SPD-Fraktion zur Situation des Zeitungsmarktes in

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SPD-Fraktion zur Situation des Zeitungsmarktes in
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN
15. Wahlperiode
Drucksache
15/4047
15.02.2012
Antwort
der Landesregierung
auf die Große Anfrage 6
der Fraktion der SPD
Drucksache 15/2906
Situation des Zeitungsmarktes in Nordrhein-Westfalen
Die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien hat die Große Anfrage 6 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Finanzministerium,
dem Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales, dem Ministerium für Familie,
Kinder, Jugend, Kultur und Sport, dem Ministerium für Schule und Weiterbildung und
dem Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr beantwortet.
Datum des Originals: 14.02.2012/Ausgegeben: 24.02.2012
Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des
Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der
kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter
www.landtag.nrw.de
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Vorbemerkung der Großen Anfrage
Mit den drei Großen Anfragen der SPD-Fraktion in den Jahren 2003 (Große Anfrage 19,
Drucksache 13/4110 vom 2. Juli 2003 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 13/5415 vom 5. Mai 2004), 2006 (Große Anfrage 3, Drucksache 14/1910 vom 10. Mai
2006 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 14/3156 vom 11. Dezember
2006) sowie 2008 (Große Anfrage 21, Drucksache 14/7126 vom 30. Juni 2008 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 14/8531 vom 2. Februar 2009) ist es gelungen, einen umfassenden Überblick über die Zeitungslandschaft in NRW zu erhalten.
Die aktuellen Veränderungen des Zeitungsmarktes, verursacht durch den Wandel im Mediennutzungsverhalten, die Situation der Lokalredaktionen und die Umstrukturierungen von
Verlagen erfordern eine Aktualisierung des Überblicks über die Entwicklung des Zeitungsmarktes.
Anlässlich des 23. Medienforum.NRW im Juni 2011 in Köln wies die Ministerpräsidentin
Hannelore Kraft in ihrer Rede auf die Bedeutung des Medienlandes NRW und den Stellenwert der hiesigen Zeitungslandschaft hin. Die 41 NRW-Verlage mit ihren 45 Tageszeitungstiteln gilt es im Hinblick auf ökonomische, kulturelle und demokratische Gesichtspunkte zu
fördern und pflegen.
Zeitungen nehmen ebenfalls einen wichtigen Platz im Rahmen der Medienkompetenzförderung ein. Qualitätsjournalismus braucht daher eine Zukunftsperspektive, die auch auf lokaler
Ebene gesichert werden muss. Die Zusammenlegung und Schließung von Redaktionen in
den letzten Jahren zeichnet einen beunruhigenden Trend ab, der für die demokratische Meinungs- und Willensbildung in NRW nicht förderlich ist. Ein vielfältiger Zeitungsmarkt für NRW
ist unverzichtbar.
In folgenden Unterpunkten formulierte Fragen sollen Aufschluss über die Situation des Zeitungsmarktes geben.
Vorbemerkung der Landesregierung
Mit der vorliegenden Antwort liefert die Landesregierung die Aktualisierung eines umfassenden Überblicks über die Zeitungslandschaft in Nordrhein-Westfalen. Sie erfolgt im Anschluss
an die drei Großen Anfragen der SPD-Fraktion in den Jahren 2003 (Große Anfrage 19,
Drucksache 13/4110 vom 2. Juli 2003 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 13/5415 vom 5. Mai 2004), 2006 (Große Anfrage 3, Drucksache 14/1910 vom 10. Mai
2006 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 14/3156 vom 11. Dezember
2006) sowie 2008 (Große Anfrage 21, Drucksache 14/7126 vom 30. Juni 2008 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 14/8531 vom 2. Februar 2009). Hintergrund
sind die zahlreichen, aktuellen Veränderungen im Zeitungsmarkt, verursacht durch den
Wandel im Mediennutzungsverhalten, die Situation der Lokalredaktionen und die Umstrukturierungen von Verlagen im Zuge der Digitalisierung und Konvergenz der Medien.
Die Landesregierung beantwortet die Fragen wie folgt:
2
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Drucksache 15/4047
I.
Zeitungslandschaft
1.
Wie viele Zeitungen und Zeitungsverlage gibt es in NRW und wie hat sich deren
Zahl seit 2008 entwickelt?
Weder die Zahl der Zeitungen noch die der Zeitungsverlage hat sich gegenüber 2008 stark
verändert.
In 2009 wurde die Neusser Druckerei und Verlag GmbH (Neuß-Grevenbroicher Zeitung)
vollständig von der Mediengruppe um die Rheinische Post übernommen. Der Verlag wurde
eingestellt. Die Neuß-Grevenbroicher Zeitung wurde in den Verlag der Rheinischen Post
integriert und erscheint als eine von vielen Lokalausgaben. Im Vergleich zu 2008 ebenfalls
um eins reduziert ist die Zahl der Hauptredaktionen. Die Kölnische Rundschau stellte ihre
Hauptredaktion Ende September 2010 ein und übernimmt seitdem den Mantelteil vom General-Anzeiger in Bonn.
Keine Auswirkungen auf die Daten in Tabelle 1.2 hatten umfangreiche Reorganisationen
innerhalb der WAZ-Gruppe. Die Hauptredaktionen von drei ihrer NRW-Zeitungen wurden in
2009 personell stark ausgedünnt. Parallel wurde die Hauptredaktion der WAZ in Essen zu
einer Zentralredaktion für ihre Zeitungen Westdeutsche Allgemeine, Neue Ruhr/Rhein Zeitung und Westfälische Rundschau ausgebaut. In 2011 wurde die Westfalenpost in diese
Strategie einbezogen. Auch sie verfügt heute nur mehr über eine kleine titelbezogene
Rumpfredaktion.
Die Zahl der Zeitungsausgaben war deutlich rückläufig. Nachdem der WAZ-Konzern schon
in 2007 im Kreis Recklinghausen Lokalausgaben eingestellt hatte, waren von der Reorganisation in 2009 insbesondere die Westfälische Rundschau und die Westfalenpost mit ihren
Ausgaben in Südwestfalen betroffen. Die Westfalenpost (WP) musste folgende Ausgaben
einstellen:

Ennepetal

Gevelsberg

Schwelm

Siegen

Soest

Werl
Die Westfälische Rundschau (WR) gab folgende Ausgaben auf:



Meschede
Olpe
Bad Berleburg.
Zudem wurden die Lokalredaktionen in Arnsberg und in Hagen-Hohenlimburg personell stark
reduziert. Dort wird nun das sogenannte Branding praktiziert. Das bedeutet, dass die Restredaktionen der WR auch das Material der WP-Redaktionen am Ort nutzen können, um einen in Teilen gegenüber der WP veränderten Lokalteil zu produzieren. Bis auf diese Standorte und jenen in Hagen hat der Konzern alle bis dahin bestehenden Doppelstrukturen von
Lokalausgaben der WR und der WP beseitigt. Mit den Schließungen der WP-Redaktionen in
Soest und in Werl war zugleich ein Marktausstieg verbunden. Nutznießer davon ist der Soes3
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ter Anzeiger, der nun überwiegend Monopolanbieter ist. Wenige Monate später, im März
2010, hat der Verlag des Soester Anzeigers seine Ausgabe Menden (Mendener Zeitung) im
Norden des Märkischen Kreises eingestellt. Nutznießer davon ist die Westfalenpost, die dort
nun über ein Monopol verfügt.
4
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Tab. 1.1: Regionale und lokale Tageszeitungen in NRW
Titel
Aachener Nachrichten
Verkaufte Verkaufte
Auflage
Auflage
2006
2008
141.700 136.900
1
Verkaufte
Auflage
2010
129.200
1
Aachener Zeitung
Verlag
Zeitungsverlag Aachen GmbH
Zeitungsverlag Aachen GmbH
Ahlener Zeitung
7.200 7.000
6.800
Everhard Sommer GmbH & Co KG
Allgemeine Zeitung, Coesfeld
18.400 18.200
17.900
J. Fleißig GmbH & Co KG
Bocholter-Borkener Volksblatt
24.100 23.800
23.500
Temming Verlag KG
Borkener Zeitung
17.900 17.800
17.500
J. Mergelsberg GmbH & Co KG
Dülmener Zeitung
9.400 9.200
8.800
J. Horstmannsche Buchhandlung
GmbH & Co KG
Emsdettener Volkszeitung
8.800 8.400
8.100
Vg. Emsdettener Volksztg. GmbH
89.900 84.500
81.800
Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt Neusser GmbH
Die Glocke, Oelde
59.100 58.100
57.100
E. Holterdorf GmbH & Co KG
Haller Kreisblatt
12.400 12.100
11.900
Haller Kreisblatt Verlags-GmbH
Hellweger Anzeiger, Unna
26.000 25.800
24.500
Graphische Betriebe Rubens KG
Ibbenbürener Volkszeitung
21.700 21.400
21.000
IVZ Medien GmbH & Co KG
Iserlohner Kreisanzeiger
26.300 25.000
24.900
Zeitungsverlag Iserlohn Iserlohner
Kreisanz. und Ztg. GmbH & Co KG
359.500 345.000
336.000
DuMont Schauberg Expedition der
General-Anzeiger, Bonn
2
und Zeitung
Kölner Stadt-Anzeiger
3
Kölnische Rundschau
3
Kölnischen Ztg. GmbH & Co KG
Lippische Landes-Zeitung
46.200 45.100
43.700
Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf
GmbH & Co KG
Lüdenscheider Nachrichten
32.800 31.600
32.200
Märk. Zeitungsvg. GmbH & Co KG
Mindener Tageblatt
36.100 35.400
34.500
J.C.C. Bruns Betriebs-GmbH
17.100 16.700
15.900
Altmeppen-Verlag GmbH & Co KG
Münsterländische Volkszeitung
Neue Ruhr/Rhein Zeitung
4
Zeitungsverlag Niederrhein GmbH &
Co Essen KG
Neue Westfälische, Bielefeld
154.900 153.300
150.100
Zeitungsverlag Neue Westfälische
GmbH & Co KG
Neuß-Grevenbroicher Zeitung
49.700 49.000
45.500
Neußer Zeitungsverlag GmbH
Der Patriot, Lippstadt
27.200 26.300
25.500
Zeitungsverlag Der Patriot GmbH
Recklinghäuser Zeitung
65.900 65.800
63.600
Verlag J. Bauer KG
Remscheider General-Anzeiger
21.100 19.800
18.800
Ziegler KG Druckerei und Verlag
325.400 318.300
310.900
Rheinische Post Verlagsges. mbH
186.100 202.800
191.800
Vg. Lensing-Wolff GmbH & Co KG
Rheinische Post, Düsseldorf
5
Ruhr Nachrichten , Dortmund
5
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Titel
Siegener Zeitung
Verkaufte Verkaufte
Auflage
Auflage
2006
2008
59.600 58.100
6
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Verkaufte
Auflage
2010
56.800
Verlag
Siegener Zeitung Vorländer + Rothmaler GmbH & Co KG
Soester Anzeiger
32.300 31.700
36.100
W. Jahn Verlag GmbH & Co KG
Solinger Tageblatt
26.300 25.600
24.800
B. Boll Verlag des Solinger Tageblattes GmbH & Co KG
Süderländer Tageblatt,
5.300 5.200
4.900
Süderländer Tageblatt Plettenber-ger
Zeitung Hundt GmbH & Co KG
4.200 4.000
4.000
Druck und Verlag Kirch GmbH
926.600 827.800
780.600
Westd. Allgemeine Zeitungsverlag
Brost & Funke GmbH & Co KG
142.400 130.900
121.600
Girardet Verlag KG
127.600 125.300
121.900
Westfalen-Blatt Vereinigte Zeitungsverlage GmbH
Plettenberg
Tageblatt für den Kreis Steinfurt
Westdeutsche Allgemeine
4
Zeitung , Essen
Westdeutsche Zeitung,
Düsseldorf
Westfalen-Blatt, Bielefeld
4
Westfalenpost , Hagen
Westfalenpost GmbH & Co
Verlags-KG
Westfälische Nachrichten
Westfälische Rundschau
119.300 115.100
113.700
4
Aschendorff Medien GmbH & Co
Zeitungsverlag Westfalen
GmbH & Co KG
Westfälischer Anzeiger, Hamm
Abo-Presse gesamt
7
Düsseldorf-Express
44.100 41.900
3.373.200* 3.122.900
41.700
Westfälischer Anzeiger Verlag
GmbH & Co KG
3.007.600
48.900 45.700
40.500
Düsseldorf-Express Verlags GmbH
Express, Köln
176.100 166.300
152.800
DuMont Schauberg Expedition der
Kölnischen Ztg. GmbH & Co KG
Boulevard-Presse gesamt
225.000 212.000
193.300
Regionalpresse gesamt
Handelsblatt
3.598.200* 3.334.900
144.000 147.800
3.200.900
136.900
Handelsblatt GmbH
Quelle: Formatt-Institut; Auflagenzahlen nach IVW für das 1. Quartal
*) In der Summe sind auch Auflagen inzwischen eingestellter Titel enthalten.
1 Gesamtauflage für Aachener Zeitung und für Aachener Nachrichten
2 Der General-Anzeiger verkauft 6.900 Exemplare in den Kreisen Neuwied und Ahrweiler in Rheinland-Pfalz.
3 Gesamtauflage für Kölner Stadt-Anzeiger und für Kölnische Rundschau
4 Gesamtauflage der vier Titel in NRW: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Neue Ruhr/Rhein Zeitung, Westfälische Rundschau und Westfalenpost
5 Gesamtauflage der Ruhr Nachrichten ohne Rücksicht auf reorganisierte Verlagsstruktur mit outgesourcten
Lokalausgaben
6 Die Siegener Zeitung verkauft einen Auflagenanteil von 6.100 Exemplaren im Westerwaldkreis in RheinlandPfalz.
7 In der Summe nicht berücksichtigt sind insgesamt 6.500 Exemplare, die von Zeitungen aus benachbarten
Bundesländern in grenznahen Orten diesseits der Grenze verkauft werden. Bei der Summe der hierzulande
verkauften auswärtigen Regionalzeitungen sind insbesondere folgende Titel zu berücksichtigen: Neue Osnabrücker Zeitung 3.800 Exemplare im Kreis Steinfurt; Kreiszeitung Syke 1.200 Exemplare im Kreis MindenLübbecke; Dewezet 1.500 Exemplare im Kreis Lippe
6
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Tab. 1.2: Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen
1993*
2002
2006
2008
2010
Verlage **
k.A.
42
41
40
39
Zeitungen
50
44
44
42
42
Hauptredaktionen
22
21
21
21
20
verkaufte Auflage
4.330.800
3.881.800
3.598.200
3.334.900
3.103.000
Durchschnittliche
86.600
88.200
81.800
79.400
71.700
Auflage pro Zeitung
Auflagenzahlen nach IVW jeweils für das 1. Quartal; ohne die überregionale Zeitung Handelsblatt.
* Siehe Pätzold, Ulrich/ Röper, Horst: Lokale Medien in NRW. Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt
für Rundfunk Nordrhein-Westfalen; Bd. 19. Leverkusen-Opladen 1995.
** Das Outsourcing von einzelnen Ausgaben (z.B. bei den Ruhr Nachrichten) wird nicht berücksichtigt.
2.
Welche Auflagen und Marktanteile erzielen die Zeitungstypen überregionale, regionale/lokale Zeitungen, Boulevardzeitungen, Wochenzeitungen im Vergleich zu
2008 nach Abonnements- und Freiverkaufszahlen?
Im deutschen Zeitungsmarkt erreichten die lokalen und regionalen Abonnementzeitungen
2010 eine verkaufte Auflage von rund 13,8 Millionen Exemplaren (2008: 14,6 Millionen). Das
entspricht einem Anteil von 56,1 Prozent (2008: 55,3 Prozent) bei den Zeitungen insgesamt
(Tages-, Wochen- und Sonntagszeitungen) und von 71,2 Prozent (2008: 70,8 Prozent) bei
der Tagespresse. Die Boulevardzeitungen kommen auf 16,2 beziehungsweise 20,6 Prozent
(2008: 16,9 beziehungsweise 21,5 Prozent) und die überregionalen Tageszeitungen auf 6,5
beziehungsweise 8,2 Prozent (2008: 6,1 beziehungsweise 7,8 Prozent). Die Sonntagszeitungen erreichen mit 3,2 Millionen Exemplaren (2008: 3,6 Millionen) einen Anteil an der Gesamtauflage der Zeitungen von 13,1 Prozent (2008: 13,8 Prozent). Die Wochenzeitungen
kommen mit zwei Millionen Exemplaren auf 8,0 Prozent (2008: 7,6 Prozent). Seit einigen
Jahren verschieben sich in der Gruppe der Tageszeitungen die Relationen anhaltend, aber
nur leicht, weil insbesondere Boulevardzeitungen und die lokalen/regionalen Abonnementzeitungen Auflage einbüßen, während einige überregionale Abonnementzeitungen sogar
Steigerungen aufweisen.
Tab. 2.1: Verkaufte Auflagen und Marktanteile (MA) nach Zeitungstypen bundesweit
2008
Zeitungstyp
lokale/regionale Abozeitungen
Auflage
2010
Marktanteil bei
Tageszeitungen
Auflage
Marktanteil bei
Tageszeitungen
14.591.000
70,8%
13.840.000
71,2
Boulevardzeitungen
4.431.600
21,5%
4.000.000
20,6
überregionale Abozeitungen
1.598.200
7,8%
1.600.000
8,2
20.620.800
100,0%
19.440.000
100,0%
Sonntagszeitungen
3.627.600
k.A.
3.240.000
k.A.
Wochenzeitungen
1.989.200
k.A.
1.970.000
k.A.
Zeitungen gesamt
26.237.600
k.A.
24.650.000
k.A.
Tageszeitungen gesamt
Quelle: Formatt-Institut; Auflagenzahlen nach IVW jeweils für das 1. Quartal
7
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Der Zeitungsmarkt in NRW unterscheidet sich nicht grundlegend von jenen der meisten anderen Bundesländer. Der Markt wird dominiert von den regionalen/lokalen Abonnementzeitungen. Die überregionalen Abonnementzeitungen erreichen in einzelnen Bundesländern
höhere Auflagen als in NRW, doch ist dabei zu berücksichtigen, dass einzelne Titel in ihrer
Stammregion auch einen Lokalteil bieten, also dort dem Typ Regionalzeitung entsprechen,
zum Beispiel die Süddeutsche Zeitung in der Region München oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und die Frankfurter Rundschau (FR) in der Region Frankfurt. Die Boulevardzeitungen haben in den letzten Jahren insgesamt erheblich Auflage eingebüßt. Dies
gilt insbesondere für den einzigen bundesweit vertriebenen Titel „Bild“. Wiederum im Vergleich zu anderen Bundesländern ist der Marktanteil der Boulevardzeitungen in NRW etwas
niedriger, obwohl hierzulande mit dem Express auch eine regionale Boulevardzeitung erscheint. In vielen anderen Bundesländern gibt es diesen Zeitungstyp nicht mehr. In NRW
erscheint der Express mit drei lokalen Ausgaben für Köln, Bonn und Düsseldorf, dort unter
dem Titel „Düsseldorf-Express“. Von den gleichfalls nur noch wenigen überregionalen Wochenzeitungen hatte – abgesehen von konfessionellen Titeln – bis 2010 allein der Rheinische Merkur seinen Sitz in NRW, namentlich in Bonn. Im November 2010 wurde der Titel
eingestellt. Die Zeit veröffentlicht seitdem eine Beilage unter dem Titel Rheinischer Merkur.
In NRW erscheinen nur noch vereinzelt lokale Wochenblätter, also Titel, die allein über ihr
jeweils begrenztes Verbreitungsgebiet berichten. In der Auflagenliste der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) werden noch zwei
Titel geführt: Borbecker Nachrichten (5.400 Exemplare) und Werdener Nachrichten (3.100
Exemplare), beide mit Standort Essen.
Tab. 2.2: Verkaufte Auflagen und Marktanteile nach Zeitungstyp in NordrheinWestfalen
Zeitungstyp
2002
Auflage
Regionalpresse
(exkl. Express)
2008
Markt-anteil
Auflage
2010
Marktanteil
Auflage
Markt-anteil
3.609.300
73,4%
3.153.900
73,7%
3.013.000
74,9%
224.504
4,6%
229.600**
5,4%
248.800
6,2%
(Bild und Express)
1.081.264
22,0%
894.100
20,9%
760.200
18,9%
Tageszeitungen gesamt
4.915.068
100,0%
4.277.600**
100,0%
4.022.000
100,0%
überregionale Zeitungen
(exkl. Bild)
Boulevardzeitungen
Quelle: Formatt-Institut; Auflagenzahlen nach IVW jeweils für das 1. Quartal
* ohne Neues Deutschland und Financial Times Deutschland
** ohne Neues Deutschland, Financial Times und Die Tageszeitung
Die lokalen/regionalen Abonnementzeitungen sind in NRW noch dominanter als im bundesdeutschen Durchschnitt und kommen auf drei Viertel der Gesamtauflage der Tagespresse
(2008: 73,7 Prozent). Die beiden Boulevardzeitungen Bild und Express erreichen zusammen
einen Anteil von 19 Prozent (2008: 21 Prozent). Die überregionalen Abonnementzeitungen
kommen auf 6,2 Prozent (2008: 5,4 Prozent).
Über die Sonntagszeitungen in NRW gibt es keinen vollständigen Überblick, da für die
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) keine Regionaldaten und für den Sonntags
Express in Köln gar keine Auflagenzahlen erhältlich sind. Bild am Sonntag (BamS) kommt in
NRW auf eine Auflage von 320.000 Exemplaren (2008: 350.000) und die Welt am Sonntag
(WamS) auf 110.000 Exemplare. Der hohe Anteil von 27 Prozent, den NRW an der Gesamt8
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Drucksache 15/4047
auflage der WamS hat, dürfte auch durch den NRW-Teil der Zeitung bestimmt sein. Für dieses Extraprodukt werden den Anzeigenkunden fünf Belegungseinheiten für einzelne Teilregionen in NRW angeboten. Einen ähnlichen Regionalteil produziert die WamS ansonsten nur
noch für Bayern. Anders als in anderen Bundesländern verfügen lokale/regionale Abozeitungen in NRW nicht über Sonntagsausgaben beziehungsweise eigenständige Sonntagszeitungen.
Auffallend hoch ist der Auflagenanteil von NRW beim Handelsblatt, das hierzulande ein Viertel der Auflage absetzt. Dieser hohe Anteil wird relativiert durch die dem Verlagsort Düsseldorf zugerechnete Auflage von 7.700 Exemplaren. Auch bei der FAZ liegt der NRW-Anteil
mit 21 Prozent relativ hoch. Die Süddeutsche Zeitung konnte über Jahre hinweg Auflagensteigerungen in NRW verzeichnen, doch war die Auflage zuletzt rückläufig und lag in 2010
bei 43.000 Exemplaren (2008: 45.400). Der NRW-Anteil an der Gesamtauflage liegt bei 10
Prozent. Sowohl absolut als auch relativ gemessen an der Gesamtauflage ist der NRWAnteil aber noch deutlich geringer als bei der FAZ. Die Frankfurter Rundschau hat bei deutlich sinkender Gesamtauflage auch in NRW Auflage verloren. Der NRW-Anteil liegt bei 8,2
Prozent. Die Tageszeitung (taz) kommt in NRW auf 11.000 Exemplare. Damit ist NRW an
der Gesamtauflage mit knapp 20 Prozent beteiligt. Gleichfalls rund 20 Prozent beträgt der
NRW-Anteil bei der Financial Times Deutschland.
Bei den Wochenzeitungen hat Die Zeit mit 503.100 Exemplaren die mit Abstand höchste
Auflage. Mit 90.000 Exemplaren ist ihre Auflage in NRW stattlich und liegt mit einem Auflagenanteil von gut 18,5 Prozent auf dem Niveau des Bevölkerungsanteils von NRW am Bund.
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Tab. 2.3: Auflagen der überregionalen Zeitungen in Nordrhein-Westfalen
Titel
Auflage 2002
in NRW
NRW
Auflage 2008
gesamt
in NRW
in %
Auflage 2010
NRW
gesamt
in NRW NRW
in %
in %
Frankfurter Allg. Zeitung
78.108
20,0
368.700
76.200
20,7
368.000
76.800
21,1
Die Welt/Welt kompakt
49.607
21,2
278.100
58.800
21,1
256.200
51.000
19,9
Süddeutsche Zeitung
31.439
7,1
450.200
45.400
10,1
445.800
43.300
10,1
Frankfurter Rundschau
14.925
7,9
153.700
13.300
8,2
142.400
11.300
8,2
Die Tageszeitung
11.368
18,9
55.400
k.A.
k.A.
56.800
11.100
19,7
591
1,1
42.400
k.A.
k.A.
39.500
600
0,1
38.466
27,2
147.800
35.900
24,3
136.900
34.100
24,9
k. A.
k. A.
101.700
k.A.
k.A.
100.700
20.600
20,4
224.504
k.A.
1.598.000
229.600
14,4
1.546.300
248.800
16,1
566.900
18,8
Neues Deutschland
Handelsblatt *
Financial Times
Deutschland *
Überregionale Tageszeitungen exkl. Bild
Bild
Überregionale Tageszeitungen inkl. Bild
808.764
19,8
3.326.200
682.100
19,3
3.014.100
1.033.268
18,2
4.924.200
914.900
17,7
4.560.400
815.700
17,9
Bild am Sonntag
465.000
20,9
1.680.200
336.800
21,0
1.509.600
320.400
21,2
Welt am Sonntag
125.700
19,6
404.300
113.600
28,0
402.300
109.100
27,1
k. A.
k. A.
325.900
k.A.
k.A.
343.900
k.A.
k.A.
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung
Quelle: IVW; Auflagenzahlen jeweils für das 1. Quartal
* Montag bis Freitag; bei den anderen Titeln Montag bis Samstag.
„Bild“ in NRW
Die Bild-Zeitung erreicht unter allen Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen die mit Abstand
höchste Verkaufsauflage. Ähnlich wie im Bundesgebiet ist diese Auflage auch in NRW in den
letzten Jahren deutlich gesunken. Im 1. Quartal 2010 verkaufte Bild hierzulande noch knapp
570.000 Exemplare gegenüber 680.000 Exemplaren in 2008. Weiterhin werden in NRW acht
subregionale Ausgaben verbreitet mit deutlich unterschiedlichen Auflagen (siehe Tab. 2.4).
Der Zuschnitt dieser Verbreitungsgebiete ist – von kleineren Korrekturen abgesehen – gleich
geblieben.
10
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 2.4: Teilausgaben von Bild in Nordrhein-Westfalen
2002
Teilbelegung
2008
Anteil an
NRW
ges.
Standort
Auflage
Auflage
2010
Anteil an
NRW
ges.
Auflage
Anteil an
NRW
ges.
Ruhr-West
Essen
140.800
17,7%
118.100
18,4%
105.700
18,6
Ruhr-Ost
Dortmund
140.100
17,6%
111.600
17,4%
99.600
17,6
Düsseldorf
Düsseldorf
110.100
13,8%
91.700
14,3%
80.900
14,3
Köln/Bonn
Köln
88.500
11,1%
76.400
11,9%
67.900
12,0
Aachen
Aachen
46.500
5,8%
38.400
6,0%
37.700
6,7
Münsterland
Münster
61.200
7,7%
49.500
7,7%
44.800
7,9
Ostwestfalen
Bielefeld
104.500
13,1%
84.800
13,2%
72.500
12,8
Arnsberg
104.100
13,1%
70.300
11,0%
60.800
10,7
795.800
100,0%
640.800
100,0%
566.900
100,0
Südwestfalen/
Bergisches Land/
Niederrhein
NRW gesamt *
Auflagenzahlen nach IVW jeweils für das 1. Quartal
* Für das Jahr 2010 stimmt die Summe nicht mit der Addition der Teilauflagen überein (Differenz 3.000 Exemplaren), wurde aber so von der IVW übernommen.
In der Tabelle 2.4 sind die Auflagenverluste der einzelnen Bild-Ausgaben deutlich zu erkennen. Zwischen 2002 und 2010 waren sie insbesondere für die Ausgabe Arnsberg (-42 Prozent) massiv. Landesweit lag der Auflagenverlust der Bild bei 29 Prozent.
Tab. 2.5: Auflagen nach Zeitungstypen und Vertriebsart bundesweit 2010
Auflage
gesamt
Abonnements
13.843.700
4.003.000
12.654.600
91,4
195.400
738.200
5,3
3.633.400
398.100
2,9
121.800
52.900
0,4
52.400
1.603.400
975.000
233.200
153.600
241.500
19.450.000
13.825.000
4.604.800
673.500
346.800
Sonntagszeitungen
3.243.800
1.120.000
1.873.000
99.400
151.300
Wochenzeitungen
1.970.600
1.619.600
143.800
161.700
45.400
Zeitungen gesamt
24.664.400
16.564.600
6.621.600
934.600
543.500
Zeitungstyp
lokale/reg. Abozeitungen
In %
Boulevardzeitungen
überregionale Abozeitungen
In %
Tageszeitungen gesamt
Einzelverkauf
Sonstiger
Verkauf
Bordexemplare
Quelle: IVW, Daten für 1. Quartal
11
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 2.6: Regionale Abonnementzeitungen in Nordrhein-Westfalen nach Vertriebsart
2010
Sonstiger
Auflage
Abonnement
Einzelverkauf
3.013.000
2.783.500
160.600
58.700
10.200
Anteil in %
92,4
5,3
1,9
0,3
Verkauf
Bordexemplare
Quelle: IVW Daten für 1. Quartal
3.
Welche Auflagentrends der einzelnen Zeitungstypen sind landesweit aber auch
in den einzelnen Regionen seit 2008 zu verzeichnen?
Die Auflagenentwicklung seit 2008 ist bei allen Zeitungstiteln wie bereits in den Jahren zuvor
negativ verlaufen. In Nordrhein-Westfalen gilt das auch für fast alle einzelnen Titel beziehungsweise für die hierzulande verkauften Teilauflagen auswärtiger Zeitungen (Ausnahme:
Die Tageszeitung (taz)). Die folgende Tabelle gibt einen Überblick nach Zeitungstypen:
Tab.3.1: Auflagen in Nordrhein-Westfalen nach Zeitungstyp
Titel
Verkaufte
Auflage
2008
3.122.900
Verkaufte
Auflage
2010
3.007.600
Differenz
Regionale Boulevardzeitungen
212.000
193.300
-18.700
Überregionale Boulevardzeitungen
640.900
566.900
-74.000
Überregionale Abozeitungen *
241.700
248.800
+7.100
4.217.500
4.016.600
-200.900
Regionale Abozeitungen
Tageszeitungen gesamt
-115.300
Auflagenzahlen nach IVW und teilweise nach Verlagsangaben (für NRW) jeweils für das 1. Quartal
* Nur in 2010 inkl. Financial Times Deutschland
Der Gesamtverlust seit 2008 beträgt bei der Tagespresse gut 200.000 Exemplare oder 4,8
Prozent. Den relativ und absolut höchsten Auflagenschwund hatte Bild mit 74.000 Exemplaren oder 11,5 Prozent. Mit 8,8 Prozent gleichfalls hoch ist der Verlust bei den regionalen
Boulevardzeitungen (Express und Düsseldorf-Express). Deutlich geringer war der Verlust bei
den lokalen und regionalen Abozeitungen mit 3,7 Prozent. Die für die überregionalen Abozeitungen ausgewiesene Steigerung geht allein auf die erstmalige Berücksichtigung der Financial Times Deutschland zurück, für die erstmals regionale Teilauflagen für das Jahr 2010
vorliegen. Ohne diese Besonderheit würden auch die überregionalen Abozeitungen einen
Verlust aufweisen (-5,6 Prozent).
12
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 3.2: Regionale und lokale Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen
Titel
Verkaufte
Auflage
2008
136.900
Verkaufte
Auflage
2010
129.200
7.000
Allgemeine Zeitung, Coesfeld
Aachener Nachrichten
1
Differenz
absolut
Differenz
in %
- 7.700
- 5,6
6.800
- 200
- 2,9
18.200
17.900
- 300
- 1,6
Bocholter-Borkener Volksblatt
23.800
23.500
- 300
- 1,3
Borkener Zeitung
17.800
17.500
- 300
- 1,7
Dülmener Zeitung
9.200
8.800
- 400
- 4,3
8.400
8.100
- 300
- 3,6
84.500
81.800
- 2700
- 3,2
Die Glocke, Oelde
58.100
57.100
- .1000
- 1,7
Haller Kreisblatt
12.100
11.900
- 200
- 1,7
Hellweger Anzeiger, Unna
25.800
24.500
- 1.300
- 5,0
Ibbenbürener Volkszeitung
21.400
21.000
- 400
- 1,9
Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung
25.000
24.900
- 100
- 0,4
345.000
336.000
- 9.000
- 2,6
Lippische Landes-Zeitung, Detmold
45.100
43.700
- 1.400
- 3,1
Lüdenscheider Nachrichten
31.600
32.200
600
1,9
Mindener Tageblatt
35.400
34.500
- 900
- 2,5
16.700
15.900
- 800
- 4,8
Neue Westfälische, Bielefeld
153.300
150.100
- 3.200
- 2,1
Neuß-Grevenbroicher Zeitung
49.000
45.500
- 3.500
- 7,1
Der Patriot, Lippstadt
26.300
25.500
- 800
- 3,0
Recklinghäuser Zeitung
65.800
63.600
- 2.200
- 3,3
Remscheider General-Anzeiger
19.800
18.800
- 1.000
- 5,1
318.300
310.900
- 7.400
- 2,3
202.800
191.800
- 11.000
- 5,4
1
Aachener Zeitung
Ahlener Zeitung
Emsdettener Volkszeitung
General-Anzeiger, Bonn
Kölner Stadt-Anzeiger
3
Kölnische Rundschau
3
2
Münsterländische Volkszeitung, Rheine
Neue Ruhr/Rhein Zeitung, Essen
Rheinische Post, Düsseldorf
5
Ruhr Nachrichten , Dortmund
4
13
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Titel
Drucksache 15/4047
Verkaufte
Auflage
2008
58.100
Verkaufte
Auflage
2010
56.800
Differenz
absolut
Differenz
in %
- 1.300
- 2,2
Soester Anzeiger
31.700
36.100
4.400
13,9
Solinger Tageblatt
25.600
24.800
- 800
- 3,1
Süderländer Tageblatt, Plettenberg
5.200
4.900
- 300
- 5,8
Tageblatt für den Kreis Steinfurt, Ochtrup
4.000
4.000
0
0,0
WAZ-Gruppe , Essen
827.800
780.600
- 47.200
- 5,7
Westdeutsche Zeitung, Düsseldorf
130.900
121.600
- 9.300
- 7,1
Westfalen-Blatt, Bielefeld
125.300
121.900
- 3.400
- 2,7
115.100
113.700
- 1.400
- 1,2
41.900
41.700
- 200
- 0,5
3.122.900
3.007.600
-115.300
- 3,7
Düsseldorf-Express
45.700
40.500
- 5.200
- 11,4
Express, Köln
166.300
152.800
- 13.500
- 8,1
Boulevard-Presse gesamt
212.000
193.300
-18.700
- 8,8
Regionalpresse gesamt
3.334.900
3.200.900
- 134.000
- 4,0
Handelsblatt
147.800
136.900
- 10.900
- 7,4
Siegener Zeitung
6
4
4
Westfalenpost , Hagen
Westfälische Nachrichten, Münster
4
Westfälische Rundschau, Dortmund
Westfälischer Anzeiger, Hamm
Abo-Presse gesamt
7
Quelle: Formatt-Institut; Auflagenzahlen nach IVW für das 1. Quartal.
*) In der Summe sind auch Auflagen inzwischen eingestellter Titel enthalten.
1 Gesamtauflage von Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten
2 Der General-Anzeiger verkauft 6.900 Exemplare in den Kreisen Neuwied und Ahrweiler in Rheinland-Pfalz.
3 Gesamtauflage für Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnische Rundschau
4 Gesamtauflage der vier Titel in NRW: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Neue Ruhr/Rhein Zeitung, Westfälische Rundschau und Westfalenpost
5 Gesamtauflage der Ruhr Nachrichten ohne Rücksicht auf reorganisierte Verlagsstruktur mit outgesourcten
Lokalausgaben
6 Die Siegener Zeitung verkauft einen Auflagenanteil von 6.100 Exemplaren im Westerwaldkreis in RheinlandPfalz.
7 In der Summe nicht berücksichtigt sind insgesamt 6.500 Exemplare, die von Zeitungen aus benachbarten
Bundesländern in grenznahen Orten diesseits der Grenze verkauft werden. Bei der Summe der hierzulande
verkauften auswärtigen Regionalzeitungen sind insbesondere folgende Titel zu berücksichtigen: Neue Osnabrücker Zeitung 3.800 Exemplare im Kreis Steinfurt; Kreiszeitung Syke 1.200 Exemplare im Kreis MindenLübbecke; Dewezet 1.500 Exemplare im Kreis Lippe.
Nur zwei Zeitungstitel der Ippen-Gruppe, Lüdenscheider Nachrichten und Soester Anzeiger,
weisen Auflagengewinne aus. Dies ist in beiden Fällen auf strukturelle Veränderungen im
Zeitungsmarkt zurückzuführen und zwar auf Veränderungen beim WAZ-Konzern. Sie betrafen in Lüdenscheid die Westfälische Rundschau und im Kreis Soest die Westfalenpost (Aufgabe der Lokalausgaben in Soest und in Werl). Die Gewinne des Soester Anzeigers sind
inzwischen durch die Aufgabe der Lokalausgabe Menden wieder aufgezehrt. Für die hohen
Verluste (7,1 Prozent) der Neuß-Grevenbroicher Zeitung dürfte der Besitzwechsel maßgeblich gewesen sein. Für die Verluste der Westdeutschen Zeitung in gleicher Höhe sind strukturelle Gründe nicht erkennbar.
Die Entwicklung der Zeitungen in den einzelnen Regionen in NRW wird in der Antwort zu
Frage 34 dargestellt.
14
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
4.
Drucksache 15/4047
Welche Rolle spielen auswärtige Zeitungen in NRW? Welche Marktanteile halten
sie und wie haben sich ihre Marktanteile seit 2006 entwickelt?
Informationen zur Bedeutung überregionaler Tageszeitungen in NRW liefert die Antwort auf
die Frage 2.
Nordrhein-Westfalen stellt für die lokalen und regionalen Abonnementzeitungen und auch für
die regionalen Kaufzeitungen einen im Wesentlichen abgeschlossenen Markt dar. Die Landesgrenze ist für die meisten Zeitungen in NRW und auch für jene in den Nachbarländern
zugleich die Grenze des Verbreitungsgebietes. Dies gilt im Besonderen für die Grenzen zu
Belgien und zu den Niederlanden.
Von den regionalen Kaufzeitungen anderer Bundesländer erzielt kein Titel nennenswerte
Auflagen in NRW. Dies gilt überwiegend auch für die lokalen und regionalen Abonnementzeitungen. Nur in einzelnen Gemeinden in Ostwestfalen und im Münsterland direkt an der Landesgrenze spielen auswärtige Abonnementzeitungen eine gewisse Rolle. Dies gilt in folgenden Kreisen:

Kreis Steinfurt: Die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) wird in den östlichen Gemeinden des Kreises mit insgesamt 3.800 Exemplaren vertrieben. In der Gemeinde Lotte
erreicht die NOZ mit 2.200 Exemplaren im lokalen Markt der Abonnementzeitungen
ein Monopol. In Westerkappeln kommt sie mit 800 Exemplaren als Zweitzeitung auf
einen Marktanteil von über 40 Prozent. Eine nachrangige Rolle spielt sie zudem in
der Gemeinde Lienen und der Stadt Tecklenburg.

Kreis Minden-Lübbecke: An der Grenze zu Niedersachsen verkauft die Kreiszeitung
aus Syke 1.200 Exemplare. In der Gemeinde Stemwede ist sie mit 900 Exemplaren
Zweitzeitung, in der Nachbarstadt Rahden mit 200 Exemplaren Drittzeitung.

Kreis Lippe: Die Dewezet aus der niedersächsischen Stadt Hameln kommt mit ihrer
Ausgabe Pyrmonter Nachrichten auf 1.300 Exemplare und die Ausgabe Schaumburger Zeitung aus derselben Verlagsgruppe auf 300 Exemplare. Die Pyrmonter Nachrichten sind in der Stadt Lügde Erstzeitung, die Schaumburger Zeitung in der Gemeinde Extertal Zweitzeitung.

Kreis Höxter: In der Stadt Höxter ist der Tägliche Anzeiger aus dem niedersächsischen Holzminden mit 300 Exemplaren Drittzeitung.
Zudem werden in Nordrhein-Westfalen auch fremdsprachige Tageszeitungen verkauft. Über
diese liegen allerdings kaum Informationen vor. Der Auflagenkontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung von Werbeträgern e.V. (IVW) werden nur die beiden türkischen
Tageszeitungen Hürriyet und Zaman gemeldet. Hürriyet kommt mit seiner Auslandsausgabe
im Bundesgebiet auf eine Auflage von 9.600 Exemplaren und mit seiner DeutschlandAusgabe auf 35.900 Exemplare. Zaman verkauft 23.800 Exemplare. Angaben zur Auflage in
NRW liegen nicht vor.
Auch fremdsprachige Wochenzeitungen werden in Deutschland vertrieben, so etwa die russischsprachige Russkaja Germanija mit Sitz in Berlin. Die verkaufte Auflage liegt nach Angaben der IVW bundesweit bei 47.400 Exemplaren. Die Zeitung kooperiert mit der Wochenzeitung Rheinskaja Gazeta (nicht IVW-geprüft), deren Verlag in Essen seinen Sitz hat. An der
Verlagsgesellschaft Rheinskaja Gazeta GmbH & Co KG hält der WAZ-Konzern eine Beteiligung in Höhe von 49 Prozent. Das Blatt war im März 2007 als Tageszeitung gestartet worden und erscheint seit Januar 2008 als Wochenzeitung. Über die in NRW erzielten Auflagen
liegen für beide Titel keine gesonderten Erkenntnisse vor.
15
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
5.
Drucksache 15/4047
Welche Zeitungen werden in welchem Umfang durch Migrantinnen und Migranten in NRW gelesen?
Zur Nutzung einzelner Zeitungstitel durch Menschen mit Migrationshintergrund liegen keine
spezifischen Informationen vor, gleichwohl jedoch allgemeine Daten zur Tageszeitungsnutzung von Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei wird nach heimatsprachigen und
deutschsprachigen Tageszeitungen unterschieden. Die Daten wurden im Rahmen der
ARD/ZDF-Studie Migranten und Medien erhoben, die jeweils in den Jahren 2007 und 2011
durchgeführt worden ist. Der Schwerpunkt der Studie liegt jedoch auf der Rundfunknutzung.
Über die jüngste Studie berichtet die Fachzeitschrift Media Perspektiven ausführlich (siehe
Heft 10/2011 auf den Seiten 458 bis 503). Dabei bearbeiten unterschiedliche Autorinnen und
Autoren die Radio-, Fernseh- und Internetnutzungen von Menschen mit Migrationshintergrund. Printmedien werden nur am Rande berücksichtigt.)
Die Studie weist aus, dass 36 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund regelmäßig
Tageszeitungen lesen. 28 Prozent lesen nur deutschsprachige Zeitungen, 3 Prozent sowohl
heimatsprachige als auch deutschsprachige. Nur 6 Prozent lesen ausschließlich heimatsprachige Zeitungen. Diese Leserinnen und Leser stammen überwiegend aus der Türkei. Bei
anderem Migrationshintergrund ist das Zeitungslesen nur selten auf heimatsprachige Titel
beschränkt. Entsprechend sind die Werte für die Nutzung deutsprachiger Zeitungen besonders hoch. Nach Altersgruppen unterschieden zeigt sich, dass deutschsprachige Zeitungen
insbesondere von den älteren Menschen mit Migrationshintergrund gelesen werden, das
heißt von jenen, die in der Regel schon lange in Deutschland leben. Weitgehend abstinent
gegenüber deutschsprachigen Zeitungen verhalten sich Menschen mit Migrationshintergrund
aus dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, die mit 77 Prozent die höchste Anzahl für NichtStammleserinnen und -leser aufweisen.
16
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 5.1: Nutzung heimat- und deutschsprachiger Medienangebote nach Migrationshintergrund (Stammnutzer/in (mindestens 4 Tage/Woche), Angaben in Prozent)
Gesamt
14-29
30-49
ab 50
Jahre
Jahre
Jahre
(ab 14
Russland/
Türkei
ehem.
UdSSR
Jahre)
Griechenland
Italien
Polen
Serbien/
Montenegro/
Kroatien/
BosnienHerz.
2
1
2
41
42
47
1
1
1
deutschspr. und
heimatspr. Tageszeitung
3
1
2
4
1
6
nur deutschspr.
Tageszeitung
28
24
27
33
20
17
nur heimatspr.
Tagesztg.
6
4
6
7
2
16
kein Stammleser/in Tageszeitung
64
71
65
56
77
61
64
56
56
51
deutschspr. und
heimatspr. Internet
18
22
20
11
18
18
16
14
21
14
nur deutschspr.
Internet
35
57
36
15
38
28
37
42
34
42
nur heimatspr.
Internet
5
2
5
6
5
9
1
5
1
Kein/ Stammnutzer/in Internet
43
19
39
68
40
46
46
40
43
36
43
Quelle: ARD/ZDF-Studie Migranten und Medien 2011. In: Media Perspektiven 10/2011, S. 468
Basis: n=3.302 Befragte mit Migrationshintergrund
Im Vergleich zur vorangegangenen Studie aus dem Jahr 2007 ist der Anteil der Stammleserinnen und -leser unter den Menschen mit Migrationshintergrund allerdings deutlich rückläufig. Stammleserinnen und -leser deutscher Zeitungen waren damals noch 39 Prozent (2011:
30 Prozent) und heimatsprachiger Zeitungen 7 Prozent (2011: 8 Prozent). Für den Rückgang
der Nutzung deutschsprachiger Zeitungen sind vor allem die Jahrgänge bis 49 Jahre verantwortlich, wie aus Tabelle 5.2 hervorgeht.
Die Daten für die Zeitungsnutzung in Nordrhein-Westfalen entsprechen auch in den Altersgruppen weitgehend jenen für das Bundesgebiet.
17
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 5.2: Nutzung heimat- beziehungsweise deutschsprachiger Medienangebote nach
Alter (Stammnutzer/in (mind. 4 Tage/Woche), Angaben in Prozent)
Gesamt ab 14
Jahre
14-29 Jahre
30-49 Jahre
ab 50 Jahre
2007
2011
2007
2011
2007
2011
2007
2011
deutschspr. Fernsehen
72
76
77
76
69
75
71
78
heimatspr. Fernsehen
39
45
28
36
43
47
48
51
deutschsprachiges Radio
51
60
43
48
56
68
54
60
heimatsprachiges Radio
8
8
7
7
8
8
8
7
deutschspr. Tagesztg.
39
30
35
26
43
29
40
37
heimatspr. Tagesztg.
7
8
4
5
9
8
9
11
NRW: deutschsprachige
Tageszeitung
-
29
-
23
-
27
-
38
NRW: heimatsprachige Tageszeitung
-
9
-
4
-
9
-
12
deutschspr. Internet
39
53
63
79
33
56
14
26
heimatspr. Internet
13
22
16
24
14
25
7
18
Quelle: ARD/ZDF-Studie Migranten und Medien 2007 und 2011. In: Media Perspektiven 10/2011, S. 467
Quelle zu den NRW-Daten: Sonderauswertung des WDR auf Anfrage (n=965)
Basis: n=3.302 Befragte mit Migrationshintergrund
Seit 2010 werden ausländische Mitbewohner auch in den regelmäßigen Studien der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (ag.ma) unter dem Terminus „deutschsprachige Bevölkerung“
berücksichtigt. Die ag.ma weist daneben auch weiterhin Daten in der Rubrik „Deutsche“ aus.
Die Differenz steht für die deutschsprachige Bevölkerung mit Migrationshintergrund. An den
aufwändigen Untersuchungen der ag.ma nehmen allerdings längst nicht alle Zeitungen teil.
Immerhin werden aus Nordrhein-Westfalen aber relativ viele Zeitungen berücksichtigt, da
kleinere Zeitungen zusammen mit auflagenstärkeren Partnern ausgewiesen werden. In der
folgenden Tabelle 5.3 sind die Daten für Zeitungen aus Nordrhein-Westfalen zusammengefasst.
18
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 5.3: Zeitungsnutzung von Deutschsprachigen mit Migrationshintergrund
Deutschsprachige
Bevölkerung *
Deutsche*
Differenz*
620.000
600.000
20.000
150.000
150.000
0
680.000
650.000
30.000
320.000
310.000
10.000
2.330.000
2.220.000
110.000
Siegener Zeitung
140.000
140.000
0
Ruhr Nachrichten/Münstersche Zeitung
530.000
510.000
20.000
Recklinghäuser Zeitung
180.000
170.000
10.000
Express inkl. Düsseldorf Express
660.000
560.000
100.000
1.120.000
1.060.000
60.000
440.000
420.000
20.000
1.030.000
980.000
50.000
General-Anzeiger, Bonn
240.000
230.000
10.000
Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten
380.000
360.000
20.000
Westfälische Nachrichten & Partner, Münster
Die Glocke, Oelde
Neue Westfälische, Bielefeld, & Partner
2
Westfälischer Anzeiger, Hamm und Partner
WAZ Mediengruppe, Essen
3
4
Kölner Stadt-Anzeiger/Kölnische Rundschau
Westdeutsche Zeitung plus
5
Rheinische Post
1
Quelle: ag.ma 2010
Zur Erläuterung: Die ag.ma weist die Daten in Millionen mit zwei Stellen hinter dem Komma aus. Die Differenzbeträge über Leserinnen und Leser mit Migrationshintergrund stammen nicht von der ag.ma und sind wegen der
stark gerundeten Ausgangswerte nur als Näherungswerte zu verstehen.
1) Dazu gehören: Westfälische Nachrichten, Münster; Allgemeine Zeitung, Coesfeld; Bocholter Borkener Volksblatt, Bocholt; Borkener Zeitung; Dülmener Zeitung; Ibbenbürener Volkszeitung; Münsterländische Volkszeitung,
Rheine; Tageblatt für den Kreis Steinfurt, Ochtrup.
2) Dazu gehören: Neue Westfälische, Bielefeld; Lippische Landes-Zeitung, Detmold; Haller Kreisblatt; Mindener
Tageblatt.
3. Dazu gehören: Westfälischer Anzeiger, Hamm; Soester Anzeiger (inklusive der inzwischen eingestellten Mendener Zeitung); Der Patriot, Lippstadt; Lüdenscheider Nachrichten; Süderländer Tageblatt, Plettenberg.
4) Dazu gehören: Westdeutsche Allgemeine, Essen; Neue Ruhr/Rhein Zeitung, Essen; Westfalenpost, Hagen;
Westfälische Rundschau, Dortmund; Iserlohner Kreisanzeiger.
5) Dazu gehören: Westdeutsche Zeitung, Düsseldorf; Remscheider General-Anzeiger; Solinger Tageblatt.
6.
Welche Bedeutung spielen Tageszeitungen und Tageszeitungsverlage aus NRW
außerhalb von NRW und wie hat sich deren Engagement außerhalb von NRW
entwickelt?
Ähnlich wie auswärtige lokale und regionale Tageszeitungen in NRW kaum eine Rolle spielen, bildet die Landesgrenze auch für die hiesigen Regionalzeitungen in der Regel die Grenze ihrer Verbreitungsgebiete. Nachdem die Kölnische Rundschau (Rhein-Ahr-Rundschau)
und die Westfälische Rundschau in 2005 je eine Lokalredaktion in Rheinland-Pfalz geschlossen und sich damit faktisch aus Gebieten jenseits der Landesgrenze zurückgezogen
haben, haben nur die Siegener Zeitung und der General-Anzeiger aus Bonn in größerem
Umfang Bedeutung jenseits der NRW-Landesgrenze. Die Boulevardzeitung Express erreicht
in Rheinland-Pfalz eine Auflage von 5.000 Exemplaren.
Die Siegener Zeitung verkauft jenseits der Landesgrenze im rheinland-pfälzischen Kreis
Altenkirchen 6.000 Exemplare. Der Auflagenanteil, der außerhalb von NRW vertrieben wird,
liegt bei der Siegener Zeitung bei gut 10 Prozent. Auch der General-Anzeiger aus Bonn
19
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
überschreitet die Grenze zu Rheinland-Pfalz. Die Ausgabe Rhein-Ahr-Zeitung hat in den
Kreisen Ahrweiler und Neuwied eine Auflage von 6.500 Exemplaren. Durchlässig ist zudem
die Landesgrenze zu Niedersachsen an der Weser: Das Mindener Tageblatt verkauft in den
Kreisen Nienburg, Schaumburg und Holzminden zusammen 1.500 Exemplare. Letztlich setzt
das Haller Kreisblatt 200 Exemplare im Kreis Osnabrück ab.
Die Aachener Zeitung wird auch im Osten Belgiens, im Gebiet der deutschsprachigen Gemeinschaft vertrieben, für die früher eine eigene Ausgabe erstellt worden ist. Über die Teilauflage in Belgien ist nichts bekannt.
Die einzige überregionale Tageszeitung mit Sitz in NRW, das Handelsblatt in Düsseldorf, ist
naturgemäß in allen Bundesländern präsent. Der in NRW abgesetzte Auflagenanteil in Höhe
von einem Viertel (34.100) ihrer Gesamtauflage (136.900) ist allerdings auffallend hoch (siehe dazu die Antwort zu Frage 2).
Einige NRW-Verlagsgruppen sind nicht direkt mit ihren NRW-Verlagen und -Zeitungen, sondern über Tochter- und Beteiligungsunternehmen außerhalb von NRW tätig. Von den zehn
auflagenstärksten Verlagsgruppen in Deutschland haben vier ihren Stammsitz in NRW:

