Sterben in unserer Gesellschaft SAPV, Hospiz, ambulanter

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Sterben in unserer Gesellschaft SAPV, Hospiz, ambulanter
Jahrgang 15, Ausgabe 02/2015, ISSN 1864-7804
Sterben in unserer
Gesellschaft
Für eine Kultur der Wertschätzung des Lebens
auch bei Pflege, schwerer Krankheit und Demenz
SAPV, Hospiz, ambulanter
Hospizdienst, Palliativstation
Was ist das?
Pflegefall in der Familie
Und mein Job?
1
Aktuelles vom Pflegezeit- und Familienpflegezeitgesetz
We take cancer personally
Patienten stehen im Mittelpunkt unseres Handelns
bei Roche.
Sie motivieren und inspirieren uns bei der
Erforschung und Entwicklung neuer Arzneimittel
und Therapiekonzepte, die das Leben von Krebspatienten weltweit verbessern sollen.
Viele Forschungsergebnisse haben schon zu
bedeutenden Fortschritten in der Krebstherapie
geführt – und unsere Forschung geht ständig
weiter.
2
Doing now what patients need next
Editorial
Inhalt
Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft,
Pflege
Sterben geht jeden Einzelnen von uns
an und ist ein unausweichlicher Prozess. Deshalb war es der Redaktion „leben“ sehr wichtig, sich des Themas anzunehmen. Erfahrungen damit haben
wir alle schon gemacht: in der Familie,
bei Freunden oder Bekannten. Oft sind
Hilflosigkeit oder Sprachlosigkeit damit
verbunden. Die Beiträge in dieser Ausgabe widmen sich dem Thema ganz offen, breit hinterfragt und aus verschiedenen Blickwickeln. Wie gehen wir mit
einem Thema um, das jeden angeht,
aber voller Tabus ist? Wie geht es anders? Im Mittelpunkt dieser Ausgabe
steht der Sterbeprozess: zu Hause, im
Hospiz, im Krankenhaus. Was bleibt am
Ende? Wie wollen wir sterben? Wer unterstützt den Sterbenden und die Angehörigen? Und der Tod betrifft keineswegs nur Erwachsene. Auch Kinder und
Jugendliche haben damit schon eigene
Erfahrungen, die begleitet werden sollten. – Lassen Sie die unterschiedlichen
Beiträge auf sich wirken und geben Sie
uns bitte eine Rückmeldung, ob wir behutsam aber informativ genug mit dem
Thema umgegangen sind. Fehlen Ihnen
Aspekte und wenn ja, welche? Für Ihre
Zeilen wird die Redaktion sehr dankbar
sein (E-Mail: [email protected]).
Kennen Sie das neue Familienpflegezeitgesetz? Seit 1. Januar 2015 gelten
verbesserte Regeln, die Berufstätigen
die Pflege von Angehörigen erleichtern
sollen. Viele Bürger müssen für die eigene Rente vorsorgen und gleichzeitig
Familienmitglieder pflegen. Die neuen
Regelungen zur Familienpflegezeit können nicht darüber hinweg täuschen:
Was ihnen abverlangt wird, ist die Quadratur des Kreises. Die ersten 2012 eingeführten Regelungen zur besseren
Vereinbarkeit von Pflege und Beruf blieben bisher wirkungslos. Über 10.000
berufstätige Pflegende gibt es in Sachsen-Anhalt; doch machen nur Einzelne
von der Familienpflegezeit Gebrauch.
Erstmals gibt es jetzt einen Rechtsanspruch auf die Familienpflegezeit (Achtung – sie ist weiterhin begrenzt auf
zwei Jahre). Angestellte können ihre Arbeitszeit auf bis zu 15 Stunden pro Woche reduzieren und genießen während
dieser Zeit Kündigungsschutz. Doch der
Rechtsanspruch gilt nur für Betriebe mit
mindestens 26 Mitarbeitern. Wer in einem Kleinstbetrieb angestellt ist, kann
lediglich auf den guten Willen seines
Chefs hoffen. Wer die Auszeit gewährt
bekommt, kann sie durch ein zinsfreies
Darlehen finanzieren. Eine Schuldenfalle, insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen.
Die ersten Fragen dazu sind bei uns eingegangen und werden von unserem Beratungsteam kompetent beantwortet.
Ihr Team der Sachsen-Anhaltischen
Krebsgesellschaft
Sterben in unserer Gesellschaft
4
Parenterale Ernährung
12
SAPV – Was ist das?
14
Hospiz – Was ist das?
14
Ambulanter Hospizdienst – Was ist das? 15
Palliativstation – Was ist das?
15
SAKG Aktiv
Lesecafé „ONKO-logisch“
8
Film-Tipp
9
Medizin, Pflege und Politik
10
SAKG-Infomaterial bestellen
21
Ehrenamt in der SAKG:
Harald Oster
23
Aktuelles
Sonnenlust und Sonnenschutz
16
Aktuelles aus dem Pflegezeit- und
Familienpflegezeitgesetz
17
+++ Kurz gemeldet +++
26
Kooperationspartner
Fördermitglied der SAKG:
Helios Kliniken
16
Prävention
du-bist-kostbar.de
18
Psychoonkologie
Die Trauer geht viele Wege
20
Selbsthilfe
Gesprächskreis für Angehörige
Prof. Dr. med. Hans-Joachim Schmoll
Vorstandsvorsitzender
leben 02/2015
Sven Weise
Geschäftsführer
24
Sonstiges
Termine Außenberatungsstellen
13
Impressum
21
3
Fördermitglieds- und Mitgliedsantrag
22
Termine allgemein
28
Für eine Kultur der Wertschätzung des Lebens auch bei Pflege, schwerer Krankheit und Demenz
Sterben in unserer Gesellschaft
Schwere Krankheit, Sterben und Tod Auseinandersetzung von vielen Menwaren lange Zeit Tabuthemen. Ein Blick schen aber auch heute noch als nicht
in die Medien – etwa auf den Blog „Ar- ausreichend empfunden.
beit und Struktur“, in dem der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf drei Jah- Notwendig sind daher nach wie vor der
re sein Sterben öffentlich gemacht Dialog und die gesellschaftliche Auseinhat, oder die Aufarbeitung der eige- andersetzung zum Thema Sterben und
nen Krebserkrankung durch den Regis- Tod, an der sich die Verantwortlichen
seur Christoph Schlingensief oder den aus Politik, Gesundheitssystem und
schwedischen Erfolgsautor Henning die allgemeine Bevölkerung beteiligen.
Mankell – zeigt, dass der Umgang mit Diese notwendige Auseinandersetzung
dem eigenen Sterben in unserer Gesell- hat in den letzten Monaten immer neue
schaft im Wandel begriffen ist. Auch der Nahrung bekommen. Im November
Erfolg solcher Bücher wie „Fünf Dinge, 2013 nahm sich in Frankreich ein betagdie Sterbende am meisten bereuen“ so- tes Ehepaar gemeinsam das Leben und
wie Christiane zu Salms „Dieser Mensch forderte in einem offenen Abschiedswar ich. Nachrufe auf das eigene Leben“, brief das Recht alter Menschen ein, seldie lange Zeit ganz oben in den Bestsel- ber bestimmen zu können, wann und
lerlisten standen, sprechen für diese Be- wie sie sterben wollen. Aus Belgien kam
im Dezember 2013 die Nachricht, dass
obachtung.
sich der Senat mit klarer Mehrheit dafür
Schon die vom Deutschen Hospiz- und ausgesprochen hat, die Altersgrenze für
PalliativVerband (DHPV) in Auftrag ge- die aktive Sterbehilfe aufzuheben und
gebene repräsentative Bevölkerungs- diese für alle, auch für schwerstkranbefragung aus dem Jahre 2012 hatte ke Kinder und Jugendliche, zu erlauben.
deutlich gemacht, dass das Sterben in (Das Gesetz ist mittlerweile verabschieder Bevölkerung kein Tabuthema mehr det.) Höhepunkte der deutschen Disist: Menschen werden in ihrem Alltag, kussion waren die Ankündigung von
in ihren Familien und in ihrem Beruf Gesundheitsminister Hermann Gröhe,
mit Sterben und Tod konfrontiert. Im gewerbliche Formen der Beihilfe zum
Kontrast dazu wird die gesellschaftliche Suizid unter Strafe zu stellen, die mit
4
Spannung erwartete erste Orientierungsdebatte zu dem Thema im Bundestag am 13. November 2014 sowie
die Vorlage eines Hospiz- und Palliativgesetzes durch das Bundesministerium
für Gesundheit im März 2015.
Aus den Ergebnissen der
DHPV-Befragung
Für 39 Prozent der Befragten spielen Sterben und Tod in ihrem persönlichen Umfeld eine große bis
sehr große Rolle. 83 Prozent haben
bereits Erfahrung mit dem Sterben
eines nahestehenden Menschen
gemacht. 54 Prozent geben an,
sich über das eigene Sterben häufig bzw. ab und zu Gedanken gemacht zu haben. 58 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich
die Gesellschaft mit dem Thema zu
wenig befasst. 89 Prozent der Befragten haben vom Begriff Hospiz
gehört und 66 Prozent können ihn
richtig einordnen. Im Gegensatz
hierzu kennen nur 49 Prozent der
Befragten den Begriff „palliativ“,
richtig zuordnen können ihn nur
32 Prozent.
leben 02/2015 · Pflege
Die öffentliche Aufmerksamkeit und
das mediale Interesse, die dem Thema
„Beihilfe zum Suizid/Sterbehilfe“ immer wieder zuteil werden, bieten die
Möglichkeit, Grund- und Leitsätze der
Hospizidee einer breiten Öffentlichkeit
bekannt zu machen, nämlich dass das
Leben in seiner Gesamtheit und das
Sterben als ein Teil des Lebens zu begreifen sind, und dass beides in Würde
möglich sein muss. Noch ist leider zu
wenig bekannt, welche Möglichkeiten
der hospizlichen Begleitung und palliativen Versorgung es hier gibt, nämlich
die Linderung von Schmerzen und anderen belastenden Symptomen durch
professionelle
palliativmedizinische
und -pflegerische Betreuung, die Versorgung in vertrauter häuslicher Umgebung, sowie die verlässliche psychosoziale sowie spirituelle Begleitung.
schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland zu verbessern.
Im Mittelpunkt steht dabei, wie grundsätzlich immer in der Hospiz- und PalliaDie Hospiz- und Palliativversorgung hat tivarbeit, der betroffene Mensch.
in den letzten Jahren große Fortschritte Die Charta, getragen vom DHPV, von
gemacht. Ziel ist es, dass jeder Mensch der Deutschen Gesellschaft für Palliaam Ende seines Lebens unabhängig von tivmedizin (DPG) und der Bundesärzder zugrunde liegenden Erkrankung, tekammer (BÄK), wurde 2010 durch
seiner jeweiligen persönlichen Lebens- Vertreterinnen und Vertreter von 50
situation oder seinem Lebens- bzw. Auf- bundesweiten gesellschafts- und geenthaltsort eine qualitativ hochwer- sundheitspolitischen Organisationen
tige, multiprofessionelle hospizliche und Institutionen genehmigt. Seither
und palliativmedizinische Versorgung ist es gelungen, viele weitere Akteuund Begleitung erhält. Hier geht das re in den Prozess einzubeziehen, die
vorgesehene Hospiz- und Palliativge- gesellschaftliche Auseinandersetzung
setz bei aller Nachbesserungswürdig- mit den existentiellen Phänomenen
keit – etwa im Bereich der ambulanten Sterben, Tod und Trauer zu fördern und
sowie bei der Finanzierung stationärer die Ziele der Charta stärker im öffentHospizarbeit, bei der Berücksichtigung lichen Bewusstsein zu verankern. 1.100
der besonderen Belange von Kindern Organisationen und Institutionen sound Jugendlichen, der Begleitung kran- wie 12.787 Einzelpersonen (Stand Mai
ker Eltern mit minderjährigen Kindern, 2015) – darunter auch zahlreiche Politider Trauerbegleitung und der allgemei- ker aller Ebenen – haben sich bisher mit
ne Palliativversorgung im Krankenhaus ihrer Unterschrift für die Charta und
ihre weitere Umsetzung eingesetzt.
– in die richtige Richtung.
Dem Charta-Prozess und dem EngageDie flächendeckende hospizliche und ment der in der Hospiz- und Palliativpalliative Versorgung von Menschen, arbeit Tätigen liegt die Überzeugung
die aufgrund einer fortschreitenden, zugrunde, dass nur dann, wenn jedem
lebensbegrenzenden Erkrankung mit Menschen am Lebensende eine ausreiSterben und Tod konfrontiert sind, ist chende hospizliche Begleitung und palauch das zentrale Anliegen der „Char- liative Versorgung zur Verfügung steht,
ta zur Betreuung schwerstkranker und den Bestrebungen nach einer Legalisiesterbender Menschen in Deutschland“ rung der Beihilfe zum Suizid – oder gar
(www.charta-zur-betreuung-sterben- der Tötung auf Verlangen – durch eine
der.de). Die fünf Leitsätze der Char- Perspektive der Fürsorge und des Mitta formulieren Aufgaben, Ziele und einanders entgegen gewirkt werden
Handlungsbedarfe, um die Betreuung kann.
leben 02/2015 · Pflege
Den hospizlich-palliativen Ansatz allen Menschen zu erschließen heißt dabei vor allen Dingen, ihn in die Regelversorgung zu integrieren. Wie eine
vom DHPV in Auftrag gegebene Umfrage aus dem Jahr 2012 zeigt, wollen
die meisten Menschen – zwei Drittel –
zuhause sterben. In der Realität sieht
das anders aus. Nach wie vor sterben
die meisten Menschen im Krankenhaus und in zunehmendem Maße in
Pflegeeinrichtungen. Um Hospizkultur und Palliativkompetenzen in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Wohngemeinschaften und natürlich in jedem
Haushalt, in dem sterbende Menschen
versorgt werden, zur Verfügung zu stellen, bedarf es einer guten Vernetzung
der verschiedenen Versorgungsstrukturen und der involvierten Berufsgruppen,
also von Haus- und Fachärzten, Pflegediensten, ambulanten Hospizdiensten,
SAPV-Teams, Palliativstationen, stationären Hospizen und Pflegeeinrichtungen. Nur so kann die notwendige Versorgung in der Fläche erreicht und die
Versorgungskontinuität gewährleistet
werden.
