SPD-Fraktion zur Situation des Zeitungsmarktes in
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SPD-Fraktion zur Situation des Zeitungsmarktes in
LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 15.02.2012 Antwort der Landesregierung auf die Große Anfrage 6 der Fraktion der SPD Drucksache 15/2906 Situation des Zeitungsmarktes in Nordrhein-Westfalen Die Ministerin für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien hat die Große Anfrage 6 namens der Landesregierung im Einvernehmen mit dem Finanzministerium, dem Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales, dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, dem Ministerium für Schule und Weiterbildung und dem Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr beantwortet. Datum des Originals: 14.02.2012/Ausgegeben: 24.02.2012 Die Veröffentlichungen des Landtags Nordrhein-Westfalen sind einzeln gegen eine Schutzgebühr beim Archiv des Landtags Nordrhein-Westfalen, 40002 Düsseldorf, Postfach 10 11 43, Telefon (0211) 884 - 2439, zu beziehen. Der kostenfreie Abruf ist auch möglich über das Internet-Angebot des Landtags Nordrhein-Westfalen unter www.landtag.nrw.de LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Vorbemerkung der Großen Anfrage Mit den drei Großen Anfragen der SPD-Fraktion in den Jahren 2003 (Große Anfrage 19, Drucksache 13/4110 vom 2. Juli 2003 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 13/5415 vom 5. Mai 2004), 2006 (Große Anfrage 3, Drucksache 14/1910 vom 10. Mai 2006 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 14/3156 vom 11. Dezember 2006) sowie 2008 (Große Anfrage 21, Drucksache 14/7126 vom 30. Juni 2008 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 14/8531 vom 2. Februar 2009) ist es gelungen, einen umfassenden Überblick über die Zeitungslandschaft in NRW zu erhalten. Die aktuellen Veränderungen des Zeitungsmarktes, verursacht durch den Wandel im Mediennutzungsverhalten, die Situation der Lokalredaktionen und die Umstrukturierungen von Verlagen erfordern eine Aktualisierung des Überblicks über die Entwicklung des Zeitungsmarktes. Anlässlich des 23. Medienforum.NRW im Juni 2011 in Köln wies die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft in ihrer Rede auf die Bedeutung des Medienlandes NRW und den Stellenwert der hiesigen Zeitungslandschaft hin. Die 41 NRW-Verlage mit ihren 45 Tageszeitungstiteln gilt es im Hinblick auf ökonomische, kulturelle und demokratische Gesichtspunkte zu fördern und pflegen. Zeitungen nehmen ebenfalls einen wichtigen Platz im Rahmen der Medienkompetenzförderung ein. Qualitätsjournalismus braucht daher eine Zukunftsperspektive, die auch auf lokaler Ebene gesichert werden muss. Die Zusammenlegung und Schließung von Redaktionen in den letzten Jahren zeichnet einen beunruhigenden Trend ab, der für die demokratische Meinungs- und Willensbildung in NRW nicht förderlich ist. Ein vielfältiger Zeitungsmarkt für NRW ist unverzichtbar. In folgenden Unterpunkten formulierte Fragen sollen Aufschluss über die Situation des Zeitungsmarktes geben. Vorbemerkung der Landesregierung Mit der vorliegenden Antwort liefert die Landesregierung die Aktualisierung eines umfassenden Überblicks über die Zeitungslandschaft in Nordrhein-Westfalen. Sie erfolgt im Anschluss an die drei Großen Anfragen der SPD-Fraktion in den Jahren 2003 (Große Anfrage 19, Drucksache 13/4110 vom 2. Juli 2003 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 13/5415 vom 5. Mai 2004), 2006 (Große Anfrage 3, Drucksache 14/1910 vom 10. Mai 2006 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 14/3156 vom 11. Dezember 2006) sowie 2008 (Große Anfrage 21, Drucksache 14/7126 vom 30. Juni 2008 und der Antwort der Landesregierung mit der Drucksache 14/8531 vom 2. Februar 2009). Hintergrund sind die zahlreichen, aktuellen Veränderungen im Zeitungsmarkt, verursacht durch den Wandel im Mediennutzungsverhalten, die Situation der Lokalredaktionen und die Umstrukturierungen von Verlagen im Zuge der Digitalisierung und Konvergenz der Medien. Die Landesregierung beantwortet die Fragen wie folgt: 2 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 I. Zeitungslandschaft 1. Wie viele Zeitungen und Zeitungsverlage gibt es in NRW und wie hat sich deren Zahl seit 2008 entwickelt? Weder die Zahl der Zeitungen noch die der Zeitungsverlage hat sich gegenüber 2008 stark verändert. In 2009 wurde die Neusser Druckerei und Verlag GmbH (Neuß-Grevenbroicher Zeitung) vollständig von der Mediengruppe um die Rheinische Post übernommen. Der Verlag wurde eingestellt. Die Neuß-Grevenbroicher Zeitung wurde in den Verlag der Rheinischen Post integriert und erscheint als eine von vielen Lokalausgaben. Im Vergleich zu 2008 ebenfalls um eins reduziert ist die Zahl der Hauptredaktionen. Die Kölnische Rundschau stellte ihre Hauptredaktion Ende September 2010 ein und übernimmt seitdem den Mantelteil vom General-Anzeiger in Bonn. Keine Auswirkungen auf die Daten in Tabelle 1.2 hatten umfangreiche Reorganisationen innerhalb der WAZ-Gruppe. Die Hauptredaktionen von drei ihrer NRW-Zeitungen wurden in 2009 personell stark ausgedünnt. Parallel wurde die Hauptredaktion der WAZ in Essen zu einer Zentralredaktion für ihre Zeitungen Westdeutsche Allgemeine, Neue Ruhr/Rhein Zeitung und Westfälische Rundschau ausgebaut. In 2011 wurde die Westfalenpost in diese Strategie einbezogen. Auch sie verfügt heute nur mehr über eine kleine titelbezogene Rumpfredaktion. Die Zahl der Zeitungsausgaben war deutlich rückläufig. Nachdem der WAZ-Konzern schon in 2007 im Kreis Recklinghausen Lokalausgaben eingestellt hatte, waren von der Reorganisation in 2009 insbesondere die Westfälische Rundschau und die Westfalenpost mit ihren Ausgaben in Südwestfalen betroffen. Die Westfalenpost (WP) musste folgende Ausgaben einstellen: Ennepetal Gevelsberg Schwelm Siegen Soest Werl Die Westfälische Rundschau (WR) gab folgende Ausgaben auf: Meschede Olpe Bad Berleburg. Zudem wurden die Lokalredaktionen in Arnsberg und in Hagen-Hohenlimburg personell stark reduziert. Dort wird nun das sogenannte Branding praktiziert. Das bedeutet, dass die Restredaktionen der WR auch das Material der WP-Redaktionen am Ort nutzen können, um einen in Teilen gegenüber der WP veränderten Lokalteil zu produzieren. Bis auf diese Standorte und jenen in Hagen hat der Konzern alle bis dahin bestehenden Doppelstrukturen von Lokalausgaben der WR und der WP beseitigt. Mit den Schließungen der WP-Redaktionen in Soest und in Werl war zugleich ein Marktausstieg verbunden. Nutznießer davon ist der Soes3 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 ter Anzeiger, der nun überwiegend Monopolanbieter ist. Wenige Monate später, im März 2010, hat der Verlag des Soester Anzeigers seine Ausgabe Menden (Mendener Zeitung) im Norden des Märkischen Kreises eingestellt. Nutznießer davon ist die Westfalenpost, die dort nun über ein Monopol verfügt. 4 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 1.1: Regionale und lokale Tageszeitungen in NRW Titel Aachener Nachrichten Verkaufte Verkaufte Auflage Auflage 2006 2008 141.700 136.900 1 Verkaufte Auflage 2010 129.200 1 Aachener Zeitung Verlag Zeitungsverlag Aachen GmbH Zeitungsverlag Aachen GmbH Ahlener Zeitung 7.200 7.000 6.800 Everhard Sommer GmbH & Co KG Allgemeine Zeitung, Coesfeld 18.400 18.200 17.900 J. Fleißig GmbH & Co KG Bocholter-Borkener Volksblatt 24.100 23.800 23.500 Temming Verlag KG Borkener Zeitung 17.900 17.800 17.500 J. Mergelsberg GmbH & Co KG Dülmener Zeitung 9.400 9.200 8.800 J. Horstmannsche Buchhandlung GmbH & Co KG Emsdettener Volkszeitung 8.800 8.400 8.100 Vg. Emsdettener Volksztg. GmbH 89.900 84.500 81.800 Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt Neusser GmbH Die Glocke, Oelde 59.100 58.100 57.100 E. Holterdorf GmbH & Co KG Haller Kreisblatt 12.400 12.100 11.900 Haller Kreisblatt Verlags-GmbH Hellweger Anzeiger, Unna 26.000 25.800 24.500 Graphische Betriebe Rubens KG Ibbenbürener Volkszeitung 21.700 21.400 21.000 IVZ Medien GmbH & Co KG Iserlohner Kreisanzeiger 26.300 25.000 24.900 Zeitungsverlag Iserlohn Iserlohner Kreisanz. und Ztg. GmbH & Co KG 359.500 345.000 336.000 DuMont Schauberg Expedition der General-Anzeiger, Bonn 2 und Zeitung Kölner Stadt-Anzeiger 3 Kölnische Rundschau 3 Kölnischen Ztg. GmbH & Co KG Lippische Landes-Zeitung 46.200 45.100 43.700 Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf GmbH & Co KG Lüdenscheider Nachrichten 32.800 31.600 32.200 Märk. Zeitungsvg. GmbH & Co KG Mindener Tageblatt 36.100 35.400 34.500 J.C.C. Bruns Betriebs-GmbH 17.100 16.700 15.900 Altmeppen-Verlag GmbH & Co KG Münsterländische Volkszeitung Neue Ruhr/Rhein Zeitung 4 Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co Essen KG Neue Westfälische, Bielefeld 154.900 153.300 150.100 Zeitungsverlag Neue Westfälische GmbH & Co KG Neuß-Grevenbroicher Zeitung 49.700 49.000 45.500 Neußer Zeitungsverlag GmbH Der Patriot, Lippstadt 27.200 26.300 25.500 Zeitungsverlag Der Patriot GmbH Recklinghäuser Zeitung 65.900 65.800 63.600 Verlag J. Bauer KG Remscheider General-Anzeiger 21.100 19.800 18.800 Ziegler KG Druckerei und Verlag 325.400 318.300 310.900 Rheinische Post Verlagsges. mbH 186.100 202.800 191.800 Vg. Lensing-Wolff GmbH & Co KG Rheinische Post, Düsseldorf 5 Ruhr Nachrichten , Dortmund 5 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Titel Siegener Zeitung Verkaufte Verkaufte Auflage Auflage 2006 2008 59.600 58.100 6 Drucksache 15/4047 Verkaufte Auflage 2010 56.800 Verlag Siegener Zeitung Vorländer + Rothmaler GmbH & Co KG Soester Anzeiger 32.300 31.700 36.100 W. Jahn Verlag GmbH & Co KG Solinger Tageblatt 26.300 25.600 24.800 B. Boll Verlag des Solinger Tageblattes GmbH & Co KG Süderländer Tageblatt, 5.300 5.200 4.900 Süderländer Tageblatt Plettenber-ger Zeitung Hundt GmbH & Co KG 4.200 4.000 4.000 Druck und Verlag Kirch GmbH 926.600 827.800 780.600 Westd. Allgemeine Zeitungsverlag Brost & Funke GmbH & Co KG 142.400 130.900 121.600 Girardet Verlag KG 127.600 125.300 121.900 Westfalen-Blatt Vereinigte Zeitungsverlage GmbH Plettenberg Tageblatt für den Kreis Steinfurt Westdeutsche Allgemeine 4 Zeitung , Essen Westdeutsche Zeitung, Düsseldorf Westfalen-Blatt, Bielefeld 4 Westfalenpost , Hagen Westfalenpost GmbH & Co Verlags-KG Westfälische Nachrichten Westfälische Rundschau 119.300 115.100 113.700 4 Aschendorff Medien GmbH & Co Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co KG Westfälischer Anzeiger, Hamm Abo-Presse gesamt 7 Düsseldorf-Express 44.100 41.900 3.373.200* 3.122.900 41.700 Westfälischer Anzeiger Verlag GmbH & Co KG 3.007.600 48.900 45.700 40.500 Düsseldorf-Express Verlags GmbH Express, Köln 176.100 166.300 152.800 DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Ztg. GmbH & Co KG Boulevard-Presse gesamt 225.000 212.000 193.300 Regionalpresse gesamt Handelsblatt 3.598.200* 3.334.900 144.000 147.800 3.200.900 136.900 Handelsblatt GmbH Quelle: Formatt-Institut; Auflagenzahlen nach IVW für das 1. Quartal *) In der Summe sind auch Auflagen inzwischen eingestellter Titel enthalten. 1 Gesamtauflage für Aachener Zeitung und für Aachener Nachrichten 2 Der General-Anzeiger verkauft 6.900 Exemplare in den Kreisen Neuwied und Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. 3 Gesamtauflage für Kölner Stadt-Anzeiger und für Kölnische Rundschau 4 Gesamtauflage der vier Titel in NRW: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Neue Ruhr/Rhein Zeitung, Westfälische Rundschau und Westfalenpost 5 Gesamtauflage der Ruhr Nachrichten ohne Rücksicht auf reorganisierte Verlagsstruktur mit outgesourcten Lokalausgaben 6 Die Siegener Zeitung verkauft einen Auflagenanteil von 6.100 Exemplaren im Westerwaldkreis in RheinlandPfalz. 7 In der Summe nicht berücksichtigt sind insgesamt 6.500 Exemplare, die von Zeitungen aus benachbarten Bundesländern in grenznahen Orten diesseits der Grenze verkauft werden. Bei der Summe der hierzulande verkauften auswärtigen Regionalzeitungen sind insbesondere folgende Titel zu berücksichtigen: Neue Osnabrücker Zeitung 3.800 Exemplare im Kreis Steinfurt; Kreiszeitung Syke 1.200 Exemplare im Kreis MindenLübbecke; Dewezet 1.500 Exemplare im Kreis Lippe 6 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 1.2: Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen 1993* 2002 2006 2008 2010 Verlage ** k.A. 42 41 40 39 Zeitungen 50 44 44 42 42 Hauptredaktionen 22 21 21 21 20 verkaufte Auflage 4.330.800 3.881.800 3.598.200 3.334.900 3.103.000 Durchschnittliche 86.600 88.200 81.800 79.400 71.700 Auflage pro Zeitung Auflagenzahlen nach IVW jeweils für das 1. Quartal; ohne die überregionale Zeitung Handelsblatt. * Siehe Pätzold, Ulrich/ Röper, Horst: Lokale Medien in NRW. Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen; Bd. 19. Leverkusen-Opladen 1995. ** Das Outsourcing von einzelnen Ausgaben (z.B. bei den Ruhr Nachrichten) wird nicht berücksichtigt. 2. Welche Auflagen und Marktanteile erzielen die Zeitungstypen überregionale, regionale/lokale Zeitungen, Boulevardzeitungen, Wochenzeitungen im Vergleich zu 2008 nach Abonnements- und Freiverkaufszahlen? Im deutschen Zeitungsmarkt erreichten die lokalen und regionalen Abonnementzeitungen 2010 eine verkaufte Auflage von rund 13,8 Millionen Exemplaren (2008: 14,6 Millionen). Das entspricht einem Anteil von 56,1 Prozent (2008: 55,3 Prozent) bei den Zeitungen insgesamt (Tages-, Wochen- und Sonntagszeitungen) und von 71,2 Prozent (2008: 70,8 Prozent) bei der Tagespresse. Die Boulevardzeitungen kommen auf 16,2 beziehungsweise 20,6 Prozent (2008: 16,9 beziehungsweise 21,5 Prozent) und die überregionalen Tageszeitungen auf 6,5 beziehungsweise 8,2 Prozent (2008: 6,1 beziehungsweise 7,8 Prozent). Die Sonntagszeitungen erreichen mit 3,2 Millionen Exemplaren (2008: 3,6 Millionen) einen Anteil an der Gesamtauflage der Zeitungen von 13,1 Prozent (2008: 13,8 Prozent). Die Wochenzeitungen kommen mit zwei Millionen Exemplaren auf 8,0 Prozent (2008: 7,6 Prozent). Seit einigen Jahren verschieben sich in der Gruppe der Tageszeitungen die Relationen anhaltend, aber nur leicht, weil insbesondere Boulevardzeitungen und die lokalen/regionalen Abonnementzeitungen Auflage einbüßen, während einige überregionale Abonnementzeitungen sogar Steigerungen aufweisen. Tab. 2.1: Verkaufte Auflagen und Marktanteile (MA) nach Zeitungstypen bundesweit 2008 Zeitungstyp lokale/regionale Abozeitungen Auflage 2010 Marktanteil bei Tageszeitungen Auflage Marktanteil bei Tageszeitungen 14.591.000 70,8% 13.840.000 71,2 Boulevardzeitungen 4.431.600 21,5% 4.000.000 20,6 überregionale Abozeitungen 1.598.200 7,8% 1.600.000 8,2 20.620.800 100,0% 19.440.000 100,0% Sonntagszeitungen 3.627.600 k.A. 3.240.000 k.A. Wochenzeitungen 1.989.200 k.A. 1.970.000 k.A. Zeitungen gesamt 26.237.600 k.A. 24.650.000 k.A. Tageszeitungen gesamt Quelle: Formatt-Institut; Auflagenzahlen nach IVW jeweils für das 1. Quartal 7 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Der Zeitungsmarkt in NRW unterscheidet sich nicht grundlegend von jenen der meisten anderen Bundesländer. Der Markt wird dominiert von den regionalen/lokalen Abonnementzeitungen. Die überregionalen Abonnementzeitungen erreichen in einzelnen Bundesländern höhere Auflagen als in NRW, doch ist dabei zu berücksichtigen, dass einzelne Titel in ihrer Stammregion auch einen Lokalteil bieten, also dort dem Typ Regionalzeitung entsprechen, zum Beispiel die Süddeutsche Zeitung in der Region München oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und die Frankfurter Rundschau (FR) in der Region Frankfurt. Die Boulevardzeitungen haben in den letzten Jahren insgesamt erheblich Auflage eingebüßt. Dies gilt insbesondere für den einzigen bundesweit vertriebenen Titel „Bild“. Wiederum im Vergleich zu anderen Bundesländern ist der Marktanteil der Boulevardzeitungen in NRW etwas niedriger, obwohl hierzulande mit dem Express auch eine regionale Boulevardzeitung erscheint. In vielen anderen Bundesländern gibt es diesen Zeitungstyp nicht mehr. In NRW erscheint der Express mit drei lokalen Ausgaben für Köln, Bonn und Düsseldorf, dort unter dem Titel „Düsseldorf-Express“. Von den gleichfalls nur noch wenigen überregionalen Wochenzeitungen hatte – abgesehen von konfessionellen Titeln – bis 2010 allein der Rheinische Merkur seinen Sitz in NRW, namentlich in Bonn. Im November 2010 wurde der Titel eingestellt. Die Zeit veröffentlicht seitdem eine Beilage unter dem Titel Rheinischer Merkur. In NRW erscheinen nur noch vereinzelt lokale Wochenblätter, also Titel, die allein über ihr jeweils begrenztes Verbreitungsgebiet berichten. In der Auflagenliste der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) werden noch zwei Titel geführt: Borbecker Nachrichten (5.400 Exemplare) und Werdener Nachrichten (3.100 Exemplare), beide mit Standort Essen. Tab. 2.2: Verkaufte Auflagen und Marktanteile nach Zeitungstyp in NordrheinWestfalen Zeitungstyp 2002 Auflage Regionalpresse (exkl. Express) 2008 Markt-anteil Auflage 2010 Marktanteil Auflage Markt-anteil 3.609.300 73,4% 3.153.900 73,7% 3.013.000 74,9% 224.504 4,6% 229.600** 5,4% 248.800 6,2% (Bild und Express) 1.081.264 22,0% 894.100 20,9% 760.200 18,9% Tageszeitungen gesamt 4.915.068 100,0% 4.277.600** 100,0% 4.022.000 100,0% überregionale Zeitungen (exkl. Bild) Boulevardzeitungen Quelle: Formatt-Institut; Auflagenzahlen nach IVW jeweils für das 1. Quartal * ohne Neues Deutschland und Financial Times Deutschland ** ohne Neues Deutschland, Financial Times und Die Tageszeitung Die lokalen/regionalen Abonnementzeitungen sind in NRW noch dominanter als im bundesdeutschen Durchschnitt und kommen auf drei Viertel der Gesamtauflage der Tagespresse (2008: 73,7 Prozent). Die beiden Boulevardzeitungen Bild und Express erreichen zusammen einen Anteil von 19 Prozent (2008: 21 Prozent). Die überregionalen Abonnementzeitungen kommen auf 6,2 Prozent (2008: 5,4 Prozent). Über die Sonntagszeitungen in NRW gibt es keinen vollständigen Überblick, da für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) keine Regionaldaten und für den Sonntags Express in Köln gar keine Auflagenzahlen erhältlich sind. Bild am Sonntag (BamS) kommt in NRW auf eine Auflage von 320.000 Exemplaren (2008: 350.000) und die Welt am Sonntag (WamS) auf 110.000 Exemplare. Der hohe Anteil von 27 Prozent, den NRW an der Gesamt8 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 auflage der WamS hat, dürfte auch durch den NRW-Teil der Zeitung bestimmt sein. Für dieses Extraprodukt werden den Anzeigenkunden fünf Belegungseinheiten für einzelne Teilregionen in NRW angeboten. Einen ähnlichen Regionalteil produziert die WamS ansonsten nur noch für Bayern. Anders als in anderen Bundesländern verfügen lokale/regionale Abozeitungen in NRW nicht über Sonntagsausgaben beziehungsweise eigenständige Sonntagszeitungen. Auffallend hoch ist der Auflagenanteil von NRW beim Handelsblatt, das hierzulande ein Viertel der Auflage absetzt. Dieser hohe Anteil wird relativiert durch die dem Verlagsort Düsseldorf zugerechnete Auflage von 7.700 Exemplaren. Auch bei der FAZ liegt der NRW-Anteil mit 21 Prozent relativ hoch. Die Süddeutsche Zeitung konnte über Jahre hinweg Auflagensteigerungen in NRW verzeichnen, doch war die Auflage zuletzt rückläufig und lag in 2010 bei 43.000 Exemplaren (2008: 45.400). Der NRW-Anteil an der Gesamtauflage liegt bei 10 Prozent. Sowohl absolut als auch relativ gemessen an der Gesamtauflage ist der NRWAnteil aber noch deutlich geringer als bei der FAZ. Die Frankfurter Rundschau hat bei deutlich sinkender Gesamtauflage auch in NRW Auflage verloren. Der NRW-Anteil liegt bei 8,2 Prozent. Die Tageszeitung (taz) kommt in NRW auf 11.000 Exemplare. Damit ist NRW an der Gesamtauflage mit knapp 20 Prozent beteiligt. Gleichfalls rund 20 Prozent beträgt der NRW-Anteil bei der Financial Times Deutschland. Bei den Wochenzeitungen hat Die Zeit mit 503.100 Exemplaren die mit Abstand höchste Auflage. Mit 90.000 Exemplaren ist ihre Auflage in NRW stattlich und liegt mit einem Auflagenanteil von gut 18,5 Prozent auf dem Niveau des Bevölkerungsanteils von NRW am Bund. 9 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 2.3: Auflagen der überregionalen Zeitungen in Nordrhein-Westfalen Titel Auflage 2002 in NRW NRW Auflage 2008 gesamt in NRW in % Auflage 2010 NRW gesamt in NRW NRW in % in % Frankfurter Allg. Zeitung 78.108 20,0 368.700 76.200 20,7 368.000 76.800 21,1 Die Welt/Welt kompakt 49.607 21,2 278.100 58.800 21,1 256.200 51.000 19,9 Süddeutsche Zeitung 31.439 7,1 450.200 45.400 10,1 445.800 43.300 10,1 Frankfurter Rundschau 14.925 7,9 153.700 13.300 8,2 142.400 11.300 8,2 Die Tageszeitung 11.368 18,9 55.400 k.A. k.A. 56.800 11.100 19,7 591 1,1 42.400 k.A. k.A. 39.500 600 0,1 38.466 27,2 147.800 35.900 24,3 136.900 34.100 24,9 k. A. k. A. 101.700 k.A. k.A. 100.700 20.600 20,4 224.504 k.A. 1.598.000 229.600 14,4 1.546.300 248.800 16,1 566.900 18,8 Neues Deutschland Handelsblatt * Financial Times Deutschland * Überregionale Tageszeitungen exkl. Bild Bild Überregionale Tageszeitungen inkl. Bild 808.764 19,8 3.326.200 682.100 19,3 3.014.100 1.033.268 18,2 4.924.200 914.900 17,7 4.560.400 815.700 17,9 Bild am Sonntag 465.000 20,9 1.680.200 336.800 21,0 1.509.600 320.400 21,2 Welt am Sonntag 125.700 19,6 404.300 113.600 28,0 402.300 109.100 27,1 k. A. k. A. 325.900 k.A. k.A. 343.900 k.A. k.A. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Quelle: IVW; Auflagenzahlen jeweils für das 1. Quartal * Montag bis Freitag; bei den anderen Titeln Montag bis Samstag. „Bild“ in NRW Die Bild-Zeitung erreicht unter allen Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen die mit Abstand höchste Verkaufsauflage. Ähnlich wie im Bundesgebiet ist diese Auflage auch in NRW in den letzten Jahren deutlich gesunken. Im 1. Quartal 2010 verkaufte Bild hierzulande noch knapp 570.000 Exemplare gegenüber 680.000 Exemplaren in 2008. Weiterhin werden in NRW acht subregionale Ausgaben verbreitet mit deutlich unterschiedlichen Auflagen (siehe Tab. 2.4). Der Zuschnitt dieser Verbreitungsgebiete ist – von kleineren Korrekturen abgesehen – gleich geblieben. 10 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 2.4: Teilausgaben von Bild in Nordrhein-Westfalen 2002 Teilbelegung 2008 Anteil an NRW ges. Standort Auflage Auflage 2010 Anteil an NRW ges. Auflage Anteil an NRW ges. Ruhr-West Essen 140.800 17,7% 118.100 18,4% 105.700 18,6 Ruhr-Ost Dortmund 140.100 17,6% 111.600 17,4% 99.600 17,6 Düsseldorf Düsseldorf 110.100 13,8% 91.700 14,3% 80.900 14,3 Köln/Bonn Köln 88.500 11,1% 76.400 11,9% 67.900 12,0 Aachen Aachen 46.500 5,8% 38.400 6,0% 37.700 6,7 Münsterland Münster 61.200 7,7% 49.500 7,7% 44.800 7,9 Ostwestfalen Bielefeld 104.500 13,1% 84.800 13,2% 72.500 12,8 Arnsberg 104.100 13,1% 70.300 11,0% 60.800 10,7 795.800 100,0% 640.800 100,0% 566.900 100,0 Südwestfalen/ Bergisches Land/ Niederrhein NRW gesamt * Auflagenzahlen nach IVW jeweils für das 1. Quartal * Für das Jahr 2010 stimmt die Summe nicht mit der Addition der Teilauflagen überein (Differenz 3.000 Exemplaren), wurde aber so von der IVW übernommen. In der Tabelle 2.4 sind die Auflagenverluste der einzelnen Bild-Ausgaben deutlich zu erkennen. Zwischen 2002 und 2010 waren sie insbesondere für die Ausgabe Arnsberg (-42 Prozent) massiv. Landesweit lag der Auflagenverlust der Bild bei 29 Prozent. Tab. 2.5: Auflagen nach Zeitungstypen und Vertriebsart bundesweit 2010 Auflage gesamt Abonnements 13.843.700 4.003.000 12.654.600 91,4 195.400 738.200 5,3 3.633.400 398.100 2,9 121.800 52.900 0,4 52.400 1.603.400 975.000 233.200 153.600 241.500 19.450.000 13.825.000 4.604.800 673.500 346.800 Sonntagszeitungen 3.243.800 1.120.000 1.873.000 99.400 151.300 Wochenzeitungen 1.970.600 1.619.600 143.800 161.700 45.400 Zeitungen gesamt 24.664.400 16.564.600 6.621.600 934.600 543.500 Zeitungstyp lokale/reg. Abozeitungen In % Boulevardzeitungen überregionale Abozeitungen In % Tageszeitungen gesamt Einzelverkauf Sonstiger Verkauf Bordexemplare Quelle: IVW, Daten für 1. Quartal 11 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 2.6: Regionale Abonnementzeitungen in Nordrhein-Westfalen nach Vertriebsart 2010 Sonstiger Auflage Abonnement Einzelverkauf 3.013.000 2.783.500 160.600 58.700 10.200 Anteil in % 92,4 5,3 1,9 0,3 Verkauf Bordexemplare Quelle: IVW Daten für 1. Quartal 3. Welche Auflagentrends der einzelnen Zeitungstypen sind landesweit aber auch in den einzelnen Regionen seit 2008 zu verzeichnen? Die Auflagenentwicklung seit 2008 ist bei allen Zeitungstiteln wie bereits in den Jahren zuvor negativ verlaufen. In Nordrhein-Westfalen gilt das auch für fast alle einzelnen Titel beziehungsweise für die hierzulande verkauften Teilauflagen auswärtiger Zeitungen (Ausnahme: Die Tageszeitung (taz)). Die folgende Tabelle gibt einen Überblick nach Zeitungstypen: Tab.3.1: Auflagen in Nordrhein-Westfalen nach Zeitungstyp Titel Verkaufte Auflage 2008 3.122.900 Verkaufte Auflage 2010 3.007.600 Differenz Regionale Boulevardzeitungen 212.000 193.300 -18.700 Überregionale Boulevardzeitungen 640.900 566.900 -74.000 Überregionale Abozeitungen * 241.700 248.800 +7.100 4.217.500 4.016.600 -200.900 Regionale Abozeitungen Tageszeitungen gesamt -115.300 Auflagenzahlen nach IVW und teilweise nach Verlagsangaben (für NRW) jeweils für das 1. Quartal * Nur in 2010 inkl. Financial Times Deutschland Der Gesamtverlust seit 2008 beträgt bei der Tagespresse gut 200.000 Exemplare oder 4,8 Prozent. Den relativ und absolut höchsten Auflagenschwund hatte Bild mit 74.000 Exemplaren oder 11,5 Prozent. Mit 8,8 Prozent gleichfalls hoch ist der Verlust bei den regionalen Boulevardzeitungen (Express und Düsseldorf-Express). Deutlich geringer war der Verlust bei den lokalen und regionalen Abozeitungen mit 3,7 Prozent. Die für die überregionalen Abozeitungen ausgewiesene Steigerung geht allein auf die erstmalige Berücksichtigung der Financial Times Deutschland zurück, für die erstmals regionale Teilauflagen für das Jahr 2010 vorliegen. Ohne diese Besonderheit würden auch die überregionalen Abozeitungen einen Verlust aufweisen (-5,6 Prozent). 12 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 3.2: Regionale und lokale Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen Titel Verkaufte Auflage 2008 136.900 Verkaufte Auflage 2010 129.200 7.000 Allgemeine Zeitung, Coesfeld Aachener Nachrichten 1 Differenz absolut Differenz in % - 7.700 - 5,6 6.800 - 200 - 2,9 18.200 17.900 - 300 - 1,6 Bocholter-Borkener Volksblatt 23.800 23.500 - 300 - 1,3 Borkener Zeitung 17.800 17.500 - 300 - 1,7 Dülmener Zeitung 9.200 8.800 - 400 - 4,3 8.400 8.100 - 300 - 3,6 84.500 81.800 - 2700 - 3,2 Die Glocke, Oelde 58.100 57.100 - .1000 - 1,7 Haller Kreisblatt 12.100 11.900 - 200 - 1,7 Hellweger Anzeiger, Unna 25.800 24.500 - 1.300 - 5,0 Ibbenbürener Volkszeitung 21.400 21.000 - 400 - 1,9 Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung 25.000 24.900 - 100 - 0,4 345.000 336.000 - 9.000 - 2,6 Lippische Landes-Zeitung, Detmold 45.100 43.700 - 1.400 - 3,1 Lüdenscheider Nachrichten 31.600 32.200 600 1,9 Mindener Tageblatt 35.400 34.500 - 900 - 2,5 16.700 15.900 - 800 - 4,8 Neue Westfälische, Bielefeld 153.300 150.100 - 3.200 - 2,1 Neuß-Grevenbroicher Zeitung 49.000 45.500 - 3.500 - 7,1 Der Patriot, Lippstadt 26.300 25.500 - 800 - 3,0 Recklinghäuser Zeitung 65.800 63.600 - 2.200 - 3,3 Remscheider General-Anzeiger 19.800 18.800 - 1.000 - 5,1 318.300 310.900 - 7.400 - 2,3 202.800 191.800 - 11.000 - 5,4 1 Aachener Zeitung Ahlener Zeitung Emsdettener Volkszeitung General-Anzeiger, Bonn Kölner Stadt-Anzeiger 3 Kölnische Rundschau 3 2 Münsterländische Volkszeitung, Rheine Neue Ruhr/Rhein Zeitung, Essen Rheinische Post, Düsseldorf 5 Ruhr Nachrichten , Dortmund 4 13 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Titel Drucksache 15/4047 Verkaufte Auflage 2008 58.100 Verkaufte Auflage 2010 56.800 Differenz absolut Differenz in % - 1.300 - 2,2 Soester Anzeiger 31.700 36.100 4.400 13,9 Solinger Tageblatt 25.600 24.800 - 800 - 3,1 Süderländer Tageblatt, Plettenberg 5.200 4.900 - 300 - 5,8 Tageblatt für den Kreis Steinfurt, Ochtrup 4.000 4.000 0 0,0 WAZ-Gruppe , Essen 827.800 780.600 - 47.200 - 5,7 Westdeutsche Zeitung, Düsseldorf 130.900 121.600 - 9.300 - 7,1 Westfalen-Blatt, Bielefeld 125.300 121.900 - 3.400 - 2,7 115.100 113.700 - 1.400 - 1,2 41.900 41.700 - 200 - 0,5 3.122.900 3.007.600 -115.300 - 3,7 Düsseldorf-Express 45.700 40.500 - 5.200 - 11,4 Express, Köln 166.300 152.800 - 13.500 - 8,1 Boulevard-Presse gesamt 212.000 193.300 -18.700 - 8,8 Regionalpresse gesamt 3.334.900 3.200.900 - 134.000 - 4,0 Handelsblatt 147.800 136.900 - 10.900 - 7,4 Siegener Zeitung 6 4 4 Westfalenpost , Hagen Westfälische Nachrichten, Münster 4 Westfälische Rundschau, Dortmund Westfälischer Anzeiger, Hamm Abo-Presse gesamt 7 Quelle: Formatt-Institut; Auflagenzahlen nach IVW für das 1. Quartal. *) In der Summe sind auch Auflagen inzwischen eingestellter Titel enthalten. 1 Gesamtauflage von Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten 2 Der General-Anzeiger verkauft 6.900 Exemplare in den Kreisen Neuwied und Ahrweiler in Rheinland-Pfalz. 3 Gesamtauflage für Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnische Rundschau 4 Gesamtauflage der vier Titel in NRW: Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Neue Ruhr/Rhein Zeitung, Westfälische Rundschau und Westfalenpost 5 Gesamtauflage der Ruhr Nachrichten ohne Rücksicht auf reorganisierte Verlagsstruktur mit outgesourcten Lokalausgaben 6 Die Siegener Zeitung verkauft einen Auflagenanteil von 6.100 Exemplaren im Westerwaldkreis in RheinlandPfalz. 7 In der Summe nicht berücksichtigt sind insgesamt 6.500 Exemplare, die von Zeitungen aus benachbarten Bundesländern in grenznahen Orten diesseits der Grenze verkauft werden. Bei der Summe der hierzulande verkauften auswärtigen Regionalzeitungen sind insbesondere folgende Titel zu berücksichtigen: Neue Osnabrücker Zeitung 3.800 Exemplare im Kreis Steinfurt; Kreiszeitung Syke 1.200 Exemplare im Kreis MindenLübbecke; Dewezet 1.500 Exemplare im Kreis Lippe. Nur zwei Zeitungstitel der Ippen-Gruppe, Lüdenscheider Nachrichten und Soester Anzeiger, weisen Auflagengewinne aus. Dies ist in beiden Fällen auf strukturelle Veränderungen im Zeitungsmarkt zurückzuführen und zwar auf Veränderungen beim WAZ-Konzern. Sie betrafen in Lüdenscheid die Westfälische Rundschau und im Kreis Soest die Westfalenpost (Aufgabe der Lokalausgaben in Soest und in Werl). Die Gewinne des Soester Anzeigers sind inzwischen durch die Aufgabe der Lokalausgabe Menden wieder aufgezehrt. Für die hohen Verluste (7,1 Prozent) der Neuß-Grevenbroicher Zeitung dürfte der Besitzwechsel maßgeblich gewesen sein. Für die Verluste der Westdeutschen Zeitung in gleicher Höhe sind strukturelle Gründe nicht erkennbar. Die Entwicklung der Zeitungen in den einzelnen Regionen in NRW wird in der Antwort zu Frage 34 dargestellt. 14 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 4. Drucksache 15/4047 Welche Rolle spielen auswärtige Zeitungen in NRW? Welche Marktanteile halten sie und wie haben sich ihre Marktanteile seit 2006 entwickelt? Informationen zur Bedeutung überregionaler Tageszeitungen in NRW liefert die Antwort auf die Frage 2. Nordrhein-Westfalen stellt für die lokalen und regionalen Abonnementzeitungen und auch für die regionalen Kaufzeitungen einen im Wesentlichen abgeschlossenen Markt dar. Die Landesgrenze ist für die meisten Zeitungen in NRW und auch für jene in den Nachbarländern zugleich die Grenze des Verbreitungsgebietes. Dies gilt im Besonderen für die Grenzen zu Belgien und zu den Niederlanden. Von den regionalen Kaufzeitungen anderer Bundesländer erzielt kein Titel nennenswerte Auflagen in NRW. Dies gilt überwiegend auch für die lokalen und regionalen Abonnementzeitungen. Nur in einzelnen Gemeinden in Ostwestfalen und im Münsterland direkt an der Landesgrenze spielen auswärtige Abonnementzeitungen eine gewisse Rolle. Dies gilt in folgenden Kreisen: Kreis Steinfurt: Die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) wird in den östlichen Gemeinden des Kreises mit insgesamt 3.800 Exemplaren vertrieben. In der Gemeinde Lotte erreicht die NOZ mit 2.200 Exemplaren im lokalen Markt der Abonnementzeitungen ein Monopol. In Westerkappeln kommt sie mit 800 Exemplaren als Zweitzeitung auf einen Marktanteil von über 40 Prozent. Eine nachrangige Rolle spielt sie zudem in der Gemeinde Lienen und der Stadt Tecklenburg. Kreis Minden-Lübbecke: An der Grenze zu Niedersachsen verkauft die Kreiszeitung aus Syke 1.200 Exemplare. In der Gemeinde Stemwede ist sie mit 900 Exemplaren Zweitzeitung, in der Nachbarstadt Rahden mit 200 Exemplaren Drittzeitung. Kreis Lippe: Die Dewezet aus der niedersächsischen Stadt Hameln kommt mit ihrer Ausgabe Pyrmonter Nachrichten auf 1.300 Exemplare und die Ausgabe Schaumburger Zeitung aus derselben Verlagsgruppe auf 300 Exemplare. Die Pyrmonter Nachrichten sind in der Stadt Lügde Erstzeitung, die Schaumburger Zeitung in der Gemeinde Extertal Zweitzeitung. Kreis Höxter: In der Stadt Höxter ist der Tägliche Anzeiger aus dem niedersächsischen Holzminden mit 300 Exemplaren Drittzeitung. Zudem werden in Nordrhein-Westfalen auch fremdsprachige Tageszeitungen verkauft. Über diese liegen allerdings kaum Informationen vor. Der Auflagenkontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung von Werbeträgern e.V. (IVW) werden nur die beiden türkischen Tageszeitungen Hürriyet und Zaman gemeldet. Hürriyet kommt mit seiner Auslandsausgabe im Bundesgebiet auf eine Auflage von 9.600 Exemplaren und mit seiner DeutschlandAusgabe auf 35.900 Exemplare. Zaman verkauft 23.800 Exemplare. Angaben zur Auflage in NRW liegen nicht vor. Auch fremdsprachige Wochenzeitungen werden in Deutschland vertrieben, so etwa die russischsprachige Russkaja Germanija mit Sitz in Berlin. Die verkaufte Auflage liegt nach Angaben der IVW bundesweit bei 47.400 Exemplaren. Die Zeitung kooperiert mit der Wochenzeitung Rheinskaja Gazeta (nicht IVW-geprüft), deren Verlag in Essen seinen Sitz hat. An der Verlagsgesellschaft Rheinskaja Gazeta GmbH & Co KG hält der WAZ-Konzern eine Beteiligung in Höhe von 49 Prozent. Das Blatt war im März 2007 als Tageszeitung gestartet worden und erscheint seit Januar 2008 als Wochenzeitung. Über die in NRW erzielten Auflagen liegen für beide Titel keine gesonderten Erkenntnisse vor. 15 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 5. Drucksache 15/4047 Welche Zeitungen werden in welchem Umfang durch Migrantinnen und Migranten in NRW gelesen? Zur Nutzung einzelner Zeitungstitel durch Menschen mit Migrationshintergrund liegen keine spezifischen Informationen vor, gleichwohl jedoch allgemeine Daten zur Tageszeitungsnutzung von Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei wird nach heimatsprachigen und deutschsprachigen Tageszeitungen unterschieden. Die Daten wurden im Rahmen der ARD/ZDF-Studie Migranten und Medien erhoben, die jeweils in den Jahren 2007 und 2011 durchgeführt worden ist. Der Schwerpunkt der Studie liegt jedoch auf der Rundfunknutzung. Über die jüngste Studie berichtet die Fachzeitschrift Media Perspektiven ausführlich (siehe Heft 10/2011 auf den Seiten 458 bis 503). Dabei bearbeiten unterschiedliche Autorinnen und Autoren die Radio-, Fernseh- und Internetnutzungen von Menschen mit Migrationshintergrund. Printmedien werden nur am Rande berücksichtigt.) Die Studie weist aus, dass 36 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund regelmäßig Tageszeitungen lesen. 28 Prozent lesen nur deutschsprachige Zeitungen, 3 Prozent sowohl heimatsprachige als auch deutschsprachige. Nur 6 Prozent lesen ausschließlich heimatsprachige Zeitungen. Diese Leserinnen und Leser stammen überwiegend aus der Türkei. Bei anderem Migrationshintergrund ist das Zeitungslesen nur selten auf heimatsprachige Titel beschränkt. Entsprechend sind die Werte für die Nutzung deutsprachiger Zeitungen besonders hoch. Nach Altersgruppen unterschieden zeigt sich, dass deutschsprachige Zeitungen insbesondere von den älteren Menschen mit Migrationshintergrund gelesen werden, das heißt von jenen, die in der Regel schon lange in Deutschland leben. Weitgehend abstinent gegenüber deutschsprachigen Zeitungen verhalten sich Menschen mit Migrationshintergrund aus dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, die mit 77 Prozent die höchste Anzahl für NichtStammleserinnen und -leser aufweisen. 16 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 5.1: Nutzung heimat- und deutschsprachiger Medienangebote nach Migrationshintergrund (Stammnutzer/in (mindestens 4 Tage/Woche), Angaben in Prozent) Gesamt 14-29 30-49 ab 50 Jahre Jahre Jahre (ab 14 Russland/ Türkei ehem. UdSSR Jahre) Griechenland Italien Polen Serbien/ Montenegro/ Kroatien/ BosnienHerz. 2 1 2 41 42 47 1 1 1 deutschspr. und heimatspr. Tageszeitung 3 1 2 4 1 6 nur deutschspr. Tageszeitung 28 24 27 33 20 17 nur heimatspr. Tagesztg. 6 4 6 7 2 16 kein Stammleser/in Tageszeitung 64 71 65 56 77 61 64 56 56 51 deutschspr. und heimatspr. Internet 18 22 20 11 18 18 16 14 21 14 nur deutschspr. Internet 35 57 36 15 38 28 37 42 34 42 nur heimatspr. Internet 5 2 5 6 5 9 1 5 1 Kein/ Stammnutzer/in Internet 43 19 39 68 40 46 46 40 43 36 43 Quelle: ARD/ZDF-Studie Migranten und Medien 2011. In: Media Perspektiven 10/2011, S. 468 Basis: n=3.302 Befragte mit Migrationshintergrund Im Vergleich zur vorangegangenen Studie aus dem Jahr 2007 ist der Anteil der Stammleserinnen und -leser unter den Menschen mit Migrationshintergrund allerdings deutlich rückläufig. Stammleserinnen und -leser deutscher Zeitungen waren damals noch 39 Prozent (2011: 30 Prozent) und heimatsprachiger Zeitungen 7 Prozent (2011: 8 Prozent). Für den Rückgang der Nutzung deutschsprachiger Zeitungen sind vor allem die Jahrgänge bis 49 Jahre verantwortlich, wie aus Tabelle 5.2 hervorgeht. Die Daten für die Zeitungsnutzung in Nordrhein-Westfalen entsprechen auch in den Altersgruppen weitgehend jenen für das Bundesgebiet. 17 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 5.2: Nutzung heimat- beziehungsweise deutschsprachiger Medienangebote nach Alter (Stammnutzer/in (mind. 4 Tage/Woche), Angaben in Prozent) Gesamt ab 14 Jahre 14-29 Jahre 30-49 Jahre ab 50 Jahre 2007 2011 2007 2011 2007 2011 2007 2011 deutschspr. Fernsehen 72 76 77 76 69 75 71 78 heimatspr. Fernsehen 39 45 28 36 43 47 48 51 deutschsprachiges Radio 51 60 43 48 56 68 54 60 heimatsprachiges Radio 8 8 7 7 8 8 8 7 deutschspr. Tagesztg. 39 30 35 26 43 29 40 37 heimatspr. Tagesztg. 7 8 4 5 9 8 9 11 NRW: deutschsprachige Tageszeitung - 29 - 23 - 27 - 38 NRW: heimatsprachige Tageszeitung - 9 - 4 - 9 - 12 deutschspr. Internet 39 53 63 79 33 56 14 26 heimatspr. Internet 13 22 16 24 14 25 7 18 Quelle: ARD/ZDF-Studie Migranten und Medien 2007 und 2011. In: Media Perspektiven 10/2011, S. 467 Quelle zu den NRW-Daten: Sonderauswertung des WDR auf Anfrage (n=965) Basis: n=3.302 Befragte mit Migrationshintergrund Seit 2010 werden ausländische Mitbewohner auch in den regelmäßigen Studien der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (ag.ma) unter dem Terminus „deutschsprachige Bevölkerung“ berücksichtigt. Die ag.ma weist daneben auch weiterhin Daten in der Rubrik „Deutsche“ aus. Die Differenz steht für die deutschsprachige Bevölkerung mit Migrationshintergrund. An den aufwändigen Untersuchungen der ag.ma nehmen allerdings längst nicht alle Zeitungen teil. Immerhin werden aus Nordrhein-Westfalen aber relativ viele Zeitungen berücksichtigt, da kleinere Zeitungen zusammen mit auflagenstärkeren Partnern ausgewiesen werden. In der folgenden Tabelle 5.3 sind die Daten für Zeitungen aus Nordrhein-Westfalen zusammengefasst. 18 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 5.3: Zeitungsnutzung von Deutschsprachigen mit Migrationshintergrund Deutschsprachige Bevölkerung * Deutsche* Differenz* 620.000 600.000 20.000 150.000 150.000 0 680.000 650.000 30.000 320.000 310.000 10.000 2.330.000 2.220.000 110.000 Siegener Zeitung 140.000 140.000 0 Ruhr Nachrichten/Münstersche Zeitung 530.000 510.000 20.000 Recklinghäuser Zeitung 180.000 170.000 10.000 Express inkl. Düsseldorf Express 660.000 560.000 100.000 1.120.000 1.060.000 60.000 440.000 420.000 20.000 1.030.000 980.000 50.000 General-Anzeiger, Bonn 240.000 230.000 10.000 Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten 380.000 360.000 20.000 Westfälische Nachrichten & Partner, Münster Die Glocke, Oelde Neue Westfälische, Bielefeld, & Partner 2 Westfälischer Anzeiger, Hamm und Partner WAZ Mediengruppe, Essen 3 4 Kölner Stadt-Anzeiger/Kölnische Rundschau Westdeutsche Zeitung plus 5 Rheinische Post 1 Quelle: ag.ma 2010 Zur Erläuterung: Die ag.ma weist die Daten in Millionen mit zwei Stellen hinter dem Komma aus. Die Differenzbeträge über Leserinnen und Leser mit Migrationshintergrund stammen nicht von der ag.ma und sind wegen der stark gerundeten Ausgangswerte nur als Näherungswerte zu verstehen. 1) Dazu gehören: Westfälische Nachrichten, Münster; Allgemeine Zeitung, Coesfeld; Bocholter Borkener Volksblatt, Bocholt; Borkener Zeitung; Dülmener Zeitung; Ibbenbürener Volkszeitung; Münsterländische Volkszeitung, Rheine; Tageblatt für den Kreis Steinfurt, Ochtrup. 2) Dazu gehören: Neue Westfälische, Bielefeld; Lippische Landes-Zeitung, Detmold; Haller Kreisblatt; Mindener Tageblatt. 3. Dazu gehören: Westfälischer Anzeiger, Hamm; Soester Anzeiger (inklusive der inzwischen eingestellten Mendener Zeitung); Der Patriot, Lippstadt; Lüdenscheider Nachrichten; Süderländer Tageblatt, Plettenberg. 4) Dazu gehören: Westdeutsche Allgemeine, Essen; Neue Ruhr/Rhein Zeitung, Essen; Westfalenpost, Hagen; Westfälische Rundschau, Dortmund; Iserlohner Kreisanzeiger. 5) Dazu gehören: Westdeutsche Zeitung, Düsseldorf; Remscheider General-Anzeiger; Solinger Tageblatt. 