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Vorwort Das Requiem KV 626, Mozarts einzige Vertonung der Missa pro defunctis, geht auf einen Auftrag des Grafen Franz von Wallsegg (1763–1827) zurück.1 Wallseggs Gattin Anna, geborene Prenner von Flammberg (geb. 1770), war am 14. Februar 1791 an ihrem Familiensitz in Stuppach verstorben, und der Graf hatte beschlossen, ihr Andenken würdig zu ehren. Die beiden Bildhauer Benedikt Henrici (1746–1799) und Johann Martin Fischer (1740–1820) waren mit der Gestaltung und Anfertigung einer aufwendigen Grabstätte beauftragt worden, in der die Gräfin am 27. März zur letzten Ruhe gebettet wurde;2 zur selben Zeit befasste sich Wallsegg mit dem Vorhaben, eine Requiem-Vertonung in Auftrag zu geben, die jeweils am Todestag seiner Gattin aufgeführt werden sollte. Dass die Wahl des Grafen auf Mozart fiel, mag auf den Ratschlag gemeinsamer Bekannter erfolgt sein. Obwohl sich Mozart in Wien kaum als Kirchenkomponist hervorgetan hatte, war bei ihm seit den 1780er Jahren doch ein wachsendes Interesse an diesem Genre festzustellen.3 Der Graf war ein begeisterter Amateurmusiker, und aus den überlieferten Beständen seiner Musikaliensammlung geht hervor, dass er von den Wiener Musikalienhändlern die jeweils neuesten Kompositionen bezog, darunter auch die Werke Mozarts aus den 1780er und 1790er Jahren.4 Wallsegg hatte mitunter die Angewohnheit, bei Komponisten Werke direkt und anonym in Auftrag zu geben und sich hierfür das alleinige Eigentumsrecht zu sichern; die Musiker des Grafen ließen sich wohlwollend darauf ein, ihn als den Verfasser der jeweiligen Stücke anzusehen.5 Ende August 1791 organisierte Johann Nepomuk Sortschan, Wallseggs Wiener Anwalt, eine entsprechende Auftragserteilung an Mozart; in einem anonymen Brief, überbracht von Wallseggs Gutsverwalter Franz Anton Leitgeb (1744–1812), wurde das Anliegen dem Komponisten mitgeteilt.6 Mozart forderte die Summe von 50 Dukaten (225 Florin), die Hälfte des für eine Oper üblichen Honorars; womöglich erhielt er einen Vorschuss von 25 Dukaten. Mozart begann die Arbeit am Requiem nicht vor Ende September oder Anfang Oktober 1791, nachdem er von den PremierenVorstellungen von La Clemenza di Tito in Prag nach Wien zurückgekehrt war. Ende November erkrankte er und verstarb in den frühen Morgenstunden des 5. Dezember, so dass das Requiem unvollendet blieb. Es ist kaum anzunehmen, dass sich Mozart im letzten Stadium seiner Krankheit nicht der Ironie des Schicksals bewusst war, dass er, weithin außer Gefecht gesetzt und womöglich dem Tod ins Auge blickend, ausgerechnet an einem Requiem arbeitete. Dies sollte jedoch nicht als Ausdruck seiner allgemeinen psychischen Verfassung während der Arbeit an der Totenmesse verstanden werden, denn in diese Zeit fielen auch mehrere erfreuliche Ereignisse wie die erfolgreiche Premiere der Zauberflöte. Wie gewohnt, begann Mozart die Komposition des Requiems, indem er zuerst die Vokalstimmen sowie das Continuo in der Partitur notierte und die meisten Notensysteme für die Instrumente leer ließ, in der Absicht, diese später zu füllen. Als er verstarb, lagen in dieser Form Introitus und Kyrie, alle Sätze der Sequenz mit Ausnahme des letzten (Dies irae bis Confutatis) sowie das Offertorium (Domine Jesu und Hostias) geschlossen vor. Der Introitus war als einziger Satz vollständig orchestriert, vom Lacrimosa konnte Mozart nur noch die ersten acht Takte als Chorsatz mit Continuostimme niederschreiben. Bald nach Mozarts Tod wurde die Instrumentation des Kyrie in der Partitur des Komponisten von zwei weiteren Autoren fertiggestellt. Die eine der Handschriften wurde früher Mozarts Schüler Franz Jakob Freystädtler zugeschrieben, doch war dies unzutreffend; die Identifikation beider Urheber ist bis heute problematisch.7 Der Grund für diese Vervollständigungsbemühungen mochte darin liegen, dass am 10. Dezember 1791 in der St.-Michael-Kirche ein Gedenkgottesdienst für Mozart stattfand, bei dem angeblich auch Teile des Requiems zur Aufführung kamen.8 Mozarts Witwe Constanze begann schon bald mit der Suche nach einem für die Vollendung des gesamten Werkes geeigneten Komponisten. Sie entschied sich für Joseph Eybler (1765–1846), der bereits bei einer Reihe von Projekten Mozarts mitgewirkt und sich in der Endphase von dessen Krankheit um ihn gekümmert hatte; Mozart hatte ihm 1790 eine ausgezeichnete Referenz geschrieben. Eybler vereinbarte am 21. Dezember 1791 vertraglich mit Constanze, das Requiem „bis auf die Mitte der künftigen Fastenzeit“ (d. h. Mitte März 1792) fertigzustellen. Er konnte die fehlenden Streicherstimmen vom Dies irae an bis zum Confutatis ergänzen, außerdem einige Passagen der Holz- und Blechbläser, die direkt in Mozarts autographe Partitur eingetragen wurden. Dem unvollendet gebliebenen Lacrimosa fügte Eybler noch zwei Takte hinzu, dann gab er seine Arbeit unvermittelt auf und händigte Constanze die Partitur wieder aus; wahrscheinlich stand dies im Zusammenhang mit Eyblers Ernennung zum Regens chori an der Karmeliterkirche (St. Josef) Anfang 1792. Daraufhin wandte sich Constanze an Franz Xaver Süßmayr (1766–1803). Süßmayr war 1788 nach Wien gezogen und könnte Mozart zum ersten Mal im Jahr 1790 getroffen haben, als beide Komponisten Rezitative zu einer Pasticcio-Oper auf der Grundlage von Guglielmis La quacquera spirituosa (KV deest/ SmWV 285) beisteuerten. Auch wenn aus Süßmayrs Wiener Zeit vor dem Requiem-Auftrag nur ein einziges sakrales Werk bekannt ist,9 hatte er doch während seiner letzten Studienjahre in Kremsmünster (ca. 1784–1788) viel Musik für die Kirche komponiert und durfte daher kaum als unerfahren auf diesem Gebiet gelten.10 Mozarts einzige nachweisbare Beziehung zu Süßmayr datiert aus der Mitte des Jahres 1791, als Süßmayr in seiner Eigenschaft als Kopist für die Herstellung von Aufführungsmaterial für die Zauberflöte engagiert war. Obwohl viele Darstellungen aus den 1790er Jahren Süßmayr als Mozarts Schüler bezeichnen, existieren aus Mozarts Zeit keine verlässlichen Quellen, die diese Behauptung stützen.11 Die zahlreichen wenig schmeichelhaften und spöttischen Bemerkungen über Süßmayr in Mozarts späten Briefen legen eine Haltung nahe, die nicht gerade auf übertrieben hohen Respekt gegenüber einem getreuen