Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis
n. 44 - Mai 2008
cTc - kommunion und kommunikation
Inhaltsverzeichnis
1. Brief des Generalministers
Br. José Rodríguez Carballo, ofm –Rom, Italien
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2. Die Armut bei Klara von Assisi
Br. Rafael Blanco Pérez, ofm – Rom, Italien
6
3. Die heilige Agnes von Prag und ihre Botschaft für das
heutige Europa
Sr. M. Agnes Alžbeta Dufferová, osc- Maria Enzersdorf,
Österreich
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4. Verbunden in der „Gnade des Ursprungs“
Die Minderbrüder und die Armen Schwestern: ein Orden
oder zwei? (I Teil)
Sr. Edith van de Goorbergh, osc – Megen, Niederlande
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5. Die Klausur in unseren Tagen
für die Töchter der hl. Klara
Sr. Veronika Namoyo, osc - Lusaka, Zambia
6. Bekanntmachungen...
6.1
6.2
Italien
6.1.1 Versammlung der Präsidentinnen und
Geistlichen Assistenten der Föderationen der
Klarissen in Italien, die in Santa Maria degli
Angeli, stattfand.
6.1.2 Einhundert Jahre französische Klarissen in Assisi
1908 - 2008
Aus den Philippinen
6.2.1 Eine Einladung – laut und klar für unsere Zeit
Br. Bienvenido Baisas, ofm
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1.
Brief des Generalministers
Rom, 8. April 2007
Ostern
Prot.: 097831
AN DIE SCHWESTERN PRÄSIDENTINNEN
DER FÖDERATIONEN OSC
Liebe Schwestern Präsidentinnen OSC,
»Der Herr sei allezeit mit euch! Seid auch ihr allezeit mit
Ihm« (SegCl 16)!
Vor etwa 800 Jahren offenbarte der Höchste dem hl.
Franziskus, dass er »nach der Form des heiligen
Evangeliums leben« solle. Franziskus ließ es »mit wenigen
Worten und in Einfalt« niederschreiben, und »der Herr
Papst« hat es ihm bestätigt (Test 14-15).
Es sind also nun 8 Jahrhunderte vergangen, dass dies
geschah und das evangelische Abenteuer begann. Wir
Minderbrüder wollen dieses Jubiläum begehen, indem wir
dankbar der Vergangenheit gedenken, leidenschaftlich die
Gegenwart leben und uns vertrauensvoll der Zukunft öffnen
(vgl. Novo millennio ineunte, 1). Darum haben wir ein
Projekt erarbeitet - Die Gnade unserer Ursprünge -, um
unserem Leben und unserer Sendung eine besondere
Qualität zu geben, so dass wir »in schnellem Lauf; mit
leichtem Schritt, ohne den Fuß anzustoßen ...« um so
sicherer »den Weg der Gebote des Herrn gehen können (2Ag
12.15) und die Möglichkeit haben, auch in Zukunft »durch
das befreiende Angebot des Evangeliums unsere gespaltene,
ungerechte und nach Sinnerfüllung hungernde Welt zu
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stärken, wie es Franziskus und Klara von Assisi zu ihrer Zeit
getan haben« (Der Herr gebe euch Frieden, 2).
Wir wissen, dass wir auf diesem drei Jahre währenden Weg
mit
den
drei
Etappen
»Unterscheidung«
(2006),
»evangelisches Lebensprojekt« (2007) und »Feier unserer
Berufung« (2008-2009) nicht allein sind. Zu den vielen
Menschen, die uns dabei begleiten, gehört vor allem Ihr
Schwestern der hl. Klara. Ich persönlich erfahre sehr intensiv
Eure Präsenz and Begleitung auf dem Weg, den wir
begonnen haben, um mit stärkerer und kreativerer Treue
unser Lebensprogramm zu erfüllen (vgl. 2Agn 11).
Ich bin mir klar bewusst, wie viel ich persönlich Euch
verdanke und wie viel der Orden der Minderbrüder Euch
verdankt. Ebenso bin ich mir der Verantwortung bewusst,
die ich übernommen habe, nämlich »immer fleißig für Euch
besorgt und auf eine besondere Weise um Euch bemüht zu
sein« (TestKl 29). Seit dem Beginn unseres Jubiläumsweges
habe ich gemeinsam mit dem Generaldefinitorium darüber
nachgedacht, wie wir dieses Ereignis besser gemeinsam
feiern können. lm Gebet und im Prozess der Überlegungen
und aufgrund dessen, was ich von vielen Schwestern hörte,
ist mir der Gedanke gekommen, eine Begegnung mit allen
Präsidentinnen der Föderationen der Armen Schwestern der
hl. Klara zu unterstützen. Die Idee ist der Kongregation für
die Institute des geweihten Lebens und der Gesellschaften
des Apostolischen Lebens vorgetragen und von dieser gern
gebilligt worden.
Mit diesem Brief lade ich daher alle Präsidentinnen der
Föderationen der Armen Schwestern der hl. Klara zu einem
Treffen ein, das in Assisi vom 26. Januar bis 6. Februar
2008 stattfinden soll.
Sobald es uns möglich ist, schicken wir Euch ein detailliertes
Programm und genauere Informationen, um nach Assisi
kommen zu können. Heute möchte ich nur mitteilen, dass
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der 26. Januar der Tag der Ankunft und der 6. Februar der
Tag der Abreise sein soll. Während der gesamten Dauer der
Begegnung wird eine Simultanübersetzung in Englisch,
Italienisch, Portugiesisch, Spanisch und Deutsch angeboten.
Schließlich bitte ich Euch, das beiliegende Anmeldeformular
auszufüllen und es möglichst bald per Post oder Fax (+39
06 632247) an das Ufficio „Pro Monialibus” der Generalkurie
in Rom zu schicken.
Liebe Schwestern Präsidentinnen, ich bin überzeugt, dass
diese Begegnung eine Zeit der Gnade für Euch und uns sein
wird, eine Zeit, die uns helfen wird, in der Treue zum
Evangelium, das für uns gemeinsam »Regel und Leben« ist
(NbReg 1,1; RegKl 1,2), zu wachsen.
Für Euch alle erbitte ich den Segen des Herrn, unseres
Vaters, des hl, Franziskus, und unserer Mutter, der hl. Klara.
Mit brüderlichem Gruß
Fr. José Rodríguez Carballo, ofm
Generalminister
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2.
Die Armut bei Klara von Assisi
Br. Rafael Blanco Pérez, ofm – Rom, Italien
Wir wissen, dass die heilige Klara zum heiligen Franziskus
ging, um ein neues Leben zu beginnen, einen neuen Weg,
und sie entdeckte, dass dieser Weg nicht möglich war, ohne
sich darüber klar zu sein, was Armut sei. Die Lebensform, die
sie von Franziskus empfing, gründet auf der Armut, und
darauf basiert auch das Testament. Das bedeutet; dass das
Erbe, das sie den Schwestern hinterlassen hat, das Leben in
der Armut ist. […] Eine Armut, die sich zeigt innerhalb der
Klostermauern, in der Kontemplation, im Gebet und die sich
unterscheidet von dem anfangs befolgten benediktinischen
Modell. Die Armut ist die zentrale Dimension der mystischen
Erfahrung Klaras; die Nachfolge Christi wurzelt für sie in der
Armut. Erinnert euch daran, wie sie von Gregor IX. das
Privileg der Armut wollte und erhielt!
Klara fühlt sich frei, ihren Weg der Hingabe darin zu gehen,
indem sie die materiellen Güter verlässt und sich Gott
anvertraut. Um das Thema der Armut drehen sich tatsächlich
die Briefe an Agnes von Böhmen und die anderen Schriften,
mit deren Hilfe wir die geschichtlichen Ereignisse
rekonstruieren können. Nach ihrem Tod, erzählt Celano in
ihrer Lebensgeschichte, was aus dem Gebet, aus der Stille und
aus der beständigen Suche nach der höchsten Armut deutlich
geworden ist.
Was ist die Armut?
In der Bibel, zunächst in der Genesis, ist die Armut ein Übel,
ein Mangel, eine Grenze. Gott hat in der Schöpfung die
Armut nicht eingeplant. Der Glaubende ist nicht dazu
aufgerufen, die Zahl der Notleidenden zu vergrößern,
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cTc - kommunion und kommunikation
sondern sie einzuschränken bis dahin, die Not aufzuheben,
um allen die Lebensbedingungen zu gewähren, die Gott
ihnen zugeteilt hat; Wohlstand ist keine Gabe des Bösen,
sondern eine Gabe Gottes. Es ist eine unersetzbare Konstante
für das Glück des Menschen, die allen zukommt und nicht
nur einigen. Sein Übermaß kann das Gesamtwachstum des
intelligenten Seins aufhalten, das nicht nur Leib, sondern auch
Geist ist.
Im Evangelium ist der Reichtum eine Gefahr, aber vorher
noch ist das die Armut, weil das Risiko besteht, dazu
verurteilt zu sein, mühsam nach dem täglichen
Lebensunterhalt zu suchen, was bis zur Verkümmerung des
Geistes führen kann.
Die christliche Tradition hat aus der freiwilligen Armut das
Kennzeichen der Menschen des Gottesreiches gemacht. Viele
Generationen von Gläubigen waren eingeladen zu dieser
Entäußerung, zum Verzicht auf die materiellen Güter, um sich
nur um die Werte des Geistes und um das ewige Heil, das
eigene und das der Brüder und Schwestern, zu sorgen. Es
geht darum, kein Vermögen anzuhäufen auf der Erde,
sondern nur im Himmel, allerdings ist es nicht so zu
verstehen, als würde man durch eine radikale Entäußerung
automatisch das Himmelreich erlangen. Die Option für die
Armut kann immer einen Wert haben, aber er hängt einzig
vom Vorteil ab, den daraus zuallererst die Notleidenden, die
Bedürftigen und diejenigen, die sie auf sich nehmen,
empfangen. Gott hat kein Gefallen am Elend, auch nicht am
freiwilligen, wenn es nicht dazu dient, die Freude zu
vermehren, das Glück, den Frieden dessen, der es erträgt,
oder der Brüder und Schwestern, mit denen man das Leben
teilt. Es kann sein, dass ein Bruder oder eine Schwester sehr
arm an materiellen Gütern ist, aber dass er oder sie damit in
keiner Weise zum Glück der Brüder und Schwestern beiträgt,
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cTc - kommunion und kommunikation
die mit ihnen zusammen leben.
Im Buch Genesis finden wir einen Garten, in dem das Leben
leicht und behaglich ist. Der Boden bringt weder Kummer
noch Dornen hervor; es gibt weder Mühe, noch Schmerz,
keine Krankheit, keine Verwirrung, keine Leidenschaften,
keine Scham. Der Mensch ist weise, frei, gleichmütig,
unsterblich. Der Garten ist die Zukunft des Menschen. Die
Intention des Autors der Genesis ist immer auf den Menschen
hin gerichtet, jedoch nicht auf seinen Anfangszustand,
sondern auf seinen Endzustand. Das Bild des Gartens ist nicht
das eines Anfangs, sondern das eines Ziels, eines Ziels, das
noch zu erreichen ist. Es scheint so, als beschreibe der Autor
in seinem Bild eine schon vergangene Situation, aber in
Wirklichkeit ist es eine Zukunftsperspektive, ist es etwas, das
noch zu tun ist. Das Glück liegt nicht hinter dem Menschen
wie eine nostalgische Erinnerung an eine zugrunde gegangene
Welt, an ein verlorenes Paradies, sondern steht vor ihm als
Ansporn und als Ziel des Daseins. Eden ist das große Streben
des intelligenten Seins, es ist der Trost, der ihn aufrecht hält
auf seinem mühsamen Weg. Er ist gegenwärtig unglücklich,
unwissend, ungeordnet, Opfer der Umwelt, der Umstände
und der Leidenschaften, aber ursprünglich war es nicht so.
Man kann sagen, dass seine Berufung, seine Bestimmung eine
andere ist. Das Bild des Gartens ist das Programm und das für
jeden Menschen bestimmte Schicksal. Das irdische Paradies ist
eine Realität im Werden, die vom Menschen noch gebaut
werden muss; Gott bietet die Mittel und die Hilfen, aber der
Initiative des Menschen ist die Entdeckung und
Verwirklichung überlassen. Solange es eine Wüste bleibt,
anstatt sich dem Garten anzunähern, entfernt sich die Erde
vom göttlichen Plan und der Mensch zeigt, dass er die
Erhabenheit der empfangenen Berufung nicht bewahrt hat.
[…]
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Sehen wir nun, wie die Sicht Jesu ist. Jesus ist ein Prophet,
der Prophet der Armen; er verkündet den Armen die
Befreiung, aber vor allem anderen sucht er das Schicksal des
Armen zu teilen, es zu seinem eigenen Lebensstandard zu
machen. Jesus wählt nicht die Armut, sondern die Armen, um
ihnen zu helfen, aus der Ungesichertheit, der Beschwernis,
der Angst, in der sie sich normalerweise befinden,
herauszukommen.
Auf dem Berg hat Jesus gesagt: „Selig die Armen, die
Traurigen, die Sanftmütigen, die nach der Gerechtigkeit
Hungernden und Dürstenden“; aber dies heißt nicht, dass
Jesus den Mangel will und das Elend. Wer sich in Armut
verstrickt findet, tut gewöhnlich alles, um da
herauszukommen. Was schlägt Jesus uns vor? Er verleitet
nicht zur passiven Resignation, sondern fordert die Gläubigen
auf, sich zu mühen, dass es keine Unglückssituationen mehr
gibt. Die Botschaft der Seligpreisungen ist, im Licht der
biblisch prophetischen Tradition, unmissverständlich. Jesus
wendet sich an die Armen, an die Betrübten, an die
Hungernden nicht um sie aufzufordern, ihren Zustand zu
akzeptieren, sondern um dessen Ende anzukündigen. Jesus
preist die Armen nicht selig aufgrund ihrer Notlage, sondern
im Gegenteil: er verlangt, dass auch ihnen vor allen anderen
das Glück, der Wohlstand, die Freude am Leben gewährt sei.