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), Essen

M. DuMont Schauberg, Köln

Verlagsgruppe Ippen, Hamm

Rheinische Post, Düsseldorf
WAZ-Gruppe, Essen
Der Essener WAZ-Konzern liegt gemessen am Kriterium der Gesamtauflage auf Rang 3 unter den größten Verlagsgruppen im deutschen Zeitungsmarkt. Der in NRW verkaufte Auflagenanteil umfasst mit gut 780.000 Exemplaren 70 Prozent der Gesamtauflage (inklusive
Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung). Der Verkauf von drei Lokalzeitungen in Bayern ist nur
in kleinen Teilen für den Auflagenverlust der letzten Jahre verantwortlich. Der WAZ-Konzern
weist anteilig noch eine Gesamtauflage von 1.125.100 Exemplaren auf (2008: 1.391.400).
Der Anteil am Gesamtmarkt ging von 6,0 Prozent in 2008 auf aktuell 5,8 Prozent zurück. Bei
den Abozeitungen liegt der Konzern mit einem Marktanteil von 7,2 Prozent (2008: 7,7 Prozent) auf Rang 2. Darüber hinaus ist der Konzern in Thüringen (17 Prozent) und Niedersachsen (14 Prozent) engagiert. Zudem hält der Konzern gewichtige Anteile an Zeitungsverlagen
in Österreich (Krone, Kurier) sowie in Ungarn, Serbien und Montenegro, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Mazedonien, Slowenien und Russland. Der Auslandsumsatz liegt nach Angaben der WAZ bei 40 Prozent des Gesamtumsatzes. Zum Umsatz im Zeitungsmarkt NRW
werden keine Angaben gemacht.
M. DuMont Schauberg, Köln
Nach umfangreichen Zukäufen ist die Kölner Verlagsgruppe in 2010 durch die Bildung einer
Holding reorganisiert worden. Die neue Dachgesellschaft Mediengruppe M. DuMont Schauberg GmbH & Co KG führt nun das operative Geschäft an den diversen Standorten. Im Verlag M. DuMont Schauberg erscheinen weiterhin die beiden Stammblätter Kölner StadtAnzeiger und der Express sowie die Kölnische Rundschau. Mit der vollständigen Übernahme
der Berliner Zeitung sowie der beiden Boulevardzeitungen Berliner Kurier und Hamburger
Morgenpost ist die anteilige Auflage von 853.400 Exemplaren in 2008 auf aktuell knapp 1,1
Millionen Exemplare gestiegen. (Bei der anteiligen Auflage wird Mutterverlagen (MV) nur der
Anteil der Auflage von Beteiligungsverlagen zugerechnet, der der Beteiligungshöhe entspricht. Ein Beispiel: Auflage 100.000, Beteiligungshöhe: 50 Prozent; zugerechnete anteilige
20
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Auflage: 50.000). Jeweils 35 Prozent der Anteile an den drei Zeitungen hält nun der Heinen
Verlag in Köln, der früher die Kölnische Rundschau verlegt hat und bei dem noch heute die
Redaktion der Rundschau angesiedelt ist
Zur Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg (bundesweit auf Rang 4) gehören zudem die Mitteldeutsche Zeitung in Halle/Saale vollständig und die Frankfurter Rundschau (zu 50 Prozent
plus eine Stimme). Die Zeitungen in NRW haben bei der Kölner Verlagsgruppe einen Anteil
von 58 Prozent an ihrer in Deutschland verkauften Gesamtauflage.
Im Gesamtmarkt der Zeitungen kommt M. DuMont Schauberg auf 5,5 Prozent (2008: 4,2
Prozent), bei den Abozeitungen auf 4,8 Prozent (2008: 4,1 Prozent) und bei den Kaufzeitungen auf 8,5 Prozent (2008: 4,3 Prozent). Mit dem Berliner Kurier, der Hamburger Morgenpost, dem Express sowie einer Beteiligung am Düsseldorfer Express gehören inzwischen
vier der bundesweit neun Boulevardzeitungen zur Verlagsgruppe. Nicht berücksichtigt bleibt
weiterhin eine Beteiligung am General-Anzeiger in Bonn, weil diese mit 18 Prozent die Erfassungsschwelle unterschreitet. Im Ausland besteht eine Beteiligung (25 Prozent) an dem
israelischen Verlag rund um die Tageszeitung Haaretz.
Verlagsgruppe Ippen, Hamm
Die Ippen-Gruppe hat ihren Stammsitz in Hamm (Westfälischer Anzeiger) und hat als eine
der ersten im deutschen Markt nicht nur auf Wachstum in der Stammregion gesetzt, sondern
hat sich auch disloziert an Verlagen beteiligt. Die Verlagsgruppe (bundesweit auf Rang 5) ist
heute in vielen Bundesländern engagiert. Der in NRW verkaufte Auflagenteil macht nur noch
gut 10 Prozent aus.
Die Zusammensetzung der Verlagsgruppe Ippen ist in den beiden letzten Jahren unverändert geblieben. Die in 2010 erworbene Beteiligung am Westfalen-Blatt in Bielefeld in Höhe
von 14,5 Prozent bleibt bei den Marktanteilsberechnungen unberücksichtigt. Das Bundeskartellamt hat im Prüfverfahren auch eine höhere Beteiligung genehmigt. Einen deutlichen Auflagenzuwachs gegen den Trend verzeichnet die Lokalzeitung Soester Anzeiger in Westfalen.
Das Blatt profitierte von der Einstellung zweier bis dahin konkurrierender Lokalausgaben der
Westfalenpost im letzten Jahr. Inzwischen ging der Zugewinn durch die Aufgabe der Mendener Zeitung, eine Lokalausgabe des Soester Anzeigers, Ende März 2010 wieder verloren. In
Menden hat die Westfalenpost seitdem ein Monopol. Verleger Dirk Ippen machte für die Einstellung wirtschaftliche Gründe der Zweitzeitung geltend und sprach zugleich von einem
„Sündenfall“. Ippen hat in den letzten Jahrzehnten selbst Blätter mit sehr kleinen Auflagen
wirtschaftlich gesundet oder in den schwarzen Zahlen gehalten und bis dahin nie ein Verbreitungsgebiet aufgegeben.
Mit einer anteiligen Gesamtauflage von 811.000 Exemplaren (2008: 831.700) kommt die
Ippen-Gruppe in 2010 auf einen Marktanteil am Gesamtmarkt von 4,2 Prozent (2008: 4,0
Prozent). Bei den Abozeitungen liegt der Anteil bei 4,3 Prozent (2008: 4,2 Prozent). Mit dem
Boulevardtitel tz in München kommt die Gruppe bei den Kaufzeitungen auf 3,7 Prozent
(2008: 3,5 Prozent).
Rheinische Post Verlagsgesellschaft, Düsseldorf
Die Verlagsgruppe um die Rheinische Post (RP) in Düsseldorf liegt unter den auflagenstärksten Verlagsgruppen in Deutschland auf dem 10. Platz. Die RP gehört auch als Einzeltitel mit einer Auflage von über 300.000 Exemplaren zu den meist verkauften Zeitungen in
Deutschland. Zudem wird der Verlagsgruppe eine Teilauflage des Zeitungsverlags Aachen
zugerechnet, der die Nachbartitel Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten verlegt. Eine
geplante Aufstockung der Anteile ist vom Bundeskartellamt in 2010 nicht genehmigt worden.
Unberücksichtigt bleibt eine Überkreuzbeteiligung mit der Westdeutschen Zeitung in Düssel21
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
dorf im einstelligen Prozentbereich. Am Gesamtmarkt hält die RP-Gruppe einen Anteil von
2,0 Prozent, bei den Abozeitungen von 2,5 Prozent. Beteiligungen an Boulevardzeitungen
hält die RP nicht. Die Gruppe ist zudem bei Zeitungsverlagen in Polen und in der Tschechischen Republik engagiert.
Tab. 6.1: Zeitungsbeteiligungen der WAZ-Gruppe, Essen1
2008
Anteil
Titel
in %
Westdeutsche Allgemeine Zeitung MV *
2)
Westfälische Rundschau
100
Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung
Westfalenpost
3)
4)
Braunschweiger Zeitung
Harz-Kurier, Osterode
5)6)
7)
7)
Ostthüringer Zeitung 8)
9)
Iserlohner Kreisanz. und Zeitung
10)
Gesamtauflage
2010
anteilige
Auflage
verkaufte
Auflage
anteilige
Auflage
852 800
852 800
780 600
780 600
100
37 800
37 800
37 600
37 600
100
141 200
141 200
136 100
136 100
100
17 100
17 100
16 600
16 600
60
114 200
68 520
103 500
62 100
50
185 900
92 950
172 500
86 250
24,8
22 000
5 456
23 600
5 853
1 404 100
1 242 576
1 270 500
1 125 103
100
Thüringische Landeszeitung
Thüringer Allgemeine
100
verkaufte
Auflage
Quelle: Formatt-Institut, Dortmund.
* ) MV = Mutterverlag
1.) Der Konzern meldet der IVW keine Einzelauflagen der Zeitungen, wohl aber die Summe aller Titel in Nordrhein-Westfalen sowie die Summe der Titel in Thüringen.
2.) Der Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co. KG verlegt die Westfälische Rundschau. Dem Konzern gehören
86,9 Prozent des Verlags.
3.) Der Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co. KG gibt die Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung heraus. Dem Konzern gehören 89,4 Prozent des Verlags.
4.) Der Verlag der Westfalenpost gehört vollständig zum Konzern.
5.) Der Konzern meldet für seine drei Zeitungen in Thüringen nur eine Gesamtauflage. Die in der Tabelle genannten Einzelauflagen beruhen auf Schätzungen.
6.) Der Konzern hat 2007 auch offiziell die Thüringische Landeszeitung vollständig übernommen. Der Titel war
bereits in den Vorjahren basierend auf den bestehenden Verflechtungen dem Konzern zugerechnet worden.
7.) 2007 hat der Konzern zunächst die Mehrheit des Verlags in Braunschweig und schließlich auch die übrigen
Anteile übernommen. Über den Braunschweiger Verlag wurde auch der Harz-Kurier in Osterode vollständig übernommen, an dem die Braunschweiger Zeitung bis dahin nur beteiligt (35 Prozent) war. Seit Dezember 2009 bezieht der Harz-Kurier die überregionale Berichterstattung aus Braunschweig.
8.) Der Konzern hält 60 Prozent des Verlags in Gera.
9.) 50 Prozent der Thüringer Allgemeine gehören den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verlags in Erfurt, die
anderen 50 Prozent dem Konzern.
10.) Die offizielle Beteiligung des Konzerns in Iserlohn beträgt 24,8 Prozent. Das Bundeskartellamt hatte eine
wesentlich höhere Beteiligung untersagt.
22
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 6.2: Zeitungsbeteiligungen der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg, Köln
Anteil
in %
Titel
Kölner Stadt-Anzeiger und
1)
Kölnische Rundschau
Express
1)
Mitteldeutsche Zeitung
Berliner Zeitung
2)
3)
Berliner Kurier (7 x wö)
3)
Hamburger Morgenpost
Frankfurter Rundschau
Düsseldorf-Express
5)
6)
Naumburger Tageblatt
Gesamtauflage
4)
7)
2006
verkaufte
anteilige
Auflage
Auflage
2008
verkaufte
anteilige
Auflage
Auflage
2010
verkaufte
anteilige
Auflage
Auflage
MV
359 500
359 500
345 000
345 000
336 100
336 100
MV
176 100
176 100
166 300
166 300
152 800
152 800
100
259 300
259 300
238 700
238 700
219 700
219 700
72
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
157 000
113 040
72
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
120 400
86 688
72
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
110 000
79 200
50
k. A.
k. A.
153 700
76 850
142 400
71 200
50
48 900
24 450
45 700
22 850
40 500
20 250
24,9
15 600
3 884
14 800
3 685
14 000
3 486
859 400
823 234
964 200
853 385
1 292 900
1 082 464
Quelle: Formatt-Institut, Dortmund.
1.) Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und der Express erscheinen im Mutterverlag der Verlagsgruppe,
der M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co KG. Für die beiden Abonnementzeitungen liegen nur Angaben zur gemeinsamen Auflage vor.
2.) Die Mitteldeutsche Zeitung in Halle gehört vollständig zur Mediengruppe DuMont.
3.) DuMont und der Heinen Verlag haben 2009 den Berliner Verlag, in dem die Berliner Zeitung und der Berliner
Kurier erscheinen, vollständig übernommen.
4.) Zeitgleich mit den Titeln in Berlin wurde auch die Hamburger Morgenpost gekauft, die in einem eigenständigen
Verlag erscheint.
5.) Die Mediengruppe M. DuMont Schauberg hat Mitte 2006 50 Prozent der Anteile an der Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH von der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (ddvg) überommen. Die
ddvg hält jetzt noch 40 Prozent der Anteile in Frankfurt. Die restlichen 10 Prozent gehören dem vormaligen Alleinbesitzer, der Karl-Gerold-Stiftung.
6.) Die Mediengruppe M. DuMont Schauberg ist am Düsseldorf-Express mit 50 Prozent beteiligt. Die übrigen 50
Prozent liegen beim Verlag W. Girardet, Düsseldorf (Westdeutsche Zeitung).
7.) Am Tageblatt in Naumburg ist die Verlagsgruppe über das Tochterunternehmen in Halle mit 24,9 Prozent
beteiligt.
23
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 6.3: Zeitungsbeteiligungen der Verlagsgruppe Ippen (Münchener Zeitungsverlag/Zeitungsverlag tz/Westfälischer Anzeiger)
2006
2008
2010
Anteil
verkaufte
anteilige
verkaufte
anteilige
verkaufte
anteilige
in %
Auflage
Auflage
Auflage
Auflage
Auflage
Auflage
MV
195 700
195 700
191 900
191 900
189 600
189 600
MV
161 600
161 600
154 500
154 500
146 100
146 100
MV
72 100
72 100
72 100
72 100
71 800
71 800
MV
44 100
44 100
41 900
41 900
41 700
41 700
Hessische/Niedersächsische
4)
Allgemeine
100
170 800
170 800
165 800
165 800
161 600
161 600
Oranienburger General5)
anzeiger
100
29 900
29 900
25 300
25 300
23 300
23 300
100
5 400
5 400
5 400
5 400
5 300
5 300
100
2 200
2 200
2 300
2 300
2 200
2 200
100
2 000
2 000
2 000
2 000
1 900
1 900
100
45 800
45 800
44 500
44 500
42 200
42 200
100
4 000
4 000
4 000
4 000
3 800
3 800
100
32 800
32 800
31 600
31 600
32 200
32 200
70,4
9 600
6 758
9 300
6 547
9 200
6 477
70
24 800
17 360
23 900
16 730
23 100
16 170
70
20 700
14 490
19 100
13 370
17 800
12 460
39,7
71 100
28 227
68 800
27 314
66 800
26 520
39,7
11 100
4 407
10 600
4 208
10 100
4 010
39,7
2 800
1 112
2 700
1 072
2 600
1 032
Titel
1)
Münchner Merkur
tz
1)
Oberbayerisches Volksblatt
Westfälischer Anzeiger
Leine Deister Zeitung
2)
3)
6)
Fehmarnsches Tageblatt
7)
Heiligenhafener Post (3 x
8)
wöchentlich )
Offenbach Post
9)
Dieburger Anzeiger (3 x wö)
Lüdenscheider
10)
Nachrichten
11)
Schongauer Nachrichten
Allg. Zeitung + Isenhagener
12)
Kreisblatt
Altmark-Zeitung
13)
Kreiszeitung, Syke
14)
Rotenburger Kreiszeitung
Wildeshauser Zeitung
Soester Anzeiger
17)
16)
15)
9)
40
32 300
12 920
31 700
12 680
36 100
14 440
Werra Rundschau
*18)
40
12 100
4 840
11600
4 640
11 100
4 440
Hersfelder Zeitung
*19)
25
15 600
3 900
15200
3 800
14 800
3 700
966 500
860 413
934 200
831 661
913 300
810 948
Gesamtauflage
Quelle: Formatt-Institut
1.) Bei den Verlagen des Münchner Merkur und der Boulevardzeitung tz ist die Eignerstruktur identisch: Dirk
Ippen hält 24,99 Prozent, der Verlag des Westfälischen Anzeigers in Hamm 26,4 Prozent, ein Beteiligungsunternehmen der Oberbayerischen Volksblatt Druck- und Verlagsgesellschaft mbH 29,2 Prozent, der Verleger Alfons
Döser 6,9 Prozent und die Süddeutsche Verlag GmbH 12,5 Prozent. Der Süddeutsche Verlag wurde trotz dieses
Anteils aber nicht dieser Verlagsgruppe zugerechnet, auch weil er mit dieser konkurriert.
2.) Oberbayerisches Volksblatt: Zwischen dem Oberbayerischen Volksblatt und den beiden Münchener Verlagen
bestehen wechselseitige Kapitalverflechtungen.
3.) Westfälischer Anzeiger: Ippen ist über den Verlag der Leine Deister Zeitung in Gronau an seinem Stammverlag in Hamm beteiligt. Dieser unterhält enge Kontakte mit den westfälischen Verlagen, an denen die Gruppe
beteiligt ist, bildet mit ihnen einen Anzeigenverbund und liefert ihnen den Hauptteil. Redaktionelle Kooperationen
bestehen zudem mit dem Hellweger Anzeiger in Unna und dem Patriot in Lippstadt.
4.) Die Ippen-Gruppe hält 90 Prozent der Anteile. Der Verlag der HNA ist an den beiden Lokalzeitungen Werra
Rundschau und Hersfelder Zeitung in der Nachbarschaft beteiligt.
5.) Oranienburger Generalanzeiger: Die Zeitung gehörte über den Westfälischen Anzeiger vollständig zur Verlagsgruppe. In 2011 ist sie verkauft worden.
24
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
6.) Leine Deister Zeitung: Der Kleinverlag im niedersächsischen Gronau gehört den Familien Ippen und Dierichs.
Die Familie Dierichs hatte u. a. die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) in die Gruppe eingebracht.
Über den Kleinverlag wird eine Reihe von Beteiligungen an anderen Verlagen gehalten.
7.) Fehmarnsches Tageblatt: Dirk Ippen hält an dem kleinen Verlag, zu dem auch die Heiligenhafener Post gehört, sämtliche Anteile.
8.) Die Heiligenhafener Post wird vom Verlag des Fehmarnschen Tageblatts herausgegeben.
9.) Offenbach Post: Seit 2005 gehört die Pressehaus Bintz-Verlag GmbH & Co KG vollständig zur Verlagsgruppe
(zuvor 50 Prozent). Die Anteile halten der Westfälische Anzeiger 80 Prozent und die Leine-Deister-Zeitung 20
Prozent. Der Offenbacher Verlag besitzt auch den Dieburger Anzeiger.
10.) Lüdenscheider Nachrichten: Neben dem Lüdenscheider Titel erscheinen auch die Meinerzhagener Zeitung,
das Altenaer Kreisblatt, der Allgemeine Anzeiger (Halver) und der Süderländer Volksfreund in der Märkischen
Zeitungsverlag GmbH & Co KG. Die Anteile halten im Wesentlichen der frühere Verlag der Meinerzhagener Zeitung sowie der Verlag des Westfälischen Anzeigers. Die Anteile der Verlagsgruppe Ippen summieren sich auf
über 90 Prozent, entsprechend werden die Auflagen der Titel der Verlagsgruppe vollständig angerechnet.
11.) Schongauer Nachrichten: Die Lokalzeitung gehört überwiegend zur Verlagsgruppe. Der Anteil der Verlagsgruppe wird gehalten vom Verleger Ippen in Höhe von 45,5 Prozent und vom Mutterverlag des Oberbayerischen
Volksblatts (24,9 Prozent). Insgesamt ergibt sich ein Anteil von 70,4 Prozent. Die übrigen Anteile halten Geschäftsfreunde von Dirk Ippen.
12.) Der Verlag der Allgemeinen Zeitung der Lüneburger Heide gibt auch das Isenhagener Kreisblatt heraus,
dessen Auflage in den Daten für die Allgemeine Zeitung enthalten ist.
13.) Die Altmark-Zeitung gehört zum Verlag der Allgemeinen Zeitung der Lüneburger Heide, an dem Dirk Ippen
einen Anteil von 70 Prozent hält.
14.) Kreiszeitung, Syke: Einen Anteil von 39,7 Prozent hält der Verlag der Leine Deister Zeitung. Hinzu kommen
gut 10 Prozent durch eigene Anteile der Gesellschaft.
15.) Rotenburger Kreiszeitung: Der Verlag der Kreiszeitung in Syke besitzt die Lokalzeitung vollständig und beliefert das Blatt mit dem überregionalen Mantel. In der letzten Statistik für 2006 war die Beteiligungshöhe irrtümlich
zu hoch ausgewiesen worden.
16.) Wildeshauser Zeitung: Die Kreiszeitung in Syke besitzt den kleinen Verlag vollständig. Sie liefert dem Kleinverlag auch den Hauptteil und bildet mit ihm eine Anzeigenkooperation.
17.) Soester Anzeiger: Der 40-Prozent-Anteil wird vom Westfälischen Anzeiger gehalten. Zum Verlag in Soest
gehörte im 1. Quartal 2010 noch die Mendener Zeitung, die inzwischen eingestellt worden ist.
18.) Der Verlag der HNA ist direkt und indirekt an der Werra Rundschau in Eschwege beteiligt.
19.) Die anteilige Zuordnung der Hersfelder Zeitung zur Gruppe ist schwierig, da über den Verlag der HNA direkt
nur ein Anteil von 19,5 Prozent gehalten wird. Zusammen mit einer indirekten Beteiligung liegt die Beteiligung bei
gut 25 Prozent. Darüber hinaus ist ein Teil der übrigen Eigner auch über andere Geschäftsbeziehungen mit der
Verlagsgruppe verbunden.
Tab. 6.4: Zeitungsbeteiligungen der Rheinischen Post Verlagsgesellschaft, Düsseldorf
2006
Anteil
Titel
Rheinische Post,Düsseldorf
Neuß-Grevenbroicher Zeitung
Aachener Zeitung und Aache2)
ner Nachrichten
Gesamtauflage
1)
2008
2010
in %
verkaufte
Auflage
anteilige
Auflage
verkaufte
Auflage
anteilige
Auflage
verkaufte
Auflage
anteilige
Auflage
MV
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
310 900
310 900
100
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
45 500
45 500
24,5
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
129 200
31 654
k. A.
k. A.
k. A.
k. A.
485 600
388 054
Quelle: Formatt-Institut
1.) Die Neuß-Grevenbroicher Zeitung erscheint in der Neusser Zeitungsverlag GmbH, an der die Rheinische Post
seit Jahrzehnten hälftig beteiligt war. Anfang 2009 hat die Verlagsgruppe auch die restlichen Anteile übernommen.
2) Die beiden Aachener Titel erscheinen seit den 70er Jahren gemeinsam in der Zeitungsverlag Aachen GmbH.
Die beiden früheren Verlage sind aber Herausgeber ihrer jeweiligen Titel geblieben. Die RP-Gruppe hat den
ehemaligen Verlag der Aachener Nachrichten vollständig übernommen und ist darüber mit 24,5 Prozent am Zeitungsverlag Aachen beteiligt.
25
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
7.
Drucksache 15/4047
Von wem – differenziert nach Alter, sozialer Schichtung und Geschlecht – werden in NRW Tageszeitungen gelesen? Welche Veränderungen haben sich seit
der Antwort der Landesregierung, Drucksache 14/8531, ergeben?
Der seit Jahren anhaltende Auflagenverlust von Tageszeitungen hat sich in den vergangenen zwei Jahren fortgesetzt. Dadurch sanken auch die Reichweiten der Zeitungen. 2011 liegt
die Zeitungsreichweite in Nordrhein-Westfalen bei 67,9 Prozent und damit geringfügig unter
dem Bundesdurchschnitt (68,4 Prozent). Regionale Abonnementzeitungen erreichen in
Nordrhein-Westfalen 54,2 Prozent (bundesweit: 55,8 Prozent), überregionale Abonnementzeitungen 4,8 Prozent (bundesweit: 5,9 Prozent) und die Boulevardpresse 21,9 Prozent
(bundesweit: 20,3 Prozent) der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren. Insgesamt
liegt nur die Reichweite der Kaufzeitungen in Nordrhein-Westfalen über dem Bundesdurchschnitt. Im Vergleich zu 2010 ist die Reichweite von Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen
2011 um 2,3 Prozentpunkte gesunken. Lediglich die überregionalen Abonnementzeitungen
konnten geringfügig an Reichweite gewinnen, während die Abonnementpresse weitere Einbußen verbuchte.
Tab. 7.1: Reichweiten von Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen
2010
2011
Tageszeitungen
70,2 %
67,9 %
Regionale Abonnementzeitungen
56,6 %
54,2 %
Überregionale Abonnementzeitungen
4,4 %
4,8 %
Kaufzeitungen
23,0 %
21,9 %
Quelle: RegioMDS – ma 2010 und ma 2011 Tageszeitungen
Deutschsprachige Bevölkerung in NRW ab 14 Jahre/ 29955 (2010) und 28.510 (2011) Interviews
Ein Vergleich der aktuellen Reichweiten und Nutzungsdaten von Tageszeitungen mit früheren Jahren ist nicht möglich, weil 2010 die Grundgesamtheit bei der Reichweitenermittlung
um die in Deutschland lebenden deutschsprachigen Ausländer erweitert wurde. Von den 14bis 19-Jährigen lesen in Nordrhein-Westfalen nur noch 41 Prozent Tageszeitungen, bei den
20- bis 29-Jährigen knapp 52 Prozent. Lediglich die Kaufzeitungen erzielen in allen Altersgruppen ab 20 Jahren mit etwa 22 Prozent eine etwa gleich große Reichweite. Bei den überregionalen Abonnementzeitungen liegt die Reichweite in der Gruppe der 14- bis 19-Jährigen
unter 2 Prozent.
26
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 7.2: Reichweiten nach Zeitungstypen und Altersklassen
14 – 19
Jahre
20 – 29
Jahre
30 – 39
Jahre
40 – 49
Jahre
50 – 59
Jahre
60 – 69
Jahre
über 70
Jahre
Gesamtbevölkerung
Zeitungen gesamt
41,0
51,6
61,8
70,4
76,4
79,6
78,9
67,9
Kaufzeitungen
13,5
22,2
24,6
23,8
24,8
21,8
18,5
21,9
Regionale
30,6
33,9
45,1
55,6
62,4
68,2
69,5
54,2
1,6
5,4
5,6
6,0
6,0
4,8
2,5
4,8
Abonnementzeitungen
Überregionale
Abonnementzeitungen
Quelle: RegioMDS - ma 2011 Tageszeitungen
Deutschsprachige Bevölkerung in NRW ab 14 Jahren, 28.510 Interviews
Die Analyse der Zusammensetzung der Leserschaft von nordrhein-westfälischen Tageszeitungen ergibt, dass in den vergangenen beiden Jahren der Anteil jüngerer Leserinnen und
Leser (bis 40 Jahre) weiter abgenommen hat. Wegen der Umstellung der Grundgesamtheit
bei der Reichweitenermittlung im Jahr 2010 sind auch in diesem Fall Vergleiche mit früheren
Jahren nicht möglich.
Tab. 7.3: Zusammensetzung der Leserschaft von Tageszeitungen in NordrheinWestfalen 2010 und 2011
Bevölkerung
gesamt
2010
2011
Leser/innen
regionale AboZtg.
2010
2011
Leser/innen
Kaufztg.
Leser/innen
überreg. AboZtg.
Leser/innen
gesamt
2010
2011
2010
2011
2010
2011
Geschlecht
Männer
48,6
48,6
48,1
47,3
64,6
64,0
63,0
62,4
51,2
50,5
Frauen
51,4
51,4
51,9
52,7
35,4
36,0
37,0
37,6
48,8
49,5
Stellung im Haushalt
Haushaltführende/r
55,6
55,8
55,8
56,6
49,3
49,6
45,7
46,7
55,0
55,5
Hauptverdienende/r
55,6
55,8
56,0
56,2
67,0
66,8
67,8
66,0
58,2
58,2
Altersgruppen
14 - 19 Jahre
8,0
7,9
5,0
4,5
5,1
4,9
2,6
2,7
5,1
4,8
20 - 29 Jahre
13,3
13,5
9,0
8,4
14,1
13,7
14,1
15,2
10,8
10,3
30 - 39 Jahre
14,6
14,0
12,1
11,7
16,4
15,7
16,4
16,3
13,3
12,8
40 - 49 Jahre
19,2
19,2
19,2
19,7
21,1
20,9
23,8
24,1
19,7
20,0
50 - 59 Jahre
15,6
16,0
18,0
18,4
17,1
18,1
19,7
20,2
17,5
18,0
60 - 69 Jahre
13,2
12,9
16,5
16,2
13,0
12,9
13,9
13,1
15,4
15,2
70 Jahre und älter
15,9
16,4
20,2
21,0
13,2
13,9
9,5
8,5
18,2
19,1
27
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Bevölkerung
gesamt
2010
2011
Leser/innen
regionale AboZtg.
2010
2011
Drucksache 15/4047
Leser/innen
Kaufztg.
Leser/innen
überreg. AboZtg.
Leser/innen
gesamt
2010
2011
2010
2011
2010
2011
Ausbildung
Schüler/innen allgemeinbild. Schulen
6,3
5,5
3,8
3,2
3,3
2,9
1,8
1,7
3,8
3,2
Hauptschule/Volksschule ohne Lehre
11,4
11,6
7,8
8,0
12,7
13,0
2,5
1,3
9,2
9,5
Hauptschule/Volksschule mit Lehre
34,3
35,3
35,6
37,2
46,0
48,3
11,6
11,1
37,1
38,7
weiterführende Schule
ohne Abitur, mittl.
Reife
27,6
21,9
29,5
23,5
27,3
21,4
21,5
16,9
28,7
22,8
Fach-/Hochschulreife
ohne Studium
10,5
13,7
10,7
13,2
6,6
9,4
21,8
28,7
10,0
12,6
Fach-/Hochschulreife
mit Studium
10,0
11,9
12,6
14,9
4,1
5,1
40,8
40,3
11,2
13,2
Berufstätigkeit
in Ausbildung
11,7
12,6
8,2
8,1
7,9
7,5
10,2
12,4
8,2
8,4
berufstätig
52,2
52,7
49,5
50,8
61,8
62,7
66,2
68,7
52,4
53,4
Pensionär/in,
Rentner/in
26,6
24,6
33,2
31,1
24,7
23,0
18,2
13,9
30,6
28,6
Beruf des Hauptverdieners (jetziger oder früherer)
große Selbständige,
Freiberufler/innen
1,7
1,9
2,0
2,2
0,6
0,6
7,0
6,6
1,8
1,9
Kleine/mittlere Selbst.,
selbständige Landwirte
6,9
7,0
7,8
7,9
5,4
5,9
12,9
15,0
7,3
7,5
leitende Angestellte
und Beamt/innen
9,5
10,0
12,5
13,1
5,7
6,3
26,3
26,2
11,0
11,5
sonstige Angestellte
und Beamt/innen
41,3
41,3
44,3
44,3
31,9
32,5
37,8
38,7
41,6
41,6
Facharbeiter/innen
24,4
23,1
22,7
21,8
35,8
33,8
7,8
6,5
25,0
24,0
sonstige Arbeiter/innen
13,6
13,4
8,6
8,5
19,1
19,0
3,4
2,3
11,2
11,1
nie berufstätig, Auszubildende/r, Schüler/in,
Student/in, k.A.
2,7
3,3
2,0
2,3
1,5
1,8
4,9
4,7
2,1
2,4
Haushalts-Netto-Einkommen
bis unter 1.000 Euro
7,5
7,7
4,8
4,6
7,7
7,9
4,0
4,8
5,9
5,7
1.000 bis unter 1.250 €
6,9
6,4
5,9
5,4
7,6
7,2
2,1
1,4
6,5
6,0
1.250 bis unter 1.500 €
9,5
9,3
8,5
8,4
11,3
10,8
4,3
3,9
9,1
8,9
1.500 bis unter 2.000 €
19,6
19,6
18,7
18,8
23,0
22,6
12,1
10,6
19,3
19,3
2.000 bis unter 2.500 €
19,4
18,5
19,7
18,5
20,6
19,7
13,3
12,5
19,7
18,7
2.500 € und mehr
37,1
38,6
42,4
44,3
29,7
31,8
64,2
66,8
39,6
41,4
28
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Bevölkerung
gesamt
2010
2011
Leser/innen
regionale AboZtg.
2010
2011
Drucksache 15/4047
Leser/innen
Kaufztg.
Leser/innen
überreg. AboZtg.
Leser/innen
gesamt
2010
2011
2010
2011
2010
2011
Haushaltsgröße
1 Person
21,1
21,4
19,2
19,0
23,3
23,2
18,9
19,6
20,6
20,5
2 Personen
37,2
37,5
42,4
43,2
37,7
38,3
41,2
38,3
40,6
41,3
3 Personen
17,9
17,4
16,9
16,4
17,1
16,6
19,5
18,1
17,1
16,6
4 Personen
16,4
17,4
15,1
16,1
15,0
16,2
14,5
18,6
15,3
16,3
5 Personen und mehr
7,4
6,3
6,3
5,3
6,9
5,8
5,9
5,4
6,4
5,4
Kinder im Haushalt
bis unter 2 Jahre
2,6
2,7
1,8
2,0
2,3
2,4
2,4
2,6
2,0
2,2
2 bis unter 6 Jahre
7,0
7,2
5,3
5,5
7,1
7,6
6,4
7,1
5,9
6,2
6 bis unter 14 Jahre
15,2
15,3
13,6
13,8
14,5
14,6
13,8
14,8
13,9
14,0
bis unter 14 Jahre
20,6
20,4
17,5
17,5
19,8
19,7
18,3
19,6
18,3
18,2
keine Kinder unter 14
J.
79,4
79,6
82,5
82,5
80,2
80,3
81,7
80,4
81,7
81,8
BIK-Regionsgrößenklassen Gemeindegrößen kumuliert (Einwohner)
2.000 bis  5.000
0,1
0,1
0,1
0,1
0,1
0,1
0,2
0,2
0,1
0,1
5.000 bis  20.000
4,6
4,9
4,7
5,0
4,3
4,8
3,9
4,0
4,6
4,9
20.000 bis  50.000
13,1
12,8
13,9
13,6
11,8
11,7
10,3
9,6
13,3
13,2
50.000 bis  100.000
12,3
13,0
12,7
13,3
10,7
11,5
8,4
8,3
12,2
12,9
100.000 bis  500.000
33,6
32,9
34,8
34,1
32,0
31,2
24,8
25,9
33,6
33,0
500.000 und mehr
36,3
36,3
33,9
33,9
41,1
40,7
52,4
52,0
36,2
35,9
Quelle: RegioMDS – ma 2010 und ma 2011 Tageszeitungen
Deutschsprachige Bevölkerung in NRW ab 14 Jahre/ 29955 (2010) und 28.510 (2011) Interviews
8.
Welche ausländischen Zeitungen sind mit Redaktionsbüros bzw. Korrespondentinnen oder Korrespondenten in NRW vertreten?
9.
Welche Veränderungen sind im Vergleich zu 2006 eingetreten?
Die Übersicht der in NRW für ausländische Medien tätigen ausländischen Journalistinnen
und Journalisten ist ein Auszug aus dem Mitgliederverzeichnis 2011/2012 des Vereins ausländischer Presse in Deutschland e.V. (VAP) mit Sitz in Berlin. Die Liste umfasst entsprechend Vertreter aller Medientypen, nicht nur Journalistinnen und Journalisten von Zeitungen.
Ob alle in Deutschland für ausländische Medien arbeitenden Journalistinnen und Journalisten Mitglieder des VAP sind, ist nicht bekannt. Weitere Informationen diesbezüglich liegen
der Landesregierung nicht vor und können in diesem Rahmen nicht mit vertretbarem Aufwand erbracht werden.
Bereits für die Beantwortung der beiden vorangegangenen Großen Anfragen zum Zeitungsmarkt NRW basierte die Beantwortung der entsprechenden Frage auf der Mitgliederliste des
VAP. Entsprechend ist ein Vergleich zu Vorjahren möglich. Im Jahr 2003 umfasste die Liste
57 Journalistinnen und Journalisten mit Arbeitsplatz in NRW. 2006 waren es 64 Journalistinnen und Journalisten. In 2008 waren nur noch 34 Journalistinnen und Journalisten registriert,
29
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
in 2011 noch 36. Der starke Abbau folgte mit einem deutlichen Zeitverzug dem Umzug der
Bundesregierung nach Berlin. Bonn hatte noch einige Jahre als Dienstort ausländischer
Journalistinnen und Journalisten eine Rolle gespielt. Der mit Abstand größte Teil der VAPMitglieder arbeitet inzwischen in Berlin.
Tab. 8.1: Für ausländische Medien tätige ausländische Journalist/innen in NRW
Name
Vorname
Ort
Medium
Land
Abdul-Ella
Anis
Wachtberg
Al Arabiya Channel
Dubai
Atsiz
Yagmur
Köln
Tercüman
Türkei
Barile
Luciano
Köln
freier Journalist
Italien
Il Sole-24 Ore
Blau
John R.
Düsseldorf
freier Journalist
USA
Cuvier
Patrice
Köln
RMC
Frankreich
De Dijn
Marie-Rosine
BergischGladbach
freie Journalistin
Belgien
Delvaux
Marcel
Bonn
La Revue Nouvelle
Belgien
Ferro de Gouveia
Helena
Bonn
Publico
Portugal
Fromme
Herbert
Köln
Lloyd's List
Großbritannien
Guidi
Dr. Claudio
Aachen
Il Mattino
Italien
Hamdi
Kamal
Bonn
Europe & Arabs
Syrien
Hessels
Hetty
Köln
freie Journalistin
Niederlande
Hoefle
Kurt
Bonn
CBS News
USA
Jordan
Don F.
Bonn
freier Journalist
USA
Knight
Sara
Köln
freie Journalistin
Großbritannien
König
Edo
Bonn
Black Star
USA
Koulopoulos
Dr. Andreas
Bonn
Kefalaio/Capital
Griechenland
Kreizer
Nenad
Bochum
Kroatische Nachrichtenagentur Kroatien
HINA
Krippahl
Cristina
Köln
Diário Económico
Portugal
Kruschel
Dr. Ursula
Düsseldorf
freie Journalistin
Italien
Corriere d’Italia
Lawton
Michael
Köln
freier Journalist; Catholic News USA/
Service, Radio World InternaGroßbritannien
tional (USA)
Linden
Marcel
Bonn
Le Moniteur, Frankr./
Frankreich/
La Libre Belgique
Belgien
Lundin
Tomas
Bonn
Svenska Dagbladet
Schweden
Marx-Makram
Ahoud
Bonn
OKAZ newspaper, Saudi Gazette
Saudi-Arabien
Opperskalski
Michael
Köln
Soberania /
Nikaragua / Libanon
Al-Tayar
Raissi
30
Morteza
Bonn
BBC World Service
Iran/Zentralasien
Iran
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Name
Vorname
Drucksache 15/4047
Ort
Medium
Land
Resi
Kjell G.
Bonn
Norwegischer Rundfunk
Norwegen
Rival
Peter
Köln
TREND-Zeitschrift für Wirtschaft und Handel
Slowakei
Robaldo
Vittorio
Bonn
Keine Angaben
Italien
Sobina
Alexander
Bonn
Tribuna
Russland
Struwe
Carlos
Köln
Editora Abril S. A.
Brasilien
Tandy
Nigel
Ruppichteroth
freier Journalist
USA
Todorova
Kapka
Essen
24 Tschassa
Bulgarien
Usi
Eva
Troisdorf
freie Journalistin
Mexiko
La Jornada,
Grupo Radiocentro
Wittmann
Mirjana
Bonn
NIN
Serbien
Yadav
Ramnarayan
Niederkassel
Rajasthan Patrika
Indien
Quelle: VAP-Mitgliederverzeichnis 2008/2009
II.
Redaktionen und Personal
10.
Wie viele Personen sind in NRW – differenziert nach Berufsgruppen, hauptamtlichen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und nach Geschlecht – bei Zeitungen und Zeitungsverlagen beschäftigt? Welche Veränderungen ergeben sich
im Vergleich zu der Antwort Drucksache 14/8531 der Landesregierung?
Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren am 30. Juni 2010 in Nordrhein-Westfalen
13.821 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bereich des Verlegens (Kennziffer 5813)
und Druckens (Kennziffer 1811) von Zeitungen tätig. Dieser Wert ist in den vergangenen vier
Jahren kontinuierlich gesunken und liegt knapp zehn Prozent unter der Summe der fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die noch 2007 in den entsprechenden Sektoren
beschäftigt waren. Für den Druckbereich erfasst die Bundesagentur für Arbeit zum Stichtag
fast 3.550 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, im Verlagsbereich (inklusive Redaktionen) etwa 10.270. In beiden Segmenten wurden seit 2007 in gleichem Maße Stellen abgebaut, wovon Männer wie Frauen relativ gleich stark betroffen waren. Während im Bereich für
das Verlegen von Zeitungen etwa 48 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiblich
sind, trifft dies im Druckbereich für nur etwa 31 Prozent zu.
Der Stellenabbau bei den Zeitungsverlagen in Nordrhein-Westfalen dürfte sich in Zukunft
fortsetzen. In den vergangenen zehn Jahren wurden in Nordrhein-Westfalen mehr als fünfzig
Lokalredaktionen geschlossen oder zusammengelegt. Hinzu kamen Schließungen von örtlichen Geschäftsstellen von Lokalzeitungen. Allein die Essener WAZ-Gruppe hat knapp 300
Stellen in der Redaktion über freiwillige Altersteilzeit und Abfindungsregelungen abgebaut.
Auch im Druckbereich entfallen immer mehr Stellen. So hat etwa nach dem Verkauf des
Remscheider General-Anzeigers die J. F. Ziegler KG ihren Druckereistandort in RemscheidÜberfeld Ende 2011 geschlossen. Bereits am 30. September 2011 musste die Buersche
Druckerei Neufang KG in Gelsenkirchen aufgeben, in der früher unter anderem die Buersche
Zeitung gedruckt worden war.
31
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Die Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten ist bei den nordrhein-westfälischen Zeitungsverlagen zwischen 2007 und 2010 ebenfalls zurückgegangen, und zwar um insgesamt
knapp 7 Prozent auf etwa 15.000, von denen 13.300 im Druckgewerbe arbeiten. Eine geringfügig entlohnte Beschäftigung liegt gemäß § 8 Abs. 1 Nr. 1 SGB IV vor, wenn das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung (§ 14 SGB IV) regelmäßig im Monat 400 Euro nicht überschreitet.
Etwa ein Drittel aller geringfügig entlohnten Beschäftigten, die in der nordrhein-westfälischen
Zeitungsbranche tätig sind, erledigen diese Arbeit nur als Nebenjob. Der Anteil der Frauen
an allen geringfügig entlohnten Beschäftigten bei Zeitungsverlagen in Nordrhein-Westfalen
lag am 30.06.2010 mit insgesamt 6857 weiblichen Beschäftigten bei knapp 46 Prozent.
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Gesamt
WZ08
2007
2008
Männer
2009
2010
2007
2008
Frauen
2009
2010
2007
2008
2009
2010
Gesamt
5.665.6405.798.4245.766.8615.820.0353.229.1663.293.7583.227.9453.244.5642.436.4742.504.6662.538.9162.575.471
18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von
bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern
181 Herstellung von Druckerzeugnissen
37.127
36.892
35.536
33.589
25.841
25.677
24.901
23.395
11.286
11.215
10.635
10.194
36.897
36.688
35.346
33.465
25.716
25.567
24.789
23.316
11.181
11.121
10.557
10.149
3.957
3.793
3.749
3.548
2.729
2.612
2.578
2.440
1.228
1.181
1.171
1.108
24.142
24.113
23.100
21.987
17.233
17.180
16.589
15.679
6.909
6.933
6.511
6.308
6.305
6.293
6.144
5.775
4.143
4.160
4.044
3.742
2.162
2.133
2.100
2.033
2.493
2.489
2.353
2.155
1.611
1.615
1.578
1.455
882
874
775
700
230
204
190
124
125
110
112
79
105
94
78
45
26.851
27.066
27.135
26.053
13.029
13.105
13.405
12.817
13.822
13.961
13.730
13.236
25.928
25.421
24.480
23.283
12.332
11.875
11.380
10.746
13.596
13.546
13.100
12.537
4.812
4.866
3.933
3.775
1.944
1.960
1.487
1.402
2.868
2.906
2.446
2.373
775
754
740
740
298
286
270
270
477
468
470
470
11.369
10.954
10.791
10.273
5.963
5.659
5.580
5.310
5.406
5.295
5.211
4.963
7.089
7.126
7.274
6.819
3.125
3.066
3.171
2.938
3.964
4.060
4.103
3.881
1.883
1.721
1.742
1.676
1.002
904
872
826
881
817
870
850
923
1.645
2.655
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit: jeweils zum 30.6.
Erstellungsdatum: 21.11.2011, Statistik-Service West, Auftragsnummer 124640
2.770
697
1.230
2.025
2.071
226
415
630
699
1811 Drucken von Zeitungen
1812 Drucken anderer Druckerzeugnisse
1813 Druck- und Medienvorstufe
1814 Binden von Druckerzeugnissen und damit verbundene
Dienstleistungen
182 Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und
Datenträgern
58 Verlagswesen
581 Verlegen von Büchern und Zeitschriften; sonstiges
Verlagswesen (ohne Software)
5811 Verlegen von Büchern
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Tab. 10.1: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen am Arbeitsort: insgesamt
5812 Verlegen von Adressbüchern und Verzeichnissen
5813 Verlegen von Zeitungen
5814 Verlegen von Zeitschriften
5819 Sonstiges Verlagswesen (ohne Software)
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Drucksache 15/4047
582 Verlegen von Software
Gesamt
WZ08
2007
2008
Männer
2009
2010
2007
2008
Frauen
2009
2010
2007
2008
2009
2010
Gesamt
1.707.9701.746.3331.765.3391.781.037 607.022 624.616 631.326 646.6281.100.9481.121.7171.134.0131.134.409
18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten
Ton-, Bild- und Datenträgern
181 Herstellung von Druckerzeugnissen
12.496
11.993
10.716
10.439
4.926
4.595
4.289
4.273
7.570
7.398
6.427
6.166
12.453
11.929
10.660
10.408
4.916
4.573
4.265
4.264
7.537
7.356
6.395
6.144
1.822
1.727
1.651
1.706
929
878
884
921
893
849
767
785
7.694
7.618
6.895
6.644
2.855
2.830
2.620
2.570
4.839
4.788
4.275
4.074
1.775
1.425
1.322
1.239
750
537
486
467
1.025
888
836
772
1.162
1.159
792
819
382
328
275
306
780
831
517
513
43
64
56
31
10
22
24
9
33
42
32
22
18.837
18.106
18.149
17.220
9.618
9.128
9.170
8.759
9.219
8.978
8.979
8.461
18.722
17.941
17.851
16.876
9.583
9.068
9.056
8.625
583
8.873
8.795
8.251
905
899
751
794
322
310
266
267
53
589
485
527
69
79
85
88
16
27
27
26
53
52
58
62
14.294
14.040
14.162
13.301
7.747
7.576
7.631
7.229
6.547
6.464
6.531
6.072
2.875
2.301
2.226
2.198
1.303
941
920
940
1.572
1.360
1.306
1.258
579
622
627
495
195
214
212
163
384
408
415
332
115
165
298
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; jeweils zum 30.6.
Erstellungsdatum: 21.11.2011, Statistik-Service West, Auftragsnummer 124640
344
35
60
114
134
80
105
184
210
1811 Drucken von Zeitungen
1812 Drucken anderer Druckerzeugnisse
1813 Druck- und Medienvorstufe
1814 Binden von Druckerzeugnissen und damit verbundene
Dienstleistungen
182 Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern
58 Verlagswesen
581 Verlegen von Büchern und Zeitschriften; sonstiges Verlagswesen
(ohne Software)
5811 Verlegen von Büchern
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
34
Tab. 10.2: Geringfügig entlohnte Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen am Arbeitsort: insgesamt
5812 Verlegen von Adressbüchern und Verzeichnissen
5813 Verlegen von Zeitungen
5814 Verlegen von Zeitschriften
5819 Sonstiges Verlagswesen (ohne Software)
Drucksache 15/4047
582 Verlegen von Software
Gesamt
WZ08
2007
2008
Männer
2009
2010
2007
2008
Frauen
2009
2010
2007
2008
2009
2010
Gesamt
1.243.1971.245.2261.255.2511.253.265 394.010 395.276 405.399 412.255 849.187 849.950 849.852 841.010
18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten
Ton-, Bild- und Datenträgern
181 Herstellung von Druckerzeugnissen
9.517
8.953
7.866
7.569
3.484
3.143
2.907
2.855
6.033
5.810
4.959
4.714
9.486
8.907
7.831
7.551
3.478
3.129
2.894
2.850
6.008
5.778
4.937
4.701
1.382
1.284
1.224
1.246
682
624
637
653
700
660
587
593
5.811
5.686
5.101
4.844
1.985
1.959
1.783
1.708
3.826
3.727
3.318
3.136
1.355
995
901
843
556
333
297
289
799
662
604
554
938
942
605
618
255
213
177
200
683
729
428
418
31
46
35
18
6
14
13
5
25
32
22
13
12.863
12.136
12.132
11.484
6.189
5.729
5.744
5.518
6.674
6.407
6.388
5.966
12.790
12.030
11.958
11.281
6.169
5.695
5.688
5.439
6.621
6.335
6.270
5.842
611
609
495
545
209
197
190
195
402
412
305
350
48
59
66
69
10
17
18
19
38
42
48
50
9.693
9.347
9.504
8.830
4.965
4.754
4.797
4.535
4.728
4.593
4.707
4.295
2.011
1.557
1.462
1.495
854
588
555
593
1.157
969
907
902
427
458
431
342
131
139
128
97
296
319
303
245
73
106
174
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; jeweils zum 30.6.
Erstellungsdatum: 21.11.2011, Statistik-Service West, Auftragsnummer 124640
203
20
34
56
79
53
72
118
124
1811 Drucken von Zeitungen
1812 Drucken anderer Druckerzeugnisse
1813 Druck- und Medienvorstufe
1814 Binden von Druckerzeugnissen und damit verbundene
Dienstleistungen
182 Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern
58 Verlagswesen
581 Verlegen von Büchern und Zeitschriften; sonstiges Verlagswesen
(ohne Software)
5811 Verlegen von Büchern
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Tab 10.3: Geringfügig entlohnte Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen am Arbeitsort: ausschließlich geringfügig entlohnte
Beschäftigte
5812 Verlegen von Adressbüchern und Verzeichnissen
5813 Verlegen von Zeitungen
5814 Verlegen von Zeitschriften
5819 Sonstiges Verlagswesen (ohne Software)
35
Drucksache 15/4047
582 Verlegen von Software
Gesamt
WZ08
2007
2008
Männer
2009
2010
2007
2008
Frauen
2009
2010
2007
2008
2009
2010
Gesamt
464.773 501.107 510.088 527.772 213.012 229.340 225.927 234.373 251.761 271.767 284.161 293.399
18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten
Ton-, Bild- und Datenträgern
181 Herstellung von Druckerzeugnissen
2.979
3.040
2.850
2.870
1.442
1.452
1.382
1.418
1.537
1.588
1.468
1.452
2.967
3.022
2.829
2.857
1.438
1.444
1.371
1.414
1.529
1.578
1.458
1.443
440
443
427
460
247
254
247
268
193
189
180
192
1.883
1.932
1.794
1.800
870
871
837
862
1.013
1.061
957
938
420
430
421
396
194
204
189
178
226
226
232
218
224
217
187
201
127
115
98
106
97
102
89
95
12
18
21
13
4
8
11
4
8
10
10
9
5.974
5.970
6.017
5.736
3.429
3.399
3.426
3.241
2.545
2.571
2.591
2.495
5.932
5.911
5.893
5.595
3.414
3.373
3.368
3.186
2.518
2.538
2.525
2.409
294
290
256
249
113
113
76
72
181
177
180
177
21
20
19
19
6
10
9
7
15
10
10
12
4.601
4.693
4.658
4.471
2.782
2.822
2.834
2.694
1.819
1.871
1.824
1.777
864
744
764
703
449
353
365
347
415
391
399
356
152
164
196
153
64
75
84
66
88
89
112
87
42
59
124
Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; jeweils zum 30.6.
Erstellungsdatum: 21.11.2011, Statistik-Service West, Auftragsnummer 124640
141
15
26
58
55
27
33
66
86
1811 Drucken von Zeitungen
1812 Drucken anderer Druckerzeugnisse
1813 Druck- und Medienvorstufe
1814 Binden von Druckerzeugnissen und damit verbundene
Dienstleistungen
182 Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern
58 Verlagswesen
581 Verlegen von Büchern und Zeitschriften; sonstiges Verlagswesen
(ohne Software)
5811 Verlegen von Büchern
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
36
Tab. 10.4: Geringfügig entlohnte Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen am Arbeitsort: im Nebenjob geringfügig entlohnte
Beschäftigte
5812 Verlegen von Adressbüchern und Verzeichnissen
5813 Verlegen von Zeitungen
5814 Verlegen von Zeitschriften
5819 Sonstiges Verlagswesen (ohne Software)
Drucksache 15/4047
582 Verlegen von Software
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
11.
Drucksache 15/4047
Unter welchen Arbeitsbedingungen wird in den Redaktionen gearbeitet? Bitte
differenzieren nach den Kriterien: Art des Beschäftigungsverhältnisses (Teilzeit-,
Vollzeitbeschäftigung, Zeitarbeitsbeschäftigung), Anzahl der Tarifangestellten,
Volontärinnen und Volontären, freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Anzahl eigener Fotojournalistinnen und -journalisten sowie deren Bezahlung.
Zu den Arbeitsbedingungen in den Redaktionen liegen kaum Daten und Untersuchungen
vor. Die letzte große Erhebung zu den Arbeitsweisen von Journalistinnen und Journalisten in
Deutschland ist 2006 erschienen (siehe Weischenberg, Siegfried/M. Malik/A. Scholl: Die
Souffleure der Mediengesellschaft. Report über die deutschen Journalisten, Konstanz 2006).
Die Ergebnisse dürften heute jedoch kaum noch repräsentativ sein, da die in der Studie beklagte Arbeitsverdichtung und deren Folgen zumal bei Zeitungsverlagen inzwischen weiter
fortgeschritten sein dürften. Dies ergibt sich aus der Reduktion von Redakteursstellen in den
letzten Jahren. Während im Jahr 2000 bei den Tages- und Wochenzeitungen 15.300 Redakteurinnen und Redakteure arbeiteten, sind es in 2011 noch rund 13.000 und damit etwa genauso viele wie 1993 (siehe Tabelle 10.1). Neuere Untersuchungen liegen allerdings nicht
vor. Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) und die Deutsche Journalistinnen und
Journalisten-Union (dju) in verdi verfügen über keine aktuellen Erkenntnisse. Der DJV NRW
betont allerdings, dass die Fallzahl zu Klagen von Redakteurinnen und Redakteuren über die
Arbeitsbedingungen steige, ohne daraus allerdings verallgemeinerungsfähige Schlüsse ziehen zu können.
Tab. 11.1: Redakteur/innen der deutschen Tages- und Wochenzeitungen
Anzahl Redakteur/innen
1993
1996
2000
2004
2008
2010
2011
12.787
14.402
15.306
14.920
14.469
13.573
12.966
Quelle: ABZV e.V., Mitarbeitererhebung, zitiert nach BDZV: Zeitungen 2011/12, hier S. 100.
Auch zu den Beschäftigungsverhältnissen einzelner Gruppen liegen mit Ausnahme der Zahl
von Volontärinnen und Volontären (siehe Antwort zu Frage 17) keine Daten vor. Derzeit ist
auch nicht bekannt, dass eine Untersuchung zu diesen Fragen - etwa in Nachfolge zur oben
erwähnten Weischenberg-Studie - in Vorbereitung oder Arbeit ist.
12.
Welche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden in den Redaktionen bzw. Verlagen vorgenommen?
Wie schon in der Antwort zu Frage 11 konstatiert ist die Datenlage in diesem Bereich unzureichend. Erkenntnisse dazu liegen der Landesregierung nicht vor und können in diesem
Rahmen nicht mit vertretbarem Aufwand ermittelt werden.
13.
Wie sind die einzelnen Redaktionen aufgestellt, wenn es um die Beurteilung
geht, ob es sich um eine Vollredaktion handelt oder ob journalistische Inhalte in
der Zusammenarbeit mit freien Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern, bzw. externen
Dienstleisterinnen und -dienstleistern erstellt werden?
Unter dem Begriff Vollredaktion wird in der Branche in der Regel eine Redaktion verstanden,
die alle redaktionellen Teile einer Zeitung selbst erstellt, und entsprechend neben einer oder
mehreren Lokalredaktionen auch über eine Hauptredaktion mit den klassischen Ressorts für
die überregionale Berichterstattung verfügt. Abweichend davon arbeiten relativ kleine Redak-
37
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
tionen von kleinauflagigen Zeitungen in eher seltenen Fällen ohne Ressortabgrenzungen. In
Nordrhein-Westfalen wird eine solche Organisation der redaktionellen Arbeit nicht praktiziert.
Heute unterhält der größere Teil der Zeitungsverlage in Deutschland keine Vollredaktion.
Diese Verlage kaufen die überregionale Berichterstattung von größeren Verlagen – in der
Regel in räumlicher Nähe – ein. Alle Verlage in allen Redaktionen arbeiten mit freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Durch den anhaltenden Abbau von Redakteursstellen dürfte
der Einsatz von Freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den letzten Jahren mutmaßlich in
der gesamten Branche gestiegen sein. Belastbare Zahlen liegen dazu allerdings nicht vor.
Neben der seit Jahrzehnten praktizierten Organisation der Redaktion entweder als Vollredaktion oder ausschließlich mit Lokalredaktionen in Kombination mit der Übernahme des Zeitungsmantels von einem Fremdverlag sind in der Branche auch Zwischenformen etabliert.
So haben sich etwa die drei Zeitungen Westdeutsche Zeitung, Solinger Tageblatt und Remscheider General-Anzeiger für die überregionale Berichterstattung in der Westdeutschen
Zeitung plus oHG organisiert. Über dieses Gemeinschaftsunternehmen finanzieren die drei
Verlage die Mantelredaktion.
Externe Dienstleister
Darüber hinaus wurden redaktionelle Kooperationen auf vielen Ebenen etabliert, unter anderem auch in der lokalen Berichterstattung (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 48). Insbesondere ein Teil der nicht tagesaktuellen Produktion ist von einzelnen Verlagen aus der Redaktion herausgelöst worden. So werden beispielsweise bei der WAZ-Gruppe in Essen
Themenseiten und einige Beilagen (zum Beispiel Reisen) von einem Mitarbeiterpool produziert, der zur Verlagseinheit Marketing und Vertrieb gehört. Für den Kölner Stadt-Anzeiger
und die Kölnische Rundschau wird die wöchentliche Beilage Termine von der RSK Redaktionsservice Köln GmbH hergestellt. Der Verlag M. DuMont Schauberg ist an der GmbH nicht
beteiligt. Es handelt sich also nicht um ein konzerninternes Outsourcing.
In einigen Verlagen sind auch die Beschäftigungsfelder, die Vergütung und die Organisation
der Fotografen neu geregelt worden. Vielfach werden Pressefotografen heute nicht mehr
nach Redakteurstarif bezahlt. Zudem produzieren sie vielfach nicht mehr ausschließlich für
die Printmedien, sondern filmen – ausgestattet mit digitalen Kameras – auch Bewegtbilder
zum Einsatz in Onlineportalen. Organisatorisch sind die Fotografen zum Teil nicht mehr bei
den einzelnen Redaktionen angebunden. Der gemeinsame Fotopool für die Westdeutsche
Allgemeine Zeitung und den Schwestertitel Neue Ruhr/Rhein Zeitung ist beispielsweise dem
Unternehmen WAZ New Media GmbH & Co KG zugeordnet.
14.
Hat sich der Trend zum Outsourcing von Redaktionen verstetigt? Welche Beispiele sind der Landesregierung bekannt?
Outsourcing bezeichnet die Auslagerung von Unternehmensprozessen an Drittunternehmen.
Bei Zeitungsverlagen werden Zeitungsinhalte, die zuvor im eigenen Verlag hergestellt wurden, entweder von fremden Firmen zugekauft, oder Teile einer Zeitungsredaktion werden
vom Verlag in Tochterunternehmen ausgelagert, deren Beschäftigte häufig unter dem Tageszeitungstarif bezahlt werden (Tarifumgehung). In letzterem Fall wird teilweise eine Art
konzerninterne Leiharbeit so organisiert, dass einzelne Redakteurinnen und Redakteure bei
einer verlagseigenen GmbH angestellt sind und an die Redaktion ausgeliehen werden. So
können Löhne deutlich unter dem Niveau des Zeitungstarifvertrags gezahlt werden.
Nach Angaben des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) haben mittlerweile 45 Zeitungen in Deutschland Modelle realisiert, um der Tarifbindung zu entgehen. Darüber hinaus
praktizieren 21 Zeitungen das Outsourcing von Redaktionen. Bei 19 Titeln sind Redakteurin38
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
nen und Redakteure und Volontärinnen und Volontäre dauerhaft als Leiharbeiterinnen und
Leiharbeiter beschäftigt. Im Folgenden werden die wichtigsten Fälle in Nordrhein-Westfalen
beschrieben.
Der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg hat am 1. Februar 2010 ein Outsourcing-Projekt
gestartet, bei dem für mehrere Titel des Unternehmens ein gemeinsamer Reporterpool geschaffen wurde. Betroffen sind 25 Redakteurinnen und Redakteure, die für den Kölner StadtAnzeiger, die Mitteldeutsche Zeitung in Halle/Saale, die Berliner Zeitung und die Frankfurter
Rundschau arbeiten. Diese durch Zentralisierung geschaffene unternehmensinterne, agenturähnliche Einrichtung liefert Texte für die Ressorts Politik, Wirtschaft und Gesellschaft
sämtlicher Zeitungen des Verlags.
Bei den Dortmunder Ruhr Nachrichten wurden bereits 2006 alle Redaktionen ausgelagert.
Seitdem werden Fotografen weitgehend nur noch freiberuflich beschäftigt. Bei der ebenfalls
zum Medienhaus Lensing gehörenden Münsterschen Zeitung erhielten im Januar 2007 insgesamt 17 Lokalredakteurinnen und -redakteure die Kündigung und wurden durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer neuen, zum Unternehmen zählenden Firma ersetzt, die untertarifliche Konditionen akzeptieren mussten. Auch beim Westfälischen Anzeiger der Verlagsgruppe Ippen werden Journalistinnen und Journalisten inzwischen von einer eigenständigen Redaktions-GmbH untertariflich bezahlt.
Mit konzerneigenen Leiharbeitsfirmen arbeiten in Nordrhein-Westfalen die Zeitungsgruppe
Aachen (Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten), die Recklinghäuser Zeitung, die Westfälischen Nachrichten in Münster (WN Content und Marketing GmbH) und (bei Pauschalisten)
die Neue Westfälische in Bielefeld. In allen Fällen werden Journalistinnen und Journalisten
untertariflich bezahlt.
Einige Zeitungshäuser entgehen der Tarifbindung auch grundsätzlich, indem sie Mitglieder
im Arbeitgeber/innenverband ohne eine Tarifbindung werden (OT-Mitgliedschaft) oder komplett aus den Gliederungen des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) austreten. In solchen Fällen werden meist alle Redakteurinnen und Redakteure, die neu eingestellt werden, untertariflich bezahlt. Betroffen davon sind die folgenden Titel:
Tab. 14.1: Zeitungsverlage in Nordrhein-Westfalen ohne Tarifbindung
Titel
Lüdenscheider Nachrichten
Verlag
Bemerkung
Märkischer Zeitungsverlag GmbH &
Co. KG
BDZV-Austritt, keine Bezahlung
nach Tarif
(Verlagsgruppe Ippen)
Soester Anzeiger
W. Jahn Verlag GmbH
(Verlagsgruppe Ippen)
Westfälischer Anzeiger
Westfälischer Anzeiger Verlagsgesellschaft mbH & Co KG
BDZV-Austritt, keine Bezahlung
nach Tarif
BDZV-Austritt, keine Bezahlung
nach Tarif
(Verlagsgruppe Ippen)
Ruhr Nachrichten,
Münstersche Zeitung
Medienhaus Lensing
seit 2006 Mitglied ohne Tarifbindung
im Zeitungsverlegerverband Nordrhein-Westfalen, keine Bezahlung
nach Tarif
Quellen: DJV, ver.di
39
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Auch im Bereich der Ausbildung von Volontärinnen und Volontären wird inzwischen vielfach
Outsourcing betrieben, so dass tarifvertragliche Bestimmungen nicht zur Geltung kommen.
Dabei stellen Verlage Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten nicht mehr selbst ein,
sondern überlassen dies Tochtergesellschaften, unternehmenseigenen Journalistenschulen
oder Leiharbeitsfirmen, die nicht tarifgebunden sind. Auf diese Weise verdient eine Volontärin oder ein Volontär im ersten Ausbildungsjahr nicht mehr – wie tarifvertraglich vorgesehen
– 1.755 Euro, sondern nach Angaben der Gewerkschaft ver.di oft nur noch die Hälfte. Außerdem entfallen Urlaubs- und Weihnachtsgeld.
Die Essener WAZ-Gruppe bildet ihre Volontärinnen und Volontäre in der Journalistenschule
Ruhr (Medien-Akademie Ruhr gemeinnützige Aktiengesellschaft) aus. Einige Zeitungsunternehmen stellen ihre Volontärinnen und Volontäre offiziell auch bei Tochterfirmen für Onlineausgaben oder für Anzeigenblätter ein, um tarifvertraglichen Bindungen zu entgehen. Der
Verlag der Westfälischen Nachrichten in Münster bildet junge Journalistinnen und Journalisten auf dem Wege der Leiharbeit in der Tochtergesellschaft WN Content und Marketing
GmbH aus.
15.
Welche Veränderungen haben sich in der Organisation für Redaktionen seit der
Antwort der Landesregierung, Drucksache 14/8531, ergeben?
Vor allem zwei Entwicklungsstrategien hinsichtlich der Organisation der Redaktionen sind
von den Verlagen – nicht nur in Nordrhein-Westfalen – in den vergangenen zwei Jahren weiter verfolgt worden:
Im Zuge des fortschreitenden Abbaus von Redakteursstellen sind Kooperationen unterschiedlicher Art vertieft worden (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 13).
In der Binnenstruktur von Redaktionen wird vermehrt auf das Organisationsmodell des so
genannten „Newsdesk“ gesetzt. Dabei arbeiten leitende Redakteurinnen und Redakteure
räumlich eng zusammen (am Newsdesk), selektieren und gewichten die Themen der Berichterstattung, ordnen sie zur Bearbeitung den Redakteurinnen und Redakteuren zu und
legen Art und Umfang sowie Platzierung der Berichterstattung – in der Regel multimedial –
fest. Zugleich hat sich mit diesem Modell die Aufspaltung des Berufsfeldes in Redakteurinnen und Redakteure (Innendienst, planend und gestaltend) und Reporterinnen und Reporter
(Außendienst) verstärkt.
Innerhalb der WAZ-Gruppe wird dieses Arbeitsprinzip nicht nur für die Mantelredaktionen,
sondern auch für die Lokalredaktionen genutzt. Dazu sind Newsdesks mit subregionalen
Zuständigkeitsgebieten eingerichtet worden. Am noch relativ neuen Newsdesk in Hagen
werden beispielsweise zentral die Lokalteile für das Sauer- und Siegerland geplant und gestaltet, und zwar titelübergreifend sowohl für die Westfälische Rundschau als auch für die
Westfalenpost. Die Veränderungen der Arbeitsweisen sind je nach Redaktion und bisheriger
Praxis unterschiedlich, in der Summe aber erheblich. Dies gilt auch für die Rationalisierungsgewinne.
Mit der Zentralisierung von Kompetenzen sind auch Probleme verbunden, da die jeweils lokale Kompetenz einer Lokalredaktion am Newsdesk fehlt beziehungsweise erst aufgebaut
werden muss. Die daraus resultierende Fehlerzahl ist zumindest in einer Übergangsphase
erheblich.
Die so genannten Zeitungsgruppen, also Titel, die mit einem weitgehend identischem Mantelteil erscheinen, sind in der Regel über Jahrzehnte hinweg unverändert geblieben. Auch in
40
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Nordrhein-Westfalen liegen die letzten Wechsel Jahre zurück (Das Bocholter-Borkener
Volksblatt hat zwischen 1999 und 2009 den Mantel von der Rheinischen Post bezogen, kehrte dann aber zum vormaligen Lieferanten, den Westfälischen Nachrichten in Münster, zurück. Die Ibbenbürener Volkszeitung wechselte 2003 von der Münsterschen Zeitung/Ruhr
Nachrichten zu den Westfälischen Nachrichten). Da immer weniger Verlage eine eigene
Hauptredaktion unterhalten, wird es für die nehmenden Verlage allerdings auch schwieriger
ein passendes Produkt zu finden. Beleg dafür sind die beiden jüngsten Verzichte auf eine
eigene Hauptredaktion. Sowohl der Hellweger Anzeiger in Unna, Mantelbezug seit 2001 vom
Westfälischen Anzeiger in Hamm, als auch die Kölnische Rundschau, Mantelbezug seit Oktober 2010 vom General-Anzeiger in Bonn, bauen die zugelieferten Seiten immer noch erheblich um. Es sind zugleich die einzigen Verlage, die die damit verbundenen Kosten aufbringen. Einen Mantel „von der Stange“ zu finden, ist schwieriger geworden. Der Seitenumbau wird in einzelnen Zeitungsgruppen auch vorgenommen, um lokalen Interessen nachzukommen und um unterschiedliche Druckseitenformate auszugleichen (so auch bei der Kölnischen Rundschau).
16.
Wie viele Redakteurinnen und Redakteure haben einen Migrationshintergrund?
Zuverlässige Aussagen zum Anteil von Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund an der Gesamtheit des Berufsstands fehlen. Entsprechend sind auch Differenzierungen nach soziodemographischen Kriterien – etwa hinsichtlich des Geschlechts – nicht
möglich.
Der beim Bundeskanzleramt angesiedelte Arbeitskreis „Integration und Medien“ geht von
einem Anteil der Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund in Höhe von 1,5
bis zwei Prozent aus (Aussage auf Anfrage). Eine der wenigen Erhebungen zum Thema hat
hochgerechnet ergeben, dass von 600 in der Studie berücksichtigten Zeitungen 16 Prozent
in den Redaktionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund beschäftigten
(siehe Geißler, Rainer/Pöttker, Horst (Hrsg.): Massenmedien und die Integration ethnischer
Minderheiten in Deutschland (Bd. 2). www.integration-und-medien.de/projekt/ImMPrint.pdf).
Die Autorinnen und Autoren fassten das Ergebnis wie folgt zusammen: „Eine große Mehrheit
der Tageszeitungen von 84 Prozent produziert also monoethnisch, die einheimischen Journalisten sind in den Redaktionen unter sich.“
Beim Arbeitskreis „Integration und Medien“ liegen allerdings Aussagen vor, die einen höheren Anteil von Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund im Rundfunk erwarten lassen als bei den Zeitungen. Dies gilt gerade auch in Nordrhein-Westfalen wegen
der hierzulande produzierten fremdsprachigen Programme (zum Beispiel Deutsche Welle;
„Funkhaus Europa“ des WDR). Die Autorin Marie Mualem Sultan kritisiert allerdings auch
beim ZDF und den ARD-Anstalten einen mangelhaften Reformwillen bei der Personalauswahl, sieht aber positive Beispiele beim WDR (siehe Sultan, Marie Mualem: Migration, Vielfalt und öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Würzburg 2011).
Die letzte der beiden großen Journalistenstudien in Deutschland hat auch den Migrationshintergrund im Berufsfeld berücksichtigt, doch war die Fallzahl sehr gering (absolut 60 Journalistinnen und Journalisten) und dürfte inzwischen überholt sein (siehe Weischenberg, Siegfried/Malik, Maja/Scholl, Armin: Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über Journalisten in Deutschland. Konstanz 2006).
Stichproben bei größeren Zeitungsunternehmen haben gezeigt, dass die Zahl der Zeitungsredakteurinnen und -redakteuren mit Migrationshintergrund immer noch klein ist. Dies dürfte
auch damit zusammenhängen, dass Zeitungsverlage in den letzten Jahren nur sehr begrenzt
41
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Redakteurinnen und Redakteure eingestellt haben. Bei den Zeitungen Neue Westfälische in
Bielefeld und der Westdeutschen Zeitung in Düsseldorf (ein Redakteur aus Österreich) sind
derzeit keine Redakteurinnen und Redakteure mit Migrationshintergrund beschäftigt. Beim
Kölner Stadt-Anzeiger gibt es mehrere: eine Ressortleiterin (mit griechischen Migrationshintergrund); zwei Redakteure (türkisch, amerikanisch) und einen Volontär (griechisch). Auch
bei der Westfälischen Rundschau arbeiten Redakteurinnen und Redakteure mit Migrationshintergrund in Führungspositionen: zwei spanischer, ein Weiterer griechischer Abstammung.
Hinzu kommen künftig zwei Volontäre mit türkischem Hintergrund.
17.
Wie ist es um die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses in NRW bestellt? Bitte differenzieren nach der Ausbildungssituation in verlagseigenen
Schulen und weiteren Ausbildungsstätten und nach Geschlecht.
In Deutschland wurden nach Angaben des Bildungswerks der Zeitungen (ABZV e.V.) am
Stichtag 1. Januar 2011 insgesamt 1.128 Volontärinnen und Volontäre bei Zeitungen ausgebildet. Daten für die Summe aller Volontärinnen und Volontäre in Nordrhein-Westfalen liegen
nicht vor. Nach Schätzungen des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV)
macht der Anteil der in Nordrhein-Westfalen ausgebildeten Volontärinnen und Volontäre etwa 20 bis 25 Prozent aus. Dementsprechend ergibt sich ein Wert, der zwischen 225 und 280
liegen müsste. Weitere sozialstatistische Daten liegen nur für den Anteil weiblicher und
männlicher Volontäre vor: Am Stichtag der ABZV-Erhebung 2011 waren 57 Prozent aller
Volontäre Frauen und 43 Prozent Männer.
Tab. 17.1: Volontärinnen und Volontäre der deutschen Tages- und Wochenzeitungen
1993
1996
2000
2004
2008
2010
2011
Volontär/innen (gesamt)
1.321
1.231
1.378
1.072
1.228
1.263
1.128
männlich
56,8 %
53,4 %
55,1 %
49,8 %
46,4 %
42,3 %
43,0 %
weiblich
43,2 %
46,6 %
44,9 %
50,2 %
53,6 %
57,6 %
57,0 %
Quelle: ABZV e.V., Mitarbeitererhebung zitiert nach BDZV: Zeitungen 2011/12, hier S. 100
Nordrhein-Westfalen gilt als Bundesland mit den meisten Einrichtungen publizistischer Bildungsarbeit. Mit der Journalistenschule Ruhr der WAZ-Gruppe in Essen sowie der Georg
von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten in Düsseldorf unterhalten gleich zwei große Verlagsgruppen eigene Ausbildungseinrichtungen für Volontärinnen und Volontäre. Darüber hinaus bildet die Kölner Journalistenschule Politik- und Wirtschaftsjournalisten für Presse, Radio und Onlinemedien aus.
Um die Förderung des journalistischen Nachwuchses kümmert sich seit Jahrzehnten auch
die Journalistenakademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in St. Augustin. Die Friedrich-EbertStiftung in Bonn unterhält ebenfalls eine Journalistenakademie. Beide Einrichtungen vergeben Stipendien und bieten studienbegleitende Ausbildungsprogramme an. Außerdem wird
von Bonn aus das Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung
(bpb) organisiert. Von Bielefeld aus veranstaltet die Initiative Tageszeitung Weiterbildungen
für Redakteurinnen und Redakteure, Volontärinnen und Volontäre von Zeitungen.
Eine der ältesten Aus- und Fortbildungseinrichtungen im Journalismus ist das ursprünglich
von Verlegerinnen und Verlegern sowie Journalistinnen und Journalisten gegründete Deutsche Institut für publizistische Bildungsarbeit, Haus Busch, das nach einer Insolvenz vor einigen Jahren nunmehr unter dem Namen „Journalisten-Zentrum Haus Busch“ in Hagen weitergeführt wird. Ähnliche Angebote unterbreitet auch die Akademie für Journalistenausbil42
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
dung in Hamm. In beiden Einrichtungen können Volontärinnen und Volontäre Kurse für die
außerbetriebliche Vermittlung von Grundkenntnissen über Arbeitswesen, Medienrecht und
ähnliches Basiswissen belegen.
Die Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage (ABZV) in Bonn ist das Bildungswerk der Zeitungen. Mitglieder des gemeinnützigen Vereins sind der Bundesverband
Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sowie die Landesverbände der Zeitungsverleger in
Deutschland.
18.
Mit welchem Ausbildungsstand, bzw. welcher Qualifikation treten die Volontärinnen und Volontäre ihre Ausbildung in den verschiedenen Ausbildungsstätten
an? Bitte differenziert nach Geschlecht beantworten.
Abgesehen von den in der Antwort zu Frage 17 enthaltenen sozialstatistischen Daten liegen
über die Ausbildung von Volontärinnen und Volontären sowie deren Qualifikation weder bundesweit noch landesweit genauere Informationen vor. Weder der Bundesverband Deutscher
Zeitungsverleger (BDZV) noch die Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage (ABZV) oder die Gewerkschaft ver.di und der Deutscher Journalisten-Verband (DJV)
verfügen über entsprechende Auswertungen.
19.
Wie viele der Volontärinnen und Volontäre und mit welchem Abschluss werden
in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen? Bitte differenziert nach Geschlecht
beantworten.
Über eine mögliche Festanstellung ehemaliger Volontärinnen und Volontäre direkt im Anschluss an ihre Ausbildung in den Verlagen sowie über die Studienabschlüsse der Berufseinsteiger liegen weder bundesweit noch landesweit Daten vor. Weder der Bundesverband
Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) noch die Akademie Berufliche Bildung der deutschen
Zeitungsverlage (ABZV) oder die Gewerkschaft ver.di und der Deutscher JournalistenVerband (DJV) verfügen über entsprechende Auswertungen.
20.
Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung hinsichtlich des Verhältnisses
vom Einsatz sog. Bürgerreporterinnen und -reporter und dem Personalabbau in
Redaktionen vor?
Als Bürgerreporterinnen und -reporter werden journalistische Amateure bezeichnet, die Printoder Onlinemedien Hinweise auf journalistisch relevante Themen geben oder auch selbst
Beiträge für diese Medien erstellen. Bürgerreporterinnen und -reporter arbeiten in der Regel
ohne Honorar und verfügen über keine medienspezifische Qualifikation. Motive für den Einsatz von Bürgerreporterinnen und -reportern können aus Sicht der Verlage außer Leserbindung auch ein potenzieller Qualitätsgewinn und die Senkung von Produktionskosten sein.
Eine ausführlichere Darstellung zum Thema Bürgerreporterinnen und -reporter findet sich in
der Antwort zu Frage 31.
Erkenntnisse über einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz sogenannter Bürgerreporterinnen und -reporter und dem Personalabbau in den Redaktionen liegen der Landesregierung nicht vor. Da der Einsatz von Bürgerreporterinnen und -reportern in NordrheinWestfalen zurzeit nur sehr begrenzt stattfindet und in den vorhandenen Fällen vor allem der
Erhöhung der Leser/innen-Blatt-Bindung dienen soll (siehe Antwort zu Frage 31), lässt sich
durch diese Maßnahme Personalabbau kaum kompensieren. Außerdem muss darauf hin43
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
gewiesen werden, dass im Fall von Zeitungen ein optimaler Einsatz von Bürgerreporterinnen
und -reportern sowie die Auswertung, Kontrolle und Präsentation der Texte, Bilder oder
Quellen von Bürgerreporterinnen und -reportern auch zusätzliches Personal erfordern kann.
Allenfalls bei Anzeigenblättern scheint es sich derzeit anzubieten, redaktionelle Leistungen
auf Bürgerreporterinnen und -reporter zu übertragen.
III.
Wirtschaftliche Entwicklung
21.
Wie haben sich seit 2008 die relevanten Marktdaten (Auflagen, Erlöse, Anzeigenerlöse, Lohnsummen, Umsatzrenditen, usw.) für Zeitungsverlage entwickelt?
Die aktuelle Auflagenentwicklung ist detailliert in den Antworten zu den Fragen 2 und 3 beschrieben worden.
Zu den Umsätzen liegen Erhebungen des Bundesverbands deutscher Zeitungsverleger
(BDZV) vor, bei denen nach Werbe- und Vertriebserlösen differenziert wird. Daten für die
Zeitungsverlage in NRW liegen nicht vor, der BDZV weist aber Daten für Westdeutschland
aus, die weitgehend jenen für NRW entsprechen dürften. Danach sind von 2009 auf 2010 die
Anzeigenumsätze aller Zeitungstypen erneut rückläufig gewesen. Die Verluste waren allerdings nur gering und konnten erneut durch höhere Vertriebserlöse mehr als kompensiert
werden. Insgesamt weisen die Verlage in 2010 leicht erhöhte Gesamtumsätze aus.
Tab. 21.1.: Umsatz der Zeitungsverlage in Westdeutschland 2009 und 2010
Anzeigen/Beilagenumsätze
Vertriebsumsätze
Gesamtumsätze
Differenz
2009/2010
in %
2009
2010
2009
2010
2009
2010
Tageszeitungen
3.694
3.638
4.265
4.373
7.960
8.011
+0,64
Wochen-/
0,208
0,218
0,208
0,204
0.416
0,422
+1,26
k.A.
k.A.
k.A.
k.A.
0,082
0,086
+4,76
3.903
3.856
4.473
4.577
8.458
8.518
+0,71
Sonntagszeitungen
Supplements
gesamt
Quelle: BDZV: Zeitungen 2011/12, S. 66, 67
Zu den Kosten- und Erlösstrukturen für Abonnementzeitungen in Westdeutschland in 2010
macht der BDZV folgende Angaben:
44
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 21.2: Kosten- und Erlösstrukturen für Abonnementzeitungen in Westdeutschland
in 2010 (anteilig an den Gesamtkosten/-erlösen in Prozent)
Kostenstrukturen
Technische Herstellung
19,1%
Papier
6,1%
Redaktion
25,9%
Anzeigen
16,0%
Vertrieb
23,9%
Unternehmensleitung/Verwaltung
9,0%
Erlösstrukturen
Werbung
47,9%
- davon Anzeigen
83,5%
- davon Beilagen
16,5%
Vertrieb
52,1%
Quelle: BDZV
Zu den Lohnsummen und zu den Umsatzrenditen liegen keine, beziehungsweise nur wenige
Erkenntnisse vor. Nur wenige Verlage veröffentlichen in ihren Geschäftsberichten Angaben
zu den Renditen, andere auch mit den Veröffentlichungen im Bundesanzeiger zum Teil deutlich in Verzug.
Tab. 21.3: Geschäftszahlen der Dieter von Holtzbrinck GmbH (inklusive Verlagsgruppe
Handelsblatt, Rumpfgeschäftsjahr 2009, vom 1.06. bis 31.12.2009; nach Übernahmen)
2009
Umsatz in Mio. €
153,9
Konzernjahresfehlbetrag in Mio. €
-25,2
Tab. 21.4: Geschäftszahlen der Mediengruppe M. DuMont Schauberg GmbH & Co KG
2009
2010
706,8
711,3
- davon in Köln
k.A.
230,4
Gewinn v. St. in Mio. €
9,9
21,6
Jahresüberschuss in Mio. €
0,5
13,5
Umsatz in Mio. €
Tab. 21.5: Geschäftszahlen der Rheinisch-Bergischen Verlagsgesellschaft mbH, Düsseldorf (Rheinische Post)
Umsatz in Mio. €
Jahresergebnis n. St. in Mio. €
2009
2010
454,4
442,5
-6,2
16,7
45
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 21.6: Geschäftszahlen der Westfalen-Blatt Vereinigte Zeitungsverlage GmbH
2009
2008
Rohergebnis in Mio. €
27,0
30,2
Ergebnis in Mio. €
1,6
5,4
Jahresüberschuss in Mio. €
1,2
3,4
Tab. 21.7: Geschäftszahlen der Zeitungsverlag Neue Westfälische GmbH
2009
2008
100,3
108,1
Ergebnis in Mio. €
6,0
13,6
Jahresüberschuss in Mio. €
4,8
10,8
Umsatz in Mio. €
22.
Gibt es in NRW Besonderheiten im Vergleich zum Bundesgebiet?
Wie bereits in der Antwort zu Frage 21 ausgeführt liegen spezielle Marktdaten zu den Zeitungsverlagen in NRW nicht vor.
23.
Welche Verlage haben institutionelle Investoren, bzw. welche haben ebensolche
aufgenommen und wie sieht die wirtschaftliche und auflagentechnische Entwicklung dieser Verlage im Gegensatz zu inhabergeführten Verlagen aus?
Institutionelle Investoren gibt es bei Zeitungsverlagen in Nordrhein-Westfalen nicht. Die Verlagsbranche hierzulande ist vielmehr geprägt vom Besitz durch Familien. Wann immer sich
Familien vom Besitz an Zeitungsverlagen getrennt haben, kamen die Käufer gleichfalls aus
der Branche der Zeitungsverlage. Es handelte sich also um brancheninterne Besitzerwechsel, durch die in Nordrhein-Westfalen – ähnlich wie in anderen Bundesländern – die horizontale Konzentration in der Branche gewachsen ist.
Auch Verlagsunternehmen im Familienbesitz werden allerdings nicht zwangsläufig inhabergeführt. Angestellte Manager gibt es auch bei Zeitungsverlagen in Nordrhein-Westfalen. Zum
Teil wird mit ihnen eine Lücke in der Generationenfolge der Inhaber überbrückt. Zum Teil
werden Manager auch zu Miteignern wie etwa zeitweilig beim WAZ-Konzern oder derzeit
beim Westfalen-Blatt in Bielefeld.
Auch bei den jüngsten Veränderungen von Besitzstrukturen in der Zeitungslandschaft waren
Zeitungsunternehmen die maßgeblichen Akteure, so die Transfers nicht familienintern beziehungsweise zwischen den besitzenden Familien abgewickelt worden sind.

