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RAUS AUS
LOS ANGELES
Die kalifornische Metropole ist heiß, laut und eigentlich nur mit dem Auto
zu bewältigen. Trotzdem gehört L. A. zu den schönsten Städten der USA.
Man muss nur die kleinen Fluchten kennen, die die Umgebung bietet
VON K AT H A R I N A VO N D E R L E Y E N – FOTOS : F R A N G E A L E R
DURCHATMEN
Blick auf den
Pazifischen Ozean von
einem Hotel an Big Sur,
dem Küstenstreifen
nördlich von L. A. (diese
Seite). Rummel,
Palmen, Pier und ein
extrabreiter Strand:
Das ist Santa Monica
(rechte Seite)
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BAUMHAUS
ZUR SCHÖNEN
auf 1 200 Quadratkilometern zwischen
Ozean, Bergen und Wüste. Man kann hier
Ski laufen, wandern, im Meer baden oder
sich einsam in einer Hängematte am Rande der Wildnis betrinken.
AUSSICHT
D
L
os Angeles’ Schönheit erschließt sich dem Besucher
nicht gerade auf den ersten
Blick. Touristen können
stundenlang die schnurgeraden Straßen auf und ab
fahren, vorbei an abgewrackten Malls, staubigen Imbissstuben oder
seelenlosen „Tower Records“-Geschäften,
ohne je die grünen Hügel mit Kolibris in
den unendlichen Avocadobaumhainen
zu sehen und den Wind zu spüren, der
vom Pazifik herüberweht. Dabei sind die
Stadt und die Umgebung wundervoll:
Verborgen hinter hohen Mauern, großen
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Toren, am Ende scheinbar endloser, gewundener Wege gibt es paradiesische
Gärten und eine Natur, die man sich anderswo nur erträumen kann. L. A. gehört
zu den schönsten Plätzen der Welt. Und
an wenigen Orten ist es leichter, der Stadt
zu entkommen, sich auszuklinken: Nur
ein paar Stunden Fahrt, und man ist zwar
immer noch in Südkalifornien, aber zugleich auch so weit weg, als wäre man in
einem anderen Land.
Die Lage von L. A., mit rund vier Millionen Einwohnern (17,5 Millionen im Großraum) die zweitgrößte Stadt der Vereinigten Staaten, ist phänomenal: ausgebreitet
iese kleinen Fluchten sind
schon möglich, wenn man
nur ein paar Tage oder sogar
nur für Stunden aus der
Megastadt herauswill. Der
schnellste Weg in eine andere Welt führt den Pacific
Coast Highway hinunter nach Malibu.
Am Strand reihen sich die Multi-Millionen-Dollar-Villen von Stars wie Dustin
Hoffman, Halle Berry und Charlize Theron aneinander. Doch obwohl viele der
berühmten Anwohner versucht haben,
das öffentliche Leben von ihren Grundstücken fernzuhalten, sind die langen
Strände mit dem feinen, weißen Sand immer noch für alle zugänglich.
Schwimmen kann wegen der hohen
Wellen schwierig sein, und wer immer
noch von der Serie „Baywatch“ träumt,
deren Folgen teilweise hier gedreht wurden, sei versichert: Wie Pamela Anderson
sehen die Rettungsschwimmer nicht aus.
Die Wellenreiter am Malibu Pier in der
Lagune des Surfrider Beach, ganz nebenbei, kommen dem Ideal von Schönheit da
schon näher.
Gleich neben dem Pier ist das Malibu
Beach Inn. Von außen sieht es nicht besonders aus, es ist seltsam pink und grünlich bemalt und liegt direkt am Pacific
Coast Highway. Innen erweist es sich
dann aber als Hotel mit fabelhaftem Service und Bambusmöbeln, edlen Holzfußböden und merkwürdigen Meerestieren,
die an die Wände gemalt sind. Sein Eigentümer ist kein Geringerer als der Musikmogul David Geffen, der etwa Cher oder
Joni Mitchell bei seiner Plattenfirma unter
Vertrag hatte. Der Celebrity-Hotelier hat
das Malibu Beach Inn gekauft und lässt
es zurzeit umbauen. Es soll ein Luxushotel mit 47 Zimmern und Suiten werden,
Wiedereröffnung ist im November.
Zum Entspannen kann man sich auch
auf den eigentlich kurzen, je nach Verkehrsaufkommen aber ziemlich zeitaufwendigen Weg nach Santa Monica
machen. Zehn Meilen von Beverly Hills,
westlich von West L. A. und südlich von
Pacific Palisades liegt die Bucht von Santa
Monica. Eine Strandpromenade führt entlang der Küste, weiter hinten im Landesinnern liegen die Santa Monica Mountains, ein wilder Gebirgszug, wunderbar
zum Wandern oder Reiten.
ENDE DER WELT
Das Restaurant Post
Ranch Inn in Big Sur
liegt hoch über dem
Meer und bietet Ökokost
der gehobenen Art (diese
Seite). Für Architektur
und Interieur wurde das
Material der Region
verwendet: Schiefer und
Holz der RedwoodBäume, kombiniert
mit Glas – auch in
den Bädern und im
Restaurant (linke Seite)
U
nd die Luft bleibt frisch, auch
wenn es in der Stadt richtig
heiß ist. D irekt am Pazifik
liegen zwei schöne Hotels:
das Shutters on the Beach
und das Casa del Mar mit
seinem weitläufigen palmenbewachsenen Innenhof und den großen
Panoramafenstern mit Blick auf den Ozean. Ganz in der Nähe, auch das ein Vorteil von Santa Monica, gibt es viele gute
und gemütliche Restaurants.