Schreibgehilfen schließen lässt. Nach Erhalt der Requiem-Partitur aus den Händen Constanze Mozarts setzte Süßmayr nicht etwa Eyblers Arbeit fort, sondern widmete sich auf eigene Weise der Vervollständigung des Werkes. Da Introitus und Kyrie wohl bereits vollständig vorlagen, begann er offensichtlich, das Requiem vom Dies irae an neu VI abzuschreiben, wobei er Eyblers Zusätze außer Acht ließ.12 Süßmayrs Orchestrierung mag teilweise auf Eyblers Arbeit zurückgehen; da Eybler jedoch nach dem Dies irae die Systeme der Holz- und Blechbläser mehrheitlich freigelassen und in Domine Jesu und Hostias überhaupt nichts notiert hatte, war seine Instrumentierung als Vorarbeit für Süßmayrs Vervollständigung nur von begrenztem Wert. Neben der Aufgabe, die teilweise vorhandene Orchestrierung zu komplettieren, hatte Süßmayr eine weit schwierigere Herausforderung zu bewältigen, nämlich das nach dem achten Takt abgebrochene Lacrimosa zu vollenden sowie Sanctus, Benedictus, Agnus Dei und Lux aeterna völlig neu zu komponieren – jene Sätze, zu denen Mozart überhaupt nichts in Partiturform hinterlassen hatte. Während der vergangenen zwei Jahrhunderte wurden ebenso fruchtlose wie endlose Debatten darüber geführt, ob Süßmayrs Arbeiten ausschließlich auf eigenen Ideen beruhten oder ob er möglicherweise auf verlorengegangene Entwürfe Mozarts zurückgreifen konnte. Für die Existenz solcher Skizzen spricht laut den Befürwortern die hohe Qualität einiger Passagen, vor allem im Agnus Dei, die zudem Beispiele für eine motivische Durcharbeitung ganz im Sinne der von Mozart entworfenen Sätze böten. Für die Anhänger dieser Theorie hätten Merkmale dieser Art Süßmayrs Fähigkeiten überstiegen. Jene, die nicht von hypothetischen Skizzen Mozarts ausgehen, teilen die geringe Wertschätzung gegenüber Süßmayr, ziehen aber die Qualität der in Frage stehenden Sätze in Zweifel – mit dem Hinweis auf angeblich mangelnde Inspiration und technische Inkompetenz; nicht selten werden genau diese Stellen von den Befürwortern der Skizzentheorie besonders gelobt. Süßmayr selbst bezeichnete Sanctus, Benedictus und Agnus Dei wie auch die Ergänzung des Lacrimosa durchweg als seine eigenen Schöpfungen. In diesem Sinne sprach er sich offenbar schon 1794 dem Mozart-Biographen Franz Niemetschek gegenüber aus;13 auch war die doppelte Autorschaft den Musikern bekannt, die an der Aufführung des Requiems 1796 im Stift Kremsmünster beteiligt waren. Süßmayrs umfangreichstes Zeugnis bezüglich seiner Rolle ist ein Brief, den er 1800 an seinen Verleger Breitkopf & Härtel schrieb. Darin hielt er fest: „Das Sanctus – Benedictus – und Agnus Dei – ist ganz neu von mir verfertigt; nur hab ich mir erlaubt, um dem Werke mehr Einförmigkeit zu geben, die Fuge des Kyrie, bei dem Verse – cum Sanctis etc. zu wiederhohlen.“ Außerdem behauptete Süßmayr, er habe „noch bey Lebzeiten Mozarts die schon in Musik gesezten Stücke öfters mit ihm durchgespielt, und gesungen“, und merkte an, dass sich Mozart „mit mir über die Ausarbeitung dieses Werkes sehr oft besprochen, und mir den Gang und die Gründe seiner Instrumentirung mitgetheilt hatte“.14 Dieser letzte Satz ist mit Vorsicht zu behandeln, da Süßmayr zu Übertreibungen neigte, was seine Beziehung zu Mozart anging: So gab er in einem Brief vom August 1797 an, er habe unter Mozarts Anleitung eine Oper, Der rauschige Hans (SmWV 208), geschrieben. Tatsächlich aber ist das Autograph dieser Oper auf März 1788 datiert, als sich Mozart und Süßmayr noch gar nicht begegnet waren.15 Mehr als 30 Jahre später erinnerte sich Mozarts Schwägerin Sophie Haibel daran, Süßmayr in der Nacht des 4. Dezember 1791 am Bett des Komponisten gesehen zu haben. Mozart habe damals erklärt, wie das Requiem zu vollenden sei. Der Wahrheitsgehalt dieses Berichtes sowie einer späteren Aussage von Constanze, derzufolge Süßmayr und Mozart im letzten Stadium von Mozarts Krankheit Teile des Requiems durchgesungen hätten, muss in Frage gestellt werden.16 Ähnlich schwach ist die Beweislage hinsichtlich etwaiger Entwürfe Mozarts für den letzten Teil des Requiems. Sie stützt sich auf zwei fast gleichlautend überlieferte Erklärungen von Maximilian Stadler, der aus zweiter Hand berichtet, Constanze habe Süßmayr einige „Zettelchen“ mit Noten darauf gegeben, die sie auf Mozarts Pult gefunden hatte.17 Einige Teile der autographen Partitur Süßmayrs lassen allerdings substanzielle Korrekturen in den Vokalstimmen erkennen, was die These abschwächt, er habe mit vorgegebenem Material gearbeitet; im ersten Osanna wurde sogar das Fugenthema verändert.18 Falls für diese Sätze wirklich Skizzen Mozarts existiert haben sollten, so können diese nicht sonderlich umfangreich gewesen sein. Ein einzelnes autographes Skizzenblatt für das Requiem ist tatsächlich überliefert; sein Inhalt wurde von Süßmayr jedoch nicht verwendet, und vermutlich war ihm die Skizze gar nicht bekannt.19 Neben einem Entwurf zur Ouvertüre der Zauberflöte enthält das Blatt eine kanonische Ausarbeitung der Singstimmen in den Takten 7–11 des Rex tremendae und eine Skizze zu einer Amen-Fuge, die anderweitig nicht bekannt ist, unzweifelhaft aber als Abschluss der Sequenz gedacht war. Mozart hatte in der Amen-Skizze augenscheinlich Schwierigkeiten mit der engen Lage der Stimmen, und es ist unklar, ob der Komponist ernsthaft daran dachte, sie in der bestehenden Form in das Requiem zu integrieren. Nach Beendigung der Arbeit am Requiem vom Dies irae bis zum Lux aeterna fügte Süßmayr seine eigene Niederschrift mit dem Originalmanuskript Mozarts von Introitus und Kyrie zu einer vollständigen Partitur zusammen, der sogenannten Ablieferungspartitur. Überdies ergänzte er einige Generalbassbezifferungen im Orgelpart des Kyrie und versah die erste Seite schließlich mit einer – wenig gelungenen – Imitation von Mozarts Unterschrift und der Jahresangabe 1792. Bevor die so entstandene Gesamtpartitur an Wallsegg übergeben wurde, ließ Constanze Mozart noch mindestens zwei Abschriften erstellen, wobei sie allerdings der Exklusivität, die zwischen Mozart und dem Grafen ausdrücklich vereinbart worden war, zuwiderhandelte. Mozarts eigenhändige Partitur, heute als Arbeitspartitur bezeichnet, verblieb in Wien, getrennt von jenem ersten Manuskriptteil (Introitus und Kyrie), der nun der