu einem KZ-Besuch fährt. Man erlebt, wie wenig Lust sie auf diesen Besuch haben, wie abgeschnitten sie vom Äußeren scheinen – und spürt gleichzeitig, daß sie in Wahrheit von ihrem Inneren abgeschnitten sind...
CK: ... und hier ist der sie begleitende Lehrer eine so interessante Figur, nicht, weil er aus seinem Innersten heraus diese Kinder wirklich humanistisch und moralisch erziehen und berühren möchte. Er
will sie zu besseren Menschen machen. Er hält diese wichtige, aus seinem absoluten Inneren kommende Rede in der Gedenkstätte, steht mit den Kindern da, und dann sagt keiner von denen auch nur
ein einziges Wort.
Wie kamen die Figuren zu Ihnen?
CK: Ich glaube, alle Figuren sind Variationen von uns beiden. Franziska. Dominik. Und natürlich ganz
besonders in Georg, der Mann von Inga, seine ganze sublimierte Aggression.
FF: Aber auch Inga.
CK: Das fällt einem natürlich erst hinterher auf. Meine Lieblingsfigur ist eigentlich Claude, der Fußpfleger. In einer Szene sieht man in Großaufnahme, wie er eine Hobelmaschine an den Fuß ansetzt,
die Schicht aufreibt, er versucht, die Schale aufzubrechen, nicht?
FF: Und das ist eigentlich das, was in dem Film passiert; dass man immer weiter hinein geht in diese
Verhornungen. Man löst etwas ab, wie ein Stück Schorf und guckt, was darunter ist.
Das Interview führte die Autorin Carmen Stephan.
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DAS BUCH ZUM FILM
„FINSTERWORLD ist Germany today. Ein Film wie ein psycho-geographisches Fresko von real lebenden deutschen
Personen, wie ein liebevoll zusammengestellter Quilt, in den langsam ein prachtvolles schwarzes Loch
hineinschmort, das sich ausbreitet und am Ende fast alles zerfrisst.“ Dominik Graf, Regisseur
„Die Welt, die FINSTERWORLD zeigt, kann weder das klassische Kino noch das Kino der Moderne angemessen erfassen.“ Michaela Krützen, Medienwissenschaftlerin
„FINSTERWORLD ist hohe Kunst, ist ein bitterböser und ein wunderschöner Film, und diese letzte
Diskrepanz ist das Markenzeichen jenes bürgerlichen Trauerspiels, das wir die Mediengeschichte unserer Gesellschaft nennen.“ Oliver Jahraus, Kulturwissenschaftler und Germanist
„FINSTERWORLD ist ein gnadenloses, lustiges und in seiner Verzweiflung anrührendes
Diagnose-Papier.“ Dominik Graf, Regisseur
Rezensionsexemplare können unter [email protected] angefordert werden
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DIE DARSTELLER
Ronald Zehrfeld (Tom)
Der 1977 in Ost-Berlin geborene Zehrfeld studierte an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin.
Schon während seiner Studienzeit wurde der 1,90 m große Zehrfeld
durch Peter Zadek für das Deutsche Theater in Berlin (u.a. "Mutter
Courage", 2003) entdeckt. Seine erste große Kinorolle bekam er in
Dominik Grafs DER ROTE KAKADU neben Max Riemelt und Jessica
Schwarz. Seitdem arbeitet er regelmäßig mit Dominik Graf zusammen, unter anderem spielte er eine Hauptrolle in der mehrfach
preisgekrönten Miniserie IM ANGESICHT DES VERBRECHENS (2010),
für den er den Grimme-Preis gewann, und in DAS UNSICHTBARE
MÄDCHEN (2011).
Fürs Kino folgte 2009 die Hauptrolle des Seeräubers Klaus Störtebeker in Sven Taddickens Abenteuer-Komödie
12 METER OHNE KOPF. 2011 hatte Zehrfeld einen Auftritt in Christian Schwochows Kinodrama DIE UNSICHTBARE. Zuletzt begeisterte er das Publikum an der Seite von Nina Hoss in Christian Petzolds auf der Berlinale prämiertem und danach vielfach ausgezeichneten Kinoerfolg BARBARA. Die Darstellung eines in die DDR-Provinz
versetzten Kinderarztes brachte ihm seine erste Nominierung für den Deutschen Filmpreis ein.
RONALD ZEHRFELD ÜBER ERFRISCHENDE DIALOGE, SEINE ROLLE UND ÜBERSPRUNGSHANDLUNGEN
„Gereizt hat mich an dem Projekt FINSTERWORLD in erster Linie das Drehbuch. Ich hatte schon lange
nicht mehr ein Drehbuch mit so erfrischenden Dialogen in der Hand, die nicht so konstruiert wirkten. Die Handlungsstränge und Figurenkonstellationen in diesem Buch hatten eine Frische, die den Zuschauer wach halten und
zwingen dranzubleiben.“
„Tom ist ein Polizist, der mit seiner Partnerin Franziska zusammenlebt. In ihrer Beziehung reden sie jedoch immerzu aneinander vorbei. Zwar haben sie die gleichen Wünsche und Sehnsüchte nach Nähe und Austausch
und danach, vom Partner wahrgenommen zu werden. Zwar merken sie, dass sie gar nicht mehr so viel miteinander
zu teilen haben und dennoch verspüren sie danach eine große Sehnsucht. So wird Tom immer wieder vor den Kopf
gestoßen, weil er es einfach nicht schafft, zu Franziska durchzudringen. Deshalb sucht er sich Ersatzhandlungen. In
seinem Fall ist das die sogenannte Furry Community. Dort schaffen sich ganz normale Leute mit einem sehr teuren
und liebevoll gestalteten Kostüm einen Schutzraum. Sie definieren sich über die Kostüme und verhalten sich wie die
Figuren, die sie darstellen. Ohne diesen Schutzraum jemals zu verlassen, leben sie auf diese Weise ihre Sehnsüchte
nach Streicheleinheiten oder Gesprächen aus. Tom findet Gefallen daran, dass in diesem Schutzraum des Eisbärenkostüms Begegnungen wieder möglich sind, die in der Realität auf direktem Weg nicht mehr stattfinden.“
„FINSTERWORLD ist gewissermaßen ein Diagnosepapier der deutschen Gesellschaft. In unserer heutigen
Welt des Überflusses, einer Welt der vielen Möglichkeiten, verarmen wird menschlich gesehen. Wir definieren uns
permanent über Äußerlichkeiten, über „Miles and More“-Karten, über Reisen, über diese Furry-Geschichte oder
über den Intellekt dieser jungen Generation. Der Film ist für mich ein Angebot wieder miteinander zu reden. Frauke
zwingt niemandem ihre Intention auf, sondern überlässt es dem Zuschauer, was er hineininterpretiert. Ich glaube,
dass man den Film erst einmal ein bisschen sacken lassen muss – der KZ-Besuch, das Furry-Kostüm sowie diese
Liebe von Michael Maertens mit dem Fußstaub. Man erwischt sich dabei, dass man sich ekelt oder sogar in einer
Übersprunghandlung lacht. Und im nächsten Moment begreift man, wie sehr man sich selbst in diesen absurden
Handlungen wiederfindet.“
12
Filmographie (Auswahl)
2004
2007
2008
2008
2010
2011
2011
2012
2012
2012
2012
2013
2013
Titel
Regie
Der rote Kakadu
In jeder Sekunde
12 Meter ohne Kopf
Im Angesicht des Verbrechens
Wir wollten aufs Meer
Barbara
Das unsichtbare Mädchen
Und morgen leben wir wieder
Weissensee
Die Unsichtbare
Die geliebten Schwestern
Finsterworld
Später im Sommer
Dominik Graf
Jan Fehse
Sven Tadikken
Dominik Graf
Constantin Hebbeln
Christian Petzold
Dominik Graf
Philipp Leinemann
Annette Hess
Christian Schwochow
Dominik Graf
Frauke Finsterwalder
Feo Aladag
Sandra Hüller (Franziska Feldenhoven)
Sandra Hüller wurde 1978 im thüringischen Suhl geboren und
studierte in den Jahren 1996 bis 2000 an der Hochschule für
Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Sie hatte seitdem Engagements am Theaterhaus Jena, am Schauspiel Leipzig, am
Theater Basel, an der Volksbühne Berlin sowie am Schauspiel
Hannover. Derzeit spielt sie in den Münchner Kammerspielen.
