der algovamp - Verein der Mathematik

Transcrição

der algovamp - Verein der Mathematik
VAMP
VMP Vereinsanzeiger Ausgabe Winter 2011
der algovamp
> interview mit prof. hromkovič
> algorithmische weihnachtsrezepte
> books that (may) change your life
BBDO
Als weltweit führendes Technologieunternehmen mit Schwerpunkten
in der Blechbearbeitung, Lasertechnik, Elektronik und Medizintechnik
glauben wir daran, dass man Gutes immer noch besser machen kann.
Nicht nur, wenn es um unsere Produkte geht, sondern auch im Hinblick
auf Unternehmenskultur, Mitarbeiterförderung und gesellschaftliches
Engagement. Für ein Umfeld, in dem neben Innovationen vor allem eines
wachsen kann: Begeisterung.
www.trumpf.com/karriere
Stefan Bucher & Anastasia Gavrilova
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
Der neue VAMP widmet sich ganz
den Algorithmen. In dieser Ausgabe
lernt ihr die Top Ten der Algorithmen
kennen, erfahrt über den Erfinder dieses
Begriffs, Alan Turing und lest über Algorithmen in der Finanzwelt. Das Highlight bildet ein spannendes Interview
mit dem allseits bekannten Prof. Juraj
Hromkovič, der mit uns über die Probleme des Basisjahrs und seine Lieblingstiere diskutiert hat. Ausserdem haben wir
für euch Kochrezepte in algorithmischer
Form aufgeschrieben sowie Sheldons
berühmt-berüchtigten „friendship algorithm“ ETH-tauglich modifiziert.
Diesmal präsentieren sich frisch nach
dem Polyball der Tanzquotient sowie
die Funkbude des AMIV als zwei Studenteninitiativen, die euch eine tolle
Abwechslung bieten können. Unser
Hauptsponsor für das Fondueessen,
d‑fine AG Zürich, stellt sich in einem
Interview vor. Ebenso findet ihr wie gewohnt ein Alumniporträt.
Der VAMP möchte neu regelmässig
für eure Unterhaltung sorgen: In jeder
weiteren Ausgabe werdet ihr etwas zum
Schmunzeln finden. Wir beginnen mit
den Comics von Spikedmath: Könnt ihr
mathematisch chiffrierte Filme erraten?
Wie schreibt ein Mathematiker eine Liebesgeschichte auf? Des Weiteren stellen
wir euch vier Bücher vor, die euer Leben
verändern können.
Ein besonderer Dank gebührt Simon
Gerber, dem Layouter der VISionen, der
für diese Ausgabe sehr kurzfristig eingesprungen ist und dank welchem ihr den
VAMP nun rechtzeitig in den Händen
haltet. Wir wünschen euch eine besinnliche und frohe Weihnachtszeit!
Stefan Bucher und
Anastasia Gavrilova
[email protected]
Vamp Winter 2011
3
Der Algovamp.
ETH life
3Editorial
5 Präsikolumne: Der VMP in Zahlen
6
Exkursion zu TRUMPF Laser
Marking Systems AG
9 STeLA Europe Kickoff Meeting
12 Das grüne Kreuz auf grünem
37 Aus dem Leben eines Beraters
40 ETH Alumni Math • Phys
41 5 Fragen an Marco Fell, Dipl.
Phys. 2003
43 Die Funkbude des AMIV stellt
sich vor
45Tanzquotient
Grund (FRUKDuK-Bericht)
Titelthema: Algorithmen 47 „Books that (may) change your
life“
14 Top Ten Algorithms in a Nutshell
51Agenda
18 Interview mit Juraj Hromkovič
52Rückblick
25 Vom Tauschhandel zum FiHalloween-Party
nanzalgorithmus
29 Das Leben von Alan Turing
54 Fun and Maths
(1912-1954)
33 Friendship Algorithm for ETHZ
34 Algorithmische Kochrezepte
Impressum
Redaktionsleitung Anastasia Gavrilova, Stefan Bucher
Redaktion Viola Vogler, Florian Häberli, Sebastian Grandis, Raisa Galimova
Mitarbeit Julia Wysling, Henrik Dreyer, David Krammer,
Stefan Keller, Sabrina Adam, Michael Stadelmann, Lorenz
Bort
Gestaltung/Satz Simon Gerber (VIS)
Titelbild istockphoto.com / © alengo
Auflage 1250
Herausgeber Verein der Mathematik- und
Physikstudierenden an der ETH
CAB E33, Universitätsstr. 6, 8092 Zürich
Tel: +41 44 632 4998
E-Mail: [email protected]
Julia Wysling
Präsikolumne: Der VMP in Zahlen
Im Durchschnitt werden im Aufenthaltsraum pro Tag 19.71 Kaffees getrunken. Wenn man die Wochenenden nicht
einberechnet, erhöht sich diese Zahl auf
28.14 Kaffees im Schnitt.
Der VMP-Quästor Markus hat in diesem Semester 65 Ausgabenerfassungen
(Rückforderungen von Geld, das man
für den VMP ausgegeben hat) von Vorstandsmitgliedern verarbeitet.
Die Kulturkommission hat in diesem
Semester 13 tolle Events für euch organisiert – und freut sich darauf, diese Zahl
nächstes Semester weiter zu erhöhen.
In unserem Dateisystem, das wir zum
Teilen und Archivieren von Dokumenten benutzen, wurden seit Neujahr 1318
Files abgelegt.
Gemäss Hochrechnungen werden
Ende Semester über 1659 Mails über
unseren internen Verteiler gegangen
sein – das sind knapp 20 pro Tag!
Pascal, der VMP-Aktuar, hat an 1 Bücherverkauf in diesem Semester 40 Bücher verkauft und nach der Prüfungssession 36 Prüfungsprotokolle gesammelt.
Wir haben 119 Fans auf unserer neuen Facebookpage (www.facebook.com/
vmp.ethz).
An einem VMP-Event (Partys, Pokerturniere, Ausflüge,...) werden im Durchschnitt 64l Bier getrunken.
Der VMP-Vorstand hat sich in diesem
Semester zu 15 Sitzungen getroffen. Diese dauerten im Durchschnitt 1h 42min.
Die Sitzungswütigen unter uns hatten
die Möglichkeit, an 38 Sitzungen im
Rahmen des VMP teilzunehmen.
Im VMP-Vorstand sind 10 Personen
tätig. Wir sind 3 Frauen und 7 Männer.
Ausserdem haben wir 50% Deutsche,
10% Österreicher und der Rest tarnt sich
zumindest mit guten Schweizerdeutschkenntnissen als Bünzlischwiizer. Mit
durchschnittlich 2.1 Semestern bisheriger Amtszeit sind die Vorstandsmitglieder durchaus erfahrene VMPler.
15 Beiträge und 404 Zugriffe hat das
meistkommentierte und -gelesene Thema “Ersties-Wochenende” im VMP-Forum.
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Viola Vogler
Exkursion zu TRUMPF Laser
Marking Systems AG
Hast du dich nicht auch schon immer einmal gefragt, worum es
sich bei dem Praktikumsplatz von TRUMPF auf der VMP Homepage
handelt?
Am 9. November machten wir uns zu
dreiundzwanzigst auf, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Die Motivationen, an diesem Ausflug teilzunehmen, waren sehr unterschiedlich, hatten
doch aber alle einen ähnlichen Kern:
Neben der ganzen Theorie im Studium
auch einmal praktische Anwendungen
zu sehen. Viele, die im Studium schon
weiter vorgerückt sind, wollten mit diesem Ausflug herausfinden, was es heißt,
in der Industrie zu arbeiten und herausfinden, ob die Industrie als möglicher
Arbeitgeber für sie in Frage käme.
Nach einer eineinhalbstündigen Fahrt
im VMP-Waggon der SBB kamen wir in
Grüsch an.
Bei der Ankunft konnten wir uns gar
nicht vorstellen, dass es in einem solch
idyllischen Dorf einen weltweit bekannten Industriestandort geben kann.
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Die ETH-Delegation in Grüsch
Franco Jenal (Personalchef) stellte
uns in einem kurzen Vortrag seine Firma
vor:
TRUMPF ist ein Unternehmen, welches auf allen Weltmärkten mit 58 Tochtergesellschaften vertreten ist und 8.546
Mitarbeiter beschäftigt. Der Anspruch
besteht darin, innovative Produkte von
hoher Qualität zu erzeugen. Wie viele
Firmen litt auch TRUMPF stark unter
der Krise, allerdings reagierte man nicht
mit Mitarbeiterentlassungen, sodass
eine schnelle und sofortige Erholung in
Zeiten des Aufschwungs möglich war.
Der Umsatz des Unternehmens liegt
bei 2‘023,8 Mio. € p. a. und wird vorVMP life
Beschriften eines Laserpointers
rangig in Europa und Asien erwirtschaftet. TRUMPF unterscheidet in seinem
Unternehmen drei Geschäftsbereiche:
Werkzeugmaschinen / Elektrowerkzeuge, Lasertechnik / Elektronik und Medizintechnik.
Herr Jenal erzählte uns aber auch von
den Schwierigkeiten, die gerade Grüsch
hat. Aufgrund des sehr ländlichen Standorts sei es schwierig, junge Leute an das
Unternehmen zu binden, obwohl die
Lage für alle bergsportbegeisterten Physiker der absolute Traum sei. TRUMPF
engagiere sich deshalb in der Unterstützung von Jungunternehmern, die in der
Umgebung angesiedelt werden und vergebe Semesterarbeiten, um die Verbindung zwischen Hochschulen und Industrie herzustellen.
Nach dieser Einführung teilten wir
uns in zwei Gruppen auf, um mit dem
Betriebsrundgang zu beginnen.
Zuerst gingen wir in das „Applikationslabor TRUMPF Laser Marking
Systems“ und erlebten sofort einen absoluten Höhepunkt des Ausfluges. Mithilfe von Lasern durften wir unseren eigenen Laserpointer mit unserem Namen
beschriften. Bevor man jedoch einen
Laser beschriften kann, muss man sich
erst einmal überlegen, welchen Farbton
man gerne hätte, aus welchem Material
das zu lasernde Objekt besteht und diese
Daten dann alle richtig in die zugehörige
Software eintragen. Gebannt beobachteten wir, wie sich die Klappe der Arbeitsstation schloss. Durch ein kleines
Fenster konnten wir mitverfolgen, wie
unser Name auf der Metalloberfläche
Strich für Strich entstand. Anschließend
hielten wir dann alle stolz unseren Laser
in der Hand. Einigen war das aber noch
nicht genug, und so markierten sie auch
noch ihr Handy.
Die nächste Station war die „Produktion TRUMPF Laser Marking Systems“.
Hier konnten wir sehen wie die Laser,
die wir gerade noch im Einsatz gesehen
hatten, zusammengebaut werden.
Von den kleinen Maschinen zu den
großen kommend ging es zur „Produktion TRUMPF Maschinen Grüsch“.
Hier konnte nun auch Patricks 1 W Laser nicht mehr mithalten. In der riesigen
Halle werden Flachbettlasermaschinen mit einer maximalen Leistung von
TRUMPF-Gebäude
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10000 W zusammengebaut. Bei einer
Taktzeit von 2,1 h dauert es 7 bis 8 Tage,
bis eine solche Maschine zusammengebaut ist. Als sehr beeindruckend wurde
die Tatsache aufgenommen, dass solche
Laser Baustahl von 4 cm Dicke wie Butter zerschneiden können.
Zuletzt sahen wir uns den Ort an, an
dem man als Physiker bei TRUMPF
arbeiten kann - das „Entwicklungslabor TRUMPF Laser Marking Systems.“
In der Gruppe Optik- und Laserentwicklung arbeiten fast nur promovierte Physiker. Weitere Einsatzgebiete für
Mathematiker und Physiker können, je
nach Interesse, neben der Optik- und
Laserentwicklung auch die Konstruktion, die Elektronikentwicklung oder die
Softwareentwicklung sein. Auch wurde
uns natürlich der Praktikumsplatz gezeigt, an dem vielleicht schon bald einer
von euch sitzen wird.
Zum Abschluss genossen wir noch
den Apéro und kamen mit Mitarbeitern
ins Gespräch. Allgemeine Enttäuschung
bestand nur darüber, dass es nichts Sättigerendes gab. Pünktlich auf das Gleis
7 kehrten wir dann alle nach Zürich
zurück und so manche nutzten die Gelegenheit, sich während der Zugfahrt
gegenseitig mit ihren neuen Lasern zu
ärgern.