Auch wenn die hospizliche und palliative Begleitung eine multiprofessionelle
Aufgabe ist, kommt hier, vor allem im
Hinblick auf die Zugangsmöglichkeiten,
den Hausärzten eine besondere Rolle
zu, die bisher kaum wahr- und angenommen wird: Der Hausarzt ist unerlässlicher Multiplikator und Netzwerkpartner. Um dieser Aufgabe gerecht zu
werden, muss er selber gut infor- ►
5
WZ_13/09-063
Mehr als gut versorgt
Wann immer Menschen uns brauchen, sind wir für sie da.
Ganz behutsam helfen wir unseren Patienten, alle Kräfte zu mobilisieren, wieder Mut zu fassen und neue
Perspektiven zu sehen. Dabei legen wir großen Wert auf eine individuelle Behandlung, denn jede Patientin,
jeder Patient bringt eine eigene Geschichte mit.
Die Besonderheit unserer Klinik ist die enge Vernetzung der Abteilungen Onkologie, Pneumologie und
Orthopädie. Im Mittelpunkt steht Ihre Anschlussheilbehandlung, die ein qualifiziertes und hoch motiviertes
Team aus rehabilitationserfahrenen Fachärzten und Therapeuten übernimmt bei:
• Mammakarzinom und andere gynäkologische Tumore
• Gastrointestinale Tumore
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• Tumore von Niere, Blase und Prostata
• Leukämien und Lymphome
• bösartige Knochen- und Weichteiltumore
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Wir arbeiten eng mit dem Universitätsklinikum Magdeburg sowie dem Städtischen Klinikum Magdeburg
mit seinen Brust-, Darm- und Tumorzentren zusammen.
Und wir wollen mehr sein als Ihr medizinischer Partner. Wir wollen, dass Sie sich bei uns wohl fühlen.
Fast wie zu Hause.
Rehabilitationsklinik Bad Salzelmen
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6
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miert sein. Noch verfügen aber zu wenige Hausärzte über das entsprechende
Fachwissen.
Vor diesem Hintergrund müssen Überlegungen, die Beihilfe zum Suizid ausdrücklich dem Kompetenzbereich des
Arztes (vgl. Borasio et. all: Gesetzesvorschlag zur Regelung des assistierten
Suizids vom August 2014) zuzuweisen,
besonders kritisch betrachtet werden.
Ärztinnen und Ärzte tragen im Umgang
mit schwerstkranken und sterbenden
Menschen eine besondere Verantwortung. Der ärztlich assistierte Suizid hätte hier unübersehbare Konsequenzen
für die Haltung und das Handeln der
Ärzte sowie für das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient. In einer
vertrauensvollen Begleitung ist es Aufgabe des Arztes, Schmerzen und Symptome zu behandeln und zu lindern.
Der Arzt soll die Ängste der Patienten
vor Schmerzen, vor dem Alleinsein, die
Angst vor Autonomieverlust und davor, anderen zur Last zu fallen, ernst
nehmen, ihnen mit Verständnis und
Zuwendung begegnen sowie über die
Möglichkeiten hospizlicher und palliativer Betreuung aufklären.
Neben der drohenden Schädigung des
Arzt-Patienten-Verhältnisses würde die
ärztliche Beihilfe zum Suizid, wie auch
andere Formen der gewerblichen und
organisierten Beihilfe zum Suizid, den
Druck auf kranke und alte Menschen
erhöhen, anderen nicht zur Last fallen
zu wollen. In der aktuellen Debatte entscheidet sich, ob – unter dem Deckmantel falsch verstandener Autonomie und
Selbstbestimmung – dem Arzt die Aufgabe zugeschanzt wird, bei der Beendigung alten, kranken und dementiellen
Lebens zu helfen, oder ob wir in einer
solidarisch fürsorgenden Gesellschaft
leben wollen, in der die Devise zählt:
Selbstbestimmung durch Fürsorge.
Wo sich die Hospiz- und Palliativbewegung ursprünglich um Menschen mit
einer rasch zum Tode führenden bösartigen Krankheit oder einem anderen
Leiden wie Krebs und so mit einer relativ kurzen verbleibenden Lebensspanne kümmerte, steht sie heute vor ganz
neuen Herausforderungen. Eine davon
ist die Einbindung von Hospizkultur
und Palliativkompetenz in die stationäre Altenpflege. Und umgekehrt ist es
notwendig, dass sich stationäre Pflegeeinrichtungen verstärkt bewusst werden, dass sie für immer mehr Menschen
nicht nur Orte des Lebens, sondern immer öfter auch Orte des Sterbens sind.
Hospizliche Haltung und Palliativkompetenz müssen deshalb zum Selbstverständnis einer jeden Pflegeeinrichtung
gehören, sind sie doch eine wesentliche
Voraussetzung für ein gelingendes Leben ihrer Bewohnerinnen und Bewohner bis zuletzt.
Die aktuelle Debatte über die gesetzliche Neuregelung der Beihilfe zum Suizid ist eine große Chance, eine Kultur
der Wertschätzung eines Lebens unter Bedingungen von Pflege, schwerer Krankheit und Demenz zu etablieren – auch und gerade vor dem Wissen
um die gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft. Denn in einer Gesellschaft des langen Lebens, in der die
Zahl der auf fremde Hilfe angewiesenen Menschen ebenso zunimmt wie die
Angst, dass für einen nicht gesorgt sein
wird, in einer Zeit, die von Zeitknappheit
und Mobilität geprägt ist, müssen die
Voraussetzungen für die Sorgefähigkeit
der Gesellschaft – kulturell und infrastrukturell – in den Vordergrund der politischen und gesellschaftlichen Bemühungen gerückt werden. Dabei darf die
Diskussion in Deutschland nicht nur auf
die strafrechtliche Debatte beschränkt
bleiben, wird hier doch ganz grundsätzlich der gesellschaftliche Umgang mit
Krankheit und Sterben verhandelt. Organisierte und gewerbliche Formen der
Beihilfe zum Suizid oder die ärztliche
Beihilfe zur Selbsttötung als gleichwertige Alternative und Behandlungsoption widersprechen dem Prinzip einer
sorgenden und solidarischen Gesellschaft. Menschen brauchen bei schwerer Krankheit und im Sterben Beistand
und Unterstützung sowie umfassende Versorgungs- und Begleitungsangebote zeitnah an jedem Ort in Deutschland. Nur so wird glaubhaft, dass auch
schwerstkranke, sterbende und an Demenz erkrankte Menschen Teil der Gesellschaft sind, die in ihren Wünschen
und Bedürfnissen ernst genommen
werden.
Kontakt
Dr. Anja Schneider
Geschäftsführerin der Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft gGmbH Dessau und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands e. V.
Kühnauer Straße 40
06846 Dessau-Roßlau
Telefon: 0340 6501960
E-Mail: [email protected]
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Mo bis Do: 10 bis 15 Uhr
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Sie nennt es weggehen – Tagebuch
eines selbstbestimmten Sterbens
Gert Eckel
Pattloch Verlag, München (2014)
ISBN 978-3-629-13055-6
Lebe, lache, liebe
Neustart ins Leben nach einem
schmerzlichen Verlust
Christina Rasmussen
Knaur MensSana (2014)
ISBN 978-3-426-65743-0
»Das Sein, es wuchs aus dem Gestern Christina Rasmussen ist Mitte dreißig,
und wächst in das Morgen, aber es ist glücklich verheiratet und frisch prodas Jetzt, auch wenn es kein Morgen movierte Psychologin, als ihr bis dahin
gibt. Der Gedanke an Morgen belastet geordnetes Leben aus den Fugen gedas Heute. Sein heißt, sich davon zu be- rät. Mit nur 35 Jahren stirbt ihr Mann
an Krebs und lässt sie mit zwei kleinen
freien.«
Wie die Sehnsucht nach Befreiung und Töchtern allein zurück. Zunächst verliert
einem selbstbestimmten Ende in Wür- sie sich in ihrer Trauer, um danach Stück
de im Angesicht des Todes von unab- für Stück ins Leben zurück zu kehren. Ein
dingbarer Wichtigkeit werden können, selbst entwickelter Fünf-Stufen-Plan
wird in dem sehr berührenden Buch hilft ihr auf diesem Weg, gestärkt und
von Gert Eckel deutlich. Offen und lie- mit neuem Lebensmut sich neu zu finbevoll spricht er über den Freitod seiner den. Handeln, anstatt in der Trauer zu
Lebensgefährtin Hanna, die sich dem erstarren, ist ihre Devise.
Schicksal ihrer unheilbaren Krebser- In ihrem, mit viel Verständnis und sehr
krankung nicht überlassen wollte, son- einfühlsamer Sprache formuliertem
dern den Zeitpunkt des Abschiedes vom Buch setzt sie praktische Übungen und
eigene Lebenserfahrungen ein, um die
Leben bewusst wählte.
Gert Eckel gewährt dem Leser einen Ein- Betroffenen auf ihrer „Rückkehr ins Leblick in seine Gefühlswelt, reflektiert ben“ zu begleiten. Ein Mutmachbuch,
die vergangenen gemeinsamen Stun- das einen radikal neuen Ansatz vorden und Erlebnisse und schildert sehr stellt, um eine positive Sicht auf das Lebewegend die verzweifelnden, aber ben zurückzuerobern und die Spirale
auch intensiven und schönen Momen- des Schmerzes zu durchbrechen.
te in der Zeit, in welcher sich Hanna Das Buch ist ehrlich, authentisch und
vom Leben verabschiedet. Die Gedan- von großer Anteilnahme geprägt. Exzelken des Autors werfen viele Fragen über lent geschrieben spürt man beim Lesen
das Sterben und den Tod auf. Das letzte genau, wie sehr der Autorin das SeeWort, was Hanna, in kaum noch leserli- lenheil der betroffenen Personen am
cher Schrift, in ihrem Leben schrieb, lau- Herzen liegt. Ihr Schreibstil besitzt die
Kraft, Menschen zu einem Neuanfang
tete: Freiheit. /Katrin Rietscher · SAKG
zu motivieren und wieder nach vorne
zu schauen. /Jana Krupik-Anacker · SAKG
und nach Vereinbarung
8
leben 02/2015 · SAKG Aktiv
FILM-TIPP
Das Prinzip Placebo: Wie positive Erwartungen gesund machen
Antje Maly-Samiralow
Knaur Verlag (2014)
ISBN 978-3-426-65750-8
Kann man Placebos schnöde mit Zuckerpillen vergleichen oder behaupten,
dass sie keine pharmakologischen, genauer gesagt gesundheitsfördernden
Wirkungen haben? Placeboeffekte sind
messbar und können positive Veränderungen hervorbringen, sagt die Wissenschaft. Placebo ist lateinisch und bedeutet „ich werde gefallen“, Nocebo das
Gegenteil „ich werde schaden“.
Antje Maly-Samiralow hat Fakten und
Berichte zusammengetragen und geht
davon aus, dass bei der Entstehung von
Placebo- und Noceboeffekten zum einen die Erwartungshaltung und zum
anderen erlernte Reaktionsmuster entscheidend sind bzw. erlernt werden.
Was haben die Kommunikation mit Medizinern, Angehörigen, Kollegen, Freunden, das selbst erlebte Krankheitsbild,
Voodoo und wissenschaftliche Studien
gemeinsam? Wie wird Schmerz empfunden? Wie bekommt man den Spagat zwischen Aufklärungspflicht der
Ärzte und humanistischer Gesprächsführung hin?
Man muss das ganze Bild sehen. Die
Autorin beschreibt obskure Erlebnisse,
eigene Erfahrungen und bezieht das
Fachwissen vieler Mediziner ein. Sie
bringt alles in Einklang, in dem biochemische Vorgänge und psychologische
Phänomene einleuchtend beschrieben
werden. Der gesunde Menschenverstand belohnt das Gelesene mit AHAEffekten. /Sven Hunold · SAKG
leben 02/2015 · SAKG Aktiv
Busenfreundinnen – Geschichten zu
Lust und Brust
Ursula Haas
A1 Verlag (2014)
ISBN 978-3-940666-55-0
»Ich nahm heute ein warmes Bad. Das
war mir so wohlig. Klein Elsbeth half mir.
Sie tippte auf meine Brüste und fragte,
was das sei. Ja Kind! Das sind Mysterien…« (Paula Modersohn-Becker, deutsche Malerin im Herbst 1902).
Sinn und Sinnlichkeit. Erotik und Sehnsucht. Lebensspender und Maßstab
sexueller Antriebskraft. Ganz unterschiedliche Vorstellungen haben Frauen und Männer von den Rundungen
einer Frau. Das kann Begierde sein, ein
Schönheitsideal, das Selbstbewusstsein
der Frau und ganz pragmatisch, ein Labsal nach der Geburt eines Kindes.
Ursula Haas zeigt in Erzählungen welche verschiedenen Bedeutungen im Busen gefunden werden können. Schicksal
wird mit Lyrik verknüpft, unausgesprochene Phantasien beflügelt und gedankenreiche, farbenfrohe Bilder literarisch
verarbeitet.
Männer, Frauen und Kinder verarbeiten
Gefühle beim Anblick weiblicher Brüste; wenn Krankheiten bewältigt werden, Sehnsüchte die Menschen zermürben oder tragische Lebensumstände
beschrieben werden. Das Buch ist eine
Gratwanderung der Geschmäcker, lyrisch sehr anspruchsvoll entstehen Bilder in den Köpfen der Leser, die Respekt
vor der geistigen Bedeutung der weiblichen Brust abtrotzen. /Sven Hunold · SAKG
Jutta Winkelmann – Autorin, Regisseurin und 68er-Ikone – leidet
an unheilbarem Knochenkrebs.
Gemeinsam mit zwei Freundinnen und ihrem langjährigen Gefährten Rainer Langhans begibt
sie sich auf eine spirituelle Reise nach Indien. Auf eine Suche
nach sich selbst, Erleuchtung
und inneren Frieden.
Die Reise führt von Delhi über
die „Totenstadt“ Varanasi nach
Chandigarh und Allahabad; hinauf in den Himalaya und zum
Schluß nach Kerala, begleitet
von innigen Momenten, inten-
siven Ashram-Erfahrungen, gesundheitlichen Krisen und FastZerwürfnissen. Immer mit dabei
ihr Sohn und Dokumentarfilmer
Severin Winzenburg, der die Protagonisten auf ihrem Trip mit
der Kamera begleitet.
Der Dokumentarfilm ist ein ausgiebiges Indien-Panorama, in
dem selbst der Morgendunst
über dem Ganges nicht nach einem Hochglanzreiseprospekt
aussieht, weil man ihn durch die
Augen von vier deutschen Senioren sieht, die mit Alter, Krankheit und sich selbst kämpfen.