6. Welche Bedeutung spielen Tageszeitungen und Tageszeitungsverlage aus NRW außerhalb von NRW und wie hat sich deren Engagement außerhalb von NRW entwickelt? Ähnlich wie auswärtige lokale und regionale Tageszeitungen in NRW kaum eine Rolle spielen, bildet die Landesgrenze auch für die hiesigen Regionalzeitungen in der Regel die Grenze ihrer Verbreitungsgebiete. Nachdem die Kölnische Rundschau (Rhein-Ahr-Rundschau) und die Westfälische Rundschau in 2005 je eine Lokalredaktion in Rheinland-Pfalz geschlossen und sich damit faktisch aus Gebieten jenseits der Landesgrenze zurückgezogen haben, haben nur die Siegener Zeitung und der General-Anzeiger aus Bonn in größerem Umfang Bedeutung jenseits der NRW-Landesgrenze. Die Boulevardzeitung Express erreicht in Rheinland-Pfalz eine Auflage von 5.000 Exemplaren. Die Siegener Zeitung verkauft jenseits der Landesgrenze im rheinland-pfälzischen Kreis Altenkirchen 6.000 Exemplare. Der Auflagenanteil, der außerhalb von NRW vertrieben wird, liegt bei der Siegener Zeitung bei gut 10 Prozent. Auch der General-Anzeiger aus Bonn 19 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 überschreitet die Grenze zu Rheinland-Pfalz. Die Ausgabe Rhein-Ahr-Zeitung hat in den Kreisen Ahrweiler und Neuwied eine Auflage von 6.500 Exemplaren. Durchlässig ist zudem die Landesgrenze zu Niedersachsen an der Weser: Das Mindener Tageblatt verkauft in den Kreisen Nienburg, Schaumburg und Holzminden zusammen 1.500 Exemplare. Letztlich setzt das Haller Kreisblatt 200 Exemplare im Kreis Osnabrück ab. Die Aachener Zeitung wird auch im Osten Belgiens, im Gebiet der deutschsprachigen Gemeinschaft vertrieben, für die früher eine eigene Ausgabe erstellt worden ist. Über die Teilauflage in Belgien ist nichts bekannt. Die einzige überregionale Tageszeitung mit Sitz in NRW, das Handelsblatt in Düsseldorf, ist naturgemäß in allen Bundesländern präsent. Der in NRW abgesetzte Auflagenanteil in Höhe von einem Viertel (34.100) ihrer Gesamtauflage (136.900) ist allerdings auffallend hoch (siehe dazu die Antwort zu Frage 2). Einige NRW-Verlagsgruppen sind nicht direkt mit ihren NRW-Verlagen und -Zeitungen, sondern über Tochter- und Beteiligungsunternehmen außerhalb von NRW tätig. Von den zehn auflagenstärksten Verlagsgruppen in Deutschland haben vier ihren Stammsitz in NRW: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), Essen M. DuMont Schauberg, Köln Verlagsgruppe Ippen, Hamm Rheinische Post, Düsseldorf WAZ-Gruppe, Essen Der Essener WAZ-Konzern liegt gemessen am Kriterium der Gesamtauflage auf Rang 3 unter den größten Verlagsgruppen im deutschen Zeitungsmarkt. Der in NRW verkaufte Auflagenanteil umfasst mit gut 780.000 Exemplaren 70 Prozent der Gesamtauflage (inklusive Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung). Der Verkauf von drei Lokalzeitungen in Bayern ist nur in kleinen Teilen für den Auflagenverlust der letzten Jahre verantwortlich. Der WAZ-Konzern weist anteilig noch eine Gesamtauflage von 1.125.100 Exemplaren auf (2008: 1.391.400). Der Anteil am Gesamtmarkt ging von 6,0 Prozent in 2008 auf aktuell 5,8 Prozent zurück. Bei den Abozeitungen liegt der Konzern mit einem Marktanteil von 7,2 Prozent (2008: 7,7 Prozent) auf Rang 2. Darüber hinaus ist der Konzern in Thüringen (17 Prozent) und Niedersachsen (14 Prozent) engagiert. Zudem hält der Konzern gewichtige Anteile an Zeitungsverlagen in Österreich (Krone, Kurier) sowie in Ungarn, Serbien und Montenegro, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Mazedonien, Slowenien und Russland. Der Auslandsumsatz liegt nach Angaben der WAZ bei 40 Prozent des Gesamtumsatzes. Zum Umsatz im Zeitungsmarkt NRW werden keine Angaben gemacht. M. DuMont Schauberg, Köln Nach umfangreichen Zukäufen ist die Kölner Verlagsgruppe in 2010 durch die Bildung einer Holding reorganisiert worden. Die neue Dachgesellschaft Mediengruppe M. DuMont Schauberg GmbH & Co KG führt nun das operative Geschäft an den diversen Standorten. Im Verlag M. DuMont Schauberg erscheinen weiterhin die beiden Stammblätter Kölner StadtAnzeiger und der Express sowie die Kölnische Rundschau. Mit der vollständigen Übernahme der Berliner Zeitung sowie der beiden Boulevardzeitungen Berliner Kurier und Hamburger Morgenpost ist die anteilige Auflage von 853.400 Exemplaren in 2008 auf aktuell knapp 1,1 Millionen Exemplare gestiegen. (Bei der anteiligen Auflage wird Mutterverlagen (MV) nur der Anteil der Auflage von Beteiligungsverlagen zugerechnet, der der Beteiligungshöhe entspricht. Ein Beispiel: Auflage 100.000, Beteiligungshöhe: 50 Prozent; zugerechnete anteilige 20 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Auflage: 50.000). Jeweils 35 Prozent der Anteile an den drei Zeitungen hält nun der Heinen Verlag in Köln, der früher die Kölnische Rundschau verlegt hat und bei dem noch heute die Redaktion der Rundschau angesiedelt ist Zur Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg (bundesweit auf Rang 4) gehören zudem die Mitteldeutsche Zeitung in Halle/Saale vollständig und die Frankfurter Rundschau (zu 50 Prozent plus eine Stimme). Die Zeitungen in NRW haben bei der Kölner Verlagsgruppe einen Anteil von 58 Prozent an ihrer in Deutschland verkauften Gesamtauflage. Im Gesamtmarkt der Zeitungen kommt M. DuMont Schauberg auf 5,5 Prozent (2008: 4,2 Prozent), bei den Abozeitungen auf 4,8 Prozent (2008: 4,1 Prozent) und bei den Kaufzeitungen auf 8,5 Prozent (2008: 4,3 Prozent). Mit dem Berliner Kurier, der Hamburger Morgenpost, dem Express sowie einer Beteiligung am Düsseldorfer Express gehören inzwischen vier der bundesweit neun Boulevardzeitungen zur Verlagsgruppe. Nicht berücksichtigt bleibt weiterhin eine Beteiligung am General-Anzeiger in Bonn, weil diese mit 18 Prozent die Erfassungsschwelle unterschreitet. Im Ausland besteht eine Beteiligung (25 Prozent) an dem israelischen Verlag rund um die Tageszeitung Haaretz. Verlagsgruppe Ippen, Hamm Die Ippen-Gruppe hat ihren Stammsitz in Hamm (Westfälischer Anzeiger) und hat als eine der ersten im deutschen Markt nicht nur auf Wachstum in der Stammregion gesetzt, sondern hat sich auch disloziert an Verlagen beteiligt. Die Verlagsgruppe (bundesweit auf Rang 5) ist heute in vielen Bundesländern engagiert. Der in NRW verkaufte Auflagenteil macht nur noch gut 10 Prozent aus. Die Zusammensetzung der Verlagsgruppe Ippen ist in den beiden letzten Jahren unverändert geblieben. Die in 2010 erworbene Beteiligung am Westfalen-Blatt in Bielefeld in Höhe von 14,5 Prozent bleibt bei den Marktanteilsberechnungen unberücksichtigt. Das Bundeskartellamt hat im Prüfverfahren auch eine höhere Beteiligung genehmigt. Einen deutlichen Auflagenzuwachs gegen den Trend verzeichnet die Lokalzeitung Soester Anzeiger in Westfalen. Das Blatt profitierte von der Einstellung zweier bis dahin konkurrierender Lokalausgaben der Westfalenpost im letzten Jahr. Inzwischen ging der Zugewinn durch die Aufgabe der Mendener Zeitung, eine Lokalausgabe des Soester Anzeigers, Ende März 2010 wieder verloren. In Menden hat die Westfalenpost seitdem ein Monopol. Verleger Dirk Ippen machte für die Einstellung wirtschaftliche Gründe der Zweitzeitung geltend und sprach zugleich von einem „Sündenfall“. Ippen hat in den letzten Jahrzehnten selbst Blätter mit sehr kleinen Auflagen wirtschaftlich gesundet oder in den schwarzen Zahlen gehalten und bis dahin nie ein Verbreitungsgebiet aufgegeben. Mit einer anteiligen Gesamtauflage von 811.000 Exemplaren (2008: 831.700) kommt die Ippen-Gruppe in 2010 auf einen Marktanteil am Gesamtmarkt von 4,2 Prozent (2008: 4,0 Prozent). Bei den Abozeitungen liegt der Anteil bei 4,3 Prozent (2008: 4,2 Prozent). Mit dem Boulevardtitel tz in München kommt die Gruppe bei den Kaufzeitungen auf 3,7 Prozent (2008: 3,5 Prozent). Rheinische Post Verlagsgesellschaft, Düsseldorf Die Verlagsgruppe um die Rheinische Post (RP) in Düsseldorf liegt unter den auflagenstärksten Verlagsgruppen in Deutschland auf dem 10. Platz. Die RP gehört auch als Einzeltitel mit einer Auflage von über 300.000 Exemplaren zu den meist verkauften Zeitungen in Deutschland. Zudem wird der Verlagsgruppe eine Teilauflage des Zeitungsverlags Aachen zugerechnet, der die Nachbartitel Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten verlegt. Eine geplante Aufstockung der Anteile ist vom Bundeskartellamt in 2010 nicht genehmigt worden. Unberücksichtigt bleibt eine Überkreuzbeteiligung mit der Westdeutschen Zeitung in Düssel21 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 dorf im einstelligen Prozentbereich. Am Gesamtmarkt hält die RP-Gruppe einen Anteil von 2,0 Prozent, bei den Abozeitungen von 2,5 Prozent. Beteiligungen an Boulevardzeitungen hält die RP nicht. Die Gruppe ist zudem bei Zeitungsverlagen in Polen und in der Tschechischen Republik engagiert. Tab. 6.1: Zeitungsbeteiligungen der WAZ-Gruppe, Essen1 2008 Anteil Titel in % Westdeutsche Allgemeine Zeitung MV * 2) Westfälische Rundschau 100 Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung Westfalenpost 3) 4) Braunschweiger Zeitung Harz-Kurier, Osterode 5)6) 7) 7) Ostthüringer Zeitung 8) 9) Iserlohner Kreisanz. und Zeitung 10) Gesamtauflage 2010 anteilige Auflage verkaufte Auflage anteilige Auflage 852 800 852 800 780 600 780 600 100 37 800 37 800 37 600 37 600 100 141 200 141 200 136 100 136 100 100 17 100 17 100 16 600 16 600 60 114 200 68 520 103 500 62 100 50 185 900 92 950 172 500 86 250 24,8 22 000 5 456 23 600 5 853 1 404 100 1 242 576 1 270 500 1 125 103 100 Thüringische Landeszeitung Thüringer Allgemeine 100 verkaufte Auflage Quelle: Formatt-Institut, Dortmund. * ) MV = Mutterverlag 1.) Der Konzern meldet der IVW keine Einzelauflagen der Zeitungen, wohl aber die Summe aller Titel in Nordrhein-Westfalen sowie die Summe der Titel in Thüringen. 2.) Der Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co. KG verlegt die Westfälische Rundschau. Dem Konzern gehören 86,9 Prozent des Verlags. 3.) Der Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co. KG gibt die Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung heraus. Dem Konzern gehören 89,4 Prozent des Verlags. 4.) Der Verlag der Westfalenpost gehört vollständig zum Konzern. 5.) Der Konzern meldet für seine drei Zeitungen in Thüringen nur eine Gesamtauflage. Die in der Tabelle genannten Einzelauflagen beruhen auf Schätzungen. 6.) Der Konzern hat 2007 auch offiziell die Thüringische Landeszeitung vollständig übernommen. Der Titel war bereits in den Vorjahren basierend auf den bestehenden Verflechtungen dem Konzern zugerechnet worden. 7.) 2007 hat der Konzern zunächst die Mehrheit des Verlags in Braunschweig und schließlich auch die übrigen Anteile übernommen. Über den Braunschweiger Verlag wurde auch der Harz-Kurier in Osterode vollständig übernommen, an dem die Braunschweiger Zeitung bis dahin nur beteiligt (35 Prozent) war. Seit Dezember 2009 bezieht der Harz-Kurier die überregionale Berichterstattung aus Braunschweig. 8.) Der Konzern hält 60 Prozent des Verlags in Gera. 9.) 50 Prozent der Thüringer Allgemeine gehören den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Verlags in Erfurt, die anderen 50 Prozent dem Konzern. 10.) Die offizielle Beteiligung des Konzerns in Iserlohn beträgt 24,8 Prozent. Das Bundeskartellamt hatte eine wesentlich höhere Beteiligung untersagt. 22 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 6.2: Zeitungsbeteiligungen der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg, Köln Anteil in % Titel Kölner Stadt-Anzeiger und 1) Kölnische Rundschau Express 1) Mitteldeutsche Zeitung Berliner Zeitung 2) 3) Berliner Kurier (7 x wö) 3) Hamburger Morgenpost Frankfurter Rundschau Düsseldorf-Express 5) 6) Naumburger Tageblatt Gesamtauflage 4) 7) 2006 verkaufte anteilige Auflage Auflage 2008 verkaufte anteilige Auflage Auflage 2010 verkaufte anteilige Auflage Auflage MV 359 500 359 500 345 000 345 000 336 100 336 100 MV 176 100 176 100 166 300 166 300 152 800 152 800 100 259 300 259 300 238 700 238 700 219 700 219 700 72 k. A. k. A. k. A. k. A. 157 000 113 040 72 k. A. k. A. k. A. k. A. 120 400 86 688 72 k. A. k. A. k. A. k. A. 110 000 79 200 50 k. A. k. A. 153 700 76 850 142 400 71 200 50 48 900 24 450 45 700 22 850 40 500 20 250 24,9 15 600 3 884 14 800 3 685 14 000 3 486 859 400 823 234 964 200 853 385 1 292 900 1 082 464 Quelle: Formatt-Institut, Dortmund. 1.) Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und der Express erscheinen im Mutterverlag der Verlagsgruppe, der M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co KG. Für die beiden Abonnementzeitungen liegen nur Angaben zur gemeinsamen Auflage vor. 2.) Die Mitteldeutsche Zeitung in Halle gehört vollständig zur Mediengruppe DuMont. 3.) DuMont und der Heinen Verlag haben 2009 den Berliner Verlag, in dem die Berliner Zeitung und der Berliner Kurier erscheinen, vollständig übernommen. 4.) Zeitgleich mit den Titeln in Berlin wurde auch die Hamburger Morgenpost gekauft, die in einem eigenständigen Verlag erscheint. 5.) Die Mediengruppe M. DuMont Schauberg hat Mitte 2006 50 Prozent der Anteile an der Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main GmbH von der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (ddvg) überommen. Die ddvg hält jetzt noch 40 Prozent der Anteile in Frankfurt. Die restlichen 10 Prozent gehören dem vormaligen Alleinbesitzer, der Karl-Gerold-Stiftung. 6.) Die Mediengruppe M. DuMont Schauberg ist am Düsseldorf-Express mit 50 Prozent beteiligt. Die übrigen 50 Prozent liegen beim Verlag W. Girardet, Düsseldorf (Westdeutsche Zeitung). 7.) Am Tageblatt in Naumburg ist die Verlagsgruppe über das Tochterunternehmen in Halle mit 24,9 Prozent beteiligt. 23 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 6.3: Zeitungsbeteiligungen der Verlagsgruppe Ippen (Münchener Zeitungsverlag/Zeitungsverlag tz/Westfälischer Anzeiger) 2006 2008 2010 Anteil verkaufte anteilige verkaufte anteilige verkaufte anteilige in % Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage Auflage MV 195 700 195 700 191 900 191 900 189 600 189 600 MV 161 600 161 600 154 500 154 500 146 100 146 100 MV 72 100 72 100 72 100 72 100 71 800 71 800 MV 44 100 44 100 41 900 41 900 41 700 41 700 Hessische/Niedersächsische 4) Allgemeine 100 170 800 170 800 165 800 165 800 161 600 161 600 Oranienburger General5) anzeiger 100 29 900 29 900 25 300 25 300 23 300 23 300 100 5 400 5 400 5 400 5 400 5 300 5 300 100 2 200 2 200 2 300 2 300 2 200 2 200 100 2 000 2 000 2 000 2 000 1 900 1 900 100 45 800 45 800 44 500 44 500 42 200 42 200 100 4 000 4 000 4 000 4 000 3 800 3 800 100 32 800 32 800 31 600 31 600 32 200 32 200 70,4 9 600 6 758 9 300 6 547 9 200 6 477 70 24 800 17 360 23 900 16 730 23 100 16 170 70 20 700 14 490 19 100 13 370 17 800 12 460 39,7 71 100 28 227 68 800 27 314 66 800 26 520 39,7 11 100 4 407 10 600 4 208 10 100 4 010 39,7 2 800 1 112 2 700 1 072 2 600 1 032 Titel 1) Münchner Merkur tz 1) Oberbayerisches Volksblatt Westfälischer Anzeiger Leine Deister Zeitung 2) 3) 6) Fehmarnsches Tageblatt 7) Heiligenhafener Post (3 x 8) wöchentlich ) Offenbach Post 9) Dieburger Anzeiger (3 x wö) Lüdenscheider 10) Nachrichten 11) Schongauer Nachrichten Allg. Zeitung + Isenhagener 12) Kreisblatt Altmark-Zeitung 13) Kreiszeitung, Syke 14) Rotenburger Kreiszeitung Wildeshauser Zeitung Soester Anzeiger 17) 16) 15) 9) 40 32 300 12 920 31 700 12 680 36 100 14 440 Werra Rundschau *18) 40 12 100 4 840 11600 4 640 11 100 4 440 Hersfelder Zeitung *19) 25 15 600 3 900 15200 3 800 14 800 3 700 966 500 860 413 934 200 831 661 913 300 810 948 Gesamtauflage Quelle: Formatt-Institut 1.) Bei den Verlagen des Münchner Merkur und der Boulevardzeitung tz ist die Eignerstruktur identisch: Dirk Ippen hält 24,99 Prozent, der Verlag des Westfälischen Anzeigers in Hamm 26,4 Prozent, ein Beteiligungsunternehmen der Oberbayerischen Volksblatt Druck- und Verlagsgesellschaft mbH 29,2 Prozent, der Verleger Alfons Döser 6,9 Prozent und die Süddeutsche Verlag GmbH 12,5 Prozent. Der Süddeutsche Verlag wurde trotz dieses Anteils aber nicht dieser Verlagsgruppe zugerechnet, auch weil er mit dieser konkurriert. 2.) Oberbayerisches Volksblatt: Zwischen dem Oberbayerischen Volksblatt und den beiden Münchener Verlagen bestehen wechselseitige Kapitalverflechtungen. 3.) Westfälischer Anzeiger: Ippen ist über den Verlag der Leine Deister Zeitung in Gronau an seinem Stammverlag in Hamm beteiligt. Dieser unterhält enge Kontakte mit den westfälischen Verlagen, an denen die Gruppe beteiligt ist, bildet mit ihnen einen Anzeigenverbund und liefert ihnen den Hauptteil. Redaktionelle Kooperationen bestehen zudem mit dem Hellweger Anzeiger in Unna und dem Patriot in Lippstadt. 4.) Die Ippen-Gruppe hält 90 Prozent der Anteile. Der Verlag der HNA ist an den beiden Lokalzeitungen Werra Rundschau und Hersfelder Zeitung in der Nachbarschaft beteiligt. 5.) Oranienburger Generalanzeiger: Die Zeitung gehörte über den Westfälischen Anzeiger vollständig zur Verlagsgruppe. In 2011 ist sie verkauft worden. 24 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 6.) Leine Deister Zeitung: Der Kleinverlag im niedersächsischen Gronau gehört den Familien Ippen und Dierichs. Die Familie Dierichs hatte u. a. die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA) in die Gruppe eingebracht. Über den Kleinverlag wird eine Reihe von Beteiligungen an anderen Verlagen gehalten. 7.) Fehmarnsches Tageblatt: Dirk Ippen hält an dem kleinen Verlag, zu dem auch die Heiligenhafener Post gehört, sämtliche Anteile. 8.) Die Heiligenhafener Post wird vom Verlag des Fehmarnschen Tageblatts herausgegeben. 9.) Offenbach Post: Seit 2005 gehört die Pressehaus Bintz-Verlag GmbH & Co KG vollständig zur Verlagsgruppe (zuvor 50 Prozent). Die Anteile halten der Westfälische Anzeiger 80 Prozent und die Leine-Deister-Zeitung 20 Prozent. Der Offenbacher Verlag besitzt auch den Dieburger Anzeiger. 10.) Lüdenscheider Nachrichten: Neben dem Lüdenscheider Titel erscheinen auch die Meinerzhagener Zeitung, das Altenaer Kreisblatt, der Allgemeine Anzeiger (Halver) und der Süderländer Volksfreund in der Märkischen Zeitungsverlag GmbH & Co KG. Die Anteile halten im Wesentlichen der frühere Verlag der Meinerzhagener Zeitung sowie der Verlag des Westfälischen Anzeigers. Die Anteile der Verlagsgruppe Ippen summieren sich auf über 90 Prozent, entsprechend werden die Auflagen der Titel der Verlagsgruppe vollständig angerechnet. 11.) Schongauer Nachrichten: Die Lokalzeitung gehört überwiegend zur Verlagsgruppe. Der Anteil der Verlagsgruppe wird gehalten vom Verleger Ippen in Höhe von 45,5 Prozent und vom Mutterverlag des Oberbayerischen Volksblatts (24,9 Prozent). Insgesamt ergibt sich ein Anteil von 70,4 Prozent. Die übrigen Anteile halten Geschäftsfreunde von Dirk Ippen. 12.) Der Verlag der Allgemeinen Zeitung der Lüneburger Heide gibt auch das Isenhagener Kreisblatt heraus, dessen Auflage in den Daten für die Allgemeine Zeitung enthalten ist. 13.) Die Altmark-Zeitung gehört zum Verlag der Allgemeinen Zeitung der Lüneburger Heide, an dem Dirk Ippen einen Anteil von 70 Prozent hält. 14.) Kreiszeitung, Syke: Einen Anteil von 39,7 Prozent hält der Verlag der Leine Deister Zeitung. Hinzu kommen gut 10 Prozent durch eigene Anteile der Gesellschaft. 15.) Rotenburger Kreiszeitung: Der Verlag der Kreiszeitung in Syke besitzt die Lokalzeitung vollständig und beliefert das Blatt mit dem überregionalen Mantel. In der letzten Statistik für 2006 war die Beteiligungshöhe irrtümlich zu hoch ausgewiesen worden. 16.) Wildeshauser Zeitung: Die Kreiszeitung in Syke besitzt den kleinen Verlag vollständig. Sie liefert dem Kleinverlag auch den Hauptteil und bildet mit ihm eine Anzeigenkooperation. 17.) Soester Anzeiger: Der 40-Prozent-Anteil wird vom Westfälischen Anzeiger gehalten. Zum Verlag in Soest gehörte im 1. Quartal 2010 noch die Mendener Zeitung, die inzwischen eingestellt worden ist. 18.) Der Verlag der HNA ist direkt und indirekt an der Werra Rundschau in Eschwege beteiligt. 19.) Die anteilige Zuordnung der Hersfelder Zeitung zur Gruppe ist schwierig, da über den Verlag der HNA direkt nur ein Anteil von 19,5 Prozent gehalten wird. Zusammen mit einer indirekten Beteiligung liegt die Beteiligung bei gut 25 Prozent. Darüber hinaus ist ein Teil der übrigen Eigner auch über andere Geschäftsbeziehungen mit der Verlagsgruppe verbunden. Tab. 6.4: Zeitungsbeteiligungen der Rheinischen Post Verlagsgesellschaft, Düsseldorf 2006 Anteil Titel Rheinische Post,Düsseldorf Neuß-Grevenbroicher Zeitung Aachener Zeitung und Aache2) ner Nachrichten Gesamtauflage 1) 2008 2010 in % verkaufte Auflage anteilige Auflage verkaufte Auflage anteilige Auflage verkaufte Auflage anteilige Auflage MV k. A. k. A. k. A. k. A. 310 900 310 900 100 k. A. k. A. k. A. k. A. 45 500 45 500 24,5 k. A. k. A. k. A. k. A. 129 200 31 654 k. A. k. A. k. A. k. A. 485 600 388 054 Quelle: Formatt-Institut 1.) Die Neuß-Grevenbroicher Zeitung erscheint in der Neusser Zeitungsverlag GmbH, an der die Rheinische Post seit Jahrzehnten hälftig beteiligt war. Anfang 2009 hat die Verlagsgruppe auch die restlichen Anteile übernommen. 2) Die beiden Aachener Titel erscheinen seit den 70er Jahren gemeinsam in der Zeitungsverlag Aachen GmbH. Die beiden früheren Verlage sind aber Herausgeber ihrer jeweiligen Titel geblieben. Die RP-Gruppe hat den ehemaligen Verlag der Aachener Nachrichten vollständig übernommen und ist darüber mit 24,5 Prozent am Zeitungsverlag Aachen beteiligt. 25 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 7. Drucksache 15/4047 Von wem – differenziert nach Alter, sozialer Schichtung und Geschlecht – werden in NRW Tageszeitungen gelesen? Welche Veränderungen haben sich seit der Antwort der Landesregierung, Drucksache 14/8531, ergeben? Der seit Jahren anhaltende Auflagenverlust von Tageszeitungen hat sich in den vergangenen zwei Jahren fortgesetzt. Dadurch sanken auch die Reichweiten der Zeitungen. 2011 liegt die Zeitungsreichweite in Nordrhein-Westfalen bei 67,9 Prozent und damit geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt (68,4 Prozent). Regionale Abonnementzeitungen erreichen in Nordrhein-Westfalen 54,2 Prozent (bundesweit: 55,8 Prozent), überregionale Abonnementzeitungen 4,8 Prozent (bundesweit: 5,9 Prozent) und die Boulevardpresse 21,9 Prozent (bundesweit: 20,3 Prozent) der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren. Insgesamt liegt nur die Reichweite der Kaufzeitungen in Nordrhein-Westfalen über dem Bundesdurchschnitt. Im Vergleich zu 2010 ist die Reichweite von Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen 2011 um 2,3 Prozentpunkte gesunken. Lediglich die überregionalen Abonnementzeitungen konnten geringfügig an Reichweite gewinnen, während die Abonnementpresse weitere Einbußen verbuchte. Tab. 7.1: Reichweiten von Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen 2010 2011 Tageszeitungen 70,2 % 67,9 % Regionale Abonnementzeitungen 56,6 % 54,2 % Überregionale Abonnementzeitungen 4,4 % 4,8 % Kaufzeitungen 23,0 % 21,9 % Quelle: RegioMDS – ma 2010 und ma 2011 Tageszeitungen Deutschsprachige Bevölkerung in NRW ab 14 Jahre/ 29955 (2010) und 28.510 (2011) Interviews Ein Vergleich der aktuellen Reichweiten und Nutzungsdaten von Tageszeitungen mit früheren Jahren ist nicht möglich, weil 2010 die Grundgesamtheit bei der Reichweitenermittlung um die in Deutschland lebenden deutschsprachigen Ausländer erweitert wurde. Von den 14bis 19-Jährigen lesen in Nordrhein-Westfalen nur noch 41 Prozent Tageszeitungen, bei den 20- bis 29-Jährigen knapp 52 Prozent. Lediglich die Kaufzeitungen erzielen in allen Altersgruppen ab 20 Jahren mit etwa 22 Prozent eine etwa gleich große Reichweite. Bei den überregionalen Abonnementzeitungen liegt die Reichweite in der Gruppe der 14- bis 19-Jährigen unter 2 Prozent. 26 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 7.2: Reichweiten nach Zeitungstypen und Altersklassen 14 – 19 Jahre 20 – 29 Jahre 30 – 39 Jahre 40 – 49 Jahre 50 – 59 Jahre 60 – 69 Jahre über 70 Jahre Gesamtbevölkerung Zeitungen gesamt 41,0 51,6 61,8 70,4 76,4 79,6 78,9 67,9 Kaufzeitungen 13,5 22,2 24,6 23,8 24,8 21,8 18,5 21,9 Regionale 30,6 33,9 45,1 55,6 62,4 68,2 69,5 54,2 1,6 5,4 5,6 6,0 6,0 4,8 2,5 4,8 Abonnementzeitungen Überregionale Abonnementzeitungen Quelle: RegioMDS - ma 2011 Tageszeitungen Deutschsprachige Bevölkerung in NRW ab 14 Jahren, 28.510 Interviews Die Analyse der Zusammensetzung der Leserschaft von nordrhein-westfälischen Tageszeitungen ergibt, dass in den vergangenen beiden Jahren der Anteil jüngerer Leserinnen und Leser (bis 40 Jahre) weiter abgenommen hat. Wegen der Umstellung der Grundgesamtheit bei der Reichweitenermittlung im Jahr 2010 sind auch in diesem Fall Vergleiche mit früheren Jahren nicht möglich. Tab. 7.3: Zusammensetzung der Leserschaft von Tageszeitungen in NordrheinWestfalen 2010 und 2011 Bevölkerung gesamt 2010 2011 Leser/innen regionale AboZtg. 2010 2011 Leser/innen Kaufztg. Leser/innen überreg. AboZtg. Leser/innen gesamt 2010 2011 2010 2011 2010 2011 Geschlecht Männer 48,6 48,6 48,1 47,3 64,6 64,0 63,0 62,4 51,2 50,5 Frauen 51,4 51,4 51,9 52,7 35,4 36,0 37,0 37,6 48,8 49,5 Stellung im Haushalt Haushaltführende/r 55,6 55,8 55,8 56,6 49,3 49,6 45,7 46,7 55,0 55,5 Hauptverdienende/r 55,6 55,8 56,0 56,2 67,0 66,8 67,8 66,0 58,2 58,2 Altersgruppen 14 - 19 Jahre 8,0 7,9 5,0 4,5 5,1 4,9 2,6 2,7 5,1 4,8 20 - 29 Jahre 13,3 13,5 9,0 8,4 14,1 13,7 14,1 15,2 10,8 10,3 30 - 39 Jahre 14,6 14,0 12,1 11,7 16,4 15,7 16,4 16,3 13,3 12,8 40 - 49 Jahre 19,2 19,2 19,2 19,7 21,1 20,9 23,8 24,1 19,7 20,0 50 - 59 Jahre 15,6 16,0 18,0 18,4 17,1 18,1 19,7 20,2 17,5 18,0 60 - 69 Jahre 13,2 12,9 16,5 16,2 13,0 12,9 13,9 13,1 15,4 15,2 70 Jahre und älter 15,9 16,4 20,2 21,0 13,2 13,9 9,5 8,5 18,2 19,1 27 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Bevölkerung gesamt 2010 2011 Leser/innen regionale AboZtg. 2010 2011 Drucksache 15/4047 Leser/innen Kaufztg. Leser/innen überreg. AboZtg. Leser/innen gesamt 2010 2011 2010 2011 2010 2011 Ausbildung Schüler/innen allgemeinbild. Schulen 6,3 5,5 3,8 3,2 3,3 2,9 1,8 1,7 3,8 3,2 Hauptschule/Volksschule ohne Lehre 11,4 11,6 7,8 8,0 12,7 13,0 2,5 1,3 9,2 9,5 Hauptschule/Volksschule mit Lehre 34,3 35,3 35,6 37,2 46,0 48,3 11,6 11,1 37,1 38,7 weiterführende Schule ohne Abitur, mittl. Reife 27,6 21,9 29,5 23,5 27,3 21,4 21,5 16,9 28,7 22,8 Fach-/Hochschulreife ohne Studium 10,5 13,7 10,7 13,2 6,6 9,4 21,8 28,7 10,0 12,6 Fach-/Hochschulreife mit Studium 10,0 11,9 12,6 14,9 4,1 5,1 40,8 40,3 11,2 13,2 Berufstätigkeit in Ausbildung 11,7 12,6 8,2 8,1 7,9 7,5 10,2 12,4 8,2 8,4 berufstätig 52,2 52,7 49,5 50,8 61,8 62,7 66,2 68,7 52,4 53,4 Pensionär/in, Rentner/in 26,6 24,6 33,2 31,1 24,7 23,0 18,2 13,9 30,6 28,6 Beruf des Hauptverdieners (jetziger oder früherer) große Selbständige, Freiberufler/innen 1,7 1,9 2,0 2,2 0,6 0,6 7,0 6,6 1,8 1,9 Kleine/mittlere Selbst., selbständige Landwirte 6,9 7,0 7,8 7,9 5,4 5,9 12,9 15,0 7,3 7,5 leitende Angestellte und Beamt/innen 9,5 10,0 12,5 13,1 5,7 6,3 26,3 26,2 11,0 11,5 sonstige Angestellte und Beamt/innen 41,3 41,3 44,3 44,3 31,9 32,5 37,8 38,7 41,6 41,6 Facharbeiter/innen 24,4 23,1 22,7 21,8 35,8 33,8 7,8 6,5 25,0 24,0 sonstige Arbeiter/innen 13,6 13,4 8,6 8,5 19,1 19,0 3,4 2,3 11,2 11,1 nie berufstätig, Auszubildende/r, Schüler/in, Student/in, k.A. 2,7 3,3 2,0 2,3 1,5 1,8 4,9 4,7 2,1 2,4 Haushalts-Netto-Einkommen bis unter 1.000 Euro 7,5 7,7 4,8 4,6 7,7 7,9 4,0 4,8 5,9 5,7 1.000 bis unter 1.250 € 6,9 6,4 5,9 5,4 7,6 7,2 2,1 1,4 6,5 6,0 1.250 bis unter 1.500 € 9,5 9,3 8,5 8,4 11,3 10,8 4,3 3,9 9,1 8,9 1.500 bis unter 2.000 € 19,6 19,6 18,7 18,8 23,0 22,6 12,1 10,6 19,3 19,3 2.000 bis unter 2.500 € 19,4 18,5 19,7 18,5 20,6 19,7 13,3 12,5 19,7 18,7 2.500 € und mehr 37,1 38,6 42,4 44,3 29,7 31,8 64,2 66,8 39,6 41,4 28 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Bevölkerung gesamt 2010 2011 Leser/innen regionale AboZtg. 2010 2011 Drucksache 15/4047 Leser/innen Kaufztg. Leser/innen überreg. AboZtg. Leser/innen gesamt 2010 2011 2010 2011 2010 2011 Haushaltsgröße 1 Person 21,1 21,4 19,2 19,0 23,3 23,2 18,9 19,6 20,6 20,5 2 Personen 37,2 37,5 42,4 43,2 37,7 38,3 41,2 38,3 40,6 41,3 3 Personen 17,9 17,4 16,9 16,4 17,1 16,6 19,5 18,1 17,1 16,6 4 Personen 16,4 17,4 15,1 16,1 15,0 16,2 14,5 18,6 15,3 16,3 5 Personen und mehr 7,4 6,3 6,3 5,3 6,9 5,8 5,9 5,4 6,4 5,4 Kinder im Haushalt bis unter 2 Jahre 2,6 2,7 1,8 2,0 2,3 2,4 2,4 2,6 2,0 2,2 2 bis unter 6 Jahre 7,0 7,2 5,3 5,5 7,1 7,6 6,4 7,1 5,9 6,2 6 bis unter 14 Jahre 15,2 15,3 13,6 13,8 14,5 14,6 13,8 14,8 13,9 14,0 bis unter 14 Jahre 20,6 20,4 17,5 17,5 19,8 19,7 18,3 19,6 18,3 18,2 keine Kinder unter 14 J. 79,4 79,6 82,5 82,5 80,2 80,3 81,7 80,4 81,7 81,8 BIK-Regionsgrößenklassen Gemeindegrößen kumuliert (Einwohner) 2.000 bis 5.000 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,2 0,2 0,1 0,1 5.000 bis 20.000 4,6 4,9 4,7 5,0 4,3 4,8 3,9 4,0 4,6 4,9 20.000 bis 50.000 13,1 12,8 13,9 13,6 11,8 11,7 10,3 9,6 13,3 13,2 50.000 bis 100.000 12,3 13,0 12,7 13,3 10,7 11,5 8,4 8,3 12,2 12,9 100.000 bis 500.000 33,6 32,9 34,8 34,1 32,0 31,2 24,8 25,9 33,6 33,0 500.000 und mehr 36,3 36,3 33,9 33,9 41,1 40,7 52,4 52,0 36,2 35,9 Quelle: RegioMDS – ma 2010 und ma 2011 Tageszeitungen Deutschsprachige Bevölkerung in NRW ab 14 Jahre/ 29955 (2010) und 28.510 (2011) Interviews 8. Welche ausländischen Zeitungen sind mit Redaktionsbüros bzw. Korrespondentinnen oder Korrespondenten in NRW vertreten? 9. Welche Veränderungen sind im Vergleich zu 2006 eingetreten? Die Übersicht der in NRW für ausländische Medien tätigen ausländischen Journalistinnen und Journalisten ist ein Auszug aus dem Mitgliederverzeichnis 2011/2012 des Vereins ausländischer Presse in Deutschland e.V. (VAP) mit Sitz in Berlin. Die Liste umfasst entsprechend Vertreter aller Medientypen, nicht nur Journalistinnen und Journalisten von Zeitungen. Ob alle in Deutschland für ausländische Medien arbeitenden Journalistinnen und Journalisten Mitglieder des VAP sind, ist nicht bekannt. Weitere Informationen diesbezüglich liegen der Landesregierung nicht vor und können in diesem Rahmen nicht mit vertretbarem Aufwand erbracht werden. Bereits für die Beantwortung der beiden vorangegangenen Großen Anfragen zum Zeitungsmarkt NRW basierte die Beantwortung der entsprechenden Frage auf der Mitgliederliste des VAP. Entsprechend ist ein Vergleich zu Vorjahren möglich. Im Jahr 2003 umfasste die Liste 57 Journalistinnen und Journalisten mit Arbeitsplatz in NRW. 2006 waren es 64 Journalistinnen und Journalisten. In 2008 waren nur noch 34 Journalistinnen und Journalisten registriert, 29 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 in 2011 noch 36. Der starke Abbau folgte mit einem deutlichen Zeitverzug dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin. Bonn hatte noch einige Jahre als Dienstort ausländischer Journalistinnen und Journalisten eine Rolle gespielt. Der mit Abstand größte Teil der VAPMitglieder arbeitet inzwischen in Berlin. Tab. 8.1: Für ausländische Medien tätige ausländische Journalist/innen in NRW Name Vorname Ort Medium Land Abdul-Ella Anis Wachtberg Al Arabiya Channel Dubai Atsiz Yagmur Köln Tercüman Türkei Barile Luciano Köln freier Journalist Italien Il Sole-24 Ore Blau John R. Düsseldorf freier Journalist USA Cuvier Patrice Köln RMC Frankreich De Dijn Marie-Rosine BergischGladbach freie Journalistin Belgien Delvaux Marcel Bonn La Revue Nouvelle Belgien Ferro de Gouveia Helena Bonn Publico Portugal Fromme Herbert Köln Lloyd's List Großbritannien Guidi Dr. Claudio Aachen Il Mattino Italien Hamdi Kamal Bonn Europe & Arabs Syrien Hessels Hetty Köln freie Journalistin Niederlande Hoefle Kurt Bonn CBS News USA Jordan Don F. Bonn freier Journalist USA Knight Sara Köln freie Journalistin Großbritannien König Edo Bonn Black Star USA Koulopoulos Dr. Andreas Bonn Kefalaio/Capital Griechenland Kreizer Nenad Bochum Kroatische Nachrichtenagentur Kroatien HINA Krippahl Cristina Köln Diário Económico Portugal Kruschel Dr. Ursula Düsseldorf freie Journalistin Italien Corriere d’Italia Lawton Michael Köln freier Journalist; Catholic News USA/ Service, Radio World InternaGroßbritannien tional (USA) Linden Marcel Bonn Le Moniteur, Frankr./ Frankreich/ La Libre Belgique Belgien Lundin Tomas Bonn Svenska Dagbladet Schweden Marx-Makram Ahoud Bonn OKAZ newspaper, Saudi Gazette Saudi-Arabien Opperskalski Michael Köln Soberania / Nikaragua / Libanon Al-Tayar Raissi 30 Morteza Bonn BBC World Service Iran/Zentralasien Iran LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Name Vorname Drucksache 15/4047 Ort Medium Land Resi Kjell G. Bonn Norwegischer Rundfunk Norwegen Rival Peter Köln TREND-Zeitschrift für Wirtschaft und Handel Slowakei Robaldo Vittorio Bonn Keine Angaben Italien Sobina Alexander Bonn Tribuna Russland Struwe Carlos Köln Editora Abril S. A. Brasilien Tandy Nigel Ruppichteroth freier Journalist USA Todorova Kapka Essen 24 Tschassa Bulgarien Usi Eva Troisdorf freie Journalistin Mexiko La Jornada, Grupo Radiocentro Wittmann Mirjana Bonn NIN Serbien Yadav Ramnarayan Niederkassel Rajasthan Patrika Indien Quelle: VAP-Mitgliederverzeichnis 2008/2009 II. Redaktionen und Personal 10. Wie viele Personen sind in NRW – differenziert nach Berufsgruppen, hauptamtlichen und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und nach Geschlecht – bei Zeitungen und Zeitungsverlagen beschäftigt? Welche Veränderungen ergeben sich im Vergleich zu der Antwort Drucksache 14/8531 der Landesregierung? Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit waren am 30. Juni 2010 in Nordrhein-Westfalen 13.821 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bereich des Verlegens (Kennziffer 5813) und Druckens (Kennziffer 1811) von Zeitungen tätig. Dieser Wert ist in den vergangenen vier Jahren kontinuierlich gesunken und liegt knapp zehn Prozent unter der Summe der fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die noch 2007 in den entsprechenden Sektoren beschäftigt waren. Für den Druckbereich erfasst die Bundesagentur für Arbeit zum Stichtag fast 3.550 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, im Verlagsbereich (inklusive Redaktionen) etwa 10.270. In beiden Segmenten wurden seit 2007 in gleichem Maße Stellen abgebaut, wovon Männer wie Frauen relativ gleich stark betroffen waren. Während im Bereich für das Verlegen von Zeitungen etwa 48 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiblich sind, trifft dies im Druckbereich für nur etwa 31 Prozent zu. Der Stellenabbau bei den Zeitungsverlagen in Nordrhein-Westfalen dürfte sich in Zukunft fortsetzen. In den vergangenen zehn Jahren wurden in Nordrhein-Westfalen mehr als fünfzig Lokalredaktionen geschlossen oder zusammengelegt. Hinzu kamen Schließungen von örtlichen Geschäftsstellen von Lokalzeitungen. Allein die Essener WAZ-Gruppe hat knapp 300 Stellen in der Redaktion über freiwillige Altersteilzeit und Abfindungsregelungen abgebaut. Auch im Druckbereich entfallen immer mehr Stellen. So hat etwa nach dem Verkauf des Remscheider General-Anzeigers die J. F. Ziegler KG ihren Druckereistandort in RemscheidÜberfeld Ende 2011 geschlossen. Bereits am 30. September 2011 musste die Buersche Druckerei Neufang KG in Gelsenkirchen aufgeben, in der früher unter anderem die Buersche Zeitung gedruckt worden war. 31 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Die Zahl der geringfügig entlohnten Beschäftigten ist bei den nordrhein-westfälischen Zeitungsverlagen zwischen 2007 und 2010 ebenfalls zurückgegangen, und zwar um insgesamt knapp 7 Prozent auf etwa 15.000, von denen 13.300 im Druckgewerbe arbeiten. Eine geringfügig entlohnte Beschäftigung liegt gemäß § 8 Abs. 1 Nr. 1 SGB IV vor, wenn das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung (§ 14 SGB IV) regelmäßig im Monat 400 Euro nicht überschreitet. Etwa ein Drittel aller geringfügig entlohnten Beschäftigten, die in der nordrhein-westfälischen Zeitungsbranche tätig sind, erledigen diese Arbeit nur als Nebenjob. Der Anteil der Frauen an allen geringfügig entlohnten Beschäftigten bei Zeitungsverlagen in Nordrhein-Westfalen lag am 30.06.2010 mit insgesamt 6857 weiblichen Beschäftigten bei knapp 46 Prozent. 32 Gesamt WZ08 2007 2008 Männer 2009 2010 2007 2008 Frauen 2009 2010 2007 2008 2009 2010 Gesamt 5.665.6405.798.4245.766.8615.820.0353.229.1663.293.7583.227.9453.244.5642.436.4742.504.6662.538.9162.575.471 18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 181 Herstellung von Druckerzeugnissen 37.127 36.892 35.536 33.589 25.841 25.677 24.901 23.395 11.286 11.215 10.635 10.194 36.897 36.688 35.346 33.465 25.716 25.567 24.789 23.316 11.181 11.121 10.557 10.149 3.957 3.793 3.749 3.548 2.729 2.612 2.578 2.440 1.228 1.181 1.171 1.108 24.142 24.113 23.100 21.987 17.233 17.180 16.589 15.679 6.909 6.933 6.511 6.308 6.305 6.293 6.144 5.775 4.143 4.160 4.044 3.742 2.162 2.133 2.100 2.033 2.493 2.489 2.353 2.155 1.611 1.615 1.578 1.455 882 874 775 700 230 204 190 124 125 110 112 79 105 94 78 45 26.851 27.066 27.135 26.053 13.029 13.105 13.405 12.817 13.822 13.961 13.730 13.236 25.928 25.421 24.480 23.283 12.332 11.875 11.380 10.746 13.596 13.546 13.100 12.537 4.812 4.866 3.933 3.775 1.944 1.960 1.487 1.402 2.868 2.906 2.446 2.373 775 754 740 740 298 286 270 270 477 468 470 470 11.369 10.954 10.791 10.273 5.963 5.659 5.580 5.310 5.406 5.295 5.211 4.963 7.089 7.126 7.274 6.819 3.125 3.066 3.171 2.938 3.964 4.060 4.103 3.881 1.883 1.721 1.742 1.676 1.002 904 872 826 881 817 870 850 923 1.645 2.655 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit: jeweils zum 30.6. Erstellungsdatum: 21.11.2011, Statistik-Service West, Auftragsnummer 124640 2.770 697 1.230 2.025 2.071 226 415 630 699 1811 Drucken von Zeitungen 1812 Drucken anderer Druckerzeugnisse 1813 Druck- und Medienvorstufe 1814 Binden von Druckerzeugnissen und damit verbundene Dienstleistungen 182 Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 58 Verlagswesen 581 Verlegen von Büchern und Zeitschriften; sonstiges Verlagswesen (ohne Software) 5811 Verlegen von Büchern LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Tab. 10.1: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen am Arbeitsort: insgesamt 5812 Verlegen von Adressbüchern und Verzeichnissen 5813 Verlegen von Zeitungen 5814 Verlegen von Zeitschriften 5819 Sonstiges Verlagswesen (ohne Software) 33 Drucksache 15/4047 582 Verlegen von Software Gesamt WZ08 2007 2008 Männer 2009 2010 2007 2008 Frauen 2009 2010 2007 2008 2009 2010 Gesamt 1.707.9701.746.3331.765.3391.781.037 607.022 624.616 631.326 646.6281.100.9481.121.7171.134.0131.134.409 18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 181 Herstellung von Druckerzeugnissen 12.496 11.993 10.716 10.439 4.926 4.595 4.289 4.273 7.570 7.398 6.427 6.166 12.453 11.929 10.660 10.408 4.916 4.573 4.265 4.264 7.537 7.356 6.395 6.144 1.822 1.727 1.651 1.706 929 878 884 921 893 849 767 785 7.694 7.618 6.895 6.644 2.855 2.830 2.620 2.570 4.839 4.788 4.275 4.074 1.775 1.425 1.322 1.239 750 537 486 467 1.025 888 836 772 1.162 1.159 792 819 382 328 275 306 780 831 517 513 43 64 56 31 10 22 24 9 33 42 32 22 18.837 18.106 18.149 17.220 9.618 9.128 9.170 8.759 9.219 8.978 8.979 8.461 18.722 17.941 17.851 16.876 9.583 9.068 9.056 8.625 583 8.873 8.795 8.251 905 899 751 794 322 310 266 267 53 589 485 527 69 79 85 88 16 27 27 26 53 52 58 62 14.294 14.040 14.162 13.301 7.747 7.576 7.631 7.229 6.547 6.464 6.531 6.072 2.875 2.301 2.226 2.198 1.303 941 920 940 1.572 1.360 1.306 1.258 579 622 627 495 195 214 212 163 384 408 415 332 115 165 298 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; jeweils zum 30.6. Erstellungsdatum: 21.11.2011, Statistik-Service West, Auftragsnummer 124640 344 35 60 114 134 80 105 184 210 1811 Drucken von Zeitungen 1812 Drucken anderer Druckerzeugnisse 1813 Druck- und Medienvorstufe 1814 Binden von Druckerzeugnissen und damit verbundene Dienstleistungen 182 Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 58 Verlagswesen 581 Verlegen von Büchern und Zeitschriften; sonstiges Verlagswesen (ohne Software) 5811 Verlegen von Büchern LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 34 Tab. 10.2: Geringfügig entlohnte Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen am Arbeitsort: insgesamt 5812 Verlegen von Adressbüchern und Verzeichnissen 5813 Verlegen von Zeitungen 5814 Verlegen von Zeitschriften 5819 Sonstiges Verlagswesen (ohne Software) Drucksache 15/4047 582 Verlegen von Software Gesamt WZ08 2007 2008 Männer 2009 2010 2007 2008 Frauen 2009 2010 2007 2008 2009 2010 Gesamt 1.243.1971.245.2261.255.2511.253.265 394.010 395.276 405.399 412.255 849.187 849.950 849.852 841.010 18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 181 Herstellung von Druckerzeugnissen 9.517 8.953 7.866 7.569 3.484 3.143 2.907 2.855 6.033 5.810 4.959 4.714 9.486 8.907 7.831 7.551 3.478 3.129 2.894 2.850 6.008 5.778 4.937 4.701 1.382 1.284 1.224 1.246 682 624 637 653 700 660 587 593 5.811 5.686 5.101 4.844 1.985 1.959 1.783 1.708 3.826 3.727 3.318 3.136 1.355 995 901 843 556 333 297 289 799 662 604 554 938 942 605 618 255 213 177 200 683 729 428 418 31 46 35 18 6 14 13 5 25 32 22 13 12.863 12.136 12.132 11.484 6.189 5.729 5.744 5.518 6.674 6.407 6.388 5.966 12.790 12.030 11.958 11.281 6.169 5.695 5.688 5.439 6.621 6.335 6.270 5.842 611 609 495 545 209 197 190 195 402 412 305 350 48 59 66 69 10 17 18 19 38 42 48 50 9.693 9.347 9.504 8.830 4.965 4.754 4.797 4.535 4.728 4.593 4.707 4.295 2.011 1.557 1.462 1.495 854 588 555 593 1.157 969 907 902 427 458 431 342 131 139 128 97 296 319 303 245 73 106 174 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; jeweils zum 30.6. Erstellungsdatum: 21.11.2011, Statistik-Service West, Auftragsnummer 124640 203 20 34 56 79 53 72 118 124 1811 Drucken von Zeitungen 1812 Drucken anderer Druckerzeugnisse 1813 Druck- und Medienvorstufe 1814 Binden von Druckerzeugnissen und damit verbundene Dienstleistungen 182 Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 58 Verlagswesen 581 Verlegen von Büchern und Zeitschriften; sonstiges Verlagswesen (ohne Software) 5811 Verlegen von Büchern LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Tab 10.3: Geringfügig entlohnte Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen am Arbeitsort: ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte 5812 Verlegen von Adressbüchern und Verzeichnissen 5813 Verlegen von Zeitungen 5814 Verlegen von Zeitschriften 5819 Sonstiges Verlagswesen (ohne Software) 35 Drucksache 15/4047 582 Verlegen von Software Gesamt WZ08 2007 2008 Männer 2009 2010 2007 2008 Frauen 2009 2010 2007 2008 2009 2010 Gesamt 464.773 501.107 510.088 527.772 213.012 229.340 225.927 234.373 251.761 271.767 284.161 293.399 18 Herstellung von Druckerzeugnissen; Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 181 Herstellung von Druckerzeugnissen 2.979 3.040 2.850 2.870 1.442 1.452 1.382 1.418 1.537 1.588 1.468 1.452 2.967 3.022 2.829 2.857 1.438 1.444 1.371 1.414 1.529 1.578 1.458 1.443 440 443 427 460 247 254 247 268 193 189 180 192 1.883 1.932 1.794 1.800 870 871 837 862 1.013 1.061 957 938 420 430 421 396 194 204 189 178 226 226 232 218 224 217 187 201 127 115 98 106 97 102 89 95 12 18 21 13 4 8 11 4 8 10 10 9 5.974 5.970 6.017 5.736 3.429 3.399 3.426 3.241 2.545 2.571 2.591 2.495 5.932 5.911 5.893 5.595 3.414 3.373 3.368 3.186 2.518 2.538 2.525 2.409 294 290 256 249 113 113 76 72 181 177 180 177 21 20 19 19 6 10 9 7 15 10 10 12 4.601 4.693 4.658 4.471 2.782 2.822 2.834 2.694 1.819 1.871 1.824 1.777 864 744 764 703 449 353 365 347 415 391 399 356 152 164 196 153 64 75 84 66 88 89 112 87 42 59 124 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit; jeweils zum 30.6. Erstellungsdatum: 21.11.2011, Statistik-Service West, Auftragsnummer 124640 141 15 26 58 55 27 33 66 86 1811 Drucken von Zeitungen 1812 Drucken anderer Druckerzeugnisse 1813 Druck- und Medienvorstufe 1814 Binden von Druckerzeugnissen und damit verbundene Dienstleistungen 182 Vervielfältigung von bespielten Ton-, Bild- und Datenträgern 58 Verlagswesen 581 Verlegen von Büchern und Zeitschriften; sonstiges Verlagswesen (ohne Software) 5811 Verlegen von Büchern LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 36 Tab. 10.4: Geringfügig entlohnte Beschäftigte in Nordrhein-Westfalen am Arbeitsort: im Nebenjob geringfügig entlohnte Beschäftigte 5812 Verlegen von Adressbüchern und Verzeichnissen 5813 Verlegen von Zeitungen 5814 Verlegen von Zeitschriften 5819 Sonstiges Verlagswesen (ohne Software) Drucksache 15/4047 582 Verlegen von Software LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 11. Drucksache 15/4047 Unter welchen Arbeitsbedingungen wird in den Redaktionen gearbeitet? Bitte differenzieren nach den Kriterien: Art des Beschäftigungsverhältnisses (Teilzeit-, Vollzeitbeschäftigung, Zeitarbeitsbeschäftigung), Anzahl der Tarifangestellten, Volontärinnen und Volontären, freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Anzahl eigener Fotojournalistinnen und -journalisten sowie deren Bezahlung. Zu den Arbeitsbedingungen in den Redaktionen liegen kaum Daten und Untersuchungen vor. Die letzte große Erhebung zu den Arbeitsweisen von Journalistinnen und Journalisten in Deutschland ist 2006 erschienen (siehe Weischenberg, Siegfried/M. Malik/A. Scholl: Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über die deutschen Journalisten, Konstanz 2006). Die Ergebnisse dürften heute jedoch kaum noch repräsentativ sein, da die in der Studie beklagte Arbeitsverdichtung und deren Folgen zumal bei Zeitungsverlagen inzwischen weiter fortgeschritten sein dürften. Dies ergibt sich aus der Reduktion von Redakteursstellen in den letzten Jahren. Während im Jahr 2000 bei den Tages- und Wochenzeitungen 15.300 Redakteurinnen und Redakteure arbeiteten, sind es in 2011 noch rund 13.000 und damit etwa genauso viele wie 1993 (siehe Tabelle 10.1). Neuere Untersuchungen liegen allerdings nicht vor. Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) und die Deutsche Journalistinnen und Journalisten-Union (dju) in verdi verfügen über keine aktuellen Erkenntnisse. Der DJV NRW betont allerdings, dass die Fallzahl zu Klagen von Redakteurinnen und Redakteuren über die Arbeitsbedingungen steige, ohne daraus allerdings verallgemeinerungsfähige Schlüsse ziehen zu können. Tab. 11.1: Redakteur/innen der deutschen Tages- und Wochenzeitungen Anzahl Redakteur/innen 1993 1996 2000 2004 2008 2010 2011 12.787 14.402 15.306 14.920 14.469 13.573 12.966 Quelle: ABZV e.V., Mitarbeitererhebung, zitiert nach BDZV: Zeitungen 2011/12, hier S. 100. Auch zu den Beschäftigungsverhältnissen einzelner Gruppen liegen mit Ausnahme der Zahl von Volontärinnen und Volontären (siehe Antwort zu Frage 17) keine Daten vor. Derzeit ist auch nicht bekannt, dass eine Untersuchung zu diesen Fragen - etwa in Nachfolge zur oben erwähnten Weischenberg-Studie - in Vorbereitung oder Arbeit ist. 12. Welche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf werden in den Redaktionen bzw. Verlagen vorgenommen? Wie schon in der Antwort zu Frage 11 konstatiert ist die Datenlage in diesem Bereich unzureichend. Erkenntnisse dazu liegen der Landesregierung nicht vor und können in diesem Rahmen nicht mit vertretbarem Aufwand ermittelt werden. 13. Wie sind die einzelnen Redaktionen aufgestellt, wenn es um die Beurteilung geht, ob es sich um eine Vollredaktion handelt oder ob journalistische Inhalte in der Zusammenarbeit mit freien Mitarbeiterinnen und -mitarbeitern, bzw. externen Dienstleisterinnen und -dienstleistern erstellt werden? Unter dem Begriff Vollredaktion wird in der Branche in der Regel eine Redaktion verstanden, die alle redaktionellen Teile einer Zeitung selbst erstellt, und entsprechend neben einer oder mehreren Lokalredaktionen auch über eine Hauptredaktion mit den klassischen Ressorts für die überregionale Berichterstattung verfügt. Abweichend davon arbeiten relativ kleine Redak- 37 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 tionen von kleinauflagigen Zeitungen in eher seltenen Fällen ohne Ressortabgrenzungen. In Nordrhein-Westfalen wird eine solche Organisation der redaktionellen Arbeit nicht praktiziert. Heute unterhält der größere Teil der Zeitungsverlage in Deutschland keine Vollredaktion. Diese Verlage kaufen die überregionale Berichterstattung von größeren Verlagen – in der Regel in räumlicher Nähe – ein. Alle Verlage in allen Redaktionen arbeiten mit freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Durch den anhaltenden Abbau von Redakteursstellen dürfte der Einsatz von Freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den letzten Jahren mutmaßlich in der gesamten Branche gestiegen sein. Belastbare Zahlen liegen dazu allerdings nicht vor. Neben der seit Jahrzehnten praktizierten Organisation der Redaktion entweder als Vollredaktion oder ausschließlich mit Lokalredaktionen in Kombination mit der Übernahme des Zeitungsmantels von einem Fremdverlag sind in der Branche auch Zwischenformen etabliert. So haben sich etwa die drei Zeitungen Westdeutsche Zeitung, Solinger Tageblatt und Remscheider General-Anzeiger für die überregionale Berichterstattung in der Westdeutschen Zeitung plus oHG organisiert. Über dieses Gemeinschaftsunternehmen finanzieren die drei Verlage die Mantelredaktion. Externe Dienstleister Darüber hinaus wurden redaktionelle Kooperationen auf vielen Ebenen etabliert, unter anderem auch in der lokalen Berichterstattung (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 48). Insbesondere ein Teil der nicht tagesaktuellen Produktion ist von einzelnen Verlagen aus der Redaktion herausgelöst worden. So werden beispielsweise bei der WAZ-Gruppe in Essen Themenseiten und einige Beilagen (zum Beispiel Reisen) von einem Mitarbeiterpool produziert, der zur Verlagseinheit Marketing und Vertrieb gehört. Für den Kölner Stadt-Anzeiger und die Kölnische Rundschau wird die wöchentliche Beilage Termine von der RSK Redaktionsservice Köln GmbH hergestellt. Der Verlag M. DuMont Schauberg ist an der GmbH nicht beteiligt. Es handelt sich also nicht um ein konzerninternes Outsourcing. In einigen Verlagen sind auch die Beschäftigungsfelder, die Vergütung und die Organisation der Fotografen neu geregelt worden. Vielfach werden Pressefotografen heute nicht mehr nach Redakteurstarif bezahlt. Zudem produzieren sie vielfach nicht mehr ausschließlich für die Printmedien, sondern filmen – ausgestattet mit digitalen Kameras – auch Bewegtbilder zum Einsatz in Onlineportalen. Organisatorisch sind die Fotografen zum Teil nicht mehr bei den einzelnen Redaktionen angebunden. Der gemeinsame Fotopool für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung und den Schwestertitel Neue Ruhr/Rhein Zeitung ist beispielsweise dem Unternehmen WAZ New Media GmbH & Co KG zugeordnet. 14. Hat sich der Trend zum Outsourcing von Redaktionen verstetigt? Welche Beispiele sind der Landesregierung bekannt? Outsourcing bezeichnet die Auslagerung von Unternehmensprozessen an Drittunternehmen. Bei Zeitungsverlagen werden Zeitungsinhalte, die zuvor im eigenen Verlag hergestellt wurden, entweder von fremden Firmen zugekauft, oder Teile einer Zeitungsredaktion werden vom Verlag in Tochterunternehmen ausgelagert, deren Beschäftigte häufig unter dem Tageszeitungstarif bezahlt werden (Tarifumgehung). In letzterem Fall wird teilweise eine Art konzerninterne Leiharbeit so organisiert, dass einzelne Redakteurinnen und Redakteure bei einer verlagseigenen GmbH angestellt sind und an die Redaktion ausgeliehen werden. So können Löhne deutlich unter dem Niveau des Zeitungstarifvertrags gezahlt werden. Nach Angaben des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) haben mittlerweile 45 Zeitungen in Deutschland Modelle realisiert, um der Tarifbindung zu entgehen. Darüber hinaus praktizieren 21 Zeitungen das Outsourcing von Redaktionen. Bei 19 Titeln sind Redakteurin38 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 nen und Redakteure und Volontärinnen und Volontäre dauerhaft als Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter beschäftigt. Im Folgenden werden die wichtigsten Fälle in Nordrhein-Westfalen beschrieben. Der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg hat am 1. Februar 2010 ein Outsourcing-Projekt gestartet, bei dem für mehrere Titel des Unternehmens ein gemeinsamer Reporterpool geschaffen wurde. Betroffen sind 25 Redakteurinnen und Redakteure, die für den Kölner StadtAnzeiger, die Mitteldeutsche Zeitung in Halle/Saale, die Berliner Zeitung und die Frankfurter Rundschau arbeiten. Diese durch Zentralisierung geschaffene unternehmensinterne, agenturähnliche Einrichtung liefert Texte für die Ressorts Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sämtlicher Zeitungen des Verlags. Bei den Dortmunder Ruhr Nachrichten wurden bereits 2006 alle Redaktionen ausgelagert. Seitdem werden Fotografen weitgehend nur noch freiberuflich beschäftigt. Bei der ebenfalls zum Medienhaus Lensing gehörenden Münsterschen Zeitung erhielten im Januar 2007 insgesamt 17 Lokalredakteurinnen und -redakteure die Kündigung und wurden durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer neuen, zum Unternehmen zählenden Firma ersetzt, die untertarifliche Konditionen akzeptieren mussten. Auch beim Westfälischen Anzeiger der Verlagsgruppe Ippen werden Journalistinnen und Journalisten inzwischen von einer eigenständigen Redaktions-GmbH untertariflich bezahlt. Mit konzerneigenen Leiharbeitsfirmen arbeiten in Nordrhein-Westfalen die Zeitungsgruppe Aachen (Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten), die Recklinghäuser Zeitung, die Westfälischen Nachrichten in Münster (WN Content und Marketing GmbH) und (bei Pauschalisten) die Neue Westfälische in Bielefeld. In allen Fällen werden Journalistinnen und Journalisten untertariflich bezahlt. Einige Zeitungshäuser entgehen der Tarifbindung auch grundsätzlich, indem sie Mitglieder im Arbeitgeber/innenverband ohne eine Tarifbindung werden (OT-Mitgliedschaft) oder komplett aus den Gliederungen des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) austreten. In solchen Fällen werden meist alle Redakteurinnen und Redakteure, die neu eingestellt werden, untertariflich bezahlt. Betroffen davon sind die folgenden Titel: Tab. 14.1: Zeitungsverlage in Nordrhein-Westfalen ohne Tarifbindung Titel Lüdenscheider Nachrichten Verlag Bemerkung Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co. KG BDZV-Austritt, keine Bezahlung nach Tarif (Verlagsgruppe Ippen) Soester Anzeiger W. Jahn Verlag GmbH (Verlagsgruppe Ippen) Westfälischer Anzeiger Westfälischer Anzeiger Verlagsgesellschaft mbH & Co KG BDZV-Austritt, keine Bezahlung nach Tarif BDZV-Austritt, keine Bezahlung nach Tarif (Verlagsgruppe Ippen) Ruhr Nachrichten, Münstersche Zeitung Medienhaus Lensing seit 2006 Mitglied ohne Tarifbindung im Zeitungsverlegerverband Nordrhein-Westfalen, keine Bezahlung nach Tarif Quellen: DJV, ver.di 39 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Auch im Bereich der Ausbildung von Volontärinnen und Volontären wird inzwischen vielfach Outsourcing betrieben, so dass tarifvertragliche Bestimmungen nicht zur Geltung kommen. Dabei stellen Verlage Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten nicht mehr selbst ein, sondern überlassen dies Tochtergesellschaften, unternehmenseigenen Journalistenschulen oder Leiharbeitsfirmen, die nicht tarifgebunden sind. Auf diese Weise verdient eine Volontärin oder ein Volontär im ersten Ausbildungsjahr nicht mehr – wie tarifvertraglich vorgesehen – 1.755 Euro, sondern nach Angaben der Gewerkschaft ver.di oft nur noch die Hälfte. Außerdem entfallen Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Die Essener WAZ-Gruppe bildet ihre Volontärinnen und Volontäre in der Journalistenschule Ruhr (Medien-Akademie Ruhr gemeinnützige Aktiengesellschaft) aus. Einige Zeitungsunternehmen stellen ihre Volontärinnen und Volontäre offiziell auch bei Tochterfirmen für Onlineausgaben oder für Anzeigenblätter ein, um tarifvertraglichen Bindungen zu entgehen. Der Verlag der Westfälischen Nachrichten in Münster bildet junge Journalistinnen und Journalisten auf dem Wege der Leiharbeit in der Tochtergesellschaft WN Content und Marketing GmbH aus. 15. Welche Veränderungen haben sich in der Organisation für Redaktionen seit der Antwort der Landesregierung, Drucksache 14/8531, ergeben? Vor allem zwei Entwicklungsstrategien hinsichtlich der Organisation der Redaktionen sind von den Verlagen – nicht nur in Nordrhein-Westfalen – in den vergangenen zwei Jahren weiter verfolgt worden: Im Zuge des fortschreitenden Abbaus von Redakteursstellen sind Kooperationen unterschiedlicher Art vertieft worden (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 13). In der Binnenstruktur von Redaktionen wird vermehrt auf das Organisationsmodell des so genannten „Newsdesk“ gesetzt. Dabei arbeiten leitende Redakteurinnen und Redakteure räumlich eng zusammen (am Newsdesk), selektieren und gewichten die Themen der Berichterstattung, ordnen sie zur Bearbeitung den Redakteurinnen und Redakteuren zu und legen Art und Umfang sowie Platzierung der Berichterstattung – in der Regel multimedial – fest. Zugleich hat sich mit diesem Modell die Aufspaltung des Berufsfeldes in Redakteurinnen und Redakteure (Innendienst, planend und gestaltend) und Reporterinnen und Reporter (Außendienst) verstärkt. Innerhalb der WAZ-Gruppe wird dieses Arbeitsprinzip nicht nur für die Mantelredaktionen, sondern auch für die Lokalredaktionen genutzt. Dazu sind Newsdesks mit subregionalen Zuständigkeitsgebieten eingerichtet worden. Am noch relativ neuen Newsdesk in Hagen werden beispielsweise zentral die Lokalteile für das Sauer- und Siegerland geplant und gestaltet, und zwar titelübergreifend sowohl für die Westfälische Rundschau als auch für die Westfalenpost. Die Veränderungen der Arbeitsweisen sind je nach Redaktion und bisheriger Praxis unterschiedlich, in der Summe aber erheblich. Dies gilt auch für die Rationalisierungsgewinne. Mit der Zentralisierung von Kompetenzen sind auch Probleme verbunden, da die jeweils lokale Kompetenz einer Lokalredaktion am Newsdesk fehlt beziehungsweise erst aufgebaut werden muss. Die daraus resultierende Fehlerzahl ist zumindest in einer Übergangsphase erheblich. Die so genannten Zeitungsgruppen, also Titel, die mit einem weitgehend identischem Mantelteil erscheinen, sind in der Regel über Jahrzehnte hinweg unverändert geblieben. Auch in 40 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Nordrhein-Westfalen liegen die letzten Wechsel Jahre zurück (Das Bocholter-Borkener Volksblatt hat zwischen 1999 und 2009 den Mantel von der Rheinischen Post bezogen, kehrte dann aber zum vormaligen Lieferanten, den Westfälischen Nachrichten in Münster, zurück. Die Ibbenbürener Volkszeitung wechselte 2003 von der Münsterschen Zeitung/Ruhr Nachrichten zu den Westfälischen Nachrichten). Da immer weniger Verlage eine eigene Hauptredaktion unterhalten, wird es für die nehmenden Verlage allerdings auch schwieriger ein passendes Produkt zu finden. Beleg dafür sind die beiden jüngsten Verzichte auf eine eigene Hauptredaktion. Sowohl der Hellweger Anzeiger in Unna, Mantelbezug seit 2001 vom Westfälischen Anzeiger in Hamm, als auch die Kölnische Rundschau, Mantelbezug seit Oktober 2010 vom General-Anzeiger in Bonn, bauen die zugelieferten Seiten immer noch erheblich um. Es sind zugleich die einzigen Verlage, die die damit verbundenen Kosten aufbringen. Einen Mantel „von der Stange“ zu finden, ist schwieriger geworden. Der Seitenumbau wird in einzelnen Zeitungsgruppen auch vorgenommen, um lokalen Interessen nachzukommen und um unterschiedliche Druckseitenformate auszugleichen (so auch bei der Kölnischen Rundschau). 16. Wie viele Redakteurinnen und Redakteure haben einen Migrationshintergrund? Zuverlässige Aussagen zum Anteil von Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund an der Gesamtheit des Berufsstands fehlen. Entsprechend sind auch Differenzierungen nach soziodemographischen Kriterien – etwa hinsichtlich des Geschlechts – nicht möglich. Der beim Bundeskanzleramt angesiedelte Arbeitskreis „Integration und Medien“ geht von einem Anteil der Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund in Höhe von 1,5 bis zwei Prozent aus (Aussage auf Anfrage). Eine der wenigen Erhebungen zum Thema hat hochgerechnet ergeben, dass von 600 in der Studie berücksichtigten Zeitungen 16 Prozent in den Redaktionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund beschäftigten (siehe Geißler, Rainer/Pöttker, Horst (Hrsg.): Massenmedien und die Integration ethnischer Minderheiten in Deutschland (Bd. 2). www.integration-und-medien.de/projekt/ImMPrint.pdf). Die Autorinnen und Autoren fassten das Ergebnis wie folgt zusammen: „Eine große Mehrheit der Tageszeitungen von 84 Prozent produziert also monoethnisch, die einheimischen Journalisten sind in den Redaktionen unter sich.“ Beim Arbeitskreis „Integration und Medien“ liegen allerdings Aussagen vor, die einen höheren Anteil von Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund im Rundfunk erwarten lassen als bei den Zeitungen. Dies gilt gerade auch in Nordrhein-Westfalen wegen der hierzulande produzierten fremdsprachigen Programme (zum Beispiel Deutsche Welle; „Funkhaus Europa“ des WDR). Die Autorin Marie Mualem Sultan kritisiert allerdings auch beim ZDF und den ARD-Anstalten einen mangelhaften Reformwillen bei der Personalauswahl, sieht aber positive Beispiele beim WDR (siehe Sultan, Marie Mualem: Migration, Vielfalt und öffentlich-rechtlicher Rundfunk. Würzburg 2011). Die letzte der beiden großen Journalistenstudien in Deutschland hat auch den Migrationshintergrund im Berufsfeld berücksichtigt, doch war die Fallzahl sehr gering (absolut 60 Journalistinnen und Journalisten) und dürfte inzwischen überholt sein (siehe Weischenberg, Siegfried/Malik, Maja/Scholl, Armin: Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über Journalisten in Deutschland. Konstanz 2006). Stichproben bei größeren Zeitungsunternehmen haben gezeigt, dass die Zahl der Zeitungsredakteurinnen und -redakteuren mit Migrationshintergrund immer noch klein ist. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass Zeitungsverlage in den letzten Jahren nur sehr begrenzt 41 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Redakteurinnen und Redakteure eingestellt haben. Bei den Zeitungen Neue Westfälische in Bielefeld und der Westdeutschen Zeitung in Düsseldorf (ein Redakteur aus Österreich) sind derzeit keine Redakteurinnen und Redakteure mit Migrationshintergrund beschäftigt. Beim Kölner Stadt-Anzeiger gibt es mehrere: eine Ressortleiterin (mit griechischen Migrationshintergrund); zwei Redakteure (türkisch, amerikanisch) und einen Volontär (griechisch). Auch bei der Westfälischen Rundschau arbeiten Redakteurinnen und Redakteure mit Migrationshintergrund in Führungspositionen: zwei spanischer, ein Weiterer griechischer Abstammung. Hinzu kommen künftig zwei Volontäre mit türkischem Hintergrund. 17. Wie ist es um die Ausbildung des journalistischen Nachwuchses in NRW bestellt? Bitte differenzieren nach der Ausbildungssituation in verlagseigenen Schulen und weiteren Ausbildungsstätten und nach Geschlecht. In Deutschland wurden nach Angaben des Bildungswerks der Zeitungen (ABZV e.V.) am Stichtag 1. Januar 2011 insgesamt 1.128 Volontärinnen und Volontäre bei Zeitungen ausgebildet. Daten für die Summe aller Volontärinnen und Volontäre in Nordrhein-Westfalen liegen nicht vor. Nach Schätzungen des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) macht der Anteil der in Nordrhein-Westfalen ausgebildeten Volontärinnen und Volontäre etwa 20 bis 25 Prozent aus. Dementsprechend ergibt sich ein Wert, der zwischen 225 und 280 liegen müsste. Weitere sozialstatistische Daten liegen nur für den Anteil weiblicher und männlicher Volontäre vor: Am Stichtag der ABZV-Erhebung 2011 waren 57 Prozent aller Volontäre Frauen und 43 Prozent Männer. Tab. 17.1: Volontärinnen und Volontäre der deutschen Tages- und Wochenzeitungen 1993 1996 2000 2004 2008 2010 2011 Volontär/innen (gesamt) 1.321 1.231 1.378 1.072 1.228 1.263 1.128 männlich 56,8 % 53,4 % 55,1 % 49,8 % 46,4 % 42,3 % 43,0 % weiblich 43,2 % 46,6 % 44,9 % 50,2 % 53,6 % 57,6 % 57,0 % Quelle: ABZV e.V., Mitarbeitererhebung zitiert nach BDZV: Zeitungen 2011/12, hier S. 100 Nordrhein-Westfalen gilt als Bundesland mit den meisten Einrichtungen publizistischer Bildungsarbeit. Mit der Journalistenschule Ruhr der WAZ-Gruppe in Essen sowie der Georg von Holtzbrinck-Schule für Wirtschaftsjournalisten in Düsseldorf unterhalten gleich zwei große Verlagsgruppen eigene Ausbildungseinrichtungen für Volontärinnen und Volontäre. Darüber hinaus bildet die Kölner Journalistenschule Politik- und Wirtschaftsjournalisten für Presse, Radio und Onlinemedien aus. Um die Förderung des journalistischen Nachwuchses kümmert sich seit Jahrzehnten auch die Journalistenakademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in St. Augustin. Die Friedrich-EbertStiftung in Bonn unterhält ebenfalls eine Journalistenakademie. Beide Einrichtungen vergeben Stipendien und bieten studienbegleitende Ausbildungsprogramme an. Außerdem wird von Bonn aus das Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) organisiert. Von Bielefeld aus veranstaltet die Initiative Tageszeitung Weiterbildungen für Redakteurinnen und Redakteure, Volontärinnen und Volontäre von Zeitungen. Eine der ältesten Aus- und Fortbildungseinrichtungen im Journalismus ist das ursprünglich von Verlegerinnen und Verlegern sowie Journalistinnen und Journalisten gegründete Deutsche Institut für publizistische Bildungsarbeit, Haus Busch, das nach einer Insolvenz vor einigen Jahren nunmehr unter dem Namen „Journalisten-Zentrum Haus Busch“ in Hagen weitergeführt wird. Ähnliche Angebote unterbreitet auch die Akademie für Journalistenausbil42 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 dung in Hamm. In beiden Einrichtungen können Volontärinnen und Volontäre Kurse für die außerbetriebliche Vermittlung von Grundkenntnissen über Arbeitswesen, Medienrecht und ähnliches Basiswissen belegen. Die Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage (ABZV) in Bonn ist das Bildungswerk der Zeitungen. Mitglieder des gemeinnützigen Vereins sind der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sowie die Landesverbände der Zeitungsverleger in Deutschland. 18. Mit welchem Ausbildungsstand, bzw. welcher Qualifikation treten die Volontärinnen und Volontäre ihre Ausbildung in den verschiedenen Ausbildungsstätten an? Bitte differenziert nach Geschlecht beantworten. Abgesehen von den in der Antwort zu Frage 17 enthaltenen sozialstatistischen Daten liegen über die Ausbildung von Volontärinnen und Volontären sowie deren Qualifikation weder bundesweit noch landesweit genauere Informationen vor. Weder der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) noch die Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage (ABZV) oder die Gewerkschaft ver.di und der Deutscher Journalisten-Verband (DJV) verfügen über entsprechende Auswertungen. 19. Wie viele der Volontärinnen und Volontäre und mit welchem Abschluss werden in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen? Bitte differenziert nach Geschlecht beantworten. Über eine mögliche Festanstellung ehemaliger Volontärinnen und Volontäre direkt im Anschluss an ihre Ausbildung in den Verlagen sowie über die Studienabschlüsse der Berufseinsteiger liegen weder bundesweit noch landesweit Daten vor. Weder der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) noch die Akademie Berufliche Bildung der deutschen Zeitungsverlage (ABZV) oder die Gewerkschaft ver.di und der Deutscher JournalistenVerband (DJV) verfügen über entsprechende Auswertungen. 20. Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung hinsichtlich des Verhältnisses vom Einsatz sog. Bürgerreporterinnen und -reporter und dem Personalabbau in Redaktionen vor? Als Bürgerreporterinnen und -reporter werden journalistische Amateure bezeichnet, die Printoder Onlinemedien Hinweise auf journalistisch relevante Themen geben oder auch selbst Beiträge für diese Medien erstellen. Bürgerreporterinnen und -reporter arbeiten in der Regel ohne Honorar und verfügen über keine medienspezifische Qualifikation. Motive für den Einsatz von Bürgerreporterinnen und -reportern können aus Sicht der Verlage außer Leserbindung auch ein potenzieller Qualitätsgewinn und die Senkung von Produktionskosten sein. Eine ausführlichere Darstellung zum Thema Bürgerreporterinnen und -reporter findet sich in der Antwort zu Frage 31. Erkenntnisse über einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz sogenannter Bürgerreporterinnen und -reporter und dem Personalabbau in den Redaktionen liegen der Landesregierung nicht vor. Da der Einsatz von Bürgerreporterinnen und -reportern in NordrheinWestfalen zurzeit nur sehr begrenzt stattfindet und in den vorhandenen Fällen vor allem der Erhöhung der Leser/innen-Blatt-Bindung dienen soll (siehe Antwort zu Frage 31), lässt sich durch diese Maßnahme Personalabbau kaum kompensieren. Außerdem muss darauf hin43 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 gewiesen werden, dass im Fall von Zeitungen ein optimaler Einsatz von Bürgerreporterinnen und -reportern sowie die Auswertung, Kontrolle und Präsentation der Texte, Bilder oder Quellen von Bürgerreporterinnen und -reportern auch zusätzliches Personal erfordern kann. Allenfalls bei Anzeigenblättern scheint es sich derzeit anzubieten, redaktionelle Leistungen auf Bürgerreporterinnen und -reporter zu übertragen. III. Wirtschaftliche Entwicklung 21. Wie haben sich seit 2008 die relevanten Marktdaten (Auflagen, Erlöse, Anzeigenerlöse, Lohnsummen, Umsatzrenditen, usw.) für Zeitungsverlage entwickelt? Die aktuelle Auflagenentwicklung ist detailliert in den Antworten zu den Fragen 2 und 3 beschrieben worden. Zu den Umsätzen liegen Erhebungen des Bundesverbands deutscher Zeitungsverleger (BDZV) vor, bei denen nach Werbe- und Vertriebserlösen differenziert wird. Daten für die Zeitungsverlage in NRW liegen nicht vor, der BDZV weist aber Daten für Westdeutschland aus, die weitgehend jenen für NRW entsprechen dürften. Danach sind von 2009 auf 2010 die Anzeigenumsätze aller Zeitungstypen erneut rückläufig gewesen. Die Verluste waren allerdings nur gering und konnten erneut durch höhere Vertriebserlöse mehr als kompensiert werden. Insgesamt weisen die Verlage in 2010 leicht erhöhte Gesamtumsätze aus. Tab. 21.1.: Umsatz der Zeitungsverlage in Westdeutschland 2009 und 2010 Anzeigen/Beilagenumsätze Vertriebsumsätze Gesamtumsätze Differenz 2009/2010 in % 2009 2010 2009 2010 2009 2010 Tageszeitungen 3.694 3.638 4.265 4.373 7.960 8.011 +0,64 Wochen-/ 0,208 0,218 0,208 0,204 0.416 0,422 +1,26 k.A. k.A. k.A. k.A. 0,082 0,086 +4,76 3.903 3.856 4.473 4.577 8.458 8.518 +0,71 Sonntagszeitungen Supplements gesamt Quelle: BDZV: Zeitungen 2011/12, S. 66, 67 Zu den Kosten- und Erlösstrukturen für Abonnementzeitungen in Westdeutschland in 2010 macht der BDZV folgende Angaben: 44 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 21.2: Kosten- und Erlösstrukturen für Abonnementzeitungen in Westdeutschland in 2010 (anteilig an den Gesamtkosten/-erlösen in Prozent) Kostenstrukturen Technische Herstellung 19,1% Papier 6,1% Redaktion 25,9% Anzeigen 16,0% Vertrieb 23,9% Unternehmensleitung/Verwaltung 9,0% Erlösstrukturen Werbung 47,9% - davon Anzeigen 83,5% - davon Beilagen 16,5% Vertrieb 52,1% Quelle: BDZV Zu den Lohnsummen und zu den Umsatzrenditen liegen keine, beziehungsweise nur wenige Erkenntnisse vor. Nur wenige Verlage veröffentlichen in ihren Geschäftsberichten Angaben zu den Renditen, andere auch mit den Veröffentlichungen im Bundesanzeiger zum Teil deutlich in Verzug. Tab. 21.3: Geschäftszahlen der Dieter von Holtzbrinck GmbH (inklusive Verlagsgruppe Handelsblatt, Rumpfgeschäftsjahr 2009, vom 1.06. bis 31.12.2009; nach Übernahmen) 2009 Umsatz in Mio. € 153,9 Konzernjahresfehlbetrag in Mio. € -25,2 Tab. 21.4: Geschäftszahlen der Mediengruppe M. DuMont Schauberg GmbH & Co KG 2009 2010 706,8 711,3 - davon in Köln k.A. 230,4 Gewinn v. St. in Mio. € 9,9 21,6 Jahresüberschuss in Mio. € 0,5 13,5 Umsatz in Mio. € Tab. 21.5: Geschäftszahlen der Rheinisch-Bergischen Verlagsgesellschaft mbH, Düsseldorf (Rheinische Post) Umsatz in Mio. € Jahresergebnis n. St. in Mio. € 2009 2010 454,4 442,5 -6,2 16,7 45 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 21.6: Geschäftszahlen der Westfalen-Blatt Vereinigte Zeitungsverlage GmbH 2009 2008 Rohergebnis in Mio. € 27,0 30,2 Ergebnis in Mio. € 1,6 5,4 Jahresüberschuss in Mio. € 1,2 3,4 Tab. 21.7: Geschäftszahlen der Zeitungsverlag Neue Westfälische GmbH 2009 2008 100,3 108,1 Ergebnis in Mio. € 6,0 13,6 Jahresüberschuss in Mio. € 4,8 10,8 Umsatz in Mio. € 22. Gibt es in NRW Besonderheiten im Vergleich zum Bundesgebiet? Wie bereits in der Antwort zu Frage 21 ausgeführt liegen spezielle Marktdaten zu den Zeitungsverlagen in NRW nicht vor. 23. Welche Verlage haben institutionelle Investoren, bzw. welche haben ebensolche aufgenommen und wie sieht die wirtschaftliche und auflagentechnische Entwicklung dieser Verlage im Gegensatz zu inhabergeführten Verlagen aus? Institutionelle Investoren gibt es bei Zeitungsverlagen in Nordrhein-Westfalen nicht. Die Verlagsbranche hierzulande ist vielmehr geprägt vom Besitz durch Familien. Wann immer sich Familien vom Besitz an Zeitungsverlagen getrennt haben, kamen die Käufer gleichfalls aus der Branche der Zeitungsverlage. Es handelte sich also um brancheninterne Besitzerwechsel, durch die in Nordrhein-Westfalen – ähnlich wie in anderen Bundesländern – die horizontale Konzentration in der Branche gewachsen ist. Auch Verlagsunternehmen im Familienbesitz werden allerdings nicht zwangsläufig inhabergeführt. Angestellte Manager gibt es auch bei Zeitungsverlagen in Nordrhein-Westfalen. Zum Teil wird mit ihnen eine Lücke in der Generationenfolge der Inhaber überbrückt. Zum Teil werden Manager auch zu Miteignern wie etwa zeitweilig beim WAZ-Konzern oder derzeit beim Westfalen-Blatt in Bielefeld. Auch bei den jüngsten Veränderungen von Besitzstrukturen in der Zeitungslandschaft waren Zeitungsunternehmen die maßgeblichen Akteure, so die Transfers nicht familienintern beziehungsweise zwischen den besitzenden Familien abgewickelt worden sind. 46 Ende 2011 hat der Verlag des Solinger Tageblatts, die B. Boll Verlag des Solinger Tageblattes GmbH & Co KG, den Remscheider General-Anzeiger sowie Beteiligungen der Ziegler KG an Anzeigenblättern und anderen Medienaktivitäten vollständig übernommen. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Die Verlagsgruppe um die Westfälischen Nachrichten in Münster hat sich in 2011 mit einem Anteil von 24,9 Prozent an der C.W. Busse Holding GmbH in Bielefeld beteiligt. Die Busse Holding hält 85,5 Prozent an der Westfalen-Blatt Vereinigte Zeitungsverlage GmbH. Die übrigen Anteile besitzt die Verlagsgruppe Ippen aus Hamm. Die Verlagsgruppe um die Westfälischen Nachrichten hat sich nach der Schließung ihrer Ausgabe für Ibbenbüren am dortigen Verlag der Ibbenbürener Volkszeitung beteiligt. Die Aschendorff Medien GmbH & Co KG hält eine Beteiligung in Höhe von 19 Prozent am Kommanditkapital der IVZ Medien GmbH & Co KG. Bereits 2004 hatten die Münsteraner den Verlag der Ahlener Zeitung vollständig übernommen. Ende 2003 wird das kleine Lokalblatt Vlothoer Anzeiger vom Verlag des Mindener Tageblatts übernommen. Die Verlagsgruppe rund um die Ruhr Nachrichten in Dortmund hat 2005 einen Anteil in Höhe von 5 Prozent am Nachbarverlag des Hellweger Anzeigers in Unna übernommen. Bei dem bis dahin als Tochterunternehmen der Dortmunder Verlagsgruppe geführten Verlag der Emsdettener Volkszeitung ist ein Anteil von 10 Prozent am Kommanditkapital an den benachbarten Verlag der Münsterländischen Volkszeitung abgegeben worden. Die Altmeppen-Verlag GmbH & Co KG in Rheine war bis 2001 an dem lokalen Konkurrenten Emsdettener Tageblatt beteiligt gewesen. Von der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg wird neben dem Kölner StadtAnzeiger auch die Kölnische Rundschau verlegt, die zuvor in einem eigenständigen Verlag erschienen war. Zudem hat sich das Kölner Unternehmen in 2005 mit 18 Prozent am benachbarten General-Anzeiger in Bonn beteiligt. Eine zunächst vorgesehene Überkreuzbeteiligung wurde nicht realisiert. Zur Kölner Verlagsgruppe gehört auch die Boulevardzeitung Express sowie ein Anteil von 50 Prozent am Ableger Düsseldorf-Express. Die zweite Hälfte des Kapitals des Düsseldorf-Express gehört der Verlagsgruppe um die Westdeutsche Zeitung in Düsseldorf. Die Girardet KG ist zudem wechselseitig verflochten mit dem Verlag der Rheinischen Post (RP). Die Düsseldorfer RP-Gruppe hat in 2009 auch die zweite Hälfte des Kapitals der Neuß-Grevenbroicher Zeitung übernommen. Letztlich hat es vor einigen Jahren auch einen Eigentümerwechsel beim Handelsblatt in Düsseldorf gegeben. Die Verlagsgruppe Handelsblatt gehörte schon traditionell zur Georg von Holtzbrinck GmbH & Co KG in Stuttgart. Der frühere Manager des Holtzbrinck-Konzerns, Dieter von Holtzbrinck, hat den Düsseldorfer Verlag zusammen mit anderen Medienaktivitäten vom Konzern übernommen. Die Anteile an diesen Verlagen hält die DVH Medien GmbH gleichfalls in Stuttgart, die der Familie von Dieter von Holtzbrinck gehört. Die Anteile am Holtzbrinck-Konzern halten zwei Geschwister von Dieter von Holtzbrinck. Über wohl möglich anstehende Teilverkäufe beim WAZ-Konzern liegt noch keine Entscheidung vor. Petra Grotkamp, Miteigentümerin aus der Familie Funke, hat den Erben aus der Familie Brost ein Übernahmeangebot für deren hälftigen Anteil am WAZ-Konzern gemacht. Daraufhin hat auch der Axel Springer-Verlag sein Kaufinteresse bekundet. 47 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Bundesweit hat es in den letzten Jahrzehnten nur einen Fall von Aufkäufen durch einen institutionellen Investor gegeben: Die britische Mecom-Gruppe, geführt von David Montgomery, hatte versucht, in Deutschland eine Kette von Beteiligungsunternehmen im Zeitungsmarkt aufzubauen, war mit diesem Ziel aber schnell gescheitert. Zeitweilig hatten zur britischen Gruppe die Berliner Zeitung, der Berliner Kurier, die Hamburger Morgenpost sowie die Netzzeitung gehört. In den frühen Jahren der Republik hat es auch einzelne Beteiligungen von Industrieunternehmen an Zeitungsverlagen gegeben (etwa der Firma Bosch). Auch solche Beteiligungen sind heute rar, zum Beispiel beim Medienunterunternehmen in Flensburg gegeben. Auch Mischkonzerne sind selten Anteilseigner von Zeitungsunternehmen. Ein Beispiel dafür sind die Unternehmen von Georg Fürst von Waldburg-Zeil mit Beteiligungen an der Schwäbischen Zeitung in Leutkirch oder der Allgäuer Zeitung in Kempten. Einen speziellen Fall stellt die Übernahme der Lokalausgabe Nürnberg der Abendzeitung in München in 2010 durch die Nürnberger Oschmann-Gruppe (Telefonbücher, Anzeigenblätter, zahlreiche Beteiligungen an Hörfunk- und Lokal-TV-Veranstaltern) dar. Das Boulevardblatt erscheint nun unter dem Titel AZ. Die Oschmann-Gruppe war zuvor zeitweilig auch beim Lokalblatt Lahrer Zeitung in Baden-Württemberg engagiert. Einen zweiten Sonderfall stellen die Beteiligungen der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft mbH (ddvg) in Hamburg dar. Die ddvg gehört der SPD und verwaltet den Beteiligungsbesitz vornehmlich an Zeitungsunternehmen, der überwiegend traditionell der SPD gehört. Auch Unternehmen aus anderen Medienbranchen haben zeitweilig eine größere Bedeutung im Zeitungsmarkt gespielt. Das gilt zum Beispiel für die Zeitschriftenkonzerne Bauer und Burda. Zu Burda gehörte zeitweilig die Schweriner Volkszeitung, zum Bauer-Konzern gehört die Volksstimme in Magdeburg. Dem Bauer-Konzern ist es aber trotz einiger Versuche nicht gelungen, weitere Zeitungen zu übernehmen. Der Holtzbrinck-Konzern in Stuttgart zieht sich derzeit aus der Zeitungsbranche zurück. Die Main Post in Würzburg und die Mehrheit des Südkurier in Konstanz wurden bereits an das Unternehmen um die Augsburger Allgemeine verkauft. 24. Welche Entwicklungen zeichnen sich im Bereich der Gratiszeitungen in Nordrhein-Westfalen seit 2008 ab? Der Landesregierung sind weiterhin keinerlei Pläne bekannt, in NRW erneut eine Gratiszeitung zu etablieren. Trotz der Grundsatzentscheidung des BGH (BGH I ZR 151/01) über die Zulässigkeit von Gratiszeitungen dürfte solchen Versuchen derzeit insbesondere die schlechte Konjunktur des Werbemarktes entgegenstehen. Zudem ist auch potenziellen ausländischen Investoren in Folge des so genannten Kölner Zeitungskriegs deutlich geworden, dass die etablierten Verlage in Deutschland ihre Marktanteile mit heftiger Gegenwehr verteidigen. Zumindest solange Investoren im Ausland neue, noch nicht besetzte Märkte finden, steht zu erwarten, dass sie solche Investments einem Markteintritt in Deutschland vorziehen. 25. Wie gestaltet sich das Verhältnis von redaktionellen Anteilen zum Anteil der Anzeigen bei Tageszeitungen? Zur Beantwortung der Frage hat die Landesregierung eine quantitative Vermessung aller Hauptausgaben durchführen lassen, also jener Ausgaben am Verlagssitz, sämtlicher lokaler und regionaler Abonnementzeitungen in Nordrhein-Westfalen. Die Ergebnisse erlauben einen Vergleich mit entsprechenden Daten zweier älterer Studien, bei denen allerdings jeweils 48 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 sämtliche Lokalausgaben dieser Zeitungen untersucht worden waren. Die Vergleichsdaten für zurückliegende Jahre stammen aus zwei Studien, die im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW (LfM) beziehungsweise der damaligen Landesanstalt für Rundfunk NRW (LfR) durchgeführt worden sind (siehe Pätzold, Ulrich/Röper, Horst: Lokale Medien in NRW. Anbieterstrukturen und Angebotsvielfalt. Opladen 1995. Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Rundfunk NRW, Bd. 19, hier: S. 80). Die Vorläuferstudie derselben Autoren erschien unter dem Titel: Medienanbieter und Medienangebote vor dem Start des Lokalfunks in Nordrhein-Westfalen. Opladen 1992. Schriftenreihe Bd. 2). Die Fallzahlen bei den Untersuchungen in den 90er Jahren lagen jeweils bei über 300 Zeitungsausgaben, die Fallzahl der aktuellen Studie an den beiden Untersuchungstagen 9. und 10. November 2011 bei jeweils 38 Ausgaben (ohne die beiden Ausgaben der Westfalenpost). Bei Vergleichen der Seitenzahlen im Jahr 2011 mit denen der früheren Untersuchungen ist zu beachten, dass bei den damaligen Untersuchungen sämtliche Daten auf ein fiktives Format, auf so genannte Standardseiten im Berliner Format, umgerechnet worden sind. Die Seitenzahlen für 2011 beziehen sich jeweils auf die realen Seiten ohne jede Umrechnung. Die Unterschiedlichkeit der Zeitungsformate blieb unberücksichtigt. Die relativen Angaben zu den einzelnen Teilen der Zeitungen erlauben allerdings direkte Vergleiche. Der durchschnittliche Gesamtumfang der Zeitungen an den beiden Stichtagen lag bei 32,5 beziehungsweise 34,2 Seiten. Die Anzeigen hatten einen Umfang von 9,7 beziehungsweise 8,9 Seiten. 24,9 beziehungsweise 25,3 Seiten standen der Redaktion zur Verfügung. Der redaktionelle Teil hatte durchschnittlich Anteile von 76,5 beziehungsweise 73,9 Prozent. Rund ein Viertel des Umfangs machten Anzeigenbelegungen aus. In den Untersuchungen von Anfang der 90er Jahre hatten die Anzeigen noch Anteile zwischen 46 und 48 Prozent des Gesamtumfangs gehabt. Die Umfangkürzung von Abonnementzeitungen ist im Wesentlichen auf die deutlich geschrumpften Anzeigenbelegungen zurückzuführen. 49 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 25.1: Umfang von lokalen und regionalen Abonnementzeitungen 1990 bis 2011 (Durchschnittswerte in Seiten und in Prozent des Gesamtumfangs) Umfang gesamt in % Anzeigen gesamt in % davon Eigenanzeigen in % Redaktion gesamt in % Hauptteil in % Lokalteil in % Stadtteil in % Verlagsbeilage in % 7.3.90 * 25.10.90 * 29.10. 92 * 10.3.93 * 9.11.11 10.11.11 45,5 47,9 48,9 50,0 32,5 34,2 100 100 100 100 100 100 21,8 22,5 22,9 22,9 9,7 8,9 47,9 47,0 46,8 45,8 23,5 26,1 - 1,3 1,6 2,4 k.A. k.A. - 2,7 3,3 4,8 k.A. k.A. 23,6 25,4 26,0 27,2 24,9 25,3 51,9 53,0 53,2 54,4 76,5 73,9 14,1 15,3 16,2 15,2 13,9 14,5 31,0 31,0 33,1 30,4 43,6 42,3 8,7 8,6 8,7 8,7 9,9 9,6 19,1 18,0 17,8 17,4 28,9 28,2 0,1 0,1 0,6 0,6 k.A. k.A. 0,2 0,2 1,2 1,2 k.A. k.A. 0,7 1,3 0,6 2,7 1,3 1,0 1,5 2,7 1,2 5,4 4,0 2,9 Quelle: Formatt-Institut * Umfang jeweils umgerechnet auf so genannte Standardseiten (entspricht dem Berliner Format) Angaben in 2011 ohne Umrechnung in Standardseiten Im Folgenden sind die Messergebnisse für sämtliche Ausgaben an den beiden Stichtagen dokumentiert: 50 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 25.2: Umfang von lokalen und regionalen Abonnementzeitungen 2011 (Ergebnisse der Stichtaguntersuchungen vom 9. und 10. November 2011, Angabe in realen Seiten) Titel Umfang gesamt Redaktion 9. 10 9. Aachener Nachrichten 28,0 28,0 24,0 22,25 Aachener Zeitung 28,0 28,0 24,0 22,25 Ahlener Zeitung 30,0 34,0 21,75 Allgemeine Zeitung, Coesfeld 24,0 Bocholter-Borkener Volksblatt 9. Hauptteil Lokalteil Verlagsbeilage/ Sonstiges 10. 9. 10. 9. 10. 9. 4,0 5,75 14,5 14,0 8,5 7,25 1,0 1,0 4,0 5,75 14,5 15,0 8,5 6,25 1,0 1,0 23,0 8,25 11,0 13,5 15,0 8,25 8,0 28,0 21,5 20,25 2,5 7,75 13,25 12,75 8,25 7,5 28,0 32,0 19,5 22,25 8,5 9,75 15,0 6,0 7,25 Borkener Zeitung 28,0 32,0 23,5 22,5 4,5 9,5 13,5 14,25 10,0 8,25 Dülmener Zeitung 24,0 24,0 19,25 16,75 4,75 7,25 13,5 11,25 5,75 5,5 Emsdettener Volkszeitung 24,0 28,0 21,75 20,75 2,25 7,25 15,0 14,0 6,75 6,75 General-Anzeiger, Bonn 32,0 40,0 22,25 27,25 9,75 12,75 17,5 20,75 4,75 6,5 Die Glocke, Oelde 32,0 36,0 27,25 25,5 4,75 10,5 11,75 12,5 15,5 13,0 Haller Kreisblatt 24,0 28,0 21,75 19,75 2,25 8,25 10,0 11,25 9,75 Hellweger Anzeiger, Unna 32,0 32,0 25,5 25,5 6,5 6,5 13,5 14,25 12,0 11,25 Ibbenbürener Volkszeitung 28,0 32,0 21,5 23,0 6,5 9,0 11,5 10,75 10,0 12,25 Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung 36,0 40,0 26,25 29,0 9,75 11,0 16,25 18,0 10,0 11,0 Kölner Stadt-Anzeiger 52,0 50,0 37,0 13,5 13,0 19,25 16,5 6,25 12,5 13,0 8,0 Kölnische Rundschau 64,0 56,0 48,25 42,0 15,75 14,0 18,25 21.0 7,0 13,0 23,0 8,0 Lippische Landes-Zeitung 32,0 32,0 25,25 23,5 6,75 8,5 12,0 10,0 13,25 13,5 Lüdenscheider Nachrichten 38,0 36,0 24,75 27,5 13,25 8,5 12,0 14,25 12,75 13,25 Mindener Tageblatt 28,0 32,0 21,75 21,5 6,25 10,5 11,0 11,0 10,75 10,5 Münsterländische Volkszeitung 32,0 32,0 29,0 24,0 3,0 8,0 12,5 11,5 16,5 12,5 Neue Ruhr/Rhein Zeitung 32,0 32,0 25,5 25,25 6,5 6,75 16,0 16,75 9,5 8,5 Neue Westfälische, Bielefeld 36,0 42,0 30,75 32,0 5,25 10,0 11,5 Der Patriot, Lippstadt 38,0 36,0 24,25 28,5 13,75 Recklinghäuser Zeitung 34,0 40,0 27,0 28,0 Remscheider GeneralAnzeiger 24,0 28,0 Rheinische Post, Düsseldorf 36,0 Ruhr Nachrichten,Dortmund 38,5 10. Anzeigen 13,5 10,5 7,5 12,75 10,0 10,75 10,75 14,5 11,5 13,0 7,0 12,0 19,25 20,25 6,75 6,75 20,0 21,75 4,0 6,25 15,5 14,0 4,5 7,75 38,0 24,0 28,25 12,0 9,75 14,5 14,75 9,5 7,5 42,0 48,0 28,5 35,75 13,5 12,25 12,5 20,25 11,5 Siegener Zeitung 28,0 32,0 22,25 23,0 5,75 16,0 15,25 Soester Anzeiger 42,0 40,0 27,25 30,5 14,75 9,0 9,5 12,75 14,5 10. 