sondaschule – lass es uns tun - Olgas

Transcrição

sondaschule – lass es uns tun - Olgas
SONDASCHULE – LASS ES UNS TUN
»Ich erlaube mir nicht, unkreativ zu sein. Oft arbeite ich an fünf Liedern gleichzeitig –
wenn mir zu einem nichts mehr einfällt, mache ich bei einem anderen weiter und habe
da eine Idee. Ich muss mich dazu nicht zwingen. Für dieses Album haben wir als Band
zum Beispiel ungefähr 40 Lieder geschrieben, 15 davon aufgenommen und die besten 12
sind auf „LASS ES UNS TUN“ gelandet.« Costa Cannabis, September 2012
Kreativer Überschwang war schon immer eins der auffälligsten Features von
SONDASCHULE. Während die meisten Bands ewig an Stücken fürs erste Album feilen,
veröffentlichen die halbstarken Ska-Punks aus dem Pott drei Jahre nach ihrer Gründung 1999
erst eine EP und nur sechs Monate später ein Album namens „Klasse 1A“. »Wir haben uns
nie eingeschränkt«, erinnert sich Frontmann Tim Kleinrensing alias Costa Cannabis, „aber
anfangs hatten wir eben Bock auf Ska mit sehr viel Punk.« Schon damals glühende Fans von
Bands wie Rancid, NOFX und The Mighty Mighty Bosstones wollten sie machen, was die
machten. »Wir haben versucht, das genauso cool hinzukriegen. Heute muss ich manchmal
grinsen – ich hätte mir vielleicht ab und zu mehr Zeit mit den Texten lassen sollen. Das waren
Explosionen schöpferischen Wahnsinns. Lieder, die oft aus einem Witz heraus entstanden
sind. Aggressiv und punkig. Beim zweiten Album haben wir dann festgestellt, dass wir
eigentlich lieber tanzen, als immer nur herumzubrüllen, deswegen lag die Betonung beim
2006er Album „Rambazamba“ eher auf Ska.« 2008 schrieb Costa das Album „Volle Kanne“
wegen Wechseln in der Bandbesetzung nahezu alleine und während der Aufnahmen zu „Von
A bis B“ (2010) hatten die Jungs private Schicksalsschläge zu verkraften, sodass man den
Songs einen Hauch Melancholie anhört, der vorher nie da gewesen war. Seit 2005 besteht
SONDASCHULE jetzt schon aus sieben Mann, die zusammen erwachsen geworden sind und
einfach nicht die Klappe halten wollen. Im Gegenteil: Ihr neues Album heißt „LASS ES UNS
TUN“ und riskiert eine noch dickere Lippe.
»Es mag am älter werden liegen, aber ich will jetzt einfach mal was sagen«, betont der Sänger
und wird ernst. »Vor diesem Album habe ich mir die Frage gestellt, worüber ich schreiben
will. Was ich denn sagen will, wenn ich mal keine Geschichten erzähle.« Herausgekommen
sind kluge Statements wie in „Neue Welt“ oder „Lass es uns tun“, die in Sachen Lyrics das
nächste Level einläuten und auf den Punkt kommen. »Früher sind die Texte oft spontan im
Proberaum entstanden – heute probiere ich mehr rum, versuche herauszufinden, was ich
eigentlich sagen will. Ich freestyle viel, so à la Tenacious D.«, erzählt der Jack-Black-Fan,
»ich bin quasi ein Gehirnwringer. Konkret heißt das, dass man wissen muss, was man sagen
will, bevor man anfängt zu schreiben. Ich will, dass in jeder Zeile Sinn steckt, wie bei
Punchlines im Rap.« Der Titeltrack „Lass es uns tun“ konstatiert dann auch schnörkellos:
„Wähle tot oder frei, es kann alles passier'n, doch für 'nen Regenbogen muss du Regen
akzeptier'n“. »Ich dachte bei dem Film „Matrix“ eben nicht „wow“ – was für geile Effekte«,