46
Ende 2011 hat der Verlag des Solinger Tageblatts, die B. Boll Verlag des Solinger
Tageblattes GmbH & Co KG, den Remscheider General-Anzeiger sowie Beteiligungen der Ziegler KG an Anzeigenblättern und anderen Medienaktivitäten vollständig übernommen.
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047

Die Verlagsgruppe um die Westfälischen Nachrichten in Münster hat sich in 2011
mit einem Anteil von 24,9 Prozent an der C.W. Busse Holding GmbH in Bielefeld
beteiligt. Die Busse Holding hält 85,5 Prozent an der Westfalen-Blatt Vereinigte
Zeitungsverlage GmbH. Die übrigen Anteile besitzt die Verlagsgruppe Ippen aus
Hamm.

Die Verlagsgruppe um die Westfälischen Nachrichten hat sich nach der Schließung ihrer Ausgabe für Ibbenbüren am dortigen Verlag der Ibbenbürener Volkszeitung beteiligt. Die Aschendorff Medien GmbH & Co KG hält eine Beteiligung in
Höhe von 19 Prozent am Kommanditkapital der IVZ Medien GmbH & Co KG. Bereits 2004 hatten die Münsteraner den Verlag der Ahlener Zeitung vollständig
übernommen.

Ende 2003 wird das kleine Lokalblatt Vlothoer Anzeiger vom Verlag des Mindener
Tageblatts übernommen.

Die Verlagsgruppe rund um die Ruhr Nachrichten in Dortmund hat 2005 einen Anteil in Höhe von 5 Prozent am Nachbarverlag des Hellweger Anzeigers in Unna
übernommen. Bei dem bis dahin als Tochterunternehmen der Dortmunder Verlagsgruppe geführten Verlag der Emsdettener Volkszeitung ist ein Anteil von 10
Prozent am Kommanditkapital an den benachbarten Verlag der Münsterländischen Volkszeitung abgegeben worden. Die Altmeppen-Verlag GmbH & Co KG in
Rheine war bis 2001 an dem lokalen Konkurrenten Emsdettener Tageblatt beteiligt gewesen.

Von der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg wird neben dem Kölner StadtAnzeiger auch die Kölnische Rundschau verlegt, die zuvor in einem eigenständigen Verlag erschienen war. Zudem hat sich das Kölner Unternehmen in 2005 mit
18 Prozent am benachbarten General-Anzeiger in Bonn beteiligt. Eine zunächst
vorgesehene Überkreuzbeteiligung wurde nicht realisiert. Zur Kölner Verlagsgruppe gehört auch die Boulevardzeitung Express sowie ein Anteil von 50 Prozent am Ableger Düsseldorf-Express.

Die zweite Hälfte des Kapitals des Düsseldorf-Express gehört der Verlagsgruppe
um die Westdeutsche Zeitung in Düsseldorf. Die Girardet KG ist zudem wechselseitig verflochten mit dem Verlag der Rheinischen Post (RP).

Die Düsseldorfer RP-Gruppe hat in 2009 auch die zweite Hälfte des Kapitals der
Neuß-Grevenbroicher Zeitung übernommen.

Letztlich hat es vor einigen Jahren auch einen Eigentümerwechsel beim Handelsblatt in Düsseldorf gegeben. Die Verlagsgruppe Handelsblatt gehörte schon traditionell zur Georg von Holtzbrinck GmbH & Co KG in Stuttgart. Der frühere Manager des Holtzbrinck-Konzerns, Dieter von Holtzbrinck, hat den Düsseldorfer Verlag zusammen mit anderen Medienaktivitäten vom Konzern übernommen. Die Anteile an diesen Verlagen hält die DVH Medien GmbH gleichfalls in Stuttgart, die
der Familie von Dieter von Holtzbrinck gehört. Die Anteile am Holtzbrinck-Konzern
halten zwei Geschwister von Dieter von Holtzbrinck.

