Aon RiskToday Newsletter 04/2012
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Aon RiskToday Newsletter 04/2012
Aktuelles und Wissenswertes für unsere Geschäftspartner Aon Newsletter 4/2012 Einfluss des Schweizer Solvenztests (SST) Factoring löst Finanzierungsprobleme Die Zukunft der 2. Säule Regulatorische und strukturelle Vorgaben stellen eine Herausforderungen an Captives und Captive-Manager in der Schweiz dar. Durch diese Entwicklung hat sich auch die Steuerung dieses Werkzeugs verändert. Seite 3 Factoring ist vielen aus der Theorie, aus Büchern, aus Aus- oder Weiterbildungen ein Begriff. Aber in der Praxis ist das Instrument trotzdem weitgehend unbekannt. Seite 5 Vor kurzem hat das Bundesamt für Sozialversicherung einen Bericht des Bundesrates zuhanden der Bundesversammlung über die Zukunft der 2. Säule veröffentlicht. Seite 10 Aon Global Broking Center Das Global Broking Centre (GBC) hat 750 Mitarbeiter, die internationale Prämien in Höhe von USD 5,2 Mrd. am Londoner Markt, bei Lloyd’s und am Company Market platzieren. Was bedeutet das für Sie als Kunden? Das GBC ist darauf ausgerichtet, spezialisierte Fachkenntnisse zur Verfügung zu stellen, die sich im Verbund mit der Kundenbetreuung und dem Sachverstand vor Ort einen wertvollen zusätzlichen Beitrag und ein ergänzendes Angebot zu unseren örtlichen Dienstleistungen darstellen. Sie können von kreativen Lösungen profitieren oder unsere Marktposition nutzen, um Ihre Gesamtrisikokosten zu optimieren und die Qualität Ihres Versicherungsportfolios zu erhöhen. Spezialisierung gibt es in den folgenden neun Geschäftsbereichen: 1. Bauwesen: internationale Ausrichtung, Deckung für pauschalierten Schadensersatz, Gross- oder Spezialbauten – Tunnel – Brücken; Haftung für Umweltschäden, Bonding 2. Krisenmanagement: Entführung und Erpressung, politische Risiken (speziell für Banken), Produktrückruf, Terrorismus, Wiederherstellung der Reputation 3. Energie: Öl und Gas – vorgelagert und nachgelagert, Bau/Betrieb/Haftpflichten 1 Aon Newsletter 4/2012 Editorial Sehr geehrte Kunden Sehr geehrte Geschäftspartner Wir freuen uns, Ihnen unseren aktuellen RiskToday Newsletter mit vielen interessanten Themen zukommen zu lassen. In der aktuellen Ausgabe finden Sie erstmals das Market Update mit unseren Prognosen zu allen Versicherungssparten in einer strukturierten und illustrierten Übersicht. Zudem bieten wir Ihnen einen Einblick in das neue Broking Center in London und zeigen Ihnen auf, inwiefern Sie künftig von dieser Neuerung profitieren können. Gerne möchten wir Ihnen auch die Dienstleistung Factoring näher bringen. Unsere Spezialisten von Aon Credit International erläutern die Funktionsweise und welche Arten von Finanzierungen sich hiermit tätigen lassen. Mehr zum Einfluss vom Schweizer Solvenztest SST auf die Versicherungsindustrie inklusive einem Vergleich zu Solvency II können Sie im Artikel unserer Kollegen von Aon Insurance Managers lesen. Zu guter Letzt widmen sich unsere Kollegen von Aon Hewitt den strategischen Fragestellungen rund um die Themen «Weiterentwicklungsbedarf heutiger Gehaltsysteme» und «Zukunft der 2. Säule». Weiter möchte ich Sie bitten, sich bereits jetzt den Mittwoch, 20. Juni 2012 in Ihrer Agenda zu reservieren. An diesem Datum findet der diesjährige Aon Day statt. Mehr zum Programm erfahren Sie am Ende dieser Ausgabe. Die Einladung wird in den nächsten Tagen in Ihrer Post liegen. Ich wünsche Ihnen weiterhin schöne Frühlingstage und eine interessante Lektüre. 4. Finanzdienstleistungen: Managerhaftpflicht (D&O), Vermögensschadenhaftpflicht, Vertrauensschadenversicherung für Finanzinstitute (Bankers Blanket Bonds – BBB), Transaktionshaftung 5. Schifffahrt: Seekasko- und P&I-Versicherung, fast keine Alternative zum Londoner Markt, Seefracht- und Lagerdurchsatzversicherung (stock-throughput) 6. Strom: Strom- und Gasverteilungsnetze, Konstruktion – Betrieb – erneuerbare Energien (Wind- und Solarparks, sehr stark) 7. Freie Berufe: Berufshaftpflichtversicherungen beispielsweise für Rechtsanwälte, Architekten, Ingenieure, IT-Consultants usw.; Cyber-Risiken, Patentverletzung, Planung und Bau 8. Schaden- und Unfallversicherung, aufgeteilt in USA und den Rest der Welt: Schadenexzedenten, Katastrophenrisiken, Notfallrisiken mit Spezialisierung u.a. in den Branchen Bergbau und Zellstoff- und Papierindustrie, Eisenbahnversicherung und grosse multinationale Risiken sowie Krankenversicherungs- bzw. Cyber-Versicherungsschutz im Rahmen der Unfallversicherung 9. Weltraum: Konstruktion und Abschuss von Satelliten bzw. Satelliten im Orbit (fast immer auf direkter Basis ohne örtliche Beteiligung) Martin Vögeli, Country Manager Schweiz [email protected] Alle Geschäftsbereiche arbeiten weltweit für unser globales ARS-Netzwerk und verfügen dadurch über umfassende Erfahrungen und Sachkenntnisse bezüglich eines breiten Spektrums internationaler und lokaler Risiken und Lösungen. Oft kommen unsere Experten mittels eines geschäftsbereichsübergreifenden Konzepts zum Erfolg. Als unser Kunde profitieren Sie vom Know-how anderer Kunden, dem wachsenden Wettbewerb (Versicherer), dem zunehmend globalen Bewusstsein und Vorgehen, der bevorzugten