Kritik an Jubel über Bin Ladens Tod
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Kritik an Jubel über Bin Ladens Tod
Passauer Neue Presse Ausgabe A NIEDERBAYERISCHE ZEITUNG 66. Jahrgang / 18.Woche / Nr. 102 Mittwoch, 4. Mai 2011 HEUTE Butt verlängert bei Bayern Kraft geht, Jörg Butt (F.) bleibt, Neuer kommt vielleicht − der FC Bayern München hat die ersten Entscheidungen auf der Torhüterposition getroffen. Ersatztorhüter Thomas Kraft hat gekündigt. Sport Live-Schaltung zum Tötungs-Kommando Entführungsfall in Waldkraiburg Ein Überfall auf einen Apotheker im oberbayerischen Waldkraiburg hat sich als versuchte Entführung herausgestellt. Nach wochenlangen Ermittlungen der Polizei wurde der mutmaßliche Täter Bayern jetzt gefasst. Vonn rechnet mit Riesch ab Sie galten als beste Freundinnen, doch das scheint endgültig vorbei: Auf ihrer Internetseite schrieb SkiStar Lindsey Vonn (Foto), sie sei enttäuscht über ihre Ex-Freundin Maria Höfl-Riesch. Sport Barcelona drittes Mal im Finale Der FC Barcelona greift zum dritten Mal nach Europas Fußball-Krone. Nach dem 2:0-Auswärtserfolg bei Real Madrid letzte Woche reichte den Katalanen gestern Abend ein 1:1 gegen den Erzrivalen zum Sport Einzug in das Champions-League-Finale. Gewinnmitnahmen drücken DAX DAX: 7501 Punkte (− 0,4 %). Top: Infineon 7,92 Euro (+ 2,3 %). Flop: Metro 48,37 Euro (− 2,2 %). Seite 4 Bande begeht 36 Diebstähle Anspannung im „Situation Room“: US-Präsident Obama, Regierungsmitglieder und Sicherheitsexperten verfolgten live die Erstürmung von Bin Ladens Versteck. Dabei waren unter anderem (sitzend v.l.) Vizepräsident Joe Biden, Barack Obama, General Marshall B. Webb, Sicherheitsberater Denis McDonough, Außenministerin Hillary Clinton und Verteidigungsminister Robert Gates. − Foto: White House/dpa Einzelpreis 1,30 Euro Washington/Kabul/Sellafield. Während der Militäraktion gegen El-Kaida-Chef Osama bin Laden schaute US-Präsident Barack Obama im Lagezentrum des Weißen Hauses live zu. Das Weiße Haus veröffentlichte gestern Bilder, die Obama und seine Mitarbeiter während der Übertragung der Bilder zeigen. Derweil wurden weitere Details der Tötungs-Aktion bekannt. So war Bin Laden nach Angaben des Weißen Hauses nicht bewaffnet, als er erschossen wurde. Nach Informationen des US-Senders ABC erwägt Washington nun die Veröffentlichung eines Fotos des toten Terroristenchefs. Skeptiker hätten allerdings argumentiert, dass die Aufnahmen „zu grausig“ seien, um sie freizugeben. Derweil nimmt die Sorge vor möglichen Racheakten zu. Auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan wurden gestern mehrere Anschläge verübt, drei Soldaten wurden leicht verletzt. Nahe der britischen Atomanlage Sellafield wurden indes fünf Männer unter Terrorverdacht festgenommen. Sie sollen die Anlage fotografiert oder gefilmt haben. − dpa/Standpunkt/S. 2 und 3 Nach der Festnahme eines Einbrechers im März kann die Polizei ihm und fünf Komplizen mindestens 35 weitere Delikte nachweisen. Seite 21 Kritik an Jubel über Bin Ladens Tod Heimatsport Familienanzeigen Kino Parteifreunde rüffeln Merkel-Erklärung − Rechtliche Grundlage der Tötung soll geklärt werden STANDPUNKT Seiten 37, 38 Seite 39 Seite 42 Berlin. Die Unionsspitze erntet Kritik aus den eigenen Reihen für Bekundungen der Freude über den Tod Bin Ladens. Die ChristSozialen Katholiken (CSK) in der CSU forderten gestern mehr Besonnenheit und Zurückhaltung bei der Beurteilung der Tötung des TerrorChefs. CSU-Vorstandsmitglied Bernd Posselt bezeichnete Freude über den Tod des El-KaidaChefs als problematisch. Der Vorsitzende des Bundestagsrechtsausschusses, Siegfried Kauder (CDU), übte gegenüber der PNP scharfe Kritik an den Äußerungen von Bundeskanz- lerin Angela Merkel (CDU). „Ich hätte es so nicht formuliert. Das sind Rachegedanken, die man nicht