Über wohl möglich anstehende Teilverkäufe beim WAZ-Konzern liegt noch keine
Entscheidung vor. Petra Grotkamp, Miteigentümerin aus der Familie Funke, hat
den Erben aus der Familie Brost ein Übernahmeangebot für deren hälftigen Anteil
am WAZ-Konzern gemacht. Daraufhin hat auch der Axel Springer-Verlag sein
Kaufinteresse bekundet.
47
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Bundesweit hat es in den letzten Jahrzehnten nur einen Fall von Aufkäufen durch einen institutionellen Investor gegeben: Die britische Mecom-Gruppe, geführt von David Montgomery,
hatte versucht, in Deutschland eine Kette von Beteiligungsunternehmen im Zeitungsmarkt
aufzubauen, war mit diesem Ziel aber schnell gescheitert. Zeitweilig hatten zur britischen
Gruppe die Berliner Zeitung, der Berliner Kurier, die Hamburger Morgenpost sowie die Netzzeitung gehört.
In den frühen Jahren der Republik hat es auch einzelne Beteiligungen von Industrieunternehmen an Zeitungsverlagen gegeben (etwa der Firma Bosch). Auch solche Beteiligungen
sind heute rar, zum Beispiel beim Medienunterunternehmen in Flensburg gegeben. Auch
Mischkonzerne sind selten Anteilseigner von Zeitungsunternehmen. Ein Beispiel dafür sind
die Unternehmen von Georg Fürst von Waldburg-Zeil mit Beteiligungen an der Schwäbischen Zeitung in Leutkirch oder der Allgäuer Zeitung in Kempten.
Einen speziellen Fall stellt die Übernahme der Lokalausgabe Nürnberg der Abendzeitung in
München in 2010 durch die Nürnberger Oschmann-Gruppe (Telefonbücher, Anzeigenblätter,
zahlreiche Beteiligungen an Hörfunk- und Lokal-TV-Veranstaltern) dar. Das Boulevardblatt
erscheint nun unter dem Titel AZ. Die Oschmann-Gruppe war zuvor zeitweilig auch beim
Lokalblatt Lahrer Zeitung in Baden-Württemberg engagiert. Einen zweiten Sonderfall stellen
die Beteiligungen der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (ddvg) in Hamburg
dar. Die ddvg gehört der SPD und verwaltet den Beteiligungsbesitz vornehmlich an Zeitungsunternehmen, der überwiegend traditionell der SPD gehört.
Auch Unternehmen aus anderen Medienbranchen haben zeitweilig eine größere Bedeutung
im Zeitungsmarkt gespielt. Das gilt zum Beispiel für die Zeitschriftenkonzerne Bauer und
Burda. Zu Burda gehörte zeitweilig die Schweriner Volkszeitung, zum Bauer-Konzern gehört
die Volksstimme in Magdeburg. Dem Bauer-Konzern ist es aber trotz einiger Versuche nicht
gelungen, weitere Zeitungen zu übernehmen. Der Holtzbrinck-Konzern in Stuttgart zieht sich
derzeit aus der Zeitungsbranche zurück. Die Main Post in Würzburg und die Mehrheit des
Südkurier in Konstanz wurden bereits an das Unternehmen um die Augsburger Allgemeine
verkauft.
24.
Welche Entwicklungen zeichnen sich im Bereich der Gratiszeitungen in Nordrhein-Westfalen seit 2008 ab?
Der Landesregierung sind weiterhin keinerlei Pläne bekannt, in NRW erneut eine Gratiszeitung zu etablieren. Trotz der Grundsatzentscheidung des BGH (BGH I ZR 151/01) über die
Zulässigkeit von Gratiszeitungen dürfte solchen Versuchen derzeit insbesondere die
schlechte Konjunktur des Werbemarktes entgegenstehen. Zudem ist auch potenziellen ausländischen Investoren in Folge des so genannten Kölner Zeitungskriegs deutlich geworden,
dass die etablierten Verlage in Deutschland ihre Marktanteile mit heftiger Gegenwehr verteidigen. Zumindest solange Investoren im Ausland neue, noch nicht besetzte Märkte finden,
steht zu erwarten, dass sie solche Investments einem Markteintritt in Deutschland vorziehen.
25.
Wie gestaltet sich das Verhältnis von redaktionellen Anteilen zum Anteil der Anzeigen bei Tageszeitungen?
Zur Beantwortung der Frage hat die Landesregierung eine quantitative Vermessung aller
Hauptausgaben durchführen lassen, also jener Ausgaben am Verlagssitz, sämtlicher lokaler
und regionaler Abonnementzeitungen in Nordrhein-Westfalen. Die Ergebnisse erlauben einen Vergleich mit entsprechenden Daten zweier älterer Studien, bei denen allerdings jeweils
48
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
sämtliche Lokalausgaben dieser Zeitungen untersucht worden waren. Die Vergleichsdaten
für zurückliegende Jahre stammen aus zwei Studien, die im Auftrag der Landesanstalt für
Medien NRW (LfM) beziehungsweise der damaligen Landesanstalt für Rundfunk NRW (LfR)
durchgeführt worden sind (siehe Pätzold, Ulrich/Röper, Horst: Lokale Medien in NRW. Anbieterstrukturen und Angebotsvielfalt. Opladen 1995. Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Rundfunk NRW, Bd. 19, hier: S. 80). Die Vorläuferstudie derselben Autoren
erschien unter dem Titel: Medienanbieter und Medienangebote vor dem Start des Lokalfunks
in Nordrhein-Westfalen. Opladen 1992. Schriftenreihe Bd. 2).
Die Fallzahlen bei den Untersuchungen in den 90er Jahren lagen jeweils bei über 300 Zeitungsausgaben, die Fallzahl der aktuellen Studie an den beiden Untersuchungstagen 9. und
10. November 2011 bei jeweils 38 Ausgaben (ohne die beiden Ausgaben der Westfalenpost). Bei Vergleichen der Seitenzahlen im Jahr 2011 mit denen der früheren Untersuchungen ist zu beachten, dass bei den damaligen Untersuchungen sämtliche Daten auf ein fiktives Format, auf so genannte Standardseiten im Berliner Format, umgerechnet worden sind.
Die Seitenzahlen für 2011 beziehen sich jeweils auf die realen Seiten ohne jede Umrechnung. Die Unterschiedlichkeit der Zeitungsformate blieb unberücksichtigt.
Die relativen Angaben zu den einzelnen Teilen der Zeitungen erlauben allerdings direkte
Vergleiche. Der durchschnittliche Gesamtumfang der Zeitungen an den beiden Stichtagen
lag bei 32,5 beziehungsweise 34,2 Seiten. Die Anzeigen hatten einen Umfang von 9,7 beziehungsweise 8,9 Seiten. 24,9 beziehungsweise 25,3 Seiten standen der Redaktion zur
Verfügung. Der redaktionelle Teil hatte durchschnittlich Anteile von 76,5 beziehungsweise
73,9 Prozent. Rund ein Viertel des Umfangs machten Anzeigenbelegungen aus. In den Untersuchungen von Anfang der 90er Jahre hatten die Anzeigen noch Anteile zwischen 46 und
48 Prozent des Gesamtumfangs gehabt. Die Umfangkürzung von Abonnementzeitungen ist
im Wesentlichen auf die deutlich geschrumpften Anzeigenbelegungen zurückzuführen.
49
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 25.1: Umfang von lokalen und regionalen Abonnementzeitungen 1990 bis 2011
(Durchschnittswerte in Seiten und in Prozent des Gesamtumfangs)
Umfang gesamt
in %
Anzeigen gesamt
in %
davon Eigenanzeigen
in %
Redaktion gesamt
in %
Hauptteil
in %
Lokalteil
in %
Stadtteil
in %
Verlagsbeilage
in %
7.3.90 *
25.10.90 *
29.10. 92 *
10.3.93 *
9.11.11
10.11.11
45,5
47,9
48,9
50,0
32,5
34,2
100
100
100
100
100
100
21,8
22,5
22,9
22,9
9,7
8,9
47,9
47,0
46,8
45,8
23,5
26,1
-
1,3
1,6
2,4
k.A.
k.A.
-
2,7
3,3
4,8
k.A.
k.A.
23,6
25,4
26,0
27,2
24,9
25,3
51,9
53,0
53,2
54,4
76,5
73,9
14,1
15,3
16,2
15,2
13,9
14,5
31,0
31,0
33,1
30,4
43,6
42,3
8,7
8,6
8,7
8,7
9,9
9,6
19,1
18,0
17,8
17,4
28,9
28,2
0,1
0,1
0,6
0,6
k.A.
k.A.
0,2
0,2
1,2
1,2
k.A.
k.A.
0,7
1,3
0,6
2,7
1,3
1,0
1,5
2,7
1,2
5,4
4,0
2,9
Quelle: Formatt-Institut
* Umfang jeweils umgerechnet auf so genannte Standardseiten (entspricht dem Berliner Format)
Angaben in 2011 ohne Umrechnung in Standardseiten
Im Folgenden sind die Messergebnisse für sämtliche Ausgaben an den beiden Stichtagen
dokumentiert:
50
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 25.2: Umfang von lokalen und regionalen Abonnementzeitungen 2011 (Ergebnisse
der Stichtaguntersuchungen vom 9. und 10. November 2011, Angabe in realen Seiten)
Titel
Umfang
gesamt
Redaktion
9.
10
9.
Aachener Nachrichten
28,0
28,0
24,0 22,25
Aachener Zeitung
28,0
28,0
24,0 22,25
Ahlener Zeitung
30,0
34,0 21,75
Allgemeine Zeitung, Coesfeld
24,0
Bocholter-Borkener
Volksblatt
9.
Hauptteil
Lokalteil
Verlagsbeilage/
Sonstiges
10.
9.
10.
9.
10.
9.
4,0
5,75
14,5
14,0
8,5
7,25
1,0
1,0
4,0
5,75
14,5
15,0
8,5
6,25
1,0
1,0
23,0
8,25
11,0
13,5
15,0
8,25
8,0
28,0
21,5 20,25
2,5
7,75 13,25 12,75
8,25
7,5
28,0
32,0
19,5 22,25
8,5
9,75
15,0
6,0
7,25
Borkener Zeitung
28,0
32,0
23,5
22,5
4,5
9,5
13,5 14,25
10,0
8,25
Dülmener Zeitung
24,0
24,0 19,25 16,75
4,75
7,25
13,5 11,25
5,75
5,5
Emsdettener Volkszeitung
24,0
28,0 21,75 20,75
2,25
7,25
15,0
14,0
6,75
6,75
General-Anzeiger, Bonn
32,0
40,0 22,25 27,25
9,75 12,75
17,5 20,75
4,75
6,5
Die Glocke, Oelde
32,0
36,0 27,25
25,5
4,75
10,5 11,75
12,5
15,5
13,0
Haller Kreisblatt
24,0
28,0 21,75 19,75
2,25
8,25
10,0 11,25
9,75
Hellweger Anzeiger, Unna
32,0
32,0
25,5
25,5
6,5
6,5
13,5 14,25
12,0 11,25
Ibbenbürener Volkszeitung
28,0
32,0
21,5
23,0
6,5
9,0
11,5 10,75
10,0 12,25
Iserlohner Kreisanzeiger
und Zeitung
36,0
40,0 26,25
29,0
9,75
11,0 16,25
18,0
10,0
11,0
Kölner Stadt-Anzeiger
52,0
50,0
37,0
13,5
13,0 19,25
16,5
6,25
12,5
13,0
8,0
Kölnische Rundschau
64,0
56,0 48,25
42,0 15,75
14,0 18,25
21.0
7,0
13,0
23,0
8,0
Lippische Landes-Zeitung
32,0
32,0 25,25
23,5
6,75
8,5
12,0
10,0 13,25
13,5
Lüdenscheider Nachrichten
38,0
36,0 24,75
27,5 13,25
8,5
12,0 14,25 12,75 13,25
Mindener Tageblatt
28,0
32,0 21,75
21,5
6,25
10,5
11,0
11,0 10,75
10,5
Münsterländische
Volkszeitung
32,0
32,0
29,0
24,0
3,0
8,0
12,5
11,5
16,5
12,5
Neue Ruhr/Rhein Zeitung
32,0
32,0
25,5 25,25
6,5
6,75
16,0 16,75
9,5
8,5
Neue Westfälische, Bielefeld
36,0
42,0 30,75
32,0
5,25
10,0
11,5
Der Patriot, Lippstadt
38,0
36,0 24,25
28,5 13,75
Recklinghäuser Zeitung
34,0
40,0
27,0
28,0
Remscheider GeneralAnzeiger
24,0
28,0
Rheinische Post, Düsseldorf
36,0
Ruhr Nachrichten,Dortmund
38,5
10.
Anzeigen
13,5
10,5
7,5 12,75
10,0 10,75 10,75
14,5
11,5
13,0
7,0
12,0 19,25 20,25
6,75
6,75
20,0 21,75
4,0
6,25
15,5
14,0
4,5
7,75
38,0
24,0 28,25
12,0
9,75
14,5 14,75
9,5
7,5
42,0
48,0
28,5 35,75
13,5 12,25
12,5 20,25
11,5
Siegener Zeitung
28,0
32,0 22,25
23,0
5,75
16,0 15,25
Soester Anzeiger
42,0
40,0 27,25
30,5 14,75
9,0
9,5 12,75
14,5
10.
1,0
8,5 11,25
1,0
1,0
1,0
14,5
4,5
1,0
5,25
6,75
1,0
1,0
14,5
15,5
0,5
51
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Redaktion
Drucksache 15/4047
Titel
Umfang
gesamt
9.
10
9.
Solinger Tageblatt
28,0
24,0
21,0 19,25
7,0
4,75 14,25 14,25
Süderländer Tageblatt,
Plettenberg
24,0
28,0
19,0 22,25
5,0
5,75
13,0 13,25
Tageblatt für den
Kreis Steinfurt
24,0
28,0
22,5
1,5
5,5
12,5 11,75
Westdeutsche Allgemeine
Zeitung, Essen
36,0
36,0
25,5 25,25
Westdeutsche Zeitung,
Düsseldorf
24,0
28,0 18,25
21,0
5,75
Westfalen-Blatt, Bielefeld
28,0
28,0 21,75 22,75
6,25
5,25
12,5
13,0
Westfälische Nachrichten
34,0
36,0
9,0
9,75
15,5
15,0
Westfälische Rundschau
40,0
36,0 30,25
27,0
9,75
9,0
Westfälischer Anzeiger,
Hamm
42,0
40,0
25,5
17,0
10.
22,5
Anzeigen
9.
10.
10,5 10,75
Hauptteil
9.
18,0
10.
Lokalteil
9.
10.
6,75
4,5
6,0
8,0
Verlagsbeilage/
Sonstiges
9.
10.
1,0
10,0 10,75
18,0
7,5
7,25
7,0 12,75 13,75
5,5
6,5
9,25
9,75
0,75
Westfalenpost, Hagen
25,0 26,25
25,0
9,0 11,25
19,0 17,25 11,25
14,5 13,25
13,5 11,75
Abo-Presse gesamt
1.236 1.300
Durchschnittswerte
32,53 34,21 24,9
25,3
7,6
8,9
14,2 14,45
9,3
Anteil in %
100,0 100,0 76,5
73,9
23,5
26,1
42,6
28,5
9,75
12,0
945 960,25 290 339,75 538,75 551,75 352,75 366,5
42,4
0,5
54,5
35,5
9,6
1,4
0,9
28,2
4,4
0,3
Quelle: Formatt-Institut, n = 38
26.
In welcher Form werden in Verlagen und Redaktionen Benchmarking-Systeme
zur Messung der redaktionellen Leistung eingesetzt?
Gerade in größeren Verlagsunternehmen haben vergleichende Analysen schon immer eine
Rolle gespielt, beispielsweise auch auf der Ebene von systematischen oder punktuellen
Konkurrenzbeobachtungen. Solche Analysen beziehen sich bei externen Vergleichen allerdings nur auf jene betriebswirtschaftlichen Kategorien, die Externen zugänglich sind. Dies gilt
gerade für redaktionelle Abläufe in Verlagen kaum, abgesehen von dem tatsächlich messbaren Output einer Redaktion. Doch selbst die quantitativen Besetzungen von Redaktionen wie
auch die ressortspezifischen Eigenheiten sind in der Regel nicht bekannt. Entsprechend sind
die in der Betriebswirtschaft etablierten quantitativen Analysen als Basis für externes
Benchmarking im Verlagswesen nur begrenzt umsetzbar. Anders ist dies, wenn Verlage
auswärtige Berater beschäftigen, die – basierend auf ihrer Beratungstätigkeit – über intime
Branchenkenntnisse verfügen, die jenes Daten-Set beinhalten, das für ein externes Benchmarking unverzichtbar ist.
Verlage gehören in der Regel zu jenen Unternehmen, die sehr verschlossen agieren und
keine Transparenz über betriebswirtschaftliche Fragen herstellen (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 21). Dies dürfte für die Arbeitsweisen im Verlag noch stärker gelten als für
betriebswirtschaftliche Daten. Insofern ist über Formen und Ausmaß der Nutzung von
Benchmarking-Systemen in der Verlagswirtschaft auch nicht mehr bekannt, als dass einzelne Verlage sehr wohl solche Studien anstellen. Dass dies wie etwa im Fall der WAZ-Gruppe
52
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
bekannt wird, ist die Ausnahme und im konkreten Fall auf das Ausmaß der Reorganisation
der Verlagsgruppe und das öffentliche Interesse an dem Fall zurückzuführen. So wurde beispielsweise im Zuge der tief greifenden Reorganisation der Redaktionen der WAZ-Gruppe in
NRW in Zusammenarbeit mit externen Beratern ein Benchmarking zur Anwendung gebracht,
das sowohl interne als auch externe Vergleiche ermöglichte. Es zielte darauf ab, möglichst
günstige Kostensätze für die Arbeit der Redaktion zu erzielen. Dabei wurden teilweise sehr
oberflächliche Vergleiche angestellt, wie etwa die rein quantitative Relation redaktionellen
Outputs gemessen in Seiten im Vergleich zur Anzahl der Redakteursstellen.
IV.
Maßnahmen zur Leser-Blattbindung
27.
Welche Rolle spielen Tageszeitungen in den verschiedenen Schulformen?
Tageszeitungen können dazu beitragen, die Lese- und Medienkompetenz von Schülerinnen
und Schülern zu verbessern. Darüber hinaus vermitteln sie Einblicke in das aktuelle gesellschaftliche, politische, ökonomische und kulturelle Geschehen. Dies machen sich seit etwa
30 Jahren auch Schulen zunutze. Je nach Schulform ergeben sich dabei unterschiedliche
Möglichkeiten zur Integration von Tageszeitungen in den Unterricht.
Die intensive Beschäftigung mit Zeitungen im Kindesalter hat nachhaltigen Einfluss auf die
Leselust, die Medienkompetenz und das Informationsbedürfnis von Jugendlichen. Deshalb
lassen sich Tageszeitungen bereits in Grundschulen gut einsetzen. Der selbständige Umgang mit Zeitungen kann für Grundschülerinnen und -schüler, die in der Regel sehr wissbegierig sind, schnell lernen können und sich neugierig mit ihrer Umwelt auseinandersetzen,
einen großen Beitrag dazu leisten, Lesemotivation und -fähigkeit zu steigern. Weil Wissensvermittlung immer an etwas bereits Bekanntes anknüpfen sollte, gilt es, im Unterricht zunächst Fakten zum Thema Zeitung zu sammeln. Anschließend können Aufbau und Funktion
von Tageszeitungen und ihren Redaktionen besprochen werden. Dabei sollte das didaktische Vorgehen möglichst handlungsorientiert und haptisch sein.
Weil Zeitungen nicht wie Bücher von vorne nach hinten durchgelesen werden müssen, eignen sie sich auch zu ersten Rechercheübungen. So lassen sich durch das Ausschneiden
und Aufkleben von Artikeln aus unterschiedlichen Zeitungen leicht Materialsammlungen erstellen, so dass das Thema Tageszeitung nicht auf den Deutschunterricht beschränkt bleiben muss. Anhand von W-Fragen (Nachrichtenpyramide) können Grundschülerinnen und
-schüler mithilfe von Zeitungsartikeln auch lernen, wie Texte übersichtlich und verständlich
gegliedert werden. Dies kann als Grundlage zum Verfassen eigener Artikel dienen. In
Grundschulen werden beim Umgang mit Tageszeitungen außerdem oft auch spielerische
Formen gewählt. Diese reichen von Collagen über ein Zeitungsquiz bis zur ReporterRollenspielen.
Im Bereich der Sekundarstufe 1 sollten die in der Grundschule vermittelten Elemente eines
Wissensbereichs über Tageszeitungen vertieft werden. Dabei geht es darum, die Struktur
des Mediums genauer zu untersuchen, unterschiedliche journalistische Textgattungen wie
Meldung, Bericht, Reportage oder Kommentar voneinander zu unterscheiden und im Rahmen offener Unterrichtsformen (Gruppenarbeit etc.) Inhalte und Berichte unterschiedlicher
Titel miteinander zu vergleichen. Darüber hinaus sollten Themen wie Objektivität, Recherchemethoden, Faktentreue sowie Medienethik und -vielfalt problematisiert werden. Auch die
Bedeutung und Wirkung von Werbung sollte Unterrichtsgegenstand in Hauptschulen sein.
Fächerübergreifend lassen sich Tageszeitungen darüber hinaus zur Behandlung bestimmter
Schwerpunktthemen (Ökologie, Ökonomie, Migration etc.) einsetzen.
53
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Über den skizzierten Rahmen hinaus sollten in der Sekundarstufe 1 von Realschulen und
Gymnasien auch unterschiedliche Zeitungsgattungen miteinander verglichen, journalistische
Aussagenentstehungsprozesse kritisch hinterfragt und Artikel gründlich analysiert und auf
ihre Verständlichkeit und Aussagekraft hin geprüft werden. Zusätzlich können medienethische Fragen (Pressekodex) und das Thema Medienkonzentration auf dem Unterrichtsplan
stehen. Darüber hinaus empfiehlt sich die Auseinandersetzung mit Onlineangeboten von
Zeitungen.
Auch in der Sekundarstufe 2 lassen sich Zeitungen bei komplexeren Unterrichtseinheiten in
zahlreichen Fächern einsetzen. Dabei sollten zusätzlich überregionale Titel sowie Wirtschafts- und Wochenzeitungen berücksichtigt werden. Möglich ist auch die Teilnahme an
Wettbewerben wie „Jugend schreibt“ oder „Jugend und Wirtschaft“ (Frankfurter Allgemeine
Zeitung) oder Schülerzeitungswettbewerben (zum Beispiel von Der Spiegel oder Süddeutsche Zeitung). Vorhandenes Reflexionswissen zum Thema Medien und Zeitung sollte vertieft
werden. Dies kann zum Beispiel bei Redaktionsbesuchen oder durch die Analyse von Texten
(Kommentar, Kulturkritik, Reportage etc.) erfolgen. Für den Deutschunterricht empfehlen sich
außer Textvergleichen auch Einheiten für kreatives Schreiben.
Die meisten Zeitungsverlage bieten mittlerweile Schulen an, ihnen Zeitungen für bestimmte
Projekte als Klassensätze zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommt in vielen Fällen auch die
Beistellung von geeignetem Unterrichtsmaterial. Eine ausführliche Darstellung solcher Initiativen findet sich in der Antwort zu Frage 28.
28.
Mit welchen Initiativen versuchen Tages- und Wochenzeitungen Jugendliche
innerhalb und außerhalb der Schule für die Zeitungslektüre zu gewinnen?
Bereits 1979 startete das Aachener Institut zur Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren (IZOP) in Düren und Jülich das erste deutsche Pilotprojekt „Zeitung in der Schule“ gemeinsam mit der Aachener Volkszeitung (heute: Aachener Zeitung). Die Philosophie des
Projektes stammte aus den USA, wurde in Deutschland aber weniger kommerziell und stärker bildungsorientiert ausgestaltet. Ziel ist es bis heute, Schülerinnen und Schüler zum
selbstständigen Lesen, zu Selektion und Selbstorganisation im Umgang mit Informationen
(vor allem Texten) und zum Schreiben eigener Artikel anzuleiten. Mehr als die Hälfte aller
deutschen Zeitungsverlage wirbt inzwischen mit solchen Projekten (siehe Pidun, Anke; GrafSzczuka, Karola: Lesen mit Spaßfaktor. In: journalist 7/2002, S. 30-31). Dabei werden Zeitungen als dialogisches und dynamisches Unterrichtselement eingesetzt und lassen sich in
allen Schulfächern verwenden. Mit konkret „begreifbarem“ Arbeitsmaterial können zudem
Statistiken erstellt werden (z.B. über Wetterdaten, Sportergebnisse, Wirtschaftsunternehmen), Fremdwörter erlernt werden oder Inhalte für den Unterricht in Geografie, Biologie, Geschichte, Politik oder Religion erschlossen werden. Zeitungsprojekte eignen sich sowohl für
interdisziplinäre Unterrichtsinhalte als auch für den Erwerb von Medienkompetenz. In fast
allen Projekten haben Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Redaktionen zu besuchen
und selbst eigene Artikel zu recherchieren und zu veröffentlichen.
Zeitungen können in der Schule nicht nur als „Lesefitnesstrainer“ eingesetzt werden. Projekte mit Zeitungen bieten vielmehr auch handlungsorientierte Unterrichtskonzepte, die eine
starke Binnendifferenzierung zulassen (Einzel- oder Gruppenarbeit), ohne dabei einzelne
Schülerinnen und Schüler auszuschließen. Schließlich lassen sich Kulturtechniken wie verstehendes Lesen und inhaltliche Selektion vermitteln, die inzwischen bei etwa einem Viertel
aller Neuntklässler fehlen (PISA-Studien). Ähnlich wie das bei Jugendlichen äußerst beliebte
Medium Internet erfordert auch der Umgang mit der Zeitung eine Kombination aus Selektion
54
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und Navigation, bietet hierarchisch organisierte Inhalte und kann auf nicht-lineares Lesen
vorbereiten. Das IZOP hat als erstes Institut in Deutschland für Lehrerinnen und Lehrer Einstiegs- und Fortbildungsseminare für den Einsatz von Zeitungen in der Schule entwickelt
sowie begleitende Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch der Projektlehrerinnen und lehrer geschaffen. Inzwischen nutzen auch andere Anbieter ähnliche Konzepte.
Während Zeitungsprojekte aus schulischer Sicht vor allem zur Lesesozialisation beitragen,
erhöhen sie zugleich die Bindung an das Medium Zeitung. Junge Erwachsene, die als Schülerinnen und Schüler an Zeitungsprojekten teilnahmen, nutzen das Medium häufiger und
intensiver (siehe Korf, Katja: Klassenziel erreicht. Der Einfluss von Schulzeitungsprojekten
auf die Zeitungslesekompetenz und das Zeitungsleseverhalten der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer. Unveröffentlichte Diplomarbeit. Dortmund 2004, S. 30). Dies ist umso bedeutsamer, als sich die Zahl der 14- bis 19-Jährigen, die täglich Zeitung lesen, in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren etwa halbiert hat. Nur noch jeder Vierte dieser Altersgruppe
nutzt das Informationsmedium Zeitung täglich. Ein Viertel aller Jugendlichen gilt inzwischen
als „Zeitungsverweigerer“ (siehe Rager, Günther: Jugendliche als Zeitungsleser: Lesehürden
und Lösungsansätze. In: Media Perspektiven 4/2003, S. 180 ff. Vgl. auch derselbe: Ab in die
Schule. In: Berliner Zeitung 20.08. 2003; N.N.: Forscher: Zeitungen müssen für Jugendliche
attraktiver werden. In: epd Medien 5/2004, S. 14).
Als wichtigste Sozialisationsinstanz für den Umgang mit tagesaktuellen Medien gilt noch immer das Elternhaus. Kinder, deren Eltern keine Zeitung abonniert haben, werden häufiger zu
Nicht-Leserinnen und -Leser als Kinder aus Zeitungshaushalten. Bei einer Umfrage des
Dortmunder Media Consulting Team (mct) stellte sich vor wenigen Jahren heraus, dass etwa
die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler aus Zeitungshaushalten mindestens zwei- bis
dreimal wöchentlich in der Zeitung lesen.
Kündigt ein Haushalt ein Zeitungsabonnement, gehen damit oft auch die Leserinnen und
Leser der nächsten Generation verloren. Andererseits wurde bei Zeitungsprojekten festgestellt, dass Schülerinnen und Schüler durch die regelmäßige Beschäftigung mit dem Medium
Zeitung auch ihre Eltern wieder für das häufig als unmodern geltende Printmedium interessierten. Bei der mct-Umfrage erklärten zwei Drittel der Absolventen von ZeitungsSchulprojekten, künftig regelmäßig Zeitung lesen zu wollen. Sogar vierzig Prozent derjenigen, die zuvor nie Zeitung gelesen hatten, gaben an, das Medium künftig nutzen zu wollen
(siehe Interviews mit Günther Rager, in: epd Medien 6/2004, S. 5ff.; Promedia Special
5/2005, S. 36ff). Außerdem meinten drei Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sie
wüssten nach dem Projekt besser über das aktuelle Weltgeschehen Bescheid, zwei Drittel
fühlten sich besser über das örtliche Geschehen informiert und etwa vierzig Prozent gaben
an, politische Zusammenhänge nun besser zu durchschauen (siehe Werner, Petra: In die
Schule gehen. Was die Zeitung für Jugendliche tun kann. In: Rager, Günther, Weber, Bernd
(Hrg.): Fit für Jugend. Tipps für Zeitungsmacher. Berlin 2000. S. 40. Vgl. auch Körte, Jana:
Lieferadresse Klassenzimmer. Zeitungsprojekte in der Schule. In: Rager, Günther et al.: Zeitungsjournalismus. Konstanz 2006. S. 78-84).
Das vom Land Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem Zeitungsverlegerverband NRW
angebotene Projekt „ZeitungsZeit NRW – Selbstständigkeit macht Schule“ ist die bundesweit
größte Initiative, die über eine Kooperation zwischen Zeitungen und Schulen den Umgang
Jugendlicher mit dem Medium Zeitung fördern möchte. Dadurch sollen die Scheu vor dem
Format Zeitung abgebaut und praktische Lese- und Medienkompetenz im Umgang mit aktuellen Printmedien gefördert werden. Die 2010 initiierte Aktion wird durch EU-Mittel (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) gefördert und flächendeckend von 53 Zeitungstiteln
unterstützt. Mittlerweile wurden landesweit mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. ZeitungsZeit ist eine Initiative der Landesregierung in Kooperation mit dem Zeitungs55
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verlegerverband NRW, den hiesigen Zeitungsverlagen, der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), der ZeusMedienwelten (WAZ Mediengruppe) sowie weiterführenden
Schulen. Durchgeführt wird das Projekt von der Stiftung Partner für Schule NRW.
Im September 2011 startete die zweite Runde von ZeitungsZeit NRW. Dabei erhielten insgesamt 1.934 neunte Klassen – von der Förderschule bis zum Gymnasium – drei Monate eine
regionale Tageszeitung. Zwei Wochen lang konnte zusätzlich eine Boulevardzeitung bestellt
werden. Ziel der auf zwei Jahre angelegten Initiative ZeitungsZeit NRW ist es, die Medienund Lesekompetenz zu fördern, ökonomische Bildung zu vermitteln und Jugendliche bei der
Berufsorientierung zu unterstützen. Hinzu kommt eine didaktische Begleitung der Initiative
mit Unterrichtsmaterialien, sodass sich Schülerinnen und Schüler auch kritisch mit der Zeitung als Massenmedium auseinandersetzen können.
Im dritten Monat kann jede Schülerin und jeder Schüler die Tageszeitung mit Einverständnis
der Eltern nach Hause bestellen. Außer speziellen Ferienangeboten für Jugendliche bietet
ZeitungsZeit für Lehrerinnen und Lehrer vor allem Unterstützung bei der Unterrichtsplanung
mit exklusiven Schulmaterialien zu wirtschaftlichen Themen. Diese reichen von Berichten
über die Wirtschaft, den Arbeits- und Ausbildungsmarkt vor Ort sowie Portraits regionaler
Unternehmen bis hin zu Analysen und Trends der regionalen Wirtschaftsstruktur.
Die meisten Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen bieten inzwischen zusätzlich eigene
Zeitungsprojekte für Schulen an. Dabei liefern die Verlage tagesaktuell – häufig unterstützt
von Sponsoren – meist über einen Zeitraum von zwei Wochen bis drei Monaten den Schulen
ganze Klassensätze von Lokalausgaben. Die Modelle sind sehr unterschiedlich und reichen
von der bloßen Zeitungsauslieferung bis hin zur intensiven Betreuung. Daten über die Summe aller nordrhein-westfälischen Projekte liegen nicht vor.
Zu den großen Zeitungshäusern, die sich seit Jahren mit Zeitungsprojekten in den Schulen
engagieren, gehören die WAZ-Gruppe (ZEUS – Zeitung und Schule), der Kölner StadtAnzeiger (Zisch – Zeitung in der Schule), die Rheinische Post (Schüler lesen Zeitung), die
Westfälischen Nachrichten (Klasse!), die Neue Westfälische (Klasse!/Klasse!Kinder), die
Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten (Zeitung+Schule), die Ruhr Nachrichten (Schulticker) und der General-Anzeiger (Klasse!, Miniklasse!). Alle bieten in der Regel unter anderem Besuche in Redaktionen oder Druckereien an sowie eine Betreuung durch Redakteurinnen und Redakteure. Auch viele kleinere Zeitungsverlage engagieren sich in Unterrichtsprojekten.
Das größte Schulprojekt eines einzelnen Verlages in Nordrhein-Westfalen betreibt seit 1997
die Mediengruppe WAZ: Unter dem Titel „ZEUS – Zeitung und Schule“ wurde von der Journalistenschule Ruhr ein medienpädagogisches Konzept entwickelt, an dem sich bereits mehr
als eine Million Kinder und etwa 30.000 Lehrerinnen und Lehrer beteiligt haben. Zum kostenlosen Angebot, das sich an die Klassen 8 bis 13 aller Schulformen richtet, gehören Unterrichtsmaterialien und die siebenwöchige Gratis-Belieferung mit Regionalzeitungen der WAZGruppe (WAZ, NRZ, WR, WP, Iserlohner Kreisanzeiger). Zum Unterrichtsmaterial von ZEUS
zählen auch Arbeitsblätter und Themenhefte (z.B. über Pressefreiheit oder Zeitungssprache). Schülerartikel werden in Tageszeitungen und im Internet veröffentlicht. Für Grundschulen bietet die WAZ-Gruppe seit 2005 mit ZEUS-Kids ein weiteres Projekt an. Sowohl für
Grundschulen als auch für weiterführende Schulen ermöglichen die Zeus Medienwelten im
Internet darüber hinaus weitere Projekte oder Workshops. Dabei lernen Jugendliche auch,
crossmedial als Reporterinnen und Reporter zu arbeiten. In 2011 wird erstmals ein Schülerprojekt zum Medium Hörfunk durchgeführt (Zeus on air).
Der Kölner Stadt-Anzeiger wendet sich mit dem Projekt „Zisch – Zeitung in der Schule“ an
die Klassen 3 und 4 sowie 8 bis 10. Sie können bis zu vier Wochen lang täglich den Kölner
56
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Stadt-Anzeiger lesen und selbst zu Reporterinnen und Reportern werden. Grundschüler der
3. und 4. Klassen erhalten die Lokalausgabe zwei Wochen lang, die Klassen 8 bis 10 vier
Wochen lang. Schülerinnen und Schüler lernen die lokale/regionale Tageszeitung als „Orientierungshilfe“ in der Informationsgesellschaft kennen, haben die Möglichkeit, aktuelle Themen zu recherchieren, und Reportagen, Interviews, Glossen oder Kritiken zu schreiben. Begleitet wird das Projekt vom medienpädagogischen Fachinstitut Promedia in Alsdorf (Kreis
Aachen), das via Download auch kostenloses Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellt. Außerdem werden Artikel von Schülerinnen und Schülern gedruckt und online veröffentlicht.
Kölner Stadt-Anzeiger und Promedia bereiten außerdem Lehrerinnen und Lehrer in Seminarveranstaltungen auf das Projekt vor. In den Schuljahren 2008/2009, 2009/2010 und
2010/2011 haben insgesamt etwa 75.000 Schülerinnen und Schüler an ZischUnterrichtsreihen teilgenommen. Die Kölnische Rundschau bietet mit dem „Webbewerb“
Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 13 aller Schulen in ihrem Verbreitungsgebiet
Angebote zur Verbesserung ihrer Lese- und Medienkompetenz. Neben zwei Wettbewerben
(InternetRallye, MediaCreativ) werden auch Unterrichtsmaterialien kostenlos zur Verfügung
gestellt.
Die Rheinische Post engagiert sich mit Schüler lesen Zeitung seit 1990 für die Leseförderung
an weiterführenden Schulen ihres Verbreitungsgebietes. Mehr als 100.000 Schülerinnen und
Schüler haben sich bereits an sechswöchigen Projekten für die siebten bis zehnten Jahrgangsstufen aller Schulformen beteiligt. Die Schülerinnen und Schüler analysieren den Aufbau einer Zeitung, lernen, Informationen zu verarbeiten, sie zu bewerten und zu persönlich
nutzbarem Wissen zu machen. Lehrerinnen und Lehrer werden einmalig in einem Seminar
geschult und erhalten geeignetes Unterrichtsmaterial, das ebenfalls von Promedia stammt.
Während des Projekts üben die Schülerinnen und Schüler auch, selbst Artikel zu schreiben.
Für ihre Recherchen erhalten sie einen eigens entworfenen Presseausweis. Einige Artikel
werden bereits während des Projekts im jeweiligen Lokalteil der Rheinischen Post veröffentlicht, eine Auswahl erscheint zudem nach Ende des Projekts in einer eigenen Zeitung in der
Zeitung. Alle Artikel können außerdem im Internet gelesen werden. Am Ende des Projekts
bekommt jede Schülerin und jeder Schüler ein Zertifikat.
Das Schulprogramm der Ruhr Nachrichten heißt Schulticker. Dabei können sich Schülerinnen und Schüler der 3. bis 11. Klasse mit der Tageszeitung und anderen Projektbestandteilen beschäftigen. In zwei achtwöchigen Kernzeiten erhalten alle Schülerinnen und Schüler
eigene Exemplare. Das Unterrichtsmaterial ist in vielen Fächern einsetzbar. Unterstützung
bieten ein Projektbüro sowie ein Newsletter mit Lehr- und Arbeitsmaterial. Die JugendInternetseite www.ticker4u.de erweitert das Projekt crossmedial, wobei Schülerinnen und
Schüler eigene Texte schreiben, Videos drehen, fotografieren oder Weblogs anlegen können. Talentierte Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten dürfen zusätzlich an Workshops
teilnehmen oder Mitglied der Jugendredaktion werden.
Der General-Anzeiger in Bonn bietet für die Sekundarstufe 1 der weiterführenden Schulen
(Klasse!) und für die Grundschulen (Miniklasse!) zwei- oder vierwöchige Programme an, bei
denen Zeitungen im Mittelpunkt stehen. Für die Dauer des Projektes wird allen teilnehmenden Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern der General-Anzeiger kostenfrei in die Schule geliefert. Das Unterrichtsmaterial ist modular konzipiert und soll um das
Fach Deutsch herum in Form von Zusatzbausteinen angeboten werden. Teilnehmenden
Klassen werden Hilfen für Exkursionen, für Kontakt mit Redakteurinnen und Redakteuren
sowie bei Recherchen geboten. Schülertexte erscheinen regelmäßig auf einer Sonderseite
und im Internet.
Die Westfälischen Nachrichten bieten seit 2002 ihr Medienprojekt „Klasse!“ für weiterführende Schulen an, das pro Schuljahr bis zu 550 Klassen mit etwa 14.000 Schülerinnen und
57
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Schülern absolvieren. 2005 wurde außerdem mit „Kleine Klasse!“ ein Angebot für Grundschulen eingeführt, an dem bis zu 250 Klassen teilnehmen. Für den Unterricht stehen spezielle Materialordner zur Verfügung, die theoretisches Wissen und Arbeitsblätter bereithalten.
Die beiden Medienprojekte der Neuen Westfälischen existieren bereits seit neun Jahren.
Unter dem Titel „Klasse!“ wird Unterrichtsmaterial für alle 8. und 9. Jahrgänge an weiterführenden Schulen in Bielefeld, Gütersloh und Herford angeboten. Das Projekt für die 3. und 4.
Klassen an den Grundschulen in Bielefeld, Gütersloh, Paderborn, Höxter und Warburg trägt
den Titel „Klasse! Kinder“. In beiden Fällen erhalten Schülerinnen und Schüler sechs Wochen lang eine Zeitung und können sich in unterschiedlichen Fächern mit Zeitungen und
ihren Inhalten auseinandersetzen.
Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten stellen beim Projekt „Zeitung + Schule“ teilnehmenden Klassen sechs Wochen lang Lokalausgaben zur Verfügung sowie Arbeitsbögen
und Vorschläge zur Gestaltung des Unterrichts. Schülertexte werden von Redakteurinnen
und Redakteuren bewertet und erscheinen auf einer speziellen Zeitungsseite. Das Projekt
wird von der Berliner Agentur Raufeld Medien betreut.
Im Rahmen der Dortmunder Langzeit-Untersuchung „Zeitung lesen lernen – Lesesozialisation bei Informationsmedien“ stellte sich heraus, dass Leserinnen und Leser einer Zeitung
umso eher treu bleiben, je früher sie diese kennen gelernt haben. So lasen Jugendliche, die
bereits als Grundschüler regelmäßig in Zeitungen schauten, als 15-Jährige mit höherer
Wahrscheinlichkeit Zeitung als diejenigen ihrer Altersgruppe, die erst im achten oder neunten
Schuljahr erstmals zur Zeitung griffen (siehe Rager, Günther: Jugendliche als Zeitungsleser:
Lesehürden und Lösungsansätze. In: Media Perspektiven 4/2003, S. 180 ff). Diese Erfahrungen werden seit etwa zehn Jahren bei Zeitungs-Projekten in Grundschulen berücksichtigt.
Der Einsatz von Zeitungen in der Grundschule knüpft an die Neugierde der Kinder an, schult
die Lesefähigkeit mithilfe eines Mediums, das sonst überwiegend für Erwachsene gemacht
wird (Motivationsanreiz), bietet Schülerinnen und Schülern frühzeitig Orientierung in einer
von Medien geprägten Welt und erschließt Kindern die Zeitung als Materialfundus zum
künstlerischen Gestalten und spielerischen Lernen. Projekte wie „Zeitung in der Grundschule“ (IZOP) oder der vom Alsdorfer Unternehmen Promedia vertriebene „Lesepass“ erleichtern
Lehrerinnen und Lehrern die Unterrichtsplanung. Beim WAZ-Projekt „ZEUS-Kids“ erhalten
Viertklässler jeweils zwei Wochen lang die örtlichen Lokalausgaben im Klassensatz mit speziellen Arbeitsheften für jede Schülerin und jeden Schüler. Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten auf der Basis von Unterrichtsmaterial (didaktische Hinweise und Hintergrundmaterial zum
Thema Journalismus), das die Journalistenschule Ruhr gemeinsam mit dem Landesinstitut
für Schule (LfS) entwickelt hat. Parallel bietet die Internetplattform www.zeuskids.de für Lehrerinnen und Lehrer sowie für Schülerinnen und Schüler Begleitmaterial, Arbeitsproben oder
die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen.
Die Rheinische Post (Düsseldorf) sucht bereits seit einigen Jahren den Kontakt zu den
Grundschulen, die jeweils eine Woche lang die Rheinische Post ins Klassenzimmer geliefert
bekommen. Kinder können dann Texte und Bilder auswählen, ausschneiden, aufkleben und
darüber diskutieren, welcher Artikel am spannendsten ist. Die Teilnahme an dem Projekt
wird mit dem „Lesepass“ von Promedia belohnt.
Die Stiftung Lesen hat im Jahr 2004 in Kooperation mit der Journalistenschule Ruhr eine
Broschüre mit „Ideen für den Unterricht“ herausgegeben, die bundesweit allen Grundschulen
kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Grundlage der Arbeitshilfe sind Ergebnisse eines
unter anderem im Verbreitungsgebiet der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung (NRZ) durchgeführten Pilotprojekts. Dabei erhielten Kinder der dritten und vierten Grundschulklassen täglich ein eigenes Exemplar der regionalen Zeitung. Das didaktische Konzept setzt u.a. einen
58
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Schwerpunkt auf produktionsorientierte Unterrichtsverfahren und – unter Berücksichtigung
des unterschiedlichen, individuellen Leseverhaltens – auch auf weitgehend selbstgesteuerte
Lernanregungen. Ermöglicht wurde das Projekt durch das finanzielle Engagement der Stiftung Presse-Haus NRZ. Die Broschüre ist aufgrund der großen Nachfrage vergriffen, steht
aber im Internet zum Download zur Verfügung.
Die vom IZOP betreuten nordrhein-westfälischen Grundschulprojekte dauern in der Regel
zwölf Wochen lang. Das Institut bietet Lehrerinnen und Lehrern auch projektvorbereitende, begleitende und -abschließende Seminare und stellt Unterrichtsempfehlungen und Materialien für die Arbeit mit der jeweiligen Zeitung im Unterricht zur Verfügung. Über die pädagogische Betreuung hinaus wird im Rahmen des Projektes jeweils auch organisatorische Hilfeleistung geboten.
Inzwischen existiert eine Reihe von Zeitungsprojekten überregionaler Verlage, an denen
auch zahlreiche nordrhein-westfälische Schulen beteiligt sind. So können bei dem 1988 von
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) gegründeten Projekt „Jugend schreibt“ Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II eigene Beiträge auf einer zwei- bis dreimal monatlich
erscheinenden eigenen Seite veröffentlichen (bundesweit etwa sechzig Klassen von Gymnasien und Berufs(fach)schulen). Zum jährlich ausgeschriebenen Projekt für die Jahrgangsstufen 10, 11 und 12 gehören projektvorbereitende (mehrtägige) und -begleitende (halbtägige)
Seminare für Lehrerinnen und Lehrer, ein kostenfreies Abonnement von FAZ und Sonntagszeitung sowie Lehr- und Lernhilfen für die Einführung in das Lesen der Zeitung, für die Einbindung der Zeitung in den Fachunterricht und zum journalistischen Schreiben.
Die Süddeutsche Zeitung bietet seit 1994 überregionale Zeitungsprojekte an. Bei dem Programm „Schule&Zeitung“ werden bundesweit sechs Projektwochen angeboten, in denen die
Zeitung kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Daran beteiligen sich pro Jahr mehr als 900
Klassen. Jugendliche lernen, auch durch die Unterstützung von Wirtschaftspartnern, über
ganz unterschiedliche Unternehmensbereiche zu recherchieren und selbst Artikel zu verfassen. Schülerartikel, die im Zusammenhang mit Themen von Wirtschaftspartnern entstehen,
werden auf einer Schule&Zeitung-Sonderseite in der Süddeutschen Zeitung und parallel im
Internet veröffentlicht. Darüber hinaus soll durch die Einbindung der Onlineangebote
www.sz-jugendseite.de und www.jetzt.de der pädagogische Nutzen des Projekts auch auf
das Internet ausgedehnt werden. Dort und zusätzlich unter www.sz-schreibwerkstatt.de können Jugendliche erste Schreibübungen machen und sich aktiv an der Gestaltung der Onlinejugendseiten beteiligen.
Bei der Frankfurter Rundschau existiert seit 1997 ein ähnliches Angebot. Es heißt mittlerweile „FRISCH – Frankfurter Rundschau in der Schule“ und bietet Schulklassen ein Jahr lang
kostenlose Zeitungsausgaben plus Lehrmaterial.
Seit 2000 besteht außerdem das von der FAZ und dem Bundesverband Deutscher Banken
initiierte Sekundarstufe-II-Projekt „Jugend und Wirtschaft“ mit einer monatlichen Sonderseite,
auf der Jugendliche journalistische Texte über Wirtschaftsthemen publizieren können. Jedes
Jahr können etwa sechzig Schulen mit etwa 1.300 Schülerinnen und Schüler bei Jugend und
Wirtschaft mitmachen. Ausgewählte Beiträge werden jeweils am ersten Donnerstag im Monat und zusätzlich einmal im Quartal im FAZ-Wirtschaftsteil auf der eigens für das Projekt
eingerichteten Seite „Jugend und Wirtschaft“ veröffentlicht (www.juwi.org). Zusätzlich erhalten Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, eine Studienarbeit zu einem von ihnen frei
gewählten Wirtschaftsthema zu verfassen. Die besten Artikel und die engagiertesten Schulen werden regelmäßig vom Bundesverband deutscher Banken und der Fazit-Stiftung prämiert. An dem Projekt beteiligen sich zurzeit neun nordrhein-westfälische Gymnasien.
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Flankierend zu Schulprojekten bieten einige Tageszeitungen auch Jugend-Websites an, die
in Kooperation mit Redakteurinnen und Redakteuren ausschließlich von Kindern und Jugendlichen gestaltet werden. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) handelt es sich dabei in Nordrhein-Westfalen um folgende Onlineangebote:
Tab. 28.1: Onlineangebote von und für Kinder und Jugendliche
Zeitung
Jugendseite-Titel
Turnus
Wochentag
Start
Aachener Ztg./Aachener Nachrichten
wir hier!
wöchentl.
Mo.
1995
Ahlener Zeitung
Pinnwand
wöchentl.
Fr.
1997
Bocholter-Borkener Volksblatt
die Q
wöchentl.
Sa.
1997
Borkener Zeitung
Schulze
wöchentl.
Do.
1980
Der Patriot
Jugendfrei
monatlich
Fr.
1984
Die Glocke
Szene
wöchentl.
Sa.
1979
Hellweger Anzeiger
Graffiti
wöchentl.
Do.
1990
Ibbenbürener Volkszeitung
Jugendreport
wöchentl.
Do.
1994
Iserlohner Kreisanzeiger
Zeus-IKZ a. Wochenende
wöchentl.
Sa.
2001
Kölner Stadt-Anzeiger
Junge Zeiten
wöchentl.
Do.
2001
Lüdenscheider Nachrichten
Yourzz.fm
tägl.
Neue Ruhr/Rhein Zeitung
Texter
wöchentl.
Do.
2002
Neuß-Grevenbroicher Zeitung
Scoop
wöchentl.
Do.
2006
Recklinghäuser Zeitung
Scenario
tägl.
1993
Remscheider General-Anzeiger
x-ray
tägl.
1996
Rheinische Post
Jugend
wöchentl.
Fr.
ca. 1985
Ruhr Nachrichten/Münstersche Ztg.
Trendy
wöchentl.
Do.
2003, 1994
Siegener Zeitung
Jugendseite
wöchentl.
Sa.
1994
Soester Anzeiger
Yourzz.fm
tägl.
Solinger Tageblatt
Klartext
4x/Woche
Mo., Di., Fr., Sa. 1960
Westdeutsche Zeitung
JUZ
wöchentl.
Di., Mi., Do.
Westfalen-Blatt
Jugendstil
wöchentl.
Do.
Westfalenpost
Junge WP
wöchentl.
Do.
Westfälische Nachrichten
Szene
wöchentl.
Fr.
1994
Westfälische Rundschau
k.A.
wöchentl.
Di., Mi., Sa.
2003
Westfälischer Anzeiger
Yourzz.fm
tägl.
2009
2009
1999
2009
Quelle: BDZV
Zusätzlich zu diesen Bemühungen wurden von einigen Verlagen Konzepte entwickelt, um
jenseits der klassischen Kinderseiten (mit Geschichten, Rätseln etc.) auch tagesaktuelle Informationen für Leserinnen und Leser im Grundschulalter aufzubereiten. So startete die
Westfalenpost bereits 2005 die tägliche Rubrik „Kinderpost“ (Zielgruppe: 6- bis 13-jährige
Leserinnen und Leser), die auf etwa einer Drittelseite in kindgerechter Sprache über aktuelle
Ereignisse berichtet. Seit 2006 bietet auch der Hellweger Anzeiger (Unna) eine tägliche
Nachrichtenseite für Kinder und hat Kontakte zu allen Grundschulen im Verbreitungsgebiet
geknüpft. Die Westfälische Rundschau rubriziert ein ähnliches Projekt unter „kinder nachrich60
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ten“, an dem alle Ressorts beteiligt sind. Die Neue Ruhr/Rhein Zeitung folgte 2008, der Kölner Stadt-Anzeiger 2011 mit einer täglichen Kinderseite. Zurzeit existieren in NordrheinWestfalen für Kinder folgende Zeitungsseiten:
Tab. 28.2: Zeitungsseiten für Kinder
Zeitung
Kinderseite-Titel
Turnus
Tag
Start
Aachener Ztg./Aachener Nachrichten
Kaz, Karlo – Aktuelles f. Kinder
wöchentl.
Sa., Fr.
1996
monatl.
Sa.
1996
Der Patriot
Die Glocke
Spielplatz
wöchentl.
Sa.
1974
Express
Klex
wöchentl.
Sa.
2004
Hellweger Anzeiger
Die Kinderzeitung
tägl.
Iserlohner Kreisanzeiger
Kinderpost (Westfalenpost)
wöchentl.
Sa.
Kölner Rundschau
Kinder
wöchentl.
Sa.
Kölner Stadt-Anzeiger
Kinder
tägl.
Lüdenscheider Nachrichten
Konrad (früher „Puck")
wöchentl.
Neue Ruhr/Rhein Zeitung
Knuts Klartext
tägl.
Neue Westfälische
k.A.
wöchentl.
Sa.
1994
Recklinghäuser Zeitung
Kunterbunt
wöchentl.
Sa.
1995
Rheinische Post
Erpelino
wöchentl.
Sa.
1997
Ruhr Nachrichten/Münstersche Ztg.
Kinderkram
wöchentl.
Sa.
1999
Siegener Zeitung
Kinderbuntes
wöchentl.
Sa.
1996
Soester Anzeiger
Das Bunte Blatt
wöchentl.
Mi.
1998
Solinger Tageblatt
Kinder,Kinder
wöchentl.
Sa.
2003
Westdeutsche Allgemeine
Nachrichten für Kinder
tägl.
Westdeutsche Zeitung
Kinder,Kinder
wöchentl.
Sa.
2003
Westfalen-Blatt
Benjamins Kinderseite
wöchentl.
Sa.
1985
Westfalenpost
Kinderpost
tägl.
Sa.
2005
Westfälische Nachrichten
Klaro/Antons Welt
tägl., unregelm.
2002
Westfälische Rundschau
k.A.
monatl.
2003
2006
2011
Mi., Sa.
1964
2008
Sa.
Quelle: BDZV, eigene Recherchen
Vor etwa zehn Jahren haben einige Zeitungsverlage begonnen, Jugend- und Kinderseiten im
Internet einzurichten. Dazu gehören die Angebote www.baeren-blatt.de des Westfalen-Blatt,
www.rga-online.de/xray/
des
Remscheider
General-Anzeigers
oder
www.borkenerzeitung.de/schulze/ der Borkener Zeitung. Die meisten Verlage haben solche
Aktivitäten wieder beendet und setzen auf eine Repräsentanz ihrer Inhalte in jugendaffinen
sozialen Netzwerken (Facebook, StudiVZ, SchülerVZ, Twitter etc.).
Vor sieben Jahren entstanden auch erste Zeitungsaktionen für Kindergärten. So bot der Zeitungsverlag der Recklinghäuser Zeitung in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Media
Consulting Team 2004 erstmals das Projekt „Zeitungstreff im Kindergarten“ für etwa 1.500
Vorschulkinder an. Seitdem erhalten einmal jährlich etwa achtzig Kindergartengruppen im
Raum Recklinghausen/Marl für jeweils drei Wochen Zeitungen zum Basteln, Rätseln und für
andere Spiele. Beim Remscheider General-Anzeiger heißt ein ähnliches Projekt „Pünktchen
61
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im Kindergarten“, bei der Lippischen Landes-Zeitung ebenfalls „Zeitungstreff im Kindergarten“ und bei der WAZ-Gruppe Zeitung im Kindergarten.
Neuerdings versuchen Verlage verstärkt, Leserförderungsprogramme in Form von speziellen
Auszubildendenprojekten aufzulegen. Dabei finanzieren Ausbildungsunternehmen Abonnements von Tageszeitungen, um so die Allgemeinbildung, das Informationsverhalten und die
Schreibfähigkeit von Auszubildenden zu erhöhen. Die sogenannten Azubis sind jung, regional stärker verwurzelt als etwa Studierende und als Leserschaft kaum erschlossen. 2005
startete die Rheinische Post ein entsprechendes Projekt, vor zwei Jahren folgten sämtliche
Zeitungen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Inzwischen bieten die meisten Verlage ähnliche Angebote. Forscher der Universität Koblenz-Landau stellten fest, dass die teilnehmenden Auszubildenden schnell an Wissen gewannen und sich stärker für Nachrichten interessierten (siehe Maier, Jürgen; Hosenfeld, Annette: Zeitung lesen macht Azubis fit! (ZeiLe).
Koblenz-Landau 2010). Das Projekt „Zeitung lesen macht Azubis fit“ (ZeiLe) wird inzwischen
von etwa achtzig Prozent aller Zeitungsverlage umgesetzt, die sich zur „Initiative junge Leser“ (jule) zusammengeschlossen haben. Dazu zählen mittlerweile 62 Verlage des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Ziel der Kooperation ist die Identifizierung
zielführender Strategien und effizienter Maßnahmen zur kurz-, mittel- und langfristigen Gewinnung junger Leserinnen und Leser.
Die Landesregierung begrüßt das Engagement und die Initiativen von Zeitungsverlagen bei
Projekten, in deren Zentrum der Einsatz von Zeitungen im Unterricht oder in der Ausbildung
steht. Im Unterschied zu den Projekten der meisten regionalen Zeitungsverlage handelt es
sich bei den Angeboten überregionaler Verlage meist um Ganzjahresprojekte, bei denen
aktuelle Printmedien über einen längeren Zeitraum kontinuierlich fächerübergreifend im Unterricht eingesetzt werden. Ihr Vorteil liegt meist in der intensiven redaktionellen Betreuung
und darin, dass sie längerfristig angelegt sind.
Die existierenden Onlineangebote der Tageszeitungen für Jugendliche stellen eine zielgruppenaffine Ergänzung des „alten“ Mediums Zeitung durch das moderne Medium Internet dar.
Auf diese Weise kann Leserbindung geschaffen oder intensiviert werden. Experten wie der
Aachener IZOP-Gründer Peter Brand warnen jedoch davor, dass im Mittelpunkt von Zeitungsprojekten nicht das Schreiben, sondern das Rezipieren von Informationen stehen müsse. Zeitungsseiten und Onlineinhalte, die von Kindern und Jugendlichen erstellt werden, sollten deshalb vor allem der Motivationssteigerung im Umgang mit der Zeitung dienen, dürften
jedoch nicht die intensive Auseinandersetzung mit Inhalten und Informationen ersetzen.
Die Schaffung altersadäquater Zeitungsangebote für Grundschulkinder oder Mädchen und
Jungen im Vorschulalter scheint sinnvoll. Voraussetzung ist jedoch ein geeigneter Apparat
mit didaktischem Begleitmaterial. Angebote des Mediums Fernsehen (Sendung mit der
Maus, Kinder-Nachrichten etc.) scheinen in diesem Zusammenhang schon weiter fortgeschritten und könnten als Vorbild für Tageszeitungen dienen.
29.
Welche verschiedenen Modelle zur Bindung Ihrer Leserschaft verfolgen die Verlage, bzw. Zeitungen, nach Zielgruppen differenziert?
30.
Wie beurteilt die Landesregierung deren Wirksamkeit?
Die Fragen 29 und 30 werden zusammen beantwortet.
Unter Leserbindung oder Leser-Blattbindung wird der Grad der Verbundenheit von Leserinnen und Lesern mit einer gedruckten Publikation verstanden. Um eine enge Subjekt62
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Objektbeziehung zwischen Leserinnen und Lesern und Zeitungen zu erreichen, setzen die
Verlage eine Reihe von Marketingmitteln ein. Dazu gehören Maßnahmen, die vom redaktionellen Marketing über Kundenbindungsprogramme bis hin zu speziellen Angeboten zur Leseförderung an Schulen reichen. Immer wichtiger werden in diesem Zusammenhang außerdem Onlineangebote von Zeitungsverlagen.
Redaktionelles Marketing bedeutet vor allem, dass sich Redaktionen an den Wünschen ihrer
Leserinnen und Leser bei der Auswahl, Mischung und Aufbereitung von Themen orientieren.
So werden etwa eigene Seiten für Kinder und manchmal auch für Jugendliche angeboten,
um junge Zielgruppen zu erreichen. Über die Berücksichtigung der inhaltlichen Rezeptionsbedürfnisse der Leserinnen und Leser hinaus gehören auch Leserkontakte der Redaktion
zum Bereich des redaktionellen Marketings. Dies gilt etwa im Fall von Leserbriefen oder beschwerden, aber auch wenn Abonnenten sich mit speziellen Servicewünschen an eine
Redaktion wenden. Darüber hinaus gelten Redaktionsführungen, Ombudsleute und Leserbeiräte als Instrumente des redaktionellen Marketings von Zeitungsverlagen. Über das Potenzial von Leserreporterinnen und -reportern für die Leser-Blattbindung informiert ausführlich die Antwort zu Frage 20.
Außer Maßnahmen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem publizistischen Produkt
Zeitung stehen, gehören auch spezifische Kundenbindungsprogramme zum Marketingmix,
mit dem Zeitungsverlage die emotionale Bindung der Leserinnen und Leser an ihre journalistischen Produkte zu vergrößern suchen. Das Spektrum solcher Maßnahmen reicht von Leserreisen über Abo-Karten, die beim Einkauf bei bestimmten Unternehmen Rabatte ermöglichen, bis zum Angebot verlagseigener Produkte, die an Abonnenten preiswerter als an andere Kunden verkauft werden. Auch Leserprämien für das Vermitteln neuer Abonnenten und
vergünstigte Abonnements (zum Beispiel Nachwuchsabos) zählen zu den klassischen Konzepten der Kundenbindung. Gleiches gilt für kleinere Geschenke bei der Nachlieferung von
Zeitungen, deren pünktliche Verteilung an Abonnenten versäumt wurde.
Um neue Leserinnen und Leser zu gewinnen oder junge Rezipienten an sich zu binden, haben die Zeitungsverlage eine Reihe von Schulprojekten gestartet. Das vom Land NordrheinWestfalen gemeinsam mit dem Zeitungsverlegerverband NRW angebotene Projekt „ZeitungsZeit NRW – Selbstständigkeit macht Schule“ ist die bundesweit größte Initiative, die
über eine Kooperation zwischen Zeitungen und Schulen den Umgang Jugendlicher mit dem
Medium Zeitung fördert. Dadurch sollen die Scheu vor dem Format Zeitung abgebaut und
praktische Lese- und Medienkompetenz im Umgang mit aktuellen Printmedien gefördert
werden. Die 2010 initiierte Aktion wird durch EU-Mittel (Europäischer Fonds für Regionale
Entwicklung) gefördert und flächendeckend von 53 Zeitungstiteln unterstützt. Mittlerweile
wurden landesweit mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler erreicht.
Zusätzlich zum Projekt ZeitungsZeit NRW bieten fast alle Zeitungsverlage eigene Schulprojekte an. Dazu gehören die WAZ-Gruppe (ZEUS – Zeitung und Schule), der Kölner StadtAnzeiger (Zisch – Zeitung in der Schule), die Rheinische Post (Schüler lesen Zeitung), die
Westfälischen Nachrichten (Klasse!), die Neue Westfälische (Klasse!/Klasse! Kinder), die
Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten (Zeitung + Schule), die Ruhr Nachrichten (Schulticker) und der General-Anzeiger (Klasse!, Miniklasse!). Alle bieten in der Regel unter anderem Besuche in Redaktionen oder Druckereien an sowie eine Betreuung durch Redakteurinnen und Redakteure. Auch viele kleinere Zeitungsverlage engagieren sich mit Programmen
für spezielle Unterrichtsreihen. Ausführlichere Informationen zu den einzelnen Projekten und
ihren Zielgruppen finden sich in der Antwort zu Frage 28.
Mit dem Ziel, das Jugendmarketing zu verbessern, startete Anfang 2011 die vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und TBM Marketing gegründete Initiative junge
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Leser (jule). Über das neue Netzwerk wollen Verlage ihre Erfahrungen mit Aktivitäten für
junge Leserinnen und Leser austauschen. So experimentieren Zeitungsunternehmen unter
anderem mit Leserförderungs- und Azubiprojekten, Zeitungspaten oder Leseecken.
Um die Leserinnen und Leser nicht an Internetangebote zu verlieren und Kontakte zu jüngeren Zielgruppen aufzubauen, bemühen sich die meisten Zeitungsverlage auch im Internet um
moderne Angebote für junge Nutzerinnen und Nutzer. Der BDZV hat weit mehr als hundert
Jugend- und Kinderwebsites deutscher Zeitungen ermittelt. Im Social-Media-Sektor setzen
die Verlage vor allem auf Twitter-Feeds sowie Fanseiten und Kommentarfunktionen bei Facebook. „Insgesamt betreiben fast 70 Prozent der Tageszeitungen mehr als eine Fanpage
bei Facebook. Bei Twitter sind es immerhin fast 60 Prozent, die mehr als einen Account mit
Inhalten befüllen“, heißt es im aktuellen BDZV-Jahrbuch 2011/2012 (Hoffmeister, Christian:
Herausforderung Social Media – Potenziale für Zeitungsverlage. In: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (Hrg.): Zeitungen 2011/12. Berlin 2011). Durch personalisierte Informationen über Neuigkeiten, die online verbreitet werden, lässt sich die Bindung von Leserinnen und Lesern an ihre Zeitung weiter erhöhen.
Im Mobile-Mediabereich setzen auch Lokalzeitungen allmählich auf sogenannte Location
Based Services. So können Smartphone-Besitzer dank der automatischen Lokalisierung
ihrer Endgeräte über das lokale Geschehen in der Nähe ihres Aufenthaltsortes informiert
werden (Ausgehtipps, Verkehrsservice etc.). Das System der Abokundenkarten kann um
Online-Couponing erweitert werden. Dabei erhalten Leserinnen und Leser Rabattgutscheine,
die mit begrenzter örtlicher, zeitlicher oder sachlicher Gültigkeit beim Einkauf eingesetzt werden können. Deshalb übernahm etwa die Axel Springer AG im Frühjahr 2011 den Anbieter
Kaufda.
Konzepte für Online-Couponing werden zurzeit von vielen Verlagen geprüft, entwickelt und
gestartet. Die Essener WAZ-Gruppe brachte mit Westdeal Anfang 2010 als erstes deutsches
Medienhaus eine eigene Plattform nach dem Vorbild des Couponing-Marktführers Groupon
auf den Markt. Der Zeitungsverlag Aachen bietet mit OecherDeal ein vergleichbares Angebot
und prüft eine Kombination dieses Systems mit der AboPlus-Card der Aachener Zeitungen.
Erfolgreiche Maßnahmen und Kampagnen zur Leser-Blattbindung zeichnet der Verband
Deutscher Lokalzeitungen e.V. mit dem Ferag-LBB-Preis aus, der seit 2008 „kommunikationsstärkende und verbindende Maßnahmen zwischen Leser und Verlag“ würdigt. Die Preisvergabe erfolgt in den drei Kategorien Redaktion, integriertes Verlagsmarketing und Veranstaltungen/Aktionen.
Über die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen des hier geschilderten Katalogs von Methoden
zur Steigerung der Leser-Blattbindung ist der Landesregierung nichts bekannt. Einerseits
lassen sich Effekte, die auf eine affektive Bindung zielen, kaum objektiv messen, und andererseits teilen Zeitungsverlage aus Wettbewerbsgründen in der Regel nichts über die Resultate ihrer Marketingkampagnen mit. Weil in jedem Einzelfall der Erfolg von einer Fülle von
Variablen abhängt, lassen sich die Effizienz und Effektivität einzelner Maßnahmen zur Steigerung der Leser-Blattbindung ohnehin nicht generalisieren.
31.
Welche Auswirkungen hat der Einsatz von Bürgerreporterinnen und -reportern
auf die Leser-Blattbindung?
Als Bürgerreporterinnen und -reporter werden journalistische Amateure bezeichnet, die Printoder Onlinemedien Hinweise auf journalistisch relevante Themen geben oder auch selbst
Beiträge für diese Medien erstellen. Bürgerreporterinnen und -reporter arbeiten in der Regel
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ohne Honorar und verfügen über keine medienspezifische Qualifikation. Motive für den Einsatz von Bürgerreporterinnen und -reportern können aus Sicht der Verlage Leserbindung,
Qualitätsgewinn und die Senkung von Produktionskosten sein.
Der so genannte Bürgerjournalismus (Citizen Journalism) erschließt etablierten Medien neue
Quellen, verstärkt die Bindung der Nutzerinnen und Nutzer an einzelne Medienangebote und
ermöglicht neue Partizipationschancen. Lieferten Leserreporterinnen und -reporter früher
hauptsächlich Informationen und Rohfassungen für Texte, suchen vor allem Zeitungsverlage
heute verstärkt nach von Leserinnen und Lesern gemachten Fotos oder Videos. Leserreporterinnen und -reporter sind oft – zum Beispiel in Krisengebieten oder bei lokalen Ereignissen – zunächst die einzige Quelle. Dies galt etwa 2005 bei den Terroranschlägen auf die
Londoner U-Bahn, 2006 beim Transrapid-Unglück im Emsland oder 2011 bei der LoveParade-Katastrophe in Duisburg.
Die Bild-Zeitung setzt bereits seit 2006 auf Leserreporterinnen und -reporter, die der Redaktion inzwischen mehrere Millionen Fotos und Videos zur Verfügung gestellt haben. Erscheinen die Fotos in der Bild-Zeitung bundesweit, werden sie mit 250 Euro honoriert, für einen
Abdruck in den Regionalteilen mit 50 Euro. Für Veröffentlichungen unter www.bild.de erhalten Einsender kein Honorar. Bei einer Untersuchung des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität stellte sich
heraus, dass Leserfotos, die journalistisch einen hohen Wert haben und sehr aktuell sind, bei
der Bild-Zeitung die Ausnahme bilden (siehe Ammann, Ilona; Engesser, Sven; Krämer, Benjamin: Verkehrt-lustige Welt. Vier Jahre „Bild“-Leserreporterinnen und -reporter. In: epd medien, 58/2010. S. 5-8).
Der Medienwissenschaftler Wolfgang Donsbach vom Institut für Kommunikationswissenschaft der technischen Universität Dresden fand fünf Jahre nach dem Start der ersten BildLeserreporterinnen und -reporter heraus, dass diese durchschnittlich 39 Jahre alt und in 76
Prozent aller Fälle männlich sind. Leserinnen und Leser aus Ostdeutschland, wo nur 20 Prozent aller Bundesbürger leben, seien dabei mit einem Anteil von 31 Prozent überproportional
vertreten. „Unsere Studie belegt, dass 77 Prozent der gedruckten Leserfotos kein Profi hätte
machen können, weil die Aufnahmen unmittelbar nach einem Ereignis entstanden“, sagte
Donsbach in einem Interview, das bild.de veröffentlichte. Im Durchschnitt habe jeder Leserreporterinnen und -reporter sieben Fotos geschickt, und 5 Prozent aller Leserreporterinnen
und -reporter hätten bereits mehr als 50 Fotos eingesandt. Untersucht wurden 1710 Leserreporter-Einsendungen. Zusätzlich befragten die Forscher 499 Leserreporterinnen und
-reporter
nach
ihren
Motiven
(siehe
http://www.bild.de/news/leserreporter/forschung/professor-donsbach-18804810.bild.html).
Problematisch an der Veröffentlichung von Leserfotos ist, dass sich deren Echtheit meist
nicht überprüfen lässt. Auch die Saarbrücker Zeitung setzt auf Leserreporterinnen und
-reporter, publiziert die entsprechenden Inhalte (v.a. Fotos) allerdings nach sorgfältiger journalistischer Auswertung und unentgeltlich. Der Internetdienst www.tvype.com bietet Plattformen, über die Bürger Fotos und Videos an professionelle Medienanbieter verkaufen können.
70 Prozent der Einnahmen sollen so bei den Bürgerreporterinnen und -reportern landen, der
Onlineanbieter behält 30 Prozent. Auch der Upload von ganzen Berichten ist möglich. Tvype
wirbt darüber hinaus mit automatisierten „Selfservice-Lösungen“, die es kleinen Netzwerken
oder Vereinen sowie sublokalen Medien ermöglichen sollen, eine eigene Bürger/Community-Plattform aufzubauen.
Das Hamburger Abendblatt hat Anfang 2011 insgesamt 18 neue Stadtteilreporterinnen und reporter mit Handys und Laptops ausgerüstet, damit sie als „Kiez-Korrespondenten“ über
Alltägliches und Außergewöhnliches aus ihren Vierteln bloggen können. Die Reporterinnen
und Reporter erstellen auch Videos und werden für ihre Beiträge entlohnt.
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Die Verlagsgruppe Madsack und das Augsburger Unternehmen Gogol Medien haben 2003
mit dem Onlineportal www.myHeimat.de ein Modell gestartet, bei dem Bürgerreporterinnen
und -reporter Beiträge ins Internet stellen, von denen später Texte und Fotos für gedruckte
Zeitungen übernommen werden können. Kooperationspartner sind vor allem Zeitungen und
Anzeigenblätter in Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern sowie NordrheinWestfalen, die hyperlokale Inhalte abdrucken oder online veröffentlichen. Regionalverlage
erwerben Lizenzen, die es ihnen erlauben, so viele Artikel wie sie wünschen, von Bürgerreporterinnen und -reportern zu übernehmen. Zu den Abnehmern zählt auch die WAZ-Gruppe,
die über das Hamburger Unternehmen TheMediaLab indirekt eine Minderheitsbeteiligung an
www.myHeimat.de hält. Deutschlandweit sind nach Angaben von Gogol-Geschäftsführer
Martin Huber mehr als 40.000 Bürgerreporterinnen und -reporter für www.myHeimat.de aktiv,
die pro Monat etwa 10.000 Beiträge erstellen.
Das zweimal wöchentlich erscheinende Anzeigenblatt Gießener Zeitung, an der ebenfalls
der Verlag Madsack beteiligt ist, setzt seit 2008 konsequent auf Bürgerreporterinnen und reporter und bezeichnet sich selbst als „Deutschlands erste Mitmach-Zeitung“. Texte, die
zunächst auf dem Internetportal www.giessener-zeitung.de erscheinen, werden in der Printversion mit Artikeln professioneller Journalistinnen und Journalisten gemischt, wobei 60 bis
70 Prozent aller Artikel von Bürgerreporterinnen und -reportern stammen. Die gedruckte
Ausgabe wird mittwochs und samstags in einer Auflage von 125.000 Exemplaren kostenlos
an Haushalte in Gießen und Umgebung verteilt. Das Unternehmen beschäftigte 2010 nur
zwei fest angestellte Redakteurinnen. Zuletzt meldete die Gießener Zeitung insgesamt 3.400
Bürgerreporterinnen und -reporter.
Die Rheinische Post (RP) eröffnete mit ihrem Portal www.opinio.de den Leserinnen und Lesern 2003 erstmals die Chance, sich als Publizisten zu betätigen und für andere Leserinnen
und Leser zu schreiben. Die besten Texte gelangten auch in die RP-Printausgabe. Das gedruckte Magazin Opinio, das einmal monatlich mit Leser-Artikeln erschien, musste allerdings
bereits im Sommer 2006 eingestellt werden, weil die Anzeigeneinnahmen zu gering waren.
Im Oktober 2011 wurde auch die Internetseite www.opinio.de eingestellt. Inzwischen haben
ehemalige Opinio-Autorinnen und -Autoren die Möglichkeit, über das Portal www.jimdo.de
eigene Internetseiten einzurichten. Regionale Beiträge aus der Plattform „Leser für Leser"
sollen künftig enger mit dem Regional-Portal von RP Online verbunden werden.
Das Beispiel Opinio zeigt, dass Leserreporter-Modelle nicht leicht im Markt umzusetzen sind.
Medien, die zum überwiegenden Teil auf Beiträge von Bürgerreporterinnen und -reportern
rekurrieren, bieten zwar ein breit gespanntes Themenspektrum, können aber das aktuelle
Geschehen meist nicht adäquat abbilden, weil die Inhalte allein von den Vorlieben ihrer Autorinnen und Autoren abhängen. Im Fall der Gießener Zeitung sind das etwa die Bereiche
Sport, Natur und Lokales. Die Gesamtheit der berücksichtigten Themen unterliegt entsprechend dem Zufall und wird nicht durch Kriterien journalistischer Relevanz bestimmt.
Wie viele Bürger in welchem Umfang für welche Angebote des Citizen Journalism in Nordrhein-Westfalen aktiv sind, ist nicht bekannt. Bei opinio.de haben etwa 4.500 Autorinnen und
Autoren Beiträge veröffentlicht oder ein Profil angelegt, von denen die aktivsten 500 Bürgerjournalistinnen und -journalisten jeweils zwischen 20 und 680 Beiträge verfassten. Über die
regionale Verteilung von Bürgerreporterinnen und -reportern liegen ebenfalls keine Erkenntnisse vor.
Bei einer sozialwissenschaftlichen Befragung von Opinio-Autorinnen und Autoren stellte sich
heraus, dass Leserreporterinnen und -reporter oder sogenannte Bürgerjournalistinnen und journalisten – ähnlich wie Bloggerinnen und Blogger – kein Interesse an typisch journalistischen Handlungsweisen haben. Klassische journalistische Themen wie Politik, Wirtschaft
und aktuelle lokale Ereignisse werden selten aufgegriffen. Dezidiert journalistische Motive
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wie die Darstellung aktuellen Geschehens, komplexer Sachverhalte oder die Abbildung von
Ereignissen, die Nachrichtenwert und Relevanz für eine möglichst große Zahl von Nutzerinnen und Nutzern aufweisen, spielten für Opinio-Autorinnen und Autoren kaum eine Rolle. Sie
selbst sahen sich auch nicht als Ersatz für professionellen Journalismus, sondern als Ergänzung (siehe Kopp, Mirjam; Schönhagen, Philomen: Die Laien kommen! Wirklich? Eine Untersuchung zum Rollenselbstbild sogenannter Bürgerjournalistinnen und Bürgerjournalisten.
In: Quandt, Thorsten, Schweiger, Wolfgang (Hrsg.): Journalismus online – Partizipation oder
Profession? Wiesbaden 2008. S. 79-94).
Das vermutlich größte Netzwerk von Bürgerreportern in Nordrhein-Westfalen weisen die Anzeigenblätter der Westdeutschen Verlags- und Werbegesellschaft (WVW) und der OstruhrAnzeigenblattgesellschaft (ORA) auf. Die WVW ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der WAZ-Gruppe, die ORA gehört je zur Hälfte der WAZ-Gruppe und dem Dortmunder Verlag Lensing-Wolff (Ruhr Nachrichten). Deren gemeinsames Onlineangebot namens
www.lokalkompass.de, das auf der Plattform basiert, mit der auch www.myHeimat.de arbeitet, offeriert Angebote für Bürgerreporter in folgenden nordrhein-westfälischen Städten, Gemeinden oder Stadtteilen:
Alpen, Arnsberg, Arnsberg-Neheim, Balve, Bedburg-Hau, Bergkamen, Bochum, Bottrop,
Breckerfeld, Bönen, Castrop-Rauxel, Datteln, Dinslaken, Dorsten, Dortmund-City, DortmundNord, Dortmund-Ost, Dortmund-Süd, Dortmund-West, Duisburg, Düsseldorf, Emmerich,
Ennepetal, Ense, Essen-Borbeck, Essen-Kettwig, Essen-Nord, Essen-Ruhr, Essen-Steele,
Essen-Süd, Essen-Werden, Essen-West, Fröndenberg, Gelsenkirchen, Gevelsberg, Gladbeck, Goch, Hagen, Hagen-Vorhalle, Haltern, Hamminkeln, Hattingen, Heiligenhaus, Hemer,
Herdecke, Herne, Herten, Hilden, Holzwickede, Hünxe, Hünxe-Drevenack, Iserlohn, Iserlohn-Letmathe, Isselburg, Kalkar, Kamen, Kamp-Lintfort, Kempen-Tönnisberg, Kleve,
Kranenburg, Langenfeld (Rheinland), Lünen, Marl, Menden (Sauerland), MendenLendringsen, Moers, Monheim, Mülheim an der Ruhr, Neukirchen-Vluyn, Oberhausen, OerErkenschwick, Olfen, Recklinghausen, Rees, Rheinberg, Rheurdt, Schermbeck, Schwelm,
Schwerte, Selm, Sonsbeck, Sprockhövel, Sprockhövel-Haßlinghausen, SprockhövelHiddinghausen, Sundern (Sauerland), Uedem, Unna, Velbert, Velbert-Langenberg, VelbertNeviges, Voerde (Niederrhein), Waltrop, Wanne-Eickel (Herne), Wattenscheid (Bochum),
Weeze, Wesel, Wetter (Ruhr), Wickede (Ruhr), Witten und Xanten.
Empirische Studien über den Zusammenhang von Bürgerreportern und Leser-Blattbindung –
als Maß für die Stärke der (emotionalen) Verbundenheit einer Leserin und eines Lesers zu
einer Zeitung – liegen bislang nicht vor. Oft sind die Grenzen des Begriffes auch unscharf.
So arbeiten einige Verlage mit Begriffen wie Bürgerjournalismus oder User Generated Content, während andere auf Leserkommentare im Onlinebereich setzen oder Themen in regelmäßigen Leserkonferenzen entwickeln.
32.
Welche Modelle zur Bindung der Leserschaft sind der Landesregierung darüber
hinaus bekannt und gibt es Erkenntnisse über deren Wirksamkeit?
Über die in den Antworten zu den Fragen 29 bis 31 genannten und erläuterten Modelle zur
Steigerung der Leser-Blattbindung sind keine weiteren Ansätze bekannt. Über die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen zur Steigerung der Leser-Blattbindung liegen der Landesregierung keine Informationen vor. Einerseits lassen sich Effekte, die auf eine affektive Bindung
zielen, kaum objektiv messen, und andererseits teilen Zeitungsverlage aus Wettbewerbsgründen in der Regel nichts über die Resultate ihrer Marketingkampagnen mit.
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V.
Lokale Vielfalt
33.
Das Angebot an konkurrierenden Zeitungen mit lokaler Information in NRW ist
rückläufig. Es entstehen örtliche Monopolgebiete im Zeitungsmarkt. Wie hat sich
die Zeitungsvielfalt in NRW seit 2008 verändert?
Vor dem Hintergrund des schwierigen Marktumfelds der gesamten Zeitungsbranche ist die
Zeitungsdichte, also die Anzahl von Zeitungen mit einer lokalen Berichterstattung über das
jeweilige Gebiet, auch in Nordrhein-Westfalen stark rückläufig. Diese Tendenz hält bereits
seit Jahrzehnten an. Im Vergleich mit den meisten anderen Bundesländern hat diese negative Entwicklung in Nordrhein-Westfalen jedoch später eingesetzt und ist deutlich langsamer
verlaufen. In den letzten Jahren hat sich dieser Prozess allerdings beschleunigt.
Noch 1992 hatten über 90 Prozent der Einwohner Nordrhein-Westfalens die Wahl zwischen
mehreren Zeitungen. Knapp ein Viertel der Bevölkerung konnte unter drei Zeitungen wählen.
Vier Zeitungen gab es schon damals nur in wenigen Gemeinden mit gut 200.000 Einwohnern. Monopolgebiete gab es noch relativ selten.
Tab. 33.1: Entwicklung der Zeitungsdichte in Nordrhein-Westfalen
Jahr
1992
Anzahl
Gemeinden
47
2002
1 Zeitung
Einwohner
in %
1.513.000
9,1
Anzahl
Gemeinden
271
66
2.263.000
12,6
2006
108
4.199.100
2008
108
2010
133
2 Zeitungen
Einwohner
in %
11.199.000
67,3
Anzahl
Gemeinden
70
267
11.850.000
66,0
23,3
245
10.866.100
4.238.200
23,5
235
4.826.000
26,8
225
3 Zeitungen *
Einwohner
in %
3.918.000
23,6
60
3.855.000
21,5
60,2
43
2.994.700
16,4
10.570.500
58,7
53
3.189.800
17,9
10.250.100
57,0
38
2.921.500
16,2
Quelle: Formatt-Institut
* Darunter sind auch einzelne Gemeinden mit vier Zeitungen. 1992: acht Gemeinden mit 223.000 Einwohnern; 2002: drei
Gemeinden mit 45.000 Einwohnern; 2006: drei Gemeinden mit 29.800 Einwohnern; 2008: drei Gemeinden mit 29.500
Einwohnern; 2010: drei Gemeinden mit 29.500 Einwohnern.
Bis zum Jahr 2002 hat sich diese Angebotssituation kaum verändert. Die Zahl der Monopolgebiete war seit 1992 nur leicht gestiegen. Die betroffene Bevölkerungszahl war um 3,5 Prozentpunkte auf 12,6 Prozent gestiegen. Von 2002 bis 2010 hat sich dieser Wert dann mehr
als verdoppelt. Inzwischen haben 4,8 Millionen Einwohner keine Wahl mehr bei der Zeitungslektüre. Das entspricht einem Anteil von knapp 27 Prozent der Bevölkerung. Gebiete
mit vier Zeitungen gibt es praktisch nicht mehr. Nur noch in 35 Gemeinden und Städten stehen drei Zeitungen zur Auswahl. Diese Wahlmöglichkeit haben nur noch 16 Prozent der Bevölkerung. 57 Prozent stehen zwei Zeitungen zur Verfügung.
34.
Wie groß ist die Zeitungsdichte in den einzelnen Teilräumen von NRW?
35.
Wie hat sich die Zeitungsdichte in NRW entwickelt und wie entwickelt sie sich
aktuell?
Die Zeitungsdichte ist in den einzelnen Regierungsbezirken Nordrhein-Westfalens sehr unterschiedlich. Die geringste Auswahl besteht für am lokalen Geschehen interessierte Leserinnen und Leser im Regierungsbezirk Münster, wo die Hälfte der Einwohner in Monopolge68
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bieten lebt. Das breiteste Angebot ist im Regierungsbezirk Düsseldorf gegeben, wo deutlich
über 80 Prozent der Bevölkerung die Wahl haben zwischen unterschiedlichen Zeitungen mit
lokaler Information. Knapp einem Drittel der Bevölkerung stehen sogar drei Zeitungen zur
Auswahl.
Tab. 34.1: Zeitungsdichte in den Regierungsbezirken Nordrhein-Westfalens in 2010
Regierungsbezirk /
Einwohner
Anzahl
Gemeinden
1 Zeitung
Einwohner
EinAnzahl
wohner Gein %
meinden
2 Zeitungen
Einwohner
EinAnzahl
wohner Gein %
meinden
3 Zeitungen *
Einwohner
Einwohner
in %
Köln
4.391.300
27
910.300
20,7
63
3.136.300
71,4
9
344.700
7,8
12
890.600
16,9
43
2.736.000
52,8
11
1.581.800
30,4
42
1.278.200
50,0
32
1.289.500
48,2
4
46.800
1,8
37
1.339.000
36,0
41
1.690.700
45,4
5
694.300
18,6
15
407.900
19,8
46
1.397.600
67,9
9
253.900
12,3
4.826.000
26,8
225
57,0
38
2.921.500
16,2
Düsseldorf
5.208.400
Münster
2.614.500
Arnsberg
3.724.000
Detmold
2.059.400
NRW gesamt
17.997.600
133
10.250.100
Quelle: Formatt-Institut
* Davon vier Zeitungen in drei Gemeinden mit 29.500 Einwohnern (0,2%).
Tab. 34.2: Zeitungsdichte in den Regierungsbezirken Nordrhein-Westfalens in 2008
Regierungsbezirk
Köln
Anzahl
Gemeinden
27
1 Zeitung
Einwohner
EinAnzahl
wohner Gein %
meinden
910.300
20,7
63
2 Zeitungen
Einwohner
EinAnzahl
wohner Gein %
meinden
3.136.300
71,4
9
3 Zeitungen *
Einwohner
Einwohner
in %
344.700
7,9
Düsseldorf
11
877.700
16,9
44
2.748.900
52,8
11
1.581.800
30,4
Münster
40
1.249.500
47,8
35
1.334.600
51,0
3
31.700
1,2
Arnsberg
15
746.900
20,1
48
1.937.500
52,0
20
1.039.400
27,9
Detmold
15
453.800
22,0
45
1.413.200
68,6
10
192.200
9,3
108
4.238.200
23,5
235
10.570.500
58,7
53
3.189.800
17,9
NRW gesamt
Quelle: Formatt-Institut
* Davon vier Zeitungen in drei Gemeinden mit 29.500 Einwohnern (0,2%).
Allein zwischen 2008 und 2010 ist die Zahl der Ein-Zeitungsgebiete von 108 auf 133 gestiegen und macht nun ein Drittel an der Gesamtzahl der Gemeinden und Städte aus. Maßgeblich für den hohen Zuwachs war die Schließung von zahlreichen Zeitungsausgaben im Regierungsbezirk Arnsberg. Vor allem in Südwestfalen hatte der WAZ-Konzern die Verbreitungsgebiete von Westfalenpost und Westfälischer Rundschau deutlich reduziert. Heute sind
36 Prozent der Bevölkerung im Regierungsbezirk vom Monopol betroffen. Das ist der zweithöchste Wert unter den Regierungsbezirken.
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Drucksache 15/4047
Tab. 34.3: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Arnsberg
Zeitungsdichte
Anzahl Gemeinden und
Städte
Bevölkerung
Bevölkerungsanteil
in %
2010
2008
2010
2008
2010
2008
1 Zeitung
37
15
1.339.000
746.900
36,0
20,1
2 Zeitungen
41
48
1.690.700
1.937.500
45,4
52,0
3 Zeitungen
6
20
694.300
1.039.400
18,6
27,9
4 Zeitungen
0
0
0
0
0
0,0%
gesamt
83
83
3.724.000
3.723.700
100,0
100,0
Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS)
Noch geringer ist die Auswahl nur noch im Regierungsbezirk Münster, wo die Hälfte der Bevölkerung in Monopolgebieten lebt. Das Münsterland weist immer noch relativ viele Verlage
mit kleinauflagigen Lokalzeitungen auf. Die meisten dieser Titel haben sich schon in der
Weimarer Republik zu einem Verband zusammengeschlossen und treten an kaum einem Ort
in Konkurrenz zueinander auf.
Tab. 34.4: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Münster
Zeitungsdichte
Anzahl Gemeinden und
Städte
Bevölkerung
Bevölkerungsanteil
in %
2010
2008
2010
2008
2010
2008
1 Zeitung
42
40
1.278.200
1.249.500
50,0
47,8
2 Zeitungen
32
35
1.289.500
1.334.600
48,2
51,0
3 Zeitungen
4
3
46.800
31.700
1,8
1,2
4 Zeitungen
0
0
0
0
0
0,0
gesamt
78
78
2.614.500
2.614.400
100,0
100,0
Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS)
Den geringsten Grad der Monopolisierung weist der Regierungsbezirk Düsseldorf auf. Nur
deutlich unter 20 Prozent der Bevölkerung haben keine Auswahl; zugleich kann fast ein Drittel zwischen drei Zeitungen wählen – die besten Werte in Nordrhein-Westfalen.
70
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 34.5: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Düsseldorf
Zeitungsdichte
Anzahl Gemeinden und
Städte
Bevölkerung
Bevölkerungsanteil
in %
2010
2008
2010
2008
2010
2008
1 Zeitung
12
11
890.600
877.700
16,9
16,9
2 Zeitungen
43
44
2.736.000
2.748.900
52,8
52,8
3 Zeitungen
10
10
1.568.100
1.568.100
30,1
30,1
4 Zeitungen
1
1
13.700
13.700
0,3
0,3
gesamt
66
66
5.208.300
5.208.300
100,0
100,0
Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS)
Im Regierungsbezirk Köln werden weit überwiegend zwei Zeitungen angeboten. Da in den
meisten Gebieten jeweils beide Zeitungen aus einem Verlag stammen, bilden sie im Werbemarkt allerdings so genannte Belegungseinheiten. Das gilt sowohl für die Aachener Zeitung
und die Aachener Nachrichten als auch für den Kölner Stadt-Anzeiger und die Kölnische
Rundschau.
Tab. 34.6: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Köln
Zeitungsdichte
Anzahl Gemeinden und
Städte
Bevölkerung
Bevölkerungsanteil
in %
2010
2008
2010
2008
2010
2008
1 Zeitung
27
27
910.300
910.300
20,7
20,7
2 Zeitungen
63
63
3.136.300
3.136.300
71,4
71,4
3 Zeitungen
7
7
328.900
328.900
7,5
7,5
4 Zeitungen
2
2
15.800
15.800
0,4
0,4
gesamt
99
99
4.391.100
4.391.100
100,0
100,0
Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS)
Im Regierungsbezirk Detmold stehen überwiegend die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt, beide mit Sitz in Bielefeld, im Wettbewerb. Monopole haben das Mindener Tageblatt im Osten des Kreises Minden-Lübbecke sowie die Lippische Landes-Zeitung großräumig im Kreis Lippe inne. In diesen Monopolgebieten lebt knapp ein Fünftel der Bevölkerung
des Regierungsbezirks. Drei lokal berichtende Zeitungen gibt es nur noch in neun Gemeinden.
71
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 34.7: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Detmold
Zeitungsdichte
Anzahl Gemeinden und
Städte
Bevölkerung
Bevölkerungsanteil
in %
2010
2008
2010
2008
2010
2008
1 Zeitung
15
15
407.900
453.800
19,8
22,0
2 Zeitungen
46
45
1.397.600
1.413.200
67,9
68,6
3 Zeitungen
9
10
253.900
192.200
12,3
9,3
4 Zeitungen
0
0
0
0
0,0
0,0
gesamt
70
70
2.059.400
2.059.200
100,0
100,0
Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS)
36.
Welche Reaktionsstandorte bzw. Lokalredaktionen sind von welchen Zeitungen
seit 2008 aufgegeben worden und was waren die Gründe dafür?
Seit 2008 sind in Nordrhein-Westfalen 12 Lokalredaktionen geschlossen worden. In drei Fällen wurden die jeweiligen Verbreitungsgebiete von den Verlagen beziehungsweise Verlagsgruppen vollständig aufgegeben. Diese Gebiete wurden dadurch überwiegend zu Monopolgebieten.
Betroffen von den Schließungen war in den letzten drei Jahren ausschließlich der Regierungsbezirk Arnsberg. Ebenfalls fast ausschließlich handelte es sich dabei um Maßnahmen
des WAZ-Konzerns in Essen, der insbesondere die parallele Verbreitung von Ausgaben der
Westfalenpost (WP) und der Westfälischen Rundschau (WR) weitgehend beendete. An
Standorten, an denen jeweils beide Zeitungen vertreten waren, wurde in der Regel jeweils
eine der beiden Redaktionen aufgegeben. Diese Grundsatzentscheidung gilt nur nicht für
Hagen und in Teilen nicht für Arnsberg, wo die WR noch eine Miniredaktion unterhält, die auf
der Basis des Materials der WP-Redaktion in Arnsberg einen in Teilen eigenen Lokalteil für
Arnsberg erstellt (Branding).
Daneben hat der Soester Anzeiger wenige Monate nach dem Ausstieg der WP in Soest und
in Werl seine Lokalausgabe für Menden (Mendener Zeitung) im nördlichen Märkischen Kreis
eingestellt.
72
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 36.1: Schließung von Lokalredaktionen in Nordrhein-Westfalen seit 2008
Titel der Hauptausgabe
Redaktionsstandort/Kreis
Datum
Vorgang
Westfalenpost
Gevelsberg, Ennepe-Ruhr Kreis
Mitte 2009
Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfälische Rundschau
Westfalenpost
Schwelm, Ennepe-Ruhr Kreis
Mitte 2009
Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfälische Rundschau
Westfalenpost
Ennepetal, Ennepe-Ruhr Kreis
Mitte 2009
Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfälische Rundschau
Westfalenpost
Soest, Kreis Soest
30.6.2009
Schließung Lokalred.; Marktausstieg
Westfalenpost
Werl, Kreis Soest
30.6.2009
Schließung Lokalred.; Marktausstieg
Westfalenpost
Siegen, Kreis Siegen-Wittgenstein
2009
Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfälische Rundschau
Westfälische Rundschau
Olpe, Kreis Olpe
2009
Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost
Westfälische Rundschau
Bad Berleburg, Kreis Siegen-Wittgenstein
2009
Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost
Westfälische Rundschau
Arnsberg, Hochsauerlandkreis
2009
Teilweise Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost
Westfälische Rundschau
Meschede, Hochsauerlandkreis
2009
Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost
Westfälische Rundschau
Hagen
2009
Teilweise Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost
Westfälische Rundschau
Kreuztal, Kreis Siegen-Wittgenstein
Dez. 2009
Schließung Redaktionsbüro
Soester Anzeiger, Ausgabe Mendener
Zeitung
Menden, Märkischer Kreis
31.3.2010
Schließung Lokalred.; Marktausstieg
73
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Entwicklung im Hinblick auf den Bestand von Hauptredaktionen:
Auch im Bereich der Hauptredaktionen, die die überregionale Berichterstattung erstellen, hat
es in den letzten Jahren Veränderungen gegeben.
37.

