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Schweiz am Sonntag, Nr. 293, 27. Oktober 2013
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Oberhirte, aber nicht Topverdiener
am hungertuch nagen Bistum Chur und Bistumsleitung nicht – viel Geld gibts auch bei den landeskirchen
Bauvorhaben gibts auf beiden Seiten: Während die Zürcher Landeskirche seinen Kredit für den geplanten Neubau der Paulus-Akademie (links) trotz Kostenüberschreitungen bewilligt hat, hofft der
Bischof noch auf Spender für die Renovation seines Schlosses in Chur.
Olivia iTEM/ThEO GsTöhl
Es brauchte keinen Skandal in
Deutschland: Das Bistum Chur
legt seine Finanzen schon lange
offen. Bischof Vitus Huonder
etwa verdient jährlich 90 000
Franken – deutlich weniger
als mache Funktionäre der
Landeskirchen im Bistum.
er Churer Bischof Vitus
Huonder dürfte der Abstimmung über die sogenannte 1:12-Initative gelassen entgegenblicken.
Im bischöflichen Ordinariat liegt der
höchste Lohn laut Bistumssprecher Giuseppe Gracia maximal doppelt so hoch
wie der niedrigste. Huonder verdiene
jährlich 90 000 Franken, sagt Gracia. Damit wird die Arbeit des Churer Oberhirten beispielsweise schlechter entlöhnt
als eine Tätigkeit mit Berufslehre in der
Versicherungsbranche.
Das Finanzgebaren des deutschen
Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst
hat den Ruf nach mehr Transparenz in
der Kirchenfinanzierung laut werden
lassen. Diese Transparenz gelte im Bistum Chur seit jeher, betont Gracia. «Man
darf aber Transparenz nicht mit Medienpräsenz verwechseln.»
Tatsächlich zählen verschiedene bischöflichen Institutionen zu den grösseren Churer Grundbesitzern. Das neue
Wohn- und Geschäftsgebiet Kleinbruggen etwa gehört der Stiftung Priesterseminar St. Luzi; es soll in den nächsten
Jahren überbaut werden. Von seinem
Grundbesitz trennt sich das Bistum allerdings nicht, wie Gracia erklärt. «Da
die Kirche eine nachhaltige Politik verfolgt, gibt sie Grundstücke grundsätzlich nur im Baurecht ab.»
Wie hoch die Einnahmen aus den
Baurechtszinsen sind, will das Bistum
nicht bekannt geben. Man lege die finanziellen Verhältnisse den zuständigen Institutionen offen, nicht aber der
breiten Öffentlichkeit, sagt Gracia. Offener gibt er sich, was den Umgang des
bischöflichen Ordinariats mit Steuergeldern angeht. Die Bistumskasse, aus
welcher der Bischof und seine Verwaltung ihre Gehälter beziehen, wurde im
vergangenen Jahr mit gut 2,6 Millionen
Franken geäufnet.
Autofahrer wird
vermisst
Seit 20 Jahren Engadiner Informatiker
In der nacht auf gestern ist ein Auto
vOn Jürg WIrth
vOn olIVIer berger
D
zwischen Vrin und Lumbrein in ein Tobel gestürzt. Der Lenker wird laut der
Kantonspolizei Graubünden vermisst.
Der 30-jährige Mann war kurz nach
1 Uhr über eine Forststrasse in Richtung
Surin gefahren. Zu Hause kam er nicht
an. Als seine Verwandten ihn gestern
suchten, entdeckten sie seinen Wagen
im Bachbett des Glenners. Das Auto war
rund 70 Meter in die Tiefe gestürzt. Die
Rettungskräfte fanden den Lenker
nicht im Auto, möglicherweise wurde
er von der Strömung weggespült. Deshalb wurde eine grossangelegte Suchaktion durchgeführt. Im Einsatz standen
unter anderem auch drei Taucher. Die
Suche verlief negativ. Sie wird heute
fortgesetzt. (RED)
Unten fräsen die Schreiner und oben
programmieren die Informatiker. Diese
Zusammensetzung erscheint auf den
ersten Blick etwas fremd, doch sie
scheint sich zu bewähren: Denn seit
nunmehr 20 Jahren – gestern wurde das
Jubiläum gefeiert – unterrichtet das Informatik Ausbildungszentrum Engadin
(IAE) die angehenden Informatik-Fachleute im selben Gebäude, in dem auch
die Schreiner ihren Beruf erlernen. Insgesamt 58 Fachleute sind während dieser Zeit in Samedan ausgebildet worden,
hauptsächlich aus dem Engadin und
den Bündner Südtälern.
der start der Informatiker-Ausbil-
eIn MIllIardenunternehMen sind in
der Schweiz die öffentlich-rechtlichen
kirchlichen Körperschaften. Rund eine
Milliarde Franken nehmen laut Experten allein die Landeskirchen pro Jahr
ein. Das Schweizer Fernsehen schätzt
das Vermögen der Kirchgemeinden auf
rund 1,5 Milliarden Franken. Auch in
Graubünden sind die Verhältnisse klar:
«
Man darf Transparenz
nicht mit Medienpräsenz
verwechseln.»
Giuseppe Gracia, Bistumssprecher
Mit 4,3 Millionen Franken jährlich liegen die Einnahmen der kantonalen Landeskirche aus Steuern deutlich höher
als jene des Bistums. Rund die Hälfte der
Einnahmen aus Steuern juristischer Personen fliesst übrigens an Kirchgemeinden, welche ihre Aufgaben ohne diesen
Zustupf nicht erfüllen könnten.
