Gestern und Heute - Wilhelmshavener Zeitung

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Gestern und Heute - Wilhelmshavener Zeitung
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präsentiert vom:
alten
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Wilhe
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Folge 4 im Juni 2012
Historischer Streifzug in Bildern mit der
uni 2012 9. Juni 2012
Gester n
und
Heute
präsentiert vom
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 3
Blick in die Bismarckstraße östlich
des Bismarckplatzes. Im Haus des Kon­
sumvereins befindet sich heute ein Fein­
kostgeschäft. Im Hintergrund die katho­
lische Petrus­Kirche, die im Krieg zer­
stört wurde.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Inhalt
Gewinnspiel mit der WZ
Hotel „Reichsadler“ am Börsenplatz
Prince-Rupert-School
Lausbuben in Trümmern
Leserhinweise
Die großen Stars im „Regina“
Ein Dorf verschwindet unterm Müll
Auszug der Hochschule
Das Kinderheim Rüstringens
Immer fehlten starke Brücken
Tante Adele im „Duck dich“
Gegen Attacken zu Lande
Gesellschaftshaus Schützenhof
Neuer Bezug für „Sonnenbank“
Stadtgärtnerei wird Rosarium
Dienstwohnung für den Oberwerftdirektor
Kindheit im Villenviertel
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„Gestern und Heute –
Wilhelmshaven in alten
und neuen Bildern“ –
Sonderbeilage der
„Wilhelmshavener Zeitung“.
Redaktion: Hartmut Siefken.
Anzeigen: Thomas Schipper.
Verlag und Druck: Brune-Mettcker-Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Parkstraße 8,
26382 Wilhelmshaven,
Postfach 1265,
26352 Wilhelmshaven.
Die Zeitung ist in all ihren Teilen
urheberrechtlich geschützt. Ohne vorherige Genehmigung
durch den Verlag dürfen diese
Zeitung oder alle in ihr enthaltenen Beiträge und
Abbildungen weder vervielfältigt
noch verbreitet werden. Dies
gilt ebenso für die Aufnahme in
elektronische Datenbanksysteme und die Vervielfältigung auf
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Telefon (0 44 21) 488-0,
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(0 44 21) 488 259,
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(0 44 21) 488 430,
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E-Mail: [email protected],
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Internet: www.WZonline.de
Seite 4 · Wilhelmshavener Zeitung
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Heute
präsentiert vom
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Gewinnspiel
mit der WZ
Die Bismarckstraße im Krieg, von der Gökerstraße aus nach Osten betrachtet. Das kleine
Foto zeigt den selben Blickwinkel heute.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Spannende Geschichte
WILHELMSHAVEN/SI – Wilhelmshaven ist eine junge Stadt,
kaum 160 Jahre reicht die
Spanne an Jahren von den Planungen des Marine-Etablissements bis heute. Und obwohl
so relativ jung an Jahren, blickt
Wilhelmshaven doch auf eine
spannende Geschichte zurück.
Der Kampf mit dem Meer, die
Anstrengungen des Hafenbaus,
die Mühsal der Werftarbeiter,
das An- und Abschwellen des
Schmelztiegels Marine, der Verwaltungs-Dualismus des durch
eine Landesgrenze geteilten
Siedlungsraumes, die Zerstörungen des Krieges und der
Wiederaufbau, Landgewinnung
und
Industrieansiedlungen,
Stagnation und die Gewinnung
neuer Hafen- und Industrieflächen – kaum eine Stadt machte
so viele Wechselfälle durch wie
Wilhelmshaven. Vieles Vergangene ist im Sinne des Wortes
verschüttet und lebt nur noch in
der Erinnerung. Diese aber ist
wach. Es lässt sich viel erzählen.
Als die „Wilhelmshavener
Zeitung“ im vergangenen Spätsommer und Herbst drei Beilagen „Gestern und Heute – Wilhelmshaven in alten und neuen
Bildern herausbrachte“, war
das Leser-Echo überwältigend. Nicht nur Hiesige, auch
viele Buten-Wilhelmshavener
nahmen die historischen Beilagen mit großem Wohlgefallen
zur Kenntnis. Stellvertretend
für viele lobende Zuschriften
und Telefonate seien hier die
Zeilen der WZ-Leserin Gisela
Stein wiedergegeben, die die
Beilagen auch ihrer Freundin
Annemarie
Penning,
geb.
Schwegmann, die seit 1950 in
Bonn lebt, schickte: „Sie ist –
wie wohl alle – von der Aufmachung und dem Inhalt begeistert! Besonders wir Alten erkennen manches schon fast vergessene Gebäude oder damals
vertraute Ecken wieder. Dafür
Danke!“
Für so viel Lob revanchiert
sich die „Wilhelmshavener Zeitung“ mit drei weiteren Folgen
von „Gestern und Heute. Und
auch dieses Mal, liebe Leserinnen und Leser, sind Sie herzlich
dazu aufgefordert, in ihren eigenen Erinnerungen zu kramen
und uns aus diesem Schatz etwas zur Veröffentlichung zur
Verfügung zu stellen – per Post,
per E-Mail, per Telefon. Bitte
versehen Sie das von Ihnen eingesandte Material unbedingt
vollständig mit ihrem Namen.
Wenn Sie uns schreiben wollen:
Ihre Post an die Redaktion von
„Gestern und Heute“ senden
Sie bitte an die
Wilhelmshavener Zeitung
Gestern und Heute
Parkstraße 8
26382 Wilhelmshaven.
Sie können sie auch persönlich hier abgeben.
Zusendungen per E-Mail bitte
an:
[email protected].
Bitte in die Betreffzeile
„Gestern und Heute“ schrei-
ben und im Anschreiben Ihre
Telefonnummer nicht vergessen.
Anrufe werden unter Telefon
0 44 21 / 488 441
entgegengenommen.
WILHELMSHAVEN/SI – Als Leser der „Wilhelmshavener
Zeitung“ können Sie an
einem Gewinnspiel teilnehmen.
Am
kommenden
Dienstag, 12. Juni, wird ein
Gewinncoupon für die erste
Spielrunde mit zehn leeren
Kästchen veröffentlicht. Bilder aus der Beilage „Gestern und Heute“ werden an
zehn Tagen bis zum 22. Juni
in der „Wilhelmshavener
Zeitung“ noch einmal veröffentlicht wird. Diese gilt es
auszuschneiden und an die
richtige Stelle auf dem Coupon zu kleben. Aus den eingesandten, mit den Bildern
beklebten Coupons lost die
WZ (unter Ausschluss des
Rechtsweges) folgende Gewinne aus:
1. Preis 500 Euro
2. Preis 250 Euro
3. Preis 100 Euro
sowie 7 mal 50 Euro.
Einsendeschluss für die
erste Spielrunde ist der 26.
Juni 2012. In gleicher Weise
werden zwei weitere Spielrunden mit Bildern aus der
zweiten und dritten Beilage
veranstaltet, für die die gleichen Gewinne wie in der ersten Runde winken. Bitte
senden sie Ihren ausgefüllten Coupon an die
Wilhelmshavener Zeitung
Parkstraße 8
26382 Wilhelmshaven
oder geben Sie ihn direkt in
der Schalterhalle oder in der
Geschäftsstelle in Schortens, Oldenburger Straße 9,
ab.
uni 2012 9. Juni 2012
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 5
Der vornehme „Reichsadler“
Vor 25 Jahren wurde
der Börsenplatz saniert. Einst war er Vergnügungsmittelpunkt
der Stadt. Das Hotel
„Reichsadler“ prunkte
an der Nordseite.
Farbe sauber gestrichen, die
rechte Hälfte ist mit einer vorgenagelten Verblendung verschalt
und wirkt heruntergekommen.
Der Bauunternehmer Ferdinand Kotte hatte das Gebäude
1899 gebaut. Es hatte mächtige Erker, ein repräsentatives
Hauptportal, darüber drei Bal-
kone, historisierenden Figurenschmuck – eine wilhelminische
Schmuckschatulle. Der Gast,
schreibt Freuke Adrian, sollte
sich wie ein König fühlen. Innen
herrschte Komfort. Die Zimmer
verfügten, wie Inhaber Otto
Dettmann in einer Anzeige
warb, über Bäder und eine
Dampfheizung, es gab ein „vorzügliches Keller-Restaurant“,
eine Bar, einen Veranstaltungssaal. Ein roter Kokosteppich
führte die Stufen zum Portal hinauf.
In den Stallungen war Platz
für 30 Pferde.
Fortsetzung auf Seite 6
VON HARTMUT SIEFKEN
WILHELMSHAVEN – Der Börsenplatz war bis zu den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg einer
der schönsten und lebhaftesten Orte in Wilhelmshaven. Vor
25 Jahren, im Mai 1987, feierte
man die Fertigstellung der Sanierung.
Oberbürgermeister
Eberhard Menzel setzte feierlich den letzten Stein ins neue
Klinkerpflaster. Seit 1987 gibt
es auf dem Börsenplatz auch
Geld anlegen – so einfach
wie Rad fahren.
Mit Deka-BasisAnlage.
Ein gutes Gefühl, wenn Geld anlegen ganz einfach
und verständlich ist.
Jetzt in Ihrer
Oberbürgermeister Eberhard
Menzel pflasterte den letzten
Stein.
FOTO: WZ-BILDDIENST
wieder einen Wochenmarkt.
Prunkstück des Platzes war
in der ersten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts
das
Hotel
„Reichsadler“,
dessen
schmucklose
Hinterlassenschaft noch heute dort steht.
Das große, repräsentative Gebäude mit seinem einst reichen
Fassadenschmuck hatte den
Krieg relativ unbeschadet überstanden, während ringsum vieles in Schutt und Asche gebombt wurde. Erst nach dem
Kriege, berichtet Freuke Adrian
in ihrem Buch „Kneipenklatsch
und Ballgeflüster“, wurden die
prachtvollen Ornamente abgeschlagen. Heute steht das Gebäude wie zweigeteilt da, die linke Hälfte verputzt und mit roter
Die wesentlichen Anlegerinformationen, die Verkaufsprospekte und die
Berichte erhalten Sie in deutscher Sprache bei Ihrer Sparkasse oder Landesbank.
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Seite 6 · Wilhelmshavener Zeitung
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Das Hotel „Reichsadler“ zählte in der kurzen Zeit seines Bestehens vor dem Ersten Weltkrieg zu den besten Häusern der Stadt.
Doch im Festungsgebiet war ihm keine gedeihliche Zukunft beschieden.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Pleitegeier schwebte über „Reichsadler“
Fortsetzung von Seite 5
So empfahl sich das Haus
für die Durchreise. Bahnreisende holte der Hotelwagen vom
Zug ab oder brachte sie zu den
Dampfschiffen nach den Nordseebädern. Den Börsenplatz
nannte man damals noch
Reichsadlerplatz.
Bauunternehmer Kotte verkaufte das Haus an C. Stöltje,
der an Emil Morgenstern. Auf
den Hotelbetreiber Dettmann
folgte der Ökonom August Lühr.
