Badische Zeitung - Digitales Leben 17
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Badische Zeitung - Digitales Leben 17
digitales badische zeitung l e be n MAILBOX sam s tag , 17. de ze m be r 2011 ANNA LOGES Kündigung zum Weihnachtsfest Computer & Internet Stolpert Oma zu wenig? Organisation ist alles: Jeder zahlt fünf Euro und Peter bekommt zum Geburtstag Konzertkarten oder einen neuen Grill. Wer macht mit? Wer hat schon bezahlt? Statt per Telefonketten oder Massenmails lassen sich Gemeinschaftsgeschenke auch im Internet über Simplepresent organisieren. Einer der Beteiligten muss nur den Namen des Beschenkten eingeben und erhält einen Link, den er an alle Mitschenker verschicken kann. Wer den Link anklickt, kann ohne Anmeldung oder Registrierung seine Ideen für ein Geschenk weitergeben. Zudem ist es möglich, anzugeben, wie viel Geld beigesteuert würde – auf Wunsch anonym. Der Organisator der Schenkaktion kann dann markieren, wer seinen Beitrag schon geleistet hat. Nur einsammeln muss er das Geld noch selbst. dpa Es ist schon einige Jahre her, da ist Oma im Stadtpark gefallen. Da sie es aus eigener Kraft nicht mehr aufschaffte, verging einige Zeit bis vorbeikommende Passanten ihr auf die Beine halfen. Seither hat Oma ein Handy. Die Kinder haben es ihr verordnet. Zunächst hatte sie einen günstigen Laufzeitvertrag, seit einiger Zeit eine Guthabenkarte. Es hat einige Mühe gekostet, bis Oma das Teil als ständigen Begleiter akzeptiert hatte. Da Oma seither nicht mehr gestürzt ist, telefoniert sie nur recht selten. Lediglich auf ihren Reisen hält sie damit Kontakt zu Freundinnen, Kindern und Enkelkindern. Doch dies scheint nicht genug. Gemeinschaftsgeschenke lassen sich organisieren über www.simplepresent.org Für die Schultasche: Fast alles, was Schüler und Studenten oder auch Lehrer für ihren Schul- beziehungsweise Studienalltag im Blick haben müssen, lässt sich in der Android-App Stundenplan Deluxe von Tobias Schürg hinterlegen. Mit einigen Updates hat der Informatikstudent am Karlsruher Institut für Technologie zuletzt nicht nur den Funktionsumfang seiner Smartphone-Applikation erhöht, sondern dieser auch optisch ein gefälligeres Aussehen verpasst. Neben mehreren Stundenplänen, die sich in A- und BWochen samt Lehrkräften und Raum- Eine Stundenplan-App hilft durch den Schulalltag. F O T O ( M O N T A G E ) : D P A nummer eingeben lassen, können auch Prüfungen und deren Ergebnis nebst Gewichtung sowie Haus- und andere Aufgaben mit Priorität und Fälligkeitsdatum hinterlegt werden. Das Ganze wird nicht nur in verschiedenen Ansichten recht übersichtlich aufgelistet, sondern kann auch auf den Startbildschirm geheftet werden. Ein recht nützliches Feature kann junge Smartphonebesitzer davor bewahren, das der Lehrer das Teil im Unterricht kassiert: Wird dieses aktiviert, bleibt das Gerät während der Unterrichtszeiten automatisch stumm. amb Mehr Infos im Internet unter http://tobiasschuerg.de Per Mausklick zum Ökoprofi Auch in Online-Umweltspielen spiegelt sich wider, vor welchen Herausforderungen die Welt steht Ökologisch bauen, die Folgen eines Tsunamis begrenzen, eine ganze Stadt energieeffizient führen: „Grüne“ Onlinespiele sollen nicht nur Spaß machen, sie sollen auch Wissen vermitteln. Die Anwendungen ähneln oft einer Wirtschaftssimulation. Doch statt um Geld geht es zum Beispiel um Kohlendioxid. Umweltspiele wollen Lernspiele sein, die die Spieler dazu bringen, sich intensiv mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Konzentration und Cleverness erfordert zum Beispiel das Onlinespiel „Energetika“. Dabei muss die Stromversorgung des gleichnamigen Landes bis zum Jahr 2050 sichergestellt werden. Das gelingt aber nur mit einem Energiemix, der gleichzeitig die Bürger zufriedenstellt, die Umwelt schont und die wirtschaftliche Kraft des Landes erhält. Eine komplexe Aufgabe. Doch: „Diese Komplexität macht den Reiz des Spiels aus“, sagt „Energetika“-Projektleiter Frank Ulmer. „Die Spieler sollen lernen, unter begrenzten Möglichkeiten zu arbeiten.