2009: Die WAZ-Gruppe richtet in Essen eine Zentralredaktion für ihre Zeitungen
Westdeutsche Allgemeine, Neue Ruhr/Rhein Zeitung und Westfälische Rundschau ein. Die Mantelredaktionen der Titel werden personell stark ausgedünnt.

2010: Die Kölnische Rundschau stellt ihre Hauptredaktion Ende September ein
und übernimmt in der Folge den Mantel vom General-Anzeiger in Bonn. Die zugelieferten Seiten werden allerdings teilweise stark verändert, um sie an das Verbreitungsgebiet im der Region Köln und an das unterschiedliche Seitenformat anzupassen.

2011: Die Westfalenpost wird in die Zentralredaktion der WAZ-Gruppe einbezogen. In Hagen bleibt aber eine kleine Hauptredaktion der Westfalenpost bestehen.
Wie bewertet die Landesregierung diese Entwicklung?
Die Landesregierung bedauert jede Schließung einer Lokalredaktion, zumal wenn damit die
Einstellung einer Lokalausgabe verbunden ist. Die Vielfalt im Zeitungsmarkt und eine ausführliche Lokalberichterstattung sind wichtige Güter. Die auch für den Zeitungsmarkt geltenden Regeln der Marktwirtschaft implizieren solche Einstellungen auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen, so bedauerlich sie im Einzelfall sind.
Dabei gilt es auch zu berücksichtigen, dass Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen
Bundesländern immer noch über eine relativ große Zeitungsdichte verfügt. Hinzu kommt,
dass manche Teilgebiete zudem eine vergleichsweise hohe Dichte an Lokalredaktionen von
Tageszeitungen aufweisen. Damit verbunden ist ein kleinräumiges Verständnis von Lokaljournalismus, das in dieser Art außerhalb von Nordrhein-Westfalen selten ist.
38.
Liegen der Landesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob mit weiteren Verlusten
bei der Zeitungsvielfalt zu rechnen ist und wenn ja, um welche Zeitungen handelt
es sich?
Für die aktuelle und künftige Entwicklung der Zeitungsvielfalt bestehen weiterhin Gefahren.
Veränderungen, im Zeitungsmarkt - das heißt heute negative Veränderungen - sind vielfach
mit dem Wechsel der Besitzverhältnisse bei den Zeitungen verbunden. Aktuell gilt dies in
NRW für den Rhein-Kreis Neuss, wo die Rheinische Post nach der vollständigen Übernahme
der bis dahin eigenständigen Neuß-Grevenbroicher Zeitung mit zwei Lokalausgaben am
Markt ist. Die Entwicklung ist noch nicht absehbar. Gleichfalls nicht absehbar ist derzeit, ob
mit dem Einstieg der Westfälischen Nachrichten beim Westfalen-Blatt in Bielefeld auch redaktionelle Veränderungen verbunden sein werden. Noch offen ist die Situation im Bergischen Land, wo der Verlag des Solinger Tageblatts die Medienaktivitäten des Nachbarverlags in Remscheid inklusive des Remscheider General-Anzeigers übernommen hat.
Der Remscheider General-Anzeiger ist ein Beispiel für eine potenzielle Gefährdung von Lokalausgaben, weil das Verbreitungsgebiet zum einen sehr klein strukturiert ist und zum anderen auch aufgrund der Konkurrenz der Ausgaben der Rheinischen Post nur bescheidene
Auflagen erreicht werden. Die jeweils vier Ausgaben der beiden Zeitungen kommen auf folgende Auflagen:
74
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 38.1: Zeitungsmarkt Bergisches Land
Ausgabe/Verbreitungsgebiet
Remscheider General-
Rheinische Post
Anzeiger
Remscheid
13.700
3.900
Hückeswagen
900
2.200
Radevormwald
1.200
2.300
Wermelskirchen
2.700
4.300
Quelle: IVW; Auflagenzahlen für das 1. Quartal 2010
Mit derart geringen Auflagen ist eine Kostendeckung kaum zu erreichen. Solch geringe Verkaufsauflagen weisen in Nordrhein-Westfalen aber eine ganze Reihe von Lokalausgaben
aus. Wenn solche Auflagen mit nachrangigen Marktpositionen zusammenfallen, besteht eine
latente Bestandsgefährdung. Die jahrzehntelangen Erfahrungen mit der Pressekonzentration
haben immer wieder gezeigt, dass insbesondere Titel, die als Zweit- oder gar als Drittzeitungen nur kleine Auflagen und Marktanteile erzielen, aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt
werden. Im letzten Jahrzehnt wurde zudem deutlich, dass anders als in den renditestarken
Jahren zuvor die Bereitschaft nachgelassen hat, defizitäre Lokalausgaben verlagsintern über
Quersubventionen zu stabilisieren.
Kleinauflagige Lokalausgaben in nachrangiger Wettbewerbsposition bestehen heute fast nur
noch in Westfalen. Entsprechend ist das Gefährdungspotenzial dort besonders groß.
In der folgenden Tabelle sind die aktuellen Angebots- und Anbieterstrukturen des Zeitungsmarktes in Nordrhein-Westfalen zusammengefasst. Auf der Eben der kreisfreien Städte und
Kreise werden die jeweiligen Monopolstellungen und die Zahl der betroffenen Einwohner
ausgewiesen.
75
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 38.2: Kreise und kreisfreie Städte mit Monopolstrukturen 2010
Kreis/kreisfreie Stadt
Städteregion Aachen
Vom Angebotsmonopol
betroffene
Einwohner
150.700
Bonn
Kreis Borken
316.400
291.800
Bottrop
Kreis Coesfeld
118.600
186.100
Kreis Düren
70.000
Ennepe-Ruhr-Kreis
149.800
Vom Anbietermonopol
betroffene
Einwohner
418.300
185.000
39.000
Bemerkungen
Zeitungsmonopol in Eschweiler, Monschau,
Roetgen, Simmerath, Stolberg;
Verlagsmonopol in Aachen, Alsdorf,
Baesweiler, Herzogenrath, Würselen
Zeitungsmonopol
Zeitungsmonopol außer in Ahaus,
Heek, Isselburg, Raesfeld, Südlohn
Zeitungsmonopol
Zeitungsmonopole außer in: Asche
berg, Nottuln, Olfen
Zeitungsmonopol in Aldenhoven, Jülich,
Linnich, Titz
Verlagsmonopol in Düren, Hürtgen-wald,
Inden, Kreuzau, Langerwehe, Merzenich,
Nideggen, Niederzier, Vettweiss
nicht betroffen: Heimbach, Nörvenich
Zeitungsmonopol in Ennepetal, Gevelsberg,
Hattingen, Schwelm
Verlagsmonopol zusätzlich außer in
Herdecke, Sprockhövel, Witten
Essen
582.100
Verlagsmonopol
Kreis Euskirchen
193.000
Verlagsmonopol
Gelsenkirchen
Kreis Gütersloh
264.800
Zeitungsmonopol
8.200
Hagen
Zeitungsmonopol in Langenberg
193.800
Verlagsmonopol
Hamm
183.100
Zeitungsmonopol
Kreis Heinsberg
126.000
Zeitungsmonopol in Gangelt, Geilen-kirchen,
Heinsberg, Selfkant, ÜbachPalenberg, Waldfeucht
Herne
168.500
Zeitungsmonopol
Hochsauerlandkreis
273.900
Zeitungsmonopol
76
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Kreis/kreisfreie Stadt
Kreis Kleve
Vom Angebotsmonopol
betroffene
Einwohner
70.300
Köln
Vom Anbietermonopol
betroffene
Einwohner
Drucksache 15/4047
Bemerkungen
Zeitungsmonopol in Geldern, Kerken, Straelen, Wachtendonk
995.400
Verlagsmonopol
Kreis Lippe
237.900
Märkischer Kreis
212.400
Kreis MindenLübbecke
161.600
Zeitungsmonopol in Hille, Minden, Petershagen, Porta Westfalica
Mönchengladbach
260.000
Zeitungsmonopol
Mülheim
Oberbergischer Kreis
168.900
247.200
Oberhausen
Kreis Olpe
Kreis Recklinghausen
Zeitungsmonopol außer in Bad Sal-zungen,
Extertal, Lügde, Leopolds-höhe, Oerlinghausen, Schlangen
Zeitungsmonopol in Hemer, Iserlohn,
Meinerzhagen, Menden
Verlagsmonopol
Zeitungsmonopol außer in Hückeswagen, Radevormwald
217.100
121.000
Verlagsmonopol
Zeitungsmonopol außer in Wenden
76.000
Zeitungsmonopol in Gladbeck
Rhein.-Bergischer
Kreis
195.700
Verlagsmonopol außer in Burscheid, Leichlingen, Wermelskirchen
Rhein-Erft-Kreis
464.200
Verlagsmonopol
Rhein-Kreis Neuss
77.200
Rhein-Sieg-Kreis
56.100
118.700
Kreis SiegenWittgenstein
42.700
Zeitungsmonopol in Grevenbroich,
Rommerskirchen
Verlagsmonopol in Jüchen und
Korschenbroich
Verlagsmonopol in Eitorf, Lohmar, Much,
Neunkirchen-Seelscheid,
Ruppichteroth, Windeck
Verlagsmonopol in Bad Berleburg, Bad
Laasphe, Erndtebrück
Kreis Soest
230.200
Zeitungsmonopol in Anröchte, Bad Sassendorf, Erwitte, Geseke, Lipp-stadt, Möhnesee,
Soest, Werl,
Wickede
Kreis Steinfurt
220.100
Zeitungsmonopol in Altenberge, Emsdetten,
Hörstel, Hopsten, Ibben-büren, Ladbergen,
Lengerich, Lotte, Mettingen, Nordwalde,
Ochtrup,
Recke
Kreis Viersen
126.700
Zeitungsmonopol in Brüggen,
Niederkrüchten, Schwalmtal, Viersen
Kreis Warendorf
122.100
Zeitungsmonopol in Beckum, Beelen, Ennigerloh, Everswinkel,
Oelde, Ostbevern, Telgte
Wuppertal
356.400
Zeitungsmonopol
gesamt
4.827.000
3.870.000
Stand der Angaben zum Zeitungsmarkt: 2010; Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS)
77
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
39.
Drucksache 15/4047
Wir hat sich die Zeitungsvielfalt im Vergleich zu jener in anderen Bundesländern
entwickelt?
Bundesweit sinkt die Zeitungsdichte seit Jahrzehnten. Nach einer Langzeituntersuchung auf
Basis der Kreise und kreisfreien Städte gab es bereits 1976 Zeitungsmonopole in 156 Kreisen und kreisfreien Städten mit gut 20 Millionen Einwohnern. Das entsprach einem Bevölkerungsanteil von knapp einem Drittel. Bei der jüngsten vorliegenden Studie für das Jahr 2008
waren es 35 Millionen Einwohner (siehe dazu: Media Perspektiven 9/2009, S. 454 ff). Das
entspricht einem Bevölkerungsanteil von 42 Prozent. Seit 1997 (41 Prozent) ist der Studie
zufolge die Anzahl der monopolisierten Teilräume im Zeitungsmarkt kaum noch gestiegen.
Die Entwicklung des Marktes verlief allerdings anders. Sie ist statistisch nicht erkennbar, weil
sie von kommunalen Neugliederungen in einzelnen Bundesländern überdeckt wird, bei denen immer wieder größere Gebietskörperschaften entstehen. Die Zahl der Kreise nimmt mit
der Folge ab, dass Ein-Zeitungskreise mit anderen Kreisen zusammengelegt werden und
statistisch sich dadurch zum Teil eine scheinbare Verbesserung im Markt ergibt. Dass die
Kreisebene für die Messung der Zeitungsvielfalt nur bedingt aussagekräftig ist, ist seit langem bekannt (siehe dazu Pätzold, Ulrich/Röper, Horst: Neue Ansätze einer Pressekonzentrationsforschung. In: Media Perspektiven 2/1984, S. 98ff). Da auf Bundesebene aber keine
anderen Daten verfügbar sind, muss darauf zurückgegriffen werden, um einen Ländervergleich zu ermöglichen. Tabelle 39.1 zeigt, dass Nordrhein-Westfalen nach dieser Messung
mit einem Monopolisierungswert von 12 Prozent der Bevölkerung im Ländervergleich gut
abschneidet. Die Konzentration im Zeitungsmarkt ist in allen anderen Ländern mit Ausnahme
der Stadtstaaten Berlin und Hamburg deutlich stärker fortgeschritten. Der Vergleichswert für
das Bundesgebiet liegt bei 42 Prozent. Der Wert für Nordrhein-Westfalen liegt entsprechend
30 Prozentpunkte unter jenem für Deutschland. Bereits die vorangegangenen Studien hatten
ein ähnliches Bild gezeigt: Der Grad der Monopolisierung war in den meisten Bundesländern
jeweils weiter vorangeschritten als in Nordrhein-Westfalen.
78
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 39.1: Ein-Zeitungs-Kreise und Mehr-Zeitungs-Kreise 2008
Bundesland
Ein-Zeitungs-Kreise
Anzahl
Kreise
Mehr-Zeitungs-Kreise
Bevölker.
absolut
Bevölker. in
%
Anzahl
Kreise
Bevölker.
absolut
Bevölker. in
%
Baden-Württemberg
21
4.392,5
40,9
23
6.357,3
59,1
Bayern
59
6.475,7
51,7
37
6.044,6
48,3
-
-
-
-
3.416,3
100,0
Brandenburg
13
1.890,7
74,5
5
647,0
25,5
Bremen
1
115,3
17,4
1
547,8
82,6
Hamburg
-
-
-
-
1.770,6
100,0
Hessen
10
1.777,2
29,3
16
4.295,4
70,7
Mecklenburg-Vorp.
17
1.469,3
88,0
1
200,4
12,0
Niedersachsen
35
5.548,8
69,6
11
2.422,9
30,4
Nordrhein-Westfalen
9
2.201,9
12,2
45
15.794,7
87,8
Rheinland-Pfalz
27
2.981,3
73,7
9
1.064,3
26,3
Saarland
5
699,8
67,5
1
336,8
32,5
Sachsen
9
2.703,5
64,0
4
1.516,7
36,0
Sachsen-Anhalt
10
1.727,3
71,6
4
685,2
28,4
Schleswig-Holstein
11
1.874,6
66,1
4
962,8
33,9
Thüringen
12
1.076,9
47,0
11
1.212,3
53,0
Gesamt 2008
239
34.934,8
42,4
174
47.283,0
57,6
Gesamt 2006
261
35.007,5
42,5
178
47.430,5
57,5
Gesamt 2004
256
34.808,1
42,1
183
47.728,6
57,9
Gesamt 1976
156
20.108,4
32,7
187
61.405,2
67,3
Berlin
Quelle: Media Perspektiven 9/2009, S. 479ff
Tatsächlich liegt der Monopolisierungsgrad in Nordrhein-Westfalen aber deutlich höher. Dies
zeigt sich, wenn der Zeitungsmarkt nicht auf der Ebene der Kreise, sondern auf der Ebene
der Gemeinden untersucht wird. Bei den vorliegenden Antworten wird auf dieser Ebene der
Zeitungsmarkt in NRW dokumentiert und analysiert. Dazu wird die IVW-Verbreitungsanalyse
mit den Auflagenzahlen für das 1. Quartal 2010 genutzt (siehe Informationsgemeinschaft zur
Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW): Verbreitungsanalyse Tageszeitungen 2010. Berlin 2011). Aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Bei den Strukturdaten zur Zeitungsbranche wird der aktuelle Stand von Mitte 2011 berücksichtigt.
Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Monopolisierung im Zeitungsmarkt NRW seit
2008 stark gestiegen ist. Der Anteil der in Monopolgebieten lebenden Bevölkerung kletterte
von 23,5 Prozent in 2008 auf 26,8 Prozent in 2010. Knapp 5 Millionen Einwohner haben inzwischen keine Auswahl mehr bei der Zeitungslektüre mit lokaler Berichterstattung. Das
Gros der Einwohner, rund 10 Millionen, kann noch zwischen zwei Titeln wählen (2008: 10,6
Millionen), knapp 3 Millionen zwischen drei Zeitungen (2008: 3,2 Millionen). Wettbewerbsgebiete mit vier Zeitungen existieren praktisch nicht mehr. Die Angebotsmonopole betreffen
inzwischen 133 Gemeinden und kreisfreie Städte. In 2008 waren es noch zehn (siehe dazu
ausführlicher die Antwort zu Frage 34.)
79
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
40.
Drucksache 15/4047
Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, die Lokalredaktionen in NRW
zu unterstützen und den Markt zu stabilisieren?
Die Landesregierung hat eine Studie in Auftrag gegeben, die die aktuellen Bedingungen für
den Lokaljournalismus in Nordrhein-Westfalen untersuchen wird. Die Ergebnisse der Studie
werden Ende Juni 2012 vorliegen. (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 61). Neben der
Beauftragung des wissenschaftlichen Gutachtens unterstützt die Landesregierung zudem die
„Initiative Lokaljournalismus in Nordrhein-Westfalen“ an der Technischen Universität Dortmund, die Weiterbildungsmaßnahmen für Lokaljournalistinnen und -journalisten plant und
durchführt. (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 52)
41.
Wie verhält sich die Redaktionsgröße im Verhältnis zur Höhe der lokalen Auflage
in NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern?
Zu dieser Fragen sind der Landesregierung weder Daten zu Nordrhein-Westfalen noch zu
anderen Bundesländern bekannt. Die Landesregierung hat allerdings vorgesehen, diese
Frage im Rahmen der Studie zum Lokaljournalismus (siehe Antwort zu Frage 40) untersuchen zu lassen.
42.
Welche redaktionellen Mindestumfänge besitzen Zeitungen in NRW und wie gestaltet sich hierbei das Verhältnis von Mantelteil zum Lokalteil?
Auf der Basis der Ergebnisse einer quantitativen Vermessung der Hauptausgaben an den
beiden Stichtagen im November 2011 (siehe dazu die Antwort zu Frage 25) ergibt sich ein
durchschnittlicher Umfang für den redaktionellen Teil von 24,9 Seiten (9.11.2011) beziehungsweise 25,3 Seiten (10.11.2011). Davon gingen 9,9 beziehungsweise 9,6 Seiten auf
das Konto des Lokalteils. Die Lokalteile hatten entsprechend einen Anteil von gut 28 Prozent
am Gesamtumfang oder 38 Prozent am redaktionellen Umfang der Zeitungen.
Der redaktionelle Umfang der Lokalteile der einzelnen Titel weist eine erhebliche Spannweite
auf. Den geringsten Umfang hatten mit 4,5 Seiten der Remscheider General-Anzeiger und
mit 4,75 Seiten der General-Anzeiger in Bonn (jeweils am 9.11.2011). Den absolut größten
Umfang hatte die lokale Berichterstattung der Münsterländischen Volkszeitung in Rheine mit
16,5 beziehungsweise 12,5 Seiten. Gleichfalls umfangreiche Lokalteile wiesen der Soester
Anzeiger (14,5 beziehungsweise 15,5 Seiten), die Lippische Landes-Zeitung (13,3 beziehungsweise 13,5) und die Lüdenscheider Nachrichten (12,8 beziehungsweise 13,3) auf.
Auch die Umfänge der redaktionellen Hauptteile schwanken stark. Den größten Umfang
weist die Recklinghäuser Zeitung mit 19,3 beziehungsweise 20,3 Seiten auf. Ein großes Angebot unterbreiten auch der General-Anzeiger in Bonn mit 17,5 beziehungsweise 20,8 Seiten, die Kölnische Rundschau mit 18,5 beziehungsweise 18,8 oder die Westfälische Rundschau mit 19,0 beziehungsweise 17,3 sowie die Westdeutsche Allgemeine mit jeweils 18,0
Seiten aus. Eine geringe überregionale Berichterstattung boten das Haller Kreisblatt (10,5
beziehungsweise 10,0 Seiten), die Lippische Landes-Zeitung (12,0 beziehungsweise 10,0),
das Mindener Tageblatt (he 11,0), die Neue Westfälische (11,5 beziehungsweise 10,0).
Der redaktionelle Umfang des Hauptteils (13,9 beziehungsweise 14,5 Seiten) ist um knapp
die Hälfte umfangreicher als der durchschnittliche Lokalteil (9,9 beziehungsweise 9,6 Seiten).
80
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43.
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Wie beurteilt die Landesregierung diese Sachverhalte?
Wer Vielfalt anstrebt, wird auch ein sehr unterschiedliches, ein sehr vielgestaltiges Erscheinungsbild des Zeitungsmarktes begrüßen. Dazu gehört auch die unterschiedliche Gewichtung einzelner Ressorts, die sich unter anderem in den Umfängen der einzelnen Zeitungsteile widerspiegelt. Bei lokalen und regionalen Abonnementzeitungen hat naturgemäß die lokale Berichterstattung ein besonderes Gewicht. Die Analyse der aktuellen Zeitungsausgaben
zeigt, dass das relative Gewicht der lokalen Berichterstattung gemessen am Umfang gegenüber den Hauptteilen der Zeitungen gewachsen ist.
Es ist nicht Aufgabe der Landesregierung, diesen Sachverhalt zu beurteilen. Die Zuweisung
von Umfängen an einzelne Ressorts und die damit verbundene Gewichtung ist Teil von Verlagsstrategien und gehört zur Gestaltungsfreiheit der Unternehmen.
44.
Wie viele Fernsehsender mit lokalen Programminhalten haben seit 2008 in Nordrhein-Westfalen eine Lizenz beantragt und wie wurde in diesen Fällen entschieden?
Nach Angaben der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) hat die Medienkommission der LfM zuletzt 2008 über neue Zulassungen für lokales und regionales Fernsehen in Nordrhein-Westfalen entschieden. Dabei erhielten folgende Gesellschaften eine Lizenz für ein regionales Vollprogramm für je zehn Jahre:

