Einstellung und Rechtfertigung gegenüber Gewalt bei
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Einstellung und Rechtfertigung gegenüber Gewalt bei
Einstellung gegenüber und Rechtfertigung von Gewalt bei Mixed Martial Arts- und Kickbox-Athleten: eine vorläufige qualitative Untersuchung. Alain Brechbühl, Annemarie Schumacher, Patrick Kohlbrenner, Roland Seiler Institut für Sportwissenschaft, Universität Bern Einleitung: Mixed Martial Arts (MMA) ist eine Kampfsportart, die sowohl Schlag- als auch Grappling-Techniken verwendet, um den Gegner zu besiegen. Diese relativ neue Disziplin hat eine Debatte wegen seiner scheinbaren gewalttätigen Natur geschaffen. In der Tat, im Zuge der 2009 Ultimate Fighting Kämpfe in Köln (Deutschland) hat die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie in einer Erklärung vor der Brutalität und Verharmlosung von Gewalt in diesem Sport gewarnt (DGPPN, 2009). Auf der anderen Seit haben andere Studien behauptet, dass der gewalttätige Aspekt des MMA hochgespielt wurde (z. B. Garcia & Malcolm, 2010). Kickboxen ist eine etablierte Kampfsportart, die selten mit negativen Schlagzeilen in den Medien assoziiert wird. Beim Kickboxen wird der Kampf unterbrochen, sobald einer der Kämpfer auf dem Boden liegt. Auch Griff- und Hebeltechniken, sowie der Einsatz von Knie und Ellbogen, sind im Kickboxen nicht erlaubt. Die Gemeinsamkeit zum MMA liegt aber in der Verwendung der gleichen Tritt- und Schlagtechniken im stehenden Kampf. Die Einstellung gegenüber Gewalt sowie deren Begründung von Individuen, die sich für diese Sportarten entscheiden, ist daher von Interesse. Die Ergebnisse dieser explorativen Studie sollen als Grundlage für weitere Untersuchungen in größerem Umfang eingesetzt werden. Methode: Die Teilnehmer wurden durch Clubs nach den folgenden Kriterien rekrutiert: männlich, 16 bis 25 Jahre alt, mindestens zweimal wöchentlich Training. Acht MMA Athleten (M = 18,13 Jahre, SD = 0,83) und sieben Kick Boxer (M = 23,29 Jahre, SD = 1,88) nahmen an dieser Studie teil. Die Teilnehmer wurden über ihre Einstellung gegenüber Gewalt und Begründung von gewalttätigen Verhalten befragt. Themen wurden mithilfe der Inhaltsanalyse identifiziert (Mayring, 2008). Ergebnisse: Gemeinsame Themen für beide Disziplinen wurden gefunden: "Keine Aggressionsprobleme und Vermeidung von Gewalt", "Gewalt- und Kampfkunstanwendung nur bei Selbstverteidigung oder beim Einsatz für wehrlose Opfer", "Gewalt ist nie eine Lösung", "Gewalt sollte möglichst vermieden werden, Bereitschaft zum Schlagen aber vorhanden", "Dem Angreifer keine schwerwiegenden Verletzungen zuführen (Kickboxen)/nur mit Grappling-Techniken (MMA)". Zwei MMA Themen waren "Frühere Delinquenz" und "Regeln für Gewalthandhabung ausserhalb des Kampfsports sind wichtig". Themen nur aus Kickboxen waren "Gewalt wird angewendet, wenn jemand die Herausforderung Mann gegen Mann stellt", "In keine Gewalthandlungen auf der Strasse verwickelt worden", "Konfliktlösung auf verbaler Ebene". Diskussion: Diese Studie identifiziert Themen, die ein Bewusstsein für Regeln, Einsatz von Gewalt und mögliche Konsequenzen von sowohl MMA- als auch Kickboxenathleten zeigt. Allerdings wurde auch Gewalt in gewissen Situationen von beiden Gruppen als gerechtfertigt betrachtet, wie die Anwendung von Gewalt "bei Bedarf", "Anwendung von ‚nur‘ GrapplingTechniken" oder "Mann zu Mann". Einfluss der sozialen Erwünschtheit auf die Antworten muss in Betracht gezogen werden. Weitere Studien mit einer größeren Stichprobe und die Verwendung von anderen Methoden sind erforderlich. Literatur: DGPPN. (2009). Stellungnahme von DGPPN, DGKJP und DGN gegen Ultimate Fighting. Der Nervenarzt, 80, 987-993. doi: 10.1007/s00115-009-2840-z Garcia, R. S., & Malcolm, D. (2010). Decivilizing, civilizing or informalizing? The international development of Mixed Martial Arts. International Review for the Sociology of Sport, 45, 39-58 Mayring, P. (2008). Die Praxis der qualitativen Inhaltsanalyse. Weinheim: Beltz.