Kunst und Edelmetall im Belvedere

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Kunst und Edelmetall im Belvedere
Kunst und Edelmetall im Belvedere
Wien APA - Wertvolle Kunst im doppelten Sinn
veranschaulichen aktuell die Räumlichkeiten des
Unteren Belvedere: Unter dem Titel "Gold" widmet
man sich in der von morgen, Donnerstag, bis 17.
Juni laufenden Schau der Verwendung des
Edelmetalls in der Kunst und spannt dabei einen
thematischen Bogen vom 2. Jahrhundert nach
APA
Christus bis heute. Für Kurator Thomas
Zaunschirm ist das Belvedere der "ideale
Rahmen", um sich mit dem kunsthistorisch lange tabuisierten Thema
auseinanderzusetzen, wie er bei der heutigen Presseführung betonte.
Mit der Hilfe von zehn Experten habe man die insgesamt knapp 200 Exponate
von mehr als 100 verschiedenen Künstlern ausgewählt. Zentrales Anliegen
war, "das 'richtige' Gold in den Bildern" zu zeigen, wie Belvedere-Direktorin
Agnes Husslein-Arco ergänzte. Dies zu identifizieren sei auch deshalb
problematisch, weil man dafür eigentlich Proben entnehmen müsste, so
Zaunschirm. "Das ist praktisch unmöglich." Darüber hinaus sei man bei der
wissenschaftlichen Aufarbeitung, die auch in einen umfangreichen Katalog
mündete, in "eine Wüste der Forschung" vorgestoßen, wie der Kurator
bemerkte.
Aus der Malerei
War Gold im Mittelalter in der Kunst allgegenwärtig, sei es danach aus der
Malerei verbannt worden. Den neuzeitlichen Anfang setzt Zaunschirm im 18.
Jahrhundert mit Giandomenico Tiepolo, von dem zwei Großformate zu sehen
sind. Überraschend sei für ihn gewesen, dass aktuell so viele Künstler wie
seit dem Mittelalter nicht auf Gold als Material zurückgreifen. Um folglich aus
den Unmengen an Werken auszuwählen und die Arbeiten zu gliedern, habe
man sich für thematische Blöcke entschieden.
Nach einem historischen Abriss, wo Tiepolo aktuellen Positionen wie Richard
Hamiltons Goldrelief des Guggenheim oder Not Vitals goldenem Kalb
gegenübergestellt wird, sind Rahmen als eigenständiger Inhalt ebenso Thema
wie Stillleben und Landschaften: Billy Apple zeigt mit "2 Minuten, 33
Sekunden" drei goldene, teils abgebissene Äpfel, Guillaume Bruere vergoldet
ausgetrocknete Bananenschalen und Milan Kunc bringt surreale Momente in
seine "Vitaminattacke", ein Bild eines aus Gemüse bestehenden Panzers.
Den Brückenschlag in den Stadtraum und damit den Verweis auf goldene
Dächer oder architektonische Feinheiten unternimmt man u.a. mit einem
goldenen Kreuz Gerhard Richters.
Heilige von gestern und heute
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Dass "die Heiligen von einst nicht die Heiligen von heute" sind, wie
Zaunschirm anmerkte, belegen Arbeiten von Barkley Hendricks oder Peter
Murphy: Hier begegnet man einem Porträt der Afrobeat-Legende Fela Kuti
(ergänzt durch am Boden liegende Schuhe seiner 27 Ehefrauen) ebenso wie
den Pop-Ikonen Kurt Cobain oder Jimi Hendrix. Das Mittelalter wird im
Prunkstall wiederum mit "frechen Interventionen" (Zaunschirm) konfrontiert:
Ein menschliches Hirn mit Flügeln sowie ein Mistkäfer mit einem aus dem
Rücken wachsendem Kreuz von Jan Fabre stehen hier im Dialog mit den
sakralen Gemälden.
Welcher Aufwand für die umfangreiche und gekonnt inszenierte Schau
unternommen wurde, belegt eine Baukonstruktion an der Außenwand der
Orangerie: Um Walter Schnabls großformatigen "Schild des Apollon" zeigen
zu können, musste eine Mauer eingerissen werden. Diesen Umstand nützte
man laut Zaunschirm, um "eine neue Gestaltung zu installieren". Des weiteren
wird hier Gold in der Schrift thematisiert sowie Realismus mit Abstraktion
verbunden: Gajin Fujitas "East vs. West" verbindet japanische Tradition mit
Graffiti-Ästhetik, während Sylvie Fleury Mode und Kunst zusammenbringt,
wenn sie goldene Handschellen Gucci zuschreibt.
Gold als roter Faden
Dass die Schau zum Haus passe, bekräftige für Husslein-Arco auch die
Tatsache, dass das Gold sich "wie ein roter Faden durch unsere
Sammlungen" zieht. Wurde das Material noch vor einigen Jahrzehnten als
"elitär, sakral, kitschig oder kunstgewerblich" verurteilt, sei es heute laut
Zaunschirm kein Tabu mehr. Warum es wieder verstärkt zum Einsatz kommt,
dafür habe er "jeden Tag eine neue Theorie" und sieht es vielleicht auch in
einem "Sicherheitsbedürfnis unserer Tage" begründet. Sicher ist jedenfalls,
dass in dieser Ausstellung, die heute Abend (19 Uhr) eröffnet wird, wirklich
alles Gold ist, was glänzt.
Service: Ausstellung "Gold" von 15. März bis 17. Juni im Unteren Belvedere,
der Orangerie und im Prunkstall, Rennweg 6, 1030 Wien, täglich 10-18 Uhr,
Mittwoch 10-21 Uhr. Katalog zur Ausstellung, Agnes Husslein-Arco, Thomas
Zaunschirm (Hrsg.), Hirmer Verlag, 368 S., 47 Euro, ISBN 978-3-7774-53514; weitere Informationen unter Tel. 01/795 57-0 und http://www.belvedere.at
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