Bericht der Delegiertenpoolsitzung vom 15.12.11

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Bericht der Delegiertenpoolsitzung vom 15.12.11
Standespolitik
Vol. 23 Nr. 1 2012
Bericht der Delegiertenpoolsitzung
vom 15.12.11
Philipp Jenny, Vorstandsmitglied der SGP, Altstätten
Als erstes informierte unser Fortbildungsverantwortlicher Pierre Klauser über den
Entwurf des neuen Fortbildungsreglements, welches die SGP gemäss SIWF
überarbeiten muss. Wie bisher werden 80
Fortbildungsstunden verlangt. 30 Stunden
im Selbststudium, 25 Stunden Kernfortbildung und 25 Stunden erweiterte Fortbildung (auch 50 Stunden Kernfortbildung
ohne erweiterte Fortbildung sind möglich).
Für Veranstaltungen im Bereich der pädiatrischen Kernfortbildung erteilt die SGP
nach wie vor die Credits. Neu werden jedoch folgende Veranstaltungen automatisch anerkannt (ohne Einreichen eines
Gesuchs): Fortbildungsveranstaltungen der
SGP, der Schwerpunktgesellschaften, der
kantonalen Gesellschaften, der Weiterbildungsstätten sowie einer Reihe von definierten nationalen Gesellschaften wie z. B.
Kinderärzte Schweiz. Neu kann auch z. B.
E-Learning angerechnet werden. Ausserdem hat er das internetbasierte Fortbildungsprotokoll von myFMH vorgestellt.
Dort könnte man jede besuchte Fortbildung
eintragen und erhält dann automatisch sein
Diplom. Das ganze käme für die Gesellschaft viel teurer und würde den Arzt sehr
transparent machen. Der SGP-Vorstand hat
sich daher für das «alte» bisherige Modell
entschieden, es steht aber dem Mitglied
offen die Internetplattform zu nutzen. (Anmerkung des Autors: Sobald das Reglement
verabschiedet ist, werden wir darüber berichten.)
Unser Gast Heinz Bhend, Hausarzt mit zusätzlicher Informatikausbildung hat in einem kurzweiligen Referat und der anschlies­
senden angeregten Diskussion aufgezeigt, wo wir in der Schweiz bezüglich Digitalisierung unserer Arztpraxen stehen, wohin
wir gehen sollten und wo noch Steine im
Weg liegen. Stossend für ihn ist die Tatsache, dass die Anbieter noch zu stark bestimmen was die Software kann. Dabei
sollten wir Ärzte primär unsere Bedürfnisse
äussern können und die Programmierer
darauf abgestimmte Lösungen anbieten,
die unseren Arbeitsabläufen entsprechen.
Ausserdem könne es nicht sein, dass man
die Daten bei einem Wechsel der Software
nur mit Mühe übernehmen kann oder zum
Teil sogar verliert.
Auch bezüglich E-Health kann man sich
zukünftige Vorteile vorstellen, aber die
Probleme sind noch lange nicht gelöst.
Zuerst müsste die Mehrheit der Praxen eine
digitale KG haben und garantiert sein, dass
die Patientendaten korrekt, vollständig und
gesichert übertragen werden. So verlange
der Datenschützer noch heute, dass der PC
auf dem die Praxissoftware läuft nicht mit
dem Internet verbunden ist … Damit wir
Ärzte (mit)bestimmen können wie unsere
Informatiklandschaft in Zukunft aussehen
wird, will der Berufsverband der Haus- und
Kinderärzte Schweiz im nächsten Jahr zusammen mit der FMH, KAeG usw. das Institut für Praxisinformatik gründen.
Der Autor als Vorstandsmitglied hat dargelegt, dass die SGP die politisch-gewerkschaftliche Arbeit für die praktizierenden
Kinderärzte an den Berufsverband der
Haus- und Kinderärzte (MFE) übertragen
hat. Deshalb nimmt der Vorstand zur Managed-Care(MC)-Vorlage/Referendum
keine Stellung.