Die Armen werden nicht selig gepriesen wegen der Armut als
solcher, sondern weil sie zu befreien sind aus dem Zustand
der Not, der Abhängigkeit, in der sie sich seit jeher befinden;
darum sind sie selig zu preisen. Das Ziel des evangelischen
Weges ist nicht die Armut, die Entbehrung von Gütern, der
Verzicht auf Freiheit oder auf Freude, sondern die
Nächstenliebe, die Liebe. Wenn Jesus die Armut gewählt hat,
dann nicht, um die Zahl der Bedürftigen zu vergrößern,
sondern um ihnen zu helfen, aus ihrem Lebensstand
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herauszukommen. Das Evangelium rät nicht die Flucht der
Güter, sondern sie zu teilen.
Was ist die Armut für Franziskus?
Wenn man an Franziskus von Assisi denkt, kommt uns
gewöhnlich seine Liebe zur Armut in den Sinn. In der Zeit, in
der er lebte, war er jedoch nicht der einzige, der von der
Armut begeistert war; noch vor ihm stellt man eine
Bewegung fest, entsprungen aus der Entscheidung für die
Armut, die in verschiedenen Gruppen in Europa lebendig ist.
Die meistens hatten häretische Züge: man denke an die
Armen Christi und an die anderen Wanderpredigergruppen,
die Katarer, die Humiliaten, die Waldenser … Aber diese
Armutsbewegung ist nicht der wahre Grund, warum
Franziskus die Armut umarmen wollte. Für Franziskus ist die
Armut nicht eine asketische Übung, sondern die Konsequenz
aus der Vereinigung mit Christus, die in der Taufe begründet
ist; es ist ein Ernstnehmen dessen, was im Brief an die
Philipper geschrieben steht: „Seid untereinander so gesinnt,
wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: Er war Gott
gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern
er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den
Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er
erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod
am Kreuz“ (Phil 2,5-8).
Für Franziskus von Assisi ist die Armut Teilhabe an der Wahl
Christi. Franziskus fühlt sich durch die Armut Christi zur
Armut gerufen. Er hatte gut verstanden, was in 2 Kor 8,9
gesagt ist: „Denn ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in
seiner Liebe getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen
arm, um euch durch seine Armut reich zu machen.“ Wenn
die Armut Christi unsere Armut wird, wenn wir in uns das
arme Sein Christi tragen, indem wir davon die Gegenwart
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der Geschichte fortsetzen, dann werden wir auch an seiner
Fülle teilhaben.
Das Zentrum der Lebensweise bei Franziskus ist die
Geschwisterlichkeit. In dieser Lebensweise der Brüder gibt es
keine Ökonomie der Aneignung, sondern eine
geschwisterliche Ökonomie. Die soziale Verbindung, die auf
wirtschaftliche Beziehungen gründet, ist von Natur aus
ungleich: wer mehr hat, verfügt über mehr. Die Verbindung,
an die die franziskanische Bruderschaft appelliert, ist das
Zusammenleben, zu dem alle beitragen können. Wenn
Franziskus und seine Brüder mit der wirtschaftlichen Logik
Assisis brechen, ist es im Wesentlichen nicht, um sich an die
Bedingungen der Kleinen anzupassen; sondern weil sie mit
einer Gesellschaft brechen wollen, die sozusagen mit der
Diskriminierung, der Ausgrenzung und dem Ausschluss
weitermacht. Nicht dass er unter die Armen ging und mit
ihnen lebt, lässt Franziskus, wie er im Testament schreibt, von
der Bitterkeit zur Süßigkeit hinübergehen, sondern dass er
unter dem Antrieb Gottes die Grenze überschreitet, die ihn
von den Leprakranken trennt, und ihnen Barmherzigkeit
erweist, um sie so in die Gemeinschaft der Lebendigen zu
führen. Für Franziskus von Assisi ist der entscheidende
Moment der Bekehrung der Durchgang von einer
menschlichen Bedingung zur anderen, es ist die Annahme der
eigenen Eingliederung und Eintritt unter die
Ausgeschlossenen, dessen Charakteristikum gerade das
Zurückgewiesensein um ihres Zustandes willen war. Arm sein,
im Sinne eines Lebens ohne irgendetwas Eigenes, bedeutet,
dass Franziskus sich nicht selbst in die Mitte setzt, nicht
Eigentumsansprüche um sich herum provoziert. Franziskus
verlangt nicht, Dinge zu besitzen, er beansprucht keine
Rechte auf andere Personen. Franziskus lobt und preist, ein
Zeichen der Liebe Gottes, die allen gilt. Für ihn bedeutet
Armut, Jünger Christi sein, die Begabungen, die Güter zu
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geben, die jeder hat und die nicht zum eigenen Nutzen und
Gebrauch da sind, sondern um die Welt in jenen Garten
Eden zu verwandeln, der Gottes Traum für die Menschheit
ist.
Was ist die Armut für Klara?
Die Armut ist für Klara ein einfaches und starkes
Lebensprogramm. Es bedeutet, der fundamentalen Idee
folgen, die Franziskus hinterlassen hat: das tun, was Christus
tat. Dies öffnet ihr neue Horizonte im Hinblick auf ein
Christentum, das sich auf seine Quellen besinnt. Sie betrachtet
die Armut als Quintessenz einer großzügigen Nachfolge. Die
Armut wird zu einem theologischen Ort, und deshalb nennt
sie sie: „heiligste Armut, selige Armut, heilige Armut,
gottgefällige Armut, Geschenk der Armut, Privileg der Armut,
absolute Armut, höchste Armut, Gemeinschaft reich an
Armut, unsere heilige Herrin Armut, leben in vollkommener
Armut, leben ohne Eigentum“. Für Klara ist die Armut ein
theologischer Ort, weil sie Jesus betrachtet, der in der
Nacktheit des Fleisches geboren wird und der sein Blut
vergießend stirbt. Er ist der Sohn unter uns und darum ist er
arm.
Die geistliche Erfahrung des „Mangels“ und die demütige
Dankbarkeit für die Erlösung fordern auf, noch einmal den
umgekehrten Weg zu gehen. Wie schon öfter gesagt, die
Armut ist für Franziskus und Klara nicht sosehr eine asketische
Übung, sondern ein Weise, in den armen, gekreuzigten und
erlösenden Christus umgewandelt zu werden. Jesus, der
nackt geboren wurde und sein Blut verströmend stirbt, ist für
Klara der Spiegel. Sie lädt ein, aus dem eigenen Leben einen
Spiegel zu machen, der reflektiert und getreu das Bild Jesu
Christi überträgt. Wir wissen, dass jeder Spiegel ein
authentisches Bild wiedergibt dank der Tatsache, dass es aus
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dem Urbild entsteht. Wir können sagen, dass Christus in
Franziskus Spiegel wird und diese in Klara und ihren
Schwestern, die gerufen sind, ihrerseits zu Spiegeln zu
werden, in denen alle, wirklich alle, das Urbild schlechthin
erkennen können: Christus.
In Klara ist die Armut nicht nur ein Ort oder hat nicht nur
einen theologischen Sinn; die Armut hat Sinn für das
Gemeinschaftsleben und für die Beziehung zu Gott. Klara
verteidigt die Armut nicht als ein Ziel in sich; die Armut ist
nicht das letzte Ziel ihres Lebens, sondern sie ist die Basis, um
die Beziehungen unter den Schwestern festzulegen, und die
Vorbedingung für eine intensive Beziehung zu Gott in Jesus
Christus. Klara will, dass ihr Lebensstil sich in einer radikalen
Armut umsetzt. Ein Teil dieser Armut ist die materielle Arbeit,
ein anderer die geduldige Annahme der physischen
Krankheiten und die Bereitschaft, der Anhäufung von
Reichtümern zu widerstehen, dem vergeblichen Versuch,
materielle Sicherheiten zu haben.
Klara kämpft darum, vom Papst das Privileg der Armut zu
erhalten, das ihr erlaubt, den Besitz jeglichen Eigentums
zurückzuweisen, und das tut sie, weil sie die notwendigen
Bedingungen schaffen möchte, um eine gegenseitige
Beziehung zu Gott, der Menschheit und der Welt
wiederherzustellen. Diese Wechselbeziehung wünscht sie zu
erreichen, indem sie ein armes Leben lebt, indem sie alle auf
die Falle einer Sicherheit hinweist, die eine Barriere zwischen
ihr und Gott, zwischen ihr und der Welt aufrichten würde.
Anstatt Reichtümer und Eigentum anzuhäufen und in
Sicherheit zu leben wie die Leute, wählt Klara eine
Lebensform randvoll vom Geist der Armut, der die Übung
gegenseitiger Liebe verlangt, Widerspiegelung der Liebe
Gottes zum Menschen.
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Im Lebensstil Klaras ist die Armut wesentlich. In ihrem
Testament liest man: „Nachdem der höchste himmlische
Vater sich gewürdigt hatte, mein Herz durch seine
Barmherzigkeit und Gnade zu erleuchten, dass ich nach dem
Beispiel und der Lehre unseres hochseligen Vaters Franziskus
Buße tue, habe ich bald nach seiner Bekehrung ihm freiwillig
zusammen mit einigen Schwestern, die mir der Herr bald
nach meine Bekehrung gegeben hatte, Gehorsam
versprochen, wie uns der Herr durch dessen
bewundernswertes Lebens und dessen Lehre das Licht seiner
Gnade geschenkt hatte.“
Für Klara bedeutet Armut, mit wenigen Mitteln zu leben,
ohne Vergünstigungen oder Privilegien, wieder ein
Gleichgewicht zu suchen zwischen dem, was notwendig ist,
und dem, was es nicht ist. Es meint den Wunsch nach einem
armen Leben frei von bequemen und bürgerlichen
Strukturen, es bedeutet, gemeinsam nach Mitteln zu suchen
wie Schweigen, gemeinschaftliches und persönliches Gebet,
um das innere Leben zu pflegen, es bedeutet, mit den
Schwestern die Frucht der Arbeit der eigenen Hände zu
teilen. Daher ist die Armut die Option für ein System des
einfachen Lebens. Zum Beispiel mit Geld nicht
vermögensbildend umzugehen. Heute wird es wesentlich
sein, von einfacher und geeigneter Arbeit zu leben, eine
soziale Unsicherheit im Rahmen der Unsicherheit der Arbeit
zu erproben, die geschwisterliche Beziehung zu pflegen, um
die Situationen der Not zu ertragen. Dies ist die Armut, die
heute die Schwestern Klarissen leben müssen.
Indem sie so leben, ist die Armut ein Ort der Begegnung. Die
Spiritualität Klaras betont, dass, nur wenn man sie als Ort der
Begegnung versteht, die Armut der Klarisse einen Sinn
gewinnt. Die Armut ist Begegnung mit dem Geheimnis des
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solidarischen Leidens mit dem Gekreuzigten, ist Begegnung
mit jeder Realität der Schwäche des Lebens und der
Menschen, in einer unbezwingbaren Bewegung des tiefen
Einklangs; sie ist Begegnung mit der Schwäche und der Armut
einer konkreten Kirche, die zwischen vielfältigen Gegensätzen
und Widersprüchlichkeiten zappelt; sie ist Ort der Begegnung
mit der Armut des eigenen Bruders, in dem man, jenseits
seiner offensichtlichen Grenzen, etwas Positives ahnt; sie ist
Ort der Begegnung im schrecklichen Bereich der universalen
Armut. Sie ist auch Ort der Begegnung und der Versöhnung
der inneren Armut, die einen Teil unseres eigenen Daseins
ausmacht. Die Option für ein armes Leben entfernt jedes
entfremdende Streben, hält das unvermeidliche Streben nach
Anmaßung des einzelnen und der Gruppe auf und mehr
noch, eröffnet den Prozess des Glaubens, der die Geschichte
und das Leben von innen her erneuert.
Ich schließe, indem ich an die Ansprache von Johannes Paul
II. an die Schwestern Klarissen von Caltanisetta erinnere. Der
Papst sagt: «Die heilige Mutter Klara schreibt: „Ich empfehle
alle meine Schwestern, die gegenwärtigen und die künftigen,
der heiligen Mutter, der römischen Kirche, sowie dem Papst,
(…) auf dass er um der Liebe jenes Gottes willen, der bei
seiner Geburt arm in die Krippe gelegt wurde, arm auf der
Erde lebte und nackt am Kreuz verblieb, allezeit seine kleine
Herde, die heilige Armut beobachten lasse, die wir Gott und
unserem hochseligen Vater Franziskus versprochen haben.“
Den armen und gekreuzigten Christus nachahmen, das ist das
franziskanische Ideal, von dem ihr Beispiel und lebendige
Botschaft sein sollt. Es handelt sich um ein Modell christlichen
Lebens, das der Poverello von Assisi gewählt hat als
Lebensmodell, ein gültiges Modell auch heute in einer Welt,
in der man häufig glaubt, die Quelle des Glücks im Reichtum,
in der Errungenschaft materieller Güter zu finden. Wie sehr
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cTc - kommunion und kommunikation
braucht die Menschheit euer Zeugnis, das sie zur Betrachtung
der wahren Werte führt, die von der Zeit nicht verschlissen
werden; wie sehr braucht sie eure ruhige Freude, die aus der
innigen Vereinigung mit Christus aufsteigt. Liebste
Schwestern, seid weiterhin treue Töchter des heiligen
Franziskus und der heiligen Klara. Die Armut voller Freude,
die Liebe zum Gekreuzigten, die Ganzhingabe euer selbst,
ohne Furcht und Zögern, bilden das Kostbarste, das ihr der
neuen Evangelisation anbieten könnt. Treu zur heiligen
Regel, wird jedes Kloster wie eine Burg des Evangeliums
erscheinen, gebaut auf dem Berg, zu dem hin die müden
Wanderer ihren Blick heben, um auf ihrem Weg Glauben und
Hoffnung wieder zu finden.