Für ihre herausragende darstellerische Leistung im Theater
wurde Sandra Hüller 2003 von „Theater Heute“ zur Nachwuchsschauspielerin und 2010 zur Schauspielerin des Jahres
gekürt.
Auf der Leinwand wurde sie mit der Hauptrolle in Hans Christian Schmids Exorzismus-Drama REQUIEM bekannt, für die sie 2006 unter anderem mit dem Silbernen Bären
der Berlinale, dem Deutschen Filmpreis und einer Nominierung für den Europäischen Filmpreis ausgezeichnet
wurde. Nach diesem Filmdebüt war sie in den Filmen MADONNEN von Maria Speth und ANONYMA von Max
Färberböck zu sehen. Es folgten unter anderen Auftritte in DER ARCHITEKT von Ina Weisse, FRÄULEIN STINNES
FÄHRT UM DIE WELT von Erica von Möller und BROWNIAN MOVEMENT von Nanouk Leopold. Für die Hauptrolle
in ÜBER UNS DAS ALL von Jan Schomburg erhielt sie 2011 eine weitere Nominierung für den Deutschen Filmpreis. 2013 drehte sie mit Jessica Hausner das von Kleists Tod inspirierte Drama AMOUR FOU. Beim Theatertreffen Berlin 2013 erhielt sie den 3 sat Preis für die Beste darstellerische Leistung.
SANDRA HÜLLER ÜBER DAS DREHBUCH, IHRE ROLLE UND DIE EBENEN DES FILMS
„Mich hat vor allem die Sprache fasziniert, die Christian Kracht und Frauke Finsterwalder da erfunden
und zum schillern gebracht haben. Es ist ungewöhnlich, dass ein Drehbuch so literarisch ausgefeilt ist, dass man es
so gerne liest. Es hat mich auf neue Ideen gebracht. Und dennoch konnte ich mich auch immer wieder davon distanzieren, mir sagen, dass ich vielleicht anderer Meinung bin. Manche dieser Provokationen gehören einfach in den
Kontext des Filmes.“
„Franziska Feldenhoven ist eine Dokumentarfilmerin, die einen sehr hohen Anspruch an ihren Beruf hat,
einen Anspruch jedoch, der vielleicht etwas abgehoben ist. In dem, was sie abbilden und zeigen will, sehnt sie sich
nach Schönheit, findet sie aber nirgends. Gleichzeitig möchte sie etwas Existenzielles erzählen. Das passt eben oft
13
nicht zusammen. Komischerweise speist sich ihre Bildsprache aus Spielfilmen anderer Jahrzehnte, anderer Jahrhunderte beinahe. Was sie möchte, ist also schlichtweg unvereinbar. Das passt auch nicht mit ihrer eigenen Person
zusammen, mit ihrem Ehrgeiz, mit ihrem eingeschränkten Blick. Ich glaube, sie hat irgendeine Abscheu gegen jede
Form von Chaos, gegen das, was nicht perfekt ist. Damit steht sie sich aber selbst im Weg. Sie ist eine sehr egozentrierte Figur, die aber gerade darin auch sehr lustig ist. Sie selbst findet das vielleicht gar nicht so witzig, aber so ist
sie eben.“
„Es gibt unterschiedliche Ebenen, auf denen der Film stattfindet. Es gibt zum einen die ästhetischäußerliche Bildwelt, sie ist sehr traum- und märchenhaft. Alles glänzt in ihr, alles ist schön komponiert und lässt
sich eigentlich nicht so richtig verorten. Das könnte überall sein. Dann gibt es zudem noch die Sprachwelt, die in
einem sehr starken Gegensatz zu der Bildwelt steht: Sie ist sehr hart, in ihr regiert der Diskurs. Und diese zwei
Ebenen laufen bei Christian Kracht ständig parallel. Das gefällt mir sehr.“
Filmographie (Auswahl)
2005
2006
2008
2008
2009
2009
2010
2010
2011
2013
2013
2013
Titel
Regie
Madonnen
Requiem
Anonyma – Eine Frau in Berlin
Der Architekt
Fräulein Stinnes fährt um die Welt
Fliegen
Ageth – Ein Völkermord
Brownian Movement
Über uns das All
Amour Fou
Pinocchio
Finsterworld
Maria Speth
Hans-Christian Schmid
Max Färberböck
Ina Weisse
Erica von Moeller
Piotr J. Lewandowski
Eric Friedler
Nanouk Leopold
Jan Schomburg
Jessica Hausner
Anna Justice
Frauke Finsterwalder
Michael Maertens (Claude Petersdorf)
Michael Maertens wurde am 30. Oktober 1963 in Hamburg
geboren und stammt aus einer Theaterfamilie. Nach dreijähriger Ausbildung an der Otto Falkenberg Schule in München,
ging er an das Hamburger Thalia Theater, wo er gleich für
seine erste Rolle mit dem begehrten Boy Gobert Preis ausgezeichnet wurde. Es folgten Engagements am Schiller Theater, Deutschen Theater, Berliner Ensemble, Maxim Gorki
Theater, Hamburger Schauspielhaus, Bochumer Schauspielhaus, Zürcher Schauspielhaus und Burgtheater Wien.
Maertens spielt in der Regel gleichzeitig in mehreren Inszenierungen an verschiedenen Häusern. In seiner Karriere
bekam er mehrere renommierte Preise, unter anderem wurde er von der Fachzeitschrift „Theater Heute“
zweimal zum Schauspieler des Jahres gekürt. Er ist Träger des Nestroy Rings und des Gertrud Eysoldt Rings, des
begehrtesten Schauspielerpreises Deutschlands. Er hat am Theater mit vielen wichtigen Regisseuren der Gegenwart gearbeitet. Immer wieder ist Maertens auch auf der Leinwand und im Fernsehen zu sehen. Im Kino
drehte er unter anderem mit Dominik Graf, Leader Hausmann und Detlev Buck. Im Sommer arbeitet er zum
ersten Mal zusammen mit Christian Petzold. Er lebt in Zürich und Wien.