Der Erste Weltkrieg machte
den Eigentümern und Betreibern des Hotels einen Strich
durch die Rechnung. Die Festung Wilhelmshaven war nur
noch mit Passierschein zu erreichen. Die Gäste blieben aus.
Das Hotel wurde geschlossen
und zu Wohnungen umgebaut.
Restaurant und Saalbetrieb
verpachtete Morgenstern an
das
Gastronomen-Ehepaar
Georg und Gretchen Tönjes. Die
machten daraus das Kabarett
„Reichsadler-Brett’l“ mit vornehmer Tanzdiele und Gestühl
nach Art der Wiener Café-Häuser. Über der Tanzfläche drehte
sich eine Reflexkugel, die jeder
Party ihren Lichterglanz aufsetzte, erzählt die WZ-Leserin Käthe
Schröder, Tochter des damaligen Betreiber-Ehepaars, im
Buch „Kneipenklatsch & Ballgeflüster“. Alle zwei bis drei Wochen seien neue Künstler ins
Programm gekommen: Addi
Münster, Edgar Ralfs, Tetje de
Buhr, die Geschwister Bellona,
die Tango-Kapelle Poldi Reith,
Bauchredner Hagen und der
Hypnotiseur Lichtwald. Akrobaten, Tänzerinnen, Sänger und
Komiker traten im „ReichsadlerBrett’l“ auf, und so mancher
schöne Ball fand hier statt.
Georg Tönjes aber starb
plötzlich im November 1932.
Der spätere Pächter Peter Westkamp machte aus dem „Reichsadler“ 1936 das bayrisch ausgestattete „Zillertal“ und übergab es wiederum 1939 an den
ehemaligen Oberkellner Heinrich Jörgens. Im Krieg wurde
das Haus zwar beschädigt, aber
nicht zerstört.
Doch nicht nur der „Reichsadler“ machte den Börsenplatz
attraktiv. Die Gegend um den
Platz entwickelte sich vielmehr
Das ehemalige „Reichsadler“­Haus heute.
zur Amüsiermeile Wilhelmshavens und bestimmte das Nachtleben der Stadt. Am und um den
Börsenplatz gab es die „Fledermaus“, das spätere Varieté
„Zur Mühle“, die „Blaue Maus“,
die „Bunte Bühne“ und das
Konzertlokal „Monopol“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
lebten die Vergnügungslokale
wieder auf, bekanntestes Kabarett war das „Atlantic“. Lange
Zeit erfreute sich die 1928 im
Marine-Offizier-Kasino an der
Hollmannstraße (heute Bremer
Straße) gegründete Weinkellerei des Jadeklubs in der Firma
Schiffsausrüstung und Tabakwarengroßhandlung
Wilhelm
Griem an der Südost-Ecke Börsen-/Parkstraße großer Beliebtheit, berichtet Dr. Waldemar
Reinhard, ehemaliger Leiter
des Küstenmuseums, in seinem Buch über die „Straßen
Wilhelmshavens“. Etliche Einzelhandelsgeschäfte lockten
Kunden, ebenso der seit 1888
regelmäßig stattfindende Wochenmarkt.
In den 1960er-Jahren nahm
die Bedeutung des Börsenplatzes durch die Stärkung anderer
Zentren in der Stadt ab.
Fortsetzung auf Seite 7
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 7
Stadt und Land
förderten
Sanierung
Fortsetzung von Seite 6
Viele Geschäfte gaben auf,
die Marktbeschicker blieben
aus. Der Platz mit seinen Baulücken an der Südseite diente nur
noch als Parkplatz und wurde
zum städtebaulichen Problemfall..
Anfang der 1980er-Jahre,
als Bund und Land erhebliche
Mittel für die Städtebauförderung bereitstellten, machten
sich Rat und Verwaltung auch in
Wilhelmshaven Gedanken, wie
sie die City attraktiver gestalten
könnten. So bekam der Börsenplatz sein heutiges Gesicht: Die
Fläche wurde mit Klinkern gepflastert, Platanen wurden gepflanzt, der störanfällige Gezeitenbrunnen errichtet, die Kieler
Straße erhielt die Glasgalerien.
Autos ist die Zufahrt seitdem
verwehrt. Der Wochenmarkt
wurde wiederbelebt.
Die Gesamtkosten für die
Sanierung der City, die in die Abschnitte I (Börsenplatz) und II
(Marktstraße) aufgeteilt war,
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Apothe
Vor 25 Jahren wurde der Abschluss der Sanierungsarbeiten am Börsenplatz mit einem fröhli­
chen Fest gefeiert.
FOTO: WZ-BILDDIENST
beliefen sich auf rund 19 Millionen Mark. Ein Drittel davon hatte die Stadt trotz ihrer damals
schon klammen Kasse aufzubringen. Auch Hauseigentümer
wurden für die Restaurierung alter Fassaden mit Fördermitteln
unterstützt.
Die Häuser an der Süd- und
Ostseite sind noch heute die
Zierde des Platzes. An der Südseite wurde in den 1990er-Jahren eine seit dem Kriege bestehende hässliche Baulücke
geschlossen: Ein Garagenhof
machte ansehnlichen Neubau-
ten Platz, in denen Kneipen,
eine Krankenkasse und Geschäfte locken. Wenngleich etliche gastronomische Betriebe
den Börsenplatz heute umkränzen, hat er seine alte Bedeutung als ein Zentralplatz der
Innenstadt nicht wiedererlangt.
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In den ehemaligen
Kasernen am Banter
See richtete sich
1947 die PrinceRupert-School
häuslich ein. Rund
7000 Kinder
englischer Besat­
zungsangehöriger
wurden hier während
25 Jahren unterrich­
tet. Heute liegt die
Fläche nach dem Ab­
riss der Kasernen­
bauten weitgehend
brach (Bild unten).
FOTO: WZ-BILDDIENST
Das Internat der Engländer
Vor 40 Jahren schloss
die Prince-RupertSchool in Wilhelmshaven ihre Pforten. Sie
war 1947 für die Kinder
englischer Soldaten
eingerichtet worden.
VON HARTMUT SIEFKEN
rektor Dr. Gerhard Eickmeier,
Headmaster (Schulleiter) Meredith MA, General Sir Peter Hunt,
Oberbürgermeister Johann Janßen und Flottillenadmiral Günther Luther.
An die Schule erinnert heute
nur die Skulptur an der Emsstraße, die anlässlich eines Besuchs Ehemaliger zum 60. Jahrestag der Eröffnung aufgestellt
worden ist. Die Schulgebäude
waren nach dem Auszug wieder,
wie schon vor und während des
Krieges, als Marine-Kasernen
genutzt worden. Im Jahr 2000
dienten die wiederum ausrangierten Kasernenbauten für die
Expo am Meer, standen dann
erneut leer und wurden 2009
abgerissen. Die geräumte Fläche wird derzeit neu überplant.
Einige persönliche Bekanntschaften zwischen ehemaligen
WILHELMSHAVEN – „Obgleich sie
von mehr als siebenhundert
englischen Jungen und Mädchen besucht wird und mit
ihrem Lehrkörper sowie dem
großen Mitarbeiterstab rund
tausend Köpfe zählt, macht die
Prince-Rupert-School in Wilhelmshaven selten von sich reden.“ Diese Randnotiz las man
am 19. Juli 1960 in der „Wilhelmshavener Zeitung“.
Zwölf Jahre später, am 8. Juni 1972, verabschiedete sich
die Schule mit einem Festakt
ganz aus Wilhelmshaven und
zog um nach Rinteln im Weserbergland. Zum Abschiedsfoto in
der Presse gesellten sich Flottillenadmiral Dr. Ites, Oberstadtdi-
Zur Schule gehörte auch diese Kirche. Das Gelände zeichnete
sich durch gepflegte Grünanlagen aus.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Prince-Rupert-Schülern und Wilhelmshavenern haben sich erhalten. Immerhin arbeiteten bis
zu 150 Deutsche in Küche,
Fuhrpark und im übrigen Dienstleistungsbereich für die Schule.
Nichtsdestoweniger wurde die
Internatsschule der englischen
Besatzungsmacht von den
meisten
Wilhelmshavenern
freundlich ignoriert – sieht man
einmal davon ab, dass Wilhelmshavener Lausbuben die
Ehefrau Captain Conders, Sheila Conder, bei einem Spaziergang mit Schneebällen bewarfen, wie sie in einem BBC-Interview später einmal erzählte.
Die Schule lebte ihr Eigenleben, wenngleich die Schüler in
ihren Schuluniformen durchaus zum Stadtbild gehörten.
Mancher Alt-Wilhelmshavener
aber wollte sie nicht zur Kenntnis nehmen. So verliert beispielsweise Wilhelm Ahner in
seiner „Wilhelmshavener Chronik“ von 1969 bezeichnenderweise kein Wort über die kleine
englische „Kolonie“ am Banter
See, die immerhin 25 Jahre
dort bestanden hat.
Fortsetzung auf Seite 9
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 9
Jungen und Mädchen lernten gemeinsam
Fortsetzung von Seite 8
Rund 7000 Schülerinnen
und Schüler lernten insgesamt
an der Prince-Rupert-School,
die nicht nach Geschlechtern
getrennt, sondern koedukativ
unterrichtete – für das britische
Weltreich eine Premiere. Ihre
Eltern lebten in Norddeutschland und Berlin verteilt in den
englischen Garnisonen. Nur in
den Ferien fuhren die Schüler
dorthin nach Hause. Die Sonderzüge hielten in den ersten
Jahren auf dem Gleis an der
Emsstraße, später im Bahnhof.
Dr. Jens Graul, Kultur-Dezernent in der Stadtverwaltung, hat
die Geschichte der Prince-Rupert-School in seinem Buch
über den kulturellen Neuanfang nach dem Krieg,
erschienen 2009, detailliert
nachgezeichnet.
Dass die Schule ganz am
Rande des englischen
Besatzungsgebietes angesiedelt wurde, hatte
Graul zufolge einen
schlichten Grund: In Wilhelmshaven standen mit
der ehemaligen Kaserne
für die U-Boot Fahrer am
Banter See die für ein anspruchsvolles pädagogisches
Konzept geeigneten Gebäude
zur Verfügung.
Benannt worden ist die Prince-Rupert-School, so Graul,
nach dem Prinzen Ruprecht von
der Pfalz, englisch Rupert of the
Rhine, der in Personalunion von
1619 bis 1682 Herzog von
Cumberland war. Rupert war
von 1673 bis 1679 Oberbefehlshaber der englischen Mari-
Heute erinnert nur noch ein Denkmal an die Prince­Rupert­
School an der Emsstraße (schraffierte Fläche).
WZ-FOTO: KNOTHE/ KARTE: MAPS4YOU.COM/NAVTEQ
ne, also der Lord High Admiral.
Zum ersten Schulleiter ernannte man den Pädagogen
und ehemaligen Armeeoffizier
Lt. Col. John Smitherman.