“ „Energetika“ wurde für das Wissenschaftsjahr 2010 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entwickelt. Am Ende stand ein interessantes Ergebnis: Obwohl die Energieversorgung im Spiel sowohl mit regenerativen Energien, als auch mit Kohle oder Atomkraft gewährleistet werden kann, „hat sich der überwiegende Teil der Spieler zu 100 Prozent für regenerative Energiemixe entschieden“, sagt Ulmer. So auch Andres Gvirtz, der Gewinner des „Energetika“-Spiels. Der 15-Jährige setzte vor allem auf Wasserkraft. „Die hat keine elementaren Nachteile“, sagt der Heidelberger. „Man nimmt niemandem etwas weg und hat keine hohen Folgekosten. Wasser fließt einfach.“ Die größte Herausforderung für Gvirtz war, ökologische, ökonomische und soziale Aspekte unter einen Hut zu bringen. Besonders die ersten Jahre, in denen die älteren Kraftwerke abgeschaltet werden, sind schwer. „So entsteht eine Unterversorgung, die man schnell ausgleichen muss“, erklärt Gvirtz. Es müssen neue Kraftwerke gebaut werden – ohne sich zu verschulden. Das gelingt nur mit höheren Strompreisen, die wiederum den Bürgern nicht gefallen. Solche Herausforderungen, der hohe Realitätsgrad des Spiels und das Kennenlernen neuer Energietechnologien haben den Schüler begeistert. – Wer die Umwelt schont, belohnt sich auch im Spiel selbst Das erworbene Umweltwissen bleibt haften, ist Linda Breitlauch, Professorin für Gamedesign an der Mediadesign Hochschule Düsseldorf, überzeugt. Die Nachhaltigkeit von Lernspielen sei beispielsweise mit „Remission“ – einem Spiel für krebskranke Kinder – belegt worden, sagt sie. „Nach dem Spielen haben die Kinder besser reflektiert, was in ihrem Körper vorgeht.“ Thorsten Unger, Geschäftsführer des Lernspieleportals „Zone 2 Connect“ empfiehlt grundsätzlich, Lernstoff aus Spielen im Gespräch zu vertiefen: „Es ist wichtig, nach dem Spielen über das Thema zu reden – und sich zu fragen: „Habe ich das verstanden?“ Auf Spaß bei der Umweltbildung setzen auch die Vereinten Nationen. Das englischsprachige Simulationsspiel „Stop Disasters“ beschäftigt sich mit den Folgen von Naturkatastrophen wie Tsunamis, Hurrikanen, Überflutungen und Erdbeben. Der Spieler hat die Aufgabe, durch geschickte Bauprojekte und andere Maßnahmen ein sicheres Umfeld für die Bevölkerung zu schaffen – bevor die nächste Katastrophe hereinbricht. Ist dies geschehen, muss er die Schäden auch wieder so gut wie möglich beheben. Umweltspiele werden inzwischen auch als Onlinespiele innerhalb sozialer Netzwerke wie Facebook entwickelt. Ein solches Social Game ist „Ecotopia“, das im Sommer dieses Jahres in einer Betaversion online gegangen ist. Ziel des Spiels ist es, eine heruntergekommene Stadt wiederaufzubauen. Wer besonders ökologisch vorgeht, spart Geld, Energie und Wasser. Mit diesen Ressourcen können dann zum Beispiel weitere Gebäude gebaut werden. Und wer die Umwelt schont, belohnt sich bei „Ecotopia“ letztlich selbst – mit einer schönen, lebenswerten Umgebung. Katja Fleischmann (dpa) Mehr Infos im Internet: http://dpaq.de/o53SS (Energetika) http://dpaq.de/d9tkv (Ecotopia auf Facebook) http://dpaq.de/CP08L (Stop Disasters) www.zone2connect.de (Zone 2 Connect) http://dpaq.de/OynsM (Fachbereich Gamedesign der Mediadesign Hochschule Düsseldorf) Funkstille fürs Notfallhandy FOTO: BUSSHOFF Smartphone & Tablet Wie im richtigen Leben: Umweltspiele machen erfahrbar, auf was geachtet werden muss, wenn in den Atomkraftwerken