Eigenbau einer Ganganzeige

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Eigenbau einer Ganganzeige
Eigenbau einer Ganganzeige
Grundsätzlich habe ich das Prinzip der GSX550 übernommen. Bei der wird über
einem federbelasteten Kontaktstift in der Schaltwalze Masse auf einen Kontakt einer
angeschraubten Kontaktplatte gegeben. Die Schaltwalze wird beim Schalten voroder zurückgedreht und der Kontaktstift dreht (außermittig) auf einen Kontakt, der in
den meisten Fällen die Neutralleuchte
ansteuert. Bei der GSX550 ist es nun
so, dass für jeden Gang noch ein
Kontakt vorhanden ist (Bild 1).
Die Kontaktplatte ist an beiden
Motorrädern hinter der
Ritzelabdeckung unterhalb des
Bild 1
Ritzels zu finden -> VORSICHT: Beim
Ausbau läuft (langsam) Öl aus!
Bei der GSX750 funktioniert der
Kontakt für die Neutralanzeige
∅ 16mm
genauso, zusätzlich existieren noch
zwei Kontakte für den 2. und 3. Gang
(Bild 2). Diese sind verantwortlich für
die Drosselung in den beiden
Bild 2
Gängen -> Stichwort G-Pack!
Der Vorteil dieser Ansteuerung ist die
schlichte Tatsache, das auch wirklich nur eine Anzeige erfolgt wenn der Gang
tatsächlich mechanisch im Getriebe eingerastet ist. Bei der GSX550 hat dies 150 000
km absolut problemlos funktioniert, schlimmstenfalls ist mal ein Birnchen
durchgebrannt (es gab dort für jeden Gang eine eigene Birne).
Die GSX750 hat nun eigentlich die besten Voraussetzungen für den Umbau, weil das
kniffligste Teil schon vorhanden ist: Die Schaltwalze mit dem Kontaktstift im richtigen
Abstand (8 mm von der Mittelachse). Dort muss gar nichts verändert werden.
Bild 3
Allerdings ist die Kontaktplatte von der GSX550
ist im Außendurchmesser kleiner als die der
GSX750. Deshalb ist ein gedrehter Alu-Ring
(Bild 3) notwendig, den man mit Säge und Feile
dann noch aus die Form der 750er-Kontaktplatte
bringen kann (Bild 4).
Der original O-Ring zum Abdichten kann weiter
verwendet werden.
Bild 4
Die 550er-Kontaktplatte muss dann noch in eine
runde Form gebracht werden (geht auch ganz
leicht mit Säge und Feile) damit sie in die Aluplatte passt. Ich habe das dann mit 2Komponentenkleber zusammengeklebt, nachdem ich es so ausgerichtet hatte, dass
im Leerlauf im vormontierten Zustand am blauen Kabel Masse anlag.
Wenn das dann fertig eingebaut ist, kann man für jeden (eingelegten) Gang an dem
jeweiligen Kabel Masse messen. Nun hat eigentlich jeder die Wahl: wie an der 550er
für jeden Gang ein Birnchen oder (technisch aufwändiger) mit einer 7-SegmentAnzeige. Ich habe mich für die 7-Segmentanzeige entschieden, da die Anzeige
alleine aufgrund der geringen Abmaße (selbst da hat man noch die Wahl) leicht im
Cockpit unterzubringen ist.
Bild 5
Wie in Bild 5 zu erkennen,
habe ich mich für den
rechten Rand des
Drehzahlmessers
entschieden, da
1. ich keine 14000
Umdrehungen fahre
2. genügend Platz hinter der
Platte vorhanden war und
3. die Drehzahlmesserbeleuchtung nicht verdeckt
oder beeinträchtigt wird.
Die Variante mit dem 7-Segment-LED benötigt aber noch eine entsprechende
Ansteuerung. Es sieht ja so aus, dass bei z.B. dem gezeigten 6. Gang nur über eine
Leitung Masse geleitet wird, aber an der Anzeige die entsprechenden Segmente (s.
Bild 5) angesteuert werden müssen. Lösung dazu war bei mir eine selbstgelötete
Platine mit entsprechend vielen (27) Dioden.