„Weisheit aus dem Feuer (Ruinen) – sapientia ex igne“ lautete der Spruch des Schulwappens. Ein aus Flammen fliegender Phönix zierte es, wobei die
Flammen aus dem alten Wilhelmshavener Stadtwappen mit
Blick in die Kirche der ehemaligen Prince-Rupert-School.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Schwert und Wellen lodern. Dazu erklärte Smitherman: „Ich
glaube, dass wir in dieser vom
Kriege erschütterten Stadt eine
wichtige Rolle zu spielen haben, nämlich dabei zu helfen,
westliche Zivilisation wieder
aufzubauen. Aus diesem Grund
haben wir in unser Wappen das
alte Wappen Wilhelmshavens
aufgenommen“ – das im Übrigen den Wilhelmshavenern von
den Alliierten verboten war.
Der Schulbetrieb wurde am
1. Juli 1947 mit 70 Schülern
„fortgeschrittenen Alters“, so
Graul, eröffnet. Die offizielle
Einweihung fand am 11. Mai
1948 in Anwesenheit des britischen
Erziehungsministers
George Tomlinson statt.Schüler und Lehrkräfte waren in den
ehemaligen
Mannschaftsgebäuden der U-Boot Fahrer untergebracht. Die Gebäude waren
nach berühmten englischen
Flaggoffizieren benannt: Howe,
Dreke, Rodney, Collingwood.
Das Verwaltungsgebäude hieß
Nelson, der zentrale Veranstaltungsraum Churchill House.
Fortsetzung auf Seite 10
Gester n
Seite 10 · Wilhelmshavener Zeitung
Schülerinnen der Prince­Ru­
pert­School treten zum Ap­
pell an. Im Hintergrund sieht
man die halbrunden Nissen-Hütten, in denen der
Unterricht zunächst stattfand.
Später wurden zwischen den
Unterkunftsgebäuden neue
Häuser für den Unterricht
gebaut.
FOTO: WZ-BILDDIENST
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Ehemalige pflegen Erinnerung
Fortsetzung von Seite 9
Die Tochter des berühmten
englischen Staatsmanns, Mary
Churchill, war bei der Grundsteinlegung am 13. Juni 1945
zugegen, wie aus der Grundsteinlegungsurkunde, die bei
den Abbrucharbeiten wieder
entdeckt wurde, hervorgeht. Urkunde und ein rundes Schulkirchenfenster wurden der „Wil-
Stiftung Burg Kniphausen
Ahnensaal
Heiraten in besonders
reizvollem Ambiente
Die historische Burganlage Kniphausen
bei Wilhelmshaven bietet dafür einen
unvergesslichen, romantischen Rahmen.
Wir informieren Sie gerne über standesamtliche Trauungen
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Informationen erteilt das Standesamt Wilhelmshaven.
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Anfahrt BAB-Ausfahrt Wilhelmshaven-Fedderwarden
helmshaven Association“ ehemaliger Prince-Rupert-Schüler
2009 feierlich übergeben.
Der Unterricht fand zunächst
in so genannten Nissen-Hütten
statt; sie sahen mit ihrem runden Dach aus wie eingegrabene
Tonnen. Wenn die Sonne im
Sommer darauf brannte, wurden sie mit Wasser gekühlt, wie
Dr. Martin Wein von Ehemaligen
erfuhr und in seinem Buch
„Nächster Halt WHV“ beschrieb. Das bekam ihnen nicht
gut. Ab 1950 ersetzten neue
Lehrgebäude zwischen den
Unterkunftsgebäuden die überdimensionierten Rostlauben.
In der Freizeit wurde mit den
Schülern viel Sport getrieben.
So fanden auch Fußballwettbewerbe gegen Mannschaften Wilhelmshavener
Gymnasien
statt. Martin Wein schreibt:
„Wer gern reiten lernen wollte,
der wurde Mitglied im „Thriving
Saddle Club“. Andere tauschten ihre Briefmarken, gingen segeln, bauten an der Modelleisenbahn, engagierten sich
beim Jungen Roten Kreuz, bei
den „Girl Guides“ oder den
„Boy Scouts“. Es gab einen
Schulchor und Ballettstunden,
ein Orchester und eine Theatergruppe. Einmal in der Woche
wurde die große Churchill Hall
zum Schulkino umfunktioniert.“
Oder sie reihten sich bei den
Sea Cadets ein.
Wein weiter: „Selbst wenn
manche nur für ein Schuljahr in
Wilhelmshaven blieben: Sobald
der Dampfzug mit der liebevoll
,Puffing Billy’ genannten
schweren Lok nach dem rauschenden
Abschlussball
schnaufend am Rande des
Schulgeländes stand, um die
Schüler zu ihren weit verstreuten Eltern zu bringen, dann flossen regelmäßig Tränen.“
Ende der 1950er-Jahre erreichte die Schülerzahl an der
Prince-Rupert-School mit 700
ihren höchsten Stand. Damals
wurde auch die Bonte-Kaserne
am Fliegerdeich, in der zuvor
der Naval Officer in Charge,
Captain Conder, residierte, mit
genutzt. Doch dann gingen die
Schülerzahlen kontinuierlich zurück, so dass sich die Engländer entschlossen, den Schulbetrieb in zentraler gelegene Rinteln zu verlagern.
Noch heute treffen sich die
einstigen Schüler in der „Wilhelmshaven Association“. Die
Schule stiftete lebenslange
Freundschaften und auch etliche Ehen.
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 11
Lausbuben in den Trümmern
Obwohl Wilhelmshaven
nach dem Krieg
weitgehend in
Trümmern lag, spielten
die Kinder unbesorgt.
VON WERNER HOFFMANN
WILHELMSHAVEN –Auch fünf Jah-
re nach Kriegsende waren die
Wunden der zu 65 Prozent zerstörten Jadestadt noch immer
nicht vernarbt. Um es makaber
auszudrücken: Für uns Kinder
und Jugendliche waren die
Trümmerreste der zerstörten
Häuser Abenteuerspielplätze
und boten Freizeitaktivitäten,
Tonndeich ist im Krieg stark zerstört worden. Werner Hoffmanns Spielplatz
war zwischen Bismarck­ und Ulmenstraße.
WZ-FOTO: KNOTHE
Die bekannteste war KiePe auf dem
Grundstück
Kieler-/Peterstraße. Hier
gab es bereits Tore mit
Netzen. Weil
sie die anTraining 1951 auf dem Sportplatz BiUlWa an grenzende
der Ecke Ulmenstraße/Wasserturmstraße: Jür­ Hauswand
als
Bande
gen Bergfeld, Werner Hoffmann, Karl­Heinz nutzten, für
Opitz, Günter Hoffmann, Horst Wiechmann und uns
ungeHans­Jürgen Bus.
FOTO: PRIVAT wohnt, waren
sie unschlagdie bis heute unvergessen sind. bar. Aber auch in der GenossenIm Bereich Ulmen-/Wasser- schaftsstraße und im Inselvierturmstraße suchten wir nach tel, beim Dock 7 auf einem
noch brauchbaren Steinen, Sandplatz, gab es gute Mannputzten sie mit einem Beil und schaften.
verkauften sie für 3 D-Mark je
Wir nannten uns BiUlWa –
100 Stück. Bleirohre und Eisen- Bismarck-, Ulmen-, Wasserschrott brachten wir für gutes turmstraße. Gespielt wurde in
Geld zum Schrotthändler See- ausgedienten Schuhen unserer
berg in Tonndeich. Ob unsere El- Eltern.
Horst
Wiechmann
tern von den Geschäften wuss- schoss Tore in Wehrmachtsstieten oder nichts wissen wollten, feln. Das brachte ihm den Nakann ich heute nicht mehr sa- men „Knobelbecher“ ein.
gen.
Zu den Spielen fuhren wir mit
Fußball war unsere Leiden- dem Rad. Wer keines hatte, lief
schaft. Inspiriert waren wir zu Fuß. Spiele im Inselviertel
durch das 1948 eingeführte wurden immer mit einem Eis in
Fußball-Toto-Gewinnspiel und Gerts Eisbude gefeiert. Das
durch das am 22. November große zu zehn und das kleine zu
1950 in Stuttgart mit 1:0 ge- 5 Pfennigen.
wonnene erste NachkriegslänUnser an der Ulmen-/Wasderspiel gegen die Schweiz.Wir serturmstraße mühsam gealle wollten sein wie Fritz Walter, schaffener Sportplatz grenzte
Jackl Streitle oder Anderl Kup- an den später hergerichteten
fer.
Garten von Bäckermeister Fritz
Im gesamten Stadtgebiet Röslein aus der Wasserturmgab es Straßenmannschaften. straße. Täglich gab es Streit,
wenn der Ball in seinen Hühnerstall oder im Garten landete.
Oft mussten unsere Eltern einschreiten.
Um ihn zu ärgern, zerstörten
wir nicht seinen Garten, sondern schickten ihm ein Gedicht,
das ihn als gestandenen Handwerksmeister sehr in seiner Ehre kränkte. Ich erinnere mich:
„Wer kennt den Mann in dieser Stadt, der immer was zu meckern hat? Natürlich Röslein
„Klütenbäcker“ mit seinem
ewigen Gemecker. Bei Kindern
ist Fritz nicht beliebt, denn
wenn der Ball im Garten liegt,
hat er Angst um seinen Kohl,
dass dieser nicht gedeihet
wohl. Weil wir alle den Sport so
lieben, werden wir weiter Fußball spielen.“
Bäckermeister Röslein führte seinen Betrieb und sein Geschäft mit drei Schwestern. Sie
alle hatten, wie man sich erzählte, am Totenbett ihrer Mutter
das Versprechen geben müssen, nicht zu heiraten und zusammen zu leben. Dem Vernehmen nach hat sich ein Bruder
nicht an diesen Eid gehalten
und in Ostfriesland doch geheiratet.
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Seite 12 · Wilhelmshavener Zeitung
Gester n
und
Heute
präsentiert vom
9. Juni 2012 9. Juni 2
Hinweise aufmerksamer Leser
Der Goedenser Weg in
Altengroden.
Hier befan­
den sich
früher etliche
Geschäfte
und Hand­
werksbetrie­
be.
Wie es gestern war,
wissen heute nur noch
wenige. WZ-Leser gaben wertvolle Hinweise
zu den voraufgegangenen Ausgaben von
„Gestern und Heute“.
WILHELMSHAVEN/SI – Trotz des
Bemühens um größtmögliche
Sorgfalt haben sich in die ersten drei Folgen von „Gestern
und Heute – Wilhelmshaven in
alten und neuen Bildern“, die
im August, September und Oktober vergangenen Jahres erschienen sind, Fehler eingeschlichen. Natürlich wissen es
diejenigen der älteren Leser im
Einzelfall besser, wie genau es
sich im Detail zugetragen hat.