Ablieferungspartitur für Wallsegg einverleibt worden war. Ob Süßmayr die Abgabefrist (Mitte März 1792), die Constanze Mozart ehedem Eybler gesetzt hatte, einhalten konnte, ist unklar.20 Die erste bekannte Aufführung des vollständigen Werkes fand am 2. Januar 1793 in einem Benefizkonzert für Constanze und ihre Kinder statt, das Baron van Swieten organisiert hatte. Für diese Aufführung stellte die Witwe ihr persönliches Partiturexemplar zur Verfügung; gleiches geschah für ein Konzert am 20. April 1796 in Leipzig. Wie diese beiden Aufführungen so sorgten auch zwei an den preußischen König und an den sächsischen Kurfürsten gesandte Abschriften bereits vor Drucklegung für eine Verbreitung des Requiems. Innerhalb weniger Jahre folgten weitere Aufführungen im Stift Kremsmünster (möglicherweise unter Mitwirkung Süßmayrs), in Graz, Hamburg, Dresden, Berlin und wohl auch in Prag und München. Wallsegg selbst ließ das VII Requiem offenbar am 14. Dezember 1793 in der Abteikirche in Wiener Neustadt zu Gehör bringen; es folgte eine weitere Aufführung am 14. Februar 1794, dem dritten Todestag der Gräfin, in der Kirche Maria Schutz auf dem Semmering, wo das Paar 1786 geheiratet hatte.21 Dass Wallsegg das Werk bis zu seinem Tod 1827 nochmals zur Aufführung gebracht hätte, ist nicht bekannt. Der Erstdruck des Requiems erschien in der ersten Hälfte des Jahres 1800 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig; unter anderem wurde dafür eine Partiturabschrift aus Constanze Mozarts Besitz verwendet. Um dem Werk – vor allem im weltlichen Bereich – zu größerem kommerziellem Erfolg zu verhelfen, wurde dem lateinischen Text eine deutsche Übersetzung unterlegt, die von dem Hamburger Pastor Johann Arnold Minder stammte. Zwei weitere, frei verfasste deutsche Übersetzungen waren ebenfalls enthalten.22 Mehr als 100 Erstdruck-Exemplare sind bis in unsere Tage erhalten geblieben – ein Beweis für die traurige Berühmtheit, die das Requiem von Anfang an umgab. Bei der Vorbereitung dieser Ausgabe erhielt ich wertvolle Ratschläge und Unterstützung von Ian Allan, David Buch, Michaela Jahn, Clemens Kemme, Ulrich Leisinger, Michael Lorenz, Joshua Rifkin, Ingrid Schubert und Christoph Wolff. Ihnen gilt mein herzlicher Dank, ebenso den Mitarbeitern der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, des Stiftes Kremsmünster, der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main und der National Széchényi Library in Budapest. Die Edition widme ich dem Andenken an Gustav Leonhardt (1928–2012). Cambridge, August 2012 David Black (Übersetzung: Anja Bühnemann / Arne Muus) * Mittlerweise ist klar, dass das traditionelle Bild von Süßmayr als einem vertrauten Schüler, der bei der Vervollständigung des Requiems den detaillierten Anweisungen und schriftlichen Skizzen seines Meisters getreulich folgte, nicht länger aufrechtzuerhalten ist. Bei allen Mängeln von Süßmayrs Ergänzungsfassung bleibt sie doch das einzige Dokument, in dem Anweisungen oder schriftliche Angaben Mozarts, sofern es sie gegeben hat, überliefert sein könnten. Ihre historische Stellung gestattet uns einen direkten Einblick in das, was „Mozarts Requiem“ in den vergangenen zwei Jahrhunderten ausmachte. Die vorliegende Edition basiert auf neuesten Forschungen, macht – ohne Beeinträchtigung der Lesbarkeit – die jeweiligen kompositorischen Anteile von Mozart, Süßmayr und Dritten im Schriftbild nachvollziehbar und bewahrt die substantiellen Charakteristika der Quelle auch im modernen editorischen Gewand. Hauptquelle für die vorliegende Neuedition ist die von Constanze Mozart an den Grafen Wallsegg gesandte Ablieferungspartitur. Das hauptsächlich von der Hand Süßmayers stammende Manuskript ist heute im Besitz der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Mozarts Partiturskizze von Sequenz (Dies irae bis Lacrimosa) und Offertorium (Domine Jesu und Hostias) diente als Vergleichsquelle für die entsprechenden Werkteile. Der Erstdruck von Breitkopf & Härtel hatte auf bisherige Ausgaben großen Einfluss, doch weist er viele unnötige Eingriffe im Notentext auf – mit der Absicht, Süßmayrs bisweilen unorthodoxe Stimmführung zu glätten. Auch wenn manche Verbesserung des Erstdrucks in die vorliegende Ausgabe übernommen wurde, bleibt es deren grundsätzliches Ziel, dichter an der Ablieferungspartitur zu bleiben als dies bei früheren Editionen der Fall war. So wurde etwa die unregelmäßige Notation der Generalbassbezifferung beibehalten; auch wird eine neue Lösung für die problematische Notation der Bassetthörner angeboten. Süßmayrs Zusätze zu den Instrumental- und Vokalstimmen, soweit erkennbar, werden in der Partitur durch eckige Klammern kenntlich gemacht. Weitere Informationen zu diesen für die Aufführungspraxis oftmals schwierigen Problemen und Fragestellungen finden sich im Kritischen Bericht (S. 172 ff.). Die Dokumente und Quellen, auf denen das vorliegende Vowort basiert, sind mehrheitlich zu finden in Christoph Wolff: Mozarts Requiem: Geschichte · Musik · Dokumente · Partitur des Fragments, Kassel 1991, S. 115–174. Die wichtigste Quelle für die Entstehungsgeschichte des Requiems im Zusammenhang mit Wallsegg ist ein Bericht des Lehrers und Chorleiters Anton Herzog (ca. 1771–1850), der bei den Aufführungen des Grafen beteiligt war. Herzogs Bericht wurde in Auszügen bereits im 19. Jahrhundert publiziert und seither verschiedentlich „wiederentdeckt“. Vgl. auch Andrea Worliz-Wellspacher: Der Bote des Requiembestellers, in: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 197–219, und Walther Brauneis: „Dies irae, Dies illa – Tag des Zorns, Tag der Klage“. Auftrag, Entstehung und Vollendung von Mozarts „Requiem“, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 47/48 (1991/92), S. 33–50. 2 Die Todesursache war „hitziges Faulfieber“; es gibt bislang keine Anhaltspunkte für die Theorie, die Gräfin sei im Kindbett gestorben. Die Grabstätte auf der Stuppacher Au, zwischen Wallseggs Schloss und dem Dorf Gloggnitz gelegen, wurde im 19. Jahrhundert zerstört, die Baupläne Henricis existieren jedoch noch. Vgl. Alexandra Smetana: Grabdenkmäler des Wiener Klassizismus (Diplomarbeit, Universität Wien, 2008), S. 65–73. 