SWR2 Wissen

Transcrição

SWR2 Wissen
SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
SWR2 Wissen
Segeln im Müll?
Rio de Janeiro vor den Olympischen Spielen
Von Gudrun Fischer
Sendung: Montag, 2. Mai 2016, 8.30 Uhr
Redaktion: Detlef Clas
Regie: Günter Maurer
Produktion: SWR 2016
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede
weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des
Urhebers bzw. des SWR.
Service:
SWR2 Wissen können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter
www.swr2.de oder als Podcast nachhören: http://www1.swr.de/podcast/xml/swr2/wissen.xml
Die Manuskripte von SWR2 Wissen gibt es auch als E-Books für mobile Endgeräte im
sogenannten EPUB-Format. Sie benötigen ein geeignetes Endgerät und eine entsprechende
"App" oder Software zum Lesen der Dokumente. Für das iPhone oder das iPad gibt es z.B.
die kostenlose App "iBooks", für die Android-Plattform den in der Basisversion kostenlosen
Moon-Reader. Für Webbrowser wie z.B. Firefox gibt es auch sogenannte Addons oder
Plugins zum Betrachten von E-Books:
Mitschnitte aller Sendungen der Redaktion SWR2 Wissen sind auf CD erhältlich beim SWR
Mitschnittdienst in Baden-Baden zum Preis von 12,50 Euro.
Bestellungen über Telefon: 07221/929-26030
Bestellungen per E-Mail: [email protected]
Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2?
Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen
Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen.
Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen
Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert.
Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de
MANUSKRIPT
O-Ton Marcelo Moricampos:
Olha, a gente está numa situação muito complicada atualmente. E isso preocupa.
Não só pelos velejadores, mas para a gente que frequenta, que dá aula e usa a Baía
de Guanabara como fonte de renda e lazer. Realmente o lixo dentro da baía é muito
grande. Eu espero que durante os jogos a gente não tenha um acumulo muito
grande de lixo aqui dentro e que alguma coisa de urgência pode ser feito antes.
Übersetzer:
Ich mache mir Sorgen. Nicht nur wir Segler nutzen die Guanabara-Bucht. Auch die
Fischer sind darauf angewiesen. Außerdem ist die Bucht Naherholungsgebiet. Und
dann schwimmen darin Berge von Müll. Ich hoffe, dass wir das Müllproblem bis zu
den Olympischen Spielen in den Griff bekommen. Vor den Wettkämpfen muss eine
Lösung gefunden werden.
O-Ton Tania Braga:
A gente espera em breve estar ouvindo deles qual é esta nova forma de gestão
aperfeiçoada do sistema de eco-barcos e eco-barreiras para garantir que não va
haver nenhum problema atrapalhando alí os barcos de vela. Nós do comité
organizador dos jogos olimpicos e paralimpicos não podemos assumir uma
responsabilidade que é de um ente governamental.
Übersetzerin:
Wir hoffen, dass uns die Landesregierung bald mitteilt, wann der Müll mithilfe von
Barrieren und mit Müllabfuhr-Booten aus dem Wasser entfernt wird. Das muss
klappen! Den Segelwettkämpfen darf nichts im Wege stehen! Es sind die staatlichen
Behörden, die dafür verantwortlich sind, nicht wir vom brasilianischen Olympischen
und Paralympischen Komitee.
Wasser plätschert an einem Steg, Musik
Ansage:
Segeln im Müll? – Rio de Janeiro vor den Olympischen Spielen
Eine Sendung von Gudrun Fischer
Sprecherin:
Ein Teil von Rio de Janeiro liegt am Atlantik, aber das Zentrum von Rio de Janeiro
mit seinen Häfen und Kais liegt an der „Guanabara-Bucht“. Die Bucht ist eine Lagune
mit nur schmalem Durchgang zum Meer. Zwei steile Felsen bewachen die Einfahrt.
Einer ist der berühmte Zuckerhut, der andere ähnelt dem Zuckerhut und gehört zur
Stadt Niterói, direkt gegenüber von Rio. Früher transportierten breite Barkassen
Menschen und Waren von einem Ufer der Guanabara-Bucht zum anderen. Heute
schwingt sich eine Brücke über das riesige Gewässer, dessen Größe zwei Dritteln
des Bodensees entspricht. Die Brücke ist 13 Kilometer lang und wölbt sich in der
Mitte, damit auch hochbeladene Containerschiffe darunter hindurchfahren können.
Wasser plätschert an einem Steg, Musik
2
Sprecherin:
Wegen der schmalen Öffnung zum Atlantik ist der Wellengang in der GuanabaraBucht sanft. Schon seit dem 16. Jahrhundert nutzen die verschiedenen Herrscher
Brasiliens den Schutz der Lagune. Alte Kupferstiche zeigen mächtige Segelschiffe,
die in der Bucht vor Anker liegen. Dazwischen idyllische Inseln. Hier hatten
wohlhabende Leute ihre Sommerhäuser. Inzwischen sind die Strände auf den Inseln
unbenutzbar. Die Lagune ist vollkommen verdreckt. An manchen Stellen ist das
Wasser unter dem Müll nicht mehr zu sehen. Es wären fünf Milliarden Euro nötig, um
die Guanabara-Bucht zu sanieren, heißt es.
Wasser plätschert an einem Steg, Musik
Sprecherin:
Um auf das Müllproblem aufmerksam zu machen, ließ die 23-jährige Segelikone
Martine Grael sich auf ihrem Surfbrett fotografieren. Sie saß rittlings auf dem Brett
und blickte auf die Mattscheibe eines Fernsehers, den sie aus dem Wasser gefischt
hatte. Martine Grael ist Kandidatin für eine Olympiamedaille im Segeln. Ihr Vater und
ihre zwei Onkel gewannen bereits viele Segelmedaillen.