TV Aachen GmbH & Co KG i.Gr. für TV.Aachen,

center.tv Heimatfernsehen Aachen GmbH für center.tv Region Aachen,

CityVision GmbH & Co KG für CityVision, das Stadtfernsehen,

center.tv Heimatfernsehen Niederrhein GmbH für center.tv Region Niederrhein,

WestEins TV GbR für West1,

MSL-TV GmbH i.G. für MSL-TV,

TV.Dortmund GmbH & Co KG i.Gr. für TV.Dortmund.
Bereits im Oktober 2007 hatte die LfM-Medienkommission TV.Münster eine Lizenz zugesprochen.
Von den oben genannten Programmen senden bislang nur center.tv Aachen und CityVision
in der Region Mönchengladbach.
Die Anträge für TV.Dortmund und TV.Münster wurden von der Ruhr-Nachrichten Verlag &
Co KG gestellt. Zu den Gesellschaftern von TV Aachen zählen die Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH (Rheinische Post) und der Zeitungsverlag Aachen GmbH (Aachener
Nachrichten/Aachener Zeitung). Für West 1 erhielt die WAZ-Gruppe eine Lizenz. Als Veranstalter von MSL-TV bekam die Aschendorff Medien GmbH & Co KG in Münster (Westfälische Nachrichten) eine Zulassung. Das Unternehmen hatte außerdem auch einen Zulassungsantrag für die Ruhr-Lippe TV-GmbH i. Gr. gestellt, die ein Verbreitungsgebiet mit den
Städten Hagen und Hamm sowie Teile des Ennepe-Ruhr Kreises, des Kreises Unna und des
Märkischen Kreises versorgen sollte.
Bereits vor 2008 waren erstmals Zulassungen für center.tv Köln und center.tv Düsseldorf
(2005), wm.tv (2005/Westmünsterland), Studio 47 (2005/Duisburg) und center.tv Heimatfernsehen Ruhr (2007/Ruhrgebiet) erteilt worden.
81
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
45.
Drucksache 15/4047
An welchen Fernsehsendern in Nordrhein-Westfalen mit lokalen Programminhalten sind Zeitungsverlage beteiligt und wie hoch ist der jeweilige Anteil?
Zurzeit werden in Nordrhein-Westfalen insgesamt sechs lokale oder regionale TVProgramme ausgestrahlt sowie das landesweit im Kabelnetz zu empfangende Programm
NRW.TV. Nur an den Programmen center.tv Heimatfernsehen Ruhr und wm.tv sind keine
Zeitungsverlage beteiligt.
Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die Höhe der einzelnen Beteiligungen:
Tab. 45.1: Eigner lokaler und regionaler TV-Programme in Nordrhein-Westfalen
Programm
Eigner
 Programme mit Verlagsbeteiligung
center.tv Heimatfernsehen Köln
GmbH
74,0%
M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen
Zeitung GmbH & Co KG
(center.tv Köln und center.tv
Aachen)
24,4%
H. Neusser Besitz- und Verwaltungs GmbH & Co KG
center.tv Heimatfernsehen Düsseldorf GmbH & Co KG
100%
Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH
City Vision GmbH & Co KG, Mönchengladbach
60,0%
Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH
40,0%
Thomas Manglitz
Studio 47 Stadtfernsehen Duisburg
GmbH & Co KG
30,0%
Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH
1,6%
Rechtsanwalt Gert Dittert
18,79% Jörg Zeiler
17,07% Sascha Devigne
17,07% Stephan Wesche
17,07% Jürgen Schardt
 Programme ohne Verlagsbeteiligung
center.tv Heimatfernsehen Ruhr
AG, Bochum
100%
center.tv Holding AG, Köln
wm.tv GmbH & Co KG, Bocholt
100%
WM Group GmbH
 landesweites Regionalprogramm
NRW TV Fernsehen aus NordrheinWestfalen GmbH & Co KG, Düsseldorf
37,55% Kuhlo Holding GmbH
37,55% Ralf G. Neumann
24,90% WAZ Mediengruppe
Während der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg (Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express) an den Lokalprogrammen center.tv Köln und center.tv Aachen beteiligt ist,
gehört die Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft (Rheinische Post) bei drei lokal ausgerichteten TV-Programmen zu den Gesellschaftern, und zwar bei center.tv Düsseldorf, bei
City Vision in der Region Mönchengladbach und bei Studio 47 Stadtfernsehen in Duisburg.
Die center.tv Heimatfernsehen Köln GmbH hat bei der Landesanstalt für Medien NordrheinWestfalen (LfM) eine geplante Änderung der Beteiligungsverhältnisse angezeigt, über die die
Medienkommission der LfM in ihrer nächsten Sitzung entscheiden wird. Im Falle der Umsetzung würde die Mediengruppe M. DuMont Schauberg GmbH & Co KG künftig einen Kapitalund Stimmrechtsanteil in Höhe von 90 Prozent und die H. Neusser Besitz- und Verwaltungs82
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Drucksache 15/4047
gesellschaft mbH & Co KG ein Kapital- und Stimmrechtsanteil in Höhe von 10 Prozent halten.
Alleingesellschafterin der center.tv Holding AG ist die Zalbertus New Media GmbH, deren
Alleingesellschafter wiederum André Zalbertus ist. Die WM Group GmbH, die im Westmünsterland den Veranstalter von wm.tv besitzt, gehört der Bocholter Familie Löhr.
46.
Wie beurteilt die Landesregierung die publizistische Vielfalt im lokalen Fernsehen in den Städten und Regionen Nordrhein-Westfalens?
Nach Angaben der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) liegen noch keine
aktuellen Ergebnisse von Studien zur publizistischen Vielfalt innerhalb lokaler oder regionaler
TV-Programme in Nordrhein-Westfalen vor.
VI.
Redaktionelle Kooperationen
47.
Sind der Landesregierung Kooperationen von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und Zeitungsverlagen bekannt und welche Erfahrungswerte gibt es
hierzu aus anderen Bundesländern?
Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) startete im Juni 2008 als erste öffentlich-rechtliche
Rundfunkanstalt in Deutschland eine Onlinekooperation mit einem Zeitungsverlag. Die Zusammenarbeit bestand darin, gegen Entgelt öffentlich-rechtliche TV-Beiträge für das Internetportal der WAZ-Gruppe, www.derwesten.de, zur Verfügung zu stellen. Die Kooperation
war im Juni 2007 von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) im Rahmen des Medienforum NRW angeregt worden. Im März 2008 hatten die ARD-Intendanten Eckpunkte für eine
entsprechende Zusammenarbeit mit den Verlagen beschlossen, die festlegten, dass die Kooperationen zunächst zeitlich begrenzt und „generell rückholbar“ sein müssten. Ab Juni 2008
übernahm daraufhin die WAZ-Internetplattform regelmäßig einzelne TV-Beiträge vom Westdeutschen Rundfunk.
Bis der WDR die Kooperation im Juli 2011 beendete, bot er über seine Tochtergesellschaft
WDR Mediagroup der WAZ-Gruppe täglich neun regionale TV-Beiträge an, aus denen die
Redaktion von www.derwesten.de jeweils einzelne oder alle auswählen konnte. Dabei handelte es sich nach Angaben des WDR um ein Lizenzgeschäft zu marktüblichen Preisen. Der
Preis für die Lizenzierung der TV-Beiträge liege „fast doppelt so hoch wie die Preise eines
kommerziellen Anbieters, der zurzeit auf dem Markt ist“, erklärte WDR-Intendantin Monika
Piel bei der Vorstellung des Projektes im März 2008. Die Tarife seien aber nicht so hoch,
„dass es sich kleinere Verlage nicht leisten könnten“. Genauere Angaben wurden nicht gemacht. Es folgten jedoch keine weiteren Kooperationen mit anderen Zeitungshäusern.
Bei der Einbettung der öffentlich-rechtlichen Inhalte in das Onlineangebot der WAZ-Gruppe
wurden die öffentlich-rechtlichen Beiträge, die aus den Regionalmagazinen stammten, durch
das WDR-Logo gekennzeichnet. Die Redaktion von www.derwesten.de durfte weder Veränderungen vornehmen noch WDR-Videodateien mit Werbung versehen. Die WAZ Gruppe
musste sich verpflichten, das unmittelbare Umfeld der gezeigten TV-Beiträge so zu gestalten, dass Werbung klar von den WDR-Bildern getrennt wurde.
Nach Angaben von Christian Nienhaus, einem der Geschäftsführer der WAZ-Gruppe, war
bei der Übernahme von WDR-Beiträgen für das Onlineportal www.derwesten.de zuletzt eine
83
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„rückläufige Tendenz“ festzustellen. Das Volumen habe schließlich mehrere hundert Beiträge
pro Jahr betragen. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte Nienhaus, die WDR-Videobeiträge seien „kaum geklickt“ worden. WDR-Intendantin Piel erklärte
bei einem Interview mit dem Medium Magazin, die WAZ habe in den „letzten anderthalb Jahren (…) immer weniger Videos übernommen“.
Einzig verbliebenes Online-Kooperationsmodell in Nordrhein-Westfalen ist die im September
2009 vereinbarte und gestartete Zusammenarbeit zwischen dem ZDF und der WAZ-Gruppe.
Entsprechende Videobeiträge stammen aus dem Vertriebsangebot von ZDF Enterprises und
werden zu Themen wie Reise, Medizin, Wissen, High Tech, Geschichte, Gesundheit und
Entertainment angeboten. Pro Jahr produziert das ZDF-Tochterunternehmen mehr als 400
Videobeiträge, die zwischen 1,5 und 5 Minuten lang sind. Dafür zahlt die WAZ-Gruppe zu
„marktüblichen Konditionen“. Einen ähnlichen Vertrag hat das ZDF auch mit der Zeit Online
GmbH geschlossen, die das Internetangebot der Wochenzeitung Die Zeit erstellt. Dort sind
seit Juni 2008 auch die Kurznachrichten „heute 100 sec“ zu sehen.
Die WAZ-Gruppe kooperiert seit Februar 2009 in Thüringen auch mit dem Mitteldeutschen
Rundfunk (MDR). Dort übernehmen die Thüringer Allgemeine, die Thüringische Landeszeitung und die Ostthüringer Zeitung (Zeitungsgruppe Thüringen) für ihre Onlineangebote täglich drei oder vier MDR-Beiträge aus dem „Thüringen Journal“ des MDR, der außerdem auch
Videos der regionalen Sportsendungen und der Sendung Deutschland und die Welt anbietet.
Hinzu kommen Links zu „mdr aktuell“ sowie zu den Hörfunkprogrammen MDR 1 Radio Thüringen sowie „mdr info“. Die Präsentation der Videos erfolgt werbefrei und zu „marktüblichen
Preisen“. Der MDR wickelt die Kooperation über die Telepool GmbH ab. An diesem Vermarktungs- und Filmhandelsunternehmen sind außer dem MDR auch der Bayerische Rundfunk, der Südwestrundfunk und die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft beteiligt.
Seit Februar 2010 kooperiert der MDR auch mit der Leipziger Volkszeitung und den Dresdner Neuesten Nachrichten, die mehrheitlich zur Verlagsgruppe Madsack gehören, sowie seit
März 2010 mit der Sächsischen Zeitung. Die Onlineredaktionen der Zeitungen übernehmen
Beiträge, die zuvor im Sachsenspiegel, bei Sport im Osten oder MDR aktuell gezeigt wurden.
Die Nachverwertung des MDR-Materials erfolgt zu „marktüblichen Konditionen“, wobei als
Gegenleistung von den Zeitungen auch Anzeigenflächen zur Verfügung gestellt werden können.
Während WDR, ZDF und MDR ihre Beiträge im Rahmen von Onlinekooperationen mit Zeitungsverlagen nur gegen Entgelt oder entsprechende Werbeflächen vermarkten beziehungsweise vermarktet haben, bieten andere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten TVVideos auch gratis an. Dies gilt zum Beispiel für den Bayerischen Rundfunk (BR), der mit
dem Nordbayerischen Kurier im Juli 2010 eine journalistische Zusammenarbeit und gemeinsame Nutzung von technischen Infrastrukturen vereinbarte. Dabei handelt es sich nicht um
ein finanzielles Verwertungsgeschäft. Über die Homepage www.nordbayerischer-kurier.de
können außer den Rundschau News (100-Sekunden-Ausgabe der BR-Nachrichtensendung)
auch der Wetter- und Verkehrsservice des Bayerischen Rundfunks abgerufen werden. Eine
Onlinekooperation mit dem Münchner Merkur hat der Bayerische Rundfunk im Juli 2009
nach zwölf Monaten beendet.
Der Hessische Rundfunk (HR) startete Ende Mai 2008 eine Onlinekooperation mit der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) in Kassel. Seitdem kann die Zeitung regionale
HR-Beiträge verlinken und der Hessische Rundfunk erhält im Gegenzug Zugriff auf Videomaterial, das HNA-Reporter gedreht haben. Auf eine finanzielle Verwertung verzichten auch
der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), der seit Februar 2010 regionale TV-Berichte dem
Berliner Tagesspiegel zur Verfügung stellt, und der Saarländische Rundfunk, der seit No84
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vember 2009 mit der Saarbrücker Zeitung und seit dem 1. Juli 2010 mit dem saarländischen
Anzeigenblatt Wochenspiegel kooperiert.
Beim Südwestrundfunk (SWR) haben Anfang 2011 der Südkurier, die Badische Zeitung und
die Südwest-Presse die in den beiden Vorjahren begonnenen Onlinekooperationen gekündigt, so dass zurzeit nur noch die Rhein-Neckar-Zeitung Video-Beiträge von den SWRRegionalmagazinen „Landesschau“ und „Baden-Württemberg aktuell“ übernimmt.
Die Motive für die Kooperationen liegen in der Regel im Bereich erwünschter Reichweitengewinne: So hoffen öffentlich-rechtliche TV-Programmanbieter, im Internet neue Zielgruppen
zu erschließen, wenn ihre TV-Beitrage auch über fremde Plattformen Verbreitung finden.
Aus Sicht der Zeitungsverlage ist es wichtig, ihre Onlineangebote mit Bewegtbildern anzureichern und so für ihre Nutzerinnen und Nutzer attraktiver zu machen. Allerdings bemühen
sich die meisten Zeitungshäuser inzwischen darum, parallel auch eigene Videoreporter einzusetzen.
Die Onlinekooperationen zwischen Zeitungsverlagen und öffentlich-rechtlichen TVVeranstaltern werden seit etwa einem Jahr zunehmend dadurch belastet, dass viele Zeitungsverlage in öffentlich-rechtlichen Angeboten wie der Tagesschau-App eine nicht zulässige Konkurrenz sehen und deshalb bemüht scheinen, sich bewusst von öffentlich-rechtlichen
Wettbewerbern abzugrenzen.
48.
Haben seit 2008 redaktionelle oder in darüber hinausgehenden Tätigkeitsfeldern
Kooperationen zwischen Zeitungsverlagen zugenommen? Wenn ja, welche?
In den letzten zehn Jahren sind redaktionelle Kooperationen erheblich ausgebaut worden.
Dies gilt für die Zeitungsbranche bundesweit und ist Teil von Maßnahmenpaketen, die alle
Verlage im Zuge der ab 2001 gesunkenen Werbeeinnahmen durchgeführt haben. Die Redaktion ist an den Kosten eines Zeitungsverlags zwar durchschnittlich nur mit rund 25 Prozent beteiligt, nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV)
waren es 2010 25,9 Prozent (siehe BDZV: Zeitungen 2011/12, Berlin 2011, hier S. 98). Dennoch sind die Redaktionen in die fortwährenden Bemühungen der Verlage zur Kostensenkung einbezogen. Dies gilt für alle Bereiche der redaktionellen Produktion, also für die klassischen Ressorts wie für die Lokalredaktionen, für Redaktionen von Themenseiten und Beilagen, für Korrespondenten und Fotografen und letztlich auch für den Bereich von Zulieferungen durch Externe, freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis hin zu den Nachrichtenagenturen.
Sehr weitgehend sind die Reorganisationen, die in den letzten Jahren innerhalb des WAZKonzerns durchgeführt worden sind. In Essen ist unter der Leitung der WAZ-Chefredaktion
eine Zentralredaktion aufgebaut worden, welche die NRW-Titel der WAZ-Gruppe beliefert.
Die früheren Mantelredaktionen der einzelnen Titel wurden personell deutlich reduziert und
zu so genannten Titelredaktionen umgebaut, die heute im Wesentlichen auf der Basis der
Zulieferungen der Zentralredaktion die einzelnen Seiten produzieren. In diese Kooperation
waren zunächst die drei Zeitungen WAZ, NRZ und WR eingebunden. In diesem Jahr ist auch
die Westfalenpost (WP) gefolgt. Der Eingliederungsprozess der WP ist noch nicht abgeschlossen. Mit diesen Maßnahmen wurde das so genannte WAZ-Modell aufgegeben, dass
innerhalb einer Verlagsgruppe weitgehende Kopperationen auf allen Ebenen bei redaktioneller Unabhängigkeit der Einzeltitel vorsah. Schon in den Jahren zuvor wurden zentral in Essen Beilagen und nicht tagesaktuelle Themenseiten für alle vier Zeitungen erstellt. Inzwischen werden zentral in Essen auch tagesaktuelle Seiten produziert, die in mehreren Titeln
erscheinen. So sind etwa die Medienseiten in der WAZ und in der WR identisch.
85
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Drucksache 15/4047
Auf lokaler Ebene hatte es derartige titelübergreifende Kopperationen innerhalb der WAZGruppe auch schon vorher gegeben. Sie bestanden insbesondere darin, dass an Standorten
mit zwei Zeitungen aus der WAZ-Gruppe die eine Zeitung Teile der redaktionellen Produktion der anderen Zeitung übernahm, so etwa bei der Stadtteilberichterstattung (zum Beispiel
identisch bei NRW und WAZ in Duisburg) und dem Lokalsport (zum Beispiel zeitweilig WR
und WAZ in Dortmund). Schon vor Jahren ist diese Kooperation dergestalt weiter entwickelt
worden, dass die am Markt nachrangige Lokalredaktion personell stark ausgedünnt wurde,
und eine Restredaktion basierend auf dem redaktionellen Material der Nachbarredaktion
einen in Teilen eigenen Lokalteil produzierte (so zum Beispiel die WAZ in Dortmund mit dem
Material der WR). Dieses, WAZ-intern als Branding bezeichnete Verfahren, ist im Rahmen
der umfangreichen Reorganisation in 2009 auch in Südwestfalen übernommen worden. Für
die WR produzieren Restredaktionen in Arnsberg und in Hagen-Hohenlimburg auf der Basis
des Materials der WP eigene Ausgaben. An anderen Standorten werden den Leserinnen und
Lesern zwar zwei Zeitungen angeboten, die aber beide mit identischem Lokalteil erscheinen.
Dort sind aus Kostengründen also selbst kleine Eigenständigkeiten auf der Basis umfangreicher redaktioneller Kooperationen nicht gegeben.
In Aachen ist die Kooperation der beiden in einem Verlag erscheinenden Titel Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten stark ausgeprägt. Seit 2003 gibt es nur noch eine Chefredaktion für beide Zeitungen. Die Aachener Nachrichten produzieren in der Regel nur noch
die ersten vier Seiten des Mantelteils selbst, alle übrigen Seiten werden von der Redaktion
der Aachener Zeitung übernommen. An den meisten Standorten der weitgehend deckungsgleichen Verbreitungsgebiete sind seitdem auch die Lokalteile identisch. Unterschiedliche
Lokalteile gibt es nur noch für die Städte Aachen, Düren und Alsdorf.
Im September 2010 hat die Kölnische Rundschau die eigene Hauptredaktion aufgegeben
und bezieht seitdem die überregionale Berichterstattung vom General-Anzeiger in Bonn.
Gerade im Hinblick auf die In- und Auslandskorrespondenten sind bei vielen Verlagen in den
letzten Jahren die Organisationsstrukturen verändert worden. Diese Veränderungen gehen
oft über die Grenzen der nordrhein-westfälischen Verlage hinaus. So hat beispielsweise der
WAZ-Konzern in Brüssel einen stattlichen Korrespondentenpool aufgebaut, der unter Anderem auch die Titel des Konzerns in Nordrhein-Westfalen beliefert. Ähnlich sind die Parlamentskorrespondenten in Berlin zusammengefasst worden. Auch deren Material steht nun
allen Redaktionen zur Verfügung. Der Verlag des Kölner Stadt-Anzeigers ist genau wie andere Verlage (Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau, Mitteldeutsche Zeitung) der Gruppe
M. DuMont Schauberg mit einem Viertel der Anteile an der DuMont Redaktionsgemeinschaft
GmbH in Berlin beteiligt, in der die zuvor titelbezogen arbeitenden Korrespondenten zusammengefasst worden sind.
Online
Intensiver ausgeprägt als für die Zeitungen sind redaktionelle Kooperationen für Internetportale. Ganz generell kooperieren dabei zunächst die Redaktionen aus derselben Verlagsgruppe. Über Verlagsgrenzen hinweg bestehen vielfach Kooperationen, die jenen bei den
Tageszeitungen folgen, indem Redaktionen aus einer Zeitungsgruppe jeweils mit der Hauptredaktion dieser Zeitungsgruppe zusammenarbeiten. Die Kooperationsformen sind vielgestaltig. Beispielsweise sind bei der Verlagsgruppe Ippen die Onlineportale www.soesteranzeiger.de; www.wa-online.de (Westfälischer Anzeiger) und www.come-on.de (Lüdenscheider Nachrichten) formal und inhaltlich identisch. Nur die Lokalberichte sind jeweils unterschiedlich. Die Impressa weisen dennoch die drei Zeitungsverlage aus. Ähnlich arbeiten
die Verlage im Münsterland zusammen, ohne dass dies in den Impressa ausgewiesen wird.
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Noch weiter gehende Kooperationsstrukturen betreibt der WAZ-Konzern, der für seine fünf
Zeitungen in NRW das gemeinsame Portal www.derwesten.de produziert. Ende 2011 sollen
daneben auch wieder titelbezogene Portale angeboten werden wie www.waz.de.
Manche Verlage organisieren ihr Internetportal vollkommen eigenständig, bieten ausschließlich Lokalnachrichten, verzichten entsprechend auf überregionale Nachrichten, die sie ja
auch für die Zeitung nicht selbst erstellen. So handhaben es etwa die Verlage des Haller
Kreisblatts (www.haller-kreisblatt.de) und der Lippischen Landes-Zeitung (www.lz.de). Der
Remscheider General-Anzeiger gestaltet sein Portal www.rga-online.de eigenständig und
bietet auf der Basis von dpa-Material auch überregionale Nachrichten, verzichtet also im
Internet auf die Zulieferungen der Westdeutschen Zeitung, von der er den Zeitungsmantel
bezieht. Ähnlich agiert auch der zweite Kooperationspartner der WZ. Das Solinger Tageblatt
stellt in sein Portal zudem eigene Videoberichte ein.
Unterschiedlich sind die Quellen für Videoberichte in Internetportalen. Nach Untersuchungen
des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverlage (BDZV) stellen inzwischen die meisten Verlage (59 Prozent) Videoberichte selbst her. Dazu gehören in Nordrhein-Westfalen auch die
Verlage kleinerer Zeitungen (zum Beispiel Solinger Tageblatt, Bocholter-Borkener Volksblatt). Der WAZ-Konzern hat zeitweilig für www.derwesten.de aktuelle Videoberichte gegen
Bezahlung vom WDR übernommen. Diese Kooperation ist beendet worden. In anderen Bundesländern bestehen solche Kooperationen zwischen Zeitungsverlagen und öffentlichrechtlichen Anstalten weiterhin. Ein wichtiger Zulieferer für Zeitungsverlage ist inzwischen die
OMS-Online Marketing Service GmbH & Co KG in Düsseldorf, ein Gemeinschaftsunternehmen von Verlagen, das einst für die Werbevermarktung von Onlineportalen gegründet worden war. Rund ein Drittel der Verlage bezieht der BDZV-Untersuchung zufolge Bildmaterial
von externen Zulieferern.
Noch größer als für redaktionelle Inhalte sind Kooperationen im Anzeigenbereich, so etwa
über das Gemeinschaftsunternehmen Kalaydo GmbH & Co KG in Köln der Zeitungen Kölner
Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und Express, Rheinische Post, Westdeutsche Zeitung, Solinger Tageblatt und Remscheider General-Anzeiger, Genral-Anzeiger, Bonn,
Aachener Nachrichten und Aachener Zeitung sowie der Rhein-Zeitung in Rheinland-Pfalz.
Reisebeilagen
Über die Zeitungsgruppen hinaus gibt es bundesweit eine großflächige Vernetzung bei der
Produktion von Beilagen für die Wochenendausgaben. Mit diesen Verbundlösungen und den
damit verbundenen hohen Gesamtauflagen können die Zeitungshäuser der Reisebranche
und ihren Insertionen eine hohe Attraktivität bieten. Anders als bei den Anzeigenkombinationen, bei denen den Kunden nur ein Service für großflächige Anzeigenbelegungen in unterschiedlichen Produkten geboten wird, geht es bei den Reisebeilagen um ein einheitliches
Produkt. Der Anzeigenkunde kennt entsprechend genau das redaktionelle Umfeld, in dem
seine Anzeige erscheint. Einer der Verbundpartner erstellt das Produkt auch redaktionell.
Diese Verbundlösungen bestehen schon seit vielen Jahren, sind insbesondere dann stabil,
wenn es sich um Partner aus denselben Verlags- bzw. Zeitungsgruppen handelt. Geht die
Kooperation über diese Grenzen hinaus sind die Gruppen und ihre Zusammensetzung weniger stabil. Einzelne Verlage scheren aus, schließen sich anderen Gruppen an oder bilden
zusammen mit anderen Unternehmen neue Gruppen.
87
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NRW-Zeitungen sind an folgenden Produkten beteiligt:

Das ReiseJournal wird den fünf Titeln der WAZ-Gruppe beigefügt.

HNA ReiseZeit: Die HNA Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung in Kassel
produziert das Produkt, das mit über 1,3 Millionen Exemplaren in Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erscheint. Die HNA gehört zur Ippen-Gruppe. Daher ist es nicht überraschend dass die NRW-Titel der Ippen-Gruppe in die Kooperation einbezogen sind: Dies gilt für:

o
Westfälischer Anzeiger, Hamm
o
Soester Anzeiger
o
Lüdenscheider Nachrichten
o
Der Patriot, Lippstadt
o
Neue Westfälische, Bielefeld
o
Haller Kreisblatt
o
Lippische Landes-Zeitung, Detmold
o
Mindener Tageblatt.
Das Reisemagazin: Das Magazin erreicht eine Auflage von knapp 300.000 Exemplaren. Trägerobjekte sind:
o
Ruhr Nachrichten (inkl. Münstersche Zeitung)
o
Emsdettener Volkszeitung
o
Recklinghäuser Zeitung
o
Hellweger Anzeiger, Unna.
Themenseiten
Unter Themenseiten werden Produkte verstanden, die nicht tagsaktuell berichten, sondern
insbesondere für bestimmte Anzeigen ein attraktives Redaktionsumfeld darstellen. Bei einigen Verlagen erscheinen solche Seite (Bauen, Wohnen, Auto etc.) an bestimmten Wochentagen. Andere Seiten dieser Art werden als Füllmaterial genutzt und je nach Bedarf in den
einzelnen Ausgaben präsentiert. Beispielsweise werden derartige Seiten bei der WAZGruppe zentral in Essen für alle fünf Zeitungen in Nordrhein-Westfalen produziert.
Auch im Bereich der Lokalredaktionen gibt es sehr unterschiedliche Kooperationsformen
zwischen Verlagen. Solche Kooperationen werden häufig schon seit Jahren praktiziert, aber
immer wieder erweitert und neu ausgerichtet. Einige Beispiele:

88
Die beiden verflochtenen Verlage von Ruhr Nachrichten und Recklinghäuser Zeitung erscheinen in unterschiedlichen Teilen des Kreises Recklinghausen. Für die
Kreisberichterstattung, bei der Recklinghäuser Zeitung „Aus der Region“ und bei
den Ruhr Nachrichten „Kreis Recklinghausen“, wird eng kooperiert. Die einzelnen
Lokalredaktionen liefern für die Kreisseite zu. Berichte und Fotos sind in beiden
Zeitungen weitgehend identisch, werden aber jeweils mit einer eigenständigen
Seitengestaltung präsentiert. Ähnlich wird bei den Seiten „Sport in der Region“
beziehungsweise „Sport aus dem Kreis“ verfahren.
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49.
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
Auch die gleichfalls verflochtenen Zeitungen Westfälischer Anzeiger und Soester
Anzeiger kooperieren. Der Soester Anzeiger übernimmt zum einen den Mantelteil
aus Hamm und liefert dem Westfälischen Anzeiger die lokale Berichterstattung
(eine Seite) über die Gemeinde Welver, wo sich die Verbreitungsgebiete der beiden Titel überschneiden.

Über die Verlagsgrenzen hinaus arbeitet der Soester Anzeiger auch mit der
Nachbarzeitung Der Patriot in Lippstadt zusammen. Die Lippstädter übernehmen
je eine Seite über Soest und über Rüthen und liefern dafür die Berichterstattung
über Lippstadt. Die jeweiligen Seiten passen sich nahtlos in die Lokalteile ein, weil
das Layout bis hin zur Farbgebung vereinheitlicht worden ist.

Im Märkischen Kreis wird eine ähnliche Kooperation zwischen der Lokalzeitung
Süderländer Tageblatt und den Lüdenscheider Nachrichten praktiziert. Das Lokalblatt wird in Plettenberg und Herscheid vertrieben. In Herscheid überlappen
sich die Verbreitungsgebiete der beiden Zeitungen. Die Lüdenscheider übernehmen vom Tageblatt die Berichterstattung über Herscheid. Zudem bestehen redaktionelle Kooperationen für den Lokalsport.
Wie beurteilt die Landesregierung diese Kooperationen?
Kooperationsentscheidungen sind zunächst betriebswirtschaftliche Entscheidungen der jeweiligen Verlagsleitungen. Wenn Verlage in wirtschaftlich schwierigen Zeiten über Kooperationen Kostenvorteile erzielen, ist das positiv zu bewerten. Das gilt im Grundsatz auch für
Entscheidungen zu Kooperationen im redaktionellen Bereich. Nur wenn die Vielfalt des journalistischen Angebots eingeschränkt wird, kollidieren betriebswirtschaftliche Interessen und
das öffentliche Interesse an einem vielfältigen Medienangebot.
Aus Sicht der Landesregierung liegt ein solcher Interessengegensatz nicht vor, wenn disloziert agierende Verlage beispielsweise beim Einsatz von Korrespondenten kooperieren, wie
dies etwa innerhalb der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg praktiziert wird. Wenn redaktionelle Kooperationen allerdings zur Vereinheitlichung von Teilen der Berichterstattung der
Zeitungen im selben Markt führen, ist dies unter dem publizistischen Aspekt der Vielfalt zu
bedauern. Vielfalt manifestiert sich nicht in der Unterschiedlichkeit von Zeitungstiteln sondern
in der Unterschiedlichkeit der Berichterstattung. So lange Vielfalt jedoch gewährt bleibt, und
mithilfe von Kooperationen die jeweiligen Zielsetzungen erreicht werden, sind diese Kooperationen zu begrüßen, weil sie zur Stabilisierung der Verlage beitragen.
VII. Sicherung der Zeitungsvielfalt
50.
Welche Maßnahmen wurden seit 2008 in den EU-Mitgliedstaaten zur Förderung
von Zeitungsverlagen und speziell zur Förderung der Zeitungsvielfalt unternommen? (Auflistung mit den jeweiligen Förderinstrumenten wie Mehrwertsteuerreduktion, Distributionsförderung, direkte Zuschüsse etc.)?
Die Europäische Union (EU) nimmt selbst keine Fördermaßnahmen vor, akzeptiert aber die
sehr unterschiedlichen Maßnahmen der Nationalstaaten. Ziel der Presseförderung ist es, mit
Hilfe staatlicher Unterstützung die strukturelle Vielfalt der Presse zu erhalten oder zu fördern.
Handelt es sich um finanzielle Unterstützungen, stellen diese eine staatliche Beihilfe dar,
sind aber innerhalb der Europäischen Union solange zulässig, wie nicht der Handel zwischen
Mitgliedstaaten beeinträchtigt wird (Art. 87 EGV). Grundsätzlich wird davon ausgegangen,
89
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dass die finanzielle Unterstützung von Zeitungen auf den Wettbewerb außerhalb einzelner
Nationalstaaten keinen Einfluss hat. Zu dieser Einschätzung gelangte die EU-Kommission
bereits 1977. Auch die in Frankreich praktizierte Förderung des Auslandsvertriebs wurde von
der EU-Kommission nicht beanstandet. Da ein grenzüberschreitender Handel mit Printmedien nur in beschränktem Maße stattfindet (Ausnahmen bestehen bei grenzüberschreitenden einheitlichen Sprachräumen, zum Beispiel Deutschland und Österreich sowie außerhalb der EU Schweiz), und betreffen hauptsächlich den Zeitschriften-, kaum den Zeitungsmarkt), wird Presseförderung auch von der World Trade Organization (WTO) geduldet.
Neuere Maßnahmen (seit 2008) sind nur aus folgenden Ländern bekannt:
Frankreich
Insgesamt addieren sich direkte und indirekte Hilfen für die französischen Presseunternehmen nach offiziellen Angaben inzwischen auf 1,4 Milliarden Euro jährlich. Um das französische System der Presseförderung zu optimieren, hat Staatspräsident Nicolas Sarkozy eine
Expertenkommission beauftragt („Generalstände der Presse“). Das 60seitige Grünbuch der
Kommission von 2009 umfasst 90 Vorschläge über Hilfen für die Presse. Einige davon hat
der Präsident aufgegriffen und umgesetzt und dafür ein zusätzliches Budget von jeweils 200
Millionen Euro für drei Jahre zur Verfügung gestellt. Zu den Maßnahmen gehören:

Das Vertriebssystem für Zeitungen soll durch zusätzliche Verkaufsstellen (unter
anderem auch Tankstellen) weiter verbessert werden, nachdem bereits in 2008
erste Maßnahmen durchgeführt worden waren. Zudem werden die Fördermittel
für die Zeitungszustellung deutlich erhöht.

Zeitungen sollen von der Gewerbesteuer befreit werden, desgleichen auch Onlinezeitungen.

Der Zeitungsdruck soll verbilligt werden.

Für 18-Jährige wird ein Jahr lang der Bezug einer Zeitung finanziert, um gerade
Jugendliche wieder stärker an das Medium Zeitung zu binden.