1 VIII Wallsegg besaß in Wien am Hohen Markt ein Haus, in dem eine Etage von Michael Puchberg gemietet war, der Mozart ab 1788 namhafte Geldsummen lieh; im Dezember 1791 verkaufte Wallsegg das Haus an Franz von Natorp, einen weiteren Bekannten Mozarts, der zuvor ebenfalls einige Jahre in dem Haus gewohnt hatte. Von Wallsegg, der 1786 nach dem Tod des Vaters an dessen Stelle trat, ist nicht bekannt, dass er einen regulären Wohnsitz in der Hauptstadt unterhielt. – Zu Mozarts Beschäftigung mit geistlicher Musik in Wien siehe David Black: Mozart and the Practice of Sacred Music, 1781–91 (Diss., Harvard University, 2007). 4 Vgl. Worliz-Wellspacher: Der Bote des Requiembestellers und Walther Brauneis: Franz Graf Wallsegg – Mozarts Auftraggeber für das Requiem: Neue Forschungsergebnisse zur Musikpflege auf Schloß Stuppach, in: Musik Mitteleuropas in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, hrsg. von Pavol Polák, Bratislava 1993, S. 207–221. 5 Vgl. Otto Biba: Par Monsieur François Comte de Wallsegg, in: Mitteilungen der Internationalen Stiftung Mozarteum 29 (1981), S. 34–50. 6 Dieser Brief ging verloren, wie auch alle übrigen Briefe Wallseggs an Mozart, doch Constanze und Mozarts früher Biograph Niemetschek erwähnen sie. Mozarts Biograph Otto Jahn identifizierte Leitgeb als den Abgesandten, offenbar unter Bezugnahme auf den Dichter Franz Grillparzer, den Jahn persönlich gekannt hatte; vgl. Otto Jahn: W. A. Mozart, 4 Bde., Leipzig 1856–1859, Bd. IV, S. 566. Die ausgeschmückte Version, derzufolge der Auftrag von einem „grauen Boten“ erteilt worden sei, ist eine Erfindung des Leipziger Kritikers Friedrich Rochlitz. 7 Vgl. Michael Lorenz: Freystädtler’s Supposed Copying in the Autograph of K. 626: A Case of Mistaken Identity. Vortrag beim Kongress Mozart’s Choral Music: Composition, Contexts, Performance, Bloomington, 12. Februar 2006; vgl. auch Black: Mozart and the Practice of Sacred Music, S. 406–408. Der eine Schreiber war offenbar für die Holzbläser- und Streicherstimmen verantwortlich, der andere für die Trompeten und Pauken. Hinter Letzterem wird im Allgemeinen die Person Süßmayrs gesehen, doch bedarf dies weiterer Forschungen. 8 Erste Belege für diesen Gottesdienst finden sich in Walther Brauneis: Unveröffentlichte Nachrichten zum Dezember 1791 aus einer Wiener Lokalzeitung, in: Mitteilungen der Internationalen Stiftung Mozarteum 39 (1991), S. 165–168; vgl. auch Black: Mozart and the Practice of Sacred Music, S. 376–415. Auf die bevorstehende Aufführung in St. Michael wird auch in der nach aktuellem Forschungsstand frühesten gedruckten Erwähnung des Requiems hingewiesen, erschienen am 27. Dezember 1791 in der politischen Zeitschrift Der Baierische Landbot: Eine Wochenschrift für alle Stände, München 1790–1792. 9 Ein Alleluia für Bass und Orchester (SmWV 127), wahrscheinlich für Francesco Benucci geschrieben, der bei der Premiere mehrerer MozartOpern in führenden Rollen mitwirkte. 10 Zu Süßmayrs Biographie siehe Henry Hausner: Franz Xaver Süßmayr, Wien 1964; Rosemary Hilmar: Das Bierhaus „Zum grünen Baum“, die gefährliche Gesellschaft und Franz Xaver Süßmayr als Zeuge vor Gericht im Spiegel seiner Zeit, in: Wiener Figaro 54, Nr. 3/4 (1997): S. 3–22; Johann Winterberger: Franz Xaver Süssmayr: Leben, Umwelt und Gestalt, Frankfurt/M. 1999. Einen Überblick über Süßmayrs Schaffen bieten Erich Duda: Das musikalische Werk Franz Xaver Süßmayrs. Thematisches Werkverzeichnis, Kassel 2000, und die Ergänzungen auf <http://www.suessmayr.at>. 11 Süßmayr wird üblicherweise als jener „Schüler“ identifiziert, der – laut Mozarts frühem Biograph Franz Niemetschek – für die Secco-Rezitative in La Clemenza di Tito verantwortlich war. Mangels Primärquellen ist es allerdings unmöglich, die Identität dieses „Schülers“ zu beweisen. Über das Requiem hinaus ist nur ein einziger Fall belegt, bei dem Süßmayr mit Mozarts Notentexten in Kontakt kam, nämlich seine „Ergänzung“ (vielmehr eine Neukomposition) des Rondos für Horn KV 514 (SmWV 502). 3 Denkbar wäre auch, dass Süßmayr mit einer heute verschollenen Komplett- oder Teilabschrift der Partitur arbeitete, die von Mozarts Autograph angefertigt worden sein könnte, bevor oder nachdem Eybler darin Zusatzeintragungen vorgenommen hatte. Vgl. Kritischen Bericht. 12 Vgl. Wilhelm A. Bauer, Otto Erich Deutsch et al., Mozart: Briefe und Aufzeichnungen, 8 Bde., Kassel 2005, Bd. VI, S. 725. 13 Wolff: Mozarts Requiem, S. 145. Einem Bericht Constanze Mozarts zufolge entsprach die Wiederverwendung des Kyrie für das „Cum sanctis“ dem Wunsch Mozarts (ebenda, S. 138). Manche Forscher schlossen aus Süßmayrs Gebrauch des Wortes verfertigt, dass seine Arbeit auf bereits existierendem Material von Mozart basiert haben müsse. Viele Musiker (darunter J. S. Bach) verwendeten dieses Wort jedoch in der gewöhnlichen Bedeutung von „komponiert“, ohne damit die Beteiligung eines Dritten zu implizieren. 14 Süßmayr bezeichnete das Werk als „ein Operett, genannt der rauschige Hans von dem seeligen Hrn. P. Maurus Lindemayr, wozu ich hier [Wien] unter der Leitung des seeligen, unsterblichen Mozarts die Musik setzte“; Hausner: Franz Xaver Süßmayr, S. 40. Das Autograph dieser Oper (heute im Stift Seitenstetten) zeigt keine Eintragungen, die auf Mozart hindeuten. 15 Zu dieser Zeit war Süßmayr vorübergehend am Burgtheater beschäftigt, wodurch die Möglichkeiten, sich am 4. Dezember 1791 mit Mozart auszutauschen, beschränkt gewesen sein mochten; vgl. Black: Mozart and the Practice of Sacred Music, S. 364–367. Die Behauptung, am Morgen dieses Tages habe eine Probe des Requiems „am Totenbett“ stattgefunden, rührt von einem 35 Jahre nach diesem angeblichen Ereignis geschriebenen und anonym verfassten Nachruf auf den Tenor Benedikt Schack her. Viele faktische Details darin sind falsch, sodass der Wahrheitsgehalt des Nachrufs insgesamt in Frage zu stellen ist. 16 Die erste Erklärung wird zitiert in Wolff: Mozarts Requiem, S. 152 ff., die zweite in Karl Wagner (Hrsg.): Abbé Maximilian Stadler: seine „Materialien zur Geschichte der Musik unter den österreichischen Regenten“, Kassel 1974, S. 142. Zu diesen „Zettelchen“ könnte die unvollendete Partitur des oben erwähnten Rondos für Horn KV 514 gehört haben. Constanze Mozart hielt später, unter dem Einfluss der Angaben Stadlers, die Hypothese für denkbar, dass Süßmayr auf Mozarts Fragmente („Trümmer“) zum Sanctus gestoßen sein könnte. 