Es perlt... Die Perle ist durch ihre schimmernde Oberfläche, die

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Es perlt... Die Perle ist durch ihre schimmernde Oberfläche, die
Es perlt...
Die Perle ist durch ihre schimmernde Oberfläche, die Ebenmäßigkeit ihrer Rundung – oder gerade
gegenteilig durch die bizarren Formen – und ihre geheimnisvolle Entstehung bestimmt. Ihre Schönheit, ihr Glanz und ihre weiße Farbigkeit ließen sie zum Attribut der Göttin Venus werden.
Schon früh wurde die Perle in verschiedenen Kulturkreisen im Schmuck verarbeitet und mit symbolischem Wert belegt. Sie war zudem Zeichen für Macht, Status und Reichtum. In jüngerer Vergangenheit wurde die Perle in der Perlenkette zum großbürgerlichen Statussymbol und geriet darüber etwas
ins Abseits. In den letzten Jahren lässt sich nun ein neues Interesse an der Perle erkennen: Am Beispiel der Perle wird nicht nur über die traditionellen Funktionen von Schmuck reflektiert, sondern es
werden auch neue innovative Formen der Gestaltung mit der Perle erprobt.
Die Ausstellung der Galerie Handwerk beschäftigt sich mit diesen ungewöhnlichen Formen der Gestaltung nicht nur im Medium des Schmucks, sondern auch in der Installation, dem Bild und dem Objekt. Im Vordergrund steht jedoch der Schmuck. Werke von 43 internationalen Künstlern werden präsentiert, um einen Überblick über die verschiedenen Tendenzen bei diesem aktuellen Thema zu geben. Nach einer jahrelangen Geringschätzung der Perle, gerade im Bereich des Autorenschmucks,
fällt nun ein intensives Interesse dafür auf. Dieses wurde auch wieder in der Sonderschau „Schmuck“
auf der Internationalen Handwerksmesse 2010 in München deutlich. Nach einer langen Zeit, in der
Minimalismus, eine gewisse architektonische Konstruktionsweise und Funktionalität bei der Gestaltung von Dingen bzw. eine stark persönlich und kritisch geprägte Auffassung beim Schmuck im Mittelpunkt standen, ist nun wieder eine neue Freude an der Pracht und dem Reichtum, ein Rückgriff auf
Ornamente und eine Formensprache festzustellen, die dem Barock entlehnt ist. Vor diesem Hintergrund scheint dann auch die Beschäftigung mit der Perle, deren Gestaltung im Barock einen Höhepunkt erfuhr, keinesfalls erstaunlich.
Die Ausstellung zeigt Werke, die echte Perlen – also natürlich in der Muschel gewachsene oder gezüchtete Perlen – verarbeiten. Hierbei wird die Perle zumeist mit anderen Materialien kombiniert, die
auf ihre Genese und Assoziationen anspielen oder mit der Perle kontrastieren, sei es in Materialwert,
Farbigkeit oder Wirkung. Der Schimmer und Glanz der Perle werden durch die Kombination mit anderen Materialien gebrochen und die Perle dadurch in ihrer Wirkung verfremdet.
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Diese Arbeiten spielen auf die Tradition der Perlenkette an, distanzieren sich jedoch durch einen markanten Bruch in der Gestaltung.
Weiterhin finden sich Schmuckobjekte aus alten und neuen Glasperlen. Sie müssen, wie die Beispiele
zeigen, nicht unbedingt der „klassischen“ runden Perlenform folgen, sondern können auch von ungewöhnlicher Form sein. Kleine Glasperlen werden gerne über Formen zu größeren Perlen zusammengefügt oder aber in längeren Strängen arrangiert. Gerade die Nadelarbeiten beziehen sich auf historische Vorbilder und spielen mit Assoziationen und Erinnerungen. Durch die neuen Arten des Arrangements und der Verbindungen entstehen zugleich neue Trag- und Erscheinungsweisen für Perlen,
darunter auch skulpturale Gebilde.
Daneben finden Perlen aus Holz, Metall, Kunststoff und Halbedelsteinen Verwendung, aber auch aus
ungewöhnlicheren Materialien wie Marmor und Naturmaterialien – aus Bohnen und Samen.
Über die schmückende Funktion der Perlenkette wird auch in Objekten und Installationen reflektiert.
Ketten und Schmuckstücke können zu überdimensionalen Proportionen vergrößert werden und mit
einer Bedeutung versehen werden, in der die Perle als Assoziationsrahmen fungiert.
Ziel der Ausstellung ist es, die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich der Perle in ihrer ganzen Breite, Vielfalt und Phantasie zu präsentieren.
Perlen aus verschiedenen Materialien und der Reichtum in der Formgebung werden an Beispielen
internationaler Schmuckkünstler vorgestellt. Es sind Arbeiten aus Australien, Belgien, Deutschland,
Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, den Niederlanden, aus Norwegen, Österreich,
der Schweiz, der Tschechischen Republik und den USA vertreten.
Durch Beispiele von Perlenschmuck aus anderen Kulturkreisen wie Afrika und Indien sollen die weitreichende Bedeutung dieser Schmuckform, die kulturellen Begegnungen mit Europa sowie die spezifischen kulturellen Konnotationen des Perlenschmucks angedeutet werden.
Die Perle
Unter Perle im engeren Sinn ist eine bestimmte Bildung von Schalenbestandteilen um eine Zelle zu
verstehen; die Perle im weiteren Sinn ist ein Schmuckelement von zumeist runder Form, das aus unterschiedlichen Materialien – Holz, Glas, Metall, Edelstein etc. – bestehen kann und ein Loch in der
Mitte besitzt, so dass es aufgefädelt oder aufgenäht werden kann. In anderen Sprachen, so im Englischen, sind die Unterschiede klarer: „pearl“ meint die „echte“ Perle, „bead“ dagegen die Perle als
Form, die in verschiedenen Materialien ausgeführt sein kann.
Perlen aus unterschiedlichem Material waren eine der frühesten Schmuckformen und mit symbolischer, oftmals Unheil abwehrender Bedeutung belegt, die sich z. T. bis heute in vielen Kulturkreisen
erhalten hat. Perlen sind in eigentlich allen Regionen seit langer Zeit gebräuchlich.
Sie werden in Glas, Kunststoff, Stein, Metall, Holz und anderen Materialien hergestellt, wobei nun
nicht vornehmlich mehr versucht wird, die „echte“ Perle nachzuahmen, sondern eher ausgehend von
Form und Funktion mit neuen Materialien und ästhetischen Möglichkeiten experimentiert wird.
Die Perle und ihre Entstehung
Die Entstehung der Perle war lange Zeit ein Geheimnis. Im Altertum glaubte man, dass die Perle dadurch entsteht, dass der Tau des Mondes in die Muschel eindringt. Zweifel an dieser Theorie kamen
schon früh auf, so 1554 mit Guillaume Randolet.
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Eine Vielzahl unterschiedlicher Theorien zur Genese der Perlen kursierte. Lange Zeit wurde davon
ausgegangen, dass sich Perlmuttschichten um ein in die Muschel gelangtes Sandkorn ablagern und
dadurch die Perle gebildet wird.
Heute wird vermutet, dass Perlen darauf zurückgehen, dass eine der das Perlmutt bildenden Epithelzellen von der äußeren Schicht des Muschelmantels durch das Eindringen eines Fremdkörpers in die
Muschel hinein gedrückt wird, sich hier nun die Zellen vermehren und einen sogenannten Perlensack
aus Zellgewebe bilden, in dem dann das Perlmutt abgelagert wird.
Schon um 1600 bestand die Vermutung, dass die Perle aus dem gleichen Material wie Muschelschale
und Perlmutt bestehen würde, also weitgehend aus Kalziumkarbonat. Sie unterscheiden sich jedoch
in den Anteilen der jeweiligen Mengen. Die Perle ist, da sie weniger Wasser enthält, härter und widerstandsfähiger als Perlmutt. Die Perle besteht aus Conchyn und Argonitkristallen, die übereinanderliegen, so dass beim Betasten einer Perle eine unregelmäßige Oberflächenstruktur zu erfühlen ist.
Als Qualitätskriterium einer Perle gelten die Regelmäßigkeit der Oberfläche und ihr Glanz, der Lüster.
Dieser entsteht durch die Lichtreflexion und richtet sich nach der Anzahl der Schichten. Der Glanz
nimmt mit der Dünnheit und Anzahl der Schichten zu.
Je nach der Art der Muschel, in der sich die Perle bildet, variiert ihre Farbigkeit. Sie kann von Weiß
(besondere Reinheit in der Gegend von Australien), über Gelb (Ceylon), Rosa (Indischer Ozean),
Braun und Grau ins fast Schwarze (vor der Kalifornischen Küste) reichen. Das Farbenspektrum kann
durch Färbung erweitert werden. Auch in der Größe und Form kann die Perle nach Herkunft und Entstehungsbedingungen stark variieren.
Perlen sind seit langer Zeit bekannt und geschätzt. Schon im frühen China (2206 v. Chr.) sind sie als
Tributzahlung überliefert. Auch bei den Griechen und Römern war die Perle („margarita“) als kostbarer
Schmuck begehrt. Besonders unter den römischen Kaisern erfreuten sich Perlenschmuck und perlenbestickte Kleidungsstücke großer Beliebtheit.
Die frühen Perlen stammen aus dem Golf von Mannor (Indischer Ozean), dem Persischen Golf und
dem Roten Meer mit dem Zentrum Massaona (Muschel: Pinctada radiata). Über die Perlentaucher im
Golf von Mannor berichtete bereits 1494 Marco Polo; die Perlen im Persischen Golf werden schon bei
Plinius in der „Historia Naturalis“ erwähnt (um 79 n. Chr.). Perlen aus Venezuela, Panama und von der
kalifornischen Küste gelangten erst um 1500 nach der Entdeckung Amerikas durch Christopher Kolumbus nach Europa (Muschel: Pinctada imbricata, Pinctada mazatalantica).
Gemälde der Renaissance und des Barock zeigen, dass Perlen genau wie Edelsteine, die aus den
Kolonien importiert wurden, zu prächtigen Statussymbolen wurden. Australische Perlen von der Nordwestküste sind erst seit dem späten 19. Jahrhundert bekannt.
Das Verfahren der „Perlenernte“ blieb über lange Zeit das gleiche: Zu bestimmten Erntezeiten tauchten die Perlentaucher, um die Muscheln von den Muschelbänken in 10 bis 20 m Tiefe loszuschneiden.
Geöffnet und auf ihren Inhalt hin untersucht, wurden die Muscheln erst auf den Booten oder am Festland.
Wegen ihrer Seltenheit, ihrem reinen Weiß und der mysteriösen Entstehung erhielt die Perle schon
früh eine symbolische Bedeutung. In China wurde sie mit Reichtum, Würde und Weisheit verbunden,
in Japan steht sie für Glück. In der Antike wurde sie der Venus zugeordnet und mit Schönheit und
Liebe assoziiert. Im Mittelalter wurde die Perle dann mit Maria verbunden und symbolisierte deren
Schönheit, Reinheit und Jungfräulichkeit.
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Hierin wurden antike Tendenzen aufgegriffen, denn der Mondgöttin Luna zugeordnet stand die Perle
bereits für Schönheit und Reinheit. Perlen dienten als kostbarer Schmuck von sakralen Gefäßen und
Reliquienschreinen. Gott und die Heiligen wurden mit der Schönheit und der Seltenheit der Perle gefeiert und verehrt.
Perlen wurden außerdem zur Auszeichnung der Herrscher eingesetzt. Im Mittelalter erscheinen Perlen
auch im Kontext von Rosenkränzen. Solche Gebetsperlen wurden auch von anderen Religionen verwendet und finden sich z. Bsp. bei den Buddhisten, Hindus und im Islam.
Wegen ihres ästhetischen Reizes und ihrer Kostbarkeit, wegen ihrer Verbindung mit Schönheit und
Reinheit war die Perle schon früh ein beliebtes Schmuckstück für Frauen. Diese Assoziationen ließen
sie auch zu einem persönlichen Symbol der „virgin queen“, der jungfräulichen Königin, Elisabeth I. von
England, aber auch zu einem angemessenen Schmuck für junge Frauen und Bräute bis in unsere Zeit
werden. Bei Elisabeth I. diente die Perle zugleich dazu, ihre Macht, den Reichtum und die Größe Englands und die Ausdehnung des englischen Seereiches zu demonstrieren. Auf fast allen Porträts ist die
Königin mit reichem Perlenschmuck dargestellt.
Berühmte Geschichten sind mit der Perle verbunden, oftmals mit bedeutenden Frauengestalten. Als
bekannteste Geschichte gilt wohl diejenige, in der Kleopatra während eines Festmahls für Marc Anton
eine große Perle aus ihren Ohrringen in Essig auflöst, um ihrem Gast ein besonders teures Mahl zu
kredenzen.
Die Zuchtperle
Es wird zwischen der „echten“, der natürlich gewachsenen Perle und Zuchtperlen unterschieden.
Bei Zuchtperlen wird ein runder Kern aus der Muschelschale zusammen mit einem Stück des Mantelgewebes der Spendermuschel in eine Muschel eingefügt. Die Form der Perle ist abhängig von der
Form ihres Kerns. Nicht alle Muscheln sind für die Perlenzucht geeignet. Für die Zucht im Meerwasser
werden Pinctada-Muscheln (Perlmuscheln), für die Zucht im Süßwasser Hyriopsis-Muscheln verwendet. Die Muscheln befinden sich in Muschelkörben im Meer, und die Perle wächst im Laufe mehrere
Jahre (zwischen 2-6 Jahren) heran.
Die im Meer wachsende Zuchtperle ist von verschiedenen Gefahren wie Algenpest, Naturkatastrophen und Umweltverschmutzung bedroht. Ansonsten entsprechen die Zuchtperlen in Hinblick auf
Material, chemische Zusammensetzung und optisches Erscheinungsbild der auf natürliche Weise
entstandenen Perle.
Die ersten runden Zuchtperlen wurden in den frühen 1920er Jahre durch Kokichi Mikimoto vertrieben,
der auf den Erfahrungen von japanischen und australischen Forschern aufbauen konnte. 1913 hatte
der deutsche Zoologe Friedrich Alverdes festgestellt, dass sich die Perle nicht um einen Fremdkörper
in der Muschel bildet, um ihn zu isolieren, sondern auf die Bildung eines Perlsackes in der Muschel
selbst zurückgeht.
Schon 1758 experimentierte Carl von Linné mit einem Gipskern, der mit einem Draht in eine Süßwassermuschel gegeben wurde. Erste Ergebnisse mit Perlmuttablagerungen um ein künstlich eingefügtes
Element in der Muschel stammen bereits aus dem 5. Jahrhundert. Hierbei handelt es sich um die sog.
Buddha-Perle: Kleine Buddha-Figuren aus unterschiedlichen Materialien wurden in die Muschel eingefügt und dort im Laufe der Zeit mit Perlmuttablagerungen bedeckt. Solche Arbeiten sind aus der chinesischen Sung-Zeit (11. Jahrhundert) bekannt und hatten Amulettfunktion.
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Zuchtperlen werden nach ihrer Herkunft unterteilt: die Akoya-Perlen (Muschel: Pinctada martensii und
Pinctada chemnitzii) stammen aus dem japanischen und chinesischen Meer, die größeren Perlen der
Pinctada maxima aus der Gegend von Australien, Indonesien und den Inseln im Südpazifik, die
Kasumiga-Perle aus dem japanischen Kasumiga-See bei Tokio, die Biwa-Perlen aus dem japanischen
Biwa-See, wo bis 1990 Perlen gezüchtet wurden. Hierbei handelt es sich um Süßwasserperlen, denen
der eingepflanzte Kern fehlt.
Die Tahiti-Perle (Pinctada margaritifera) wiederum ist eine dunkelgraue oder fast schwarze Perle, die
einen reizvollen grünlichen oder silbrigen Lüster besitzt. Heute stammen die meisten SüßwasserZuchtperlen (freshwater pearls; Muschel: Hyriopsis cumingii) aus China. Sie wachsen ohne Kern und
sind dadurch der „echten“ Perle sehr ähnlich.
Flussperlen (Muschel: Margaritana margaritifera) sind zumeist klein, von nicht ganz runder Form und
besitzen einen weniger intensiven Lüster als andere Perlen. Sie entstehen in nordeuropäischen Flüssen, benötigen sauberes und kalkarmes Wasser und haben eine sehr lange Entstehungszeit (20-25
Jahre für eine 4 mm große Perle). Flussperlen wurden in Sachsen und Russland schon früh gesammelt und verarbeitet. Auch aus bayerischen Flüssen haben sich seit dem 15. Jahrhundert Flussperlen
erhalten. In der Mitte des 18. Jahrhunderts versuchte Kurfürst Max III. Josef sogar, eine Muschelzucht
in den Kanälen von Nymphenburg, Schleißheim und Feldmoching einzurichten. Nicht nur die Herkunft
der Perle, auch ihre Form dient als Unterscheidungskriterium. Als Bouton-, Blister- oder Schalen-Perle
werden cabochonförmige Perlen bezeichnet, die an der Muschelinnenseite wachsen und herausgeschnitten werden müssen. Unter Mabé-Perlen werden Halbperlen von ungewöhnlicher Form verstanden. Flügelperlen sind lang und dünn. Die Barock-Perle ist von unregelmäßiger Form.
Formen des historischen Perlenschmucks
Die Barock-Perle erfreute sich großer Beliebtheit im 16. bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts
und wurde in aufwendige Schmuck- und Kunstkammerstücke integriert und mit Gold, Email und Edelsteinen kombiniert. Häufig wurde sie als Körper bei kleinen figürlichen Arbeiten verwendet und diente
als zentraler Bestandteil bei der Konzeption von phantasievollen Meereswesen, Musikanten oder Groteskfiguren.
In München war der aus Trient stammende Goldschmied Giovanni Battista Scolari zwischen 1567 und
1583 ansässig, der für Albrecht V. aufwendige Schmuckanhänger mit figürlichen Szenen in Email,
Edelsteinen und Perlen ausführte.
Am Hofe Rudolfs II. in Prag war Erasmus Hornick (gest. 1582) tätig. Er fertigte Ornamententwürfe und
aufwendige Schmuckstücke aus verschiedenen Materialien unter Verwendung von Perlen an. Auch in
den Sammlungen Augusts des Starken im Grünen Gewölbe in Dresden haben sich solche figürlichen
Arbeiten erhalten. Sie dokumentieren das Interesse des Barock am Seltsamen und Bizarren sowie die
hohe Wertschätzung von kostbaren Materialien und ihrer kunstfertigen Verarbeitung von höchster
handwerklicher Qualität.
Ein entsprechender Einsatz der Perle und eine ähnlich phantasievolle und evokative Kombination mit
anderen Materialien lässt sich dann erst wieder in der Art Nouveau bei Schmuckkünstlern wie René
Lalique, Georges Fouquet oder Philippe Wolfers finden. Hier ging es darum, in der Kombination wertvoller und einfacher Materialien ein Naturobjekt oder eine Naturstimmung wirkungsvoll nachzuahmen
und umzusetzen. Das Material wurde dabei wegen seines Suggestionswertes, nicht wegen seines
Materialwertes ausgesucht.
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Dabei wurden Barockperlen gerne mit Motiven aus dem Wasserbereich und mit Nymphen kombiniert,
während runde Perlen Mistelbeeren nachahmen konnten. Lalique kombinierte den Lüster der Perlen
gerne mit Blautönen. Perlen wurden häufig als frei hängender unterer Abschluss eines Anhängers
bzw. einer Brosche verwendet.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erfreuten sich Garnituren aus „seed pearls“ (Saat- oder Staubperlen) – kleine, in der Regel etwas unregelmäßig geformte Perlen – großer Beliebtheit. Diese preiswerten, zumeist aus China oder Indien importierten Perlen wurden mit Seidenfäden oder Pferdehaar zu
aufwendigen Schmuckstücken verarbeitet. Die Rahmen für die Ketten und Broschen von oftmals
spitzenartigem Ornament waren aus Metalldrähten, Messing- und Perlmuttplatten gebildet. Die Perlen
sind in dichtem Neben- und Übereinander angeordnet.
Künstliche Perlen
Es wurde schon früh wegen Kostbarkeit und ästhetischem Reiz versucht, Perlen zu imitieren, wobei
verschiedene Verfahren verwendet und erprobt wurden. Hierzu zählen Wachsperlen und vegetabilische Perlen. Bei den Wachsperlen besteht das Äußere aus kleinen hohlen Glaskugeln, die innen mit
Farbstoff (Fischsilberpräparate, leichtflüssige Legierungen oder mit gummi arabicum gebundene
Farbstoffe) beschichtet und dann mit Wachs gefüllt wurden.
Diese Technik entwickelte im 17. Jahrhundert der Pariser Rosenkranzhersteller Jaquin. Besonders
ähnlich gerieten die Fischsilberperlen. Hier wurden auf der Außenseite der Glasperle gemahlene
Fischschuppen aufgetragen oder die Innenseite mit einer Mischung aus Fischsilber und Leim ausgekleidet und dann mit Wachs gefüllt. Ein Zentrum für die Herstellung dieser Fischsilberperlen war neben Paris und Venedig auch Schwäbisch Gmünd.
Vegetabilische Perlen stammen zum Beispiel aus Indien. Sie finden sich frei liegend in den Höhlungen
von Kokosnüssen und ähneln in Glanz und Oberflächenwirkung den „echten“ Perlen.
Perlen wurden zudem aus anderen weißlichen Materialien wie Koralle, den Zähnen des Dugong (Gabelschwanzseekuh oder Seeschwein), den Nüssen der Steinnuss, aus Alabaster, Gips und Perlmutt
hergestellt.
Bei den Perlmuttperlen sind verschiedene Arten zu unterscheiden: gedrechselte und polierte Perlmuttkugeln (Kompositperlen), gedrechselte Perlmuttkugeln mit bräunlichem oder bläulichem Lüster
(Antillenperlen), Perlen aus pulverisiertem, gepresstem Perlmutt (Perles des Indes).
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Photorechte: Simon Bielander, David Bielander
David Bielander
Ironie und Witz zeigt David Bielanders (geb. 1968 Basel) Perlenschwein. Ein profanes Alltagsmotiv,
ein Tier, das traditionell mit keinerlei edler Assoziation belegt ist, sondern eher dem Gegenteil, wird in
kostbaren und eleganten Perlen, einem großbürgerlichen Statussymbol, ausgeführt. Die rosige Haut
des Tieres wird durch den rosafarbenen Lüster der Perlen suggeriert. Graue Perlen bilden die Augen.
Die Perlen sind auf ein feines Goldgerüst gesetzt, so dass sich der Kopf als Brosche plastisch abhebt
und das Gegenüber des Trägers anzuschauen scheint.