1,0 8,5 11,25 1,0 1,0 1,0 14,5 4,5 1,0 5,25 6,75 1,0 1,0 14,5 15,5 0,5 51 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Redaktion Drucksache 15/4047 Titel Umfang gesamt 9. 10 9. Solinger Tageblatt 28,0 24,0 21,0 19,25 7,0 4,75 14,25 14,25 Süderländer Tageblatt, Plettenberg 24,0 28,0 19,0 22,25 5,0 5,75 13,0 13,25 Tageblatt für den Kreis Steinfurt 24,0 28,0 22,5 1,5 5,5 12,5 11,75 Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Essen 36,0 36,0 25,5 25,25 Westdeutsche Zeitung, Düsseldorf 24,0 28,0 18,25 21,0 5,75 Westfalen-Blatt, Bielefeld 28,0 28,0 21,75 22,75 6,25 5,25 12,5 13,0 Westfälische Nachrichten 34,0 36,0 9,0 9,75 15,5 15,0 Westfälische Rundschau 40,0 36,0 30,25 27,0 9,75 9,0 Westfälischer Anzeiger, Hamm 42,0 40,0 25,5 17,0 10. 22,5 Anzeigen 9. 10. 10,5 10,75 Hauptteil 9. 18,0 10. Lokalteil 9. 10. 6,75 4,5 6,0 8,0 Verlagsbeilage/ Sonstiges 9. 10. 1,0 10,0 10,75 18,0 7,5 7,25 7,0 12,75 13,75 5,5 6,5 9,25 9,75 0,75 Westfalenpost, Hagen 25,0 26,25 25,0 9,0 11,25 19,0 17,25 11,25 14,5 13,25 13,5 11,75 Abo-Presse gesamt 1.236 1.300 Durchschnittswerte 32,53 34,21 24,9 25,3 7,6 8,9 14,2 14,45 9,3 Anteil in % 100,0 100,0 76,5 73,9 23,5 26,1 42,6 28,5 9,75 12,0 945 960,25 290 339,75 538,75 551,75 352,75 366,5 42,4 0,5 54,5 35,5 9,6 1,4 0,9 28,2 4,4 0,3 Quelle: Formatt-Institut, n = 38 26. In welcher Form werden in Verlagen und Redaktionen Benchmarking-Systeme zur Messung der redaktionellen Leistung eingesetzt? Gerade in größeren Verlagsunternehmen haben vergleichende Analysen schon immer eine Rolle gespielt, beispielsweise auch auf der Ebene von systematischen oder punktuellen Konkurrenzbeobachtungen. Solche Analysen beziehen sich bei externen Vergleichen allerdings nur auf jene betriebswirtschaftlichen Kategorien, die Externen zugänglich sind. Dies gilt gerade für redaktionelle Abläufe in Verlagen kaum, abgesehen von dem tatsächlich messbaren Output einer Redaktion. Doch selbst die quantitativen Besetzungen von Redaktionen wie auch die ressortspezifischen Eigenheiten sind in der Regel nicht bekannt. Entsprechend sind die in der Betriebswirtschaft etablierten quantitativen Analysen als Basis für externes Benchmarking im Verlagswesen nur begrenzt umsetzbar. Anders ist dies, wenn Verlage auswärtige Berater beschäftigen, die – basierend auf ihrer Beratungstätigkeit – über intime Branchenkenntnisse verfügen, die jenes Daten-Set beinhalten, das für ein externes Benchmarking unverzichtbar ist. Verlage gehören in der Regel zu jenen Unternehmen, die sehr verschlossen agieren und keine Transparenz über betriebswirtschaftliche Fragen herstellen (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 21). Dies dürfte für die Arbeitsweisen im Verlag noch stärker gelten als für betriebswirtschaftliche Daten. Insofern ist über Formen und Ausmaß der Nutzung von Benchmarking-Systemen in der Verlagswirtschaft auch nicht mehr bekannt, als dass einzelne Verlage sehr wohl solche Studien anstellen. Dass dies wie etwa im Fall der WAZ-Gruppe 52 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 bekannt wird, ist die Ausnahme und im konkreten Fall auf das Ausmaß der Reorganisation der Verlagsgruppe und das öffentliche Interesse an dem Fall zurückzuführen. So wurde beispielsweise im Zuge der tief greifenden Reorganisation der Redaktionen der WAZ-Gruppe in NRW in Zusammenarbeit mit externen Beratern ein Benchmarking zur Anwendung gebracht, das sowohl interne als auch externe Vergleiche ermöglichte. Es zielte darauf ab, möglichst günstige Kostensätze für die Arbeit der Redaktion zu erzielen. Dabei wurden teilweise sehr oberflächliche Vergleiche angestellt, wie etwa die rein quantitative Relation redaktionellen Outputs gemessen in Seiten im Vergleich zur Anzahl der Redakteursstellen. IV. Maßnahmen zur Leser-Blattbindung 27. Welche Rolle spielen Tageszeitungen in den verschiedenen Schulformen? Tageszeitungen können dazu beitragen, die Lese- und Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern zu verbessern. Darüber hinaus vermitteln sie Einblicke in das aktuelle gesellschaftliche, politische, ökonomische und kulturelle Geschehen. Dies machen sich seit etwa 30 Jahren auch Schulen zunutze. Je nach Schulform ergeben sich dabei unterschiedliche Möglichkeiten zur Integration von Tageszeitungen in den Unterricht. Die intensive Beschäftigung mit Zeitungen im Kindesalter hat nachhaltigen Einfluss auf die Leselust, die Medienkompetenz und das Informationsbedürfnis von Jugendlichen. Deshalb lassen sich Tageszeitungen bereits in Grundschulen gut einsetzen. Der selbständige Umgang mit Zeitungen kann für Grundschülerinnen und -schüler, die in der Regel sehr wissbegierig sind, schnell lernen können und sich neugierig mit ihrer Umwelt auseinandersetzen, einen großen Beitrag dazu leisten, Lesemotivation und -fähigkeit zu steigern. Weil Wissensvermittlung immer an etwas bereits Bekanntes anknüpfen sollte, gilt es, im Unterricht zunächst Fakten zum Thema Zeitung zu sammeln. Anschließend können Aufbau und Funktion von Tageszeitungen und ihren Redaktionen besprochen werden. Dabei sollte das didaktische Vorgehen möglichst handlungsorientiert und haptisch sein. Weil Zeitungen nicht wie Bücher von vorne nach hinten durchgelesen werden müssen, eignen sie sich auch zu ersten Rechercheübungen. So lassen sich durch das Ausschneiden und Aufkleben von Artikeln aus unterschiedlichen Zeitungen leicht Materialsammlungen erstellen, so dass das Thema Tageszeitung nicht auf den Deutschunterricht beschränkt bleiben muss. Anhand von W-Fragen (Nachrichtenpyramide) können Grundschülerinnen und -schüler mithilfe von Zeitungsartikeln auch lernen, wie Texte übersichtlich und verständlich gegliedert werden. Dies kann als Grundlage zum Verfassen eigener Artikel dienen. In Grundschulen werden beim Umgang mit Tageszeitungen außerdem oft auch spielerische Formen gewählt. Diese reichen von Collagen über ein Zeitungsquiz bis zur ReporterRollenspielen. Im Bereich der Sekundarstufe 1 sollten die in der Grundschule vermittelten Elemente eines Wissensbereichs über Tageszeitungen vertieft werden. Dabei geht es darum, die Struktur des Mediums genauer zu untersuchen, unterschiedliche journalistische Textgattungen wie Meldung, Bericht, Reportage oder Kommentar voneinander zu unterscheiden und im Rahmen offener Unterrichtsformen (Gruppenarbeit etc.) Inhalte und Berichte unterschiedlicher Titel miteinander zu vergleichen. Darüber hinaus sollten Themen wie Objektivität, Recherchemethoden, Faktentreue sowie Medienethik und -vielfalt problematisiert werden. Auch die Bedeutung und Wirkung von Werbung sollte Unterrichtsgegenstand in Hauptschulen sein. Fächerübergreifend lassen sich Tageszeitungen darüber hinaus zur Behandlung bestimmter Schwerpunktthemen (Ökologie, Ökonomie, Migration etc.) einsetzen. 53 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Über den skizzierten Rahmen hinaus sollten in der Sekundarstufe 1 von Realschulen und Gymnasien auch unterschiedliche Zeitungsgattungen miteinander verglichen, journalistische Aussagenentstehungsprozesse kritisch hinterfragt und Artikel gründlich analysiert und auf ihre Verständlichkeit und Aussagekraft hin geprüft werden. Zusätzlich können medienethische Fragen (Pressekodex) und das Thema Medienkonzentration auf dem Unterrichtsplan stehen. Darüber hinaus empfiehlt sich die Auseinandersetzung mit Onlineangeboten von Zeitungen. Auch in der Sekundarstufe 2 lassen sich Zeitungen bei komplexeren Unterrichtseinheiten in zahlreichen Fächern einsetzen. Dabei sollten zusätzlich überregionale Titel sowie Wirtschafts- und Wochenzeitungen berücksichtigt werden. Möglich ist auch die Teilnahme an Wettbewerben wie „Jugend schreibt“ oder „Jugend und Wirtschaft“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) oder Schülerzeitungswettbewerben (zum Beispiel von Der Spiegel oder Süddeutsche Zeitung). Vorhandenes Reflexionswissen zum Thema Medien und Zeitung sollte vertieft werden. Dies kann zum Beispiel bei Redaktionsbesuchen oder durch die Analyse von Texten (Kommentar, Kulturkritik, Reportage etc.) erfolgen. Für den Deutschunterricht empfehlen sich außer Textvergleichen auch Einheiten für kreatives Schreiben. Die meisten Zeitungsverlage bieten mittlerweile Schulen an, ihnen Zeitungen für bestimmte Projekte als Klassensätze zur Verfügung zu stellen. Hinzu kommt in vielen Fällen auch die Beistellung von geeignetem Unterrichtsmaterial. Eine ausführliche Darstellung solcher Initiativen findet sich in der Antwort zu Frage 28. 28. Mit welchen Initiativen versuchen Tages- und Wochenzeitungen Jugendliche innerhalb und außerhalb der Schule für die Zeitungslektüre zu gewinnen? Bereits 1979 startete das Aachener Institut zur Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren (IZOP) in Düren und Jülich das erste deutsche Pilotprojekt „Zeitung in der Schule“ gemeinsam mit der Aachener Volkszeitung (heute: Aachener Zeitung). Die Philosophie des Projektes stammte aus den USA, wurde in Deutschland aber weniger kommerziell und stärker bildungsorientiert ausgestaltet. Ziel ist es bis heute, Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen Lesen, zu Selektion und Selbstorganisation im Umgang mit Informationen (vor allem Texten) und zum Schreiben eigener Artikel anzuleiten. Mehr als die Hälfte aller deutschen Zeitungsverlage wirbt inzwischen mit solchen Projekten (siehe Pidun, Anke; GrafSzczuka, Karola: Lesen mit Spaßfaktor. In: journalist 7/2002, S. 30-31). Dabei werden Zeitungen als dialogisches und dynamisches Unterrichtselement eingesetzt und lassen sich in allen Schulfächern verwenden. Mit konkret „begreifbarem“ Arbeitsmaterial können zudem Statistiken erstellt werden (z.B. über Wetterdaten, Sportergebnisse, Wirtschaftsunternehmen), Fremdwörter erlernt werden oder Inhalte für den Unterricht in Geografie, Biologie, Geschichte, Politik oder Religion erschlossen werden. Zeitungsprojekte eignen sich sowohl für interdisziplinäre Unterrichtsinhalte als auch für den Erwerb von Medienkompetenz. In fast allen Projekten haben Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit, Redaktionen zu besuchen und selbst eigene Artikel zu recherchieren und zu veröffentlichen. Zeitungen können in der Schule nicht nur als „Lesefitnesstrainer“ eingesetzt werden. Projekte mit Zeitungen bieten vielmehr auch handlungsorientierte Unterrichtskonzepte, die eine starke Binnendifferenzierung zulassen (Einzel- oder Gruppenarbeit), ohne dabei einzelne Schülerinnen und Schüler auszuschließen. Schließlich lassen sich Kulturtechniken wie verstehendes Lesen und inhaltliche Selektion vermitteln, die inzwischen bei etwa einem Viertel aller Neuntklässler fehlen (PISA-Studien). Ähnlich wie das bei Jugendlichen äußerst beliebte Medium Internet erfordert auch der Umgang mit der Zeitung eine Kombination aus Selektion 54 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 und Navigation, bietet hierarchisch organisierte Inhalte und kann auf nicht-lineares Lesen vorbereiten. Das IZOP hat als erstes Institut in Deutschland für Lehrerinnen und Lehrer Einstiegs- und Fortbildungsseminare für den Einsatz von Zeitungen in der Schule entwickelt sowie begleitende Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch der Projektlehrerinnen und lehrer geschaffen. Inzwischen nutzen auch andere Anbieter ähnliche Konzepte. Während Zeitungsprojekte aus schulischer Sicht vor allem zur Lesesozialisation beitragen, erhöhen sie zugleich die Bindung an das Medium Zeitung. Junge Erwachsene, die als Schülerinnen und Schüler an Zeitungsprojekten teilnahmen, nutzen das Medium häufiger und intensiver (siehe Korf, Katja: Klassenziel erreicht. Der Einfluss von Schulzeitungsprojekten auf die Zeitungslesekompetenz und das Zeitungsleseverhalten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Unveröffentlichte Diplomarbeit. Dortmund 2004, S. 30). Dies ist umso bedeutsamer, als sich die Zahl der 14- bis 19-Jährigen, die täglich Zeitung lesen, in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren etwa halbiert hat. Nur noch jeder Vierte dieser Altersgruppe nutzt das Informationsmedium Zeitung täglich. Ein Viertel aller Jugendlichen gilt inzwischen als „Zeitungsverweigerer“ (siehe Rager, Günther: Jugendliche als Zeitungsleser: Lesehürden und Lösungsansätze. In: Media Perspektiven 4/2003, S. 180 ff. Vgl. auch derselbe: Ab in die Schule. In: Berliner Zeitung 20.08. 2003; N.N.: Forscher: Zeitungen müssen für Jugendliche attraktiver werden. In: epd Medien 5/2004, S. 14). Als wichtigste Sozialisationsinstanz für den Umgang mit tagesaktuellen Medien gilt noch immer das Elternhaus. Kinder, deren Eltern keine Zeitung abonniert haben, werden häufiger zu Nicht-Leserinnen und -Leser als Kinder aus Zeitungshaushalten. Bei einer Umfrage des Dortmunder Media Consulting Team (mct) stellte sich vor wenigen Jahren heraus, dass etwa die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler aus Zeitungshaushalten mindestens zwei- bis dreimal wöchentlich in der Zeitung lesen. Kündigt ein Haushalt ein Zeitungsabonnement, gehen damit oft auch die Leserinnen und Leser der nächsten Generation verloren. Andererseits wurde bei Zeitungsprojekten festgestellt, dass Schülerinnen und Schüler durch die regelmäßige Beschäftigung mit dem Medium Zeitung auch ihre Eltern wieder für das häufig als unmodern geltende Printmedium interessierten. Bei der mct-Umfrage erklärten zwei Drittel der Absolventen von ZeitungsSchulprojekten, künftig regelmäßig Zeitung lesen zu wollen. Sogar vierzig Prozent derjenigen, die zuvor nie Zeitung gelesen hatten, gaben an, das Medium künftig nutzen zu wollen (siehe Interviews mit Günther Rager, in: epd Medien 6/2004, S. 5ff.; Promedia Special 5/2005, S. 36ff). Außerdem meinten drei Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sie wüssten nach dem Projekt besser über das aktuelle Weltgeschehen Bescheid, zwei Drittel fühlten sich besser über das örtliche Geschehen informiert und etwa vierzig Prozent gaben an, politische Zusammenhänge nun besser zu durchschauen (siehe Werner, Petra: In die Schule gehen. Was die Zeitung für Jugendliche tun kann. In: Rager, Günther, Weber, Bernd (Hrg.): Fit für Jugend. Tipps für Zeitungsmacher. Berlin 2000. S. 40. Vgl. auch Körte, Jana: Lieferadresse Klassenzimmer. Zeitungsprojekte in der Schule. In: Rager, Günther et al.: Zeitungsjournalismus. Konstanz 2006. S. 78-84). Das vom Land Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem Zeitungsverlegerverband NRW angebotene Projekt „ZeitungsZeit NRW – Selbstständigkeit macht Schule“ ist die bundesweit größte Initiative, die über eine Kooperation zwischen Zeitungen und Schulen den Umgang Jugendlicher mit dem Medium Zeitung fördern möchte. Dadurch sollen die Scheu vor dem Format Zeitung abgebaut und praktische Lese- und Medienkompetenz im Umgang mit aktuellen Printmedien gefördert werden. Die 2010 initiierte Aktion wird durch EU-Mittel (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) gefördert und flächendeckend von 53 Zeitungstiteln unterstützt. Mittlerweile wurden landesweit mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. ZeitungsZeit ist eine Initiative der Landesregierung in Kooperation mit dem Zeitungs55 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 verlegerverband NRW, den hiesigen Zeitungsverlagen, der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM), der ZeusMedienwelten (WAZ Mediengruppe) sowie weiterführenden Schulen. Durchgeführt wird das Projekt von der Stiftung Partner für Schule NRW. Im September 2011 startete die zweite Runde von ZeitungsZeit NRW. Dabei erhielten insgesamt 1.934 neunte Klassen – von der Förderschule bis zum Gymnasium – drei Monate eine regionale Tageszeitung. Zwei Wochen lang konnte zusätzlich eine Boulevardzeitung bestellt werden. Ziel der auf zwei Jahre angelegten Initiative ZeitungsZeit NRW ist es, die Medienund Lesekompetenz zu fördern, ökonomische Bildung zu vermitteln und Jugendliche bei der Berufsorientierung zu unterstützen. Hinzu kommt eine didaktische Begleitung der Initiative mit Unterrichtsmaterialien, sodass sich Schülerinnen und Schüler auch kritisch mit der Zeitung als Massenmedium auseinandersetzen können. Im dritten Monat kann jede Schülerin und jeder Schüler die Tageszeitung mit Einverständnis der Eltern nach Hause bestellen. Außer speziellen Ferienangeboten für Jugendliche bietet ZeitungsZeit für Lehrerinnen und Lehrer vor allem Unterstützung bei der Unterrichtsplanung mit exklusiven Schulmaterialien zu wirtschaftlichen Themen. Diese reichen von Berichten über die Wirtschaft, den Arbeits- und Ausbildungsmarkt vor Ort sowie Portraits regionaler Unternehmen bis hin zu Analysen und Trends der regionalen Wirtschaftsstruktur. Die meisten Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen bieten inzwischen zusätzlich eigene Zeitungsprojekte für Schulen an. Dabei liefern die Verlage tagesaktuell – häufig unterstützt von Sponsoren – meist über einen Zeitraum von zwei Wochen bis drei Monaten den Schulen ganze Klassensätze von Lokalausgaben. Die Modelle sind sehr unterschiedlich und reichen von der bloßen Zeitungsauslieferung bis hin zur intensiven Betreuung. Daten über die Summe aller nordrhein-westfälischen Projekte liegen nicht vor. Zu den großen Zeitungshäusern, die sich seit Jahren mit Zeitungsprojekten in den Schulen engagieren, gehören die WAZ-Gruppe (ZEUS – Zeitung und Schule), der Kölner StadtAnzeiger (Zisch – Zeitung in der Schule), die Rheinische Post (Schüler lesen Zeitung), die Westfälischen Nachrichten (Klasse!), die Neue Westfälische (Klasse!/Klasse!Kinder), die Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten (Zeitung+Schule), die Ruhr Nachrichten (Schulticker) und der General-Anzeiger (Klasse!, Miniklasse!). Alle bieten in der Regel unter anderem Besuche in Redaktionen oder Druckereien an sowie eine Betreuung durch Redakteurinnen und Redakteure. Auch viele kleinere Zeitungsverlage engagieren sich in Unterrichtsprojekten. Das größte Schulprojekt eines einzelnen Verlages in Nordrhein-Westfalen betreibt seit 1997 die Mediengruppe WAZ: Unter dem Titel „ZEUS – Zeitung und Schule“ wurde von der Journalistenschule Ruhr ein medienpädagogisches Konzept entwickelt, an dem sich bereits mehr als eine Million Kinder und etwa 30.000 Lehrerinnen und Lehrer beteiligt haben. Zum kostenlosen Angebot, das sich an die Klassen 8 bis 13 aller Schulformen richtet, gehören Unterrichtsmaterialien und die siebenwöchige Gratis-Belieferung mit Regionalzeitungen der WAZGruppe (WAZ, NRZ, WR, WP, Iserlohner Kreisanzeiger). Zum Unterrichtsmaterial von ZEUS zählen auch Arbeitsblätter und Themenhefte (z.B. über Pressefreiheit oder Zeitungssprache). Schülerartikel werden in Tageszeitungen und im Internet veröffentlicht. Für Grundschulen bietet die WAZ-Gruppe seit 2005 mit ZEUS-Kids ein weiteres Projekt an. Sowohl für Grundschulen als auch für weiterführende Schulen ermöglichen die Zeus Medienwelten im Internet darüber hinaus weitere Projekte oder Workshops. Dabei lernen Jugendliche auch, crossmedial als Reporterinnen und Reporter zu arbeiten. In 2011 wird erstmals ein Schülerprojekt zum Medium Hörfunk durchgeführt (Zeus on air). Der Kölner Stadt-Anzeiger wendet sich mit dem Projekt „Zisch – Zeitung in der Schule“ an die Klassen 3 und 4 sowie 8 bis 10. Sie können bis zu vier Wochen lang täglich den Kölner 56 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Stadt-Anzeiger lesen und selbst zu Reporterinnen und Reportern werden. Grundschüler der 3. und 4. Klassen erhalten die Lokalausgabe zwei Wochen lang, die Klassen 8 bis 10 vier Wochen lang. Schülerinnen und Schüler lernen die lokale/regionale Tageszeitung als „Orientierungshilfe“ in der Informationsgesellschaft kennen, haben die Möglichkeit, aktuelle Themen zu recherchieren, und Reportagen, Interviews, Glossen oder Kritiken zu schreiben. Begleitet wird das Projekt vom medienpädagogischen Fachinstitut Promedia in Alsdorf (Kreis Aachen), das via Download auch kostenloses Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellt. Außerdem werden Artikel von Schülerinnen und Schülern gedruckt und online veröffentlicht. Kölner Stadt-Anzeiger und Promedia bereiten außerdem Lehrerinnen und Lehrer in Seminarveranstaltungen auf das Projekt vor. In den Schuljahren 2008/2009, 2009/2010 und 2010/2011 haben insgesamt etwa 75.000 Schülerinnen und Schüler an ZischUnterrichtsreihen teilgenommen. Die Kölnische Rundschau bietet mit dem „Webbewerb“ Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 13 aller Schulen in ihrem Verbreitungsgebiet Angebote zur Verbesserung ihrer Lese- und Medienkompetenz. Neben zwei Wettbewerben (InternetRallye, MediaCreativ) werden auch Unterrichtsmaterialien kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Rheinische Post engagiert sich mit Schüler lesen Zeitung seit 1990 für die Leseförderung an weiterführenden Schulen ihres Verbreitungsgebietes. Mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler haben sich bereits an sechswöchigen Projekten für die siebten bis zehnten Jahrgangsstufen aller Schulformen beteiligt. Die Schülerinnen und Schüler analysieren den Aufbau einer Zeitung, lernen, Informationen zu verarbeiten, sie zu bewerten und zu persönlich nutzbarem Wissen zu machen. Lehrerinnen und Lehrer werden einmalig in einem Seminar geschult und erhalten geeignetes Unterrichtsmaterial, das ebenfalls von Promedia stammt. Während des Projekts üben die Schülerinnen und Schüler auch, selbst Artikel zu schreiben. Für ihre Recherchen erhalten sie einen eigens entworfenen Presseausweis. Einige Artikel werden bereits während des Projekts im jeweiligen Lokalteil der Rheinischen Post veröffentlicht, eine Auswahl erscheint zudem nach Ende des Projekts in einer eigenen Zeitung in der Zeitung. Alle Artikel können außerdem im Internet gelesen werden. Am Ende des Projekts bekommt jede Schülerin und jeder Schüler ein Zertifikat. Das Schulprogramm der Ruhr Nachrichten heißt Schulticker. Dabei können sich Schülerinnen und Schüler der 3. bis 11. Klasse mit der Tageszeitung und anderen Projektbestandteilen beschäftigen. In zwei achtwöchigen Kernzeiten erhalten alle Schülerinnen und Schüler eigene Exemplare. Das Unterrichtsmaterial ist in vielen Fächern einsetzbar. Unterstützung bieten ein Projektbüro sowie ein Newsletter mit Lehr- und Arbeitsmaterial. Die JugendInternetseite www.ticker4u.de erweitert das Projekt crossmedial, wobei Schülerinnen und Schüler eigene Texte schreiben, Videos drehen, fotografieren oder Weblogs anlegen können. Talentierte Nachwuchsjournalistinnen und -journalisten dürfen zusätzlich an Workshops teilnehmen oder Mitglied der Jugendredaktion werden. Der General-Anzeiger in Bonn bietet für die Sekundarstufe 1 der weiterführenden Schulen (Klasse!) und für die Grundschulen (Miniklasse!) zwei- oder vierwöchige Programme an, bei denen Zeitungen im Mittelpunkt stehen. Für die Dauer des Projektes wird allen teilnehmenden Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern der General-Anzeiger kostenfrei in die Schule geliefert. Das Unterrichtsmaterial ist modular konzipiert und soll um das Fach Deutsch herum in Form von Zusatzbausteinen angeboten werden. Teilnehmenden Klassen werden Hilfen für Exkursionen, für Kontakt mit Redakteurinnen und Redakteuren sowie bei Recherchen geboten. Schülertexte erscheinen regelmäßig auf einer Sonderseite und im Internet. Die Westfälischen Nachrichten bieten seit 2002 ihr Medienprojekt „Klasse!“ für weiterführende Schulen an, das pro Schuljahr bis zu 550 Klassen mit etwa 14.000 Schülerinnen und 57 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Schülern absolvieren. 2005 wurde außerdem mit „Kleine Klasse!“ ein Angebot für Grundschulen eingeführt, an dem bis zu 250 Klassen teilnehmen. Für den Unterricht stehen spezielle Materialordner zur Verfügung, die theoretisches Wissen und Arbeitsblätter bereithalten. Die beiden Medienprojekte der Neuen Westfälischen existieren bereits seit neun Jahren. Unter dem Titel „Klasse!“ wird Unterrichtsmaterial für alle 8. und 9. Jahrgänge an weiterführenden Schulen in Bielefeld, Gütersloh und Herford angeboten. Das Projekt für die 3. und 4. Klassen an den Grundschulen in Bielefeld, Gütersloh, Paderborn, Höxter und Warburg trägt den Titel „Klasse! Kinder“. In beiden Fällen erhalten Schülerinnen und Schüler sechs Wochen lang eine Zeitung und können sich in unterschiedlichen Fächern mit Zeitungen und ihren Inhalten auseinandersetzen. Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten stellen beim Projekt „Zeitung + Schule“ teilnehmenden Klassen sechs Wochen lang Lokalausgaben zur Verfügung sowie Arbeitsbögen und Vorschläge zur Gestaltung des Unterrichts. Schülertexte werden von Redakteurinnen und Redakteuren bewertet und erscheinen auf einer speziellen Zeitungsseite. Das Projekt wird von der Berliner Agentur Raufeld Medien betreut. Im Rahmen der Dortmunder Langzeit-Untersuchung „Zeitung lesen lernen – Lesesozialisation bei Informationsmedien“ stellte sich heraus, dass Leserinnen und Leser einer Zeitung umso eher treu bleiben, je früher sie diese kennen gelernt haben. So lasen Jugendliche, die bereits als Grundschüler regelmäßig in Zeitungen schauten, als 15-Jährige mit höherer Wahrscheinlichkeit Zeitung als diejenigen ihrer Altersgruppe, die erst im achten oder neunten Schuljahr erstmals zur Zeitung griffen (siehe Rager, Günther: Jugendliche als Zeitungsleser: Lesehürden und Lösungsansätze. In: Media Perspektiven 4/2003, S. 180 ff). Diese Erfahrungen werden seit etwa zehn Jahren bei Zeitungs-Projekten in Grundschulen berücksichtigt. Der Einsatz von Zeitungen in der Grundschule knüpft an die Neugierde der Kinder an, schult die Lesefähigkeit mithilfe eines Mediums, das sonst überwiegend für Erwachsene gemacht wird (Motivationsanreiz), bietet Schülerinnen und Schülern frühzeitig Orientierung in einer von Medien geprägten Welt und erschließt Kindern die Zeitung als Materialfundus zum künstlerischen Gestalten und spielerischen Lernen. Projekte wie „Zeitung in der Grundschule“ (IZOP) oder der vom Alsdorfer Unternehmen Promedia vertriebene „Lesepass“ erleichtern Lehrerinnen und Lehrern die Unterrichtsplanung. Beim WAZ-Projekt „ZEUS-Kids“ erhalten Viertklässler jeweils zwei Wochen lang die örtlichen Lokalausgaben im Klassensatz mit speziellen Arbeitsheften für jede Schülerin und jeden Schüler. Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten auf der Basis von Unterrichtsmaterial (didaktische Hinweise und Hintergrundmaterial zum Thema Journalismus), das die Journalistenschule Ruhr gemeinsam mit dem Landesinstitut für Schule (LfS) entwickelt hat. Parallel bietet die Internetplattform www.zeuskids.de für Lehrerinnen und Lehrer sowie für Schülerinnen und Schüler Begleitmaterial, Arbeitsproben oder die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen. Die Rheinische Post (Düsseldorf) sucht bereits seit einigen Jahren den Kontakt zu den Grundschulen, die jeweils eine Woche lang die Rheinische Post ins Klassenzimmer geliefert bekommen. Kinder können dann Texte und Bilder auswählen, ausschneiden, aufkleben und darüber diskutieren, welcher Artikel am spannendsten ist. Die Teilnahme an dem Projekt wird mit dem „Lesepass“ von Promedia belohnt. Die Stiftung Lesen hat im Jahr 2004 in Kooperation mit der Journalistenschule Ruhr eine Broschüre mit „Ideen für den Unterricht“ herausgegeben, die bundesweit allen Grundschulen kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Grundlage der Arbeitshilfe sind Ergebnisse eines unter anderem im Verbreitungsgebiet der Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung (NRZ) durchgeführten Pilotprojekts. Dabei erhielten Kinder der dritten und vierten Grundschulklassen täglich ein eigenes Exemplar der regionalen Zeitung. Das didaktische Konzept setzt u.a. einen 58 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Schwerpunkt auf produktionsorientierte Unterrichtsverfahren und – unter Berücksichtigung des unterschiedlichen, individuellen Leseverhaltens – auch auf weitgehend selbstgesteuerte Lernanregungen. Ermöglicht wurde das Projekt durch das finanzielle Engagement der Stiftung Presse-Haus NRZ. Die Broschüre ist aufgrund der großen Nachfrage vergriffen, steht aber im Internet zum Download zur Verfügung. Die vom IZOP betreuten nordrhein-westfälischen Grundschulprojekte dauern in der Regel zwölf Wochen lang. Das Institut bietet Lehrerinnen und Lehrern auch projektvorbereitende, begleitende und -abschließende Seminare und stellt Unterrichtsempfehlungen und Materialien für die Arbeit mit der jeweiligen Zeitung im Unterricht zur Verfügung. Über die pädagogische Betreuung hinaus wird im Rahmen des Projektes jeweils auch organisatorische Hilfeleistung geboten. Inzwischen existiert eine Reihe von Zeitungsprojekten überregionaler Verlage, an denen auch zahlreiche nordrhein-westfälische Schulen beteiligt sind. So können bei dem 1988 von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) gegründeten Projekt „Jugend schreibt“ Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II eigene Beiträge auf einer zwei- bis dreimal monatlich erscheinenden eigenen Seite veröffentlichen (bundesweit etwa sechzig Klassen von Gymnasien und Berufs(fach)schulen). Zum jährlich ausgeschriebenen Projekt für die Jahrgangsstufen 10, 11 und 12 gehören projektvorbereitende (mehrtägige) und -begleitende (halbtägige) Seminare für Lehrerinnen und Lehrer, ein kostenfreies Abonnement von FAZ und Sonntagszeitung sowie Lehr- und Lernhilfen für die Einführung in das Lesen der Zeitung, für die Einbindung der Zeitung in den Fachunterricht und zum journalistischen Schreiben. Die Süddeutsche Zeitung bietet seit 1994 überregionale Zeitungsprojekte an. Bei dem Programm „Schule&Zeitung“ werden bundesweit sechs Projektwochen angeboten, in denen die Zeitung kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Daran beteiligen sich pro Jahr mehr als 900 Klassen. Jugendliche lernen, auch durch die Unterstützung von Wirtschaftspartnern, über ganz unterschiedliche Unternehmensbereiche zu recherchieren und selbst Artikel zu verfassen. Schülerartikel, die im Zusammenhang mit Themen von Wirtschaftspartnern entstehen, werden auf einer Schule&Zeitung-Sonderseite in der Süddeutschen Zeitung und parallel im Internet veröffentlicht. Darüber hinaus soll durch die Einbindung der Onlineangebote www.sz-jugendseite.de und www.jetzt.de der pädagogische Nutzen des Projekts auch auf das Internet ausgedehnt werden. Dort und zusätzlich unter www.sz-schreibwerkstatt.de können Jugendliche erste Schreibübungen machen und sich aktiv an der Gestaltung der Onlinejugendseiten beteiligen. Bei der Frankfurter Rundschau existiert seit 1997 ein ähnliches Angebot. Es heißt mittlerweile „FRISCH – Frankfurter Rundschau in der Schule“ und bietet Schulklassen ein Jahr lang kostenlose Zeitungsausgaben plus Lehrmaterial. Seit 2000 besteht außerdem das von der FAZ und dem Bundesverband Deutscher Banken initiierte Sekundarstufe-II-Projekt „Jugend und Wirtschaft“ mit einer monatlichen Sonderseite, auf der Jugendliche journalistische Texte über Wirtschaftsthemen publizieren können. Jedes Jahr können etwa sechzig Schulen mit etwa 1.300 Schülerinnen und Schüler bei Jugend und Wirtschaft mitmachen. Ausgewählte Beiträge werden jeweils am ersten Donnerstag im Monat und zusätzlich einmal im Quartal im FAZ-Wirtschaftsteil auf der eigens für das Projekt eingerichteten Seite „Jugend und Wirtschaft“ veröffentlicht (www.juwi.org). Zusätzlich erhalten Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, eine Studienarbeit zu einem von ihnen frei gewählten Wirtschaftsthema zu verfassen. Die besten Artikel und die engagiertesten Schulen werden regelmäßig vom Bundesverband deutscher Banken und der Fazit-Stiftung prämiert. An dem Projekt beteiligen sich zurzeit neun nordrhein-westfälische Gymnasien. 59 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Flankierend zu Schulprojekten bieten einige Tageszeitungen auch Jugend-Websites an, die in Kooperation mit Redakteurinnen und Redakteuren ausschließlich von Kindern und Jugendlichen gestaltet werden. Nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) handelt es sich dabei in Nordrhein-Westfalen um folgende Onlineangebote: Tab. 28.1: Onlineangebote von und für Kinder und Jugendliche Zeitung Jugendseite-Titel Turnus Wochentag Start Aachener Ztg./Aachener Nachrichten wir hier! wöchentl. Mo. 1995 Ahlener Zeitung Pinnwand wöchentl. Fr. 1997 Bocholter-Borkener Volksblatt die Q wöchentl. Sa. 1997 Borkener Zeitung Schulze wöchentl. Do. 1980 Der Patriot Jugendfrei monatlich Fr. 1984 Die Glocke Szene wöchentl. Sa. 1979 Hellweger Anzeiger Graffiti wöchentl. Do. 1990 Ibbenbürener Volkszeitung Jugendreport wöchentl. Do. 1994 Iserlohner Kreisanzeiger Zeus-IKZ a. Wochenende wöchentl. Sa. 2001 Kölner Stadt-Anzeiger Junge Zeiten wöchentl. Do. 2001 Lüdenscheider Nachrichten Yourzz.fm tägl. Neue Ruhr/Rhein Zeitung Texter wöchentl. Do. 2002 Neuß-Grevenbroicher Zeitung Scoop wöchentl. Do. 2006 Recklinghäuser Zeitung Scenario tägl. 1993 Remscheider General-Anzeiger x-ray tägl. 1996 Rheinische Post Jugend wöchentl. Fr. ca. 1985 Ruhr Nachrichten/Münstersche Ztg. Trendy wöchentl. Do. 2003, 1994 Siegener Zeitung Jugendseite wöchentl. Sa. 1994 Soester Anzeiger Yourzz.fm tägl. Solinger Tageblatt Klartext 4x/Woche Mo., Di., Fr., Sa. 1960 Westdeutsche Zeitung JUZ wöchentl. Di., Mi., Do. Westfalen-Blatt Jugendstil wöchentl. Do. Westfalenpost Junge WP wöchentl. Do. Westfälische Nachrichten Szene wöchentl. Fr. 1994 Westfälische Rundschau k.A. wöchentl. Di., Mi., Sa. 2003 Westfälischer Anzeiger Yourzz.fm tägl. 2009 2009 1999 2009 Quelle: BDZV Zusätzlich zu diesen Bemühungen wurden von einigen Verlagen Konzepte entwickelt, um jenseits der klassischen Kinderseiten (mit Geschichten, Rätseln etc.) auch tagesaktuelle Informationen für Leserinnen und Leser im Grundschulalter aufzubereiten. So startete die Westfalenpost bereits 2005 die tägliche Rubrik „Kinderpost“ (Zielgruppe: 6- bis 13-jährige Leserinnen und Leser), die auf etwa einer Drittelseite in kindgerechter Sprache über aktuelle Ereignisse berichtet. Seit 2006 bietet auch der Hellweger Anzeiger (Unna) eine tägliche Nachrichtenseite für Kinder und hat Kontakte zu allen Grundschulen im Verbreitungsgebiet geknüpft. Die Westfälische Rundschau rubriziert ein ähnliches Projekt unter „kinder nachrich60 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 ten“, an dem alle Ressorts beteiligt sind. Die Neue Ruhr/Rhein Zeitung folgte 2008, der Kölner Stadt-Anzeiger 2011 mit einer täglichen Kinderseite. Zurzeit existieren in NordrheinWestfalen für Kinder folgende Zeitungsseiten: Tab. 28.2: Zeitungsseiten für Kinder Zeitung Kinderseite-Titel Turnus Tag Start Aachener Ztg./Aachener Nachrichten Kaz, Karlo – Aktuelles f. Kinder wöchentl. Sa., Fr. 1996 monatl. Sa. 1996 Der Patriot Die Glocke Spielplatz wöchentl. Sa. 1974 Express Klex wöchentl. Sa. 2004 Hellweger Anzeiger Die Kinderzeitung tägl. Iserlohner Kreisanzeiger Kinderpost (Westfalenpost) wöchentl. Sa. Kölner Rundschau Kinder wöchentl. Sa. Kölner Stadt-Anzeiger Kinder tägl. Lüdenscheider Nachrichten Konrad (früher „Puck") wöchentl. Neue Ruhr/Rhein Zeitung Knuts Klartext tägl. Neue Westfälische k.A. wöchentl. Sa. 1994 Recklinghäuser Zeitung Kunterbunt wöchentl. Sa. 1995 Rheinische Post Erpelino wöchentl. Sa. 1997 Ruhr Nachrichten/Münstersche Ztg. Kinderkram wöchentl. Sa. 1999 Siegener Zeitung Kinderbuntes wöchentl. Sa. 1996 Soester Anzeiger Das Bunte Blatt wöchentl. Mi. 1998 Solinger Tageblatt Kinder,Kinder wöchentl. Sa. 2003 Westdeutsche Allgemeine Nachrichten für Kinder tägl. Westdeutsche Zeitung Kinder,Kinder wöchentl. Sa. 2003 Westfalen-Blatt Benjamins Kinderseite wöchentl. Sa. 1985 Westfalenpost Kinderpost tägl. Sa. 2005 Westfälische Nachrichten Klaro/Antons Welt tägl., unregelm. 2002 Westfälische Rundschau k.A. monatl. 2003 2006 2011 Mi., Sa. 1964 2008 Sa. Quelle: BDZV, eigene Recherchen Vor etwa zehn Jahren haben einige Zeitungsverlage begonnen, Jugend- und Kinderseiten im Internet einzurichten. Dazu gehören die Angebote www.baeren-blatt.de des Westfalen-Blatt, www.rga-online.de/xray/ des Remscheider General-Anzeigers oder www.borkenerzeitung.de/schulze/ der Borkener Zeitung. Die meisten Verlage haben solche Aktivitäten wieder beendet und setzen auf eine Repräsentanz ihrer Inhalte in jugendaffinen sozialen Netzwerken (Facebook, StudiVZ, SchülerVZ, Twitter etc.). Vor sieben Jahren entstanden auch erste Zeitungsaktionen für Kindergärten. So bot der Zeitungsverlag der Recklinghäuser Zeitung in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Media Consulting Team 2004 erstmals das Projekt „Zeitungstreff im Kindergarten“ für etwa 1.500 Vorschulkinder an. Seitdem erhalten einmal jährlich etwa achtzig Kindergartengruppen im Raum Recklinghausen/Marl für jeweils drei Wochen Zeitungen zum Basteln, Rätseln und für andere Spiele. Beim Remscheider General-Anzeiger heißt ein ähnliches Projekt „Pünktchen 61 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 im Kindergarten“, bei der Lippischen Landes-Zeitung ebenfalls „Zeitungstreff im Kindergarten“ und bei der WAZ-Gruppe Zeitung im Kindergarten. Neuerdings versuchen Verlage verstärkt, Leserförderungsprogramme in Form von speziellen Auszubildendenprojekten aufzulegen. Dabei finanzieren Ausbildungsunternehmen Abonnements von Tageszeitungen, um so die Allgemeinbildung, das Informationsverhalten und die Schreibfähigkeit von Auszubildenden zu erhöhen. Die sogenannten Azubis sind jung, regional stärker verwurzelt als etwa Studierende und als Leserschaft kaum erschlossen. 2005 startete die Rheinische Post ein entsprechendes Projekt, vor zwei Jahren folgten sämtliche Zeitungen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Inzwischen bieten die meisten Verlage ähnliche Angebote. Forscher der Universität Koblenz-Landau stellten fest, dass die teilnehmenden Auszubildenden schnell an Wissen gewannen und sich stärker für Nachrichten interessierten (siehe Maier, Jürgen; Hosenfeld, Annette: Zeitung lesen macht Azubis fit! (ZeiLe). Koblenz-Landau 2010). Das Projekt „Zeitung lesen macht Azubis fit“ (ZeiLe) wird inzwischen von etwa achtzig Prozent aller Zeitungsverlage umgesetzt, die sich zur „Initiative junge Leser“ (jule) zusammengeschlossen haben. Dazu zählen mittlerweile 62 Verlage des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Ziel der Kooperation ist die Identifizierung zielführender Strategien und effizienter Maßnahmen zur kurz-, mittel- und langfristigen Gewinnung junger Leserinnen und Leser. Die Landesregierung begrüßt das Engagement und die Initiativen von Zeitungsverlagen bei Projekten, in deren Zentrum der Einsatz von Zeitungen im Unterricht oder in der Ausbildung steht. Im Unterschied zu den Projekten der meisten regionalen Zeitungsverlage handelt es sich bei den Angeboten überregionaler Verlage meist um Ganzjahresprojekte, bei denen aktuelle Printmedien über einen längeren Zeitraum kontinuierlich fächerübergreifend im Unterricht eingesetzt werden. Ihr Vorteil liegt meist in der intensiven redaktionellen Betreuung und darin, dass sie längerfristig angelegt sind. Die existierenden Onlineangebote der Tageszeitungen für Jugendliche stellen eine zielgruppenaffine Ergänzung des „alten“ Mediums Zeitung durch das moderne Medium Internet dar. Auf diese Weise kann Leserbindung geschaffen oder intensiviert werden. Experten wie der Aachener IZOP-Gründer Peter Brand warnen jedoch davor, dass im Mittelpunkt von Zeitungsprojekten nicht das Schreiben, sondern das Rezipieren von Informationen stehen müsse. Zeitungsseiten und Onlineinhalte, die von Kindern und Jugendlichen erstellt werden, sollten deshalb vor allem der Motivationssteigerung im Umgang mit der Zeitung dienen, dürften jedoch nicht die intensive Auseinandersetzung mit Inhalten und Informationen ersetzen. Die Schaffung altersadäquater Zeitungsangebote für Grundschulkinder oder Mädchen und Jungen im Vorschulalter scheint sinnvoll. Voraussetzung ist jedoch ein geeigneter Apparat mit didaktischem Begleitmaterial. Angebote des Mediums Fernsehen (Sendung mit der Maus, Kinder-Nachrichten etc.) scheinen in diesem Zusammenhang schon weiter fortgeschritten und könnten als Vorbild für Tageszeitungen dienen. 29. Welche verschiedenen Modelle zur Bindung Ihrer Leserschaft verfolgen die Verlage, bzw. Zeitungen, nach Zielgruppen differenziert? 30. Wie beurteilt die Landesregierung deren Wirksamkeit? Die Fragen 29 und 30 werden zusammen beantwortet. Unter Leserbindung oder Leser-Blattbindung wird der Grad der Verbundenheit von Leserinnen und Lesern mit einer gedruckten Publikation verstanden. Um eine enge Subjekt62 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Objektbeziehung zwischen Leserinnen und Lesern und Zeitungen zu erreichen, setzen die Verlage eine Reihe von Marketingmitteln ein. Dazu gehören Maßnahmen, die vom redaktionellen Marketing über Kundenbindungsprogramme bis hin zu speziellen Angeboten zur Leseförderung an Schulen reichen. Immer wichtiger werden in diesem Zusammenhang außerdem Onlineangebote von Zeitungsverlagen. Redaktionelles Marketing bedeutet vor allem, dass sich Redaktionen an den Wünschen ihrer Leserinnen und Leser bei der Auswahl, Mischung und Aufbereitung von Themen orientieren. So werden etwa eigene Seiten für Kinder und manchmal auch für Jugendliche angeboten, um junge Zielgruppen zu erreichen. Über die Berücksichtigung der inhaltlichen Rezeptionsbedürfnisse der Leserinnen und Leser hinaus gehören auch Leserkontakte der Redaktion zum Bereich des redaktionellen Marketings. Dies gilt etwa im Fall von Leserbriefen oder beschwerden, aber auch wenn Abonnenten sich mit speziellen Servicewünschen an eine Redaktion wenden. Darüber hinaus gelten Redaktionsführungen, Ombudsleute und Leserbeiräte als Instrumente des redaktionellen Marketings von Zeitungsverlagen. Über das Potenzial von Leserreporterinnen und -reportern für die Leser-Blattbindung informiert ausführlich die Antwort zu Frage 20. Außer Maßnahmen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem publizistischen Produkt Zeitung stehen, gehören auch spezifische Kundenbindungsprogramme zum Marketingmix, mit dem Zeitungsverlage die emotionale Bindung der Leserinnen und Leser an ihre journalistischen Produkte zu vergrößern suchen. Das Spektrum solcher Maßnahmen reicht von Leserreisen über Abo-Karten, die beim Einkauf bei bestimmten Unternehmen Rabatte ermöglichen, bis zum Angebot verlagseigener Produkte, die an Abonnenten preiswerter als an andere Kunden verkauft werden. Auch Leserprämien für das Vermitteln neuer Abonnenten und vergünstigte Abonnements (zum Beispiel Nachwuchsabos) zählen zu den klassischen Konzepten der Kundenbindung. Gleiches gilt für kleinere Geschenke bei der Nachlieferung von Zeitungen, deren pünktliche Verteilung an Abonnenten versäumt wurde. Um neue Leserinnen und Leser zu gewinnen oder junge Rezipienten an sich zu binden, haben die Zeitungsverlage eine Reihe von Schulprojekten gestartet. Das vom Land NordrheinWestfalen gemeinsam mit dem Zeitungsverlegerverband NRW angebotene Projekt „ZeitungsZeit NRW – Selbstständigkeit macht Schule“ ist die bundesweit größte Initiative, die über eine Kooperation zwischen Zeitungen und Schulen den Umgang Jugendlicher mit dem Medium Zeitung fördert. Dadurch sollen die Scheu vor dem Format Zeitung abgebaut und praktische Lese- und Medienkompetenz im Umgang mit aktuellen Printmedien gefördert werden. Die 2010 initiierte Aktion wird durch EU-Mittel (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) gefördert und flächendeckend von 53 Zeitungstiteln unterstützt. Mittlerweile wurden landesweit mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. Zusätzlich zum Projekt ZeitungsZeit NRW bieten fast alle Zeitungsverlage eigene Schulprojekte an. Dazu gehören die WAZ-Gruppe (ZEUS – Zeitung und Schule), der Kölner StadtAnzeiger (Zisch – Zeitung in der Schule), die Rheinische Post (Schüler lesen Zeitung), die Westfälischen Nachrichten (Klasse!), die Neue Westfälische (Klasse!