Allradler-Magazin-Ausgabe-4-12_News-Szene
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SZENE IFA-Tours-Forumstreffen allradler.com IFA-TOURS-FORUMS-TREFFEN 2012 Bericht: André Schwartz Das IFA-Treffen am Produktionsstandort des W50 und L60 in Ludwigsfelde findet nur alle 2 Jahre, im Wechsel mit dem Ludwigsfelder Rollertreffen statt. Schnell waren wir vom IFA-Forum uns einig, dass es auch im Jahr 2012 ein IFA-Treffen geben sollte. Gesagt, getan! Der Ort des Geschehens war schnell gefunden: die Bücher- und Bunkerstadt Wünsdorf. Fast 50 Fahrzeuge kamen angereist, hauptsächlich aus Ludwigsfelder Produktion. Wünsdorf hat ein nettes kleines Fahrgelände, auf dem man seine Fähigkeiten und die seines Fahrzeuges austesten kann. Das ist besonders wichtig, wenn man auf Reisen gehen will, ob nah oder fern. Man sieht, wie weit man gehen kann und was die Technik mitmacht. Und wenn es mal schief geht, sind genug Helfer zur Stelle und der Weg nach Hause ist auch nicht so weit. Fleißig haben wir kaputt gemacht, was wahrscheinlich demnächst sowieso kaputt gegangen wäre. Tritt ein Schaden erst auf einer Reise auf, ist das ärgerlich. Also besser alles zu Hause ausprobieren! Ab Freitagmittag rollten die ersten Teilnehmer an, viele bekannte Gesichter, fast schon wie bei einem Familientreffen. Am Sonnabend begann das offizielle Programm und das Gelände wurde für Tagesbesucher geöffnet. Es fand ein reger Austausch zwischen 36 Allradler 4/12 „Als mein Mann vor 2 Jahren mit der Idee ankam, einen Lkw zu einem Wohnmobil umzubauen, dachte ich, was ist denn das für eine Verrücktheit.“ Teilnehmern und Besuchern statt, nicht zuletzt auch mit dem einen oder anderen ehemaligen IFA-Automobilwerker. Den ganzen Tag über gab es die Gelegenheit an Bunkerführungen teilzunehmen oder das umfangreiche Antiquariat zu besuchen. Auch der IFA-Ersatzteilhandel hatte seine Flagge gehisst und die Teststrecke wurde intensiv benutzt. Wer von den Tagesbesuchern den Mut hatte zu fragen, der durfte auch mal mitfahren, was für Begeisterung sorgte. Um 18 Uhr war Schluss für die Besucher, der Grill und das Lagerfeuer wurden entfacht und bei Einbruch der Dunkelheit gab es Reisevorträge ... Ich habe das Treffen genutzt, um mit Renato, dem Begründer des IFATours-Forums, zu sprechen. Er hat mit seinem W50 schon ganz Nordamerika bereist, eine Region, die ein IFA wohl eher selten zu Gesicht bekommt. Auf die Frage, warum ein IFA für Fernreisen, berichtete er: „Als ich begann, mich für Fernreisen mit dem Lkw zu interessieren, fiel mir die Wahl nicht sonderlich schwer. Wichtig war mir eine bezahlbare und zuverlässige Basis, die einfach zu warten und zu reparieren ist, sodass man unterwegs alles selbst instand setzen kann, die Ersatzteilversorgung sollte gewährleistet und bezahlbar und der Lkw darüber hinaus auch noch hoch geländegängig sein. Meine Wahl fiel schnell auf den legendären IFA-Lkw aus Ludwigsfelde. Dieser Lkw war die ideale Basis für meine Vorhaben. Natürlich spielte der Umstand, dass ich ein solches Fahrzeug bereits schon zu DDR-Zeiten bewegt hatte, eine Rolle. Somit waren schon Kenntnisse im Umgang mit dem Fahrzeug vorhanden. Nach einiger Recherche im Internet erwarb ich im Jahre 2001 einen IFA W50 LA/A/C, also die Militärausführung des W50 mit dem LAK II-Container. Die Militärausführung hat von Haus aus eine umfassende Ausstattung. Neben Allrad, Untersetzung, Differentialsperren und Niederdruckreifen hat das Fahrzeug serienmäßig eine Reifendruckregelanlage, eine Watanlage und eine Seilwinde an Bord. Mit dieser Ausstattung kann man eigentlich sofort auf Fernreisen und Expeditionstouren gehen. Meine kleinen Veränderungen am Fahrzeug dienten nur dazu, es etwas reisetauglicher zu machen. So baute ich den Koffer entsprechend aus und um. Meine