Ein Flugzeugabsturz und Europas schwarze Liste

Transcrição

Ein Flugzeugabsturz und Europas schwarze Liste
Ressort: Internet und Technik
Ein Flugzeugabsturz und Europas schwarze Liste
Frankfurt, 18.08.2015 [ENA]
Als am Sonntag eine ATR 42 der indonesischen Fluglinie Trigana an einem Berghang zerschellte verloren
54 Menschen ihr Leben. Hierzulande hatten wohl die wenigsten bisher etwas von dieser Airline gehört. In
den Meldungen wurde auch sogleich erklärt, dass die Airline ja nicht nach Europa fliegen dürfte, da sie auf
der schwarzen Liste der EU steht. Da sind wir ja gerade nochmal mit dem Leben davon gekommen, oder
nicht?
Es war kurz nach 15:00 Uhr Ortszeit, als sich Flug TGN257 das letzte Mal über Funk gemeldet hat. Nichts
deutete auf Schwierigkeiten hin und alle, wohl auch die Besatzung, gingen von einer normalen Landung in
Oksibil aus. Leider kam es anders, das Flugzeug kollidierte wenige Minuten später mit einem Berghang
und alle 54 Insassen kamen dabei ums Leben. Der Ort Oksibil liegt mitten im Dschungel von Papua
Neuguinea, dem östlichsten Teil Indonesien. Er ist nur auf dem Luftweg erreichbar, Straßen dorthin gibt es
keine. Die Airline Trigana kennen außerhalb des Landes wohl nur Wenige. Die kleine Gesellschaft betreibt
einige ATR und Boeing 737 auf Inlandsrouten im Osten des Inselstaates und trotzdem findet sie sich auf
der schwarzen Liste der EU.
Um dies zu verstehen muß man sich die Struktur dieser Liste verdeutlichen. Oftmals stehen in ihr nicht
einzelne Airlines, sondern gleich die Fluggesellschaften eines ganzen Landes. So war es auch im Falle
Indonesiens. Grundsätzlich sind alle Airlines des Landes vom Himmel über Europa verbannt, bis auf die
staatliche Garuda. Diese fliegt derzeit täglich Amsterdam und London-Gatwick an. Bei der Einführung der
Liste vor gut 10 Jahren war allerdings auch Garuda mit einem Einflugverbot belegt. Erst als die Airline ihre
Flotte ausbaute und massiv verjüngte wurde sie aus der "Verbannung" entlassen. Bis dahin hatte vorallem
die holländische KLM ein lukratives Monopol auf Direktflügen nach Indonesien.
Allgemein gilt Fliegen in Indonesien als nicht besonders sicher. Es gibt eine Vielzahl von Airlines im
Lande, die veraltetes Fluggerät benutzen und deren Ausbildung beim fliegerischen Personal nicht
internationalen Standards entspricht. Das wohl traurigste Beispiel hierfür war die Adam Air, die innerhalb
weniger Monate drei Flugzeuge verlor. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Piloten
massive Mängel in der Bedienung der Boeing 737 hatten. Das war selbst der indonesischen Regierung
zuviel und man entzog der Gesellschaft kurzerhand die Zulassung. Doch ausser der Garuda hatte auch nie
eine indonesische Fluglinie vor nach Europa zu fliegen, bzw. verfügte über geeignetes Fluggerät. Was also
solle sie dann auf dieser Liste?
Redaktioneller Programmdienst:
European News Agency
Annette-Kolb-Str. 16
D-85055 Ingolstadt
Telefon: +49 (0) 841-951. 99.660
Telefax: +49 (0) 841-951. 99.661
Email: [email protected]
Internet: european-news-agency.com
Haftungsausschluss:
Der Herausgeber übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit
oder Vollständigkeit der veröffentlichten Meldung, sondern
stellt lediglich den Speicherplatz für die Bereitstellung und
den Zugriff auf Inhalte Dritter zur Verfügung. Für den Inhalt
der Meldung ist der allein jeweilige Autor verantwortlich.
- Seite 1 von 3 -
Ein anderes Beispiel hierfür ist die angolanische TAAG. Die staatliche Airline der ehemaligen
portugiesischen Kolonie war gerade dabei mit brandneuen Boeing 777-300 ihre Langstreckenflotte zu
erneuern, da geriet sie in den Focus der EU. Vorher flog sie täglich auf der Route Lissabon - Luanda.