Wo Geld vorhanden ist, zeigt sich
auch an den Gehältern der Verantwort-
dung – zu Beginn wurden auch noch
Elektroniker unterrichtet – geht auf die
damalige PTT zurück. Diese lancierte
1993 die Telecom PTT Lehrwerkstatt in
St. Moritz, die dann später nach Samedan zügelte.
Im Jahr 2003 zog sich die PTT, die
mittlerweile Swisscom hiess, aus dem
Projekt zurück, schoss aber, um den
Fortbestand zu sichern, einen sechsstelligen Betrag ein. Trotzdem drohte der
Schule die Luft respektive das Geld auszugehen. Erst dank der Unterstützung
des Kreises Oberengadin und der Engadiner Gemeinden steuerte die Schule in
etwas ruhigere Fahrwasser. Endgültig
gesichert war die Zukunft des Ausbildungszentrum ab dem 1. Januar 2008,
seit da unterstützt der Kanton den Be-
lichen. Schlagzeilen machten im vergangenen Jahr die Bezüge der Synodalräte der katholischen Landeskirche im
Kanton Zürich. Allein der Präsident liess
sich sein 55-Prozent-Pensum mit stattlichen 117 000 Franken entschädigen.
Hochgerechnet auf einen Vollzeitbeschäftigung wären das gut 212 000
Franken pro Jahr. Die Vizepräsidentin
erhielt 74 000 Franken jährlich für ein
40-Prozent-Pensum, und die sieben übrigen Synodalräte konnten sich über jeweils 65 000 Franken freuen. Ruchbar
geworden sind in der Vergangenheit
auch verschiedene Fälle von Misswirtschaft und Unterschlagung. In Bonaduz
etwa liess der Kassier der Kirchgemeinde über die Jahre 700 000 Franken in die
eigene Tasche fliessen.
KostenüberschreItungen bei Bauprojekten sind nicht ausschliesslich ein Problem der Bischöfe – auch wenn der Umbau der bischöflichen Residenz im deutschen Limburg die Debatte erst ausgelöst hat. Bei der Restaurierung der Kathedrale Chur etwa wurden die Kostenschätzungen nicht nur eingehalten, sondern sogar unterschritten. Derzeit plant
das Bistum die Sanierung des Schlosses
trieb.
Mittlerweile steuert der Kanton
Graubünden jährlich rund 444 000 Franken bei, was drei Vierteln des gesamten
Aufwandes entspricht. Den Rest übernehmen die insgesamt 16 Verbundpartner, zu denen unter anderem die Rätia
Energie, die Academia Engiadina sowie
auch das kantonale Amt für Informatik
gehören.
dIe Verbundpartner überweisen aber
nicht einfach Geld, sondern bezahlen
die Lehrlinge. Diese durchlaufen im
Ausbildungszentrum eine zweijährige
Grundausbildung, zu der nicht nur programmieren, sondern auch Kundensupport, Datenbanken erstellen und Netzwerke in Betrieb nehmen gehört. Die an-
auf dem Churer Hof. Rund 29 Millionen
Franken sollen die Massnahmen kosten.
Bund und Kanton sollen je zwei Millionen Franken beisteuern, das Bistum 7,2
Millionen. Den Löwenanteil von 17,8
Millionen Franken muss über Spenden
und Sponsoring gedeckt werden.
Die Zürcher Landeskirche ihrerseits
plant seit dem Jahr 2010 ein neues Tagungs- und Bildungszentrum: Die Paulus-Akademie soll von Witikon in einen
sogenannten Kulturpark im hippen Zürich-West umziehen. Kosten sollte das
Projekt, das einen Saal für 200 Personen
sowie Sitzungs- und Schulungsräume
umfasst, ursprünglich 14,8 Millionen
Franken. Bereits im vergangenen Jahr
musste sich die Zürcher Synode erneut
mit dem Neubau beschäftigen: Die Kosten waren auf 17 Millionen gestiegen;
ausserdem war das Projekt um ein Attikageschoss erweitert worden.
Wie aus dem Protokoll der Synode
hervorgeht, war zumindest einer von
zwei Rechtsgutachtern zum Schluss gekommen, dass der Synodalrat mit der
Änderung des Projekts seine Kompetenzen überschritten hatte. Die Exekutive
wurde deshalb von der Geschäftsprüfungskommission kritisiert.
deren zwei Jahre arbeiten sie bei den
Vertriebspartnern zu einem festgelegten Stundensatz.
58 fachleute hat das Informatik Ausbildungszentrum Engadin bereits hervorgebracht, momentan sind insgesamt 16
junge Männer und Frauen in der Lehre.
Obwohl das IAE eigentlich für das Engadin und die Südtäler gedacht war, kommen sie mittlerweile auch von weiter
her, beispielsweise aus Chur, Thusis
oder gar Zürich. Besonders gut vertreten
ist das Puschlav, wie eine Grafik zeigt,
die Marcel Aebi, Geschäftsführer des
IAE, präsentiert, am meisten aber kommen immer noch aus dem Oberengadin – wenn sie denn nicht grade Schreiner lernen.
www.visilab.ch
inserat
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Xenia Tchoumitcheva
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Bernhard Russi
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* aus einer Markenauswahl, beim Kauf einer Brille (Fassung und Korrekturgläser). Gültig ab 18 Jahre und bis 1. Dezember 2013.
Nicht kumulierbar mit anderen Vergünstigungen. Siehe Konditionen im Geschäft.
Die Visilab-Optikergeschäfte in Ihrer Region > Chur: Quader-Center, Masanserstrasse 14 / EKZ City West, Raschärenstrasse 35

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