Dokument - Stadt Luzern
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Stadt Luzern Stadtrat Stellungnahme zum Postulat Nr. 13 2012/2016 von Laura Kopp und Myriam Barsuglia namens der GLP-Fraktion vom 30. Oktober 2012 (StB 227 vom 10. April 2013) „Community Gardening“ für eine sichere Stadt mit hoher Lebensqualität Der Stadtrat nimmt zum Postulat wie folgt Stellung: Die Postulantinnen führen an, dass die Stadt Luzern ein attraktiver Wohn- und Lebensort sei. Die Attraktivität liege einerseits in der Umgebung und der Schönheit der Stadt und anderseits zeigten Befragungen die Wichtigkeit von Grünflächen und Spazierwegen auf. Aufgrund der finanziellen Situation, so die Postulantinnen weiter, müsse aber in diesem Bereich gespart werden. Die Stadt verliere an Attraktivität. „Community Gardening“ könne in diesem Kontext einen kostengünstigen und attraktiven Beitrag zur Gestaltung und Belebung des öffentlichen Raumes leisten und damit zur Identifikation, zur Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner, zur Stärkung des Zusammenhaltes der Gesellschaft und zur Förderung der Zusammenarbeit mit regionalem und lokalem Gewerbe beitragen. Im Postulat wird der Stadtrat deshalb aufgefordert zu prüfen, ob in der Stadt Luzern für „Community Gardening“ im Rahmen der geplanten Inventarisierung der öffentlichen Räume Möglichkeiten geschaffen und diese in einem Umsetzungskonzept dargestellt werden können. Auch soll geprüft werden, ob „Community Gardening“ für die Langsamverkehrsachse auf dem ehemaligen Zentralbahntrassee als Alternative und Ergänzung zu den bestehenden Projektideen bzw. als mögliche kostengünstige Zwischennutzung bis zur Umsetzung des vorliegenden Gestaltungskonzeptes möglich ist. Klärung des Begriffes „Gemeinschaftsgärten“, „Community Gardening“, „Urban Farming“, „Urban Gardening“, „Potagers urbain“ oder „plantages“ sind unterschiedliche Spielformen einer neuen Gartenbewegung, deren zentrale Zielsetzung der Einzug oder die Rückkehr von Klein- und Kleinstgärten in die Städte ist. Wichtige Anliegen sind die Begegnung mit der Natur, die Stärkung nachbarschaftlicher Beziehungen sowie die Förderung von Zukunftsmodellen für eine nachhaltigere Nahrungsmittelproduktion. In den 1990er-Jahren entstanden beispielsweise in Detroit mit der Schwächung der Autoindustrie, in Berlin oder in Lille, aber auch in Lausanne Gemeinschaftsgärten, um einkommensschwachen Bevölkerungsschichten eine grössere Ernährungsautonomie zu ermöglichen oder in den Banlieues den sozialen Zusammenhalt zu fördern. Es handelt sich um eine neue Generation von Stadtmenschen mit grünen Daumen, welche ihr Wohngebiet als Ort der selbstbestimmten Nahrungsmittelproduktion wieder ent- deckt hat. Letztlich geht es um Flächen in der Stadt, auf denen Gemüse angepflanzt, gepflegt und geerntet werden kann. Es kann sich um öffentliche oder private Brachflächen handeln oder auch um Flächen auf Balkonen oder Dächern. Aktuelle Aktivitäten des „Community Gardening“ in der Stadt Luzern Derzeit sind in der Stadt Luzern erst einzelne Gruppierungen im Umfeld der „Community Gardening“-Bewegung aktiv. Bei „Luzern blüht auf“ dient „Eine Stadt wird essbar“ als Leitidee. Die Gruppe hat 2012 bei der Bushaltestelle Kreuzstutz eine kleine Fläche bepflanzt und war auch für die in Big-Bags wachsenden Pflanzen auf dem Inseli verantwortlich. Das Gartenprojekt des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks (SAH) bietet durch verschiedene Aktivitäten in einem Garten eine Tagesstruktur für Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Personen. Weiter dient das SAH-Gartenprojekt als Beschäftigungsprojekt für Personen, welche längere Zeit aus dem Arbeitsprozess ausgeschieden sind. Die Stadt Luzern hat dem SAH