Ein offener, zärtlicher und sehr
persönlicher Film. Eine Art Abschied von der schwerkranken
Mutter, Gefährtin und Freundin, die wiederum versucht, Abschied vom Leben und der
Welt
9
zu nehmen. /Jana Krupik-Anacker · SAKG
Der 6. Sachsen-Anhaltische Krebskongress am 20. und 21. März 2015 in Magdeburg
Medizin, Pflege und Politik
Heilpflanzen in der Rehabilitation, Sport
und Muskeltraining nach Prostatakrebs
und die Vorteile eines Lungenkrebszentrums – das Programm des diesjährigen
Sachsen-Anhaltischen Krebskongresses
war so kontrastreich, fokussiert und
hochwertig wie nie. So deckte der Kongress in Magdeburg als Abbild der Onkologie im Bundesland zahlreiche Themen der Schulmedizin und Forschung
ab, betrachtete aber auch die Pflegelandschaft und die Gesundheitspolitik.
»Als Marktplatz der Onkologie«, bezeichnete Sven Weise, Geschäftsführer
der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft e. V. (SAKG), daher den 6. Krebskongress. »Der Krebskongress stellt
eine Vernetzungsmöglichkeit für Ärzte
dar und bietet ein Podium für die onkologische Pflege«, erklärte Prof. Dr. med.
Karsten Ridwelski, Chefarzt der Klinik
für Allgemein- und Viszeralchirurgie
am Klinikum Magdeburg und diesjähriger Kongresspräsident die Hauptziele
der Veranstaltung.
Die Intensität und Wichtigkeit dieses
Kongresses, bei dem nicht nur Ärzte
und Pflegepersonal, sondern auch Vertreter aus Politik und Medien anwesend
waren, zeigte sich zugleich in der Eröffnung durch die bewegenden und zu-
10
gleich mahnenden Worte von Renate betonte Dr. Haseloff die enorme BedeuHöppner, Schirmherrin der SAKG. Nicht tung dieser Veranstaltung. »Dieser Konzuletzt Veranstaltungen wie diese ver- gress soll dazu dienen zu überlegen, wie
danke sie, dass ihr Mann nach seiner wir diese Entwicklung hemmen können
Krebsdiagnose noch einige wertvolle bzw. wie wir dazu beitragen können,
Lebensjahre verbringen konnte. Gleich- zum Beispiel durch Vorsorgemaßnahzeitig mahnte sie die Politik an, Pro- men, dass diese Erkrankungshäufigkeit
gramme der Krebsgesellschaften finan- zukünftig nicht mehr so oft auftritt«, erklärte der Ministerpräsident in einer Viziell besser zu unterstützen.
Der anwesende Ministerpräsident Dr. deobotschaft.
Reiner Haseloff sicherte sogleich sein Das übergeordnete Thema des KrebsEngagement für die Krebsthematik zu kongresses lautete „Onkologie in Sachund wies zudem auf die Arbeit an dem sen-Anhalt vor dem Hintergrund des
Landeskrebsregistergesetz hin, das in Nationalen Krebsplans“. Die vier HandKürze verabschiedet werden soll. Dieses lungsfelder das Nationalen Krebsplans
sieht vor, drei Standorte in Sachsen-An- fanden sich ebenso im Programm des
halt für regionale Maßnahmen
zur
Krebsbekämpfung zu errichten.
Angesichts der
beunruhigenden
Statistiken, dass
in Sachsen-Anhalt die Häufigkeit von Krebserkrankungen
um 30 Prozent in
den letzten Jahren gestiegen sei, Kongresspräsident Prof. Dr. med. Karsten Ridwelski im Interview bei der Pressekonferenz
leben 02/2015 · SAKG Aktiv
Kongresses wieder. Unter dem Stichwort „Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung“ diskutierten Mediziner
teilweise hitzig über Forschungsansätze und neue Methoden.
Die Bereiche „Förderung einer effizienten onkologischen Behandlung“ und
„Förderung onkologischer Versorgungsstrukturen mit Qualitätssicherung und
Zentren“ fanden ebenso Einklang im
Programm, denn beispielsweise wurde
das 2013 eingerichtete und 2014 auditierte Lungenkrebszentrum in der Lun- Vorstellung der Themen und fachliche Diskussion während des Rundgangs durch die Posterausstellung
genklinik Lostau thematisiert. Seit der
Zertifizierung stehe nun eine Psycho- zinische Behandlung durch alternative der Mediziner und einer breiten öffentonkologin für die Patienten bereit und Heilverfahren zu ergänzen. Die Referen- lichen Resonanz. »Ich finde den Krebsdie Infrastruktur wurde stark verbes- tin stellte anschaulich dar, welche Me- kongress deshalb so wichtig, weil durch
sert, sodass für die Diagnose seit dem thoden nur Scharlatanerie, also kosten- ihn die Wahrnehmung der OnkoloErstkontakt lediglich maximal drei Tage intensiv aber sinnlos, seien und welche gie gestärkt wird, sowohl in der Politik
durchaus als Unterstützung der Schul- als auch in den Medien«, erklärte Sven
nötig sind.
Das Handlungsfeld „Stärkung der Pa- medizin fungieren können.
Weise. Themen und Problematiken der
tientenorientierung und Informati- Praktisch daher ging es am Nachmittag Onkologie in Sachsen-Anhalt werden
on“, am ersten Tag durch Pflegeperso- in einem Tanzworkshop, der von den durch diese Veranstaltung sichtbar genal und Ärzte angeschnitten, wurde am Teilnehmern gut angenommen wurde. macht. »Der Krebskongress war eine
zweiten Tag zum Hauptthema. Im Pa- Statt Intensität standen hier die eigene gute Gelegenheit, diese Thematiken
tientenkongress fanden Expertenrun- Körperwahrnehmung, das Wohlbefin- mit der Politik zu besprechen und über
den sowie Frontalvorträge statt, in de- den und die Stärkung von Körper und die Presse in den Fokus zu rücken«, sagnen durch Impulse aus dem Publikum Geist im Vordergrund.
te der Geschäftsführer abschließend.
existentielle Fragestellungen diskutiert Neu im Programm war, dass die Pfle- Über 70 Onkologen, Koryphäen auf ihwurden. Für die Experten war dies eine ge sehr zentral im Programm veran- rem Gebiet, unterstützten mit ihrer
interessante Erfahrung, denn sie muss- kert war und entsprechende Vorträge Teilnahme das durch die SAKG erstellten ihre Ergebnisse aus der Forschung im Hauptsaal stattfanden. Dazu reisten te Programm und waren zum Teil an der
aufbereitet für Patienten und Laien dar- Referenten aus ganz Deutschland an, Vorbereitung dessen direkt beteiligt.
um Impulse in die Pflegelandschaft zu Eineinhalb Jahre dauerte die Planung
stellen.
Kern des Patiententages war eine ge- tragen. Erstmals in diesem Ausmaß vor- des Kongresses. Nach dem Kongress ist
sundheitspolitische Podiumsdiskussi- handen waren zudem die Posterrund- eben vor dem Kongress. /Julia Thiemann · SAKG
on, u. a. mit Tino Sorge (CDU), Mitglied gänge, denn es
im Gesundheitsausschuss des Bundes- wurden 26 hochtages. Er bezeichnete den aktuellen Zu- wertige Poster
stand, dass Krebspatienten bis zu zwei zu innovativen
Jahre auf eine psychoonkologische Be- Fo r s c h u n g s a n eingeratung warten müssen, als absolut inak- sätzen
zeptabel. Dr. Ina Überschär, stellvertre- reicht. Dass einitende Geschäftsführerin der Deutschen ge dieser Ideen
Rentenversicherung Mitteldeutschland, sich als Vortrag
und andere Experten sahen die Politik in ausgereifter
in der Verantwortung, entsprechende Form beim komProgramme der SAKG finanziell zu för- menden Krebsdern. Bisher wird die Krebsberatung der kongress wiederdarauf Gesundheitspolitische Podiumsdiskussion: Prof. Dr. med. Hans-Henning Flechtner, Direktor
SAKG ausschließlich von Spenden und finden,
hofft Sven Weise. der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Magdeburg; Dagmar
Zuwendungen getragen.
Gut besucht war der Vortrag über E n t s p r e c h e n d Zoschke, Gesundheitspolitische Sprecherin Fraktion DIE LINKE, Landtag Sachsen-Anhalt; Dr.
Heidemarie Willer, Ministerium für Arbeit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt, Referats„Komplementäre Behandlungsmetho- positiv fiel das leiterin des Referates 23 „Medizinische Angelegenheiten, Krankenhauswesen, Öffentlicher
des Gesundheitsdienst“; Prof. Dr. med. Thomas Fischer, Direktor der Universitätsklinik für Hämaden für Krebsbetroffene“ durch Dr. Jutta Resümee
Hübner von der Deutschen Krebsgesell- Kongresses aus tologie/Onkologie und Vorsitzender des Tumorzentrums am Universitätsklinikum Magdeburg; Dr. med. Ina Ueberschär, stellv. Geschäftsführerin der Deutschen Rentenversicherung
schaft, denn unter den Patienten gab es mit einer Re- Mitteldeutschland; Tino Sorge, Berichterstatter für Gesundheitswirtschaft und Gesundheitseinen großen Bedarf, ihre schulmedi- kordbeteiligung forschung CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Mitglied des Gesundheitsausschusses (v. l. n. r.)
leben 02/2015 · SAKG Aktiv
11
Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen
Parenterale Ernährung bei Krebspatienten
Ist ein Mensch schwer erkrankt, tritt
zunehmend der Stellenwert der Ernährung in den Hintergrund. Die Nahrungsaufnahme kann zur Schwerstarbeit werden, wenn Genuss und die
Freude beim Essen und Trinken verloren gehen. Insbesondere bei Patienten
mit einer Krebserkrankung können Ernährungsstörungen auftreten – Appetitlosigkeit, fehlendes Hunger- und
Durstgefühl, Übelkeit und Erbrechen,
anhaltender Durchfall oder Verstopfungen sowie Geschmacks- und Geruchsstörungen. Ist ein Mensch über einen
längeren Zeitraum nicht in der Lage,
sich bedarfsdeckend mit Flüssigkeit
und Nährstoffen zu versorgen, besteht
die Gefahr, eine Mangelernährung zu
entwickeln. Häufig tritt bereits vor der
Diagnosestellung ein ungewollter Gewichtsverlust auf, der ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Mangelernährung darstellt. Darüber hinaus sind
Behandlungen wie Chemo- oder Strahlentherapie eine zusätzliche Belastung
für den Körper und tragen zu den oben
genannten Ernährungsstörungen bei.
Ziel sollte es immer sein, einer Mangelernährung vorzubeugen bzw. diese
rechtzeitig zu erkennen und mit ernährungstherapeutischen
Maßnahmen
entgegen zu wirken. Empfehlenswert
ist es, Patienten bereits ab der Diagnosestellung mit Hilfe von (ambulanten)
Ernährungsteams regelmäßig hinsichtlich ihres Ernährungszustandes zu
überwachen. Dabei sollte sich die ernährungstherapeutische Betreuung der
Patienten nach dem abgebildeten Stufenschema richten. Eine „normale“ Ernährung sollte so lange wie möglich
aufrechterhalten werden.
Was versteht man unter einer künstlichen Ernährungstherapie?
Man unterscheidet grundsätzlich zwei
Bereiche. Einmal die enterale Ernährung, die den Magen-Darm-Trakt nutzt.
Das heißt, die Voraussetzung zur Nutzung der enteralen Ernährung ist ein
funktionsfähiger Magen-Darm-Trakt.
Die enterale Ernährung kann oral zum
Beispiel mit speziellen Trinknahrungen
Stufe Maßnahme zur Förderung und Unterstützung der Ernährung
12
1
Evaluation und konsequente Therapie der individuellen Ursachen
2
Ernährungsmodifikation, Ernährungsberatung, Einsatz von Wunschkost
bzw. Hilfsmitteln
3
Anreicherung der Nahrung, z. B. mit Eiweißkonzentraten oder
Maltodextrin
4
Trink- und Zusatznahrung
5
Enterale Ernährungstherapie
6
Parenterale Ernährungstherapie
(sogenannte Astronautenkost) oder
über Sondenkost mittels Magensonde
oder eine Dünndarmsonde erfolgen.
Die parenterale Ernährung wird notwendig, wenn Störungen im MagenDarm-Bereich bestehen, z. B. aufgrund
von Tumoren in diesem Bereich. Zusätzliche Operationen führen kurzfristig oder auch über einen längeren Zeitraum dazu, dass die aufgenommene
Nahrung und Flüssigkeit schlecht verwertet wird und so eine unzureichende
Versorgung des Körpers besteht. Dann
stellt die parenterale Ernährung eine
gute Möglichkeit dar, die Nährstoffund Flüssigkeitsverluste auszugleichen.
Die parenterale Ernährung erfolgt mit
Hilfe von speziellen Nährlösungen, die
über einen Zugang direkt ins Blut verabreicht werden. In der Regel wird als
Zugang ein sogenanntes Portsystem in
der Nähe des Schlüsselbeines unter die
Haut gelegt. Der Port besteht aus einer
kleinen Kammer mit einer Membran
und einem Katheter, der in eine herznahe Vene mündet. Der Eingriff wird in der
Regel ambulant mit einer örtlichen Betäubung durchgeführt. Anschließend
kann mit der Ernährung über Port begonnen werden. Dabei wird sichergestellt, dass der Patient entsprechend
seines Bedarfes alle Nährstoffe erhält,
die er auch über eine „normale“ Ernährung aufnehmen würde: Kohlenhydrate, Eiweiße, Fett, Vitamine und Spurenelemente sowie Flüssigkeit.
Parenterale Ernährungstherapie – auch
zu Hause möglich!
Die Versorgung eines Patienten mit parenteraler Ernährungstherapie ist neben der Versorgung im Krankenhaus
auch im ambulanten Bereich möglich.