Ein Elektroniker erzählte mir, dass es dafür entsprechende IC’s gibt, aber leider war
niemand in der Lage mir zu sagen welches IC mit welchem Belegungsplan – also für
mich als Nicht-Elektroniker die erklärbare Diodenvariante.
Von der Kontaktplatte gehen die 6-Leitungen zu einer Platine und von da aus weiter
zur 7-Segment-Anzeige. Das ist günstig, da die Platine irgendwo am Motorrad
eingebaut/montiert werden kann, während lediglich ein mindestens 7-adrigens Kabel
(∅ ≈ 5mm) zur 7-Segmentanzeige geführt werden muss.
Die Neutralleitung (blaues Kabel) kann original wieder zusammengesteckt werden;
wer aber mit dem 7-Segment-LED auch eine Null dargestellt haben will, muss das
Platinenlayout noch mal überarbeiten. So hat die Platine etwa die gigantische Größe
von 3x3cm.
Nun zur Platine:
Die Dioden werden benötigt, um in
jedem Gang auch wirklich nur die
Segmente anzusteuern, die für die
anzuzeigende Zahl benötigt werden.
Ohne die Dioden wäre alles miteinander
Bild 7
gebrückt und in jedem Gang würden alle
Segmente aufleuchten.
Die übereinanderstehenden Zahlen (Bild
7) bedeuten die Ausgänge zur 7Segment-Anzeige, die Zahlen neben den
Dioden bedeuten die Eingänge von der
Kontaktplatte.
Eingang 5.Gang
Ausgang
7-SegmentAnzeige
Eingang 3.Gang
Eingang 2.Gang
Eingang 1.Gang
Bild 8
Eingang 6.Gang
Eingang 4.Gang
Auf der Rückseite kann man die Lötverbindungen sehen, die einiges an Verkabelung
einspart. Nehmen wir als Beispiel wieder den 6. Gang. Über den Eingang 6.Gang
(Bild 8) geht eine Lötbrücke über 6 Dioden. Von dort aus sehen wir eine Lötbrücke
von der ersten Diode zu Ausgang 1, die restlichen Dioden werden auf der
Vorderseite über Kabel auf die benötigten Ausgänge geschaltet (Bild 9).
Das heißt also, es werden die Ausgänge
1 (erste Lötbrücke), 2, 3, 5, 6 und 7
(Kabel) angesteuert. Schauen wir uns
das auf der 7-Segment-Anzeige an, sieht
man an der Rückseite die nummerierten
Anschlüsse.
Bild 9
Die können übrigens je nach Anzeigentyp unterschiedlich sein, also am Besten
vorher die Belegung mal (mit 3Volt) testen!
Der Pin 8 stellt hierbei den Punkt dar, wurde aber von mir nicht benutzt, bleibt also
frei.
Bei der Darstellung der Zahl 6 werden
außer dem Pin 4 alle Pin’s mit Masse
beaufschlagt. Im 2., 3. und 5. Gang sind
es dann 5 Segmente, im 4. Gang 4
Segmente und im 1. Gang sogar nur 2
Segmente.
Im Folgenden wird in aufsteigender Reihe der Gänge nach die Vorderseite der
Platine und die 7-Segment-Anzeige dargestellt:
Die auf der Platine dargestellten blauen Widerstände sollten eigentlich die
Vorwiderstände für die Zündungs-Leitung sein, die ich aber wie unten beschrieben
direkt am Segment angelötet habe.
Beim Einlöten der Dioden muss natürlich auf die Sperrrichtung der Diode geachtet
werden. Der – meist schwarze – Ring auf der Diode zeigt die Seite der Sperrrichtung
an, d.h. Einbaurichtung wie Bild.
Allerdings haben die Dioden eine Durchschlagsspannung von 0,7 V, womit sich die
Bordspannung für die Anzeige auf ~11,3 Volt reduziert.
Der Strom für die Anodenseite (+) der 7-Segmentanzeige kann direkt im
Armaturenträger von Drehzahlmesser/Tankuhr oder Öldruckleuchte abgegriffen
werden.
Dazu noch eine Bemerkung: Grundsätzlich ist die hellste 7-Segmentanzeige zu
empfehlen, die man bekommen kann, da bei direkter Sonneneinstrahlung die
Anzeige sonst nicht zu erkennen ist.