David Bielanders Perlenschwein und seine Perlenschnecke passen sich in eine Reihe von Werken
ein, in denen er sich mit der Tier- und Pflanzenwelt beschäftigt, wobei die Materialwahl nach dem
doppelten Anliegen des Trompe l’œils und des Erstaunen erfolgt. Sowohl Träger als auch Betrachter
werden bewegt, auf die in Schmuck verwandelte Natur zu reagieren, da der Kontext des natürlichen
Gegenstands sich geändert hat und dadurch die Beziehung zwischen Träger und Objekt zunächst
fremd erscheint.
David Bielanders Nadeln „Was glotzt du so?“, bei denen er aus Plastikschnullern maskenartige Köpfe
bildet, welchen er Augen aus Perlen einsetzt, scheinen den Effekt seiner Arbeiten zusammenzufassen. Der Betrachter schaut erstaunt auf die lebendigen Wesen, die sich am Körper befinden und lässt
sich durch den einfallsreich-ironischen Umgang mit den Materialien und die die üblichen Schmuckkonventionen vernachlässigende profane Motivik täuschen und irritieren. Damit stehen David
Bielanders Arbeiten im besten Sinne in der Tradition der großen Meister des niederländischen Trompe
l’œils des 17. Jahrhunderts, die ebenfalls die Sehgewohnheiten herausforderten, den Betrachter auf
nachdenkliche und humorvolle Weise zugleich verwunderten.
Ausbildung
1989-1993
1993-1995
1995-2001
2002
Seit 2006
Goldschmiedelehre bei Kurt Degen, Basel
Tätigkeit als Goldschmied bei Georg Spreng, Schwäbisch Gmünd
Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, Klasse für Schmuck und
Gerät unter Prof. Otto Künzli. Seit 1999 Meisterschüler bei Prof. Otto Künzli
Diplom
Künstlerischer Mitarbeiter von Prof. Daniel Kruger, Burg Giebichenstein, Hochschule
für Kunst und Design, Halle
Verschiedene Stipendien, zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland, darunter die Sonderschau
„Schmuck“ auf der Internationalen Handwerksmesse München 2001, 2009 und 2010
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sowie 2008 „Des Wahnsinns fette Beute“ in der Neuen Sammlung/Pinakothek der Moderne München
sowie Einzelausstellungen in der Galerie Biró in München (2003, 2006) und der Galerie Louise Smit in
Amsterdam (2004, 2006, 2009). Beteiligung an zahlreichen Gruppenausstellungen.
David Bielanders Arbeiten befinden sich in internationalen Sammlungen, darunter die Danner Stiftung,
die Neue Sammlung/Pinakothek der Moderne München und die Hiko Mizuno Collection in Tokio.
Er unterrichtete an der Konstfack, Stockholm, und hielt Vorträge an bedeutenden internationalen
Schmuckschulen.
Preise
2009 Förderpreis für angewandte Kunst der Stadt München
2010 Herbert-Hofmann-Preis, München
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Laura Deakin
Auf der Auseinandersetzung mit der klassischen Perlenkette beruht Laura Deakins (geb. 1979 Kew,
Australien) Projekt „Dishonest Pearls“ von 2006. Den Ausgangspunkt bildete die klassische und konventionelle Perlenkette – ein konservatives Statussymbol, mit dem zugleich ein bestimmtes Frauenbild
assoziiert ist. Deakin übernahm die Idee der Aneinanderreihung gleichartiger Perlen durch eine Bandverknüpfung. Für ihre Perlen verwendet sie Polyesterfeinspachtel, Seide und Perlmutter. Grundlage
bilden handelsübliche Perlenimitate aus Glas und künstlichem Perlmutt. Neu sind nun jedoch die Perlen: Deakin schneidet sie durch und klebt sie mit Spachtel wieder zusammen. Dabei variiert der
Spachtel in seiner Farbigkeit abhängig zu derjenigen der Perle. Der Spachtel kann auch als Farbkontrast eingesetzt werden. Die vollendete regelmäßige Wölbung der Perlen steht in Widerspruch zu der
unregelmäßigen Oberfläche des Spachtels, der aus den Perlen herauszuquellen scheint.
Bei ihren „Filled Pearls“ von 2007 drückt Deakin die Perlen in die Spachtelmasse hinein. Beim Herauslösen der Kette aus dem Kitt bleibt die Perlmuttbeschichtung der Perle in der durch das Eindrücken
gebildeten Vertiefung haften. So bestehen ihre Ketten nicht aus den Perlen, sondern aus dem Abguss, dem Abdruck der Perle, von der als „Erinnerung“ der Perlmutt auf der Innenseite des Abdrucks
sichtbar bleibt. Die „Naked Pearls“ bestehen aus den „Resten“, aus den Glasperlen, bei denen der
Perlmuttmantel entfernt wurde. Bei den „Hidden Pearls“ bleiben die Perlen im Kitt ruhen und scheinen
aus ihm herauszubrechen. Die unregelmäßige gräuliche Oberfläche des Spachtels lässt Muscheln
und damit das natürliche Entstehungsumfeld der echten Perle assoziieren.
Laura Deakin beschäftigt sich in ihren Perlenketten auf eine neuartige und innovative Weise mit dem
klassischen Thema der Perlenkette. Die bekannte Perlenkette bleibt als Bezugsrahmen bestehen,
doch die ästhetische Gestaltung verfolgt neue Ziele, und die Unregelmäßigkeit, das Motiv des
Herausquellens oder Hervorbrechens, vermittelt der Perlenkette, die eher Ruhe und Perfektion ausstrahlt, eine neue Dynamik und Lebendigkeit. Aus Bekanntem entsteht somit etwas ganz Neues und
Ungewohntes.
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Ausbildung
1998-1999
2002
2000-2002
Seit 2004
2010
Royal Melbourne Institute of Technology, Diplom
Kookmin University, Süd Korea, bei Jong Ill Jon
Monash University, Melbourne, bei Marian Hosking. B.A. für Schmuck und Gerät
Akademie der Bildenden Künste München, Klasse für Schmuck und Gerät bei Prof.
Otto Künzli
Diplom
Preise
2007
BKV-Preis
Laura Deakins Arbeiten waren auf zahlreichen internationalen Ausstellungen zu sehen, darunter auch
auf der Sonderschau „Schmuck“ auf der Internationalen Handwerksmesse München 2009, „Des
Wahnsinns fette Beute“ 2009 in der Neuen Sammlung/Pinakothek der Moderne München sowie bei
„Talente“ auf der Internationalen Handwerksmesse in München 2004.
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Sam Tho Duong
Sam Tho Duong (geb. 1969 Bien Hoa, Vietnam) verwendet in seinen Ketten aus der Serie „Frozen“
und den Broschen aus der Serie „Look“ oxidiertes Silber und weiße Süßwasserreiskornperlen. Diese
arrangiert er zu dichten Trauben, die an den zweigartigen Kettengliedern befestigt werden oder mit
diesen abwechseln. Die Eleganz und der Sinn für Proportionen, die Sam Tho Duongs Arbeiten auszeichnen, erinnern an die Darstellung von Pflanzen in ostasiatischen Tuschzeichnungen und Holzschnitten. Auch die äußerste Zurückhaltung, formale Reduktion, die feinen Nuancierungen, die Arbeit
mit Assoziationen – d. h. die floralen Restformen, die durch die Phantasie des Betrachters ergänzt
werden können – scheinen auf die ostasiatische Kunst zurückzugehen.
Die Arbeit mit oxidiertem Silber, dessen Oberfläche unregelmäßig gefärbt ist, gibt den Werken zugleich einen Anschein von Vergänglichkeit. Die Pflanzen scheinen den Einwirkungen des Wetters und
der Jahreszeiten ausgesetzt und durch diese bedroht. Die Schönheit, die die Perlentrauben vermitteln,
wirkt somit gefährdet und fragil.
Die Broschen kontrastieren gehämmerte Silberflächen und solche, die dicht mit Perlen besetzt sind,
sowie Öffnungen und Ausstülpungen. Sie lassen eher an geheimnisvolle Unterwasserlebewesen denken, deren Oberfläche durch das Wasser bewegt wird und die auf Steinen wachsen, wechle sich zu
Höhlen öffnen.
Ausbildung
1987-1989
1989-1992
1992-1993
1994-1998
1998-2002
Seit 2002
Berufsfachschule Pforzheim
Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät, Pforzheim
Goldschmiedelehre bei Dr. Wellendorff GmbH, Pforzheim
Goldschmiedeangestellter bei Dr. Wellendorff GmbH, Pforzheim
Hochschule für Gestaltung Pforzheim, Diplom-Design (Fachhochschule)
selbständig
Preise (Auswahl)
2009
Herbert-Hofmann-Preis
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Line Garlind
Bei Line Garlind (geb. 1966 Oslo) kommt es zum Spiel mit den Formen: Sie kombiniert die Perlen mit
Materialien, die eine ähnliche Form besitzen – mit Erbsen. Perlen und Erbsen bilden in dem Kontrast
von glatter, schimmernder und unregelmäßiger, matter Oberfläche einen interessanten Kontrast.
Das Kostbare und Einfache, das Besondere und der Alltag gehen in ihren Ketten eine stimmige, ästhetisch ansprechende, doch auch provozierende Mischung ein. Die Perlen-Erbsen-Kette ist von feiner
Zierlichkeit, da sich die Perlen nach hinten hin verkleinern und in ein feines Band münden. Die Kette
wird mit einer Schleife geschlossen. Diese informale, „lässige“ Art des Verschlusses mildert die Festlichkeit und Eleganz der Perlen ins Spielerische und Natürliche.
Die Arbeit mit Oberflächenkontrasten bestimmt auch die anderen Werke Line Garlinds. Die strukturierte, matte Oberfläche des Holzes steht dem Schimmer des Quarzsteines gegenüber, das glänzende
Silber dem Strahlen des Diamanten. Die Kugelform der Quarzperlen wird in dem Halsschmuck in der
Kreisform des Holzanhängers aufgegriffen, dessen aufgelegtes Silberquadrat als weiteres Kontrastelement fungiert.
Ausbildung
1987-1988
1990-1991
1991-1994
1994-1995
1995-1997
Oslo Drawing and Painting School
Goldschmiedeausbildung, Elvebakken High School, Oslo
Oslo National Academy of the Arts, B.A. Abschluss
Gerrit Rietveld Akademie, Amsterdam
Oslo National Academy of the Arts, M.A. Abschluss
1998, 2003 und 2008 mehrjährige Stipendien
Lehrtätigkeit an der Elvebakken High School, Oslo, und der Oslo National Academy of the Arts.
Zahlreiche Ausstellungen in Norwegen und anderen Ländern, darunter „Schmuck 2001“ auf der Internationalen Handwerksmesse in München. 2007 Einzelausstellung im Akershus Kunstnersenter. 2010
Einzelausstellung beim Kunstnerforbundet.
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Carmen Hauser
Carmen Hauser (geb. 1977 Wiesbaden) stellt Neufassungen der klassischen Perlenkette vor, indem
sie die Perlen mit Elementen aus der Kleidung kombiniert. So setzen die Perlenketten direkt an einem
Kragen an und bilden gemeinsam mit diesem ein mehrsträngiges Collier oder aber Kragen und Krawatte werden aus den Perlen selbst gebildet. Neben Perlenketten verarbeitet Carmen Hauser die
Perlen auch in feinen Strickgeweben. Hierdurch wird die Nähe zwischen Schmuck und Kleidung
nochmals betont und ergibt sich ein anderes Zusammenspiel zwischen den Elementen von Schmuck
und Kleidung. Die Perlen bewegen sich anders als bei den Ketten und haben eine andere Art von
Bezug zueinander.
Carmen Hauser verweist stets auf die Einheit von Kleidung und Schmuck – beides wird gemeinsam
getragen – und hinterfragt in der Kombination von Kragen und Perlencolliers nicht nur die Diskrepanz
von Alltags-/Arbeitskleidung und Schmuck, sondern zugleich von männlichen und weiblichen Sphären.
Seit ihrem Studium beschäftigt sich Carmen Hauser mit Kleidung. Sie reduziert Kleidungsstücke auf
ihre Konturen oder erarbeitet neue Kombinationen, wodurch z. Bsp. die Krawatte ganz neue Erscheinungsformen und Konnotationen erhält. Die Experimente mit Kleidung werden dabei zugleich zu Reflexionen über Tragegewohnheiten und Konventionen, zu gesellschaftlichen Einstellungen zur Kleidung, ihrem Symbolcharakter. Durch Reduktion und Transfer erhalten die Kleider einen anderen Charakter und stellen diese Gewohnheiten in Frage bzw. laden zum Nachdenken darüber ein.
Ausbildung
1997-2000
2001-2006
2006
Goldschmiedelehre, Idar-Oberstein
Fachhochschule Trier, Edelstein- und Schmuckdesign, Idar-Oberstein
Werkstatt in Idar-Oberstein
Preise
2000
2006
2008
Landessiegerin der Gesellenstücke Rheinland-Pfalz
Marzee Graduation Prize, Galerie Marzee, Nijmegen
Preisträgerin des Wettbewerbs „Krawatte und Krawattennadel“, Handwerksmuseum
Deggendorf
2009
Grassipreis 2009, Leipzig
Zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland.
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Susan Hoge
Susan Hoge (geb. 1963) aus den USA verwendet in den Broschen ihrer „Chordata___Serie“ Süsswasserreiskornperlen, die sie auf Silikonkörpern zu Broschen arrangiert, welche wie Knochen oder
knorpelige Äste geformt sind. Ihr geht es um den Kontrast von Luxus und Schönheit in Material und
Oberflächen und dem Banalen, das in den Formen erscheint. Die Schönheit der Oberfläche, das Spiel
des Lichts auf den Perlen, wird kontrastiert mit den seltsamen, organisch anmutenden Formen und
der ungewöhnlichen weichen Haptik beim Berühren der Arbeiten, wodurch ein leichtes Unbehagen
hervorgerufen wird. Die Broschen thematisieren darin das Verhältnis von Schönheit und Ekel.
Susan Hoge arbeitet seit mehreren Jahren im Bereich der „couture jewellery“ und kreiert aus Perlen
und Halbedelsteinen Schmuck, der durch die Farbigkeit und die Oberflächenqualitäten der verwendeten Perlen bestimmt ist. Ihre „Chordata___Serie“ ist gegenüber diesen Arbeiten durch einen experimentell-skulpturalen Ansatz geprägt, der Aspekte der Tragbarkeit vernachlässigt.
Ausbildung
1981-1986
1989-1991
1992-1993
2005-2008
University of Michigan, Ann Arbor, Bachelor of Arts
University of New Mexico, Albuquerque, Bachelor of Fine Arts
Fashion Institute of Technology, State University of New York, Jewellery Studio
Cranbrook Academy of Art, Bloomfield Hills, Metal work, Master of Fine Arts
Preise
1991
2006-2008
University of New Mexico, Albuquerque: Charles Mattox Prize for Sculpture
Cranbrook Academy of Art, Bloomfield Hills: Albert and Peggy de Salle-Stipendium
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Annelies Planteijdt
Die Ketten von Annelies Planteijdt (geb. 1956 Rotterdam) sind auf vielfältige Weisen tragbar. Mit den
Strängen aus unterschiedlichen Materialien lässt sich experimentieren. Sie können von der Trägerin
auf immer neue Weise arrangiert werden. Zugleich besitzen die Arbeiten eine graphische Qualität: In
der Fläche lassen sie sich zu verschiedenen geometrischen Mustern zusammenstellen, in denen sich
runde und rechteckige Formen ergänzen. Sie erinnern manchmal in ihren klaren markanten Formen
und klaren Farbbereichen an Arbeiten der niederländischen De Stijl-Gruppe oder des Minimalismus.
In den jüngsten Arbeiten zeigt Annelies Planteijdt eine fast barocke Freude an üppigen Perlenarrangements und deren Form- und Farbspiel. So können runde und Barockperlen, Perlen von verschiedener Größe und unterschiedlichen Farbtönen zusammengestellt werden. Die runden Perlformen kontrastieren mit den für Annelies Planteijdts Werk charakteristischen Strängen aus schlanken farbigen
Metallplättchen aus Gold, Titan oder Tantal – das Weiche und Gerundete stehen dem Strengen, eckig
Gebrochenem gegenüber. Das Monumentale und Prächtige wird durch eine gewisse Rigidität, Klarheit
und Nüchternheit gegengesteuert und ausgeglichen. Bei anderen Ketten kann die gerundete Perlenform durch ovale Kettenglieder unterschiedlicher Stärke ergänzt werden. Plastische und zeichnerische
Elemente scheinen sich dabei zu verbinden.
In der Ausstellung sind Arbeiten aus ihren Serien „Windows“ und „Wings“ vertreten. Sie gehören der
Werkgruppe „Mooie Stadt“, schöne Stadt, an. Bei den „Windows“ werden die Metallglieder so angeordnet, dass sich liegend zwei Quadratformen ergeben. Die kleinere Quadratform, der Anhänger, ist
mit Perlen geschmückt, die so eingefügt sind, dass sie ein „Fensterkreuz“ ergeben. Wird die Kette
getragen, fällt das kleinere Quadrat wie ein Dreieck und das Fensterkreuz wird zu vier kurzen Perlenschnüren. Bei den „Wings“ besteht in der liegenden Präsentation die Mitte – „the figure“ – aus schmalen länglichen Metallplättchen, die sich zu geometrischen Formen und unterschiedlichen
Rhombenformen zusammenfügen lassen. Daran schließen sich als „wings“ in flügelartigen Halbkreisen oder Kreissegmenten Perlenstränge an. Der klar gegliederte „Grundriss“ der liegenden Kette verwandelt sich durch das Tragen zu einem lebendigen, abwechslungsreichen Arrangement.
Annelies Planteijdts Vorliebe gilt dabei den farbigen Perlen, die sie in unterschiedlichen Nuancen miteinander kombiniert. Sie verwendet in ihren Ketten grüne Tahitiperlen, weiße und gelbe Südseeperlen, rosa Barockperlen. Die Einfärbung der Metallplättchen oder die Wahl des verwendeten Metalls
erfolgt auf eine solche Weise, dass die Farbtöne der Perlen aufgegriffen werden. Zugleich ergibt sich
durch die unterschiedlichen Oberflächen eine elegante Spannung.
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Perlen aus roter Koralle und rot eingefärbte Goldstäbe kombiniert sie in der Kette „Roter Fluss“. die
lang herabhängend oder mehrfach um den Hals geschlungen tragbar ist. Bei allen Ketten besteht
getragen eine Seite aus Perlen, die andere aus den Metallstäben. Dabei erhalten gerade die jüngsten
Arbeiten durch die Verwendung großer Perlen und durch die für Annelies Planteijdt charakteristische
Verbindung der Metallplättchen durch Ösen, durch das Übereinanderlegen der Stränge Dynamik und
Dreidimensionalität.
Annemarie Planteijdts Ketten sind zugleich Schmuckstück und abstraktes Kunstwerk.
Ausbildung
1974-1978
1978-1983
Vakschool voor Edelsmeden en Juweliers, Schoonhoven
Gerrit Rietveld Akademie, Amsterdam
Preise (Auswahl)
1990 Emmy van Leersum Preis für die Künste, Amsterdam
2000 FEJA (First European Jewellery Award), Wien
2004 Marzee-Preis, Galerie Marzee, Nijmegen
2006 Herbert-Hofmann-Preis, München
2004
Lehrauftrag am Royal College of Art, London
Annelies Planteijdt war mit ihren Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten.
Ihre Arbeiten befinden sich in den Sammlungen renommierter internationaler Museen und bedeutender Privatsammlungen.
Photography©by Jean Beining
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Katja Prins
Katja Prins’ (geb. 1970 Haarlem) „Knobbel“-Ringe bestehen aus Silber, Polyurethan und Perlen. Die
Perlen sind auf die Innenseite des Rings gesetzt. Durch das Tragen werden sie in den Kunststoff gedrückt und bilden eine an der Außenseite sichtbare Ausbeulung. Die kostbare Perle wird allein in ihrem Abdruck erfahrbar. Nur der Träger sieht sie beim An- und Abnehmen des Rings. Katja Prins’ Collier kombiniert Latex und Perlen, wobei die Perlen Ausbeulungen hinterlassen, die zum Betasten und
Fühlen einladen. Die ungewöhnliche Materialkombination, die Verwendung von Latex, die nur im Abdruck existierenden Perlen lassen einen eher erotischen Bereich assoziieren, der sich von der eleganten Kostbarkeit der Perle markant unterscheidet. Statt großbürgerlichem Statussymbol wird bei Katja
Prins eher der Bereich von Sexualität, Tabus und zurückgedrängten Begierden angedeutet. Zugleich
geht es in ihrem Schmuck um Emotionen, die zwischen Neugier und Unangenehmen changieren –
der Druck der Perlen auf den Fingern, das Betasten der Verdickungen im Collier. Die verwendeten
Materialien bauen somit ein Spannungsfeld von unterschiedlichen Assoziationen auf, das neue Positionen für den Schmuck mit Perlen eröffnet.
Ausbildung
1989-1993
1993-1997
M.T.S. Vakschool, Schoonhoven
Gerrit Rietveld Akademie, Amsterdam
Katja Prins hatte und hat Lehraufträge inne für die Gerrit Rietveld Akademie in Amsterdam, die
Alchimia in Florenz, die Fachhochschule in Idar-Oberstein sowie am Ädellab an der Konstfack in
Stockholm.
Preise (Auswahl)
2007
Artist in Residence Idar-Oberstein
2008, 2009
Mondrian Foundation
2009
Darling Publications Jeweller of the Year Award 2009
Verschiedene Stipendien
Katja Prins zeigte ihre Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen. Ihre Werke sind in
den Sammlungen renommierter internationaler Museen und bedeutender Privatsammlungen vertreten.
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Danni Schwaag
Besonders eng dem ursprünglichen Entstehungsumfeld der Perle verbunden sind die Arbeiten von
Danni Schwaag (geb. 1981 Dülmen). Aus dem Perlmutt arbeitet sie runde Formen heraus, so dass bei
ihren Ringen, Broschen und Ohrringen der Eindruck entsteht, die Perlen würden sich aus dem Perlmutt herausbilden und sich von diesem lösen. Bei den Ringen steigen Perlformen wellenartig empor,
breiten sich aus oder bilden steile Strudel.
Durch die unregelmäßige Form des Perlmutts und dessen Wölbungen erhält ihr Schmuck ein ungewöhnliches dynamisches Moment. Der Schwung des Perlmuttblatts übersetzt das Wellenmotiv und
verweist auf den ursprünglichen Entstehungsraum der Perle. Das Perlmutt wird mit Gold und Email
auf Kupfer kombiniert, wobei die Farbwahl sich entweder dem Perlmutt anpassen oder einen Kontrast
setzen kann.