im Schulgarten an der Diebold-Schilling-Strasse eine Fläche zur Verfügung gestellt. Ähnliche Zielsetzungen verfolgt das Projekt „Interkulturelle Gärten“, das vom Romero Haus initiiert wurde. Eine weitere Art von „Gemeinschaftsgarten“ wird durch den „Verein Gemeiner Garten Luzern“ seit 2012 im BZ Eichhof und unterstützt durch die Stadtgärtnerei betrieben. Im Mittelpunkt steht städtische Lebensqualität, Begegnungen verschiedener Altersgruppen und Kulturen, Alltagsaktivitäten im BZ Eichhof und der bewusste Umgang mit Nahrung. Berücksichtigt man nur die oben genannten Projekte, so ist die aktuelle Bedeutung der „Community Gardening“-Bewegung für die Stadt Luzern als gering einzustufen. Zählt man jedoch all die zumeist privaten Kleinstgärten und grünen Inseln auf Dächern, Balkonen und Terrassen hinzu, hat die Bewegung bereits heute einen wichtigen Stellenwert. Bei diesen Initiativen steht jedoch nicht alleine die Pflanzen- und Nahrungsmittelproduktion im Vordergrund, sondern das Grün selber als Beitrag zu einem attraktiven unmittelbaren Wohnumfeld. Das Potenzial von „Community Gardening“ in der Stadt Luzern Nachfolgend werden Überlegungen zum Entwicklungspotenzial des „Community Gardening“ im Bereich von öffentlichen Grün- und Parkanlagen, von Brachen und der städtischen Familiengärten angestellt. Aber auch der private Wohnungsbau bietet Möglichkeiten, die Ideen des „Community Gardening“ zu unterstützen. Dies zeigen die traditionellen Mietergärten verschiedener Wohnbaugenossenschaften (z. B. Eisenbahnergenossenschaft – Siedlung Geissenstein) oder erst kürzlich realisierte Projekte wie das „ecoplace“ (www.ecoplace.ch) in Zürich. „Community Gardening“ im Bereich von öffentlichen Grün- und Parkanlagen Insbesondere in den innerstädtischen Anlagen ist das Potenzial für Aktivitäten des „Community Gardening“ stark eingeschränkt. Gründe sind die geringe Anzahl und Grösse der betreffenden Grün- und Parkanlagen, ihre überwiegend hohe Nutzungsintensität verbunden mit vielfältigen Nutzungsansprüchen, der Anspruch an eine gute gestalterische Einbettung in das jeweilige Erscheinungsbild der Anlage sowie Vandalismus- und Sicherheitsprobleme. Deshalb geht die Stadt Luzern davon aus, dass sich entsprechende Möglichkeiten nur in Ausnahmefällen ergeben dürften. Beispielhaft lassen sich das Bootshallendach (Apothekengarten, nördlich Ufschötti-Anlage) oder die Anlage Brüelmatte (bei der Migros Würzenbach) nennen. Öffentli- Seite 2 che Grünanlagen ausserhalb der innerstädtischen Bereiche sind oftmals aus topografischen Gründen (Hanglagen) nicht oder nur bedingt geeignet für „Community Gardening“. Geprüft werden könnte jedoch, ob sich ein Teil der im Rahmen der Gesamtstrategie 2013 stillzulegen2 den 30‘000 m Grünfläche für „Community Gardening“ eignen würde. „Community Gardening“ als Zwischennutzung auf Brachflächen Brachflächen als klassischer Ort für die Aktivitäten des „Community Gardening“ sind in der Stadt Luzern aus verschiedenen Gründen (v. a. bauliche Verdichtung, hohe Grundstückpreise) nur in Ausnahmefällen anzutreffen, etwa wenn sich Planungen oder die Realisierung von Projekten verzögern. Diese Flächen liegen dann aber in der Regel nicht unbedingt im innerstädtischen Bereich. Ein grösseres Potenzial findet sich möglicherweise in Entwicklungsgebieten wie Luzern-Nord, wo in einem gewissen Umfang auf ehemaligen Industrie- und Gewerbestandorten Flächen für Zwischennutzungen zu erwarten sind. „Gemeinschaftsgärten“ als neues Angebot in Familiengartenarealen Die städtische Familiengartenstrategie greift nach dem Vorbild anderer Schweizer Städte (z. B. Bern-Brünnen) die Idee der Gemeinschaftsgärten aktiv auf. So soll im Zusammenhang mit der ab 2016 vorgesehenen altlastentechnischen Sanierung