Testbericht Musical Fidelity M1-CLiC Stereo 9-2011 - Hifi

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Testbericht Musical Fidelity M1-CLiC Stereo 9-2011 - Hifi
TEST NETZWERK-VORSTUFE
Schmuckkistchen
Klein ist er, der Netzwerk-Erstling von Musical Fidelity. Wenn’s aber ums
Musizieren geht, gehört der M1 Clic zu den ganz Großen seines Fachs
A
ch, was war die HiFi-Welt früher
einfach: Ein Plattenspieler war ein
Plattenspieler, ein CD-Spieler
spielte CDs. Sonst nix. Seit der zweiten digitalen Revolution – gemeint ist damit die
iPod- und Netzwerkwelle, die uns seit etwa drei Jahren begleitet – sind wir am Beginn vieler Tests zunächst mühsam damit
beschäftigt, überhaupt eine passende Kategorie für das Testgerät zu finden. Oft genug ein vergebliches Unterfangen, denn
Alleskönner wie Musical Fidelitys M1 Clic
lassen sich partout in keine der bestehenden Schubladen stecken. Andererseits fragt
man sich nach genauer Betrachtung des
soliden Kästchens: Wie sind wir früher eigentlich ohne solche schweizerischen Musiktaschenmesser ausgekommen?
Die kleine Wunderkiste der Briten ist
vordergründig zuallererst ein Streamer, also ein Digitalspieler, der sich Musikdaten
wahlweise aus dem UPnP-Netzwerk an14 STEREO 9/2011
gelt oder sie – ebenfalls über den Umweg
des DSL-Routers – aus dem Internet saugt.
Zur besseren Verwaltung der zahllosen
Online-Radiostationen stützt er sich wie
viele vergleichbare Geräte mittlerweile
auch auf den v Tuner-Onlineservice, mit
dem man sich auf jedem PC eine Favoritenliste anlegen kann, die über den zugehörigen Internetaccount jederzeit und
überall verfügbar ist. Außerdem nimmt
der M1 zahlreiche Tonformate wie MP3,
WAV oder FLAC von USB-Sticks sowie Festplatten entgegen. Streaming, Internetradio und USB bilden mittlerweile das
obligatorische Fundament der digitalen
Medienwiedergabe.
Die alleinige Bezeichnung „Streamer“
würde Musical Fidelity allerdings schlicht
als Beleidigung empfinden, denn sie streift
bestenfalls die Fähigkeiten des Clic. Da ohnehin verschiedene Decoder sowie D/AWandler an Bord sind, entschloss sich
Entwickler Anthony Michaelson, auch
gleich noch ein paar Digitaleingänge auf
die Rückseite des stabilen Metallgehäuses
zu packen. Inklusive des Computer-DACAnschlusses in Form eines großen USBGeräteanschlusses, der beiden USB-Buchsen – eine vorn, eine hinten und beide
iPod-tauglich – und seines Netzwerkzugangs kommt der M1 auf stattliche sieben
Portale für digitale Quellen. Damit läuft er
anschlussseitig dem Gros an Konkurrenten seiner Klasse davon.
Getrennte Vorstufen
Um diese Vielfalt zugänglich zu machen,
benötigt der Clic eine Quellenwahlfunktion, die Musical Fidelity praktischerweise gleich auch noch mit einer digitalen
Lautstärkeregelung garnierte. Weil die digitalen Eingänge ganz allein irgendwie unvollständig wirken, fügte der Hersteller
auch noch drei analoge Signalanschlüsse
in das Gerät und packte neben dem für ei- Sein großes Farbdisplay stellt sämtliche
ne Vorstufe obligatorischen Pre-Out auch Funktionen nach Wichtigkeit gegliedert
dar. Mit den vier Pfeiltasten der Fernbenoch einen Tape-Anschluss hinzu.
Da die Briten seit jeher für höchste dienung kann man durch die Einträge
Klanggüte einstehen, kam eine analog/di- hüpfen und sich nach iPod-Manier durch
gitale Hybridlösung mit unnötiger Wand- Rechts- und Links-Befehle in die Unterlung der Analogsignale gar nicht erst in menüs bewegen oder sie wieder verlassen.
Frage. Die drei analogen Anschlüsse wer- Auffallend war dabei die Geschwindigkeit,
den von einem eigenen Vorstufenzweig mit der sich unser Testmuster durch seisamt Lautstärkeregelung verarbeitet. Da ne Menüs, das schlanke Setup oder die
das Gehäuse völlig ohne Bedienelemente Netzwerkumgebung tastet.
auskommt, wird die allerdings über einen
digitalen Controller und nicht etwa über Große Emotionen
Im Hörraum zeigte der M1 dann einein Poti geregelt.
Wir haben es beim Clic also mit einer drucksvoll, mit welchen Attributen sich
vollwertigen Dual-Vorstufe samt digitaler Musical Fidelity in den vergangenen drei
Netzwerk- und USB-Abteilung zu tun. Ei- Jahrzehnten seinen ausgezeichneten Ruf
erarbeitet hat. Das Gerät spielt
ne Endstufe wollte der HerstelSTICHWORT
– wie es sich für eine Kompoler übrigens nicht integrieren,
DSL-Router:
nente des Herstellers gehört –
da die äußerst bescheidenen
Ein Router ist die
außergewöhnlich quirlig und
Gehäuseabmessungen nach
zentrale Signalsamanspringend, bietet vorzügliMeinung der Entwickler prakmelstelle jedes Computernetzwerks. Vieche Musikalität sowie exzellentisch zwangsläufig zu Klangle dieser Geräte hate Feindynamik und nuancierkompromissen geführt hätten.
ben ein Modem für
te Dynamikattacken. Das
Und damit wollte Anthony Miden Internetzugang
integriert.