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MICHAEL MAERTENS ÜBER EINE BEGLÜCKENDE DREHBUCHLEKTÜRE, SEINE ROLLLE, DIE WELT IN
FINSTERWORLD UND DEREN BEZUG ZUR REALITÄT
„An dem Projekt FINSTERWORLD hat mich zunächst vor allem das Drehbuch gereizt. Auf Empfehlung von
der Casterin Simone Bär und nach einem ausgiebigen Gespräch mit der Regisseurin Frauke Finsterwalder erhielt ich
das Drehbuch. Schon während des Lesens war ich fasziniert und beglückt. Das waren ganz wunderbare Dialoge
und Sätze, bei denen man sofort das Gefühl hatte, dass man das ganz toll spielen könnte. Zudem ist das Drehbuch
sehr komisch und traurig. Und als ich dann hörte, das Buch sei von Christian Kracht, da war ich noch beglückter,
denn ich habe ihn als Schriftsteller schon längere Zeit sehr verehrt. Große Überredungskunst für meine Teilnahme
bedurfte es dann nicht.“
„Claude Petersdorf ist ein einsamer, sensibler, liebenswürdiger, skurriler, trauriger, obsessiver, manischer,
reizender Mensch. Ich persönlich finde die Figur sehr sympathisch in ihrer Skurrilität, ihrer Einsamkeit, ihrer Liebessehnsucht, in ihrem ganzen Verhalten – und das trotz der im Film auftauchenden Obsession, die ja keine verbrecherische Obsession ist. Claude Petersdorf ist eben ein Fußfetischist. Er war mir einfach von Anfang an sympathisch.
Die Figur ist sehr humorvoll angelegt. Ich finde, dass man über die Figur auch lachen kann. Sie ist meiner Meinung
nach ein Sympathieträger des Films.“
„Ich glaube nicht, dass der Film den Anspruch hat, die Realität wiederzugeben. Aber die Fragen, die dort
gestellt werden, die beinahe voyeuristischen Einblicke, die wir in die Figuren erhalten, haben wahrscheinlich sehr
viel mit unserer Welt und mit dem, was um uns herum passiert, zu tun. Sonst würde uns der Film nicht so berühren.
Mir ist schon die Lektüre des Drehbuchs sehr nahegegangen. Es ist ein märchenhafter Film über die Menschen und
ihre Sehnsüchte, über ihre Fragen, die sie sich stellen, ihre Einsamkeit, ihre Liebesbedürftigkeit, den Halt, den sie
auf der Welt haben oder auch nicht.“
Filmographie (Auswahl)
1989
1992–1998
1995
1999
2005
2012
2013
Titel
Tiger, Löwe, Panther
Wolffs Revier (TV)
Das Glück meiner Schwester
Sonnenallee
Speer und er (TV)
Die Vermessung der Welt
Finsterworld
Regie
Dominik Graf
div.
Angela Schanelec
Leander Hausmann
Heinrich Breloer
Detlev Buck
Frauke Finsterwalder
15
Margit Carstensen (Frau Sandberg)
Margit Carstensen verbrachte ihr Kindheit in Kiel und Hamburg. Nach ihrem Schauspielstudium an der Staatlichen
Hochschule für Musik und Theater in Hamburg führte Margit
Carstensen ihr erstes Engagement nach Kleve, Heilbronn,
Münster und Braunschweig. 1965 wechselte sie an das
Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. 1969 folgte sie dem
Ruf des Theaters der Freien Hansestadt Bremen. Dort lernte
sie Rainer Werner Fassbinder kennen, mit dem sie bis zu
seinem Tod eine intensive Zusammenarbeit für Film, Fernsehen und Theater verband. Am Theater spielte sie die Serienmörderin Geesche Gottfried in der Uraufführung seines Stückes „Bremer Freiheit“. Unter seiner Regie brillierte sie u.a. in den Filmen DIE BITTEREN TRÄNEN DER PETRA
VON KANT (1972), MARTHA (1974), ANGST VOR DER ANGST (1975), MUTTER KÜSTERS FAHRT ZUM HIMMEL
(1975), SATANSBRATEN (1976), CHINESISCHES ROULETTE (1976), DIE DRITTE GENERATION (1979) und BERLIN
ALEXANDERPLATZ (1980). Für ihre herausragende Leistung in PETRA VON KANT erhielt sie 1973 das Filmband in
Gold und wurde von der deutschen Filmkritik zur besten deutschen Schauspielerin des Jahres gewählt. Eine
jahrelange Zusammenarbeit mit Christoph Schlingensief begann mit den Filmprojekt 100 JAHRE ADOLF HITLER –
DIE LETZTE STUNDE IM FÜHRERBUNKER (1989) und TERROR 2000 (1992). Es folgten die Theaterproduktionen
„Bambiland“, „Mea Culpa“ und „Eine Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“, sowie die Zusammenarbeit mit
René Pollesch in „Neues vom Dauerzustand“ und „Schmeiß Dein Ego weg“. Zudem hatte sie zahlreiche Gastengagements an bedeutenden Bühnen wie der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, dem Burgtheater
Wien und den Münchner Kammerspielen. Für das Kino drehte Carstensen u.a. mit Peter Zadek, Werner Schroeter und Leander Haußmann, wie auch mit dem polnischen Regisseur Andrzej Żuławski. 1985 spielte sie in Agnieszka Hollands oscarnominierten Film BITTERE ERNTE. In jüngerer Zeit arbeitete sie mit Filmregisseuren wie
Romuald Karmakar, Oskar Roehler und Detlev Buck zusammen. 2002 erhielt sie für ihre Rolle als „Käthe“ in
SCHERBENTANZ von Chris Kraus den Bayerischen Fernsehpreis.
Filmographie (Auswahl)
1972
1974
1975
1979
1980
1981
1982
1983
1985
1989
1992
1999
2000
2002
2004
2007
2013
Titel
Die bitteren Tränen der Petra von Kant
Martha
Angst vor der Angst
Die dritte Generation
Berlin Alexanderplatz
Possession
Liebeskonzil
Die wilden Fünfziger
Bittere Ernte
100 Jahre Adolf Hitler–Die letzte Stunde im Führerbunker
Terror 2000 –Intensivstation Deutschland
Sonnenallee
Manila
Scherbentanz
Agnes und seine Brüder
Hände weg von Mississippi
Finsterworld
Regie
Rainer Werner Fassbinder
Rainer Werner Fassbinder
Rainer Werner Fassbinder
Rainer Werner Fassbinder
Rainer Werner Fassbinder
Andrzej Zulawski
Werner Schroeter
Peter Zadek
Agnieszka Holland
Christoph Schlingensief
Christoph Schlingensief
Leander Haußmann
Romuald Karmakar
Chris Kraus
Oskar Roehler
Detlev Buck
Frauke Finsterwalder
16
Corinna Harfouch (Inga Sandberg)
Die 1954 in Suhl geborene Corinna Harfouch studierte an
der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. In
der DDR feierte sie in der Berliner Volksbühne mit der Aufführung der „Lady Macbeth“ in der Inszenierung von Heiner
Müller ihren ersten großen Erfolg. Nach der Wende wurde
sie 1997 für ihre Rolle des Generals Harras in „Des Teufels
General“ von den deutschen Kritikern zur Schauspielen des
Jahres gewählt.