So erreichten die Redaktion einige Zuschriften. Weil sich viele Leser die Beilagen zurückgelegt haben, sollen an dieser
Stelle die Korrekturen, aber
auch ergänzende Hinweise erfolgen.
Zu Folge 1, Seite 23, Foto
Straßenbauarbeiten
Freiligrathstraße: Hier gab es den er-
FOTO: WZ-BILDDIENST
gänzenden Hinweis, dass dieses Foto an der Ecke des heutigen Heinrich-Heine-Rings in Höhe der Schule Neuengroden aufgenommen worden sei (Blickrichtung nach Süden); die
Abzweigung in den Heinrich-Heine-Ring befindet sich rechts von
dem auf dem Bild zu sehenden
Konsum-Gebäude.
Folge 2, Seite 17, Foto Bismarckstraße/Gökerstraße: Die
HafenkneipeanderBrücke
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korrekte Bezeichnung des
rechts am Bildrand erkennbaren Textilgeschäftes lautet Högemann, nicht Höger.
Folge 1, Seite 24, und Folge
2, Seite 25, Foto Fortifikationsstraße: Es steht zweifelsfrei
fest, dass es sich um die Freiligrathstraße handelt. Daneben
ist das Munitionsgleis zu sehen, nicht das Gleis der Vorortbahn. Das verlief weiter östlich.
In der Bildmitte erkennt man
rechts neben dem Baum die
Zwiebelkuppel der „Nordseestation“.
Folge 2, Seite 33, Foto Rüstringer Rathaus-Löwen: Zu diesem Foto schreibt Bärbel Wiese
aus Jever: „Leider kenne ich
diesen jungen Mann mit dem
Modell der Rüstringer Löwen
nicht, doch ich weiß mit Sicherheit,dass mein Vater, Dipl.-Ing.
Erwin Jänisch, als junger Architekt in seiner Zeit bei Höger
(1927-1928) diese Löwen entworfen und gezeichnet hat.
Zeichnungen oder Fotos davon
habe ich leider nicht mehr gefunden. Ich bin ebenso wie Herr
Menz (der dieses Foto eingesandt hatte) sehr daran interessiert,weitere Einzelheiten zu erfahren.“ Hinweise nimmt die
Redaktion entgegen.
Folge 3, Seite 13, Geschäftshaus in Altengroden: Es steht
an der Ecke Ubbostraße/Tidoweg (nicht Tiarksstraße).
Folge 3, Seite 14, Aufzählung der Altengrodener Geschäfte: Mit großer Akribie hat
Bärbel Menzel aus der Raabestraße nachvollzogen, welche
Geschäfte zu ihrer Jugendzeit
im Goedenser Weg in Altengroden existierten:
Poststelle
(Hausnummer
10), Brumme, Schreib- u.Spielwaren, Leihbücherei (12 – Be-
ginn 1948 mit einem Stubenladen in Nr. 10, später Umzug in
den Konsumneubau Werdumer
Str.), Konsum (14, später Umzug in den Neubau Werdumer
Straße), Lebensmittel Thams &
Garfs (18, Nachfolgegeschäft
Seifen Puls), Milchgeschäft
Wurst (20), Zahnarzt Nicolini
(20, 1. Obergeschoss), Bäckerei mit Café Federspiel im
Zwiebelturmhaus (22, Fertigstellung des Geschäftszentrums 1943), Damen- und Herrenfriseur Conring (24), Lebensmittel
und
Feinkost
Winkler (26, das Geschäft wurde bereits 1942 im dahinter liegenden Garagentrakt eröffnet),
Drogerie Keil (28, großer Laden, zog in den 50er-Jahren
weg), Obst und Gemüse Brüggemann (28, zunächst im kleinen Laden, nach Wegzug Keils
im großen), darauf Spalt – Kurzwaren, Wäsche und Wolle (28,
kleiner Laden), Lebensmittel
Tönjes (30), Schuster Schüchtle (32, Erdgeschoss), Schneider Telgmann (32, OG),
Schlachtermeister
Janßen
(34), Apotheker Reelfs (36),
Schuhhaus Schaar (36), Gaststätte „Zum Leuchtturm“ der
Familie Bender (38), Wäscherei
Egberts (38, im Keller), Fleischerei Theesfeld, später Lebensmittel Raster (40), Molkereiprodukte Hans (42), Elektro
und Lampen Glock (42), Fahrradhändler Krankenberg (42,
später Umzug an Tidoweg),
Klempner Tjedmers (Bauruine
Goedenser Weg 1 – 9, Name
der Firma nicht genau bekannt), Murkiewicz – Tabakwaren, Weine, Spirituosen (11),
Radio Daniel (41), Malermeister Miethe (Benlepstraße 2),
Kinderheim und -garten Herrmann (Benlepstr. 1).
uni 2012 9. Juni 2012
Gester n
und
Heute
präsentiert vom
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 13
Die großen Stars im „Regina“
Ins Kino zu gehen, war
nach dem Kriege ein
besonders beliebtes
Vergnügen. Zu den großen Lichtspieltheatern
zählte das „Regina“.
VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ
WILHELMSHAVEN – Als Folge der
Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg war die Zahl der Kinos in
Wilhelmshaven auf vier geschrumpft, insgesamt standen
darin
knapp
2000
Plätze zur Verfügung. Zwar
durften die verbliebenen
Lichtspieltheater bereits ab
Juli 1945 Filme
ausschließlich
nachmittags
präsentieren,
aber der Bedarf
an weiteren Kinos war unver- Heute steht an der Stelle das flachere Gebäu­
kennbar.
deteil des Ratriums.
WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS
Es war das
Verdienst des Kaufmanns Egon sen, eine Wirtschaftsbaracke
Grunewald, ein neues Kino an als Jugendheim „auf dem Ratder Ecke Mitscherlich-/Bis- hausplatz, zugleich als Lichtmarckstraße unter dem Namen spieltheater mit ca. 800 Sitz„Regina“ 1949 eröffnen zu kön- plätzen durch Herrn Egon Grunen. Allerdings scheinen die bri- newald“ auf eigene Kosten wietischen Besatzungsbehörden der aufbauen zu lassen. Eindie Freigabe entsprechender deutig waren im Vertrag zwiBaracken – sie stammten aus schen ihm und der Stadt
dem vormaligen Lager Banter vorrangig die Räume für die JuWeg – und die Erteilung der Ge- gend bestimmt, erst „ferner für
nehmigungen an die gleichzeiti- Filmvorführungen,
Konzerte
ge Errichtung von Jugendhei- und sonstige Unterhaltungsvermen geknüpft zu haben. Denn anstaltungen“.
im Jugendausschuss wurde am
Allerdings war die Grund1. November 1946 beschlos- stücksfrage des vorgesehenen
Platzes neben dem Finanzamt
ungeklärt, und verschärfte Bauvorschriften auch für KinobauERINNERUNGEN
ten, die einen massiven Saalbau erforderlich machten, verschoben die Eröffnung in das
Liebe Leser, welche ErinJahr 1949.
nerungen haben Sie noch
Am 3. Februar war es endlich
an das Regina? Schicken
soweit, die „Göttliche“ Greta
Sie uns ein paar Zeilen
Garbo war in dem Film „Die Frau
per E-mail an
mit den zwei Gesichtern“ auf
der Leinwand zu bewundern. Es
sonderthemen@WZonliblieb nicht bei Unterhaltung
ne.de (Betreff: Gestern
durch Zelluloid, auch Kleinund heute), per Brief an
kunst oder Theater begeisterte
die Wilhelmshavener
die Zuschauer im „Regina“. SoZeitung, Sonderthemengar Lehrlingsfreisprechungen
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Das Regina an der Bismarckstraße. Zwischen ihm und dem
Gasometer bog die Mitscherlichstraße ein.
FOTO: WZ-BILDDIENST
stellten sich, ihr Können und
ihre Filme den Wilhelmshavenern vor.
Im Januar 1959 wurde das
„Regina“ von innen neu gestaltet, dabei bekamen die Sitzreihen ein besseres Steigungsverhältnis, die Abstände zwischen
ihnen wurden vergrößert und
durch eine „moderne Seitenwand-Verkleidung“ eine erhebliche Verbesserung der Akustik
erzielt.
1952 hatte der größte Feind
aller Kinos seinen ersten Auftritt – das Fernsehen. Als Symbol des Wirtschaftswunders
grub das Heimkino den Lichtspieltheatern das Wasser ab. In
seiner Bilanz konnte Grunewald
kurz vor der Schließung des
„Regina“ den Trend mit Besucherzahlen belegen: Besuchten
1957 etwa 1, 6 Millionen Zuschauer die sechs Wilhelmshavener Kinos, waren es 1969 nur
noch 283 000 Zuschauer in
vier Filmtheatern. Daran konnten verschiedene Themenwellen aus den nationalen und
internationalen Ateliers nichts
ändern.
1970 musste das „Regina“
für den Neubau des City-Hauses abgebrochen werden, vermeintlich cineastischer Ersatz
bestand für viele Jahre schräg
gegenüber im Filmzentrum am
Rathaus. Grunewald selbst betrieb noch einige Zeit das „Gloria“ an der Gökerstraße – heute
Standort einer Tanzschule.
*
Der Autor leitet das
Stadtarchiv Wilhelmshaven.
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Seite 14 · Wilhelmshavener Zeitung
Vor 40 Jahren wurde Inhaus­
ersiel ein Teil Wilhelmsha­
vens. Damals gab es die gro­
ße Kommunalreform, in de­
ren Zug die Gemeinde Seng­
warden, zu der Inhausersiel gehörte, in Wilhelmsha­
ven aufging. Das kleine Foto
zeigt das alte Siel von au­
ßendeichs.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Gester n
und
Heute
Erst verschwand der
Hafen unter Sandmassen, dann das Dorf
unter dem Müll.
WILHELMSHAVEN – Eine Straße
erinnert noch an Inhausersiel,
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Müllberg verschwunden ist
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den ehemaligen kleinen Hafenort, auf halbem Ende zwischen
Rüstersiel und Hooksiel. Vor 34
Jahren ging das kleine Dorf
unter -- nicht etwa unter einer
großen Sturmflut, sondern
unter aufgespültem Sand und
später unter einer Müllhalde.
Auf der Deponie Nord parkte
Wilhelmshaven seit den 1980er-Jahren seinen Abfall. Doch
auch die Deponie ist schon Geschichte.
1972 war Inhausersiel dem
Stadtgebiet Wilhelmshavens
zugeschlagen worden. Es hatte
zur Gemeinde Sengwarden gehört, die durch die damalige Gebietsreform aus dem Hoheitsgebiet des Landkreises Friesland in das der Stadt Wilhelmshaven übertragen wurde. Zur
gleichen Zeit nämlich wurde der
Voslapper Groden vor den
einst ältesten Seedeichen an
der westlichen Jade, dem Bohnenburger und dem Inhausersieler Deich, aufgespült; der
Bohnenburger Deich war schon
vor 1500 aufgeschüttet worden, der südlich von Inhausersiel nach Voslapp gehende Inhausersieler Deich um 1650.