Wasser plätschert an einem Steg, Musik
Sprecherin:
Wenn das Wetter gut ist, segelt Axel Grael, einer der Onkel von Martine, auch heute
noch von Niterói nach Rio de Janeiro. Doch vor einigen Jahren hängte er den
Profisport an den Nagel und stieg in die Politik ein. Er ist nun Vizebürgermeister von
Niterói. Sein wichtigstes Thema in der Politik ist die Wasserqualität der GuanabaraBucht:
O-Ton Axel Grael:
Quando eu era criança eu nadava na Baia de Guanabara, me lembro de melgulhar e
ver cavalos marinhos, era muito mais limpo com uma biodiversidade muito
grande.Hoje ainda tem bastante peixe mas com uma biodiversidade muito menor.
Hoje o nivel de poluição principalmente por carga organica e nutrientes é muito alta,
temos um problema bastante preocupante de lixo flutuante. Existe um ranking do
saneamento das 100 maiores cidades do Brasil. Destas 100 cidades seis entre as
dez piores estao no entorno da Baia de Guanabara. São Gonçalo trata cerca de 5
porcento do seu esgoto, é uma cidade de quase um milhao e meio de habitantes!
Übersetzer:
Als Kind konnte ich in der Guanabara-Bucht beim Tauchen noch Seepferdchen
sehen. Es war viel sauberer als heute. Zwar gibt es noch Fische, aber nicht mehr in
dieser Vielfalt wie früher. Die Verschmutzung, besonders durch organische
Substanzen, ist zu hoch. Dazu dieser schwimmende Müll. Von den Großstädten
Brasiliens liegen sechs der zehn am meisten verschmutzten hier an der GuanabaraBucht. Zum Beispiel nebenan die Millionenstadt São Gonçalo. Es ist absurd, dass
dort nur fünf Prozent der Abwässer gereinigt werden.
Sprecherin:
Für die Olympischen und Paralympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro im August
2016 versprach die Regierung des Bundeslandes Rio de Janeiro eine
3
Sanierungsquote für die Bucht von 80 Prozent. Nun muss sie zugeben, dass ganze
40 Prozent saniert sind.
O-Ton Axel Grael:
80 porcento é um numero que ninguem sabe direito de onde veio. Depois tambem
não se sabe direito, 80 porcento de que? Estamos falando de carga organica,
estamos falando de volume de esgoto tratado, nós estamos falando de demanda
quimica de oxigenio, que medida? Isto não está claro. Mas enfim, se fosse 80
porcento de qualquer parametro já estaria bom. Mas nos não vamos alcançar 80
porcento de nenhum parametro. Quem sofre é a população. Os indices de doença
de veiculação hidrica estao la em cima e o nivel de poluição dos rios esta la em cima
também.
Übersetzer:
Woher kam diese Zahl, 80 Prozent? Wieso 80 Prozent? Niemand weiß es. Sie
versprachen 80 Prozent Reinigung – doch wovon? Von der Belastung mit
organischem Material? Von Abwässern? Oder sprechen wir vom fehlenden
Sauerstoff? Wenn es auch nur ein einziger dieser Parameter wäre, könnten wir uns
freuen. Aber von keinem werden 80 Prozent erreicht. Wer darunter leidet, ist die
ärmere Bevölkerung. Viele Menschen erkranken wegen des verschmutzten Wassers.
Die Statistiken über Infektionen sind erschreckend. Viele Zuflüsse zur Bucht sind
Kloaken.
Sprecherin:
Das Olympische Vorbereitungskomitee in Rio de Janeiro hat eine
Nachhaltigkeitsbeauftragte bestellt. Sie heißt Tania Braga und erklärt in
regelmäßigen Abständen der Presse die Gegebenheiten in der Guanabara-Bucht. Im
Eingang des Bürogebäudes des Olympischen Komitees werden wie in einem
Flughafen die Menschen und ihre Taschen durchleuchtet. Wenn es an der Schranke
piept, ist der Durchlass freigegeben.
Piepen der Schranke, Stimmen
O-Ton Tania Braga:
A baía é muito grande, para um Europeu ter uma idéia de comparação. A Baía de
Guanabara aqui na cidade do Rio é mais ou menos do tamanho da Baía holandesa.
Se você olhar onde a baía se encontra com o mar a qualidade da água é uma. Se
você for no fundo da baía perto do aeroporto internacional a qualidade é muito
diferente. Quanto mais próximo do oceano melhor. Na saída alí perto de Niterói no
mar aberto é a melhor qualidade. Parámetros como oxigénio, presença de
coliformes, de enterococos, são medidadas sanitárias de agua. A raiz da qualidade
da água são os níveis de tratamento do esgoto.
Übersetzerin:
Die Bucht ist einfach riesig. Sie kann von der Größe her in Europa mit der
holländischen Bucht verglichen werden. Wo sie auf das offene Meer trifft, ist die
Wasserqualität eine andere als tief im Inneren der Lagune, etwa beim internationalen
Flughafen. Dort ist es besonders schlimm. Je näher am Atlantik, desto besser. Bei
Niterói ist die Wasserqualität, was den Sauerstoffgehalt oder die Belastung mit
Bakterien betrifft, dann sogar relativ gut. Aber eine gute Wasserqualität in der
4
gesamten Bucht bekommen wir erst, wenn eines Tages die Abwässer aller Städte an
der Lagune gereinigt werden.
