Bei der Diagnose keine voreiligen Schlüsse ziehen

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Bei der Diagnose keine voreiligen Schlüsse ziehen
Bei der Diagnose keine voreiligen Schlüsse ziehen
Ein Kunde mit einem Ford Mondeo TDCi 130 PS bemängelte, dass der Motor während der Fahrt mitunter
plötzlich aus geht. Wie in solchen Fällen üblich, wird als erstes mit Hilfe der Fahrgestellnummer in der FordDatenbank ETIS (Bild 1) geprüft, ob diese Art der Beanstandung bekannt ist. Dabei wurde unter anderem auf die
Technische Service Information (TSI) 46/2005 hingewiesen, die Informationen zu häufigen Beanstandungen beim
Delphi-Common-Rail-System und der Fehleranalyse liefert.
Bild 1 FordEtis online. Datenabfrage in Verbindung mit der Eingabe von Symptomcodes anhand der
Fahrgestellnummer.
Mit diesen Informationen übernahm der Mechaniker das Fahrzeug und machte sich daran, zuerst das
Diagnosegerät WDS an den Diagnosestecker anzuschließen um eventuell abgespeichert Fehlercodes die in den
verschiedenen Steuergeräten abgespeichert waren auszulesen.
Bei der Fehlercodeabfrage erhielt er den Fehler P0340, dabei handelt es um einen Fehler im Bereich des
Nockenwellen-Sensors (CMP-Sensor). In der TSI 46/2005 wurden bei diesem Fehlercode die Symptome Motor
startet nicht, Motor setzt während der Fahrt aus und starke Fehlzündungen aufgelistet. Als Ursache wurde der
Kabelstrang zum CMP-Sensor (Kurzschluss, unterbrochener Regelkreis), Wackelkontakt im Kabelstrangstecker
und CMP-Sensor defekt genannt. Gleichzeitig wurde auf die TSI 69/2003 hingewiesen. Der Mechaniker
beschloss laut TSI 69/2003 den CMP-Sensor samt Kabelstrangstecker zu erneuern. Dabei passierte ihm ein
Missgeschick, das uns mehrere Arbeitsstunden gekostet hat.
Was war passiert? Beim Durchtrennen der Kabelverbindungen zum CMP-Kabelstrangstecker durchtrennte er die
drei Leitungen bei eingeschalteter Zündung gleichzeitig. Durch eine kleine Funkenbildung wurde ihm sehr schnell
bewusst, welchen Fehler er gemacht hatte. Nach dem er die Kabel mit Hilfe von Löt-/Quetschverbindern und
unter Zuhilfenahme eines Heißluftföns verbunden sowie den CMP-Sensor erneuert hatte, wunderte er sich nicht,
dass durch sein Missgeschick der Motor nicht mehr starten wollte.
Daraufhin überprüfte der Mechaniker die Sicherungen mit einer Prüflampe, da anscheinend keine Sicherung
durchgebrannt war, versuchte er mit WDS erneut den Fehlerspeicher auszulesen. WDS zeigte an, dass er keine
Kommunikation mit dem Motorsteuergerät mehr aufbauen konnte.
Der Mechaniker beichtete mir anschliessend sein Missgeschick. Als erstes ließ ich die Spannungsversorgung des
CMP-Sensors prüfen, der Mechaniker bestätigte mir, dass die Spannungsversorgung 12 V betrug. Ich befürchtete
das Schlimmste und nahm an, dass durch den Kurzschluss das Steuergerät zerschossen war. In der
Vergangenheit hatten wir schon mal so einen Fall (Siehe TP 43/03 – Spannungsreiche Verbindung).
Ich ließ deshalb ein neues Motorsteuergerät einbauen. Kurz darauf kam der Mechaniker zu mir und erklärte mir,
dass nach Eingabe der Identifikationsnummern der Injektoren mit WDS die Meldung „Modulkonfiguration nicht
abgeschlossen“ anzeigt wurde. Ich probierte daraufhin mein Glück mit Eingabe vier anderer
Identifikationsnummern die ich mir bei einem anderen Fahrzeug abgeschrieben hatte. Auch dieser Versuch
schlug fehl. Ich führte dieses Problem auf ein Softwareproblem des WDS zurück und machte mich daran die
Programme im WDS komplett neu zu installieren und dabei einen alten Softwarestand aufzuspielen.
Zwischenzeitlich wurde am Fahrzeug ein Batterie-Ladegerät angeschlossen, da durch die ganzen Versuche die
Batterie schwach wurde. Nach etwa einer guten Stunde, war das WDS wieder Einsatzbereit und die
Programmierung des Moduls lief ohne Probleme durch, was mich in meiner Annahme bestätigte, dass ein
Softwareproblem für die fehlgeschlagene Programmierung verantwortlich war. Anschließend mussten die
Schlüssel angemeldet werden um die Wegfahrsperre zu deaktivieren, auch diese Programmierung klappte auf
Anhieb.
Jetzt konnten wir endlich den Motor starten. Groß war die Enttäuschung als der Motor nicht ansprang und die
Kontrollleuchte der Wegfahrsperre wie wild blinkte. Wieder wurde auf das WDS zurück gegriffen um festzustellen,
was jetzt nicht funktionierte. Der Zugang zum Wegfahrsperren-Menü wurde verweigert und es wurde erneut ein
FEEPROM-Fehler (abgespeicherte Fahrzeugdaten nicht verfügbar) angezeigt.
Jetzt war guter Rat teuer. Ich beschloss wieder bei Null anzufangen und mir den Schaltplan näher anzuschauen.
Dabei konnte ich die Sicherung F42 ausmachen die den CMP-Sensor sowie den MAF-Sensor und das PCM mit
mehreren Spannungen versorgte. Wieder am Fahrzeug, beschloss ich die Spannungsversorgung des CMPSensors mit dem Multimeter zu messen. Dabei wurde mir auf der Versorgungsleitung ein Messwert von 10,4 V
und auf der Signalleitung ein Messwert von 5 V angezeigt. Die 10,4 V machten mich stutzig, deshalb prüfte ich
die Sicherung F42 mit einer herkömmlichen Prüflampe, auf beiden Seiten leuchte die Prüflampe auf, trotzdem
baute ich die Sicherung aus um sie näher zu untersuchen, groß war mein erstaunen als ich erkannte, dass die
Sicherung durchgebrannt war.
Nachdem die Sicherung erneuert und das alte Steuergerät eingebaut wurde, konnte man ohne Probleme mit dem
WDS die Schlüssel neu anmelden und anschließend das Fahrzeug starten.
Dieser Fall hat mir gezeigt, dass man bei der Diagnose keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte und trotz
Überprüfung der Sicherung mit einer herkömmlichen Prüflampe die defekte Sicherung durch diese Messmethode
wegen eines Rückstroms nicht erkannt wurde.