Informationen zur Semesterarbeit
oder zum Jobeinstieg:
Hast du nach diesem Artikel Lust bekommen, vielleicht deine anstehende
Semesterarbeit bei TRUMPF zu absolvieren oder für TRUMPF zu arbeiten,
dann kommen nun noch ein paar wichtige Informationen:
Wer sich um die Semesterarbeit bewerben will, solle dies einfach den Informationen auf der VMP Homepage entnehmen. Es sei jedoch hier gesagt, dass
die Semesterarbeit eigentlich zu jedem
Zeitpunkt möglich ist und nur davon
abhängt, ob es gerade eine Betreuungsperson gibt. Solltest du also Lust haben,
aber keine Zeit für den angegebenen
Zeitraum, dann bewirb dich einfach initiativ.
Zum Jobeinstieg sei dasselbe gesagt,
auch wenn gerade keine Stellen ausgeschrieben sind, werden Initiativbewerbungen immer gerne gesehen.
Also probiert es einfach!
Praktikumsplatz
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VMP life
Julia Wysling
STeLA Europe Kickoff Meeting
Die STeLA (Science and Technology Leadership Association) lud diesen November die Vorstände der Fachvereine zu einem Workshop in
Delft (Niederlande) ein. STeLA, eine Organisation, die bisher nur in
Amerika und Asien tätig war, wollte dabei Kontakt zu Studierenden
an europäischen Universitäten aufbauen.
In diesem Rahmen fand sich schnell
eine Gruppe von Fachvereinsvertretern
(namentlich Benedikt Ummen (AMIV),
Bastian Wohnfender (AMIV), Katharina
Keller (VCS), Roman Saratz (VIS) und
Julia Wysling (VMP)), die den langen
Weg ins flache Land aufnahmen. Nach
einer langen Nacht im Zug kamen wir
in Delft an und wurden von Jo, die das
Ganze mitorganisiert hatte, in Empfang
genommen. Zusammen mit Mitgliedern
des STeLA-Vorstandes und dem Vizerektor der TU Delft unternahmen wir
zuerst einmal einen Ausflug über den
Uni-Campus, wo wir viele spannende
Facts über die TU und das dortige Studentenleben erfahren durften. Die TU
Delft ist in die Natur eingebettet, hat eine
wunderschöne Bibliothek in Form eines
Hügels, deren Dach eine begehbare Wiese ist, bietet den Studenten eine Vielzahl
an Studentenarbeits- und Laborplätzen
und ist geprägt von vielen Fahrrädern.
Am Nachmittag nahmen wir am ersten Workshop der STeLA Europa teil,
zu dem neben Studierenden der TU
Delft auch studentische Vertreter der
Free University of Amsterdam anreisten.
Der Workshop zum Thema Leadership
wurde von einem Postdoc vom MIT
geleitet, der selbst Gründungsmitglied
von STeLA ist. Auf spielerische Art und
Weise wurde uns dort eine Einführung
in Führungsarbeit gegeben. Durch Reflexion unter der Leitung von erfahrenen STeLA Mitgliedern wurden den
Teilnehmern ihre Stärken und Schwächen aufgezeigt. Ausnahmsweise ging es
dabei einmal um Softskills wie Arbeit in
Gruppen und Sozialverhalten - Dinge,
die man an der ETH ja fast nicht wirklich lernen kann.
“Der Workshop war für mich eine gute Einführung in
das Thema Leadership. Es wurden in kurzer Zeit einige
spannende Konzepte erklärt und die Case Studies ermöglichten eine gute Umsetzung des Gelernten in Zusammenarbeit mit den holländischen Studenten.” — Bastian
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“Die unterschiedlichen Blickwinkel der Studierenden der verschiedenen Universitäten zeigten klar, wie
die ETH im Vergleich zu anderen Hochschulen ihre
Schwerpunkte in der Lehre setzt.” — Julia
Schnell fiel uns dabei auf, dass die anderen Anwesenden hauptsächlich “Honor Students” waren. Zur Erklärung:
Honor Students werden von den Universitäten aufgrund von Noten oder auf
Anfrage (weil man z.B. besonders gut in
einer Sportart ist) ernannt. Sie geniessen dann eine Reihe von Privilegien wie
besonders tolle Arbeitsplätze, spezielle
Unterstützung ihrer Projekte, etc. Damit
sie diese Privilegien auch halten können,
werden sie gegenüber der Schulleitung
zwischen den Vertretern der Universitäten. Dabei wurde das eben Gehörte
besprochen und über die verschiedenen
Unis, ihre Fachschaftsvertretungen und
das allgemeine Studentenleben diskutiert.
Abgerundet wurde der Tag durch
noch besseres Kennenlernen bei einem
Bier. Zudem mussten wir, da wir nun
halt in den Niederlanden waren, natürlich das Nachtleben dort mit dem in
Zürich in einem Kurztest vergleichen,
“Eine Universtität mit besten Lernbedingungen
und einem Prüfungsplan, der auch noch ein Leben
neben dem Studium lässt! Wann ist es an der ETH
soweit?” ­ ­—Benedikt
durch einen Vorstand vertreten, die Arbeitsweise ist wahrscheinlich mit der eines Fachvereins zu vergleichen.
Nach anfänglicher Skepsis, ob wir als
Fachvereinsvertreter in diesem Umfeld
bestehen können, haben wir schnell gemerkt, dass auch sie nur mit Wasser kochen.
Neben gemütlichen Kaffeepausen bot
auch das Abendessen (mjam, Pizza) viel
Raum für den informellen Austausch
10
wobei jenes von Zürich, zumindest was
einen Mittwochabend angeht, klar gewonnen hat.
Das Mitbringsel der ETH Delegation, eine zwei Liter Flasche AMIV Bräu,
wurde im Anschluss an den Workshop
in kürzester Zeit verköstigt. Die holländischen Studenten waren sehr erstaunt
über die Tatsache, dass der AMIV eine
eigene Brauerei hat und dass diese sogar
akzeptables Bier braut.
VMP life
Der Hauptevent von STeLA ist das
alljährliche Forum, dass jeweils im August während einer Woche an einer berühmten Universität abgehalten wird.
Nachdem das Forum in diesem Jahr in
Stanford stattfand, wird es 2012 in Tokio
organisiert. Zu dem Forum, an denen
tagsüber viele verschiedene Workshops
stattfinden, kommen je zwölf Studenten
aus den USA, Japan, China und Europa
zusammen, um an den Problemen der
Zukunft zu arbeiten.
Wenn du Lust bekommen hast, auch
einmal an einem STeLA Anlass teilzunehmen, weil dich Austausch mit anderen Kulturen interessiert und du dich
irgendwann in einer Führungsposition
siehst, kannst du dich natürlich für das
Forum 2012 bewerben. Genauere Details dazu erhaltet ihr von den jeweiligen
Fachvereinsvertretern (Namen oben im
Text) auf Anfrage per Mail. Wenn du
am Kontakt zu STeLA allgemein beteiligt sein willst und z.B. auch irgendwann
an einen Workshop gehen willst, meldest du dich am besten auch bei deinem
Fachvereinsvertreter.
“Erst durch einen solchen Austausch realisiert
man, dass Menschen aus anderen Ländern dieselben
Probleme, wie wir sie auch haben, mit komplett anderen Ansätzen zu lösen versuchen.” — Roman
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Henrik Dreyer
Das grüne Kreuz auf grünem
Grund (FRUKDuK-Bericht)
ein FRUKDuKtiver Bericht
Vom 04.-06. November fand wieder das FRUKDuK-Wochenende statt,
an dem sich traditionell Vertreter des
FachvereinsRats, der UnterrichtsKonferenzen, den Departements(u?)Konferenzen und aller Fachvereine treffen.
(Aller? Nein, es gibt gewisse Fachvereine, die nicht aufhören, dem Eindringling
Widerstand leisten…) So ward dann
auch diesen November geschwind ein
lustiges Trüppchen zusammengestellt,
dass sich des Freitagabends aufmachte
in die Flumser Berge, um miteinander
über aktuelle hochschulpolitischen Themen zu streiten, zu diskutieren und auf
die Ergebnisse anzustossen. In feuriger
Erwartung auf das Wochenende erwartete uns zunächst ein Fackelumzug (oder
politisch korrekter Brennstäbeumzug),
der uns in verschiedenen Stationen thematisch auf die Workshops einstimmen
sollte.
Wir waren gefordert, verschiedene
Kommunikationswege pantomimisch
darzustellen, alle Kommissionen und
Fachvereine des VSETH aus dem Stehgreif zu katalogisieren und die Mitgliederzahl und Laufdistanz der einzelnen
Schweizer Studierendenschaften zu
unserer – nebenbei bemerkt – wunder-
schön urigen Skihütte abzuschätzen.
Ausserdem waren Ideen für einen möglichst fachvereinsübergreifenden Jubiläumsevent gefragt, worauf gewisse kreative Köpfe sich die erste CO2-neutrale,
vollautomatische, stickstoffbetriebene
und dermatologisch getestete Eislaufbahn auf dem Hönggerberg ausdachten.
Ein gewisser anderer Fachverein wird
angefragt, die Boxenluder zu stellen.
Von alldem Brainstormen ermüdet, entwickelte sich der Freitagabend sehr gemütlich und alsbald fielen wir in unsere
wohlverdienten Daunen, um auf die am
nächsten Tag stattfindenden Workshops
vorbereitet zu sein.
Dort wurden dann neben den oben
genannten auch weitere Themen vertieft.
So gab es einen Workshop über das eher
langfristig ausgelegte Projekt eines Aufenthaltsraumes auf dem Hönggerberg,
um die Vernetzung der dort ansässigen
Fachvereine zu fördern. Zudem konnten
wir uns mit den anderen Fachvereinen
über ihr jeweiliges Semestersprechersystem unterhalten und haben dieses mit
einer Weisung der Rektorin verglichen.
Ein sehr wichtiger Block bestand ausserdem in der Revision der Allgemeinen
Verordnung über Leistungskontrollen
(kurz AVL); dort konnten spitzfindige
Köpfe Kritik zum aktuellen Revisionsvorschlag anbringen. Unter anderem
soll es in diesem Dokument über die Abschaffung der Testate gehen.
Wir haben uns insbesondere gefreut,
am Nachmittag Jun von der Hochschulkommunikation begrüssen zu dürfen.
Nach einem Einstiegsvortrag gingen
wir in einer Strengths / Weaknesses /
Opportunities / Threads-Analyse der
Medienwirksamkeit des VSETH auf den
Grund. Die Einteilung in Zielgruppen,
Botschaften und Kommunikationswege
bot teilweise ungeahnte Einblicke und
Überraschungen, sodass wir beschlossen, dass wir diese Analyse auch am Patienten VMP in Bälde durchzuführen.
Zudem haben wir über die Position des
VSETH innerhalb des Verbands der
Schweizer Studierendenschaften (VSS)
diskutiert.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!
Nach diesem Motto wurde uns dann
nach Abschluss aller Workshops ein
Abendessen à la carte kredenzt, woraufhin Jannick den lustigen Teil des Abends
mit allerlei Spielen einläutete. So erfuhren wir letztendlich doch noch, warum
die Landesflagge der Schweiz eigentlich
grün und Autofahrer am Steuer eigentlich betrunken sein sollten. Und auf
diesem Wege ging ein weiteres vergnügliches und produktives FRUKDuK-Wochenende vorüber.
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Stefan Bucher
Top Ten Algorithms in a Nutshell
“Algorithms are for computer scientists, I don’t have to care about
them.” Wrong! Not only as a computational scientist, but also as a
mathematician or physicist, you should at least know the following
10 algorithms, for they have been ranked as the most important
algorithms of the 20th Century. The VAMP brings them to your mind
in a nutshell.
Monte Carlo, by John von Neumann,
Simplex Method for Linear Programming, by George Dantzig
When:1946
Where: Los Alamos Scientific Laboratory
Problem: Solving numerical problems with (too) many degrees of freedom
Approach: Randomization. Functions
are sampled at random
points, which leads to an
approximation of the solution. Choosing an adequate
(pseudo) random number
generator is of critical importance.
When:1947
Where:
RAND Corporation
Problem: Linear optimization program
Approach: The feasible solution space
is a simplex in the solution space formed by constraints. Simplex iterates
from vertex to vertex in a
direction that guarantees a
monotonically increasing
objective function.
Stan Ulam, Nick Metropolis
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Algorithmen
Krylov Subspace Iteration, by
Magnus Hestens, Eduard Stiefel, Cornelius
Lanzcos
When:1950
Where: Institute for Numerical
Analysis, National Bureau
of Standards
Problem: Solving sparse system of linear equations Ax=b
Approach:Krylov Methods such as
Convergent Gradient (for
symmetric positive definite systems) are relying on
a repeated multiplication
of the solution with a matrix, thereby spanning the
Krylov subspaces. This can
intuitively be understood
as an improved method
of steepest descent on the
bowl-shaped plane defined
by an s.p.d. matrix.
Vamp Winter 2011
Matrix Decomposition, by Alston
Householder
When:1951
Where: Oak Ridge National Laboratory
Problem:various
Approach: Decomposing or factoring
a matrix into components
of special forms can be extremely helpful in a variety
of problems. Well-known
examples are the LU-decomposition (equivalent to
the Gauss method) and the
QR-decomposition.