/Klasse! Kinder), die Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten (Zeitung + Schule), die Ruhr Nachrichten (Schulticker) und der General-Anzeiger (Klasse!, Miniklasse!). Alle bieten in der Regel unter anderem Besuche in Redaktionen oder Druckereien an sowie eine Betreuung durch Redakteurinnen und Redakteure. Auch viele kleinere Zeitungsverlage engagieren sich mit Programmen für spezielle Unterrichtsreihen. Ausführlichere Informationen zu den einzelnen Projekten und ihren Zielgruppen finden sich in der Antwort zu Frage 28. Mit dem Ziel, das Jugendmarketing zu verbessern, startete Anfang 2011 die vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und TBM Marketing gegründete Initiative junge 63 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Leser (jule). Über das neue Netzwerk wollen Verlage ihre Erfahrungen mit Aktivitäten für junge Leserinnen und Leser austauschen. So experimentieren Zeitungsunternehmen unter anderem mit Leserförderungs- und Azubiprojekten, Zeitungspaten oder Leseecken. Um die Leserinnen und Leser nicht an Internetangebote zu verlieren und Kontakte zu jüngeren Zielgruppen aufzubauen, bemühen sich die meisten Zeitungsverlage auch im Internet um moderne Angebote für junge Nutzerinnen und Nutzer. Der BDZV hat weit mehr als hundert Jugend- und Kinderwebsites deutscher Zeitungen ermittelt. Im Social-Media-Sektor setzen die Verlage vor allem auf Twitter-Feeds sowie Fanseiten und Kommentarfunktionen bei Facebook. „Insgesamt betreiben fast 70 Prozent der Tageszeitungen mehr als eine Fanpage bei Facebook. Bei Twitter sind es immerhin fast 60 Prozent, die mehr als einen Account mit Inhalten befüllen“, heißt es im aktuellen BDZV-Jahrbuch 2011/2012 (Hoffmeister, Christian: Herausforderung Social Media – Potenziale für Zeitungsverlage. In: Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (Hrg.): Zeitungen 2011/12. Berlin 2011). Durch personalisierte Informationen über Neuigkeiten, die online verbreitet werden, lässt sich die Bindung von Leserinnen und Lesern an ihre Zeitung weiter erhöhen. Im Mobile-Mediabereich setzen auch Lokalzeitungen allmählich auf sogenannte Location Based Services. So können Smartphone-Besitzer dank der automatischen Lokalisierung ihrer Endgeräte über das lokale Geschehen in der Nähe ihres Aufenthaltsortes informiert werden (Ausgehtipps, Verkehrsservice etc.). Das System der Abokundenkarten kann um Online-Couponing erweitert werden. Dabei erhalten Leserinnen und Leser Rabattgutscheine, die mit begrenzter örtlicher, zeitlicher oder sachlicher Gültigkeit beim Einkauf eingesetzt werden können. Deshalb übernahm etwa die Axel Springer AG im Frühjahr 2011 den Anbieter Kaufda. Konzepte für Online-Couponing werden zurzeit von vielen Verlagen geprüft, entwickelt und gestartet. Die Essener WAZ-Gruppe brachte mit Westdeal Anfang 2010 als erstes deutsches Medienhaus eine eigene Plattform nach dem Vorbild des Couponing-Marktführers Groupon auf den Markt. Der Zeitungsverlag Aachen bietet mit OecherDeal ein vergleichbares Angebot und prüft eine Kombination dieses Systems mit der AboPlus-Card der Aachener Zeitungen. Erfolgreiche Maßnahmen und Kampagnen zur Leser-Blattbindung zeichnet der Verband Deutscher Lokalzeitungen e.V. mit dem Ferag-LBB-Preis aus, der seit 2008 „kommunikationsstärkende und verbindende Maßnahmen zwischen Leser und Verlag“ würdigt. Die Preisvergabe erfolgt in den drei Kategorien Redaktion, integriertes Verlagsmarketing und Veranstaltungen/Aktionen. Über die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen des hier geschilderten Katalogs von Methoden zur Steigerung der Leser-Blattbindung ist der Landesregierung nichts bekannt. Einerseits lassen sich Effekte, die auf eine affektive Bindung zielen, kaum objektiv messen, und andererseits teilen Zeitungsverlage aus Wettbewerbsgründen in der Regel nichts über die Resultate ihrer Marketingkampagnen mit. Weil in jedem Einzelfall der Erfolg von einer Fülle von Variablen abhängt, lassen sich die Effizienz und Effektivität einzelner Maßnahmen zur Steigerung der Leser-Blattbindung ohnehin nicht generalisieren. 31. Welche Auswirkungen hat der Einsatz von Bürgerreporterinnen und -reportern auf die Leser-Blattbindung? Als Bürgerreporterinnen und -reporter werden journalistische Amateure bezeichnet, die Printoder Onlinemedien Hinweise auf journalistisch relevante Themen geben oder auch selbst Beiträge für diese Medien erstellen. Bürgerreporterinnen und -reporter arbeiten in der Regel 64 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 ohne Honorar und verfügen über keine medienspezifische Qualifikation. Motive für den Einsatz von Bürgerreporterinnen und -reportern können aus Sicht der Verlage Leserbindung, Qualitätsgewinn und die Senkung von Produktionskosten sein. Der so genannte Bürgerjournalismus (Citizen Journalism) erschließt etablierten Medien neue Quellen, verstärkt die Bindung der Nutzerinnen und Nutzer an einzelne Medienangebote und ermöglicht neue Partizipationschancen. Lieferten Leserreporterinnen und -reporter früher hauptsächlich Informationen und Rohfassungen für Texte, suchen vor allem Zeitungsverlage heute verstärkt nach von Leserinnen und Lesern gemachten Fotos oder Videos. Leserreporterinnen und -reporter sind oft – zum Beispiel in Krisengebieten oder bei lokalen Ereignissen – zunächst die einzige Quelle. Dies galt etwa 2005 bei den Terroranschlägen auf die Londoner U-Bahn, 2006 beim Transrapid-Unglück im Emsland oder 2011 bei der LoveParade-Katastrophe in Duisburg. Die Bild-Zeitung setzt bereits seit 2006 auf Leserreporterinnen und -reporter, die der Redaktion inzwischen mehrere Millionen Fotos und Videos zur Verfügung gestellt haben. Erscheinen die Fotos in der Bild-Zeitung bundesweit, werden sie mit 250 Euro honoriert, für einen Abdruck in den Regionalteilen mit 50 Euro. Für Veröffentlichungen unter www.bild.de erhalten Einsender kein Honorar. Bei einer Untersuchung des Instituts für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität stellte sich heraus, dass Leserfotos, die journalistisch einen hohen Wert haben und sehr aktuell sind, bei der Bild-Zeitung die Ausnahme bilden (siehe Ammann, Ilona; Engesser, Sven; Krämer, Benjamin: Verkehrt-lustige Welt. Vier Jahre „Bild“-Leserreporterinnen und -reporter. In: epd medien, 58/2010. S. 5-8). Der Medienwissenschaftler Wolfgang Donsbach vom Institut für Kommunikationswissenschaft der technischen Universität Dresden fand fünf Jahre nach dem Start der ersten BildLeserreporterinnen und -reporter heraus, dass diese durchschnittlich 39 Jahre alt und in 76 Prozent aller Fälle männlich sind. Leserinnen und Leser aus Ostdeutschland, wo nur 20 Prozent aller Bundesbürger leben, seien dabei mit einem Anteil von 31 Prozent überproportional vertreten. „Unsere Studie belegt, dass 77 Prozent der gedruckten Leserfotos kein Profi hätte machen können, weil die Aufnahmen unmittelbar nach einem Ereignis entstanden“, sagte Donsbach in einem Interview, das bild.de veröffentlichte. Im Durchschnitt habe jeder Leserreporterinnen und -reporter sieben Fotos geschickt, und 5 Prozent aller Leserreporterinnen und -reporter hätten bereits mehr als 50 Fotos eingesandt. Untersucht wurden 1710 Leserreporter-Einsendungen. Zusätzlich befragten die Forscher 499 Leserreporterinnen und -reporter nach ihren Motiven (siehe http://www.bild.de/news/leserreporter/forschung/professor-donsbach-18804810.bild.html). Problematisch an der Veröffentlichung von Leserfotos ist, dass sich deren Echtheit meist nicht überprüfen lässt. Auch die Saarbrücker Zeitung setzt auf Leserreporterinnen und -reporter, publiziert die entsprechenden Inhalte (v.a. Fotos) allerdings nach sorgfältiger journalistischer Auswertung und unentgeltlich. Der Internetdienst www.tvype.com bietet Plattformen, über die Bürger Fotos und Videos an professionelle Medienanbieter verkaufen können. 70 Prozent der Einnahmen sollen so bei den Bürgerreporterinnen und -reportern landen, der Onlineanbieter behält 30 Prozent. Auch der Upload von ganzen Berichten ist möglich. Tvype wirbt darüber hinaus mit automatisierten „Selfservice-Lösungen“, die es kleinen Netzwerken oder Vereinen sowie sublokalen Medien ermöglichen sollen, eine eigene Bürger/Community-Plattform aufzubauen. Das Hamburger Abendblatt hat Anfang 2011 insgesamt 18 neue Stadtteilreporterinnen und reporter mit Handys und Laptops ausgerüstet, damit sie als „Kiez-Korrespondenten“ über Alltägliches und Außergewöhnliches aus ihren Vierteln bloggen können. Die Reporterinnen und Reporter erstellen auch Videos und werden für ihre Beiträge entlohnt. 65 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Die Verlagsgruppe Madsack und das Augsburger Unternehmen Gogol Medien haben 2003 mit dem Onlineportal www.myHeimat.de ein Modell gestartet, bei dem Bürgerreporterinnen und -reporter Beiträge ins Internet stellen, von denen später Texte und Fotos für gedruckte Zeitungen übernommen werden können. Kooperationspartner sind vor allem Zeitungen und Anzeigenblätter in Hessen, Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern sowie NordrheinWestfalen, die hyperlokale Inhalte abdrucken oder online veröffentlichen. Regionalverlage erwerben Lizenzen, die es ihnen erlauben, so viele Artikel wie sie wünschen, von Bürgerreporterinnen und -reportern zu übernehmen. Zu den Abnehmern zählt auch die WAZ-Gruppe, die über das Hamburger Unternehmen TheMediaLab indirekt eine Minderheitsbeteiligung an www.myHeimat.de hält. Deutschlandweit sind nach Angaben von Gogol-Geschäftsführer Martin Huber mehr als 40.000 Bürgerreporterinnen und -reporter für www.myHeimat.de aktiv, die pro Monat etwa 10.000 Beiträge erstellen. Das zweimal wöchentlich erscheinende Anzeigenblatt Gießener Zeitung, an der ebenfalls der Verlag Madsack beteiligt ist, setzt seit 2008 konsequent auf Bürgerreporterinnen und reporter und bezeichnet sich selbst als „Deutschlands erste Mitmach-Zeitung“. Texte, die zunächst auf dem Internetportal www.giessener-zeitung.de erscheinen, werden in der Printversion mit Artikeln professioneller Journalistinnen und Journalisten gemischt, wobei 60 bis 70 Prozent aller Artikel von Bürgerreporterinnen und -reportern stammen. Die gedruckte Ausgabe wird mittwochs und samstags in einer Auflage von 125.000 Exemplaren kostenlos an Haushalte in Gießen und Umgebung verteilt. Das Unternehmen beschäftigte 2010 nur zwei fest angestellte Redakteurinnen. Zuletzt meldete die Gießener Zeitung insgesamt 3.400 Bürgerreporterinnen und -reporter. Die Rheinische Post (RP) eröffnete mit ihrem Portal www.opinio.de den Leserinnen und Lesern 2003 erstmals die Chance, sich als Publizisten zu betätigen und für andere Leserinnen und Leser zu schreiben. Die besten Texte gelangten auch in die RP-Printausgabe. Das gedruckte Magazin Opinio, das einmal monatlich mit Leser-Artikeln erschien, musste allerdings bereits im Sommer 2006 eingestellt werden, weil die Anzeigeneinnahmen zu gering waren. Im Oktober 2011 wurde auch die Internetseite www.opinio.de eingestellt. Inzwischen haben ehemalige Opinio-Autorinnen und -Autoren die Möglichkeit, über das Portal www.jimdo.de eigene Internetseiten einzurichten. Regionale Beiträge aus der Plattform „Leser für Leser" sollen künftig enger mit dem Regional-Portal von RP Online verbunden werden. Das Beispiel Opinio zeigt, dass Leserreporter-Modelle nicht leicht im Markt umzusetzen sind. Medien, die zum überwiegenden Teil auf Beiträge von Bürgerreporterinnen und -reportern rekurrieren, bieten zwar ein breit gespanntes Themenspektrum, können aber das aktuelle Geschehen meist nicht adäquat abbilden, weil die Inhalte allein von den Vorlieben ihrer Autorinnen und Autoren abhängen. Im Fall der Gießener Zeitung sind das etwa die Bereiche Sport, Natur und Lokales. Die Gesamtheit der berücksichtigten Themen unterliegt entsprechend dem Zufall und wird nicht durch Kriterien journalistischer Relevanz bestimmt. Wie viele Bürger in welchem Umfang für welche Angebote des Citizen Journalism in Nordrhein-Westfalen aktiv sind, ist nicht bekannt. Bei opinio.de haben etwa 4.500 Autorinnen und Autoren Beiträge veröffentlicht oder ein Profil angelegt, von denen die aktivsten 500 Bürgerjournalistinnen und -journalisten jeweils zwischen 20 und 680 Beiträge verfassten. Über die regionale Verteilung von Bürgerreporterinnen und -reportern liegen ebenfalls keine Erkenntnisse vor. Bei einer sozialwissenschaftlichen Befragung von Opinio-Autorinnen und Autoren stellte sich heraus, dass Leserreporterinnen und -reporter oder sogenannte Bürgerjournalistinnen und journalisten – ähnlich wie Bloggerinnen und Blogger – kein Interesse an typisch journalistischen Handlungsweisen haben. Klassische journalistische Themen wie Politik, Wirtschaft und aktuelle lokale Ereignisse werden selten aufgegriffen. Dezidiert journalistische Motive 66 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 wie die Darstellung aktuellen Geschehens, komplexer Sachverhalte oder die Abbildung von Ereignissen, die Nachrichtenwert und Relevanz für eine möglichst große Zahl von Nutzerinnen und Nutzern aufweisen, spielten für Opinio-Autorinnen und Autoren kaum eine Rolle. Sie selbst sahen sich auch nicht als Ersatz für professionellen Journalismus, sondern als Ergänzung (siehe Kopp, Mirjam; Schönhagen, Philomen: Die Laien kommen! Wirklich? Eine Untersuchung zum Rollenselbstbild sogenannter Bürgerjournalistinnen und Bürgerjournalisten. In: Quandt, Thorsten, Schweiger, Wolfgang (Hrsg.): Journalismus online – Partizipation oder Profession? Wiesbaden 2008. S. 79-94). Das vermutlich größte Netzwerk von Bürgerreportern in Nordrhein-Westfalen weisen die Anzeigenblätter der Westdeutschen Verlags- und Werbegesellschaft (WVW) und der OstruhrAnzeigenblattgesellschaft (ORA) auf. Die WVW ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der WAZ-Gruppe, die ORA gehört je zur Hälfte der WAZ-Gruppe und dem Dortmunder Verlag Lensing-Wolff (Ruhr Nachrichten). Deren gemeinsames Onlineangebot namens www.lokalkompass.de, das auf der Plattform basiert, mit der auch www.myHeimat.de arbeitet, offeriert Angebote für Bürgerreporter in folgenden nordrhein-westfälischen Städten, Gemeinden oder Stadtteilen: Alpen, Arnsberg, Arnsberg-Neheim, Balve, Bedburg-Hau, Bergkamen, Bochum, Bottrop, Breckerfeld, Bönen, Castrop-Rauxel, Datteln, Dinslaken, Dorsten, Dortmund-City, DortmundNord, Dortmund-Ost, Dortmund-Süd, Dortmund-West, Duisburg, Düsseldorf, Emmerich, Ennepetal, Ense, Essen-Borbeck, Essen-Kettwig, Essen-Nord, Essen-Ruhr, Essen-Steele, Essen-Süd, Essen-Werden, Essen-West, Fröndenberg, Gelsenkirchen, Gevelsberg, Gladbeck, Goch, Hagen, Hagen-Vorhalle, Haltern, Hamminkeln, Hattingen, Heiligenhaus, Hemer, Herdecke, Herne, Herten, Hilden, Holzwickede, Hünxe, Hünxe-Drevenack, Iserlohn, Iserlohn-Letmathe, Isselburg, Kalkar, Kamen, Kamp-Lintfort, Kempen-Tönnisberg, Kleve, Kranenburg, Langenfeld (Rheinland), Lünen, Marl, Menden (Sauerland), MendenLendringsen, Moers, Monheim, Mülheim an der Ruhr, Neukirchen-Vluyn, Oberhausen, OerErkenschwick, Olfen, Recklinghausen, Rees, Rheinberg, Rheurdt, Schermbeck, Schwelm, Schwerte, Selm, Sonsbeck, Sprockhövel, Sprockhövel-Haßlinghausen, SprockhövelHiddinghausen, Sundern (Sauerland), Uedem, Unna, Velbert, Velbert-Langenberg, VelbertNeviges, Voerde (Niederrhein), Waltrop, Wanne-Eickel (Herne), Wattenscheid (Bochum), Weeze, Wesel, Wetter (Ruhr), Wickede (Ruhr), Witten und Xanten. Empirische Studien über den Zusammenhang von Bürgerreportern und Leser-Blattbindung – als Maß für die Stärke der (emotionalen) Verbundenheit einer Leserin und eines Lesers zu einer Zeitung – liegen bislang nicht vor. Oft sind die Grenzen des Begriffes auch unscharf. So arbeiten einige Verlage mit Begriffen wie Bürgerjournalismus oder User Generated Content, während andere auf Leserkommentare im Onlinebereich setzen oder Themen in regelmäßigen Leserkonferenzen entwickeln. 32. Welche Modelle zur Bindung der Leserschaft sind der Landesregierung darüber hinaus bekannt und gibt es Erkenntnisse über deren Wirksamkeit? Über die in den Antworten zu den Fragen 29 bis 31 genannten und erläuterten Modelle zur Steigerung der Leser-Blattbindung sind keine weiteren Ansätze bekannt. Über die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen zur Steigerung der Leser-Blattbindung liegen der Landesregierung keine Informationen vor. Einerseits lassen sich Effekte, die auf eine affektive Bindung zielen, kaum objektiv messen, und andererseits teilen Zeitungsverlage aus Wettbewerbsgründen in der Regel nichts über die Resultate ihrer Marketingkampagnen mit. 67 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 V. Lokale Vielfalt 33. Das Angebot an konkurrierenden Zeitungen mit lokaler Information in NRW ist rückläufig. Es entstehen örtliche Monopolgebiete im Zeitungsmarkt. Wie hat sich die Zeitungsvielfalt in NRW seit 2008 verändert? Vor dem Hintergrund des schwierigen Marktumfelds der gesamten Zeitungsbranche ist die Zeitungsdichte, also die Anzahl von Zeitungen mit einer lokalen Berichterstattung über das jeweilige Gebiet, auch in Nordrhein-Westfalen stark rückläufig. Diese Tendenz hält bereits seit Jahrzehnten an. Im Vergleich mit den meisten anderen Bundesländern hat diese negative Entwicklung in Nordrhein-Westfalen jedoch später eingesetzt und ist deutlich langsamer verlaufen. In den letzten Jahren hat sich dieser Prozess allerdings beschleunigt. Noch 1992 hatten über 90 Prozent der Einwohner Nordrhein-Westfalens die Wahl zwischen mehreren Zeitungen. Knapp ein Viertel der Bevölkerung konnte unter drei Zeitungen wählen. Vier Zeitungen gab es schon damals nur in wenigen Gemeinden mit gut 200.000 Einwohnern. Monopolgebiete gab es noch relativ selten. Tab. 33.1: Entwicklung der Zeitungsdichte in Nordrhein-Westfalen Jahr 1992 Anzahl Gemeinden 47 2002 1 Zeitung Einwohner in % 1.513.000 9,1 Anzahl Gemeinden 271 66 2.263.000 12,6 2006 108 4.199.100 2008 108 2010 133 2 Zeitungen Einwohner in % 11.199.000 67,3 Anzahl Gemeinden 70 267 11.850.000 66,0 23,3 245 10.866.100 4.238.200 23,5 235 4.826.000 26,8 225 3 Zeitungen * Einwohner in % 3.918.000 23,6 60 3.855.000 21,5 60,2 43 2.994.700 16,4 10.570.500 58,7 53 3.189.800 17,9 10.250.100 57,0 38 2.921.500 16,2 Quelle: Formatt-Institut * Darunter sind auch einzelne Gemeinden mit vier Zeitungen. 1992: acht Gemeinden mit 223.000 Einwohnern; 2002: drei Gemeinden mit 45.000 Einwohnern; 2006: drei Gemeinden mit 29.800 Einwohnern; 2008: drei Gemeinden mit 29.500 Einwohnern; 2010: drei Gemeinden mit 29.500 Einwohnern. Bis zum Jahr 2002 hat sich diese Angebotssituation kaum verändert. Die Zahl der Monopolgebiete war seit 1992 nur leicht gestiegen. Die betroffene Bevölkerungszahl war um 3,5 Prozentpunkte auf 12,6 Prozent gestiegen. Von 2002 bis 2010 hat sich dieser Wert dann mehr als verdoppelt. Inzwischen haben 4,8 Millionen Einwohner keine Wahl mehr bei der Zeitungslektüre. Das entspricht einem Anteil von knapp 27 Prozent der Bevölkerung. Gebiete mit vier Zeitungen gibt es praktisch nicht mehr. Nur noch in 35 Gemeinden und Städten stehen drei Zeitungen zur Auswahl. Diese Wahlmöglichkeit haben nur noch 16 Prozent der Bevölkerung. 57 Prozent stehen zwei Zeitungen zur Verfügung. 34. Wie groß ist die Zeitungsdichte in den einzelnen Teilräumen von NRW? 35. Wie hat sich die Zeitungsdichte in NRW entwickelt und wie entwickelt sie sich aktuell? Die Zeitungsdichte ist in den einzelnen Regierungsbezirken Nordrhein-Westfalens sehr unterschiedlich. Die geringste Auswahl besteht für am lokalen Geschehen interessierte Leserinnen und Leser im Regierungsbezirk Münster, wo die Hälfte der Einwohner in Monopolge68 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 bieten lebt. Das breiteste Angebot ist im Regierungsbezirk Düsseldorf gegeben, wo deutlich über 80 Prozent der Bevölkerung die Wahl haben zwischen unterschiedlichen Zeitungen mit lokaler Information. Knapp einem Drittel der Bevölkerung stehen sogar drei Zeitungen zur Auswahl. Tab. 34.1: Zeitungsdichte in den Regierungsbezirken Nordrhein-Westfalens in 2010 Regierungsbezirk / Einwohner Anzahl Gemeinden 1 Zeitung Einwohner EinAnzahl wohner Gein % meinden 2 Zeitungen Einwohner EinAnzahl wohner Gein % meinden 3 Zeitungen * Einwohner Einwohner in % Köln 4.391.300 27 910.300 20,7 63 3.136.300 71,4 9 344.700 7,8 12 890.600 16,9 43 2.736.000 52,8 11 1.581.800 30,4 42 1.278.200 50,0 32 1.289.500 48,2 4 46.800 1,8 37 1.339.000 36,0 41 1.690.700 45,4 5 694.300 18,6 15 407.900 19,8 46 1.397.600 67,9 9 253.900 12,3 4.826.000 26,8 225 57,0 38 2.921.500 16,2 Düsseldorf 5.208.400 Münster 2.614.500 Arnsberg 3.724.000 Detmold 2.059.400 NRW gesamt 17.997.600 133 10.250.100 Quelle: Formatt-Institut * Davon vier Zeitungen in drei Gemeinden mit 29.500 Einwohnern (0,2%). Tab. 34.2: Zeitungsdichte in den Regierungsbezirken Nordrhein-Westfalens in 2008 Regierungsbezirk Köln Anzahl Gemeinden 27 1 Zeitung Einwohner EinAnzahl wohner Gein % meinden 910.300 20,7 63 2 Zeitungen Einwohner EinAnzahl wohner Gein % meinden 3.136.300 71,4 9 3 Zeitungen * Einwohner Einwohner in % 344.700 7,9 Düsseldorf 11 877.700 16,9 44 2.748.900 52,8 11 1.581.800 30,4 Münster 40 1.249.500 47,8 35 1.334.600 51,0 3 31.700 1,2 Arnsberg 15 746.900 20,1 48 1.937.500 52,0 20 1.039.400 27,9 Detmold 15 453.800 22,0 45 1.413.200 68,6 10 192.200 9,3 108 4.238.200 23,5 235 10.570.500 58,7 53 3.189.800 17,9 NRW gesamt Quelle: Formatt-Institut * Davon vier Zeitungen in drei Gemeinden mit 29.500 Einwohnern (0,2%). Allein zwischen 2008 und 2010 ist die Zahl der Ein-Zeitungsgebiete von 108 auf 133 gestiegen und macht nun ein Drittel an der Gesamtzahl der Gemeinden und Städte aus. Maßgeblich für den hohen Zuwachs war die Schließung von zahlreichen Zeitungsausgaben im Regierungsbezirk Arnsberg. Vor allem in Südwestfalen hatte der WAZ-Konzern die Verbreitungsgebiete von Westfalenpost und Westfälischer Rundschau deutlich reduziert. Heute sind 36 Prozent der Bevölkerung im Regierungsbezirk vom Monopol betroffen. Das ist der zweithöchste Wert unter den Regierungsbezirken. 69 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 34.3: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Arnsberg Zeitungsdichte Anzahl Gemeinden und Städte Bevölkerung Bevölkerungsanteil in % 2010 2008 2010 2008 2010 2008 1 Zeitung 37 15 1.339.000 746.900 36,0 20,1 2 Zeitungen 41 48 1.690.700 1.937.500 45,4 52,0 3 Zeitungen 6 20 694.300 1.039.400 18,6 27,9 4 Zeitungen 0 0 0 0 0 0,0% gesamt 83 83 3.724.000 3.723.700 100,0 100,0 Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS) Noch geringer ist die Auswahl nur noch im Regierungsbezirk Münster, wo die Hälfte der Bevölkerung in Monopolgebieten lebt. Das Münsterland weist immer noch relativ viele Verlage mit kleinauflagigen Lokalzeitungen auf. Die meisten dieser Titel haben sich schon in der Weimarer Republik zu einem Verband zusammengeschlossen und treten an kaum einem Ort in Konkurrenz zueinander auf. Tab. 34.4: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Münster Zeitungsdichte Anzahl Gemeinden und Städte Bevölkerung Bevölkerungsanteil in % 2010 2008 2010 2008 2010 2008 1 Zeitung 42 40 1.278.200 1.249.500 50,0 47,8 2 Zeitungen 32 35 1.289.500 1.334.600 48,2 51,0 3 Zeitungen 4 3 46.800 31.700 1,8 1,2 4 Zeitungen 0 0 0 0 0 0,0 gesamt 78 78 2.614.500 2.614.400 100,0 100,0 Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS) Den geringsten Grad der Monopolisierung weist der Regierungsbezirk Düsseldorf auf. Nur deutlich unter 20 Prozent der Bevölkerung haben keine Auswahl; zugleich kann fast ein Drittel zwischen drei Zeitungen wählen – die besten Werte in Nordrhein-Westfalen. 70 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 34.5: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Düsseldorf Zeitungsdichte Anzahl Gemeinden und Städte Bevölkerung Bevölkerungsanteil in % 2010 2008 2010 2008 2010 2008 1 Zeitung 12 11 890.600 877.700 16,9 16,9 2 Zeitungen 43 44 2.736.000 2.748.900 52,8 52,8 3 Zeitungen 10 10 1.568.100 1.568.100 30,1 30,1 4 Zeitungen 1 1 13.700 13.700 0,3 0,3 gesamt 66 66 5.208.300 5.208.300 100,0 100,0 Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS) Im Regierungsbezirk Köln werden weit überwiegend zwei Zeitungen angeboten. Da in den meisten Gebieten jeweils beide Zeitungen aus einem Verlag stammen, bilden sie im Werbemarkt allerdings so genannte Belegungseinheiten. Das gilt sowohl für die Aachener Zeitung und die Aachener Nachrichten als auch für den Kölner Stadt-Anzeiger und die Kölnische Rundschau. Tab. 34.6: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Köln Zeitungsdichte Anzahl Gemeinden und Städte Bevölkerung Bevölkerungsanteil in % 2010 2008 2010 2008 2010 2008 1 Zeitung 27 27 910.300 910.300 20,7 20,7 2 Zeitungen 63 63 3.136.300 3.136.300 71,4 71,4 3 Zeitungen 7 7 328.900 328.900 7,5 7,5 4 Zeitungen 2 2 15.800 15.800 0,4 0,4 gesamt 99 99 4.391.100 4.391.100 100,0 100,0 Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS) Im Regierungsbezirk Detmold stehen überwiegend die Neue Westfälische und das Westfalen-Blatt, beide mit Sitz in Bielefeld, im Wettbewerb. Monopole haben das Mindener Tageblatt im Osten des Kreises Minden-Lübbecke sowie die Lippische Landes-Zeitung großräumig im Kreis Lippe inne. In diesen Monopolgebieten lebt knapp ein Fünftel der Bevölkerung des Regierungsbezirks. Drei lokal berichtende Zeitungen gibt es nur noch in neun Gemeinden. 71 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 34.7: Zeitungsdichte im Regierungsbezirk Detmold Zeitungsdichte Anzahl Gemeinden und Städte Bevölkerung Bevölkerungsanteil in % 2010 2008 2010 2008 2010 2008 1 Zeitung 15 15 407.900 453.800 19,8 22,0 2 Zeitungen 46 45 1.397.600 1.413.200 67,9 68,6 3 Zeitungen 9 10 253.900 192.200 12,3 9,3 4 Zeitungen 0 0 0 0 0,0 0,0 gesamt 70 70 2.059.400 2.059.200 100,0 100,0 Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS) 36. Welche Reaktionsstandorte bzw. Lokalredaktionen sind von welchen Zeitungen seit 2008 aufgegeben worden und was waren die Gründe dafür? Seit 2008 sind in Nordrhein-Westfalen 12 Lokalredaktionen geschlossen worden. In drei Fällen wurden die jeweiligen Verbreitungsgebiete von den Verlagen beziehungsweise Verlagsgruppen vollständig aufgegeben. Diese Gebiete wurden dadurch überwiegend zu Monopolgebieten. Betroffen von den Schließungen war in den letzten drei Jahren ausschließlich der Regierungsbezirk Arnsberg. Ebenfalls fast ausschließlich handelte es sich dabei um Maßnahmen des WAZ-Konzerns in Essen, der insbesondere die parallele Verbreitung von Ausgaben der Westfalenpost (WP) und der Westfälischen Rundschau (WR) weitgehend beendete. An Standorten, an denen jeweils beide Zeitungen vertreten waren, wurde in der Regel jeweils eine der beiden Redaktionen aufgegeben. Diese Grundsatzentscheidung gilt nur nicht für Hagen und in Teilen nicht für Arnsberg, wo die WR noch eine Miniredaktion unterhält, die auf der Basis des Materials der WP-Redaktion in Arnsberg einen in Teilen eigenen Lokalteil für Arnsberg erstellt (Branding). Daneben hat der Soester Anzeiger wenige Monate nach dem Ausstieg der WP in Soest und in Werl seine Lokalausgabe für Menden (Mendener Zeitung) im nördlichen Märkischen Kreis eingestellt. 72 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 36.1: Schließung von Lokalredaktionen in Nordrhein-Westfalen seit 2008 Titel der Hauptausgabe Redaktionsstandort/Kreis Datum Vorgang Westfalenpost Gevelsberg, Ennepe-Ruhr Kreis Mitte 2009 Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfälische Rundschau Westfalenpost Schwelm, Ennepe-Ruhr Kreis Mitte 2009 Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfälische Rundschau Westfalenpost Ennepetal, Ennepe-Ruhr Kreis Mitte 2009 Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfälische Rundschau Westfalenpost Soest, Kreis Soest 30.6.2009 Schließung Lokalred.; Marktausstieg Westfalenpost Werl, Kreis Soest 30.6.2009 Schließung Lokalred.; Marktausstieg Westfalenpost Siegen, Kreis Siegen-Wittgenstein 2009 Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfälische Rundschau Westfälische Rundschau Olpe, Kreis Olpe 2009 Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost Westfälische Rundschau Bad Berleburg, Kreis Siegen-Wittgenstein 2009 Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost Westfälische Rundschau Arnsberg, Hochsauerlandkreis 2009 Teilweise Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost Westfälische Rundschau Meschede, Hochsauerlandkreis 2009 Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost Westfälische Rundschau Hagen 2009 Teilweise Schließung Lokalred.; Übernahme Lokalteil Westfalenpost Westfälische Rundschau Kreuztal, Kreis Siegen-Wittgenstein Dez. 2009 Schließung Redaktionsbüro Soester Anzeiger, Ausgabe Mendener Zeitung Menden, Märkischer Kreis 31.3.2010 Schließung Lokalred.; Marktausstieg 73 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Entwicklung im Hinblick auf den Bestand von Hauptredaktionen: Auch im Bereich der Hauptredaktionen, die die überregionale Berichterstattung erstellen, hat es in den letzten Jahren Veränderungen gegeben. 37. 2009: Die WAZ-Gruppe richtet in Essen eine Zentralredaktion für ihre Zeitungen Westdeutsche Allgemeine, Neue Ruhr/Rhein Zeitung und Westfälische Rundschau ein. Die Mantelredaktionen der Titel werden personell stark ausgedünnt. 2010: Die Kölnische Rundschau stellt ihre Hauptredaktion Ende September ein und übernimmt in der Folge den Mantel vom General-Anzeiger in Bonn. Die zugelieferten Seiten werden allerdings teilweise stark verändert, um sie an das Verbreitungsgebiet im der Region Köln und an das unterschiedliche Seitenformat anzupassen. 2011: Die Westfalenpost wird in die Zentralredaktion der WAZ-Gruppe einbezogen. In Hagen bleibt aber eine kleine Hauptredaktion der Westfalenpost bestehen. Wie bewertet die Landesregierung diese Entwicklung? Die Landesregierung bedauert jede Schließung einer Lokalredaktion, zumal wenn damit die Einstellung einer Lokalausgabe verbunden ist. Die Vielfalt im Zeitungsmarkt und eine ausführliche Lokalberichterstattung sind wichtige Güter. Die auch für den Zeitungsmarkt geltenden Regeln der Marktwirtschaft implizieren solche Einstellungen auch aus betriebswirtschaftlichen Gründen, so bedauerlich sie im Einzelfall sind. Dabei gilt es auch zu berücksichtigen, dass Nordrhein-Westfalen im Vergleich zu anderen Bundesländern immer noch über eine relativ große Zeitungsdichte verfügt. Hinzu kommt, dass manche Teilgebiete zudem eine vergleichsweise hohe Dichte an Lokalredaktionen von Tageszeitungen aufweisen. Damit verbunden ist ein kleinräumiges Verständnis von Lokaljournalismus, das in dieser Art außerhalb von Nordrhein-Westfalen selten ist. 38. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob mit weiteren Verlusten bei der Zeitungsvielfalt zu rechnen ist und wenn ja, um welche Zeitungen handelt es sich? Für die aktuelle und künftige Entwicklung der Zeitungsvielfalt bestehen weiterhin Gefahren. Veränderungen, im Zeitungsmarkt - das heißt heute negative Veränderungen - sind vielfach mit dem Wechsel der Besitzverhältnisse bei den Zeitungen verbunden. Aktuell gilt dies in NRW für den Rhein-Kreis Neuss, wo die Rheinische Post nach der vollständigen Übernahme der bis dahin eigenständigen Neuß-Grevenbroicher Zeitung mit zwei Lokalausgaben am Markt ist. Die Entwicklung ist noch nicht absehbar. Gleichfalls nicht absehbar ist derzeit, ob mit dem Einstieg der Westfälischen Nachrichten beim Westfalen-Blatt in Bielefeld auch redaktionelle Veränderungen verbunden sein werden. Noch offen ist die Situation im Bergischen Land, wo der Verlag des Solinger Tageblatts die Medienaktivitäten des Nachbarverlags in Remscheid inklusive des Remscheider General-Anzeigers übernommen hat. Der Remscheider General-Anzeiger ist ein Beispiel für eine potenzielle Gefährdung von Lokalausgaben, weil das Verbreitungsgebiet zum einen sehr klein strukturiert ist und zum anderen auch aufgrund der Konkurrenz der Ausgaben der Rheinischen Post nur bescheidene Auflagen erreicht werden. Die jeweils vier Ausgaben der beiden Zeitungen kommen auf folgende Auflagen: 74 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 38.1: Zeitungsmarkt Bergisches Land Ausgabe/Verbreitungsgebiet Remscheider General- Rheinische Post Anzeiger Remscheid 13.700 3.900 Hückeswagen 900 2.200 Radevormwald 1.200 2.300 Wermelskirchen 2.700 4.300 Quelle: IVW; Auflagenzahlen für das 1. Quartal 2010 Mit derart geringen Auflagen ist eine Kostendeckung kaum zu erreichen. Solch geringe Verkaufsauflagen weisen in Nordrhein-Westfalen aber eine ganze Reihe von Lokalausgaben aus. Wenn solche Auflagen mit nachrangigen Marktpositionen zusammenfallen, besteht eine latente Bestandsgefährdung. Die jahrzehntelangen Erfahrungen mit der Pressekonzentration haben immer wieder gezeigt, dass insbesondere Titel, die als Zweit- oder gar als Drittzeitungen nur kleine Auflagen und Marktanteile erzielen, aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden. Im letzten Jahrzehnt wurde zudem deutlich, dass anders als in den renditestarken Jahren zuvor die Bereitschaft nachgelassen hat, defizitäre Lokalausgaben verlagsintern über Quersubventionen zu stabilisieren. Kleinauflagige Lokalausgaben in nachrangiger Wettbewerbsposition bestehen heute fast nur noch in Westfalen. Entsprechend ist das Gefährdungspotenzial dort besonders groß. In der folgenden Tabelle sind die aktuellen Angebots- und Anbieterstrukturen des Zeitungsmarktes in Nordrhein-Westfalen zusammengefasst. Auf der Eben der kreisfreien Städte und Kreise werden die jeweiligen Monopolstellungen und die Zahl der betroffenen Einwohner ausgewiesen. 75 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 38.2: Kreise und kreisfreie Städte mit Monopolstrukturen 2010 Kreis/kreisfreie Stadt Städteregion Aachen Vom Angebotsmonopol betroffene Einwohner 150.700 Bonn Kreis Borken 316.400 291.800 Bottrop Kreis Coesfeld 118.600 186.100 Kreis Düren 70.000 Ennepe-Ruhr-Kreis 149.800 Vom Anbietermonopol betroffene Einwohner 418.300 185.000 39.000 Bemerkungen Zeitungsmonopol in Eschweiler, Monschau, Roetgen, Simmerath, Stolberg; Verlagsmonopol in Aachen, Alsdorf, Baesweiler, Herzogenrath, Würselen Zeitungsmonopol Zeitungsmonopol außer in Ahaus, Heek, Isselburg, Raesfeld, Südlohn Zeitungsmonopol Zeitungsmonopole außer in: Asche berg, Nottuln, Olfen Zeitungsmonopol in Aldenhoven, Jülich, Linnich, Titz Verlagsmonopol in Düren, Hürtgen-wald, Inden, Kreuzau, Langerwehe, Merzenich, Nideggen, Niederzier, Vettweiss nicht betroffen: Heimbach, Nörvenich Zeitungsmonopol in Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen, Schwelm Verlagsmonopol zusätzlich außer in Herdecke, Sprockhövel, Witten Essen 582.100 Verlagsmonopol Kreis Euskirchen 193.000 Verlagsmonopol Gelsenkirchen Kreis Gütersloh 264.800 Zeitungsmonopol 8.200 Hagen Zeitungsmonopol in Langenberg 193.800 Verlagsmonopol Hamm 183.100 Zeitungsmonopol Kreis Heinsberg 126.000 Zeitungsmonopol in Gangelt, Geilen-kirchen, Heinsberg, Selfkant, ÜbachPalenberg, Waldfeucht Herne 168.500 Zeitungsmonopol Hochsauerlandkreis 273.900 Zeitungsmonopol 76 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Kreis/kreisfreie Stadt Kreis Kleve Vom Angebotsmonopol betroffene Einwohner 70.300 Köln Vom Anbietermonopol betroffene Einwohner Drucksache 15/4047 Bemerkungen Zeitungsmonopol in Geldern, Kerken, Straelen, Wachtendonk 995.400 Verlagsmonopol Kreis Lippe 237.900 Märkischer Kreis 212.400 Kreis MindenLübbecke 161.600 Zeitungsmonopol in Hille, Minden, Petershagen, Porta Westfalica Mönchengladbach 260.000 Zeitungsmonopol Mülheim Oberbergischer Kreis 168.900 247.200 Oberhausen Kreis Olpe Kreis Recklinghausen Zeitungsmonopol außer in Bad Sal-zungen, Extertal, Lügde, Leopolds-höhe, Oerlinghausen, Schlangen Zeitungsmonopol in Hemer, Iserlohn, Meinerzhagen, Menden Verlagsmonopol Zeitungsmonopol außer in Hückeswagen, Radevormwald 217.100 121.000 Verlagsmonopol Zeitungsmonopol außer in Wenden 76.000 Zeitungsmonopol in Gladbeck Rhein.-Bergischer Kreis 195.700 Verlagsmonopol außer in Burscheid, Leichlingen, Wermelskirchen Rhein-Erft-Kreis 464.200 Verlagsmonopol Rhein-Kreis Neuss 77.200 Rhein-Sieg-Kreis 56.100 118.700 Kreis SiegenWittgenstein 42.700 Zeitungsmonopol in Grevenbroich, Rommerskirchen Verlagsmonopol in Jüchen und Korschenbroich Verlagsmonopol in Eitorf, Lohmar, Much, Neunkirchen-Seelscheid, Ruppichteroth, Windeck Verlagsmonopol in Bad Berleburg, Bad Laasphe, Erndtebrück Kreis Soest 230.200 Zeitungsmonopol in Anröchte, Bad Sassendorf, Erwitte, Geseke, Lipp-stadt, Möhnesee, Soest, Werl, Wickede Kreis Steinfurt 220.100 Zeitungsmonopol in Altenberge, Emsdetten, Hörstel, Hopsten, Ibben-büren, Ladbergen, Lengerich, Lotte, Mettingen, Nordwalde, Ochtrup, Recke Kreis Viersen 126.700 Zeitungsmonopol in Brüggen, Niederkrüchten, Schwalmtal, Viersen Kreis Warendorf 122.100 Zeitungsmonopol in Beckum, Beelen, Ennigerloh, Everswinkel, Oelde, Ostbevern, Telgte Wuppertal 356.400 Zeitungsmonopol gesamt 4.827.000 3.870.000 Stand der Angaben zum Zeitungsmarkt: 2010; Bevölkerungsdaten mit Stand vom 31.12.2007 (LDS) 77 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 39. Drucksache 15/4047 Wir hat sich die Zeitungsvielfalt im Vergleich zu jener in anderen Bundesländern entwickelt? Bundesweit sinkt die Zeitungsdichte seit Jahrzehnten. Nach einer Langzeituntersuchung auf Basis der Kreise und kreisfreien Städte gab es bereits 1976 Zeitungsmonopole in 156 Kreisen und kreisfreien Städten mit gut 20 Millionen Einwohnern. Das entsprach einem Bevölkerungsanteil von knapp einem Drittel. Bei der jüngsten vorliegenden Studie für das Jahr 2008 waren es 35 Millionen Einwohner (siehe dazu: Media Perspektiven 9/2009, S. 454 ff). Das entspricht einem Bevölkerungsanteil von 42 Prozent. Seit 1997 (41 Prozent) ist der Studie zufolge die Anzahl der monopolisierten Teilräume im Zeitungsmarkt kaum noch gestiegen. Die Entwicklung des Marktes verlief allerdings anders. Sie ist statistisch nicht erkennbar, weil sie von kommunalen Neugliederungen in einzelnen Bundesländern überdeckt wird, bei denen immer wieder größere Gebietskörperschaften entstehen. Die Zahl der Kreise nimmt mit der Folge ab, dass Ein-Zeitungskreise mit anderen Kreisen zusammengelegt werden und statistisch sich dadurch zum Teil eine scheinbare Verbesserung im Markt ergibt. Dass die Kreisebene für die Messung der Zeitungsvielfalt nur bedingt aussagekräftig ist, ist seit langem bekannt (siehe dazu Pätzold, Ulrich/Röper, Horst: Neue Ansätze einer Pressekonzentrationsforschung. In: Media Perspektiven 2/1984, S. 98ff). Da auf Bundesebene aber keine anderen Daten verfügbar sind, muss darauf zurückgegriffen werden, um einen Ländervergleich zu ermöglichen. Tabelle 39.1 zeigt, dass Nordrhein-Westfalen nach dieser Messung mit einem Monopolisierungswert von 12 Prozent der Bevölkerung im Ländervergleich gut abschneidet. Die Konzentration im Zeitungsmarkt ist in allen anderen Ländern mit Ausnahme der Stadtstaaten Berlin und Hamburg deutlich stärker fortgeschritten. Der Vergleichswert für das Bundesgebiet liegt bei 42 Prozent. Der Wert für Nordrhein-Westfalen liegt entsprechend 30 Prozentpunkte unter jenem für Deutschland. Bereits die vorangegangenen Studien hatten ein ähnliches Bild gezeigt: Der Grad der Monopolisierung war in den meisten Bundesländern jeweils weiter vorangeschritten als in Nordrhein-Westfalen. 78 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 39.1: Ein-Zeitungs-Kreise und Mehr-Zeitungs-Kreise 2008 Bundesland Ein-Zeitungs-Kreise Anzahl Kreise Mehr-Zeitungs-Kreise Bevölker. absolut Bevölker. in % Anzahl Kreise Bevölker. absolut Bevölker. in % Baden-Württemberg 21 4.392,5 40,9 23 6.357,3 59,1 Bayern 59 6.475,7 51,7 37 6.044,6 48,3 - - - - 3.416,3 100,0 Brandenburg 13 1.890,7 74,5 5 647,0 25,5 Bremen 1 115,3 17,4 1 547,8 82,6 Hamburg - - - - 1.770,6 100,0 Hessen 10 1.777,2 29,3 16 4.295,4 70,7 Mecklenburg-Vorp. 17 1.469,3 88,0 1 200,4 12,0 Niedersachsen 35 5.548,8 69,6 11 2.422,9 30,4 Nordrhein-Westfalen 9 2.201,9 12,2 45 15.794,7 87,8 Rheinland-Pfalz 27 2.981,3 73,7 9 1.064,3 26,3 Saarland 5 699,8 67,5 1 336,8 32,5 Sachsen 9 2.703,5 64,0 4 1.516,7 36,0 Sachsen-Anhalt 10 1.727,3 71,6 4 685,2 28,4 Schleswig-Holstein 11 1.874,6 66,1 4 962,8 33,9 Thüringen 12 1.076,9 47,0 11 1.212,3 53,0 Gesamt 2008 239 34.934,8 42,4 174 47.283,0 57,6 Gesamt 2006 261 35.007,5 42,5 178 47.430,5 57,5 Gesamt 2004 256 34.808,1 42,1 183 47.728,6 57,9 Gesamt 1976 156 20.108,4 32,7 187 61.405,2 67,3 Berlin Quelle: Media Perspektiven 9/2009, S. 479ff Tatsächlich liegt der Monopolisierungsgrad in Nordrhein-Westfalen aber deutlich höher. Dies zeigt sich, wenn der Zeitungsmarkt nicht auf der Ebene der Kreise, sondern auf der Ebene der Gemeinden untersucht wird. Bei den vorliegenden Antworten wird auf dieser Ebene der Zeitungsmarkt in NRW dokumentiert und analysiert. Dazu wird die IVW-Verbreitungsanalyse mit den Auflagenzahlen für das 1. Quartal 2010 genutzt (siehe Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW): Verbreitungsanalyse Tageszeitungen 2010. Berlin 2011). Aktuellere Zahlen liegen nicht vor. Bei den Strukturdaten zur Zeitungsbranche wird der aktuelle Stand von Mitte 2011 berücksichtigt. Die Untersuchungsergebnisse zeigen, dass die Monopolisierung im Zeitungsmarkt NRW seit 2008 stark gestiegen ist. Der Anteil der in Monopolgebieten lebenden Bevölkerung kletterte von 23,5 Prozent in 2008 auf 26,8 Prozent in 2010. Knapp 5 Millionen Einwohner haben inzwischen keine Auswahl mehr bei der Zeitungslektüre mit lokaler Berichterstattung. Das Gros der Einwohner, rund 10 Millionen, kann noch zwischen zwei Titeln wählen (2008: 10,6 Millionen), knapp 3 Millionen zwischen drei Zeitungen (2008: 3,2 Millionen). Wettbewerbsgebiete mit vier Zeitungen existieren praktisch nicht mehr. Die Angebotsmonopole betreffen inzwischen 133 Gemeinden und kreisfreie Städte. In 2008 waren es noch zehn (siehe dazu ausführlicher die Antwort zu Frage 34.) 