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RAUS AUS LOS ANGELES Die kalifornische Metropole ist heiß, laut und eigentlich nur mit dem Auto zu bewältigen. Trotzdem gehört L. A. zu den schönsten Städten der USA. Man muss nur die kleinen Fluchten kennen, die die Umgebung bietet VON K AT H A R I N A VO N D E R L E Y E N – FOTOS : F R A N G E A L E R DURCHATMEN Blick auf den Pazifischen Ozean von einem Hotel an Big Sur, dem Küstenstreifen nördlich von L. A. (diese Seite). Rummel, Palmen, Pier und ein extrabreiter Strand: Das ist Santa Monica (rechte Seite) 158 VA N I T Y FA I R 3 7 / 07 3 7 / 07 VANI T Y FA I R 159 STI L BAUMHAUS ZUR SCHÖNEN auf 1 200 Quadratkilometern zwischen Ozean, Bergen und Wüste. Man kann hier Ski laufen, wandern, im Meer baden oder sich einsam in einer Hängematte am Rande der Wildnis betrinken. AUSSICHT D L os Angeles’ Schönheit erschließt sich dem Besucher nicht gerade auf den ersten Blick. Touristen können stundenlang die schnurgeraden Straßen auf und ab fahren, vorbei an abgewrackten Malls, staubigen Imbissstuben oder seelenlosen „Tower Records“-Geschäften, ohne je die grünen Hügel mit Kolibris in den unendlichen Avocadobaumhainen zu sehen und den Wind zu spüren, der vom Pazifik herüberweht. Dabei sind die Stadt und die Umgebung wundervoll: Verborgen hinter hohen Mauern, großen 160 VA N I T Y FA I R 3 7 / 07 Toren, am Ende scheinbar endloser, gewundener Wege gibt es paradiesische Gärten und eine Natur, die man sich anderswo nur erträumen kann. L. A. gehört zu den schönsten Plätzen der Welt. Und an wenigen Orten ist es leichter, der Stadt zu entkommen, sich auszuklinken: Nur ein paar Stunden Fahrt, und man ist zwar immer noch in Südkalifornien, aber zugleich auch so weit weg, als wäre man in einem anderen Land. Die Lage von L. A., mit rund vier Millionen Einwohnern (17,5 Millionen im Großraum) die zweitgrößte Stadt der Vereinigten Staaten, ist phänomenal: ausgebreitet iese kleinen Fluchten sind schon möglich, wenn man nur ein paar Tage oder sogar nur für Stunden aus der Megastadt herauswill. Der schnellste Weg in eine andere Welt führt den Pacific Coast Highway hinunter nach Malibu. Am Strand reihen sich die Multi-Millionen-Dollar-Villen von Stars wie Dustin Hoffman, Halle Berry und Charlize Theron aneinander. Doch obwohl viele der berühmten Anwohner versucht haben, das öffentliche Leben von ihren Grundstücken fernzuhalten, sind die langen Strände mit dem feinen, weißen Sand immer noch für alle zugänglich. Schwimmen kann wegen der hohen Wellen schwierig sein, und wer immer noch von der Serie „Baywatch“ träumt, deren Folgen teilweise hier gedreht wurden, sei versichert: Wie Pamela Anderson sehen die Rettungsschwimmer nicht aus. Die Wellenreiter am Malibu Pier in der Lagune des Surfrider Beach, ganz nebenbei, kommen dem Ideal von Schönheit da schon näher. Gleich neben dem Pier ist das Malibu Beach Inn. Von außen sieht es nicht besonders aus, es ist seltsam pink und grünlich bemalt und liegt direkt am Pacific Coast Highway. Innen erweist es sich dann aber als Hotel mit fabelhaftem Service und Bambusmöbeln, edlen Holzfußböden und merkwürdigen Meerestieren, die an die Wände gemalt sind. Sein Eigentümer ist kein Geringerer als der Musikmogul David Geffen, der etwa Cher oder Joni Mitchell bei seiner Plattenfirma unter Vertrag hatte. Der Celebrity-Hotelier hat das Malibu Beach Inn gekauft und lässt es zurzeit umbauen. Es soll ein Luxushotel mit 47 Zimmern und Suiten werden, Wiedereröffnung ist im November. Zum Entspannen kann man sich auch auf den eigentlich kurzen, je nach Verkehrsaufkommen aber ziemlich zeitaufwendigen Weg nach Santa Monica machen. Zehn Meilen von Beverly Hills, westlich von West L. A. und südlich von Pacific Palisades liegt die Bucht von Santa Monica. Eine Strandpromenade führt entlang der Küste, weiter hinten im Landesinnern liegen die Santa Monica Mountains, ein wilder Gebirgszug, wunderbar zum Wandern oder Reiten. ENDE DER WELT Das Restaurant Post Ranch Inn in Big Sur liegt hoch über dem Meer und bietet Ökokost der gehobenen Art (diese Seite). Für Architektur und Interieur wurde das Material der Region verwendet: Schiefer und Holz der RedwoodBäume, kombiniert mit Glas – auch in den Bädern und im Restaurant (linke Seite) U nd die Luft bleibt frisch, auch wenn es in der Stadt richtig heiß ist. D irekt am Pazifik liegen zwei schöne Hotels: das Shutters on the Beach