Entwicklung globaler statt lokaler Lösungen und einem hochentwickelten Risikomanagement. Der Zugang ist ganz einfach und kann über Ihr Kundenbetreuungsteam hier in der Schweiz eingerichtet werden. Tanja Jung, Aon Risk Solutions, [email protected] 2 Aon Newsletter 4/2012 Der Einfluss des Schweizer Solvenztests (SST) und ein Vergleich mit Solvency II Regulatorische und strukturelle Vorgaben stellen eine Herausforderung an Captives und Captive-Manager in der Schweiz dar. Durch diese Entwicklung hat sich auch die Steuerung dieses Werkzeugs verändert. Nach wie vor hat die Schweiz im internationalen Vergleich Vorteile aufgrund der Sicherheit sowie der politischen und wirtschaftlichen Stabilität. Im Interview erläutern Herr Jorge Luzzi (JL), Managing Director der Pirelli Group Reinsurance Company SA, FERMA Vorsitzender sowie die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) ihre Standpunkte: Das VAG beinhaltet strikte Anforderungen an das risikobasierte Kapital, die Corporate Governance und Berichterstattung an die Aufsichtsbehörde. Was sind die grössten Herausforderungen für eine Captive hinsichtlich Erfüllung dieser Anforderungen? JL: Es ist in jeder Hinsicht eine grosse Herausforderung. Captives hatten in der Vergangenheit in ihrem Geschäftsbetrieb nur eine Sparte (Sach, Haft usw.), nun aber müssen weitere eingeschlossen werden: zur Diversifikation sowie zur Reduzierung möglicher Schadeneinflüsse. Compliance und Governance sind jetzt ernste Angelegenheiten, denn in der Vergangenheit wurde die Captive besonders als Steuer Instrument gebraucht oder sie wurde ohne Mitwirken der Besitzerfirma geführt. Nun bedingt das Führen einer Captive einen langfristigen Ansatz, mehrere Parteien sind miteinbezogen, Captive-Manager arbeiten in engem Kontakt mit den Captive-Besitzern und führen die Captives sehr gewissenhaft. Ich persönlich bin zufrieden mit dieser Entwicklung. FINMA: Das ist eine schwierige und ziemlich weite Frage und betrifft verschiedene Bereiche, die nicht direkt miteinander verbunden sind. Ich denke, dass die Corporate Governance als solche eine Herausforderung darstellt. Beispielsweise ein vollständiges Executive Management Board oder Kontrollfunktionen inklusive Interner Revision, die notwendig zu haben ist, stellt manchmal eine Herausforderung an die Captive dar, deren Tagesgeschäft gewöhnlich der Captive Manager führt. Was sind die Vorteile der Schweiz im Vergleich zu anderen Standorten? JL: Die Schweiz hat eine klare Gesetzgebung. Der Lizenzierungsprozess mag teilweise langsam sein, aber er ist notwendig. Vermutlich ist in anderen Ländern die Gründung einfacher, aber später tauchen eventuell Probleme auf, z.B. in Form von Steuerangelegenheiten. Die Gesetzgebung der 3 Aon Newsletter 4/2012 Schweiz ermöglicht Redomizilierungen von Captives in die Schweiz, was einen klaren Vorteil bedeutet. FINMA: Dank der Implementierung von SST/RBC haben die Unternehmungen mehr Gewissheit bezüglich ihrer Exposure im Vergleich zu anderen Rechtsprechungen. Würden Sie empfehlen, Captives anders zu regulieren als professionelle Risikoträger bezüglich Kapitalanforderung, Investitionen, Substanz oder regulatorische Berichterstattung? JL: Die Aufsicht ist gut. Aber es ist wichtig zu verstehen, dass die Captive meistens mit mehreren Versicherern arbeitet und diese wiederum mit einer Gegenpartei, dem Captive Besitzer, in Beziehung stehen. Die Aufsicht kann es einer Rückversicherungs-Captive schwierig machen, Geschäfte zu tätigen, weil nicht berücksichtigt wird, dass die endgültige Gegenpartei nur ein einziger Versicherter ist, nämlich der Captive Besitzer. FINMA: Wahrscheinlich nicht ganz anders, aber vermutlich macht die Anwendung des Proportionalitätsprinzips in einem gewissen Mass Sinn, um dabei die Grösse und Komplexität der Risikostruktur zu reflektieren. Wie würden Sie im Vergleich zur EU (Solvency II) den Schweizer Ansatz (SST, VAT usw.) beschreiben? JL: Es zeigt, dass die Schweizer Aufsichtsbehörde nicht langsam ist, wie es manchmal scheinen mag. Während Solvency II immer noch auf verschiedenen Stufen diskutiert wird, ist die Schweiz sehr systematisch vorangeschritten mit der Einführung des SST. Vielleicht kann ein kleines Land sich schneller bewegen und klare Regeln festlegen. FINMA: Der Schweizer Ansatz ist sinnvoll und konsistent. Ein wichtiges Merkmal unserer Gesetzgebung ist, dass der Veröffentlichungsteil noch nicht bestimmt ist, was auch offenkundig ist in der Equivalenz-Bewertung durch die EIOPA. Die Mehrheit der befragten Unternehmungen legen dar, dass Ressourcen, Risiko Management/Minderung und Kosten die grössten Herausforderungen seien. Wie würden Sie die jetzigen Anforderungen an Captives ändern? JL: Es ist schwierig für eine Unternehmung, konkrete Zahlen zu evaluieren. Besonders in einem Sektor, in dem Material und Mannstunden die Basis für die Preisbildung darstellen. In der Captive-Welt sind diese Komponenten nicht anwendbar, weil Faktoren wie Änderung der Aufsicht und kurzfristige Berichterstattung usw. nicht im Voraus budgetierbar sind. Folglich entstehen Herausforderungen für Captive Managers und Besitzer in Bezug auf Ressourcen, wenn ein neues Geschäft geschrieben