Fortran Optimizing Compiler, by
John Backus
When:1957
Where:IBM
Problem: Let’s just say programming
machine code is not very
comfortable…
Approach: Implementation of a compiler that translates humanreadable code to machine
code. Fortran code is outdated, but still among the
fastest running ones…
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QR-Algorithm, by J. G. F. Francis
When:
1959 – 1961
Where:
Ferranti Ltd., London
Problem:Eigenvalue Problems (that
is: almost everything…)
Approach:The QR algorithm is one of
the many above-mentioned
algorithms that heavily rely
on matrix decomposition –
in this case into an orthogonal matrix Q and an upper
triangular matrix R. The
decomposition is then used
for iterative orthogonal
similarity transforms that
lead to a matrix of special
form (e.g. triangular) with
the same eigenvalues as the
initial one, but now they
can be found trivially.
Quicksort, by Tony Hoare
When:1962
Where: Elliott Brothers Ltd., London
Problem:Sorting numbers efficiently
Approach:Divide and conquer strategy: Among the numbers
to be sorted a pivot element is chosen, then the
numbers are divided into
two buckets with numbers smaller than the pivot or larger, respectively.
This is done recursively.
There are better worst case
algorithms than Quicksort,
but Quicksort has shown to
be very fast in practice.
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Fast Fourier Transform, by James
Cooley, John Tukey
When:1965
Where:IBM T. J. Watson Research
Center, Princeton University, AT&T Bell Labs
Problem: (Discrete) Fourier Transform
Approach:Fourier transform is one
of those methods that appear practically everywhere (e.g. in signal processing), among others
due to the useful property
that in the Fourier space
convolutions boil down
to simple multiplications.
The algorithm introduced
by Cooley and Tukey is a
divide and conquer algorithm: The formula for the
discrete Fourier transform
is split into an even and an
uneven part with nifty computations, i.e. the problem
is reduced to two problems
of half the size. It was later
discovered that Gauss had
already anticipated the algorithm as early as in 1805!
Algorithmen
Integer Relation Detection Algorithm, by Helaman Ferguson, Rodney
Forcade
When:1977
Where:Brigham Young University
Problem:Finding integer coefficients
for a linear combination of
real numbers such that the
linear combination equals
0.
Approach: For only two points, the
Euclidean algorithm does
the job. The FergusonForcade Algorithm was the
first generalization of this,
so to speak. Faster however
is the PSLQ algorithm that
is based on a partial sum of
squares scheme and the QR
decomposition.
Fast Multipole Algorithm, by Leslie
Greengard, Vladimir Rokhlin
When:1987
Where:
Yale University
Problem:N-body problem, i.e. particle simulation with gravitational and electrostatic
forces, for instance
Approach:The naive solution of the
N-body problem needs
O(N2), whereas the fast
multipole algorithm is done
in only O(N) computations. The basic idea is that
particles far away have an effect that is not so important
as the ones nearby. Taking
advantage of this is done by
a recursive (i.e. hierarchical) partition of the space
that leads to a tree.
References
Barry A. Cipra: The Best of the 20th
Century: Editors Name Top 10 Algorithms. SIAM News 33 (2000), No. 4
h t t p : / / w w w - u s e r. t u - c h e m n i t z .
de/~benner/Lehre/top10.php
Vamp Winter 2011
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Viola Vogler
Interview mit Juraj Hromkovič
Wer kennt ihn nicht aus seiner ersten Informatikvorlesung im 1. Semester?
Oder aus der Vorlesung über theoretische
Informatik?
Prof. Juraj Hromkovič, slowakischer
Informatiker, studierte an der slowakischen Comenius - Universität Bratislava
Informatik und habilitierte sich mit der
Arbeit „Theoretical Cybernetics and Mathematical Informatics“.
Seine Stationen führten ihn von dort
aus über die Universität Paderborn, die
Christian - Albrechts - Universiät zu Kiel
und die RWTH Aachen an die ETH Zürich, an der er seit 2004 den Lehrstuhl
für Informationstechnologie und Ausbildung am Departement für Informatik
innehat.
Wofür hätten Sie sich damals entschieden, wenn Sie nicht Informatik studiert hätten?
Mathematik. Es ging schon immer in die
naturwissenschaftliche Richtung.
18
Juraj Hromkovič © ETH Zürich
Gab es dafür einen Grund?
Mathematik fasziniert mich. Ich verstehe die Mathematik als Sprache, eine exakte Sprache mit der man sich exakt ausdrücken und argumentieren kann.
Das zusammen bietet ein sehr gutes Forschungsinstrument für egal welche Forschung, welches nicht zu ersetzen ist.
Womit beschäftigen Sie sich zurzeit in Ihrer Forschung?
Haben da Algorithmen einen
Stellenwert?
Ja, Algorithmen haben einen sehr hohen
Stellenwert. Meine Forschung ist stark
algorithmisch geprägt, auch wenn ich
mich nicht nur damit beschäftige.
Algorithmen
Was forscht man heutzutage an
Algorithmen?
Im Zentrum stehen Fragen, wie Computerprobleme gelöst werden können.
Was kann man von den Anforderungen
aufgeben, um die geforderten Informationen aus den Daten zu bekommen?
Es handelt sich um ein Trade-off Spiel.
Ich gebe etwas von meinen Anforderungen auf und gewinne dadurch Effizienz
und damit kann man dann Computerprobleme lösen. Das ist der Kern der
Algorithmik, den man seit 40 Jahren betrachtet.
Gibt es für Sie einen Algorithmus,
der Sie besonders fasziniert?
Ich habe viele Algorithmen, die ich mag.
Zum Beispiel die ersten randomisierten
Versionen zum Primzahltest. Diese sind
sehr effizient und werden in der Kryptologie eingebaut.
Ich mag aber auch ein paar besonders
schöne Approximationsalgorithmen.
Diese werden in der operations research
verwendet. Unter operations research
versteht man die Entwicklung und den
Einsatz quantitativer Modelle und Methoden zur Entscheidungsunterstützung.
Faszinierend sind die unerwarteten Effekte, die man erzeugen kann. Man hat
eine Aufgabenstellung und die gesamte
Energie des Universums würde dafür
nicht ausreichen, diese zu berechnen
und dann schraubt man die Anforderungen ein bisschen herunter und somit
Vamp Winter 2011
schafft man es, die Resultate in ein paar
Sekunden zu erhalten.
Ich gebe die ganz kleine Wahrscheinlichkeit auf, etwas falsch zu berechnen, und
dann kann ich richtige Aussagen treffen.
Es ist schon faszinierend, dass so etwas
überhaupt möglich ist.
Gab es einen ersten Algorithmus,
mit dem Sie in Kontakt kamen?
Ich selbst habe Informatik schon am
Gymnasium gelernt.
Wir haben dort schon zahlreiche numerische Probleme mithilfe der Linearen
Algebra programmiert. Ich kann mich
aber tatsächlich nicht mehr an meinen
ersten Algorithmus erinnern, denn damals habe ich noch gar nicht über den
Begriff des Algorithmus nachgedacht.
Wann war das erste Mal, als Sie die
erlernte Technik mit dem Begriff
des Algorithmus in Verbindung
gebracht haben?
Das dauerte tatsächlich, bis ich das Informatikstudium angefangen hatte und
die Turing - Maschine kennenlernte,
aus der die Formalisierung des Begriffes
Algorithmus folgt. Bis zu der Klarheit,
mit der ich heute den Begriff des Algorithmus sehe, musste ich aber noch viel
Selbststudium investieren. Viele Dozenten erläutern eigentlich nicht das Wichtigste, was hinter dem Begriff Algorithmus steckt.
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Was sind die Hauptbestandteile
eines Algorithmus?
Also eine Definition des Algorithmus.
Der Algorithmus ist ein Name für eine
mathematische Methode. Er entstand
deswegen, weil die Leute wissen wollten, was automatisierbar ist und was
nicht. Eine Problemstellung hat normalerweise unendlich viele Probleme. Eine
Methode dafür zu haben, bedeutet eine
endliche Darstellung dafür zu haben.
Also einen Weg wie ich in jedem dieser
unendlichen Fälle zum Resultat komme.
Gibt es für jede solche Problemstellung
eine Lösung? Um damit vorwärts zu
kommen, musste man irgendwann eine
mathematische Definition geben.
Wann ist denn dieser Begriff entstanden?
Die erste Form stammt von Alan Turing
1936.
Zu diesem Zeitpunkt hat man diesen
Begriff als mathematisches Axiom angenommen.
Gibt es eine Frage, die alle Informatiker im Moment beschäftigt?
Informatik ist eine Wissenschaft, die einen mathematischen Teil hat und einen
ingenieurwissenschaftlichen Teil. Die
Ingenieure denken ganz anders, weniger exakt. Sie handeln mehr aus dem
Bauchgefühl und der Erfahrung heraus.
Sie bauen Systeme, von denen sie von
vornherein wissen, dass sie nie perfekt
sein werden.
20
Die Welt des Mathematikers sieht wie
folgt aus: Der Mathematiker will ganz
genau wissen, welches die Tatsachen
sind: Was wie viel koste und wie groß
der Aufwand sei. In diesem Bereich ist
die zentrale Frage, wie man beweist, wie
schwer gewisse Probleme sind. Dafür ist
die Mathematik noch nicht weit genug,
um hier hinreichend starke Methoden
zu liefern.
Was fehlt hier noch bei der Mathematik?
Wenn wir das wüssten…
Was hat Sie dazu bewegt, sehr viel
Aufwand in die Informatikdidaktik
zu investieren?
Ich machte und mache bis heute sehr
gerne Vorlesungen und versuche sie verständlich zu machen, indem ich das Wesentliche der Begriffe sage.
Aber das Engagement für die Schule,
dass ich mich heutzutage für die Primarund Sekundarschule engagiere, dass
kam mit meinen Kindern. Meine Kinder
gingen in die Schule und ich war ganz
ehrlich nicht immer glücklich darüber,
wie man dort unterrichtet hat, und so
musste ich dann überlegen wie ich den
Stoff meinen Kindern beibringen sollte.
Dann dachte ich mir, wenn ich schon so
einen Aufwand treibe für meine Kinder,
dann ist es schade, wenn nur sie davon
profitieren.
Also wollte ich es allen Kindern zur
Verfügung stellen und so habe ich ganAlgorithmen
ze Unterrichtsreihen zu diesem Thema
entwickelt.
Schon lange bevor ich nach Zürich kam,
habe ich damit angefangen solche Unterrichtsreihen für den Mathematikunterricht zu entwickeln.
Was war da das erste größere
Projekt?
Es fand in Nordrhein-Westphalen in
Aachen statt. Da hab ich an einem Gymnasium für acht Klassen den Mathematik- und Englischunterricht gestaltet.
Gestaltet in dem Sinne, dass wir ein
Projekt entwickelt haben, das wir „fairer
Unterricht“ genannt haben. Die Folge
von „fairem Unterricht“ war, dass das
Land Nordrhein-Westphalen das Projekt übernahm. Die betreuten Klassen
gehörten zu den besten ihres Jahrgangs.
Wir haben es geschafft, dass man in Mathematik bessere Noten haben konnte,
als in anderen Fächern und die Schüler
haben es dann auch wirklich gekonnt.
Das hat gezeigt, dass man Mathematik
auch ein bisschen anders unterrichten
kann, als das bisher geschehen war.
Wie sind Sie dabei vorgegangen?
Wir haben versucht, in den Unterricht
nicht so weit einzugreifen, dass sich
die Lehrperson angegriffen fühlte. Die
Lehrpersonen haben noch immer die
Freiheit gehabt, ihren Unterricht selbst
und nach eigenen Schwerpunkten zu
gestalten. Aber wir haben jeder Lehrperson meistens einen Studierenden
Vamp Winter 2011
zur Seite gestellt. Die Aufgabe war das
Zusammenfassen des im Unterricht Passierten, sodass die Schüler danach fähig
waren, sich zu Hause das Gelernte noch
einmal selbständig durchzulesen. Dann
haben wir noch Hausaufgaben korrigiert
und Feedback gegeben. Das schafft ein
Lehrer normalerweise nicht. Das Projekt
ging dann zwei Jahre lang und hat Früchte getragen. Aber eine der wichtigsten
Sachen dabei war, dass die Schüler fähig
wurden, Lerniterationen selbstständig
zu machen. Wir haben die Lehrperson
dazu gebracht, viel mehr auf die Verbindung zwischen Training und Prüfung zu
achten.
Für welches Studium haben sich
denn dann Ihre Kinder entschieden?
Sind sie auch in die Informatik
gegangen?
