Wobblerbau (ca 300KB)

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Wobblerbau (ca 300KB)
© 2010
Wobblerbau
by Phillip Roser
Da jetzt im Winter das Angeln kaum noch Spass macht, habe ich eine Anleitung geschrieben,
wie man sich während der Schonzeitphase die Zeit mit dem Wobblerbau vertreiben kann.
Also an Materialien braucht ihr erstmal folgendes: Balsaholz, V2A-Draht in 1mm Dicke,
Polycarbonat in 1,5 oder 2mm,
Blei, 5-Minuten Epoxy, Sprüh
oder/-und Acrylfarbe und
normalen, langsamer
trocknenden Epoxy. Das gibt es
alles im Baumärkten,
Modellbauläden oder im Internet
zu kaufen.
Werkzeuge: Verschiedene kleine
Zangen zum Biegen des
Drahtes, Säge zum
Tauchschaufel ausschneiden
und Balsaholz in die Grobe
Form bringen. Außerdem ein
Cuttermesser und feines
Schleifpapier um das Balsaholz
zu bearbeiten.
Zuerst fangen wir damit an,
einen Wobbler zu skizzieren,
den wir später haben möchten.
Ich habe mich für einen kleinen 4cm großen Barschwobbler entschieden weil ich damit in den
letzten Jahren sehr gut gefangen habe.
Wir malen die groben Umrisse aufs Balsaholz und sägend den Rohling aus. Am besten geht
das mit einer kleinen Tischsäge oder Stichsäge, aber notfalls auch von Hand mit dem
Cuttermesser oder per Handsäge. Dann kann man den "Holzklotz" nach eigenen Wünschen so
Schnitzen (Cutter) dass er die gewünschte Form hat und danach mit feinem Schleifpapier
abglätten.
Danach müssen wir uns
überlegen wie tief der
Wobbler laufen soll.
Bei einem Flachläufer können wir die Tauchschaufel klein ausfallen lassen und in einem sehr
steilen Winkel nach unten.
Bei Tiefläufern muss die
Tauchschaufel länger
und steiler nach vorne
gehen. Außerdem ist in
diesem Fall besser wenn
dann die Einhängeöse
aus der Tauchschaufel
austritt (So wie bei
meinem Wobbler).
Je breiter die
Tauchschaufel von oben
betrachtet ist, desto
mehr vibriert der
Wobbler beim Einholen.
Darauf stehen vor allem
Barsche. Eine sehr
schmale Tauchschaufel
lässt den Wobbler ein
bischen flacher und in
schönen S-Bahnen laufen und flanken, was
die Hechte oft mögen.
An die entsprechende Stelle im
Kopfbereich des Wobblers sägen wir nun
einen tauchschaufeldicken Schlitz, wo
diese später eingeklebt wird. Dabei muss
der Winkel natürlich schon stimmen, in
dem die Schaufel später anstehen soll.
Ich habe eine breitere Tauchschaufel eingebaut.
Da die Stahlachse, die das Ende unserer
Angelschnur mit den Haken verbindet, im
Wobbler verschwinden soll, müssen wir
eine Kerbe in den Bauch des
Wobblerrohlings schneiden (Cutter). dann
kann man einfach mal probieren, die
Stahlachse passend zu biegen, so dass
die Hakenösen an den richtigen Stellen
austreten und alles gerade verläuft. Vor
allen dass die spätere Einhängeöse mittig
ist, ist wichtig, ansonsten läuft der
Wobbler später schief.
Generell ist es einfacher große Hechtwobbler zu
bauen, da diese nicht so fein austariert werden
müssen und auch bei nicht perfekt gerader
Tauchschaufel meistens noch ganz ansehnlich
laufen. Kleinere Wobbler drehen sich beim
Einkurbeln schnell auf die Seite wenn die
Tauchschaufel oder die Einhängeöse nicht gerade
sitzt.