Einem breiten Fernsehpublikum wurde Harfouch mit der
Serie UNSER LEHRER DOKTOR SPECHT und der Rolle der
VERA BRÜHNE im gleichnamigen Film von Hark Brohm bekannt, für die sie mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Schon davor war sie immer wieder im
Kino zu sehen. Dabei wechselte sie immer wieder zwischen größeren Filmproduktionen wie DER UNTERGANG
von Oliver Hirschbiegel, ELEMENTARTEILCHEN von Oskar Roehler, DAS PARFÜM von Tom Tykwer, und Autorenfilmen wie IM WINTER EIN JAHR von Caroline Link, THIS IS LOVE von Mathias Glasner oder WAS BLEIBT von
Hans-Christian Schmid.
Filmographie (Auswahl)
1995
1996
1997
1998
1999
2001
2004
2006
2006
2008
2008
2009
2012
2013
Titel
Das Versprechen
Sexy Sadie
Knockin' on Heavens Door
Solo für Klarinette
Der Große Bargarozy
Vera Brühne
Der Untergang
Das Parfum
Elementarteilchen
Berlin Calling
Im Winter ein Jahr
This Is Love
Was bleibt
Finsterworld
Regie
Margarethe von Trotta
Matthias Glasner
Thomas Jahn
Nico Hoffmann
Bernd Eichinger
Hark Bohm
Oliver Hirschbiegel
Tom Tykwer
Oskar Roehler
Hannes Stöhr
Caroline Link
Mathias Glasner
Hans-Christian Schmid
Frauke Finsterwalder
CORINNA HARFOUCH ÜBER DAS, WAS SIE AM PROJEKT BEGEISTERT HAT, DAS GEISTREICHE SPIEL
VON INGA UND GEORG UND ÜBER FINSTERWORLD ALS EINE ART GEWEBE
„An dem Projekt FINSTERWORLD hat mich zunächst vor allem das Drehbuch sehr angesprochen. Es legt
eine ganz sonderbare Art der Verzweiflung frei. Zwischen den Figuren gibt es einen großen Gefühlsstau, alles
stockt. Und dennoch wird das damit verbundene Unglück sehr amüsant erzählt. Ich dachte mir, dass gerade diese
Mischung eine Möglichkeit ist, auf ganz neue Weise etwas zu erzählen. Diesen Versuch, erzählerisch neue, andere
Wege zu gehen, finde ich sehr aufrichtig. FINSTERWORLD erzählt von all den ungeklärten Geschichten, von all den
Geheimnissen der Menschen, was sie voreinander verstecken und sich gegenseitig nicht zu erzählen wagen – gerade das ist es ja vielleicht, was sie so zynisch macht. Den Versuch, all das mit der deutschen Vergangenheit in Verbindung zu bringen, hat mich beim Lesen des Drehbuchs sehr erstaunt und begeistert. Auf eine gewisse Weise kann
man die Kinder verstehen, wenn sie sich auf ihrer Fahrt zur KZ-Gedenkstätte von allem abschotten. Und dennoch
tut es weh, das zu sehen. Es geht dabei zunächst gar nicht um eine Form des Gedenkens, sondern einfach nur darum, ob man überhaupt noch von irgendetwas angerührt werden kann. Dass in dem Drehbuch all diese feinen Fäden miteinander verwoben werden, hat mich dazu veranlasst, bei dem Projekt mitzumachen.“
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„Zusammen mit ihrem Mann ist Inga Sandberg aus Gründen, von denen wir nichts erfahren, in einem
großen Zynismus gefangen. Sie besitzen in ihrer Scharfzüngigkeit eine prinzipielle Ablehnung gegen alles und jeden
und betreiben ein möglichst geistreiches Spiel, das darin besteht, immer noch etwas zu finden, was an Deutschland
oder überhaupt an der Welt schrecklich ist. Damit sind die beiden natürlich ziemlich snobistisch.“
„Ich verstehe FINSTERWORLD als eine bestimmte Farbe, eine Art von Gewebe, das unterschiedliche Dinge
miteinander verbindet. Das hat mich an dem Film vor allem interessiert – dass man Dinge in einen Zusammenhang
bringt, um damit diese im Film thematisierte, unheimliche Kälte zwischen den Menschen zu erklären. Natürlich gibt
es in dem Film auch Liebe, dies aber nur auf eine ungewöhnlich abstruse, zugleich aber auch sehr schöne Weise.
Vor allem ist da jedoch eine gnadenlose Kälte. Und diese Kälte wird von Inga und Georg, die ja gewissermaßen das
Mittelglied der Familie sind, an die anderen Familienmitglieder weitergegeben. Wenn das dann mit dem KZBesuch, mit den Bildern dieser Vergangenheit in Verbindung gebracht wird, kann das einen nur gruseln. Diesen
Zusammenhang zwischen der Kälte der Menschen und der Vergangenheit stellt das Drehbuch her, und darauf habe
ich mich eingelassen.
Bernhard Schütz (Georg Sandberg)
Der Polizistensohn, geboren 1959 in Leverkusen, begann ein
Psychologiestudium, bevor er sich an der Hochschule der
Künste in Berlin einschrieb. Nach der abgeschlossenen
Schauspielausbildung stand er in Nürnberg und Berlin auf
der Bühne. 1988 erhielt er am Theater Basel sein erstes
festes Engagement. Als Intendant Frank Baumbauer 1993
ans Schauspielhaus Hamburg wechselte, folgte ihm Schütz
dorthin für zwei Jahre. Seit 1995 ist er nun Mitglied des
Ensembles der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und
wirkte dort in den wichtigsten Inszenierungen u.a. des Intendanten Frank Castorf mit. Auch bei Leander Hausmanns
Bühnenversion von „Die Legende von Paul und Paula“ (2000) wurde er eingesetzt. Der Rheinländer hat auch
schon Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder dargestellt – in Schlingensiefs Polit-Satire „Berliner Republik“ aus
dem Jahre 1999, die Schütz hervorragende Kritiken einbrachte.
Zu seinen wichtigsten TV-Produktionen zählen etwa DEUTSCHLANDSPIEL, DIE STUNDE DER OFFIZIERE und
SPIELE DER MACHT – 11011 BERLIN. Seine komische Seite zeigte in DER JOB SEINES LEBENS. Außerdem ist
Schütz seit 2007 als Vizepolizeipräsident Wolfgang Jacobi für KDD – KRIMINALDAUERDIENST (Regie: Matthias
Glasner, Lars Kraume, Andreas Prochaska u.a.) im Einsatz.
Im Kino war Schütz unter anderem zu sehen in BRANDNACHT, DIE 120 TAGE VON BOTTROP, HERR LEHMANN
und zuletzt in DAS SYSTEM.
