Der Aal – ein seltsamer Fisch Schon seine Körperform und seine

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Der Aal – ein seltsamer Fisch Schon seine Körperform und seine
Der Aal – ein seltsamer Fisch
Schon seine Körperform und seine Fortbewegungsweise erinnern uns an eine
Schlange. Seit dem “Sündenfall“ ist er ein sagenumwobenes und mystisches Tier.
Seit jeher zerbrachen sich die Menschen über das geheimnisvolle Leben der Aale
den Kopf. Schon im 3. Buch Mose findet man Ratschläge über Aalbesatz.
Dass der Aal in der Antike ein begehrter Speisefisch war, beweist Homer in seiner
Odysee. Er erwähnt als einzigen Fisch den Aal namentlich und preist den
Räucheraal als göttliche Speise.
Aristoteles beschreibt den Aalfang mit Netzen, Angeln und Fischgift (Königskerze).
Im alten Rom galt laut „Ovid“ das Fischen auf Aale als Kunst und war ein beliebter
Zeitvertreib.
Aalarten:
Anguila Japonica (Japanischer Aal), Verbreitungsgebiet: Asien, Laichgebiet:
bei den Philippinen.
Anguila Rostrata (USA), Verbreitungsgebiet: Ostküste Amerikas.
Das Verbreitungsgebiet des „Anguila Anguila“ (Lat.) des Europäischen Aales
in fast ganz Europa, den angrenzenden Ländern das Mittelmeeres und
Nordafrika. Bei uns eine Ausnahme: er ist nicht heimisch, weil im
Donaueinzugsgebiet keine natürliche Zuwanderung erfolgt.
Er lebt in Flüssen, Bächen und Seen, ist „nachtaktiv“ – tagsüber versteckt, nachts auf
Beutefang: Fiche, Schnecken, Würmer, Krebse. Kein Aasfresser – sehr wählerisch.
Gefangen wird der Aal mit Reusen, Legangeln, Zugnetzen und Elektrogeräten.
Während männliche Aale nur etwa 50 cm lang werden, sind weibliche Aale schon mit
1,50 m und 5 kg Gewicht gefangen worden.
Breitkopf – Spitzkopf
Sie haben einen außergewöhnlichen Geruchssinn – so können Aale 1 gr Rosenöl
noch in der 30-fachen Wassermenge des Chiemsees „riechen“. Die Atmung erfolgt
über die Kiemen und die Haut, er kann 20 Stunden im feuchten Grass überleben.
Jetzt aber zum interessanten Teil der „Aalgeschichte“ - der Laichwanderung und dem
Laichgebiet:
„Wo – Wie und Wann“ sich Aale fortpflanzen, war bis vor einigen Jahren nicht
bekannt und einiges ist heute noch nicht erforscht. Kein Mensch hat bisher Aale bei
der Paarung beobachten können – künstliche Reproduktion ist bis heute – trotz
hohen Aufwandes nicht möglich.
Ringelnatz sagte: „ Der Unterschied bei Mann und Frau sieht man durchs
Schlüsselloch genau“ – nicht beim Aal. Bis zum „Blankaalstadium“ ist nicht einmal mit
dem Mikroskop das Geschlecht bestimmbar – danach auch noch sehr schwer.
Um das 10. Lebensjahr beginnt sich das Aussehen der Aale sich zu verändern. Der
Rücken wird dunkler, der Bauch färbt sich silbrig. Augen werden größer,
Bauchklappen werden dick und muskulös – man sagt, er wird „blank“. In dunklen
Neumondnächten im September und Oktober beginnt wie auf Kommando die lange
Laichwanderung der Aale – wenn nicht durch Kraftwerke behindert. Sie streben in
den Flüssen dem Meer entgegen –
Beispiel: See ohne Ausfluss, Wanderung über Land.
Ihre Wanderung zum Laichgebiet dauert 1 1/2 Jahre. Die Orientierung , so vermutet
man, gibt das Magnetfeld der Erde.