und das Casa del Mar mit seinem weitläufigen palmenbewachsenen Innenhof und den großen Panoramafenstern mit Blick auf den Ozean. Ganz in der Nähe, auch das ein Vorteil von Santa Monica, gibt es viele gute und gemütliche Restaurants. Drei Stunden Autofahrt entfernt liegt der Joshua Tree National Park. Ein echter Trip, auch wenn man keine Drogen dabeihat, denn die Vegetation besteht aus weißgrünen, kerzenförmigen Blüten auf lan- gen Stielen und Orchideen zwischen gigantischen Kakteen, die in Leuchtfarben blühen. Dahinter, zwischen den merkwürdig verwachsenen Josuabäumen, eine Kulisse wie aus einem David-LynchFilm, unglaublich geformt von Regen und Wind. Die Landschaft der südkalifornischen Wüste scheint magisch, verwunschen und irgendwie wild geblieben, trotz der vielen Hotels und Spas, die es in diesem Naturschutzgebiet gibt. Das 29 Palms Inn zum Beispiel: Lauter kleine Holzhütten im Stil der 50er-Jahre stehen an einem Ententeich, dahinter liegt ein Swimmingpool, eine Mauer soll den Sand abwehren. Das Wundervollste aber sind die Nächte. Am Wüstenhimmel explodieren Sterne, während man an einem Lagerfeuer sitzt: Das brennende Eukalyptusholz duftet, und in der Nähe heulen Kojoten. Wer amerikanische Wildnis sucht, muss unbedingt zum Yosemite National Park in der Sierra Nevada. Etwa sechs Stunden von L. A. entfernt liegt dieses UNESCOWeltkulturerbe: über 3 000 Quadratkilometer mit beeindruckenden Granitfelsen, 3 200 Seen, Wasserfällen und Wäldern aus Mammutbäumen. Hier leben Indianer und Bären, wobei man Letzteren häufiger begegnet. Im Winter kann man in der Badger Pass Ski Area Ski laufen, es gibt dort Langlaufloipen vor atemberaubender Kulisse. Das im Kolonialstil erbaute 3 7 / 07 V A N I T Y FA I R 161 STI L STI L Wawona Hotel bietet einen Pool unter alten Bäumen sowie Tennis- und Golfplätze, falls einem die Natur zu viel werden sollte. KALIFORNIENS SCHÖNSTER S echs Stunden von Los Angeles, den Highway No. 1 nach Norden, beginnt der vielleicht herausragendste Absch nitt der kalifornischen Küste. „Big Sur ist die schönste Begegnung von Land und See, die es auf der Erde gibt“, schrieb Robert Louis Stevenson, der sich hier zu seiner „Schatzinsel“ inspirieren ließ. Henry Miller lebte in Big Sur, Jack Kerouac verfasste hier seinen nach diesem Ort benannten Roman. Bis heute leben hier, wie in vielen Orten Kaliforniens, noch richtige Hippies, denen man ihren Way of Life abnimmt. Das Wasser des Ozeans schimmert hellblau, und nicht weit entfernt liegen Waldschluchten mit bis zu 110 Meter hohen Redwood-Bäumen. An den Stränden sieht man mehr Seelöwen und Seeotter als Surfer, weil das Wasser kalt und die Strömung gefährlich ist. In Big Sur steht auch ein einzigartiges Hotel: das Post Ranch Inn. Die baumhausähnliche Konstruktion aus Holz, Glas und Schiefer hängt zum Teil in den auch unter der Bezeichnung Giant Sequoias bekannten Redwood-Bäumen. Wer bei „Baumhaus“ aber an Pfadfinderlager-Komfort denkt, irrt. Jedes Zimmer ist mit Balkon, Kamin und Spa-Wanne ausgestattet. Vielleicht das Beste aber ist der heiße Pool direkt über dem Ozean. Darin könnte man Stunden oder Tage verbringen. Und das sollte man eigentlich auch. Wenn es doch bloß nicht so viel zu sehen und unternehmen gäbe in der Gegend. FAHRRADWEG HOTEL CALIFORNIA Reise-Informationen FLÜGE 162 VA N I T Y FA I R 3 7 / 07 I LLUS T R AT ION : N EI L GOW ER DAS LEBEN IST EIN STRAND Der Boardwalk von Santa Monica führt am Muscle Beach vorbei, wo das Bodybuilding erfunden wurde (diese Seite). Kontraste im Umland: Strand und die Felsen von Sedona (rechte Seite) Lufthansa fliegt direkt ab Frankfurt oder Berlin nach Los Angeles (ab 700 Euro), British Airways direkt ab Frankfurt (ab 600 Euro) UNTERKUNFT Eine Übernachtung im Doppelzimmer kostet jeweils: Shutters on the Beach, Santa Monica, um 450 Euro (www. shuttersonthebeach. com), Casa del Mar, Santa Monica, um 440 Euro (www. hotelcasadelmar. com). 29 Palms Inn, in 29 Palms, ab etwa 50 Euro (www.29palmsinn. com), Malibu Beach Inn, Malibu, 180 Euro (www. malibubeachinn. com), Wawona Hotel, Yosemite National Park, 80 Euro (www. nationalpark reservations.com/ wawona.htm), Post Ranch Inn, Big Sur, 430 Euro (www.postranchinn. com). MIETWAGEN Am besten bereits von zu Hause aus bei einem der großen Vermieter vorab buchen. Lokale Anbieter von alten Straßenkreuzern gibt es neben dem Flughafen von L. A. 3 7 / 07 VANI T Y FA I R 163