BERNHARD SCHÜTZ ÜBER MANUFAKTUM-FASCHISTEN, DIE BINDUNG ZWISCHEN GEORG UND INGA, DAS MÄRCHENHAFTE IN FINSTERWORLD UND DEN WITZ DER VERZWEIFLUNG
„Ich wollte immer schon gerne einmal so einen Manufaktum-Faschisten spielen, der sich vor allem durch
Distinktionsgewinne definiert. Für ihn zählt, ob die Kordel im Flugzeug gespannt ist, ob seine Member-Karte funktioniert. So jemand führt nur noch ein Surrogat-Leben: Er trinkt Kaffee ohne Koffein und duscht ohne Wasser. Ihm
geht es nur noch um seine Oberfläche, die er immerzu poliert und versucht aufrecht zu erhalten – aber sein Kern ist
dabei völlig verloren gegangen. Das ist eine Figur wie in einem Comicfilm: Sie läuft über eine Klippe und läuft und
läuft und ist dabei völlig sorglos. Und erst in dem Moment, in dem sie herunterschaut, stürzt sie ab. Bei Inga und
Georg wäre das in dem Fall der Moment, in dem sie glauben, Georgs Mutter sei tot. Und dann begegnen sie auch
noch ihrem aufgebrachten Sohn..“
„Inga und Georg Sandberg sind kein zynisches, altes Ehepaar, sondern sie haben ein tiefes Interesse daran, miteinander zu spielen. Sie fordern sich heraus in der Analyse und Beschreibung ihrer Außenwahrnehmung. Es
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ist ja kein Zufall, dass sie dieses riesige Auto gewählt haben, mit dem sie dann durch die Welt fahren und sich alles
reinziehen können, was da draußen alles an schrecklichen Dingen passiert. Und das alles ist von einem echten Interesse füreinander getrieben. Sie wollen sich gegenseitig keineswegs herabsetzen oder verletzen. Sie sind sich sehr
zugewandt.“
„Es gibt wirklich sehr starke Märchenelemente in FINSTERWORLD: Der Junge mit seiner Reinheit, dann
die Täterschaft bei den anderen beiden Jungen. Dann gibt es da auch diesen Ofen, in den dann die Hexe oder Gretel
hereingestoßen wird. Man weiß eigentlich gar nicht, was da verbrannt wird. Das wache Mädchen, das nicht so sein
darf? Oder ist es der Einsiedler? Er baut eigentlich als einziger eine Kommunikation auf und wird dann zum Jäger
mit der Silberkugel, weil ihm das alles zerschlagen wird. Solche Märchenstrukturen finde ich wirklich toll, weil all
das scheinbar auf einer ganz realistischen Ebene des heutigen Deutschlands spielt.“
„Der Film ist der schmetternde Witz der Verzweiflung. In all der Not und in all dem Hoffen und Sehnen ist
der Film aber auch witzig und komisch. Mich berühren die Menschen in dem Film ungeheuerlich. Der Film fordert
zu der Frage auf: Wie wollen wir leben in Deutschland?“
Filmographie (Auswahl)
1996
2000
2003
2004
2005
2005
2006
2007
2007
2009
2011
2012
2013
2013
Titel
Regie
Die 120 Tage von Bottrop
Christoph Schlingensief
Deutschlandspiel
Hans Christoph Blumenberg
Herr Lehmann
Leander Haußmann
Das Schwalbennest
Maris Pfeiffer
Spiele der Macht – 11011 Berlin
Markus Imboden
Die Nachrichten
Matti Geschonneck
K3 – Kripo Hamburg: Ein anderer Mann Marcus Weiler
Auf Nummer sicher?
David Dietl
Die Frau aus dem Meer
Nikolaus Stein von Kamienski
66/67 – Fairplay war gestern
Carsten Ludwig und Jan-Christoph Glaser
Halt auf freier Strecke
Andreas Dresen
Das System
Marc Bauder
Der Schlussmacher
Matthias Schweighöfer, Torsten Künstler
Finsterworld
Frauke Finsterwalder
Johannes Krisch (Einsiedler)
Der österreichische Schauspieler Johannes Krisch ist seit
1989 viel beschäftigtes Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Er arbeitete mit Regisseuren wie Claus Peymann,
Jürgen Flimm, Leander Haussmann, Luc Bondy und Klaus
Maria Brandauer. Weitere Stationen absolvierte er bei den
Salzburger Festspielen und am Landestheater Liechtenstein.
Neben seiner Bühnenarbeit steht Krisch auch für Fernsehund KinoprodukƟonen vor der Kamera. Fernsehrollen
übernahm er u.a. in BAUERNOPFER (Regie: Wolfgang
Murnberger), BÖSER ERWACHEN (Regie: U. Egger), DER
SCHWARZE LÖWE (Regie: Wolfgang Murnberger) oder
ISENHART (Regie: H. Thurn).
In Götz Spielmanns preisgekrönten und oscarnominierten Film REVANCHE übernahm er 2009 seine erste
Hauptrolle in einem Langspielfilm. Parallel zu den Dreharbeiten von DIE VATERLOSEN drehte Johannes Krisch
mit Peter Patzak den Kinofilm KOTTAN. 2008 wurde er für seine Darstellung in „Freier Fall“ für den NestroyTheaterpreis als Beste Nebenrolle nominiert. Beim Grazer FilmfesƟval Diagonale im März 2011 wurde er für
seine Darstellungen in DIE VATERLOSEN, VIELLEICHT IN EINEM ANDEREN LEBEN und KOTTAN ERMITTELT: RIEN
NE VA PLUS mit dem Schauspielpreis ausgezeichnet. 2011 drehte er den internationalen Kinofilm 360 unter der
Regie von Fernando Meirelles.
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2003 zeigte sich der Schauspieler von einer ganz neuen Seite: Mit seiner Band, unter Leitung von Andreas Radovan, brachte er seine erste CD unter dem Titel „Mirrors“ heraus, die Coverversionen des von ihm verehrten
Lou Reed und dessen legendärer Band The Velvet Underground enthält.
Dieses Jahr drehte Krisch bereits den Kinofilm WHERE I BELONG unter der Regie von Fritz Urschütz, sowie zuletzt VERGISS MEIN ICH an der Seite von Maria Schrader unter der Regie von Jan Schomburg.
JOHANNES KRISCH ÜBER DIE WELT DES EINSIEDLERS UND DIE ERZÄHLFORM
„Der Einsiedler hat mit der Welt abgeschlossen. Er ist in den Wald gegangen, weil er von der Menschheit
genug hat. Er ist vom Leben enttäuscht worden und hat sich deshalb seine eigene kleine Welt aufgebaut. So wie die
anderen Episoden die Beziehung zwischen den Menschen beschreiben, so beschreibt diese Episode einen Menschen, der einen Vogel und in ihm seinen neuen Lebenspartner findet. Und plötzlich endet das alles, das Desaster
beginnt von Neuem. Und es zeigt sich, dass es ganz egal ist, ob Du aussteigst oder im Spiel bleibst. Wie heißt es so
schön? Wenn ein Schmetterling im Urwald seine Flügel schlägt, so wirkt sich das hier als ein Tornado aus. Und so
wirken sich auch bei uns alle Entscheidungen auf die Mitmenschen aus, auch auf diejenigen, die nicht in diesem
Spiel mitspielen wollen.“
„Mir gefällt in FINSTERWORLD vor allem die Langsamkeit und Behutsamkeit der Erzählform. Das ist
heute selten geworden in einer Zeit, wo immer sehr schnell geschnitten und erzählt wird, weil wir uns keine Zeit
mehr nehmen. Und dennoch gelingt es dem Film sehr gut, uns den Spiegel hinzuhalten. Man kommt dann aus dem
Film heraus und sogleich tun sich sehr viele Fragen über das Leben auf.“
Filmographie (Auswahl)
2002
2008
2010
2010
2011
2011
2013
2013
2013
Titel
Zwei Väter einer Tochter
Revanche
Vielleicht in einem anderen Leben
Kottan Ermittelt: Rien ne va plus
Die Vaterlosen
360
Finsterworld
Where I Belong
Vergiss mein Ich
Regie
Reinhard Schwabenitzky
Götz Spielmann
Elisabeth Scharang
Peter Patzak
Marie Kreutzer
Fernando Meirelles
Frauke Finsterwalder
Fritz Urschütz
Jan Schomburg
Christoph Bach (Lehrer Nickel)
Christoph Bach wurde 1975 geboren und absolvierte seine
Schauspielausbildung an der Universität der Künste in Berlin.