17 Vgl. Richard Maunder: Süßmayr’s Work in Mozart’s Requiem: A Study of the Autograph Score, in: Mozart-Studien 7 (1997), S. 57–80. 18 19 Heute in der Staatsbibliothek zu Berlin; siehe Kritischen Bericht. Eine Notiz des preußischen Botschafters vom 4. März 1792, durch die der Erhalt von Partituren Mozarts bestätigt wird, wurde als Indiz dafür gewertet, dass das Requiem zu jenem Zeitpunkt vollständig vorlag. Diese Interpretation des Dokumentes ist allerdings problematisch. 20 Wallsegg soll seinerseits eine eigene Abschrift der Partitur herstellen lassen haben, die später als Erbteil an seine Schwester überging und heute bedauerlicherweise als verloren gelten muss. Jahn gibt ohne Nennung von Quellen an, diese Partitur sei überschrieben gewesen mit „Requiem composto del Conte Walsegg“ (W. A. Mozart, Bd. IV, S. 694, Anm. 32). 21 Zur Identifizierung Minders als Autor der anonymen unterlegten Übersetzung siehe C. F. Schwenkes Werkrezension in der Allgemeinen musikalischen Zeitung 4 (1801/02), S. 1–11, 23–31, hier S. 29. Die Schilderung, der Leipziger Thomaskantor Johann Adam Hiller habe sein persönliches Druckexemplar mit der Aufschrift „Opus summum viri summi“ versehen, dürfte eine Erfindung von Friedrich Rochlitz sein; vgl. dessen Nachruf auf Hiller in AMZ 6 (1803/04), S. 845–858, 861–872, hier S. 857 f., und die später erweiterte Darstellung in Für Freunde der Tonkunst, 4 Bde., Leipzig 1824–1832, Bd. I, S. 26 f. 22 Preface The Requiem K. 626, Mozart’s only setting of the missa pro defunctis, was commissioned by Count Franz von Wallsegg (1763–1827).1 Wallsegg’s wife, Anna (née Prenner von Flammberg, b. 1770), had died on 14 February 1791 at the family seat in Stuppach, and the Count determined to create an appropriate memorial for her. The sculptors Benedikt Henrici (1746–99) and Johann Martin Fischer (1740–1820) were brought in to design and construct an elaborate tomb, in which the Countess was interred on March 27;2 at the same time, Wallsegg had the idea of commissioning a musical setting of the requiem mass, to be performed on anniversaries of her death. The Count’s choice of Mozart may have occurred through the urging of mutual acquaintances; although Mozart had not maintained a high profile as a composer of church music in Vienna, he had shown an increasing interest in the genre since the late 1780s.3 The Count was an enthusiastic amateur musician, and surviving portions of his music archive show that he obtained the latest music from Viennese music dealers, including works by Mozart, throughout the 1780s and 90s.4 Wallsegg was occasionally in the habit of anonymously procuring works directly from their composers, for which he retained the sole ownership; the Count’s musicians would humour him that he himself was the author.5 By late August 1791, Wallsegg’s Viennese lawyer Johann Nepomuk Sortschan had organized such a commission from Mozart via an anonymous letter, allegedly hand-delivered by Wallsegg’s estate manager Franz Anton Leitgeb (1744–1812).6 Mozart requested a fee of 50 ducats (225 florins), half of the usual fee for an opera; 25 ducats may have been paid in advance. Mozart did not begin work on the Requiem until late September or October, when he returned to Vienna after the first productions of La Clemenza di Tito in Prague. He fell ill towards the end of November, and died in the early morning of 5 December, the Requiem still unfinished. In the late stages of his illness, it is difficult to believe that Mozart did not reflect on the irony of writing a Requiem while facing lengthy incapacitation and possibly death. However, this should not be taken as his general state of mind while writing the mass, a time punctuated by several inspiring events including the successful first run of Die Zauberflöte. Following his usual procedure, Mozart began the composition of the Requiem by writing the vocal parts and continuo into the score in full, leaving most of the instrumental staves blank with the expectation of filling them in later. By his death, Mozart had completed the Introit and Kyrie, all but the last movement of the Sequence (from Dies irae to Confutatis), and the Offertorium (Domine Jesu and Hostias) in this form. In addition, he had completely orchestrated the Introit and written only the first eight bars of the Lacrimosa in its vocal-continuo form. Soon after Mozart’s death, the instrumentation of the Kyrie was completed in the composer’s score by two further hands; although one hand was previously identified incorrectly as Mozart’s student Franz Jakob Freystädtler, the identification of both remains uncertain.7 The reason for this activity may have been a memorial service for Mozart that took place at the church of St Michael on 10 December, at which some form of the Requiem is alleged to have been performed.8 Mozart’s widow Constanze soon began searching for a suitable composer to complete the work. She settled on Joseph Eybler (1765–1846), who had been involved with a number of musical projects by Mozart and tended him in his last illness; Mozart had written a glowing testimonial for him in 1790. Eybler contracted with Constanze on 21 December 1791 to complete the Requiem ‘by the middle of the coming Lent,’ i.e. mid-March 1792. He was able to complete the missing string parts from the Dies irae to Confutatis, in addition to a number of passages for the woodwind and brass, entered directly into Mozart’s autograph score. Eybler also added two bars to Mozart’s unfinished Lacrimosa before abandoning the completion and handing the score back to Constanze, perhaps due to his appointment as regens chori at the Karmeliterkirche (St Josef) in early 1792. Constanze next turned to Franz Xaver Süssmayr (1766–1803). Süssmayr had moved to Vienna by 1788 and may have met Mozart for the first time in 1790, when they both contributed recitatives to a pasticcio opera based on Guglielmi’s La quacquera spirituosa (K. deest/SmWV 285). Although he is known to have written only one sacred piece in Vienna prior to the Requiem commission,9 Süssmayr had composed extensively for the church during his later student years at Kremsmünster (c. 1784–88) and could hardly be described as an inexperienced