hegen sollte. Das ist Mittelalter“, sagte Kauder. Merkel hatte am Montag erklärt, sie freue sich, dass es gelungen sei, Bin Laden zu töten. Der Terror-Krake das Völkerrecht“ bezeichnet. Kauder räumte ein, dass möglicherweise ein nicht-internatio- Von Ernst Fuchs pnp.de heimatsport.de naler bewaffneter Konflikt vorTod oder lebendig, das war die liege und es dann nach dem Völ- Devise der zehnjährigen Fahnkerrecht auch zulässig sei, einen dung. Nun ist Osama bin Laden aktiv am Geschehen Beteiligten tot, El Kaida und der Terror aber 5° zu töten. Leider gebe es keine leben weiter. Mittelfristig verViechtach chs ttemp Rechtsprechung dazu. Die gel- mutlich erheblich geschwächt, hö Großer Arber Kauder äußerte auch Zweifel tende Resolution des Weltsi- weil das dämonische Charisma 15° 13° Zwiesel an der rechtlichen Grundlage cherheitsrates für den Afghanis- des personifizierten Bösen so Regen -2° für die Tötung Bin Ladens: „Eine taneinsatz würde einen tödli- leicht nicht zu ersetzen ist und Grafenau e tu 12° willkürliche Tötung ist nach er fsttem pera c ht chen Angriff wohl eher nicht zu- der Prophet des Terrors als Quela kom Deggendorf Freyung me nden N dem internationalen Pakt über lassen, so der Jurist. Die USA le heimtückischer Inspiration, 13° Waldkirchen Plattling bürgerliche und politische Freihätten aber ein Recht der Selbst- des Hasses und weltweiten islaOsterhofen 14° heiten nicht erlaubt. Wenn man Hauzenberg verteidigung, wenn sie sich an- mistischen Umsturzes per HeiliLandau zu dem Ergebnis kommt, Bin Lagegriffen fühlten. − ah/dapd/ gem Krieg nach einiger Zeit hofVilshofen 14° Standpunkt/Seiten 2 und 3 fentlich versiegen wird. den war schon längst nicht mehr Untergriesbach Dingolfing 14° Passau Wer genauer wissen will, was Bad Griesbach Tod und Vermächtnis der Symi. Rottal 14° bolfigur des Terrors für die Welt Pfarrkirchen Eggenfelden bedeuten, muss sich freilich in Pocking 14° Geduld üben. Kurzfristig erhöht 13° 5 Bin Ladens Tod das Risiko von Töging Simbach Anschlägen. Fanatiker werden Altötting 15° auf Rache sinnen, um zu beweiBurghausen Wind in km/h Stuttgart. Der Deutsche Städ- germeistern Petra Roth (CDU), sen, dass es keinesfalls genügt, Tokio/Berlin. Nur eine Wo- und Videodienstes Qriocity sind Burgkirchen Werte auf der Wetterkarte: che nach dem gigantischen Da- auch rund 24 Millionen Kunden tetag will die Kommunen mit ei- gestern zum Auftakt der Haupt- der Hydra einen Kopf abzuTageshöchsttemperaturen in Grad Celsius Garching tendiebstahl bei Sony muss der eines Dienstes für Online-Spiele nem „Schutzschirm“ gegen versammlung des kommunalen schlagen, auch wenn dieser der Mehr Wetter auf Seite 18 japanische Konzern für Unter- am PC betroffen, wie das Unter- wachsende Ansprüche der Län- Spitzenverbandes in Stuttgart. wichtigste sein sollte. EntscheiRoth sagte, in den Landesver- dender als Bin Ladens Tod ist haltungselektronik eine weitere nehmen gestern mitteilte. Der der wappnen. Die Bundesländer 3 0 1 1 8 schwere Panne einräumen: Ne- weitere Einbruch sei im Zuge dürften ihre Haushalte nicht auf fassungen müsse „eine finanziel- wohl ohnehin, dass die ideologiben den bis zu 77 Millionen Da- der Ermittlungen zur ersten Da- Kosten der Kommunen sanie- le Mindestausstattung der Kom- sche Radikalität des Cheften von Nutzern der Spielkon- tenpanne entdeckt worden, teil- ren, warnte die scheidende Prä- munen als absolute Untergren- Dschihadisten in der muslimi4 194101 901307 − dpa sidentin, Frankfurts Oberbür- ze“ festgelegt werden. − dpa schen Welt gegenwärtig offenbar sole PlayStation und des Musik- te Sony mit. an Gewicht verliert. Die Aufstände und Umstürze in Tunesien, Ägypten, Libyen und anderen arabischen Staaten zeigen, dass die Menschen dort nicht auf Grund von extremistischen Berlin. Die rund 30 Millionen Kritik von seriösen Informationen „Das erkennen wir an.