Sprecherin:
Für die Sanierung aller Flüsse, die in die Lagune münden und die Abwässer von 12
Millionen Menschen mit sich führen, ist es zu spät. Das weiß die
Nachhaltigkeitsbeauftragte des Olympischen Komitees in Rio de Janeiro:
O-Ton Tania Braga:
A gente tem acompanhado as medidas de qualidade da água nos ultimos três anos
e meio em termos de qualidade da agua. Ela é adequada. Está dentro dos
parámetros não só brasileiros como internacionais na raia de competição. Existem
questoes na Marina, e o governo tem um projeto de infraestrutura para sanar
aquelas saídas de agua da chuva contaminada pelo esgoto que vai estar pronta
para os jogos e é fundamental para a gente para que a qualidade da água na Marina
de onde os barcos saiem estejem adequados.
Übersetzerin:
Wir begleiten seit dreieinhalb Jahren die Messungen zur Wasserqualität in der Bucht.
Die Qualität ist nach brasilianischen und internationalen Mindestanforderungen
ausreichend. Zumindest dort, wo die Wettkämpfe ausgetragen werden.
Problematisch ist es noch am Jachthafen, in der Marina. Aber darum kümmert sich
die Landesregierung. Leider fließen dort oft Abwässer und Regen zusammen. Diese
Abwässer sollen bis zum Beginn der Spiele umgeleitet werden. Das ist für uns
extrem wichtig. Die Wasserqualität muss dort, wo die Segelschiffe starten,
angemessen sein.
Sprecherin:
Jetzt plant die Regierung einen Notbehelf. Am Jachthafen wird ein Umleitungskanal
gebaut, der das Regenwasser ableitet.
Wenn in Häfen gebaggert wird, sind überall auf der Welt Probleme zu erwarten.
Denn über Jahrzehnte oder Jahrhunderte sammeln sich giftige Sedimente am
Grunde jeden Hafens. Beim Ausbaggern wird am Hamburger Hafen zum Beispiel der
giftige Teil zu Sonderdeponien gebracht und aufbereitet. Der weniger belastete Teil
des Baggerguts wird in Deutschland zum Straßenbau verwendet. In Rio gibt es keine
Deponien und Aufbereitungsanlagen für den giftigen Schlick, der am Grund der
gesamten Guanabara-Bucht lagert. Besonders schlimm ist es am internationalen
Flughafen, der als künstlich aufgeschüttete Halbinsel in der Lagune liegt. Als dort vor
ein paar Monaten ein Kanal gereinigt wurde, der von Müll überquoll, mussten
Spezialkräfte zu Hilfe geholt werden, sagt die Chemikerin Dora Hees Negreiros:
O-Ton Dora Hees Negreiros:
Tiraram aquelese resíduos, botaram em sacos e logo na margem eles fizeram como
se fosse um aterro, fizeram uma praça grande. Tem metais, está dentro da terra e
jardim em cima. Porque para você tirar dalí, mecher e levar para outro lugar é mais
perigoso. Se a gente não meche nos sedimentos, eles estão lá, estão fixos,
immobilizados. Quando a gente vai mecher nisso aí tem que tomar muito cuidado.
5
Übersetzerin:
Sie steckten den Müll in Säcke und die Säcke wurden zu einer weiteren neuen
Halbinsel aufgeschüttet. Jetzt sind da zwar giftige Schwermetalle drin, aber sie
haben Erde drübergebreitet und einen Park angelegt. Es wäre sehr gefährlich
gewesen, alles aus dem Kanal zu holen, um es zu entsorgen. Besser ist, an den
Sedimenten in der Bucht nicht zu rühren. Unter Wasser liegen sie fest, unbeweglich
und still.
Sprecherin:
Die Chemikerin arbeitet seit über 20 Jahren für die Umweltorganisation „Institut der
Guanabara-Bucht.“ Ein großer Teil ihrer Arbeit ist der Umweltbildung und Aufklärung
gewidmet. Früher, sagt sie, waren Industrieabwässer das Problem. An den Ufern der
Bucht lagen Ledermanufakturen, und ihre Gerb-Abwässer, die mit Chrom versetzt
waren, flossen direkt in die Bucht. Mit Beginn der Industrialisierung Brasiliens um
1950 verschlechterte sich die Wasserqualität der Baía de Guanabara noch einmal
schlagartig. Denn an den Ufern der Lagune eröffneten petrochemischen Fabriken.
Inzwischen sind die Industriebetriebe an der Bucht verpflichtet, ihre Abwässer zu
reinigen. Nun sind die Menschen die größten Verschmutzer. Seit den 90er-Jahren
des 20. Jahrhunderts, als Rio de Janeiro die 10-Millionen-Einwohner-Marke
erreichte, steht die Stadt auf der Liste der 30 „Mega-Citys“ der Welt.
Wellen am Strand, Fischverkäuferin hackt Fisch, Stimmen, Rauschen
Sprecherin:
Manchmal schwappt der Müll aus der Guanabara-Bucht hinaus aufs offene Meer –
und treibt dann zurück an die beliebten Strände, die direkt am Atlantik liegen.
Genauso beim Abwasser, das aus den reichen Stadtteilen Copacabana, Ipanema
und Leblon kommt. In drei Kilometer langen Rohren wird es aufs offene Meer
geleitet, aber bei Regen treibt es zurück an die Strände. Wegen der
Gesundheitsgefahren ist am Strand von Ipanema und Leblon oft das Baden
untersagt. Aber an der Copacabana bleibt das Wasser wegen günstiger Strömungen
einigermaßen sauber. An einem Ende der Copacabana haben die Fischer ihr
Quartier.