practitioner in this form.10 Mozart’s only known references to Süssmayr date from mid-1791, when Süssmayr was engaged as a copyist preparing material for Die Zauberflöte. Although many reports from the 1790s describe Süssmayr as Mozart’s pupil, no surviving independent sources from Mozart’s lifetime support this claim.11 The many uncomplimentary and teasing references to Süssmayr in Mozart’s late letters suggest his attitude was primarily one of detached bemusement rather than respect for a trusted amanuensis. Upon delivery of the Requiem score from Constanze, Süssmayr did not continue Eybler’s work but began afresh with a new completion of his own. Since the Introit and Kyrie were already probably complete, it seems that he began by copying out Mozart’s draft from the Dies irae onwards, omitting Eybler’s additions as he proceeded.12 Süssmayr’s orchestration may owe something to Eybler’s work, but as Eybler had left most of the woodwind and brass parts blank after the Dies irae and had written nothing for the Domine Jesu and Hostias, his work was of only limited use in preparing the new completion. In addition to the necessary task of filling in the orchestration, Süssmayr faced a more daunting challenge: finishing Mozart’s Lacrimosa, which broke off after its eighth bar, and providing settings of the Sanctus, Benedictus, Agnus Dei and Lux aeterna, movements for which Mozart had provided nothing in full score. For the past 200 years it has been a matter of unresolvable and interminable debate whether the movements produced by Süssmayr were created solely from his own imagination or made use of hypothetical lost sketches by Mozart. Those for the existence of Mozart sketches have typically argued for the high quality of certain passages, particularly in the Agnus Dei, and observed instances of motivic integration supposedly consistent with the design of those movements drafted by Mozart. According to proponents, features such as these were beyond the capabilities of Süssmayr. Those against hypothetical Mozart sketches share a low opinion of Süssmayr but disagree on the merits of the disputed movements, pointing to their alleged limited inspiration and technical incompetence, often citing the very same passages singled out by sketch proponents for particular praise. X Süssmayr himself was consistent in describing the Sanctus, Benedictus, Agnus Dei and the completion of the Lacrimosa as his own work. He may have told Mozart’s biographer Franz Niemetschek of the distinction as early as 1794,13 and it was known to the musicians who performed the Requiem at Stift Kremsmünster in 1796. Süssmayr’s most extended testimony concerning his role is a letter written to the publisher Breitkopf & Härtel in 1800, in which he stated that ‘the Sanctus, Benedictus and Agnus Dei were wholly prepared [verfertigt] by me; but, in order to give the work greater uniformity, I took the liberty of repeating the Kyrie fugue at the line “cum sanctis” etc.’ In addition, Süssmayr claimed that Mozart had ‘frequently sung and played through with [me] the movements that were already composed ... frequently talked to me about the detailed working of this composition, and explained to me the how and the wherefore of his instrumentation.’14 This claim must be treated with caution, as Süssmayr was not averse to exaggerating his relationship with Mozart: in a letter of August 1797 he claimed that he had written an opera, Der rauschige Hans (SmWV 208) under the supervision of Mozart. In fact, the autograph of the opera is dated March 1788, probably before Mozart and Süssmayr had met.15 More than 30 years after the event, Mozart’s sister-in-law Sophie Haibel recalled seeing Süssmayr at the composer’s bedside on the night of 4 December 1791, with Mozart explaining how the Requiem should be completed. The veracity of this report, as for an even later one by Constanze of herself, Süssmayr and Mozart singing through parts of the Requiem during Mozart’s last illness, must remain in question.16 Likewise, the documentary evidence for the existence of Mozart sketches for the later part of the Requiem is weak, consisting of two similarly worded hearsay statements by Maximilian Stadler that Constanze gave Süssmayr some scraps of paper (Zettelchen) with music on them that she had found on Mozart’s desk.17 Some parts of Süssmayr’s autograph score bear substantial corrections in the vocal parts, undermining the case for pre-existing Mozartian material; in the first Osanna, even the fugue subject itself was subject to change.18 If Mozart sketches for these movements did once exist, it is unlikely that they were very extensive. A single sketch-leaf in Mozart’s hand does in fact survive for the Requiem, but its contents were not used by Süssmayr and may have been unknown to him.19 In addition to a sketch for the overture to Die Zauberflöte, the leaf contains a working-out of the canonic writing for the voices in bars 7–11 of the Rex tremendae and a sketch for an otherwise unknown Amen fugue, undoubtedly intended to close the Sequence. Mozart evidently had difficulty with the closely-spaced disposition of the voices in the Amen sketch and it is unclear whether the composer seriously envisaged including it in the Requiem in its present form. Having finished his work on the Requiem from the Dies irae to the Lux aeterna, Süssmayr attached Mozart’s pre-existing manuscript of the Introit and Kyrie in order to create the complete Ablieferungspartitur (‘delivery score’). In addition, he probably added some missing figuring to the organ part in the Kyrie and attempted a rather unconvincing imitation of Mozart’s signature and the date 1792 on the opening page. Before handing over this score to Wallsegg, Constanze had at least two copies made, breaking the spirit and possibly the letter of the exclusive agreement between Mozart and the Count. Mozart’s own draft manuscript, now known as the Arbeitspartitur (‘working score’) stayed in Vienna, apart from the opening portion (Introit and Kyrie) which now formed part of Wallsegg’s delivery score. It is not clear whether Süssmayr was able to meet the deadline of mid-March 1792 that Constanze had agreed with Eybler.20 The first known complete performance