“ Es gehe um Verblendungen auf die Straßen ernsthafte Informationen. „Es geht gehen, sondern für mehr BürgerVersicherten der AOK und der Bar- durch die seit zwei Jahren vorbereinicht darum, populistisch Stim- rechte, Freiheit und Demokratie mer GEK können künftig ihre Ärz- tete Liste. Nach Angaben der Betreiber mung zu machen, und es geht nicht ihr Leben riskieren. Radikalte öffentlich im Internet bewerten. wird es noch einige Zeit dauern, bis um einen ,digitalen Pranger‘.“ Stahl fundamentalistische Ideen von Mit dem gestern in Berlin gestartewarnte vor zu vielen, verwirrenden El Kaida spielen dabei keine erten Online-Portal der beiden Kran- das Arzt-Suchportal bundesweit kennbare Rolle. Ärzte-Bewertungsportalen. kenkassen sollen Patienten in ganz mit ausreichenden Ergebnissen aus Deshalb muss es das Ziel des der Patientenbefragung gefüllt ist. Der stellvertretende VorstandsDeutschland nach einem geeigneWestens sein, diesen DemokraAnfang 2012 chef der Barmer GEK, Rolf-Ulrich ten Arzt suchen können. Auch soll Voraussichtlich tiebewegungen zum Durchkönnten sich weitere Kassen an der Schlenker, nannte das Arzt-Navi mit der anonymen Bewertung niebruch zu verhelfen, auch wenn Checkliste beteiligen. Über ein an„ein wunderbares Werkzeug“. Eine dergelassener Ärzte die Behandes dabei Rückschläge geben sollRegistrierung schütze vor Manipuderes Portal („Weiße Liste“) könte. Denn das ist der erfolgsträchlungsqualität verbessert werden. lation, die Anonymität des Benut- tigste Weg, um den Kraken des nen Patienten bereits nach geeigneNicht erlaubt sind bei dem Arzt- ten Krankenhäusern suchen und zers bleibe gewahrt, der Fragebo- islamistischen Terrors auszuNavi Diskriminierung und üble Informationen über Pflegeheime gen sei leicht auszufüllen: „Ärzte trocknen. Und dann wird auch Nachrede. Ein „digitaler Ärzte- einholen. können per Kommentar reagieren, die Frage, ob man die Erschiepranger“ soll ausgeschlossen werSchmähkritik ist nicht erlaubt.“ Es ßung eines monströsen VerbreDer Sprecher der Kassenärztliden. Es geht nach Angaben der In- chen Bundesvereinigung (KBV), würden auch keine „TÜV-Ambitio- chers wie Bin Laden bejubeln itiatoren auch nicht um einen „Ärz- Roland Stahl, verwies darauf, dass nen“ vorgespielt. Vorbereitet wür- darf oder allenfalls darüber erte-TÜV“. Auf dem Portal soll es zu- sich das Portal an den Vorgaben den entsprechende Fragebögen leichtert sein sollte, vermutlich dem keine Liste der vermeintlich des Ärztlichen Zentrums für Quali- Das Internetportal von AOK und Barmer GEK soll laut Krankenkassen auch für Zahnärzte und Psychothe- nur eine Fußnote der Geschichbesten Mediziner geben. Ärztever- tät orientiere. Rein subjektive Be- kein „digitaler Pranger“ sein, sondern die Patienten bei der Arztwahl unter- rapeuten. − dpa/ te sein. Eine Frage übrigens, die − Foto: dpa treter sprachen nach anfänglicher wertungen würden verhindert. stützen und die Qualität der Behandlung verbessern. Kommentar S. 2/Interview S. 5 jeder für sich beantworten muss. Ti r atur er Tage s Schnell, kompetent, heimatnah d aktiv, könnte die Tötung willkürlich sein“, sagte der Rechtsausschussvorsitzende. Es bestehe „eine außerordentlich schwierige rechtliche Gemengelage“, die differenziert aufgearbeitet werden müsse. „Das Prinzip, der Zweck heiligt die Mittel, ist keine juristische Grundlage. Wir brauchen genaue rechtliche Regeln“, forderte Kauder. „Hier sind die Vereinten Nationen gefordert, endlich verbindliche Regeln zu schaffen. Es muss glasklar sein, was geht und was geht nicht.“ SPD-Altkanzler Helmut Schmidt hatte die Tötung als einen „eindeutigen Verstoß gegen Sony-Datenklau: Millionen Städtetag: „Schutzschirm“ weitere Nutzer betroffen für Kommunen gefordert Kassen starten Internetportal zur Bewertung von Ärzten