Wellen am Strand, Fischverkäuferin hackt Fisch, Stimmen, Rauschen
Sprecherin:
Hier liegen ihre bunten Boote auf dem Sand. Fischer sitzen daneben und flicken ihre
Netze. Ein paar Bäume spenden Schatten. An einem überdachten Tresen stehen
Fischverkäuferinnen und zerlegen frischen Fisch. Kundinnen und Kunden suchen
sich die besten Stücke aus. Ein paar Meter weiter, auf der Avenida Atlântica, fahren
ununterbrochen Autos und Busse vorbei. Gleich neben dem Fischstand steht eine
Art Schuppen. Darin befindet sich das Büro der Fischervereinigung. José Manuel
Pedro Rebouça ist einer der Fischer in der Genossenschaft:
O-Ton José Manuel Pedro Rebouça:
Aqui em Copacabana nós costumamos sair para o mar as cinco horas até seis horas
da manha. O peixe que a gente pega hoje o cliente almoça ele hoje ou janta ele
hoje. Hoje foi um dia daqueles bravo, puxei uma rede de mais de 800 metros de
cumprimento e trouxe só treze peixes. Mas isto eu sei que amahã ou depois eu
6
posso trazer lá cem kilo, duzentos kilo, entendeu. Deve dar uns 18 kilos, 180 reais
para dividir com o dono do barco mais o pião que foi comigo e tal. Somando isto
para você almoçar, pagar o ônibus para ir para casa e retornar amanhã não foi uma
pescaria daquelas que deixou a gente satisfeita, entendeu?
Übersetzer:
Hier an der Copacabana stechen wir Fischer morgens um fünf oder sechs Uhr in
See. Die Fische, die wir heute fischen, gibt’s am selben Tag bei den Kunden auf dem
Mittags- oder Abendbrottisch. Heute war eher ein harter Tag. Ich habe mit meinem
800 Meter langen Netz nur 13 Fische gefangen. Das macht ungefähr 18 Kilogramm
Fisch, etwa 180 Reais; 40 Euro. Davon zahle ich dem Bootsbesitzer seinen Anteil,
meinem Helfer ein Gehalt, mein Mittagessen, die Busfahrt nach Hause und so weiter.
Das Geld war knapp, aber es gibt auch bessere Tage, nicht wahr? Da fange ich 100
oder 200 Kilo Fisch.
Wellen am Strand
Sprecherin:
Draußen in der Bucht ragen wie dicke Wale Inseln aus dem Wasser. Es sind die
Cagarras-Inseln. An ihren Felsenstränden landet viel Müll – der an Aktionstagen von
Freiwilligen entfernt wird, sagt der Fischer Rebouça:
O-Ton José Manuel Pedro Rebouça:
As ilhas Cagarras é um dos lugares mais próximos onde os pescadores está lá todo
o dia. A colônia sempre participa dos mutiroes e este sabado foi um dia deste
mutirao. Fomos lá catar lixo. O pessoal da Universidade, voluntário, é muito lixo.
Foram quase cem pessoas. Pegamos duzentos e setenta kilo de lixo.
Übersetzer:
Die Cagarras-Inseln sind für uns Fischer bei Sturm, wenn wir jeden Tag da draußen
sind, sehr wichtig. Wir Fischer machen bei den Aktionstagen immer mit, jetzt gerade
am Samstag war so eine Aktion. Es kamen über 100 Leute, von der Universität,
Freiwillige. Wir haben dort 260 Kilo Müll eingesammelt.
Sprecherin:
Neben dem Fischer steht Pedro Marins, der Präsident der Fischervereinigung der
Copacabana. Zu seinem Verband gehören auch die Fischer am See „Lagoa da
Freitas“, wo die Ruder- und die Kanuwettkämpfe der Olympiade stattfinden werden.
Der See liegt nicht weit von der Copacabana mitten in der Stadt zwischen dem
Viertel Ipanema und den Hügeln mit dem segnenden Christus.
O-Ton Pedro Marins:
O Comité Olímpico Brasileiro, nós temos dificuldades com eles. Nós temos um
núcleo nosso na Lagoa Rodrigo de Freitas que tem trinta pescadores que eles não
querem dialogo com a gente, não querem fazer acordo. Vamos entrar na justiça com
o Ministério Público Fédéral para garantir nosso retorno para o nosso local de
trabalho. Ha um ano mandando ofício não tivemos retorno.
7
Übersetzer:
Wir haben große Schwierigkeiten mit dem Brasilianischen Olympischen Komitee.
Denn dreißig von uns Fischern arbeiten am See „Lagoa de Freitas“. Das Olympische
Komitee spricht nicht mit uns, sie treffen keine Vereinbarung mit uns. Wir gehen jetzt
vor Gericht, denn wir müssen die Garantie haben, dass wir nach der Olympiade an
unseren Arbeitsplatz zurückkehren können. Seit einem Jahr schicken wir Briefe an
das Brasilianische Olympische Komitee, ohne dass sie uns antworten.
Wellen am Strand
Sprecherin:
Fast jedes Jahr kippt während der Hauptregenzeit zum Ende des Sommers das
Wasser im See Lagoa de Freitas um. Im letzen Jahr schwammen 65 Tonnen tote
Fische an der Oberfläche des Sees. Sie sterben an Sauerstoffmangel, denn der See
ist überdüngt. Besonders schlimm wird es, wenn es viel regnet und noch mehr
organisches Material in den See läuft. Dann stinkt es tagelang und die Angestellten
der Müllabfuhr steigen auf Boote, um die toten Fische aus dem See zu bergen.