die Lichter ausgehen und dafür alternative Energiequellen geschaffen werden müssen. FOTOS: DPA Dass Oma nicht mehr fällt und eher wenig unterwegs ist, gefällt der Deutschen Telekom gar nicht. Die hat jetzt zur Rute gegriffen und mit Datum vom Nikolaustag den Xtra-Vertrag zu Weihnachten gekündigt. „Da Sie Ihre Xtra-Card seit längerer Zeit nicht mehr aufgeladen haben, gehen wir davon aus, dass Sie diese nicht mehr nutzen möchten“, schrieb ihr der Leiter des Kundenservice. Oma teilt diese Einschätzung nicht und fragt sich, ob es ihre Kinder beim Aufladen der Karte vielleicht etwas zu gut gemeint haben. Denn die hatten so reichlich Guthaben darauf geschaufelt, dass trotz ausgiebiger Urlaubstelefonate noch immer 16 Euro zum Vertelefonieren bereitstünden. Die nutzen Oma nun nichts mehr. Ab 25. Dezember 2011, wurde ihr mitgeteilt, könne Sie mit ihrem Handy weder telefonieren noch darüber angerufen werden. Doch auch bei der Telekom erhalten kleine Geschenke die Freundschaft. So stellt diese in Aussicht, das Vertragsverhältnis fortzuführen, wenn Oma bis Heiligabend ihrem Guthaben weiteres hinzufüge. Ob dieses Angriffs auf ihren Sparstrumpf wäre Oma beinahe wieder gestürzt, schaffte es aber gerade noch, sich zu fangen. Das muss sie üben. Schließlich fehlt künftig wieder die Möglichkeit, schnell nach Hilfe zu rufen! amb KONTAKT digitales LEBEN Redaktion: Anselm Bußhoff [email protected] www.badische-zeitung.de/ratgeber Die analoge Fernsehzeit ist bald vorbei Das alte Röhrengerät gibt auch die digitalen Bilder wieder – aber ein Digitalreceiver muss her Der Hinweis ist unübersehbar und stört den analogen Fernsehgenuss inzwischen in fast jeder Sendung. Dicke Infolaufbänder weisen unermüdlich darauf hin, dass ab Anfang Mai kommenden Jahres der analoge TV-Empfang über Satellit nicht mehr möglich sein wird. Wer bis zum 30. April 2012 nicht auf den digitalen Empfang umgestellt hat, wird vor einem schwarzen Bildschirm sitzen. Denn dann wird das analoge Fernsehsignal aus dem Orbit für Zuschauer in Deutschland endgültig abgeschaltet. Wer bis dahin nicht vorbereitet ist, schaut in die Röhre. Der Umstieg ist für private Haushalte in der Regel problemlos zu bewältigen. Die Satellitenschüssel muss mit einer digitaltauglichen Empfangseinheit ausgestattet sein und der alte Analogreceiver einem Digitalempfänger weichen. Diese gibt es im Handel ab etwa 40 Euro. Einen Flachbildmonitor braucht es nicht. Betagte Röhrenfernseher werden zwar kein besseres Bild liefern als zuvor, geben aber die digital empfangenen Bilder wieder. Mit der Abschaltung des analogen Signals wollen die TV-Sender Kosten sparen, aber auch digital eine größere Programmvielfalt bieten. Zudem soll die Bildund Tonqualität verbessert und die Ausstrahlung von hochauflösenden Fernsehbildern ermöglicht werden. Wer sich einen HD-tauglichen Receiver samt entsprechenden Flachbildfernseher anschafft, soll künftig von einem gestochen scharfen Fernsehbild profitieren. Nach Schätzungen der Branche sieht der Verbraucher das Fernsehen in hochauflösender Qualität inzwischen als Standard an. Zum Jahresende werden rund 20 Millionen Fernsehgeräte mit HD-Tuner und rund elf Millionen HD-Zusatzgeräten (Settop-Boxen) in den deutschen Haushalten stehen. Als Alternative zum Umstieg vom analogen auf das digitale Satellitensignal kommen auch andere Alternativen in Frage: So können Fernsehzuschauer die TVSender auch über das terrestrische Antennenfernsehen DVB-T, über Kabel oder das Internet empfangen. dpa/amb Mehr im Internet über die Infoseite der TV-Sender http://klardigital.de Selbst in der ersten Reihe sieht das zweite Auge bald keine analog empfangenen Fernsehbilder mehr. Ab Mai 2012 kommt das TV-Signal nur noch digital ins Haus. FOTO: DPA