Mit solchen Ausblicken vertraue ich euch dem Schutz Mariens
und eurer heiligen Gründer an, eurer Heiligen und Seligen
und davon gibt es sehr viele in dieser Familie, die im Laufe
der Jahrhunderte Reichtümer der Heiligkeit hervorgebracht
hat, und gern erteile ich euch, die ihr hier seid, und allen
Klarissen, vor allem den alten und kranken, den
apostolischen Segen.»
Referat, das Br. Rafael Blanco Pérez, ofm anlässlich der
Versammlung der Föderationspräsidentinnen und – rätinnen der
italienischen Klarissen in Santa Maria degli Angeli gehalten hat –
Assisi, 27. Juni 2007
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cTc - kommunion und kommunikation
3.
Die heilige Agnes von Prag und ihre Botschaft
für das heutige Europa
Sr. Maria Agnes Alžbeta
Enzersdorf, Österreich
Dufferová,
osc-
Maria
Einleitung
Mit den Heiligen ist es genauso wie mit den Sternen. Aus der
Ferne schauen sie wie ganz kleine Lichter aus, und erst nach
einer tieferen Beobachtung und Forschung zeigen sie ihre
verborgenen Schätze, um uns mit ihren glänzenden Strahlen
zu faszinieren. Denn wenn wir staunend wissen, dass allein
„unsere Galaxie ungefähr 10 Sterne hat und eine von ihnen
unsere Sonne ist“1, so staunen wir um so mehr mit den
Heiligen, die uns mit ihrer Liebe so stark begeistern können,
dass wir uns „zu Dank und Jubel aufschwingen“ und mit der
„gesamten Schöpfung (…) Gottes Größe und Güte
preisen“2.
Die heilige Agnes, die sich selbst „Schülerin des heiligen
Franziskus und Tochter des böhmischen Königs“ nennt,3 „war
eine außerordentliche europäische Persönlichkeit des 13.
Jahrhunderts – hinsichtlich ihrer Herkunft, ihres Intellektes,
ihrer Kontakte zur geistlichen Elite ihrer Zeit und
hauptsächlich ihres Werkes, das auch für die Gegenwart
inspirierend ist“4.
Die folgende Studie bietet mit ihren zwei Teilen, Einleitung
und Schluss einen mehrschichtigen Blick auf das Leben einer
der bedeutendsten Frauen des Hochmittelalters an.
Der erste Teil – Agnes von Prag im Garten Klaras – „kleine
Pflanze des heiligen Franziskus“ – lenkt die Aufmerksamkeit
auf das Lebenswerk von Agnes, auf ihre Berufung hin, das
heißt, auf ihre ständig treue Mitarbeit mit demjenigen Herrn,
dessen leise Stimme sie immer so klar mitten auf stürmischer
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cTc - kommunion und kommunikation
See der ruhmsüchtigen Welt wahrnahm. Das Ziel dieses Teiles
ist keineswegs die Erstellung einer vollständigen Liste der
verschiedensten Taten von Agnes, sondern die Entdeckung
des „nur einen“ Notwendigen, das sie als „das Bessere
gewählt hat“ und das „ihr nicht genommen werden soll“.
(vgl. Lk 10,42)
Der zweite Teil – Agnes von Prag – ihre berühmte Herkunft
und ihr Erbe – gewährt einen reflexiven Einblick in das
historische, kulturelle und religiöse Milieu des mittelalterlichen
Europa im Hinblick auf seine heutigen Verhältnisse.
Agnes von Prag im Garten Klaras – „kleine Pflanze des
heiligen Franziskus“
„Franziskus steht am Anfang der Berufung Klaras und ihrer
Schwestern“, nicht nur in Assisi. Klara nennt sich seine „kleine
Pflanze“. „Das geistliche Band“ verbindet
„in der
Kontemplation Gottes die Minderbrüder und die Armen
Schwestern. ... Klara bemerkt mit Zufriedenheit, dass die
Kontemplation der Armen Frauen originaler Teil des
Charismas des hl. Franziskus ist“. Die Brüder, besonders nach
dem Tod des Franziskus, finden „in Klara die Hüterin des
ursprünglichen evangelischen Entwurfs“. Die gemeinsame
Berufung bildet die franziskanische Identität: Die Schwestern
und die Brüder nähern sich einander, um sich mitzuteilen
„was es Neues vom Herrn gibt“5. Heute würden wir sagen,
dass das typische Zeichen der franziskanischen Identität der
Jubel ist – Eine ständige und freudige Kommunikation unter
Brüdern und Schwestern über die vergangenen,
gegenwärtigen und mit „sicherer Hoffnung“ erwarteten
zukünftigen Großtaten des Herrn. Die heilige Klara fühlte,
dass Franziskus sie zum Bräutigam ihrer Seele führen könnte
und als Franziskus jemanden über Klara sprechen hörte,
fühlte er eine glühende Sehnsucht „diese außerordentliche
Braut“ zu begleiten. „Der Heilige Geist ist am Werk in diesen
beiden Herzen, die nach dem Absoluten dürsten.“6
Die «zündenden Funken» des Charismas von Franziskus und
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cTc - kommunion und kommunikation
Klara springen auf Agnes über und so ist sie „zu einem
«brennenden Ofen» geworden. So, wie Gott zusammen mit
Franziskus und Klara wirkt, so wirkt er auch mit Agnes: Aus
„jedem Dialog“ und Gebet macht er eine „Theophanie“,
eine „immer klarere Bekundung seiner Gegenwart und
seines Willens“.7 Der „Garten“ Klaras in Prag, wo Agnes in der
Klausur aus dem Verlangen, Christus mit ganzer Hingabe zu
lieben, sich einschließen will, ist auch als Garten Eden zu
verstehen, also als der Garten, wo der Herr, „gegen den
Tagwind“ hin, so gern einherschreitet. (Vgl. Gen 2,15b., 3,8a)
Obwohl die heilige Agnes (20.1. 12118 – 69.3. 1282) auf ihre
Seligsprechung (1874) fast 600 Jahre und auf ihre
Heiligsprechung (1989) mehr als 700 Jahre warten musste10,
ist sie die berühmteste böhmische Heilige geworden.11 Diese
Tatsache hat mehrere Gründe. Der Hauptgrund ihres
Ruhmes ist aber das Zeugnis ihrer äußersten Armut aus Liebe
zu Christus, ihrem Bräutigam. Die nach der heiligen Klara
„ehrwürdige und heilige Jungfrau, die Herrin Agnes, die
Tochter des erhabenen und ruhmreichen Königs von
Böhmen“12 zog mit bewundernswertem Mut und mit Demut,
als „die schönste der Frauen“ (Hld 6,1), den Blick „des
Geliebten“ auf sich und hat „in seinen Augen Gefallen
gefunden“ (Hld 8,10b). Um dieser Liebe willen verachtete sie
nun den ganzen Reichtum ihres Hauses (Vgl. Hld 8,7b) und
ließ sich wie ein Siegel auf das Herz des Geliebten legen.
(Vgl. Hld 8,6a)
Agnes war nicht zufrieden mit ihrem Zustand der königlichen
Tochter, sie wollte so sehr Gottes Dienerin sein, um dem
„armen Gekreuzigten“ mit „glühender Sehnsucht“13 (1Agn
13) nachzufolgen, sein Haus wieder von innen her
aufzubauen (vgl. Gef 13)14 und zur Stütze der gebrechlichen
„Glieder Christi seines unaussprechlichen Leibes“ zu werden
(vgl. 3Agn 8)15.
Die Prinzessin Agnes, die von Kindheit an in Klöstern (Trebnitz
und Doxan) erzogen wurde, „gewann jedoch eine starke“
Hinneigung „zum geistlichen Leben“.16 Ihr Verlangen wurde
erst nach dem Tod ihres Vaters Premysl Ottokar I. (?1155 –
19
cTc - kommunion und kommunikation
15.12.1230) erfüllt.
Schon 1231 gründete sie „nach dem Vorbild ihrer
Verwandten, Elisabeth von Thüringen, ... in Prag das Spital
des heiligen Franziskus mit einem Doppelkloster“ für
Minderbrüder und Klarissen. „Dabei wurde sie von ihrem
Bruder Wenzel I. sowie ihrer Mutter Konstanze unterstützt. Die
am rechten Moldauufer errichteten Stiftsbauten gehören zu
den ältesten gotischen17 Sehenswürdigkeiten in den
böhmischen Ländern. Papst Gregor IX. nahm das Kloster
1234 unter seine Obhut.“18
Die archäologischen Untersuchungen ermöglichten schon
1940-1942 und 1953-1955 eine bessere Vorstellung von dem
klösterlichen Komplex „Zum heiligen Franziskus“. „Dem Bau
des Klosters ging die Gründung eines Spitals voran, das
später den Kreuzherren mit dem Roten Stern anvertraut
wurde.“19
Das alles war für Agnes nicht das Wichtigste. Sie hatte
ständig das Beispiel von Franziskus und Klara vor Augen.
Beide Heiligen verließen die wohlhabenden Häuser ihrer
Eltern und bevorzugten die armen Wohnungen am Rand der
Stadt, um ihr Leben mit dem Schicksal der Armen zu teilen.
„1237 wurde Agnes feierlich in den Klarissenorden
aufgenommen und kurz darauf wurde sie Äbtissin des
Klosters. Sie war die erste Tochter aus dem Königshaus, die in
einen Orden mit strenger Armutspflicht eintrat.“20 Dennoch:
„die Königstochter“ bleibt „herrlich geschmückt, ihr
Gewand ... durchwirkt mit Gold und Perlen. Man geleitet sie
in bunt gestickten Kleidern zum König, Jungfrauen sind ihr
Gefolge“. (Vgl.: Ps 45,14-15)
Zwei Franziskanerbrüder in Prag – einer von Worms, der
andere Dietrich von Kutná Hora - verhalfen ihr zum Kontakt
mit Klara im Kloster San Damiano. Die spätere liebevolle
Beziehung beider Frauen wurde so freundschaftlich und tief,
dass Klara sich an Agnes wandte als an die Hälfte ihrer
Seele21, an den Schrein ihrer „herzlichen und ganz
besonderen Liebe“22.
20
cTc - kommunion und kommunikation
Agnes ging es nicht um Streben nach Erfolg, sie lebte
glücklich und zufrieden in immer größerer Dankbarkeit für
das Geschenk ihrer Berufung, Schönheit ihrer einzigen Liebe.
Schon vor dem Eintritt ins Kloster bemühte sie sich um
Tugenden. „Als ärmste Magd Christi mit einem schlichten, ja
hässlichen Gewande, keineswegs um den Körper zu
schmücken, sondern nur um ihre Blöße zu verdecken, damit
aller Ruhm der Königstochter nur von innen heraus strahle.“23
Ihr Leben, ähnlich wie das Leben von Franziskus und Klara
„wurde ständig angeregt von dem Verlangen, ohne Furcht
und ohne Zögern neu zu beginnen“24. Denn „keiner, der in
den Krieg zieht, lässt sich in Alltagsgeschäfte verwickeln …
und wer an einem Wettkampf teilnimmt, erhält den
Siegeskranz nur, wenn er nach den Regeln kämpft“. (2 Tim
2,4-5) Die heilige Agnes eignete sich diese Kampfregeln an
und erkannte schon lang vor ihrem Eintritt ins Kloster, „wie
vergänglich das Reich dieser Welt ist“.
Sie setzte alles auf eine Karte, befahl „all ihr Gold und Silber
sowie allen kostbaren Schmuck, den sie besaß, und sonstige
Kostbarkeiten zu verkaufen und unter den Armen zu
verteilen, wobei sie sich wünschte, dass diese irdischen
Güter, indem sie in die Hände der Armen gelangen würden,
die himmlischen Schätze vermehren mögen“. Nach dem
Beispiel ihrer Cousine Elisabeth von Thüringen (1207-1231)
errichtete sie „das berühmte Krankenhaus neben der Brücke
der Stadt Prag zu Ehren des heiligen Franziskus“.
Kaiser Friedrich II., wissend, dass sie eine tüchtige Frau war,
wollte sie heiraten, bat ihren Bruder Wenzel I. um ihre Hand.
Doch nach der Kenntnis ihres Entschlusses reagierte er
demütig, aus christlichem Glauben, voller Verständnis mit
folgenden Worten: „Da die Schwester des böhmischen
Königs aber einen höheren Herrn, als Wir es sind, erwählt hat,
wollen Wir diese Tat nicht als eine Beleidigung ansehen, da
Wir glauben, dass dieser Entschluss durch Gottes Eingebung
geschehen ist.“ Die Königstochter strahlte von innen heraus
„in Gestalt der Reinheit des Gewissens und der
Mannigfaltigkeit der schmückenden Tugenden“.25
21
cTc - kommunion und kommunikation
Agnes von Prag – ihre berühmte Herkunft und ihr Erbe
Die Verwandtschaft der heiligen Agnes ist berühmt, ihre
Familienmitglieder sind meistens weltweit bekannt. Von
diesen Personen sind mehrere von Bedeutung für die
Geschichte der Völker Europas, einige selig- und
heiliggesprochen. Sei es der Vater von Agnes, Premysl
Ottokar I. (1155 – 1230), „ihre Mutter – die zweite Gattin des
Königs – die fromme Konstanze von Ungarn“26 (1181 – 1240),
Tochter von Béla III. von Ungarn und Anne de Chantillon, ihr
Bruder Wenzel I. (1205 – 23.9.1253), ihre Schwester Anna
Lehnická, oder ihr Neffe, Sohn von Wenzel I., Enkel von
Premysl Ottokar I. und einer der bedeutendsten böhmischen
Könige Premysl Ottokar II. (?1233 – 26.8.1278), der
„bezaubert von der Schönheit“ der Tochter des ungarischen
Königs Béla IV. war, der heiligen Margarita (1242 – 18.1.1270)
später Dominikanerin, um deren Hand er vorher bat. Sei es
„ihre Cousine, die heilige Elisabeth von Thüringen (1207 –
1231), oder ihre Tante, Herzogin und heilige Hedwig (von
Andechs) von Schlesien (1174 – 15.10.1243 in Trebnitz).