der Friedentalareale ein neuer Gemeinschaftsgarten mit rund 15–20 Kleinstparzellen entstehen. Eine geeignete Trägerschaft für diesen Gemeinschaftsgarten ist noch zu entwickeln. Für die Stadt Luzern kann diese Rolle sowohl ein Familiengartenverein wie auch eine Organisation aus dem Umfeld der „Community Gardening-Bewegung“ übernehmen. Die als langfristige Option angedachte Erweiterung des Areals Ruopigenmoos im Stadtteil Littau umfasst ebenfalls einen Teilbereich mit einem Gemeinschaftsgarten. Mit dem neuen Instrument der Arealpläne können auch im Bereich der übrigen Familiengartenareale potenzielle Standorte und Flächen für Gemeinschaftsgärten freigehalten werden. Bei Bedarf können diese entsprechend umgenutzt werden. Haltung der Stadt Luzern – Handlungsfelder und Unterstützungsmöglichkeiten Der Stadtrat nimmt gegenüber dem „Community Gardening“ und den dahinter stehenden Ideen eine offene und positive Grundhaltung ein. Der enge Bezug zur Natur und zur Nahrungsmittelproduktion, die hohe Gewichtung sozialer Aspekte und die Möglichkeiten zur Aufwertung des Wohnumfeldes sind aus Sicht des Stadtrates wichtige Aspekte des „Community Gardening“. In diesem Sinne kann „Community Gardening“ eine Bereicherung des öffentlichen Raumes bewirken, ein wesentlicher Beitrag zur Entlastung der öffentlichen Hand, etwa durch die Reduktion von Unterhaltskosten, ist jedoch nicht zu erwarten. Zur konkreten Förderung und Unterstützung des „Community Gardening“ eignen sich folgende Instrumente und Massnahmen: Überprüfung des Potenzials für Aktivitäten des „Community Gardening“ im Rahmen der Erarbeitung des Katasters öffentlicher Räume (Teilprojekt: Städtebau). Offene Fragen, die sich etwa aus dem Reglement über die Benützung des öffentlichen Grundes ergeben, sind zu klären. Umsetzung der städtischen Familiengartenstrategie und der in diesem Zusammenhang vorgesehenen Massnahmen zur Förderung von Gemeinschaftsgärten (v. a. FriedentalProjekt). Seite 3 Sensibilisierung der relevanten städtischen Akteure, damit Aspekte des „Community Gardening“ bei Planungen jeweils frühzeitig mitgedacht und allfällige Potenziale erkannt und gefördert werden können. Eine darüber hinaus gehende konkrete Unterstützung von Einzelprojekten und -aktivitäten erfordert jeweils eine Einzelfallprüfung, abhängig von den zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Ressourcen und den spezifischen Bedürfnissen des jeweiligen Projekts. Die Ausschreibung von Ideenwettbewerben erachtet der Stadtrat bei der bisher eher bescheidenen Nachfrage und der geringen Fläche nicht als übergeordnete Aufgabe. Dem partizipativen Ansatz soll in der Selbstorganisation der Nutzungsgruppen entsprochen werden. Als nicht möglich und sinnvoll wird die von den Postulantinnen vorgeschlagene Zwischennutzung des ehemaligen Zentralbahntrasses für ein „Community Gardening“-Projekt erachtet, insbesondere aufgrund des bereits weit fortgeschrittenen Planungsprozesses für den zukünftigen Rad-/Gehweg. Es wird angestrebt, nach dem Rückbau der Bahninfrastruktur, voraussichtlich im Verlauf des Jahres 2014, mit den Bauarbeiten beginnen zu können. Fazit Den Forderungen der Postulantinnen entsprechend wird das Potenzial von „Community Gardening“ bei der Erarbeitung des Katasters öffentlicher Räume überprüft. Auf ein Umsetzungskonzept sowie auf eine Zwischennutzung auf dem ehemaligen Zentralbahntrassee wird hingegen verzichtet. Der Stadtrat steht der Idee von „Community Gardening“ aber grundsätzlich positiv gegenüber und unterstützt daher weitere Massnahmen wie beispielsweise die Förderung von Gemeinschaftsgärten im Rahmen der Umsetzung der Familiengartenstrategie. Der Stadtrat nimmt daher das Postulat teilweise entgegen. Stadtrat von Luzern Seite 4