Ausbildung
1998-2002
2004-2008
2006
2006
2007
2007
Ausbildung zur Goldschmiedin in Münster bei Goldschmiede Reifig
Studium an der Fachhochschule Trier, Edelstein- und Schmuckdesign, Idar-Oberstein
Studium an der Escola Massana, Barcelona, unter Ramón Puig Cuyàs
Schmucksymposium Turnov
Workshop Exchange Bratislava
Mitarbeit Tasso Mattar, Artá, Mollarca
Preise
2008 Nachwuchsförderwettbewerb – Schmuck und Gerät 2008,
Gesellschaft für Goldschmiedekunst e. V. – Bertha Heraeus und Katharina Platzhoff Stiftung
Teilnahme an zahlreichen Gruppenausstellungen im In- und Ausland, darunter „Schmuck 2009“ auf
der Internationalen Handwerksmesse München
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Karin Seufert
Karin Seufert (geb. 1966 Mannheim) beschäftigt sich in ihren neuen Arbeiten mit dem Thema der textilen Umfassung der Perle. Ihre Ketten aus schwarzer transparenter Seide bestehen aus Schläuchen,
die im rechten Winkel aneinandergenäht und mit unregelmäßig geformten Perlen gefüllt sind. Die Ketten schmücken nicht nur die Brust, sondern auch den Rücken. Sie können ein langgestrecktes Rechteck ausbilden, in eine H-Form auslaufen oder an beiden Enden beutelartige Behältnisse aufweisen.
Je nachdem wie die Kette über den Schultern angeordnet wird, wie sich die Trägerin bewegt, so bewegen sich auch die Perlen und wandern in den Schläuchen. Karin Seufert verbindet in den Ketten
Reduktion und Ruhe, Pracht und Dynamik. Die Arbeit mit zwei „Anhängern“ erinnert an ägyptische
Schmuckstücke und Halskrägen, bei denen als Gewichtsausgleich oder zusätzlicher Schmuck ebenfalls ein Anhänger auf dem Rücken getragen wurde.
Daneben werden Arbeiten gezeigt, in denen Karin Seufert Glasperlen zu großen opulenten Werken
zusammenstellt und historische Vorbilder oder Naturformen variiert. Bei ihrer Halskette werden Glasperlen zu spitzovalen Formen arrangiert, wobei bunte und weiße Elemente abwechseln. In jeder Form
werden unterschiedliche Perlen zu anderen Mustern verarbeitet, so dass ein abwechslungsreiches
Nacheinander entsteht. Erinnerungen an kostbaren alten und an Modeschmuck der 1950er Jahren
mischen sich. Die farbigen Elemente wurden von der holländischen Schmuckkünstlerin Marion Herbst
gefertigt, die ihre Perlen Karin Seufert vermachte, welche wiederum damit die weißen Ovalformen
gestaltete. Die farbige Unterscheidung weist somit auf die Entstehungsgeschichte der Kette hin und
lässt die eigene Arbeit als Reminiszenz, als Verbundenheit gegenüber dem Werk der älteren Künstlerin erscheinen.
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Karin Seuferts Arbeiten faszinieren durch den Umgang mit ungewöhnlichen Materialien und durch die
reizvollen Oberflächeneffekte. Sie laden zugleich durch die Verwendung von Motiven oder Formen,
die Teil der alltäglichen Wahrnehmung oder der Vergangenheit sind und mit bestimmten Assoziationen und Wertvorstellungen verbunden sind, zur Reflektion ein, wie zum Bsp. ihre „Goldenen Vlies“Ordensbroschen aus PVC-Plättchen. Die Werke, die Fundstücke und Coca-Cola-Blech verarbeiten,
zeigen eine andere Weise, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen und diese in neue Formen
umzubilden.
Ausbildung
1985-1989
1990-1995
M.T.S., Schoonhoven
Gerrit Rietveld Akademie, Amsterdam
Preise
2003 Award of the Gallery of Art in Legnica
2004 1. Preis der International Jewellery Competition, Frankfurt a. M.
Beteiligung an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen, darunter auch die Sonderschau
„Schmuck“ auf den Internationalen Handwerksmesse in München von 1997, 2004 und 2006 und die
Ausstellung „Gift“ des „Think Tank“ sowie „Kitsch, Camp of Design“ im Design Museum Gent.
2007 Einzelausstellung im Museum für angewandte Kunst, Frankfurt a.M.
2009 Einzelausstellung in der Galerie Marzee, Nijmegen
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Etsuko Sonobe
Etsuko Sonobe (geb. 1955 Tokio) kombiniert Perlen mit Metallelementen. Ihr dient das Metall als
Rahmen, als Einfassung für die Perlen, der ihnen eine gewisse Strenge und übergreifende, ordnende
Struktur verleiht. Die Perlen wiederum bilden das „Innenleben“ des Metallgerüsts, das sie mildern und
schmücken. So können die Perlen in nach innen geöffnete rechteckige Kästchen eingefügt werden,
wobei dem strengen Äußeren der Goldkette die weiche Rundung der inneren Perlenkette entgegen
steht, oder die Perlen können eckige gebrochene Kettenglieder füllen. Hier wechseln sich auf Grund
der Gliederverbindung Gold und Perle jeweils ab. Nicht nur der Formenkontrast von runden Perlen
und eckiger Einfassung, sondern auch das Gegeneinander der unterschiedlichen Oberflächenqualitäten von Perle und Gold verleihen den Arbeiten einen elegant zurückhaltenden, raffinierten ästhetischen Reiz.
Weiterhin kombiniert Etsuko Sonobe Perlen und graphische Elemente in Form runder Kettenglieder
oder Goldscheiben. Die Perlen werden dabei zwischen die Glieder oder Scheiben geschoben, so dass
ein interessanter dreidimensionaler Effekt entsteht – fast scheint es so, als ob drei Ketten übereinander gelegt seien. Bei anderen Ketten sind die Perlen zwischen leicht gewölbte Goldschalen gefügt.
Wie bei einer Muschel sind die Perlen in diesen Schalen sichtbar. Die Entwicklung ungewöhnlicher
Verbindungen und die Konzentration auf das Wesentliche sind Kennzeichen dieser Werke.
In der Ausstellung zeigt Etsuko Sonobe Arbeiten, in denen die Perlen in feine Metalldrahtgespinste
eingebettet sind. Die Farbe des Drahtes greift den Schimmer der Perlen auf, verfremdet diesen jedoch
zugleich. Die Perlen scheinen wie von einem Nebel umschlossen, aus dem sie stellenweise heraus
schimmern.
Stets gelingen Etsuko Sonobe neue Lösungen für das alte Thema der Perlenkette, die in der reduzierten Eleganz modernen Bedürfnissen angemessen erscheinen. Ihre Perlenketten strahlen den Charakter einer erwachsenen selbstbewussten Eleganz aus, der sich von den oftmals mädchenhaften Assoziationen der Perlenkette deutlich abhebt.
Ausbildung
1974-1975
Studium des Schmuckdesigns an der Musashino Art University in Tokio
Preise
1983
2009
Diamonds International Award, Preise in japanischen Schmuckwettbewerben
Marzee Prize, Nijmegen
Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in Japan und im Ausland
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Mirei Takeuchi
Mirei Takeuchis (geb. 1969 Porz-Wahn, Japan) Lösungen für Perlenketten sind modern, fragil und
zart. Sie hüllt die Perlen in farbige Seidenstrumpfhosen. Die Perlen schimmern verhalten durch das
Gewebenetz hindurch, stoßen an einigen Stellen aus diesem heraus und setzen einen asymmetrischen Akzent oder brechen aus, um Schlaufen zu bilden. Der Gewebestrang erhält durch die Verwendung von verschieden großen Perlen eine leicht unregelmäßige Kontur und lässt die feine
Rhythmisierung der Perlenkette erahnen. Bei roten Strümpfen können die verhüllten Perlen auch mit
einem kurzen Nebenstrang von Korallen kombiniert werden. Der Vorgang des Verhüllens lässt Bescheidenheit, Vermeiden von Ostentation und ein Enthüllen auf den zweiten Blick erahnen, welche an
japanische Traditionen erinnern. So werden erst bei genauem Hinsehen nicht nur die Schönheit und
der Glanz der Perlen deutlich, sondern auch, dass die Anordnung der Perlen nicht beliebig ist, sondern einem bestimmten Rhythmus folgt. Der Charakter der Ketten wechselt je nach Farbigkeit der
Strumpfhose. Das Verhüllen unterstreicht die mit der Perle verbundene Reinheit, während die
Strumpfhose ein gewisses erotisches Moment hinzufügt. Die Perlen-Strumpfketten sind von äußerster
Zurückhaltung und von Understatement geprägt, zugleich geben sie der Perlenkette Jugendlichkeit
und Frische zurück.
„Ich erinnere mich immer noch an die Worte meiner Großmutter.
Du bist doch ein liebes und hübsches Mädchen. Aber du sollst im Sinn behalten, so zu leben,
als ob du von einem dünnen Seidenstoff eingewickelt wärest. Durch ihn könnte man meinen,
dass du noch schöner und zärtlicher funkelst.
An diese Worte erinnere ich mich immer noch.“
Ausbildung
1987-1991
1991-1995
1995-2000
2000-2001
2002-2009
2010
Studium an der Kyoritsu Joshi University, Tokio, Fachbereich Produkt- und Ausstellungsdesign
Innenarchitektin in Tokio
Assistentin an der Kyoritsu Joshi University, Tokio
Gaststudentin an der Fachhochschule Hildesheim, Fachbereich Metallgestaltung
Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, Klasse für Schmuck und
Gerät bei Prof. Otto Künzli, seit 2007 Meisterschülerin
Diplom
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Preise
2005
2005/07
2009
th
Grand Prix bei „Deconstruction-Reconstruction”, 14 International Silverart Competition, Galeria Sztuki, Legnica, Polen
Jurypreis bei Jewellery, International Craft Exhibition, Museum of Arts & Crafts, Itami,
Japan
Goldmedaille bei Jewellery, International Craft Exhibition, Museum of Arts & Crafts,
Itami, Japan
Beteiligung an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, darunter „Schmuck 2005“, „Schmuck
2008“ und „Schmuck 2009“ auf der Internationalen Handwerksmesse München
2008
Des Wahnsinns fette Beute, Die Neue Sammlung/Pinakothek der Moderne München
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Glasperlen
Einen besonderen Formenreichtum weisen Glas- und Keramikperlen auf. Sie wurden schon im frühen
China, in Ägypten, im Zweistromland, in Griechenland und Rom verwendet. In Ägypten wurden farbige
Keramik- oder Glasperlen zu breiten Halskrägen verarbeitet, die in ihrer Farbigkeit und der Formgebung Blumengirlanden nachahmten und weit verbreitet waren. Die Kostbarkeit und der Reichtum in
der Ausführung zeigten den sozialen Status des Trägers an. Von den Phöniziern haben sich aufwendige Glasperlen (Karthago) erhalten, die in Form von Tier- und Menschköpfen gehalten sein sowie
eine reiche Dekoration aus aufgesetzten Streifen und Kugeln besitzen können. Bereits in der Antike
wurden Glasperlen verwendet, um kostbarere Perlen aus Edel- oder Halbedelsteinen nachzuahmen.
Gewickelte Perlen
Ein berühmtes Zentrum für Glasperlen war neben Amsterdam (seit Ende des 16. Jahrhunderts)
Murano bei Venedig (seit 1291). In Murano wurden Perlen zunächst einzeln und über offener Flamme
gearbeitet. Ein Glasstab wird durch die Lötlampe bis zum Schmelzen erhitzt und dann um einen Metallstab gewickelt, solange bis die gewünschte Form durch Bearbeitung mit unterschiedlichen Werkzeugen gebildet ist. Diese Perlen können durch Aufschmelzen anderer Farben, von dünnen Glasfäden
oder Glasscheibchen noch weiter bearbeitet und verziert werden. Die Perle muss abschließend langsam abgekühlt werden, bevor sie von der Stange genommen werden kann. Die Stange bildet zugleich
das für die Perle kennzeichnende Loch aus. Diese Perlen werden auf Grund der Technik auch als
Wickel- und Lampenperlen bezeichnet.
Ebenfalls zur Gruppe der Wickelperlen sind solche Perlen zu rechnen, bei denen ein Eisenstab mit
dem konischen Ende in einen Hafen mit flüssigem Glas getaucht und dann so bewegt und um die
eigene Achse gedreht wird, dass sich aus dem Glas eine Perle bildet, die wieder mit verschiedenen
Werkzeugen bearbeitet werden kann.
Früher wurden die Perlen durch Schütteln mit Sand geschliffen und durch Schütteln mit Kleie poliert.
Hohlglasperlen, die vor der Lampe geblasen werden, sind in Venedig aus dem 16. Jahrhundert überliefert. Die Lampenarbeit entwickelte sich zu einer beliebten Heimarbeit in Venedig. Das Glas wurde in
den Glaswerkstätten hergestellt und dann zur Formgebung, Verfeinerung und Oberflächendekoration
an die Heimarbeiter weitergegeben. Diese verwendeten eine Öl- oder Spiritusflamme, um das Glas zu
erhitzen, so dass die Dekorationselemente aus Glas aufgetragen werden konnten. Das von der Stange abgeschnittene Glasstück wurde auf Draht gesteckt und erhitzt, so dass es weiterverarbeitet werden konnte und haften blieb.
Böhmische Glasperlen
Auch im Fichtelgebirge und in Böhmen wurden Glasperlen gearbeitet. Die Produktion ist in Böhmen
vom Anfang des 18. Jahrhunderts überliefert. Ein bedeutendes Zentrum für Glasperlen aller Art war
Gablonz (heute: Jablonec nad Nisou in der Tschechischen Republik), wo 1880 die Glasfachschule
gegründet wurde. In Gablonz entstanden in Heim- und Fabrikarbeit Perlen von unterschiedlichem
Erscheinungsbild für verschiedene Einsatzmöglichkeiten: Schmuck, Dekoration und Besatz, Stickerei
und Webarbeit. 1947 wurde in Kaufbeuren-Neugablonz die Berufsfachschule für Glas und Schmuck
gegründet.
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Viele der Perlen entstanden zunächst als Ersatz für Perlen aus Halbedelsteinen und anderen Materialien, die teurer als die Glaskopien waren. Grundlage der Gablonzer Perlen war die sog. „Composition“,
eine leichtflüssige, bleihaltige Glasmasse, die die gewünschte edelsteinartige Färbung erhielt.
Die Vielfalt der Glasperlen wird nach verschiedenen Kriterien geordnet, nach Farbe, Form, Technik,
Funktion, Oberflächenbehandlung, wobei in der Terminologie wenig Einheitlichkeit herrscht. Grundsätzlich werden Glasperlen danach unterschieden, ob es sich um Hohlperlen (geblasen) oder massive
Perlen (geschmolzen) bzw. um Lampen- oder Druckperlen handelt.
Gustav E. Pazaurek unterteilte in seinem wegweisenden Buch von 1911, „Glasperlen und PerlenArbeiten in alter und neuer Zeit“ (Darmstadt), zum einen nach der Herstellung zwischen der gewickelten, gedruckten, gezogenen oder gehackten Perle und der Hohlperle, zum anderen nach der Verarbeitung: Auffädeln, Benähen und Sticken, Flechten und Weben, Stricken und Häkeln, An- und Einketten
sowie Metallfassung.
Wurden die frühen Perlen noch bemalt, so ging man dazu über, die Oberflächenwirkung entweder
durch das „Glasieren“ mit Schmelzfarbe, das Färben der Innenwandung (Einmalen oder Einziehen),
durch Vergolden und Versilbern (Verspiegeln), durch Irisieren und Lüstrieren zu steigern.
Das Glasziehen
Die Perlen entstanden durch das Ziehen des Glases zu massiven Stangen oder hohlen Röhren. Dieses geschah zunächst vor der Glasbläserlampe per Hand an der Ziehbank, später durch Treten oder
elektrisch betriebene Wägen und im 20. Jahrhundert schließlich maschinell. Die Stangen konnten
einen Durchmesser von 25-35 mm und eine Länge von 0,15-1,50 m erreichen. Nach dem Ausziehen
wurden sie in Scheiben geschnitten bzw. von der Stange abgehackt. Als „Sprengperle“ sollten nur
solche Perlen bezeichnet werden, die tatsächlich von der Stange oder Röhre abgesprengt werden.
Beim Absprengen werden die Glasstangen mit einer Feile oder Diamantspitze angeritzt, so dass sie
sich beim Abkneifen mit einer Zange oder bei Erhitzen mit anschließendem Abkühlen ablösen. Das
Sprengen erfolgte im Laufe der Zeit maschinell. Anschließend wurden die Perlen in heißen Sand gegeben, um die Kanten zu schleifen.
Der Ziehprozess ist bereits in Denis Diderots „Encylopédie“ (Bd. 10, Taf. XXI) überliefert und im späten 18. Jahrhundert für die Glasperlenherstellung in Böhmen und Venedig dokumentiert. Der für die
Perlen benötigte Hohlraum wurde durch Einblasen von Luft oder das Eindrücken eines Metallzylinders
erlangt. In Venedig sind wohl sogar schon am Ende des 15. Jahrhunderts gezogene Perlen entstanden, bei denen die Glasblase zu einem langen Rohr gezogen wurde, aus dem dann die Perlen herausgearbeitet wurden. Da die Brandgefahr in der Stadt zu groß war, wurde die Glasherstellung auf die
Laguneninsel Murano verlagert. Die Technik des Glasziehens war weit verbreitet und lässt sich bereits
früh in Indien (2. Jahrhundert v. Chr.), so in Arekamedu bei Pondicherry und Karaikadu bei Cudalore,
nachweisen (indisch-pazifische Perlen).
Auch in China entstanden bereits früh – so in der Zhou und Han-Dynastie – Glasperlen. Zentren der
Glasherstellung befanden sich sowohl im Süden (Guangzhou, Suzhou, Quanzhou) als auch im Norden Chinas (Yantai, Beijing, Zhangzhou). Es wurden rubinrote, gewickelte und aufwendige Perlen mit
ausgezogenem marmorartigen Linienmuster sowie blaue fässchenförmige Perlen hergestellt. Wie
Forschungen ergaben, herrschte in Asien ein lebhafter Perlenhandel und Austausch. Unterschiedliche
Regionen in China und Indien produzierten Perlen, die im ganzen Bereich des mittleren Ostens, in
Süd-, Ost- und Südostasien vertrieben wurden.
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Dekorationstechniken für Glasperlen
Die Farbe der Glasperle kann durch Massefärbung, Farbeinzug, Ätzungen der Oberfläche oder durch
Lackierung entstehen. Die Stangen, aus denen die Perlen hervorgingen, konnten durch verschiedene
Dekorationstechniken verziert oder ihre Oberflächen durch Schleifen und Schneiden bearbeitet werden. So finden sich Überfangglas, bei dem der Glaskörper innen oder außen mit einer oder mehreren
Glasschichten überfangen wird, sowie Streifen-, Netz- und Filigranglas. Hierbei wird Glas in Streifen
auf einen Glaskörper aufgetragen. Beim Streifenglas stehen diese Streifen parallel nebeneinander,
beim Netzglas überkreuzen sie sich zu einem netzartigen Muster, und beim Filigranglas bilden die
Fäden kompliziertere und feinteilige Strukturen in zumeist milchig weißem Glas aus. Auch das
Millefiori- oder Mosaikglas, das schon in der Antike bekannt war und zu einer Blüte in Venedig gelangte, war eine für Glasperlen beliebte Technik.
Hierfür wurden verschiedenfarbige Glasstäbe so miteinander verschmolzen, dass sie, wenn sie in
Scheiben geschnitten wurden, bunte vielteilige mosaikartige Muster ergaben. Bereits aus der Antike
haben sich außergewöhnlich aufwendige solcher Glasperlen erhalten, die Gesichter, Tiere, Blumen
sowie geometrische Muster zeigen und kombinieren.
Verschiedene Sonderformen von Glasperlen
In Gablonz wurden zunehmend Druckperlen hergestellt. Dieses erlaubte einen uneingeschränkten
Formenreichtum und eine einfachere, schnelle Fertigung der vorgefertigten Glasstangen. Die Perlen
mussten noch gelocht und die überstehenden Ränder abgeschnitten werden. Dieses konnte in Werkstattarbeit mit Zangen (Drucken und Quetschen) oder aber maschinell (Pressen) erfolgen.
Im thüringischen Glaszentrum Lauscha wurden ebenfalls geblasene und gedruckte Perlen hergestellt,
darunter auch Fischsilberperlen. In Glas wurden neben anderen Steinen besonders Gagat- oder Jetperlen nachgeahmt, die im 19. Jahrhundert wegen ihrer schwarzen Farbe als Trauerschmuck beliebt
waren. Bei Jet handelt es sich um versteinerte Kohle, die leicht zu schneiden ist und hochpoliert werden kann. Die Jet-Imitationen entstanden in Pyrolusit-Glas, das gepresst und geschnitten wurde.
Es lassen sich einige Sonderformen von Perlen unterscheiden: Als eine wichtige Grundform ist die
Chevron-, Rossetta- oder Sternperle zu nennen. Diese wurde um 1500 in Venedig entwickelt und
besteht aus mehreren Glasschichten. Die Glasstäbe werden gezogen und in eine konische Form gepresst oder geblasen. Die Perlen weisen an den Enden ein sternförmiges Muster auf.
Für den Export nach Westafrika und Amerika wurden Perlen mit rotem, blauem und weißem Muster
bevorzugt. Die Perle mit Glaskörnchen erhält ihr charakteristisch fleckiges Erscheinungsbild aus dem
Rollen der noch weichen Perle über bunte Glassplitter. Die Zwischengoldperle basiert auf einer alten
Glasbläsertechnik und war schon in ägyptischer und römischer Zeit bekannt: Hierbei wird Goldfolie
zwischen zwei durchsichtigen Glasschichten eingeschlossen. Die Iris-Perle wiederum wird mit Silber
oder Zinnober bedampft, wodurch sich ein regenbogenartiger Schimmer auf der Oberfläche ablagert.
Die Satinperle ist durch einen seidenen Schimmer der Oberfläche bestimmt. Bei der Glasgranate handelt es sich um eine facettierte Perle.
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Perlenstickereien und -häkelarbeiten
Perlen wurden nicht nur für Schmuckstücke und Goldschmiedearbeiten verwendet, sondern auch für
Stickereien sowie für Häkel- und Strickarbeiten eingesetzt. Frühe Perlenstickereien haben sich aus
dem 9. Jahrhundert in Sizilien erhalten, und zu einer der bekanntesten frühen Arbeiten zählt der Krönungsmantel von Palermo von 1133. Perlenstickereien wurden zunächst vornehmlich im religiösen
Bereich eingesetzt.
Im 18. und besonders im 19. Jahrhundert erfreuten sich Perlenhäkel- bzw. Perlenstrickarbeiten großer
Popularität. Im 19. Jahrhundert war es bereits möglich, solche Arbeiten auf der Jacquardmaschine zu
produzieren. Während der Biedermeier-Zeit entstanden aufwendige Perlenarbeiten in Form von Beuteln, Tascheln, Gürteln und Schuhen mit hauptsächlich floralen Motiven.