Wir sollten vielleicht nach dem Sinn dieser Zusammenhänge
an der Kreuzung der heutigen Menschheit fragen. Denn
nicht die Starken der Heerscharen auf den Kampffeldern
und Kriegen schreiben die Geschichte, sondern die
„Kleinen“. Die Heiligen sind es, die die Richtung der ganzen
Geschichte inmitten von Leiden, durch ihre eigene
Ohnmacht und Bereitschaft zum Opfer, aus reiner Liebe zu
Gott bestimmen, weil sie seinen heiligen Willen am besten
erfüllen. Die Mächtigen aber „werden gerichtet mit Macht“.
(Weish 6,6). Das „Vertrauen auf die Macht der
Ohnmächtigen, die aus dem Geheimnis des Kreuzes
kommt“27, geschieht ausschließlich auf Grund des
geschenkten Glaubens.
Eine weitere Frage geht über das Warum der so späten
Heiligsprechung von Agnes (erst 1989). Sind es wirklich nur
historische, kulturelle oder religiöse Hindernisse? Sind es nicht
viel mehr die ausdrücklichen Spuren der göttlichen
22
cTc - kommunion und kommunikation
Vorsehung? Johannes Paul II. sprach Agnes, die „mit allen
europäischen Dynastien versippt war“28 heilig nach zehn
Jahren seines päpstlichen Dienstes, am 12. November 1989,
an der Schwelle der samtenen Revolution in Prag. Das war
ein Signal, ein Zeichen mit einer konkreten Bedeutung: um
Freiheit zu kämpfen. Derselbe Papst erhob am 3. Oktober
2004 den Carlo d´Austria (1887-1922) Imperatore e Re29 als
letzten Seligen seines Pontifikates zur Ehre der Altäre. Hat der
gute Papst unbewusst einen Fehler gemacht? Schwerlich.
Die Zeiten ändern sich. Europa hat ein weiteres Zeichen
bekommen: Es braucht dringend eine vollständige
Versöhnung seiner Völker.
Zwischen Agnes und Karl stehen acht Jahrhunderte.
Agnes, die Königstochter, begeisterte mit ihrem neuen Weg
der Armut, verlässt die Welt, zieht sich in die Verborgenheit
eines Klarissenklosters zurück.
Karl, wenig verstandener
begabter junger Herrscher, endet nach erfolglosem Mühen
um den Frieden der Völker Europas im Exil zu Funchal auf
Madeira. Er „trug die goldene Krone, die sich durch seine
Verantwortung und Liebe zur Wahrheit in die Dornenkrone
verwandelte. Damit ist er für uns ein Zeichen geworden:
Europa braucht Menschen, die sich verwunden lassen, die
Nein zum Egoismus und zur Sünde sagen.“30 Karl stirbt
verlassen von „Freund“ und Feind. Doch zu seinem
Begräbnis „an jenem Frühlingstage im April 1922 kamen alle
Inselbewohner – 30.000, um ihrem Freund die letzte Ehre zu
bezeigen, dessen letztes Wort «Jesus» war.“31
Die Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber unsere
Verhältnisse als Sünder, bleiben dieselben. In der
Apostelgeschichte lesen wir etwas Ähnliches: „Da trat Petrus
auf, erhob seine Stimme und begann zu reden: Ihr Juden …
habt ihn (Jesus Christus) durch die Hand von Gesetzlosen
ans Kreuz geschlagen und umgebracht. … Als sie das
hörten, traf es sie mitten ins Herz, und sie sagten zu Petrus …
Was sollen wir tun, Brüder?“ (Vgl. Apg 2, 14.23.37)
Was sollen wir heute tun, Schwestern und Brüder? Umkehren
und die Gabe des Heiligen Geistes empfangen, um die
23
cTc - kommunion und kommunikation
Verheißung Gottes zu erlangen. (Vgl. Apg 2, 38-39) Mögen
uns alle Heiligen helfen!
Schluss
Reich sein in Armut – von Gott geschenktes Charisma – das
Armutsideal, um das Klara ihr ganzes Leben lang kämpfte.
Sie lehrte es oft ihre Gefährtinnen32. Agnes war davon im
Tiefsten ihres Inneren betroffen. Da konnte sie ein ganz neues
Leben beginnen, ein Leben der echten Liebe.
In Einfachheit, ohne etwas Besonderes zu tun, nur das
Evangelium Jesu Christi leben.
Durch ein ganz freies Ja, Christus dem armen Gekreuzigten
nachfolgen und Ihm ähnlich werden.
Verwendete Literatur
Agnes von Böhmen, Gebetsblatt. Rom/München, 12.11.1989.
Bini, Giacomo, Klara von Assisi ein Lobgesang. Brief des
Generalministers, 63 S. Rom : JA per Ufficio Comunicazioni OFM,
2002, 63 S.
Blažek, Mikuláš/Ďurček, SJ Karol/Rojka, SJ Ľuboš, Filozofický
a fyzikálny pohľad na vesmír, Bratislava : Typi Universitatis
Tyrnaviensis a VEDA SAV, 2006, 315 S. ISBN 80-8082-079-1 (Typi
Universitatis Tyrnaviensis), ISBN (Veda) 80-224-0929-4
Die Bibel. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung. Freiburg/
Basel/Wien : Herder, 1995, 1460 S. ISBN 3-451-18988-7 Gebunden,
ISBN 3-451-19998-X Paperback, ISBN 3-451-19999-8 Leder
Goldschnitt
Die Feier des Stundengebetes. Franziskanisches Proprium für die
franziskanischen Ordensgemeinschaften des deutschen
Sprachgebietes, Freiburg/Basel/Wien : Herder, 1980, 477 S.
Fassbinder, Maria, Die selige Agnes von Prag. Eine königliche
Klarissin. Wert/Westf. : Dietrich-Coelde-Verlag, 1957, 180 S.
24
cTc - kommunion und kommunikation
Feu et lumière. 800ème anniversaire de la naissance de sainte Claire
d´Assise, N0 109 – 13 F – Juillet – Août 1993 50140 Mortain – 47 S. ISSN
0760-5099
Lehmann, Leonhard (Hg.), Das Erbe eines Armen. FranziskusSchriften, Kevelaer : Topos plus, 2003, 194 S. ISBN 3-7867-8464-7
L´Osservatore Romano, Giornale quotidiano politico religioso.
Speciale Supplemento a „L´Osservatore Romano“ N. 229 –
Domenica 3 ottobre 2004, 16 S.
Němec, Jaroslav, Die Verehrung der seligen Agnes von Böhmen
und der Prozeß ihrer Heiligsprechung, Thaur/Tirol : Österreichischer
Kulturverlag, 1989, 159 S. ISBN 3-85395-1279
Schauber, Vera/Schindler, Hanns Michael, Heilige und
Namenspatrone im Jahreslauf, Augsburg : Pattloch Verlag, 1993,
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Schlosser, Marianne (Hg.), Im Spiegel Christi. Die Schriften der Klara
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http://www.abcsvatych.com/rozdeleni/cestisvati.htm
1
Blažek, Mikuláš/Ďurček, SJ Karol/Rojka, SJ Ľuboš, Filozofický
a fyzikálny pohľad na vesmír, S. 270.
2
Lehmann, Leonhard (Hg.), Das Erbe eines Armen. Franziskus25
cTc - kommunion und kommunikation
Schriften, S. 15.
3
„Mit diesen Worten – mit Demut, aber zugleich stolz – stellte sich die
premyslidische Prinzessin Agnes im Jahre 1245 in einer der Urkunden
vor, die die Stellung des Hauses des heiligen Franziskus betrafen.“ In:
Schneibergova, Martina: Spaziergang durch Prag [21.04.2001].
4
Schneibergova, Martina: Spaziergang durch Prag [21.04.2001].
5
Vgl. Bini, Giacomo, Klara von Assisi ein Lobgesang. S. 21-22.
6
„L´Esprit Saint est à l´œvre dans ces deux cœurs assoiffés d´absolu.“
Vgl. Renault, Agnès: Clair miroir de Marie. S. 4-15. In: Feu et lumière.
800ème anniversaire de la naissance de sainte Claire d´Assise, S. 6-7.
7
Vgl. Bini, Giacomo, Klara von Assisi ein Lobgesang, S. 21-22.
8
„Das genaue Geburtsdatum der Agnes ist nicht bekannt. Ihr Vorname
deutet auf die Zeit um den Tag der römischen Märtyrerin Agnes [?304] –
d.h. auf den 21. Januar 1211 hin.“ Was ihr Gebutsjahr betrifft, gibt es
drei Möglichkeiten: „Agnes, die 1207 (möglicherweise auch 1205 oder
1211) als Tochter des böhmischen Königs Ottokar I. zur Welt gekommen
war…“ In: Schauber, Vera/Schindler, Hanns Michael, Heilige und
Namenspatrone im Jahreslauf, S. 86.
Da das bezeichnete Geburtsjahr des älteren Bruders von Agnes, Wenzel
I. (1205 – 23.9.1253) http://cs.wikipedia.org/wiki/Ane%C5%BEka %
C4%8Cesk%C3%A1 auf das Jahr 1205 fält, können wir das Jahr 1205
als Geburtsjahr von Agnes als unwahrscheinlich ansehen.
9
So nach http://www.abcsvatych.com/rozdeleni/cestisvati.htm. Ältere
Quellen sprechen über den 2. März. Vgl. Schauber, Vera/Schindler,
Hanns Michael, Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf, S. 86, oder
Die Feier des Stundengebetes. Franziskanisches Proprium, S.55. Im
Proprium ist sogar Klaras Sterbejahr „zwischen 1280 und 1283“
bestimmt. S. 55.
10
„Die Bemühungen um die Heiligsprechung der Agnes von Böhmen
sind schon unmittelbar nach ihrem Tod gescheitert. Auch Versuche der
Kanonisierung in späteren Jahrhunderten waren erfolglos. Ein Problem
stellten ihre verschollenen Gebeine dar, denn für den damaligen
Kanonisierungsprozess waren die Gebeine des Heiligen unbedingt
erforderlich. Zur Seligsprechung von Agnes kam es im November 1874,
und ... am 12. November 1989 wurde Agnes heiliggesprochen. … Fünf
Tage nach der Heiligsprechung brach in Prag die samtene Revolution
aus. Viele Christen meinen, dass auch die heilige Premyslidin damals mit
ihrer Fürbitte den Sturz des totalitären Regimes beschleunigt habe.“ In:
Schneibergova, Martina: Spaziergang durch Prag [21.04.2001].
26
cTc - kommunion und kommunikation
„Königin Elisabeth von Böhmen ließ das Leben und die berühmtesten
Wunder der seligen Agnes aufschreiben, als sie 1328 in Rom um
Eröffnung des Kanonisationsprozesses ihrer Großtante bat, denn sie
hoffte, so eher Erhörung zu finden.“ In: Fassbinder, Maria, Die selige
Agnes von Prag, S. 167.
„Nach dem Zeugnis des franziskanischen Bischofs Johann Marignolli
(gest. 1362) ersuchte auch Karl IV., König von Böhmen und Kaiser des
Heiligen Römischen Reiches, kurz nach dem Jahre 1353 Papst Innozenz
VI., Agnes von Böhmen heiligzusprechen. Aber auch diesmal war es
dem Papst nicht möglich, diesem Ansuchen nachzukommen, verhandelte
man doch damals gerade über die Rückkehr des Papstes aus Avignon
nach Rom.“ In: Němec, Jaroslav, Die Verehrung der seligen Agnes von
Böhmen, S. 49.
11
Svatá Anežka Česká (20.1.1211 – 6.3.1282) „Nejslavnější česká
světice“ Vgl. In: http://www.abcsvatych.com/rozdeleni/cestisvati.htm
12
Vgl. 1 Agn 1. In: Schlosser, Marianne (Hg.), Im Spiegel Christi, S. 8182.
13
Schlosser, Marianne (Hg.), Im Spiegel Christi, S. 84.
14
„Dreigefährtenlegende: Die Dreigefährtenlegende und der Anonymus
Perusinus, hrsg. Von E. Grau und H. Betschart, Werl 1993 (FrQuSchr
8).“ In: Schlosser, Marianne (Hg.), Im Spiegel Christi, S. 10.
15
Schlosser, Marianne (Hg.), Im Spiegel Christi, S. 96.
16
Als ganz kleines Mädchen verbrachte sie eine Zeit im
Zisterzienerinnenkloster
in
Trebnitz
(Třebnice),
„das
die
Schirmherrschaft der Hedwig von Schlesien genoss“. „Nach dem Tod
ihres Verlobten und der Vermählung von Prinzessin Anna kehrte Agnes
1216
nach
Böhmen
zurück,
und
zwar
in
das
Prämonstratenserinnenkloster Doksany [Doxan], in dem Töchter
führender Adelsfamilien erzogen wurden.“ Vgl.: In: Schneibergova,
Martina: Spaziergang durch Prag [21.04.2001].
17
Apropos: „Man hält den Kölner Bischof, den heiligen Albert den
Großen (1205 – 1260) für einen der Hauptinspiratoren der deutschen
Gotik.“ Ďurček, Karol: Filozofia slobodomurárstva a učiteľský úrad
Katolíckej cirkvi, S. 97-106. In: Studia Aloisiana. S. 97.
18
Schneibergova, Martina: Spaziergang durch Prag [21.04.2001].
19
Němec, Jaroslav, Die Verehrung der seligen Agnes von Böhmen, S. 24.
„Wie im Jahre 1985 in der Zeitschrift der «Gesellschaft der Freunde von
Altertümern» abgedruckt wurde, verlief der Bau in drei
Hauptabschnitten:
27
cTc - kommunion und kommunikation
Im ersten, in der Zeit vor 1234, wurden das Kloster für die Armen
Schwestern von St. Damian und die Kirche «Zum- heiligen Franz»
errichtet, beide Gebäude gekennzeichnet als romanischer Block.