Die Hilfen für Tageszeitungen mit geringen Werbeeinnahmen wurden auf 14 Millionen Euro pro Jahr verdoppelt.
Österreich
Seit dem Inkrafttreten des Presseförderungsgesetzes 2004 (PresseFG 2004) am 1. Januar
2004 ist in Österreich die Medienaufsicht KommAustria für die Vergabe von Mitteln zur Presseförderung zuständig. Grundsätzlich erhalten alle geförderten Tageszeitungen denselben
Betrag zur Vertriebsförderung. Darüber hinaus werden Zweitzeitungen unterstützt, um eine
regionale publizistische Vielfalt zu sichern. Diese Titel erhalten außer einem Festbetrag von
einer halben Million Euro eine zusätzliche operative Förderung, die sich jeweils nach der
Auflagenhöhe richtet. Im Jahr 2008 wurden bislang in mehr als hundert Fällen Subventionen
genehmigt. Insgesamt steht eine Fördersumme von 12,84 Millionen Euro zur Verfügung,
wovon 4,52 Millionen Euro auf die Vertriebsförderung entfallen und 6,65 Millionen Euro für
Zweitzeitungen reserviert sind. Darüber hinaus stehen 1,67 Millionen Euro zur Journalistenförderung, für Forschung und für Leseförderungen (zum Beispiel Projekte in der Schule) bereit. Mit einer Novellierung des Presseförderungsgesetzes in 2009 wurden die Voraussetzungen geschaffen, ein Organ der Selbstkontrolle der Presse zu fördern („Fonds zur Förderung der Selbstkontrolle der Presse“).
Niederlande
In den Niederlanden werden Subventionen insbesondere über zinsgünstige Kredite sowohl
an bedürftige Verlage zur Existenzsicherung als auch für Zeitungsgründungen vergeben. Die
90
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
einst bedeutenden Vergünstigungen für Post- und Bahntransporte sind sukzessive zurückgeführt worden. In früheren Jahren waren Vertriebserlöse von der Umsatzsteuer befreit. Seit
1979 wurden zunächst vier Prozent Mehrwertsteuer erhoben, später sechs Prozent. Im Hinblick auf die Tendenz zunehmender Konzentration, auch im Markt der Tageszeitungen, hat
die Regierung Anfang 2009 eine Kommission eingesetzt. Zur Stützung der Pressevielfalt
wurde zudem ein spezieller Fonds („Stimuleringsfonds voor de Pers“) aufgelegt, der Hilfsmaßnahmen für Verlage in wirtschaftlichen Schwierigkeiten umsetzen soll. Auch Innovationen werden gefördert.
51.
Welche Maßnahmen zur Förderung von Zeitungsverlagen haben sich seit 2008 in
der Bundesrepublik Deutschland bewährt?
Die Fördermaßnahmen sind seit 2008 in der Bundesrepublik nicht verändert worden. Insofern gibt es aus Sicht der Landesregierung keinen neuen Sachstand. Im Übrigen wird auf die
Antwort zu Frage 52 verwiesen.
52.
Hält die Landesregierung die bestehenden Maßnahmen in Deutschland für ausreichend? Wenn ja, Warum? Wenn nein, welche Initiativen zur Stärkung der Zeitungsvielfalt wird die Landesregierung ergreifen?
In der Bundesrepublik Deutschland kommt Fördermaßnahmen für Zeitungsverlage und zu
Gunsten der Zeitungsvielfalt traditionell eine deutlich geringere Rolle zu als in anderen Staaten der EU (siehe dazu auch Frage 50 sowie die entsprechenden Ausführungen in der
Drucksache 14/8531). Um die Zeitungsvielfalt zu sichern, werden insbesondere Fusionen im
Pressemarkt zunächst vom Bundeskartellamt auf Basis des Kartellrechts untersucht. Zur
derzeit diskutierten Novellierung des Kartellrechts, speziell der so genannten Presseklausel,
siehe die Antwort zu Frage 57.
Auf dem Medienforum am 20. Juni 2011 hat die Ministerpräsidentin Maßnahmen zur Unterstützung des Lokaljournalismus in NRW angekündigt. Die Berichterstattung auf lokaler Ebene ist und bleibt unverzichtbar für die Meinungs- und Willensbildung in unserer Gesellschaft.
Allerdings unterliegt die Printbranche einem tiefgreifenden Strukturwandel. In den vergangenen Jahren sind viele Lokalredaktionen zusammengeführt oder geschlossen worden. Angesichts der eminenten Bedeutung des Lokaljournalismus ist Weiterbildung für dieses Berufsfeld besonders wichtig.
Da der Bedarf an Weiterbildung durch den digitalen Medienumbruch signifikant verstärkt
wird, unterstützt die Landesregierung die „Initiative Lokaljournalismus in NordrheinWestfalen“ am Institut für Journalistik der Technischen Universität Dortmund. Das Projekt
beschäftigt sich mit der Weiterbildung von Lokaljournalistinnen und -journalisten und wird
von der Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen mit rund 200.000 Euro gefördert.
Die Initiative „Lokaljournalismus in Nordrhein-Westfalen“ ist eine unabhängige Organisationseinheit an der Universität Dortmund, die Weiterbildungsangebote für Lokaljournalistinnen
und -journalisten plant und durchführt. Angestrebt wird ein Angebot, das sich eng am tatsächlichen Bedarf orientiert, der im Vorfeld von der Universität ermittelt wird. Seminare sollen
flächendeckend in NRW und vor Ort in den Verlagen durchgeführt werden.
Die Initiative ist als Pilotprojekt für die Konstruktion von nachhaltigen Strukturen zu verstehen. Sie soll erste praktische Erfahrungen liefern und dient zudem als Plattform für den Dia91
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
log über Bedarfe und geeignete Maßnahmen zur Unterstützung des Lokaljournalismus mit
relevanten Gruppen wie den Verlegerverbänden und den Gewerkschaften.
Verantwortlich für das Projekt ist Professor Horst Pöttker vom Institut für Journalistik. Das
Projektteam wird zunächst den Weiterbildungsbedarf für fest angestellte und freie Lokaljournalistinnen und -journalisten ermitteln, um dann bedarfsgerechte Angebote in ganz NRW zu
entwickeln. Dazu werden unter anderem in Lokalredaktionen Seminare mit erfahrenen Referentinnen und Referenten angeboten. Um die größtmögliche Praxisnähe zu garantieren, erfolgt die Projektarbeit in enger Zusammenarbeit mit einem Beirat, in welchem Mitglieder der
Verleger-, Journalisten- und Stifterverbände vertreten sind.
53.
Wie bewertet die Landesregierung die derzeitige Entwicklung beim PresseGrosso?
Im Bereich von Zeitungen und Zeitschriften spielt der Pressevertrieb eine große Rolle, da er
außer einer optimalen Organisation von Absatzkanälen auch gewährleistet, dass Presseprodukte an möglichst vielen Orten und zu jeder Zeit zu gleichen Bedingungen erhältlich sind.
Nur so kann die Informationsfreiheit materiell gesichert werden.
In Deutschland hat sich ein dreistufiges Vertriebssystem für Zeitungen und Zeitschriften entwickelt, bei dem zwischen den Verlagen und dem Einzelhandel der Großhandel als Intermediär tätig wird. Während bei Abonnementzeitungen verlagseigene Zustellsysteme der wichtigste Distributionskanal sind, spielt bei den Straßenverkaufszeitungen und Zeitschriften der
Großhandel, der allgemein als Presse-Grosso bezeichnet wird, eine zentrale Rolle.
Die Landesregierung sieht in dem Presse-Grosso die wesentliche Voraussetzung für Informationsvielfalt und Neutralität in der Zeitungs- und Zeitschriftenlandschaft.
Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die Zeitschriften-Vertriebswege:
Abb. 53.1: Zeitschriften-Vertriebswege 2010
Grosso
Einzelhandel
(69 Grossisten)
Bahnhofsbuchhandel
Verlag
Abonnement
Lesezirkel
(ca. 140 Betriebe)
Sonstiges
(WBZ)
Quelle: eigene Darstellung
92
Käufer
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Mit etwa 54 Prozent Marktanteil stellt der Pressegroßhandel den wichtigsten Vertriebskanal
im Pressevertrieb dar. Grossisten werden direkt von den Zeitungs- oder Zeitschriftenverlagen oder von sogenannten nationalen Distributoren beliefert, die als Vertriebsunternehmen
kleineren Verlagen die Abwicklung des Vertriebs anbieten. Diese Vertriebsgesellschaften
sind zum großen Teil Tochterunternehmen der marktbeherrschenden vier Großverlage Bauer, Burda, Gruner+Jahr, Springer sowie des WAZ-Konzerns. In Deutschland existierten 2010
69 Pressegroßhändler, von denen 12 eine Verlagsbeteiligung aufwiesen. Die Zahl der Grossisten ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Zum Vergleich: Ende 2007 waren es noch 75 Presse-Grosso-Unternehmen, davon 63 unabhängige Großhändler und bereits damals schon 12 mit Verlagsbeteiligung.
Wegen der in der Regel vorhandenen Alleinanbieterstellung in seinem Vertriebsgebiet ist
jeder Grossist zur Aufnahme und Verbreitung aller verkäuflichen Titel verpflichtet, wodurch
die Pressevielfalt gestützt werden soll. Für das deutsche System des Pressevertriebs über
Grossisten existieren einige Besonderheiten:
Preisbindung von Verlagserzeugnissen:
Um vor allem Printprodukte mit kleiner Auflage und kleinere Verkaufsstellen zu schützen, gilt
in der Bundesrepublik für Verlagsprodukte gemäß § 16 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) die Preisbindung, so dass grundsätzlich keine Kundenrabatte – zum
Beispiel für größere Absatzmengen – möglich sind. Durch diese Regelung soll außerdem
erreicht werden, dass sich alle Bürger überall zu gleichen wirtschaftlichen Bedingungen informieren können.
Gebietsschutz der Presse-Grossisten:
Wettbewerbsrechtlich muss ein faktischer Gebietsschutz für die Presse-Grossisten konstatiert werden. Das bedeutet, dass Presse-Grosso-Unternehmen mit Duldung des Bundeskartellamtes weitgehend als Monopolisten tätig sind, allerdings auch keine Einzelhändler außerhalb ihres Gebietes beliefern dürfen. Mehr als neunzig Prozent aller Einzelhandelsverkaufsstellen werden von nur einem Großhändler beliefert, der Rest (in Hamburg, Berlin, Frankenthal und im Bayerischen Wald) verfügt über zwei Grossisten.
Kontrahierungszwang:
Jeder Grossist ist verpflichtet, alle angebotenen Titel in sein Vertriebsprogramm aufzunehmen und alle Einzelhändler seines Gebietes zu beliefern. Allerdings müssen nicht alle Verkaufsstellen mit allen Produkten beliefert werden.
Dispositionsrecht:
Grossisten haben das Recht zu entscheiden, welche Verkaufsstellen sie mit welchen und
wie vielen Titeln beliefern, das heißt, sie bestimmen das Sortiment und die Menge der Lieferung für einzelne Verkaufsstellen.
Remissionsrecht des Einzelhandels:
Der Einzelhandel hat das Recht, nicht verkaufte Exemplare (Remittenten) an den Verlag
zurückzugeben, so dass dieser das Absatzrisiko trägt. Von insgesamt etwa vier Milliarden
Zeitungen und Zeitschriften, die jährlich in den Handel gelangen, werden ca. 1,5 Milliarden
Exemplare nicht verkauft und deshalb den Verlagen zurückgegeben. Die entsprechende
Remissionsquote liegt seit Jahren bei etwa 40 Prozent.
Zusammenfassend: Die Preisbindung und der Gebietsschutz im Vertrieb schließen den
Wettbewerb aus, um zu gewährleisten, dass im Einzelhandel an möglichst vielen Stellen ein
möglichst großes Sortiment zu gleichen Bedingungen angeboten werden kann. Würden die
bestehenden Regeln abgeschafft, könnte das zwar den Wettbewerb im Vertrieb erhöhen,
zugleich aber eine Konzentration im Einzelhandel und vor allem eine „Vorwärtsintegration“
93
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
der führenden Zeitschriftenverlage zur Folge haben, d.h. die Besetzung nachfolgender Verwertungsstufen durch die Verlage. So hätten kleinere Verlage es schwerer, ihre Produkte
flächendeckend anzubieten, was wiederum den Wettbewerb im Zeitschriftenmarkt zusätzlich
reduzieren könnte. Insbesondere wäre die Zugänglichkeit gerade zu klein-auflagigen Titeln
nicht mehr gewährleistet.
Der Rückgang der Zahl der Grossisten in den vergangenen Jahren liegt vor allem an Fusionen. Seit 2002 wurden insgesamt 17 Grosso-Filialgebiete aufgelöst. So schlossen sich in
Nordrhein-Westfalen zuletzt am 1. April 2008 die Pressegroßhandelsunternehmen Richter
(Essen) und Kaschewitz (Gelsenkirchen) zur PMG Print Medien Gesellschaft zusammen.
Tab. 53.2: Anzahl der Presse-Grossisten in Deutschland
100
90
80
70
60
50
96
92
40
92
90
87
81
80
78
78
77
75
73
30
73
69
20
10
0
1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Quelle: Bundesverband
Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V.
Insgesamt haben in Nordrhein-Westfalen noch zwölf Grossisten ihren Sitz, und das Siegerland wird im Wesentlichen von der Presse-Vertrieb GmbH & Co. KG im rheinland-pfälzischen
Ort Scheuerfeld versorgt.
94
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab.53.3: Presse-Grosso-Unternehmen in Nordrhein-Westfalen
Unternehmen
Sitz
Schwerpunkte des Vertriebsgebietes
Pressevertrieb Lütkemeyer KG
Münster
Münsterland
A. Victor Wehling GmbH & Co. KG
Bielefeld
Ostwestfalen, Hamm
Giesdorf GmbH & Co. KG
Detmold
Ostwestfalen
Wilhelm Schmitz GmbH & Co. KG
Duisburg
Bochum, Dortmund, Duisburg
Könemann GmbH & Co. KG
Hagen
Hagen, Ennepe-Ruhr-Kreis, Märkischer Kreis, Sauerland
Print Medien Gesellschaft mbH
& Co. KG
Essen
Essen, Bottrop, Recklinghausen, Leverkusen, Burscheid, Leichlingen
Friedrich J. Keppel GmbH & Co.KG
Krefeld
Mönchengladbach, Krefeld, Xanten, Kleve
Probst & Heuser GmbH & Co. KG
Wuppertal
Wuppertal, Velbert, Bergisches Land
PV Köln/Doll & Esser GmbH & Co. KG
Hürth
Köln, Rheinisch Bergischer Kreis, Rhein-Erft-Kreis
Aachener Medien Vertriebsgesellschaft
mbH & Co. KG
Aachen
Städteregion Aachen
Düsseldorfer Pressevertrieb & Leister
GmbH & Co. KG
Düsseldorf
Düsseldorf, Rein-Kreis Neuss
Presse-Grosso Bonn/Rhein-Sieg KG
Troisdorf
Bonn, Rhein-Sieg-Kreis
Quelle: Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V.
In Ostdeutschland wurde nach der Wiedervereinigung ein Mischsystem mit zunächst zehn
unabhängigen Großhändlern und neun Grossisten mit Verlagsbeteiligung eingeführt. An den
verlagszugehörigen Unternehmen durften sich, so wurde es in Verhandlungen mit dem Bundeskartellamt als Kompromiss vereinbart, die vier Großverlage Bauer, Burda, Gruner + Jahr
sowie Springer mit zusammen 25 Prozent beteiligen. Zusätzlich erhielten 12 westdeutsche
Verlage Beteiligungsmöglichkeiten in Höhe eines weiteren Viertels der Gesellschafteranteile.
Ende 2010 befanden sich in Ostdeutschland noch 16 Presse-Grosso-Firmen auf dem Markt,
davon sieben mit Verlagsbeteiligung. Die verlagsgebundenen Grossisten versorgen in Ostdeutschland vor allem den Fach- und Einzelhandel in den Ballungsgebieten.
Die Pressegroßhändler belieferten 2010 durchschnittlich 1.772 Verkaufsstellen. Im sogenannten Order-Sortiment befanden sich 2010 bis zu 6.000 Zeitschriftentitel, das durchschnittliche Präsenzsortiment belief sich auf 1.850 Titel. Allerdings verfügt die Hälfte aller Verkaufsstellen nur über weniger als hundert Titel. Presse-Großvertriebe sind mittelständisch geprägte Unternehmen mit durchschnittlich 174 Beschäftigten. Der Branchen-Umsatz ist im vergangenen Jahr um etwa 1,4 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro gestiegen. Im ersten Halbjahr
2011 sei der Umsatz der Grossisten jedoch im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um etwa 70 Millionen Euro (-5,3 Prozent) gesunken, teilte der Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. im September 2011 mit. Der Rückgang im Kerngeschäft Presse habe bei minus 3,2 Prozent gelegen. Beim Mengenabsatz
machen Zeitungen und Zeitschriften jeweils 50 Prozent aus. Beim Umsatz liegen die Zeitschriften mit knapp 69 Prozent vorne.
Zur drohenden Instabilität des Presse-Grosso-Systems hat in der Vergangenheit auch die
große Marktmacht der vier beziehungsweise fünf großen Publikumszeitschriftenverlage beigetragen.
95
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 53.4: Auflagen-Marktanteile bei den Publikumszeitschriften (in Prozent)*
1995
2000
2002
2004
2006
2008
2010
Bauer
25,6
22,3
23,4
21,1
20,7
19,5
19,0
Burda
9,3
10,8
12,4
13,5
15,5
16,5
15,4
Springer
13,8
15,4
15,7
16,3
16,1
15,1
13,4
Gruner + Jahr
10,9
10,1
9,7
9,5
10,6
10,8
9,5
Gesamt
59,6
58,6
61,2
60,4
62,9
61,9
57,3
6,6
7,7
68,5
64,9
WAZ-Gruppe
– Zahlen nicht ausgewiesen –
Gesamt
* Quelle: Media Perspektiven
konsolidiert, inklusive Beteiligungsunternehmen
Von den Unternehmen Bauer, Burda, Springer, Gruner+Jahr sowie dem Essener WAZKonzern stammen knapp zwei Drittel aller Publikumszeitschriften. Der Axel Springer Verlag
hat zusätzlich bei den Straßenverkaufszeitungen einen Marktanteil von etwa 80 Prozent.
Diese Marktmacht nutzen die Großverlage, um ihre Margen in den Preisverhandlungen mit
den Grossisten zu vergrößern. Die Handelsspannen für den Großhandel liegen nach Angaben des Deutschen Pressevertriebs (Gruner+Jahr) derzeit zwischen 14,5 und 29,26 Prozent,
wobei Zeitschriften mit hohen Auflagen eher im unteren Bereich dieses Spektrums eingeordnet sind. Bei Tageszeitungen erhalten die Grossisten zwischen 17 und 20 Prozent des Endpreises. Für den Einzelhandel bleibt in der Regel eine Handelsspanne zwischen 17 Prozent
(bei regionalen Tageszeitungen) und 20 Prozent (bei überregionalen Tageszeitungen). Für
die vier größten Zeitschriftenverlage dürften die Konditionen in der Regel unter den angegebenen Durchschnittsmargen liegen.
Die Großverlage verfügen teilweise über eigene Grosso-Firmen (zum Beispiel Bauer und
Springer in Hamburg) und sind in der Lage, eigene Vertriebsnetze aufzubauen. In 2004 haben sich der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), der Bundesverband Deutscher
Zeitungsverleger (BDZV) und der Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. auf eine so genannte Gemeinsame Erklärung verständigt, die insbesondere Kündigungen von Grossisten durch Verlage nur für bestimmte Fälle vorsieht. Diese
Regelungen sind auch vom Bundeskartellamt akzeptiert worden. Die meisten Verlage haben
diese Erklärung unterzeichnet, nicht aber der Bauer-Konzern.
Der Bundesgerichtshof beendete im Herbst 2011 mit einem Urteil eine jahrelange gerichtliche Auseinandersetzung zwischen dem Großverlag Bauer und zwei Grossisten. Der Verlag
hatte Ende 2008 den beiden norddeutschen Pressegroßhändlern Mügge und Grade die Belieferung mit eigenen Titeln zum Februar 2009 gekündigt und damit das Alleinauslieferungsrecht der Grossisten in regional abgegrenzten Monopolgebieten angegriffen. Den Vertrieb
übernahm anschließend in den entsprechenden Gebieten Bauers Pressevertrieb Nord
(PVN), der zuvor nur für den Vertrieb in Hamburg zuständig gewesen war. Nach einer Klage
erhielten die Grossisten Mügge und Grade in erster Instanz vor den Landgerichten Hannover
(Mai 2009) und Kiel (August 2009) Recht. Die Oberlandesgerichte in Schleswig (Grade) und
Celle (Mügge) allerdings fällten Anfang 2010 entgegen gesetzte Entscheidungen und hielten
Bauers Vorgehen für rechtens. Das von den Grossisten angestrengte Revisionsverfahren
landete schließlich vor dem Bundesgerichtshof (BGH). Kern der Auseinandersetzung waren
die Gebietsmonopole der Großhändler und Kündigungsrechte durch Verlage: Grade und
Mügge forderten, auch weiterhin mit dem kompletten Bauer-Sortiment beliefert zu werden.
96
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Der BGH hat am 24. Oktober 2011 die von Grade eingelegte Revision zurückgewiesen (Aktenzeichen: KZR 7/10) und entschieden, dass Bauer die Verträge trotz der Gemeinsamen
Erklärung von 2004 („zugunsten der Überallerhältlichkeit und Vielfalt des Presseangebots in
Deutschland“) kündigen durfte, weil der Verlag dieser Erklärung nie beigetreten sei. Auch
eine Diskriminierung oder „unbillige Behinderung“ gemäß Paragraf 20, Abs. 1 des Gesetzes
gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) liege nicht vor, urteilten die Karlsruher Richter.
„Jedem Unternehmen steht es grundsätzlich frei, den bisher unabhängigen Händlern übertragenen Vertrieb seiner Produkte selbst zu übernehmen“, formulierte der Bundesgerichtshof. Auch die Pressefreiheit werde durch Bauers Kündigung nicht bedroht, da weiterhin die
gesetzlich zugelassene Preisbindung für Zeitungen und Zeitschriften gelte. Ein notwendiger
Zusammenhang zwischen gebietsbezogener Alleinauslieferung und Preisbindung bestehe
nämlich nicht.
Auch wenn das BGH-Urteil keine Kündigungen der Verlage bei den Grossisten auslösen
sollte, verschieben sich aus Sicht des Bundesverbandes Grosso die Gewichte zwischen
Grosso und Verlagen. Wenn die großen Verlage den Grossisten jederzeit kündigen können,
so der Verband, steige das Risiko, dass mächtige Medienhäuser Grossisten die Bedingungen diktieren, worunter weniger einflussreiche Verlage leiden könnten.
Inzwischen wird auch das zentrale Verhandlungsmandat, das der Grosso-Verband bei der
Verhandlung der Margen ausübt, angefochten: Die 8. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Köln verhandelt am 26. Januar 2012 erneut über die Klage der Bauer Vertriebs KG
gegen den Bundesverband Presse-Grosso. Auslöser des Verfahrens ist eine Klage von
Bauer, mit dem der Verlag dem Bundesverband untersagen will, für alle Pressegroßhandlungen in Deutschland einheitliche Konditionen – vor allem Handelsspannen und Laufzeiten – mit den Verlagen und Nationalvertrieben auszuhandeln und zu vereinbaren. Bauer begründet die Klage damit, dass durch die zentrale Verhandlung der Preise und Konditionen
ein Kartell entstehe, und der Bundesverband Presse-Grosso so eine kartellrechts- und wettbewerbsrechtswidrige Behinderung ausübe. Die Pressegroßhändler halten dieser Argumentation entgegen, dass die Presse-Grossisten in Deutschland untereinander keine tatsächlichen oder potenziellen Wettbewerber seien, weil sie in getrennten Vertriebsgebieten agieren.
Schließlich beruhe der Zuschnitt der Grosso-Gebiete nicht auf Absprachen der Pressegroßhandlungen untereinander, sondern gehe auf die Initiative der Verlage zurück. Einheitliche
Konditionen hätten darum auch keinen wettbewerbsbeschränkenden Effekt.
Bewertung
Die Landesregierung hält das seit Jahrzehnten bestehende Presse-Grosso für ein in besonderer Weise geeignetes System, um vor allem die Zugänglichkeit zu den Printmedien für
jedermann – eben auch in dünn besiedelten Gebieten – zu garantieren. Es stellt sicher, dass
Markteintrittsbarrieren insbesondere für kleine Titel und für kleine Verlage so niedrig wie
möglich gehalten werden, um letztlich ein möglichst großes Maß an Vielfalt im Markt zu erzielen. Die Besonderheiten des Systems sind bis hin zur Gebietskartellierung geprüft und
auch vom Bundeskartellamt akzeptiert. Fällt das zentrale Verhandlungsmandat des GrossoVerbandes, könnte sich dies als systemgefährdend auswirken. Benachteiligt wären dann vor
allem kleine Grossisten in strukturschwachen Flächenkreisen. Angebotsvielfalt und eine flächendeckende Distribution gerieten so in Gefahr, und die Markteintrittsbarrieren für neue
Titel würden steigen.
Die aktuellen Probleme sollten zunächst von den Systembeteiligten, insbesondere den
Grossisten und den Verlagen, geklärt werden. Erst wenn dies nicht zielführend gelingt, könnte sich ein politischer Regulierungsbedarf ergeben. Dabei kommen dann auch gesetzliche
Maßnahmen zum Erhalt der derzeitigen Qualitäten des Systems in Frage. Die Landesregierung begrüßt daher den vom Landtag am 16. November einstimmig angenommenen Be97
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
schluss zum Presse-Grosso (Drucksache 15/3259). Demzufolge wird die künftige Entwicklung weiter verfolgt und gleichzeitig im Zeitraum der nächsten sechs Monate geprüft, inwiefern die aktuellen mediengesetzlichen Grundlagen des Landes Nordrhein-Westfalen diesem
Anspruch der Vielfaltssicherung im Pressevertrieb gerecht werden (siehe dazu auch die
Antwort zu Frage 55).
Die folgende Abbildung 53.5 zeigt eine Grosso-Gebietskarte für Deutschland:
98
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Stand: Januar 2011/Quelle: Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V.
99
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
54.
Drucksache 15/4047
Hält die Landesregierung landes- und bundesrechtliche Bestimmungen zur Sicherung des Presse-Grosso für erforderlich? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum?
Das Presse-Grosso-System trägt entscheidend dazu bei, in Deutschland eine flächendeckende neutrale Versorgung mit einem Vollsortiment an Zeitungen und Zeitschriften zu gewährleisten. Da der Markt der aktuellen Printmedien in Deutschland nach dem Prinzip des
Außenpluralismus organisiert ist, gilt es vorrangig das vorhandene System zu erhalten und
zu stärken. Um zu erreichen, dass die neutrale Versorgungs- und Verteilungsfunktion des
Presse-Grosso-Systems im Rahmen eines funktionierenden Marktmodells gesichert bleibt,
sind freiwillige Vereinbarungen in diesem Bereich zunächst gegenüber möglichen gesetzlichen Regelungen vorzuziehen.
Sollte es nicht gelingen, eine Verständigung zu erzielen, so muss das für den deutschen
Printmarkt unverzichtbare Grosso-System gesetzlich abgesichert werden. Es gilt dauerhaft
zu gewährleisten, dass eine gleichberechtigte Auslieferung von Printerzeugnissen auch kleinerer Verlage garantiert bleibt. Nur durch diese Form der Vertriebsfreiheit kann dauerhaft
auch das „Überallerhältlichkeitsprinzip“ und damit die Pressefreiheit sowie Pressevielfalt gesichert werden.
Sollte eine diskriminierungsfreie und flächendeckende Verteilung aktueller Printmedien nicht
durch eine Selbstregulierung der Marktteilnehmer zu erreichen sein, müssten der Bund und
die Länder eine gesetzliche Verankerung des Presse-Grosso-Systems erörtern, um die Medienvielfalt dauerhaft gewährleisten zu können (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 55).
55.
Strebt die Landesregierung an, gemeinsam mit den anderen Ländern eine gesetzliche Verankerung des Presse-Grosso sicherzustellen, um die Medienvielfalt
dauerhaft gewährleisten zu können?
Um eine dauerhafte, gemeinsam getragene Lösung zum langfristigen Erhalt des PresseGrosso-Systems zu realisieren, liegt die Zuständigkeit zunächst beim Bund, der einen funktionierenden Wettbewerb und die Realisierung der normativen Vorgaben des Artikels 5 im
Grundgesetz zu gewährleisten hat.
Für den Fall, dass die aktuellen gerichtlichen Auseinandersetzungen das Presse-GrossoSystem weiter destabilisieren sollten, hat die Bundesregierung „entsprechende Handlungen“
angekündigt. „Das Presse-Grosso bleibt ein unverzichtbarer Teil unserer Medienordnung",
haben CDU, CSU und FDP im aktuellen Koalitionsvertrag (S. 105) festgelegt. Um eine Erosion des vorhandenen Presse-Grosso-Modells zu verhindern, müsste dies gegebenenfalls
auch gesetzlich geschützt werden.
Sollten sich die Marktteilnehmer also nicht auf einvernehmliche Lösungen einigen, müssten
Bund und Länder im Rahmen ihrer jeweiligen Kompetenz prüfen, wie ein entsprechendes
Presse-Grosso-System abgesichert und damit letztlich die Vielfalt unserer Medienlandschaft
im Bereich von Zeitungen und Zeitschriften erhalten werden kann. Hierzu sollte in Gesprächen mit anderen Ländern und dem Bund eine abgestimmte konsistente Regelung erarbeitet
werden.
Die Landesregierung begrüßt daher den vom Landtag am 16. November einstimmig angenommenen Antrag zum Presse-Grosso (Drucksache 15/3259). Sie wird zunächst – wie der
Landtag – die künftige Entwicklung beobachten und gegebenenfalls zur Bestandssicherung
des derzeitigen Systems geeignete Maßnahmen ergreifen.
100
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
56.
Drucksache 15/4047
Hält die Landesregierung die Einrichtung einer Schlichtungsstelle für Streitfragen zwischen den Verlagen und den Grossisten für sinnvoll?
Der Bundesverband Presse-Grosso hat im März 2010 „Eckpunkte zur Zukunftssicherung des
Grosso-Vertriebssystems“ erarbeitet, in denen unter anderem die Einrichtung einer Schlichtungsstelle vorgeschlagen wurde. Zuvor hatte die Bundesregierung in ihrem am 17. Dezember 2008 veröffentlichten Medien- und Kommunikationsbericht eine Ergänzung der „Gemeinsamen Erklärung“ von 2004 durch eine Vereinbarung über ein Verfahren zur Schlichtung von
Meinungsverschiedenheiten empfohlen. Das Verfahren zur Schlichtung von Meinungsverschiedenheiten könnte beispielsweise immer dann eingesetzt werden, wenn beim Streit um
Vereinbarungen über Handelsspannen keine Einigung erzielt wird.
Aus Sicht des Bundesverbandes Presse-Grosso könnte ein Schlichtungsgremium Streitigkeiten wie etwa sich anbahnende Vertragskündigungen im Vorfeld moderieren. In Gesprächen
mit den Verlegerverbänden konnte aber bislang kein entsprechendes Gremium realisiert
werden.
Eine Schlichtungsstelle in Form eines Runden Tisches ist aus Sicht der Landesregierung zu
begrüßen. Diesem Gremium sollten außer Vertretern der Verlage und der Pressegroßhändler idealerweise auch neutrale Mitglieder angehören, die die Gespräche moderieren und
Kompromissvorschläge anbieten können.
57.
Hält die Landesregierung die derzeit gültigen rechtlichen Rahmenbedingungen
für die Entwicklung von Zeitungen für hinreichend?
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zeitungen sind abgesehen von den Regelungen
zum Journalismus sehr überschaubar, da die Gesetzgeber im Bereich der Printmedien allgemein – anders als im Bereich des Rundfunks – auf Regulierungen weitgehend verzichtet
haben. Von regulierender Bedeutung ist derzeit allein das Kartellrecht, das der Bundestag
Anfang der 70er Jahre um eine so genannte Presseklausel ergänzt hat, um der damals
grassierenden Konzentration insbesondere im Zeitungsmarkt entgegenzuwirken. Diese Regelungen waren und sind wirkungsvoll und haben sich bewährt.
Derzeit liegt ein Referentenentwurf (Achtes Gesetz zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen) des Bundeswirtschaftsministeriums zur Novellierung der entsprechenden Passagen des Kartellrechts vor. Die Diskussion darüber ist noch nicht abgeschlossen. Der Entwurf greift Forderungen der beiden Verlegerverbände, Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV) und Verband Deutscher Lokalzeitungen e.V. (VDL), auf,
die vor einigen Wochen gemeinsame Vorstellungen zu einer Novellierung verabschiedet
hatten.
Die Landesregierung hält es bei der schwierigen wirtschaftlichen Lage von Zeitungsverlagen
insbesondere für angemessen, den Spielraum für Kooperationen unter den Verlagen zu erweitern, falls sich erweisen sollte, dass wirtschaftlich sinnvolle Kooperationen derzeit an
rechtlichen Grenzen scheitern.
Zudem ist die Landesregierung offen für Ideen und für Überlegungen, die wirtschaftliche Basis von Zeitungsverlagen zur Absicherung von deren publizistischen Leistungen zu verbessern. Die Landesregierung beklagt allerdings, dass die wirtschaftliche Lage von Zeitungsunternehmen weiterhin weitgehend intransparent ist. Seit der Aussetzung der Pressestatistik
des Bundes 1996 liegen keine systematisch erhobenen Daten zur wirtschaftlichen Lage der
Verlagsbranche vor.
101
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Ein Blick ins Ausland zeigt einzelne Ansätze, die in entsprechende Überlegungen einbezogen werden sollten. In den USA beispielsweise unterstützen Stiftungen Verlage und sorgen
damit neben den Werbe- und Vertriebseinnahmen für eine dritte Einnahmequelle. Zudem
fördern Stiftungen den Journalismus direkt – auch im Internet. Möglich erscheinen auch Kostenreduktionen zum Beispiel über den Ausbau von intermedialen Kooperationen im Bereich
der Auslandskorrespondenten oder auch im Hinblick auf Leistungen der Agenturen.
VIII. Online
58.
Welche Online Portale, bzw. Onlinezeitungen mit lokalen Nachrichten gibt es in
NRW?
Im Folgenden sind sämtliche privaten Onlineportale mit lokaljournalistischen Angeboten in
NRW aufgelistet. Dabei wird nach den fünf wichtigsten Anbietergruppen unterschieden: Tageszeitungs- und Anzeigenblattverlage, Hörfunk- und Lokal-TV-Veranstalter und Onlinefirmen.
Tab. 58.1: Lokaljournalistische Onlineportale von Zeitungsverlagen in NordrheinWestfalen
Firma
Stadt
Internet
Altmeppen Verlag GmbH & Co KG
Rheine
mv-online.de
Aschendorff Medien GmbH & Co KG
Münster
wnonline.de
B. Boll Verlag des Solinger Tageblattes GmbH & Co
KG
Solingen
solinger-tageblatt.de
Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt H.
Neusser GmbH
Bonn
bonner-zeitungsdruckerei.de
J.C.C. Bruns Betriebs-GmbH
Minden
mt-online.de
Dorstener und Halterner Zeitungsverlagsgesellschaft
mbH & Co KG
Dorsten
dorstenerzeitung.de
Druck und Verlag Konrad Kirch GmbH
Ochtrup
tageblatt-online.de
Düsseldorf-Express GmbH & Co KG
Düsseldorf
M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen
Zeitung GmbH & Co KG
Köln
102
ksta.de
express.de
rundschau-online.de
dumont.de
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Firma
Drucksache 15/4047
Stadt
Internet
J. Fleißig GmbH & Co KG
Coesfeld
azonline.de
Girardet Verlag KG
Düsseldorf
wz-newsline.de
Graphische Betriebe F.W. Rubens KG
Unna
hellwegeranzeiger.de
Haller Kreisblatt Verlags-GmbH
Halle
haller-kreisblatt.de
Handelsblatt GmbH
Düsseldorf
handelsblatt.de
E. Holterdorf GmbH & Co KG
Oelde
die-glocke.de
J. Horstmannsche Buchhandlung GmbH & Co KG
Dülmen
dzonline.de
IVZ Medien GmbH & Co KG
Ibbenbüren
ivd.de
W. Jahn Verlag GmbH & Co KG
Soest
soester-anzeiger.de
Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf GmbH & Co KG
Detmold
lz-online.de
Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co KG (Lüdenscheid)
Lüdenscheid
come-on.de
J. Mergelsberg GmbH & Co KG
Borken
borkenerzeitung.de
Neusser Druckerei und Verlag GmbH
Neuss
ndv.de
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH
Düsseldorf
rp-online.de
Siegener Zeitung Vorländer + Rothmaler GmbH & Co
KG
Siegen
siegener-zeitung.de
Everhard Sommer GmbH & Co KG
Ahlen
ahlener-zeitung.de
Süderländer Tageblatt Plettenberger Zeitung O.
Hundt GmbH & Co KG
Plettenberg
suederlaender-tageblatt.de
Temming Verlag KG
Bocholt
sk-naklar.de
Verlag J. Bauer KG
Marl
recklinghaeuser-zeitung.de
Verlag Emsdettener Volkszeitung GmbH & Co KG
Emsdetten
emsdettenervolkszeitung.de
Verlag Lensing-Wolff GmbH & Co KG
Dortmund
ruhrnachrichten.de
Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsges. E.
Brost & J. Funke GmbH & Co KG
Essen
derwesten.de
Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlag GmbH &
Co Zeitschriften- und Beteiligungs
Essen
waz-mediengruppe.de
Westfälischer Anzeiger Verlagsgesellschaft mbH &
Co KG
Hamm
wa.de
Westfalen-Blatt Vereinigte Zeitungsverlage GmbH
Bielefeld
westfalen-blatt.de
Zeitungsverlag Aachen GmbH
Aachen
zeitungsverlag-aachen.de
Zeitungsverlag Iserlohn Iserlohner Kreisanzeiger und
Zeitung (IKZ) GmbH & Co KG
Iserlohn
derwesten.de
Zeitungsverlag Neue Westfälische GmbH & Co KG
Bielefeld
nw-news.de
Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co Essen KG
Essen
derwesten.de
Zeitungsverlag Der Patriot GmbH
Lippstadt
derpatriot.de
Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co KG EssenDortmund
Dortmund
derwesten.de
J.F. Ziegler KG Druckerei und Verlag
Remscheid
rga-online.de
103
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 58.2: Onlineportale von Anzeigenblattverlagen
Firma
Stadt
Internet
Adline GmbH Werbeagentur
Kaarst
adline-kaarst.de
AEM Media Center Dienstleistungsges. mbH
Bielefeld
aem-media.de
Agentur für Marketing & Print
Greven
primaleben-internet.de
Antonia Verlagsgesellschaft mbH & Co KG
Stadtlohn
wochenpostonline.de
Anzeigen-Expreß OHG
Velbert
anzeigen-express.de
Aschendorff Medien GmbH & Co KG
Münster
wnonline.de
AS-Multimedia - Buch- u. Zeitschriftenverlag
Hörstel
dorfgespraech-recke.de
aw media verlagsgesellschaft mbH & Co KG
Menden
sued-zeitung.de
AWV Anzeigen-Werbe-Verlagsges. mbH
Burscheid
wochenpost.de
AZ Druck + Verlag GmbH
Düsseldorf
az-magazin.de
A.Z. Medienverlag
Kempen
niederrhein-im-blick.de
Bergisches Handelsblatt GmbH & Co KG
Bergisch Gladbach bergisches-handelsblatt.de
Bernhart & Zakrzewski GbR
Wesel
wes-point.de
Blickpunkt Verlag GmbH & Co oHG
Ahlen
blickpunkt-am-sonntag.de
brian-werbung GbR
Steinhagen
steinhagenerschaufenster.de
Grafischer Betrieb H. Weidenstrass
Mönchengladb.
weidenstrass-druckerei.de
Burg-Kurier Verlagsgesellschaft mbH
Erkelenz
hs-woche.de
Burg Verlag Gastinger GmbH
Stolberg
gastinger.de
Busch-Druck Offsetdruck und Verlag
Balve
balver-echo.de
Butowski-Werbung
Dortmund
saarlandstrasse.info
City Anzeigenblatt GmbH
Düsseldorf
duesseldorfer-anzeiger.de
City Anzeigenblatt Krefeld GmbH
Krefeld
stadt-spiegel-krefeld.de
City Anzeigenblatt Mönchengladbach GmbH
Mönchengladbach
City Anzeigenblatt Viersen GmbH
Viersen
stadt-spiegelmoenchengladbach.de
stadt-spiegel-viersen.de
City Anzeiger Claudia Berger-Pöschl
Schwelm
City-Anzeiger.eu
Citylotse e.K.
Kaarst
citylotse.de
deltaTex GmbH
Witten
deltatex.de
DNR-Verlag
Düren
dns-tv.de
Dortmunder Stadtspiegel GmbH
Dortmund
dortmunder-stadtspiegel.de
Dreingau Zeitung GmbH
Drensteinfurt
dreingau-zeitung.de
Druckerei Heinen GmbH
Bad Münstereifel
druckereiheinen.de
Druckerei & Medienverlag Ilske
Schloß Holte-St.
stadtjournal-shs.de
Druckerei und Verlag Franz-Josef Molitor
Arnsberg
arnsbergerpost.de
Druck + Verlag Heggemann
Bad Lippspringe
druck-verlag-heggemann.de
Druck + Verlag Josef Wegener GmbH
Dormagen
rheinischer-anzeiger.de
Echo Verlagsgesellschaft mbH (Wuppertal)
Wuppertal
conenberger-woche.de
Eldro-Verlags GmbH
Bad Salzuflen
lippischer-anzeiger.de
104
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Drucksache 15/4047
Firma
Stadt
Internet
Engels agentur.verlag.internet
Selm
die-neue-lupe.de
Essener Regionalpresse Verlag GmbH
Essen
informer-magazine.de
Euskirchen
blickpunkt-euskirchen.de
Soest
fkwverlag.com
Vreden
Marsberg
gescher.com
diemelbote.de
Gewerbeverein Herzebrock-Clarholz
Herzebrock-Clar.
gewerbeverein-online.de
Hans Gieselmann Druck und Medienhaus
GmbH & Co KG
Gill-Aktuell
Bielefeld
Gelsenkirchen
gieselmanndruck.de
gill-aktuell.de
mitten drin
Ibbenbüren
das-magazin-mittendrin.de
GL Verlags GmbH
Bergisch Gladb.
glverlag.de
Graphische Betriebe F.W. Rubens KG
Unna
hellwegeranzeiger.de
Gröne und Partner GmbH
Geseke
neueregionale.com
Grüne Druckerei und Verlag oHG
Dortmund
suedwest-zeitung.de
Haaner Treff Verlagsges. mbH & Co KG
Haan
haanertreff.de
Haller Kreisblatt Verlags-GmbH
Halle
haller-kreisblatt.de
Hallo-Borken-Gratiszeitung-Verlag
GmbH & Co KG
Hallo-Gratiszeitung-Verlag GmbH
Borken
Münster
hallo-borken.de
hallo-muenster.de
Heimatanzeiger Anzeigenblatt GmbH
Radevormwald
rga-online.de
Heimatbund Lüttringhausen e.V.
Remscheid
luettringhauser-anzeiger.de
Heimat- und Verkehrsverein Schloß e.V.
Schloß Holte-St.
heimat-und-verkehrsverein-shs.de
Heimbach Druck und Verlag
Bad Honnef
aegidienberger-bote.de
E. Holterdorf GmbH & Co KG
Oelde
die-glocke.de
Hüppmeier Marketing & Design GmbH
Salzkotten
stadtquelle-salzkotten.de
humann medien
Jüchen
jucunda-juechen.de
Husemöller & Birkner GbR
Lübbecke
neue-umschau.de
Ibbenbürener WochenblattVerlagsgesellschaft mbH & Co KG
Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH
Ibbenbüren
Ibbenbüren
ibb-anzeiger.de
ivd.de
JM Verlags GmbH & Co KG
Borken
stadtanzeiger-borken.de
Karsten GmbH
Harsewinkel
blickpunkt-warendorf.de
Die Kiepe Verlags GmbH
Rahden
diekiepe-online.de
Klein Druck und Verlag
Schlangen
blickpunkt-schlangen.de
Lokal Leben Kleve GmbH
Kleve
kle-point.de
KM Kurier Medien GmbH & Co KG
Recklinghausen
kurier-zum-sonntag.com
Koch Druck + Grafik
Delbrück
kein Internet
Kölner Anzeigenblatt GmbH & Co KG
Köln
koelner-wochenspiegel.de
Koerdt Promo4you GmbH
Brilon
briloner-anzeiger.de
EWI Euskirchener Werbe-Informationen
GmbH & Co KG
FKW Fachverlag für Kommunikation
und Werbung GmbH
Franz Gescher Inhaber Mechthild
Gescher e.K.
Gewerbeverein Marsberg e.V.
105
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Drucksache 15/4047
Firma
Stadt
Internet
Kroog Verlags-GmbH & Co KG
Westerkappeln
wochenblatt-westerkappeln.de
106
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Drucksache 15/4047
Klaus-D. Kuhlmann Verlags- und
Werbegesellschaft mbH
Bünde
evz-web.de
k + s Verlags- und Vertriebsges.
mbH & Co KG
Kurier-Verlag GmbH & Co KG
Münster
Horn-Bad Meinb.
kus-muenster.de
kurier-verlag.de
Kurier Verlag Lennestadt GmbH
Lennestadt
sauerlandkurier.de
Kurier-Verlag GmbH (Neuss)
Neuss
top-kurier.de
Kurier Verlag Siegen GmbH & Co KG
Siegen
siegerlandkurier.de
Kurier Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH
Kleve
kurier-am-sonntag.de
Leverkusener Anzeigenblatt GmbH & Co KG
Leverkusen
lokale-informationen.de
Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf
GmbH & Co KG
Live Magazine Verlagsgesellschaft GbR
Detmold
Xanten
lz-online.de
xanten-live.de
LW Lokale Wochenblatt GmbH
Willich
willicher-nachrichten.de
Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co KG
Lüdenscheid
come-on.de
mag medien arbeits gruppe UG
Hamm
lippejournal.de
Matthiesen Druck, Inhaber Dieter Hoefs
Bielefeld
matthiesendruck.de
ME Werbeagentur GmbH & Co KG
Rheda-Wiedenb.
das-stadtgespräch.de
Media Werbegesellschaft mbH
Remscheid
rs-anzeigenblatt.de
Medien Designer
Hürtgenwald
mediendesigner.com
Medien & Service Büro Bernd Lochmöller
Bielefeld
schildesche-erleben.de
meinNorf.de
Neuss
meinnorf.de
Ulrich Meyer GmbH & Co KG
Espelkamp
espelkamper-nachrichten.de
Mittendrin Verlag GmbH
Bottrop
mittendrin-verlag.de
MMM More Media Moments GmbH
Essen
derfruehaufsteher.de
MS Anzeigen-Verlags GmbH
Münster
muenster-am-sonntag.de
59 Verlags GmbH & Co KG
Lippstadt
fuenfneun.de
Geldern
nno.de
Moers
Extertal
stadt-panorama.de
nordlipper.de
Oberbergische Anzeigenblatt GmbH
& Co KG
Odenkirchener Druck- und Verlags GmbH
Gummersbach
Mönchengladb.
anzeigen-echo.de
o-d-v.de
Offsetdruck Wolfgang Kramer
Bielefeld
offset-druck-kramer.de
Essen
ora-anzeigenblaetter.de
Eschweiler
Bielefeld
filmpost.de
owl-am-sonntag.de
Petershäger Anzeiger Verlags
GmbH & Co KG
Der Postillon Peter Thiele e.K.
Petershagen
Lage
petershaeger-anzeiger.de
postillon.com
PT-Druckpartner Engels GmbH
Mönchengladb.
pt-druckpartner.de
Pyrmonter Sonntag Udo Rohde Verlag
Lügde
pyrmontersonntag.de
Niederrhein-Nachrichten
Anzeigenblatt GmbH
Niederrhein Verlag und Medienservice
GmbH
Nordlippischer Anzeiger GmbH
Ostruhr-Anzeigenblattges.
mbH & Co KG (ORA)
Palast Verlag Dr. Engelbrecht
GmbH & Co KG
Panorama Verlags- und Werbeges. mbH
107
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Drucksache 15/4047
Ratinger Wochenblatt Verlags-Ges. mbH
Ratingen
ratingerwochenblatt.de
Rautenberg Media & Print Verlag KG
Troisdorf
rmp.de
Record Team Marketing GmbH
Langenberg
record-team.de
Regional Verlag GmbH
Bielefeld
busch-druck.de
Rehling Graphischer Betrieb GmbH
Rietberg
rietberger-stadtanzeiger.de
Report Anzeigenblatt GmbH
Mönchengladb.
extra-tipp-viersen.de
Report Verlagsgesellschaft mbH
Bocholt
bocholterreport-digital.de
Rheiner Anzeigenblatt Verlagsges. mbH
Rheine
rheiner-anzeiger.de
Rheiner Report UG
Rheine
rheinerreport.de
Rhein-Sieg Anzeigenblatt GmbH & Co KG
Bonn
schaufenster-bonn.de
Rundschau Verlagsgesellschaft mbH
(Wuppertal)
Schaufenster-Verlag GmbH
Wuppertal
Dormagen
wuppertaler-rundschau.de
schaufenster-online.de
Schaufenster-Verlags GmbH
Oelde
oelder-schaufenster.de
Siegerländer Wochen-Anzeiger
GmbH & Co KG
Sonntagskurier GmbH
Siegen
Lünen
swa-wwa.de
sonntagskurier.de
Sonntags-Rundblick Anzeigenverlags GmbH
Hamm
sonntags-rundblick.de
SPO Sonntags Post Verlag GmbH & Co KG
Frechen
sonntags-post.de
Der Spökenkieker
Sassenberg
joerg-schoene.de
Der Stadt-Anzeiger
Bad Salzuflen
der-stadt-anzeiger.de
Stadtanzeiger Kamp-Lintfort GmbH
Kamp-Lintfort
stadt-anzeiger-kamp-lintfort.de
Stadtanzeiger Verlag GmbH
Coesfeld
stadtanzeiger-coesfeld.de
Stadtmarketing Hörstel eV
Hörstel
stadtmarketing-hoerstel.de
Norbert Stammes KG
Tönisvorst
stammes-druck.de
Oberhausen
stig-sterkrade.de
Lemgo
Aachen
strohmeier-medien.de
supersonntag.de
Super Tip Wochenpost Verlags- und
Werbegesellschaft mbH
Senne Forum
Velbert
Schloß Holte-St.
supertipp-wochenpost.de
senneforum.de
TechniPrint-Muldimedia GmbH
Ratingen
ratingernachrichten.de
Tecklenborg Verlag Inhaber
Brigitte Tecklenborg
Temming Verlag KG
Steinfurt
Bocholt
tecklenborg-verlag.de
sk-naklar.de
Urbano Mönchengladbach GmbH
Mönchengladb.
urbano-online.de
Joh. van Acken GmbH & Co. KG
Krefeld
van-acken.de
Aachen
supermittwoch.de
Frechen
Erftstadt
wochenende-frechen.de
verlag-erftstadt-aktuell.de
Schwerte
ruhr-bote.de
S.T.I.G. Sterkrader Interessengemeinschaft
e. V.
Strohmeier Medien GmbH & Co KG
Druck und Verlag
Super Sonntag Verlag GmbH
Verlag Aachener Anzeigenblatt
GmbH & Co KG
Verlag Anzeigen und Informationen
GmbH & Co KG
Verlag Iris Brach
Verlag Bruckmann & Meier GbR
108
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Drucksache 15/4047
Verlag Grone
Marl
vest-aktuell.de
Verlag Annette Rolf
Hiddenhausen
kreis-blick.de
Verlag Ronsdorfer Wochenschau
Körschgen & Bischzur oHG
Verlagsgesellschaft Fleege UG
Wuppertal
Schlangen
ronsdorfer-wochenschau.de
schlaengerbote.de
Verlag SonntagsBlatt
Wuppertal
sonntagsblatt-online.de
Verler Magazin GbR
Schloß Holte-St.
verler-magazin.de
Vorländer GmbH & Co KG
Siegen
vorlaender.de
Brühl
werbekurier.de
Dülmen
streiflichter.com
Siegburg
Monschau
extra-blatt.de
wochenspiegellive.de
Wendland Druck + Verlag
Harsewinkel
marktplatz-hsw.de
Werbeagentur Promo & Co
Hüllhorst
kiekmalrin.de
Werbeagentur Giesdorf GmbH & Co KG
Detmold
wag-lippe.de
Werbeagentur Thiesbrummel GmbH
Lippstadt
lippstadt-am-sonntag.de
Werbedruck Zünkler GmbH & Co KG
Bielefeld
senne-rundschau.de
Werbegemeinschaft Rüthen e.V.
Rüthen
ruethen-extrastark.de
Werbegemeinschaft Warburg
Warburg
werbegemeinschaft- warburg.de
Werne am Sonntag GbR
Werne
Werne-am-Sonntag.de
Martina Werner und Lothar Werner
Verl
verler-leben.de
Weserspucker-Verlag GmbH & Co KG
Minden
weserspucker.de
Wir in Detten GmbH & Co KG
Emsdetten
wirin.de
Wittgensteiner Wochenpost GmbH
Bad Berleburg
wipo-online.de
wochenkurier Ennepe-Ruhr GmbH
Gevelsberg
wochenkurier.de
Wochenkurier Iserlohn GmbH
Iserlohn
wochenkurier.de
Wochenkurier Schwerte Verlags GmbH
Schwerte
wochenkurier.de
Wochenkurier-Verlagsgesellschaft mbH
Hagen
wochenkurier.de
Wochenpost Verlags- und Werbegesellschaft
mbH & Co KG
Wochen-Tip Verlagsges. mbH & Co KG
Gronau
Lippstadt
gwp-gronau.de
wochentip.de
WVG Werbe- und Verlagsges. mbH & Co KG
Erkelenz
dn-woche.de
WVW Westdeutsche Verlags- und
Werbegesellschaft
Zeitschriftenverlag Westerheide
Essen
Wipperfürth
wvw-anzeigenblaetter.de
zeitschriftenverlag-westerheide.de
VSW Verlag Schlossbote /Werbekurier
GmbH & Co KG
VWG Verlagsgesellschaft Westmünsterland
GmbH
VWP Verlag für Werbe-Publikationen
GmbH & Co KG
Weiss-Verlag GmbH & Co KG
109
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 58.3: Lokaljournalistische Onlineportale von Hörfunkveranstaltern
Firma
Stadt
Internet
98.5 Radio Bochum e.V.
Bochum
radiobochum.de
Antenne Unna Radio an Ruhr und Lippe, Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundf
Unna
antenneunna.de
Bildungswerk der Erzdiözese Köln e.V.
Köln
domradio.de
Coesfelder Lokalradio Betriebsgesellschaft mbH & Co
KG
Hamm
radio-kiepenkerl.de
Lippewelle Hamm e.V.
Hamm
lippewelle.de
Lokaler Rundfunk Dortmund e.V.
Dortmund
radio912.de
Lokaler Rundfunk Düsseldorf
Düsseldorf
antenneduesseldorf.de
Lokaler Rundfunk Neuss e. V.
Neuss
news894.de
Radio Duisburg
Duisburg
radioduisburg.de
Radio Ennepe-Ruhr e. V.
Hagen
radioenneperuhr.de
Radio Erft e. V.
Wesseling
radioerft.de
Radio Hagen e.V.
Hagen
107.7radiohagen.de
Radio Kreis Wesel Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im Kreis Wesel e
Wesel
radiokw.de
Radio Mönchengladbach e.V.
Mönchengladbach
radio901.de
Radio Paderborn-Höxter e.V.
Paderborn
radiohochstift.de
Radio Wittekindsland Herford
Herford
radioherford.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Obergischen und Rheinisch-Bergischen
Kürten
radioberg.de
Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk in
Bielefeld
Bielefeld
radiobielefeld.de
Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk in Bonn
und im Rhein-Sieg-Kreis
Bonn
radiobonn.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Coesfeld e.V.
Dülmen
radio-kiepenkerl.de
Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im
Kreis Düren
Düren
radio-rur.de
Veranstaltergemeinschaft Lokalfunk Essen e.V.
Essen
radioessen.de
Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im
Kreis Euskirchen e.V.
Euskirchen
radio-euskirchen.de
Veranstaltergemeinschaft für den Lokalfunk in der
StädteRegion Aachen e.V.
Würselen
antenne-ac.de
Veranstaltergemeinschaft Radio Emscher-Lippe e.V.
Gelsenkirchen
radioemscherlippe.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Gütersloh e.V.
Gütersloh
radioguetersloh.de
Herne 90acht e.V.
Herne
radioherne.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Hochsauerlandkreis Radio Sauerland e.V
Meschede
radiosauerland.de
Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im
Kreis Kleve
Kleve
antenneniederrhein.de
110
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Firma
Stadt
Internet
Veranstaltergemeinschaft Radio Köln e. V.
Köln
radiokoeln.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk in der kreisfr.
Stadt Krefeld und im Krei
Krefeld
welleniederrhein.de
Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im
Kreis Lippe e.V.
Detmold
radiolippe.de
Veranstaltergemeinschaft Radio Leverkusen e.V.
Leverkusen
radioleverkusen.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Märkischen
Kreis e. V.
Iserlohn
radio-mk.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Mettmann e.V.
Mettmann
radioneandertal.de
Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im
Kreis Minden-Lübbecke Radio Wes
Minden
radiowestfalica.de
Veranstaltergemeinschaft Lokalfunk für die Städte
Mülheim/Ruhr und Oberhausen e.
Oberhausen
radiooberhausen.de
Veranstaltergemeinschaft Lokaler Rundfunk Münster
e.V.
Münster
antennemuenster.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Recklinghausen e. V.
Recklinghausen
radiovest.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk in Remscheid
und Solingen
Solingen
radiorsg.de
Veranstaltungsgemeinschaft für lokalen Rundfunk im
Kreis Siegen-Wittgenstein e.V
Siegen
radio-siegen.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Soest
e.V.
Soest
hellwegradio.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Steinfurt e.V.
Rheine
radiorst.de
Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Warendorf e.V.
Warendorf
radiowaf.de
Veranstaltergemeinschaft Radio Wuppertal e.V.
Wuppertal
radiowuppertal.de
Westmünsterland-Welle Veranstaltergemeinschaft für
Lokalfunk im Kreis Borken
Borken
radiowmw.de
Tab. 58.4: Lokaljournalistische Onlineportale von TV-Veranstaltern
center.tv Heimatfernsehen Düsseldorf GmbH & Co KG
Düsseldorf
centertv.de
center.tv Heimatfernsehen Köln GmbH & Co KG
Köln
center.tv
center.tv Heimatfernsehen Köln GmbH & Co KG
Köln
aachen.center.tv
Bochum
centertv-ruhr.de
Köln
rtlregional.de
Studio 47 Stadtfernsehen Duisburg GmbH & Co KG
Duisburg
studio47.de
WestCom Medien GmbH
Dortmund
westcom.de
Bocholt
wmtv-online.de
center.tv Heimatfernsehen Ruhr AG
RTL West GmbH
wm.tv GmbH & Co KG
111
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Tab. 58.5: Lokaljournalistische Onlineportale von Onlinefirmen
Firma
Stadt
Internet
Archimedes Data GmbH
Mönchengladbach
archimedes-data.de
Atelier Goral GmbH
Köln
report-k.de
Bergisch Media
Heiligenhaus
heiligenhaus-blog.de
Bernhart & Zakrzewski GbR
Wesel
wes-point.de
Bökelverlag Manfred Schulz e.K.
Mönchengladbach
maas-rhein-zeitung.de
Börner & Hrabe GbR
Dortmund
do21.de
Charara IT-Solutions GmbH
Burscheid
charara.biz
Citygator.de
Bonn
citygator.de
Corporate PublishingService
Mönchengladbach
wilmsconsult.de
Datentechnik Hoffmann
Hamm
luenen-direkt.de
deltaRegio.Net Ges. für reg. Online-Dienste GmbH &
Co KG
Emsdetten
deltaregio.net
Dewitz, Angelika von
Münster
muenster-termine.de
DorfInfo.de
Sundern
dorfinfo.de
DPITS
Ruppichteroth
broeltal.de
eadmedia
Detmold
lippeportal.de; eadmedia.de
Onlinezeitung Thiel
Pulheim
(oz-rheinerft.de)
Freie Honnefer - Das Magazin
Bad Honnef
freiehonnefer.de
Freudenberg Online News
Freudenberg
freudenberg-online.de
Frey Print + Media GmbH
Attendorn
freymedia.de; attendorner-geschi
Gebhardt, Moll & Soliz GbR
Köln
meine-suedstadt.de
Geseke online
Geseke
geseke-news.de
Gütersloh TV
Gütersloh
gueterslohtv.de
halloherne UG
Herne
hallo-herne.de
Hallo-Lübbecke GbR
Lübbecke
hallo-luebbecke.de
Hammedia Verlag GmbH
Hamm
hammedia.de
Hötzel, RFS & Partner, Druckerei, Verlag, Werbeagentur GmbH
Stadtlohn
wirtschaft-aktuell.de
Horstmann + Tiekötter GbR
Bielefeld
hillegossen-online.de
Huchel visualmedia Werbeagentur GmbH
Selfkant
selfkant-online.de
human image Mediendienstleistungen
BochumWattenscheid
wattenscheid.net
webcss GbR (zuvor: hxpo GbR)
Eschers-hausen
hxpo.de
ICSmedia GmbH
Münster
westline.de
Innenstadt-Ostblog
Dortmund
michael-lemken.de
Internet Marktplatz GmbH & Co KG
Ibbenbüren
marktplatz-kg.de
112
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Firma
Drucksache 15/4047
Stadt
Internet
Interverdi / Internetvertrieb & Dienstleistunge
Velbert
interverdi.de und cityinfo24.de
Isselburg-Live
Isselburg
isselburg-live.de
Jeschke Knörzer Schneider GbR
Duisburg
duisburgweb.de
Klee & Raschke GbR
Leopolds-höhe
oerlinghauser-blatt.de
Lokal Leben Kleve GmbH
Kleve
kle-point.de
Lunanet GmbH
Krefeld
go-krefeld.de
Kateryna Krunich
Paderborn
news-bielefeld.de
Ralph Kruppa
Köln
koeln-nachrichten.de
Michael Lafrentz
Bocholt
bor-point.de
Lippe1
Lemgo
lippe1.de
Livingpage Media Ltd. & Co KG
Münster
echo-muenster.de
Löhne 24 Das Stadtportal
Bad Oeynhausen
loehne24.de
Lunanet GmbH
Krefeld
go-krefeld.de
MBC Medienhaus GmbH
Herten
tv-el.de
media-x-vision
Reichshof
media-x-vision.de
Medienagentur Heinz-Friedrich Pries
Lemgo
lippe-news.de und ähnlich für viele
MG Medien GmbH
Mönchengladbach
stadtmagazin.de
mh-city.de GmbH
Mülheim a.d.R.
mhcity.de
MP Mediapartner Oliver Mies & Christian Pöche GbR
BottropKirchhellen
lebensart-regional.de
Netcologne Gesellschaft für Telekommunikation mbH
Köln
netcologne.de
New Classic Werbesysteme
Blomberg
newclassic.net
NiederbergNet.de
Velbert
niederbergnet.de
NZ Netzeitung GmbH
Köln
netzeitung.de
Oberberg-Online Informationssysteme GmbH
Gummers-bach
oberberg-aktuell.de
Onlinemagazin Sennefenster
Schloß HolteStukenbrock
sennefenster.de
Optical illusion Media WorkX
Bergneustadt
news-oberberg.de
OWL-Journal
Bielefeld
owl-journal.de
Pixtura Werbeagentur e.K.
Rhede
rhede-city.de
Portunity Media GmbH
Wuppertal
stadtnetz-radevormwald.de
Radio Stolberg
Stolberg
radiostolberg.de
RegionalOnline UG
Düren
stadttv-dueren.de
Frank Reiermann Software und Internet
Düren
rurweb.de
Reviersport online GmbH
Essen
reviersport.de
RheinErft.TV UG
Wesseling
tv-huerth.de
RK online Verlag GmbH
Lennestadt
media.nrw-on.de
RLS Jakobsmeyer GmbH
Paderborn
rls.de
113
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Firma
Drucksache 15/4047
Stadt
Internet
Thomas Rodenbücher
Duisburg
xtranews.de
ruhrbarone.de
Bochum
ruhrbarone.de
Sauerland-Nachrichten
Finnentrop
sauerland-nachrichten.de
Servicebüro Kus
Bestwig
servicebuero-kus.com
Der Spökenkieker
Sassenberg
joerg-schoene.de
Salzkotten
salzkotten-tv.de
Münster
stadtgefluester-muenster.de
Köln
stadtmagazin.com
NeunkirchenSeelscheid
studio242.de
Temming Verlag KG
Bocholt
sk-naklar.de
Treffpunkt Minden
Minden
treffpunkt-minden.de
Trend Verlag GmbH
Minden
trendjournal.de
Köln
tv.sylt.de
RhedaWiedenbrück
uncutblog.de
unser-Brilon.de
Brilon
unser-brilon.de
UW-ConcepT
Ratingen
ratinger-news.de
Verlag und Agentur stadtgeflüster
Minden
stadtgefluester.de
Vertical Media
Krefeld
vertical-magazin.de
4D-Team Melcher
Neuss
heide-bote.de
VI-Marketing
Aachen
euregio-aktuell.eu
Remscheid
waterboelles.de
Essen
derwesten.de
Attendorn
wis-attendorn.de; hansestadt-akt
Essen
lokalkompass.de
WestOnline GmbH & Co KG
Dortmund
westline.de
WilmsConsult Mönchengladbach
Mönchengladbach
wilmsconsult.de
Björn Wilmsmann
Oberhausen
bottblog.de
Wir in NRW Blog
Bonn
wir-in-nrw-bog.de
WVW Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft
mbH & Co KG
Essen
wvw-anzeigenblaetter.de
Düsseldorf
nrwhits.de
Stadtfernsehen Salzkotten e.V.
Stadtgeflüster
stadtmagazin.com Kayvani & Alev GbR
Studio 242 Christof Schmoll & Susanne Wiese GbR
TV Link GmbH & Co KG
Uncutblog Onlinemagazin Rheda-Wiedenbrück
waterboelles.de
WAZ New Media GmbH & Co KG
Web & Printmedien Attendorn
Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft mbH &
Co KG
Zeitgeist Media GmbH
114
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
59.
Drucksache 15/4047
Ist der Landesregierung bekannt, ob Betreiber von Online-Suchmaschinen, Portalen oder andere international engagierte Konzerne lokale Redaktionen betreiben, aufbauen oder zu übernehmen gedenken. Wenn ja, welche Unternehmen
stehen dahinter?
Der Landesregierung sind Pressemeldungen bekannt, nach denen international agierende
Suchmaschinenbetreiber Überlegungen anstellen, ihre jeweiligen Angebote in Deutschland
durch eigene Lokalredaktionen zu verbessern. Die Landesregierung kennt allerdings konkret
weder Ansätze noch Planungen, die (auch) Nordrhein-Westfalen betreffen würden. Sie hält
es zudem für unwahrscheinlich, dass selbst große internationale Konzerne gewillt und in der
Lage wären, eine Struktur von Lokalredaktionen im ganzen Land aufzubauen und zu finanzieren wie sie derzeit mit gut 200 Lokalredaktionen allein die Zeitungsverlage des Landes
unterhalten. Nicht auszuschließen ist allerdings ein punktueller Aufbau von Lokalredaktionen
in wirtschaftlich lukrativen Gebieten. Auch dazu liegen allerdings keine konkreten Erkenntnisse vor.
Suchmaschinen haben schon heute einen erheblichen Anteil an der gesamten Onlinewerbung. Der Versuch, dieses Geschäft auch in lokalen Teilmärkten auszubauen, wird auch
ohne eigenständige Lokalberichterstattung für diese Märkte unternommen.
Die Landesregierung hatte auf ähnliche Fragen bereits 2009 einen Überblick über die damaligen Aktivitäten gegeben (siehe Drucksache 14/8531). Dieser Sachstand ist in Bezug auf
den Aufbau von Lokalredaktionen weiterhin weitgehend aktuell. Als 2005 die Suchmaschinenanbieter Yahoo und Google die Onlinerecherche nach ortsbezogenen Informationen einführten (Local Search), wurde zugleich der Einstieg in das Geschäft mit lokalen Portalen angekündigt. Bislang aber beschränkt sich das Engagement der Suchmaschinenbetreiber vor
allem auf das Geschäft mit Werbung. Dabei erlauben es Programme wie Google Adwords
oder Yahoo Search Marketing Solutions auch kleinen, lokal ausgerichteten Unternehmen,
Onlinewerbung zielgruppenspezifisch einzusetzen. Datenbanken mit geocodierten IPAdressen ermöglichen es Local-Search-Anbietern, die IP-Adressen von Nutzerinnen und
Nutzern örtlich einzuordnen, so dass lokale Werbung möglichst präzise auf spezielle Zielgruppen abgestimmt werden kann. Die Local-Search-Technologie wird auch von Verzeichnisanbietern (zum Beispiel Gelbe Seiten) im Internet eingesetzt sowie von Stadtinformationsdiensten, Immobilienseiten oder Hotel- und Reisediensten.
Der Aufbau eigener lokaler redaktioneller Ressourcen und lokaler Agenturen zur Akquisition
von Werbung ist teuer. Wie schwierig es ist, selbst für kleinere Region lokale Portale zu betreiben, zeigen die folgenden Beispiele: Im Juli 2007 scheiterte „Deutschlands erste lokale
Onlinezeitung“, das Portal www.onruhr.de. Die Firma RK online Verlag GmbH in Lennestadt,
die über den Anzeigenblattverlag Kurier Verlag Lennestadt GmbH überwiegend zur Verlagsgruppe Ippen gehört, hat im kleineren Maßstab versucht, lokale Onlineportale aufzubauen,
so etwa unter www.oberberg24.de. Noch heute werden für jeden Ort des Oberbergischen
Kreises Angebote feilgeboten. Ruft man die Angebote ab, stößt man oft auf sehr altes Material. Auch dieses Beispiel zeigt, wie schwierig es ist, ein aktuelles lokales oder gar hyperlokales Angebot kontinuierlich zu pflegen, selbst wenn es – wie im oben genannten Beispiel
– nur einen Kreis und seine Kommunen betrifft. (Ähnliches gilt auch für das Portal
www.bergisch24.de für den Rheinisch-Bergischen Kreis). Ähnlich ergeht es auch der Firma
Gogol Medien GmbH & Co. KG in Augsburg, die unter www.myheimat.de die Nutzerinnen
und Nutzern mit der Rubrik „Beiträge erstellen“ konfrontiert. Myheimat unterbreitet bundesweit lokale Angebote. Bürgerreporter liefern aber offensichtlich auch in der Summe nicht so
kontinuierlich, dass lokale Angebote als aktuell bezeichnet werden könnten, weniger noch
als umfassend im Sinne einer thematischen Breite.
115
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Zusammenfassend lässt sich für lokale Onlineinformationen feststellen, dass sich das Onlineengagement von Unternehmen aus dem Bereich jenseits der Zeitungsbranche – abgesehen von einer Vielzahl jeweils lokaler Aktivitäten (siehe dazu die Antwort zu Frage 59) – derzeit im Wesentlichen darauf beschränkt, fremde Primärkommunikate von Lokalzeitungen
oder Pressestellen (Polizei, Vereine, Firmen etc.) zu aggregieren und um User Generated
Content, lokale Werbung sowie Daten aus Verzeichnismedien oder anderen Datenbanken
(Veranstaltungs- und Wetterdaten etc.) anzureichern.
Dass Betreiber von Online-Suchmaschinen, Portalen und andere international engagierte
Konzerne eigene redaktionelle Strukturen für eine lokale Berichterstattung aufbauen, lässt
sich – jenseits von entsprechenden Ankündigungen – derzeit nicht feststellen.
60.
Wie beurteilt die Landesregierung die Relevanz von Onlineportalen bzw. Onlinezeitungen mit lokalen Nachrichten?
Lokale Massenmedien stellen Themen für lokale Kommunikation zur Verfügung, die Faktizität, Relevanz und Aktualität besitzen und somit Grundvoraussetzung für die politische Partizipation und Willensbildung sind. Lokalzeitungen nehmen in der kommunalen Öffentlichkeit
eine zentrale Position ein. Sie dienen als Mittler von Information, sollen zur Meinungs- und
Willensbildung beitragen, ermöglichen politische Sozialisation und Partizipation, bieten im
Idealfall ein Forum zum öffentlichen Diskurs und gelten als Katalysator bei allen wichtigen
Entscheidungsprozessen innerhalb der Kommunen. In dem Maße, in dem einerseits die Auflagen von Lokalzeitungen zurückgehen und andererseits die Bedeutung des Internets zunimmt, gewinnen auch lokaljournalistische Onlineangebote an Relevanz.
Wird unter Journalismus die öffentliche, massenkommunikative Verbreitung aktuelluniverseller Informationen verstanden, dann bedeutet der Transportweg Internet, dass journalistischen Angeboten technisch kaum Grenzen gesetzt scheinen. Dies gilt quantitativ (große Speichertiefe), geografisch (tendenziell global) und zeitlich (hohes Aktualitätspotenzial).
Als multioptionales Medium bietet insbesondere das World Wide Web außer Multimedialität
beziehungsweise Interaktivität auch hohe Potenziale für Archivierung, Additivität (textinterne
und -externe Verknüpfungen mit Hyperlinks) sowie die Integration verschiedener Kommunikationsmodi (E-Mail, Chat, Surfen, Datenaustausch etc.). Das alles kann angesichts einer
zunehmenden Globalisierung und Fragmentierung der Gesellschaft dazu beitragen, auch in
lokalen Kommunikationsräumen neue Partizipationspotenziale zu erschließen.
Aus Sicht der Zeitungsverlage lassen sich mit Onlineauftritten folgende Funktionen realisieren:
116