Einen weiteren Höhepunkt erfuhr die Perlendekoration am Anfang des 20. Jahrhunderts, als diese
Technik von den Künstlern der Wiener Werkstätte wieder aufgegriffen wurde. In Bezug auf Wiener
Biedermeier-Traditionen entstanden nun Schmuckstücke mit geometrischen Mustern von oftmals intensiver Farbigkeit. Immer noch werden aufwendige Perlstickereien gefertigt, z. Bsp. für die Gewänder
der Haute Couture durch die Stickerinnen des Studios von François Lesage in Paris.
Für Perlenstickereien wurden kleine zumeist opake Perlen verwendet, die als Rocaille-Perlen bezeichnet werden. Diese zunächst in Murano gefertigten Perlen entstanden durch das Abschlagen von
Stücken mit einem Hammer, später mit einer Art Schere von der gezogenen Glasröhre. Die Perlen
wurden dann in mehreren Gängen nachbehandelt.
Sie wurden zunächst rondiert, indem sie entweder zusammen mit Sand in eine heiße Pfanne oder ab
1817 in eine Trommel (Verfahren von Luigi Pusinich) gegeben und über dem Feuer erhitzt wurden.
Die Löcher der Perlen wurden vorher als Schutz mit einer Mischung aus Kalk und Kohlestaub gefüllt.
Zum Abkühlen wurden die Perlen in einen Metallbehälter gegeben und dann in einem Sieb von dem
Sand getrennt. Durch das Schütteln löste sich zugleich die Mischung in den Löchern. Anschließend
wurden die Perlen durch Siebe nach Größen sortiert. Im 19. Jahrhundert wurde die Technik des
Rondierens vereinfacht und in verschiedenen patentierten Verfahren vervollkommnet.
Seite 27
Célio Braga
Das Interesse des heute in Amsterdam und São Paulo lebenden Brasilianers galt schon früh den
Glasperlen, da diese mit der kulturellen Geschichte seines Heimatlandes verbunden sind: Die durch
das Lichterspiel und den Farbreichtum der Glasperlen faszinierten brasilianischen Indianer tauschten
mit den Spaniern Glasperlen gegen Gold, Edelsteine und Federn ein. Zugleich geben die Perlen Célio
Braga die Möglichkeit, seine Neigung zum Barocken, Grotesken, Extravaganten, zum Drama und der
Bewegung auszudrücken. Vergänglichkeit und Fragilität, Verlust und Tod kontrastieren mit Lebendigkeit, Bewegung, Reichtum, Schönheit.
Célio Bragas (geb. 1965 Guimarânia, Brasilien) Arbeiten der Serie „Rubros“ sind durch freiliegende
Organe, Fleisch und Blut inspiriert. Sie sind aus handgemachtem Filz, Seide und Baumwolle gearbeitet und mit vielen kleinen roten Glasperlen bestickt. Die gerundeten Stofformen aus Seide, die mit Filz
ausgestopft werden, erinnern an innere Organe, zumal das Gewebe von feinen Nähten und Linien
überzogen ist, die Adern assoziieren lassen. Die roten Perlen dagegen, auf deren unregelmäßiger
Oberfläche sich das Licht spiegelt, lassen in ihren unterschiedlichen Nuancen und Größen an gerinnendes und frisches Blut denken. Célio Braga transformiert jedoch diese rohe, latent unappetitliche
Ebene in äußerst feine ästhetische Objekte. Ein ähnliches Herangehen weist die Serie „Brancos“ auf.
Hier werden nun Perlen in Grau, Weiß und Rosatönen verwendet. Die Arbeiten vermitteln einen sehr
eleganten Eindruck, lassen aber zugleich an Fleisch, Därme und offene Wunden denken. Célio Braga
arbeitet somit in seinen Werken mit Kontrasten: Schönheit und Ekel sind in seinen Entwürfen zu
spannungsvollen Objekten vereint. Er beschäftigt sich in seinen Arbeiten stets mit der Vergänglichkeit
des Körpers und dem menschlichen Streben dieser entgegenzuwirken.
Bei seinen Arbeiten mit schwarzen Perlen, den „Negros“, fügt er Haare mit ein. Sie erinnern an feuchten Teer, aber auch an bewachsene Unterwasserböden. Durch das Verwenden von Perlen, die sich in
Größe, Form, Nuance unterscheiden, erreicht er stark belebte Oberflächen, die er durch das Einfügen
einzelner großer oder andersfarbiger Perlen noch steigert. Diese setzen Akzente und lassen im Falle
der „Negros“ auch Blut und Feuchtigkeit assoziieren.
Ausbildung
1988-1990
1996-2000
School of the Museum of Fine Arts, Boston, Mass., USA
Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam
Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
Célio Braga arbeitet auch als Künstler in anderen Medien.
Seite 28
Petr Dvořák
Petr Dvořák (geb. 1954 Český Krumlov, Tschechische Republik) kombiniert seine Granat-Glaskugeln
mit Metallklammern. Bei den Granat-Glaskugeln werden kleine rundgeschliffene böhmische Granate
in Lampenwickelperlen eingeschlossen. Hierbei handelt es sich um eine Besonderheit im Bereich der
Lampenwickelperle, denn der Granat verträgt als einziger Naturstein die hohen Temperaturen, ohne
seine Farbe zu verändern. Petr Dvořák arbeitet für die Perlen mit Ludmila Dorstová (geb. 1949) zusammen, die ihre Ausbildung in Gablonz absolvierte.
Die Transparenz und Eleganz der Kugeln mit ihren roten Granat-Einschlüssen, die durch Silberfolieneinschlüsse ergänzt werden können, erhalten durch die Metallelemente eine technische Anmutung,
wobei die hervorstehenden Enden der Klammern zugleich an Stacheln denken lassen und den Ketten
etwas Bedrohliches und Agressives verleihen. Dieses bildet einen interessanten Kontrast zu der Klarheit und Leichtigkeit der Perlen. Die Glaskugeln verschränken die Klammern: Sie können entweder in
den Bögen untergebracht sein, die Klammern am Ende abschließen oder zwei Klammern miteinander
verbinden. Petr Dvořák gibt damit dem traditionellen Thema der Glasperle eine neuartige Dynamik
und Aktualität. Ihm ist in seinen Arbeiten stets an der Harmonie seiner Maximen von Form, Funktion
und Farbe gelegen. Er sucht nach Klarheit, rationalem Aufbau und Verständlichkeit.
Andere Ketten reihen die Perlen im Sinne einer klassischen Perlenkette hintereinander und faszinieren durch das Farbspiel, den Formenrhythmus und die ungewöhnlichen Verschlüsse wie Titian- und
Corian-Magnetschließen oder betonen den Kontrast von runden und eckigen Elementen durch das
Auffädeln der Perlen auf Stangen, so dass sich eine ungewöhnliche, durch rechteckige und winklig
gebrochene Motive bestimmte Kette ergibt.
Ausbildung
1969-1972
1973-1976
1976-1980
Seit 1980
Lehre als Metallgraveur
Studium an der Kunstgewerbeschule in Turnov mit Schwerpunkt Schmuckdesign
als Schmuckdesigner in Prag tätig
Atelier in Wien
Zu Ludmilla Dorstová
1963-1966
Fachlehre für Glas Bijouterie
1966-1986
Tätigkeit im Bereich der Lampenwickelperle bei der Firma „Liglas Lisny“
1990-1993
Fachlehrkraft bei „Liglas Liisny“
Seit 1993
selbständige Tätigkeit im Bereich der Lampenwickelperle
Petr Dvořák zeigte seine Arbeiten auf zahlreichen internationalen Ausstellungen, darunter 2009 „Glass
in Czech Jewelry“. Sein Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet.
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Stephan Hampala
Stephan Hampala (geb. 1962) verarbeitet in seinen Ketten böhmische und venezianische Glasperlen
aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert über formgebenden Körpern.
Seine Anregungen bezog Stephan Hampala nicht nur von Arbeiten der amerikanischen Indianer, der
afrikanischen Stämme und aus Südostasien, sondern auch durch Entwürfe der Wiener Werkstätten.
Mit Fäden verbindet er die einzeln gefaßten Perlen zu klaren, geometrischen Mustern von erlesener
Farbigkeit. Die Perlen werden im textilen Verbund über Kugeln oder spitzovalen Formen angeordnet.
Der Zusammenhalt der unterschiedlichen Muster erfolgt über die verbindende Farbigkeit, die Stephan
Hampala genau abwägt, so dass eine gelungene Mischung aus Harmonie und Abwechslung entsteht.
Genau überlegt sind das Nacheinander und Gegenüber der jeweiligen Perlen. Hieraus entstehen reizvolle Entsprechungen oder spannende Kontraste in Hinblick auf Farbe und Muster.
Stephan Hampalas Anliegen ist es, aus einer Vielzahl von Einzelelementen – den Perlen – klare und
präzise Arrangements und Formen zu schaffen, aus einem antiken Material zeitgemäße Gegenstände
entstehen zu lassen.
„Ich verstehe meine Arbeit als einen Akt des Übersetzens:
- Umwandlung ungeordneter winziger Einzelteile in eine klare Struktur
- Umsetzung einer textilen Technik in den Kontext von Schmuckgestaltung
- Überführung eines jahrhundertealten Materials in eine zeitgemäße Form
- Übersetzung der Geschichte, die Fundstücken innewohnt, in eigene Entwürfe
Das Material steckt dabei enge Grenzen.
Die Feinheit und die Dünnwandigkeit der Perlen ergeben zwar eine besonders regelmäßige
Struktur, die längst in Vergessenheit geratenen Techniken zur Oberflächenbehandlung lassen
Licht besonders stark wirken und erlauben, ohnehin subtile Farben durch Vorbehandlung des
Untergrunds und die Wahl des Fadens noch weiter zu schattieren, sie machen das Material
aber auch sehr zerbrechlich und empfindlich gegen Spannung und Druck.
In meinen Entwürfen diese Grenzen so weit auszureizen, wie es die Materialeigenschaften gerade noch zulassen, eine klare Linie zu finden, und dabei trotzdem die Feinheit des Materials
sichtbar zu machen, den textilen Charakter des Schmucks so stark wie möglich zu betonen
und ihm die Metallteile unterzuordnen, ohne dadurch technische Standards und Tragequalität
zu vernachlässigen, die Perlen ihrer Seltenheit und Qualität entsprechend zu verarbeiten, aber
in einen neuen Kontext zu stellen, das macht für mich den Reiz meiner Arbeit aus.“
Ausbildung
Zunächst Studium der Theaterwissenschaften in Wien. Während dieser Zeit beschäftigte er sich mit
historischen Kostümen und Schmuck. Seit 1989 ist er als Schmuckkünstler tätig.
Beteiligung an zahlreichen internationalen Ausstellungen.
Seite 30
Kateřina Handlová
Kateřina Handlová (geb. 1988 Prag) läßt in ihren Perlenketten Anregungen durch afrikanischen
Schmuck und die Natur einfließen. Aus den bandartigen Ketten lösen sich Perlenbündel und einzelne
Fäden, die je nach Farbigkeit an Beeren, exotische Blüten oder Korallen und andere Unterwasserlebewesen denken lassen.
Das Perlband der Kette ist in Mustern bestickt. Die Farbigkeit der Kette und der Fransen, der Geflechte und Verknotungen entspricht einander, so dass die glatten Flächenmuster und plastischen Dekorationen miteinander verbunden werden und ein sehr harmonisches Gefüge entsteht. Kateřina Handlová
kombiniert in ihren Arbeiten Rocaille-Perlen und Lampenwickelperlen.
Ausbildung
2003-2007
2007-2008
Seit 2008
Glasfachschule in Železný Brod, Schwerpunkt Schmuckgestaltung
J. E. Puryně-Universität, Ústí nad Labem, Glas
Kunsthochschule Prag, Glas-Abteilung
Beteiligung an internationalen Ausstellungen, darunter 2009 „Glass in Czech Jewelry“, Wien.
Verschiedene Glaspreise.
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Wolli Lieglein
Ein humorvolles Moment prägt die Arbeiten von „Grandpa Wooley“ alias Wolli Lieglein (geb. 1957).
Seine fröhlichen Mäuse bestehen aus Garnen und Stoff, der mit Glasperlen bestickt ist. Sie gehen in
den ungewöhnlichen an Mickey Mäuse erinnernden Formen, der Wahl wertloser alltäglicher Materialien auf Anregungen durch die Pop Art und deren Ziele zurück, verwenden ähnliche Strategien wie die
Arbeiten von Jeff Koons oder Mike Kelley, basieren auf Ironie und Verfremdung.
Ausbildung
1980-1982
1982-1984
1985-1989
1989
1999-2000
2001
Preise
1989
Goldschmiedelehre
Studium an der Freien Kunstschule, Nürtingen
Fachhochschule für Gestaltung Pforzheim
Diplom
Dozent an der Fachhochschule für Gestaltung Pforzheim
Dozent an der Fachhochschule Düsseldorf und der Akademie der Bildenden Künste in
Nürnberg
Herbert Hofmann Preis.
Beteiligung an zahlreichen internationalen Ausstellungen, darunter „Schmuck 2007“ auf der Internationalen Handwerksmesse München
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Jacqueline Irène Lillie
Jacqueline Lillies (geb. 1941 Marseille) Colliers und Armbänder kombinieren Glasperlen und moderne,
technische Elemente wie Magnet-, Stahl-, Bajonet- und Corianverschlüsse sowie Stahlseile. Die feinen, auf alten Traditionen basierenden Perlenarbeiten erhalten dadurch ein zeitgemässes Erscheinungsbild. Die Kleinteiligkeit der Perlen und ihrer feinen Muster gewinnen durch die großen Verschlüsse ein dekoratives und formales Gegengewicht. Die klaren Konturen der Verschlüsse und die
einfachen Perlenschnüre oder -schläuche ergänzen sich zu einem modernen Ensemble,
Jacqueline Lillies Interesse für Perlenschmuck wurde in den 1970er Jahren durch eine Hutschachtel
voller böhmischer Glasperlen geweckt, die sie in einem Wiener Trödelladen fand. Im Rahmen der
Einarbeitung in das Perlenmetier beschäftigte sie sich mit Wiener Perlenarbeiten des Biedermeiers
und der Wiener Werkstätten, aber auch mit afrikanischen Werken wie denjenigen der Massai und der
Yoruba. Weitere Inspirationen wurden durch Bastarbeiten der Kuba und Textilien aus Mali sowie durch
Mosaiken der Renaissance in toskanischen Kirchen vermittelt. Jacqueline Lillie ordnet die Perlen zu
Gitter-, Streifen- und Punktmustern an bzw. kombiniert diese miteinander zu spannungsvollen Arrangements. Als Anregung für die deutlichen geometrischen Muster und klaren Farbkontraste läßt sich
auch ihr Interesse für das Bauhaus, die holländischen und russischen Konstruktivisten nennen.
Jacqueline Lillie knotet jede Perle einzeln mit einem Seidenfaden und einer von ihr entwickelten Kupfernadel und verknüpft sie erst dann mit der nächsten Perle, wodurch die Ketten belastbar, sehr geschmeidig und flexibel werden und zudem leicht zu reparieren sind, da sich höchstens einzelne Perlen
lösen, aber niemals die ganze Kette. Gerade die Geschmeidigkeit ist für Jacqueline Lillie neben den
traditionelleren Grundlagen von Form und Funktion ein wichtiges Anliegen, da Schmuck sich dem
Charakter des Trägers anpassen und seinen Bedürfnissen folgen sollte. Deswegen gibt es auch unterschiedliche Arten, ihre Ketten zu tragen. Verwendung finden nur alte böhmische Glasperlen, die
sich gegenüber modernen Perlen durch bessere Färbung, ein größeres Farbspektrum und leichte
Unregelmäßigkeiten auszeichnen, die ein interessantes Spiel des Lichtes erlauben.
Ausbildung
1962-1965
Akademie für Angewandte Kunst, Wien
Meisterklasse für Metallarbeiten unter Professor Hagenauer
Zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen. Jacqueline Lillies Arbeiten sind in bedeutenden Sammlungen wie dem Cooper-Hewitt Museum, dem Corning Museum of Glass, dem
Metropolitan Museum of Art (alle in New York), dem Österreichischen Museum für Angewandte Kunst
in Wien und dem Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart vertreten. Sie stellte ihre Arbeiten
auch durch Vorträge in den USA und Kanada vor.
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Julie Mollenhauer
Julie Mollenhauer (geb. 1960 Kassel) verwendet neben echten Perlen solche aus Halbedelsteinen und
Glas, aber auch aus Bernstein und Lava.
Sie verfremdet klassische Schmuckformen durch die Zusammenstellung der Einzelelemente und modernisiert sie dadurch zugleich. So kombiniert sie Armbänder mit kettenpanzerartigen Verbindungen
und nagelförmigen Steckverschlüssen aus Stahl mit kostbaren schwarzen und weißen Perlen, die frei
und unregelmäßig dem Kettenpanzer aufsitzen, oder arbeitet durch den Einsatz verschiedenfarbiger
und -förmiger Perlen Muster in die sich aus mehreren Strängen zusammensetzenden Armbänder ein.
Hierbei kann es sich um Kreismuster oder Tattoo-Motive wie Totenköpfe und Anker handeln. Material
und Motiv stehen gerade in diesen Arbeiten in einem spannungsvollen Kontrast zueinander. Da die
Motive sich über mehrere Stränge des Armbands verteilen, geraten sie in Bewegung und verändern
ihre Erscheinung. So verziehen sich die Kreise zu herzförmigen oder elipsenartigen Gebilden. Erst
beim Ablegen und genauen Hinschauen lassen sich die tatsächlichen Motive erkennen.
Durch die Verwendung unterschiedlicher Materialen entstehen interessante Oberflächeneffekte –
durchsichtige und opake Perlen, matte und glänzende Perlen werden zu reizvollen Kombinationen
zusammengestellt.
Ausbildung
1978-1984
1984-1989
2007
Goldschmiedelehre in Göttingen
Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam
Artist in Residence, Idar Oberstein, Bengel-Stiftung
Ihre Arbeiten sind in verschiedenen internationalen Sammlungen vertreten und wurden in internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen präsentiert, so auch auf den „Schmuck“-Ausstellungen 2000
und 2005 in München.
Seite 34
Kasimir Oppermann
Kasimir Oppermann (geb. 1949) zeigt Perlenarbeiten, die zwischen Schmuck und Objekt changieren.
Die Perlenstränge münden in unregelmäßig geformte Bereiche von weicher, gerundeter Kontur, in
Perlenfransen oder plastische Formen mit figürlicher Silhouette. Durch die Farbigkeit können die Formen an innere Organe, Extremitäten oder Tänzer und Akrobaten erinnern: Tänzer oder Akrobaten
scheinen sich übereinander zu stapeln und an Seilen zu turnen, Herzmuskel und Aderngeflechte aus
dem Körper entfernt und fetischartig an Halsbändern befestigt, stilisierte Arme und Beine in komplexe
Spiralgebilde integriert. Muster und Farbenwahl verweisen dabei entweder auf die Welt des Zirkus
oder auf Afrika. Flecken, Schuppen und Streifen lassen je nach Farbigkeit an Schlangen oder exotische Raubtiere wie Geparden und Leoparden denken.
Andere Arbeiten sind etwas zurückhaltender.
Hier sind Kugeln, astartige Ausläufer, geometrische Grundformen an Kettensträngen befestigt. Durch Knoten und Schlingen ist dieser
Halsschmuck auf unterschiedliche Weise zu
tragen.
Kennzeichnend für Kasimir Oppermanns Arbeiten sind die lebhafte Farbigkeit und Musterfülle, die Dynamik, welche sich aus dem
Wechsel zwischen glatten, breiteren Stängen,
dünnen, eingedrehten, spiralig gewundenen
Partien, Perlenfransen und plastischen Bereichen mit kurvig ausschwingender Kontur
ergibt. Sie verleihen jedem Halsschmuck einen
ganz eigenen Rhythmus. Die Formensprache
wird durch die Verwendung von Materialien
wie Plastik, Moosgummi, Styropor und Textil
ermöglicht.
Seite 35
Bei Kasimir Oppermanns Ketten handelt es sich um Schmuck von skulpturaler Qualität, bei dem aus
dem Zusammenspiel von Muster, Farbigkeit und Form ein jeweils ungewöhnliches Werk von eigenem
Charakter entsteht.
Ausbildung
1968-1975
1973
1970-1975
1975-1978
1978
Seit 2002
Düsseldorfer Kunstakademie unter den Professoren Josef Beuys und Rolf
Sackenheim sowie unter der Dozentin Teunissen van Manen
Meisterschüler
Studium der Philosophie, Universität Düsseldorf
Beteiligung an archäologischen Ausgrabungen in Copàn, Mexiko
eigene Werkstatt in Hannover
Glasperlenarbeiten: Hängende und ruhende Skulpturen.
Kasimir Oppermanns Arbeiten sind in zahlreichen internationalen Ausstellungen vertreten, u.a. bei
„Schmuck 2009“ auf der Internationalen Handwerksmesse in München.
Seite 36
Barbara Paganin
Barbara Paganins (geb. 1961 Venedig) Broschen und Ketten mit venezianischen Glasperlen oder
winzigen Saatperlen auf oxidiertem Silber oder Gold erinnern an Seeigel und Korallen. Wie an Stacheln oder Fühlern ragen die Perlen von ovalen oder runden kissenartigen Formen in den Raum und
bilden eine unregelmäßige Oberfläche oder sie sitzen korallenartigen Ästen auf. Die Unterwasserlebewesen-Assoziationen können durch die Farbwahl – Weiß oder Rot – bzw. durch aderartige Musterungen, die an Seeböden erinnern, unterstrichen werden.
Andere Werke sind von schotenartiger Form
oder sind als aufgeschnittener Zucchini gehalten, in deren Inneren Süsswasser- und venezianische Glasperlen sichtbar werden. Die
Inspiration durch die Natur bildet die Grundlage von Barbara Paganins Arbeit. Die Perlen
sind immer so montiert, daß sie keine geschlossene Fläche bilden, sondern in den
Raum hineinragen und dadurch eine lebendige, bewegliche, haptische Reize aussendende
Oberfläche bilden. Die schlichten Grundformen
lassen diese Reize und die Qualität der Perlen
in den Vordergrund treten.