Drei Stunden Autofahrt entfernt liegt
der Joshua Tree National Park. Ein echter
Trip, auch wenn man keine Drogen dabeihat, denn die Vegetation besteht aus weißgrünen, kerzenförmigen Blüten auf lan-
gen Stielen und Orchideen zwischen
gigantischen Kakteen, die in Leuchtfarben blühen. Dahinter, zwischen den
merkwürdig verwachsenen Josuabäumen,
eine Kulisse wie aus einem David-LynchFilm, unglaublich geformt von Regen und
Wind.
Die Landschaft der südkalifornischen
Wüste scheint magisch, verwunschen
und irgendwie wild geblieben, trotz der
vielen Hotels und Spas, die es in diesem
Naturschutzgebiet gibt. Das 29 Palms Inn
zum Beispiel: Lauter kleine Holzhütten
im Stil der 50er-Jahre stehen an einem
Ententeich, dahinter liegt ein Swimmingpool, eine Mauer soll den Sand abwehren.
Das Wundervollste aber sind die Nächte.
Am Wüstenhimmel explodieren Sterne,
während man an einem Lagerfeuer sitzt:
Das brennende Eukalyptusholz duftet,
und in der Nähe heulen Kojoten.
Wer amerikanische Wildnis sucht, muss
unbedingt zum Yosemite National Park in
der Sierra Nevada. Etwa sechs Stunden
von L. A. entfernt liegt dieses UNESCOWeltkulturerbe: über 3 000 Quadratkilometer mit beeindruckenden Granitfelsen,
3 200 Seen, Wasserfällen und Wäldern aus
Mammutbäumen. Hier leben Indianer
und Bären, wobei man Letzteren häufiger
begegnet. Im Winter kann man in der
Badger Pass Ski Area Ski laufen, es gibt
dort Langlaufloipen vor atemberaubender Kulisse. Das im Kolonialstil erbaute
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Wawona Hotel bietet einen Pool unter
alten Bäumen sowie Tennis- und Golfplätze, falls einem die Natur zu viel werden sollte.
KALIFORNIENS
SCHÖNSTER
S
echs Stunden von Los Angeles,
den Highway No. 1 nach Norden, beginnt der vielleicht
herausragendste Absch nitt
der kalifornischen Küste. „Big
Sur ist die schönste Begegnung
von Land und See, die es auf
der Erde gibt“, schrieb Robert Louis Stevenson, der sich hier zu seiner „Schatzinsel“ inspirieren ließ. Henry Miller lebte
in Big Sur, Jack Kerouac verfasste hier
seinen nach diesem Ort benannten
Roman. Bis heute leben hier, wie in vielen Orten Kaliforniens, noch richtige
Hippies, denen man ihren Way of Life
abnimmt.
Das Wasser des Ozeans schimmert
hellblau, und nicht weit entfernt liegen
Waldschluchten mit bis zu 110 Meter hohen Redwood-Bäumen. An den Stränden
sieht man mehr Seelöwen und Seeotter
als Surfer, weil das Wasser kalt und die
Strömung gefährlich ist. In Big Sur steht
auch ein einzigartiges Hotel: das Post
Ranch Inn. Die baumhausähnliche Konstruktion aus Holz, Glas und Schiefer
hängt zum Teil in den auch unter der Bezeichnung Giant Sequoias bekannten
Redwood-Bäumen. Wer bei „Baumhaus“
aber an Pfadfinderlager-Komfort denkt,
irrt. Jedes Zimmer ist mit Balkon, Kamin
und Spa-Wanne ausgestattet. Vielleicht
das Beste aber ist der heiße Pool direkt
über dem Ozean. Darin könnte man Stunden oder Tage verbringen. Und das sollte
man eigentlich auch. Wenn es doch bloß
nicht so viel zu sehen und unternehmen
gäbe in der Gegend.
FAHRRADWEG
HOTEL CALIFORNIA Reise-Informationen
FLÜGE
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I LLUS T R AT ION : N EI L GOW ER
DAS LEBEN IST EIN STRAND
Der Boardwalk von Santa Monica
führt am Muscle Beach vorbei,
wo das Bodybuilding erfunden
wurde (diese Seite). Kontraste
im Umland: Strand und die
Felsen von Sedona (rechte Seite)
Lufthansa fliegt
direkt ab Frankfurt
oder Berlin nach
Los Angeles (ab
700 Euro), British
Airways direkt
ab Frankfurt (ab
600 Euro)
UNTERKUNFT
Eine Übernachtung
im Doppelzimmer
kostet jeweils:
Shutters on the
Beach, Santa
Monica, um
450 Euro (www.
shuttersonthebeach.
com), Casa del
Mar, Santa Monica,
um 440 Euro (www.
hotelcasadelmar.
com). 29 Palms
Inn, in 29 Palms,
ab etwa 50 Euro
(www.29palmsinn.
com), Malibu
Beach Inn, Malibu,
180 Euro (www.
malibubeachinn.
com), Wawona
Hotel, Yosemite
National Park,
80 Euro (www.
nationalpark
reservations.com/
wawona.htm),
Post Ranch Inn,
Big Sur, 430 Euro
(www.postranchinn.
com).
MIETWAGEN
Am besten bereits
von zu Hause aus
bei einem der
großen Vermieter
vorab buchen.
Lokale Anbieter
von alten Straßenkreuzern gibt
es neben dem
Flughafen von L. A.
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