wird. FINMA: Die Kosten sind wesentlich angestiegen, aber die Captives werden gestützt von grösseren Unternehmungen. Den grössten Einfluss auf die Kosten einer Captive und das Geschäftsmodell von kleineren Captives haben die Ressourcen. Eine Lösung wäre, das Proportionalitätsprinzip effektiver anzuwenden. Beispielsweise sind alle Captives durch den ersten Swiss Quality Assessment (SQA) in der gleichen Detailstufe. Bei Solvency II stehen auch mehr Veröffentlichungen zur Diskussion. Was halten Sie davon, dass eine Captive, die nur die Risiken der Muttergesellschaft versichert, die gleichen Informationen veröffentlichen muss wie ein professioneller Risikoträger? JL: Es ist falsch, die Captive wie einen professionellen Risikoträger zu behandeln, da sie das Werkzeug einer Muttergesellschaft aus der Industrie ist, geführt durch Kapital, Personal und Prozesse. Die Captive hat eine klare Entwicklung und einen klaren Plan. Folglich wäre die Veröffentlichung dieser Informationen an die Konkurrenz schädigend, da nur der Besitzer die Captive benützt. FINMA: Es wäre nicht sinnvoll, die gleiche Menge an Informationen einer Captive zu veröffentlichen. Man sollte zwischen einem professionellen Risikoträger und einer Captive, in der nur die eigenen Risiken exponiert sind (ohne Einzelkunden oder -begünstigte), unterscheiden. Es wäre angemessen, im Bezug auf die Veröffentlichung klar zu klassifizieren. Aber das wird bestimmt weiter ausgearbeitet. 4 Aon Newsletter 4/2012 Die Schweiz ist aus folgenden Gründen als Captive-Standort attraktiv: • viele der beaufsichtigten Captives bevorzugen eine klare und strenge Regulation aufgrund von Sicher heit und Gewissheit • der FINMA ist bewusst, dass es Verbesserungspo tenzial gibt in Bezug auf die Captive-Aufsicht, z.B. Anwendung des Proportionalitätsprinzips • die Schweizer Stabilität (politisch, wirtschaftlich, gesetzlich) wird in der Welt des Risiko-Manage ment geschätzt • die Prinzipien-basierte Aufsicht der FINMA ermög licht grundsätzlich die Anwendung des Proportio nalitätsprinzips an Captives • die Equivalenz des SST mit Solvency II ist auf gutem Weg • die Schweiz hat den Gesetzeswechsel und Anpassung der Aufsicht gut und vor der EU vollzogen, was ein Vorteil bezüglich Erfahrung und Know-how darstellt Lexikon SQA Swiss Quality Assessment SST Schweizer Solvenztests RBC Risk Bearing Capital EIOPA European Insurance and Occupational Pensions Authority Diese Studie ist Bestandteil vom Master Studium Controlling FH von Angelo Giglio, Vice President bei Aon Insurance Managers (Schweiz) AG an der Kalaidos Fachhochschule Schweiz. Die Basis bilden eine Serie von Interviews von Anfang 2012 mit Captive Besitzern, Dienstleistern wie Aktuaren und Beratern sowie der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA). Die Befragung zeigt, dass der Ruf der FINMA aufgrund von Transparenz, Arbeitstempo und Fairness gegenüber Captive Besitzern sowie der graduellen Erhöhung der regulatorischen Anforderungen gelitten hat. Was halten Sie davon? JL: Meiner Ansicht nach ist die Aufsicht notwendig für den Markt. Überregulation ist leider nicht produktiv, da unlenkbar, zeitintensiv und defokussierend. Ziel ist, den Fokus auf das Notwendige und Machbare zu legen. Ein klarer Vorteil der Schweiz ist die Gewissenhaftigkeit in allen Bereichen, aber Überregulation ist hinderlich. FINMA: Offensichtlich scheint dies negativ für die Aufsichtsbehörde oder die Schweiz. Unser Auftrag ist, den Versicherten zu schützen, konsistent und transparent zu sein und nicht in erster Priorität den Schweizer Standort zu fördern. Eine gewisse Erhöhung der regulatorischen Anforderungen war angebracht. Es gibt immer Verbesserungspotenzial, die Effizienz der Aufsichtsbehörde an sich könnte vermutlich verbessert werden. Factoring löst Finanzierungsprobleme Factoring ist vielen aus der Theorie, aus Büchern, aus Aus- oder Weiterbildungen ein Begriff. Aber in der Praxis ist das Instrument trotzdem weitgehend unbekannt. Das ist besonders schade, denn gerade dann, wenn sich ein Finanzierungsproblem durch Factoring lösen liesse, stehen einer Umsetzung Unwissenheit oder Vorurteile im Weg. Die Vorurteile Factoring hat in der Schweiz nicht den besten Ruf. Es gilt als umständlich, teuer und Notnagel für Firmen, die bereits kurz vor dem Konkurs stehen. Dabei ist Factoring im angrenzenden Ausland längst so selbstverständlich wie Leasing. Die Vorurteile basieren auf einem grundlegenden Missverständnis, nämlich dem, dass Factoring ein Ersatz für andere Finanzierungsformen darstellt, namentlich für den Betriebskredit der Bank. Das ist falsch. Factoring ist keine Alternative zum Bankkredit, sondern eine Ergänzung. Factoring ist immer dann interessant, wenn die herkömmlichen Finanzierungsquellen ausgeschöpft sind. Kaum bekannt ist im übrigen, dass sich auch in der Schweiz das Factoring-Volumen (Jahresumsatz 2010: CHF 5.1 Milliarden) durchaus in derselben Grössenordnung bewegt wie das gewerbliche Leasinggeschäft (Jahresumsatz 2010: CHF 5.7 Milliarden). 