Ende der 90er Jahre entwickelte er mit Freunden die 1212-teilige Serie AUFTRAG MOABIT, die in Christian Ulmens
Show Unter Ulmen auf MTV ausgestrahlt wurde. Im Kino
debütierte er 2003 in der schwarzen Komödie NARREN von
Tom Schreiber. Noch im selben Jahr wurde er für seine Rolle
in DETROIT von Carsten Ludwig und Jan-Christoph Glaser mit
dem Förderpreis Deutscher Film als Bester männlicher
Hauptdarsteller ausgezeichnet. Es folgten unter anderem
Filmproduktionen wie der mehrfach prämierte Debutfilm
KATZE IM SACK (2005) von Florian Schwarz und Elisabeth Scharangs Fernsehfilm MEIN MÖRDER, dem der österreichische Fernsehpreis verliehen wurde. 2006 widmete „Das kleine Fernsehspiel“ des ZDF dem Schauspieler
eine vierteilige Spielfilmreihe. 66/67 – FAIRPLAY WAR GESTERN mit Christoph Bach in der Hauptrolle wurde
2009 auf dem Filmfest Zürich als Bester Deutschsprachiger Spielfilm ausgezeichnet. 2010 sah man ihn unter
anderem in Olivier Assayas' mit dem Golden Globe prämierten Spielfilm CARLOS – DER SCHAKAL. Für seine
Rolle als Rudi Dutschke im Dokudrama DUTSCHKE erhielt er 2010 den Deutschen Fernsehpreis. Zuletzt hat er in
20
SHIRLEY – VISIONS OF REALITY, Gustav Deutschs filmischer Belebung von 13 Gemälden Edward Hoppers, und
der neuen Kinoproduktion von Hannes Stöhr GLOBAL PLAYER – WO WIR SIND ISCH VORNE mitgewirkt.
CHRISTOPH BACH ÜBER DAS DREHBUCH, „LEHRER NICKEL“ UND SEINE ZUSAMMENARBEIT MIT
FRAUKE FINSTERWALDER
"Schon die erste Lektüre des Drehbuches war ein bisschen so, wie ich mir die Sichtung eines Ufos vorstelle: ganz plötzlich steht es auf der Sommerwiese vor mir – völlig unbemerkt von den üblichen Radarsystemen. Es ist
wunderschön, höchstwahrscheinlich gefährlich und irgendwie auch lustig. Vielleicht lag es daran, dass mir auch die
Figuren in FINSTERWORLD wie Aliens vorkamen. Auch beim weiteren Lesen blieben die Charaktere in Bewegung:
morgens erschienen sie mir sehnsüchtig und liebenswert, abends waren sie potentiell zu jeder Grausamkeit fähig."
"Lehrer Nickel hat eine Mission. Wir haben ihn uns als einen Mann mit den besten Absichten vorgestellt.
Er will seine Schüler um jeden Preis erreichen, sie mit der deutschen Geschichte konfrontieren und ihnen das damals Geschehene bewusst machen. Er weiß auch um die Ausflüchte und den Schutzwall der mangelnden Vorstellungskraft seiner Schüler. Trotzdem spürt man, dass er scheitern muss. Ich hatte auch immer die Idee im Kopf, dass
er das Internat seit seiner eigenen Schulzeit eigentlich nie wirklich verlassen hat.“
"Ich mochte sehr, dass Frauke Finsterwalder auf Fragen zum Buch auch mit Büchern geantwortet hat. Es
wurden keine Spielanleitungen verabredet, sondern es war eher der Versuch Geschichten mit Geschichten zu beschreiben: etwa Graham Greenes "Doctor Fischer Of Geneva" oder frühe Romane von Vladimir Nabokov. Beim
Dreh stellte sich außerdem heraus, dass Frauke Finsterwalders Nervenkostüm vollständig aus Platin-Iridium-Draht
zu bestehen scheint. Das hätte ich auch gern.“
Filmographie (Auswahl)
Titel
2003
2003
2005
2008
2008
2009
2009
2009
2011
2012
2012
2013
2013
Regie
Narren
Tom Schreiber
Detroit
Carsten Ludwig
Katze im Sack
Florian Schwarz
Finnischer Tango
Buket Alakus
Schattenwelt
Connie Walther
66/67 – Fairplay war gestern
Carsten Ludwig und Jan-Christoph Glaser
Dutschke
Stefan Krohmer
Carlos – Der Schakal
Oliver Assayas
Das schlafende Mädchen
Rainer Kirberg
Abseitsfalle
Stefan Hering
Shirley – Visions of Reality
Gustav Deutsch
Finsterworld
Frauke Finsterwalder
Global Player – Wo wir sind isch vorne Hannes Stöhr
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Carla Juri (Natalie)
Die Schweizerin Carla Juri wurde 2012 bereits das zweite Mal in Folge mit dem
Schweizer Filmpreis ausgezeichnet: Nach dem „Quartz 2011“ in der Kategorie „Beste Darstellung in einer Nebenrolle“ für ihren ersten Kinoauftritt in 180° (Regie: Cihan Inan), erhielt sie die Auszeichnung 2012 als „Beste Darstellerin“ für ihre Hauptrolle in dem Kinofilm DÄLLEBACH KARI (Regie: Xavier Koller). Bereits Anfang dieses
Jahres folgte eine weitere Auszeichnung: Während der diesjährigen Berlinale erhielt
sie für die Schweiz den renommierten European Shooting Star Award - Europe’s
best young Actors.
Die im Tessin geborene Carla Juri studierte den Schauspiel-Beruf in Los Angeles. Es
folgten Theaterengagements und diverse Weiterbildungen, unter anderem bei
Douglas Matranga, und der Theatrical Arts Theatre Company in Los Angeles sowie
am Actors Centre in London. Juri ist mehrsprachig aufgewachsen und spricht Deutsch, Englisch, Italienisch und
Französisch – was ihr eine Ausnahmestellung im europäischen Film sichert. So spielte sie unter anderem 2010
in Italien in einer Folge der RAI-Filmreihe L’UOMO DEI BOSCHI an der Seite von Terence Hill. In England stand sie
2011 für FOSSIL vor der Kamera. FEUCHTGEBIETE ist Carla Juris erste Hauptrolle in einer deutschen Kinoproduktion.