Wenn der Balsakörper die richtige Form hat kann
man sich die Tauchschaufel auf das Polycarbonat
zeichnen und aussägen.
Wichtig ist, dass die Form der Schaufel sich auf der Mittelachse spiegelt, also nicht dass die
linke hälfte der Tauchschaufel mehr Angriffsfläche für das Wasser bietet als die Rechte. Das
führt ansonsten später auch zu einem schlechten Laufverhalten. Wenn die Einhängeöse aus
der Tauchschaufel austreten soll, dann muss man an der entsprechenden Stelle noch ein Loch
bohren, durch welches die Öse verläuft.
Danach kann man schon den 5 Minuten Epoxy anrühren und in dem Schlitz des
Wobblerbauches verteilen. Nun muss die Stahlachse gerade in den Schlitz gelegt werden, weil
sie nach aushärten des Epoxys schon fest verankert ist. In den zuvor für die Tauchschaufel
angefertigten Schlitz, geben wir jetzt auch einen tropfen Epoxy und stecken die Tauchschaufel
darauf. Jetzt ist die letzte Chance, die Tauchschaufel sowie Einhängeöse Mittig auszurichten.
AUßerdem wird in diesem Schritt auch schon das Blei eingeklebt.
Zwar kann man den Wobbler auch ganz ohne Blei bauen, weil die Stahlachse und die Haken
später in den meisten Fällen schon ausreichen, die Schwimmlage zu stabilisieren aber dann ist
der Auftrieb sehr hoch. Es gibt auch formeln mit denen man ausrechnen kann, wie viel Gramm
Blei in einen Wobbler muss damit er Schwebt, aber ich tariere die meisten Köder nach Gefühl
aus.
Wenn zu viel Blei eingebaut wird, sinkt der Wobbler natürlich später wie ein Stein zu Boden.
Wenn nach ca. fünf Minuten der Epoxy so hart ist dass man ihn ohne Probleme anfassen kann,
dann darf man schon weiter arbeiten. Falls die Tauchschaufel an den Stellen wo sie im
Wobbler verklebt ist, noch seitlich übersteht, kann man diese Stellen noch abschleifen.
Dann können wir auch schon mit der Bemalung beginnen. Natürlich sieht es genial aus wenn
man eine Airbrush besitzt und damit arbeiten kann, aber es reicht auch vollkommen aus wenn
wir den Wobbler mit normalen Sprühfarben oder Acrylfarben bemalen. Da ich persönlich am
liebsten mit Barschdekors angle, bemale ich die Wobbler folgendermaßen:
Zuerst sprühe ich mit weißer Sprühfarbe als Grundierung den ganzen Körper des Wobblers
Weiß. Vorm Besprühen muss man die Tauchschaufel allerdings noch mit Klebeband abkleben
damit diese später nicht Farbig wird, sondern klar bleibt.
Wenn die weiße Schicht trocken ist, dann sprühe ich meistens von oben mit grüner
Sprühfarbe, sodass der Rücken Dunkelgrün ist, die Seiten noch grünlich aussehen, aber der
Bauch weiss bleibt.
Nach dieser Schicht folgt eine Schicht mit schwarzer Sprühfarbe, diesmal nur von Oben, so
dass lediglich der Rücken schwarz wird. Man sollte nie eine neue Schicht aufsprühen bevor die
vorige Trocken ist,
da ansonsten die
Farbe schnell
verläuft und das
ganze Werk
versaut. Auch ist
es wichtig dass
man beim
Sprühen genug
Abstand zum
Köder hält um
tropfenbildung zu
verhindern.
Jetzt hat der
Wobbler schon die
Farben eines
Barsches. Die
schwarzen
Striche, sowie die
Augen werden mit
Acrylfarben, oder
anderen
geeigneten Farben per Pinsel aufgebracht. Edding würde ich dafür nicht empfehlen, da dieser
in Verbindung mit Epoxy verläuft. Dies ist auf jeden Fall eine der einfachsten Methoden einen
Wobbler anzumalen.