Nein, ich habe sie auch nie gepuscht. Es
gibt sehr viele Faktoren, die die Kinder
bei der Wahl ihres Berufes beeinflussen,
aber ich glaube, die Lehrperson spielt
eine sehr große Rolle. Man muss schon
sehr gute Lehrpersonen in Mathematik
und Physik haben, um sich zu entscheiden, etwas in diese Richtung zu studieren. Meine Kinder hatten damit nicht
immer unbedingt Glück.
Die Ältere studiert Psychologie und die
Jüngere hat dieses Jahr gerade ihre Matura abgeschlossen, weiß aber noch nicht,
was sie studieren will.
21
Was ist denn für Sie der Auftrag
einen Wissenschaftlers gegenüber
der Gesellschaft?
Ich glaube, nichts verändert die Gesellschaft so stark wie die Wissenschaft.
Denn die Wissenschaft entscheidet
nicht nur darüber, wie das Leben in ein
bis zwei Jahren aussehen wird, sondern,
wie es in 20 Jahren aussehen wird. Ich
glaube, die Beiträge der Wissenschaft,
unabhängig davon, ob man versucht die
Innovationen in die Praxis umzusetzen,
alleine schon die Generierung des Wissens sind entscheidend. Das ist unsere
Rolle als Wissenschaftler.
Wie viele Mitarbeiter arbeiten
denn in Ihrer Gruppe?
Also ungefähr 15. Ich zähle das nicht
und ich weiß es auch nicht genau.
6 oder 7 Doktoranden, 1 Postdoc, kleines
Team spezialisiert auf die Fachdidaktik,
Support, Sekretärin, Softwaretechnik.
Aufgrund ihrer zahlreichen Veröffentlichungen könnte man den
Eindruck bekommen, dass sie sehr
gerne Bücher schreiben?
Man darf nicht schreiben, wenn man es
nicht gerne tut. Eigentlich sollte man
nichts tun, was man nicht gerne tut.
Denn sonst ist die Qualität oft nicht die
richtige. Ja, ich schreibe gerne Bücher.
Ich schreibe deswegen, weil ich glaube, dass ich es schaffe gewisse Dinge so
mitzuteilen wie man sie bisher nicht ge-
22
macht hat. Ich habe eine eigene Vorstellung von Verständlichkeit und das versuche ich dann so umzusetzen.
Welchen Tipp können Sie den
Studenten geben, um Programmieren zu lernen?
Programmieren muss man durch Programmieren lernen. In der Vorlesung
Programmieren zu lernen soll eigentlich nicht stattfinden. Wir starten jetzt
mit 8-jährigen mit sehr viel einfacheren
Programmiersprachen, zum Beispiel
LOGO. Das funktioniert eigentlich exzellent. Um Programmieren zu lernen,
muss man auf Programmierkonzepte
fokussieren und nicht auf Programmiersprachen. Es geht darum, dass die Kinder Spaß daran haben, dass sie einen
Weg gefunden haben ein Problem zu
lösen und dann überprüfen können, ob
das wirklich funktioniert.
Die Art des Unterrichts muss auch wirklich so sein, dass man interaktiv zusammenarbeitet und Konzepte vorstellt, die
man dann zusammen durchführt. Programmieren als Frontalunterricht würde
ich nie empfehlen. Das hängt mit dem
Stil an der ETH zusammen, dass man
das so macht.
Gibt es denn andere Universitäten,
die das schon anders machen?
Man macht schon alleine deswegen
Frontalunterricht, weil man effizienter
ist.
Algorithmen
Ein wichtiger Punkt ist hierbei die Betreuung: Ich kann einfach vor 400 Leuten einen Vortrag halten und dann lasse
ich sie zu Hause arbeiten. Man müsste
viel interaktiver Arbeiten und alle Fragen
klären in Bezug auf das Programmieren.
Es ist eine Kostenfrage, denn das kann
nicht ein Betreuer alleine leisten. Aber
Programmieren sollte man wirklich in
kleinen Gruppen machen. Genau deswegen schreibe ich auch die Bücher, weil
die Bücher die Studenten unabhängig
von der Vorlesung machen und das ist
mein eigentliches Ziel. Ich erwarte nie
von meinen Studenten, dass sie in meine
Vorlesung kommen, aber sie kommen
trotzdem (lacht). In allen meinen Vorlesungen stehen solche Unterlagen zur
Verfügung, sodass die Studenten nicht
kommen müssen.
Haben Sie ein realistisches Konzept, wie man so etwas an der
Hochschule umsetzen könnte?
Ich denke, es liegt in der Möglichkeit
jedes Dozierenden, die Vorlesung zu
verbessern. Dazu muss man nicht unbedingt das System ändern. Natürlich wäre
es sehr gut, wenn man das Konzept der
besten amerikanischen Hochschulen
verfolgen würde. Keine Veranstaltung
darf mehr als 60 Leute haben. Dann ist
der Unterricht viel individueller.
Eine Vorlesung muss interaktiv sein.
Wenn ein Dozent kommt und zwei
Stunden redet und Slides oder ein Mo-
Vamp Winter 2011
vie zeigt, dann frage ich mich, ob man
das wirklich braucht. Ein Dozent muss
mit dem Publikum die ganze Zeit in Interaktion sein.
Wenn ich etwas den Studierenden
sagen soll, dann wäre das:
Sie sollen sich dafür einsetzen, dass das
erste Jahr nicht so abläuft, wie es momentan abläuft. Die jungen Menschen
kommen vom Gymnasium, und haben
dort häufiges Feedback und Prüfungen
und jetzt kommt ein Jahr, in dem man
sehr wenig Feedback bekommt mit einer
Prüfung am Ende. Das hat nach meiner
Sicht mehrere Nachteile:
Man weiß das ganze Jahr nicht so richtig,
woran man ist.
Oft denkt man, ich kann es doch und in
der Prüfung stellt man fest, man kann es
nicht. Dann ist es meistens zu spät. Man
bräuchte also mehr Prüfungen während
des Semesters.
Aus Sicht der Dozenten: Wenn man
nicht so viele Studenten mit schlechten Noten auslassen will, muss man bei
einer Prüfung über ein ganzes Jahr an
der Oberfläche bleiben. Ich kann keinen Tiefgang fordern, wenn in so kurzer
Zeit so viel Stoff in den Kopf reinpassen
muss. Ich finde das ganz unglücklich und
es ist ein altes Relikt der ETH für mich,
welches eingeführt wurde, weil der ETH
Aufnahmeprüfungen verweigert wurden. Dann hat man die Basisprüfung als
versteckte Aufnahmeprüfung nach ei-
23
nem Jahr gemacht und davon will man
wahrscheinlich nicht loslassen. Aus didaktischer Sicht ist es nicht gut und für
die ETH selbst ist es auch nicht gut. Für
die Auswahl der besten Studierenden
erwarte ich Tiefgang und ich will nicht
überprüfen, ob die sehr viel in kurzer
Zeit in ihren Kopf reinpreschen können.
Es interessiert mich überhaupt nicht, ob
die gut auswendig lernen können. Aber
mich interessiert, ob sie fähig sind, sich
für ihr Fach zu begeistern. Ob sie wirklich die Sachen verstehen, jedoch kann
man das bei solchen Prüfungen nicht
überprüfen.
Wie würden Sie sich denn das
erste Jahr an der ETH vorstellen?
Fragen aus dem VMP Büro
Sind Schafe ihre Lieblingstiere?
(Bezug auf den Schäfer aus „Sieben Wunder der Informatik“)
Das ist einfach eine schöne Geschichte.
Ich habe eine sehr gute Beziehung zu allen Tieren, aber das ich jetzt Schafe vorziehen würde, kann ich eigentlich nicht
sagen. Ich habe eher eine sehr starke
Beziehung zu Bergen. Das passt deshalb
auch gut zu Schafen und Schäfern.
Sind sie deshalb auch glücklich in
der Schweiz?
Ich bin sehr zufrieden in der Schweiz.
Haben Sie eigentlich auch schon
Das man semesterbegleitende Prüfun- mal nach Ihren Rezepten gebagen hat und Winterprüfungen. Dann cken?
brauche ich auch keine Prüfung am
Ende mehr. Außerdem haben die Studierenden bei Misserfolg Feedback zu
bekommen und sich zu verbessern. Ich
habe zu viele junge Personen getroffen,
die das erste Jahr nicht geschafft haben,
die ich nicht für unfähig halte. Sie waren
die ganze Zeit davon überzeugt, sie haben es verstanden.
Muss ich ehrlich sagen nein, aber das
kommt eher davon, dass ich zwei Töchter habe, die das Backen seit ihrem achten Lebensjahr beherrschen und dann
soll sich ein Mann in der Küche einfach
nicht verlieren, da würde ich einfach nur
stören.
Also bleiben Sie da eher theoretisch?
Ich benutze es einfach als Mittel zum Erklären, was ein Algorithmus ist und wie
er funktioniert.
Herzlichen Dank für das Interview!
24
Algorithmen
Sebastian Grandis
Vom Tauschhandel zum Finanzalgorithmus
Als Isaac Newton im Dezember 1720 beim Platzen der South Sea
Company Blase 20‘000£ verlor – ein Vermögen damals – soll er gesagt haben:
„I can calculate the motion of heavenly bodies, but not the madness
of people.“
Ob er dies aus Wut gegenüber seinen
Mitaktionären oder aus Zorn über das
verlorene Vermögen gesagt hat, wird
wohl im Dunkeln der Geschichte bleiben
– oder das Thema einer unbedeutenden
geschichtswissenschaftlichen Abhandlung werden. Ich bevorzuge jedoch die
Interpretation, dass Newton schlichtweg
nicht in der Lage war „die Bewegung der
Aktienkurse“ zu berechnen: ihm fehlte
das dazu nötige mathematische Wissen.
Denn noch zu Newtons Zeiten verliess man sich beim Handeln mit Wertpapieren auf den Instinkt der Händler –
und nicht, wie heute, auf mathematische
Formeln.
Die Anfänge der Wirtschaft
Hier also eine kurze Geschichte: Die
Geschichte, wie Mathematik und Handel in den späten Sechzigern aufeinander trafen, und nicht nur eine ganz neue
Berufsgattung schufen, sondern auch
Vamp Winter 2011
eine neue wirtschaftliche und politische
Ära begründeten.
Angefangen hat alles – wo denn
sonst – am Anfang. Also in der Steinzeit,
irgendwo in den endlosen Savannen Afrikas. Hier trifft ein Rudel von Urmenschen, die gerade einen Beerenbusch
geplündert und nun ihre archaischen
Felltaschen mit süßen Früchten gefüllt
haben, auf ein anderes Rudel ihresgleichen, die gerade zwei Gazellen erlegt
haben. Und wenn sie schon so zivilisiert
waren, die anderen nicht totzuschlagen
und ihnen die Beute zu klauen, sondern
vielmehr eine Verständigungsmethode kannten, so haben sie sich vielleicht
einigen können, eine Gazelle gegen die
Hälfte der Beeren zu tauschen. Schon
bei diesem steinzeitlichen Beispiel wird
etwas ersichtlich, das Handel schon immer ausgemacht hat: Beide Parteien profitieren, beide aus Eigeninteresse.
25
Es geht wohl auf diese Zeit zurück, da
die Menschen die Mathematik schufen,
womöglich genau um die Beeren abzuzählen.
Im frühsteinzeitlichen Dorf basierte der Tauschhandel zwischen den nun
sesshaften und spezialisierten Menschen
weiterhin auf dem Zusammentreffen
und dem materiellen Austauschen von
Waren. Wollte man das Ganze nicht dem
Zufall überlassen, so brauchte man ein
großes Bekanntschaftsnetz potentieller
Käufer und musste sich über längere
Zeit mit diesen absprechen, um sie wiederzutreffen und die Waren, derer man
überschüssig war, gegen andere Waren
zu tauschen, die man brauchte.
Geldaustauschmittel
Wegen der fortschreitenden Spezialisierung war es nunmehr von größter
Wichtigkeit, den Tausch möglichst effizient zu gestalten. Zu diesem Zweck
wurden drei Grundideen des gesellschaftlichen Zusammenlebens geschaffen: das Recht, der Markt und das Geld.
Das Recht diente dazu, jene zu bestrafen, die auf ungebührliche Weise
handelten. Vor dessen Einführung war
die einzige Bestrafungsmethode der
Ausschluss aus dem Handel, doch es bestand keine Möglichkeit, die verlorene
Ware zurückzubekommen. Diese Institutionalisierung diente allen Teilnehmern als Schutz und Garantie, wodurch
der Austausch effizienter wurde.
Ein anderer wichtiger Rationalisierungsschritt war die Erfindung des
26
Marktes als ein Platz, zu dem man mit
seiner Ware gehen konnte und andere
Tauschlustige und -willige traf.