Parallel dazu verkehrte auch der portugiesische Flaggcarrier TAP auf dieser Strecke. Schlagartig waren die
TAP-Flüge ausverkauft und TAAG muste sich bei sogenannten Adhoc-Charter Airlines Fluggerät mieten.
Dies geschah in einem Verfahren, dass man Wetlease nennt. Dahinter verbirgt sich, dass nicht nur das
Flugzeug selber gemietet wird, sondern die Crew und das Maintenance gleich dazu.
Am Anfang mietete man was der Markt hergab. Oftmals waren diese Maschinen mit zum Teil recht
zweifelhafter Herkunft in einem deutlich schlechteren Zustand, als die eigenen Flieger. Die Konsequenz
waren massive Verspätungen, zum Teil sogar mehrere Tage. In dieser Situation kam dann die vermeintliche
Rettung. Zufällig hat die größte Airline in Europa, die solche Charterdienste anbietet ihren Hauptsitz in
Lissabon. Nach einigen Jahren, als TAAG über eine Flotte mit einem Durchschnittsalter von unter 7 Jahren
verfügte, wurde auch sie von der schwarzen Liste genommen und durfte wieder mit eigenem Gerät nach
Europa kommen.
Neuestes Beispiel ist die Iraqi Airways. Sie flog bis letzte Woche auch Deutschland an. Nachdem man nun
Sicherheitsbedenken bei einer Crew in Stockholm fand wurde die Airline prompt vom europäischen
Himmel verbannt. Der Markt mit derartigen Ethnoverbindungen ist groß und so wundert es nicht, dass auch
europäische Airlines ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. In Deutschland ist es vor allem die Germania,
die in diesem Marktsegment aktiv ist und so dürfte man über die unverhoffte Schützenhilfe aus Brüssel
nicht gerade traurig sein. Zum Vergleich, als man vor Jahren eine Pilotin der Easyjet sturzbetrunken in
Berlin auf dem Weg zu ihrem Flieger antraf, da verlangte niemand, der Airline ein Flugverbot zu geben.
Was hat uns also diese Liste gebracht? Hat sie Europas Himmel sicherer gemacht? So richtig abschließend
beurteilen kann man es nicht, da wohl niemand in die Glaskugel schauen kann, um zu sehen was alles ohne
sie passiert wäre. Auf ihr finden sich aber in der Hauptsache zwei Arten von Airlines, kleine lokale
Gesellschaften aus Afrika oder Asien, welche eh niemals nach Europa kommen würden und ungeliebte
Konkurenz für die grossen europäischen Airlines, die ihre Dienste unter Umständen zu deutlich günstigeren
Konditionen anbinden könnten. Und so reiht sie sich ein in ein Wust von Regelwerken, mit dem man schon
die skurilsten Sachen normen wollte, sogar die Krümmung von Gurken und Bananen.
Bericht online lesen:
http://rsand.en-a.de/internet_und_technik/ein_flugzeugabsturz_und_europas_schwarze_liste-62178/
Redaktion und Verantwortlichkeit:
Redaktioneller Programmdienst:
European News Agency
Annette-Kolb-Str. 16
D-85055 Ingolstadt
Telefon: +49 (0) 841-951. 99.660
Telefax: +49 (0) 841-951. 99.661
Email: [email protected]
Internet: european-news-agency.com
Haftungsausschluss:
Der Herausgeber übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit
oder Vollständigkeit der veröffentlichten Meldung, sondern
stellt lediglich den Speicherplatz für die Bereitstellung und
den Zugriff auf Inhalte Dritter zur Verfügung. Für den Inhalt
der Meldung ist der allein jeweilige Autor verantwortlich.
- Seite 2 von 3 -
V.i.S.d.P. und gem. § 6 MDStV: Lars Kitschke
Redaktioneller Programmdienst:
European News Agency
Annette-Kolb-Str. 16
D-85055 Ingolstadt
Telefon: +49 (0) 841-951. 99.660
Telefax: +49 (0) 841-951. 99.661
Email: [email protected]
Internet: european-news-agency.com
Haftungsausschluss:
Der Herausgeber übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit
oder Vollständigkeit der veröffentlichten Meldung, sondern
stellt lediglich den Speicherplatz für die Bereitstellung und
den Zugriff auf Inhalte Dritter zur Verfügung. Für den Inhalt
der Meldung ist der allein jeweilige Autor verantwortlich.
- Seite 3 von 3 -