Ausbildung
1974-1980
1976
1982
1980-1984
1984
1982-1987
1988-2007
2002
Studium der Metall- und Golschmiedekunst am Istituto Statale d’Arte, Venedig
Diplom di Maestro d’Arte
Diplom di Maturità di Arti Applicate
Studium der Bildhauerkunst an der Accademia di Belle Arti, Venedig
Diplom
Abhalten von Schmuck-Kursen am Istituto Statale d’Arte, Venedig
Lehrtätigkeit im Bereich Metallkunst und Goldschmieden am Istituto Statale d’Arte,
Venedig
Lehrtätigkeit am Royal College of Art, London
Vertreten auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen, so auf der Sonderschau
„Schmuck” auf der Internationalen Handwerksmesse in München in den Jahren 1987, 1994, 1999 und
2003. 2009 war sie an der Ausstellung „Schmuck aus Padua. Gioielli d’autore. Padova e la Scuola
dell’oro” in der Galerie Handwerk in München beteiligt. Ihre Arbeiten befinden sich in den Sammlungen bedeutender Museen wie dem Copper Hewitt Museum und dem Metropolitan Museum of Art in
New York, dem Musée des Arts Décoratifs in Paris, dem Museum Boymans van Beuningen in Rotterdam und dem Victoria & Albert Museum in London.
Seite 37
Helga Seimel
Helga Seimel (geb. 1949 Augsburg) kreiert aufwendige selbst gewickelte Glasperlen von unterschiedlichster Form, die sie zu Colliers aneinanderreiht. Sie deckt eine große Breite an Formen ab. So finden
sich durchsichtige Perlen mit farbigen Einschlüssen, durchbrochene gitterartige Perlen, lange Perlen
mit spiralig gedrehter Umfassung, scheiben- und tellerförmige Perlen, lange gedrehte Perlen, blattoder federartige Perlen, Perlen mit plastisch herausragenden Elementen, Perlen mit aufgelegten Glasfäden.
Helga Seimels gewickelte und geschreckte Hohlperlen sind durch eine unregelmäßige Oberfläche,
leichte Wülste, Unregelmäßigkeiten der Form und Spuren des Drehprozesses bestimmt, die durch die
plötzliche Abkühlung entstehen.
Ausbildung
1974 Beginn mit Glasarbeiten vor der Lampe
1988 Werkstatt in Landsberg am Lech
Teilnahme an zahlreichen internationalen Ausstellungen zum Thema Glas und Schmuck.
Seite 38
Metallperlen
In den Gräbern von Ur aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. haben sich Goldperlen erhalten, die belegen,
dass die noch heute geläufigen Techniken des Granulierens, der Filigranarbeit und des Emails schon
bei den Sumerern bekannt waren. Goldperlen mit Granulierung in feiner Qualität sind auch aus dem
Iran überliefert.
In Ägypten und Syrien wurden im Mittelalter feine Goldperlen in offener Filigranarbeit hergestellt, die
eine klare, oftmals geometrische Form mit feinen Liniengefügen aus stilisiertem Rankenwerk kombinieren. Für Perlen aus dem Jemen blieben feine Granulierungen über Jahrhunderte charakteristisch.
In Europa waren Metallperlen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beliebt. Archäologische Funde in Italien, England und Troja bildeten die Vorlagen für diese aufwendigen Arbeiten, in denen granulierte Metallperlen gerne mit Perlen aus Halbedelsteinen kombiniert wurden.
Neben Glasperlen finden sich besonders in Westafrika Gold- und Bronzeperlen mit Spiral- und Tiermustern, die im Wachsausschmelzverfahren hergestellt wurden, so bei den Ashanti und Akanvölkern.
Die Metallperlen fanden in Ghana im Kontext von Zeremonien Verwendung, die verschiedene Abschnitte im Leben einleiteten. Bei den Baoule von der Elfenbeinküste zeigte die Wahl des Metalls den
gesellschaftlichen Rang des Trägers an. Gold war der königlichen Familie vorbehalten, Bronze dagegen allgemein zugänglich.
Bei den Somali in Ostafrika trugen verheiratete Frauen aufwendigen Schmuck, der ihren Status und
Reichtum anzeigte und zugleich auch schützende Funktionen übernehmen sollte. Hier finden sich
Ketten in Silber mit Achat, Bernstein und Elfenbein, die mit einem zylinderförmigen Anhänger versehen sind, in den Korantexte eingelegt sind (xirsi).
Seite 39
Peter Bauhuis
Peter Bauhuis’ (geb. 1965 Friedrichshafen) Werk umfasst neben monumentalen Gefäßen, die etwas
vom Charakter chinesischer Bronzen besitzen, und ungewöhnlichen ironischen Schmuckstücken, in
denen er sich mit Sehgewohnheiten und Wertvorstellungen beim Schmuck beschäftigt und paradoxerweise gerade über das Winzige die Aufmerksamkeit gezielt auf den Schmuck lenkt, auch „klassische Perlenketten“ in Gold, Kupfer, Bronze und Silber. Sein Interesse gilt dem Zusammenhang von
Material, Technik und Form. Durch Gießverfahren, Legierungen und Herstellungsprozesse gibt er
seinen Metallarbeiten ein ungewöhnlich breites Spektrum an Färbungen und Nuancen und reizt die
Möglichkeiten des Materials aus. Wie bunte Kieselsteine reihen sich die Perlen von leicht unregelmäßiger Form und unterschiedlicher Größe aneinander bzw. scheint eine Kette auf den ersten Blick aus
Perlen zu bestehen, die sich dann aber als Gold- und Silberkugeln mit weißlich schimmernder Patina
erweisen. Auf polierten Glanz wird verzichtet, sondern die Perlen faszinieren durch den matten, feinen
Schimmer und ihre abwechslungsreiche, bei jeder Perle individuellen Oberflächenstruktur. Die Perlen
von Peter Bauhuis benötigen Zeit, da eigentlich jede von ihnen betrachtet und erkundet sein möchte.
Es muss sich auch gar nicht um Perlen im engeren Sinne, also um gerundete geschlossene Elemente
handeln, sondern sie können hinten abgeflacht und geöffnet sein. Diese Rückseiten machen einen
großen Reiz im Werke Peter Bauhuis’ aus, da sie die Gießstege zeigen und somit etwas über die
Entstehung der Werke erzählen. Diese Herstellungserinnerungen fungieren zugleich als eine Art feines plastisches Linienornament.
Auch bei den Perlen kommt letztlich wieder Peter Bauhuis’ ironisches Moment zum Tragen, da sie,
basierend auf großer Materialkenntnis und -erfahrung, aus anderen Materialien, seien es Steine oder
Perlen, gearbeitet zu sein scheinen. Die Werke täuschen etwas vor; das Echte kann nur durch genaue
Betrachtung entdeckt werden. Wieder wird an die Notwendigkeit des genauen Hinschauens appelliert.
Ausbildung
1986-1990
1990
1993-1999
2000
Staatliche Zeichenakademie Hanau, Ausbildung zum Goldschmied
Carl Duisberg Stipendium, London
Akademie der Bildenden Künste, Klasse für Schmuck und Gerät unter Prof. Otto
Künzli, seit 1998 Meisterschüler
Diplom
Seite 40
„Peas and Beas“
„Informal Chat“
Lucy Sarneel
Lucy Sarneel (geb. 1961 Maastricht) arbeitet seit langem mit Zink. Das unedle, für den Bereich des
Schmucks eher ungewöhnliche Material, das Zinkbadewannen assoziieren lässt, verwendet sie für
Perlen, die sie aneinanderreiht und zu blütenartigen Formen aneinanderfügt. Dabei verbindet sie persönliche Erinnerungen und Anspielungen an holländische Traditionen zu originellen Schmuckstücken
von skulpturaler Qualität. Bei der Kette „Informal Chat“ zum Beispiel liegen die Blüten wie bei einem
Kropfband der niederländischen Tracht eng am Hals an, wobei Lucy Sarneel besonders durch die
Trachten der Insel Markem bei Amsterdam fasziniert ist. In dieser Arbeit kontrastiert die matte graue
Oberfläche des Zinks, die ihren Arbeiten einen besonderen, etwas rauen Reiz verleiht und Technik
und Alltag assoziieren lässt, mit den Blumenmotiven, die aus der Welt der Natur entlehnt und stark
stilisiert sind.
In der neuen Arbeit „Peas and Beas“ spielt Lucy Sarneel mit den Formvorstellungen von Perlen und
Erbsen. Die zylinderförmigen Perlen der Kette vermitteln zwischen größeren Kugelformen, die durch
ihre Reihung und die Grünfärbung an Erbsen erinnern, und schlanken Zylindern und Stäbchen, die
neben Gittern und aus Stegen gebildeten Ovalen als Anhänger von reich variierter lebendiger Kontur
fungieren. Die Gesamtheit der Formen besitzt einen stillebenartigen Charakter, wobei die in stilisierte
Schoten gehüllten grünen Erbsen einen lebhaften Farbakzent setzen. Die Kette wird am Hals gebunden, und zwei Zylinderformen bilden ein Gegengewicht auf dem Rücken. In den Formen, der Verwendung von plastischen und flachen Elementen, einem unterschiedlichen Stilisierungsgrad spielt Lucy
Sarneel mit den Motiven. Die Kette mutet wie eine Collage an, doch stammen alle Formen von der
Künstlerin selbst und wurden nach ihren Vorstellungen „überarbeitet“. Sie schweben somit auf durchaus charakteristische und faszinierende Weise zwischen Naturvorbild und Abstraktion.
Ursprünglich verwendete Lucy Sarneel Zink, das sie auf besondere Weise bearbeitet, wegen der damit verbundenen Aspekte von Schutz – sei es als Material für Isolierungen und Dächer als auch als
Spurenelement für den menschlichen Stoffwechsel. Heute schätzt sie besonders seine Neutralität und
Atmosphäre und schätzt, dass das etwas düster wirkende Material den Grauton des holländischen
Himmels und des Meeres aufgreift.
„To me a jewel represents a place in the world in which one can loose oneself like in the sparkling of a diamond or the careful observation of little plants or moss. A piece of jewellery invites to contemplate and evokes thoughts and emotions. The basic ideas for my pieces of jeSeite 41
wellery derives from daily life experiences, thoughts and wonder in which the notion of time
plays an important role. We all try to deal with personal lifetime, historic time and universal
time. I’m challenged by the field of tension between the restricted material space and the unlimited mental and spiritual space of a jewel. Nature is an important point of reference; the
question about the naturalness or artificiality of nature fascinates me and results in forms that
remind us of flowers, plants or twigs.”
Die ausgestellte Arbeit versinnbildlicht exemplarisch Lucy Sarneels Verbindung von Alltag, Geschichte
und Reflektionen zum Wesen von Schmuck – zu seiner sozialen und symbolischen Funktion, zu
Pracht und Wertigkeit. Bei Lucy Sarneel entsteht eine gewisse monumentale Pracht nicht aus der
Verwendung kostbarer Materialien, sondern durch Stilisierung und Vereinfachen.
Andere Arbeiten erweitern das Konzept durch spannende Materialkombinationen, die den Schmuckstücken den Charakter von Assemblagen verleihen. Alte Stoffe verweisen auf die vom Vergessen
bedrohte holländische Tracht und ihre ehemalige Bedeutung innerhalb der Gesellschaft. Sie können
mit Zinkblumen, Perlen und Muscheln kombiniert werden.
Ausbildung
1982-1985
1985-1989
1990
2000
2002
Stadsacademie, Masstricht:
Schmuckkunst
Gerrit Rietveld Academie,
Amsterdam, bei Onno Boekhout
Encouragement Prize Applied
Arts, Amsterdam Foundation
for the Arts
Emmy van Leersum Prijs Applied Arts, Amsterdam Foundation for the Arts
Galerie Marzee Pries, Nijmegen
Halsschmuck „Ashore“, 2003
Mehrere Stipendien der Netherlandish Foudation for Fine Arts, Amsterdam.
Lucy Sarneels Arbeiten waren auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen zu
sehen. Ihre Arbeiten wurden von renommierten Museen und Sammlungen erworben.
Seite 42
Perlen aus Halbedelsteinen, Steinen, Samen und Bohnen, aus Textil, Holz, Kunststoff, Porzellan und anderen Materialien
Schon im Paläolithikum wurden zum Beispiel in China Perlen aus Knochen, Tierzähnen, Muscheln
oder Steinen hergestellt. Aus dem Neolithikum haben sich Jade-Perlen erhalten. In Afrika entstanden
Perlen aus Samen, Nüssen, Muscheln, Knochen, Korallen, Karneol, Steinen – so die Granitperlen aus
Mali –, und aus Stoßzähnen. Achat- und Korallenperlen stammen aus Benin (Nigeria) und bildeten
einen wesentlichen Teil der Hoftracht.
Perlen wurden in Halsringe und Haarnetze verarbeitet, wie sie sich auf erhaltenen Bronzen finden
lassen. Achat-, Karneol- und Jaspisperlen wurden in Ilorin in Nigeria verwendet. Noch heute bilden
verschiedene Perlen aus Korallen und Bernstein zusammen mit Silberperlen einen Bestandteil der
reichen Tracht der Berberfrauen in Nordafrika. Ihnen wird schützende Macht zugesprochen.
Perlen aus Edel- und Halbedelsteinen wie Achat, Karneol oder Lapislazuli und aus Korallen wurden in
China in der Quing-Zeit (1644-1911) verwendet; solche aus Halbedelsteinen, Bergkristall, Alabaster,
Muschelkalk und Metall waren in Ägypten, dem Zweistromland und in griechischer sowie römischer
Zeit beliebt. Die Steine wurden durch Reiben und Abschleifen zu Perlen von verschiedener Form verarbeitet. Die Feinarbeit und das Polieren erfolgten durch Feuersteine und Sand. Im heutigen Iran wurden Perlen aus Karneol gefunden, in die feine geometrische Muster durch das Auftragen von Natron
und anschließendes Erhitzen geätzt wurden.
Einige dieser Perlen können in Form von Gegenständen gehalten sein und damit schützende Funktion
besitzen. Auch Motiven, die auf Gottheiten verweisen, wurde eine solche Unheil abwehrende Fähigkeit zugesprochen.
In Südindien gab es eine lange Tradition der Steinbearbeitung. Hier entstanden Perlen aus Bergkristall, Amethyst, Beryll, Granat, Amaryl, Edelsteinen und Diamanten. Die Funde belegen, dass schon
sehr früh ein intensiver und weit reichender Handel mit Perlen stattfand.
Zu römischer Zeit herrschte ein besonderer Reichtum auf dem Gebiet der Perle. Durch die Ausdehnung des römischen Reiches gelangten Perlen aus vielen Teilen der Welt nach Rom bzw. zahlreiche
Materialien, aus denen dann Perlen hergestellt wurden. Neben Glas und Halbedelsteinen handelte es
sich dabei um Bergkristall, Jet, Bernstein und Edelsteine wie Saphire, Rubine, Opale, Diamanten und
Smaragde. Umgekehrt gelangten diese vielfältigen Perlen von einem Teil des römischen Reiches in
einen anderen, z. T. weit entlegenen. So haben sich z. Bsp. Glasperlen in keltischen Gräbern und in
Wikingergräbern in Dänemark gefunden. Sie belegen die weit reichenden Handelsbeziehungen.
Im byzantinischen Reich wurde diese Vielfalt der Perlen fortgeführt, wobei nun unterschiedliche Tendenzen miteinander kombiniert wurden: das griechisch-römische Erbe und die Einflüsse durch den
Orient. Beispiele byzantinischen Perlenschmucks lassen sich heute noch auf den Mosaiken in Ravenna finden. Bedeutende Handelszentren für Perlen aller Art waren im 10. bis zum 14. Jahrhundert die
Städte Kairo und Mecca. Hier trafen Perlen aus Afrika und dem Osten aufeinander. Einzelne Materialien wie Lapislazuli und Karneol waren wegen der ihnen zugeschriebenen Schutz- und Heilkraft besonders begehrt. Im 19. Jahrhundert wurde Idar-Oberstein zu einem Zentrum für Achat- und
Karneolperlen. Perlen wurden auch aus Bernstein, Elfenbein und Türkisen hergestellt. Bernstein bildet
sich aus fossilem Harz von mehreren Millionen Jahre alten Bäumen und kann eine goldgelbe, orangefarbene oder braune, seltener auch grünliche oder bläuliche Färbung besitzen. Heute werden aus
nahezu allen Materialien Perlen gefertigt, wobei nach wie vor Halbedelsteine wegen ihrer reichen Farbigkeit besonders beliebt sind.
Seite 43
Perlen aus Halbedelsteinen
Alexandra Bahlmann
Alexandra Bahlmann (geb. 1961 Düsseldorf) gestaltet ihre Arbeiten nach den drei Grundsätzen von
Beweglichkeit, Dreidimensionalität und Üppigkeit.
Ihre Ketten und Ohrringe sind aus feinen kleinteiligen Metallbändern mit runden Öffnungen zusammengesetzt, die beweglich und flexibel miteinander verbunden sind. Die kleinen Perlen aus Edelsteinen oder Halbedelsteinen werden übereinander auf diesen Elementen plastisch sich abhebend montiert. Amethyst, Aquamarin und Perlen, Citrin, Rhodolith bzw. Karneol und Koralle oder Granat und
rosa Turmalin werden miteinander kombiniert. Die runde Form der Perlen und ihre Schichtung, ihr
Übereinander auf den linearen Schwüngen der Metallträger erfüllt Alexandra Bahlmanns Grundsatz
der Dreidimensionalität. Die sich wiederholenden und aneinandergereihten Einzelteile von zumeist
kurvig geschwungener Form, die in 18k Gold oder in oxidiertem Silber gearbeitet sind, passen sich
dem Hals harmonisch an oder begleiten ihn in elegantem Schwung. Sie erinnern sowohl an RocailleElemente als auch an orientalische Ornamente, besonders an Paisley-Motive, oder florale Formen.
Durch diese Assoziationen als auch durch die Feinheit und Dichte der aufgesetzten Perlen erreicht
Alexandra Bahlmann ihr Ziel der Üppigkeit. Ihre Arbeiten wirken jedoch aufgrund der filigranen, fein
durchbrochenen Metallträger, die unter den Perlen sichtbar bleiben und deren äußerer Rand die Perlen wie eine zierliche Spitze begleitet, stets leicht und fein.
Durch die Zierlichkeit von Durchbrechung und Perlenbesatz, den Tragekomfort und die zurückhaltende, doch besondere Eleganz sind die Arbeiten vielfältig tragbar. Sie besitzen eine gewisse Nähe zum
Modeschmuck, die von der Künstlerin durchaus angestrebt ist. In der Konstruktionsart, der Verwendung winziger Perlen und dem spitzenartigen Charakter der Arbeiten scheint Alexandra Bahlmann
Inspirationen durch den „seed pearls“-Schmuck aus der Zeit um 1850 aufzugreifen und in etwas Modernes und Zeitgemäßes zu verwandeln.
In ihren jüngeren Arbeiten arrangiert sie Perlen in DNS-artigen Schwüngen und Spiralen oder kombiniert aufgereihte Perlen mit schlichten beweglichen Gliederelementen, die in ihrem Verlauf denjenigen
der Perlenfolge fortsetzen. Andere Arbeiten verbinden Perlen mit dreidimensionalen geometrischen
Einheiten, die von zumeist dreieckiger oder kegelförmiger Grundform sind und durch kleine Kettenglieder aneinandergefügt werden, oder kontrastieren eine zierliche und feinteilige Perlenkette mit einer
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Metallkette, die sich aus klaren geometrischen Linien zusammensetzt und eine kragenartige Begleitung der Perlenkette bildet. Die Zierlichkeit wird hier durch eine gewisse Strenge ergänzt.
Ausbildung
Goldschmiedelehre in Düsseldorf bei Peter und Marte Hassenpfennig
1984-1987
Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam
1987-1990
Akademie der Bildenden Künste München bei Prof. Hermann Jünger
1994
Gastdozentin an der Fachhochschule Pforzheim
1997
Gastdozentin and der Rhode Island School of Design, Providence
Preise
1990
1992
1994
1997
Herbert-Hofmann-Preis München
Bayerischer Staatspreis
Förderpreis der Stadt München
Bayerischer Staatsförderpreis für junge Künstler München
Hessischer Staatspreis für das Kunsthandwerk, Frankfurt a.M.
Zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen.
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Diana Dudek
Diana Dudek (geb. 1972 München) verbindet in ihren jüngsten Arbeiten Perlen aus mattiertem Bergkristall mit gehäkelten Schläuchen oder Kordeln. Als Akzente werden entweder farbige Garne oder
Porzellanabgüsse von Tulpenblättern verwendet, die nicht nur Blätter, sondern auch Muscheln assoziieren lassen und damit das florale Motiv abstrahieren. Andere Ketten bestehen aus unregelmäßig
geformten Platten aus in Porzellan abgegossener Spitze, die mit kleinen Saatperlen besetzt sind.
Die Arbeiten besitzen in der hellen Farbgebung und der Motivik aus Spitzen und Blumen einen fröhlichen und sommerlichen Charakter. Als Kennzeichen der Arbeiten Diana Dudeks können die unregelmäßig angeordneten Perlenketten gelten, die Knoten und Schlaufen bilden, bei denen Enden lose
herabhängen. Sie gewinnen dadurch eine spontane und lockere Note.
In früheren Arbeiten kombinierte Diana Dudek
Perlen aus Hämatit oder Bergkristall mit Textil
und geprägtem Silber. Das Textil verbindet die
Perlen mit ornamentierten Silberröhren oder
flachgedrückten Trichterformen. Diese Arbeiten besitzen eine etwas düstere Anmutung und
assoziieren in der Farbgebung Trauerschmuck. Gerade die Hämatit-Perlenkette, die
in Textilstulpen mündet, welche an einer ornamentierten Silberröhre ansetzen, lässt in der
Formgebung auch an Gebetskränze, Rosenkränze, islamische Perlenarbeiten denken.
Diana Dudek sieht ihre Arbeiten bestimmt durch Ernst und Spiel, wobei die Arbeit am Schmuck zugleich auch eine psychologische Note besitzt: Der Schmuck entsteht im inneren Dialog mit sich selbst.
Leichtigkeit und Humor sind dabei stets an Nachdenklichkeit, Ernst, Melancholie gebunden. Für Diana
Dudek ist Schmuck mobiles Kunstwerk, persönliche Äußerung und besitzt Amulett-Funktion.
Ausbildung
1995-1998
1999-2000
Seit 2000
2001-2004
2004
Goldschmiedelehre bei Detlef Volckmann in München
Gaststudium an der Ecola Massana bei Ramon Puig Cuyàs
Werkstatt in München
Haute Ecole d’arts appliqués, Genf, bei Esther Brinckmann
Diplom
Diana Dudeks Arbeiten wurden auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert, darunter
auch 2006 und 2010 auf der „Schmuck“-Schau auf der Internationalen Handwerksmesse in München.