sondern eher: »Endlich zeigt mal einer, wie es wirklich ist. Ich wohne in Oberhausen, der am
höchsten verschuldeten Stadt Deutschlands, da kann man zugucken, wie die Leute am
Erfolgsdruck scheitern und Verfall die Folge ist. Ich möchte einen Nerv in den Köpfen treffen
– ich kann die Welt nicht ändern, aber die, die den Song hören, kann ich hoffentlich
motivieren.«
Auch auf Tracks wie „Für immer nie nüchtern“ kann der Songwriter stolz sein: „Da fange ich
selbst noch an zu heulen, der ist mächtig geworden. Es steckt viel Persönliches in dem Song,
vielleicht zu viel. Nicht, dass ich selbst ein Alkoholproblem hätte, aber ich kenne genug
Leute, die trinken, um das nachvollziehen zu können. Letztlich ist das ein Kampf, den jeder
mit sich führt – ob wegen Alkohol, Facebook oder Schokolade. Das Lied erhebt aber keinen
Zeigefinger, es hat keine Moral. Das muss jeder für sich entscheiden.« Die Idee zu „Deine
Ängste“ hat er einem Kumpel zu verdanken, der einem Freund den legendären Satz: „Alter,
das sind doch aber deine Ängste und nicht meine!“ verpasste und der Costa wie der Blitz traf.
»Ich bin nach Hause und hab direkt den ganzen Song geschrieben.« Natürlich gibt es aber
nach wie vor auch die unbeschwerten Spaß-Songs auf „LASS ES UNS TUN“, für die
SONDASCHULE bei ihren Fans seit Jahren Kultstatus haben. „Es ist wie es ist“ zum
Beispiel, die erste Single, eine herrliche Ragga-Punk-Granate mit schrillem Comic-Clip –
oder „Aber sicher“, das auf Vorschlag des Produzenten nachts um halb vier, weil es noch
keinen Strophentext gab, nicht eingesungen, sondern spontan „freestyle“ runtererzählt wurde.
»Ich war zuerst nicht sicher, ob ich das gut finde, aber ich hab ja sechs sehr ehrliche Kritiker
um mich rum. Die Antwort war eindeutig „machen“ und denen vertraue ich. Bei „LASS ES
UNS TUN“ sind zum ersten Mal alle Bandmitglieder 100% von jedem einzelnen Song
überzeugt. Bei so vielen Leuten gibt's ansonsten auch gerne mal Diskussionen, aber diesmal
findet sich wirklich jeder wieder.«
Noch etwas hat sich geändert: SONDASCHULE haben in „LASS ES UNS TUN“ viel mehr
investiert als sonst. »Dieses Mal war ich von Anfang bis Ende bei allem dabei. Vorher hat
mich das Einstellen der Mikros und das ganze Drumherum nicht so interessiert, aber diesmal
wollte ich alles mitmachen. Zusammen mit Michael Kersting, der ja auch schon den
Vorgänger produziert hat und für uns wie eine Art Mentor ist, habe ich das Album produziert
und eine ganze Menge gelernt. Co-produziert wurde das Album von Sebastian Blaschke und
gemeinsam haben wir nichts dem Zufall überlassen. Deshalb kann ich jetzt sagen: Egal was
passiert – ich bin absolut glücklich mit dem Album.« Und dann fügt er mit all der
Leidenschaft und entwaffnenden Ehrlichkeit, die ihn von Möchtegern-Querköpfen
unterscheidet, hinzu: »Mein größter Wunsch ist, dass alle sagen, dass „LASS ES UNS TUN“
geil geworden ist. Das eine oder andere „nicht so mein Ding“ lasse ich vielleicht noch gelten
– aber eigentlich will ich wirklich, dass alle, die SONDASCHULE je gehört haben oder auch
noch gar nicht kannten, es feiern. Und dann sollen alle auf Tour kommen und der
Festivalsommer 2013 wird der Beste, den wir je hatten. Der Rest wird sich dann schon
ergeben.«