Mit der Zeit wuchs das Vertrauen in
das Gesetz so sehr, dass man sogar Geld,
also ein allgemein gültiges Zahlungsmittel, einführen konnte, dessen Wert nicht
materiell, sondern vertraglich war.
All diese gesellschaftlichen Erfindungen kannte die Menschheit spätestens
seit der griechischen Antike, und die Art
und Weise Handel zu betreiben, sollte
etwa zweitausend Jahre lang nicht groß
ändern. Bis in der Renaissance die Idee
des Unternehmens aufkam: eine Gruppe von Menschen schließt sich zu einer
rechtlichen Person zusammen, die ebenfalls Eigentum besitzt und sind nunmehr nicht länger selbst verantwortlich
für die Geschäfte, insbesondere für die
Haftung. Hier wurden auch die Begriffe „company“ und „enterprise“ aus dem
Lateinischen geprägt.
Erste Aktiengesellschaften
Eine weitere große Neuerung der
Wirtschaft geschah 1602. Hier wurde
erstmals eine Aktiengesellschaft (die
Vereinigte Ostindien Gesellschaft) gegründet, die Firmenanteile verkaufte,
sogenannte Wertpapiere, oder eben Aktien. Der Käufer eines solchen Papieres
wurde Mitbesitzer der Gesellschaft und
hatte dadurch auch an ihrem Profit Teil:
die Dividende. Diese Wertpapiere konnten nun auch gehandelt werden, und so
entstand der Aktienmarkt. Wo ein Markt
ist, da sind auch variable Preise: Der
Algorithmen
Aktienkurs. Und genau diese Variablität
kostete Isaac Newton, der in die englischen South Sea Company investiert
hatte, 20‘000 £.
Newton, wie unzählige andere seit
1602, wurde Opfer einer Spektulationsblase. Die grosse Anfälligkeit auf Spekulationsblasen und Börsencrashs verursacht durch die Gier der Aktienhändler
stieß in der christlichen Gesellschaft Europas auf viel Verachtung – Gier war ja
eine Todsünde.
Adam Smith und Louis Bachelier
Auch Adam Smiths bahnbrechendes
Werk „Wealth of Nations“ (1776), in
dem er eben die Gier von Anbieter und
Nachfragendem als maßgebliche Kräfte
zur Erstellung des Markgleichgewichts
und der daraus folgenden Markträumung darstellte, mochte die frommen
Christen Europas nicht zu überzeugen;
unter anderem weil die regelmäßig einstürzenden Aktienmärkte Smiths Theorie zu widerlegen schienen. Lediglich
die neu gegründeten Vereinigten Staaten
von Amerika übernahmen das Credo
der „unsichtbaren Hand“, die unter Konkurrenzbedingungen die widerstrebenden Einzelinteressen der Marktteilnehmer zum allgemeinen Nutzen wandelt.
Erst die Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsrechnung ermöglichte Anfang
des zwanzigsten Jahrhunderts die Beschreibung der anscheinend zufällig verlaufenden Aktienkurse. 1900 veröffentlichte Louis Bachelier, ein Schüler des
wichtigen französischen Mathematikers
Vamp Winter 2011
Henri Poincaré, seine Dissertation „Théorie de la Spéculation“, in der er erstmals
die logarithmische Normalverteilung
auf die Änderung von Aktienkursen anwendet, die ihm seinerzeit jedoch nicht
zu der ihm gebürtigen Achtung verhilft.
Besonders handelte seine Dissertation
ihm den Unmut seines Doktorvaters
ein, der sich vielmehr einen Beweis der
Brown'schen Bewegung wünschte als
die Mathematisierung der damals noch
als verwerflich geltenden Finanzwelt.
Entscheidend ist, nach Bachelier
nicht das Verhalten einer einzelnen Aktie, beispielsweise einer Glacefirma,
sondern vielmehr der Durchschnitt der
Aktienänderungen, der Mittelwert, und
die Standartabweichung dieser Änderungen, die sogenannte Volatilität. Eine
weitere wichtige Größe ist die Korrelation zweier Aktien, also wie sie sich
zueinander verhalten, oder zu einem
Aktienindex. Geht der durchschnittliche
Aktienwert von Glacefirmen runter, wegen schlechten Wetters beispielsweise,
so geht der durchschnittliche Aktienwert von Regenschirmherstellern hoch.
Jede Korrelation muss empirisch festgestellt werden, doch aufgrund solcher
Korrelationen lässt sich die künftige,
durchschnittliche Entwicklung eines Aktienwerts vorhersehen. Dies geschieht
aufgrund der immensen Datenflut, die
es zu bewältigen gilt, algorithmisch.
27
Finanzalgorithmen
Der entscheidende Durchbruch in
der Mathematisierung der Finanzwelt
gelang in den späten 60er Jahren an der
University of Chicago und am MIT.
Hier entwickelten Black und Scholes
einen Algorithmus zur Berechnung des
Wertes einer Option (einem besonderen
Wertpapier). Im darauf folgenden Jahrzehnt wurden Formeln für alle Sorten
von Wertpapieren entwickelt, wodurch
es kein Problem mehr war, das Risiko
und den Wert von zusammengesetzten
Finanzprodukten zu errechnen. Mit dem
Aufkommen des Computers gelang es
nunmehr auch die notwendigen Datenmengen zu verarbeiten.
Es war die Geburtsstunde des ‚finance
engineering‘, dem entscheidenden Motor der Weltwirtschaft der letzten dreißig
Jahre.
Doch es stellte sich heraus, dass auch
das neue Finanzsystem nicht weniger
anfällig auf Spekulationsblasen ist, als
die frühneuzeitlichen Aktienmärkte.
Denn alle Finanzalgorithmen basieren
auf Wahrscheinlichkeitsverteilungen,
die wegen der riesigen Anzahl an Finanztransaktionen pro Sekunde das Eintreffen unwahrscheinlicher, verlustreicher
Situationen regelmäßig auftreten lassen.
Auch seltene, in den Modellen nicht berücksichtige Phänomene, können die
Algorithmen überfordern oder zu sinnlosen Ergebnissen führen.
Quelle: Inventing Money: The Story of
Long-Term Capital Management and the
Legends Behind It — Nicholas Dunbar
Anastasia Gavrilova
Das Leben von Alan Turing
(1912-1954)
Die theoretische Informatik und die Computerentwicklung verdanken ihren Fortschritt zu einem grossen Teil Alan Turing (1912-1954),
der massgebliche Beiträge für ihre Entwicklung leistete.
Kindheit und Jugend
Der englische Logiker, Mathematiker
und Kryptoanalytiker wurde 1912 in
London geboren. Schon früh zeigte er
eine erstaunliche Intelligenz und brachte sich das Lesen innerhalb von drei
Wochen selber bei. 1926 wurde Turing
in das Sherbon-Internat in Dorset eingeteilt, wobei der erste Schultag auf einen
Generalstreik fiel. Wie die lokale Presse
berichtete, legte Turing die Strecke von
60 Meilen (97 km) allein auf dem Fahrrad zurück und hielt dabei nur einmal in
einer Gaststätte, was von einer unglaublichen Motivation zeugt.
Schon früh stiess Turing auf soziale
Inakzeptanz, bereits in der Schule widerfuhr ihm Mobbing. Seine Lehrer in
Sherbon bevorzugten die Geistes- über
die Naturwissenschaften – so schrieb
der Rektor seinen Eltern: „I hope he
will not fall between two stools. If he is
to stay at Public School, he must aim at
becoming educated. If he is to be solely
a Scientific Specialist, he is wasting his
time at a Public School“. Der künftige
Vamp Winter 2011
Mathematiker zeigte dennoch erstaunliche Leistungen in den von ihm bevorzugten Wissenschaften. Als er 1928 auf
Schriften Albert Einsteins stiess, verstand er sie nicht nur, sondern vernahm
aus ihnen das nicht explizit erwähnte
Bewegungsgesetz. In Sherbon reiften
Turings Weltansichten heran. So glaubte
er, alle Naturerscheinungen und Phänomene – einschliesslich des menschlichen
29
Gehirns – seien materialistisch, wobei er
interessanterweise an ein Weiterleben
des Geistes nach dem Tod glaubte.
1928 stellte Hilbert das Entscheidungsproblem: Gibt es einen Algorithmus, der für jedes Element entscheidet,
ob es zu einer bestimmtem Menge gehört? Auch der junge Turing beschäftigte sich damit in seiner Arbeit „On
Computable Numbers, with an Application to the Entscheidungsproblem“
(1936). Damit definierte er die Ergebnisse Kurt Gödels von 1931 neu, indem
er die arithmetische durch eine einfache,
formale Sprache ersetzte. Darauf basiert
auch die Turing-Maschine.
Turing-Maschine
Die Turing-Maschine ist ein Modell,
um eine Klasse von berechenbaren
Funktionen zu definieren. Sie stellt einen mathematisch arbeitenden Menschen dar und formuliert somit die Defintion eines Algorithmus. Hilbert ging
in seinem Entscheidungsproblem der
Frage nach, ob eine Formel der Prädikatenlogik allgemeingültig ist, also ob eine
mathematische Aussage gültig ist oder
nicht. Ein Algorithmus, der eine Antwort darauf liefern würde, müsste von
einem beliebigen Mensch – also auch
von einer Maschine – aufgrund von festen Anweisungen durchführbar sein.
Turing gelang es mit seinem Modell, die
Begriffe des Algorithmus und der Berechenbarkeit mathematisch zu fassen.
Die Behauptung, dass eine Funktion genau dann berechenbar ist, wenn es eine
30
Turingmaschine gibt, die sie berechnet,
wird Church-Turing-These genannt und
gilt gemeinhin als gültig.
Die Turingmaschine ist extrem einfach aufgebaut: Sie verfügt über nur drei
Operationen, nämlich Lesen, Schreiben
und Schreib-Lese-Kopf bewegen. Nicht
Turing-Maschine
alle mathematischen Funktionen können von einer Turingmaschine berechnet werden. So konnte Turing zeigen,
dass eine Turingmaschine das Entscheidungsproblem nicht lösen kann, genauso wie das Halteproblem. Daraus lässt
sich leicht ableiten, dass die Menge aller
Probleme grösser als die Menge aller
Lösungsalgorithmen ist. 1939 besuchte
Turing Vorlesungen Ludwig Wittgensteins über die Grundlagen der Mathematik, was zu vehementen Diskussionen
führte: Turing verteidigte den mathematischen Formalismus, während Wittgenstein der Meinung war, dass Mathematik
überbewertet sei und die absolute Wahrheit nicht erforsche, sondern erfinde.
Kryptoanalyse
Während des Zweiten Weltkriegs versuchte Turing, verschlüsselte deutsche
Funksprüche zu entziffern. Dabei entAlgorithmen
wickelte er einige Dechiffrier-Algorithmen. Turings Schriften verhalfen dabei
bei der Entwicklung des ersten digitalen elektronischen Röhrencomputers
ENIAC. Des Weiteren beteiligte sich
Turing an der Entwicklung sogenannter
„Turing-Bomben“, also Maschinen, die
wegen ihres starken Tickens bei der Arbeit akustisch einer Bombe glichen und
Codes zu knacken versuchten. Am Ende
des Krieges waren über 200 solcher
„Bomben“ in Betrieb. Turings Tätigkeit
in der Kryptoanalyse-Branche blieb bis
1970 streng geheim, nicht einmal seine
engsten Freund wussten Bescheid. Heute ist unbestritten, dass die aufgrund von
Turings Arbeit entzifferten deutschen
Funksprüche entscheidend für den Sieg
im U-Boot-Krieg waren.
Turing-Test
1950 schlug Turing den sogenannten
Turing-Test vor, der festzustellen versuchte, ob die Maschine über ein dem
Menschen gleichwertiges Denkvermögen verfügt. Im Zuge dieses Tests führt
ein menschlicher Fragesteller über eine
Tastatur und einen Bildschirm ohne
Sicht- und Hörkontakt mit zwei ihm unbekannten Gesprächspartnern eine Unterhaltung. Der eine Gesprächspartner
ist ein Mensch, der andere eine Maschine. Beide versuchen, den Fragesteller
davon zu überzeugen, dass sie denkende
Menschen sind. Wenn der Fragesteller
nach der intensiven Befragung nicht
klar sagen kann, welcher von beiden
die Maschine ist, hat die Maschine den
Vamp Winter 2011
Turing-Test bestanden, und es wird der
Maschine ein dem Menschen ebenbürtiges Denkvermögen attestiert.
Turing vermutete, dass es bis im Jahr
2000 Computer geben wird, die den
Test mit 30-prozentiger Sicherheit, ausgewertet durch einen Durchschnittsmenschen nach einem fünfminutigen
„Gespräch“, bestünden. Bisher hat sich
diese These nicht erfüllt, was für viele
ein Zeichen für die Unterschätzung natürlicher Intelligenz bedeutete. Die bisher beste Maschine schafft es, rund 25
Prozent der Menschen zu täuschen.