5 Aon Newsletter 4/2012 Wie funktioniert Factoring? • Factoring ist kein Kredit sondern ein Kauf von Debitorenforderungen. Für den Factoring-Finanzierer stellt sich nicht die Frage, ob er das Geld vom Lieferanten oder Dienstleister zurück erhält, dem er es vorschiesst, sondern für ihn ist entscheidend, ob die Debitoren die gekauften Forderungen bezahlen. Das ist eine ganz andere Optik, und deshalb bietet Factoring auch andere Einsatzmöglichkeiten als der Bankkredit. • Die Debitoren werden zu Beginn der Zusammenarbeit durch den Factoring-Nutzer (Lieferant oder Dienstleister) informiert und zahlen die Rechnungen dann an die Factoring-Gesellschaft, denn letztere hat die Rechnungen gekauft und ist damit auch formell der Forderungseigentümer und neuer Gläubiger. Manche Interessenten machen sich Sorgen um ihren Ruf, wenn bekannt wird, dass sie Factoring einsetzen. Das ist unbegründet, denn diese Information interessiert nur die Kreditorenbuchhaltung des Debitors, und die nimmt den Wechsel der Zahlstelle emotionslos zur Kenntnis. • Factoring-Gesellschaft und Factoring-Nutzer tauschen während der Zusammenarbeit täglich Daten über neue Debitorenforderungen und eingegangene Debitorenzahlungen aus. Das funktioniert über Datenschnittstellen und benötigt keine manuellen Eingriffe. Für Mahnwesen und Inkasso ist die Factoring-Gesellschaft besorgt, die im Übrigen auch das Risiko der Zahlungsunfähigkeit des Debitors übernimmt. Die Finanzierung Die Kosten für Factoring liegen normalerweise zwischen 2 und 3 Prozent vom Umsatz. Es kann auch deutlich weniger oder mehr sein, das ist vor allem abhängig vom Umsatzvolumen, von der Branche und der durchschnittlichen Rechnungshöhe. In der Tat ist Factoring teurer und aufwändiger als ein Bankkredit. Factoring ist ein Problemlöser für besondere Fälle. Sind die Voraussetzungen gegeben, stellt sich eigentlich nur die Frage, ob durch Factoring die benötigte Liquidität generiert werden kann. Die Kosten sind erfahrungsgemäss zweitrangig. Bei Banken ist der Zugang zu Krediten durch die sogenannte Verschuldungskapazität limitiert. Diese hängt vor allem vom ausgewiesenen Gewinn (oder präziser: Cash-flow) der letzten zwei bis drei Jahre ab. Starkes Umsatzwachstum ist mit Bankkrediten deshalb meist nicht finanzierbar. Ebenso schwierig zu erhalten sind (neue) Bankkredite nach Verlustjahren oder bei Neugründung, weil dann überhaupt kein Gewinn der Vorjahre gegeben ist. Genau in diesen Situationen kann Factoring die Lösung sein. Die Einschränkungen Es gibt einige Einschränkungen zum Einsatz von Factoring: • Die Factorer kaufen nur Forderungen aus Kauf- oder Dienstleistungverträgen, die in einer Summe innerhalb von maximal 90 Tagen zu zahlen sind. • Die Leistung muss vollständig abgeschlossen erbracht sein. • Projekte mit Teilzahlungen kommen für Factoring nicht in Frage, Forderungen aus Werkverträgen ebenfalls nicht (Factoring ist nicht geeignet für: Anlagenbau, Baufirmen). • Ob der Debitor seinen Sitz im In- oder Ausland hat, spielt eine untergeordnete Rolle; auch Exportforderungen kann man factorn. • Weiterhin muss der Factoring-Nutzer einen festen Kundenstamm beliefern (kein «Retail-Charakter»), • und die Debitoren müssen im Handelsregister eingetragene Firmen sein (B2B-Geschäft). Zielgruppen und Einsatzgebiete Die typischen Factoring-Anwender sind KMU mit einem Jahresumsatz zwischen 2 und 20 Millionen Franken. Die wichtigste Branche weltweit ist der Personalverleih. Ausserdem ist Factoring im Grosshandel besonders interessant (Distribution, Import, Export). Auch Hersteller von Konsumgütern, Maschinenteilen und –komponenten sind häufige Factoring-Kunden. Interessant ist Factoring auch für Firmen, die bereits stark fremdfinanziert sind, beispielsweise im Zusammenhang mit einem Eigentümerwechsel (Management-Buy-In, Management-Buy-Out, Übernahme durch Private-Equity-Investor). 6 Aon Newsletter 4/2012 Zusammenfassung Factoringnutzen 1. Zusätzliche Liquidität, nicht limitiert durch die Verschuldungskapazität 2. Absicherung gegen Debitorenverluste 3. Entlastung von Routinearbeiten im DebitorenManagement Voraussetzungen 1. Kauf- oder Dienstleistungsverträge 2. Zahlungsziele nicht länger als 90 Tage 3. Gute Qualität der gelieferten Waren oder erbrachten Dienstleistungen Typische Einsatzgebiete 1.Umsatzwachstum 2.Neugründung 3. Abgeschlossener Turnaround 4. Eigentümerwechsel verbundenen mit hoher Fremdfinanzierung Typische Anwenderbranchen 1.Personalverleih 2. Grosshandel, Distribution 3.Komponenten-Herstellung 4.Konsumgüter-Herstellung Abschliessend noch ein Hinweis: eigentlich sind besonders hohe Debitoren-Ausstände in der Bilanz ein Indiz für potentiellen Nutzen durch Factoring. Man muss sich aber im Klaren sein, dass die Factoring-Gesellschaften nur an «guten» Debitorenforderungen interessiert sind. Hohe Ausstände können auch (und leider ist das häufig der Fall) die Folge von schlechter Zahlungsmoral der Debitoren, Mängeln in der Leistung, den gelieferten Produkten oder organisatorischer Art sein. Diese Probleme lassen sich aber durch Factoring nicht lösen. Gerne erläutern wir Ihnen in einem persönlichen Beratungsgespräch den potentiellen Nutzen und die individuellen Realisierungsmöglichkeiten. Frank von Seth, Geschäftsführer Aon Credit International Schweiz AG, [email protected] Artikel verfasst von Christian Schepers, Geschäftsführer