In ca. 500m Tiefe schwimmen sie in ein Gebiet zwischen Bermuda und den
Bahamas. Es liegt auf 30° geographische Breite und dem 60. – 75. Längengrad –
größer als Mitteleuropa – das „Sargassomeer“.
Das Sargassomeer hat seinen Namen von der Braunalge (lat. Sargassum) oder
Beerentang, der dort in ungeheuren Mengen bis zu 1500m wuchert. Also ein idealer
Lebensräum für Fische, Krabben und Plankton. Schätzungen von Wissenschaftlern
ergaben dass ca. 1/3 der Planktonproduktion der Meere in der Sargassosee erflogt.
Sie wird deshalb als „Ursuppe des Lebens“ bezeichnet.
In diesen Braunalgenwäldern vermutet man das Laichgebiet dar Aale, genaures –
wie und wo genau die Eiablage stattfindet, ist nicht bekannt. Sicher ist das Absterben
der Elternfische nach dem Ablaichen.
Warum kommt also das Sargassomeer als Laichgebiet dafür in Frage?
Man fing vor einigen Jahrzehnten 5 mm lange weidenblattförmige Larven in diesem
Meeresabschnitt. Nicht wissend, dass es sich um Aallarven handelte, gab man der
„neuen Fischart“ den Namen „Leptocephalus“. Erst als nach 2 Jahren Metamorphose
sich das „Weidenblatt“ in ein schlängelndes Glasstäbchen verwandelte, war die
Überraschung unter den Wissenschaftlern groß.
2 Jahre braucht nämlich der Golfstrom um mit einer Wassermenge von 72 km2 /
Sekunde die Aallarven 6000 km an die Küste Europas zu bringen. Die sogenannten
„ Glasaale“ versuchen durch die Flüsse aufzusteigen.
Sie haben ein Gewicht von 3.500 Stück pro kg und sind 7 cm lang.
Die Wanderung durch Flüsse und Seen wird oft durch Staustufen und Kraftwerke
behindert – Schätzungsweise die Hälfte der natürlichen Aufwuchsgewässer sind
durch menschliche Eingriffe verloren gegangen. Auch die vielen Fangstellen an
Flussmündungen verwehren vielen Aalen den Aufstieg.
Glasaale sind in den südl. Ländern ein begehrtes Gericht. Der Export von Glasaalen
nach Asien – jährlich ca. 300 t – Tendenz steigend, stellt jedoch die größte Gefahr für
den Aalbestand dar. Diese Aale sind ja für die Fortpflanzung verloren. Allein der
japanische Verbrauch von 120.000 Tonnen – und Japaner zahlen jeden Preis dafür.
Das ist für große Aalfarmen Anreiz genug, enorm viel Geld für europäischen
Glasaale auszugeben.
Hier einige Zahlen:
1995 – 200 Mark/kg
1998 – 500 Mark/kg
2003 bis 1000 Dollar/kg.
Allein die Chinesen orderten 1997, 250 Tonnen zum dreifachen europäischen Preis –
China produziert pro Jahr 100 Tonnen Aale, davon 80.000 Tonnen von europäischen
Aalen.
Dieser Ausverkauf ist nicht für den Besatz in Europa (Chiemsee 65 kg), sondern
auch für die ganze Arterhaltung ein Problem. Glasaalwanderung ist auf 2-5 % des
langjährlichen Mittels zurückgegangen!
Auf Intervention mehrer Staaten auf EU Ebene ein Exportverbot zu erlassen erweist
sich schwierig, da internationale GAT – Verträge dies behindern. Die Fangerträge in
Europa geben ein deutliches Bild:
1970 –
1990 –
2000 –
2001 –
20.000 Tonnen
13.000 Tonnen
5.000 Tonnen
1.700 Tonnen
Ist dieser wohlschmeckende, für die europäische Binnenfischerei so wichtige
Wirtschaftsfisch vom Aussterben bedroht? Es ist zu hoffen, dass man noch
Reglungen findet, diese Fischart für uns und unsere Umwelt zu erhalten.