späteren Touren durch Europa sowie Tunesien, Algerien, Kanada, USA, Mexiko usw. und viele Tausende Kilometer durch Kälte und Hitze bestätigten mich darin, das richtige Fahrzeug ausgewählt zu haben. Bis zum heutigen Tag ist dieses Fahrzeug Renato: artgerechte Haltung von IFAs in der algerischen Sahara immer ein treuer und verlässlicher Begleiter gewesen. Hier meine Schadensbilanz nach all den Reisen - und es waren viele harte Offroadstrecken dabei - folgende Dinge gingen kaputt: 2 Reifen (einer in Afrika, einer in den USA), Sitz gebrochen (war aber kein originaler IFASitz), Blinkhebel und Handbremshebel abgebrochen und Tank durch Aufsetzen im Gelände leckgeschlagen. Ich finde, alles in allem, eine kleine Schadensbilanz und alles nichts, was nicht auch anderen Fahrzeugtypen hätte passieren können, vor allem, wenn man bedenkt, wo das Fahrzeug überall gewesen ist. Mein Fazit lautet: Der IFA W50 ist als Reisemobil empfehlenswert! Unterwegs trifft man immer wieder Gleichgesinnte. Jeder hat seine Erfahrungen mit der Technik und dem Reisen. Aber eben nur jeder für sich, was ich sehr schade fand. Um einen Erfahrungsaustausch zu bewerkstelligen, hab ich das IFA-Tours-Forum aufgesetzt und siehe da, aus allen Ecken der Republik und auch darüber hinaus tauchen sie auf, die IFAristen. Die Plattform geht jetzt auf ihr 10. Jahr zu und hat mittlerweile über 3000 Mitglieder und noch viel mehr Mitleser. Es ist nicht nur ein Forum entstanden, in dem Tipps und Tricks ausgetauscht werden, sondern es hat sich eine richtige Gemeinschaft ent- Renato, der Gründer des Forums, beim Ausgraben seines IFAs in Algerien wickelt. Die Leute finden zueinander, unterstützen sich und bereisen sogar gemeinsam die Welt. Ich denke, das funktioniert so gut, weil das Forum offen und nicht wirklich Typ gebunden ist. Jeder kann kommen, sich einbringen und Fragen stellen, auch wenn es nur ums Reisen geht. Ich bin nach wie vor überwältigt von dem Zulauf, den das Forum hat. Besonders seitdem wir die großen Jahrestreffen haben. Es kommen jedes Mal neue Leute und neue Fahrzeuge dazu. Ich hoffe, wir können das weiterentwickeln.“ Auch die Frauen sollen hier zu Wort kommen. Vor allem wollte ich wissen, wie sie damit umgehen, wenn der Allerliebste „jemand anderen" anbetet und was sie zu so einem Treffen treibt. Von Antje bekam ich diese nette kleine Geschichte zu hören: „Als mein Mann vor 2 Jahren mit der Idee ankam, einen Lkw zu einem Wohnmobil umzubauen, dachte ich, was ist denn das für eine Verrücktheit. Damals ahnte ich noch nicht, dass es Hunderte von solchen Leuten gibt. Die lernte ich dann aber bald kennen. Denn sein Traum wurde schnell sehr real. Zusammen mit einem Bekannten holte mein Mann einen defekten W50 auf einem Tieflader aus dem Süden Deutschlands und von da an sah ich ihn nur noch selten. Es galt, den Ein seltener Anblick, ein W50 an der Golden Gate Bridge von San Francisco Traum fahrflott zu machen, ein Koffer wurde dazugekauft und innen ausgebaut. Familientechnisch wurde es notwendig, wenigstens den Sonntag zum schrauberfreien Tag zu erklären, denn neben der eigentlichen Arbeit zum Geld verdienen und der Traumrealisierung gab es ja auch noch mich :-). Nach einem Jahr fand dann eine Hochzeit statt, der Koffer wurde mit dem W50, der inzwischen sogar einen Namen hatte - nach seinem „Geburtsort“ Ludwigsfelde, Ludwig - für ein gemeinsames Leben verbunden. Das Treffen in Ludwigsfelde im Mai 2011 sollte Ludwigs erste Ausfahrt werden. Ich persönlich glaubte nicht daran, dass wir mit der alten Kröte ankommen würden. Aus Sicherheitsgründen fuhren wir zusammen mit anderen: Der Erste kam in Wismar dazu, eine W50 Feuerwehr, in Schwerin wartete der Nächste, ein L60. So mehrten wir uns und erreichten den Platz in Ludwigsfelde, auf dem