der SWIFAC Swiss Factoring AG ENTERPRISE RISK MANAGEMENT UND UNTERNEHMENSPERFORMANCE Zusammenhang zwischen Maturität vom Risk Management Prozess und der Finanziellen Performance Das Ziel jeder erfolgreichen Unternehmensstrategie ist Chancen zu nutzen und Risiken nur dann einzugehen, wenn sie ökonomisch und sozial vertretbar sind. Die Steuerung von Risiken ist eine der Kernaufgaben von Geschäftsleitung und Unternehmensaufsicht. Dies ist sowohl für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung von grösster Bedeutung als auch eine der zentralen Anforderungen der Stakeholder und Mitarbeiter an das Unternehmen und die Geschäftsleitung. Wie eine Studie von Aon und der Wharton Universität in Pennsylvania zeigt, stellt das Risk Management einen kompetitiven Vorteil dar, denn die finanzielle Performance eines Unternehmens hängt unmittelbar mit der Maturität des Risk Management Prozesses zusammen. 7 Aon Newsletter 4/2012 Oft werden Risiken losgelöst von Prozessen oder strategischer Ausrichtung erhoben und abgesichert, und in vielen Unternehmen hat sich der klassische Risk Management Ansatz (Identifikation, Beurteilung der Risiken und Risikobewältigung) als Pflichtübung durchgesetzt. Erfolgreiche Unternehmen hingegen zeichnen sich durch folgende Kriterien aus: • Verbindung der strategischen Ausrichtung des Unternehmens mit dem Risk Management • Steigerung des Unternehmenswertes durch eine konsequente Optimierung der Risikokosten, Vermeidung von Ausfallzeiten und -raten (Business Continuity Management) • Effiziente Verbindung mit dem Internen Kontrollsystem, insbesondere für Schlüsselprozesse • Klare Zuweisung von Verantwortlichkeiten, inbesondere bei der Durchsetzung der Massnahmen (Budgetierung) • Permanente Integration des Risk Management Prozesses in das Tagesgeschäft über alle Hirarchien (Risikokultur) • Einbindung von Risk Management in der Steuerung von grossen, strategisch entscheidenden Projekten. Eine globale Studie von Aon und der Wharton University in Pennsylvenia hat gezeigt, dass die Maturität des Risk Management Prozesses in unmittelbarem Zusammenhang mit der finanziellen Performance des Unternehmens steht. Diese Studie basiert auf einer einzigartigen Methodik, welche entwickelt wurde, um die Funktionalität und Maturität vom Risk Management Prozess und der zugrundeliegende Methodik zu messen und beurteilen. Die Ergebnisse dieses weltweit ausgerollten Risk Maturity Index (RMI) werden in eine Datenbank eingetragen. Durch die Anzahl der teilnehmenden Unternehmen entsteht eine kritische Masse, welche als Benchmark herangezogen werden kann. Aufgrund der erfassten Antworten erhält das teilnehmende Unternehmen umgehend Empfehlungen zur Optimierung vom Prozess und der finanziellen Performance. Der RMI wurde anfangs Jahr durch www.businessinsurance.com mit dem Innovation Award 2012 ausgezeichnet. Holistisches Risk Management Bei der Umsetzung vom klassischen Risk Management Prozess fehlt meist eine effiziente Integration des Risk und Versicherungs-Managements auf organisatorischer Ebene. Die bisher eingeschränkte Sicht auf versicherbare oder nicht versicherbare Risiken muss zusammengeführt werden. Essenziell für ein erfolgreiches holistisches Risk Management ist ein umfassendes Verständnis für extern und intern beeinflussbare Risiken, welche die Unternehmung täglich von der Beschaffung (gesamte Wertschöpfungskette inklusive Zulieferer und Kunden) über die interne Prozesskette bis hin zum Vertrieb der Produkte und Dienstleistungen bedrohen: Aspekte wie Regulierung, Reputation, Ressourcenbeschaffung und -allokation, Betriebsunterbruch, Technologieänderungen, Liquidität etc. müssen ganzheitlich betrachtet und im Risikodialog berücksichtigt werden. Insbesondere bei der Betrachtung der versicherbaren Risiken ist der Fokus auf die Optimierung der Risikokosten zu legen. Für die Diskussion über Risikotoleranz und -Appetit müssen die maximal zu erwartende Risk Exposure sowie die Auswirkung auf das Unternehmensergebnis berücksichtigt werden. Bis anhin wurde die zu kalkulierende Risk Exposure meist überschlagsweise mit Hilfe vom Erwartungswert ermittelt und durch Addition verdichtet. Die Methodik von Aon erlaubt es mittels historischer Daten detailliertere Betrachtungen, Sensitivitätsanalysen und Simulationen für verschiedenste Risiken und gegenseitige Abhängigkeiten durchzuführen. 8 Aon Newsletter 4/2012 Mehrwerte von Aon im Bereich Risk Management Dienstleistungen • Analyse von Risikotoleranz und –appetit • optimale Strukturierung vom Risikotransfer mit TCoIR (Total Cost of Insurable Risk) • Definition der Eigenmittel für Risikotragung Know-how • Naturkatastrophenrisiken • Pharmahaftpflicht • Sach- und Betriebsunterbruch • Breites Know-How aus allen Branchen, NPOs und öffentlich-rechtlichen Verwaltungen • operationelle Risiken von Banken und Versicherungen • Grosse Erfahrung der Aktuare in der Simulation von Grossrisiken und Cumul-Schäden IT-Tools • RiskConsole • RiskRegister • Schadendatenbank zur Quantifizierung von Risiken • ReMetrica (Software zur Simulierung von Schadensverteilungen) Monitoring und Reporting Ein weiterer zu beachtender Aspekt in einem State-of-theArt Enterprise