Klanggeschehen bleibt vollchaelson nicht leben. Im späständig verfärbungsfrei, obten Herbst wird die M1-Modellreihe allerdings um ein passendes wohl man aufgrund der Lebendigkeit imKraftwerk erweitert. Alternativ ist ein Ge- mer den Eindruck hat, als sei ein Hauch
rät wie der Clic natürlich die ideale Be- von Loudness-Charme im Spiel. Das
stimmt allerdings nicht. Die zackige Hefeuerung für jeden Aktivlautsprecher.
rangehensweise des Streamers vermittelt
einen derartigen Punch und bringt so viel
Gelungenes Bedienkonzept
Eine Sache gab uns allerdings Rätsel auf: Druck in die Abbildung, dass man sich
Wie soll man ein Gerät mit derart um- leicht auf den Holzweg führen lässt – eine
fangreicher Ausstattung bedienen, wenn Eigenart, die sich der Clic mit vielen seidie Frontfläche abgesehen vom Standby- ner CD-Spieler-Geschwister teilt.
Grundsätzlich tönt der Netzwerkspieler
Taster nicht ein einziges Steuerelement
aufweist? Ohne Fernbedienung ist da so ausgewogen, dass praktisch jeder Munichts zu machen, wie wir feststellen sikstil bestens zur Geltung kommt. Denmussten. Auch eine spezialisierte iPod- noch lässt sich kaum leugnen, dass der M1
App sucht man im Apple-Shop vergeblich. mit seinem schmissigen, minimal abgeAllerdings reagierte der Streamer des Clic dunkelten Charakter eine besondere Vorproblemfrei auf jede der Standard-UPnP- liebe für Stile hegt, in denen es rau und
Apps. Das Bedienkonzept selbst ist dem schmutzig zugeht. So ist er ein wahrer
Hersteller ausgesprochen gut gelungen. Meister, wenn es darum geht, rauchige
Musical Fidelity holt alles
aus dem Konzept einer
analog/digitalen Netzwerk-Vorstufe heraus:
Der M1 Clic strotzt geradezu vor Anschlüssen.
Obwohl unserem Testmuster eine Seriennummer fehlt, handelt es sich
bei dem Gerät um das
erste Serienmodell auf
deutschem Boden
Blueskonzerte in Szene zu setzen oder etwa die Clubatmosphäre auf John Pizarrellis „I Like Jersey Best“ von der STEREO
Hörtest CD IV in den Raum zu zeichnen.
Verbunden mit der streamingtypischen
Gelöstheit kommt da echtes Live-Feeling
auf. Mit derartigen Reizen ausgestattet ist
der Clic eine der spannendsten Netzwerkquellen am Markt.
Carsten Barnbeck
MUSICAL FIDELITY M1 CLIC
ab €1600
Maße: 22 x 10 x 29 cm (BxHxT)
Garantie: 2 Jahre
Kontakt: Reichmann Audio Systeme
Tel.: 07728/1064
www.musicalfidelity.com
Verarbeitung, Bedienung, Ausstattung, Klang
– in keiner der vier Disziplinen erlaubt sich
Musical Fidelitys M1 Clic irgendwelche
Schwächen. Im Gegenteil: Viele Detaillösungen wie beispielsweise die Dual-Vorstufe
dürfen als mustergültig gelten. Beeindruckend, bedenkt man, dass der Hersteller mit
diesem Gerät seinen Einstand in die Netzwerktechnik gibt.
MESSERGEBNISSE*:
Digital
Frequenzgangabweichung 40 KHz
-3 dB
Wandlerlinearität -100 dB
0,2 dB
Klirrfaktor bei -60 dB
0,12 %
Klirrfaktor bei -0 dB
0,002 %
Rauschabstand „digital Null“
105,2 dB
Ausgangsspannung
7,8 V
Ausgangswiderstand
150 Ohm
Analog
Frequenzgangabweichung 80 KHz
-0,7 dB
Ausgangsspannung bei -10dBV
1,2 V
Kanalabweichung
0,4 mV
Übersprechen Aux 1 auf Aux 2
87,3 dB
Leistungsaufnahme Standby | Betrieb
< 1 | 6,8
LABOR-KOMMENTAR: Durchweg exzellente Messergebnisse, sehr hohe AusgangsNetzphase
spannung bei Digitalbetrieb.
am Testgerät
AUSSTATTUNG
LAN/WLAN-Netzwerk, USB-DAC, 2 USBHosts (beide auch für aktuelle iPods geeignet), 4 Digitaleingänge (2 optisch, 2 koaxial),
drei Analogeingänge, Internetradio mit vTuner-Unterstützung, Streamer spielt FLAC und
WAV (beides max. 192 KHz via LAN), WMA,
MP3, AAC sowie OGG-Vorbis, deutsche Bedienungsanleitung und Fernbedienung
STREAMER 80%
ÜBERRAGEND
* Zusätzliche Messwerte und Diagramme für Abonnenten
im STEREO-Club unter www. stereo.de
9/2011 STEREO 15