Ein bekanntes Programm für den
Turing-Test ist ELIZA, die kurzweilig
als Mensch erscheint, bei genauerem
Nachfragen jedoch den übertragenden
Sinn einer Aussage nicht bemerkt. Die
Funktionsart ELIZAs ist es, menschliche Aussagen zu hinterfragen und zu reformulieren:
Benutzer: „Ich habe ein Problem mit
meinem Auto.“
ELIZA: „Warum, sagen Sie, haben Sie
ein Problem mit Ihrem Auto?“
Ausserdem ist es in der Lage, Schlüsselwörter (etwa Vater) zu erkennen und
darauf zu reagieren, beispielsweise:
Benutzer: „Ich habe ein Problem mit
meinem Vater.“
ELIZA: „Erzählen Sie mir mehr über
Ihre Familie!“
Das Programm antwortet allerdings
genau gleich auf die Aussage des Benutzers „Krieg ist der Vater aller Dinge“:
ELIZA erkennt nur die wortwörtliche
Bedeutung. Für Interessierte: Im Inter-
31
net finden sich viele Seiten, auf denen
man sich mit ELIZA in Englisch oder
Deutsch „unterhalten“ kann.
Verfolgung wegen Homosexualität
1952 wurde Turings Homosexualität
bekannt. Der Mathematiker wurde daraufhin in eine Anstalt eingewiesen, wo
ihm im Rahmen einer Therapie, die die
Libido vermindern sollte, das weibliche
Hormon Östrogen verabreicht wurde.
Dies führte zur Verweiblichung männlicher Formen wie z.B. der Entwicklung von Brüsten, was Turing, Läufer
und Tennisspieler, zutiefst deprimierte
(ebenfalls Wirkung einer Hormonbehandlung). 1954 wurde Turing tot aufgefunden, neben ihm ein angebissener
Apfel – die wahrscheinlichste Todesursache ist Suizid durch Vergiftung. Seine
Biographen vermuten die schwere Depression aufgrund der Hormonbehandlung als Selbstmordmotiv.
hatte wohl die Legende im Sinn, nach
der Isaac Newton zu seiner Gravitationstheorie inspiriert worden sein soll,
als ihm ein Apfel auf den Kopf fiel.
Trivia
Alan Turing war ein hervorragender
Marathonläufer. Bei den Vorausscheidungen für die Olympischen Sommerspiele 1948 in London erreichte er einen
fünften Platz und war mit 2:46 Stunden
nur elf Minuten langsamer als der spätere britische Silbermedaillengewinner
Tom Richards.
Angeblich hat sich Apple beim Design
seines Logos vom tragischen Tod des
Vordenkers der Computertechnik, Alan
Turing, inspirieren lassen. Diese Theorie
wurde von Steve Jobs bestritten. Apple
32
In jeder Ausgabe präsentieren wir
euch einen herausragenden Wissenschaftler im Bereich des Titelthemas.
Dabei soll nicht nur seine Arbeit im
Vordergrund stehen, sondern auch
der Mensch hinter dem Forscher.
Quellen:
- de.wikipedia.org
- en.wikipedia.org
Algorithmen
Raisa Galimova
Friendship Algorithm for ETHZ
Wir alle kennen Sheldons berühmten „friendship alorithm“. Wie würde er wohl an der ETH aussehen?
adapted from Big Bang Theory
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33
Lorenz Bort & Florian Häberli
Algorithmische Kochrezepte
Pünktlich zu Weihnachten und passend zum Leitthema „Algorithmen“ offeriert euch der VMP einige in algorithmischer Sprache geschriebene Kochrezepte. Wir wünschen euch viel Spass beim Lesen
und Zubereiten!
Pilzrisotto
Chocolate cookies
risotto[pilze,....]{
(...)
while (reis nicht weich) {
if (viskosität > viskosität_ziel)
add 1 dl flüssigkeit;
rühren[10];
wait[30];
}
(...)
}
class gramm {
int x;
}
rühren[n]{
bewege Löffel für $n Sekunden in
kreisförmigen Bewegungen im Topf,
und achte dabei darauf, dass die
Schnittmenge aus „Inhalt, der vorher die Bodenfläche berührt“ und
„Inhalt, der nachher die Bodenfläche
berührt“ leer ist.
}
class rühren {
int y;
}
class flachdrücken {
int z;
operator+= (flachdrücken other) {…}
}
int main (){
gramm butter = 225;
gramm zucker = 350;
gramm schokolade = 300;
gramm mehl = 325;
double vanillezuckerpäckchen = 0.5;
double TLsalz = 0.5;
double TLbackpulver = 0.25;
int eier = 2;
34
Algorithmen
int temperaturBackofen = 0;
int teig = 0;
int cookie = 80;
bool masse = dunkel;
bool teig = ungeschmeidig;
bool dicke = false;
bool spitzchen = false;
while (spitzchen != true){
rühren butter += rühren butter;
std::cin >> spitzchen;
}
int teig += butter + zucker +
vanillezuckerpäckchen +
TLsalz + eier;
while (masse == dunkel){
rühren masse += rühren masse;
std::cin >> masse;
}
int teig+= schokolade + mehl +
TLbackpulver;
while (bool teig == ungeschmeidig){
rühren teig += rühren teig;
std::cin >> teig;
}
for (int sekunden = 0;
sekunden <= 900;
sekunden++){
std::cout << „Cookies kühlstellen!“;
}
std::cout << „Ofen einschalten!“;
if (temperaturBackofen != 175){
temperaturBackofen += 1;
}
std::cout << „Cookies in Ofen legen!“;
for (int sekunden = 0;
sekunden <= 720;
sekunden++){
std::cout <<
„Cookies im Ofen lassen!“;
}
std:: cout <<
„Cookies aus dem Ofen“
„nehmen & geniessen!“;
}
cookie = int teig / cookie;
while (dicke != 1){
flachdrücken cookie +=
flachdrücken cookie;
std::cin >> dicke;
}
Vamp Winter 2011
35
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Sabrina Adam
Aus dem Leben eines Beraters
Als Physiker bei d-fine – Interview mit Bernd Will
Was macht ein Berater+ bei d-fine?
Und warum sind gerade Physiker und
Mathematiker in der Risikomanagement-Beratung für die Finanzbranche
so gefragt? Sabrina Adam, die bei d-fine
im Recruiting arbeitet, sprach darüber
mit dem Manager Bernd Will. Er begann
nach seinem Physik-Diplom 1999 als
Berater bei der Financial Risk Consulting Practice von Arthur Andersen, die
seit 2002 als d-fine firmiert.
Warum hast du dich für eine
Unternehmensberatung entschieden?#
Für mich war schon immer klar, dass
ich mal in einem abwechslungsreichen
beruflichen Umfeld arbeiten möchte, in
dem ich idealerweise auch die im Studium gelernten Kenntnisse und Methoden
anwenden kann. Daher habe ich mich
bereits früh über verschiedene Berufe
informiert und festgestellt, dass mich
der Einstieg bei einer Unternehmensberatung besonders interessiert. Außer-
Vamp Winter 2011
dem sah ich darin eine gute Möglichkeit,
im Beruf Naturwissenschaft und BWL
zu verbinden.
Was hat dich bei d-fine besonders
überzeugt?
Die ausschlaggebenden Gründe waren
der sehr positive Eindruck, den ich im
Vorstellungsgespräch gewonnen hatte,
sowie die exzellenten Weiterbildungsmöglichkeiten. So kann jeder Mitarbeiter an einem Master-Aufbaustudium
teilnehmen – in Form eines Msc in Oxford oder inzwischen z. B. auch alternativ in Form eines MBA in Lausanne oder
Mannheim. Des Weiteren war es für
mich wichtig, eine Firma bzw. Tätigkeit
mit einer langfristigen Perspektive zu finden. Mich hat einfach das Gesamtpaket
überzeugt: exzellente Weiterbildungsmöglichkeiten, interessante Aufgaben
und eine vernünftige Work-Life-Balance.
+) Der Lesbarkeit wegen wurde auf die jeweilige Nennung der weiblichen und männlichen Form verzichtet.
Es sind jedoch stets beide gemeint.
#) Bei d-fine duzen sich die Kollegen untereinander.
37
Wie läuft der Einstieg in den Beraterjob?
Die ersten Wochen sind durch Schulungen geprägt. Anschließend geht es meist
sehr schnell zum ersten Projekteinsatz.
Als Neueinsteiger ist man immer Teil
eines Teams und erhält eine Teilaufgabe innerhalb des Gesamtprojektes, welche man eigenständig bearbeitet. Dabei
kann es sich zum Beispiel um die Erstellung eines Fachkonzeptes, aber auch um
dessen Umsetzung handeln. Bei Fragen
stehen einem Senior-Berater und/oder
Manager zur Seite.
Kenntnisse. Man muss generell Spaß
daran haben, mit anderen Menschen
zusammen zu arbeiten, und sollte in
schwierigen Gesprächssituationen eher
eine Herausforderung als eine Bedrohung sehen.
Warum sind gerade Physiker und
Mathematiker besonders geeignet?
In meinem ersten Projekt ging es darum
zu beschreiben, wie bestimmte Finanzkontrakte in einem Handelssystem behandelt werden sollen. Nachdem ich das
Fachkonzept erstellt hatte, habe ich die
Umsetzbarkeit mittels eines Prototyps
getestet und die Ergebnisse mit unserem
Kunden abgestimmt. Meine Aufgabe
war Teil eines Gesamtprojektes, dessen
Ziel die Einführung des Handelssystems
bei dem Kunden war.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass
Naturwissenschaftler und Mathematiker im Rahmen ihres Studiums bzw.
ihrer Promotion eine besonders strukturierte Herangehensweise an Problemund Aufgabenstellungen gelernt haben,
die für die Projektarbeit sehr wichtig ist.
Bei d-fine werden regelmäßig Projekte
mit komplexen, oft mathematischen Fragestellungen bearbeitet. Das im Studium
erlernte mathematische Wissen bildet
die Basis für das Verständnis der komplexen finanzmathematischen Modelle,
mit deren Hilfe wir zum Beispiel Finanzprodukte bewerten und Risikokennzahlen von Banken und Industrieunternehmen berechnen.
Welche Voraussetzungen müssen
Berater bei d-fine erfüllen?
Was wäre ein typisches Beispiel für
die Arbeit eines Beraters?
Für eine erfolgreiche Projektarbeit sollte
ein Berater bestimmte Schlüsselfähigkeiten mitbringen: Die zentrale Herausforderung besteht darin, selbstständig und
strukturiert komplexe Fragestellungen
bearbeiten zu können. Wichtig sind
ein großes Ausmaß an Flexibilität und
Interesse sowie mathematische und IT-
Ein schönes Beispiel für ein Projekt war
die Einführung einer Treasury-Software
bei einem großen, international agierenden Industrieunternehmen. Ein
Treasury-System ist ein Software-Tool,
mit dem ein Unternehmen Aufgaben
wie Finanzplanung und Abwicklung von
Finanzgeschäften, Finanzbuchhaltung
Was war dein erstes Projekt?
38
Careers
sowie Cash-Management durchführt.
Dabei übernehmen die Berater unterschiedliche Aufgaben, die sie in Teams
gemeinsam mit Kundenmitarbeitern
bearbeiten.
Was war deine konkrete Rolle
dabei?
Ich habe die notwendigen Prozesse
und Systeme für eine konzernweit einheitliche und systematische Erfassung,
Weiterverarbeitung und Meldung von
qualitätsgesicherten Planzahlen für zukünftige Zahlungen des Konzerns etabliert. Diese Planzahlen wurden dann
für das Fremdwährungsmanagement
sowie im Hedge-Accounting verwendet.
Unser Kunde stellt einen großen Anteil
seiner Produkte im Euro-Raum her, verkauft sie aber außerhalb dieses Raums.
Betrachtet man die Zahlungen in USDollar, so übersteigen die Zahlungseingänge hier die Ausgänge, sodass netto
regelmäßig ein Überschuss an DollarZugängen zu verzeichnen ist. Der EuroWert dieses Überschusses hängt vom
schwankenden Wechselkurs zwischen
Dollar und Euro ab. Gegen diese Wechselkursschwankungen möchte sich der
Hersteller durch ein aktives Währungsmanagement absichern.
Was sind heute deine Aufgaben
als Manager?
Beim Manager verschiebt sich der Fokus von den fachlichen Fragen hin zum
Projektmanagement. Dazu zählen die
zeitliche Planung von ProjektabschnitVamp Winter 2011
Sabrina Adam im Gespräch mit Bernd Will
ten, die Zuordnung und Koordination
der Mitarbeiter, die Abstimmung mit
dem Kunden, die Kontrolle des Projektfortschritts sowie die Qualitätssicherung
von fachlichen Ergebnissen. Weitere
Aufgaben bestehen in der Akquise neuer Projekte für d-fine und im Recruiting
neuer Mitarbeiter.