Auf den aufgespülten Flächen des neuen Voslapper Grodens entstanden die Raffinerie
und das PVC-Werk. Weite Flächen aber blieben ungenutzt
sich selbst überlassen und wurden in den vergangenen 40 Jahren zu wertvollen Biotopen.
Diese sind heute, nach EURecht zwingend als Naturschutzgebiet ausgewiesen, zu
Hürden für weitere Industrieansiedlungen geworden.
Der Inhauser Siel wurde
1734 in die alte Deichlinie gelegt, um die hinter dem Bohnenburger und Inhausersieler
Deich gelegenen Ländereien zu
entwässern. Später, 1768, wurde hier ein kleiner Hafen angelegt. Damals regierte Anton I.
von Aldenburg in der Herrlichkeit zu Inn- und Knyphausen. Er
wollte den Seehandel, der bislang über Hooksiel und Rüstersiel und damit in den Häfen der
Herrlichkeit Jever abgewickelt
wurde, in seinen eigenen Hafen
lenken. Denn in den beiden anderen Häfen ließ man die Einund Ausfuhr natürlich etwas
kosten.
Zu einiger Berühmtheit gelangte der kleine Sielhafen während der napoleonischen Kontinentalsperre. Der Kaiser der
Grande Nation hatte den neutralen Kleinstaat an der Jade,
Fortsetzung auf Seite 15
uni 2012 9. Juni 2012
Gester n
und
Heute
präsentiert vom
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 15
Inhausersiel: Still liegt der Müllberg
Fortsetzung von Seite 14
der seit 1737 reichsunmittelbarer Freistaat war, beim Erlass
seiner Handelsbeschränkungen 1806, die sich gegen das
verhasste England richteten,
schlicht übersehen. So blieb
die Kniphauser Flagge noch
für ein Jahr von den Handelsbeschränkungen verschont. Graf
Wilhelm Gustav Friedrich Bentinck, der auch Herr zu Varel
war, machte daraus ein Geschäft und verkaufte Kniphauser Flaggenscheine auch an
Hamburger und Bremer Kaufleute, wodurch der Hafenumschlag nicht nur in Kniphausersiel, sondern auch in den anderen beiden bentinckschen Höfen Varel und Inhausersiel erheblich zunahm.
Weil in Inhausersiel
nach der napoleonischen Zeit
im
Gegensatz zu Rüstersiel und
Hooksiel
kein Zoll erhoben wurde, hielt trotz
der schlechten Fahrwasserverhältnisse der Hafenverkehr
nach Inhausersiel noch
eine
Zeit Wo heute die Deponie ist (blau), befanden sich
früher die alten Deiche, das Siel und das Dorf In­
lang an.
GRAFIK: MAPS4YOU.COM/NAVTEQ/WZ
Der 1734 hausersiel.
gelegte Siel
wurde 1779, 186 und 1877 er- bis zur Aufspülung des Voslapneuert und 1920/21 durch ein per Grodens rund 50 Jahre seiPumpwerk ersetzt. Dies erfüllte ne Funktion. Dann wurden
Die Deponie Nord von Inhausersieler Straße aus gesehen.
WZ-FOTO: KNOTHE
Außentief und Hafen unter den
aufgespülten Sandmassen begraben.
Der
Flächennutzungsplan
von 1973 überplante die kleine
Siedlung als Industriegebiet. Ab
1978 mussten die Bewohner
ihre Häuser räumen. Bis auf
zwei wurden alle Gebäude
1981 abgerissen. An Stelle des
Dorfes entstand die Mülldeponie Nord. Über 20 Jahre kippte
Wilhelmshaven hierhin seinen
Abfall. Schärfere Abfallbehandlungsgesetze erzwangen 2005
die Schließung der Deponie.
Im Jahr 2002 bereits begann
die Rekultivierung des ersten
Deponieabschnitts, im Jahr
2007 die dauerhafte Sicherung
des restlichen Teils. Der Müll-
berg wurde mit einem Entgasungssystem versehen; das
Deponiegas wird verbrannt.
Eine Folie und darauf eine dicke
Erdschicht schließen die Deponie nach oben hin ab. Das
Regenwasser wird aufgefangen, ohne dass es in den Deponiekörper gelangt.
Seit die Deponie Nord geschlossen ist, wird der Wilhelmshavener Restmüll in Wiefels eingelagert. Alle verwertbaren Stoffe dagegen werden im
Abfallzentrum auf dem Rüstringer Groden aussortiert, wo zwischen 1975 und 1985 ebenfalls eine Mülldeponie bestanden hat. Bis 1975 wurde zudem
eine Deponie an der Kirchreihe
betrieben.
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Seite 16 · Wilhelmshavener Zeitung
Gester n
und
Heute
präsentiert vom
9. Juni 2012 9. Juni 2
Vor 50 Jahren verabschiedete sich die Hochschule für Sozialwissenschaften mit einem Festakt aus Wilhelmshaven. Viele Gäs­
te waren als Zeichen ihres Protestes in schwarzer Kleidung gekommen.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Der Auszug der Hochschule
13 Jahre dauerte es,
dann war die Hochschule für Sozialwissenschaften in Rüstersiel auch schon wieder
Geschichte. Vor 50
Jahren zog sie aus.
VON HARTMUT SIEFKEN
RÜSTERSIEL – Es war nur noch
eine Randnotiz in der Zeitung,
der Kampf war verloren. Vor 50
Jahren zogen Studenten, Dozenten und Professoren aus
dem Hochschuldorf Rüstersiel
wieder aus. Der große Umzug
nach Göttingen hatte begon-
nen. Die Unterkünfte wurden
geräumt, Tische, Schränke,
Stühle und Betten gingen auf
Wanderschaft. Wilhelmshavens
Hochschul-Reformprojekt war
beendet.
Die Hochschule für Sozialwissenschaften musste schließen, weil der die Bundesregierung beratende Wissenschaftsrat und die Hochschulrektorenkonferenz die erforderlichen
Ausbaumittel
verweigerten
und etliche Lehrende sich zu
weit abseits vom Rest des Wissenschaftsbetriebs der jungen
Bundesrepublik sahen.
Die Hochschule an der Jade
galt konservativen Interessenvertretern als „GewerkschaftsHochschule“ und „SPD-Kadet-
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tenanstalt“. Mit dem linken Juraprofessor Dr. Wolfgang Abendroth als Rektor sah sich die
Hochschule tatsächlich dem
Arbeiterstande verbunden, wie
es ja auch der Niedersächsische Landtag 1947 in seinem
Gesetz über die Errichtung einer
Akademie für Arbeit, Politik und
Wirtschaft vorgesehen hatte.
Darin hieß es, dass die Hochschule „in erster Linie begabten
und in ihrem Beruf bewährten
Angehörigen der werktätigen
Bevölkerung in hochschulmäßiger Arbeit die Bildungsgrundlage vermitteln“ sollte.
Die Hochschule leistete gute
Arbeit. Einige später bekannte
Persönlichkeiten in Politik und
Wirtschaft eigneten sich in Rüs-
tersiel ihr Grundlagenwissen
an, so Arbeitsminister Dr. Herbert Ehrenberg, Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl, die
SPD-Politikerin Inge Wettig-Danielmeier und der ARD-Journalist Heiko Engelkes.
Im Laufe ihres fast 13-jährigen Bestehens hat sie 132 Diplomsozialwirte
hervorgebracht, darunter 13 Absolventinnen und drei ausländische
Absolventen. Zur Abschiedsversammlung am 25. Februar
1962 fanden sich Lehrende,
Studenten und Gäste in
Schwarz gekleidet ein, und die
Studenten zischten während
der Rede des Kultusministers
Voigt.
Fortsetzung auf Seite 17
uni 2012 9. Juni 2012
Gester n
und
Heute
präsentiert vom
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 17
Plan: Zukunft auf Wissenschaft bauen
Fortsetzung von Seite 16
Ein letztes Mal musizierte
auch das „Collegium musicum
Rüstersieliensis“. Seine Hausmusikabende im großen Hörsaal waren stets von vielen Musikfreunden besucht worden.
Geleitet wurde es von Oberstudienrat Helmut Majewski, der
vielen ehemaligen Max-PlanckSchülern noch heute in lebhafter Erinnerung ist.
Legendär bleibt der letzte Faschingsball in der Hochschule,
als in der Nacht vom 16. auf
den 17. Februar 1962 die
Sturmflut bis ins Hochschuldorf vordrang und die ahnungslos Tanzenden nasse Füße bekamen.
Mit der Ansiedlung wissenschaftlicher Institute und Hochschulen versuchten Rat und
Verwaltung nach dem Krieg, die
wirtschaftliche und kulturelle
Basis der Stadt zu verbreitern.
Stadtrat Hans Beutz legte im
November 1946 eine Konzeption für die Entwicklung Wilhelmshavens zum Hochschulund Forschungsstandort vor,
Grundlage späterer Ansiedlungsversuche.
Zunächst plante man die
Gründung einer Universität. Der
Bedarf schien da, weil viele Universitäten im Krieg stark zerstört oder durch den Verlust der
östlichen Reichsgebiete ganz
verloren waren. Diese Wilhelmshavener Universität hätte
in den Kasernen am Mühlenweg (heute Neues Gymnasium
Wilhelmshaven) einziehen können.
Kulturdezernent Dr. Jens
Graul erinnerte in seiner Dissertationsarbeit „Stadt auf Befehl“
an die Konzeption: „Die inhaltlichen Grundelemente der Universität sollten das ehemalige
große, moderne Marinelazarett
Sanderbusch (medizinische Fakultät), die geologische und paläontologische Forschung des
seit 1928 in Wilhelmshaven ansässigen Senckenberg-Instituts
Die Straße „Am Hochschuldorf“ erinnert heute in Rüstersiel an den einstigen wissenschaftli­
chen Lehrbetrieb.
WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS
und die meeresbiologische bzw.
Fischereiforschung der auf Helgoland heimatlos gewordenen
Biologischen
Anstalt
des
Reichs . . .sein.
Ein Fachbereich für die balneologische
(bäderwissenschaftliche) Forschung sollte
aus Breslau angesiedelt werden. Weitere Ansätze wurden in
der ornithologischen Forschung
. . ., der Wasserbauversuchsanstalt und der Technischen Materialprüfungsanstalt der ehemaligen Marinewerft gesehen. Das
ehemalige Truppenlager der
Marine in Rüstersiel wurde als
Erweiterungsoption für die Universität angeboten. . . .
In einer Studie des städti-
Ende der 90er­Jahre wurden die Gebäude des ehemaligen
Hochschuldorfes, die zwischenzeitlich wieder von der Marine
genutzt waren, dem Erdboden gleich gemacht. FOTO: WZ-BILDDIENST
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einschl. Wohngelegenheiten für
Studenten und Lehrkräfte nach
dem Vorbild der englischen Colleges erarbeitet.“
Zur Unterstützung der Hochschulpläne gründete sich die
Nordwestdeutsche Universitätsgesellschaft aus Vertretern von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung.