Risk Management ist die periodische Berichterstattung inklusive Kennzahlensystem (KPI und insbesondere KRI’s in Form eines Cockpits) an den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung als integrales, zukunftsgerichtetes Führungsinstrument. Idealerweise wird der gesamte ERMProzess mit einem IT-Tool unterstützt, welches einerseits das Prozess-Monitoring unterstützt, durch die Mandantenfähigkeit Reports aggregiert oder auf Stufe Unternehmenseinheit darstellen kann. Weiter sind so Datensicherheit, Vertraulichkeit und Zugriffsschutz jederzeit gewährleistet. Das Tool hat zudem Audit-Fähigkeiten, womit sich Prozesse im Standard ISO 31000 abbilden lassen. Albert Thomas Flammer, Aon Global Risk Consulting, [email protected] Trendbarometer Versicherungen Generelle Situation — Der Verdrängungswettbewerb unter den Versicherern ist nach wie vor sehr gross. Überkapazitäten und Kostendruck infolge sinkender Prämien sind mögliche Treiber. — 2011 war mit USD 105 Mrd für versicherte Naturgefahren das schadenträchtigste Jahr aller Zeiten. Es wird erwartet, dass zumindest für kritische Zonen Prämienerhöhungen durchgesetzt werden können. — Tiefe Zinserträge und die Auswirkungen der Staatsschuldenkrise erhöhen den Druck auf die Versicherer. — Indikatoren für einen «Hard Market» nur partiell vorhanden (einzelne Sparten, schlechte Risiken, einzelne Versicherer). — Versicherer werden unterschiedliche Strategien verfolgen; wir erwarten, dass die Diskussion über «Vertical Placements» verstärkt aufkommen wird. Property / BI Allgemein — Aufgrund der Schadenfälle in 2011 wird der Druck auf Naturgefahren- sowie Rückwirkungsdeckung steigen (Prämien, Limiten). — Nach wie vor grosser Preiskampf bei rein lokalen Risiken. Trends — Anforderungen an die Qualität der Risikoinformationen (insbesondere Naturgefahren und Abhängigkeiten) werden steigen und Preis/ Deckung mitbeinflussen. — Erwarten für Programme mit hohem Kapazitätsbedarf und/oder starken Exponierungen im Bereich Naturgefahren / Rückwirkungen stagnierende, allenfalls leicht steigende Prämien. Haftpflicht Allgemein — Starker Wettbewerb (breiter Anbietermarkt). Markante Prämienreduktionen bei unauffälligen Risiken (Aktivität) nach wie vor möglich. — Keine Veränderung im Verhalten bezüglich bekannter (Ausschluss) Themen wie EMF, Asbest, Pharma etc. Trends — Compliance Themen (Steuern, Embargoklauseln) im Fokus. — Servicequalität der Versicherer nimmt tendenziell ab. Marine Allgemein — Markt immer noch «soft»; Prämienreduktionen bis zu 30% erzielbar, wobei ein uneinheitliches Auftreten der Versicherer feststellbar ist. Trends — Servicequalität der Versicherer verschlechtert sich (Qualität der Offerten, Antwortzeiten etc.); Weiter ist eine Tendenz zu Standardlösungen für kleineres und mittleres Geschäft erkennbar. Motor Allgemein —Prämieneinsparungsmöglichkeiten für gut verlaufende Risiken nach wie vor möglich, jedoch rückläufig im Vergleich zum Vorjahr. —Bei negativ verlaufenden Policen wird vermehrt und konsequenter saniert. Trends — Dem Thema «Risk Management» wird seitens Versicherer vermehrt Beachtung geschenkt. Financial Lines Allgemein — Bezüglich Prämien findet eine Konsolidierung auf tiefem Niveau statt. — Mehr Flexibilität seitens Versicherer in Bezug auf Deckungserweiterungen (z.B. Fines & Penalties, Besserstellungen bei Deckungserweiterungen etc.) vorhanden. Trends — Nach wie vor Nachholbedarf bei Compliance Themen (lokale Verträge) — Wir erwarten im Bereich «Financial Institutions» zumindest im ersten halben Jahr keine Verhärtung des Marktes. Ob sich dies negativ verändert hängt nicht zuletzt von Entwicklungen im Zusammenhang mit den Staatskrisen und/oder beim Steuerstreit ab. Personenversicherungen Allgemein — Schlecht verlaufenden Verträge (SQ > 130%) werden konsequent saniert. — Mehrjahresverträge werden weniger angeboten — Prämienreduktionen fast nur noch im Unfallbereich und/oder bei Krankentaggeldverträgen mit exzellentem Schadenverlauf (SQ < 60%) — Versicherer tun sich schwer, Kostentransparenz für Case und Care Management Servicedienstleistung zu geben. Trends — Case und Care Management im Fokus. — Die Erneuerung 12/13 wird schwierig; Versicherer werden vermehrt auf Ertrag schauen und wo angezeigt entsprechend sanieren. • schwieriges Marktumfeld • generelle Sanierungen • höhere Prämien • Deckungseinschränkungen • teilweise schwieriges Marktumfeld • punktuelle Sanierungen • vereinzelte Deckungseinschränkungen • Soft-Market • sinkende Prämien • hoher Wettbewerb Marcel Abegg, Aon Risk Solutions, [email protected] 9 Aon Newsletter 4/2012 Die Zukunft der 2. Säule – Eine Lagebeurteilung zum Bericht des Bundesrates zuhanden der Bundesversammlung Vor kurzem hat das Bundesamt für Sozialversicherung einen Bericht des Bundesrates zuhanden der Bundesversammlung über die Zukunft der 2. Säule veröffentlicht. Genau genommen hat er die Vernehmlassung zu diesem Bericht lanciert und alle interessierten Kreise aufgefordert, dazu Stellung zu nehmen. Auf Basis dieser Vernehmlassung sollen dann die strategischen Weichen für die berufliche Vorsorge gestellt werden. Die Autoren haben eine vollständige Auslegeordnung der Fragestellungen zur zweiten Säule geschaffen, welche in den vergangenen zehn Jahren thematisiert wurden. Werner Hertzog, CEO Aon Hewitt (Switzerland) AG beantwortet in einem Interview die wichtigsten strategischen Fragen zum Thema. 