Mit Hilfe von sogenannten Care Managern wird die Versorgung von schwer
kranken Menschen im häuslichen Bereich sichergestellt. Dabei handelt es
sich um speziell geschulte Krankenschwestern oder Pfleger, die zum einen direkter Ansprechpartner für den
leben 02/2015 · Pflege
Patienten sind und zum anderen stellen sie das Bindeglied zu den weiteren,
an der Therapie Beteiligten, dar. In enger Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt und weiteren involvierten
Fachkräften, erfolgt die Planung und
Abstimmung der parenteralen Ernährungstherapie. Die Aufgaben des Care
Managers sind:
• Berücksichtigung der Diagnosen und
Überwachung der Indikation
• Beratung zur Zusammensetzung der
Ernährungstherapie mit dem behandelnden Arzt
• Bestellung der notwendigen Infusionslösungen und Hilfsmittel
• Schulung des Pflegedienstes oder der
Angehörigen zu den eingesetzten
Produkten
• Wöchentliche Pflegevisite mit Ernährungsanamnese und Dokumentation
• Rezeptmanagement
• 24-h-Rufbereitschaft
Voraussetzung für eine heimparenterale Ernährung ist neben der Indikationsstellung durch den Arzt das Einverständnis des Patienten. Denn nur durch
die entsprechende Kooperation des Patienten kann eine sichere Versorgung zu
Hause ermöglicht werden.
Wie läuft eine heimparenterale Ernährungstherapie ab?
Der Care Manager bekommt einen Anruf von der Pflegeüberleitung des Krankenhauses mit der Information, dass
ein Patient nach Hause entlassen werden soll, der eine parenterale Ernährung
benötigt. Noch am selben Tag oder am
Folgetag, je nach Dringlichkeit, kommt
er in die Klinik und bespricht mit dem
Patienten und dem behandelnden Arzt
die Organisation der parenteralen Therapie zu Hause. Dabei wird besonderes
Augenmerk auf die persönlichen Umstände des Patienten gelegt, denn das
Verabreichen von heimparenteraler Ernährung soll die täglichen, lieb gewonnenen Rituale nicht stören oder gar verhindern.
Jetzt beginnt der Care Manager mit der
Organisation. Er nimmt Kontakt zum
zuständigen Hausarzt bzw. zuständigen Facharzt auf und bespricht die
Empfehlungen der Klinik, denn außer-
leben 02/2015 · Pflege und SAKG Aktiv
klinisch hat der Hausarzt die Behandlungshoheit und ist der Verordner aller
Medikamente und somit auch für die
parenterale Ernährung.
In den meisten Situationen wird empfohlen die Infusion über Nacht laufend
zu verabreichen, da der Patient somit
tagsüber ein natürliches Hunger- und
Durstgefühl entwickeln kann. Die Infusion wird mittels Rucksack gegeben,
nicht über einen Infusionsständer, wie
es aus dem Krankenhaus bekannt ist.
Das gibt dem Patienten die Möglichkeit
seine Mobilität zu erhalten und zu fördern. Für das Anlegen der Infusion wird
ein Pflegedienst benötigt, denn hier ist
Fachwissen gefragt. Den Pflegeanbieter
sucht der Patient selbst aus. Der Care
Manager nimmt Kontakt zu ihm auf
und schult diesen im Umgang mit der
geplanten parenteralen Therapie.
Damit der Patient Ängste und Unsicherheiten abbauen kann und sich sicher
fühlt, kommt der Care Manger am Entlassungstag zum Patienten nach Hause
und macht ihn mit der parenteralen Ernährungstherapie vertraut. Außerdem
ist er rund um die Uhr für den Patienten, den Pflegedienst und den behandelnden Arzt erreichbar.
Im weiteren Verlauf kommt er den Patienten einmal pro Woche besuchen,
um die Portnadel zu wechseln und mit
dem Patienten zu besprechen, wie sich
sein Zustand entwickelt hat. Hier wird
geprüft, ob die parenterale Ernährung
noch notwendig ist. Dies wird dokumentiert und allen Beteiligten zeitnah
zur Verfügung gestellt. Hat sich der Zustand des Patienten verbessert, kann
die parenterale Ernährung problemlos
abgesetzt werden.
Kontakt
Suzanne Fritsch – Ernährungswissenschaftlerin
Jeannette Gühne – Krankenschwester
Medipolis Intensiv
Bauernstraße 9a
06237 Leuna
Telefon: 03461 814726
Quellenangaben:
Valentini L et al. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). DGEM-Terminologie in der Klinischen Ernährung. Aktuel Ernahrungsmed 2013;38: 97 – 111
Bischoff SC et al. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Zusammenarbeit mit der GESKES und der AKE. Künstliche Ernährung im ambulanten Bereich. Aktuell Ernährungsmed 2013;38: e101 – e154
Löser Chr. Praktische Umsetzung moderner ernährungsmedizinischer Erkenntnisse im Krankenhaus – „Kasseler Modell“.
Aktuel Ernährungsmed 2011;36: 351 – 360
Termine unserer Außenberatungsstellen
Aschersleben
24.06.2015
22.07.2015
26.08.2015
Bernburg
24.06.2015
22.07.2015
26.08.2015
jeden vierten Mittwoch im Monat
13:00 Uhr bis 16:00 Uhr, AMEOS Klinikum,
Eislebener Straße 7 a, 06449 Aschersleben
jeden vierten Mittwoch im Monat
9:00 Uhr bis 12:00 Uhr, AWO Tagespflege
im Seniorenzentrum Zepziger Weg,
Andreasstraße 3, 06406 Bernburg
Bitterfeld-Wolfen
10.06.2015
jeden zweiten Mittwoch im Monat
08.07.2015
9:00 Uhr bis 12:00 Uhr, AWO Kreisverband
12.08.2015
Bitterfeld e. V. Friedensstraße 2,
09.09.2015
06749 Bitterfeld
Dessau-Roßlau
25.06.2015
jeden vierten Donnerstag im Monat
23.07.2015
9:00 Uhr bis 12:00 Uhr und 12:30 Uhr
27.08.2015
bis 15:30 Uhr, MDK Sachsen-Anhalt,
Regionaldienst Dessau, Am Alten Theater 9,
06844 Dessau-Roßlau
Haldensleben
25.06.2015
30.07.2015
27.08.2015
Kalbe (Milde)
25.06.2015
30.07.2015
27.08.2015
Merseburg
02.07.2015
06.08.2015
03.09.2015
Sangerhausen
01.07.2015
05.08.2015
02.09.2015
Stendal
11.06.2015
09.07.2015
13.08.2015
10.09.2015
Wernigerode
10.06.2015
08.07.2015
12.08.2015
09.09.2015
jeden letzten Donnerstag im Monat
14:30 Uhr bis 17:30 Uhr, Schulungsverein
Ohrekreis e. V., Seminarraum im Medicenter,
Eingang B, Gerikestr. 4, 39340 Haldensleben
jeden letzten Donnerstag im Monat
10:00 Uhr bis 13:00 Uhr, AWO Kreisverband
Altmark e. V., Bahnhofsstraße 27,
39624 Kalbe (Milde)
jeden ersten Donnerstag im Monat
9:00 Uhr bis 12:00 Uhr, AWO Stadtverband
Merseburg e. V., Bürgerhaus, Neumarkt 5,
06217 Merseburg
jeden ersten Mittwoch im Monat
9:00 Uhr bis 12:00 Uhr und 12:30 Uhr
bis 15:30 Uhr, AWO Kreisverband MansfeldSüdharz e. V., Karl-Liebknecht-Straße 33,
06526 Sangerhausen
jeden zweiten Donnerstag im Monat
9:00 Uhr bis 12:00 Uhr und 12:30 Uhr
bis 15:30 Uhr, Johanniter-Krankenhaus
Genthin-Stendal gGmbH, Klinik für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe
(Eingang Ambulanz, 1. Etage), Bahnhofstraße 24 – 25, 39576 Stendal
jeden zweiten Mittwoch im Monat
9:00 Uhr bis 12:00 Uhr und 13:00 Uhr
bis 16:00 Uhr, Praxis für Hämatologie &
Onkologie, MVZ Harz, Harzklinikum
Dorothea Christiane Erxleben GmbH
Ilsenburger Str. 15, 38855 Wernigerode
Wittenberg I und II
11.06.2015
jeden zweiten Donnerstag im Monat
09.07.2015
8:30 Uhr bis 11:30 Uhr, Arbeiterwohlfahrt
13.08.2015
Kreisverband Wittenberg e. V., Marstall10.09.2015
straße 13, 06886 Wittenberg
13
12:30 Uhr bis 15:30 Uhr, Büro SAPV-Team,
Ambulantes Onkologisches Zentrum,
Evangelisches Krankenhaus Paul Gerhardt
Stift, Paul-Gerhardt-Straße 42 - 45,
06886 Wittenberg
Die rot gekennzeichneten Termine entfallen.
Den Tagen mehr Leben geben
SAPV – Was ist das?
»Sie sind wichtig, weil Sie eben Sie
sind. Sie sind bis zum letzten Augenblick Ihres Lebens wichtig, und wir
werden alles tun, damit Sie nicht nur
in Frieden sterben sondern auch bis
zuletzt leben können.«
(Cicely Saunders war eine englische
Ärztin, Sozialarbeiterin und Krankenschwester. Neben Elisabeth Kübler-Ross gilt sie als Begründerin der
modernen Hospizbewegung und
Palliativmedizin. * 1918 – † 2005)
SAPV – das steht für Spezialisierte Ambulante PalliativVersorgung und richtet
sich an unheilbar kranke Menschen mit
einer nur noch begrenzten Lebenserwartung, die zu Hause sterben wollen.
Ziel eines SAPV-Teams ist es, sich auf
die speziellen Bedürfnisse des Patienten einzustellen, ein individuelles Versorgungsnetz aufzubauen und gemeinsam mit Hausärzten und allen bereits
beteiligten ambulanten Diensten die
bestmögliche Versorgung zu realisieren.
Dabei stehen die Schmerztherapie und
die Linderung aller belastenden Symptome im Mittelpunkt der Behandlung.
Unser Team, bestehend aus Apotheken,
Ärzten, Ehrenamtlichen, Physiotherapeuten, Psychologen, Sanitätshäusern, Schwestern und Seelsorgern, arbeitet für unsere Patienten 24 Stunden
am Tag, 7 Tage die Woche, sodass die-
se und deren Angehörige zu jeder Zeit
hochqualifizierte Hilfe über eine Notfallnummer erhalten. Auf diese Weise
können unnötige Krankenhausaufenthalte vermieden werden und in der Regel wird es den Patienten somit ermöglicht, zu Hause – an einem vertrauten
Ort – zu sterben.
SAPV ist eine Leistung der Krankenkassen, kann auf Wunsch von jedem Haus-,
Fach- oder Klinikarzt verordnet werden
und ist für die Betroffenen kostenfrei.
Kontakt
Franziska John
Ambulantes Palliativzentrum Saalekreis GmbH
Lindenstraße 9
06246 Bad Lauchstädt
Telefon: 034635 339074
E-Mail: [email protected]
www.palliativzentrum-sk.de
Gemütliche, umsorgte Privatsphäre
Hospiz – Was ist das?
Um Häuser, die so heißen, macht man
gewöhnlich lieber einen großen Bogen – damit will keiner etwas zu tun
haben. Verständlich. Das klingt nach
Lebensende, Sterben und Traurigkeit.
Doch wer einen Blick in ihr Inneres riskiert, kann durchaus überrascht werden: aus der Küche duftet es nach frisch
gebackenem Kuchen, aus dem Wohnzimmer dringt Lachen in den Flur und
14
durch eine halb geöffnete Zimmertür
sind zwei Menschen in vertrautem Gespräch wahrzunehmen. An einer Tür
hängt ein rotes Schild: Bitte nicht stören. Vielleicht ist hier der Lebensgefährte gerade zu Besuch. Schutz vor Störung
bedeutet Schutz der Privatsphäre. Die
Räume sind freundlich gestaltet, jeder
Gast bewohnt ein eigenes Zimmer. Es
ist ein Wohnen auf Zeit, das wissen alle.
Doch nicht immer mahnt diese Zeit bedrohlich an das Lebensende. Gute Tage
werden genutzt, einen kleinen Ausflug
zu machen mit Angehörigen oder auch
mit ehrenamtlichen MitarbeiterInnen,
die sich Zeit nehmen für Fragen und
kleine Dinge, die wichtig sein können,
wenn ein Abschied für immer bevorsteht. An schlechten Tagen ist ebenfalls
jemand da, die/der sich mit palliativpflegerischen Belangen auskennt und
kompetent dafür sorgt, dass Leiden gelindert werden. Auch die, die weiter leben müssen nach dem Tod eines lieben
Menschen werden umsorgt: Gespräche,
freundliche Worte, ein Kaffee aufs Zimmer tun auch den Angehörigen gut, die
zu Besuch sein können so oft sie möchten.
Hospiz – ein guter Ort der Geborgenheit
für die letzte Lebenszeit. Zu einem Tag
der offenen Tür, wie er zum Beispiel im
Hospiz Halle (Saale) am 26. September
2015 von 10 bis 16 Uhr angeboten wird,
kann man sich davon überzeugen.
/Gerlinde Poldrack · www.hospiz-halle de.
Kontakt
Hospiz- und Palliativverband Sachsen-Anhalt e. V.
Wendtstraße 14
39576 Stendal
Telefon: 03931 218338
www.hospize-sachsen-anhalt.de
leben 02/2015 · Pflege
„Auffangen“ heißt das Motto
Ambulanter Hospizdienst – Was ist das?
Das Projekt „Hospiz-macht-Schule“ an zu werden. Die Trauer der Angehörider Schule ihrer Tochter Theresa ermu- gen, mit allen einhergehenden Gefühtigte Frau M. dazu, sich Rat und Hilfe len wie Traurigkeit, Wut oder Hilflosigbeim Hospizverein Regenbogen zu ho- keit, muss begleitet werden. Alles, was
len. Ihre Mutter war schwer an Krebs er- vorher richtig und wichtig war, ist im
krankt und sie fühlte sich mit dieser Si- wahrsten Sinne des Wortes „verrückt“.
tuation überfordert. Warum wollte ihre Frau M. besuchte ihre Mutter regelmäMutter nicht über sich sprechen und ßig, nahm Kontakt mit einem ansässikeine Hilfe annehmen? In Gesprächen gen Hospizverein auf, um ihrer Mutter
mit Elisabeth Hartmann, einer ausge- außerhalb der Familie Menschen an die
bildeten Trauerbegleiterin des Hospiz- Seite zu stellen, die Zeit zum Dasein und
vereins, lernte Frau M., dass sie all das Zuhören haben, die sich auskennen in
akzeptieren muss. Es ist, wie es ist! Man pflegerischen, medizinischen und orgakann einen schwerkranken oder ster- nisatorischen Fragen, um Sicherheit für
benden Menschen nicht zu etwas zwin- die häusliche Versorgung zu schaffen.
gen: nicht zum Essen, nicht zum Trin- Doch sie lehnte jede Hilfe ab. »Das war
ken, nicht zum Reden. Man kann nur da schlimm«, erinnert sich Frau M. »Sie
sein, auch wenn das schwer auszuhal- verweigerte sogar ihrer geliebten Enkelin das Gespräch.«
ten ist.