79 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 40. Drucksache 15/4047 Welche Möglichkeiten sieht die Landesregierung, die Lokalredaktionen in NRW zu unterstützen und den Markt zu stabilisieren? Die Landesregierung hat eine Studie in Auftrag gegeben, die die aktuellen Bedingungen für den Lokaljournalismus in Nordrhein-Westfalen untersuchen wird. Die Ergebnisse der Studie werden Ende Juni 2012 vorliegen. (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 61). Neben der Beauftragung des wissenschaftlichen Gutachtens unterstützt die Landesregierung zudem die „Initiative Lokaljournalismus in Nordrhein-Westfalen“ an der Technischen Universität Dortmund, die Weiterbildungsmaßnahmen für Lokaljournalistinnen und -journalisten plant und durchführt. (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 52) 41. Wie verhält sich die Redaktionsgröße im Verhältnis zur Höhe der lokalen Auflage in NRW im Vergleich zu anderen Bundesländern? Zu dieser Fragen sind der Landesregierung weder Daten zu Nordrhein-Westfalen noch zu anderen Bundesländern bekannt. Die Landesregierung hat allerdings vorgesehen, diese Frage im Rahmen der Studie zum Lokaljournalismus (siehe Antwort zu Frage 40) untersuchen zu lassen. 42. Welche redaktionellen Mindestumfänge besitzen Zeitungen in NRW und wie gestaltet sich hierbei das Verhältnis von Mantelteil zum Lokalteil? Auf der Basis der Ergebnisse einer quantitativen Vermessung der Hauptausgaben an den beiden Stichtagen im November 2011 (siehe dazu die Antwort zu Frage 25) ergibt sich ein durchschnittlicher Umfang für den redaktionellen Teil von 24,9 Seiten (9.11.2011) beziehungsweise 25,3 Seiten (10.11.2011). Davon gingen 9,9 beziehungsweise 9,6 Seiten auf das Konto des Lokalteils. Die Lokalteile hatten entsprechend einen Anteil von gut 28 Prozent am Gesamtumfang oder 38 Prozent am redaktionellen Umfang der Zeitungen. Der redaktionelle Umfang der Lokalteile der einzelnen Titel weist eine erhebliche Spannweite auf. Den geringsten Umfang hatten mit 4,5 Seiten der Remscheider General-Anzeiger und mit 4,75 Seiten der General-Anzeiger in Bonn (jeweils am 9.11.2011). Den absolut größten Umfang hatte die lokale Berichterstattung der Münsterländischen Volkszeitung in Rheine mit 16,5 beziehungsweise 12,5 Seiten. Gleichfalls umfangreiche Lokalteile wiesen der Soester Anzeiger (14,5 beziehungsweise 15,5 Seiten), die Lippische Landes-Zeitung (13,3 beziehungsweise 13,5) und die Lüdenscheider Nachrichten (12,8 beziehungsweise 13,3) auf. Auch die Umfänge der redaktionellen Hauptteile schwanken stark. Den größten Umfang weist die Recklinghäuser Zeitung mit 19,3 beziehungsweise 20,3 Seiten auf. Ein großes Angebot unterbreiten auch der General-Anzeiger in Bonn mit 17,5 beziehungsweise 20,8 Seiten, die Kölnische Rundschau mit 18,5 beziehungsweise 18,8 oder die Westfälische Rundschau mit 19,0 beziehungsweise 17,3 sowie die Westdeutsche Allgemeine mit jeweils 18,0 Seiten aus. Eine geringe überregionale Berichterstattung boten das Haller Kreisblatt (10,5 beziehungsweise 10,0 Seiten), die Lippische Landes-Zeitung (12,0 beziehungsweise 10,0), das Mindener Tageblatt (he 11,0), die Neue Westfälische (11,5 beziehungsweise 10,0). Der redaktionelle Umfang des Hauptteils (13,9 beziehungsweise 14,5 Seiten) ist um knapp die Hälfte umfangreicher als der durchschnittliche Lokalteil (9,9 beziehungsweise 9,6 Seiten). 80 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 43. Drucksache 15/4047 Wie beurteilt die Landesregierung diese Sachverhalte? Wer Vielfalt anstrebt, wird auch ein sehr unterschiedliches, ein sehr vielgestaltiges Erscheinungsbild des Zeitungsmarktes begrüßen. Dazu gehört auch die unterschiedliche Gewichtung einzelner Ressorts, die sich unter anderem in den Umfängen der einzelnen Zeitungsteile widerspiegelt. Bei lokalen und regionalen Abonnementzeitungen hat naturgemäß die lokale Berichterstattung ein besonderes Gewicht. Die Analyse der aktuellen Zeitungsausgaben zeigt, dass das relative Gewicht der lokalen Berichterstattung gemessen am Umfang gegenüber den Hauptteilen der Zeitungen gewachsen ist. Es ist nicht Aufgabe der Landesregierung, diesen Sachverhalt zu beurteilen. Die Zuweisung von Umfängen an einzelne Ressorts und die damit verbundene Gewichtung ist Teil von Verlagsstrategien und gehört zur Gestaltungsfreiheit der Unternehmen. 44. Wie viele Fernsehsender mit lokalen Programminhalten haben seit 2008 in Nordrhein-Westfalen eine Lizenz beantragt und wie wurde in diesen Fällen entschieden? Nach Angaben der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) hat die Medienkommission der LfM zuletzt 2008 über neue Zulassungen für lokales und regionales Fernsehen in Nordrhein-Westfalen entschieden. Dabei erhielten folgende Gesellschaften eine Lizenz für ein regionales Vollprogramm für je zehn Jahre: TV Aachen GmbH & Co KG i.Gr. für TV.Aachen, center.tv Heimatfernsehen Aachen GmbH für center.tv Region Aachen, CityVision GmbH & Co KG für CityVision, das Stadtfernsehen, center.tv Heimatfernsehen Niederrhein GmbH für center.tv Region Niederrhein, WestEins TV GbR für West1, MSL-TV GmbH i.G. für MSL-TV, TV.Dortmund GmbH & Co KG i.Gr. für TV.Dortmund. Bereits im Oktober 2007 hatte die LfM-Medienkommission TV.Münster eine Lizenz zugesprochen. Von den oben genannten Programmen senden bislang nur center.tv Aachen und CityVision in der Region Mönchengladbach. Die Anträge für TV.Dortmund und TV.Münster wurden von der Ruhr-Nachrichten Verlag & Co KG gestellt. Zu den Gesellschaftern von TV Aachen zählen die Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH (Rheinische Post) und der Zeitungsverlag Aachen GmbH (Aachener Nachrichten/Aachener Zeitung). Für West 1 erhielt die WAZ-Gruppe eine Lizenz. Als Veranstalter von MSL-TV bekam die Aschendorff Medien GmbH & Co KG in Münster (Westfälische Nachrichten) eine Zulassung. Das Unternehmen hatte außerdem auch einen Zulassungsantrag für die Ruhr-Lippe TV-GmbH i. Gr. gestellt, die ein Verbreitungsgebiet mit den Städten Hagen und Hamm sowie Teile des Ennepe-Ruhr Kreises, des Kreises Unna und des Märkischen Kreises versorgen sollte. Bereits vor 2008 waren erstmals Zulassungen für center.tv Köln und center.tv Düsseldorf (2005), wm.tv (2005/Westmünsterland), Studio 47 (2005/Duisburg) und center.tv Heimatfernsehen Ruhr (2007/Ruhrgebiet) erteilt worden. 81 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 45. Drucksache 15/4047 An welchen Fernsehsendern in Nordrhein-Westfalen mit lokalen Programminhalten sind Zeitungsverlage beteiligt und wie hoch ist der jeweilige Anteil? Zurzeit werden in Nordrhein-Westfalen insgesamt sechs lokale oder regionale TVProgramme ausgestrahlt sowie das landesweit im Kabelnetz zu empfangende Programm NRW.TV. Nur an den Programmen center.tv Heimatfernsehen Ruhr und wm.tv sind keine Zeitungsverlage beteiligt. Die folgende Tabelle gibt Aufschluss über die Höhe der einzelnen Beteiligungen: Tab. 45.1: Eigner lokaler und regionaler TV-Programme in Nordrhein-Westfalen Programm Eigner Programme mit Verlagsbeteiligung center.tv Heimatfernsehen Köln GmbH 74,0% M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co KG (center.tv Köln und center.tv Aachen) 24,4% H. Neusser Besitz- und Verwaltungs GmbH & Co KG center.tv Heimatfernsehen Düsseldorf GmbH & Co KG 100% Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH City Vision GmbH & Co KG, Mönchengladbach 60,0% Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH 40,0% Thomas Manglitz Studio 47 Stadtfernsehen Duisburg GmbH & Co KG 30,0% Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft mbH 1,6% Rechtsanwalt Gert Dittert 18,79% Jörg Zeiler 17,07% Sascha Devigne 17,07% Stephan Wesche 17,07% Jürgen Schardt Programme ohne Verlagsbeteiligung center.tv Heimatfernsehen Ruhr AG, Bochum 100% center.tv Holding AG, Köln wm.tv GmbH & Co KG, Bocholt 100% WM Group GmbH landesweites Regionalprogramm NRW TV Fernsehen aus NordrheinWestfalen GmbH & Co KG, Düsseldorf 37,55% Kuhlo Holding GmbH 37,55% Ralf G. Neumann 24,90% WAZ Mediengruppe Während der Kölner Verlag M. DuMont Schauberg (Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express) an den Lokalprogrammen center.tv Köln und center.tv Aachen beteiligt ist, gehört die Rheinisch-Bergische Verlagsgesellschaft (Rheinische Post) bei drei lokal ausgerichteten TV-Programmen zu den Gesellschaftern, und zwar bei center.tv Düsseldorf, bei City Vision in der Region Mönchengladbach und bei Studio 47 Stadtfernsehen in Duisburg. Die center.tv Heimatfernsehen Köln GmbH hat bei der Landesanstalt für Medien NordrheinWestfalen (LfM) eine geplante Änderung der Beteiligungsverhältnisse angezeigt, über die die Medienkommission der LfM in ihrer nächsten Sitzung entscheiden wird. Im Falle der Umsetzung würde die Mediengruppe M. DuMont Schauberg GmbH & Co KG künftig einen Kapitalund Stimmrechtsanteil in Höhe von 90 Prozent und die H. Neusser Besitz- und Verwaltungs82 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 gesellschaft mbH & Co KG ein Kapital- und Stimmrechtsanteil in Höhe von 10 Prozent halten. Alleingesellschafterin der center.tv Holding AG ist die Zalbertus New Media GmbH, deren Alleingesellschafter wiederum André Zalbertus ist. Die WM Group GmbH, die im Westmünsterland den Veranstalter von wm.tv besitzt, gehört der Bocholter Familie Löhr. 46. Wie beurteilt die Landesregierung die publizistische Vielfalt im lokalen Fernsehen in den Städten und Regionen Nordrhein-Westfalens? Nach Angaben der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) liegen noch keine aktuellen Ergebnisse von Studien zur publizistischen Vielfalt innerhalb lokaler oder regionaler TV-Programme in Nordrhein-Westfalen vor. VI. Redaktionelle Kooperationen 47. Sind der Landesregierung Kooperationen von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und Zeitungsverlagen bekannt und welche Erfahrungswerte gibt es hierzu aus anderen Bundesländern? Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) startete im Juni 2008 als erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland eine Onlinekooperation mit einem Zeitungsverlag. Die Zusammenarbeit bestand darin, gegen Entgelt öffentlich-rechtliche TV-Beiträge für das Internetportal der WAZ-Gruppe, www.derwesten.de, zur Verfügung zu stellen. Die Kooperation war im Juni 2007 von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) im Rahmen des Medienforum NRW angeregt worden. Im März 2008 hatten die ARD-Intendanten Eckpunkte für eine entsprechende Zusammenarbeit mit den Verlagen beschlossen, die festlegten, dass die Kooperationen zunächst zeitlich begrenzt und „generell rückholbar“ sein müssten. Ab Juni 2008 übernahm daraufhin die WAZ-Internetplattform regelmäßig einzelne TV-Beiträge vom Westdeutschen Rundfunk. Bis der WDR die Kooperation im Juli 2011 beendete, bot er über seine Tochtergesellschaft WDR Mediagroup der WAZ-Gruppe täglich neun regionale TV-Beiträge an, aus denen die Redaktion von www.derwesten.de jeweils einzelne oder alle auswählen konnte. Dabei handelte es sich nach Angaben des WDR um ein Lizenzgeschäft zu marktüblichen Preisen. Der Preis für die Lizenzierung der TV-Beiträge liege „fast doppelt so hoch wie die Preise eines kommerziellen Anbieters, der zurzeit auf dem Markt ist“, erklärte WDR-Intendantin Monika Piel bei der Vorstellung des Projektes im März 2008. Die Tarife seien aber nicht so hoch, „dass es sich kleinere Verlage nicht leisten könnten“. Genauere Angaben wurden nicht gemacht. Es folgten jedoch keine weiteren Kooperationen mit anderen Zeitungshäusern. Bei der Einbettung der öffentlich-rechtlichen Inhalte in das Onlineangebot der WAZ-Gruppe wurden die öffentlich-rechtlichen Beiträge, die aus den Regionalmagazinen stammten, durch das WDR-Logo gekennzeichnet. Die Redaktion von www.derwesten.de durfte weder Veränderungen vornehmen noch WDR-Videodateien mit Werbung versehen. Die WAZ Gruppe musste sich verpflichten, das unmittelbare Umfeld der gezeigten TV-Beiträge so zu gestalten, dass Werbung klar von den WDR-Bildern getrennt wurde. Nach Angaben von Christian Nienhaus, einem der Geschäftsführer der WAZ-Gruppe, war bei der Übernahme von WDR-Beiträgen für das Onlineportal www.derwesten.de zuletzt eine 83 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 „rückläufige Tendenz“ festzustellen. Das Volumen habe schließlich mehrere hundert Beiträge pro Jahr betragen. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte Nienhaus, die WDR-Videobeiträge seien „kaum geklickt“ worden. WDR-Intendantin Piel erklärte bei einem Interview mit dem Medium Magazin, die WAZ habe in den „letzten anderthalb Jahren (…) immer weniger Videos übernommen“. Einzig verbliebenes Online-Kooperationsmodell in Nordrhein-Westfalen ist die im September 2009 vereinbarte und gestartete Zusammenarbeit zwischen dem ZDF und der WAZ-Gruppe. Entsprechende Videobeiträge stammen aus dem Vertriebsangebot von ZDF Enterprises und werden zu Themen wie Reise, Medizin, Wissen, High Tech, Geschichte, Gesundheit und Entertainment angeboten. Pro Jahr produziert das ZDF-Tochterunternehmen mehr als 400 Videobeiträge, die zwischen 1,5 und 5 Minuten lang sind. Dafür zahlt die WAZ-Gruppe zu „marktüblichen Konditionen“. Einen ähnlichen Vertrag hat das ZDF auch mit der Zeit Online GmbH geschlossen, die das Internetangebot der Wochenzeitung Die Zeit erstellt. Dort sind seit Juni 2008 auch die Kurznachrichten „heute 100 sec“ zu sehen. Die WAZ-Gruppe kooperiert seit Februar 2009 in Thüringen auch mit dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). Dort übernehmen die Thüringer Allgemeine, die Thüringische Landeszeitung und die Ostthüringer Zeitung (Zeitungsgruppe Thüringen) für ihre Onlineangebote täglich drei oder vier MDR-Beiträge aus dem „Thüringen Journal“ des MDR, der außerdem auch Videos der regionalen Sportsendungen und der Sendung Deutschland und die Welt anbietet. Hinzu kommen Links zu „mdr aktuell“ sowie zu den Hörfunkprogrammen MDR 1 Radio Thüringen sowie „mdr info“. Die Präsentation der Videos erfolgt werbefrei und zu „marktüblichen Preisen“. Der MDR wickelt die Kooperation über die Telepool GmbH ab. An diesem Vermarktungs- und Filmhandelsunternehmen sind außer dem MDR auch der Bayerische Rundfunk, der Südwestrundfunk und die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft beteiligt. Seit Februar 2010 kooperiert der MDR auch mit der Leipziger Volkszeitung und den Dresdner Neuesten Nachrichten, die mehrheitlich zur Verlagsgruppe Madsack gehören, sowie seit März 2010 mit der Sächsischen Zeitung. Die Onlineredaktionen der Zeitungen übernehmen Beiträge, die zuvor im Sachsenspiegel, bei Sport im Osten oder MDR aktuell gezeigt wurden. Die Nachverwertung des MDR-Materials erfolgt zu „marktüblichen Konditionen“, wobei als Gegenleistung von den Zeitungen auch Anzeigenflächen zur Verfügung gestellt werden können. Während WDR, ZDF und MDR ihre Beiträge im Rahmen von Onlinekooperationen mit Zeitungsverlagen nur gegen Entgelt oder entsprechende Werbeflächen vermarkten beziehungsweise vermarktet haben, bieten andere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten TVVideos auch gratis an. Dies gilt zum Beispiel für den Bayerischen Rundfunk (BR), der mit dem Nordbayerischen Kurier im Juli 2010 eine journalistische Zusammenarbeit und gemeinsame Nutzung von technischen Infrastrukturen vereinbarte. Dabei handelt es sich nicht um ein finanzielles Verwertungsgeschäft. Über die Homepage www.nordbayerischer-kurier.de können außer den Rundschau News (100-Sekunden-Ausgabe der BR-Nachrichtensendung) auch der Wetter- und Verkehrsservice des Bayerischen Rundfunks abgerufen werden. Eine Onlinekooperation mit dem Münchner Merkur hat der Bayerische Rundfunk im Juli 2009 nach zwölf Monaten beendet. Der Hessische Rundfunk (HR) startete Ende Mai 2008 eine Onlinekooperation mit der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) in Kassel. Seitdem kann die Zeitung regionale HR-Beiträge verlinken und der Hessische Rundfunk erhält im Gegenzug Zugriff auf Videomaterial, das HNA-Reporter gedreht haben. Auf eine finanzielle Verwertung verzichten auch der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), der seit Februar 2010 regionale TV-Berichte dem Berliner Tagesspiegel zur Verfügung stellt, und der Saarländische Rundfunk, der seit No84 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 vember 2009 mit der Saarbrücker Zeitung und seit dem 1. Juli 2010 mit dem saarländischen Anzeigenblatt Wochenspiegel kooperiert. Beim Südwestrundfunk (SWR) haben Anfang 2011 der Südkurier, die Badische Zeitung und die Südwest-Presse die in den beiden Vorjahren begonnenen Onlinekooperationen gekündigt, so dass zurzeit nur noch die Rhein-Neckar-Zeitung Video-Beiträge von den SWRRegionalmagazinen „Landesschau“ und „Baden-Württemberg aktuell“ übernimmt. Die Motive für die Kooperationen liegen in der Regel im Bereich erwünschter Reichweitengewinne: So hoffen öffentlich-rechtliche TV-Programmanbieter, im Internet neue Zielgruppen zu erschließen, wenn ihre TV-Beitrage auch über fremde Plattformen Verbreitung finden. Aus Sicht der Zeitungsverlage ist es wichtig, ihre Onlineangebote mit Bewegtbildern anzureichern und so für ihre Nutzerinnen und Nutzer attraktiver zu machen. Allerdings bemühen sich die meisten Zeitungshäuser inzwischen darum, parallel auch eigene Videoreporter einzusetzen. Die Onlinekooperationen zwischen Zeitungsverlagen und öffentlich-rechtlichen TVVeranstaltern werden seit etwa einem Jahr zunehmend dadurch belastet, dass viele Zeitungsverlage in öffentlich-rechtlichen Angeboten wie der Tagesschau-App eine nicht zulässige Konkurrenz sehen und deshalb bemüht scheinen, sich bewusst von öffentlich-rechtlichen Wettbewerbern abzugrenzen. 48. Haben seit 2008 redaktionelle oder in darüber hinausgehenden Tätigkeitsfeldern Kooperationen zwischen Zeitungsverlagen zugenommen? Wenn ja, welche? In den letzten zehn Jahren sind redaktionelle Kooperationen erheblich ausgebaut worden. Dies gilt für die Zeitungsbranche bundesweit und ist Teil von Maßnahmenpaketen, die alle Verlage im Zuge der ab 2001 gesunkenen Werbeeinnahmen durchgeführt haben. Die Redaktion ist an den Kosten eines Zeitungsverlags zwar durchschnittlich nur mit rund 25 Prozent beteiligt, nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) waren es 2010 25,9 Prozent (siehe BDZV: Zeitungen 2011/12, Berlin 2011, hier S. 98). Dennoch sind die Redaktionen in die fortwährenden Bemühungen der Verlage zur Kostensenkung einbezogen. Dies gilt für alle Bereiche der redaktionellen Produktion, also für die klassischen Ressorts wie für die Lokalredaktionen, für Redaktionen von Themenseiten und Beilagen, für Korrespondenten und Fotografen und letztlich auch für den Bereich von Zulieferungen durch Externe, freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis hin zu den Nachrichtenagenturen. Sehr weitgehend sind die Reorganisationen, die in den letzten Jahren innerhalb des WAZKonzerns durchgeführt worden sind. In Essen ist unter der Leitung der WAZ-Chefredaktion eine Zentralredaktion aufgebaut worden, welche die NRW-Titel der WAZ-Gruppe beliefert. Die früheren Mantelredaktionen der einzelnen Titel wurden personell deutlich reduziert und zu so genannten Titelredaktionen umgebaut, die heute im Wesentlichen auf der Basis der Zulieferungen der Zentralredaktion die einzelnen Seiten produzieren. In diese Kooperation waren zunächst die drei Zeitungen WAZ, NRZ und WR eingebunden. In diesem Jahr ist auch die Westfalenpost (WP) gefolgt. Der Eingliederungsprozess der WP ist noch nicht abgeschlossen. Mit diesen Maßnahmen wurde das so genannte WAZ-Modell aufgegeben, dass innerhalb einer Verlagsgruppe weitgehende Kopperationen auf allen Ebenen bei redaktioneller Unabhängigkeit der Einzeltitel vorsah. Schon in den Jahren zuvor wurden zentral in Essen Beilagen und nicht tagesaktuelle Themenseiten für alle vier Zeitungen erstellt. Inzwischen werden zentral in Essen auch tagesaktuelle Seiten produziert, die in mehreren Titeln erscheinen. So sind etwa die Medienseiten in der WAZ und in der WR identisch. 85 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Auf lokaler Ebene hatte es derartige titelübergreifende Kopperationen innerhalb der WAZGruppe auch schon vorher gegeben. Sie bestanden insbesondere darin, dass an Standorten mit zwei Zeitungen aus der WAZ-Gruppe die eine Zeitung Teile der redaktionellen Produktion der anderen Zeitung übernahm, so etwa bei der Stadtteilberichterstattung (zum Beispiel identisch bei NRW und WAZ in Duisburg) und dem Lokalsport (zum Beispiel zeitweilig WR und WAZ in Dortmund). Schon vor Jahren ist diese Kooperation dergestalt weiter entwickelt worden, dass die am Markt nachrangige Lokalredaktion personell stark ausgedünnt wurde, und eine Restredaktion basierend auf dem redaktionellen Material der Nachbarredaktion einen in Teilen eigenen Lokalteil produzierte (so zum Beispiel die WAZ in Dortmund mit dem Material der WR). Dieses, WAZ-intern als Branding bezeichnete Verfahren, ist im Rahmen der umfangreichen Reorganisation in 2009 auch in Südwestfalen übernommen worden. Für die WR produzieren Restredaktionen in Arnsberg und in Hagen-Hohenlimburg auf der Basis des Materials der WP eigene Ausgaben. An anderen Standorten werden den Leserinnen und Lesern zwar zwei Zeitungen angeboten, die aber beide mit identischem Lokalteil erscheinen. Dort sind aus Kostengründen also selbst kleine Eigenständigkeiten auf der Basis umfangreicher redaktioneller Kooperationen nicht gegeben. In Aachen ist die Kooperation der beiden in einem Verlag erscheinenden Titel Aachener Zeitung und Aachener Nachrichten stark ausgeprägt. Seit 2003 gibt es nur noch eine Chefredaktion für beide Zeitungen. Die Aachener Nachrichten produzieren in der Regel nur noch die ersten vier Seiten des Mantelteils selbst, alle übrigen Seiten werden von der Redaktion der Aachener Zeitung übernommen. An den meisten Standorten der weitgehend deckungsgleichen Verbreitungsgebiete sind seitdem auch die Lokalteile identisch. Unterschiedliche Lokalteile gibt es nur noch für die Städte Aachen, Düren und Alsdorf. Im September 2010 hat die Kölnische Rundschau die eigene Hauptredaktion aufgegeben und bezieht seitdem die überregionale Berichterstattung vom General-Anzeiger in Bonn. Gerade im Hinblick auf die In- und Auslandskorrespondenten sind bei vielen Verlagen in den letzten Jahren die Organisationsstrukturen verändert worden. Diese Veränderungen gehen oft über die Grenzen der nordrhein-westfälischen Verlage hinaus. So hat beispielsweise der WAZ-Konzern in Brüssel einen stattlichen Korrespondentenpool aufgebaut, der unter Anderem auch die Titel des Konzerns in Nordrhein-Westfalen beliefert. Ähnlich sind die Parlamentskorrespondenten in Berlin zusammengefasst worden. Auch deren Material steht nun allen Redaktionen zur Verfügung. Der Verlag des Kölner Stadt-Anzeigers ist genau wie andere Verlage (Berliner Zeitung, Frankfurter Rundschau, Mitteldeutsche Zeitung) der Gruppe M. DuMont Schauberg mit einem Viertel der Anteile an der DuMont Redaktionsgemeinschaft GmbH in Berlin beteiligt, in der die zuvor titelbezogen arbeitenden Korrespondenten zusammengefasst worden sind. Online Intensiver ausgeprägt als für die Zeitungen sind redaktionelle Kooperationen für Internetportale. Ganz generell kooperieren dabei zunächst die Redaktionen aus derselben Verlagsgruppe. Über Verlagsgrenzen hinweg bestehen vielfach Kooperationen, die jenen bei den Tageszeitungen folgen, indem Redaktionen aus einer Zeitungsgruppe jeweils mit der Hauptredaktion dieser Zeitungsgruppe zusammenarbeiten. Die Kooperationsformen sind vielgestaltig. Beispielsweise sind bei der Verlagsgruppe Ippen die Onlineportale www.soesteranzeiger.de; www.wa-online.de (Westfälischer Anzeiger) und www.come-on.de (Lüdenscheider Nachrichten) formal und inhaltlich identisch. Nur die Lokalberichte sind jeweils unterschiedlich. Die Impressa weisen dennoch die drei Zeitungsverlage aus. Ähnlich arbeiten die Verlage im Münsterland zusammen, ohne dass dies in den Impressa ausgewiesen wird. 86 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Noch weiter gehende Kooperationsstrukturen betreibt der WAZ-Konzern, der für seine fünf Zeitungen in NRW das gemeinsame Portal www.derwesten.de produziert. Ende 2011 sollen daneben auch wieder titelbezogene Portale angeboten werden wie www.waz.de. Manche Verlage organisieren ihr Internetportal vollkommen eigenständig, bieten ausschließlich Lokalnachrichten, verzichten entsprechend auf überregionale Nachrichten, die sie ja auch für die Zeitung nicht selbst erstellen. So handhaben es etwa die Verlage des Haller Kreisblatts (www.haller-kreisblatt.de) und der Lippischen Landes-Zeitung (www.lz.de). Der Remscheider General-Anzeiger gestaltet sein Portal www.rga-online.de eigenständig und bietet auf der Basis von dpa-Material auch überregionale Nachrichten, verzichtet also im Internet auf die Zulieferungen der Westdeutschen Zeitung, von der er den Zeitungsmantel bezieht. Ähnlich agiert auch der zweite Kooperationspartner der WZ. Das Solinger Tageblatt stellt in sein Portal zudem eigene Videoberichte ein. Unterschiedlich sind die Quellen für Videoberichte in Internetportalen. Nach Untersuchungen des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverlage (BDZV) stellen inzwischen die meisten Verlage (59 Prozent) Videoberichte selbst her. Dazu gehören in Nordrhein-Westfalen auch die Verlage kleinerer Zeitungen (zum Beispiel Solinger Tageblatt, Bocholter-Borkener Volksblatt). Der WAZ-Konzern hat zeitweilig für www.derwesten.de aktuelle Videoberichte gegen Bezahlung vom WDR übernommen. Diese Kooperation ist beendet worden. In anderen Bundesländern bestehen solche Kooperationen zwischen Zeitungsverlagen und öffentlichrechtlichen Anstalten weiterhin. Ein wichtiger Zulieferer für Zeitungsverlage ist inzwischen die OMS-Online Marketing Service GmbH & Co KG in Düsseldorf, ein Gemeinschaftsunternehmen von Verlagen, das einst für die Werbevermarktung von Onlineportalen gegründet worden war. Rund ein Drittel der Verlage bezieht der BDZV-Untersuchung zufolge Bildmaterial von externen Zulieferern. Noch größer als für redaktionelle Inhalte sind Kooperationen im Anzeigenbereich, so etwa über das Gemeinschaftsunternehmen Kalaydo GmbH & Co KG in Köln der Zeitungen Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und Express, Rheinische Post, Westdeutsche Zeitung, Solinger Tageblatt und Remscheider General-Anzeiger, Genral-Anzeiger, Bonn, Aachener Nachrichten und Aachener Zeitung sowie der Rhein-Zeitung in Rheinland-Pfalz. Reisebeilagen Über die Zeitungsgruppen hinaus gibt es bundesweit eine großflächige Vernetzung bei der Produktion von Beilagen für die Wochenendausgaben. Mit diesen Verbundlösungen und den damit verbundenen hohen Gesamtauflagen können die Zeitungshäuser der Reisebranche und ihren Insertionen eine hohe Attraktivität bieten. Anders als bei den Anzeigenkombinationen, bei denen den Kunden nur ein Service für großflächige Anzeigenbelegungen in unterschiedlichen Produkten geboten wird, geht es bei den Reisebeilagen um ein einheitliches Produkt. Der Anzeigenkunde kennt entsprechend genau das redaktionelle Umfeld, in dem seine Anzeige erscheint. Einer der Verbundpartner erstellt das Produkt auch redaktionell. Diese Verbundlösungen bestehen schon seit vielen Jahren, sind insbesondere dann stabil, wenn es sich um Partner aus denselben Verlags- bzw. Zeitungsgruppen handelt. Geht die Kooperation über diese Grenzen hinaus sind die Gruppen und ihre Zusammensetzung weniger stabil. Einzelne Verlage scheren aus, schließen sich anderen Gruppen an oder bilden zusammen mit anderen Unternehmen neue Gruppen. 87 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 NRW-Zeitungen sind an folgenden Produkten beteiligt: Das ReiseJournal wird den fünf Titeln der WAZ-Gruppe beigefügt. HNA ReiseZeit: Die HNA Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung in Kassel produziert das Produkt, das mit über 1,3 Millionen Exemplaren in Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen erscheint. Die HNA gehört zur Ippen-Gruppe. Daher ist es nicht überraschend dass die NRW-Titel der Ippen-Gruppe in die Kooperation einbezogen sind: Dies gilt für: o Westfälischer Anzeiger, Hamm o Soester Anzeiger o Lüdenscheider Nachrichten o Der Patriot, Lippstadt o Neue Westfälische, Bielefeld o Haller Kreisblatt o Lippische Landes-Zeitung, Detmold o Mindener Tageblatt. Das Reisemagazin: Das Magazin erreicht eine Auflage von knapp 300.000 Exemplaren. Trägerobjekte sind: o Ruhr Nachrichten (inkl. Münstersche Zeitung) o Emsdettener Volkszeitung o Recklinghäuser Zeitung o Hellweger Anzeiger, Unna. Themenseiten Unter Themenseiten werden Produkte verstanden, die nicht tagsaktuell berichten, sondern insbesondere für bestimmte Anzeigen ein attraktives Redaktionsumfeld darstellen. Bei einigen Verlagen erscheinen solche Seite (Bauen, Wohnen, Auto etc.) an bestimmten Wochentagen. Andere Seiten dieser Art werden als Füllmaterial genutzt und je nach Bedarf in den einzelnen Ausgaben präsentiert. Beispielsweise werden derartige Seiten bei der WAZGruppe zentral in Essen für alle fünf Zeitungen in Nordrhein-Westfalen produziert. Auch im Bereich der Lokalredaktionen gibt es sehr unterschiedliche Kooperationsformen zwischen Verlagen. Solche Kooperationen werden häufig schon seit Jahren praktiziert, aber immer wieder erweitert und neu ausgerichtet. Einige Beispiele: 88 Die beiden verflochtenen Verlage von Ruhr Nachrichten und Recklinghäuser Zeitung erscheinen in unterschiedlichen Teilen des Kreises Recklinghausen. Für die Kreisberichterstattung, bei der Recklinghäuser Zeitung „Aus der Region“ und bei den Ruhr Nachrichten „Kreis Recklinghausen“, wird eng kooperiert. Die einzelnen Lokalredaktionen liefern für die Kreisseite zu. Berichte und Fotos sind in beiden Zeitungen weitgehend identisch, werden aber jeweils mit einer eigenständigen Seitengestaltung präsentiert. Ähnlich wird bei den Seiten „Sport in der Region“ beziehungsweise „Sport aus dem Kreis“ verfahren. LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 49. Drucksache 15/4047 Auch die gleichfalls verflochtenen Zeitungen Westfälischer Anzeiger und Soester Anzeiger kooperieren. Der Soester Anzeiger übernimmt zum einen den Mantelteil aus Hamm und liefert dem Westfälischen Anzeiger die lokale Berichterstattung (eine Seite) über die Gemeinde Welver, wo sich die Verbreitungsgebiete der beiden Titel überschneiden. Über die Verlagsgrenzen hinaus arbeitet der Soester Anzeiger auch mit der Nachbarzeitung Der Patriot in Lippstadt zusammen. Die Lippstädter übernehmen je eine Seite über Soest und über Rüthen und liefern dafür die Berichterstattung über Lippstadt. Die jeweiligen Seiten passen sich nahtlos in die Lokalteile ein, weil das Layout bis hin zur Farbgebung vereinheitlicht worden ist. Im Märkischen Kreis wird eine ähnliche Kooperation zwischen der Lokalzeitung Süderländer Tageblatt und den Lüdenscheider Nachrichten praktiziert. Das Lokalblatt wird in Plettenberg und Herscheid vertrieben. In Herscheid überlappen sich die Verbreitungsgebiete der beiden Zeitungen. Die Lüdenscheider übernehmen vom Tageblatt die Berichterstattung über Herscheid. Zudem bestehen redaktionelle Kooperationen für den Lokalsport. Wie beurteilt die Landesregierung diese Kooperationen? Kooperationsentscheidungen sind zunächst betriebswirtschaftliche Entscheidungen der jeweiligen Verlagsleitungen. Wenn Verlage in wirtschaftlich schwierigen Zeiten über Kooperationen Kostenvorteile erzielen, ist das positiv zu bewerten. Das gilt im Grundsatz auch für Entscheidungen zu Kooperationen im redaktionellen Bereich. Nur wenn die Vielfalt des journalistischen Angebots eingeschränkt wird, kollidieren betriebswirtschaftliche Interessen und das öffentliche Interesse an einem vielfältigen Medienangebot. Aus Sicht der Landesregierung liegt ein solcher Interessengegensatz nicht vor, wenn disloziert agierende Verlage beispielsweise beim Einsatz von Korrespondenten kooperieren, wie dies etwa innerhalb der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg praktiziert wird. Wenn redaktionelle Kooperationen allerdings zur Vereinheitlichung von Teilen der Berichterstattung der Zeitungen im selben Markt führen, ist dies unter dem publizistischen Aspekt der Vielfalt zu bedauern. Vielfalt manifestiert sich nicht in der Unterschiedlichkeit von Zeitungstiteln sondern in der Unterschiedlichkeit der Berichterstattung. So lange Vielfalt jedoch gewährt bleibt, und mithilfe von Kooperationen die jeweiligen Zielsetzungen erreicht werden, sind diese Kooperationen zu begrüßen, weil sie zur Stabilisierung der Verlage beitragen. VII. Sicherung der Zeitungsvielfalt 50. Welche Maßnahmen wurden seit 2008 in den EU-Mitgliedstaaten zur Förderung von Zeitungsverlagen und speziell zur Förderung der Zeitungsvielfalt unternommen? (Auflistung mit den jeweiligen Förderinstrumenten wie Mehrwertsteuerreduktion, Distributionsförderung, direkte Zuschüsse etc.)? Die Europäische Union (EU) nimmt selbst keine Fördermaßnahmen vor, akzeptiert aber die sehr unterschiedlichen Maßnahmen der Nationalstaaten. Ziel der Presseförderung ist es, mit Hilfe staatlicher Unterstützung die strukturelle Vielfalt der Presse zu erhalten oder zu fördern. Handelt es sich um finanzielle Unterstützungen, stellen diese eine staatliche Beihilfe dar, sind aber innerhalb der Europäischen Union solange zulässig, wie nicht der Handel zwischen Mitgliedstaaten beeinträchtigt wird (Art. 87 EGV). Grundsätzlich wird davon ausgegangen, 89 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 dass die finanzielle Unterstützung von Zeitungen auf den Wettbewerb außerhalb einzelner Nationalstaaten keinen Einfluss hat. Zu dieser Einschätzung gelangte die EU-Kommission bereits 1977. Auch die in Frankreich praktizierte Förderung des Auslandsvertriebs wurde von der EU-Kommission nicht beanstandet. Da ein grenzüberschreitender Handel mit Printmedien nur in beschränktem Maße stattfindet (Ausnahmen bestehen bei grenzüberschreitenden einheitlichen Sprachräumen, zum Beispiel Deutschland und Österreich sowie außerhalb der EU Schweiz), und betreffen hauptsächlich den Zeitschriften-, kaum den Zeitungsmarkt), wird Presseförderung auch von der World Trade Organization (WTO) geduldet. Neuere Maßnahmen (seit 2008) sind nur aus folgenden Ländern bekannt: Frankreich Insgesamt addieren sich direkte und indirekte Hilfen für die französischen Presseunternehmen nach offiziellen Angaben inzwischen auf 1,4 Milliarden Euro jährlich. Um das französische System der Presseförderung zu optimieren, hat Staatspräsident Nicolas Sarkozy eine Expertenkommission beauftragt („Generalstände der Presse“). Das 60seitige Grünbuch der Kommission von 2009 umfasst 90 Vorschläge über Hilfen für die Presse. Einige davon hat der Präsident aufgegriffen und umgesetzt und dafür ein zusätzliches Budget von jeweils 200 Millionen Euro für drei Jahre zur Verfügung gestellt. Zu den Maßnahmen gehören: Das Vertriebssystem für Zeitungen soll durch zusätzliche Verkaufsstellen (unter anderem auch Tankstellen) weiter verbessert werden, nachdem bereits in 2008 erste Maßnahmen durchgeführt worden waren. Zudem werden die Fördermittel für die Zeitungszustellung deutlich erhöht. Zeitungen sollen von der Gewerbesteuer befreit werden, desgleichen auch Onlinezeitungen. Der Zeitungsdruck soll verbilligt werden. Für 18-Jährige wird ein Jahr lang der Bezug einer Zeitung finanziert, um gerade Jugendliche wieder stärker an das Medium Zeitung zu binden. Die Hilfen für Tageszeitungen mit geringen Werbeeinnahmen wurden auf 14 Millionen Euro pro Jahr verdoppelt. Österreich Seit dem Inkrafttreten des Presseförderungsgesetzes 2004 (PresseFG 2004) am 1. Januar 2004 ist in Österreich die Medienaufsicht KommAustria für die Vergabe von Mitteln zur Presseförderung zuständig. Grundsätzlich erhalten alle geförderten Tageszeitungen denselben Betrag zur Vertriebsförderung. Darüber hinaus werden Zweitzeitungen unterstützt, um eine regionale publizistische Vielfalt zu sichern. Diese Titel erhalten außer einem Festbetrag von einer halben Million Euro eine zusätzliche operative Förderung, die sich jeweils nach der Auflagenhöhe richtet. Im Jahr 2008 wurden bislang in mehr als hundert Fällen Subventionen genehmigt. Insgesamt steht eine Fördersumme von 12,84 Millionen Euro zur Verfügung, wovon 4,52 Millionen Euro auf die Vertriebsförderung entfallen und 6,65 Millionen Euro für Zweitzeitungen reserviert sind. Darüber hinaus stehen 1,67 Millionen Euro zur Journalistenförderung, für Forschung und für Leseförderungen (zum Beispiel Projekte in der Schule) bereit. Mit einer Novellierung des Presseförderungsgesetzes in 2009 wurden die Voraussetzungen geschaffen, ein Organ der Selbstkontrolle der Presse zu fördern („Fonds zur Förderung der Selbstkontrolle der Presse“). Niederlande In den Niederlanden werden Subventionen insbesondere über zinsgünstige Kredite sowohl an bedürftige Verlage zur Existenzsicherung als auch für Zeitungsgründungen vergeben. Die 90 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 einst bedeutenden Vergünstigungen für Post- und Bahntransporte sind sukzessive zurückgeführt worden. In früheren Jahren waren Vertriebserlöse von der Umsatzsteuer befreit. Seit 1979 wurden zunächst vier Prozent Mehrwertsteuer erhoben, später sechs Prozent. Im Hinblick auf die Tendenz zunehmender Konzentration, auch im Markt der Tageszeitungen, hat die Regierung Anfang 2009 eine Kommission eingesetzt. Zur Stützung der Pressevielfalt wurde zudem ein spezieller Fonds („Stimuleringsfonds voor de Pers“) aufgelegt, der Hilfsmaßnahmen für Verlage in wirtschaftlichen Schwierigkeiten umsetzen soll. Auch Innovationen werden gefördert. 51. Welche Maßnahmen zur Förderung von Zeitungsverlagen haben sich seit 2008 in der Bundesrepublik Deutschland bewährt? Die Fördermaßnahmen sind seit 2008 in der Bundesrepublik nicht verändert worden. Insofern gibt es aus Sicht der Landesregierung keinen neuen Sachstand. Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage 52 verwiesen. 52. Hält die Landesregierung die bestehenden Maßnahmen in Deutschland für ausreichend? Wenn ja, Warum? Wenn nein, welche Initiativen zur Stärkung der Zeitungsvielfalt wird die Landesregierung ergreifen? In der Bundesrepublik Deutschland kommt Fördermaßnahmen für Zeitungsverlage und zu Gunsten der Zeitungsvielfalt traditionell eine deutlich geringere Rolle zu als in anderen Staaten der EU (siehe dazu auch Frage 50 sowie die entsprechenden Ausführungen in der Drucksache 14/8531). Um die Zeitungsvielfalt zu sichern, werden insbesondere Fusionen im Pressemarkt zunächst vom Bundeskartellamt auf Basis des Kartellrechts untersucht. Zur derzeit diskutierten Novellierung des Kartellrechts, speziell der so genannten Presseklausel, siehe die Antwort zu Frage 57. Auf dem Medienforum am 20. Juni 2011 hat die Ministerpräsidentin Maßnahmen zur Unterstützung des Lokaljournalismus in NRW angekündigt. Die Berichterstattung auf lokaler Ebene ist und bleibt unverzichtbar für die Meinungs- und Willensbildung in unserer Gesellschaft. Allerdings unterliegt die Printbranche einem tiefgreifenden Strukturwandel. In den vergangenen Jahren sind viele Lokalredaktionen zusammengeführt oder geschlossen worden. Angesichts der eminenten Bedeutung des Lokaljournalismus ist Weiterbildung für dieses Berufsfeld besonders wichtig. Da der Bedarf an Weiterbildung durch den digitalen Medienumbruch signifikant verstärkt wird, unterstützt die Landesregierung die „Initiative Lokaljournalismus in NordrheinWestfalen“ am Institut für Journalistik der Technischen Universität Dortmund. Das Projekt beschäftigt sich mit der Weiterbildung von Lokaljournalistinnen und -journalisten und wird von der Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen mit rund 200.000 Euro gefördert. Die Initiative „Lokaljournalismus in Nordrhein-Westfalen“ ist eine unabhängige Organisationseinheit an der Universität Dortmund, die Weiterbildungsangebote für Lokaljournalistinnen und -journalisten plant und durchführt. Angestrebt wird ein Angebot, das sich eng am tatsächlichen Bedarf orientiert, der im Vorfeld von der Universität ermittelt wird. Seminare sollen flächendeckend in NRW und vor Ort in den Verlagen durchgeführt werden. Die Initiative ist als Pilotprojekt für die Konstruktion von nachhaltigen Strukturen zu verstehen. Sie soll erste praktische Erfahrungen liefern und dient zudem als Plattform für den Dia91 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 log über Bedarfe und geeignete Maßnahmen zur Unterstützung des Lokaljournalismus mit relevanten Gruppen wie den Verlegerverbänden und den Gewerkschaften. Verantwortlich für das Projekt ist Professor Horst Pöttker vom Institut für Journalistik. Das Projektteam wird zunächst den Weiterbildungsbedarf für fest angestellte und freie Lokaljournalistinnen und -journalisten ermitteln, um dann bedarfsgerechte Angebote in ganz NRW zu entwickeln. Dazu werden unter anderem in Lokalredaktionen Seminare mit erfahrenen Referentinnen und Referenten angeboten. Um die größtmögliche Praxisnähe zu garantieren, erfolgt die Projektarbeit in enger Zusammenarbeit mit einem Beirat, in welchem Mitglieder der Verleger-, Journalisten- und Stifterverbände vertreten sind. 53. Wie bewertet die Landesregierung die derzeitige Entwicklung beim PresseGrosso? Im Bereich von Zeitungen und Zeitschriften spielt der Pressevertrieb eine große Rolle, da er außer einer optimalen Organisation von Absatzkanälen auch gewährleistet, dass Presseprodukte an möglichst vielen Orten und zu jeder Zeit zu gleichen Bedingungen erhältlich sind. Nur so kann die Informationsfreiheit materiell gesichert werden. In Deutschland hat sich ein dreistufiges Vertriebssystem für Zeitungen und Zeitschriften entwickelt, bei dem zwischen den Verlagen und dem Einzelhandel der Großhandel als Intermediär tätig wird. Während bei Abonnementzeitungen verlagseigene Zustellsysteme der wichtigste Distributionskanal sind, spielt bei den Straßenverkaufszeitungen und Zeitschriften der Großhandel, der allgemein als Presse-Grosso bezeichnet wird, eine zentrale Rolle. Die Landesregierung sieht in dem Presse-Grosso die wesentliche Voraussetzung für Informationsvielfalt und Neutralität in der Zeitungs- und Zeitschriftenlandschaft. Die folgende Grafik gibt einen Überblick über die Zeitschriften-Vertriebswege: Abb. 53.1: Zeitschriften-Vertriebswege 2010 Grosso Einzelhandel (69 Grossisten) Bahnhofsbuchhandel Verlag Abonnement Lesezirkel (ca. 140 Betriebe) Sonstiges (WBZ) Quelle: eigene Darstellung 92 Käufer LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Mit etwa 54 Prozent Marktanteil stellt der Pressegroßhandel den wichtigsten Vertriebskanal im Pressevertrieb dar. Grossisten werden direkt von den Zeitungs- oder Zeitschriftenverlagen oder von sogenannten nationalen Distributoren beliefert, die als Vertriebsunternehmen kleineren Verlagen die Abwicklung des Vertriebs anbieten. Diese Vertriebsgesellschaften sind zum großen Teil Tochterunternehmen der marktbeherrschenden vier Großverlage Bauer, Burda, Gruner+Jahr, Springer sowie des WAZ-Konzerns. In Deutschland existierten 2010 69 Pressegroßhändler, von denen 12 eine Verlagsbeteiligung aufwiesen. Die Zahl der Grossisten ist in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Zum Vergleich: Ende 2007 waren es noch 75 Presse-Grosso-Unternehmen, davon 63 unabhängige Großhändler und bereits damals schon 12 mit Verlagsbeteiligung. Wegen der in der Regel vorhandenen Alleinanbieterstellung in seinem Vertriebsgebiet ist jeder Grossist zur Aufnahme und Verbreitung aller verkäuflichen Titel verpflichtet, wodurch die Pressevielfalt gestützt werden soll. Für das deutsche System des Pressevertriebs über Grossisten existieren einige Besonderheiten: Preisbindung von Verlagserzeugnissen: Um vor allem Printprodukte mit kleiner Auflage und kleinere Verkaufsstellen zu schützen, gilt in der Bundesrepublik für Verlagsprodukte gemäß § 16 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) die Preisbindung, so dass grundsätzlich keine Kundenrabatte – zum Beispiel für größere Absatzmengen – möglich sind. Durch diese Regelung soll außerdem erreicht werden, dass sich alle Bürger überall zu gleichen wirtschaftlichen Bedingungen informieren können. Gebietsschutz der Presse-Grossisten: Wettbewerbsrechtlich muss ein faktischer Gebietsschutz für die Presse-Grossisten konstatiert werden. Das bedeutet, dass Presse-Grosso-Unternehmen mit Duldung des Bundeskartellamtes weitgehend als Monopolisten tätig sind, allerdings auch keine Einzelhändler außerhalb ihres Gebietes beliefern dürfen. Mehr als neunzig Prozent aller Einzelhandelsverkaufsstellen werden von nur einem Großhändler beliefert, der Rest (in Hamburg, Berlin, Frankenthal und im Bayerischen Wald) verfügt über zwei Grossisten. Kontrahierungszwang: Jeder Grossist ist verpflichtet, alle angebotenen Titel in sein Vertriebsprogramm aufzunehmen und alle Einzelhändler seines Gebietes zu beliefern. Allerdings müssen nicht alle Verkaufsstellen mit allen Produkten beliefert werden. Dispositionsrecht: Grossisten haben das Recht zu entscheiden, welche Verkaufsstellen sie mit welchen und wie vielen Titeln beliefern, das heißt, sie bestimmen das Sortiment und die Menge der Lieferung für einzelne Verkaufsstellen. Remissionsrecht des Einzelhandels: Der Einzelhandel hat das Recht, nicht verkaufte Exemplare (Remittenten) an den Verlag zurückzugeben, so dass dieser das Absatzrisiko trägt. Von insgesamt etwa vier Milliarden Zeitungen und Zeitschriften, die jährlich in den Handel gelangen, werden ca. 1,5 Milliarden Exemplare nicht verkauft und deshalb den Verlagen zurückgegeben. Die entsprechende Remissionsquote liegt seit Jahren bei etwa 40 Prozent. Zusammenfassend: Die Preisbindung und der Gebietsschutz im Vertrieb schließen den Wettbewerb aus, um zu gewährleisten, dass im Einzelhandel an möglichst vielen Stellen ein möglichst großes Sortiment zu gleichen Bedingungen angeboten werden kann. Würden die bestehenden Regeln abgeschafft, könnte das zwar den Wettbewerb im Vertrieb erhöhen, zugleich aber eine Konzentration im Einzelhandel und vor allem eine „Vorwärtsintegration“ 93 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 der führenden Zeitschriftenverlage zur Folge haben, d.h. die Besetzung nachfolgender Verwertungsstufen durch die Verlage. So hätten kleinere Verlage es schwerer, ihre Produkte flächendeckend anzubieten, was wiederum den Wettbewerb im Zeitschriftenmarkt zusätzlich reduzieren könnte. Insbesondere wäre die Zugänglichkeit gerade zu klein-auflagigen Titeln nicht mehr gewährleistet. Der Rückgang der Zahl der Grossisten in den vergangenen Jahren liegt vor allem an Fusionen. Seit 2002 wurden insgesamt 17 Grosso-Filialgebiete aufgelöst. So schlossen sich in Nordrhein-Westfalen zuletzt am 1. April 2008 die Pressegroßhandelsunternehmen Richter (Essen) und Kaschewitz (Gelsenkirchen) zur PMG Print Medien Gesellschaft zusammen. Tab. 53.2: Anzahl der Presse-Grossisten in Deutschland 100 90 80 70 60 50 96 92 40 92 90 87 81 80 78 78 77 75 73 30 73 69 20 10 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Quelle: Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. Insgesamt haben in Nordrhein-Westfalen noch zwölf Grossisten ihren Sitz, und das Siegerland wird im Wesentlichen von der Presse-Vertrieb GmbH & Co. KG im rheinland-pfälzischen Ort Scheuerfeld versorgt. 