schon diverse Lkws standen. Ich war sehr fasziniert von dem 1. Treffen. Ich schaute mir ganz unterschiedliche Aus- und Umbauten an, wie haben es denn andere gemacht? Unser Ausbau war ja noch längst nicht beendet. Ganz unterschiedlich waren auch die Menschen, die zu diesen Fahrzeugen gehörten. Einige vertraten als ganze Familie das Hobby, trugen gleiche Shirts und Allradler 4/12 37 SZENE IFA-Tours-Forums-Treffen Leicht zu finden dank ordentlicher Beschilderung: Camp IFA-Tours Nicole und Christian posieren vor ihrem W50 Reisemobil Familie Krüger vor ihrem geliebten IFA L60 Wohnmobil Die wohnliche Atmosphäre in dem geräumigen ehemaligen Werkstattkoffer waren mit Kind und Kegel und Hund angerückt. Andere waren alleine dort oder mit dem Kumpel, Onkel, Sohn. Insgesamt waren schon mehr Männer da, logisch, das Schrauben ist eben eher eine männliche Domäne, wie ich das auch im Vorfeld angenommen hatte. Doch ich war erstaunt, wie viele Frauen und Töchter mit dabei waren. Das Treffen dieses Jahr hat mir auch ausgezeichnet gefallen. Unsere Anreise war leider nicht pannenfrei, auf der Autobahn in Wittstock wurden wir von uns selbst bespritzt, die Wasserpumpe war kaputt, wir fuhren ab und kamen in einem kleinen Nest, Woltersdorf an. Hilfsbereit wurde dort telefoniert, jemand kannte jemanden von der Feuerwehr, der sich auch einen W50 ausgebaut hatte. Steffan Fröhlich, der hieß, wie er war, von der Feuerwehr Woltersdorf hatte eine Wasserpumpe und gab uns sogar noch seine Telefonnummer, falls noch etwas kaputt gehen sollte ... Es wurde ein gelungenes Wochenende und wir freuen uns schon auf das nächste Treffen. Dorthin wird, wenn alles gut läuft, unser Ludwig II. seine 1. Tour absolvieren, der dann vom Schwiegersohn gefahren werden soll, und auch unsere Enkel werden dann mit von der Partie sein. Ludwig II. war ein lang gehütetes Geheimnis meines Mannes. Er kaufte ihn und versteckte ihn bei einem befreundeten Bauern. Wenn er zu ihm fuhr, log er nicht mal, sagte nur, er fährt zum Lkw, um zu basteln. Er sagte ja nicht, zu welchem, denn Ludwig I. stand auch in einer Halle. Ich war schon enttäuscht, dass ich so lange nichts von dem Geheimnis wusste, doch auch irgendwie stolz, was mein Mann da „gezaubert“ hatte ... Bleibt nur zu hoffen, dass aus den mitreisenden Schrauberfrauen und -töchtern eines Tages IFAristinnen werden. Der Anteil der Familien in unserem Kreis nimmt jedenfalls stetig zu. So sollen auch sie hier über ihr Hobby berichten, und Christian tat dies bereitwillig: 38 "Auch in diesem Jahr waren wir wieder dabei. Der Termin am zweiten Mai-Wochenende steht bei uns fest im Kalender, auch für das kommende Jahr 2013, wenn wieder ein Treffen in Ludwigsfelde geplant ist. Es wäre toll, wenn dieses Treffen in den kommenden Jahren zur Institution werden würde, bis 2015 der 50. Geburtstag des W50 zu feiern ist. Es hat sich auf Grundlage des IFATours-Forums eine tolle Gemeinschaft gebildet. Es ist erstaunlich und beeindruckend, wie viele Gleichgesinnte sich auf diesem Wege zusammenfinden. Von dem IFA W50 wurden von 1965 bis 1990 mehr als eine halbe Million Fahrzeuge gebaut, das Nachfolgemodell des L60 lief von 1987 bis 1990 mehr als 20.000 Mal vom Band. 20 Jahre nach Produktionsschluss beider Fahrzeuge ist es bemerkenswert, wie viele dieser Fahrzeuge auch aktuell ihre Liebhaber gefunden haben und vor allem, welche Umbauideen jeder Einzelne entwickelt und umgesetzt hat. Kaum ein IFA W50 oder L60 befindet sich noch in vollständigem Originalzustand. Doch gerade das ist immer wieder interessant, wie jeder einzelne Besitzer sein Fahrzeug an seine individuellen Bedürfnisse anpasst. Auch an unserem Fahrzeug ist seit dem letzten Jahr einiges passiert eine neue familienfreundliche Treppe wurde installiert, eine neue