O-Ton Pedro Marins:
Porque na Lagoa Rodrigo de Freitas é que vai ter o maior impacto, aqui não, em
Copacabana é natação, não vai interferir na colônia aqui muito. Agora na Lagoa
Rodigo de Freitas vai er regatta, remo, prova de caique e os pescadores serão
diretamente afetados. Estão começando já a fazer obra no estado de remo da lagoa.
E até agora nós não temos garantia do COI se nós iremos poder retornar para alí ou
não ou se nós seremos indenizados ou não através de vários ofícios que já fizemos
ao COI. Sustentabilidade. Tudo isto na teoria é muito bonito, é lindo. Será que eles
querem que funcione?
Übersetzer:
Am See Lagoa de Freitas leiden wir mehr unter den Auswirkungen der Olympiade als
hier an der Copacabana. Hier wird nur das Marathon-Schwimmen ausgetragen, das
stört uns Fischer kaum. Aber am See werden die Ruder- und die Kanuwettbewerbe
stattfinden. Da sind unsere Fischer direkt betroffen. Das neue Ruder-Stadion und die
Zuschauerränge werden sich bis zu unserem Anleger hinziehen. Und bis jetzt wissen
wir nicht, ob wir entschädigt werden. Sie reden von Nachhaltigkeit, das kling alles
wunderbar. Aber wollen sie das wirklich, frage ich mich?
Wellen am Strand
Sprecherin:
Als im August 2015 einige US-Teilnehmende der Test-Ruderwettkämpfe mit
Magenverstimmung nach Hause flogen, begann zum wiederholten Mal eine
Diskussion über die Qualität des Wassers in der Lagoa Rodrigo de Freitas. Schon
seit Jahrzehnten ist es untersagt, in dem See zu schwimmen. Während der
Proberegatta kenterten gleich zwei Ruderboote. Am Ende der Vorwettkämpfe
behaupteten die Rudervereine, dass es nicht auffällig mehr kranke Rückreisende
gegeben habe als nach anderen Ruderwettkämpfen.
Piepen der Schranke, Stimmen
8
Sprecherin:
Die schlechte Wasserqualität des städtischen Sees ignorierend, träumt die
Nachhaltigkeitsbeauftragte des Olympischen Komitees Tania Braga von einer
Medaille – einer symbolischen. Sie will in den Olympia-Kantinen zertifizierten Fisch
aus nachhaltiger Fischerei servieren lassen. Damit wäre sie für Brasilien eine
Pionierin.
O-Ton Tania Braga:
Por que não falar do pescado certificado usando os jogos a alimentação dos jogos?
Para isto temos que fazer o dever de casa. Que é se comprometer a usar o pescado
sustentavel. Entao a gente esta trabalhando com os nossos fornecedores para criar
uma demanda. Nós vamos ter que servir num período muito curto 14 milhoes de
refeiçoes, servidos num periodo de dois meses mais ou menos. E isto poderia ser
uma mola propulsória para estas certificaçoes chegarem no Brasil.
Übersetzerin:
Warum nicht die Olympischen Spiele nutzen, um über zertifizierten Fisch zu
sprechen? Dafür müssen wir unsere Hausaufgaben machen. Wir müssen
zertifizierten Fisch auf die Speisekarte setzen. Wir arbeiten mit Catering-Firmen
zusammen und teilen ihnen unsere Nachfrage mit. Wir werden innerhalb von zwei
Monaten 14 Millionen Essen servieren! Das könnte ein Impuls dafür sein, dass in
Brasilien zertifizierter Fisch auf den Markt kommt.
Sprecherin:
Tania Braga sieht es nicht als Aufgabe des Brasilianischen Olympischen Komitees,
mit den Fischern von Rio de Janeiro zu sprechen. Natürlich wäre es sinnvoll, direkt
von ihnen den Fisch zu beziehen, sagt sie:
O-Ton Tania Braga:
Nosso papel é organizar os jogos, entregar os jogos e criar demanda. Quem cuida
da oferta aí é um trabalho do MSC com a secretaria estadual de pesca e com outras
ONGs parceiras, Conservation International, WWF, eles estão trabalhando neste
lado de viabilizar a oferta. Nosso trabalho e garantir uma demanda.
Übersetzerin:
Aber unsere Aufgabe ist, die Spiele zu organisieren. Darüber hinaus können wir nur
für Nachfrage sorgen. Für den Rest sind die Leute vom MSC-Siegel verantwortlich.
Also die Leute, die das Siegel für nachhaltige Fischerei vergeben. Außerdem
arbeiten wir mit dem Fischereiministerium und mit anderer NGOs wie dem WWF
zusammen. Sie alle versuchen, genug zertifizierten Fisch zu bekommen. Wir
garantieren die Nachfrage.
Sprecherin:
Ob zur Olympiade in Rio de Janeiro wirklich regionaler, nachhaltig gefangener Fisch
auf den Tisch kommt? Noch gibt es in ganz Südamerika kein Land, in dem Fischer
ein Nachhaltigkeits-Siegel erhalten haben. [Das Olympische Komitee, das an einem
Treffen mit Fischern aus Chile teilnahm, tut sein Bestes, sagt Tania Braga.]
Zurück zur Guanabara-Bucht. Trotz aller Verschmutzung taucht darin ab und zu eine
kleine Delfin-Art auf, erzählt Dora Hees Negreiros:
9
O-Ton Dora Hees Negreiros:
Já vi muitas vezes e eu tenho postado no meu facebook também. Ontem eu postei
uma foto de um tubarão que foi pescado próximo a escola naval, um filhote de
tubarão. Olha, a gente tem muitas tartarugas aqui, que elas respiram na superficie.