Bei RS-Elektronik (www.rs-components.de) gibt es eine 7-Segmentanzeige in
superhellem Rot, die tatsächlich fast 4x so hell wie eine herkömmliche ist.
Wer’s direkt da bestellen will, hier die Daten:
Superhelles Rot mit AlGaAs-LED von Kingbright mit gemeinsamer Anode
H/B/T:
19 / 12,7 / 8mm
Stiftabstand 2,54mm Reihenabstand 15,24mm
Spannung:
1,85 – 5 Volt
Stromstärke:
20 – 30 mA
Lichtintensität:
5,6 – 21 mcd
(normal 2,2 – 5,6!)
Bestellnummer RS-Elektronik: 235-8755
(3,47€)
Zwischen Zündung (bei Suzuki meist ein oranges Kabel) und Anode der 7Segmentanzeige habe ich einen Festspannungsregler auf 5 Volt, eine Diode und
einen Fotowiderstand eingelötet.
Zündung
+ 12 Volt
Der Festspannungsregler transformiert die 12 Volt Bordspannung auf ~5,2 Volt
herunter, die Diode reduziert diese aufgrund ihrer Durchschlagsspannung von 0,7
Volt noch einmal auf lebensdauererhöhende ~ 4,5 Volt und der Fotowiderstand
dimmt die Versorgungsspannung bei Dunkelheit zusätzlich noch herunter, damit ich
mit dieser superhellen 7-Segmentanzeige Nachts nicht geblendet werde.
Der
Fotowiderstand funktioniert so,
dass bei Tageslicht/starker
Sonneneinstrahlung 0 Ω
Widerstand zwischen den beiden
Beinchen zu messen ist und bei
zunehmender Dunkelheit der
Widerstand sich entsprechend
erhöht.
Weitere benötigte Komponenten sind 27 Dioden mit 1Amperé, eine Bastelplatine mit
2,54mm Lochabstand, 7-adriges Kabel (gibt’s alles in jedem Elektronikladen) und
einen entsprechenden Vorwiderstand.
Ich habe noch bei Louis Mehrfachstecker für
9,95€ gekauft, damit lässt sich prima ein
Kabelbaum erstellen.
Die gedrehte Aluhülse kann grundsätzlich jede Schlosserwerkstatt nach obiger
Zeichnung erstellen, Preis ist wohl Verhandlungssache. Das Anpassen an die
Endform kann eigentlich jeder selbst am Schraubstock durchführen!
Aber das wichtigste Teil - die Kontaktplatte - kann man natürlich bei Suzuki als
Neuteil erwerben oder auf einem Motorradschrottplatz/Teilehändler besorgen. Die
alte GSX400E hatte auch eine Ganganzeige, wahrscheinlich besitzt sie die gleiche
Kontaktplatte.
Der Stecker für die Neutralanzeige passt auf den originalen der GSX750, den
originalen Sechsfach-Stecker der Ganganzeige habe ich abgeschnitten und die
Kabel direkt an die Platine gelötet. Die Ausgangskabel zur 7-Segmentanzeige habe
ich nach ca. 50cm Kabellänge noch einmal mit den Louis-Mehrfachsteckern
unterbrochen, was den Einbau erleichtert. Die Platine habe ich (nach letzter
Funktionsprüfung!) dann in einer alten, von der Größe her passenden SpaxSchraubendose eingesetzt und mit der Heißklebepistole wasserdicht vergossen.
Wem das jetzt alles zu kompliziert ist, der kann ja die Version der GSX 550/400 mit
den Birnchen übernehmen, da braucht man wirklich nur die Kabel von der
Kontaktplatte zu den Birnchen führen, einfacher geht’s nimmer!
Dazu können sich (in einer selbst gebauten
Halterung) auch die Mini-Kontrollleuchten von
z.B. Louis für je 3.95€ eignen, auf die man
kleine Zahlen für die einzelnen Gänge
aufrubbelt und mit Klarlack fixiert; vielleicht auch
zur besseren Wahrnehmung eine andere Farbe
für den 6. Gang oder, oder, oder ...
Viel Spaß beim Basteln!
Diese Selbstbauganganzeige kann wahrscheinlich in allen „6-Gang-FeinrippMotoren“ der GSX, GSX F und Bandit-Baureihen montiert werden, sofern sie die
gleiche Kontaktplatte besitzen.