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Isabell Schaupp
Isabell Schaupp (geb. 1969 Augsburg) kombiniert Perlen aus Onyx, weißem Achat und Schaumkorallen mit Trichter- und Kegelformen, Metallstegen, Textil und Geflecht zu skulpturalen Gebilden, die
zwischen Architektur- und Naturassoziationen wechseln. Sie setzt dabei die unterschiedlichen Oberflächenreize effektvoll gegeneinander: das Glatte des Metalls, das Unregelmäßige und Durchlässige
der Flechtbereiche, die Struktur der Steine, das Übereinander der Perlen. Kompakte, geschlossene
Bereiche wechseln mit fragilen und feinen Teilen.
Für Isabell Schaupp bildet der Trichter eine Art Vermittlungszone zwischen dem Träger des Schmucks
und der äußeren Welt. Das Trichtermotiv wiederholt sich auf Photos, die auf die weiß emaillierten
Flächen aufgebracht werden.
Waren ihre bisherigen Arbeiten durch eine Vielzahl von filigranen Trichtern bestimmt, die auch als
flachgedrückte Formen erscheinen konnten und damit das Spiel von Zwei- und Dreidimensionalität in
ihrem Schmuck betonten, wobei eher florale Assoziationen hervorgerufen wurden, an Blüten, Zweige
oder Strauchwerk erinnert wurde, so zeigen die ausgestellten Arbeiten eine Konzentration auf wenige
Trichterformen, die mit klaren Konturen, glatten emaillierten Flächen und dichten Perlenanhäufungen
kombiniert werden. Die Feinheit und Transparenz der Trichterformen wird durch eine ruhigere Kompaktheit abgelöst, die das Augenmerk auf die Zusammenstellung und das Miteinander der verschiedenen Materialien richtet.
Ausbildung
1990-1993
1993-1996
2003-2007
2008
2008
2007
Ausbildung zur Tischlerin
Reisen
Studium an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, HAWK Hildesheim, Fachbereich Gestaltung unter Prof. Georg Dobler und Prof. Werner Bünck
Grassi-Preis der Galerie Slavik
Innovationspreis, Inhorgenta München
3fg award (Diplom), Förderpreis des Freundeskreises der HAWK Hildesheim
Isabell Schaupp hat ihre Arbeiten auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt, u. a. im Grassi Museum
Leipzig, der Inhorgenta München und dem Bayerischen Kunstgewerbeverein München. 2010 wurden
ihre Arbeiten auf der Sonderschau „Schmuck“ auf der Internationalen Handwerksmesse in München
präsentiert.
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Steinperlen
Ulla Ahola
Ulla Ahola (geb. 1984 Lappeenranta, Finnland) beschäftigt sich in ihren Schmuckarbeiten mit der Geschichte der Schmuckkunst und den Formen des historischen und aktuellen Schmucks sowie ihren
Zusammenhängen. Sie artikuliert diese Reflektion, indem sie sich traditioneller Formen und Techniken
bedient, diese jedoch auf eine moderne Weise variiert. So erinnern die ovale Form ihrer Anhänger und
die Anordnung der Perlenreihen an historische Vorbilder, doch wirkt die Verwendung von Marmor und
die reduzierte, monumentale Formensprache in diesem Zusammenhang modern. Ihre Perlen sind
zwar weiß bzw. grau, doch nicht rund, sondern weisen durch die sichtbargelassene Steinbearbeitung
eckige Brechungen auf. Die Verbindung der Marmorperlen folgt mit dem fein geknoteten Band dem
Vorbild der traditionellen Perlenkette. Die Art der Anordnung – eine Kette aus größeren Perlen, an der
kurze Stränge aus kleinen Perlen befestigt sind – gibt ihnen eine fast barocke Anmutung. Die üppige
Pracht wird durch den leicht archaisch anmutenden Charakter, den die Perlbearbeitung assoziieren
lässt, gegengesteuert. Die Kombination von Vergangenheit und Aktualität verleiht den Arbeiten Ulla
Aholas ebenso wie die zurückhaltende, aber reizvolle Wirkung der verwendeten Materialien eine besondere Note.
Ausbildung
2004-2008
South Karelia University of Applied Sciences, Lappeenranta, Finnland
B.A. in Schmuck und Steinschneidekunst
2008 Solo-Ausstellung in Helsinki (Galerie Norsu), Teilnahme an verschiedenen internationalen Gruppenausstellungen, darunter „Talente 2009“ auf der Internationalen Handwerksmesse in München und
mit der Finish Jewellery Art Association auf der Internationalen Handwerksmesse in München 2010.
Seite 48
Tarja Tuupanen
Tarja Tuupanens (geb. 1973 Lieksa, Finnland) Marmorketten sind von äußerster Reduktion. Sie abstrahieren die Perlen zu glatten Scheiben mit seitlich umlaufender Rille, durch die die verbindende Perlenseide geführt wird. Nicht nur Material und Form wandeln sich von Perle und Kugel zu Marmor und
Scheibe, sondern auch die Tragweise: Aus der Kette wird eine Brosche. In diesen Arbeiten wird über
Sehgewohnheiten, Tragekonventionen und kulturelle Überlieferungen reflektiert. Die klassische Perlenkette wird in ein modernes Accessoire überführt.
Ausbildung
1995 Studium der Schmuck- und Steinschneidekunst, Lappeenranta College of Crafts and Design,
Finnland
1998 Pädagogoisches Studium, Open University of Joensuu, Finnland
1998 Praktikum bei Wilhelm Tasso Mattar, Artá, Mallorca
1999 Diplom, South Carelia Vocational College, Department of Crafts and Design, Lappeenranta,
Finnland
2003 The Specialized Program of Jewellery Art, South Carelia Polytechnic, Lappeenranta, Finnland
Lehrtätigkeit am South Carelia Vocational College and Polytechnic, Lappeenranta, Finnland.
Verschiedene Stipendien und zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen, darunter
auch „Talente 2000“ auf der Internationalen Handwerksmesse in München sowie die Sonderschau
„Schmuck“ 2004 und 2006 in München und dem Museum of Arts and Design, New York.
Photo: Kimmo Heikkilä
Seite 49
Perlen aus Samen, Bohnen und anderen Materialien
Isabelle Azaïs
Isabelle Azaïs (geb. 1965 Toulouse) präsentiert in München Arbeiten aus zwei verschiedenen Serien:
Die „Colliers Fertiles“ bestehen aus exotischen mehrsträngigen Ketten aus farbigen Samen, Kernen,
getrockneten Früchten und Bohnen. Dieses „grüne Gold“ wird zu blütenartigen Formen angeordnet.
Die Künstlerin spricht in der Wahl ihrer Materialien zwei Aspekte an: zum einen die bessere Alltagstauglichkeit dieser Materialien im Vergleich mit Edelmetallen und wertvollen Steinen, zum anderen die
Bedeutung und den Wert, den solche Nahrungsmittelgrundformen in der Zukunft unter den drohenden
ökologischen Veränderungen besitzen könnten. Sie verweist darauf, dass sie dann tatsächlich zu
wertvollen Materialien werden könnten.
Die zweite Serie „Bollywood“ besteht aus ebenfalls mehrsträngigen Ketten, deren Einzelformen – wie
die Paisleys – und Farbigkeit auf indischen Einflüssen beruhen. Auch hier verweist die Künstlerin auf
das Umweltthema, indem sie nun verschiedene Materialien recycelt, darunter Weihnachtsbaumschmuck, Elektroteile, Zuckerperlen und Plastiktüten.
Aus diesen alltäglichen, eigentlich wertlosen Materialien entstehen üppige phantasievolle Colliers, die
einen äußerst prächtigen Eindruck vermitteln.
Ausbildung
1985-1990
1991-1992
2003
2006
Académie des Beaux-Arts de Toulouse
Master Class, Académie des Beaux Arts de Nantes
erste eigene Kollektion
Eröffnung der eigenen Galerie „La Vitrine” in Brüssel
Seite 50
Textil
Maki Kawawa
Aus Textilien fertigt Maki Kawawa (geb. 1986 Japan) lange Ketten aus floralen Formen. Sie erinnern
je nach Farbgebung und Arrangement an fröhliche bunte Blumengirlanden oder kostbare barocke
Colliers. In beiden Fällen irritiert die ungewöhnliche Oberfläche, die den Assoziationen nicht entspricht.
Die Blumen werden zu Rosetten stilisiert, wobei die runden Blütenblätter sich als Perlen in anderen
Ketten wiederholen bzw. mit den komplexeren Rosetten kombiniert werden. Die barock anmutenden
Ketten weisen größere Perlen auf, die eine erhabene Mitte besitzen, welche von einem mehrfach abgestuften Rand eingefasst wird. Dieses lässt an gefasste Edelsteine denken und vermittelt einen
prachtvollen Eindruck. Die einzelnen Perlen sind farblich sehr nuanciert aufgebaut – wie überhaupt die
gesamte farbliche Komposition der Ketten Maki Kawawas feines Farbgefühl deutlich werden lässt.
Ausbildung
2005-2008
2009
Hiko Mizuno College, Tokio
Assistentin am Hiko Mizuno College, Tokio
Maki Kawawas Arbeiten wurden auf verschiedenen internationalen Ausstellungen gezeigt. In München
präsentierte sie ihre Arbeiten 2009 beim Bayerischen Kunstgewerbeverein und in „Schmuck 2009“ auf
der Internationalen Handwerksmesse.
Seite 51
Holz und Kunststoff
Florence Lehmann
Die großen Perlen aus Kunststoff oder Holz in Florence Lehmanns Colliers (geb. 1964 Frankreich)
schmiegen sich eng an den Hals an und stehen damit in einem unmittelbaren Kontakt zum Körper. Sie
reagieren auf die Wölbungen und Kurven des Halses und der Brust, füllen und folgen diesen. Sie verwirren in ihren riesigen Kugelformen oder Konturen, die an Knochen und Kegel erinnern. Die Größe
verleiht ihnen eine gewisse Rigidität und Strenge, lässt sie fast wie Halskrausen der spanischen
Hofmode erscheinen. Wie bei den Halskrausen scheint die Beweglichkeit des Trägers durch den
Halsschmuck beeinträchtigt. Der Träger wird sich bei dieser Art von Schmuck seines Körpers bewusst, da dieser auf der Vermessung des Körpers zu beruhen scheint. So bildet die Kette aus knochenartigen Perlformen den Querschnitt durch einen Kopf mit Nase ab.
Der Titel der Serie „Naissance bien Tournée“ verweist auf einen ganz anderen Bereich – den der Geburt: Die Formen der Perlen, ihr Verhältnis zum Körper sind nun in diesem Sinne zu deuten. Die
„Rückseiten“ der Perlen von Florence Lehmann können auch mit Abbildungen geschmückt sein. Das
Weiß der Perlen erweist sich hier als „beschrieben“ und „gelebt“. Das Neutrale des Weiß wird von der
Mutter und dem Kind durch das gemeinsame Erleben überdeckt. Weiß meint stets das Reine, das
Unbeschriebene, dasjenige, das erst noch gefüllt werden muss. Zugleich ist der Akt des Anlegens von
Schmuck als ein Akt der Geburt zu interpretieren: Es wird dadurch nicht nur ein Neubeginn in der Beziehung zwischen Objekt und Träger etabliert, sondern auch in der Selbstdarstellung und -erfahrung
des Trägers – das Objekt erhält in dieser Beziehung eine Geschichte.
Ausbildung
1982-1988
1987
ESAD (École supérieure des arts décoratifs), Straßburg
Contemporary Jewellery Glass techniques, Leicester Polytechnic
Post-qualification an der ESAD (École supérieure des arts décoratifs), Straßburg
Florence Lehmann unterrichtet mit Sophie Hanagarth an der ESAD in Straßburg.
Ihre Arbeiten wurden auf vielen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
Seite 52
Uli Rapp
Uli Rapp (geb. 1971 Ludwigsburg) wählt Gummi als Material ihrer „Perlenketten“. Die Perle erscheint
bei diesen flachen Gebilden nicht als Form, sondern als Motiv.
Uli Rapps Arbeiten sind durch ein spielerisches Element geprägt. So bilden die „Trompe l’oeil“-Ketten
auf dem Gummigrund eine Perlenkette im Siebdruckverfahren ab. Es kann sich dabei um schlichte
mehrsträngige Ketten oder um prächtigere, aufwendige und vielgliedrige Beispiele handeln. Beide
Arten von Ketten variieren Vorbilder aus dem 16. Jahrhundert nach Porträts der elisabethanischen
Epoche. Königin Elisabeth I. favorisierte reichen Perlenschmuck, der einen wichtigen Bestandteil ihrer
Herrscherikonographie bildete. Er versinnbildlichte nicht nur die Reinheit der jungfräulichen Königin,
sondern stand auch stellvertretend für den Reichtum Englands.
Die Broschen Uli Rapps variieren in ihrer
prächtigen Form mit den großen Anhängern
Vorbilder aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
Durch die Technik und die Farbigkeit werden
die üppigen Schmuckstücke in etwas ungemein Tragbares und durchaus Alltagstaugliches verwandelt. Uli Rapp spielt mit Vorstellungen von Schmuck und Kostbarkeit auf eine
witzige und moderne Weise.
Ausbildung
1998-2001
2001-2003
Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam: Produktdesign
Sandberg Instituut, Amsterdam: Meisterkurs Angewandte Künste
Uli Rapps Arbeiten wurden auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.
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Verschiedene Materialien
Stephanie Jendis
Stephanie Jendis’ (geb. 1971 Göttingen) Ketten kombinieren Perlen aus Halbedelsteinen und Kristall
mit solchen aus Holz, Horn und Kunststoff zu Arbeiten von einer gewissen Monumentalität, die Modernität, Glamour und auch eine gewisse rustikale Note verbinden. Die Perlen werden nach Formen
und Farben arrangiert, wobei die Arbeit mit unterschiedlichen Assoziationen besonders wichtig ist – so
das Gegenüber des Geheimnisvollen und Festlichen der Edelsteine mit der Bodenständigkeit des
Holzes und Horns. Hieraus ergeben sich ungewöhnliche Effekte, die eine bestimmte Stimmung hervorrufen. Stephanie Jendis arbeitet gerne mit facettierten Perlen, die sie entweder zu bzw. in rechteckigen Feldern zusammenstellt oder asymmetrisch in traubenartigen Arrangements verbindet. Bei
diesen Ketten wird das Plastisch-Unregelmäßige der Perlen durch flache, eckige Silberplättchen gegengesteuert. Sie verhindern, dass das organische Erscheinungsbild des Arrangements zu lieblich
wirkt und geben ihm eine moderne zeitgemäße Optik. Im Falle des Perlencolliers von Stephanie
Jendis verbinden sich die unterschiedlichen Perlen und das etikettartig wirkende Silberplättchen zu
einem reichen Spektrum an Grau-Silber-Nuancen, wird die runde mit der eckigen Form kontrastiert.
Die Art der Perlenverknüfung ist ebenfalls ungewöhnlich, da die Perlseide z. T. außen um die Perle
herum geführt wird und damit der gedrehte Seidenfaden als Material zur Geltung kommt.
In ihren neuen Arbeiten verwendet Stephanie Jendis gerne Horn zu einer extravaganten opulenten
Alternative des traditionellen „Jägerschmucks“. Sie nutzt dabei die reizvollen Oberflächenstrukturen
des Horns und der Steine.
Ausbildung
1991-1994
1994-1999
1999-2000
2005-2007
2007
Berufskolleg für Formgebung Schmuck und Gerät an der Goldschmiedeschule Pforzheim. Abschluss als staatlich geprüfte Designerin für Schmuck und Gerät
Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim, Fachbereich Schmuck
und Gerätedesign, Diplom
Stipendium des DAAD für ein Studium in den Niederlanden
Stipendium des Fonds voor Beeldende Kunsten, Amsterdam
Gründung des Ladenateliers „Einzelstück“
Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Trier, Fachbereich Schmuck- und Edelsteindesign, IdarOberstein.
Stephanie Jendis’ Arbeiten wurden auf einer Vielzahl internationaler Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt. Sie war auch 2002 und 2009 auf der Ausstellung „Schmuck“ in München vertreten.
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Evert Nijland
Eine Vielfalt von Materialien kombiniert Evert Nijland (geb. 1971 Oldenzaal, Niederlande) zu ungewöhnlichen Perlen und Colliers. So werden eiförmige Perlen aus Nußholz mit Platten aus mustergeprägtem Porzellan belegt, die durch kleine Goldperlen befestigt sind. Bei den Platten handelt es sich
um Fragmente, die zu größeren Porzellanperlen zu gehören scheinen, welche zerbrochen sind und
durch die Goldstifte auf einem Holzkorpus angebracht wurden. Die Kette „Wolkenlucht“ aus der Serie
„Naturae“ (2009) trägt durch diese „Restaurierungsspuren“ eine eigene Geschichte.
Bei einer anderen Kette („Pompei 1“ aus der
Serie „Naturae“, 2009) bilden grüne und transparente Glasperlen dichte Trauben, die auf
astförmigen silberfarbenen Gliedern aus Glas
ansetzen. Scheibenförmige Perlen aus Ebenholz werden zu einem skulpturalen Halsschmuck arrangiert („Venezia“, 2006).
Die Ketten reflektieren in ihren Formen, Mustern, der Wahl der verwendeten Materialien
Einflüsse durch die Natur, durch Italien, Holland, deren jeweilige Traditionen und Kunstgeschichte.
Bei der Serie „Naturae“ beschäftigt sich Evert Nijland mit auf Naturformen basierenden Ornamentmotiven aus verschiedenen historischen Epochen. Der Rückgriff auf Naturformen erlaubte dem Ornament
Bewegung und Dynamik und vermittelte eine harmonische Einheit. Evert Nijland beschäftigt sich in
seinem Halsschmuck mit den Möglichkeiten der Komposition und der Verbindung von Einzelelementen auf Basis von Naturformen und bricht diese durch Hinzufügung von Zersplitterungen, Dornen,
Aufbrechungen und kontrastierenden Oberflächenstrukturen. Das Harmonische der Natur kann sich
dadurch in etwas latent Gefährliches oder Bedrohtes verwandeln.
Bei der Serie „Venezia“ galt sein Hauptinteresse der Perle als Form, die er von dem klassischen Rund
oder Oval entfernte und zu einer Vielzahl ungewöhnlicher Formen variierte. Er experimentierte außerdem mit neuartigen Verbindungsmöglichkeiten für Perlen.
Beide Elemente – die Perle und der historische Schmuck – prägen Evert Nijlands Œuvre und bestimmen auch seine früheren Serien. So zeigte er in seiner Serie „A Tribute to Cranach“ (2002) enganliegende Halsketten, die auf solchen in Lukas Cranachs Gemälden basieren, wobei er große Steine aus
unterschiedlichem Material auf groben Leinengrund setzte und durch dichte feinteilige Perleneinfassungen rahmte, welche zugleich die einzelnen Schmucksteine miteinander verbinden. Bei „Fragments“ (2000) ließ er sich durch die italienische Renaissancemalerei inspirieren. Besonderes faszinierte ihn das Spiel des Lichtes auf verschiedenen Materialien wie Seidensamt, Metallfäden, Metall
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und Perlen. Die Lichtbrechung auf unterschiedlichen Materialien steigerte er durch das effektvolle
Übereinanderlegen.
Ausbildung
1989-1995
1996-1997
Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam
Sandberg Instituut, Amsterdam
Evert Nijlands Arbeiten wurden in vielen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt
und von bedeutenden Sammlungen wie dem Schmuckmuseum in Pforzheim, dem Victoria & Albert
Museum in London oder dem Museum of Art and Design in New York erworben. Er präsentierte seine
Arbeiten 2001, 2006 und 2009 auf der „Schmuck“-Schau auf der Internationalen Handwerksmesse in
München.
Lehrtätigkeiten verbinden ihn mit der Gerrit Rietveld Academie und dem Sandberg Instituut in Amsterdam sowie dem Royal College of Art in London und St. Lucas in Antwerpen.
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Katja Schlegel
Katja Schlegels (geb. 1970 Frankfurt a. M.) Schmuck verbindet klare graphische Formen in überlegter,
ausgewogener Anordnung mit farbigen Flächen und Perlen. Die Rundung der Perlen mildert die
Strenge der rahmenden Stege und verleiht dem Schmuck eine weichere Note. Diese Mischung von
Weiblichkeit und Reduktion macht ihren Schmuck sehr tragbar, modern und „alltagstauglich“.
Interessant sind ihre langen Ketten, die Wandelketten, in denen sich Glieder und Perlen aus verschiedenen Materialien abwechseln und an denen wie bei Ketten des 19. Jahrhunderts oder Chatelaines,
die am Gürtel getragen wurden, verschiedene Anhänger befestigt sind. In der Gesamtheit der Formen
und Farben ergibt sich ein harmonisches, reich variiertes Gesamtbild. Die aus Kugelgliedern bestehenden Ketten kombinieren in den Anhängern verschiedene Materialien: gefasste ovale Acrylglasscheiben oder Steine, größere Perlen verschiedener Materialien und Form.
Das eine Ende der Kette kann durch einen Haken auf unterschiedlicher Höhe befestigt werden, so
dass die Halsnähe oder –ferne durch die Trägerin selbst bestimmt und verändert werden kann. Die
Ketten können auch mehrfach um den Hals geschlungen werden, Anhänger oder Schlußstücke können als Rückenschmuck dienen, eines der Materialien kann durch die Art des Arrangements in den
Vordergrund gestellt werden. Ebenso kann die Anzahl der Anhänger von der Trägerin bestimmt werden. Dadurch passen sich die Ketten der Stimmung, der Kleidung und der Gelegenheit an.
Die Wahl der Kugelkette verleiht den Arbeiten eine gewisse Informalität und eine sportliche Note, die
durch die Eleganz der Anhänger und Schönheit der Materialien aufgefangen wird. Je nach Größe der
Kugeln und gewähltem Material tritt das sportlich-lässige Element mal stärker und mal weniger in den
Vordergrund.
Die Zusammenstellung von Perlen verschiedener Materialien macht den Reiz der Arbeiten aus: Gold,
Silber, oxidiertes Silber, Koralle, Onyx, verschiedene Perlenarten, Elfenbein, Achat werden auf elegante Weise kombiniert.
Ausbildung
1990-1993
Seit 1994
2001-2002
Ausbildung zur Goldschmiedin, staatliche Berufsfachschule für Glas und Schmuck,
Neugablonz
selbständig als Goldschmiedin
Lehrtätigkeit, Fachoberschule München
Beteiligung an zahlreichen internationalen Ausstellungen und Messen.
Seite 57
Francis Willemstijn
Francis Willemstijn (geb. 1973 Hoorn, Niederlande) verwendet in ihren Armbändern facettierte Granatperlen und Mooreichen-Stücke. Der etwas altmodische Charakter der Perlen erhält durch die
rechteckig zusammengefügten Mooreichenstege eine architektonische Einfassung. Traditionelle Elemente erfahren eine Wendung ins Moderne; Pracht und Strenge gleichen einander aus. Die Farbkombination ist etwas düster, aber sehr stimmungsvoll.