Die niedersächsische Landesregierung folgte allerdings nicht
diesem Wilhelmshavener Konzept, sondern „favorisierte mit
Rücksicht auf Göttingen eine
geisteswissenschaftlich ausgerichtete
Hochschulgemeinschaft. 1947 kam es zum Beschluss des Landtages zur Errichtung der Akademie für
Arbeit, Politik und Wirtschaft.
Standort sollte Rüstersiel werden. Der Gründungsakt fand am
9. Juni 1947 in der Strandhalle
statt.
Fortsetzung auf Seite 18
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Seite 18 · Wilhelmshavener Zeitung
und
Heute
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9. Juni 2012 9. Juni 2
Im März 1953 weihte die
Hochschule für
Sozialwissenschaften das
Fritz-Reuter-Gebäude
auf ihrem Gelände in
Rüstersiel ein.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Von Ingenieurschule zur Fachhochschule
Fortsetzung von Seite 17
Doch der politische Wind
drehte sich, wie beschrieben,
zugunsten anderer Hochschulstandorte. Auch das AlternativModell für eine Nordwest-Universität mit geisteswissenschaftlichem Schwerpunkt in
Oldenburg und naturwissenschaftlich-technischem in Wilhelmshaven verfing bei den
Hochschulpolitikern in Hannover und Bonn nicht.
Stattdessen beschloss die
Landesregierung 1961, in Wilhelmshaven eine Ingenieurschule für Maschinenbau und
Elektrotechnik zu errichten. Aus
ihr ging die 1971 gegründete
Fachhochschule hervor, die ihr
Lehrangebot seitdem erheblich
erweitert hat, zwischenzeitlich
mit den Fachhochschulen Oldenburg und Emden fusioniert
war und heute, zusammen mit
dem Oldenburger Standort als
Jade-Hochschule in 40 Studiengängen rund 6000 Studierende, davon 4000 in Wilhelmshaven, unterrichtet.
Für Rüstersiel war der Wegzug der Hochschule 1962 ein
Schlag „ins Kontor“. Die Kauf-
Blick auf Rüstersiel und die Häuser im Baugebiet des ehemaligen Hochschuldorfes. Es grenzt
östlich an das Fort Rüstersiel.mit seinem Ringgraben.
WZ-FOTO: LÜBBE
mannschaft beklagte, dass ein
Viertel der Einnahmen weggebrochen sei. Die Studenten waren Selbstversorger und tätigten ihre Einkäufe fast ausschließlich in den kleinen Läden
des Sielortes, besuchten das
Rüstersieler Kino und die Gast-
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stätten. Dass Rüstersiel ein
paar Jahre studentisches Leben genießen konnte, hatte
einen einfachen Grund: Das
ehemalige Gemeinschaftslager am Dorfrand stand nach
dem Kriege leer und war mit relativ wenig Geld gut für Hochschulzwecke umzubauen.
Auf einer Fläche von über 30
Hektar Größe hatte die Kriegsmarinewerft mehr als 30 Gebäude, darunter 25 eingeschossige, massive Wohnbaracken und zwei Wirtschaftsgebäude errichten lassen. Auch
ein 2000 Personen fassender
Saal war vorhanden.
In diesem Lager kamen
Arbeiter unter, die beim Bau der
Vierten Einfahrt zu schuften
hatten. Bei den Lagerinsassen
handelte es sich sowohl um
zwangsverpflichtete Deutsche,
als auch Ausländer, später
auch Kriegsgefangene unterschiedlicher Nationalitäten. Für
kurze Zeit nach der Kapitulation
nistete sich in dem ehemaligen
Lager das kanadische 3. Bataillon der Cameron Highlanders of
Ottawa ein.
In Göttingen übrigens hatten es die Professoren zunächst einmal nicht besser, wie
die „Wilhelmshavener Zeitung“
anlässlich der Immatrikulation
der Studenten dort vor 50 Jahren spitz bemerkte: „Jetzt sind
sie in einem 900 Quadratmeter
großen Barackentrakt untergebracht.“ Das änderte sich aber.
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Gester n
und
Heute
präsentiert vom
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 19
Das Kinderheim Rüstringens
Unter dem Dach des
Paul-Hug-Hauses ist
heute der Heilpädagogische Wohnverbund
der GPS zu Hause.
Vor 84 Jahren gründete
Rüstringen es als
Kinderheim.
VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ
WILHELMSHAVEN – Vorbildliche
soziale und schulische Einrichtungen werden Rüstringen von
vielen Seiten bescheinigt, einige dieser Einrichtungen existieren noch heute. Dazu zählt das
am 3. April 1928 eingeweihte
Heim für elternlose Kinder am
Banter Weg.
Bis dahin
hatte es für 35
Jungen
und
Mädchen zwischen drei und
vierzehn Jahren ein Heim
an der Ecke
Peterstraße/Genossenschaftsstraße
gegeben, das
ab 1921 ausschließlich der
Kinderbetreuung diente. Es Ausflug des Kinderheims Anfang der 50er­
ist vor allem Jahre.
FOTO: WZ-BILDDIENST
der „Vereinigung für soziale Fürsorge“ in zialisten wichtig, diesen Namen
Rüstringen zu verdanken, dass zu tilgen und es schlicht als Kindieses Heim als Provisorium er- derheim am Banter Weg zu bekannt und ein Neubau ange- zeichnen. Das Personal wurde –
strebt wurde. Fast 120 000 wie alle Angestellten in GesundMark konnte der Verein zu den heits- oder JugendeinrichtunBaukosten von 375 000 Mark gen – in die Nationalsozialistibeitragen, dafür entstand ein sche Volkswohlfahrt übernomden damaligen Anforderungen men.
entsprechendes modernes KinZu Beginn des Zweiten Weltderheim.
krieges wurden ältere Kinder
Diesem wurden eine staat- und ihre Betreuerinnen nach
lich anerkannte Schule für Bad Wimpfen evakuiert, die
Säuglings- und Kinderpflege so- Säuglings- und Krankenstation
wie eine Krankenabteilung verblieben im Haus. Dieses
unter Leitung des Kinderarztes wurde in den übrigen Teilen voDr. Wilhelm Arkenau ange- rübergehend zu einem Hilfslaschlossen. Insgesamt fanden zarett und musste 1945 auch
gut 100 Säuglinge und Kinder ein Polizeipräsidium aufnehbis vierzehn Jahren in dem men. Nach dem Krieg nutzte die
Heim ein Zuhause. Langjährige englische
Besatzungsmacht
erste Leiterin des Heimes war das Gebäude kurzfristig für die
Oberschwester Friederike, der Verwaltung.
Oberschwester Elisabeth folgAusweislich seines Protote.
kolls vom 5. September 1945
In Anerkennung seiner Ver- bemerkte der Wohlfahrtsausdienste um das Wohlfahrtswe- schuss nach einer Besichtigung
sen der Stadt Rüstringen erhielt des Heimes, dass es trotz der
die neue Einrichtung den Na- unterschiedlichen Nutzungen
men Paul-Hug-Kinderheim. Es im Innern in seiner ursprüngliwar nach 1933 den Nationalso- chen Form erhalten geblieben
Das Paul-Hug-Haus heute aus der Vogelperspektive.
WZ-FOTO: LÜBBE
sei und nur geringe Schäden
durch Luftangriffe erhalten habe. Wichtig war neben der Beschaffung von Mobiliar und Wäsche auch der Schriftzug „PaulHug-Kinderheim“ an der Stirnseite des Hauses, um das „zugefügte Unrecht auch in dieser
Hinsicht wieder gutzumachen.“
In mehreren Schritten ist
das Gebäude renoviert worden,
viele Geld- und Sachspenden
trugen dazu bei, den Kindern
Spielzeug oder Mobiliar zu beschaffen.
Um die technische wie pädagogische Ausrichtung des Kinderheims entbrannte im Herbst
1973 eine intensive Debatte.
Angehende Sozialpädagogen
hatten im Rahmen des städtischen Sommer-Zeltlagers Kinder aus dem Heim betreut und
waren auf gewisse Missstände
gestoßen.
Es folgten hitzige Debatten
und ein Gutachten, in dem die
Eignung des Heimes für eine familienadäquate
Erziehung
grundsätzlich in Frage gestellt
wurde. Am Ende stand eine bauliche und konzeptionelle Erneuerung mit der Übergabe an
die Gemeinnützige Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit zum 1. Mai 1975. Aus
dem vormaligen Kinderheim
wurde das Kinder- und Jugendwohnheim „Paul Hug“, in dem
heilpädagogische Wohngruppen Unterkunft finden.
Quellen: Heimatlexikon II, S.
509, 6510, 3651, Schrift
Arbeitskreis Banter Geschichte, Grundig, Protokoll Wohlfahrtsausschuss.
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Seite 20 · Wilhelmshavener Zeitung
Gester n
und
Heute
präsentiert vom
9. Juni 2012 9. Juni 2
Immer fehlten starke Brücken
Die Rüstringer Brücke von Osten aus gesehen. Die 1910 in Stahlfachwerk gebaute Drehbrücke wurde vor 20 Jahren durch eine
neue, ungleich tragfähigere Klappbrücke ersetzt.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Immer wieder fehlten
Wilhelmshaven ausreichend tragfähige
Brücken, um die Häfen
überqueren zu können.
Vor 20 Jahren wurde
die Rüstringer Brücke
erneuert.
VON HARTMUT SIEFKEN
WILHELMSHAVEN – 20 Jahre ist
es her, dass am 1. Juni 1992
die neue Rüstringer Brücke eingeweiht wurde. Sie ersetzte die
baufällig gewordene alte Brücke
aus dem Jahr 1910. Seitdem
kann auch der Schwerlaststraßenverkehr innerhalb des Stadt-
gebietes den inneren Hafen
überqueren.
Denn so wie die alte Rüstringer Brücke zuvor nur eine Traglast von 16 Tonnen aufwies, so
sind auch die Deichbrücke und
die Kaiser-Wilhelm-Brücke keine „Kraftprotze“, und ebenso
wenig war es die alte Straßenbrücke in Mariensiel, die erst
vor drei Jahren durch eine neue,
ebenfalls tragfähigere, ersetzt
worden ist.
Der Mangel an schwerlastfähigen Brücken hat Wilhelmshaven immer wieder in seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit
behindert. So wünschen sich
noch heute die Hafen- und Industriepolitiker der Stadt den
Bau der Hafentorbrücke, um
die Schleuseninsel besser zu
erschließen und Industrie- und
Gewerbeansiedlungen dort zu
erleichtern.
Der Name dieses Projektes
erinnert an das ehemalige Hafentor zwischen Nord- und Ausrüstungshafen, das auf Befehl
der alliierten Besatzungsmacht
nach dem Zweiten Weltkrieg
zerstört worden ist.