Hat der Köder die Farbe, die er auch dauerhaft behalten soll, wird erneut Epoxy angerührt,
diesmal allerdings nicht der 5-Minuten-Epoxy, sondern der länger trocknende. Weil dieser
länger austrocknet und am Anfang des Anrührens auch noch flüssiger ist, wird die Schicht die
den Köder später vor Hechtzähnen schützt, gleichmässiger und klarer.
Allerdings besteht hierbei auch die Gefahr dass der Epoxy zu flüssig ist und wieder vom Köder
runterläuft. Aus diesem Grund warte ich so lange, bis der Epoxy die richtige Konsistenz
erreicht hat. Nun lässt er sich noch gut und gleich mässig verteilen, aber bildet nicht so schnell
Tropfen.
Dennoch sollte man den bestrichenen Köder die ersten 20 Minuten noch regelmässig wenden
(Einhängeöde, an der er aufgehängt wurde tauschen), da man Tropfenbildung anders nicht
ganz vermeiden kann.
Man kann sich hierfür auch ein "Köderkarusell" bauen, in das der Wobbler eingehängt wird
und per Minimotor ständig gedreht wird. Ich besitze kein solches, allerdings ist das bestimmt
eine praktische Sache!
Andere Bastler bringen die letzte Schutzschicht nicht mit Epoxy, sondern mit Bootslack auf.
Damit habe ich allerdings keine Erfahrungen gemacht und kann deshalb nicht viel dazu sagen.
Die Haken und Sprengringe werden natürlich erst jetzt montiert und damit ist der Wobbler auch
schon einsatzbereit!
Ich sehe den Vorteil von selbstgebauten Wobblern vor allem im Preis. Die anschaffung der
Materialien (Epoxy, Balsaholz, Draht und Polycarbonat) mag zwar auf den ersten Blick teuer
erscheinen, wenn man allerdings bedenkt dass man damit bis zu 50 Wobbler bauen kann
(natürlich hängt das von der Größe ab), von denen im Laden jeder vielleicht 5-15€ kosten
würde, dann rechtfertigt das die Materialkosten auf alle Fälle!
Außerdem kann man sich den Wobbler für die eigenen Einsatzgebiete und Gewässer perfekt
anpassen (Lieblingsfarbe, Lauftiefe, Schwimmverhalten, Größe und Form). Ich habe mit meinen
selbstgebauten Wobblern teilweise schon sehr gut gefangen. Und die Freude über den Fisch
ist dann gleich doppelt so groß!
Meistens werden die ersten Testmodelle natürlich noch nicht perfekt, aber je mehr man sich
mit dem Thema beschäftigt und je mehr erfahrung man bekommt, desto besser werden die
Köder auch. Ein kleiner Tipp falls der Wobbler sich beim Einkurbeln auf eine Seite legen sollte
oder sich sogar um die Achse dreht: Biegt die Einhängeöse mit einer kleinen Zange vorsichtig
in die entgegengesetzte Richtung.
Hier mal ein Bild von verschiedensten Wobblern und Jerkbaits, die ich selbst gebaut habe.
Die größeren Hechtköder allerdings werden ganz anders als im Text beschrieben gebaut. Hier
wird Eichenholz verwendet und auch keine durchgehende Drahtachse, sondern nur
eingeklebte Drehösen. Mehrteilige Köder sind natürlich umso mehr arbeit. Aber das ist ein
ganz anderes Kapitel. Wenn ich mal dazu komme, schreibe ich gerne noch einen Bericht über
den Bau von Jerkbaits und mehrteiligen Swimbaits.
Petri Heil
Phillip Roser
©2010
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Genehmigung des Autors erlaubt.
Text & Fotos:
Phillip Roser,
Polizeisport-Verein, Abteilung Angeln, Detmold