Im zweiten Bauabschnitt, der von 1238 bis 1245 dauerte, wurde die
Kirche erweitert und außerdem ein neues Klostergebäude sowie ein
neuer Chor für die Ordensleute gebaut, somit praktisch ein neuer Dom,
der auf den Namen der heiligen Barbara geweiht wurde.
Im dritten Bauabschnitt, nach 1253 begonnen, wurden die Kirche «Zu
Christus dem Erlöser» gebaut und die Kapelle «Zur heiligen
Magdalena», beide bereits im gotischen Stil, ebenso wie die Bauten des
zweiten Bauabschnittes. Noch zwei weitere Kapellen wurden
hinzugefügt, eine «Zur allerseligsten Jungfrau Maria» und eine «Zum
heiligen Michael», sodass der gesamte Komplex des Klosters zum
«Heiligen Franz» eine ganze Reihe von Kirchen und Kapellen in sich
einschloß.“ In: Němec, Jaroslav, Die Verehrung der seligen Agnes von
Böhmen, S. 24.
20
Schneibergova, Martina: Spaziergang durch Prag [21.04.2001].
21
Vgl. http://www.abcsvatych.com/rozdeleni/cestisvati.htm.
22
4 Agn 1. In: Schlosser, Marianne (Hg.), Im Spiegel Christi. S. 103.
23
Němec, Jaroslav, Die Verehrung der seligen Agnes von Böhmen, S. 89.
24
Bini, Giacomo, Klara von Assisi ein Lobgesang. S. 30.
25
Vgl.: Němec, Jaroslav, Die Verehrung der seligen Agnes von Böhmen,
S. 79, 80, 81, 89.
26
Schneibergova, Martina: Spaziergang durch Prag [21.04.2001].
27
Eine der Fürbitten lautet: „Stärke in uns das Vertrauen auf die Macht
der Ohnmächtigen, die aus dem Geheimnis des Kreuzes kommt“. In:
Agnes von Böhmen, Gebetsblatt.
28
Ein kurzer Lebenslauf von Agnes: „Agnes von Böhmen 1211 – 1282,
Königstochter und Mitschwester der heiligen Klara von Assisi, war mit
allen europäischen Dynastien versippt, Kaiser Friedrich II. von
Hohenstaufen warb um ihre Hand. Agnes aber wählte den Weg der
neuen Armutsbewegung und kämpfte wie Klara in Assisi für das von ihr
in Prag gegründete Klarissenkloster um die vollkommene
franziskanische Armut in der Nachfolge Christi. So tritt die Heilige in
den Reigen großer Frauen des Mittelalters, neben ihren nahen
Verwandten, Hedwig von Schlesien und Elisabeth von Thüringen, den
Patroninnen ihrer Länder und Völker in Mitteleuropa.“ In: Agnes von
Böhmen, Gebetsblatt.
29
Vgl. „Domenica 3 Ottobre 2004 Il solenne rito in Piazza San Pietro.
28
cTc - kommunion und kommunikation
Giovannii Paolo II proclama cinque nuovi beati, Pierre Vigne (16701740), Joseph-Marie Cassant (1878-1903), Anna Katharina Emmerick
(1774-1824), Maria Ludovica De Angelis (1880-1962), Carlo d´Austria
(1887-1922)“. In: Speciale. Supplemento a „L´Osservatore Romano“ N.
229, S. 1, 14-16.
30
Dufferová, Alžbeta: Kaiser Karl: Ein neuer Seliger für Europa?.
Vortrag am 30. 11. 2003 im „Haus Gisingen“ in Feldkirch. S. 87-96. In:
Studia Aloisiana, S. 95.
31
Vgl. Mattei, Paolo: Poslední katolický císař. S. 8-13, In: Světlo, S. 811.
32
Vgl.: Renault, Agnès: Clair miroir de Marie, S. 4-15. In: Feu et
lumière. 800ème anniversaire de la naissance de sainte Claire d´Assise,
S. 11.
29
cTc - kommunion und kommunikation
4.
Verbunden in der „Gnade des Ursprungs“
Die Minderbrüder und die Armen Schwestern: ein Orden
oder zwei? (I Teil)
Sr. Edith van de Goorbergh, osc – Megen, Niederlande
Als der Generalminister des Minderbrüderordens, Br. José
Rodríguez Carballo, unser Kloster "Sint-Josephberg" in Megen
in den Niederlanden im März 2007 besuchte, drückte er den
Wunsch aus, dass die Schwestern und Brüder sich weiterhin
gegenseitig inspirieren sollten. Dabei betonte er unsere
Verbundenheit vom Ursprung her: "Franziskus und Klara, die
gemeinsam dem Evangelium in authentischer Weise Gestalt
gegeben haben. Auch wir sind gerufen, in ihren Fußspuren in
unserer Zeit und Kultur dasselbe zu tun. Lasst uns den
Jugendlichen gegenüber offen sein, die auf der Suche nach
Authentizität sind. Wir müssen nicht perfekt, sondern
authentisch sein. Bleibende Aufmerksamkeit für die Anfangsund Weiterbildung muss Priorität haben. Autonomie ist gut,
kann aber auch tödlich sein. Es ist wichtig, dass man sich zu
einer größeren Gemeinschaft zugehörig fühlt." Der
Generalminister stellte uns zum Schluss die Frage: "Bilden wir
als Brüder des hl. Franziskus und Schwestern der hl. Klara
einen oder zwei Orden? Ich bin überzeugt, dass Franziskus
und Klara beide nur einen Orden wollten", soweit Bruder
José. Sprechen die ältesten Quellen von einem Ersten Orden
(der Minderbrüder) und dem Zweiten Orden (der Klarissen)?
Und wenn ja (oder nein), was sind dann die Konsequenzen
für uns im Jahr 2008?
Ich will versuchen, hierauf eine Antwort zu formulieren.
Dabei beschränke ich mich auf die frühesten Quellen: die
Regel der Minderbrüder aus dem Jahre 1223, die Lebensform
30
cTc - kommunion und kommunikation
der Armen Schwestern von 1253, die so genannten
Konstitutionen Hugolins von 1219, die Lebensform von Papst
Innozenz IV. von 1247 und schließlich die Regel von Papst
Urban IV. von 1263. Auch suche ich in den ältesten
Zeugnissen der Zeitgenossen von Franziskus und Klara, ob
irgendwo von einem Ersten und Zweiten Orden gesprochen
wird. Ich beschränke mich auf den Zeitraum zwischen 1211
und 1263. In dem zuletzt genannten Jahr hat Papst Urban IV.
seine Regel verfasst, auf die alle in Klausur lebenden Frauen,
damals Damianitinnen genannt, erneut Profess ablegen
mussten.1
Wie Klara begann
In der Nacht vom 27. auf den 28. März 1211 wird Klara von
Assisi mit Wissen des Bischofs von Assisi in der kleinen Kirche
der heiligen Maria von Portiuncula als erste Frau von
Franziskus in den Orden aufgenommen. Die äußeren Zeichen
dafür sind die Tonsur bzw. das kurz geschorene Haar als
Zeichen der Aufnahme in den geistlichen Stand und das
Anlegen eines Bußkleides mit Gürtel.
Sofort danach bringen die Brüder sie zur
Benediktinerinnenabtei San Paolo delle Abbadesse. Dort
konnte sie sich auf das Asylrecht berufen, das dieser Abtei
verliehen wurde, um Frauen, die ein Büßerleben führen
wollten, Obdach gewähren zu können. Schon bald wird
Klara von ihrer Familie belästigt. Sie zieht nach Sant' Angelo
di Panzo, wo eine semireligiöse Gruppe von Frauen in einem
geschlossenen Kloster lebt. Ihre Schwester Katharina folgt ihr
bald, aber ihr Onkel Monaldo und sein Gefolge kommen,
um sie auf gewalttätige Weise zurückzuholen. Die Männer
setzen ihr dermaßen zu, dass sie sie halbtot zurücklassen,
erstaunt über ihr außergewöhnliches Gewicht. Franziskus
nimmt auch Katharina in den Orden auf. Er schneidet ihr
Haar ab und gibt ihr das Büßergewand. Franziskus nennt sie
31
cTc - kommunion und kommunikation
Agnes. Auch Pacifica de Guelfuccio hat sich in dieser
Anfangsphase angeschlossen. Nach einem kurzen Aufenthalt
in Sant' Angelo di Panzo gehen sie zu dritt nach San
Damiano. Diese Kirche mit angrenzendem Hospiz hat
Franziskus eigenhändig wieder hergestellt und hergerichtet
für die Frauen, die ihm folgen.2
Gut vierzig Jahre später blickt Klara in ihrer Lebensform auf
diesen Anfang zurück. Sie tut das ganz bewusst, wie sie ihre
Texte immer wohlüberlegt geschrieben hat: „Nachdem der
höchste himmlische Vater sich gewürdigt hatte, mein Herz
durch seine Gnade zu erleuchten, dass ich nach dem Beispiel
und der Lehre unseres hochseligen Vaters, des heiligen
Franziskus, Buße tue, habe ich bald nach seiner Bekehrung
ihm freiwillig zusammen mit meinen Schwestern Gehorsam
versprochen. Als aber der selige Vater bemerkte, dass wir
keine Armut, Beschwernis, Mühsal, Niedrigkeit und
Verachtung der Welt fürchteten, ja, dass wir dies sogar für
große Wonne hielten, schrieb er uns, von Liebe bewegt, eine
Lebensform auf folgende Art nieder: »Da ihr euch auf
göttliche Eingebung hin zu Töchtern und Dienerinnen des
erhabensten höchsten Königs, des himmlischen Vaters,
gemacht und euch dem Heiligen Geist verlobt habt, indem
ihr das Leben nach der Vollkommenheit des heiligen
Evangeliums erwähltet, so will ich und verspreche dies für
mich und meine Brüder, für euch genauso wie für diese
immer liebevolle Sorge und besondere Verantwortung
tragen.«" (KlReg VI, 1-4).
Sorgfältig erwähnt sie die Fakten:
1. Sie empfing ihre Berufung, ein Leben in Buße zu führen,
von Gott dem Vater.
2. Franziskus war ihr Beispiel. Er lehrte sie auch, wie sie ihr
Leben auf das Evangelium abstimmen konnte.
3. Es liegt etwas Zeit zwischen der Aufnahme in den Orden
32
cTc - kommunion und kommunikation
und dem Gehorsamsgelübde. Erst als sie zu dritt sind,
haben sie Franziskus Gehorsam versprochen. Klara betont
die Tatsache, dass sie ihr Leben in San Damiano zusammen
mit ihren Schwestern begonnen hat: "Zusammen mit
meinen Schwestern habe ich ihm freiwillig Gehorsam
versprochen" [una cum sororibus meis obedientiam
voluntare sibi promisi]. Da steht "promisi". „Promittere“ ist
in jener Zeit die juridische Formel für "Gelübde ablegen".
Zusammen bildeten sie eine Gemeinschaft. Den Pilgerweg
der Armut kann man nicht alleine gehen, sondern
mindestens zu zweit nach dem Evangelienwort: "Wo zwei
oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich
mitten unter ihnen".
4. Franziskus sah, dass Klara und ihre Mitschwestern
verstanden, dass es um die Nachfolge des armen und
demütigen Christus ging. Nach einer Probezeit und als
Antwort auf das Gehorsamsversprechen gibt er ihnen
zwischen 1212 und 1214 die oben erwähnte "forma
vivendi", in der er verspricht, dass sowohl er wie auch
seine Brüder sich immer um Klara und ihre Schwestern
kümmern werden. Die Schwestern sollen wie die Brüder
ihre Erfahrungen am Evangelium Jesu Christi ausrichten
und ihrem Leben allmählich eine Form geben.
Die Zeit zwischen 1214 und 1217
Im Vierten Laterankonzil im Herbst 1215 wurde in Kanon XIII
bestimmt, dass jede neue religiöse Gemeinschaft eine
anerkannte Regel annehmen muss.3 Dadurch entsteht für die
junge Gemeinschaft von San Damiano ein Problem.
Franziskus hat Klara und ihren Schwestern die "forma
vivendi" (KlReg VI, 1-4) gegeben, aber diese kann für die
kirchliche Behörde nicht als eine Klosterregel gelten. Zuvor
im Jahre 1209 haben die Brüder von Papst Innozenz III. die
33
cTc - kommunion und kommunikation
Erlaubnis für ihren neuen Lebensentwurf erhalten mit der
Genehmigung, Bußpredigten zu halten. Letzteres bedeutet:
die Menschen zu einem Leben in Bußfertigkeit aufzurufen.
Von einer offiziell anerkannten Regel mit einer päpstlichen
Bulle ist, so weit wir wissen, noch keine Rede.4
Die Schwestern von San Damiano haben also
Schwierigkeiten. Klara sieht schon bald die Gefahr für ihre
Lebensentscheidung. Keine der bestehenden Regeln ist auf ein
gemeinschaftliches Leben ohne Besitz und regelmäßigem
Einkommen ausgerichtet. Jede Regel wird also in Konflikt
geraten mit der evangelischen Armut, wie sie sie zusammen
mit ihren Schwestern Franziskus versprochen hat. Der
Überlieferung zufolge geht Klara selbst nach Perugia, um
Papst Innozenz III. ihr Problem vorzulegen. Sie bittet ihn, der
Gemeinschaft von San Damiano das "Privileg der Armut" zu
gewähren.5 Das "propositum" (Lebensentwurf) erhält sie
auch. Darin steht, dass die Schwestern von niemandem
gezwungen werden können, Besitz anzunehmen (Vers 4). Es
ist nicht eindeutig, ob dies mündlich oder schriftlich erklärt
wurde.6
Zwischen 1217 und 1241
1217 wird Kardinal Hugolin dei Conti de Segni päpstlicher
Gesandter für die autonomen Klöster der in Klausur lebenden
armen Frauen in der Lombardei und der Toskana. Anfangs
standen diese neuen Klöster unter der Autorität des
Ortsbischofs. Hugolin bringt diese Klöster unmittelbar unter
die Autorität des Heiligen Stuhls (Exemtion). Er sorgt auch für
einen Visitator, der in seinem Namen handeln kann.7
Zwischen dem 27. August und dem 30. Juli 1219 verfasst er
eine "Lebensform und -weise" [forma et modum vivendi] für
die Klöster, die noch keine anerkannte Regel haben,
gründend auf der Benediktsregel (RegHug 3).8 Auffallend
34
cTc - kommunion und kommunikation
darin sind die sehr strengen Klausurbestimmungen (RegHug
4) und die Fastenvorschriften (RegHug 7).