In ihren Ketten kombiniert Francis Willemstijn auf reizvolle Weise Granate, Silber und Kupfer, die zierliche Blüten, Farne oder Federn nachbilden, bzw. Granate, Jet und Holz, wobei sie mit dem Kontrast
zwischen Materialien mit glänzender und matter Oberfläche spielt. Sie beschäftigt sich in ihren
Schmuckstücken mit der holländischen Geschichte und wählte dabei die Themen Seefahrt, Malerei,
traditionelle Kleidung und Schmuck. Die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, das
Lebendighalten der Tradition und Geschichte wird nicht nur in den Formen und den Motiven, sondern
auch in der Wahl der Materialien deutlich: Ebenholz, Granate, Silber, Haar, Plastik – also alte und
neue Materialgruppen. Die gezeigten Arbeiten sind der Serie „Gejaagd door de Wind“ („Vom Winde
verweht“) verbunden, die auf einer Ausstellung gleichen Titels im Zuiderzeemuseum in Enskhuizen
gezeigt wurden, deren Thema die Beschäftigung mit den holländischen Traditionen in Kleidung und
Accessoires war. Frühere Serien wie „Jerephages“ belegen ihre Auseinandersetzung mit dem Mythos
der Fliegenden Holländers: Hier erscheinen Motive des Geisterschiffes, von Blüten und Geflecht. Bestimmendes Material ist Silber, das zu feinen Silhouetten ausgeschnitten wird; Verbindungsnähte werden durch Metallstifte und Nägel in einem anderen Metall betont. Bei der Serie „Heritage“ verbanden
sich Anregungen durch traditionelle holländische Trachten und Schmuck, Blüten und historische Ornamente, die mit schweren geradlinigen Holzelementen kombiniert wurden.
Ausbildung
1996-2000
2001-2004
2009
2010
Hogeschool van Amsterdam, Ausbildung zur Lehrerin
Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam
Basisstipendium, Stichting Foundation voor de Beeldende Kunsten
Artist in Residence, Fachhochschule Trier, Jakob-Bengel-Stiftung, Idar-Oberstein
Francis Willemstijns Arbeiten wurden auf zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert.
Seite 58
Perlen in Objekten, Bildern und Installationen
„Letzte Nacht hatte ich einen Traum in meines Freundes Bett“, 2008
Shige Fujishiro
Shige Fujishiro (geb. 1976 Hiroshima) setzt seine Träume in Blumenarrangements um, die aus Perlen,
Sicherheitsnadeln und Draht gearbeitet sind. Sie bilden mit ihrer naturalistischen Erscheinung und
dem künstlichen Material eine Mischung, die der irreal doch zugleich realen Welt der Träume nahekommt. Diese Mischung wird noch dadurch gesteigert, dass die einzelnen Blumenstiele in Töpfe unterschiedlicher Größe gesteckt werden. Die Blüten selbst und die Bodennähe lassen eher die Natur
erahnen, die Präsentationsform im Topf jedoch ein häusliches Umfeld. Hieraus ergibt sich ein Kontrast, den Shige Fujishiro noch durch Kombination mit entsprechend gearbeiteten Kissen, Decken und
Kuchenstücken auf Platten verstärken kann. Hier ist nun gänzlich unklar, ob die Traumsituation in
einem Innenraum oder einem Außenbereich angesiedelt ist. Der Ausschnittbereich des Traumes wird
durch den mit Zucker bestreuten Boden angezeigt. Die Blumen scheinen auf dem weißen, körnigen
Grund zu schweben und heben sich von der Realität des Raumes ab, so als ob eine Traumblase in
den Raum hineingesetzt ist – ein Vorgehen, das entfernt an Raffaels Darstellung der Traumsequenzen in der Josephsgeschichte in seinen Fresken in den Loggien des Vatikan erinnert (um 1515/1518).
Ausbildung
2000 Hiroshima City University, Department of Fine Arts and Art Theory unter den Professoren Kenji Ohi und Tastuo Ebisawa
Bachelorabschluss
2000 Austauschprogramm, Fachhochschule Hannover unter den Professoren Makoto Fujiwara und
Peter Redeker
2002 Hiroshima City University, Department of Fine Arts and Art Theory unter den Professoren Kenji Ohi und Tastuo Ebisawa
Masterabschluss
2005 Hiroshima City University Department of Fine Arts and Art Theory unter den Professoren Kenji
Ohi und Tastuo Ebisawa
Doktorabschluss
Preise:
2003 8th Art Competition, Art of Hiroshima, Hiroshima City Museum of Contemporary Art, Japan
Shige Fujishiros Arbeiten wurden auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen besonders in
Deutschland und Japan gezeigt.
Seite 59
Karen Gilbert
Arbeiten, die über den Schmuckbereich in denjenigen der Installation hinausgehen, stammen von
Karen Gilbert (geb. 1971 Oregon). Ihre Wandbroschen erinnern mit ihren langen Drähten und astartigen Ausläufern an Mikroorganismen oder Unterwasserlebewesen, die sich die Wände hochbewegen.
Zugleich lassen sie mit ihren üppigen Perlenarrangements, der Farbigkeit und den ausladenden Proportionen auch an amerikanischen Modeschmuck aus den 1950er Jahren denken. Die Arbeiten, die
sie in der Ausstellung zeigt, sind von eher geschlossener, nestartiger Form. In der Mitte des feinen
Drahtgeflechts sitzen die farbigen Perlen in einem dichten Arrangement. Hieraus entwickelt sich ein
reizvoller Kontrast aus fragilem linearen Netzwerk und kompakten dreidimensionalen Formen.
Karen Gilbert verwendet vor der Lampe bearbeitetes Pyrex-Glas, Silber, Email, Halbedelsteine und
Stahl.
“I see my work from two sides. One is the exploration of materials; the other is the content of
my ideas.
The functional forms in nature and science, put together, are those we find familiar. I see
these most primal forms as roadmaps for everything we think and feel. The smallest can be a
visual representation of the larger complexity. What is underneath the surface is what I choose
to explore.
I try to question ideas about where comfort and beauty are found. The objects I make are my
expressions of a new narrative.
I found myself attracted to silver and glass because of their working response and beauty. I
grew to love the way they counterbalance one another. I almost always oxidize (blacken) the
silver and use transparent glass to balance the bold forms. Over time I went deeper into the
form, texture and movement trying to progress the language of my process. The work has
moved from bold shapes to multi leveled textured shapes. I am trying to give my work life. The
content has also developed over the years. My early work was influenced by objects that humans created for practical use. I was drawn to objects and materials that historically were not
labeled as beautiful. Objects that were “damaged” create there own unique narrative through
nature, the human hand and the onset of time. The evolution of these Ideas moved more into
the realm of science. I think working on such small objects moved my area of interest toward
the microscopic world. As I focused on the details of my work I began to think more about
what made up forms and how they functioned. It went into how the human body works to how
all organisms in nature develop and function. I love the functional forms in nature and science
that put together are the shapes we find familiar. What is underneath the surface is what I
choose to explore.”
Seite 60
Ausbildung
1989-1990
1991-1993
1996, 1999
University of San Francisco
California College of Arts
Pilchuck Glass School
Preise
1998
2003, 2007
Artist Trust, Washington State Arts Commission fellowship
Award of Achievement, American Craft Council
Karen Gilberts Arbeiten befinden sich in den Sammlungen amerikanischer Museen und wurden auf
internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert.
Seite 61
Jens Gussek
Jens Gusseks (geb. 1964 Glauchau) Installation aus weißen Glasperlen „Pearl Harbour“ übersetzt
visuell den Namen der Stadt auf O’ahu, Hawai, vor der die amerikanische Pazifikflotte vor Anker lag.
Der überraschende Luftangriff durch Japan im Dezember 1941 war der Auslöser für den Kriegseintritt
der USA.
Perlen bilden eine Kette um ein Schiff. Sie können zugleich den Hafen als auch das schutzlose Ausgeliefertsein meinen. Die Wahl des Materials Glas verweist zudem auf die Zerbrechlichkeit von Harmonie und Ausgewogenheit, den plötzlichen Verlust der scheinbaren Sicherheit.
Unabhängig von historischen Assoziationen kann durch Perlen und Schiff ein exotisches Ambiente
und die Sehnsucht danach angesprochen werden. Die Perlen markieren einen Hafen, einen Weltausschnitt und das Schiff die Reise dorthin. Das Schiff bleibt jedoch in dem Kreis aus Perlen gefangen.
Die Perlenkette begrenzt seinen Horizont und seine Bewegungsmöglichkeiten. Der Aufbruch in die
Ferne, das Ungewisse erweist sich als eine Illusion; das Schiff bleibt in seinen Grenzen gefangen.
Diese Bedeutungsspanne stattet die Arbeit von Jens Gussek mit einer spannungsvollen Ambivalenz
aus.
Ausbildung
1986-1992
1992
1994-2000
seit 2003
Studium an der Hochschule für Kunst und Design Halle – Burg Giebichenstein
Diplom
Assistant Professor für Glaskunst und Malerei an der Hochschule für Kunst und Design
Halle – Burg Giebichenstein
Lehrer für Glaskunst und Malerei an der Hochschule für Kunst und Design Halle – Burg
Giebichenstein
Jens Gusseks Arbeiten wurden auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen
gezeigt.
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Outi Martikainen
Outi Martikainens (geb. 1964 Jyväskylä, Finnland) Perlenkette besteht aus Gliedern, die aus Reinigungszetteln zusammengestellt sind. Die Künstlerin schafft hiermit einen ungewöhnlichen Oberflächeneffekt, arbeitet mit besonderen Strukturen. Die Kette steht in dem weiteren Kontext von Werken,
in denen sie sich mit ihrer Arbeit als Designerin und mit der Frage beschäftigt, wie die Abfälle, bei
denen es sich auch um „Designprodukte“ handelt, genutzt werden können. Wie ihre Arbeiten aus
Brottütenverschlüssen verweisen auch die Ketten aus Reinigungszetteln auf ihre eigene Person, sei
es in ihrer Tätigkeit als Textildesignerin oder ihrer Herkunft aus Finnland.
„Tag für Tag: Den Sommer 2004 habe ich in einer Künstlerresidenz auf Suomenlinna verbracht, eine Insel, von der Helsinki mit der Fähre in 15 Minuten zu erreichen ist. Wäsche und
Handtücher wurden von der Residenz bereitgestellt und von der Reinigung organisiert. Handtücher und Wäsche waren mit kleinen Stücken von gewebtem Stoff markiert, auf denen Zahlen und Buchstaben eingetragen waren. Die verblichenen Farben dieser Zettel haben mich inspiriert. Zugleich fand ich etwas über die Logistik von Reinigungen heraus: Die Farben markieren den Tag, an dem die Wäsche bei der Reinigung eingeht; Zahlen und Buchstaben bezeichnen den Eigentümer der Wäschestücke. Als eine neue Markierungsmaschine eingeführt
wurde, habe ich von den Damen, die in der Reinigung arbeiten, die alten Zettel erhalten. Ich
war zu der Zeit nicht in Finnland und habe die Damen in meine Arbeit einbezogen, da sie die
alten Zettel vom Stoff entfernten. Ich denke, dass ich dadurch einen Teil unserer textilen Geschichte bewahrt habe. Zur gleichen Zeit habe ich mit verschiedenen Arten von PerIen gearbeitet (project Digiprint) – ein Werk für eine Wand im Hafen von Suomenlinna, eine Arbeit mit
leeren Plastikflaschen. „Tag für Tag“ entstand durch das Aufnähen der Zettel auf Perlen, die
ich aus gestärktem Textil in einer Form bildete. „Tag für Tag“ ist ein Beispiel für die Informationen, die Textilien besitzen und tragen können. Farben, abgenutzt und verblichen, versinnbildlichen die vergehende Zeit. Während ich mit den Perlen arbeitete, entstand eine Art von
Gebetskranz.“
Ausbildung
1985-1987
Vihti School of Arts and Crafts
1995
Hochschule der Künste, Berlin: Erasmus Programm
1996
Koningklijke Academie van Beeldende Kunst, Den Haag
1999
University of Art and Design, Helsinki: Textilkunst und -design; MA-Abschluss
Outi Martikainens Arbeiten waren auf mehreren Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Sie führte
verschiedene Projekte für öffentliche Gebäude in Finnland aus.
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Dorothee Neumann
Dorothee Neumann (geb. 1969 München) verwendet in ihren Bildern Perlen zusammen mit Stickerei.
Die stark abstrahieren alltäglichen Motive wie Tische oder Stühle werden überlegt auf dem Textil- oder
Papiergrund angeordnet und sind durch ihr Oberflächenrelief von unterschiedlicher Qualität bestimmt.
Die Stickerei übernimmt dabei den Part der Zeichnung, während die unterschiedlich geformten Glasperlen entsprechend zur Malerei den Motiven plastische Wirkung verleihen. Die Tische Dorothee
Neumanns werden in Aufsicht mit ausgeklappten Tischbeinen oder in „naiver“ perspektivischer Ansicht ohne die beiden hinteren Tischbeine abgebildet. Die zu runden Arrangements auf der Tischplatte
angeordneten Perlen lassen Früchte oder Platten assoziieren. Sie heben sich reizvoll plastisch von
der feinen linearen Stickerei und dem strukturierten Papiergrund ab.
Ausbildung
1993
1994
1995-1996
1996
1996-1998
1988-2000
Erlernen des Glasperlen-Wickelns bei Helga Seimel in Landsberg-am-Lech
Heißglaskurs bei Peter Novotny, Bildwerk Frauenau
Glass Techniques and Technology, International Glass Centre, Brierley Hill
Interdisziplinärer Kurs bei Lise Autogena, Dick Weiss und Robert Carlson, Bildwerk
Frauenau
Surrey Institute of Art and Design, Farnham, Three Dimensional Design in Glass: Bachelor of Art
Royal College of Art, London, Ceramics and Glass: MA-Abschluss
Dorothee Neumann zeigte ihre Arbeiten auf zahlreichen internationalen Ausstellungen.
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Pearl Map Unit
Memory String 3
Memory String 2
Michael Petry
Michael Petry (geb. 1960 USA) präsentiert in der Ausstellung Installationen, die Perlen vertikal arrangieren. Dabei handelt es sich im Charakter um sehr unterschiedliche Werke: Eine Perlenkette hängt
senkrecht über dem Boden. Sie ist zugleich eine skulpturale Arbeit als auch – ausgestattet mit einem
funktionierenden Verschluss – ein tragbares Schmuckstück. Je nach Raumsituation und Lichtverhältnissen scheint sie im Raum zu schweben oder sich in diesem aufzulösen.
Andere Arbeiten, die große bunte Glasperlen an Seilen zeigen, an denen sie durch Knoten befestigt
sind, lassen eher Venedig und die See assoziieren. Sie erinnern an die Fischerkugeln, die von Fischern zur Markierung ihrer Netze verwendet wurden. Auch diese Arbeiten reagieren auf den umgebenden Raum in Proportionen und Farbwirkung. Michael Petrys Glaskugeln sind harmonisch in der
Farbwahl aufeinander abgestimmt. Durch plastisch sich abhebende Rillen und farbige Spirallinien
erhalten die Kugeln Dynamik und treten in Bezug zu den gerade herabhängenden Seilen, die ebenfalls eine spiralige Drehung aufweisen.
Durch das Material des farbigen Glases heben sie sich vom Raum ab, lassen diesen aber weiterhin
durch sich hindurch sichtbar werden. Die Idee der Transparenz, die bei der Perlenkette durch den
Eindruck des Schwebens und Auflösens entsteht, wird hier durch das Material umgesetzt.
Michael Petry verwendet Perlen unterschiedlicher Materialien, um mit dem Raum zu arbeiten. Je nach
räumlicher Situierung, aber auch je nach Beleuchtungs- und Wettersituation entstehen dabei immer
neue Eindrücke.
Ausbildung
1981 Rice University, Houston, Texas: BA-Abschluss
1999 London Guildhall University, London: MA-Abschluss
2004 Middlesex University, London
Michael Petry ist Direktor des Museum of Contemporary Art (MOCA) in London. Er hat Ausstellungen
zur zeitgenössischen Kunst kuratiert. 2010 ist er „Artist in Residence“ im Sir John Soane’s Museum in
London.
Seine Werke wurden auf zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt und
befinden sich in u. a. in den Sammlungen des British Museum in London, des Museums Bellerive in
Zürich, des Museum of Fine Arts in Houston, des Museum of Arts & Design in New York.
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Anhang zur Ausstellung „Es perlt...“
Glasperlen in Afrika
Seit dem 15. Jahrhundert dienten Glasperlen als Tauschware im Handel mit den afrikanischen und
asiatischen Ländern. Mit Glasperlen aus Venedig, Böhmen oder den Niederlanden wurden für Europa
so kostbare Güter wie Gewürze, Edelmetall, Seiden und Elfenbein erworben. Sie wurden auch in den
Nahen Osten importiert. Das Spektrum dieser Handelsperlen („Trade beads“) war durch die gemachten Erfahrungen reich differenziert, und ihr Angebot richtete sich nach bereister Region oder gewünschtem Tauschgut. Auch innerhalb Afrikas dienten Perlen als Zahlungsmittel.
In Afrika und anderen Kulturen, so auch im alten Rom, hatten viele Perlen einen unheilabwehrenden,
schützenden Charakter und fungierten als Amulett, so zum Beispiel die Augenperlen. In Südafrika
wurden schon früh eigene Glasperlen produziert, wie durch Ausgrabungen in nördlichen Transvaal
belegt ist, wenn auch später weitgehend europäische Perlen verarbeitet wurden.
Einzelne afrikanische Länder sind durch die Verwendung besonderer Perlen bestimmt. So gibt es
Kiffa-Perlen – bunte, oft kegelförmige Perlen aus Mauretanien –, Bodom- und Krobo-Perlen aus Ghana, Kano- oder Hebron-Perlen in Gelb, Grün und Türkis.
Die Kiffa-Perlen werden aus pulverisiertem Glas hergestellt. Europäische Glasperlen und Glasflaschen werden hierfür verwendet. Das Glaspulver wird mit Bindemitteln vermischt und sowohl für die
Form als auch für die Dekoration verwendet. Die Perlen werden in kleine Behältnisse gegeben, z. Bsp.
Keramikformen oder Sardinendosen – und über dem offenen Feuer geschmolzen. Die Formen reichen
von rund, oval, zylinder- und kegelförmig bis zur Rhombenform. Es wird vermutet, dass die Arbeiten
einzelner Familien durch bestimmte Kennzeichen zu unterscheiden sind und dass die Perlen neben
ihrer Amulettfunktion verschiedene Bedeutungen besaßen.
Bei Bodom-Perlen ist Gelb die vorherrschende Farbe mit dunklem Zentrum. Ihnen wurden magische
und heilende Kräfte zugesprochen. Die Verwendung von Perlen in Afrika ist äußerst weit verbreitet
und von großer Vielfalt geprägt. Zwischen den verschiedenen Stämmen und Clans kommt es zu unterschiedlichen Ausprägungen, die Gestaltung, Bedeutung und Funktion betreffen. In der Regel dienen die Perlen dazu, das Geschlecht, den Rang, den sozialen Status oder die Funktion des Trägers
innerhalb der Gemeinschaft und den jeweiligen Lebensabschnitt zu markieren. Sie können auch als
eine nonverbale Form der Mitteilung verwendet werden. Im Folgenden soll an einzelnen Beispielen
versucht werden, einen kleinen Eindruck von dieser Vielfalt zu vermitteln.
Für die Xhosa- und Zulu-Stämme in Südafrika, die über keine religiöse Bildkunst verfügten und für die
die Perlen zugleich eine Brücke zu den Geistern der Ahnen herstellten, fungierten Perlenarbeiten
durch Farben- und Formenwahl als Hinweis auf Herkunft, Geschlecht, Alter, Reichtum, Status und
Rang des Trägers.
Perlen besaßen nicht nur eine symbolische Bedeutung, sondern dienten zugleich zur Übermittlung
von Botschaften, wobei diese in unterschiedlichen „Dialekten“ gehalten waren und die Art dieser Mitteilungen durch die über die Kolonialisierung eingeführte Schriftsprache weitreichende Änderungen
erfuhr. Die Botschaften erfolgten zumeist in Zusammenhang mit Liebe und Werbung. Die Bedeutung
der Perle war dabei von ihrer Stellung zwischen anderen Perlen abhängig.
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Weiße Perlen versinnbildlichten bei den Xhosa Reinheit und Meditation, waren eine Gabe an die Götter; angeschwemmte Perlen galten als Geschenk der Ahnen. Rote Perlen waren zunächst für Mitglieder der Königsfamilie vorgesehen. Gelbe Perlen symbolisierten Fruchtbarkeit, grüne Perlen neues
Leben. Durchsichtige und opake Perlen waren mit unterschiedlicher Bedeutung belegt. Einzelne Motive repräsentierten bestimmte Gegenstände bzw. ein Wort: ein Zickzackband bedeutete den Fluss, das
Schachbrett oder die Diagonale einen Baum, die Rhombe einen Stern.
Bei den Zulus wurde Weiß mit den Ahnen und Erleuchtung verbunden, aber auch mit Liebe und Reinheit, Rot mit Blut und Fruchtbarkeit der Frauen. Schwarz dagegen war mit sehr unterschiedlicher Bedeutung versehen, denn es konnte Dunkelheit, Tod und das Böse, zugleich aber auch Leben symbolisieren – letzteres in Hinblick auf die dunklen Regenwolken. Die verschiedenen Stämme und FamilienClans hatten jeweils eigene Farb- und Musterkombinationen, welche durch Wanderungen, Einflüsse
und Änderungen in der Perlenproduktion variiert und verändert werden konnten. So ist der „Isilomi”Stil der Mabaso durch die Folge von Dunkelblau, Türkis, Grün, Weiß, opakem Rot und Schwarz gekennzeichnet, bei dem „Isiphalafini“-Stil dagegen fehlt das Türkis. Die Arbeiten der Mthembu wiederum sind durch die Folge von Grün, Gelb, Rot, Schwarz und Türkis geprägt.
Die Reihenfolge der Farben war im Sinne von bestimmten Streifenkombinationen festgelegt. Dabei
galt der mittlere Streifen als „Feld” (isiqaba), eingefasst von Grenzbereichen (iminqamulo). Die Bezeichnungen verweisen auf ihre Herkunft aus dem Ackerbaubereich.
Bei den Zulu bildeten Perlen einen wichtigen Teil der Bekleidung, die nach Alter und Status stark differenziert war. Kinder trugen eine einfache Perlenschnur (ucu), junge Mädchen einen perlenbestickten
Gürtel (umutsha). Abhängig vom Alter ist dieser ergänzt durch einen vorderen Schurzteil: isigege (ein
rechteckiges besticktes Stoffteil), umayidi ka (aus Perlenschnüren), isiheshe oder udildla (eine Art
Rock aus Perlenschnüren). Verheiratete Frauen tragen auch perlenbestickte oder mit Dornen verzierte
Hüte sowie flache Halskrägen (imibhijo oder ulimi), Bräute und schwangere Frauen wiederum einen
mit Metall oder Perlen verzierten Brustlatz aus Hirschleder. Auch andere Bereiche der Kleidung variierten im Laufe des Lebens einer Frau.