In diesen Zeiten ist es von besonde- Nach dem Tod der Großmutter arbeirer Bedeutung, selbst „aufgefangen“ tete Susanne Rüland, ebenfalls Trauer-
begleiterin, mit Theresa. Beide kannten sich schon vom Schulprojekt und
mit ihr konnte sie über alles reden: den
Schmerz, das Schweigen der Oma und
über die Beerdigung.
»Der Hospizverein Regenbogen war ein
Glücksgriff für uns«, sagte Frau M. »Er
gab mir und meiner Tochter Antworten
und Trost. Hospizarbeit hat viele Gesichter und es geht dabei immer ums
Leben.«
Kontakt
Kordula Schippan
Hospizverein Regenbogen e. V.
Johannesbrunnen 25
38820 Halberstadt
Telefon: 03941 448722
E-Mail: [email protected]
Keine Endstation
Palliativstation – Was ist das?
Anja Flier im Gespräch mit einem Patienten
Viele Patienten denken, dass auf einer
Palliativstation ihre Therapie beendet
ist und sie sterben müssen.
Mit diesem allgemeinen Vorurteil kam
auch Frau P. auf unsere Palliativstation
im Krankenhaus Martha-Maria HalleDölau. Sie war an einem nicht heilbaren
Brustkrebs erkrankt. Während der Chemotherapie litt sie an Übelkeit, Schwä-
leben 02/2015 · Pflege
che und Schmerzen. Patienten mit die- Therapie fortsetzen. Frau P. wurde noch
sen Symptomen werden in der Regel mehrmals auf unserer Station betreut.
auf einer Palliativstation aufgenom- Sie erlebte eine intensive Begleitung auf
men. Frau P. hatte große Angst vor al- ihrem individuellen Weg.
lem, was auf sie zukommen wird. Als sie Am Beispiel von Frau P. wird deutlich,
dann aber stationär aufgenommen war, wie wertvoll Palliativmedizin ist, wenn
fühlte sie sich gut versorgt und erlebte man den Mut aufbringt, sie zu nutzen.
die sehr menschliche Atmosphäre und Trotz aller Bemühungen sind auch Sterviel Zuwendung. In ihrem Einzelzimmer ben und Tod wichtige Themen, sowohl
liebte sie den Blick vom Balkon auf den für die Patienten als auch für die Familigroßen Krankenhauspark. Schnell ver- en. In unserer Trauergruppe können sich
lor sie ihre Bedenken und fühlte sich in Angehörige dazu mit professioneller
der Umgebung sehr wohl. Gern nutzte Hilfe und unter fachlicher Begleitung
sie die Angebote des Palliativteams für austauschen.
intensive Gespräche, die Physiotherapie zur Mobilisierung, die Arbeit mit der Kontakt
Anja Flier
Kunsttherapeutin und die Ergotherapie Bereichsleiterin Palliativstation
zum Erlernen von Entspannungstech- Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau
niken. Schon nach sieben Tagen hat- Röntgenstraße 1
06120 Halle (Saale)
ten sich ihre Beschwerden deutlich ge- Telefon: 0345 5591190
bessert und sie konnte die ambulante E-Mail: anja.fl[email protected]
15
Ein vernünftiger Umgang mit der Sonne ist ratsam.
Sonnenlust und Sonnenschutz
Fördermitglied der SAKG
HELIOS Kliniken Hettstedt, Lutherstadt Eisleben und Sangerhausen
HELIOS ist einer der größten Anbieter von
stationärer und ambulanter Patientenversorgung in Deutschland und bietet Qualitätsmedizin innerhalb des gesamten Versorgungsspektrums. Dr. med. Andreas
Lehmann, Klinikgeschäftsführer der HELIOS Klinik Sangerhausen und Mario Schulter,
Klinikgeschäftsführer der HELIOS Kliniken
Hettstedt und Lutherstadt Eisleben, unterstützen die SAKG.
Die SAKG ist sehr dankbar über die Fördermitgliedschaft, wie ist es zu diesem Entschluss gekommen?
»Wir haben Fachbereiche in den Kliniken, die
sich auf die Diagnostik und Behandlung von
Krebserkrankungen spezialisiert haben. Unsere Ärzte arbeiten in den entsprechenden
Fachgesellschaften mit oder halten Vorträge für Patienten. Wir unterstützen Selbsthilfegruppen und stellen Räumlichkeiten zur
Verfügung. Eine Zusammenarbeit mit der
Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft e. V.
liegt da nahe.«
Ist das als eine Art „Soziale Verantwortung“ zu verstehen?
»Wir würden es eher regionale Verantwortung nennen. Es gibt ein gemeinsames Interesse, die Menschen in unserer Region und
darüber hinaus aufzuklären, sie zur Krebsfrüherkennung zu ermuntern, eine Erkrankung leitliniengerecht zu behandeln und die
Patienten auch danach zu unterstützen und
zu betreuen.«
Vielen lieben Dank für Ihre Unterstützung!
/Sven Hunold · SAKG
16
Der Sommer steht vor der Türe. Wir genießen die warme Jahreszeit draußen.
Doch wie viel Sonne ist gesund? Wann
ist sie schädlich? Und wie sieht es mit
dem Hautkrebsrisiko aus? Tatsache ist:
Die Sonne ist lebenswichtig. Sie tut der
Psyche gut und bildet das wichtige Vitamin-D. Auf der anderen Seite birgt übermäßige Sonne Gefahren, denn ihre ultravioletten Strahlen erhöhen das Risiko
für Hautkrebs.
Neuerkrankungen nehmen zu
»In der westlichen Welt nehmen die
Hautkrebserkrankungen stark zu«, erklärt Sven Weise, Geschäftsführer der
Sachsen-Anhaltischen
Krebsgesellschaft. Allein in Deutschland erkranken
jedes Jahr 240.000 Menschen neu und
damit ist er der häufigste Krebs überhaupt.
Es gibt zwei Arten von Hautkrebs: Der
bekanntere und gefährlichere ist der
schwarze Hautkrebs, das Melanom. Er
kann Ableger in anderen Organen, sogenannte Metastasen, bilden. Der weiße Hautkrebs ist viel häufiger und metastasiert sehr selten. »Aber auch der
weiße Hautkrebs sollte frühzeitig behandelt werden«, sagt Sven Weise.
UV-Strahlen schädigen die Haut
Die ultravioletten Strahlen der Sonne sind der entscheidendste Faktor für
eine Krebsentstehung. Aber auch ein
zunehmendes Alter, genetische Faktoren, sehr helle Haut oder übermäßig
viele Muttermale sind Risikofaktoren.
Wie sehr man sich schützen sollte,
hängt von der Intensität der UV-Strahlung ab. Die variiert stark z. B. nach Tages- und Jahreszeit, Breitengrad oder
der Reflektion durch Wasser oder
Schnee. Im Sommer sollte man sich besonders schützen. Zwischen 11 und 15
Uhr die pralle Sonne meiden und angemessene Kleidung tragen. Freie Hautpartien mit einem genügend hohen
Schutzfaktor und in genügender Menge eincremen. Und zwar vor dem Son-
nenbad. Männer mit lichtem Haar oder
Glatze sollten den Hut nicht vergessen.
Am besten mit breiter Krempe, sodass
auch der Gesichtsbereich geschützt ist.
Vom Besuch von Sonnenstudios rät die
Krebsgesellschaft dringend ab.
Besonders anfällig sind Kinder. »Mehr
als 50 Prozent der UV-Strahlendosis
erhalten wir vor unserem 18. Lebensjahr«, erklärt Sven Weise. Denn Kinder
verbringen mehr Zeit draußen als Erwachsene. Doch gerade ihre Haut ist
besonders sensibel und vergisst nicht.
Schäden der Haut durch Sonnenbrände
in der Kindheit können 30 oder 40 Jahre
später zu Hautkrebs führen.
Dank der Früherkennung können 90
Prozent der Hautkrebserkrankungen
geheilt werden. Ein Hautscreening wird
ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre
bezahlt. Genauso wichtig ist die Selbstuntersuchung. Hier gilt die ABCD-Regel – Asymmetrie, Begrenzung, Color
(Farbe) und Dynamik. Nach diesen vier
Kriterien sollten Pigmentmale beurteilt
werden. Bei auffälligen Malen, die eine
unregelmäßige Form haben, unscharfe Ränder aufweisen, verschiedenfarbig
oder fleckig sind oder sich verändern,
sollte ein Hautarzt aufgesucht werden.
Wer eine Hautkrebsdiagnose hat, sollte
seine Familie informieren. Denn eventuell liegt eine familiäre Häufung vor.
Spaß an der Sonne – ohne Risiko
Die Präventionskampagne „SunPass –
Sonnenspaß für Kinder“ setzt bei den
Jüngsten an. In zertifizierten Sonnenschutzkindergärten lernen sie spielerisch, sich vor der Sonne zu schützen. Elf
Landeskrebsgesellschaften sind Partner
dieser Initiative der Europäischen Hautkrebsstiftung. Interessierte Kindertagesstätten und Kindergärten können
sich bei ihrer Landeskrebsgesellschaft
über „SunPass“ informieren und Material zur Hautkrebsvorsorge anfragen.
Auf der Internetseite www.sakg.de gibt
es zu diesem Thema weitere Informationen. /Jana Krupik-Anacker · SAKG
leben 02/2015 · Kooperationspartner und Aktuelles
Aktuelles aus dem Pflegezeit- und Familienpflegezeitgesetz
Pflegefall in der Familie – Und mein Job?
2012 waren 2,54 Millionen Menschen in
Deutschland pflegebedürftig, sei es aufgrund eines Schlaganfalls, Herzinfarktes oder einer Krebserkrankung. Zum
Pflegefall können Menschen schnell
werden und nach Abschluss der medizinischen Versorgung sind viele weiter
auf Hilfe angewiesen. Viele Pflegebedürftige werden zu Hause von ihren Angehörigen unterstützt und betreut. Das
hat zur Folge, dass die Angehörigen in
ihrem Beruf kürzertreten und auf Geld
verzichten müssen. Zum 1. Januar 2015
wurde das Gesetz zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf
reformiert und sowohl das Pflegezeitgesetz, als auch das Familienpflegezeitgesetz in einigen Bereichen verändert.
Was ist,…
…wenn sich ein plötzlicher Pflegefall ergibt? (kurzeitige Arbeitsverhinderung)
In einer akuten Pflegesituation wird
Zeit für die Organisation benötigt und/
oder die pflegerische Versorgung muss
sichergestellt werden. Berufstätige
Angehörige können sich dafür bis zu
zehn Arbeitstage von der Arbeit freistellen lassen, bisher unbezahlt. Seit
2015 besteht für diesen Zeitraum der
kurzzeitigen Arbeitsverhinderung Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld.
Ansprechpartner hierfür ist die Pflegekasse (über die Krankenkasse) des Pflegebedürftigen. Wichtig ist, den Arbeitgeber über die akute Pflegesituation
zu informieren. Es bedarf nicht der Zustimmung des Arbeitgebers für die Freistellung, allerdings kann er einen Nachweis der Pflegebedürftigkeit verlangen.
Ein Rechtsanspruch auf kurzzeitige Arbeitsverhinderung gilt gegenüber allen
Arbeitgebern unabhängig von der Größe des Unternehmens.
…wenn ein Angehöriger teilweise oder
ganz aus dem Beruf aussteigen möchte? (Pflegezeit)
Wenn sich ein berufstätiger Angehöriger dafür entscheidet, ein pflegebe-
leben 02/2015 · Aktuelles
dürftiges Familienmitglied selbst zu …wenn ein berufstätiger Angehöriger
pflegen, zu betreuen und zu versorgen, ein Familienmitglied in der letzten
kann er sich dafür bis zu sechs Monate Lebensphase begleiten möchte?
ganz oder teilweise von der Arbeit frei- Ein berufstätiger Angehöriger kann
stellen lassen. Dafür gilt eine Anmelde- eine bis zu dreimonatige vollständige
frist von 10 Tagen. Ein Rechtsanspruch oder teilweise Auszeit nehmen, um ein
auf diese Pflegezeit besteht allerdings pflegebedürftiges Familienmitglied in
nur in Unternehmen mit regelmäßig der letzten Lebensphase zu begleiten,
mehr als 15 Beschäftigten.
auch wenn er sich in einem Hospiz oder
Seit 2015 besteht nun die Möglichkeit, einem Pflegeheim befindet. Das zinslofür diese Zeit ein zinsloses Darlehen se Darlehen kann für diese Zeit ebenso
beim „Bundesamt für Familie und zivil- in Anspruch genommen werden.
gesellschaftliche Aufgaben“ zu beantragen, um den Einkommensverlust in …sonst noch wichtig zu wissen?
dieser Zeit zu decken. Dieses Darlehen Grundsätzlich gilt, dass allein eine
wird in monatlichen Raten ausgezahlt schwere Krankheit nicht zum Anspruch
und nach Beendigung der Pflegezeit einer Freistellung von der Arbeit führt.
ebenfalls in Raten wieder zurückge- Sowohl die kurzeitige Arbeitsverhinzahlt. In besonderen Härtefällen kann derung als auch die Pflege- und Famiauf Antrag die Rückzahlung des Darle- lienpflegezeit setzen Pflegebedürftighens hinausgeschoben werden. Wei- keit im Sinne der §§ 14 und 15 SGB XI
terhin besteht die Möglichkeit eines voraus. Außerdem besteht für die pfleteilweisen Darlehenserlasses oder ei- genden Angehörigen von der Ankündines Erlöschens der Darlehensschuld, gung bis zum Ende der Auszeit ein Künz. B., wenn der Pflegende selbst schwer digungsschutz. Hinzu kommt, dass der
erkrankt ist.