Mit diesen neuen Regelungen wird die kirchlich-juridische
Situation sehr verworren: die Klöster werden dem Orden des
Benedikt zugerechnet, sind aber direkt der Kirche von Rom
unterstellt. Für Klara und ihre Schwestern, die mit Wissen von
Franziskus auch diese "Lebensform und -weise" erhalten, wird
es noch undurchsichtiger. Gehören sie noch zum Orden des
Franziskus? Franziskus haben sie ja Gehorsam versprochen,
und er hat versprochen, immer für sie zu sorgen.
Kardinal Hugolins Wertschätzung gegenüber Klara und ihren
Schwestern
Nach einem Besuch in San Damiano schreibt Hugolin im
Jahre 1220 Klara einen Brief voller Lob.9 In ihm zeigt sich
seine Hochachtung für Klara und für das, was er in San
Damiano gesehen hat. Über die „allerhöchste Armut“ steht
nichts Konkretes darin. Ist diese Wahl Klaras für ihn ein
Problem? Später, als er unter dem Namen Gregor IX. Papst
wird, hat er bei einem Besuch in Assisi zwischen Mai und
dem 16. Juni 1228 versucht, Klara davon zu überzeugen,
etwas Besitz anzunehmen. Als Klara sich entschieden weigert
mit Berufung auf ihr Gelübde, gewährt er den Schwestern
von San Damiano das "Privileg der Armut".10 Dies ist ein
offizielles päpstliches Dokument, dessen Original im Archiv
des Protomonastero in Assisi aufbewahrt wird.11
Bei der Heiligsprechung von Franziskus im Jahre 1228 gibt
Papst Gregor IX. Br. Thomas von Celano den Auftrag, eine
Hagiografie über Franziskus zusammenzustellen. In Kapitel 8
wird der "Orden der Armen Frauen" rühmend erwähnt. Es ist
auffällig, dass das Leben dieser recht jungen Gemeinschaft
hier so überschwänglich gerühmt wird. Nachdem die
Tugenden genannt sind - mit der "höchsten Armut" als
Kennzeichen der Lebensweise in der Mitte –, heißt es am
35
cTc - kommunion und kommunikation
Ende: "Und was hier vorläufig über die gottgeweihten
Jungfrauen und die so frommen Mägde Christi gesagt wurde,
möge genügen, da ihr wunderbares Leben und ihre
ruhmvolle Regel, die sie vom Herrn Papst Gregor, dem
damaligen Bischof von Ostia, erhielten, ein eigenes Werk und
Muße verlangen würden.“12
Was ist die Absicht dieses Abschnitts? Soll Franziskus'
Tugendhaftigkeit dargestellt oder viel mehr die Gemeinschaft
von San Damiano als Beispiel vorgestellt werden, die nach
der von Gregor selbst entworfenen "Lebensform und -weise "
lebte? Dann können wir hier etwas Kirchenpolitik erspüren,
um seine Lebensform von 1219 anzupreisen. Dieses Kapitel
berichtet, "dass sechs Jahre nach der Bekehrung des seligen
Franziskus“ an diesem Ort der Orden der Armen Frauen und
heiligen Jungfrauen seinen Ursprung gefunden hat. Und dass
"Klara der feste Grundstein und das Fundament war". Nicht
Franziskus, sondern Hugolin habe San Damiano die
„Satzung“ oder Lebensregel gegeben, so wird da suggeriert.
Im zweiten Teil von Kapitel X der ersten Lebensbeschreibung
wird Franziskus jedoch als derjenige bezeichnet, der den
Orden der Armen Frauen gegründet hat [plantavit] (1Cel
116). Nirgends steht etwas von einem Ersten oder Zweiten
Orden. In 1 Celano 37 wird wohl über eine „dreifache
Streiterschar” von Männern und Frauen gesprochen, die die
Kirche nach dem Beispiel des Franziskus erneuern, aber nichts
über „Orden“: „War er doch der auserlesene Künstler, nach
dessen Vorbild, Regel und Lehre in hervorhebenswerter
Weise die Kirche Christi in beiden Geschlechtern erneuert
wird und eine dreifache Streiterschar von Auserwählten
triumphiert. Und allen gab er eine Richtschnur für ihr Leben
und zeigte in Wahrheit jedem Stand den Weg zum Heil.”
Keine einzige der frühesten Quellen erwähnt einen „Ersten
36
cTc - kommunion und kommunikation
oder Zweiten Orden”.
Zwischen 1234 und ihrem Tod hat Klara mit Agnes, der
Prinzessin aus dem böhmischen Königshaus, die in Prag ein
Kloster gründete, korrespondiert. Sie hatte von Klara gehört
und wünschte sich für ihre Gemeinschaft dieselbe
Lebensweise. Aus Klaras Briefen wird deutlich, dass sie sich
allmählich immer mehr von der Politik Gregors IX. für
Frauenklöster distanziert (vgl. 2Agn 17 und 3Agn 30f). Im
Jahre 1234 stellt Klara sich selbst Agnes gegenüber vor als
„Frauen, die im Kloster San Damiano in verborgener
Zurückgezogenheit leben“ (1Agn 2) und nicht von „Armen
Frauen” wie in der Lebensbeschreibung von Celano. Am 24.
Mai 1239 bestätigt Papst Gregor IX. noch einmal seine
„Lebensform und -weise” für alle Klöster der Damianitinnen,
einschließlich des Klosters in Prag.
Franziskus blieb bis zu seinem Tod Klara und ihren
Schwestern verbunden. Kurz bevor er 1226 starb, schrieb er
für Klara und ihre Schwestern seinen "Letzten Willen" auf:
"Ich, der ganz kleine Bruder Franziskus, will dem Leben und
der Armut unseres höchsten Herrn Jesus Christus und seiner
heiligsten Mutter nachfolgen und in ihr bis zum Ende
verharren. Und ich bitte euch, meine Herrinnen, und gebe
euch den Rat, ihr möchtet doch allezeit in diesem heiligsten
Leben und in der Armut leben. Und hütet euch sehr, dass ihr
niemals und in keiner Weise auf die Lehre oder den Rat von
irgendjemandem hin davon abweicht" (KlReg VI, 7-9).
Er stellt sich selbst als Beispiel hin und bittet darum, in der
Nachfolge des armen und demütigen Christus immer treu zu
bleiben. Er warnt vor "irgendjemandem", der sie davon
abbringen will. Meint er den Papst oder bestimmte
Minderbrüder? Franziskus hat sehr darunter gelitten, dass
seine ursprüngliche Berufung sowohl von einer großen Zahl
der Brüder als auch von den kirchlichen Amtsträgern nicht
37
cTc - kommunion und kommunikation
mehr wirklich verstanden wurde.13
Zwischen 1241 und 1253
Am 22. August 1241 stirbt Papst Gregor IX. Sein Nachfolger
ist Papst Celestin IV., der schon nach 16 Tagen stirbt. Erst
1243 wird Papst Innozenz IV. gewählt. Dieser Papst
übernimmt die Politik seiner Vorgänger bezüglich der
religiösen Frauen, und am 13. November 1245 bestätigt er
noch einmal mittels Dekret die „Lebensform und –weise“ von
Papst Gregor IX., die an die Benediktregel gekoppelt war.
Mittlerweile ist die "cura monialium" sowohl innerhalb des
Ordens der Minderbrüder als auch für die kirchliche Behörde
eine brennende Frage geworden. Viele Brüder sind nicht
begeistert davon, die geistliche und materielle Sorge für die
vielen Klöster der Damianitinnen auf sich zu nehmen. Auch
die kirchliche Behörde will Minderbrüder für kirchliche
Aufgaben befreien.
Um dem Druck der Schwestern und den Beschwerden der
Minderbrüder entgegen zu kommen, verfasst Papst Innozenz
IV. am 9. August 1247 eine neue "Lebensform " [Forma
vivendi]. Diese basiert auf der von Papst Honorius III.
bestätigten Regel von 1223 des Ordens der Minderbrüder
(vgl. RegInn 1). Er nennt dieses Dokument die "Regel des
Franziskus". Dieses Dokument unterscheidet klar zwischen der
Regel und der "Lebensform".14 Innozenz macht auch
Gebrauch von der Lebensform des Hugolin, die er früher aufs
Neue bestätigt hat. In diesem Dokument zeigt sich, dass auch
dieser Papst nicht gut verstanden hat, worum es Klara und
ihren Schwestern ging. Der Kern der evangelischen
Inspiration bleibt undeutlich. Obwohl die Schwestern das
Gelübde ablegen, ohne Eigentum zu leben, wird doch
weiterhin erlaubt, dass die Gemeinschaft Besitz annehmen
kann (RegInn 11). Diese "Forma vivendi" wird von vielen
38
cTc - kommunion und kommunikation
Klöstern nicht gut aufgenommen. Bis zu diesem Zeitpunkt
unterstanden die unabhängigen Klöster unmittelbar der
kirchlichen Autorität. Vielleicht ist für viele die Macht des
Generalministers der Minderbrüder zu groß, wodurch die
Autonomie der Klöster beeinträchtigt wird.15 Schon 1250
wird diese "regula" und "forma vivendi" vom Papst als nicht
verpflichtend erklärt. Dennoch ist dieses Dokument für Klara
ein Schritt in die richtige Richtung gewesen. Die
Verbundenheit mit dem Orden der Minderbrüder ist
wiederhergestellt (RegInn 2) und die geistliche Sorge für die
Schwestern gesichert. Für Klara bleibt die Aufgabe, die
ursprüngliche Inspiration sicher zu stellen.
Klara und ihre Mitstreiterinnen haben inzwischen schon eifrig
an einem Entwurf für eine „Lebensform für die Armen
Schwestern“ [forma vitae ordinis sororum pauperum]
gearbeitet.16 In diesem Dokument hält Klara sich eng an die
Regel der Minderbrüder von 1223. Klar formuliert sie die
Verbundenheit mit Franziskus und seinen Brüdern vom
Ursprung her (Kapitel 1). Sie distanziert sich von dem Namen
"Orden der Damianitinnen" und "Orden der Armen Frauen"
mit der Bezeichnung: "Orden der Armen Schwestern". Um
den Inhalt ihrer Berufung zu profilieren, übernimmt sie außer
den Schriften, die Franziskus ihr hinterlassen hat (Kapitel 6),
wörtlich die Kerntexte aus der Regel von 1223 (Kapitel 7-10),
insbesondere die, die sich auf das Leben ohne Eigentum und
das liturgische Gebet beziehen. Auch Teile aus der Regel
Benedikts, der Lebensformen von Hugolin von 1219/1239
und Innozenz IV. von 1247 hat sie aufgenommen.
Rainald, Kardinalbischof und Ordensprotektor der
Minderbrüder, approbiert diese "Forma vitae" am 16.
September 1252. Papst Innozenz IV. bestätigt diese "Forma
vitae" mit einer päpstlichen Bulle am 9. August 1253. Sowohl
im Dokument wie in der päpstlichen Bulle steht an keiner
39
cTc - kommunion und kommunikation
Stelle das Wort "regula", sondern "forma vitae". Klara hat sich
also deutlich für den formellen Abschluss an den Orden der
Minderbrüder entschieden, wovon in der „Forma vivendi“
von Innozenz IV. die Rede ist. Und sie hat sich nach dem
Beispiel Hugolins und Innozenz’ IV. an Kanon XIII des
Vierten Laterankonzils gehalten.
In der "Lebensform der Armen Schwestern“ lässt Klara die
Bestimmungen weg, die sich auf das Wanderleben der Brüder
beziehen, und sie fügt Bestimmungen hinzu, die Bezug haben
auf ein konkretes Leben der Schwestern innerhalb des
Klosters. Es ist ganz offensichtlich: Sie hatte kein Bedürfnis
nach einer neuen Regel, denn sie verlangt danach, aus
demselben Ursprung und der Inspiration zu leben und dem
treu zu bleiben. Es ist wie mit der Regel des Franziskus für die
Einsiedeleien. Auch das ist ein Modell für eine besondere
Gruppe von Brüdern, die zwar die Regel der Minderbrüder
befolgen, für die aber besondere Absprachen nötig sind. Für
Klara und ihre Schwestern gilt dasselbe: Schwestern und
Brüder schöpfen aus ein und derselben Inspiration, die in
verschiedenen Lebensweisen gelebt werden kann.