Filmographie (Auswahl)
2010
2010
2010
2011
2012
2012
2012
2013
2013
2013
Titel
180°
Stationspiraten
Ho sposato uno spirro
L’oumi dei boschi
Dällebach Kari
Jump
Fossil
Lovely Louise
Feuchtgebiete
Finsterworld
Regie
Cihan Inan
Mike Schaerer
Andrea Barzini
Enrico Oldoini
Xavier Koller
Bindu de Stoppani
Alex Walker
Bettina Oberli
David F. Wnendt
Frauke Finsterwalder
Leonard Scheicher (Dominik)
Leonard Scheicher wurde 1992 geboren und studiert zur Zeit an der Hochschule für
Schauspielkunst Ernst Busch. Im Jahr 2012 war er im Fernsehen in der SOKO 5113 –
PENTAGON zu sehen. Auf der Theaterbühne bei „M8 Mit!“. An den Münchner Kammerspielen sammelte er von 2009 bis 2011 zudem weitere Schauspielerfahrungen. Die
erste größere Nebenrolle erhielt er 2012 in Oskar Roehlers QUELLEN DES LEBENS. Darin
spielt er die Hauptfigur „Robert“ zwischen deren dreizehnten und siebzehnten Lebensjahr. Mit FINSTERWORLD ist er nun an einer weiteren großen deutschen Filmproduktion beteiligt.
Filmographie (Auswahl)
2012
2013
2013
Titel
Soko 5113 (TV)
Quellen des Lebens
Finsterworld
Regie
Sebastian Sorger
Oskar Roehler
Frauke Finsterwalder
22
Jakub Gierszał (Maximilian)
Der 25-jährige Pole Jakub Gierszał verbachte Teile seiner Kindheit in Hamburg und hat gerade sein Studium an
der Nationalen Theater Akademie in Krakau abgeschlossen. Schon während seines Studiums arbeitete er mit
dem polnischen Regisseur Jazek Borcuch zusammen. In dessen auf vielen internationalen Festivals ausgezeichneten Film ALLES WAS ICH LIEBE übernahm er 2008 seine erste Hauptrolle. Seitdem hat Gierszal in Polen mehrere weitere Kinofilme gedreht. Auf der Berlinale in der Reihe Panorama war er 2012 in Jan Komasas SUICIDE
ROOM zu sehen, für den er als „Shooting Star“ ausgezeichnet wurde. Anfang 2012 drehte er an der Seite von
Catherine McCormack in der englischen Produktion THE FOLD unter der Regie von John Jencks.
Filmographie (Auswahl)
2009
2010
2011
2012
2012
2013
2013
Titel
Alles was ich liebe
One Million Dollars
Suicide Room
Lasting
Yuma
The Fold
Finsterworld
Regie
Jacek Borcuch
Andrzej Kondratiuk
Jan Komasa
Jacek Borcuch
Piotr Mularuk
John Jencks
Frauke Finsterwalder
Max Pellny (Jonas)
Max Pellny wurde 1994 geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend in Berlin, wo er bis heute lebt. Er
wurde früh als Talent erkannt, und gab im „Jungen Deutschen Theater“ in Berlin sein Bühnendebüt mit „Clash“
unter Regie von Nurkan Erpulat. Der gleiche Regisseur holte Pellny dann auch auf die Bühne der Kammerspiele
des Deutschen Theaters und besetzte ihn in seiner Inszenierung „Das Schloß“ nach Franz Kafka. In
FINSTERWORLD spielt Max Pellny seine erste Kinorolle.
Dieter Meier (Pelzhändler)
Dieter Meier wurde 1945 in Zürich geboren. Neben seiner Arbeit als Fluxus-, Konzept- und Performancekünstler
ist der Schweizer auch Musiker, spielt Poker auf hohem Niveau und betätigt sich in Argentinien als Rinderzüchter. Seine Band „Yello“ ist eine der bekanntesten Elektropopbands der Welt. Er arbeitet weiterhin als Produzent,
Schauspieler und Regisseur.
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DIE FILMSCHAFFENDEN
Frauke Finsterwalder (Regie / Drehbuch)
Frauke Finsterwalder wurde 1975 in der Hansestadt Hamburg geboren. Nach
dem Studium der Literaturwissenschaften und Geschichte in Berlin arbeitete sie
am Maxim-Gorki-Theater und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und
war danach Redakteurin bei der „Süddeutschen Zeitung“. Später studierte sie
Dokumentarfilmregie an der Hochschule für Fernsehen und Film München.
Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in Ostafrika. FINSTERWORLD ist ihr erster
Kinospielfilm.
Filmographie (Auswahl)
2002
2004
2005
2007
2006
2009
Schulkrieg (KF)
0,003 Km (KF)
Expedition Heimat (LF, Reportage)
Weil der Mensch ein Mensch ist (MF, Dok.)
Total Control can be the Death of a Man’s work (MF, Dok.)
Die Grosse Pyramide (LF, Dok.)
Christian Kracht (Drehbuch)
In Saanen in der Schweiz wurde Christian Kracht am 29. Dezember 1966 geboren. Nach der Schule nahm er in den USA das Studium der Filmwissenschaften
auf, arbeitete für verschiedene Presseerzeugnisse und begann dann zu reisen –
durch Asien ebenso wie nach Schwarzafrika oder den Südpazifik. Er zählt zu den
bekanntesten deutschsprachigen Schriftstellern der Gegenwartsliteratur. Seine
Werke sind in mehr als fünfundzwanzig Sprachen übersetzt.
Romane:
1995
2001
2008
2012
Faserland
1979
Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten
Imperium
Weitere Werke:
1998
1999
1999
2000
2006
2006
2007
2009
2011
Ferien für immer (Reiseberichte – zusammen mit Eckhart Nickel)
Mesopotamia. Ein Avant-Pop-Reader (als Herausgeber)
Tristesse Royale
(zusammen mit Joachim Bessing, Eckhart Nickel, Alexander von Schönburg und Benjamin von Stuckrad-Barre)
Der gelbe Bleistift (Reiseberichte)
Die totale Erinnerung. Kim Jong Ils Nordkorea (Bildband – zusammen mit Eva Munz und Lukas Nikol)
New Wave. Ein Kompendium 1999–2006
Metan (zusammen mit Ingo Niermannn)
Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal (Reiseberichte – zusammen mit Eckhart Nickel)
Five Years: Briefwechsel 2004-2009. Band 1: 2004–2007 (zusammen mit David Woodard)
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Walker+Worm Film (Produktion)
Walker+Worm Film wurde 2008 gegründet. Schon während ihres Studiums an der Hochschule für Fernsehen
und Film München produzierten Tobias Walker und Philipp Worm zusammen zahlreiche Filmprojekte. Gemeinsam haben sie sich das Ziel gesetzt, im fiktionalen und dokumentarischen Bereich neue Wege zu gehen und
Geschichten zu erzählen, die den Zuschauer überraschen und herausfordern. Die individuelle Machart und der
Wunsch, die persönlichen Visionen der Regisseure bestmöglich umzusetzen, bilden das Zentrum jeder Produktion.
Walker+Worm Film Produktionen finden weltweit großen Zuspruch bei Kritikern und sind in den vergangenen
Jahren auf den renommiertesten Festivals aufgeführt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden.