Beim Thembu-Volk in Südafrika sind perlenbestickte Kleidungsstücke Teil zeremonieller Verfahren
und bezeichnen Alter und Status. Bestickte Tabaksbeutel (ingxowa/ikhubalo) zum Beispiel, die von
Männern bei zeremoniellen Tänzen getragen werden, können in der Kombination von Schwarz und
Weiß auf ihren verheirateten Status verweisen. Gürtel mit weißen Perlen, die mit einzelnen schwarzen, türkis- und rosafarbenen Perlen kombiniert wurden, waren angemessen für junge Frauen. Die
Thembu-Frauen trugen auch bestickte Schurze (Inkciyo). Thembu-Schurze ähneln in den Verzierungen durch weiße und schwarze Perlen in geometrischen Mustern denjenigen der Xhousa.
Berühmte Perlenarbeiten stammen von den Ndebele (Südafrika). Perlenbestickte Reifen wurden hier
als Hals-, Arm- und Beinschmuck getragen. Dieser Schmuck (isigolwani) war aus Grashalmen gearbeitet, die zu einem Wulst geflochten und mit Perlen bestickt wurden. Als „imibhijo“ wird Perlenschmuck bezeichnet, der von jungen heiratsfähigen Frauen getragen wird. Perlenstickereien waren
Teil der Frauenkleidung und markierten bestimmte Phasen in ihrem Leben.
Die Perlen wurden auf Schafleder aufgetragen, das zu Schurzen und Decken verarbeitet wurde. Zunächst wurden die Stickereien mit weißen Perlen ausgeführt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts erweiterte sich jedoch die Farbpalette. Die Mädchen trugen je nach Alter einen Schurz (ghabi) und eine
Schürze (pepetu).
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Zur Hochzeit erhielten die Bräute einen Brautschurz (jocolo), der durch eine Brautdecke (nguba), die
über die Schulter gelegt wurde und im Laufe des Lebens weitere Stickereien erhielt, sowie durch einen schleppenartigen Streifen (nyoga) ergänzt wurde.
Bei dem Schurz sind an den Ecken zwei breite rechteckige Streifen befestigt, zwischen denen Perlfransen hängen. Zur Hochzeit erhielt die Braut auch einen Korb, ein Fässchen, einen Stab und eine
Fruchtbarkeits-Puppe, die alle mit Perlen bestickt waren. Nach der Geburt des ersten Kindes stand
der jungen Frau ein ebenfalls bestickter steifer Schurz mit fünf unten abgerundeten Streifen zu. Verheiratete Frauen trugen zudem eine Kopfbedeckung, die von einem einfachen perlenbestickten Stirnband bis zu aufwendigem Kopfschmuck (amacubi) reichen konnte. Sie zeigte den Respekt gegenüber
dem Ehemann.
Das Kuba-Volk im Kongo wiederum besaß reich mit Kaurimuscheln und Glasperlen bestickte Gürtel
(yeemy mambolmshet) aus gewebtem Raffia. Länge und Stickereien bezeichneten den Status des
Trägers. Die Gürtel wurden bei Zeremonien und Begräbnissen von hochgestellten Personen getragen.
Als wichtigstes Motiv gilt „imbol”. Hier kreuzt sich eine Linie zweifach, so dass ein knotenartiges Motiv
entsteht. Auch die Gürtel sind geknotet, wobei es als besondere Schwierigkeit galt, den Knoten mit
Perlen zu versehen. Auch die mit Muscheln und Glasperlen bestickten flachen Hüte wurden bei solchen Zeremonien getragen.
Für die Frauen aus dem Umkreis des Königs waren ebenfalls im Begräbniskontext Hüte vorgesehen
(mpaan). Auf diesem flachen Hut wurde ein bestickter konischer Hut aufgesetzt (kupash). Die Hüte
waren mit unterschiedlichen Mustern verziert, darunter „lakwoon“ mit Dreiecksmotiven oder „myeeng“
(Fischschuppen).
Bei den Dinka im südlichen Sudan dienten Körpermalerei, Perlenketten und -halskrägen sowie eine
miederartige Taillenbekleidung besonders bei den Männern als Medium der Dekoration und Vermittlung von Informationen mittels Farbigkeit und Motiven. Diese bezogen sich weitgehend auf Angaben
zu Status und Alter. Auch bei den Dinka finden sich Ketten aus verschiedenen Materialien – aus Perlen, Muscheln und Wirbeln von Schlangen.
Bei dem Nomadenvolk der Turkana in Kenia wurden Perlen in aufwendigen hohen Krägen als Zeichen
des Reichtums getragen. Perlenbestickte Schurze zeigen bei Mädchen und Frauen durch Stickerei
und Form den Status und das Alter an. Gürtel aus Metallperlen wiederum waren ein Zeichen für die
Familienzugehörigkeit ihres Mannes. Die Wahl des Metalls richtete sich dabei nach der jeweiligen
Familie.
Perlen dienten auch bei dem kenianischen Nomadenvolk der Samburu als Zeichen von Reichtum und
Anerkennung. Junge Frauen trugen sie, um ihre Schönheit zu unterstreichen und wurden mit Perlenketten als Teil der Brautwerbung beschenkt. Die Ketten wurden zu breiten, hohen Halskrägen arrangiert. Die Farben verweisen dabei auf die Umgebung und die lebensbedingenden Kräfte des Stammes.
Bei den Yoruba in Nigeria wiederum tragen die Könige, die ihre Linie bis zum mystischen Gründer
Ododua zurückverfolgen können, aufwendige, mit Perlen bestickte und mit einem Perlenschleier versehene Kronen (ade ileke). Diese Krone (ade) wurde selbst als eine der zahlreichen Gottheiten
(orisha) der Yoruba verstanden. In der Krone werden schützende Medikamente aufbewahrt. Das Gesicht des Königs wird durch einen langen Perlenschleier (iboju) verhüllt und betont damit die Macht
der Krone selbst und die Kontinuität des Königtums.
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Die die Krone schmückenden Vögel verweisen auf den königlichen Vogel okin. Solche Vögel wiederholen sich auch in den Perlenarbeiten an Gesichtsmasken und Stiefeln. Die Priester der Yoruba waren
durch Perlenstickerei ausgezeichnet, die ihre Ausrüstung aus Kopfbedeckung, Beutel und Stab verzierte.
Andere Kronen wie die „orikogbofo” waren Königen und Mächtigen vorbehalten und mit medizinischem Schutz versehen. Auch Farben und Motive dienen dem Schutz des Trägers. Die Perlenstickerei kann in den Farben und den Gesichtern auf vorbildliche Götter und die Vorfahren verweisen.
Manche dieser Kopfbedeckungen zeigen in der Fez-Form und den Flechtmotiven den islamischen
Einfluss in Afrika.
Islamische Einflüsse prägen auch den Schmuck der Inseln vor der Ostafrikanischen Küste. Hier finden
sich Ketten mit Glas- und Bernsteinperlen, denen ein Metallhalsschmuck mit Filigranarbeit angeschlossen ist.
Bei einigen afrikanischen Stämmen erscheinen Perlen in besonderen Zusammenhängen, die durch
die gesellschaftliche Struktur und die Lebensweise des Stammes bestimmt werden.
Bei den Bamileke in Westkamerun trugen ausgewählte Männer bei rituellen Tänzen Masken in Form
eines stilisierten Elefanten und lange Paneele, die mit Perlen bestickt waren. Symbolisierte der Elefant
Stärke und Kraft, so zeigten die Perlen den Reichtum des Trägers an.
Das San-Volk in Südafrika (Namibia und Botswana) gehört zu den Jägern und Sammlern. Sie stellen
wie auch die Turkana Perlen aus Straußeneierschalen her und verwendeten diese neben Glasperlen.
Die Muster waren zunächst sehr zurückhaltend und beziehen sich wohl auf die Umgebung, auf Unterkünfte und Wege von Tieren bzw. auf Visionen der Zauberer. Die Schalen von Straußeneiern wurden
durch Brechen, Bohren und Schleifen zu Perlen verarbeitet.
Bei den Massai in Kenia trugen verheiratete Frauen mit Perlen bestickten Ohrschmuck. Dieser verwies auf die engere Zugehörigkeit der Trägerin. Auch wenn die Ohrenklappen als Paar konzipiert wurden, so zeigen sie doch leichte Asymmetrien. Ansonsten finden sich bei den Massai perlenverzierte
Ohrklammern, Perlenketten und breite Perlenkrägen.
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Perlen im Orient, in Indien und im Fernen Osten
Im Fernen Osten erscheinen Perlen zumeist in anderem Zusammenhang als in Europa oder Afrika, da
sie nicht als Schmuck, sondern eher als Teil der Gewandung getragen wurden.
Aus China stammen Ketten, die von den mandschurischen Kaisern und ihrem Hof getragen wurden
und eine gewisse Verwandtschaft zu tibetanischen Gebetsperlenkränzen zeigen. Durch Luxusgesetze
war genau geregelt, wer welche Perlen tragen durfte. Die Perlen und ihre Anordnung besaßen zudem
symbolische Aussage. Für diese zu zeremoniellen Anlässen getragenen Schmuckstücke wurden echte Perlen sowie Perlen aus Korallen, Bernstein, Lapislazuli, Türkisen, Jade, Elfenbein oder Glas sowie
aus seltenen duftenden Hölzern verwendet.
Funde in königlichen Grabstätten belegen, dass schon in vorchristlicher Zeit Perlen Kronen, Ketten
und Gürtel in Korea zierten und dass in Japan und China Glasperlen von hoher Qualität mit aufwendigen Mustern vermutlich nach phönizischen und römischen Vorbildern hergestellt wurden. Andere frühe Perlen sind in Metall, Elfenbein, Keramik und Jade gearbeitet.
In Korea und Japan waren die kokkok- bzw. magatama-Perlen (jap.) in Halbmondform geläufig. In
Blau und Rot standen zwei solcher Perlen aus Jade, Lapislazuli, Karneol oder Glas für Yin und Yan,
während das Zeichen in Japan eines der kaiserlichen Symbole bildete.
In Japan erscheinen Perlen zumeist in Zusammenhang mit der Gürtelzierde. Die Verschlussperlen
„ojime“ können aus einer Vielzahl von Materialien gearbeitet sein und eine Vielfalt von Formen annehmen. Berühmte Meister gestalteten in dem kleinen Maßstab feine Schnitz- und Metallarbeiten in
Form von Figuren, Tieren und Objekten, die sich oftmals auf mythologische und literarische Stoffe
beziehen. Sie wurden zusammen mit dem kleinen Behältnis (inro) und einem Gegengewicht (netsuke)
von Männern für die Aufnahme von Gegenständen am Obi getragen.
In der Nara-Periode finden sich Glasperlen besonders im Begräbniszusammenhang oder als Dekoration von Möbeln, Schwertschmuck und Kleidung.
In Indien spielte der Perlenschmuck schon früh eine bedeutende Rolle. Im Hindu-Glauben sind bestimmte Schmuckarten mit einzelnen Ereignissen verbunden, und Schmuck ist Teil der Mitgift der
Braut. Einzelne Perlen werden mit bestimmten Gottheiten assoziiert. So bevorzugen Anhänger des
Gottes Shiva Perlen aus Blüten des Rudraksha-Baumes. Neben Holzperlen wurden auch Keramikund Steinperlen aus religiösen Gründen getragen. Den Perlen wurden heilende und schützende Kräfte
zugesprochen.
Unter den muslimischen Mogul-Herrschern (seit 1485) wurden Perlen aus großen kostbaren Edelsteinen getragen. Perlen waren hier vornehmlich ein Anzeichen für Reichtum und Status. In der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts ließen die Maharajas indische Smaragde, andere Edelsteine und Perlen
von französischen Juwelieren wie Cartier und Van Cleef & Arpels verarbeiten und kreierten damit
wiederum einen Modetrend.
Im Buddhismus erscheinen Perlen aus Bernstein, Lapislazuli und Korallen als Ketten und Gebetskränze. Die Perlen können durch Silber gefasst und mit Einlegearbeiten aus Türkis versehen sein. Perlen
fungierten als Amulette, und bestimmte Materialien wie Koralle und Türkise wurden mit schützenden
Kräften verbunden. Sie wurden mit den „dZi“-Perlen kombiniert. Hierbei handelt es sich um AchatPerlen aus Tibet mit eingeschnittenen geometrischen Mustern, deren Herkunft als geheimnisvoll galt
und zu der verschiedene Versionen überliefert sind. Sie wurden als nicht von menschlicher Hand hergestellt erachtet, sondern als Überreste von Göttern oder Tieren. Die eingeschnittenen Muster weisen
eine gewisse Ähnlichkeit zu Karneolperlen aus Mesopotamien auf.
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Eine Vielfalt an Perlen findet sich auch in Südostasien und im südpazifischen Raum, nicht zuletzt bedingt durch die Handelsrouten, darunter die roten Mutisalah-Glasperlen aus Südindien und venezianische Glasperlen. Auch Karneol, Koralle und Achat fanden Verwendung als Perlen.
Neben verschiedenen Formen des Hals- und Brustschmucks gibt es aufwendige Perlenstickereien an
Kleidungsstücken und Behältnissen z. B. in Indonesien, auf Borneo, Neuguinea oder bei den Bagabo
auf den Philippinen. Häufig finden sich Muschelperlen in verschiedenen Farben, die zu geometrischen
Mustern gewebt wurden. Auch bei diesen Kulturen dienten Perlen als Schmuck, zum Anzeichen von
Reichtum, Rang und Geschlecht und konnten eine religiöse oder schützende Bedeutung besitzen.
Perlen in Amerika
Steinperlen spielen eine wichtige Rolle bei den frühen Hochkulturen in Südamerika. Hier waren Perlen
Teil des religiösen und sozialen Lebens. Jade gibt es bei den Maya, den Azteken und den Olmeken.
Der Grünton der Jade, die weitgehend aus dem heutigen Guatemala bezogen wurde, symbolisierte
Wasser und Wachstum. Gold und Silber galten bei den Azteken und Inkas als heilige Materialien, und
Gold wurde mit dem Sonnengott verbunden. Bei den Mixteken wiederum standen Türkise im Zentrum
des Interesses, deren Blau an Wasser und Himmel erinnerte. Muschelperlen wurden von der Peruanischen Chimu-Kultur zu aufwendigen Stickereien verarbeitet.
Bei den nordamerikanischen Indianern finden sich Türkise, Korallen, Muscheln, Glasperlen als Halsund Armschmuck. Die Glasperlen gelangten mit Columbus 1492 nach Amerika. Daneben haben sich
Perlenwebereien in Gürtelform aus Muschelperlen (wampum) erhalten, die als Erinnerung und als
Besiegelung von Vertragsabschlüssen dienten. Farben und stilisierte Motive hatten eine festgelegte
symbolische Bedeutung.
Jede nordamerikanische Kultur besaß eine charakteristische Art der Perlenstickerei oder -weberei.
Diese ersetzten die zeitaufwendigere Dekoration durch eingefärbte Borsten des Stacheltieres, waren
aber unter optischen Gesichtspunkten sehr ähnlich. Im Laufe der Zeit entwickelten sich verschiedene
und unterschiedlich aufwendige Arten der Verarbeitung. Durch Handel und Wechsel der Jagdgründe
kam es zu einem Austausch von Mustern. Ebenso wurden aus Europa stammende Ornamente wie
z. B. Muster nach den von den Siedlern eingeführten persischen Teppichen in das Vokabular aufgenommen.
Der Charakter und die Motive der Stickereien wechseln in Abhängigkeit zur umgebenden Landschaft
der jeweiligen Stämme, danach, ob die Stämme in den großen Ebenen, im Waldland, bei den großen
Seen beheimatet sind. Einen besonderen Reichtum konnte auch die Reitausstattung für Pferde erhalten. Gerade in Kanada und im Nord- und Südosten der USA entstanden aufwendige florale Perlenstickereien.
Die nordamerikanischen und kanadischen Indianer bedienten sich verschiedener Verfahren, Kleidungsstücke, Taschen und Reitzubehör mit Perlen zu dekorieren. Grundsätzlich wird zwischen Stickerei und Weberei unterschieden. Bei dem „Lazy Stitch“ (auch „Lane Stitch“) werden Perlen auf Schnüren aufgereiht und der Faden jeweils an den Enden befestigt. Dieser Stich eignet sich für geometrische Muster, bei denen die Perlen in Reihen arrangiert werden, und findet sich deswegen besonders
bei Arbeiten der Stämme der großen Ebenen. Bei dem „Overlay Stitch“ („Spot Stitch“) wird mit einem
zweiten Faden gearbeitet, durch den die Perlenschnüre zusätzlich befestigt und dem Musterverlauf
entsprechend angeordnet werden.
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Durch den zweiten Faden ist es nun auch möglich, Stickereien mit gerundeten Formen und floralen
Mustern zu arbeiten. Bei den Webarbeiten wurden die Perlen auf Fäden aufgefädelt, die dann auf
unterschiedliche Weise an den verschieden aufgespannten Kettfäden befestigt werden können. Eine
weitere Methode war das Netzknüpfen. Knüpfen und Weben wurden auch in anderen Kulturkreisen
bei der Arbeit mit Perlen eingesetzt.
Weiterführende Literatur
-
Brakel, Koos van: The Bead goes on. The Sample Card Collection with Trade Beads from the
Company of J. F. Sick & Co. in the Tropenmuseum Amsterdam, Amsterdam 2006
Crabtree, Caroline / Stallebrass, Pam: Beadwork. A World Guide, London 2002
Douibilet, David: Perlen. Von den Mythen zur modernen Perlenzucht, Schoeffel Pearl Culture, Köln
1996
Dubin, Lois Sherr: History of Beads: From 30,000 BC to the Present, London 2006 (1. Aufl. 1987)
Francis, Peter, Jr.: Asia’s maritime bead trade 300 B.C. to the present, Honolulu 2002
Neuwirth, Waltraut: Perlen aus Gablonz. Beads from Gablonz. Historismus, Jugendstil, Wien 1994
Oei, L.: Pracht en kraal: van Madonna tot de Masai, Ausst. kat. Tropenmuseum Amsterdam 2008
Phillips, Clare: Jewels and Jewellery, Victoria & Albert Museum, London 2000
Reger, Karl Heinz: Perlen aus bayerischen Gewässern, München 1981
Roussel Versini, Anne: Aust. kat. Pearls. A Natural History, The American Museum of Natural History, New York & The Field Museum Chicago, New York 2007
Van Wyck, Gary: Illuminated signs: style and meaning in the beadwork of the Xhosa and Zuluspeaking peoples, African Arts, Herbst 2003
http://findarticles.com/p/articles/mi_m0438/is_3_36/ai_113455194/?tag=content;col1
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Deutschland
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Westendstr. 19 Rgb
80339 München
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80799 München
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81667 München
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Sam Tho Duong
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10407 Berlin
Deutschland
Tel. 030 26320080
[email protected]
www.einzelstueck-berlin.de
Jens Gussek
Händelstr. 24
06114 Halle
Deutschland
Tel. 0345 5507654
[email protected]
www.jens-gussek.de
Maki Kawawa
99 Simoyugi Hachiojishi
192-0372 Tokio
Japan
Tel. 0081 90 3222 5986
[email protected]
Stephan Hampala
Rosenkranzgasse 6/2/7
8020 Graz
Österreich
Tel. 0043 699 1111 2209
[email protected]
Kateřina Handlová
Polevsko 99
47116 Polevsko
Tschechische Republik
Tel. 00420 777 037 678
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Carmen Hauser
Hauptstr. 283
55743 Idar-Oberstein
Deutschland
Tel. 06781 70741
[email protected]
www.carmenhauser.de
Susan Hoge
3727 John R. Road
Rochester Michigan 48307
Vereinigte Staaten von Amerika
Tel. 001 248 844 5451
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Florence Lehmann
14 Rue Geiler
67000 Straßburg
Frankreich
Tel. 00333 88 363218
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Wolli Lieglein
Reuterstr. 11
12053 Berlin
Deutschland
Tel. 030 - 62 48 298
[email protected]
Jacqueline I. Lillie
Operngasse 18/25
1040 Wien
Österreich
Tel. 0043 1 971 6072
[email protected]
Outi Martikainen
Rauhankatu 7 E 35a
00170 Helsinki
Finnland
Tel. 3,5845638362e+011
[email protected]
www.outi.in
Julie Mollenhauer
Vierwindenstraat 113
1013 LA Amsterdam
Niederlande
Tel. 0031 20 6150 390
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Dorothee Neumann
Karl-Gayer-Str. 11
80997 München
Deutschland
Tel. 089 5700 4588
[email protected]
Evert Nijland
Vinkenstraat 57
1013 JM Amsterdam
Niederlande
Tel. 0031 647236594
[email protected]
www.evertnijland.nl
Kasimir Oppermann
Cellerstr. 80
30161 Hannover
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Tel. 0162 6851974
Barbara Paganin
Via este 18
30034 Oriago di Mira (VE)
Italien
Tel. 0039 041 428064
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Michael Petry
113 Bellenden Road
London SE15 4QY
Großbritannien
Tel. 0044 207 771 9778
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Annelies Planteijdt
Marktplein 18
4421 JP Kapelle
Niederlande
Tel. 0031 113 343 836
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Katja Prins
Galgenstraat 16
1013 LT Amsterdam
Niederlande
Tel. 0031 627537211
[email protected]
www.katjaprins.com
Uli Rapp
Nieuwendammerdijk 526 H1
1023 BX Amsterdam
Niederlande
Tel. 0031 614 356 688
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www.uli.nu
Lucy Sarneel
Pesthuislaan 11
1054 RH Amsterdam
Niederlande
Tel. 0031 20 6165925
[email protected]
Isabell Schaupp
Steuerwalderstr. 5
31137 Hildesheim
Deutschland
Tel. 05121 9997546
[email protected]
www.isabell-schaupp.de
Katja Schlegel
Nordendstr. 7A/Eingang Adalbertstr.
80799 München
Deutschland
Tel. 089 2710071
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www.schlegelschmuck.de
Danni Schwaag
Stader Str. 170
28205 Bremen
Deutschland
Tel. 0179 8797145
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www.dannischwaag.de
Helga Seimel
Hofgraben 489
86899 Landsberg am Lech
Deutschland
Tel. 08191 46299
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Karin Seufert
Karlsgartenstr. 19
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Tel. 030 420 14595
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Etsuko Sonobe
2-2-10 Shimotakaido Suginami-ku
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Tel. 0081 3 6411 0288
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Mirei Takeuchi
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Tarja Tuupanen
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Francis Willemstijn
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Tel. 0031 6288808834
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