Nach Klaras Tod
Isabella, die Tochter Ludwigs VIII., gründete um 1259 ein
Kloster in Longchamps nahe Paris. Mit Hilfe Bonaventuras,
seit 1257 Generalminister der Minderbrüder, stellt sie eine
Ordensregel auf. Eine formelle Angliederung an den Orden
der Minderbrüder ist nicht erwähnt. Papst Alexander IV. (das
ist der oben genannte Kardinal Rainald, der Innozenz IV. als
Papst folgte) hat dieses Dokument bestätigt. Es fällt auf, dass
dieses Dokument nicht "Forma vitae", sondern "Regula"
genannt wird. Die Schwestern legten ihre Gelübde "sub
Regula a Domino Alexandro, papa IV" ab. Dies ist
bemerkenswert, denn diese Approbation verstößt gegen
Kanon XIII des Vierten Laterankonzils: keine neuen
40
cTc - kommunion und kommunikation
Ordensregeln. Es wird nämlich von der höchsten kirchlichen
Autorität selbst eine neue "Regula" zu den bestehenden
Ordensregeln hinzugefügt. Später, im Jahre 1263, wird Papst
Urban IV. aufs Neue die Regel von Longchamps bestätigen.17
Inzwischen ist aufgrund dieser Entwicklungen die anfangs
durch Hugolin beabsichtigte Einheit in der Formgebung des
Lebens in den Klöstern der Damianitinnen – und einiger
anderer Namen – weiter weggerückt. Um wieder Ordnung
hineinzubringen, verfasst Papst Urban IV. am 12. April 1263
für alle Frauenklöster eine eigene „Regula“. Die Schwestern
werden, größtenteils gegen ihren Willen, von ihren früheren
Gelübden entbunden, und sie müssen von neuem Profess
ablegen "sub Regula a Domino Urbano, papa quarto". Mit
dieser neuen "Regula" erlöschen die Bindungen an die Letzte
Regel der Minderbrüder oder an die Regel Benedikts. Zwar
werden viele Klöster weiterhin von den Brüdern geistlich
betreut, aber das wohl auf freiwilliger Basis seitens der
Brüder.18 Die Dispensen und Privilegien, die den
verschiedenen Klöstern in der Vergangenheit verliehen
wurden, durften weiter gelten, doch das "Privileg der Armut"
wurde durch die Verfügung bezüglich gemeinschaftlicher
Einkünfte und Besitz aufgehoben (Kapitel 21). Die Schwestern
werden zusammen als „der Orden der heiligen
Klara“ [Ordinum sanctae Clarae] in die Geschichte eingehen.
Klara ist ihr hervorragendes Vorbild, doch die evangelische
Armut, die Klara so am Herzen lag, ist in diesem Dokument
verschwunden. So gründete Papst Urban IV. den "Orden der
Klarissen " (Urbanistinnen). Seit damals führt der Orden ein
eigenes Leben, losgelöst von Klaras ursprünglichen
Intentionen und formell losgelöst vom Orden der
Minderbrüder.19
(1 Fortsetzung)
1
1231 braucht Papst Gregor IX. den Namen „Ordo Sancti
41
cTc - kommunion und kommunikation
Damiani“ (Damianitinnen) zum ersten Mal. Niklaus Kuster OFMcap/
Kreidler-Kos, Martina, Neue Chronologie zu Clara von Assisi, in:
Wissenschaft und Weisheit, 69, 1 (2006), 3-46, 18.
2
Vgl. 1Cel 18.
3
„Ne nimia religioumum diversitas gravem in Ecclesia Dei confusionem
inducat, firmiter prohibemus ne quis de cetero novam religionem
inveniat; sed quicumque voluerit ad religionem converti, unam de
approbatis assumat; similitur qui voluerit religiosam domum fundare de
novo, regulam et institutionem accipiat de religionibus approbatis“ (Lat
IV: Canon XIII) In: I. Omaechevarría, Escritos de Santa Clara y
documentos complementarios. (Biblioteca de Autores Cristianos),
(Madrid 1982) 206.
4
Von dieser „Urregel“ kann man Fragmente in der Ersten Regel (1221)
finden. Schon zwischen 1217 und 1221 stellte Franziskus auch eine
Ergänzung zur Regel zusammen für „das gottesfürchtige Wohnen in
Einsiedeleien“, deren Text erhalten ist (Regel für Einsiedeleien).
5
Das “Privileg der Armut” beinhaltet, dass die Schwestern nie
gezwungen werden können, Besitz in welcher Form auch immer
anzunehmen.
6
W. Maleczek versuchte nachzuweisen, dass das Privileg von 1216 von
Papst Innozenz III. eine Fälschung sei. In: Das Privilegium Paupertatis
Innozenz’ III. und das Testament der Klara von Assisi. Überlegungen zur
Frage ihrer Echtheit, in: W. Maleczek, Klara von Assisi. Das
„Privilegium Paupertatis“ und das Testament, Istituto Storico dei
Cappuccini, Rom 1995. Niklaus Kuster hat die Thesen von Maleczek
widerlegt in: N. Kuster, Das Armutsprivileg Innozenz’ III. und Klaras
Testament: echt oder raffinierte Fälschungen? in: Collectanea
Franciscana / 66 / 1-2 / 1996.
7
Vgl. „The Letter of Pope Honorius III to Cardinal Hugolino, in: Clare
of Assisi. Early Documents. Edited and translated by Regis J. Armstrong,
ofmcap. Saint Bonaventure, NY 14778, 1993, 87 f.
8
Vgl. Lateinischer Text in: I. Omaechevarría, Escritos de Santa Clara,
214-229.
9
In: Leben und Schriften der heiligen Klara, Werl 1997, 344.
10
LegKl n. 14: „Als er [der Papst] ihr zuredetet, sie solle ob der
Zeitläufte und Weltgefahren ihre Zustimmung geben, einige Besitzungen
zu haben, die er ihr selbst freigebig anbot, widerstand sie mit
unerschrockenem Mut und ließ sich nicht im geringsten dazu herbei. Da
antwortete ihr der Papst: „Wenn du wegen des Gelübdes fürchtest, so
42
cTc - kommunion und kommunikation
entbinden Wir dich davon.“ Sie aber sprach: „Heiliger Vater, auf gar
keine Weise will ich in Ewigkeit von der Nachfolge Christi befreit
werden.“
11
Text des Privilegs von Papst Gregor IX. (1228) in: Leben und
Schriften der heiligen Klara, Werl 1997, 331 ff.
12
1Cel 20.
13
In seinem „Audite poverelle“ (Mahnlied für die Schwestern der
heiligen Klara), das er ebenfalls kurz vor seinem Tod schrieb, betont
Franziskus den “Gehorsam” und er bittet, sie mögen “sorgsam mit den
Almosen umgehen”. Vermutlich spielt er hier auf den „Gehorsam“ an,
den die Schwestern Franziskus auf „göttliche Eingebung“ hin
versprochen haben.
14
Die Lebensform von Papst Innozenz IV. in: I. Omaechevarría, Escritos
de Santa Clara, 238-259.
15
„Beati Francisci Regulam quamtum ad tria tantum, videlicet,
oboedientiam, abdicationem proprii in speciali et perpetuam castitatem,
necnon Formam Vivendi praesentibus annotatam, secundum quam
specialiter vivere decrevistis“ (RegInn). Die Schwestern legen auf beide
Gelübde ab. Auch wird da von “Orden” gesprochen: in singulis
monasteriis vestri Ordinis”.
16
Aus dem zweiten und dritten Brief Klaras an Agnes von Prag wird
deutlich, dass Agnes schon früher einen Entwurf für eine Lebensform bei
Papst Gregor IX. eingereicht hat, diese aber abgewiesen wurde.
17
Vgl. I. Omaechevarría, Escritos de Santa Clara, 293-324.
18
Vgl. Kapitel 7 und 20. Die Äbtissin wird von der Gemeinschaft
gewählt und durch den Kardinalprotektor bestätigt, nicht mehr durch den
Generalminister der Minderbrüder (Kapitel 22); vgl. KlReg Kapitel 4).
19
Niklaus Kuster, Eine neu entdeckte Lichtgestalt. Forschungsberichte
zu Clara von Assisi. In: Wissenschaft und Weisheit, Band 68 / 1 / 2005,
125-153.
43
cTc - kommunion und kommunikation
5.
Die Klausur in unseren Tagen
für die Töchter der hl. Klara
Sr. Veronika Namoyo, osc - Lusaka, Zambia
Der vollständige Titel von Verbi Sponsa, dem kirchlichen
Dokument, das unsere Regeln der Klausur beinhaltet, lautet:
Instruktion über das kontemplative Leben und die Klausur
der Nonnen. Die Regeln der Klausur können nicht getrennt
werden vom Begriff und der Wirklichkeit des kontemplativen
Lebens. Diese Regeln gelten für die Nonnen, die unter der
Führung des Heiligen Geistes erwählt und versprochen
haben, dieser besonderen Berufung des Geistes zu folgen.
Die Klausur ist an diese Berufung gebunden und besonders
an ihre monastischen Formen: es ist ein kontemplatives
Leben in einer Gemeinschaft, die zu einem Orden oder einer
Kongregation gehört, die von der Kirche anerkannt sind.
Bevor wir über Klausur sprechen, sollten wir darum das
Problem unserer Identität lösen. Sind wir, wollen wir "einem
gänzlich kontemplativen Leben geweiht" sein, "verborgen
mit Christus in Gott" und "Zeichen der ausschließlichen
Vereinigung der Kirche mit Ihm"? (Einleitung Verbi Sp.)
Eine intensive Suche nach dem lebendigen Gott und ein
beharrliches Bemühen "allzeit zu beten" verlangen die
Freiheit von den Aufgaben des aktiven Apostolates und
brauchen einen eigenen Schutz gegen Störung und
Aufregung oder Lärm, was die traditionellen Gesetze der
Klausur sicherstellen. Jahrhunderte lang sind die Klarissen
dieser Lebensform gefolgt.
Sie ist zusammen mit der franziskanischen Liebe zur Herrin
Armut und der großen Sorge um die geschwisterliche Einheit
der Hauptfaktor ihrer Identität. Ihre Annahme der Regel der
Päpstlichen Klausur ist der Ausdruck und die Verteidigung
ihrer besonderen Berufung zu einem Leben ausschließlicher
Kontemplation und ihrer besonderen Mission in der Kirche.
44
cTc - kommunion und kommunikation
Das verlangt einen starken Glauben an die erlösende Kraft
des Gebetes und Opfers in der Einheit mit Christus.
Ordensleute, die für die Kranken sorgen und unterrichten
oder in sozialen Werken beschäftigt sind, leben das
Ostergeheimnis auf andere Weise. Die Kirche erwartet von
uns nicht, ihre speziellen Lasten zu teilen, sondern im Namen
aller Wesen dem lebendigen Gott unaufhörlich Anbetung
und Lobpreis darzubringen und in Stille, Buße und Einsamkeit
zu verharren im Suchen nach vollkommener Vereinigung mit
ihm. Wie Klara, Theresia, Gertrud und viele andere gezeigt
haben, hat diese Einheit die Kraft, sogar in die dunkelsten
und entferntesten Orte auszustrahlen.
Das Schlimmste, was einer Klarisse passieren kann, ist der
Versuch, das Bewusstsein dieser hohen Berufung und
geistlichen
Verantwortung
einer
fortschreitenden
Aushöhlung aller ihrer Versprechungen anheimzugeben,
gewöhnlich unter dem Deckmantel einiger gut gemeinter
Absichten. Kann es nicht geschehen, dass wir mit den Armen
beginnen und in Mittelklasse-Komfort enden, dass wir uns an
Vigilien erfreuen, aber bald überzeugt sind, dass Schlafen
gesünder ist; dass wir nur dann bereitwillig gehorchen, wenn
Befehle Rücksicht nehmen auf unsere Wünsche und Ideen?
Und vor allem, sind wir nicht manchmal geneigt zu denken,
dass unsere Trennung von "der Welt" vernünftig sein sollte (wir
sollten nicht irgendetwas Interessantes oder Erfreuliches
versäumen), wohltätig (wir wollen unseren lieben Besuchern
keinerlei Opfer auferlegen, indem wir die Zeit abkürzen, in
der wir uns mit ihnen über eine Unmenge von Details
unterhalten)? menschlich (wenn meine Mutter krank ist,
wünscht sie nur meine Hilfe - und vielleicht ist es der letzte
Geburtstag meines Vaters...) oder was ist falsch daran, mit
franziskanischen Kaplänen oder Gästen unterhaltsame
Mahlzeiten zu teilen? Sind sie nicht unsere Brüder? E-mails? In
unseren Tagen ist der Zugang zu Computer und Nachrichten
fast ein Menschenrecht...
Es gibt immer eine gewisse Grenze der Auslegung von
45
cTc - kommunion und kommunikation
Texten und Regeln. Wir kennen die Übertreibungen des
Fundamentalismus aller Art, aber Ehrlichkeit und Treue sollten
uns helfen zu unterscheiden zwischen einer berechtigten
Ausnahme und einer schleichenden Gewohnheit, die dem
besonderen
Geist
der
universalen
Gesetze
des
kontemplativen Lebens entgegen gesetzt ist, sogar in nicht
christlichen Religionen.
Diese Gesetze, die den Rückzug von der Welt, die Strenge
und das vom Gebet erfüllte Schweigen betreffen, sind
bestimmt unsere Freiheit zu bewahren, um entsprechend
unserer Berufung und den Ermahnungen des II. Vatikanums
intensiv "mit Gott allein beschäftigt" zu sein. Wir teilen nicht
die Arbeiten der tätigen Schwestern und die vielen Opfer
des Familienlebens. Unserem kontemplativen Leben muss mit
Eifer und Ernsthaftigkeit nachgegangen werden. Es kommt
alles darauf an, dass wir jene Einheit mit Gott erlangen, die Er
für uns bestimmt hat; die Früchte davon müssen wir Ihm
darbringen für die vielen Brüder und Schwestern, die auf
ihrem Weg zu Ihm unsere Hilfe brauchen. Wir können die
wahren Fundamente dieses Lebens nicht schwächen, indem
wir uns dem Geist dieser Welt fügen, der wir so öffentlich
entsagt haben.
Einige sprechen von drastischen "Anpassungen an unsere
Zeit". Wo sie eingeführt worden sind, scheinen sie nicht
zahlreichere echte Berufungen angezogen zu haben oder
mehr Glück in die Gemeinschaft gebracht zu haben.
Es ist eindeutig notwendig, unsere Schwestern mit mehr
theologischen und psychologischen Kenntnissen zu
versorgen, als andere Zeiten dies anbieten konnten, und das
Erwerben von nützlichen Fertigkeiten zu fördern, aber Jahre
in Universitäten zu verbringen oder lange und kostspielige
Reisen zu unternehmen scheint nicht geeignet oder
notwendig zu sein, gerade wenn so viele andere
Kommunikationsmittel angeboten werden. Ein Computer
kann ein Instrument für schnelle Arbeit sein und es
ermöglichen, mehr Zeit der Gebet zu widmen oder er kann
gerade diese Zeit verschlingen.