Stoß- allradler.com Ludwig und Ida sind abreisefertig an ihre Sitze im Koffer direkt hinter dem Durchstieg verzurrt Die ganze Familie hat Platz im kurzen, aber breiten Fahrerhaus des L60 stange samt Reserveradhalter wurde angebaut. Nach und nach wird das Fahrzeug fernreisetauglich. Unser Ziel für dieses Jahr ist im Herbst eine Marokkoreise. Im letzten Jahr hatte der W50 bereits mehrere Einsätze als Familienreisemobil. Neben einigen Wochenendausflügen ging es im Juli nach Rügen, von dort nach Usedom und wieder zurück über die Mecklenburgische Seenplatte, dann nach Haus - alles in allem ohne Probleme. Die Kinder haben unglaublich Spaß an solchen Ausflügen und freuen sich schon Tage im Voraus, wenn wieder eine Reise mit dem Lkw ansteht. Über ein solches Reisemobil zu verfügen, empfinden wir als echte Bereicherung. Das ist es auch, was wohl alle in der IFA-Gemeinschaft im Wesentlichen vereint – der Stolz darauf, ein ganz besonderes und individuelles Fahrzeug sein Eigen nennen zu können. Inzwischen hat man sich auch persönlich kennengelernt und der „harte Kern“ hält zusammen. Jeder hilft jedem, ob als Starthilfe, bei der Ersatzteilbeschaffung oder auch bei der Lösung „schwierigster“ Technikprobleme ..." Und zu guter Letzt sollen auch unsere Neuzugänge zu Wort kommen. Daniel und seine Familie legten sich nach dem 1. IFA-Treffen in Ludwigsfelde im letzten Jahr einen L60 zu und warfen sich mächtig ins Zeug, um ihn dieses Jahr präsentieren zu können: „Als im Forum das IFA-Treffen in Planung kam, wussten wir, da müssen wir hin. Nachdem ich unseren L60 4x4 WK den ganzen Winter über reisetauglich gemacht hatte, war dieses Wochenende eine gute Gelegen- heit, unseren Lkw zu testen. Der TÜV und alle Abnahmen wurden gemacht und das IFA-Wochenende rückte immer näher. Die Nacht zuvor schliefen wir unruhig, aber wir konnten pünktlich starten, sodass wir gegen 9 Uhr in Wünsdorf auf dem Veranstaltungsgelände ankamen. Wir kannten bislang nur wenige Leute persönlich und hatten ein mulmiges Gefühl … So fuhren wir langsam und vorsichtig auf den Platz, wo wir sofort nett empfangen wurden. Es standen schon ca. 40 IFA-Lkws im Kreis und für uns war auch noch eine Lücke frei. Wir stellten unseren Tisch zu den anderen und schon waren wir mitten drin! Als die ersten Gespräche in Gang kamen, waren wir uns sicher, hier gut aufgehoben zu sein. Auch die Kinder verstanden sich auf Anhieb und fanden genauso schnell wie wir Anschluss. Gegen Mittag starteten die ersten Lkws zum Testgelände. Auch wir wollten wissen, wie geländetauglich unser IFA ist. So fuhren wir nach einigem Zögern durch die riesige LkwGeländestrecke, die Kinder meinten, das wäre wie Achterbahn fahren. Alle wollten gleich noch mal, ich natürlich auch! Es war prima zu sehen, wie weit man mit einem L60 kommen kann. Wieder am Standplatz angekommen tropfte es unter unserem „kleinen“ Womo. Oh Gott, wie kommen wir nach Hause? Aber nachdem ich das Fahrerhaus angekippt hatte, sah ich schnell, dass es nur eine nicht angezogene Dieselleitung war. Schnell hatten wir volle Unterstützung von zahlreichen Ifaristen im Halbkreis um unser Auto ... Wir freuen uns nun auf unsere ersten kleinen Reisen und natürlich auf das nächste IFA-Tours-Treffen.“ So viel nun also zu den Eindrücken und Erlebnissen aus der IFA-Gemeinschaft. Eine gewisse Begeisterung ist zu erkennen. Aber wie das Leben so spielt, auch die schönen Stunden sind einmal vorbei. Die Nacht am Lagerfeuer war wie immer zu kurz und nach dem gemeinsamen Frühstück ging es ans Einpacken und Aufräumen. Alle sind wieder heil zu Hause angekommen und freuen sich schon auf das nächste Treffen. Ich auch, allerdings fahre ich jetzt erst mal nach Island. Aber dazu ein andermal mehr ... 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