Mehrfachverwertung von Printinhalten

Intensivierung der Leser-Blattbindung

Gewinnung neuer Nutzerinnen und Nutzer für das „Muttermedium“

Intensivierung von Imagepflege und -wandel

Vergrößerung der Reichweite

Angebot von Archiv-Dienstleistungen

Etablierung interaktiver Geschäftsmodelle

Modifizierung und Ausdifferenzierung der Inhalte (Regionalisierung, Aufbereitung
für unterschiedliche Zielgruppen)
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode

Drucksache 15/4047
Erschließung neuer Erlöspotenziale (Werbung, entgeltpflichtige Angebote, ECommerce)
Gleichwohl bleibt die Refinanzierung lokaler Onlineangebote aus Sicht der Verlage problematisch, nicht zuletzt wegen eines Überangebotes von Werbeflächen im Internet. Mehr als
zwei Drittel aller Werbeumsätze landen zurzeit bei Inhalteaggregatoren wie Suchmaschinen,
die gezielt Inhalte mit stichwortbezogener Werbung koppeln können und selbst für die Erstellung von journalistischen Inhalten kein Geld ausgeben müssen.
Für die Durchsetzung von Internetangeboten, die nur gegen Bezahlung freigeschaltet werden, fehlt es noch immer an Akzeptanz (siehe dazu die Antwort zu Frage 63). Deshalb betrachten die meisten Verlage von Lokalzeitungen ihr Onlineangebot vor allem als Marketingmittel (Leser-Blattbindung) und versuchen zugleich die Kosten im Internetbereich möglichst
niedrig zu halten. Dies führt dazu, dass häufig ohnehin vorhandene Inhalte der Druckausgaben nur zusätzlich im World Wide Web veröffentlicht werden. Zusätzlich gebremst wird das
Onlineengagement vieler Verlage durch die Sorge, im Internet könnten gratis angebotene
Artikel dazu führen, dass Leserinnen und Leser sich zunehmend online informieren könnten,
statt Zeitungen zu abonnieren oder zu kaufen („Selbstkannibalisierung“).
Angesichts der beschriebenen qualitativen Defizite lokaler Onlineangebote und der Tatsache, dass einige Verlage aus wirtschaftlichen Gründen auch ihre gedruckten Lokalteile und
das Netz ihrer Lokalredaktionen ausdünnen, könnten künftig die lokalpublizistischen Onlineangebote anderer Akteure eine wichtige Rolle spielen. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich
zurzeit sogenannte Lokal- oder Placeblogs.
Das Wort Blog ist eine Abkürzung für den Begriff Weblog, der wiederum aus den Wörtern
Web und Logbuch entstand. Als Blogs werden Webseiten bezeichnet, die laufend fortgeschrieben werden, leicht zu erstellen sind und deren neue Beiträge jeweils oben angezeigt
und von Dritten kommentiert werden. Im Gegensatz zu normalen Internetseiten müssen
Blogs nicht von Hand programmiert werden, sondern lassen sich mit Hilfe einfacher ContentManagement-Software erzeugen und gestalten, die größtenteils als freie Software kostenlos
im Internet zur Verfügung steht. Voraussetzung zur Erstellung eines Blogs sind außer der
Software lediglich ein Onlinecomputer oder ein Smartphone. Blogs können nicht nur Texte
abbilden, sondern auch Audio- oder Videodateien (Podcasts beziehungsweise Vlogs).
In Blogs werden Themen nach eigenen Entscheidungen selektiert. Dies kann im Einzelfall
sehr wohl bedeuten, dass in Blogs auch über ein aktuelles Thema geschrieben wird, durchaus auch nach journalistischen Standards. Jedoch ist weder die Berücksichtigung von Aktualität noch von klassischen journalistischen Standards wie Quellenangabe, Neutralität oder
Ausgewogenheit zwingend. Der Charakter des Forums lässt gerade auch Laien zu Wort
kommen, deren Beiträge professionellen Standards nicht folgen und sehr häufig weniger
berichtend als vielmehr kommentierend angelegt sind. Meist geht es in Blogs um subjektive
Darstellungen, die pointiert bestimmte Positionen vertreten. Die Inhalte von Blogs werden
auch nicht von einer Redaktion auf Richtigkeit hin überprüft.
Eine umfassende Bewertung solcher Blogs vorzunehmen, ist der Landesregierung in diesem
Rahmen mit vertretbarem Aufwand nicht möglich. Es ist ihr aber sehr wohl bekannt, dass
einige Blogs durch journalistische Recherchen und pointierte Darstellungen Themen in die
öffentliche Debatte eingeführt haben. Dies gilt etwa für Blogs wie www.ruhrbarone.de oder
www.wir-in-nrw-blog.de.
Die meisten Blogs, die auch publizistisch Relevanz für die öffentliche Meinungsbildung haben, beschränken sich in ihrer Tätigkeit auf einzelne Regionen oder Städte. Diese sogenann117
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
ten Lokalblogs oder Placeblogs bereichern vor allem in den USA die publizistische Vielfalt
mit zahlreichen hyperlokalen Inhalten, das heißt sie greifen das Geschehen „vor der Haustür“
auf, das in den klassischen Regional- und Lokalzeitungen nicht mehr abgebildet wird. Bei der
Analyse nordrhein-westfälischer Blogs, die sich mit dem Geschehen in einzelnen Städten,
Kreisen oder Regionen beschäftigen, fällt allerdings auf, dass viele der entsprechenden Onlineangebote mittlerweile wieder eingestellt oder irgendwann einfach nicht mehr aktualisiert
wurden.
Die lebhafte Debattenkultur von Blogs kann eine Erweiterung öffentlicher Diskussionen darstellen. Der Landesregierung ist aber auch bekannt, dass derartige Foren teilweise eines
professionellen Filters bedürfen, um zum Beispiel Beiträge wegen der unerwünschten Nutzung von Verbalinjurien auszuschließen. Solche Filterfunktionen nehmen bei den Printmedien seit jeher Leserbriefredaktionen wahr. Auch im Internet kommt es darauf an, Formen
des öffentlichen Meinungsaustausches nach Möglichkeit journalistisch zu begleiten.
Außer Zeitungen und Weblogs bieten auch Anzeigenblattverlage, Hörfunk- und Lokal-TVVeranstalter, einzelne Verlage von lokalen oder regionalen Zeitschriften sowie einige kommerzielle Anbieter lokale Informationen im Internet an (siehe dazu die Antwort zu Frage 58).
Beide Anbietergruppen versuchen die redaktionellen Kosten möglichst gering zu halten und
die Werbeeinnahmen zu optimieren. Vor allem bei kommerziellen Anbietern, die ihre Inhalte
von Content-Management-Systemen statt von Journalistinnen und Journalisten zusammenstellen lassen, ist die Gefahr groß, dass die Grenzen zwischen Journalismus und Public Relations verwischen. Kommerzielle Onlineanbieter sind auf Texte angewiesen, die ihnen möglichst preiswert oder gar gratis von Dritten zugeliefert werden. Einige Unternehmen versuchen diese Kostenproblematik zu lösen, indem sie teilweise oder sogar ausschließlich auf
Beiträge von Bürgerreportern setzen (siehe dazu die Antwort zu Frage 31).
61.
Besteht aus Sicht der Landesregierung eine Notwendigkeit zur Förderung für
diese Art des Lokaljournalismus. Wenn ja, welche Fördermöglichkeiten gäbe es?
Die Landesregierung begrüßt die inzwischen große Zahl journalistischer Onlineangebote mit
lokaljournalistischen Inhalten (siehe dazu die Antwort zu Frage 58). Ihr ist allerdings auch
bekannt, dass inzwischen zahlreiche Initiativen in diesem Feld aufgegeben wurden, oder die
ursprünglichen Ambitionen und Zielsetzungen deutlich zurückgenommen wurden (zum Beispiel im Hinblick auf den Umfang der Berichterstattung, die Aktualität und thematische Breite). Für die in der Regel noch jungen Angebote liegen derzeit noch keine auswertbaren Aussagen beispielsweise in Form von Defizitanalysen zu Gründung, Aufbau und Alltagsgeschäft
solcher Plattformen vor.
Aus diesem Grund hat die Landesregierung ein Gutachten zur Situation des Lokaljournalismus in NRW in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten soll wissenschaftlich fundiertes Datenmaterial über die Entwicklung der Anbieter- und Angebotsstrukturen des Lokaljournalismus
in NRW liefern. Auf Grundlage der Ergebnisse, die Ende Juni 2012 vorliegen sollen, können
dann in einem nächsten Schritt Förderungsbedarfe identifiziert und gegebenenfalls spezifische Förderinstrumente entwickelt werden.
62.
Wie beurteilt die Landesregierung die Zukunftsaussichten der Tageszeitungen in
NRW im Wettbewerb mit anderen Medien?
Die Landesregierung ist grundsätzlich davon überzeugt, dass Tageszeitungen auch in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil des Medienangebots sein werden, und dass sie im Be118
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
sonderen auch weiterhin für die journalistische Berichterstattung im Lokalen das wichtigste
und unverzichtbare Medium sein werden. Die Kassandrarufe über den baldigen Tod der Zeitung, die seit Jahren – auch in der Medienbranche – immer wieder zu hören sind, haben sich
bislang nicht bewahrheitet und spielen in den Überlegungen der Landesregierung keine Rolle.
Die negative Einschätzung der Zukunftsaussichten von Zeitungen in den letzten Jahren beruhte insbesondere auf der These, dass das Internet die Zeitungen ersetzen werde. Inzwischen hat sich im Markt aber sehr deutlich gezeigt, dass die Einnahme- und Finanzierungsmöglichkeiten für journalistische Angebote im Internet eng begrenzt sind. In der Folge konnten die mancherorts zahlreich erwarteten neuen Internetangebote in der Masse nicht realisiert werden. Einen deutlichen Kostenvorteil, so ist deutlich geworden, haben jene Anbieter,
die redaktionelle Leistungen multimedial – also nicht nur im Internet – nutzen und damit eine
breite Grundlage zur Refinanzierung schaffen konnten. Entsprechend haben die etablierten
Medienanbieter einen deutlichen Vorteil vor jenen Anbietern, die journalistische Leistungen
originär für das Internet erstellen und allein über das Internet zu finanzieren versuchen. Wegen der Vielzahl der Lokalredaktionen gilt dies gerade für die Zeitungsverlage und ihre lokaljournalistischen Leistungen.
Zeitungen haben als Printprodukt in den letzten Jahren zwar kontinuierlich an Reichweite
eingebüßt. Zugleich haben die Internetangebote von Zeitungen aber ein enorm großes Publikum gefunden, das parallel zur Gesamtheit der Internetnutzung ungebrochen weiter wächst.
Zeitungsportale zählen zu den am stärksten nachgefragten Onlineangeboten in Deutschland.
Dies weisen regelmäßig die Nutzungsdaten der Informationsgemeinschaft zur Feststellung
der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) sowie jene der AGOF Arbeitsgemeinschaft für
Online Forschung e.V. aus.
Im Herbst 2011 veröffentlichte die ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft erstmals Daten zu
crossmedialen Print- und Onlinereichweiten. Die Zahlen basieren auf Erhebungen für 14
regionale Tageszeitungen – darunter Kölner Stadt-Anzeiger/Kölnische Rundschau und Express (Verlag M. DuMont Schauberg), Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZMediengruppe) und die Rheinische Post (Mediengruppe RP) – sowie für die überregionalen
Zeitungstitel, die direkt in der Verbraucher-Analyse abgefragt werden. Nach ZMG-Angaben
gewinnen die regionalen Zeitungen durch ihre Onlineangebote im Vergleich zur gedruckten
Version insgesamt 13 Prozentpunkte an Reichweite hinzu. Die ZMG-Erhebung weist außerdem 21 Prozent „Cross-Channel-Nutzerinnen und -Nutzer“ aus, die Zeitungen sowohl gedruckt als auch online lesen. 19 Prozent (9 Millionen) der Leserinnen und Leser regionaler
Abonnementzeitungen, so ergaben die ZMG-Erhebungen, lesen die Inhalte von Zeitungen
ausschließlich im Internet, 60 Prozent (29 Millionen) aber noch immer ausschließlich in der
gedruckten Version (siehe dazu Schüür-Langkau, Anja: Crossmediale Reichweite soll Zeitungsmarketing unterstützen. In: media spectrum 10/2011. S. 9-11).
Sollten sich diese Reichweitengewinne bei künftigen, möglichst den Gesamtmarkt umfassenden Studien auch für die Gesamtzahl der Zeitungen bestätigen, wäre dies nicht nur ein
deutlicher Beleg für die herausragende Marktstellung von Zeitungen im intermedialen Wettbewerb, sondern zugleich auch der Beleg für deren Zukunftsfähigkeit. Onlineangebote sind
auch das Sprungbrett für die künftig zu erwartenden Angebote zur mobilen Nutzung von Medieninhalten. Gerade im Hinblick auf diese künftige Nutzung scheinen zudem die Möglichkeiten der Bepreisung und damit die Chancen für ein solides Geschäftsmodell wesentlich günstiger zu sein als für reine Onlineangebote.
119
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
63.
Drucksache 15/4047
Wie schätzt die Landesregierung die Situation des Themas „Paid Content“ und
dessen Auswirkungen auf die Zeitungslandschaft ein?
Als Paid Content werden digitale Güter beziehungsweise Inhalte bezeichnet, die im Internet
gegen Bezahlung durch Nutzerinnen und Nutzer vermarktet werden. Angesichts sinkender
Auflagen und Werbeerlöse versuchen Zeitungsverlage, ihre Inhalte zunehmend im Internet
zu vermarkten. Dort aber herrscht bei den meisten Nutzerinnen und Nutzern noch immer
eine Gratismentalität vor. Zudem ist es angesichts des Überangebots an Onlinewerbeflächen
nur wenigen Verlagen möglich, ihre Inhalte über Werbung zu finanzieren. Nach Angaben des
Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) planen deutsche Zeitungsverlage mittelfristig bis zu 30 Prozent ihrer Onlineumsätze mit bezahlten Inhalten zu generieren.
Zwar betrieben bereits im vergangenen Jahr mehr als 50 Prozent der deutschen Zeitungsverlage kostenpflichtige Angebote im Internet. Doch die Bereitschaft der Leserinnen und Leser, für Archivbeiträge oder E-Paper-Versionen – also PDF-Dateien der Druckausgaben – zu
bezahlen, ist gering. Die Zahl der Abonnements von E-Paper-Ausgaben liegt bundesweit
derzeit bei nur etwa 100.000. Nach Angaben des BDZV machen die Onlineeinnahmen in der
Bundesrepublik noch weniger als zehn Prozent aller Umsätze von Tages- und Wochenzeitungen aus. Einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im vergangenen Jahr zufolge ist nur jeder zehnte Deutsche bereit, für News im Netz zu bezahlen.
Weil die Zeitungsverlage und andere Anbieter journalistischer Inhalte es lange versäumt haben, den Wert ihrer Produkte im World Wide Web hervorzuheben, wird dort häufig Qualitätsjournalismus zum Nulltarif geboten. Bei dem Versuch, bislang gratis angebotene Onlineinhalte kostenpflichtig zu machen, befinden sich die Verlage in einem Dilemma: Wenn nur einzelne Zeitungshäuser für ihre Inhalte Geld verlangen, wird sich die Onlinegemeinde rasch von
ihnen abwenden und die Seiten der Konkurrenz nutzen. Dadurch sinken erst die Reichweiten
und dann die Werbeeinnahmen. In der Folge sind bislang bis auf wenige Ausnahmen alle
Versuche gescheitert, Nutzerinnen und Nutzern für journalistische Beiträge im Internet Geld
abzuverlangen.
Katja Riefler und Robin Meyer-Lucht stellten 2010 bei einer Untersuchung im Auftrag des
BDZV fest, dass etwa jeder Zweite der befragten deutschen Zeitungsverlage nicht mehr als
40.000 Euro Jahresumsatz mit Paid Content machte. Einige Verlegerinnen und Verleger
aber haben inzwischen vorsichtig begonnen, ihre Leserinnen und Leser an das Bezahlen
von Inhalten zu gewöhnen. Zum Beispiel setzen seit etwa zwei Jahren die Springer-Blätter
Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt auf eine Mischung aus kostenlosen (überregionalen) und kostenpflichtigen (lokalen) Onlineinhalten (Freemium-Modell). Gegen Bezahlung bietet das Hamburger Abendblatt einen Teil der Inhalte als PDF-Version, als Smartphone- oder iPad-App und im stationären Internet an. Nach Angaben des Axel Springer Verlags
konnten so zahlende Rezipienten gewonnen, und auch die Reichweite gesteigert werden.
Im Ausland setzen Titel wie die Financial Times, das Wall Street Journal und die New York
Times (seit 2011) auf abgestufte Bezahlmodelle (Metered Payment). Dabei sind zwar alle
Artikel grundsätzlich für alle zugänglich. Allerdings dürfen die Nutzerinnen und Nutzer nur
eine bestimmte Zahl von Berichten – bei der New York Times sind es pro Monat zwanzig –
kostenlos abrufen, bevor sie zur Kasse gebeten werden. Auf diese Weise bleiben die Onlineangebote dieser Titel auch weiterhin für Suchmaschinen, Bloggerinnen und Blogger und
soziale Netzwerke erreichbar, was sich positiv auf die Reichweite auswirkt. Alle Printabonnenten können www.nytimes.com auch weiterhin ohne Zusatzgebühr lesen. Das StandardOnline-Abo kostet pro Monat 15 US-Dollar. Wer fünf US-Dollar mehr bezahlt, erhält auch
Zugang über eine iPad-Applikation. Für dreißig Dollar werden sowohl iPad als auch Smartphone mit Inhalten versorgt. In Deutschland setzt die Eßlinger Zeitung seit Juni 2011 ebenfalls auf Metered Payment und hat Onlineinhalte entgeltpflichtig gemacht. Kurze Anreißertex120
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
te sind gratis. Wer mehr lesen will und kein Abonnent ist, muss ab der Nutzung des elften
Artikels bezahlen.
Den radikalsten Versuch, Zeitungsinhalte im Internet nur noch gegen Bezahlung anzubieten,
unternahm die Londoner Times. Das Tagesabonnement von The Times Online kostet seit
Anfang Juni 2010 ein Pfund. Rupert Murdochs News Corporation hat eine Paywall eingerichtet, hinter der das Unternehmen außer dem Inhaltsverzeichnis alle Inhalte vor kostenloser
Nutzung schützt. Zu dem Paywall-Modell sieht Murdoch auf Dauer keine Alternative, weil
sich Qualität nicht anders finanzieren lasse.
Anfang Februar 2011 startete mit der von Murdoch herausgegebenen virtuellen Zeitung The
Daily die weltweit erste Publikation für Tablet-PCs, die weder gedruckt noch als Website oder E-Paper im Internet erhältlich ist. Die von etwa hundert Redakteurinnen und Redakteuren gestaltete iPad-Zeitung kostet pro Woche 99 US-Cent oder im Jahresabonnement 39,99
US-Dollar. Nach Angaben von Murdoch erzeugt der Betrieb von The Daily pro Woche etwa
500.000 US-Dollar Kosten. Bereits vor dem ersten Erscheinen seien etwa 30 Millionen Dollar
investiert worden. Im September 2011 hatte The Daily etwa 120.000 Abonnenten. Damit sich
das Projekt rentiert, müsste sich die Zahl der Abonnenten mehr als vervierfachen.
Während die Zahlungsbereitschaft im stationären Internet gering ist, scheinen die Kunden
beim Umgang mit ihrem Smartphone zahlungswilliger zu sein. Deshalb setzen viele Verlage
große Hoffnungen auf den Mobile-Media-Sektor. Vor allem Besitzer moderner Onlinehandys
sind es gewohnt, für mobile Services wie iPhone-Applikationen (Apps) zu bezahlen. Deshalb,
so ergab eine Studie des ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft, verfügt inzwischen nahezu
jeder zweite deutsche Zeitungsverlag (44 Prozent) über ein entsprechendes eigenes MobileMedia-Portal. Im Rahmen der ZMG-Untersuchung „Online- und Mobile-Media-Angebote von
deutschen Zeitungen“ wurden 170 Verlage zu ihrer Cross-Channel-Strategie befragt.
Im App Store von Apple befinden sich mittlerweile mehr als 50 Angebote deutscher Zeitungshäuser für das iPad und mehr als 70 Applikationen für das iPhone. Meist handelt es
sich um E-Paper-Ausgaben der gedruckten Zeitungen, die an die Bildschirme von Smartphones und Tablet-PCs angepasst werden. Als erste starteten bereits vor zwei Jahren die
Springer-Titel Bild und Welt. Zu den Anwendungen des mobilen Internets, die dauerhaft gute
Erfolgschancen haben, zählen insbesondere ortsbezogene Dienste. Noch aber orientieren
sich die meisten Apps an bereits bestehenden Printprodukten. Eigenständige Formate haben
nur wenige Verlage wie etwa die Rheinische Post mit RP Plus entwickelt. Erweiterte Printformate bieten als Apps etwa die Redaktionen von Bild, Kölner Stadt-Anzeiger oder Frankfurter Rundschau. Andere Zeitungshäuser wie etwa die WAZ-Gruppe beschränken sich auf
PDF-Downloads.
Aus Sicht vieler Zeitungsverlage öffnet vor allem Apples iPad die Tür zu einem wichtigen
neuen Markt. Eine Studie, die im Auftrag der Tomorrow Focus AG erstellt wurde, kam zu
dem Ergebnis, dass 32 Prozent der iPad-Nutzerinnen und -Nutzer bereit seien, monatlich
zwischen fünf und zehn Euro für journalistische iPad-Angebote auszugeben. Außer Apple
bieten inzwischen auch Samsung, Toshiba, Motorola, HTC, Acer, Hewlett-Packard und andere Hersteller relativ leichte, flache Tablet-PCs an, die über einen berührungsempfindlichen
Bildschirm (Touchscreen) intuitiv bedient werden können.
Fast alle iPad-Angebote deutscher Zeitungshäuser sind kostenpflichtig. Die meisten kosten
79 Cent pro Ausgabe. Weil über den AppStore abgerechnet wird, entfallen umständliche
Bezahlmechanismen. Dafür verlangt Apple aber in der Regel eine Umsatzbeteiligung (30
Prozent), behält alle Kundendaten für sich und macht strenge Vorschriften in Bezug auf Programmierung und manchmal auch auf Inhalte. Dauerhaft wünscht sich der BDZV deshalb
121
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Drucksache 15/4047
offene technische Standards, direkte Kundenbeziehungen, eine freie Preisgestaltung bei den
Inhalten und mehr Wettbewerb unter den Hardware-Anbietern, der zu sinkenden Preise führen soll. Apple hat bei den Verhandlungen mit Verlagen entscheidende Vorteile: Das Unternehmen bietet eine große Zahl potenzieller Nutzerinnen und Nutzer und verfügt bereits über
ein Online-Abrechnungssystem. Nach Vertragsabschluss erhält Apple wertvolle Kundendaten, hat kaum weitere Kosten und ist an den Einnahmen beteiligt.
Um die Kundenbeziehung nicht zu verlieren, müht sich die Verlagsbranche inzwischen darum, für das Geschäft mit dem mobilen Internet eigene Onlinekioske zu etablieren. Im Oktober 2010 starteten Bertelsmann und der Deutsche Pressevertrieb (DPV) den Dienst Pubbles.
Weitere Alternativen sind PagePlace von der Deutschen Telekom und der iKiosk der Axel
Springer AG. Unklar bleiben mögliche Risiken wie etwa die Selbstkannibalisierung, die eintreten könnte, wenn iPad-Nutzerinnen und -Nutzer Apps abonnieren und gleichzeitig auf ihr
Zeitungsabonnement verzichten.
Aus Sicht der Landesregierung benötigt, wer dauerhaft Paid Content erfolgreich anbieten
will, exklusive und journalistisch hochwertige Inhalte, die originell aufbereitet und auf die jeweiligen Endgeräte optimal ausgerichtet sind. Außerdem sollten sich die Onlineinhalte leicht
einzeln abrechnen lassen.
64.
Welche Bezahlsysteme etablieren sich aktuell bei den Verlagen?
Die Erfolgschancen der Paid-Content-Strategien von Zeitungsverlagen im Internet hängen
vor allem von einfachen und weitverbreiteten Bezahlsystemen ab. Diese Systeme müssen
leicht zu bedienen sein, größtmögliche Sicherheit bieten und die Kriterien der Vertraulichkeit,
Authentizität und Integrität erfüllen. Dies bedeutet, dass kein Dritter Kundendaten ausspähen
kann, dass niemand auf Kosten Dritter Inhalte beziehen kann, und dass eine Veränderung
von Kontodaten auf dem Weg vom Absender zum Empfänger ausgeschlossen sein muss.
Große Probleme macht den Verlagen vor allem die Abrechnung von kleinen Beträgen für
einzelne Texte. Dabei gilt grundsätzlich, dass für die Anbieter von Paid Content allein die
Abwicklungskosten über Micropayment-Dienstleister wie PayPal, Click-and-buy oder Google
Checkout pro Transaktion etwa zwanzig Cent betragen. Deshalb setzen viele Verlage auf
bereits etablierte Plattformen wie Apples AppStore, der auf dem iTunes Store basiert, und
über den Apple schon seit langem Inhalte und Dienstleistungen für das iPod abrechnet. Später kamen als Endgeräte iPhone (2007) und iPad (2010) hinzu. Kunden des AppStore müssen ein Benutzerkonto (Account) anlegen. Dies geht entweder mit einer Kreditkarte, mit speziellen Geschenk- oder Guthabenkarten oder mit Hilfe von Diensten wie PayPal und Clickand-buy.
Micropayment-Dienstleister haben den Vorteil, dass mit ihren Systemen Beträge überwiesen
werden können, ohne dem Verkäufer Kontodaten oder Kreditkartendaten übermitteln zu
müssen. Marktführer PayPal ist ein Tochterunternehmen von Ebay und fungiert als eine Art
Zwischenhändler für den Transfer digitaler Güter, beziehungsweise während der Verweildauer der Überweisungsbeträge auch als Treuhänder. Dabei werden getätigte Zahlungen
sofort dem Zahlungsempfänger gutgeschrieben. PayPal-Mitglieder müssen sich mit ihren
persönlichen Daten und Kontodaten einmalig registrieren und die Verifizierung der angegebenen Daten abwarten. Anschließend kann Geld an jede beliebige E-Mail-Adresse überwiesen werden. Hat deren Besitzer noch kein PayPal-Konto, so wird er per E-Mail benachrichtigt
und kann sich ebenfalls bei PayPal registrieren lassen. Das System funktioniert auch bei
Mobile-Media-Endgeräten wie Smartphones. Wer Geld per PayPal überweist, muss dafür
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LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
nichts bezahlen. Dem Empfänger von Beträgen werden 1,9 Prozent des überwiesenen Betrags plus 0,35 Euro berechnet.
Beim Bezahlsystem Click-and-buy wird ein Benutzerkonto mit Bankverbindung eingerichtet.
Diese Kundendaten werden auf einem Server gespeichert. Beim Kauf digitaler Güter müssen
Click-and-buy-Kunden nicht mehr ihre Kontendaten angeben, sondern nur noch einen Benutzernamen samt Passwort. Die Abrechnung erfolgt durch Click-and-buy, wobei das Unternehmen die einzelnen Beträge gesammelt von den Bankkonten seiner Kunden einzieht. Seit
März 2010 gehört Click-and-buy der Deutschen Telekom AG.
Smartphone- oder Tablet-PC-Inhalte, die für Android-Engeräte programmiert wurden, können von deutschen Zeitungsverlagen seit 2009 über Googles Android Market vertrieben und
abgerechnet werden. Die Alternative für Handys, die mit dem Microsoft-Betriebssystem arbeiten, ist der Windows Phone Marketplace.
Weil Marktführer Apple beim Geschäft mit den Apps 30 Prozent der Umsätze und sämtliche
Kundendaten für sich behält, suchen viele Zeitungsverlage nach alternativen Vermarktungsplattformen für Paid Content. Mit dem System One Pass bietet inzwischen auch Google einen Bezahldienst für Computer, Laptops, Smartphones oder Tablet-PCs. Google verlangt
nur eine Umsatzbeteiligung in Höhe von zehn Prozent und sichert den Verlagen außer einer
freien Preisgestaltung auch zu, dass sie die kompletten Kundenkontakte behalten. One Pass
ist wie iTunes eine Art Onlinekiosk und ermöglicht sowohl die Abwicklung von Abonnements
als auch den Kauf einzelner Artikel.
Außer Bertelsmann und dem Deutschen Postvertrieb, die im Oktober 2010 ihren Dienst
Pubbles starteten, hat inzwischen auch die Deutsche Telekom AG einen eigenen Onlinemedienvertrieb aufgebaut. Das Angebot PagePlace ist sowohl für Apples AppStore als auch
für Googles Android-Betriebssystem ausgelegt. Die Telekom will den Verlagen die Souveränität im Umgang mit den Kundendaten überlassen. Zu den Vorteilen von PagePlace gehört,
dass eine Abrechnung nicht nur per Kreditkarte, PayPal oder Click-and-buy möglich ist, sondern auch direkt über die Telefonrechnung.
Zu den großen Bezahlsystemen sind mittlerweile einige Mikrobezahlsysteme wie etwa Flattr
hinzugekommen. Der sogenannte Social-Payment-Service ermöglicht es, Angebote gegen
ein freiwilliges Entgelt bereitzuhalten. Befindet sich ein Flattr-Button auf einer Internetseite,
können Nutzerinnen und Nutzer diesen aktivieren und dadurch einen Teilbetrag eines zuvor
angelegten Monatsbudgets abgeben. Dieser im Voraus festgelegte Betrag wird dann am
Monatsende jeweils entsprechend der Flattr-Klicks auf die einzelnen Anbieter verteilt. Nach
einem ähnlichen Prinzip funktioniert auch Kachingle.
Zunehmend an Bedeutung gewinnen auch Abrechnungssysteme, die das Bezahlen per
Handy ermöglichen. Dies erleichtert die Abwicklung von Paid-Content-Bezug über Smartphones. So ermöglicht etwas die mbe4-Plattform der Berliner Mobile Business Engine GmbH
die Abrechnung von Kleinstbeträgen und Abonnements im Factoring-Modell. Dabei übernehmen die Mobilfunknetzbetreiber nicht nur die Abrechnung über die Mobilfunkrechnungen
ihrer Kunden, sondern auch das Zahlungsausfallrisiko. Durch dieses Verfahren sollen PaidContent-Anbieter eine hundertprozentige Zahlungssicherheit erhalten.
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LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
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Welche Verlage setzen Bewegtbild-Material in ihren Internetangeboten ein und
woher stammt dieses Material?
Fast alle Zeitungen binden inzwischen auch Bewegtbildangebote in ihre Onlineauftritte ein.
Während Bilder über das örtliche Geschehen in vielen Fällen bereits direkt aus den Lokalredaktionen stammen, werden Videos aus dem Bereich Weltnachrichten meist von professionellen Agenturen zugeliefert. Die meisten Zeitungsverlage setzen dabei auf Beiträge des
niederländischen Dienstleisters Zoom.in oder nutzen einen Hyperlink zum Videoangebot der
Online Marketing Service GmbH (OMS).
Zoom.in liefert die Bilder kostenlos und finanziert sich allein über Werbespots, die in die Beiträge integriert sind. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der größte Produzent von
Onlinevideos in Europa und produziert mehr als 150 Nachrichtenvideos in 11 verschiedenen
Sprachen für mehr als 450 Internetseiten in zehn Ländern. Jeden Monat werden etwa 18
Millionen Mal Zoom.in-Videos angeklickt. Das OMS-Netzwerk existiert seit Anfang 2009 und
bietet eine standardisierte Server-Lösung sowie die Vermarktung von Werbung an. Das
OMS-Videonetzwerk erreicht mit Bewegtbildwerbung für die Onlineangebote von Zeitungen
mehr als 19 Millionen Unique User im Monat. Die Agenturen Agence France Press (AFP)
und Reuters bieten einen ähnlichen Service wie Zoom.in und OMS.
Die Aachener Nachrichten und die Aachener Zeitung übernehmen auch Beiträge des lokalen
Fernsehprogramms center.tv Aachen. Der Kölner Stadt-Anzeiger hingegen setzt, obwohl der
Verlag die Mehrheit der Gesellschafteranteile an center.tv Köln besitzt, bereits seit November 2006 auf eigene Videoreporterinnen und -reporter, die als freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt werden.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Quellen der Onlinevideo-Angebote nordrhein-westfälischer Zeitungen:
Tab. 65.1: Onlinevideo-Angebote nordrhein-westfälischer Zeitungsverlage
Zeitungsverlag
Quelle der Onlinevideo-Angebote der Zeitungen
Aachener Nachrichten
OMS Video-Netzwerk + Kooperation center.tv
Aachener Zeitung
OMS Video-Netzwerk + Kooperation center.tv
Ahlener Zeitung
Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk
Bocholter-Borkener Volksblatt
Eigenproduzierte Videos + ZoomIn
Borkener Zeitung
Videos von ZoomIn + Kooperation mit Borio.tv
Die Glocke
Eigenproduzierte Videos + ZoomIn + NOS
Dülmener Zeitung
Eigenproduzierte Videos
Emsdettener Volkszeitung
Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk
Express
Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk
General Anzeiger (Bonn)
OMS Video-Netzwerk
Handelsblatt
Eigenproduzierte Videos + verschiedene Agenturen
Hellweger Anzeiger
OMS Video-Netzwerk
Ibbenbürener Volkszeitung
Eigenproduzierte Videos
Iserlohner Kreisanzeiger
Eigenproduzierte Videos
Kölner Stadt-Anzeiger
Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk
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LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode
Drucksache 15/4047
Zeitungsverlag
Quelle der Onlinevideo-Angebote der Zeitungen
Kölnische Rundschau
OMS Video-Netzwerk
Lippische Landes-Zeitung
Material von NOS
Lüdenscheider Nachrichten
Eigenproduzierte Videos
Mindener Tageblatt
Eigenproduzierte Videos + ZoomIn
Neue Ruhr / Rhein Zeitung
Eigenproduzierte Videos
Neue Westfälische
Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk
Recklinghäuser Zeitung
Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk
Remscheider General-Anzeiger
ZoomIn
Rheinische Post
Eigenproduzierte Videos + Agenturen
Ruhr Nachrichten
Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk
Soester Anzeiger
Eigenproduzierte Videos
Solinger Tageblatt
Eigenproduzierte Videos + ZoomIn
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Eigenproduzierte Videos
Westdeutsche Zeitung
Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk
Westfalen-Blatt
Eigenproduzierte Videos + ZoomIn + NOS
Westfalenpost
Eigenproduzierte Videos
Westfälische Nachrichten
Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk
Westfälische Rundschau
Eigenproduzierte Videos
Westfälischer Anzeiger
Eigenproduzierte Videos
Quelle: BDZV
26 der 34 vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in der Aufstellung berücksichtigten Portale von Zeitungen verwenden ausschließlich oder zumindest teilweise
eigenproduziertes Videomaterial. Die Verlage haben sich demnach in nur wenigen Jahren
auf die steigende Nachfrage nach Bewegtbildern eingestellt. Andere Quellen werden deutlich
weniger genutzt. Nur das Material des Netzwerkes OMS spielt mit 14 Abnehmern noch eine
wichtige Rolle.
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