Was schätzt du an deinem Beruf
besonders?
Mir macht es Spaß, gemeinsam mit anderen Menschen an einem Ziel zu arbeiten. In jedem Projekt ergeben sich dabei
ganz eigene Herausforderungen, die
nicht immer nur fachlicher Art sind, sondern z. B. auch die eigenen Social Skills
in einem schwierigen Projektumfeld fordern. Ich finde es sehr motivierend, am
Ende eines Projektes auf all die Herausforderungen zurückzuschauen, die man
selbst oder gemeinsam mit Kollegen
gemeistert hat, und zu sehen, wie die Ergebnisse beim Kunden genutzt werden.
Kontakt
d-fine AG
Rämistrasse 46
CH-8001 Zürich
www.d-fine.ch
39
Michael Stadelmann
ETH Alumni Math • Phys
Für Neulinge ist bereits das erste Semester vorbei, andere bereiten sich auf
die ersten Prüfungsblöcke vor und merken, dass es noch viel fieser wird als im
ersten Jahr. Alle anderen wissen so langsam, wie der Hase läuft.
Für die Neulinge steigt der Druck,
denn die ersten grossen Prüfungen kommen näher und näher, der zu lernende
Stoff wird grösser und grösser und die
Angst wächst und wächst. Und Angst
haben alle – auch wenn es nicht alle zugeben.
Ein mögliches Scheitern bei den ersten Vordiplomen bringt Zweifel hervor.
Aber wie man im folgenden Interview
sehen kann, gibt’s schon viele, die gescheitert sind und trotzdem noch den
Rank mit dem Studium gefunden haben.
Kurz gesagt:
Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Dies ist
übrigens mein Lebensmotto.
Dies gilt auch für uns Alumni. Das
Organisieren von Events sind immer
kleine Prüfungen. Manchmal ist man
40
unzufrieden und fällt an Hand seiner eigenen Kriterien durch, manchmal läuft’s
perfekt.
Das einzige, was man machen kann,
ist zu versuchen, sich so gut wie möglich
vorzubereiten. Dies gelingt aber leider
nicht immer, da der Zeitfaktor sehr dominant ist, womit wir beim Zeitmanagement angelangt sind.
Für das nächste Jahr haben wir für uns
wieder viele Prüfungen geplant. Insbesondere ein Event, wo wir Euch einige
Werdegänge vorstellen möchten: Wie
ist der Alltag als LehrerIn? Was tut man
bei einer Bank? Was berechnet man bei
einer Versicherung? Arbeitet man wirklich so viel im Consulting?
Das Ziel ist Euch aufzuzeigen, was
man mit einem Interessenstudium auf
die Beine stellen kann. Ein Informationsmail wird noch versendet.
Wir bereiten uns auf diese Prüfung
vor und hoffen schwer, diese zu bestehen. Zwischenzeitlich müsst Ihr aber
noch ran – Viel Erfolg!
ETH
Michael Stadelmann
5 Fragen an Marco Fell, Dipl.
Phys. 2003
Marco Fell ist in Arosa aufgewachsen und besuchte danach das
Gymnasium in Chur. Er absolvierte sein Studium in Physik und
doktorierte anschliessend bei Prof. Dr. Jörg Bilgram im Bereich der
Festkörperphysik. Hierbei untersuchte er die Strukturbildung von
Kristallen am Edelgas Xenon.
2007 begann er seine Karriere in der IT-Beratung bei Solution Providers, wo er sich unterdessen auf Versicherungen spezialisiert hat.
Der klassische Werdegang führte vom Consultant über Senior Consultant bis hin zu
Manager; diese Stellung hat er seit einem halben Jahr inne. Marco Fell ist Bataillonskommandant Stellvertreter in der Schweizer Armee.
Warum haben Sie Physik studiert?
Welche Erinnerungen an Ihr Studium an der ETH sind für Sie am
Um ganz ehrlich zu sein: Wegen Star wichtigsten?
Trek (lacht). Das Beamen, die Wurmlöcher und all die Gadgets haben mich
fasziniert. Man darf wohl sagen, dass ich
ein kleiner Geek war. Im Gymnasium
hatte ich weiterhin auch sehr viel Freude an Naturwissenschaften, sodass die
Entscheidung relativ leicht fiel. Während des Studiums kam ich zwar auch in
den Genuss der Mathematik und dessen
Schönheit, aber ich habe mich dann definitiv für die Physik entschieden.
Vamp Winter 2011
Für mich war es ein Schock, wie hoch die
Anforderungen nach dem Gymnasium
waren - ich kam ziemlich unter die Räder. Auch empfand ich einige Kommilitonen als etwas sehr auf die „Schule“, auf
das Studieren fokussiert. Wirklich beindruckend fand ich die Professoren, beispielsweise Prof. Trubowitz, die fachlich
hervorragend den Stoff immer mit einer
lockeren Distanz präsentierten.
41
Was haben Sie mit Ihrem Physikstudium an der ETH fürs Leben
gelernt?
Vor dem Studium fiel mir immer alles
sehr leicht. Dass ich mich plötzlich richtig reinknien musste, hat mich sehr geprägt; das Sprichwort „Ohne Fleiss kein
Preis“ kann ich also bestätigen.
Aber auch die Ausbildung hat mich auf
die Welt vorbereitet. Wir haben gelernt,
alles methodisch und fachlich bis aufs
Detail zu analysieren und Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Vor allem habe ich gelernt, dass es immer noch eine Betrachtungsweise mehr
gibt – egal, wie viele man schon kennt.
Mag eine Frage noch so kurios sein, wir
haben gelernt, systematisch vorzugehen.
Warum sind Sie Mitglied bei ETH
Alumni Math • Phys?
Einerseits möchte ich den Draht zur
ETH und Akademie aufrecht erhalten,
andererseits bin ich auch neugierig, was
andere mit der gleichen Ausbildung erreichen. Und im Alltag hat man mit so
vielen verschiedenen Menschen zu tun,
dass es ab und zu „erholsam“ ist, mit
Menschen der „gleichen Art“ zu sprechen.
Es ist aber auch schön, in einem solchen
42
exklusiven Netzwerk sein zu können
– wie mein Lateinlehrer schon immer
sagte: „Physiker waren bereits bei den
Phöniziern angesehene Leute“ (lacht).
Welchen Tipp können Sie Studierenden für Ihre Karriere geben?
Zwei Dinge:
Erstens: Seid offen für alles, zeigt vielseitiges Interesse und lässt andere Einflüsse
auf euch wirken.
Zweitens: Habt ein Ziel und fokussiert
euch darauf.
Das mag sich paradox anhören, jedoch
widersprechen sich diese Punkte gar
nicht – der Weg ist oft fremdbestimmt
und chaotisch. Es kostet zu viel Aufwand, dagegen anzukämpfen; aber nur,
wer sein Ziel kennt, kommt hin!
Wichtig ist auch zu vermerken, dass die
reale Welt aus Menschen besteht. Das
kommt im Studium manchmal etwas zu
kurz.
ETH
David Krammer; HB9FDQ
Die Funkbude des AMIV stellt
sich vor
Der VAMP bietet in jeder Ausgabe einer studentischen Initiative eine Plattform, sich zu präsentieren.
Die Funkbude ist eine Kommission
des AMIVs und betreibt die Amateurfunkstation der ETH auf dem Dach des
ETZ-Elektrotechnikgebäudes. Von dort
aus kommunizieren wir mit Menschen
auf der ganzen Welt, ganz ohne Telefon,
Internet oder Kabel. Unsere Mitglieder
kommen aus sehr unterschiedlichen Bereichen; Die meisten studieren zwar am
ITET, aber wir haben auch Maschinenbauer, Physiker, Materialwissenschaftler,
Mitarbeiter der ETH sowie Alumni in
unseren Reihen. Viele der technischen
Hochschulen haben eine Amateurfunkstation und eine aktive Gruppe an
Funkern. Die EPFL betreibt sogar einen eigenen Amateurfunksatelliten, den
Swisscube!
Unser Shack (so nennt man eine
Funkstation in der «Funkersprache»)
ist bestens ausgerüstet, um mit fast jedem Winkel der Erde kommunizieren
zu können: Vom klassischen Morsen,
das auch heute noch sehr viele Anhänger hat, über normalen Sprechfunk, bis
hin zu den neuen digitalen Betriebsarten ist bei uns funktechnisch (fast) alles
möglich.
Vamp Winter 2011
Unsere wichtigste Antenne für Kurzwelle ist ein 10 Meter hoher und 10
Meter breiter Kurzwellen-Beam mit 3
Elementen. Ausrichten kann man diesen
dank Rotor ganz bequem per Knopfdruck. Wenn du in Richtung ETZ läufst,
kannst du sie, je nachdem aus welcher
Richtung du kommst, von unten aus sehen. Für die anderen Frequenzbänder
haben wir noch einen Vertikalstrahler, 2
Yagis und einen Dipol. Das Rufzeichen
unserer Station ist HB9ZZ – damit geben wir uns im internationalen Funkverkehr zu erkennen.
Der Amateurfunk ist ein international anerkannter Funkdienst, wie z.B. der
Flugfunk oder der Rundfunk. Dementsprechend ist er auch reguliert, was die
erlaubte Sendeleistung oder die erlaubten Frequenzbänder betrifft. Es handelt
sich um ein (technisches) Hobby, allerdings mit einer enormen Spannweite.
Manche versuchen, auf diese Weise viele
Verbindungen mit Funkamateuren in
den entlegensten Orten der Welt herzustellen. Dies klingt trivialer als es ist, anders als beim Telefon spielen hier Antenneneinstellungen, Wetter und sogar die
43
Sonnenaktivität eine grosse Rolle, was
die Ausbreitung der Funkwellen betrifft.
Andere experimentieren mit selbstgebauten Antennen und Sendern. Bei
den oft stattfindenden Contests, an denen viele Funker auf der ganzen Welt
teilnehmen, geht es darum, in einer bestimmten Zeit (meist 24 Stunden) so
viele Verbindungen wie möglich herzustellen. Auch die Funkbude ist regelmäßig bei solchen Contests dabei.
Damit man selber funken kann,
muss man die Amateurfunkprüfung
des Bundesamts für Kommunikation
(BAKOM) ablegen. Diese besteht aus
je einem technischen und einem rechtlichen Multiple-Choice-Fragenteil. Wir
bieten jedes Herbstsemester einen Vorbereitungskurs an, aber man kann die
Prüfung auch problemlos selbstständig
vorbereiten.
Wenn du Fragen zum Amateurfunk
oder Funkbude hast, oder uns einfach
mal beim Funken zuschauen möchtest,
schreibe mir doch eine Mail oder melde
dich über unsere Webseite.
Aussenansicht des Funkraumes
Grosse Antenne
David Krammer HB9FDQ,
[email protected]
Präsident der Funkbude
hb9zz.ethz.ch
44
ETH
Stefan Keller
Tanzquotient
Der VAMP bietet in jeder Ausgabe einer studentischen Initiative eine Plattform, sich zu präsentieren.
Der Tanzquotient – Kommission
VSETH – will die Studierenden Zürichs
ans Tanzen heranführen. Dazu bieten
wir Kurse, freie Trainings, Parties und
mehr.
Die Kurse sind meist von Studierenden geleitet. Diese haben selbst grosse
Tanzerfahrung und können sie weitergeben. So lernt ihr in unseren Angeboten
wie ihr im Ausgang – in freier Wildbahn
– überlebt. Wir wollen euch den Spass
am Tanzen vermitteln; und durch den
Spass dann die Technik.
Am einfachsten macht ihr euch ein
eigenes Bild von uns: Zum Beispiel im
Tanzkurs am Freitagabend. Der findet in
der Arena 3 im ASVZ Hönggerberg statt,
ist gratis und mitunter auf Anfänger ausgerichtet. Da könnt ihr ungezwungen in
der Masse untertauchen und einfache
Tanzschritte und Figuren lernen. Ihr seid
auch ohne Partner herzlich eingeladen.
Oder beim Freien Tanzen: Wir legen
verschiedenste Musikstile auf und ihr
tanzt. Bei freiem Eintritt und jeder Menge Spass. Fast jeden Montag im Alumni
Pavillon bei der Polyterrasse.
Ende Oktober und spätestens im
November besuchten immer mehr In-
teressierte den Gratistanzkurs am Freitag Abend in der ASVZ Arena 3 auf
dem Hönggerberg. Und das GEP am
Montagabend platzt aus allen Nähten
während dem Freien Tanzen. Das sind
zwei der Zeichen, dass der Polyball näher rückt. Der TQ hat sich zum Ziel gemacht, Tanzen zu fördern. In dieser Zeit
wollen besonders viele Leute gefördert
werden. Das ist absolut verständlich:
Tanzen macht umso mehr Spass, je besser man es kann.