Begriff des „nahen Angehörigen“ erweitert wurde. Bisher ist schon die Pfle…wenn die sechs Monate Pflegezeit
ge von Großeltern und Eltern, Schwienicht ausreichen? (Familienpflegezeit)
gereltern, Ehegatten, Lebenspartnern,
Ist ein Familienmitglied länger pflege- Partnern einer eheähnlichen Gemeinbedürftig, wird die Vereinbarkeit von schaft, Geschwistern sowie von KinPflege und Beruf für viele Familien zur dern, Adoptiv- oder Pflegekindern, den
Herausforderung. Berufstätige Ange- Kindern, Adoptiv- oder Pflegekindern
hörige haben die Möglichkeit bis zu 24 des Ehegatten oder Lebenspartners,
Monate die Arbeit auf bis zu 15 Stun- der Schwiegerkinder und Enkelkinder,
den pro Woche zu reduzieren, um den umfasst. Nun können auch Stiefeltern,
Betroffenen in häuslicher Umgebung Schwager oder Schwägerinnen sowie
zu pflegen. Die Familienpflegezeit ist lebenspartnerschaftsähnliche Gemeindie Verlängerung der Pflegezeit und der schaften (müssen mindesten ein Jahr
Arbeitgeber muss zwölf Wochen vor- zusammen wohnen) die zehntägige Arher darüber informiert werden. Auch beitszeitverhinderung, die Pflege- und
hier kann ein zinsloses Darlehen des die Familienpflegezeit in Anspruch neh„Bundesamt für Familie und zivilge- men. /Stephanie Krüger · SAKG
sellschaftliche Aufgaben“ in Anspruch
genommen werden, dass nach Beendigung der Pflegezeit in Raten zurückWeitere Informationen und entgezahlt werden muss.
sprechende Formulare gibt es auf
Ein Rechtsanspruch auf die Familiender Internetseite:
pflegezeit besteht allerdings nur in Bewww.wege-zur-pflege.de
trieben mit mehr als 25 Beschäftigten.
17
Leben mit Krebs – Mach das Beste aus deiner gegebenen Zeit!
Du bist kostbar
Tumorerkrankungen lösen nach wie vor
Todesangst in uns aus. Eine neue Initiative in Deutschland verändert unsere
Einstellung zu Krebs. Zwei Schicksale
zeigen uns, wie es geht.
Jedes Jahr erkranken 500.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs,
rund 224.000 sterben an der Krankheit. Somit ist der Krebs nach den HerzKreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Aber auch die Zahl
der Langzeitüberlebenden erhöht sich
dank der Fortschritte der Onkologie rapide. Derzeit gibt es gut 3,2 Millionen
Krebs-Überlebende in Deutschland, in
ein paar Jahren könnten es mehr als 4
Millionen sein. Ein Grund für Betroffene
nicht aufzugeben.
Im Auftrag der Deutschen Krebsstiftung
hat die Agentur supersieben die Initiative „du bist kostbar“ entwickelt, die
Menschen mit Krebs ein positives Lebensgefühl vermittelt, neuen Mut im
Umgang mit der Krankheit schaffen soll.
Eva ist eines der vier Gesichter der Kampagne. 2008 wurde bei ihr Knochenmarkkrebs festgestellt. Der Krebs hatte
ihrer Wirbelsäule erheblichen Schaden
18
zugefügt, weshalb sie unter starken Rü- Kraftquelle. Gerne blickte sie in ihren
ckenschmerzen litt. Die Ärzte entdeck- Garten und erfreute sich an den sprieten Brüche und Knochenveränderun- ßenden Knospen oder den lebhaften
gen, und sie wurde einen Monat später Tieren. Das gab ihr den Mut, ihr Leben
an der Wirbelsäule operiert. Danach neu zu beginnen. Sie ist heute so weit,
kam erst die Diagnose: Eva hat ein Mul- zu sagen, dass der Krebs ihr Leben sogar
auf positive Weise verändert hat: »Irtiples Myelom.
Die Nachricht traf sie zunächst tief. »Ich gendwann ist mir klar geworden, dass
hatte gerade die OP an der Wirbelsäule ich ja eigentlich gewonnen habe«, erhinter mir und mich ein wenig wieder klärt Eva.
aufgebaut, dann kam das. Es hat viele Sie ist selbst erstaunt, diese Nachricht
Tränen gekostet. Ich wollte ganz gewiss aus ihrem Mund zu hören. Durch den
nicht sterben«, erinnert sie sich. Eva Krebs hat sie gelernt, die Zeit, die sie
hat eine Tochter, die zum Zeitpunkt der noch im Leben hat, besser zu nutzen.
Ihr kam die Idee, eine Liste zu erstellen,
Diagnose 14 Jahre alt war.
Die Zeit nach der
Diagnose
war
von Trauer geprägt. Sie wusste
aber, dass es so
nicht weitergehen konnte. Aufgeben war für sie
keine Option. Zusammen mit der
Unterstützung
ihres Mannes gelang es ihr, neue
Kraft zu sammeln. Die Natur
war für sie eine Eva: »Mach Dir Dein Leben schön.«
leben 02/2015 · Prävention
stützung zu haben in dieser De- Früherkennungsuntersuchungen, umpressionsphase war sehr wich- gangssprachlich Vorsorgeuntersuchuntig. Ich konnte durchstarten und gen, werden viel zu wenig wahrgenomhab mir nicht mehr so schwarze men und ein verantwortungsbewusster
Gedanken gemacht. Damit kam Umgang mit dem eigenen Körper findet
ich aus dem Loch heraus.« Pa- nur in Einzelfällen statt.
trick steht zu seiner Krankheit
und rät jedem, offen darüber zu „du bist kostbar“ soll Menschen mosprechen. Auch das hat ihm ge- tivieren, verantwortungsbewusst mit
holfen. Ein besonderer Moment ihrem Körper umzugehen, sich selbst
war für ihn, als er das erste Mal und ihre Nächsten als kostbar wahrwieder auf sein Fahrrad stieg zunehmen und so einer möglichen Erund merkte, dass er sein Leben krankung beziehungsweise einer Wiein der Hand hat. Er wollte dem dererkrankung vorzubeugen. Aber auch
Krebs nicht die Möglichkeit ge- Betroffenen soll „du bist kostbar“ Mut
ben, seine Lebensfreude zu rau- machen, ihre Hoffnung nicht aufzugeben. „Mach das Beste draus!“ ist ben und die Freude am Leben nicht zu
Patrick: »Ohne Darmspiegelung wäre ich nicht mehr am Leben.«
zu seinem Lebensmotto gewor- verlieren.
mit allen Dingen, die sie noch in ihrem den, was ihn immer wieder daran erinEva und Patrick gehören zu den PersoLeben erleben möchte. Bald wird sie mit nert, sein Leben intensiv zu genießen.
nen, die es geschafft haben, dem Leben
ihrem Mann nach Südafrika reisen. Ein
Traum, den sie sich schon lange erfüllen Natürlich schaffen nicht alle Men- wieder positiv entgegenzutreten. Pawill. »Die Diagnose bedeutet nicht ›Ab schen mit einer Krebsdiagnose diesen trick arbeitet wieder in seinem Beruf
morgen bist du tot!‹, sondern man kann Schritt. Krebs greift nicht nur den Kör- und betreut ehrenamtlich bei der ILCO
sich sogar mit ein bisschen Geschick ein per an, sondern auch die Seele. Men- Darmkrebserkrankte.
richtig tolles Leben zusammen bas- schen, die mit einer Tumorerkrankung
zu kämpfen haben, verfallen oft in eine Kontakt
teln«, sagt sie entschlossen.
Heute hat sie insgesamt vier Chemo- Spirale der Hoffnungslosigkeit, aus Susanne Griesbaum · supersieben GmbH & Co. KG
Königsberger Straße 1 · 40231 Düsseldorf
therapien hinter sich, die letzte wurde der sie nur schwer wieder herauskom- Telefon: 0211 545957-420
im März 2014 beendet. Der Krebs ist bei men. Auch nach erfolgreicher Therapie E-Mail: [email protected] · www.supersieben.de
ihr zu einer chronischen Erkrankung ge- lebt man jahrelang mit dem Risiko der
worden, mit der sie seit sieben Jahren Neuerkrankung. Gerade in dieser Phalebt. Auch ihr Onkologe Olaf Heringer se, die nach der akuten Erkrankung auf
Die Initiative „du bist kostbar“
blickt optimistisch in die Zukunft: »Die die Menschen zukommt, ist es wichtig,
wurde 2012 von der Agentur suneuen Therapiemöglichkeiten schaffen dass die Betroffenen auf Hilfsangebopersieben für die Hessische Krebses, dass die Patienten länger besser le- te zurückgreifen und sich Netzwerke
gesellschaft entwickelt und 2014
ben. Das heißt: Wir können den Patien- schaffen können. Die Angst vor einem
gemeinsam mit der Deutschen
ten körperlich nahezu in vielen Situatio- Rezidiv ist schwer zu bewältigen. Die
Krebsstiftung bundesweit eingenen unbeeinträchtigt halten, indem wir Kampagne „du bist kostbar“ soll Menführt. Das Projekt soll Krebspatiendie Krankheit fern halten von ihm, so- schen, die dieses Schicksal teilen, mitten helfen, ihre Erkrankung nicht
einander verbinden, zeigen, dass sie
dass sie nicht so spürbar wird.«
gleichbedeutend mit dem Thema
nicht alleine sind und ihnen einen Weg
Tod zu sehen. Sie sollen lernen, dass
Auch der 58-jährige Patrick gehört zu zurück ins Leben aufweisen.
sie kostbar sind, weiter ein kostbaden Betroffenen. Wegen häufiger Prores Leben führen können. Diese
bleme mit Verstopfung, riet ihm seine Die Deutsche Krebsstiftung hat „du bist
neue Denkweise soll zu einem poFrau zu einer Darmspiegelung, die letzt- kostbar“ ins Leben gerufen, um den
sitiven Umgang mit sich führen,
endlich sein Leben gerettet hat. Bei ihm generellen Umgang der Menschen in
Neu- oder Wiedererkrankungen
hat der Krebs den Enddarmbereich be- Deutschland in Bezug auf Krebs zu vervorbeugen. 2015 wurde die Initiafallen, sodass ihm ein künstlicher Darm- ändern. Die Gesellschaft stigmatisiert
tive bundesweit über alle Landesausgang gelegt werden musste und er Krebserkrankte immer noch, so dass
krebsgesellschaften eingeführt.
jetzt mit einem Stoma lebt. Die Nach- ein offener Umgang mit der Erkrankung
Infos, Filme von vier Betroffenen,
richt löste bei ihm schwere Depressio- und die Rückkehr der Betroffenen in ein
„du bist kostbar“-Postkarten, Vornen aus. Gerade die Ungewissheit, wie normales Leben erschwert sind.
sorge-Tipps von Onkologen und redie Zukunft aussehen würde, machte
gionale Hilfsangebote unter www.
ihm zu schaffen. Er nahm schließlich Die Angst vor einer möglichen Krebsdu-bist-kostbar.de oder www.facepsychiatrische Hilfe in Anspruch, die ihm erkrankung verhindert auch, dass Gebook.com/dubistkostbar.de
geholfen hat: »Professionelle Unter- sunde offen mit dem Thema umgehen.
leben 02/2015 · Prävention
19
Trauernde Kinder und Jugendliche begleiten
Die Trauer geht viele Wege
»Die Diagnose kam aus heiterem Himmel. Wir wussten, dass es F. nicht gut
geht, aber dass sein Leben in Gefahr
war, ahnten wir nicht. Für unsere Familie begann eine schwere Zeit – Arztbesuche, Therapien, schier endlos lange
Krankenhausaufenthalte waren an der
Tagesordnung. Hoffnung und Enttäuschung, Mut und Verzweiflung und am
Ende der Tod.« (Vater eines verstorbenen Kindes)
Wenn ein Kind oder Elternteil schwer
erkrankt, trifft es die ganze Familie.
Wo vorher noch Freude und Zuversicht
herrschten, wird plötzlich alles in Frage gestellt – Zukunftsträume zerplatzen, Arbeitsplätze gehen verloren und
das gesamte Familiengefüge kommt
ins wanken. Die Betroffenen geraten
in eine tiefe Lebenskrise und oft genug zerbrechen die Familien an diesem
schweren Schicksal. Wenn das erkrankte Kind oder Elternteil stirbt, beginnt
für Eltern und Geschwisterkinder aber
auch für Angehörige eine schmerzvolle Zeit. Je nach Alter und Entwicklungsstand der Kinder variieren die Reaktionen auf diesen Verlust. Angst, Zorn und
Schuldgefühle können eine große Rolle
spielen. Sozialer Rückzug oder Konzentrationsstörungen,
Schlafstörungen,
20
häufiges Weinen, bei kleineren Kindern einnässen, nicht allein sein wollen
u.v.m. können auftreten.
Kinder und Jugendliche benötigen in
dieser schweren Zeit eine besonders
stabile Umgebung. Tröstende Fürsorge
und Unterstützung durch Eltern, Freunde und Angehörige, aber auch Verständnis in Schule oder Kita sind jetzt
hilfreich. Oft sind die Eltern von ihrer eigenen Trauer überwältigt und können
nicht angemessen auf die Bedürfnisse
der Geschwisterkinder eingehen.
Um den Familien zur Seite zu stehen,
gibt es seit 2012 das Angebot einer Kindertrauergruppe bzw. Jugendtrauergruppe bei der Björn Schulz STIFTUNG.
Neben der Begleitung der gesamten Familie hat es sich unser ambulanter Kinderhospizdienst zur Aufgabe gemacht,
trauernde Kinder und Jugendliche zu
unterstützen. In einer kleinen Gruppe
können sie ihren Gefühlen und Gedanken Ausdruck verleihen und so erfahren,
dass es auch andere Kinder mit einem
ganz ähnlichen Schicksal gibt. Gesprächs- und kreative Angebote werden
von einer Trauerbegleiterin und einer
Kunsttherapeutin betreut. Sie können
helfen, den schweren Verlust anzunehmen und dem Verstorbenen im eigenen
Leben einen neuen Platz zu geben.
Das Todesverständnis von Kindern verändert sich im Laufe ihrer Entwicklung,
deshalb gehen Kinder und Jugendliche
sehr verschieden mit dem Thema Tod
und Sterben um. Um den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht zu werden,
gibt es das Angebot der Kindertrauergruppe für die 6- bis 12-jährigen Kinder
und ein Angebot explizid für Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren.
Je nach Anmeldungen werden zwei verschiedene Gruppen im Jahr zu jeweils
6 Monaten stattfinden. Da Kinder ihre
Gefühle und Gedanken rund um die
Trauer in ihrem Handeln und im Spiel
zum Ausdruck bringen, steht in der Kindertrauergruppe die kreative Arbeit im
Vordergrund. Die Jugendlichen nutzen
neben den kreativen Methoden vor allem die Gesprächsangebote. Im Laufe der zehn Gruppentreffen werden u.
a. die Themen Gefühle, Erinnerungen,
Hoffnung und der Umgang mit schwierigen Situationen, wie z. B. dem Todestag, besprochen.