1. Sollen die technischen Parameter im Obligatorium der beruflichen Vorsorge weiterhin politisch festgelegt werden oder soll das paritätische Organ die Verantwortung dafür übernehmen? Werner Hertzog: Die technischen Parameter dürfen nicht politisch übersteuert werden, sondern gehören in die Hand jener Leute, welche auch Verantwortung für das finanzielle Gleichgewicht der Pensionskasse tragen: das paritätische Organ. 2. Sollen die Rentenbeziehenden weiterhin von einer Rentengarantie profitieren oder müssen sie sich an allfälligen Sanierungsmassnahmen beteiligen? WH: Wenn die technischen Parameter wie Mindestzinssatz, Umwandlungssatz und technischer Zinssatz entpolitisiert werden, dann können die Rentenbeziehenden die Rentengarantie behalten. Wenn die technischen Parameter weiterhin politisch gesteuert werden, dann müssen die Rentenbeziehenden die Last der Sanierung in Zukunft mittragen. Andernfalls wird die bereits faktisch bestehende und in der zweiten Säule ungesetzliche Generationensolidarität stossend. Dies könnte zu einem brisanten Generationenkonflikt führen. zu portieren, ist allerdings etwas zweischneidig. Versicherten das Anlagerisiko aufzubürden, hat sich nicht in allen Fällen bewährt. Dieses Thema dürfen wir ruhig politisch diskutieren lassen und wir sind gespannt auf das Resultat dieser Diskussion. 4. Welche Rolle soll in Zukunft die Assekuranz in der zweiten Säule spielen? Die Assekuranz übernimmt eine wichtige Rolle in der zweiten Säule. Sie bietet den kleinen und teilweise auch den mittelgrossen Arbeitgebern die Möglichkeit, das Sanierungsrisiko im Bereich der zweiten Säule zu vermeiden. Mit andern Worten bieten die Versicherungen garantierte Produkte an. Diese Dienstleistung kann eine autonome Pensionskasse nicht bieten. Für die kleinen Arbeitgeber ist es sinnvoll, dass sie ihr Risikokapital im Bereich ihrer Kernkompetenz verwenden und nicht im Bereich der beruflichen Vorsorge. Das hat eine volkwirtschaftliche Bedeutung. Allerdings ist es dann auch legitim, dass das Risikokapital des Garanten fair verzinst wird. Letztlich sind dies die Aktionäre der Assekuranz und unter diesen befinden sich viele autonome Pensionskassen. Die Assekuranz durch eine unfaire Verzinsung des Risikokapitals aus der zweiten Säule zu drängen, wäre fatal für die schweizerische Volkswirtschaft und die zweite Säule. Die eigentliche Aufgabe wird darin bestehen, zu definieren, was eine faire Verzinsung des Risikokapitals ist. Welches Fazit ziehen Sie daraus? WH: Die berufliche Vorsorge steht vor wichtigen Weichenstellungen, welche sich auf wenige aber entscheidende Punkte fokussieren lässt. Meiner Meinung nach stützt sich der Rest des Berichtes zu stark auf operative Details und die strategischen Fragen werden vernachlässigt. Der Bundesrat wird es in der Hand haben, hier korrigierend einzuwirken. Die Spezialisten bei Aon Hewitt haben hierzu weitere Informationen und zeigen individuelle Lösungen auf. Werner Hertzog, Aon Hewitt, [email protected] 3. Wie weit soll die zweite Säule flexibilisiert werden? WH: Das ist eine politische Frage. Die linke Seite möchte mehr Solidarität und damit weniger Flexibilität und die rechte Seite möchte mehr Eigenverantwortung und damit mehr Flexibilität und Individualität. Beide Argumentationslinien haben ihre Berechtigung. Der neueste Trend, die Flexibilität im Sinne eines Risikotransfers auf die Versicherten 10 Aon Newsletter 4/2012 Weiterentwicklungsbedarf heutiger Gehaltssysteme Die Ausgestaltung der heutigen Gehaltssysteme muss den wirtschaftlichen Realitäten, den jeweiligen Unternehmen und insbesondere den Bedürfnissen der Mitarbeitenden angepasst werden. Dazu sind sowohl eine Reallokation der Gehaltskosten zwischen Barvergütung, Benefits und Pensionskasse wie auch der Einsatz von neuen Methoden und Instrumenten notwendig. Aktuelle Lage Die aktuelle Diskussion um Gehaltssysteme dreht sich oft um Spitzengehälter und -boni von einigen wenigen Topverdienern. Dabei wird übersehen, dass verschiedene aktuelle Entwicklungen massive Auswirkungen auf die Gehaltssysteme einer breiten Mehrheit von Normal- und Gutverdienenden haben und deshalb für diese viel bedeutsamer sind. Die bestehenden Gehaltssysteme enthalten neben der Barvergütung auch die Pensionskasse und viele selbstverständlich gewordene Benefits wie beispielsweise Ferien, Firmenwagen oder Krankenversicherung. Die damit verbundenen hohen Gehaltskosten rücken aufgrund der zu erwartenden wirtschaftlichen Abkühlung und des starken Schweizer Frankens zunehmend ins Bewusstsein des Managements. Parallel dazu versprechen und bezahlen Pensionskassen immer noch Leistungen, die mit den heutigen und absehbaren wirtschaftlichen Realitäten nicht finanzierbar sind. Um noch stärkere Unterdeckungen – und Sanierungsmassnahmen – zu verhindern, müssen entweder die Leistungen reduziert und/oder die Beiträge erhöht werden. Firmen, die nach IFRS (International Financial Reporting Standards) bilanzieren, müssen zudem