94 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab.53.3: Presse-Grosso-Unternehmen in Nordrhein-Westfalen Unternehmen Sitz Schwerpunkte des Vertriebsgebietes Pressevertrieb Lütkemeyer KG Münster Münsterland A. Victor Wehling GmbH & Co. KG Bielefeld Ostwestfalen, Hamm Giesdorf GmbH & Co. KG Detmold Ostwestfalen Wilhelm Schmitz GmbH & Co. KG Duisburg Bochum, Dortmund, Duisburg Könemann GmbH & Co. KG Hagen Hagen, Ennepe-Ruhr-Kreis, Märkischer Kreis, Sauerland Print Medien Gesellschaft mbH & Co. KG Essen Essen, Bottrop, Recklinghausen, Leverkusen, Burscheid, Leichlingen Friedrich J. Keppel GmbH & Co.KG Krefeld Mönchengladbach, Krefeld, Xanten, Kleve Probst & Heuser GmbH & Co. KG Wuppertal Wuppertal, Velbert, Bergisches Land PV Köln/Doll & Esser GmbH & Co. KG Hürth Köln, Rheinisch Bergischer Kreis, Rhein-Erft-Kreis Aachener Medien Vertriebsgesellschaft mbH & Co. KG Aachen Städteregion Aachen Düsseldorfer Pressevertrieb & Leister GmbH & Co. KG Düsseldorf Düsseldorf, Rein-Kreis Neuss Presse-Grosso Bonn/Rhein-Sieg KG Troisdorf Bonn, Rhein-Sieg-Kreis Quelle: Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. In Ostdeutschland wurde nach der Wiedervereinigung ein Mischsystem mit zunächst zehn unabhängigen Großhändlern und neun Grossisten mit Verlagsbeteiligung eingeführt. An den verlagszugehörigen Unternehmen durften sich, so wurde es in Verhandlungen mit dem Bundeskartellamt als Kompromiss vereinbart, die vier Großverlage Bauer, Burda, Gruner + Jahr sowie Springer mit zusammen 25 Prozent beteiligen. Zusätzlich erhielten 12 westdeutsche Verlage Beteiligungsmöglichkeiten in Höhe eines weiteren Viertels der Gesellschafteranteile. Ende 2010 befanden sich in Ostdeutschland noch 16 Presse-Grosso-Firmen auf dem Markt, davon sieben mit Verlagsbeteiligung. Die verlagsgebundenen Grossisten versorgen in Ostdeutschland vor allem den Fach- und Einzelhandel in den Ballungsgebieten. Die Pressegroßhändler belieferten 2010 durchschnittlich 1.772 Verkaufsstellen. Im sogenannten Order-Sortiment befanden sich 2010 bis zu 6.000 Zeitschriftentitel, das durchschnittliche Präsenzsortiment belief sich auf 1.850 Titel. Allerdings verfügt die Hälfte aller Verkaufsstellen nur über weniger als hundert Titel. Presse-Großvertriebe sind mittelständisch geprägte Unternehmen mit durchschnittlich 174 Beschäftigten. Der Branchen-Umsatz ist im vergangenen Jahr um etwa 1,4 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro gestiegen. Im ersten Halbjahr 2011 sei der Umsatz der Grossisten jedoch im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um etwa 70 Millionen Euro (-5,3 Prozent) gesunken, teilte der Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. im September 2011 mit. Der Rückgang im Kerngeschäft Presse habe bei minus 3,2 Prozent gelegen. Beim Mengenabsatz machen Zeitungen und Zeitschriften jeweils 50 Prozent aus. Beim Umsatz liegen die Zeitschriften mit knapp 69 Prozent vorne. Zur drohenden Instabilität des Presse-Grosso-Systems hat in der Vergangenheit auch die große Marktmacht der vier beziehungsweise fünf großen Publikumszeitschriftenverlage beigetragen. 95 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 53.4: Auflagen-Marktanteile bei den Publikumszeitschriften (in Prozent)* 1995 2000 2002 2004 2006 2008 2010 Bauer 25,6 22,3 23,4 21,1 20,7 19,5 19,0 Burda 9,3 10,8 12,4 13,5 15,5 16,5 15,4 Springer 13,8 15,4 15,7 16,3 16,1 15,1 13,4 Gruner + Jahr 10,9 10,1 9,7 9,5 10,6 10,8 9,5 Gesamt 59,6 58,6 61,2 60,4 62,9 61,9 57,3 6,6 7,7 68,5 64,9 WAZ-Gruppe – Zahlen nicht ausgewiesen – Gesamt * Quelle: Media Perspektiven konsolidiert, inklusive Beteiligungsunternehmen Von den Unternehmen Bauer, Burda, Springer, Gruner+Jahr sowie dem Essener WAZKonzern stammen knapp zwei Drittel aller Publikumszeitschriften. Der Axel Springer Verlag hat zusätzlich bei den Straßenverkaufszeitungen einen Marktanteil von etwa 80 Prozent. Diese Marktmacht nutzen die Großverlage, um ihre Margen in den Preisverhandlungen mit den Grossisten zu vergrößern. Die Handelsspannen für den Großhandel liegen nach Angaben des Deutschen Pressevertriebs (Gruner+Jahr) derzeit zwischen 14,5 und 29,26 Prozent, wobei Zeitschriften mit hohen Auflagen eher im unteren Bereich dieses Spektrums eingeordnet sind. Bei Tageszeitungen erhalten die Grossisten zwischen 17 und 20 Prozent des Endpreises. Für den Einzelhandel bleibt in der Regel eine Handelsspanne zwischen 17 Prozent (bei regionalen Tageszeitungen) und 20 Prozent (bei überregionalen Tageszeitungen). Für die vier größten Zeitschriftenverlage dürften die Konditionen in der Regel unter den angegebenen Durchschnittsmargen liegen. Die Großverlage verfügen teilweise über eigene Grosso-Firmen (zum Beispiel Bauer und Springer in Hamburg) und sind in der Lage, eigene Vertriebsnetze aufzubauen. In 2004 haben sich der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ), der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und der Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. auf eine so genannte Gemeinsame Erklärung verständigt, die insbesondere Kündigungen von Grossisten durch Verlage nur für bestimmte Fälle vorsieht. Diese Regelungen sind auch vom Bundeskartellamt akzeptiert worden. Die meisten Verlage haben diese Erklärung unterzeichnet, nicht aber der Bauer-Konzern. Der Bundesgerichtshof beendete im Herbst 2011 mit einem Urteil eine jahrelange gerichtliche Auseinandersetzung zwischen dem Großverlag Bauer und zwei Grossisten. Der Verlag hatte Ende 2008 den beiden norddeutschen Pressegroßhändlern Mügge und Grade die Belieferung mit eigenen Titeln zum Februar 2009 gekündigt und damit das Alleinauslieferungsrecht der Grossisten in regional abgegrenzten Monopolgebieten angegriffen. Den Vertrieb übernahm anschließend in den entsprechenden Gebieten Bauers Pressevertrieb Nord (PVN), der zuvor nur für den Vertrieb in Hamburg zuständig gewesen war. Nach einer Klage erhielten die Grossisten Mügge und Grade in erster Instanz vor den Landgerichten Hannover (Mai 2009) und Kiel (August 2009) Recht. Die Oberlandesgerichte in Schleswig (Grade) und Celle (Mügge) allerdings fällten Anfang 2010 entgegen gesetzte Entscheidungen und hielten Bauers Vorgehen für rechtens. Das von den Grossisten angestrengte Revisionsverfahren landete schließlich vor dem Bundesgerichtshof (BGH). Kern der Auseinandersetzung waren die Gebietsmonopole der Großhändler und Kündigungsrechte durch Verlage: Grade und Mügge forderten, auch weiterhin mit dem kompletten Bauer-Sortiment beliefert zu werden. 96 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Der BGH hat am 24. Oktober 2011 die von Grade eingelegte Revision zurückgewiesen (Aktenzeichen: KZR 7/10) und entschieden, dass Bauer die Verträge trotz der Gemeinsamen Erklärung von 2004 („zugunsten der Überallerhältlichkeit und Vielfalt des Presseangebots in Deutschland“) kündigen durfte, weil der Verlag dieser Erklärung nie beigetreten sei. Auch eine Diskriminierung oder „unbillige Behinderung“ gemäß Paragraf 20, Abs. 1 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) liege nicht vor, urteilten die Karlsruher Richter. „Jedem Unternehmen steht es grundsätzlich frei, den bisher unabhängigen Händlern übertragenen Vertrieb seiner Produkte selbst zu übernehmen“, formulierte der Bundesgerichtshof. Auch die Pressefreiheit werde durch Bauers Kündigung nicht bedroht, da weiterhin die gesetzlich zugelassene Preisbindung für Zeitungen und Zeitschriften gelte. Ein notwendiger Zusammenhang zwischen gebietsbezogener Alleinauslieferung und Preisbindung bestehe nämlich nicht. Auch wenn das BGH-Urteil keine Kündigungen der Verlage bei den Grossisten auslösen sollte, verschieben sich aus Sicht des Bundesverbandes Grosso die Gewichte zwischen Grosso und Verlagen. Wenn die großen Verlage den Grossisten jederzeit kündigen können, so der Verband, steige das Risiko, dass mächtige Medienhäuser Grossisten die Bedingungen diktieren, worunter weniger einflussreiche Verlage leiden könnten. Inzwischen wird auch das zentrale Verhandlungsmandat, das der Grosso-Verband bei der Verhandlung der Margen ausübt, angefochten: Die 8. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Köln verhandelt am 26. Januar 2012 erneut über die Klage der Bauer Vertriebs KG gegen den Bundesverband Presse-Grosso. Auslöser des Verfahrens ist eine Klage von Bauer, mit dem der Verlag dem Bundesverband untersagen will, für alle Pressegroßhandlungen in Deutschland einheitliche Konditionen – vor allem Handelsspannen und Laufzeiten – mit den Verlagen und Nationalvertrieben auszuhandeln und zu vereinbaren. Bauer begründet die Klage damit, dass durch die zentrale Verhandlung der Preise und Konditionen ein Kartell entstehe, und der Bundesverband Presse-Grosso so eine kartellrechts- und wettbewerbsrechtswidrige Behinderung ausübe. Die Pressegroßhändler halten dieser Argumentation entgegen, dass die Presse-Grossisten in Deutschland untereinander keine tatsächlichen oder potenziellen Wettbewerber seien, weil sie in getrennten Vertriebsgebieten agieren. Schließlich beruhe der Zuschnitt der Grosso-Gebiete nicht auf Absprachen der Pressegroßhandlungen untereinander, sondern gehe auf die Initiative der Verlage zurück. Einheitliche Konditionen hätten darum auch keinen wettbewerbsbeschränkenden Effekt. Bewertung Die Landesregierung hält das seit Jahrzehnten bestehende Presse-Grosso für ein in besonderer Weise geeignetes System, um vor allem die Zugänglichkeit zu den Printmedien für jedermann – eben auch in dünn besiedelten Gebieten – zu garantieren. Es stellt sicher, dass Markteintrittsbarrieren insbesondere für kleine Titel und für kleine Verlage so niedrig wie möglich gehalten werden, um letztlich ein möglichst großes Maß an Vielfalt im Markt zu erzielen. Die Besonderheiten des Systems sind bis hin zur Gebietskartellierung geprüft und auch vom Bundeskartellamt akzeptiert. Fällt das zentrale Verhandlungsmandat des GrossoVerbandes, könnte sich dies als systemgefährdend auswirken. Benachteiligt wären dann vor allem kleine Grossisten in strukturschwachen Flächenkreisen. Angebotsvielfalt und eine flächendeckende Distribution gerieten so in Gefahr, und die Markteintrittsbarrieren für neue Titel würden steigen. Die aktuellen Probleme sollten zunächst von den Systembeteiligten, insbesondere den Grossisten und den Verlagen, geklärt werden. Erst wenn dies nicht zielführend gelingt, könnte sich ein politischer Regulierungsbedarf ergeben. Dabei kommen dann auch gesetzliche Maßnahmen zum Erhalt der derzeitigen Qualitäten des Systems in Frage. Die Landesregierung begrüßt daher den vom Landtag am 16. November einstimmig angenommenen Be97 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 schluss zum Presse-Grosso (Drucksache 15/3259). Demzufolge wird die künftige Entwicklung weiter verfolgt und gleichzeitig im Zeitraum der nächsten sechs Monate geprüft, inwiefern die aktuellen mediengesetzlichen Grundlagen des Landes Nordrhein-Westfalen diesem Anspruch der Vielfaltssicherung im Pressevertrieb gerecht werden (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 55). Die folgende Abbildung 53.5 zeigt eine Grosso-Gebietskarte für Deutschland: 98 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Stand: Januar 2011/Quelle: Bundesverband Deutscher Buch-, Zeitungs- und Zeitschriften-Grossisten e.V. 99 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 54. Drucksache 15/4047 Hält die Landesregierung landes- und bundesrechtliche Bestimmungen zur Sicherung des Presse-Grosso für erforderlich? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum? Das Presse-Grosso-System trägt entscheidend dazu bei, in Deutschland eine flächendeckende neutrale Versorgung mit einem Vollsortiment an Zeitungen und Zeitschriften zu gewährleisten. Da der Markt der aktuellen Printmedien in Deutschland nach dem Prinzip des Außenpluralismus organisiert ist, gilt es vorrangig das vorhandene System zu erhalten und zu stärken. Um zu erreichen, dass die neutrale Versorgungs- und Verteilungsfunktion des Presse-Grosso-Systems im Rahmen eines funktionierenden Marktmodells gesichert bleibt, sind freiwillige Vereinbarungen in diesem Bereich zunächst gegenüber möglichen gesetzlichen Regelungen vorzuziehen. Sollte es nicht gelingen, eine Verständigung zu erzielen, so muss das für den deutschen Printmarkt unverzichtbare Grosso-System gesetzlich abgesichert werden. Es gilt dauerhaft zu gewährleisten, dass eine gleichberechtigte Auslieferung von Printerzeugnissen auch kleinerer Verlage garantiert bleibt. Nur durch diese Form der Vertriebsfreiheit kann dauerhaft auch das „Überallerhältlichkeitsprinzip“ und damit die Pressefreiheit sowie Pressevielfalt gesichert werden. Sollte eine diskriminierungsfreie und flächendeckende Verteilung aktueller Printmedien nicht durch eine Selbstregulierung der Marktteilnehmer zu erreichen sein, müssten der Bund und die Länder eine gesetzliche Verankerung des Presse-Grosso-Systems erörtern, um die Medienvielfalt dauerhaft gewährleisten zu können (siehe dazu auch die Antwort zu Frage 55). 55. Strebt die Landesregierung an, gemeinsam mit den anderen Ländern eine gesetzliche Verankerung des Presse-Grosso sicherzustellen, um die Medienvielfalt dauerhaft gewährleisten zu können? Um eine dauerhafte, gemeinsam getragene Lösung zum langfristigen Erhalt des PresseGrosso-Systems zu realisieren, liegt die Zuständigkeit zunächst beim Bund, der einen funktionierenden Wettbewerb und die Realisierung der normativen Vorgaben des Artikels 5 im Grundgesetz zu gewährleisten hat. Für den Fall, dass die aktuellen gerichtlichen Auseinandersetzungen das Presse-GrossoSystem weiter destabilisieren sollten, hat die Bundesregierung „entsprechende Handlungen“ angekündigt. „Das Presse-Grosso bleibt ein unverzichtbarer Teil unserer Medienordnung", haben CDU, CSU und FDP im aktuellen Koalitionsvertrag (S. 105) festgelegt. Um eine Erosion des vorhandenen Presse-Grosso-Modells zu verhindern, müsste dies gegebenenfalls auch gesetzlich geschützt werden. Sollten sich die Marktteilnehmer also nicht auf einvernehmliche Lösungen einigen, müssten Bund und Länder im Rahmen ihrer jeweiligen Kompetenz prüfen, wie ein entsprechendes Presse-Grosso-System abgesichert und damit letztlich die Vielfalt unserer Medienlandschaft im Bereich von Zeitungen und Zeitschriften erhalten werden kann. Hierzu sollte in Gesprächen mit anderen Ländern und dem Bund eine abgestimmte konsistente Regelung erarbeitet werden. Die Landesregierung begrüßt daher den vom Landtag am 16. November einstimmig angenommenen Antrag zum Presse-Grosso (Drucksache 15/3259). Sie wird zunächst – wie der Landtag – die künftige Entwicklung beobachten und gegebenenfalls zur Bestandssicherung des derzeitigen Systems geeignete Maßnahmen ergreifen. 100 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 56. Drucksache 15/4047 Hält die Landesregierung die Einrichtung einer Schlichtungsstelle für Streitfragen zwischen den Verlagen und den Grossisten für sinnvoll? Der Bundesverband Presse-Grosso hat im März 2010 „Eckpunkte zur Zukunftssicherung des Grosso-Vertriebssystems“ erarbeitet, in denen unter anderem die Einrichtung einer Schlichtungsstelle vorgeschlagen wurde. Zuvor hatte die Bundesregierung in ihrem am 17. Dezember 2008 veröffentlichten Medien- und Kommunikationsbericht eine Ergänzung der „Gemeinsamen Erklärung“ von 2004 durch eine Vereinbarung über ein Verfahren zur Schlichtung von Meinungsverschiedenheiten empfohlen. Das Verfahren zur Schlichtung von Meinungsverschiedenheiten könnte beispielsweise immer dann eingesetzt werden, wenn beim Streit um Vereinbarungen über Handelsspannen keine Einigung erzielt wird. Aus Sicht des Bundesverbandes Presse-Grosso könnte ein Schlichtungsgremium Streitigkeiten wie etwa sich anbahnende Vertragskündigungen im Vorfeld moderieren. In Gesprächen mit den Verlegerverbänden konnte aber bislang kein entsprechendes Gremium realisiert werden. Eine Schlichtungsstelle in Form eines Runden Tisches ist aus Sicht der Landesregierung zu begrüßen. Diesem Gremium sollten außer Vertretern der Verlage und der Pressegroßhändler idealerweise auch neutrale Mitglieder angehören, die die Gespräche moderieren und Kompromissvorschläge anbieten können. 57. Hält die Landesregierung die derzeit gültigen rechtlichen Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Zeitungen für hinreichend? Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Zeitungen sind abgesehen von den Regelungen zum Journalismus sehr überschaubar, da die Gesetzgeber im Bereich der Printmedien allgemein – anders als im Bereich des Rundfunks – auf Regulierungen weitgehend verzichtet haben. Von regulierender Bedeutung ist derzeit allein das Kartellrecht, das der Bundestag Anfang der 70er Jahre um eine so genannte Presseklausel ergänzt hat, um der damals grassierenden Konzentration insbesondere im Zeitungsmarkt entgegenzuwirken. Diese Regelungen waren und sind wirkungsvoll und haben sich bewährt. Derzeit liegt ein Referentenentwurf (Achtes Gesetz zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen) des Bundeswirtschaftsministeriums zur Novellierung der entsprechenden Passagen des Kartellrechts vor. Die Diskussion darüber ist noch nicht abgeschlossen. Der Entwurf greift Forderungen der beiden Verlegerverbände, Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV) und Verband Deutscher Lokalzeitungen e.V. (VDL), auf, die vor einigen Wochen gemeinsame Vorstellungen zu einer Novellierung verabschiedet hatten. Die Landesregierung hält es bei der schwierigen wirtschaftlichen Lage von Zeitungsverlagen insbesondere für angemessen, den Spielraum für Kooperationen unter den Verlagen zu erweitern, falls sich erweisen sollte, dass wirtschaftlich sinnvolle Kooperationen derzeit an rechtlichen Grenzen scheitern. Zudem ist die Landesregierung offen für Ideen und für Überlegungen, die wirtschaftliche Basis von Zeitungsverlagen zur Absicherung von deren publizistischen Leistungen zu verbessern. Die Landesregierung beklagt allerdings, dass die wirtschaftliche Lage von Zeitungsunternehmen weiterhin weitgehend intransparent ist. Seit der Aussetzung der Pressestatistik des Bundes 1996 liegen keine systematisch erhobenen Daten zur wirtschaftlichen Lage der Verlagsbranche vor. 101 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Ein Blick ins Ausland zeigt einzelne Ansätze, die in entsprechende Überlegungen einbezogen werden sollten. In den USA beispielsweise unterstützen Stiftungen Verlage und sorgen damit neben den Werbe- und Vertriebseinnahmen für eine dritte Einnahmequelle. Zudem fördern Stiftungen den Journalismus direkt – auch im Internet. Möglich erscheinen auch Kostenreduktionen zum Beispiel über den Ausbau von intermedialen Kooperationen im Bereich der Auslandskorrespondenten oder auch im Hinblick auf Leistungen der Agenturen. VIII. Online 58. Welche Online Portale, bzw. Onlinezeitungen mit lokalen Nachrichten gibt es in NRW? Im Folgenden sind sämtliche privaten Onlineportale mit lokaljournalistischen Angeboten in NRW aufgelistet. Dabei wird nach den fünf wichtigsten Anbietergruppen unterschieden: Tageszeitungs- und Anzeigenblattverlage, Hörfunk- und Lokal-TV-Veranstalter und Onlinefirmen. Tab. 58.1: Lokaljournalistische Onlineportale von Zeitungsverlagen in NordrheinWestfalen Firma Stadt Internet Altmeppen Verlag GmbH & Co KG Rheine mv-online.de Aschendorff Medien GmbH & Co KG Münster wnonline.de B. Boll Verlag des Solinger Tageblattes GmbH & Co KG Solingen solinger-tageblatt.de Bonner Zeitungsdruckerei und Verlagsanstalt H. Neusser GmbH Bonn bonner-zeitungsdruckerei.de J.C.C. Bruns Betriebs-GmbH Minden mt-online.de Dorstener und Halterner Zeitungsverlagsgesellschaft mbH & Co KG Dorsten dorstenerzeitung.de Druck und Verlag Konrad Kirch GmbH Ochtrup tageblatt-online.de Düsseldorf-Express GmbH & Co KG Düsseldorf M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co KG Köln 102 ksta.de express.de rundschau-online.de dumont.de LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Firma Drucksache 15/4047 Stadt Internet J. Fleißig GmbH & Co KG Coesfeld azonline.de Girardet Verlag KG Düsseldorf wz-newsline.de Graphische Betriebe F.W. Rubens KG Unna hellwegeranzeiger.de Haller Kreisblatt Verlags-GmbH Halle haller-kreisblatt.de Handelsblatt GmbH Düsseldorf handelsblatt.de E. Holterdorf GmbH & Co KG Oelde die-glocke.de J. Horstmannsche Buchhandlung GmbH & Co KG Dülmen dzonline.de IVZ Medien GmbH & Co KG Ibbenbüren ivd.de W. Jahn Verlag GmbH & Co KG Soest soester-anzeiger.de Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf GmbH & Co KG Detmold lz-online.de Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co KG (Lüdenscheid) Lüdenscheid come-on.de J. Mergelsberg GmbH & Co KG Borken borkenerzeitung.de Neusser Druckerei und Verlag GmbH Neuss ndv.de Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH Düsseldorf rp-online.de Siegener Zeitung Vorländer + Rothmaler GmbH & Co KG Siegen siegener-zeitung.de Everhard Sommer GmbH & Co KG Ahlen ahlener-zeitung.de Süderländer Tageblatt Plettenberger Zeitung O. Hundt GmbH & Co KG Plettenberg suederlaender-tageblatt.de Temming Verlag KG Bocholt sk-naklar.de Verlag J. Bauer KG Marl recklinghaeuser-zeitung.de Verlag Emsdettener Volkszeitung GmbH & Co KG Emsdetten emsdettenervolkszeitung.de Verlag Lensing-Wolff GmbH & Co KG Dortmund ruhrnachrichten.de Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlagsges. E. Brost & J. Funke GmbH & Co KG Essen derwesten.de Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlag GmbH & Co Zeitschriften- und Beteiligungs Essen waz-mediengruppe.de Westfälischer Anzeiger Verlagsgesellschaft mbH & Co KG Hamm wa.de Westfalen-Blatt Vereinigte Zeitungsverlage GmbH Bielefeld westfalen-blatt.de Zeitungsverlag Aachen GmbH Aachen zeitungsverlag-aachen.de Zeitungsverlag Iserlohn Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung (IKZ) GmbH & Co KG Iserlohn derwesten.de Zeitungsverlag Neue Westfälische GmbH & Co KG Bielefeld nw-news.de Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co Essen KG Essen derwesten.de Zeitungsverlag Der Patriot GmbH Lippstadt derpatriot.de Zeitungsverlag Westfalen GmbH & Co KG EssenDortmund Dortmund derwesten.de J.F. Ziegler KG Druckerei und Verlag Remscheid rga-online.de 103 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 58.2: Onlineportale von Anzeigenblattverlagen Firma Stadt Internet Adline GmbH Werbeagentur Kaarst adline-kaarst.de AEM Media Center Dienstleistungsges. mbH Bielefeld aem-media.de Agentur für Marketing & Print Greven primaleben-internet.de Antonia Verlagsgesellschaft mbH & Co KG Stadtlohn wochenpostonline.de Anzeigen-Expreß OHG Velbert anzeigen-express.de Aschendorff Medien GmbH & Co KG Münster wnonline.de AS-Multimedia - Buch- u. Zeitschriftenverlag Hörstel dorfgespraech-recke.de aw media verlagsgesellschaft mbH & Co KG Menden sued-zeitung.de AWV Anzeigen-Werbe-Verlagsges. mbH Burscheid wochenpost.de AZ Druck + Verlag GmbH Düsseldorf az-magazin.de A.Z. Medienverlag Kempen niederrhein-im-blick.de Bergisches Handelsblatt GmbH & Co KG Bergisch Gladbach bergisches-handelsblatt.de Bernhart & Zakrzewski GbR Wesel wes-point.de Blickpunkt Verlag GmbH & Co oHG Ahlen blickpunkt-am-sonntag.de brian-werbung GbR Steinhagen steinhagenerschaufenster.de Grafischer Betrieb H. Weidenstrass Mönchengladb. weidenstrass-druckerei.de Burg-Kurier Verlagsgesellschaft mbH Erkelenz hs-woche.de Burg Verlag Gastinger GmbH Stolberg gastinger.de Busch-Druck Offsetdruck und Verlag Balve balver-echo.de Butowski-Werbung Dortmund saarlandstrasse.info City Anzeigenblatt GmbH Düsseldorf duesseldorfer-anzeiger.de City Anzeigenblatt Krefeld GmbH Krefeld stadt-spiegel-krefeld.de City Anzeigenblatt Mönchengladbach GmbH Mönchengladbach City Anzeigenblatt Viersen GmbH Viersen stadt-spiegelmoenchengladbach.de stadt-spiegel-viersen.de City Anzeiger Claudia Berger-Pöschl Schwelm City-Anzeiger.eu Citylotse e.K. Kaarst citylotse.de deltaTex GmbH Witten deltatex.de DNR-Verlag Düren dns-tv.de Dortmunder Stadtspiegel GmbH Dortmund dortmunder-stadtspiegel.de Dreingau Zeitung GmbH Drensteinfurt dreingau-zeitung.de Druckerei Heinen GmbH Bad Münstereifel druckereiheinen.de Druckerei & Medienverlag Ilske Schloß Holte-St. stadtjournal-shs.de Druckerei und Verlag Franz-Josef Molitor Arnsberg arnsbergerpost.de Druck + Verlag Heggemann Bad Lippspringe druck-verlag-heggemann.de Druck + Verlag Josef Wegener GmbH Dormagen rheinischer-anzeiger.de Echo Verlagsgesellschaft mbH (Wuppertal) Wuppertal conenberger-woche.de Eldro-Verlags GmbH Bad Salzuflen lippischer-anzeiger.de 104 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Firma Stadt Internet Engels agentur.verlag.internet Selm die-neue-lupe.de Essener Regionalpresse Verlag GmbH Essen informer-magazine.de Euskirchen blickpunkt-euskirchen.de Soest fkwverlag.com Vreden Marsberg gescher.com diemelbote.de Gewerbeverein Herzebrock-Clarholz Herzebrock-Clar. gewerbeverein-online.de Hans Gieselmann Druck und Medienhaus GmbH & Co KG Gill-Aktuell Bielefeld Gelsenkirchen gieselmanndruck.de gill-aktuell.de mitten drin Ibbenbüren das-magazin-mittendrin.de GL Verlags GmbH Bergisch Gladb. glverlag.de Graphische Betriebe F.W. Rubens KG Unna hellwegeranzeiger.de Gröne und Partner GmbH Geseke neueregionale.com Grüne Druckerei und Verlag oHG Dortmund suedwest-zeitung.de Haaner Treff Verlagsges. mbH & Co KG Haan haanertreff.de Haller Kreisblatt Verlags-GmbH Halle haller-kreisblatt.de Hallo-Borken-Gratiszeitung-Verlag GmbH & Co KG Hallo-Gratiszeitung-Verlag GmbH Borken Münster hallo-borken.de hallo-muenster.de Heimatanzeiger Anzeigenblatt GmbH Radevormwald rga-online.de Heimatbund Lüttringhausen e.V. Remscheid luettringhauser-anzeiger.de Heimat- und Verkehrsverein Schloß e.V. Schloß Holte-St. heimat-und-verkehrsverein-shs.de Heimbach Druck und Verlag Bad Honnef aegidienberger-bote.de E. Holterdorf GmbH & Co KG Oelde die-glocke.de Hüppmeier Marketing & Design GmbH Salzkotten stadtquelle-salzkotten.de humann medien Jüchen jucunda-juechen.de Husemöller & Birkner GbR Lübbecke neue-umschau.de Ibbenbürener WochenblattVerlagsgesellschaft mbH & Co KG Ibbenbürener Vereinsdruckerei GmbH Ibbenbüren Ibbenbüren ibb-anzeiger.de ivd.de JM Verlags GmbH & Co KG Borken stadtanzeiger-borken.de Karsten GmbH Harsewinkel blickpunkt-warendorf.de Die Kiepe Verlags GmbH Rahden diekiepe-online.de Klein Druck und Verlag Schlangen blickpunkt-schlangen.de Lokal Leben Kleve GmbH Kleve kle-point.de KM Kurier Medien GmbH & Co KG Recklinghausen kurier-zum-sonntag.com Koch Druck + Grafik Delbrück kein Internet Kölner Anzeigenblatt GmbH & Co KG Köln koelner-wochenspiegel.de Koerdt Promo4you GmbH Brilon briloner-anzeiger.de EWI Euskirchener Werbe-Informationen GmbH & Co KG FKW Fachverlag für Kommunikation und Werbung GmbH Franz Gescher Inhaber Mechthild Gescher e.K. Gewerbeverein Marsberg e.V. 105 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Firma Stadt Internet Kroog Verlags-GmbH & Co KG Westerkappeln wochenblatt-westerkappeln.de 106 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Klaus-D. Kuhlmann Verlags- und Werbegesellschaft mbH Bünde evz-web.de k + s Verlags- und Vertriebsges. mbH & Co KG Kurier-Verlag GmbH & Co KG Münster Horn-Bad Meinb. kus-muenster.de kurier-verlag.de Kurier Verlag Lennestadt GmbH Lennestadt sauerlandkurier.de Kurier-Verlag GmbH (Neuss) Neuss top-kurier.de Kurier Verlag Siegen GmbH & Co KG Siegen siegerlandkurier.de Kurier Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH Kleve kurier-am-sonntag.de Leverkusener Anzeigenblatt GmbH & Co KG Leverkusen lokale-informationen.de Lippischer Zeitungsverlag Giesdorf GmbH & Co KG Live Magazine Verlagsgesellschaft GbR Detmold Xanten lz-online.de xanten-live.de LW Lokale Wochenblatt GmbH Willich willicher-nachrichten.de Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co KG Lüdenscheid come-on.de mag medien arbeits gruppe UG Hamm lippejournal.de Matthiesen Druck, Inhaber Dieter Hoefs Bielefeld matthiesendruck.de ME Werbeagentur GmbH & Co KG Rheda-Wiedenb. das-stadtgespräch.de Media Werbegesellschaft mbH Remscheid rs-anzeigenblatt.de Medien Designer Hürtgenwald mediendesigner.com Medien & Service Büro Bernd Lochmöller Bielefeld schildesche-erleben.de meinNorf.de Neuss meinnorf.de Ulrich Meyer GmbH & Co KG Espelkamp espelkamper-nachrichten.de Mittendrin Verlag GmbH Bottrop mittendrin-verlag.de MMM More Media Moments GmbH Essen derfruehaufsteher.de MS Anzeigen-Verlags GmbH Münster muenster-am-sonntag.de 59 Verlags GmbH & Co KG Lippstadt fuenfneun.de Geldern nno.de Moers Extertal stadt-panorama.de nordlipper.de Oberbergische Anzeigenblatt GmbH & Co KG Odenkirchener Druck- und Verlags GmbH Gummersbach Mönchengladb. anzeigen-echo.de o-d-v.de Offsetdruck Wolfgang Kramer Bielefeld offset-druck-kramer.de Essen ora-anzeigenblaetter.de Eschweiler Bielefeld filmpost.de owl-am-sonntag.de Petershäger Anzeiger Verlags GmbH & Co KG Der Postillon Peter Thiele e.K. Petershagen Lage petershaeger-anzeiger.de postillon.com PT-Druckpartner Engels GmbH Mönchengladb. pt-druckpartner.de Pyrmonter Sonntag Udo Rohde Verlag Lügde pyrmontersonntag.de Niederrhein-Nachrichten Anzeigenblatt GmbH Niederrhein Verlag und Medienservice GmbH Nordlippischer Anzeiger GmbH Ostruhr-Anzeigenblattges. mbH & Co KG (ORA) Palast Verlag Dr. Engelbrecht GmbH & Co KG Panorama Verlags- und Werbeges. mbH 107 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Ratinger Wochenblatt Verlags-Ges. mbH Ratingen ratingerwochenblatt.de Rautenberg Media & Print Verlag KG Troisdorf rmp.de Record Team Marketing GmbH Langenberg record-team.de Regional Verlag GmbH Bielefeld busch-druck.de Rehling Graphischer Betrieb GmbH Rietberg rietberger-stadtanzeiger.de Report Anzeigenblatt GmbH Mönchengladb. extra-tipp-viersen.de Report Verlagsgesellschaft mbH Bocholt bocholterreport-digital.de Rheiner Anzeigenblatt Verlagsges. mbH Rheine rheiner-anzeiger.de Rheiner Report UG Rheine rheinerreport.de Rhein-Sieg Anzeigenblatt GmbH & Co KG Bonn schaufenster-bonn.de Rundschau Verlagsgesellschaft mbH (Wuppertal) Schaufenster-Verlag GmbH Wuppertal Dormagen wuppertaler-rundschau.de schaufenster-online.de Schaufenster-Verlags GmbH Oelde oelder-schaufenster.de Siegerländer Wochen-Anzeiger GmbH & Co KG Sonntagskurier GmbH Siegen Lünen swa-wwa.de sonntagskurier.de Sonntags-Rundblick Anzeigenverlags GmbH Hamm sonntags-rundblick.de SPO Sonntags Post Verlag GmbH & Co KG Frechen sonntags-post.de Der Spökenkieker Sassenberg joerg-schoene.de Der Stadt-Anzeiger Bad Salzuflen der-stadt-anzeiger.de Stadtanzeiger Kamp-Lintfort GmbH Kamp-Lintfort stadt-anzeiger-kamp-lintfort.de Stadtanzeiger Verlag GmbH Coesfeld stadtanzeiger-coesfeld.de Stadtmarketing Hörstel eV Hörstel stadtmarketing-hoerstel.de Norbert Stammes KG Tönisvorst stammes-druck.de Oberhausen stig-sterkrade.de Lemgo Aachen strohmeier-medien.de supersonntag.de Super Tip Wochenpost Verlags- und Werbegesellschaft mbH Senne Forum Velbert Schloß Holte-St. supertipp-wochenpost.de senneforum.de TechniPrint-Muldimedia GmbH Ratingen ratingernachrichten.de Tecklenborg Verlag Inhaber Brigitte Tecklenborg Temming Verlag KG Steinfurt Bocholt tecklenborg-verlag.de sk-naklar.de Urbano Mönchengladbach GmbH Mönchengladb. urbano-online.de Joh. van Acken GmbH & Co. KG Krefeld van-acken.de Aachen supermittwoch.de Frechen Erftstadt wochenende-frechen.de verlag-erftstadt-aktuell.de Schwerte ruhr-bote.de S.T.I.G. Sterkrader Interessengemeinschaft e. V. Strohmeier Medien GmbH & Co KG Druck und Verlag Super Sonntag Verlag GmbH Verlag Aachener Anzeigenblatt GmbH & Co KG Verlag Anzeigen und Informationen GmbH & Co KG Verlag Iris Brach Verlag Bruckmann & Meier GbR 108 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Verlag Grone Marl vest-aktuell.de Verlag Annette Rolf Hiddenhausen kreis-blick.de Verlag Ronsdorfer Wochenschau Körschgen & Bischzur oHG Verlagsgesellschaft Fleege UG Wuppertal Schlangen ronsdorfer-wochenschau.de schlaengerbote.de Verlag SonntagsBlatt Wuppertal sonntagsblatt-online.de Verler Magazin GbR Schloß Holte-St. verler-magazin.de Vorländer GmbH & Co KG Siegen vorlaender.de Brühl werbekurier.de Dülmen streiflichter.com Siegburg Monschau extra-blatt.de wochenspiegellive.de Wendland Druck + Verlag Harsewinkel marktplatz-hsw.de Werbeagentur Promo & Co Hüllhorst kiekmalrin.de Werbeagentur Giesdorf GmbH & Co KG Detmold wag-lippe.de Werbeagentur Thiesbrummel GmbH Lippstadt lippstadt-am-sonntag.de Werbedruck Zünkler GmbH & Co KG Bielefeld senne-rundschau.de Werbegemeinschaft Rüthen e.V. Rüthen ruethen-extrastark.de Werbegemeinschaft Warburg Warburg werbegemeinschaft- warburg.de Werne am Sonntag GbR Werne Werne-am-Sonntag.de Martina Werner und Lothar Werner Verl verler-leben.de Weserspucker-Verlag GmbH & Co KG Minden weserspucker.de Wir in Detten GmbH & Co KG Emsdetten wirin.de Wittgensteiner Wochenpost GmbH Bad Berleburg wipo-online.de wochenkurier Ennepe-Ruhr GmbH Gevelsberg wochenkurier.de Wochenkurier Iserlohn GmbH Iserlohn wochenkurier.de Wochenkurier Schwerte Verlags GmbH Schwerte wochenkurier.de Wochenkurier-Verlagsgesellschaft mbH Hagen wochenkurier.de Wochenpost Verlags- und Werbegesellschaft mbH & Co KG Wochen-Tip Verlagsges. mbH & Co KG Gronau Lippstadt gwp-gronau.de wochentip.de WVG Werbe- und Verlagsges. mbH & Co KG Erkelenz dn-woche.de WVW Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft Zeitschriftenverlag Westerheide Essen Wipperfürth wvw-anzeigenblaetter.de zeitschriftenverlag-westerheide.de VSW Verlag Schlossbote /Werbekurier GmbH & Co KG VWG Verlagsgesellschaft Westmünsterland GmbH VWP Verlag für Werbe-Publikationen GmbH & Co KG Weiss-Verlag GmbH & Co KG 109 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 58.3: Lokaljournalistische Onlineportale von Hörfunkveranstaltern Firma Stadt Internet 98.5 Radio Bochum e.V. Bochum radiobochum.de Antenne Unna Radio an Ruhr und Lippe, Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundf Unna antenneunna.de Bildungswerk der Erzdiözese Köln e.V. Köln domradio.de Coesfelder Lokalradio Betriebsgesellschaft mbH & Co KG Hamm radio-kiepenkerl.de Lippewelle Hamm e.V. Hamm lippewelle.de Lokaler Rundfunk Dortmund e.V. Dortmund radio912.de Lokaler Rundfunk Düsseldorf Düsseldorf antenneduesseldorf.de Lokaler Rundfunk Neuss e. V. Neuss news894.de Radio Duisburg Duisburg radioduisburg.de Radio Ennepe-Ruhr e. V. Hagen radioenneperuhr.de Radio Erft e. V. Wesseling radioerft.de Radio Hagen e.V. Hagen 107.7radiohagen.de Radio Kreis Wesel Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im Kreis Wesel e Wesel radiokw.de Radio Mönchengladbach e.V. Mönchengladbach radio901.de Radio Paderborn-Höxter e.V. Paderborn radiohochstift.de Radio Wittekindsland Herford Herford radioherford.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Obergischen und Rheinisch-Bergischen Kürten radioberg.de Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk in Bielefeld Bielefeld radiobielefeld.de Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis Bonn radiobonn.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Coesfeld e.V. Dülmen radio-kiepenkerl.de Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im Kreis Düren Düren radio-rur.de Veranstaltergemeinschaft Lokalfunk Essen e.V. Essen radioessen.de Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im Kreis Euskirchen e.V. Euskirchen radio-euskirchen.de Veranstaltergemeinschaft für den Lokalfunk in der StädteRegion Aachen e.V. Würselen antenne-ac.de Veranstaltergemeinschaft Radio Emscher-Lippe e.V. Gelsenkirchen radioemscherlippe.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Gütersloh e.V. Gütersloh radioguetersloh.de Herne 90acht e.V. Herne radioherne.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Hochsauerlandkreis Radio Sauerland e.V Meschede radiosauerland.de Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im Kreis Kleve Kleve antenneniederrhein.de 110 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Firma Stadt Internet Veranstaltergemeinschaft Radio Köln e. V. Köln radiokoeln.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk in der kreisfr. Stadt Krefeld und im Krei Krefeld welleniederrhein.de Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im Kreis Lippe e.V. Detmold radiolippe.de Veranstaltergemeinschaft Radio Leverkusen e.V. Leverkusen radioleverkusen.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Märkischen Kreis e. V. Iserlohn radio-mk.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Mettmann e.V. Mettmann radioneandertal.de Veranstaltergemeinschaft für lokalen Rundfunk im Kreis Minden-Lübbecke Radio Wes Minden radiowestfalica.de Veranstaltergemeinschaft Lokalfunk für die Städte Mülheim/Ruhr und Oberhausen e. Oberhausen radiooberhausen.de Veranstaltergemeinschaft Lokaler Rundfunk Münster e.V. Münster antennemuenster.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Recklinghausen e. V. Recklinghausen radiovest.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk in Remscheid und Solingen Solingen radiorsg.de Veranstaltungsgemeinschaft für lokalen Rundfunk im Kreis Siegen-Wittgenstein e.V Siegen radio-siegen.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Soest e.V. Soest hellwegradio.