Um widersprüchliche Gefühle, die im
Trauerprozess völlig normal sind, gemeinsam zu reflektieren, wurde mit
den Kindern während eines Gruppentreffens eine „Gefühlsraupe“ erstellt.
Durch Aussagen wie »Es war, als ob
ich in einen Brunnen gefallen bin, aber
langsam klettere ich wieder rauf« und
»Ich habe mich wie im Sturm gefühlt
als mein Papa gestorben ist« fanden die
Kinder Worte, um ihre Empfindungen
zu formulieren.
Für die Eltern gibt es während der Gruppenstunden das Angebot eines Elterncafés. Hier können sie mit den anderen
Eltern ins Gespräch kommen. Begleitet
wird das Elterncafé durch unserere Kooperationspartnerin aus dem faz (Familienzentrum).
Kontakt
Beate Müller, Kareen Friedrich, Bettina Werneburg
Björn Schulz STIFTUNG
Kleine Ulrichstraße 24a · 06108 Halle (Saale)
Telefon: 0345 470404221
E-Mail: [email protected]
leben 02/2015 · Psychoonkologie
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IMPRESSUM
leben, Ausgabe 02/2015
15. Jahrgang
ISSN 1864-7804
Herausgeber
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Redaktionsleitung, Satz und Grafik
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Auflage: 6.000 Exemplare
Erscheinungsweise
Einmal im Quartal
Redaktionsschluss 02/2015: 30. April 2015
Bildquellen
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Photographee.eu / fotolia.com (S. 5); © SAKG (S.
10, 11); © Petra Hegewald / pixelio.de (S. 12); ©
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23); © Robert Kneschke / fotolia.com (S. 24); © manuela / photocase.com (S. 26)
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Harald Oster – Lokaler Botschafter der SAKG für den Raum Sangerhausen
Der Winzerjunge, der auszog, um soziales
Engagement zu leben
und Erfolg. Aber auch gesellschaftliche
Anerkennung muss man sich erarbeiten. Beruflich und in meinem sozialen
Umfeld lebe ich seit 25 Jahren durch
Empfehlungen und mir macht es Spaß,
mit Menschen zusammenzuarbeiten
und mich für sie einzusetzen.«
Harald Oster – Lokaler Botschafter der SAKG
Was genau machen Sie beruflich und
wie muss ich mir Ihr soziales Engagement konkret vorstellen?
»Beruflich bin ich als Unternehmensberater tätig und kümmere mich dabei um
die strategische Ausrichtung von Unternehmen oder berate auch bei finanziellen Fragestellungen. Ich komme mit
vielen interessanten Menschen zusammen, daraus entwickeln sich ständig
weitere Initiativen, wie z. B. eine ehrenamtliche Funktion als Stadtrat in Sangerhausen, mit Aufgaben im Ausschuss
für Jugend und Soziales, aber auch in
vielen Vereinen und Institutionen.«
möchte dazu einladen, dass die Menschen ebenfalls auf sich selbst und auf
ihre Nächsten achten. Damit fängt man
am besten sehr zeitig und bei Kindern
an. Die Zertifizierung der Kitas im Rahmen einer Initiative der Europäischen
Hautkrebsstiftung wird durch die SAKG
in Sachsen-Anhalt vorangetrieben. Als
Botschafter der Krebsgesellschaft sehe
ich mich in der Verantwortung, in einer
eher strukturschwachen Region wie
Sangerhausen, wo Armut und manchmal auch Perspektivlosigkeit vorherrschen, den Eltern und Kindern das Gefühl zu vermitteln: ›Wir achten auf euch
und kümmern uns!‹ In unserem Fall mit
Prävention zu Hautkrebs.
Das größte Organ des Menschen merkt
sich alles und gerade Kinder bekommen
beim Rumtollen in der Sonne nicht mit,
wie die Strahlung auf die Haut wirkt. Ich
besuche Kitas, leiste Aufklärung und
versuche, für Sonnencremes oder lustige Basecaps zu sorgen. Im günstigsten Fall für Verschattung der Spielplätze. Dazu könnten Bäume gepflanzt oder
Sonnensegel gesetzt werden. Spenden
sind da sehr willkommen, die Kinder
werden es uns mit ihrer Gesundheit
danken.«
Steckbrief Harald Oster: Jahrgang 1970,
aufgewachsen in einem Winzerdorf in
Rheinland-Pfalz, in der Nähe von Trier.
Menschenfreund, Familienvater, Unternehmensberater, Stadtrat, Hobbygärt...und bei der SAKG. Wie kam es dazu?
ner und Lokaler Botschafter der SAKG.
Gibt es einen persönlichen Bezug?
»Ich habe tatsächlich Kinder kennengeWas treibt einen gelernten Verwallernt, die an Krebs erkrankt sind, aber
tungsfachangestellten und Winzerjunauch einen Fall im Freundeskreis. Lungen ins schöne Sachsen-Anhalt – der
genkrebs. Ich möchte einem Freund helMüller-Thurgau?
»Nein, genaugenommen die Liebe. Und fen, eine Selbsthilfegruppe aufzubauen.
die Neugier. Naja, ich habe in Sanger- Die Schicksale bewegen mich natürlich Wie kann man Sie erreichen, wenn Kihausen mein Herzblatt gefunden, aber und spornen mich an, in dieser Richtung tas mehr über Sonnenschutz wissen
auch ein Unternehmen gegründet und etwas zu unternehmen.
möchten oder jemand der SAKG für
wollte mal schauen, wie weit ich es Beruflich und gemeinnützig bewege das SunPass-Projekt spenden will?
ich mich in einem Netzwerk aus Unter- »Über mein Büro oder persönlich übers
bringen kann.«
nehmen und sozialen Einrichtungen. Ir- Telefon.«
gendwann habe ich Sven Weise, Ihren
Mit beiden Unternehmungen?
[grinst] »Naja, ich habe zwei wunder- Geschäftsführer, kennengelernt und Da können wir nur hoffen, dass sich Viebare Kinder, eine tolle Frau und eine fand die Idee, als Lokaler Botschafter zu le angesprochen fühlen und das SunExistenz konnte ich mir auch aufbauen. arbeiten, sehr interessant.«
Pass-Projekt unterstützen. Vielen Dank
Da stand der Lebensmittelpunkt recht
für das Gespräch. /Sven Hunold · SAKG
schnell fest und nun mache ich was Sie haben sich für das SunPass-Projekt
entschieden. Warum gerade das?
draus, aus beidem hoffe ich doch.
Kontakt
Ich habe viel von meinen Eltern mitbe- »Naja, ich sprach eingangs schon von Harald Oster
Seidenbeutel 1 · 06526 Sangerhausen
kommen: eigenverantwortliches Han- Eigenverantwortung. Das heißt, ich Telefon: 03464 24320 · Mobil: 0163 5525533
deln und harte Arbeit stehen für Glück muss eigenverantwortlich handeln und E-Mail: [email protected]
leben 02/2015 · SAKG Aktiv
23
Hintergrund und Nutzen
Gesprächskreis für Angehörige
„...und wie geht es Ihnen eigentlich damit?“ – Wie oft wird diese Frage jenen
Menschen gestellt, die sich als Angehörige liebevoll um die Patienten kümmern, die an Krebs erkrankt sind?
Die Diagnose Krebs stellt nicht nur für
die Patienten, sondern auch für deren
Angehörige eine Ausnahmesituation
dar. Sie verängstigt, da sie sehr häufig
vorkommt, eine große mediale Präsenz
hat und trotz häufig guter Heilungsaussichten, wie z. B. bei Brustkrebs, als sehr
bedrohlich gilt. Negative Beispiele prägen sich meist viel stärker ein als positive. Oft ist damit das Gefühl verbunden,
das bisherige Leben würde komplett
entgleiten. In dieser Situation ist es
hilfreich, wenn alle Bezugspersonen
am Arztgespräch teilnehmen können;
über die Erkrankung, mögliche Therapieoptionen und Heilungsaussichten
gut informiert werden und Fragen stellen dürfen. Ein offenes Gespräch über
die Erkrankung, deren Behandlung und
Unterstützungsmöglichkeiten kann oft
Erleichterung und Zuversicht bringen.
Nach dem ersten Diagnoseschock ist die
Familie gefragt, dem Erkrankten bei der
Krankheits- und Alltagsbewältigung zur
Seite zu stehen. Fragen tauchen auf, Un-
24
sicherheiten im Umgang mit der neuen
Situation sind die Regel, neue Aufgaben
müssen übernommen werden. Hinzu
kommt, dass auch die Angehörigen die
emotionale Seite der Krankheitsbewältigung durchmachen: Sorgen, Ängste,
ggf. Gefühle von Überforderung. Angehörige treten in ihrer Bedürftigkeit in
der Wahrnehmung Dritter jedoch oft in
den Hintergrund, da das Hauptaugenmerk von Fürsorge und Mitgefühl dem
Patienten gilt, der die Hauptlast der Erkrankung trägt.
»Am meisten leide ich unter meiner eigenen Angst vor dem, was noch auf uns zukommt (dabei soll ich immer stark sein);
meiner Angst, ihn zu verlieren; dem mich
mitunter Eingesperrtfühlens durch seine
eingeschränkte Mobilität.«
(Alle Zitate sind von Frau D., einer Teilnehmerin des Gesprächskreises)
Ähnlich wie bei Patienten reicht auch
die Bandbreite der Bewältigungsstrategien der Angehörigen von zeitweisem
Verdrängen und „Nicht-wahr-haben
wollen“ der Ernsthaftigkeit der Erkrankung über Optimismus und Ermutigung bis hin zu ängstlich-depressiver
Verarbeitung.
Häufig geht das Eintreten einer Krebserkrankung in das Leben einer Familie
mit einem, zumindest vorübergehenden, erheblichen Verlust an Lebensqualität einher. Fragen, wie z. B. »Was
ist, wenn die Erkrankung nicht heilbar
ist?« und »Wie sage ich es den Kindern
oder den Eltern?« können die Angehörigen ebenfalls schwer belasten und sogar über die eigenen Kräfte hinaus gehen. Auch im Falle einer unheilbaren
Krankheit ist es wichtig, dass sowohl
der Patient als auch Angehörige von
den modernen palliativmedizinischen
Möglichkeiten erfahren, Leben zu verlängern und Lebensqualität zu erhalten.
Vor dem Hintergrund der Erkrankung
berichten manche Angehörige vom Gefühl, keine eigenen Bedürfnisse mehr
haben zu dürfen. Dabei ist es wichtig,
dass auch hier Selbstfürsorge stattfindet, was letztlich wiederum den Patienten dient.
»Ich besuche den Gesprächskreis, weil
mein Mann an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist und ich Menschen in
ähnlicher Lebenssituation für den Austausch von Erfahrungen suche. Fragen
und Sorgen aussprechen zu können,
empfinde ich schon als entlastend.«
leben 01/2015 · Selbsthilfe
Im Weiteren müssen sich Angehörige
mit einer veränderten Rollenverteilung
und einem veränderten Tages- und Wochenrhythmus auseinandersetzen. Gerade bei einer sehr klassischen Rollenverteilung berichten beispielsweise
Patientinnen häufig, wie ihre Ehemänner die Küche als Betätigungsfeld entdecken und bisweilen ungeahnte späte Talente offenbar werden. Auch eine
Waschmaschine muss auf Dauer kein
rätselhaftes Gerät bleiben, wie mancher
Partner nach einem „Versuch-IrrtumErfolg“ stolz feststellt. So kann auch in
schweren Zeiten persönliches Wachstum stattfinden und Humor eine sonst
ernste Situation entkrampfen.
Neben der aktiven Teilnahme an den
Arzt-Patient-Gesprächen, ist eine offene Kommunikation zwischen Patient
und Familie hilfreich. Dazu wird es in
verschiedenen Familien unterschiedliche Wege geben, die letztlich davon
abhängen, welche Gesprächskultur
im Hinblick auf das Aussprechen von
Bedürfnissen und Wünschen bereits
in „gesunden Zeiten“ gepflegt wurde.
Häufig wird aus der Sorge heraus geschwiegen, den anderen nicht zu belasten oder zu verletzen. Das kann zur
Folge haben, dass jeder der Beteiligten
mit seinen Fragen, Sorgen und Ängsten
allein bleibt. Ein offenes Gespräch kann
aber durchaus für alle Beteiligten Entlastung bringen und Missverständnisse
ausräumen. Das gilt zum Beispiel für
das Bedürfnis des Erkrankten, auch einmal in Ruhe gelassen zu werden oder
eine Überversorgung zu vermeiden,
d. h. den Patienten Dinge, die er selber
tun kann, auch selber tun zu lassen.
Auch Angehörige dürfen Grenzen ziehen, wenn sie sich beispielsweise übermäßig als „Blitzableiter“ für krankheitsbedingte
Stimmungsschwankungen
erleben. Es ist sinnvoll und notwendig,
sich ein Stück Normalität zu bewahren, indem Angehörige vielleicht weiter
Hobbies pflegen oder dann und wann
Freunde treffen, um sich abzulenken
und zu entlasten. Vor allem ein stabiler
Helfer ist für den Patienten eine wirkliche Stütze. Auch wenn Offenheit und
ein „Ins-Gespräch-kommen“ wichtig
sind, dürfen Patienten und Angehörige
auch individuelle Grenzen ziehen, wenn
sie für bestimmte Themen noch nicht
bereit sind und sich überfordert fühlen.
»Ich habe im Gesprächskreis erfahren,
dass es anderen ähnlich geht, ich bin damit nicht allein; ich richte den Blick nicht
nur auf meinen Mann, sondern auch auf
mich, um immer wieder Kraft zu schöpfen. Meine Hoffnung ist, dass mein Mann
und ich gemeinsam den Weg gehen und
trotz aller Einschränkungen für gute Momente in diesem jetzt so anderen Leben
sorgen. Es ist mir/uns wichtig, die bleibende Zeit gut zu nutzen und auch kleine Oasen in den Alltag einzubauen.«
»Am Anfang stand für mich generell die
Frage des Umgangs mit der Erkrankung,
die Unterschiedlichkeit, in der mein
Mann und ich damit umgehen. Wie
kann ich ihn gut begleiten, das Notwendige tun, ihm dennoch seine freie Entscheidung lassen. Es ist auch eine Frage
der Kraft, die ständige Rücksichtnahme
erfordert. Was erweist sich als hilfreich
von dem, was ich tue, was läuft eher ins
Leere?«
Der Gesprächskreis besteht seit etwa
einem Jahr und wird als offene Gruppe geführt. Die anwesende Psychologin
agiert eher als Moderatorin, manchmal
auch als Beraterin. Der Gesprächskreis
fokussiert auf Selbsthilfe und Erfahrungsaustausch. Einzelgespräche sind
bei Bedarf jedoch ebenfalls möglich.