Oh está chegando uma.
Übersetzerin:
Ich habe schon einige Delfin-Fotos auf meine Facebook-Seite gestellt. Gestern erst
kam ein Foto eines jungen Hais dazu, den ich hier in der Nähe gesehen habe. Es
leben auch Meeresschildkröten in der Bucht. Ich sehe sie, wenn sie auftauchen, um
Luft zu holen. Da kommt gerade eine Fähre an den Anleger.
Tuten und Tuckern einer Fähre
Sprecherin:
Sie steht an einer Bucht in Niterói. [Niedrige Wellen rollen an den Strand.] Eine Fähre
nähert sich dem Ufer. Hunderte von Menschen gehen von Bord. Es sind Pendler aus
Rio de Janeiro.
O-Ton Dora Hees Negreiros:
A Baía de Guanabara é um ambiente que tem água doce e agua salgada. Porque
ela é o estuario de vários rios. E ela tem a influencia da maré. Aqui nós estamos
próximo a entrada da Barra, ela é mais salgada. Mas no fundo da baia a agua é bem
mais doce. Tem um gradiente muito grande. A gente trabalha com 14 principais rios.
Tem gente que fala que são 57 porque são pequenos rios que saiem, são rios que
decem do morro só e tem saidinha, um riozinho.
Übersetzerin:
Wir haben hier Brackwasser, ein Gemisch von Süß- und Salzwasser, denn Ebbe und
Flut wirken bis tief in die Bucht hinein. Je mehr es ins Innere der Bucht geht, desto
mehr verringern sich die Gezeitenunterschiede. Und auch der Salzgehalt nimmt ab.
Wir untersuchen regelmäßig die Wasserqualität der 14 größten Flüsse der Lagune.
Insgesamt münden 57 Flüsse in die Bucht. Einige davon sind sehr kurz.
Tuten und Tuckern einer Fähre
Sprecherin:
Weit im Inneren der Guanabara-Bucht stehen Mangrovenwälder. Diese niedrige
Vegetation benötigt Brackwasser um zu wachsen. In verschiedenen
Mangrovenwäldern der Welt laufen Forschungsprojekte. Denn es wurde entdeckt,
dass Mangroven helfen, die Wasserqualität zu verbessern. Sie bauen die organische
Substanz des Wassers äußerst schnell in ihre Blätter und Wurzeln ein, sodass das
Wasser, in dem sie stehen, klarer ist als das umliegende. Außerdem ist bekannt,
dass in den sehr dichten Böden, die unter den Mangroven liegen, viel mehr CO2
gespeichert ist, als in anderen Böden.
Eine Idee wäre, Mangroven anzupflanzen, um die Abwasserreinigung in der
Guanabara-Bucht voran zu bringen. Stattdessen wird der geschützte Mangrovenwald
an der Guanabara-Bucht immer kleiner.
10
O-Ton Dora Hees Negreiros:
Os mangues tem as raizes como se fosse umas vassouras. Tem capacidade de
assimilar carbono da agua. Elas absorvem a matéria orgânica que tem na agua.
Existe uma estação de tratamento de rios com as quais a nossa instituição não
concorda. São colocadas na foz dos rios e usam catalizadores para fazer o processo
químico defazer uma retirada de produtos que estão na agua. Estes catalizadores
em geral são patenteados, são carissimos e usam produtos químicos que a gente
não sabe se podem tambem poluir a Baia de Guanabara. Um estação esta pronta,
mas eu acho que já estão desistindo das outras.
Übersetzerin:
Die Mangroven sehen aus, als würden sie auf Besen stehen, so weit ragen ihre
Wurzeln aus dem Wasser. Sie nehmen CO2 und organische Stoffe aus dem Wasser
auf. Leider haben die Behörden statt mehr Mangroven zu pflanzen eine andere
Technik gefördert, mit der wir nicht einverstanden sind: An die Flussmündungen in
die Bucht bauen sie Recyclingstationen, in denen sie das Abwasser mithilfe
chemischer Katalysatoren reinigen. Diese Katalysatoren sind patentiert und teuer.
Die chemischen Substanzen, die sie einsetzen, werden die Bucht noch mehr
vergiften. Eine dieser Stationen ist fertig gebaut. Die anderen wurden schon wieder
aufgegeben, weil sie zu teuer ist.
Sprecherin:
Viele Kilometer vor der Küste von Rio de Janeiro wurden in mehreren Tausend
Metern Tiefe unter dem Meeresboden riesige Erdölreserven entdeckt. Die Förderung
dieses Erdöls trägt zur Verschmutzung der Bucht bei. Denn oft werden Ölplattformen
zur Wartung in die Guanabara-Bucht geschleppt und in der Bucht Tanker mit Erdöl
beladen. Weiter im Inneren der Lagune entsteht seit Jahren eine riesige neue
Raffinerie, sagt die Chemikerin.
Wasser plätschert an einem Steg
O-Ton Dora Hees Negreiros:
Até hoje o Rio de Janeiro é uma cidade muito desorganizada em termos urbanos. Ha
vinte anos atrás a gente começou o primeiro projeto de despoluição da Baia. Que a
gente achava que era a primeira fase de quatro ou cinco. Nós só fizemos a primeira
e mesmo assim, não foi bem planejado. O dinheiro que a gente achou que ia fazer
esgotos a gente teve que aplicar em água. As favelas do Rio de Janeiro onde mora
mais ou menos um terço da população não tinham esgoto sanitario e não tinham
água. As pessoas levavam lata de agua na cabeça até o alto do morro. Melhorou a
situação das pessoas que usavam uma lata de água por dia passaram de ter uma
torneira aberta.