46
cTc - kommunion und kommunikation
Das Kriterium sollte nicht sein: "Ist diese neue Erfindung
moderner, geschickter, bringt sie mehr Komfort und Zugang
zu einer geschäftigen, interessanten Welt?" sondern: "Macht
sie unser Leben dem Evangelium Jesu, der Armut und dem
kontemplativen Geist Klaras in unseren gegenwärtigen
Umständen gleichförmiger?" Ist es eine Hilfe oder ein
Hindernis für das immerwährende Gebet? Mit diesem
werden wir stets "festhalten, was wir halten", das ist die
Gnade unserer Berufung, die besondere Gnade "allezeit mit
Gott zu sein" in schweigsamer Gesinnung und einem
brennenden, ungeteilten Herzen.
Wenn wir das Leben zeitgenössischer Heiliger lesen, die vor
kurzem seliggesprochen wurden, bemerken wir, dass viele
von ihnen mannigfaltige schöpferische Werke als Antwort
auf neue Bedürfnisse unternahmen, aber es scheint nicht,
dass ihr inneres Leben außerordentliche Anpassungen an
moderne Zeiten verlangte. Viele Dinge haben sich seit der
Zeit Christi geändert, aber nicht unsere menschliche Natur
noch die Wege des Geistes in der Tiefe eines kontemplativen
Herzens.
Wir sind in diesen Tagen eingeladen, einige Klausurregeln an
gegenwärtige Bedürfnisse anzupassen. Sollten wir nicht dafür
sorgen, dass wir in diesem Prozess die Weisheit des Kreuzes
und die Freiheit jener nicht ausschließen, die kein anderes
Verlangen haben als "den Sohn Gottes mit ganzer Hingabe
zu lieben, der sich selbst gänzlich an uns hingegeben hat"?
Klara verließ niemals ihre Klausur, nicht weil irgendjemand sie
verpflichtete die Gesetze zu halten, die sie so weise selbst
geschrieben hat, sondern weil Jesus Christus für sie hier war
und sie für Ihn. Sie hatte ihn gefunden und wünschte sonst
nichts. Das ist noch immer genug für jene, die ihr folgen.
47
cTc - kommunion und kommunikation
6.
Neuigkeiten...
6.1
en
Itali
s
u
A
6.1.1 Versammlung der
Präsidentinnen und
Geistlichen Assistenten der
Föderationen der Klarissen
in Italien, die in Santa
Maria degli Angeli,
stattfand.
Vom 24. Juni - 2. Juli 2007 fand die Versammlung der Präsidentinnen
der Föderationen der Klarissen mit den Geistlichen Assistenten statt.
Die Versammlung erarbeitete das Material aller Gemeinschaften der
Föderationen. Folgende Punkte ergaben sich:
ZUSAMMEN AUF DEM WEG
*Wichtigkeit der Kommunion, die es ermöglicht, dass wir weiterhin
unseren Weg gehen, wie wir, die Präsidentinnen, es während dieser
Tage zusammen erlebt haben.
1. DAS HEILIGE EVANGELIUM ZU LEBEN.
Die gemeinsame Dynamik, die das Wort in den Mittelpunkt unseres
Lebens stellt - nicht als ein Buch, sondern als die Person Jesu Christi:
• Die Gültigkeit der beschaulichen Dimension unseres Lebens.
• Größere Aufmerksamkeit für die Liturgie.
• Die Einheit in unserem Leben, wenn wir mit dem Wort in den
liturgischen Feiern umgehen und dann in den alltäglichen
Lebenssituationen.
• Die Vereinfachung unseres Gemeinschaftslebens, von Unruhe und
Hetze befreit.
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cTc - kommunion und kommunikation
• Ein Weise des Gebetes zu finden, die uns ermöglicht, gleichzeitig
in Beziehung mit unserer Zeit zu leben und doch die Priorität
unserer Lebensform respektiert.
• Formung der Innerlichkeit und des Stillschweigens.
• Die Wiederentdeckung eines franziskanisch-klarianischen Stils
der lectio divina, dabei aber die Gefahr des Intellektualismus zu
vermeiden.
• Das Schreiben von Ikonen als ein Mittel, das Wort darzustellen.
Wie bieten wir diese wertvolle Spannung jungen Menschen an,
die wir treffen?
Wie geben wir Zeugnis dafür in der Kirche und in der heutigen
Gesellschaft?
2. IN DER HEILIGEN ARMUT.
Eine gemeinschaftlich gelebte Armut, die ein offener Ort der
Begegnung ist, wo das wesentliche und ernsthafte Leben neu entdeckt
werden kann
• Suchen nach Arbeit, die zur Unterstützung unserer Lebensform
•
•
•
•
•
•
ausreicht, aber nicht Gottes Vorsehung und unsere Berufung,
Bettler zu sein, in Gefahr bringen könnte.
Die Formung zur Verantwortung bezüglich unserer Arbeit,
besonders im Umgang mit Dingen und Zeit in Solidarität mit den
Armen.
Wachsamkeit und Flexibilität gegenüber den Anforderungen des
Lebens.
Konfrontation mit althergebrachten Strukturen, die in die heutige
Situation eingepasst werden müssen.
Einen Weg zu finden, den Armen zu helfen, vereinbar mit unserer
Lebensform.
Den Bußgeist unseres Charismas in Ehren halten.
Wir haben einen Austausch über unser Ordenskleid angefangen.
Wie bieten wir diese wertvolle Spannung jungen Menschen an,
die wir treffen?
Wie geben wir Zeugnis dafür in der Kirche und in der heutigen
Gesellschaft?
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cTc - kommunion und kommunikation
3. IN HEILIGER EINHEIT.
Der gemeinsamen Dynamik unser freundschaftlichen Beziehungen, die
im Glauben gründen, haben wir wieder neu Ausdruck verliehen:
• Sorge und Aufmerksamkeit dafür, dass unsere Beziehungen
ehrlicher, menschlicher, freier, vergebender werden.
• Den Dienst der Äbtissin als Dienerin der Gemeinschaft und das
Reifwerden der Gemeinschaft achten.
Die Verantwortung der Schwestern, sich der fraternità zu widmen.
Das Sehnen nach Heiligkeit in der Gemeinschaft.
Der Übergang von Zusammenleben zu Gemeinschaftsleben.
Mehr Gebrauchmachen von Kommunikation, die unsere Lebensform
bietet {Kapitelsversammlung, Erneuerung des Lebens, Pläne für das
Gemeinschaftsleben...}
• Eine positive Einsicht, dass Konflikte eine Möglichkeit zur Reifung
sind.
• Besondere Fürsorge für kranke Schwestern und die Bereitschaft,
unsere eigene Schwäche zu ertragen.
•
•
•
•
Die gemeinsame Spannung, in die Zugehörigkeit zum Orden
hineinzuwachsen.
• Bereit sein, einander kennen zu lernen und als Föderationen sowie
als Klöster Austausch zu pflegen.
• Eine offene Mentalität, die bereit ist, für den Austausch
praktische Hilfe zu geben und anzunehmen.
Die gemeinsame Dynamik, mit dem 1. Orden und der örtlichen Kirche
mitzuarbeiten, aber doch unser Charisma zu respektieren.
Wie bieten wir diese wertvolle Spannung jungen Menschen an
die wir treffen?
Wie geben wir Zeugnis dafür in der Kirche und in der heutigen
Gesellschaft?
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cTc - kommunion und kommunikation
6.1
en
Itali
s
u
A
6.1.2 Einhundert Jahre
französische Klarissen in
Assisi 1908 - 2008
1908, nach
legte die kleine Gruppe
Paray-le-Monial den Grundstein für
3, Borgo San Pietro, Assisi in der Stadt
Klara.
dreijähriger Wanderschaft,
der Klarissen-Coletinnen aus
eine Neugründung in Nummer
des hl. Franziskus und der hl.
Hundert Jahre später halten die Klarissen des Klosters der hl. Coleta
in Assisi den goldenen Faden in Erinnerung, wie er sich durch die
Ereignisse ihrer Geschichte zieht, und ebenso erinnern sie an die
demütige Antwort der Schwestern, ihrer Vorgängerinnen.
Was ist der Mittelpunkt der Schwestern für die Zukunft?
Zu den Feierlichkeiten:
Innerhalb des liturgischen Kirchenjahres können Sie alle teilnehmen,
wenn wir die Gegenwart Gottes in unserem täglichen Leben feiern
werden.
4. Oktober 2007 - Eröffnung der Feierlichkeiten
“Fremde und Pilger.”
Abraham brach auf, ohne zu wissen wohin er gehen sollte.
Eine feierliche Liturgie des hl. Franziskus mit Br. Gilles Bourdeau
ofm.
3. Februar 2008 - für unsere italienischen Bekannten
“Form des Lebens und Reform des Lebens.”
Eucharistie des Festtages der hl. Coleta mit Mons. Domenico
Sorrentino, Bischof von Assisi.
11. August 2008 - für unsere französischen Bekannten
Eine Einladung zum Hochzeitsfest.
Feierliche Liturgie zu Ehren der hl. Klara mit Fra Francois Bustillo
51
cTc - kommunion und kommunikation
ofmconv.
4 Oktober 2008 - Ende der Hundertjahrfeier.
“Lasst uns beginnen, Schwestern!“
Feierliche Liturgie für das Fest des hl. Franziskus mit Fra Pierre
Brunette ofm.
Außerdem:
17 November 2007 - Ein italienisches Gespräch
“Eine französische Gegenwart in Assisi“
In Zusammenarbeit mit ITA
Zwischen Assisi und Frankreich
Die kirchlichen, politischen und kulturellen Resonanzen einer Gründung
ausfindig zu machen.
Sprecher: M. Tosti, F. Santucci, J.M. Ticchi, G. Buffon, Suor M.
Aimee di Paray-leMonial; Leiter der Diskussion: P. Messa.
16. - 18. Mai 2008 - Ein französisches Gespräch
“En retrait et en resau”.
Eine dreitätige Vertiefung unseres Wissens über die hl. Klara und die
hl. Coleta und ein Verstehen der Wichtigkeit des beschaulichen
Lebens der Klarissen für unsere Zeit, 2008.
Mit Hilfe von Sr. Colette di Nice, M. Bartoli, Jean Vanier.
Diskussionsleiter: Fra Pascal Aude ofmcap.
Mit Mons. Benoit Riviere,
Bischof von Paray-le-Monial.
Ihre
Aus
6.2
den
n
ppine
Phili
Schwestern von Assisi.
6.2.1
Eine Einladung
– laut und klar
für unsere
Zeit
Klara „nach dem Beispiel und der Lehre unseres
heiligen Vaters Franziskus“ (TestCl 2+7) übernahm die ganze
52
cTc - kommunion und kommunikation
Radikalität des Evangeliums als ihre Lebensweise. Länger als 40 Jahre
ihres bekehrten Lebens erschaute sie täglich das, was sie in ihrem
letzten Brief an Agnes von Prag, der anderen tapferen Frau des
Weges nach dem Evangelium, schrieb:
„Am Ende diese Spiegels aber beschaue die unaussprechliche
Liebe, mit der er am Stamme des Kreuzes leiden und an ihm
durch die schimpflichste Art des Todes sterben wollte. Als
daher dieser Spiegel selbst am Holz des Kreuzes angebracht
wurde, da erinnerte er die Vorübergehenden an das, was sie
erwägen sollten, indem er sprach:
„Ihr alle, die ihr des Weges vorüberzieht, habt Acht und seht,
ob ein Schmerz gleich meinem Schmerz!“
Lasst uns dem Rufenden und Weheklagenden mit einer Stimme
und einem Geist antworten, wie er selbst sagt: „Immer denke
ich daran, und meine Seele schmachtet in mir dahin.“
Daher also mögest du vom Feuer der Liebe immer stärker
entzündet werden, o Königin des himmlischen Königs. (4Agn).
Solche Einladung muss laut und klar auch in unserer Zeit zu hören
sein, wenn rings um uns Anzeichen und Aufschreie durch das Elend
und Leiden der Menschen bemerkbar werden. Noch geht der Krieg
weiter in vielen Teilen der Erde: im Irak, in Afghanistan, Israel/
Palästinenser, Sri Lanka, Dafur, Somalia, Kongo und so weiter. Was
für eine Verschwendung von wertvollem Leben und Eigentum. Warum
wird unser Land als ein Land betrachtet, das mit am häufigsten die
menschlichen Gesetze durch ungesetzliches Töten verletzt?
Wie viele Familien sind auseinander gerissen durch innere und äußere
Umstände, die noch mehr gebrochenes Leben hervorbringen, das Hilfe
braucht. So viele gebrochene Versprechen, die wieder zur Folge
haben, dass viele ihr Vertrauen verloren haben, nicht nur in die
Umstände, sondern auch in den Anderen und in die Institutionen wie
Staat oder Kirche, die sich nicht immer als glaubwürdig erwiesen
haben. Warum wurde unser politisches System zu einem Zirkus aus
korrupten Männern und Frauen, die nicht sensibel sind für den
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cTc - kommunion und kommunikation
wirklichen und trostlosen Zustand unserer Armen im Land?
Unsere Gemeinschaften sollen deswegen, wie klein auch immer ihre
Hilfe scheinen mag, Gemeinschaften von Solidarität und Hoffnung
sein, inmitten einer gebrochenen und düsteren Welt. Solche
Solidarität und Hoffnung sind Werte, die wir vor allem einander
zeigen sollten, ehe wir fähig sind, sie anderen widerzuspiegeln.
Br. Bienvenido Baisas, ofm
(Audite, Poverelle Vol X, 2 (2007)Madre Jeronima Federation OSC, Philippinen)
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PRO-MANUSCRIPTO
Monastero S. Chiara - Cortona (Ar)
Italia