Am 26. November war‘s dann endlich
so weit: Der Polyball - das grösste Tanzereignis im Jahr - ging über die Bühnen.
Für den TQ speziell über zwei Bühnen,
Nord- und Südhof. Wir waren mit zwei
Showgruppen und einigen Taxidancern
präsent. Die Shows durften wir insgesamt drei mal aufführen. Das Publikum
war begeistert und hatte Lust auf Mehr.
Für dieses Mehr waren die Taxidancer
im Einsatz: Das sind junge, knackige
Männer und Frauen, die sich zum Tanzen auffordern lassen. Und Jungs, noch
nie war es so einfach eine Tanzpartnerin
zu finden, die mit euch geduldig neue
Figuren übt! Traut euch! Die Frauen aus
dem Publikum hatten jedenfalls erheb-
lich weniger Berührungsängste.
Über den ganzen Abend verteilt sahen
wir einige bekannte Gesichter. Insbesondere einige Mathematiker und Physiker.
Den zahlreichen lächelnden Gesichtern
nach zu urteilen, scheinen sich die TQAngebote auszuzahlen. Darum werden
wir auch nächstes Semester wieder für
euch da sein.
Für mehr Informationen:
http://tq.vseth.ethz.ch
Oder per Mail auf
[email protected]
46
Noch ein kleiner Tipp, den wir dem
AMIV verschweigen: Seid klug und
denkt voraus, d.h. besucht die Angebote
des TQ – Freies Tanzen, konkrete Kurse
und den erwähnten Gratiskurs – auch
während dem Jahr! Dann kommen tendenziell weniger Leute und wir vom TQ
haben Zeit, auf individuelle Wünsche
einzugehen. Haltet euer Tanzkönnen
aktuell; dann müsst ihr euch nicht erst
kurz vor dem Polyball in die (über-)vollen Räume zwängen.
Raisa Galimova
December Book Review
„Books that (may) change your
life“
I‘d like, first of all, to clarify this rather ambitious title for the current
review. Although I tried to be as objective as I could, the books
below still represent my personal opinion since the selection was
made from the novels that had the biggest impact on my life, so
please don‘t be offended if the books that influenced you most are
not represented below. This is by no means is an exhaustive list. All
suggestions and comments are most welcome at graisa@student.
ethz.ch.
“The Fountainhead”, by Ayn Rand
This book is probably the most personally affecting novel and arguably one
of the most powerful books ever written. It is also a fantastic introduction to
Rand‘s controversial philosophy of Objectivism, the view (to put it simply) of
individualism as the single driving force
behind a society‘s progress. Now, the
brilliance of the book is in that it lets
Vamp Winter 2011
you decide for yourself what you are and
whose side you take, instead of simply
„selling“ the ideas of Objectivism as one
might naively expect. Extremely gripping and never vapid, The Fountainhead
is a mixture of Rand‘s astute psychological and philosophical insights.
The main characters are all, without
exception, fascinating: Howard Roark
– a fiercely independent architectural
genius who would defer to no one in
the pursuit of his life goals; Dominique
Francon – perhaps even more unconventional Roark‘s lover, considered one
of the most complex female characters
ever written; Peter Keating – he smiles
at everyone, tries to please everyone, is
seeker of all that is conventional, and (in
Rand‘s mind!) hence is worthless and
doomed to degrade morally; Ellsworth
47
Toohey – the evil, brilliant, power-hungry manipulator. The well-depicted characters of the three men – Roark, Toohey
and Keating – are in truth the personifications of three distinct philosophies.
Roark is the individualist who doesn‘t
sacrifice himself to elevate his status in
the society. Toohey is the propagator
and employer of collectivism, which he
understands is a tool for manipulating
people. He wants to rule the world, and
realizes that destruction of individualism is the key to it. Keating represents a
perfect person by Toohey. He is a man
without his own opinion, only with that
of the society, who is trying to please and
be selfless. Interestingly, as Rand unveils
Keating‘s character, a reader might realize that there is no Peter Keating as such
– he is just a shell of a man, incarnate of
the society and its caprices.
To sum up, what is The Fountainhead
about? It is about one man pursuing his
quest for what he believes to be right
regardless of what the rest of the world
thinks of it. And he defeats them. All of
them. The culmination of the book is
Roark‘s famous courtroom speech where
he persuasively presents his philosophy
of existence. The Fountainhead is the
book against average, against mediocrity,
against collectivism and the rule by com-
48
mittee. It is the book for individualism,
for creativity and for fearlessly following
your own path.
“Wild Swans: Three Daughters of
China”, by Jung Chang
This deeply moving, incredible memoir covers three generations: Grandmother, mother and daughter (who is
the author herself). The story starts in
1924 and continues through the Japanese invasion, Communist victory in
1949, Cultural Revolution and its immediate aftermath. This book gave me
what I felt was the most honest history
of communist China.
Written in a strong yet simple language, Wild Swans is a powerful and
devastating story. Chang‘s Grandmother
was sold as a concubine to a warlord, and
was expected to consider it as the highest
honor for a girl of her social cast in the
for fun
pre-Mao China. With tiny bound feet
and no rights, she literally neither physically nor morally could leave her owner‘s
house. Not surprisingly, when the prospects of communism and perfect equality started mushrooming, her daughter,
i.e. Chang‘s mother, held tightly to what
seemed to be the way out of their dreary
circumstances.
Surprisingly, Chang‘s shockingly stark
portrayal of the real horrors of communism comes not through the eyes of its
victims, but rather through the depiction of one of its true devotees – her
farther. The latter, in my opinion, is one
of the most interesting characters in the
book. Determined to implement all the
Communist ideals in the daily life, he
did not think twice when he got into the
car appointed to him by the Party and
drove for miles, making his heavily pregnant wife walk after it in the dust, just
because that was what protocol dictated.
Eventually, he loses not just the love but
also the respect of his wife, children, and
friends. He is a tragedy with a capital T.
Following him from the days of Mao‘s
glory to the ultimate degradation and
death through the eyes of his daughter
makes it not only extremely painful for
the reader, but almost personal.
Vamp Winter 2011
Although written and published in the
era of supposedly free speech, this book
still remains banned in China. A must
read for anyone interested in Chinese
history.
“Crime and Punishment”, by Fyodor
Dostoevsky
Even if you have not read „Crime and
Punishment“, you definitely have heard
of it. In his monumental work, Dostoevsky shows his astute understanding of
human nature by an incredible examination of a man, Rodion Raskolnikov, who
commits a perfect murder and how he is
punished for it by his own conscience.
The true genius of Dostoevsky lies not
49
just in the ability to create complex characters, but the ability to take the reader
deep into the character‘s mind. Poverty-stricken Raskolnikov, a talented student, devises a theory about the whole
humankind divided into „extraordinary“ and „regular“ men, extraordinary
men being above the law, since in their
brilliance they think „new thoughts“
and, therefore, contribute to the society. Raskolnikov‘s moral state is akin to
ethical nihilism. To prove his theory, he
murders a vile, cynical old pawnbroker
and her sister – the act that brings him
into contact with his deep buried conscience. The central part of the novel is
in the psychological collapse of the protagonist‘s mind, as he slowly becomes
more and more obsessed and paranoid.
Dostoevsky provides the reader with a
suspenseful, penetrating psychological
analysis that goes far beyond the crime
– the study of the conflict between one‘s
personality and one‘s philosophy.
Dostoevsky is by no means an easy
read. One would have to sit down and
maybe re-read some parts of the novel in
order to grasp the full understanding of
what the author was trying to say. If you
haven‘t read anything by Dostoevsky
yet, then as a physicist or a mathematician you may perhaps be persuaded by
the words of Einstein: „Dostoevsky gives
me more than any scientist, more than
Gauss“.
50
“What is the What”, by Dave Eggers
The book is the true story of Valentino Achak Deng, one of the so-called
Lost Boys of Sudan. What is the What is
epic in scope but told in a very personal
and down-to-earth fashion. The material
itself is striking and eye-opening, even if
you have been aware of what happened
in Sudan.
Interestingly, although the story is
Valentino‘s, the writing is all Eggers‘. The
latter, instead of easily playing the story
as a straight biography, contrives Valentino‘s life in a beautiful way – going back
and forth between Achak‘s time in Africa
and his new life in Atlanta, United States.
While his life in Africa was indeed a horror, his life in the US is alas! not much
better, and this perhaps is the biggest
lesson of the book. Developed countries
united and agreed to help the Lost Boys
in the act of taking them out of Sudan as
refugees. And that was about it. In the
aftermath of the event, Valentino, along
with other Lost Boys, was exposed to
crying out discrimination by the society
unwilling to accept him.
for fun
What makes this book stand out is the
unmitigated tragedy of Achak‘s life and
the unbelievable sense of courage and
optimism that he showed throughout it.
As his story unfolds the unimaginable
and heartbreaking events, where most
people would simply give in, his courage
is almost beyond belief.
What is the What is also a great history lesson about Sudan and Africa in
general, and gives the reader great insight into the troubles in Darfur today. If
the world doesn‘t learn from Valentino‘s
story, then perhaps we are doomed as
species.
Read this book. It will change your
life.
Agenda
Freitag, 16. Dezember '11
Im GEP Pavillon wird der alte Streifen „Feuerzangenbowle“ mit Heinz
Rühmann gezeigt und das gleichnamige Getränk getrunken. Alles
selbst gemacht und gratis. Entweder Tasse mitbringen oder eine der
neuen VMP Tassen für 5 CHF am Abend selbst erwerben. Wir freuen
uns!
Einlass: 18:00 – Filmstart: 19:30
Vamp Winter 2011
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Rückblick
Halloween-Party
52
for fun
Vamp Winter 2011
53
Fun and Maths
Try to guess which movie titles are hidden in the images below.
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for fun
Vamp Winter 2011
55
56
for fun
All comics from spikedmath.com CC-BY-NC-SA
Vamp Winter 2011
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www.d-fine.ch
Start
Me Up!
The Rolling Stones, 1981
Starten Sie durch!
Sie haben in der Wissenschaft viel bewegt? Dann können
Sie auch in der Wirtschaft viel bewegen! Davon sind wir
bei d-fine fest überzeugt.
d-fine ist mit über 300 Beratern und Büros in Frankfurt,
München, Zürich, London und Hong Kong eines der
führenden europäischen Beratungsunternehmen, das
sich auf strategische, quantitative und technische
Fragestellungen im Finanz- und Risikomanagement
fokussiert. Banken, Versicherungen, Asset Manager und
große Industrieunternehmen zählen zu unseren Kunden.
Das Spektrum unserer Beratungstätigkeit reicht von der
Strategie-Entwicklung über die fachliche Konzeption
der zugehörigen Methoden und Prozesse bis zur professionellen Implementierung, vom finanzmathematischen Modell bis zur real-time Schnittstelle, vom
einfachen Kredit bis zum exotischen Derivat, vom
Ratingsystem bis zur Portfoliosteuerung, von IFRS bis
Solvency II.
Nun möchten wir gezielt unseren Standort Zürich
stärken und unser Engagement in der Schweiz weiter
ausbauen. Dafür suchen wir Sie als Physiker (m/w),
Mathematiker (m / w), (Wirtschafts-)Informatiker
(m/w) oder Wirtschaftswissenschaftler (m/w) mit
entsprechend quantitativ ausgerichteten Vertiefungsrichtungen für den Einstieg in die Beratung. Sie besitzen einen ausgezeichneten Universitätsabschluss,
sprechen fließend Englisch und Deutsch und haben weit
überdurchschnittliche mathematische Fähigkeiten.
Sie haben darüber hinaus sehr gute IT-Kenntnisse und
sind idealerweise bereits mit Statistik, Numerik und
Finanzmathematik vertraut.
d-fine AG
•
Rämistrasse 46
•
Neben starken analytischen Fähigkeiten und ergebnisorientiertem Vorgehen legen wir großen Wert auf soziale
Kompetenz. Teambildung statt Ellenbogengesellschaft
ist für uns Teil der Firmenphilosophie und spiegelt sich in
Projektstrukturen, Mitarbeiterförderung und Anreizsystemen wider. Als Beraterin und Berater benötigen Sie
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einzuarbeiten, Belastbarkeit und Freude an wechselnden
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Selbstverständlich erhalten Sie eine intensive Einführung in Ihr zukünftiges Aufgabenfeld. Wir sind bekannt
für unser umfangreiches Curriculum mit anspruchsvollen
Trainings, die wir unter anderem auch in Zusammenarbeit mit führenden internationalen Universitäten wie
z. B. der University of Oxford, der Frankfurt School of
Finance & Management, der Université de Lausanne,
der Mannheim Business School und der European
Business School in Oestrich-Winkel durchführen. Dabei
können Sie sogar einen Master of Science (MSc) in
Finanzmathematik, einen Executive MBA oder einen
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