Übersetzerin:
Bis heute ist Rio de Janeiro eine schlecht organisierte Stadt. Vor 20 Jahren
begannen wir mit dem ersten Projekt zur Sanierung der Bucht. Wir dachten, das
wäre die erste von vier oder fünf Phasen. Es blieb bei der ersten Phase und auch die
war schlecht geplant. Wir wollten mit dem Geld Kläranlagen bauen, mussten es aber
in Wasserleitungen stecken. Denn viele Armenviertel von Rio, die Favelas, in denen
etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt, hatten kein fließendes Wasser. Die Leute
schleppten das Wasser in Kanistern auf dem Kopf den Hügel hoch. Fließendes
11
Wasser war natürlich eine große Erleichterung. Aber damit stieg der
Wasserverbrauch und für die Abwässer war nichts vorgesehen.
Starkregen, Donner
Sprecherin:
Besonders verschmutzt sind die Gewässer in Rio de Janeiro nach heftigen
Regengüssen. Der tropische Starkregen überschwemmt in rasender Geschwindigkeit
die Straßen. Er treibt viele Arten von Müll in die Bucht: Autos, Sofas, tote Tiere,
allerlei Plastik.
Wasser plätschert
Sprecherin:
Der Vizebürgermeister von Niterói, Axel Grael, wollte schon in seiner Jugend die
Baía de Guanabara retten. Nachdem seine beiden Brüder während der Olympiade in
Seoul Medaillen geholt hatten, gründeten die drei in Niterói das Projekt „Grael“. Dort
lernen jedes Jahr 700 benachteiligte Kinder das Segeln.
Kinderrufen, Wasserplanschen
Sprecherin:
Zunächst einmal müssen die Kinder schwimmen, erzählt die Schwimmlehrerin Lília
Godói. In das Wasser der Lagune dürfen sie nicht, stattdessen lernen sie im
Schwimmbecken des Projekts, das direkt am Strand steht.
O-Ton Lilia Godoi:
A gente faz um trabalho com as crianças que ainda não sabem nadar muito bem.
Elas não podem velejar sem ter pelo menos a segurança de se cair no mar que elas
possam se locomover, que elas possam nadar direitinho. Eu dou aula de canoa
havaiana também.
Übersetzerin:
Fast alle Kinder, mit denen wir arbeiten, können nicht schwimmen. Bevor sie auf das
Segelboot steigen, müssen sie das lernen. Denn sonst ist es zu gefährlich, falls sie
einmal aus dem Boot fallen. Ich unterrichte auch Kanufahren.
Sprecherin:
Fast alle Kinder kommen aus armen Familien von den Hügeln der Umgebung. Auch
das Gelände des Projekt Grael liegt an einem Hang. Der Blick über das Meer geht
bis zur Skyline von Rio, die weit hinten aus dem Dunst ragt. Gerade lassen ein paar
Jugendliche ihre Segeljollen zu Wasser. Möwen kreisen über den Booten. [Unter
einem Vordach ist die Bootswerkstatt des Projekts. Marcelo Moricampos ist
Segellehrer und Sozialarbeiter im Projekt Grael.
Rumpeln, Segelboote werden zu Wasser gelassen, Wellen plätschern, Stimmen,
Möwen; im Hintergrund Hämmern
12
O-Ton Marcelo Moricampos:
O meu maior prêmio assim dentro da minha carreira foi saber que eu vou ter a
possibilidade de atuar numa olimpiada no meu pais. Minha função nas olimpíadas
vai ser agente que é responsavel pela montagem das raias de regata. Eu acredito
que seje a primeira boia, que é a primeira marca que os barcos chegam. Eu devo
estar responsavel por elas. A gente trabalha com uma tabela com o GPS, a gente ve
a distância que eles querem, a angulação e tudo.
Übersetzer:
Das war wie ein Lottogewinn, als ich erfuhr, dass ich an den Olympischen
Sommerspielen in meinem Land mitwirken darf. Ich bin verantwortlich dafür, die
Regatta-Bahnen zu markieren. Dann werden sie mich wahrscheinlich an der ersten
Boje stationieren, an der ersten Etappe der Segelolympiade. Wir arbeiten mit GPS
und anderen Apparaten, die die Entfernung und die Windrichtung messen.]
Sprecherin:
Einige Jugendliche im Projekt bekommen Unterweisungen, wie sie im Vorfeld der
Olympiade Müll aus der Bucht fischen können. Die niederländische Botschaft führte
einen Workshop durch, wie per Satellit der Müll in der Bucht ausfindig gemacht
werden kann. Denn die ganze Bucht nach Müllinseln abzusuchen, wäre unmöglich.
Nun entwirft die Stadt endlich einen Rettungsplan, sagt die
Nachhaltigkeitsbeauftragte Tania Braga: Spezielle Boote und Netze sollen den Müll
von den olympischen Austragungsorten fernhalten.
O-Ton Tania Braga:
Atualmente o novo secretario de estado eles estão trabalhando numa nova proposta
para eco-barreiras e para os eco-barcos. É como uma rede flutuante que e colocada
nos para que o resíduo flutuante seja parado, recolhido, triado e dado uma
destinação correta. O eco-barco e um barco que recolhe o resíduo flutuante que
chegou até a baía. Ele tem uma estrutura na própria frente do barco. Mas tem coisas
que ainda mesmo com a eco-barreira que ela ainda nao existe em todos os rios ou
se não é tirado a tempo ele pode passar por cima ou se você tem um momento de
muita chuva, ele pode passar, o eco-barco ele tem que fazer este segundo trabalho.