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Steinfurt e.V. Rheine radiorst.de Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Warendorf e.V. Warendorf radiowaf.de Veranstaltergemeinschaft Radio Wuppertal e.V. Wuppertal radiowuppertal.de Westmünsterland-Welle Veranstaltergemeinschaft für Lokalfunk im Kreis Borken Borken radiowmw.de Tab. 58.4: Lokaljournalistische Onlineportale von TV-Veranstaltern center.tv Heimatfernsehen Düsseldorf GmbH & Co KG Düsseldorf centertv.de center.tv Heimatfernsehen Köln GmbH & Co KG Köln center.tv center.tv Heimatfernsehen Köln GmbH & Co KG Köln aachen.center.tv Bochum centertv-ruhr.de Köln rtlregional.de Studio 47 Stadtfernsehen Duisburg GmbH & Co KG Duisburg studio47.de WestCom Medien GmbH Dortmund westcom.de Bocholt wmtv-online.de center.tv Heimatfernsehen Ruhr AG RTL West GmbH wm.tv GmbH & Co KG 111 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Tab. 58.5: Lokaljournalistische Onlineportale von Onlinefirmen Firma Stadt Internet Archimedes Data GmbH Mönchengladbach archimedes-data.de Atelier Goral GmbH Köln report-k.de Bergisch Media Heiligenhaus heiligenhaus-blog.de Bernhart & Zakrzewski GbR Wesel wes-point.de Bökelverlag Manfred Schulz e.K. Mönchengladbach maas-rhein-zeitung.de Börner & Hrabe GbR Dortmund do21.de Charara IT-Solutions GmbH Burscheid charara.biz Citygator.de Bonn citygator.de Corporate PublishingService Mönchengladbach wilmsconsult.de Datentechnik Hoffmann Hamm luenen-direkt.de deltaRegio.Net Ges. für reg. Online-Dienste GmbH & Co KG Emsdetten deltaregio.net Dewitz, Angelika von Münster muenster-termine.de DorfInfo.de Sundern dorfinfo.de DPITS Ruppichteroth broeltal.de eadmedia Detmold lippeportal.de; eadmedia.de Onlinezeitung Thiel Pulheim (oz-rheinerft.de) Freie Honnefer - Das Magazin Bad Honnef freiehonnefer.de Freudenberg Online News Freudenberg freudenberg-online.de Frey Print + Media GmbH Attendorn freymedia.de; attendorner-geschi Gebhardt, Moll & Soliz GbR Köln meine-suedstadt.de Geseke online Geseke geseke-news.de Gütersloh TV Gütersloh gueterslohtv.de halloherne UG Herne hallo-herne.de Hallo-Lübbecke GbR Lübbecke hallo-luebbecke.de Hammedia Verlag GmbH Hamm hammedia.de Hötzel, RFS & Partner, Druckerei, Verlag, Werbeagentur GmbH Stadtlohn wirtschaft-aktuell.de Horstmann + Tiekötter GbR Bielefeld hillegossen-online.de Huchel visualmedia Werbeagentur GmbH Selfkant selfkant-online.de human image Mediendienstleistungen BochumWattenscheid wattenscheid.net webcss GbR (zuvor: hxpo GbR) Eschers-hausen hxpo.de ICSmedia GmbH Münster westline.de Innenstadt-Ostblog Dortmund michael-lemken.de Internet Marktplatz GmbH & Co KG Ibbenbüren marktplatz-kg.de 112 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Firma Drucksache 15/4047 Stadt Internet Interverdi / Internetvertrieb & Dienstleistunge Velbert interverdi.de und cityinfo24.de Isselburg-Live Isselburg isselburg-live.de Jeschke Knörzer Schneider GbR Duisburg duisburgweb.de Klee & Raschke GbR Leopolds-höhe oerlinghauser-blatt.de Lokal Leben Kleve GmbH Kleve kle-point.de Lunanet GmbH Krefeld go-krefeld.de Kateryna Krunich Paderborn news-bielefeld.de Ralph Kruppa Köln koeln-nachrichten.de Michael Lafrentz Bocholt bor-point.de Lippe1 Lemgo lippe1.de Livingpage Media Ltd. & Co KG Münster echo-muenster.de Löhne 24 Das Stadtportal Bad Oeynhausen loehne24.de Lunanet GmbH Krefeld go-krefeld.de MBC Medienhaus GmbH Herten tv-el.de media-x-vision Reichshof media-x-vision.de Medienagentur Heinz-Friedrich Pries Lemgo lippe-news.de und ähnlich für viele MG Medien GmbH Mönchengladbach stadtmagazin.de mh-city.de GmbH Mülheim a.d.R. mhcity.de MP Mediapartner Oliver Mies & Christian Pöche GbR BottropKirchhellen lebensart-regional.de Netcologne Gesellschaft für Telekommunikation mbH Köln netcologne.de New Classic Werbesysteme Blomberg newclassic.net NiederbergNet.de Velbert niederbergnet.de NZ Netzeitung GmbH Köln netzeitung.de Oberberg-Online Informationssysteme GmbH Gummers-bach oberberg-aktuell.de Onlinemagazin Sennefenster Schloß HolteStukenbrock sennefenster.de Optical illusion Media WorkX Bergneustadt news-oberberg.de OWL-Journal Bielefeld owl-journal.de Pixtura Werbeagentur e.K. Rhede rhede-city.de Portunity Media GmbH Wuppertal stadtnetz-radevormwald.de Radio Stolberg Stolberg radiostolberg.de RegionalOnline UG Düren stadttv-dueren.de Frank Reiermann Software und Internet Düren rurweb.de Reviersport online GmbH Essen reviersport.de RheinErft.TV UG Wesseling tv-huerth.de RK online Verlag GmbH Lennestadt media.nrw-on.de RLS Jakobsmeyer GmbH Paderborn rls.de 113 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Firma Drucksache 15/4047 Stadt Internet Thomas Rodenbücher Duisburg xtranews.de ruhrbarone.de Bochum ruhrbarone.de Sauerland-Nachrichten Finnentrop sauerland-nachrichten.de Servicebüro Kus Bestwig servicebuero-kus.com Der Spökenkieker Sassenberg joerg-schoene.de Salzkotten salzkotten-tv.de Münster stadtgefluester-muenster.de Köln stadtmagazin.com NeunkirchenSeelscheid studio242.de Temming Verlag KG Bocholt sk-naklar.de Treffpunkt Minden Minden treffpunkt-minden.de Trend Verlag GmbH Minden trendjournal.de Köln tv.sylt.de RhedaWiedenbrück uncutblog.de unser-Brilon.de Brilon unser-brilon.de UW-ConcepT Ratingen ratinger-news.de Verlag und Agentur stadtgeflüster Minden stadtgefluester.de Vertical Media Krefeld vertical-magazin.de 4D-Team Melcher Neuss heide-bote.de VI-Marketing Aachen euregio-aktuell.eu Remscheid waterboelles.de Essen derwesten.de Attendorn wis-attendorn.de; hansestadt-akt Essen lokalkompass.de WestOnline GmbH & Co KG Dortmund westline.de WilmsConsult Mönchengladbach Mönchengladbach wilmsconsult.de Björn Wilmsmann Oberhausen bottblog.de Wir in NRW Blog Bonn wir-in-nrw-bog.de WVW Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft mbH & Co KG Essen wvw-anzeigenblaetter.de Düsseldorf nrwhits.de Stadtfernsehen Salzkotten e.V. Stadtgeflüster stadtmagazin.com Kayvani & Alev GbR Studio 242 Christof Schmoll & Susanne Wiese GbR TV Link GmbH & Co KG Uncutblog Onlinemagazin Rheda-Wiedenbrück waterboelles.de WAZ New Media GmbH & Co KG Web & Printmedien Attendorn Westdeutsche Verlags- und Werbegesellschaft mbH & Co KG Zeitgeist Media GmbH 114 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 59. Drucksache 15/4047 Ist der Landesregierung bekannt, ob Betreiber von Online-Suchmaschinen, Portalen oder andere international engagierte Konzerne lokale Redaktionen betreiben, aufbauen oder zu übernehmen gedenken. Wenn ja, welche Unternehmen stehen dahinter? Der Landesregierung sind Pressemeldungen bekannt, nach denen international agierende Suchmaschinenbetreiber Überlegungen anstellen, ihre jeweiligen Angebote in Deutschland durch eigene Lokalredaktionen zu verbessern. Die Landesregierung kennt allerdings konkret weder Ansätze noch Planungen, die (auch) Nordrhein-Westfalen betreffen würden. Sie hält es zudem für unwahrscheinlich, dass selbst große internationale Konzerne gewillt und in der Lage wären, eine Struktur von Lokalredaktionen im ganzen Land aufzubauen und zu finanzieren wie sie derzeit mit gut 200 Lokalredaktionen allein die Zeitungsverlage des Landes unterhalten. Nicht auszuschließen ist allerdings ein punktueller Aufbau von Lokalredaktionen in wirtschaftlich lukrativen Gebieten. Auch dazu liegen allerdings keine konkreten Erkenntnisse vor. Suchmaschinen haben schon heute einen erheblichen Anteil an der gesamten Onlinewerbung. Der Versuch, dieses Geschäft auch in lokalen Teilmärkten auszubauen, wird auch ohne eigenständige Lokalberichterstattung für diese Märkte unternommen. Die Landesregierung hatte auf ähnliche Fragen bereits 2009 einen Überblick über die damaligen Aktivitäten gegeben (siehe Drucksache 14/8531). Dieser Sachstand ist in Bezug auf den Aufbau von Lokalredaktionen weiterhin weitgehend aktuell. Als 2005 die Suchmaschinenanbieter Yahoo und Google die Onlinerecherche nach ortsbezogenen Informationen einführten (Local Search), wurde zugleich der Einstieg in das Geschäft mit lokalen Portalen angekündigt. Bislang aber beschränkt sich das Engagement der Suchmaschinenbetreiber vor allem auf das Geschäft mit Werbung. Dabei erlauben es Programme wie Google Adwords oder Yahoo Search Marketing Solutions auch kleinen, lokal ausgerichteten Unternehmen, Onlinewerbung zielgruppenspezifisch einzusetzen. Datenbanken mit geocodierten IPAdressen ermöglichen es Local-Search-Anbietern, die IP-Adressen von Nutzerinnen und Nutzern örtlich einzuordnen, so dass lokale Werbung möglichst präzise auf spezielle Zielgruppen abgestimmt werden kann. Die Local-Search-Technologie wird auch von Verzeichnisanbietern (zum Beispiel Gelbe Seiten) im Internet eingesetzt sowie von Stadtinformationsdiensten, Immobilienseiten oder Hotel- und Reisediensten. Der Aufbau eigener lokaler redaktioneller Ressourcen und lokaler Agenturen zur Akquisition von Werbung ist teuer. Wie schwierig es ist, selbst für kleinere Region lokale Portale zu betreiben, zeigen die folgenden Beispiele: Im Juli 2007 scheiterte „Deutschlands erste lokale Onlinezeitung“, das Portal www.onruhr.de. Die Firma RK online Verlag GmbH in Lennestadt, die über den Anzeigenblattverlag Kurier Verlag Lennestadt GmbH überwiegend zur Verlagsgruppe Ippen gehört, hat im kleineren Maßstab versucht, lokale Onlineportale aufzubauen, so etwa unter www.oberberg24.de. Noch heute werden für jeden Ort des Oberbergischen Kreises Angebote feilgeboten. Ruft man die Angebote ab, stößt man oft auf sehr altes Material. Auch dieses Beispiel zeigt, wie schwierig es ist, ein aktuelles lokales oder gar hyperlokales Angebot kontinuierlich zu pflegen, selbst wenn es – wie im oben genannten Beispiel – nur einen Kreis und seine Kommunen betrifft. (Ähnliches gilt auch für das Portal www.bergisch24.de für den Rheinisch-Bergischen Kreis). Ähnlich ergeht es auch der Firma Gogol Medien GmbH & Co. KG in Augsburg, die unter www.myheimat.de die Nutzerinnen und Nutzern mit der Rubrik „Beiträge erstellen“ konfrontiert. Myheimat unterbreitet bundesweit lokale Angebote. Bürgerreporter liefern aber offensichtlich auch in der Summe nicht so kontinuierlich, dass lokale Angebote als aktuell bezeichnet werden könnten, weniger noch als umfassend im Sinne einer thematischen Breite. 115 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Zusammenfassend lässt sich für lokale Onlineinformationen feststellen, dass sich das Onlineengagement von Unternehmen aus dem Bereich jenseits der Zeitungsbranche – abgesehen von einer Vielzahl jeweils lokaler Aktivitäten (siehe dazu die Antwort zu Frage 59) – derzeit im Wesentlichen darauf beschränkt, fremde Primärkommunikate von Lokalzeitungen oder Pressestellen (Polizei, Vereine, Firmen etc.) zu aggregieren und um User Generated Content, lokale Werbung sowie Daten aus Verzeichnismedien oder anderen Datenbanken (Veranstaltungs- und Wetterdaten etc.) anzureichern. Dass Betreiber von Online-Suchmaschinen, Portalen und andere international engagierte Konzerne eigene redaktionelle Strukturen für eine lokale Berichterstattung aufbauen, lässt sich – jenseits von entsprechenden Ankündigungen – derzeit nicht feststellen. 60. Wie beurteilt die Landesregierung die Relevanz von Onlineportalen bzw. Onlinezeitungen mit lokalen Nachrichten? Lokale Massenmedien stellen Themen für lokale Kommunikation zur Verfügung, die Faktizität, Relevanz und Aktualität besitzen und somit Grundvoraussetzung für die politische Partizipation und Willensbildung sind. Lokalzeitungen nehmen in der kommunalen Öffentlichkeit eine zentrale Position ein. Sie dienen als Mittler von Information, sollen zur Meinungs- und Willensbildung beitragen, ermöglichen politische Sozialisation und Partizipation, bieten im Idealfall ein Forum zum öffentlichen Diskurs und gelten als Katalysator bei allen wichtigen Entscheidungsprozessen innerhalb der Kommunen. In dem Maße, in dem einerseits die Auflagen von Lokalzeitungen zurückgehen und andererseits die Bedeutung des Internets zunimmt, gewinnen auch lokaljournalistische Onlineangebote an Relevanz. Wird unter Journalismus die öffentliche, massenkommunikative Verbreitung aktuelluniverseller Informationen verstanden, dann bedeutet der Transportweg Internet, dass journalistischen Angeboten technisch kaum Grenzen gesetzt scheinen. Dies gilt quantitativ (große Speichertiefe), geografisch (tendenziell global) und zeitlich (hohes Aktualitätspotenzial). Als multioptionales Medium bietet insbesondere das World Wide Web außer Multimedialität beziehungsweise Interaktivität auch hohe Potenziale für Archivierung, Additivität (textinterne und -externe Verknüpfungen mit Hyperlinks) sowie die Integration verschiedener Kommunikationsmodi (E-Mail, Chat, Surfen, Datenaustausch etc.). Das alles kann angesichts einer zunehmenden Globalisierung und Fragmentierung der Gesellschaft dazu beitragen, auch in lokalen Kommunikationsräumen neue Partizipationspotenziale zu erschließen. Aus Sicht der Zeitungsverlage lassen sich mit Onlineauftritten folgende Funktionen realisieren: 116 Mehrfachverwertung von Printinhalten Intensivierung der Leser-Blattbindung Gewinnung neuer Nutzerinnen und Nutzer für das „Muttermedium“ Intensivierung von Imagepflege und -wandel Vergrößerung der Reichweite Angebot von Archiv-Dienstleistungen Etablierung interaktiver Geschäftsmodelle Modifizierung und Ausdifferenzierung der Inhalte (Regionalisierung, Aufbereitung für unterschiedliche Zielgruppen) LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Erschließung neuer Erlöspotenziale (Werbung, entgeltpflichtige Angebote, ECommerce) Gleichwohl bleibt die Refinanzierung lokaler Onlineangebote aus Sicht der Verlage problematisch, nicht zuletzt wegen eines Überangebotes von Werbeflächen im Internet. Mehr als zwei Drittel aller Werbeumsätze landen zurzeit bei Inhalteaggregatoren wie Suchmaschinen, die gezielt Inhalte mit stichwortbezogener Werbung koppeln können und selbst für die Erstellung von journalistischen Inhalten kein Geld ausgeben müssen. Für die Durchsetzung von Internetangeboten, die nur gegen Bezahlung freigeschaltet werden, fehlt es noch immer an Akzeptanz (siehe dazu die Antwort zu Frage 63). Deshalb betrachten die meisten Verlage von Lokalzeitungen ihr Onlineangebot vor allem als Marketingmittel (Leser-Blattbindung) und versuchen zugleich die Kosten im Internetbereich möglichst niedrig zu halten. Dies führt dazu, dass häufig ohnehin vorhandene Inhalte der Druckausgaben nur zusätzlich im World Wide Web veröffentlicht werden. Zusätzlich gebremst wird das Onlineengagement vieler Verlage durch die Sorge, im Internet könnten gratis angebotene Artikel dazu führen, dass Leserinnen und Leser sich zunehmend online informieren könnten, statt Zeitungen zu abonnieren oder zu kaufen („Selbstkannibalisierung“). Angesichts der beschriebenen qualitativen Defizite lokaler Onlineangebote und der Tatsache, dass einige Verlage aus wirtschaftlichen Gründen auch ihre gedruckten Lokalteile und das Netz ihrer Lokalredaktionen ausdünnen, könnten künftig die lokalpublizistischen Onlineangebote anderer Akteure eine wichtige Rolle spielen. Wachsender Beliebtheit erfreuen sich zurzeit sogenannte Lokal- oder Placeblogs. Das Wort Blog ist eine Abkürzung für den Begriff Weblog, der wiederum aus den Wörtern Web und Logbuch entstand. Als Blogs werden Webseiten bezeichnet, die laufend fortgeschrieben werden, leicht zu erstellen sind und deren neue Beiträge jeweils oben angezeigt und von Dritten kommentiert werden. Im Gegensatz zu normalen Internetseiten müssen Blogs nicht von Hand programmiert werden, sondern lassen sich mit Hilfe einfacher ContentManagement-Software erzeugen und gestalten, die größtenteils als freie Software kostenlos im Internet zur Verfügung steht. Voraussetzung zur Erstellung eines Blogs sind außer der Software lediglich ein Onlinecomputer oder ein Smartphone. Blogs können nicht nur Texte abbilden, sondern auch Audio- oder Videodateien (Podcasts beziehungsweise Vlogs). In Blogs werden Themen nach eigenen Entscheidungen selektiert. Dies kann im Einzelfall sehr wohl bedeuten, dass in Blogs auch über ein aktuelles Thema geschrieben wird, durchaus auch nach journalistischen Standards. Jedoch ist weder die Berücksichtigung von Aktualität noch von klassischen journalistischen Standards wie Quellenangabe, Neutralität oder Ausgewogenheit zwingend. Der Charakter des Forums lässt gerade auch Laien zu Wort kommen, deren Beiträge professionellen Standards nicht folgen und sehr häufig weniger berichtend als vielmehr kommentierend angelegt sind. Meist geht es in Blogs um subjektive Darstellungen, die pointiert bestimmte Positionen vertreten. Die Inhalte von Blogs werden auch nicht von einer Redaktion auf Richtigkeit hin überprüft. Eine umfassende Bewertung solcher Blogs vorzunehmen, ist der Landesregierung in diesem Rahmen mit vertretbarem Aufwand nicht möglich. Es ist ihr aber sehr wohl bekannt, dass einige Blogs durch journalistische Recherchen und pointierte Darstellungen Themen in die öffentliche Debatte eingeführt haben. Dies gilt etwa für Blogs wie www.ruhrbarone.de oder www.wir-in-nrw-blog.de. Die meisten Blogs, die auch publizistisch Relevanz für die öffentliche Meinungsbildung haben, beschränken sich in ihrer Tätigkeit auf einzelne Regionen oder Städte. Diese sogenann117 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 ten Lokalblogs oder Placeblogs bereichern vor allem in den USA die publizistische Vielfalt mit zahlreichen hyperlokalen Inhalten, das heißt sie greifen das Geschehen „vor der Haustür“ auf, das in den klassischen Regional- und Lokalzeitungen nicht mehr abgebildet wird. Bei der Analyse nordrhein-westfälischer Blogs, die sich mit dem Geschehen in einzelnen Städten, Kreisen oder Regionen beschäftigen, fällt allerdings auf, dass viele der entsprechenden Onlineangebote mittlerweile wieder eingestellt oder irgendwann einfach nicht mehr aktualisiert wurden. Die lebhafte Debattenkultur von Blogs kann eine Erweiterung öffentlicher Diskussionen darstellen. Der Landesregierung ist aber auch bekannt, dass derartige Foren teilweise eines professionellen Filters bedürfen, um zum Beispiel Beiträge wegen der unerwünschten Nutzung von Verbalinjurien auszuschließen. Solche Filterfunktionen nehmen bei den Printmedien seit jeher Leserbriefredaktionen wahr. Auch im Internet kommt es darauf an, Formen des öffentlichen Meinungsaustausches nach Möglichkeit journalistisch zu begleiten. Außer Zeitungen und Weblogs bieten auch Anzeigenblattverlage, Hörfunk- und Lokal-TVVeranstalter, einzelne Verlage von lokalen oder regionalen Zeitschriften sowie einige kommerzielle Anbieter lokale Informationen im Internet an (siehe dazu die Antwort zu Frage 58). Beide Anbietergruppen versuchen die redaktionellen Kosten möglichst gering zu halten und die Werbeeinnahmen zu optimieren. Vor allem bei kommerziellen Anbietern, die ihre Inhalte von Content-Management-Systemen statt von Journalistinnen und Journalisten zusammenstellen lassen, ist die Gefahr groß, dass die Grenzen zwischen Journalismus und Public Relations verwischen. Kommerzielle Onlineanbieter sind auf Texte angewiesen, die ihnen möglichst preiswert oder gar gratis von Dritten zugeliefert werden. Einige Unternehmen versuchen diese Kostenproblematik zu lösen, indem sie teilweise oder sogar ausschließlich auf Beiträge von Bürgerreportern setzen (siehe dazu die Antwort zu Frage 31). 61. Besteht aus Sicht der Landesregierung eine Notwendigkeit zur Förderung für diese Art des Lokaljournalismus. Wenn ja, welche Fördermöglichkeiten gäbe es? Die Landesregierung begrüßt die inzwischen große Zahl journalistischer Onlineangebote mit lokaljournalistischen Inhalten (siehe dazu die Antwort zu Frage 58). Ihr ist allerdings auch bekannt, dass inzwischen zahlreiche Initiativen in diesem Feld aufgegeben wurden, oder die ursprünglichen Ambitionen und Zielsetzungen deutlich zurückgenommen wurden (zum Beispiel im Hinblick auf den Umfang der Berichterstattung, die Aktualität und thematische Breite). Für die in der Regel noch jungen Angebote liegen derzeit noch keine auswertbaren Aussagen beispielsweise in Form von Defizitanalysen zu Gründung, Aufbau und Alltagsgeschäft solcher Plattformen vor. Aus diesem Grund hat die Landesregierung ein Gutachten zur Situation des Lokaljournalismus in NRW in Auftrag gegeben. Dieses Gutachten soll wissenschaftlich fundiertes Datenmaterial über die Entwicklung der Anbieter- und Angebotsstrukturen des Lokaljournalismus in NRW liefern. Auf Grundlage der Ergebnisse, die Ende Juni 2012 vorliegen sollen, können dann in einem nächsten Schritt Förderungsbedarfe identifiziert und gegebenenfalls spezifische Förderinstrumente entwickelt werden. 62. Wie beurteilt die Landesregierung die Zukunftsaussichten der Tageszeitungen in NRW im Wettbewerb mit anderen Medien? Die Landesregierung ist grundsätzlich davon überzeugt, dass Tageszeitungen auch in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil des Medienangebots sein werden, und dass sie im Be118 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 sonderen auch weiterhin für die journalistische Berichterstattung im Lokalen das wichtigste und unverzichtbare Medium sein werden. Die Kassandrarufe über den baldigen Tod der Zeitung, die seit Jahren – auch in der Medienbranche – immer wieder zu hören sind, haben sich bislang nicht bewahrheitet und spielen in den Überlegungen der Landesregierung keine Rolle. Die negative Einschätzung der Zukunftsaussichten von Zeitungen in den letzten Jahren beruhte insbesondere auf der These, dass das Internet die Zeitungen ersetzen werde. Inzwischen hat sich im Markt aber sehr deutlich gezeigt, dass die Einnahme- und Finanzierungsmöglichkeiten für journalistische Angebote im Internet eng begrenzt sind. In der Folge konnten die mancherorts zahlreich erwarteten neuen Internetangebote in der Masse nicht realisiert werden. Einen deutlichen Kostenvorteil, so ist deutlich geworden, haben jene Anbieter, die redaktionelle Leistungen multimedial – also nicht nur im Internet – nutzen und damit eine breite Grundlage zur Refinanzierung schaffen konnten. Entsprechend haben die etablierten Medienanbieter einen deutlichen Vorteil vor jenen Anbietern, die journalistische Leistungen originär für das Internet erstellen und allein über das Internet zu finanzieren versuchen. Wegen der Vielzahl der Lokalredaktionen gilt dies gerade für die Zeitungsverlage und ihre lokaljournalistischen Leistungen. Zeitungen haben als Printprodukt in den letzten Jahren zwar kontinuierlich an Reichweite eingebüßt. Zugleich haben die Internetangebote von Zeitungen aber ein enorm großes Publikum gefunden, das parallel zur Gesamtheit der Internetnutzung ungebrochen weiter wächst. Zeitungsportale zählen zu den am stärksten nachgefragten Onlineangeboten in Deutschland. Dies weisen regelmäßig die Nutzungsdaten der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW) sowie jene der AGOF Arbeitsgemeinschaft für Online Forschung e.V. aus. Im Herbst 2011 veröffentlichte die ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft erstmals Daten zu crossmedialen Print- und Onlinereichweiten. Die Zahlen basieren auf Erhebungen für 14 regionale Tageszeitungen – darunter Kölner Stadt-Anzeiger/Kölnische Rundschau und Express (Verlag M. DuMont Schauberg), Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZMediengruppe) und die Rheinische Post (Mediengruppe RP) – sowie für die überregionalen Zeitungstitel, die direkt in der Verbraucher-Analyse abgefragt werden. Nach ZMG-Angaben gewinnen die regionalen Zeitungen durch ihre Onlineangebote im Vergleich zur gedruckten Version insgesamt 13 Prozentpunkte an Reichweite hinzu. Die ZMG-Erhebung weist außerdem 21 Prozent „Cross-Channel-Nutzerinnen und -Nutzer“ aus, die Zeitungen sowohl gedruckt als auch online lesen. 19 Prozent (9 Millionen) der Leserinnen und Leser regionaler Abonnementzeitungen, so ergaben die ZMG-Erhebungen, lesen die Inhalte von Zeitungen ausschließlich im Internet, 60 Prozent (29 Millionen) aber noch immer ausschließlich in der gedruckten Version (siehe dazu Schüür-Langkau, Anja: Crossmediale Reichweite soll Zeitungsmarketing unterstützen. In: media spectrum 10/2011. S. 9-11). Sollten sich diese Reichweitengewinne bei künftigen, möglichst den Gesamtmarkt umfassenden Studien auch für die Gesamtzahl der Zeitungen bestätigen, wäre dies nicht nur ein deutlicher Beleg für die herausragende Marktstellung von Zeitungen im intermedialen Wettbewerb, sondern zugleich auch der Beleg für deren Zukunftsfähigkeit. Onlineangebote sind auch das Sprungbrett für die künftig zu erwartenden Angebote zur mobilen Nutzung von Medieninhalten. Gerade im Hinblick auf diese künftige Nutzung scheinen zudem die Möglichkeiten der Bepreisung und damit die Chancen für ein solides Geschäftsmodell wesentlich günstiger zu sein als für reine Onlineangebote. 119 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 63. Drucksache 15/4047 Wie schätzt die Landesregierung die Situation des Themas „Paid Content“ und dessen Auswirkungen auf die Zeitungslandschaft ein? Als Paid Content werden digitale Güter beziehungsweise Inhalte bezeichnet, die im Internet gegen Bezahlung durch Nutzerinnen und Nutzer vermarktet werden. Angesichts sinkender Auflagen und Werbeerlöse versuchen Zeitungsverlage, ihre Inhalte zunehmend im Internet zu vermarkten. Dort aber herrscht bei den meisten Nutzerinnen und Nutzern noch immer eine Gratismentalität vor. Zudem ist es angesichts des Überangebots an Onlinewerbeflächen nur wenigen Verlagen möglich, ihre Inhalte über Werbung zu finanzieren. Nach Angaben des Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) planen deutsche Zeitungsverlage mittelfristig bis zu 30 Prozent ihrer Onlineumsätze mit bezahlten Inhalten zu generieren. Zwar betrieben bereits im vergangenen Jahr mehr als 50 Prozent der deutschen Zeitungsverlage kostenpflichtige Angebote im Internet. Doch die Bereitschaft der Leserinnen und Leser, für Archivbeiträge oder E-Paper-Versionen – also PDF-Dateien der Druckausgaben – zu bezahlen, ist gering. Die Zahl der Abonnements von E-Paper-Ausgaben liegt bundesweit derzeit bei nur etwa 100.000. Nach Angaben des BDZV machen die Onlineeinnahmen in der Bundesrepublik noch weniger als zehn Prozent aller Umsätze von Tages- und Wochenzeitungen aus. Einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im vergangenen Jahr zufolge ist nur jeder zehnte Deutsche bereit, für News im Netz zu bezahlen. Weil die Zeitungsverlage und andere Anbieter journalistischer Inhalte es lange versäumt haben, den Wert ihrer Produkte im World Wide Web hervorzuheben, wird dort häufig Qualitätsjournalismus zum Nulltarif geboten. Bei dem Versuch, bislang gratis angebotene Onlineinhalte kostenpflichtig zu machen, befinden sich die Verlage in einem Dilemma: Wenn nur einzelne Zeitungshäuser für ihre Inhalte Geld verlangen, wird sich die Onlinegemeinde rasch von ihnen abwenden und die Seiten der Konkurrenz nutzen. Dadurch sinken erst die Reichweiten und dann die Werbeeinnahmen. In der Folge sind bislang bis auf wenige Ausnahmen alle Versuche gescheitert, Nutzerinnen und Nutzern für journalistische Beiträge im Internet Geld abzuverlangen. Katja Riefler und Robin Meyer-Lucht stellten 2010 bei einer Untersuchung im Auftrag des BDZV fest, dass etwa jeder Zweite der befragten deutschen Zeitungsverlage nicht mehr als 40.000 Euro Jahresumsatz mit Paid Content machte. Einige Verlegerinnen und Verleger aber haben inzwischen vorsichtig begonnen, ihre Leserinnen und Leser an das Bezahlen von Inhalten zu gewöhnen. Zum Beispiel setzen seit etwa zwei Jahren die Springer-Blätter Berliner Morgenpost und Hamburger Abendblatt auf eine Mischung aus kostenlosen (überregionalen) und kostenpflichtigen (lokalen) Onlineinhalten (Freemium-Modell). Gegen Bezahlung bietet das Hamburger Abendblatt einen Teil der Inhalte als PDF-Version, als Smartphone- oder iPad-App und im stationären Internet an. Nach Angaben des Axel Springer Verlags konnten so zahlende Rezipienten gewonnen, und auch die Reichweite gesteigert werden. Im Ausland setzen Titel wie die Financial Times, das Wall Street Journal und die New York Times (seit 2011) auf abgestufte Bezahlmodelle (Metered Payment). Dabei sind zwar alle Artikel grundsätzlich für alle zugänglich. Allerdings dürfen die Nutzerinnen und Nutzer nur eine bestimmte Zahl von Berichten – bei der New York Times sind es pro Monat zwanzig – kostenlos abrufen, bevor sie zur Kasse gebeten werden. Auf diese Weise bleiben die Onlineangebote dieser Titel auch weiterhin für Suchmaschinen, Bloggerinnen und Blogger und soziale Netzwerke erreichbar, was sich positiv auf die Reichweite auswirkt. Alle Printabonnenten können www.nytimes.com auch weiterhin ohne Zusatzgebühr lesen. Das StandardOnline-Abo kostet pro Monat 15 US-Dollar. Wer fünf US-Dollar mehr bezahlt, erhält auch Zugang über eine iPad-Applikation. Für dreißig Dollar werden sowohl iPad als auch Smartphone mit Inhalten versorgt. In Deutschland setzt die Eßlinger Zeitung seit Juni 2011 ebenfalls auf Metered Payment und hat Onlineinhalte entgeltpflichtig gemacht. Kurze Anreißertex120 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 te sind gratis. Wer mehr lesen will und kein Abonnent ist, muss ab der Nutzung des elften Artikels bezahlen. Den radikalsten Versuch, Zeitungsinhalte im Internet nur noch gegen Bezahlung anzubieten, unternahm die Londoner Times. Das Tagesabonnement von The Times Online kostet seit Anfang Juni 2010 ein Pfund. Rupert Murdochs News Corporation hat eine Paywall eingerichtet, hinter der das Unternehmen außer dem Inhaltsverzeichnis alle Inhalte vor kostenloser Nutzung schützt. Zu dem Paywall-Modell sieht Murdoch auf Dauer keine Alternative, weil sich Qualität nicht anders finanzieren lasse. Anfang Februar 2011 startete mit der von Murdoch herausgegebenen virtuellen Zeitung The Daily die weltweit erste Publikation für Tablet-PCs, die weder gedruckt noch als Website oder E-Paper im Internet erhältlich ist. Die von etwa hundert Redakteurinnen und Redakteuren gestaltete iPad-Zeitung kostet pro Woche 99 US-Cent oder im Jahresabonnement 39,99 US-Dollar. Nach Angaben von Murdoch erzeugt der Betrieb von The Daily pro Woche etwa 500.000 US-Dollar Kosten. Bereits vor dem ersten Erscheinen seien etwa 30 Millionen Dollar investiert worden. Im September 2011 hatte The Daily etwa 120.000 Abonnenten. Damit sich das Projekt rentiert, müsste sich die Zahl der Abonnenten mehr als vervierfachen. Während die Zahlungsbereitschaft im stationären Internet gering ist, scheinen die Kunden beim Umgang mit ihrem Smartphone zahlungswilliger zu sein. Deshalb setzen viele Verlage große Hoffnungen auf den Mobile-Media-Sektor. Vor allem Besitzer moderner Onlinehandys sind es gewohnt, für mobile Services wie iPhone-Applikationen (Apps) zu bezahlen. Deshalb, so ergab eine Studie des ZMG Zeitungs Marketing Gesellschaft, verfügt inzwischen nahezu jeder zweite deutsche Zeitungsverlag (44 Prozent) über ein entsprechendes eigenes MobileMedia-Portal. Im Rahmen der ZMG-Untersuchung „Online- und Mobile-Media-Angebote von deutschen Zeitungen“ wurden 170 Verlage zu ihrer Cross-Channel-Strategie befragt. Im App Store von Apple befinden sich mittlerweile mehr als 50 Angebote deutscher Zeitungshäuser für das iPad und mehr als 70 Applikationen für das iPhone. Meist handelt es sich um E-Paper-Ausgaben der gedruckten Zeitungen, die an die Bildschirme von Smartphones und Tablet-PCs angepasst werden. Als erste starteten bereits vor zwei Jahren die Springer-Titel Bild und Welt. Zu den Anwendungen des mobilen Internets, die dauerhaft gute Erfolgschancen haben, zählen insbesondere ortsbezogene Dienste. Noch aber orientieren sich die meisten Apps an bereits bestehenden Printprodukten. Eigenständige Formate haben nur wenige Verlage wie etwa die Rheinische Post mit RP Plus entwickelt. Erweiterte Printformate bieten als Apps etwa die Redaktionen von Bild, Kölner Stadt-Anzeiger oder Frankfurter Rundschau. Andere Zeitungshäuser wie etwa die WAZ-Gruppe beschränken sich auf PDF-Downloads. Aus Sicht vieler Zeitungsverlage öffnet vor allem Apples iPad die Tür zu einem wichtigen neuen Markt. Eine Studie, die im Auftrag der Tomorrow Focus AG erstellt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass 32 Prozent der iPad-Nutzerinnen und -Nutzer bereit seien, monatlich zwischen fünf und zehn Euro für journalistische iPad-Angebote auszugeben. Außer Apple bieten inzwischen auch Samsung, Toshiba, Motorola, HTC, Acer, Hewlett-Packard und andere Hersteller relativ leichte, flache Tablet-PCs an, die über einen berührungsempfindlichen Bildschirm (Touchscreen) intuitiv bedient werden können. Fast alle iPad-Angebote deutscher Zeitungshäuser sind kostenpflichtig. Die meisten kosten 79 Cent pro Ausgabe. Weil über den AppStore abgerechnet wird, entfallen umständliche Bezahlmechanismen. Dafür verlangt Apple aber in der Regel eine Umsatzbeteiligung (30 Prozent), behält alle Kundendaten für sich und macht strenge Vorschriften in Bezug auf Programmierung und manchmal auch auf Inhalte. Dauerhaft wünscht sich der BDZV deshalb 121 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 offene technische Standards, direkte Kundenbeziehungen, eine freie Preisgestaltung bei den Inhalten und mehr Wettbewerb unter den Hardware-Anbietern, der zu sinkenden Preise führen soll. Apple hat bei den Verhandlungen mit Verlagen entscheidende Vorteile: Das Unternehmen bietet eine große Zahl potenzieller Nutzerinnen und Nutzer und verfügt bereits über ein Online-Abrechnungssystem. Nach Vertragsabschluss erhält Apple wertvolle Kundendaten, hat kaum weitere Kosten und ist an den Einnahmen beteiligt. Um die Kundenbeziehung nicht zu verlieren, müht sich die Verlagsbranche inzwischen darum, für das Geschäft mit dem mobilen Internet eigene Onlinekioske zu etablieren. Im Oktober 2010 starteten Bertelsmann und der Deutsche Pressevertrieb (DPV) den Dienst Pubbles. Weitere Alternativen sind PagePlace von der Deutschen Telekom und der iKiosk der Axel Springer AG. Unklar bleiben mögliche Risiken wie etwa die Selbstkannibalisierung, die eintreten könnte, wenn iPad-Nutzerinnen und -Nutzer Apps abonnieren und gleichzeitig auf ihr Zeitungsabonnement verzichten. Aus Sicht der Landesregierung benötigt, wer dauerhaft Paid Content erfolgreich anbieten will, exklusive und journalistisch hochwertige Inhalte, die originell aufbereitet und auf die jeweiligen Endgeräte optimal ausgerichtet sind. Außerdem sollten sich die Onlineinhalte leicht einzeln abrechnen lassen. 64. Welche Bezahlsysteme etablieren sich aktuell bei den Verlagen? Die Erfolgschancen der Paid-Content-Strategien von Zeitungsverlagen im Internet hängen vor allem von einfachen und weitverbreiteten Bezahlsystemen ab. Diese Systeme müssen leicht zu bedienen sein, größtmögliche Sicherheit bieten und die Kriterien der Vertraulichkeit, Authentizität und Integrität erfüllen. Dies bedeutet, dass kein Dritter Kundendaten ausspähen kann, dass niemand auf Kosten Dritter Inhalte beziehen kann, und dass eine Veränderung von Kontodaten auf dem Weg vom Absender zum Empfänger ausgeschlossen sein muss. Große Probleme macht den Verlagen vor allem die Abrechnung von kleinen Beträgen für einzelne Texte. Dabei gilt grundsätzlich, dass für die Anbieter von Paid Content allein die Abwicklungskosten über Micropayment-Dienstleister wie PayPal, Click-and-buy oder Google Checkout pro Transaktion etwa zwanzig Cent betragen. Deshalb setzen viele Verlage auf bereits etablierte Plattformen wie Apples AppStore, der auf dem iTunes Store basiert, und über den Apple schon seit langem Inhalte und Dienstleistungen für das iPod abrechnet. Später kamen als Endgeräte iPhone (2007) und iPad (2010) hinzu. Kunden des AppStore müssen ein Benutzerkonto (Account) anlegen. Dies geht entweder mit einer Kreditkarte, mit speziellen Geschenk- oder Guthabenkarten oder mit Hilfe von Diensten wie PayPal und Clickand-buy. Micropayment-Dienstleister haben den Vorteil, dass mit ihren Systemen Beträge überwiesen werden können, ohne dem Verkäufer Kontodaten oder Kreditkartendaten übermitteln zu müssen. Marktführer PayPal ist ein Tochterunternehmen von Ebay und fungiert als eine Art Zwischenhändler für den Transfer digitaler Güter, beziehungsweise während der Verweildauer der Überweisungsbeträge auch als Treuhänder. Dabei werden getätigte Zahlungen sofort dem Zahlungsempfänger gutgeschrieben. PayPal-Mitglieder müssen sich mit ihren persönlichen Daten und Kontodaten einmalig registrieren und die Verifizierung der angegebenen Daten abwarten. Anschließend kann Geld an jede beliebige E-Mail-Adresse überwiesen werden. Hat deren Besitzer noch kein PayPal-Konto, so wird er per E-Mail benachrichtigt und kann sich ebenfalls bei PayPal registrieren lassen. Das System funktioniert auch bei Mobile-Media-Endgeräten wie Smartphones. Wer Geld per PayPal überweist, muss dafür 122 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 nichts bezahlen. Dem Empfänger von Beträgen werden 1,9 Prozent des überwiesenen Betrags plus 0,35 Euro berechnet. Beim Bezahlsystem Click-and-buy wird ein Benutzerkonto mit Bankverbindung eingerichtet. Diese Kundendaten werden auf einem Server gespeichert. Beim Kauf digitaler Güter müssen Click-and-buy-Kunden nicht mehr ihre Kontendaten angeben, sondern nur noch einen Benutzernamen samt Passwort. Die Abrechnung erfolgt durch Click-and-buy, wobei das Unternehmen die einzelnen Beträge gesammelt von den Bankkonten seiner Kunden einzieht. Seit März 2010 gehört Click-and-buy der Deutschen Telekom AG. Smartphone- oder Tablet-PC-Inhalte, die für Android-Engeräte programmiert wurden, können von deutschen Zeitungsverlagen seit 2009 über Googles Android Market vertrieben und abgerechnet werden. Die Alternative für Handys, die mit dem Microsoft-Betriebssystem arbeiten, ist der Windows Phone Marketplace. Weil Marktführer Apple beim Geschäft mit den Apps 30 Prozent der Umsätze und sämtliche Kundendaten für sich behält, suchen viele Zeitungsverlage nach alternativen Vermarktungsplattformen für Paid Content. Mit dem System One Pass bietet inzwischen auch Google einen Bezahldienst für Computer, Laptops, Smartphones oder Tablet-PCs. Google verlangt nur eine Umsatzbeteiligung in Höhe von zehn Prozent und sichert den Verlagen außer einer freien Preisgestaltung auch zu, dass sie die kompletten Kundenkontakte behalten. One Pass ist wie iTunes eine Art Onlinekiosk und ermöglicht sowohl die Abwicklung von Abonnements als auch den Kauf einzelner Artikel. Außer Bertelsmann und dem Deutschen Postvertrieb, die im Oktober 2010 ihren Dienst Pubbles starteten, hat inzwischen auch die Deutsche Telekom AG einen eigenen Onlinemedienvertrieb aufgebaut. Das Angebot PagePlace ist sowohl für Apples AppStore als auch für Googles Android-Betriebssystem ausgelegt. Die Telekom will den Verlagen die Souveränität im Umgang mit den Kundendaten überlassen. Zu den Vorteilen von PagePlace gehört, dass eine Abrechnung nicht nur per Kreditkarte, PayPal oder Click-and-buy möglich ist, sondern auch direkt über die Telefonrechnung. Zu den großen Bezahlsystemen sind mittlerweile einige Mikrobezahlsysteme wie etwa Flattr hinzugekommen. Der sogenannte Social-Payment-Service ermöglicht es, Angebote gegen ein freiwilliges Entgelt bereitzuhalten. Befindet sich ein Flattr-Button auf einer Internetseite, können Nutzerinnen und Nutzer diesen aktivieren und dadurch einen Teilbetrag eines zuvor angelegten Monatsbudgets abgeben. Dieser im Voraus festgelegte Betrag wird dann am Monatsende jeweils entsprechend der Flattr-Klicks auf die einzelnen Anbieter verteilt. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert auch Kachingle. Zunehmend an Bedeutung gewinnen auch Abrechnungssysteme, die das Bezahlen per Handy ermöglichen. Dies erleichtert die Abwicklung von Paid-Content-Bezug über Smartphones. So ermöglicht etwas die mbe4-Plattform der Berliner Mobile Business Engine GmbH die Abrechnung von Kleinstbeträgen und Abonnements im Factoring-Modell. Dabei übernehmen die Mobilfunknetzbetreiber nicht nur die Abrechnung über die Mobilfunkrechnungen ihrer Kunden, sondern auch das Zahlungsausfallrisiko. Durch dieses Verfahren sollen PaidContent-Anbieter eine hundertprozentige Zahlungssicherheit erhalten. 123 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode 65. Drucksache 15/4047 Welche Verlage setzen Bewegtbild-Material in ihren Internetangeboten ein und woher stammt dieses Material? Fast alle Zeitungen binden inzwischen auch Bewegtbildangebote in ihre Onlineauftritte ein. Während Bilder über das örtliche Geschehen in vielen Fällen bereits direkt aus den Lokalredaktionen stammen, werden Videos aus dem Bereich Weltnachrichten meist von professionellen Agenturen zugeliefert. Die meisten Zeitungsverlage setzen dabei auf Beiträge des niederländischen Dienstleisters Zoom.in oder nutzen einen Hyperlink zum Videoangebot der Online Marketing Service GmbH (OMS). Zoom.in liefert die Bilder kostenlos und finanziert sich allein über Werbespots, die in die Beiträge integriert sind. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben der größte Produzent von Onlinevideos in Europa und produziert mehr als 150 Nachrichtenvideos in 11 verschiedenen Sprachen für mehr als 450 Internetseiten in zehn Ländern. Jeden Monat werden etwa 18 Millionen Mal Zoom.in-Videos angeklickt. Das OMS-Netzwerk existiert seit Anfang 2009 und bietet eine standardisierte Server-Lösung sowie die Vermarktung von Werbung an. Das OMS-Videonetzwerk erreicht mit Bewegtbildwerbung für die Onlineangebote von Zeitungen mehr als 19 Millionen Unique User im Monat. Die Agenturen Agence France Press (AFP) und Reuters bieten einen ähnlichen Service wie Zoom.in und OMS. Die Aachener Nachrichten und die Aachener Zeitung übernehmen auch Beiträge des lokalen Fernsehprogramms center.tv Aachen. Der Kölner Stadt-Anzeiger hingegen setzt, obwohl der Verlag die Mehrheit der Gesellschafteranteile an center.tv Köln besitzt, bereits seit November 2006 auf eigene Videoreporterinnen und -reporter, die als freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt werden. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Quellen der Onlinevideo-Angebote nordrhein-westfälischer Zeitungen: Tab. 65.1: Onlinevideo-Angebote nordrhein-westfälischer Zeitungsverlage Zeitungsverlag Quelle der Onlinevideo-Angebote der Zeitungen Aachener Nachrichten OMS Video-Netzwerk + Kooperation center.tv Aachener Zeitung OMS Video-Netzwerk + Kooperation center.tv Ahlener Zeitung Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk Bocholter-Borkener Volksblatt Eigenproduzierte Videos + ZoomIn Borkener Zeitung Videos von ZoomIn + Kooperation mit Borio.tv Die Glocke Eigenproduzierte Videos + ZoomIn + NOS Dülmener Zeitung Eigenproduzierte Videos Emsdettener Volkszeitung Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk Express Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk General Anzeiger (Bonn) OMS Video-Netzwerk Handelsblatt Eigenproduzierte Videos + verschiedene Agenturen Hellweger Anzeiger OMS Video-Netzwerk Ibbenbürener Volkszeitung Eigenproduzierte Videos Iserlohner Kreisanzeiger Eigenproduzierte Videos Kölner Stadt-Anzeiger Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk 124 LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN - 15. Wahlperiode Drucksache 15/4047 Zeitungsverlag Quelle der Onlinevideo-Angebote der Zeitungen Kölnische Rundschau OMS Video-Netzwerk Lippische Landes-Zeitung Material von NOS Lüdenscheider Nachrichten Eigenproduzierte Videos Mindener Tageblatt Eigenproduzierte Videos + ZoomIn Neue Ruhr / Rhein Zeitung Eigenproduzierte Videos Neue Westfälische Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk Recklinghäuser Zeitung Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk Remscheider General-Anzeiger ZoomIn Rheinische Post Eigenproduzierte Videos + Agenturen Ruhr Nachrichten Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk Soester Anzeiger Eigenproduzierte Videos Solinger Tageblatt Eigenproduzierte Videos + ZoomIn Westdeutsche Allgemeine Zeitung Eigenproduzierte Videos Westdeutsche Zeitung Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk Westfalen-Blatt Eigenproduzierte Videos + ZoomIn + NOS Westfalenpost Eigenproduzierte Videos Westfälische Nachrichten Eigenproduzierte Videos + OMS Video-Netzwerk Westfälische Rundschau Eigenproduzierte Videos Westfälischer Anzeiger Eigenproduzierte Videos Quelle: BDZV 26 der 34 vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in der Aufstellung berücksichtigten Portale von Zeitungen verwenden ausschließlich oder zumindest teilweise eigenproduziertes Videomaterial. Die Verlage haben sich demnach in nur wenigen Jahren auf die steigende Nachfrage nach Bewegtbildern eingestellt. Andere Quellen werden deutlich weniger genutzt. Nur das Material des Netzwerkes OMS spielt mit 14 Abnehmern noch eine wichtige Rolle. 125