Der teilnehmende Kreis ist noch recht
klein, daher sind weitere Teilnehmer
sehr herzlich willkommen. Sie treffen
sich jeden dritten Montag im Monat,
um 18:00 Uhr in der Geschäftsstelle
der Sachsen-Anhaltischen Krebsgesellschaft, Paracelsusstraße 23, in 06114
Halle (Saale). Eine telefonische Anmeldung unter 0345 4788110 ist möglich.
Insgesamt ist es wichtig und hilfreich,
den Fokus auch auf die gesunden Anteile des jeweiligen Betroffenen zu legen und auf das, was gerade Struktur
und Halt gibt.
Welches Anliegen hat der Gesprächskreis für Angehörige von Krebsbetroffenen?
Der Gesprächskreis soll Raum und Zeit
für Angehörige schaffen, über eigene
Sorgen und Befindlichkeiten zu sprechen, sich Rat für rein praktische Fragen
zu holen, sich ermutigen zu lassen und
sich Selbstfürsorge zu erlauben.
Angehörige erfahren, dass sie mit ihren Sorgen nicht allein sind. Sie können voneinander lernen, welche Bewältigungsstrategien bei anderen hilfreich
waren und welche davon vielleicht für
sie selbst infrage kommen.
»Für die Zukunft wünsche ich mir einfach
nur, dass die Liebe uns weiter trägt, wir
behütet sind auf unserem Weg, wie immer er auch werden wird. Ich wünsche
mir, dass ich zu jedem Zeitpunkt sagen
kann, dass ich das mir Mögliche für meinen Mann, für uns, für unsere Beziehung
getan habe.«
Kontakt
Dr. phil. Ute Berndt – Dipl.-Psychologin, Psychoonkologin,
Systemische Therapeutin (SG)
Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie
Universitätsklinikum Halle (Saale)
Ernst-Grube-Straße 40 · 06120 Halle (Saale)
Telefon: 0345 5571539
E-Mail: [email protected]
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+++ Kurz gemeldet +++
Wochenendseminar für Krebsbetroffene „Hindernisse machen uns groß“
Das Wochenendseminar vom 25. bis 27.
September 2015 im Landhotel Bad Dürrenberg ermöglicht den Teilnehmern,
dem Alltag zu entfliehen, Sorgen fallen
zu lassen, einen Raum zum Aufatmen,
Entspannen und Ruhe zu finden, eigene
Bedürfnisse und Kräfte wahrzunehmen,
hilfreiche Informationen zum Thema
zu sammeln. Dabei besteht die Chance
zum gegenseitigen Austausch und Entdecken neuer Möglichkeiten.
Das Wochenendseminar wird von der
Deutschen Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See gefördert und richtet sich ausschließlich an Krebsbetroffene, die sich bis zum 31. August 2015
schriftlich anmelden können. Die Teilnehmerzahl ist auf zehn Personen begrenzt, die Teilnahmegebühr beträgt
100 Euro pro Person (inkl. Übernachtung & Verpflegung). An- und Abreise
müssen selbst organisiert werden. Weitere Infos gibt es über die SAKG bei Stephanie Krüger (Telefon 0345 4788110)
und im Internet (http://bit.ly/1d1LHFI).
/Jana Krupik-Anacker · SAKG
+++
Palliativmedizin: S3-Leitlinie für
onkologische Patienten
Das Leitlinienprogramm Onkologie hat
am 11. Mai 2015 die erste S3-Leitlinie
zur palliativmedizinischen Versorgung
von erwachsenen Patienten mit einer
nicht heilbaren Krebserkrankung vorgelegt. Die Leitlinie entstand unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft
26
für Palliativmedizin (DGP) und konzen- ren, die mehr brauchen als die Grundtriert sich zunächst auf die Themenbe- versorgung«, erklärte der Vorsitzende
reiche Schmerz, Atemnot, Obstipation, des BNHO, Stephan Schmitz, auf einem
Depression, Kommunikation, Sterbe- Symposium anlässlich des zehnjährigen
Bestehens des WINHO.
phase und Versorgungsstrukturen.
»Die neue Leitlinie befasst sich mit den Im Rahmen des 5-Punkte-Plans wollen
Grundprinzipien der palliativmedizini- BNHO und WINHO zudem die Langzeitschen Versorgung, die in organspezi- belastungen von Krebspatienten unfischen Leitlinien oft nicht ausführlich tersuchen und Anforderungen an eine
genug behandelt werden können«, sagt strukturierte Nachsorge nach abgeProf. Dr. med. Claudia Bausewein, Palli- schlossener Therapie erarbeiten. »Das
ativmedizinerin am Klinikum der Uni- Thema „Survivor Care“ ist extrem wichversität München-Großhadern. Wichtig tig, und es wird in den nächsten Jahsei auch eine angemessene Kommuni- ren noch wichtiger werden«, betonte
kation mit Patienten und Angehörigen, Schmitz.
etwa um die Therapieziele gemeinsam Auch wollen die niedergelassenen Häfestzulegen, betont Prof. Dr. med. Ray- matologen und Onkologen den Zugang
ihrer Patienten zu innovativen Theramond Voltz von der Uniklinik Köln.
(www.leitlinienprogramm-onkologie. pieoptionen erleichtern. Dafür wollen
sie die Patientenrekrutierung in klinide/Palliativmedizin.80.0.htm)
sche Studien verstärken und die patien/© Kli · aerzteblatt.de
tenorientierte onkologische Versorgungsforschung unterstützen.
+++
/© fos · aerzteblatt.de
Hämatologen und Onkologen für
routinemäßiges Screening auf
psychosoziale Belastungen
Die niedergelassenen Hämatologen
und Onkologen wollen ein routinemäßiges Screening auf psychosoziale Belastungen in all ihren Praxen einführen.
Das geht aus einem 5-Punkte-Plan hervor, den der Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland (BNHO) und das
Wissenschaftliche Institut der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (WINHO) im Februar vorgestellt
haben. »Wir müssen als Berufsgruppe lernen, die Patienten zu identifizie-
+++
Tombola-Preise dringend gesucht!
Am Samstag, den 5. September 2015,
wird es zum Parkfest im Pestalozzipark
in Halle (Saale) wieder eine Tombola
zu Gunsten der kostenfreien Krebsberatung der SAKG geben. Dafür werden
neue Preise gesucht: Bücher, Spielzeug,
Stifte, Sportartikel, Haushaltwaren,
Drogerie-Erzeugnisse usw. Gutscheine
oder Geldspenden sind ebenso hilfreich.
Bis 31. August 2015 nimmt die SAKG
Preise entgegen oder holt sie auch direkt vor Ort ab. /Jana Krupik-Anacker · SAKG
leben 02/2015 · Aktuelles
27
Termine 2015
Ausgewählte Veranstaltungen, Angebote und Kongresse rund um das Thema Gesundheit.
Aktuelle Informationen sowie Angaben zu entsprechenden Selbsthilfegruppen finden Sie
unter anderem auf www.krebsgesellschaft-sachsenanhalt.de bzw. www.sakg.de
Veranstaltungen und Kongresse
September 2015
Juni 2015
11.06.2015
04. bis
06.09.2015
Parkfest in der Südstadt
10:00 bis 18:00 Uhr, Pestalozzipark, 06128 Halle (Saale)
Die SAKG präsentiert sich mit ihren Angeboten und Projekten
sowie ihrer traditionellen Tombola.
05.09.2015
Patientenveranstaltung
„Durch Dick und Dünn – Leben mit Darmkrebs“
11:00 Uhr bis 13:30 Uhr, Georg-Friedrich-Händel-Halle,
Salzgrafenplatz 1, 06108 Halle (Saale)
15.06.2015
31.08.2015
26.10.2015
07.12.2015
Gesund mit Genuss – Kochstudio für Krebsbetroffene
16:30 Uhr bis 19:00 Uhr, Berufsbildende Schulen „Hermann
Beims“, Gastronomie und Ernährung, Salzmannstraße 9 – 15,
39112 Magdeburg
07.09.2015
17.06.2015
24.06.2015
Entspannung für Krebsbetroffene
10:00 Uhr bis 11:00 Uhr, Mehrgenerationshaus im BBFZ, VHS,
Raum E.26, Erdmannsdorffstraße 3, 06844 Dessau-Roßlau
Gesund mit Genuss – Kochstudio für Krebsbetroffene
16:30 Uhr bis 19:00 Uhr, Berufsbildende Schulen I des Landkreises
Stendal, Haus 5, Schillerstraße 6, 39576 Stendal
07.09.2015
Info-Veranstaltung „Harnblasenkarzinom“
Referentin: Dr. Sandra Mühlstädt, Funktionsoberärztin der Universitätsklinik und Poliklinik für Urologie am Universitätsklinikum
Halle (Saale) – 17:00 Uhr, SAKG*
Onkologischer Arbeitskreis – Fachveranstaltung für niedergelassene und klinische Onkologen – Thema: „Infektionsmanagement“
19:30 bis 21:00 Uhr, DORMERO Kongress- und Kulturzentrum,
Hallorensaal, Franckestraße 1, 06110 Halle (Saale)
10.09.2015
Entspannung für Krebsbetroffene
17:00 Uhr bis 18:00 Uhr, Klinikum Magdeburg gGmbH, Abteilung
für Physiotherapie, Gebäude G, Birkenallee 34, 39130 Magdeburg
Gesund mit Genuss – Kochstudio für Krebsbetroffene
11:30 Uhr bis 14:00 Uhr, Knappe LIVA Küchen, Dornbergsweg 19,
38855 Wernigerode
16.09.2015
Info-Veranstaltung „Zurück ins Berufsleben nach einer
Krebserkrankung“
Referenten: Agnes Huttenlocher, Sven Hunold, Stephanie Krüger;
Projektteam „Zurück in mein Leben“ – 17:00 Uhr, SAKG*
24.09.2015
22.10.2015
Gesund mit Genuss – Kochstudio für Krebsbetroffene
16:30 Uhr bis 19:00 Uhr, Micheel – Das Küchenstudio GmbH,
Hansering 15, 06108 Halle (Saale)
25. bis
27.09.2015
Hindernisse machen uns groß – Wochenendseminar
für Krebsbetroffene
Landhotel Bad Dürrenberg, Weinberg 6, 06231 Bad Dürrenberg
Interessenten können sich bis zum 31. August 2015 schriftlich bei
der SAKG anmelden! Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
26.09.2015
Benefizveranstaltung „Stark für´s Leben“
Internationaler Pokal im Bankdrücken
12:00 bis 20:00 Uhr, Ringhotel Schloss Tangermünde,
Amt 1, 39590 Tangermünde
29.09.2015
Gesund mit Genuss – Kochstudio für Krebsbetroffene
16:30 Uhr bis 19:00 Uhr, Saale Reha-Klinikum Bad Kösen Klinik II,
Elly-Kutscher-Straße 14, 06628 Bad Kösen
17.06.2015
17.06.2015
* SAKG = Sachsen-Anhaltische Krebsgesellschaft e. V., Paracelsusstraße 23, 06114 Halle (Saale)
Info-Veranstaltung: „Sport in der Krebsnachsorge“
Referent: Jörg Möbius, Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Sachsen-Anhalt e. V.
16:30 Uhr, Johanniter Krankenhaus Genthin Stendal GmbH, Klinik
für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Eingang Ambulanz,
1. Etage, Konferenzraum), Bahnhofstraße 24 – 25, 39576 Stendal
17.06.2015
01.07.2015
08.07.2015
Entspannung für Krebsbetroffene
17:30 Uhr bis 18:30 Uhr, SAKG*
17.06.2015
24.06.2015
01.07.2015
Entspannung für Krebsbetroffene
18:00 Uhr bis 19:00 Uhr, Saale Reha-Klinikum Bad Kösen Klinik I,
Entspannungsraum, Am Rechenberg 18, 06628 Bad Kösen
18.06.2015
25.06.2015
Entspannung für Krebsbetroffene
10:00 Uhr bis 11:00 Uhr, Paul Gerhardt Diakonie Krankenhaus
und Pflege GmbH, Haus 3, Raum „Johannes Wichern“, 2. Etage,
Paul-Gerhardt-Straße 42-45, 06886 Lutherstadt Wittenberg
18.06.2015
25.06.2015
02.07.2015
Entspannung für Krebsbetroffene
18:00 Uhr bis 19:00 Uhr, Grundschule Nord, Turnhalle,
Bergstraße 22, 39576 Stendal
22.06.2015
Beratertag „Finanzielle Unterstützung für Krebspatienten“
9:00 Uhr bis 16:00 Uhr, SAKG*, Termin ist nicht erforderlich!
29.06.2015
Onkologischer Arbeitskreis – Fachveranstaltung für niedergelassene und klinische Onkologen – Thema: „Neues vom ASCO (Teil I)“
19:30 bis 21:00 Uhr, DORMERO Kongress- und Kulturzentrum,
Hallorensaal, Franckestraße 1, 06110 Halle (Saale)
Regelmäßige Termine:
Juli 2015
01.07.2015
Treffen des Arbeitskreises der Pflegenden in der Onkologie (APO)
15:30 Uhr bis 17:30 Uhr, Klinikum Magdeburg, Birkenallee 34,
39130 Magdeburg
06.07.2015
Onkologischer Arbeitskreis – Fachveranstaltung für niedergelassene und klinische Onkologen – Thema: „Neues vom ASCO (Teil II)“
19:30 bis 21:00 Uhr, DORMERO Kongress- und Kulturzentrum,
Hallorensaal, Franckestraße 1, 06110 Halle (Saale)
23.07.2015
Rudern gegen Krebs
Start 9:00 Uhr, Regattastrecke auf dem Halleschen Kanal, Passendorfer Wiesen in Halle (Saale), www.rudern-gegen-krebs.de
www.krebsgesellschaft-sachsenanhalt.de │ www.sakg.de
15.06.2015
20.07.2015
17.08.2015
21.09.2015
Gesprächskreis für Angehörige u. Nahestehende Krebsbetroffener
jeden dritten Montag im Monat
18:00 bis 19:30 Uhr in der SAKG*
02.07.2015
06.08.2015
03.09.2015
01.10.2015
Gesprächsrunde für Krebsbetroffene
jeden ersten Donnerstag im Monat, 14:30 bis ca. 16:00 Uhr
AWO Kreisverband Wittenberg e. V., Begegnungsstätte im Innenhof, Marstallstraße 13, 06886 Lutherstadt Wittenberg

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