Übersetzerin:
Der neue Umweltstaatssekretär bereitet den Einsatz von sogenannten Ökobarrieren
und Ökobooten vor. Ökobarrieren sind Netze, die vor die Mündung der Zuflüsse in
die Guanabara-Bucht gespannt werden. Damit wird der Müll gestoppt. Dann kann er
herausgeholt und dahin gebracht werden, wo er hingehört. Die Ökobarrieren, also
die Netze, die gibt es nicht überall. Dazu kommt, dass bei starkem Regen der Abfall
über die Netze gespült wird. Dann kommen die Ökoboote zum Einsatz. Sie haben
eine Sammelvorrichtung am Bug. Damit kann der Müll aus der Bucht eingesammelt
werden.
Sprecherin:
Vor ein paar Monaten wurden multiresistente Keime im Jachthafen von Rio de
Janeiro entdeckt. Der Jachthafen liegt an der Guanabara-Bucht. Von dort sollen die
Segelboote für die Olympischen Sommerspiele 2016 starten. Die Chemikerin Dora
Hees Negreiros:
13
O-Ton Dora Hees Negreiros:
No Rio Carioca que é agua doce. E alí tem hospitais. O rio Carioca não se vê o rio,
são tubos. Eu soube de uma pessoa que tentou falar e tal, elas não puderam falar.
Ficou um assunto em suspenso. Os jornais falaram no mundo interio, da
superbacteria. Mas eu li que foi no rio Carioca. Porque e que se analisa são os
coliformes fecais, eles nem são, eles nem causam doenças mas eles acompanham
as feses. Se tem coliformes tem feses que pode ter contaminação com doenças
transmissíveis pelo esgoto. Então a presença de coliformes fecais alerta, é um sinal,
é um indicador. A gente sabe que a água do mar é bactericida. A superbacteria, eu
tenho medo lógico.
Übersetzerin:
Die Keime kamen vom Bach Carioca. Da leiten verschiedene Krankenhäuser ihre
Abwässer ein. Der Bach verläuft unterirdisch in Rohren, bevor er in die GuanabaraBucht fließt. Ich wollte eine Mitarbeiterin des Hygieneinstituts Oswaldo Cruz zu dem
Vorfall befragen. Aber sie durfte sich nicht zum Thema äußern. Dabei ging die
Meldung über die multiresistenten Keime von Rio de Janeiro überall durch die
Presse! Dazu kommen fäkale Bakterien. Sie beweisen, dass auch Toilettenabwässer
eingeleitet wurden. Da können Krankheiten übertragen werden, das ist ein
Warnsignal! Glücklicherweise tötet Salzwasser Bakterien ab. Trotzdem habe auch
ich Angst vor den Krankenhauskeimen.
Wellen am Strand, Musik
Sprecherin:
Eine saubere Guanabara-Bucht? Zertifizierter Fisch? Ein positives Vermächtnis der
Olympischen Spiele von 2016 für Rio de Janeiro? Ja, sagt die
Nachhaltigkeitsbeauftragte Braga:
O-Ton Tania Braga:
Não é um evento que teria a responsabilidade de mudar tudo. Qual é o papel do
evento? É chamar a atenção do problema. E neste ponto a gente já está deixando
um legado. Que nunca se falou tanto de Baía de Guanabara quanto agora por causa
dos jogos. E os Jogos tem este papel. Quando a gente pensa na Baía como um todo
de ter trazido este assunto na agenda. O que nós podemos é estar sempre aberto
para um diálogo numa postura positiva, é uma parceria, um trabalho conjunto.
... aberto para um diálogo, ... postura positiva, um trabalho conjunto ... aberto para
um diálogo, ... postura positiva, um trabalho conjunto ... aberto para um diálogo, ...
postura positiva, um trabalho conjunto ... aberto para um diálogo, ... postura positiva,
um trabalho conjunto ...
Übersetzerin:
Wir wissen, dass sich wegen der Olympischen Spiele nicht plötzlich alles umkehrt.
Trotzdem werden die Spiele etwas Positives hinterlassen. Die Öffentlichkeit ist
aufmerksam auf das Thema geworden. Das wird unser Erbe sein. Noch nie wurde so
viel über die Guanabara-Bucht diskutiert wie heute. Erst die Olympischen Spiele
haben das Thema auf die Agenda gesetzt. Wir vom Komitee sind zu einem positiven
Dialog bereit. Wir kooperieren, wir arbeiten mit allen zusammen.
14
Sprecherin:
Viele Worte, viele Versprechen. Saubere Gewässer in Rio de Janeiro sind abhängig
von Geld, Zeit und gutem Willen. Das schien vorhanden, als vor sieben Jahren die
Olympia-Bewerbung von Rio de Janeiro feierlich angenommen wurde. In dieser Zeit
hätte viel passieren können. Stattdessen: Blumige Reden über Nachhaltigkeit.
Flickschusterei, statt gefährliche Missstände zu beheben. Müll wird teilweise von
Freiwilligen aus dem Wasser gefischt. Umweltbildung an der Guanabara-Bucht bleibt
kleinen Initiativen überlassen.
Das für die Olympischen und Paralympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro
veranschlagte Budget beträgt 11 Milliarden Euro. Das Geld würde ausreichen, die
Guanabara-Bucht zweimal zu sanieren.
Wellen am Strand
*****
15

Documentos relacionados

Manuskript

Manuskript Übersetzung männlich Wir wussten es, haben es aber verdrängt. Als wir dann doch nach Fisch gefragt haben, da versprachen sie uns 20 Kilo Fisch pro Monat für unseren eigenen Verzehr, denn wir essen ...

Leia mais