Bestimmten beim Bau der
neuen Rüstringer Brücke die Erfordernisse von Industrie und
Gewerbe die Planung und Ausführung, so war es 90 Jahre vorher allein die Marine, die bestellte und bezahlte – und zwar
nicht mehr, als ihr damals nötig
schien. 40-Tonner gab es nur
bei der Eisenbahn.
Und was sollte ein größeres
Brückenbauwerk, wenn auf der
anderen Seite des Gewässers
weithin Wiesen und Kleingärten
grünten. Die Arbeiter, die über
sie in die neue Uboot- und Torpedo-Werft, kurz Uto-Werft, gelangen sollten, kamen den Kanalweg hergelaufen. Der Banter
Weg entstand viel später. Die
Materialanlieferung für die
Werft erfolgte zu jener Zeit per
Bahn und Schiff, Lastwagen
spielten eine untergeordnete
Rolle.
Die alte Rüstringer Brücke
war eine drehbare, ungleicharmige
Stahlfachwerkbrücke
von sechs Meter Breite und gut
40 Metern Länge. Man hatte
sie auf einen hohen Damm gebaut, damit Schuten und Prahme sie unterqueren konnten.
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Die Rüstringer Brücke heute: Sie erschließt das Industriegebiet West.
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uni 2012 9. Juni 2012
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und
Industrie
fehlten starke
Brücken
Fortsetzung von Seite 20
Die Bescheidenheit des Marinefiskus beim Brückenbau
rächte sich nach dem Untergang des Kaiserreiches in der
Folge des Ersten Weltkrieges,
als die Wilhelmshavener Stadtväter sich bemühten, zivile Industrie in den ehemaligen
Werft-Werkstätten anzusiedeln.
Die schwache Tragfähigkeit
der Rüstringer Brücke und ihre
unzureichende Straßenanbindung auf der Nordseite trugen
ihren Teil dazu bei, dass die
Deutschen Werke in der ehemaligen Uto-Werft mit ihrem zivilem Schiff- und Maschinenbau
nicht dauerhaft Fuß fassen
konnten.
Die Brücke ging 1925 in den
Besitz der Wilhelmshaven-Rüstringer Industriehafen- und Lagerhaus AG, kurz Wrihala genannt, über. Hinter diesem
Unternehmen standen mehrheitlich das Firmenkonsortium
Schenker und mit Zehn-ProzentAnteilen Preußen, Oldenburg,
Wilhelmshaven und Rüstringen.
Zweck der Wrihala war, dem
Hafen neues Leben einzuhauchen. Der Erfolg blieb bescheiden, 1936 wurde das Unternehmen liquidiert.
Dafür kehrten ein Jahr später in die leer stehenden Hallen
der Deutschen Werke wieder
die Industriearbeiter zurück.
Die Marinewerft rüstete NaziDeutschland mit auf.
Der Verkehr zur Werft quälte
sich weiterhin über den Kanalweg zur Rüstringer Brücke. Eine
bessere Straße musste her.
Der Durchbau des Banter Weges von der Peterstraße bis zur
Brücke wurde entworfen, auch
für eine diagonale Anbindung
der Kaiserstraße (Weserstraße) an die Brücke entstanden
Skizzen.
Der Zweite Weltkrieg verhinderte das Eine wie das Andere.
Erst in den 1950er-Jahren konnte die wichtige Nord-Süd-Verbindung realisiert werden.
1952 schüttete man die
nördliche Zufahrt zur Brücke
auf, 1953/54 wurde die Weserstraße bis zum Banter Weg breiter ausgebaut, 1955 entstanden die Straßenbrücke über die
Bahn (der Volksmund nannte
sie bald „Luftbrücke“) und der
Durchbau bis zur Peterstraße,
wofür zahlreiche alte Häuser
weichen mussten.
Fortsetzung auf Seite 22
Heute
präsentiert vom
Wilhelmshavener Zeitung · Seite 21
Ein 60 Tonnen schwerer
Autokran von Krupp rollte
vor 20 Jahren als erstes
Fahrzeug über die neue
Rüstringer Brücke.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Auf dieser Karte von 1921
sieht man die fehlende
Anbindung der Rüstringer
Brücke nach Norden.
Lediglich über den Weg an
der Nordseite des Kanals
war sie zunächst von der
Stadt her zu erreichen.
Eine diagonale Verbindung
führte zur Kaiserstraße
(Weserstraße).
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Seite 22 · Wilhelmshavener Zeitung
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Heute
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9. Juni 2012 9. Juni 2
Im Frühjahr 1992 wurde die 240 Tonnen schwere Klappbrücke die den Kanalhafen vom Handelshafen trennt, eingesetzt. Im
Hintergrund die Betriebsgebäude der Firma HBV.
FOTO: WZ-BILDDIENST
„Seufzerbrücke“ wurde baufälliger
Fortsetzung von Seite 21
Die Trasse war noch nicht
freigegeben, da erschreckte die
Bundesstraßenbaubehörde die
Wilhelmshavener Öffentlichkeit
mit der Hiobsbotschaft, dass
die Tragfähigkeit der Rüstringer Brücke nach einer statischen Überprüfung verringert
werden müsse. Künftig dürften
sie nur noch Fahrzeuge mit
einem Gesamtgewicht von
zwölf Tonnen überqueren.
Obwohl dringend Abhilfe geschaffen werden musste, entbrannte ein langjähriger Streit
um Zuständigkeiten und Kosten. Es dauerte bis 1964, bis
nach mehrwöchiger Bauzeit die
Tragfähigkeit der Brücke auf
wieder 18 Tonnen erhöht war.
Mit dem so genannten Hafenauseinandersetzungsvertrag vom März 1975 ging das
Eigentum an den Brücken im
Binnenhafen auf die Stadt über.
Vor der Übergabe war die Rüstringer Brücke grundüberholt
worden.
Doch schon Anfang 1984
musste sie für Reparaturen am
Widerlager, an den Eisenkonstruktionen sowie an den maschinellen und elektrischen Anlagen mehrere Monate gesperrt
werden. Sie blieb das „Sorgenkind“ der Verantwortlichen,
nicht zuletzt wegen ihrer wieder
etwas verringerten Tragfähigkeit von, wie es in den damaligen Berichten heißt, nur 16 Tonnen.
Schon standen Ende der
80er-Jahre wieder drei Millionen D-Mark an Sanierungskosten für die „Seufzerbrücke“ an.
Doch jetzt wurde den Stadtvätern eine Brücke ins straßenbauliche Glück gebaut. Sie
gründete auf den konkret gewordenen Plänen für die Ortsumgehung von Mariensiel. Mit
dieser neuen Piste konnte eine
wichtige Verbindungsachse in
die Stadt geschaffen werden,
weswegen die Europäische
Union, Bund und Land den weit
überwiegenden Teil des Geldes
für die rund 9,7 Millionen Mark
teuren Baukosten beizusteuern
gewillt waren.
Am 7. Mai 1991 begannen
die Abbrucharbeiten an der al-
ten Brücke. Ein Jahr später war
die 240 Tonnen schwere neue
Klappbrücke eingesetzt. Am
1. Juni 1992 rollte als erstes
Fahrzeug ein Autokran von
Krupp mit dem höchst zulässigen Gesamtgewicht von 60 Tonnen von der Bunsenstraße in
den Banter Weg.
Schon damals forderten
Weitsichtige, möglichst schnell
auch die Deichbrücke durch ein
neues Brückenbauwerk zu ersetzen, um die Weserstraße
vom Schwerlastverkehr zu entlasten und eine breitere Schiffszufahrt in den Kanalhafen zu
schaffen. Doch diese Hoffnungen sind, so scheint es, tief im
Wilhelmshavener Hafenschlick
versunken.
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 23
Das Café „Zur grünen
Laube“ in Rüstersiel schloss
vor 50 Jahren. Die lang­
jährige Wirtin Adele Tiesler
begab sich mit 80 Jahren in
den Ruhestand. Sie war eine
Institution in dem Sielort. Die
Presse nahm ausführlich No­
tiz und ließ die Geschichte
des im Volksmund „Café
Duckdich“ genannten Lokals
Revue passieren.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Tante Adele im „Duck dich“
Adele Tiesler war eine
Wirtin mit Herz. Vor 50
Jahren schloss sie ihre
Rüstersieler Kneipe
„Zur grünen Laube“.
kleine gemütliche Gaststätte
seit 1875 verkörpert hatte. An
ihrer Stelle entstand das Hotel
„Nordseeperle“, der heutige
„Rüstersieler Hof“.
Die „Grüne Laube“ war von
Hermann Tiesler, dem Vater von
„Tante Adele“ eröffnet worden.
Der gebürtige Schlesier war
1861 an die Jade gekommen,
um beim Bau der neuen Hafenanlagen mitzuhelfen.
Aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 heil in
VON HARTMUT SIEFKEN
WILHELMSHAVEN – Mancher alte
Rüstersieler erinnert sich noch
an die Wirtsfrau Adele Tiesler.
Sie betrieb die legendäre Gaststätte „Zur grünen Laube“, die
im Volksmund auch wegen ihrer
niedrigen Decke „Café Duckdich“ genannt wurde. Im Frühjahr 1962, vor 50 Jahren also,
setzte sich Adele Tiesler zur Ruhe. Wenige Wochen später, am
2. Juli, sollte sie 80 Jahre alt
werden.
Grundstück und das uralte
Haus an der Rüstersieler Straße hatte sie an einen Wilhelmshavener Gastwirt verkauft. Mit
dem Abriss verschwand ein
Stück Alt-Rüstersiel, das diese
Heute steht, wo sich einst die „Grüne Laube“ duckte, der „Rüstersieler Hof“.
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seine Wahlheimat zurückgekehrt, fand er Beschäftigung als
Schachtmeister beim Bau des
Rüstersieler Forts.
Er heiratete und erwarb das
kleine Haus, in dem dann neun
Kinder heranwuchsen. Tochter
Adele Tiesler blieb im Hause
und führte die Gaststätte ihres
Vaters nach seinem Tod weiter.
In der Gaststube gaben sich
die Soldaten vom Seebataillon
ein Stelldichein, wenn sie nach
der damaligen Ostasienbesitzung Kiautschou kommandiert
wurden oder wenn sie zurückkehrten. Später lagen die Matrosen-Artilleristen im Fort
Rüstersiel und steigerten den
Umsatz an der Theke. Hermann
Tiesler zählte zu den Initiatoren
des
Jugendschützenfestes,
das viele Jahre in Rüstersiel gefeiert wurde. Adele Tiesler aber
blieb in den Herzen der Rüstersieler. Aus Dankbarkeit benannte man später das kleine Wäldchen der Kneipe gegenüber in
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Seite 24 · Wilhelmshavener Zeitung
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Mit Erde bedeckt waren die Kasematten, Bunker und Geschützstellungen im Fort Schaar, um möglichst nicht aus der Luft erkannt
zu werden.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Gegen Attacken zu Lande
Das Fort Schaar sollte
die Festung Wilhelmshaven gegen anrückende Heere schützen. Vor
40 Jahren überplante
die Stadt es mit einem
Wohngebiet.