Ihr Dokumentarfilm ALIAS wurde u.a. mit dem Max-Ophüls-Preis für den besten Dokumentarfilm bedacht. Ihren
ersten Spielfilm PICCO präsentierten sie 2010 auf den Internationalen Filmfestspielen in Cannes in der Sektion
"Quinzaine des Réalisateurs". Neben vielen internationalen Auszeichnungen erhielt PICCO den "Bernhard-Wicki-Filmpreis".
Bereits 2010 kam es bei ihrem Dokumentarfilm DIE GROSSE PYRAMIDE zur ersten Zusammenarbeit mit Frauke
Finsterwalder.
Filmographie (Auswahl)
2009
2010
2010
2012
2013
2013
Titel
Alias
Die große Pyramide
Picco
Schnee
Finsterworld
Und morgen leben wir wieder
Regie
Jens Junker
Frauke Finsterwalder
Philip Koch
August Pflugfelder
Frauke Finsterwalder
Philipp Leinemann
Simone Bär (Cast)
Simone Bär stammt aus Königs Wusterhausen bei Berlin. Direkt nach dem Fall der Mauer gründete sie das "Casting Studio". Vorausgegangen war eine mehrjährige Tätigkeit als Regieassistentin.
Heute ist Simone Bär ist eine der erfahrensten und erfolgreichsten Casting-Direktorinnen Deutschlands. Sie hat
unter anderem Sandra Hüller und Daniel Brühl für das Kino entdeckt. Die Regisseure Hans-Christian Schmid,
Christian Petzold und Oskar Roehler arbeiten regelmäßig mit ihr, aber auch international war sie in den letzten
Jahren unter anderem für Michael Haneke, Steven Spielberg und Quentin Tarantino tätig.
Bereits 2002 wurde Simone Bär auf der Cologne Conference mit dem Deutschen Castingpreis ausgezeichnet.
Seitdem gewann sie zahlreiche weitere Auszeichnungen.
Filmographie (Auswahl)
2000
2003
2006
2007
2008
2009
2009
2010
2011
2011
2012
2012
2013
Titel
Die innere Sicherheit
Good Bye Lenin!
Emmas Glück
Yella
Der Vorleser
Inglourious Basterds
Das weiße Band
Drei
War Horse (Casting Deutschland)
Dreileben
Quellen des Lebens
Barbara
Finsterworld
Regie
Christian Petzold
Wolfgang Becker
Sven Taddicken
Christian Petzold
Stephen Daldry
Quentin Tarantino
Christian Petzold
Tom Tykwer
Steven Spielberg
Christian Petzold
Oskar Roehler
Christian Petzold
Frauke Finsterwalder
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Markus Förderer (Kamera)
Markus Förderer wurde 1983 in Bühl (Baden-Württemberg) geboren. Während seines Studiums an der Hochschule für Fernsehen und Film in München realisierte er zahlreiche preisgekrönte Kurzfilme wie UNSICHTBARES
LICHT und MENA. Für HELL, sein Spielfilmdebüt als Kameramann, wurde er 2012 mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet und gewann zudem den Preis für die „Beste Kamera“ auf dem Genre-Festival SITGES (Spanien). Es folgte der Kinospielfilm PUPPE, ICKE UND DER DICKE (2011) sowie FINSTERWORLD (2012). Zuletzt
drehte er in New York I ORIGINS, das neue Science-Fiction Drama des Sundance Gewinners Mike Cahill.
Filmographie (Auswahl)
2008
2011
2011
2011
2013
Titel
Mena (Kurzfilm)
Geschwisterherzen (Kurzfilm)
Hell
Puppe, Icke und der Dicke
Finsterworld
Regie
Eileen Byrne
Mariko Minoguchi
Tim Fehlbaum
Felix Stienz
Frauke Finsterwalder
Andreas Menn (Schnitt)
Andreas Menn absolvierte von 1996 bis 2001 ein Diplomstudium an der Kunsthochschule für Medien Köln.
Seitdem realisiert er künstlerische Projekte und filmische Arbeiten, wie die Live-Videocollage "Kanalarbeiten",
die 2000 auf Viva Zwei gezeigt wurde. Von 2005 an arbeitet er als freier Filmeditor für Spiel- und Dokumentarfilme. 2012 wurde er für den Schnitt an HELL mit dem Bayerischen Filmpreis und dem Deutschen Kamerapreis
ausgezeichnet.
Filmographie (Auswahl)
2006
2006
2009
2009
2011
2012
2013
2013
Titel
Holt Bubinsky! (Serienpilot)
Tatort – Das namenlose Mädchen (TV)
Tod aus der Tiefe (TV)
Heimspiel
Hell
Frohes Schaffen
Finsterworld
Nicht mein Tag
Regie
Leander Haußmann
Michael Gutmann
Hans Horn
Bogdana Vera Lorenz
Tim Fehlbaum
Konstantin Faigle
Frauke Finsterwalder
Peter Thorwarth
Katharina Wöppermann (Szenenbild)
Katharina Wöppermann, Anfang der 60iger Jahre in Wien geboren, hat ebendort Bühnenbild studiert. Schon
während des Studiums arbeitete sie als Filmausstatterin. Seitdem machte sie das Production Design, manchmal
auch Kostümbild für rund 50 Spielfilme, darunter vorwiegend Autorenfilme fürs Kino im In- und Ausland. Sie
arbeitete mit RegisseurInnen wie Hermine Huntgeburth, Jan Schütte, Nico Hofmann, Stefan Ruzowitzky, Jessica
Hausner, Shirin Neshat und Raoul Ruiz zusammen. 2011 wurde Katharina Wöppermann für das „Beste Szenenbild“ für den Film WOMEN WITHOUT MEN von Schirin Neshat mit dem Österreichischen Filmpreis ausgezeichnet. Sie hat zwei Töchter und lebt in Wien und im Bergischen Land.
Filmographie (Auswahl)
2006
2009
2009
Titel
Klimt
Lourdes
Women Without Men
Regie
Raoul Ruiz
Jessica Hausner
Shirin Neshat, Shoja Azari
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2012
2012
2013
Grenzgänger
The Strange Case of Wilhelm Reich
Finsterworld
Florian Flicker
Antonin Svoboda
Frauke Finsterwalder
Michaela Melián (Musik)
Michaela Melián ist Musikerin und bildende Künstlerin. Sie lebt heute in Oberbayern und in Hamburg. In München und London absolvierte Melián ihr Kunst- und Musikstudium. Seitdem wurden ihre Arbeiten in zahlreichen
Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert, darunter in der Kunsthalle Bregenz, im Lentos Kunstmuseum
Linz, dem Neuen Museum Nürnberg, im Kunstverein München, im Sprengel Museum Hannover, Moskau MediaArtLab, ZKM Karlsruhe, Haus der Kunst München, Shedhalle Zürich, Ludlow New York und in der Cubitt Gallery London.
Als Musikerin in der bekannten deutschen Punk-New Wave-Band F.S.K., trat sie in Europa und Amerika auf, und
veröffentliche zahlreiche Aufnahmen. Zwischen 1980 und 1986 war sie Co-Herausgeberin des Münchner Magazins "Mode und Verzweiflung".
Melián erhielt für ihre Arbeiten neben anderen renommierten Auszeichnungen einen Grimme Preis, den
Kunstpreis der Stadt München und den Hörspielpreis der Kriegsblinden.
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