Der Autor als MFE-Delegierter hat den
SGP-Delegierten aufgezeigt wieso der MFE
das Referendum nicht unterstützt und
dem Pro-Komitee beitreten wird: Ursprünglich wollte das Parlament den Kontrahierungszwang aufheben. Um dies zu
verhindern, schlugen die Ärzte (FMH,
SGAM usw.) als Alternative den Ausbau
und gesetzliche Bevorzugung von MCModellen vor. Nach jahrelanger Kompromisssuche unter aktiver Mitwirkung der
Ärzteschaft haben die Räte sich im Herbst
auf eine Vorlage geeinigt. Nach der kurzfristig während den Sommerferien durchgeführten Urabstimmung in Unkenntnis
des definitiven Gesetzestextes musste der
FMH-Vorstand gegenüber der Politik eine
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180 ° Kehrtwendung vornehmen und das
Referendum dagegen ergreifen.
Schauen wir die MC-Vorlage aus Sicht des
Haus- und Kinderarztes an, so ist sie ein
Kompromiss bei dem die Vor- die Nachteile
überwiegen (z. B. Haus- und Kinderarzt wird
als erste Anlaufstelle gefördert, Unabhängigkeit der Ärztenetzwerke (keine SWICAZentren mehr möglich), der Bundesrat kann
Versicherungen dazu zwingen, mit Ärzten
Verträge einzugehen usw.). Unter den
Nachteilen ist für uns kein «No-Go».
Daneben darf der MFE auch die politische
Ebene nicht vergessen. Was passiert wenn
wir Haus- und Kinderärzte die MC-Vorlage
des Parlaments ablehnen? Welche Politiker
und Bundesbeamte helfen uns Haus- und
Kinderärzten zukünftig in Bern, wenn wir
jetzt diesen Vorschlag torpedieren? Wer
unterstützt uns bei der Hausarztinitiative,
wenn wir jetzt eine parlamentarische Vorlage ablehnen, welche versucht die Stellung
des Haus- und Kinderarztes zu stärken?
Wer unterstützt uns bei der Tarmed-Revision bezüglich dem neuen Kapitel 40 gegen
die Interessen der Santésuisse und der
anderen Fachverbände?
Zusammenfassend löst diese Vorlage unsere Probleme nicht, aber sie geht in die
richtige Richtung. Eine Ablehnung wäre
politisch unklug und würde unserer Sache
in Zukunft noch lange schaden! Für den
Autor überraschend teilten die Delegierten
diese Ansicht oder hatten Verständnis dafür, dass die SGP sich nicht offiziell zur
MC-Vorlage äussert.
Bezüglich Hausarztinitiative läuft nun die
Beratung im Parlament. Die Räte haben 1
Jahr Zeit, um darüber zu befinden (können
die Frist aber verlängern). Ziel wäre unsere
Anliegen jetzt schon in die aktuelle Gesetzgebung einfliessen zu lassen, damit im
Idealfall die Abstimmung über die Initiative
nicht mehr nötig würde. Um den Druck
aufrecht zu halten, bekommen die Mitglieder ein Mail mit dem Hinweis, wo sie Plakate zum Aufhängen in der Praxis bestellen
können.
Aus Regionen wurde mit Besorgnis berichtet, dass in einigen Bahnhöfen bzw. Stadtzentren Praxen durch Spitäler eröffnet
und mit Steuergeldern finanziert werden.
Das Ganze ist jedoch eine komplexe Prob-
Standespolitik
Vol. 23 Nr. 1 2012
lematik, in der auch die Globalbudgets der
Spitäler eine Rolle spielen. Das Kantonsspital Aarau hat unter anderem selber eine
solche Kinderarztpraxis eröffnet, um dem
Kinderarztmangel entgegenzuwirken und
eine fachlich kompetente Alternative zu
Praxen analog derjenigen von «Die Zahnärzte» zu bieten.
Am Schluss wurde noch die Frage aufgeworfen, ob der Delegiertenpool, wie er
heute funktioniert, noch eine sinnvolle
Einrichtung ist. Nach kurzer Diskussion
wünschten die Delegierten, die zukünftige
Gestaltung des Delegiertenpools an der
nächsten Sitzung zu traktandieren.
Die Diskussion über die Öffnung der Vorsorgeuntersuche im geplanten neuen Kapitel 40.xxxx für alle Grundversorger
musste aufgrund der fortgeschrittenen Zeit
unterbrochen und auf die nächste Sitzung
verschoben werden.
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