Pensionskassenverpflichtungen aufgrund der faktischen Mindestverzinsungsgarantie in ihre Bilanz aufnehmen, obwohl die Pensionskassen formaljuristisch vom Unternehmen unabhängig sind. Dies führt zu zusätzlichen, unliebsamen und nur begrenzt beeinflussbaren Passiven in teurem Schweizer Franken. Dadurch entstehen sowohl Trends zur Reduktion der Pensionskassenleistungen wie auch zur Abwälzung des Anlagerisikos im überobligatorischen Teil der Pensionskasse auf die Versicherten. Teure Einheitslösungen Bei den Benefits, welche zusammen mit den Pensionskassenbeiträgen für Mitarbeitende einen zusätzlichen Wert von 30-50% der Barvergütung ausmachen, sind Veränderungen absehbar. Nach wie vor bietet die überwiegende Mehrheit aller Unternehmungen in der Schweiz für ihre Mitarbeitenden eine oft teure Einheitslösung. Die Firmen orientieren sich meistens am Bewährten und am Angebot der Wettbewerber. Erst eine kleine Gruppe von Firmen gestaltet das Benefits-Angebot gezielt zur Positionierung ihrer Arbeitgebermarken. Mit dieser «me too-Strategie» kommt eine mehrheitsfähige Lösung zum Einsatz. Dadurch werden die immer unterschiedlicheren Bedürfnisse der Mitarbeitenden ignoriert, was einen suboptimalen Ressourceneinsatz 11 Aon Newsletter 4/2012 und Mehrkosten zur Folge hat. In den letzten Jahren sind aufgrund der generell steigenden Gesundheitskosten verschiedenste Angebote zur Unterstützung der Mitarbeiter bei der Krankenversicherung Standard geworden. Da die Gesundheitskosten voraussichtlich eher steigen als sinken werden, stellt sich auch hier die Frage der Finanzierbarkeit. Optimale Nutzen schaffen Sowohl die Altersvorsorge wie auch die Gesundheitskosten werden für Arbeitnehmende eine wachsende Bedeutung haben. Eine flächendeckende Reduktion der Leistungen durch die Arbeitgeber wäre – auch aus gesellschaftlicher Perspektive – kontraproduktiv. Insbesondere bei den Gesundheitskosten besteht auch eine Interessenübereinstimmung, weil die Arbeitgeber an gesunden, leistungsfähigen Mitarbeitern interessiert sind. Da sich aber kaum eine Unternehmung zusätzliche Personalkosten leisten kann, stellt sich die Frage nach der Finanzierung, gegebenenfalls sogar nach der Realisierung von Einsparpotential. Aus unserer Sicht liegt ein wichtiger Lösungsansatz in der Einführung des wahrgenommenen Nutzens von Mitarbeitenden als ein weiteres Gestaltungsmerkmal. Im Rahmen einer Kostenvorgabe können Pensionskassen- und Benefitsleistungen definiert und angeboten werden, welche den optimalen Nutzen schaffen. Nicht kosteneffektive Leistungen werden reduziert oder gestrichen. Im Ergebnis führt dies zu differenzierteren Pensionskassen- und Benefitsangeboten, welche zu definierten Kosten den optimalen Nutzen schaffen. Die dazu geeigneten Verfahren und Instrumente sind bekannt und werden von Schweizer Unternehmen – allerdings bisher nur bei Tochtergesellschaften im Ausland – bereits eingesetzt. Stephan Nyffeler, Aon Hewitt, [email protected] Aon Day 2012 Aon in der Schweiz – Alle Geschäftsstellen im Überblick Foto: Benjamin Soland Bitte reservieren Sie sich bereits jetzt das Datum für den diesjährigen Aon Day. Dieser findet am Mittwoch, 20. Juni 2012 statt. Wir freuen uns, Sie an einem der wenigen spielfreien Abende während der EM 2012 im Klubhaus der Swiss Re am Mythenquai in Zürich begrüssen zu können. Dieses Jahr bieten wir Ihnen ein Fussball-Erlebnis der etwas anderen Art. Für den Unterhaltungsteil konnten wir den Komiker David Bröckelmann gewinnen. In seinem zweiten Soloprogramm zieht er alle Register und wirft einen Blick hinter die Kulissen und zwischen die Details. Hier sprechen Prominente aller Gattungen vor, treffen Politiker auf Fussballer, messen sich Unterhaltungskönige mit ambitionierten Schlagerstars und selbst der unverwüstliche Kasperli gibt sich samt Märchenensemble von Zeit zu Zeit die Ehre. Ein kabarettistischer-musikalischer Theaterabend der anderen Art: Unerwartet und abwechslungsreich, mit Tempo und skurril. Aon Risk Solution Schweiz AG, Zürich Tel. +41 44 925 22 11 — Aon Risk Solution Suisse SA, Genf Tel. +41 22 827 07 00 — Aon Risk Solution Svizzera SA, Lugano Tel. +41 91 912 53 11 — Aon Hewitt, Bern Tel. +41 31 340 20 00 — Aon Hewitt, Zürich Lagerstrasse, Tel. +41 44 298 12 11 — Aon Hewitt, Zürich Bederstrasse, Tel. +41 44 925 22 11 — Aon Hewitt, Neuchâtel Tel. +41 32 732 31 11 — Aon Hewitt, Nyon Tel. +41 22 363 65 11 — Aon Hewitt, Genf Tel. +41 22 827 07 00 — Aon Global Risk Consulting, Basel Tel. +41 61 206 06 66 — Aon Re (Switzerland) Ltd, Basel Tel. +41 61 206 06 06 — Aon Insurance Managers (Switzerland) AG, Baar Tel. +41 41 727 20 40 — Aon Insurance Managers (Liechtenstein) AG, Vaduz Tel. +423 235 02 50 — Susanna Scheidegger, Aon Risk Solutions, [email protected] Aon Newsletter 4/2012 Herausgeber Aon Risk Solution Schweiz AG Bederstrasse 66, Postfach, CH-8027 Zürich Telefon +41 44 925 22 11 12 Aon Newsletter 4/2012 Leitung Redaktion und Bildredaktion Susanna Scheidegger [email protected] Erscheinungsweise erscheint 3x jährlich in drei Sprachen (deutsch/französisch/englisch) Übersetzungen 24translate GmbH, St. Gallen Gestaltung sofie’s Kommunikationsdesign AG, Zürich Druck Köpfli & Partner AG, Neuenhof