of the Requiem took place on 2 January 1793 at a benefit concert for Constanze and her children, organized by Baron van Swieten. The score was provided by the widow, who furnished her personal copy again for a performance in Leipzig on 20 April 1796. These performances, as well as copies sent to the King of Prussia and the Elector of Saxony allowed the Requiem to get ‘into the wild’ well before its publication. Further performances were mounted at Stift Kremsmünster (probably with the involvement of Süssmayr), Graz, Hamburg, Dresden, Berlin and possibly Prague and Munich over the next few years. Wallsegg’s first performance of the Requiem is said to have occurred on 14 December 1793 at the Abbey Church in Wiener Neustadt. It was followed by a further performance on 14 February 1794, the anniversary of the Countess’ death, at the church of Maria Schutz on Semmering, where the couple had married in 1786.21 Wallsegg is not known to have mounted any further performances of the work before his death in 1827. The Requiem was first published by the Leipzig house of Breitkopf & Härtel in the first half of 1800, using inter alia a manuscript copy provided by Constanze. In order to make the piece more commercially attractive, particularly in a secular context, a German translation by the Hamburg pastor Johann Arnold Minder was underlaid beneath the Latin text, and two further free translations into German were also provided.22 More than 100 copies of the original print survive today, a testament to the notoriety surrounding the Requiem from its inception. * It is now clear that the traditional picture of Süssmayr as a trusted pupil faithfully completing the Requiem following his master’s in-depth instructions and extensive written sketches can no longer be sustained. Yet, whatever the shortcomings of Süssmayr’s completion, it is the only document that may transmit otherwise lost directions or written material from Mozart. Its historical status also offers us the most direct insight into what ‘Mozart’s Requiem’ has been for the past two centuries. This edition, taking advantage of recent research, aims to identify the relative contributions of Mozart, Süssmayr and others without sacrificing readability, and preserve the substantive characteristics of the sources while conforming to modern notational conventions. The principal source for this edition is the ‘delivery score’ of the Requiem that Constanze sent to Count Wallsegg, mainly in the hand of Süssmayr and held today by the Österreichische Nationalbibliothek, Vienna. Mozart’s draft score of the Sequence (from Dies irae to Lacrimosa) and Offertorium (Domine Jesu and Hostias) has served as a comparison source for those sections. The Breitkopf & Härtel print has previously been very influential in editions of the Requiem, but it makes many unnecessary changes to the text in the interests of smoothing over Süssmayr’s more unorthodox part writing. While a number of its emendations have been adopted here, the edition in general aims to rely more closely on the ‘delivery score’ than previous editions. Thus, for example, the variable notation of the continuo figuring has been retained, and a new solution for the problematic notation of the basset horns has been adopted. Süssmayr’s contributions to the instrumental and vocal parts, to the extent that they can be identified, are indicated XI in the score by square brackets. More information about these often difficult issues and questions of performance practice can be found in the Critical Report (pp. 175 ff.). In the preparation of this edition I have benefited from the advice and encouragement of Ian Allan, David Buch, Michaela Jahn, Clemens Kemme, Ulrich Leisinger, Michael Lorenz, Joshua Rifkin, Ingrid Schubert and Christoph Wolff. I am also grateful to the staff of the Österreichische Nationalbibliothek, Stift Kremsmünster, Universitätsbibliothek Frankfurt am Main and National Széchényi Library, Budapest for the provision of materials. This edition is dedicated to the memory of Gustav Leonhardt (1928–2012). Cambridge, August 2012 David Black 1 The majority of documentary sources on which this Preface is based may be found in Christoph Wolff, Mozart’s Requiem: Historical and Analytical Studies, Documents, Score (Oxford, 1994), 113–174. The most important source for the history of the Requiem from Wallsegg’s perspective is an account by the teacher and choirmaster Anton Herzog (c. 1771–1850), who took part in the Count’s performances. Extracts of Herzog’s narrative were already published in the 19th century, but it has been repeatedly ‘discovered’ since then. See also Andrea Worliz-Wellspacher, ‘Der Bote des Requiembestellers,’ Wiener Geschichtsblätter 45 (1990): 197–219 and Walther Brauneis, ‘“Dies irae, Dies illa – Tag des Zornes, Tag der Klage”: Auftrag, Entstehung und Vollendung von Mozarts “Requiem”,’ Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 47–48 (1991–1992): 33–50. 2 The cause of death was ‘hitziges Faulfieber’; there is no evidence at present to support the suggestion that the Countess died in childbirth. The tomb, located on the Stuppacher Au between Wallsegg’s palace and the village of Gloggnitz, was demolished in the 19th century, but Henrici’s plan is still extant. See Alexandra Smetana, ‘Grabdenkmäler des Wiener Klassizismus’ (Diplomarbeit, Universität Wien, 2008), 65–73. 3 Wallsegg owned a house on Vienna’s Hoher Markt, one floor of which was rented by Michael Puchberg, who loaned Mozart substantial sums of money from 1788; in December 1791 Wallsegg sold the house to Franz von Natorp, another friend of the composer who had already been living there for a number of years. Following his father’s death in 1786, Wallsegg himself is not known to have maintained a regular home in the capital. – On Mozart’s engagement with sacred music in Vienna, see David Black, ‘Mozart and the Practice of Sacred Music, 1781–91’ (PhD diss., Harvard University, 2007). 4 See Worliz-Wellspacher, ‘Der Bote des Requiembestellers’ and Walther Brauneis, ‘Franz Graf Wallsegg – Mozarts Auftraggeber für das Requiem: Neue Forschungsergebnisse zur Musikpflege auf Schloß Stuppach,’ Musik Mitteleuropas in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, ed. Pavol Polák (Bratislava, 1993), 207–221. 5 See Otto Biba, ‘Par Monsieur François Comte de Wallsegg,’ Mitteilungen der Internationale Stiftung Mozarteum 29 (1981): 34–50. 6 The letter (and further letters from Wallsegg to Mozart) are lost, but are referred to by Constanze and Mozart’s early biographer Niemetschek. Mozart’s biographer Otto Jahn identified Leitgeb as the emissary, apparently on the authority of the poet Franz Grillparzer who had known him personally; Otto Jahn, W. A. Mozart, 4 vols. (Leipzig, 1856–1859), IV.566. The embellished version of the commission with a mysterious ‘grey messenger’ is an invention by the Leipzig critic Friedrich Rochlitz. 7 Michael Lorenz, ‘Freystädtler’s Supposed Copying in the Autograph of K. 626: A Case of Mistaken Identity,’ paper presented at the conference Mozart’s Choral Music: Composition, Contexts, Performance, Bloomington, 12 February 2006; Black, ‘Mozart and the Practice of Sacred Music,’ 406–408. One hand was apparently responsible for the woodwind and string parts, the other for the trumpets and timpani. The latter hand is generally identified as Süssmayr’s but the matter requires further investigation. 8 Documentation of this service was first reported in Walther Brauneis, ‘Unveröffentliche Nachrichten zum Dezember 1791 aus einer Wiener Lokalzeitung,’ Mitteilungen der Internationale Stiftung Mozarteum 39 (1991): 165–168; see also Black, ‘Mozart and the Practice of Sacred Music,’ 376–415. An upcoming performance at St Michael is also mentioned in the first known printed reference to the Requiem, which appeared in the political periodical Der Baierische Landbot: Eine Wochenschrift für alle Stände (Munich, 1790–1792) on 27 December 1791. 9 An Alleluia for bass and orchestra (SmWV 127), apparently intended for Francesco Benucci, who created a number of roles in Mozart’s operas. 10 On Süssmayr’s biography, see Henry Hausner, Franz Xaver Süßmayr (Vienna, 1964); Rosemary Hilmar, ‘Das Bierhaus Zum Grünen Baum, die gefährliche Gesellschaft und Franz Xaver Süßmayr als Zeuge vor Gericht im Spiegel seiner Zeit,’ Wiener Figaro 54, nos. 3/4 (1997): 3–22; Johann Winterberger, Franz Xaver Süssmayr: Leben, Umwelt und Gestalt (Frankfurt, 1999). For a catalogue of Süssmayr’s music, see Erich Duda, Das musikalische Werk Franz Xaver Süßmayrs. Thematisches Werkverzeichnis (Kassel, 2000) and the supplements at <http://www.suessmayr.at>. 11 Süssmayr is traditionally identified as the ‘student’ who, according to Niemetschek, was responsible for the secco recitatives in La Clemenza di Tito. In the absence of primary sources it is impossible to confirm the identity of this ‘student.’ Süssmayr’s only confirmed involvement with Mozart’s music outside the Requiem is his ‘completion,’ amounting to a recomposition, of the Horn Rondo K. 514 (SmWV 502). 12 Alternatively, it is possible that Süssmayr worked from a now-lost copy of Mozart’s autograph for some or all of the Requiem, which could have been produced before or after Eybler had made additions to the score; see Critical Report. 13 See Wilhelm A. Bauer, Otto Erich Deutsch et al., Mozart: Briefe und Aufzeichnungen, 8 vols. (Kassel, 2005), VI.725. 14 Wolff, Mozart’s Requiem, 146. According to Constanze, Süssmayr’s reuse of the Kyrie for the Cum sanctis was at Mozart’s request; Wolff, Mozart’s Requiem, 139. Some commentators have inferred from Süssmayr’s use of verfertigt that his work was based on pre-existing material by Mozart. However, many musicians (including J. S. Bach) used this term in the conventional sense of ‘composed,’ with no implication of multiple authorship. 15 Süssmayr described the work as ‘ein Operett, genannt der rauschige Hans von dem seeligen Hrn. P. Maurus Lindemayr, wozu ich hier [Wien] unter der Leitung des seeligen, unsterblichen Mozarts die Musik setzte’. Hausner, Franz Xaver Süßmayr, 40. The autograph of the opera, now at Stift Seitenstetten, shows no evidence of Mozart’s involvement. 16 At this time Süssmayr had a temporary position at the Burgtheater, and his opportunities to converse with Mozart on 4 December 1791 may have been limited; see Black, ‘Mozart and the Practice of Sacred Music,’ 364–367. The unrelated report that a ‘death-bed rehearsal’ of the Requiem took place earlier that day derives from an anonymous obituary for the tenor Benedikt Schack published more than 35 years after the alleged event. Many of the factual details in the obituary are incorrect and its veracity is equally in question. 17 The first statement is quoted in Wolff, Mozart’s Requiem, 152 ff., the second in Karl Wagner (ed.) Abbé Maximilian Stadler: seine ‘Materialien zur Geschichte der Musik unter den österreichischen Regenten’ (Kassel, 1974), 142. These papers could have included the incomplete score of the Horn Rondo K. 514, mentioned above. Constanze, writing under the influence of Stadler’s statement, later acknowledged the hypothetical possibility that Süssmayr could have found Mozartian fragments (Trümmer) for the Sanctus; Wolff, Mozart’s Requiem, 170. 18 See Richard Maunder, ‘Süßmayr’s Work in Mozart’s Requiem: A Study of the Autograph Score,’ Mozart-Studien 7 (1997): 57–80. 19 Now in the Staatsbibliothek zu Berlin; see Critical Report. 20 A note by the Prussian ambassador dated 4 March 1792 acknowledging receipt of scores by Mozart has been taken as an indication that the Requiem was complete by this date, but the interpretation of this document is problematic. 21 Wallsegg is said to have made his own copy of the score, which was inherited by his sister but is now unfortunately lost. According to Jahn, who gave no source, the score was headed ‘Requiem composto del Conte Walsegg’; Jahn, W. A. Mozart, IV.694n32. 22 On the identification of the anonymous underlaid translation as Minder’s, see C. F. Schwenke’s review of the print in the Allgemeine musikalische Zeitung 4 (1801–1802): 1–11, 23–31 at 29. The story that the Leipzig Thomaskantor Johann Adam Hiller inscribed his copy of the Requiem as ‘Opus summum viri summi’ is likely an invention by Friedrich Rochlitz; see Rochlitz’s obituary of Hiller in AMZ 6 (1803–1804): 845–858, 861–872 at 857–858 and its later expansion in Für Freunde der Tonkunst, 4 vols. (Leipzig, 1824–1832), I.26–27.