VON HARTMUT SIEFKEN
WILHELMSHAVEN – Das
Fort
Schaar ist eine Welt für sich.
225 Menschen leben nach der
aktuellen Statistik der Stadt auf
dieser von einem breiten Graben umgebenen Insel – seit den
1970er-Jahren ein Wohnidyll
am Rande der Stadt mit Reihenhäusern, deren Gärten an den
alten Festungsgraben heranreichen. Vor 40 Jahren verabschiedete der Rat der Stadt den Bebauungsplan. Die „Park-Wohnanlagen Fort Schaar GmbH“
errichtete hier in der Folge 134
Wohneinheiten.
Bis Anfang der 1980er-Jahre, als die ersten Baugebiete
des Maadebogens erschlossen
wurden, blickte man vom Fort
weit übers Land. Früher, als
Landkriege noch zu Fuß und zu
Pferd geführt wurden, hatte
man von hier aus freies Schussfeld. Dies diente der Sicherheit
des preußischen Marineetablissements: Bei seiner Planung
Mitte des 19. Jahrhunderts entwarf man gleichzeitig ein Festungskonzept. Zunächst sollte
ein Festungswall längs der
Grenze des preußischen Jadegebietes errichtet werden. Diese Überlegung jedoch gab man
nach dem Krieg 1870/71 auf.
Stattdessen wurde eine Reihe
von Forts gebaut.
Das Fort Heppens sollte Wilhelmshaven vor dem Beschuss
feindlicher Kriegsschiffe auf der
Jade beschützen. Es stand an
der Stelle der heutigen Vierten
Einfahrt. Die Forts Rüstersiel,
Schaar und Mariensiel, die
außerhalb des preußischen Hafengebietes auf Oldenburger
Grund errichtet wurden, sollten
Attacken zu Lande verhindern.
Im ehemaligen Fort Rüstersiel residiert heute das Institut
für Vogelforschung, das Mariensieler Fort ist bis in die 1990erJahre noch für Marinezwecke
genutzt worden und befindet
sich heute in Privatbesitz, im
Fort Altona hat es sich der
Campingclub Grüner Wald gemütlich gemacht. Die Forts waren mit der Fortifikationsstraße
und einer Feldbahn verbunden.
Fortsetzung auf Seite 25
Der Eingang zum Fort
Schaar im Zweiten Welt­
krieg. In der ersten Phase des
Krieges war hier das Flarak-Gruppenkommando
untergebracht, das die Flug­
abwehr für den Raum Wil­
helmshaven koordinierte.
FOTO: WZ-BILDDIENST
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 25
Luftschutzstellungen in alten Forts
Fortsetzung von Seite 24
Später rollte über diese Bahnstrecke auch die Wilhelmshavener Vorortbahn. Das Fort Altona
und das Fort Schillig wurden als
Außenwerke errichtet. In den
Forts befanden sich Geschützstellungen und gegen Beschuss befestigte KasemattenBauten, die mit Erde überdeckt
waren. In diesen kellerartigen
Gewölbebauten waren Mannschaften, Munition und Material untergebracht.
Diese Befestigungsanlagen
wurden mit Marineartilleristen
besetzt. Sie kamen hier zum
Glück nie zum Einsatz. Die Forts
dienten deshalb hauptsächlich
Ausbildungszwecken. Nichtsdestoweniger wurden bei der Mobilmachung 1914 auch die Fort-
Das Fort Schaar diente im Zweiten Weltkrieg der Luftverteidi­
gung Wilhelmshavens.
FOTO: WZ-BILDDIENST
In den Kasematten des Fort Schaar war von Beginn des Krieges
bis zum 30. Juli 1941 das Flak-Gruppenkommando und
das Flugwachkommando stationiert
FOTO: WZ­BILDDIENST
besatzungen in Alarmbereitschaft versetzt.
Wilhelmshaven war bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges
zur Festung erklärt worden. Mit
dem Befehl zur Mobilmachung
am 2. August 1914 traten auch
für die Zivilbevölkerung von Wil-
helmshaven einschneidende
Beschränkungen in Kraft. Der
Festungskommandant, Konteradmiral Günther von Krosigk
(1860 - 1938), Chef der Marinestation der Nordsee, hatte die
Befehlsgewalt, die auch die Zivilisten zu spüren bekamen.
Das Festungsgebiet reichte
bis Minsen über Schortens und
Sande sowie bis zu den auf der
anderen Seite der Jade gelegenen Orten Tossens und Burhave. Auch Wangerooge zählte
zum Festungsgebiet.
Aller Verkehr von und nach
Wilhelmshaven bedurfte der Genehmigung, man brauchte
einen Passierschein. Straßen
und alle Zugänge zu militärischen Anlagen waren gesperrt
und durch Posten gesichert.
Das Hafengebiet und die Deiche waren für die Bevölkerung
gesperrt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden
die alten Forts in den Luftschutz
für Wilhelmshaven einbezogen
wurden. Man postierte hier
Flugabwehrkanonen. Für die
Flugabwehr
Wilhelmshavens
war die 2. Marineflakbrigade zuständig. In den Kasematten
des Fort Schaar war von Beginn
des Krieges bis zum 30. Juli
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Seite 26 · Wilhelmshavener Zeitung
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Flakzentrale in Kasematten
Fortsetzung von Seite 25
das Flak-Gruppenkommando
und das Flugwachkommando
stationiert.
Das Flakgruppenkommando
koordinierte die Luftverteidigung von Wilhelmshaven mit
den schweren und leichten Flakbatterien, Scheinwerfern und
Horchgeräten, den Flakleit- und
Flugmelde-Funkmessgeräten.
Die Flugbewegungen der feindlichen Luftflotten wurden von
hier aus überwacht und an die
höheren militärischen Stellen
gemeldet. Ein ganzer Trupp von
Flakhelferinnen war hier in der
Befehls- und Nachrichtenübermittlung eingesetzt.
Doch die Kasematten im
Fort Schaar wurden mit der Zunahme der Luftangriffe auf Wilhelmshaven bald zu eng. Das
Flakgruppenkommando
zog
deshalb Anfang August 1942 in
die neue Flakzentrale in der Nähe des Rosenhügels. Kommandant des Luftverteidigungskommandos war Kapitän zur See
Oehler.
Heute befindet sich hier ein
städtischer Werkhof. Ausführlich berichtet hierüber Friedrich
August Greve in seinem Buch
„Die Luftverteidigung im Abschnitt Wilhelmshaven 1939 1945“.
Die starken Zerstörungen
Wilhelmshavens hat die Flugabwehr dennoch nicht verhindern
können, rund 60 Prozent des
Gebäudebestandes waren bei
Kriegsende Schutt. Ab 1944
konnte von einer wirksamen
Luftabwehr angesichts der zunehmenden Übermacht der alliierten Luftstreitkräfte nicht
mehr die Rede sein.
Die Verluste der Bevölkerung
hielten sich angesichts der heftigen Zerstörungen dennoch in
relativ engen Grenzen: 534 Tote
waren der Flugzeugangriffe wegen zu beklagen. Bevölkerung
und Soldaten retteten ihre Haut
in den über 60 Bunkern im
Stadtgebiet.
9. Juni 2012 9. Juni 2
Vor 40 Jahren brachte der
Rat der Stadt Wilhelmshaven
die Bauleitplanung für das
Baugebiet Fort Schaar in
gang. Wo sich heute Eigen­
heimbesitzer wohl fühlen,
waren früher Stellungen der
Flugabwehr bzw. noch früher
der Marine­Artilleristen.
WZ-FOTO: LÜBBE
uni 2012 9. Juni 2012
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Wilhelmshavener Zeitung · Seite 27
Gesellschaftshaus Schützenhof
VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ
BANT – Der Name ist bezeichnend, denn tatsächlich war es
der Wilhelmshavener Schützenverein von 1861, der 1886 beschloss, auf seinem 1872 erworbenen Grundstück in Belfort
(Bant) einen Schützenstand mit
Restauration und einem Festplatz zu bauen.
1887 wurde der Grundstein
gelegt, die Bauarbeiten führte
das Vereinsmitglied Maurermeister Gerhard Grashorn aus.
Zu Ostern 1888 fand die erste
Tanzmusik
im
Saal statt, was zugleich den Beginn
einer wechselvollen
Veranstaltungsgeschichte
Der Wilhelmshavener Schützenverein von 1861 ließ den Schützenhof 1887
bedeutete.
Bei
diesem
bauen.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Bauabschnitt entstanden ein VorSchützenverzäunt.
auch der ideale Ort für sportliderhaus mit Resein, der SaalDoch eine Geschichte des che Wettkämpfe, insbesondetaurant und Kü- Heute ist das Gebäude abge­ betrieb wur- Schützenhofes Bant - dem offi- re Boxkämpfe wurden bis in die
che, darüber Zim- rissen und der Platz einge­ de dann im ziell die Bezeichnung Gesell- 1960er Jahre ausgetragen, mit
WZ-FOTO: GA-JÜ Juni
mer und Kam- zäunt.
1939 schaftshaus beigegeben wur- nahezu legendärem Ruf wegen
mern, der gesamvon
der de - ist ohne die Erwähnung sei- der besonderen Atmosphäre.
te Betrieb war an einen Wirt Kriegsmarinewerft für die Ver- ner vielen unterschiedlichen
Natürlich kamen kulturelle
verpachtet. Angebaut war ein pflegung und Unterbringung von Nutzungen unvollständig. In sei- Veranstaltungen
ebenfalls
Tanzsaal von etwa 15 mal 14 Arbeitern erworben. Auf dem ner Frühzeit als Tanzsaal einge- nicht zu kurz; Konzerte, Opern,
Metern, umgeben von einer Em- Freigelände, dem Schützen- führt, wurde er bald darauf nicht Komödien und Kabarett waren
pore, an der Nordseite fand platz, entstand ein Barackenla- nur von den Schützen als Ort zu erleben ebenso wie der Geeine kleine Bühne Platz. Die ger mit sechs Unterkunftsbara- rauschender Feste und Bälle sang von Marinesoldaten.
neu errichteten Schießstände cken.
genutzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurden mit einem ÜbungsNach dem Krieg beschlagDen Schützen oblag zu- wurde der Schützenhof manschießen im Mai in Betrieb ge- nahmten die Alliierten den nächst auch die Nutzung des gels räumlicher Möglichkeiten
nommen.
Schützenhof, die Baracken fan- Schützenplatzes für die eige- zum Musentempel, Künstler
1914 wurden Erweiterungen den anderweitige Verwendung. nen Schützenfeste, später fan- und Künstlerinnen aller Genres
und Verbesserungen vorgenom- Zum 1. August 1951 ging der den dort auch Volksfeste und nutzen die Bühne, um den Kulmen, ein kleiner Saal zusätzlich Schützenhof in private Hände Rummel ihren Platz. Sogar der turhunger der Wilhelmshavener
angebaut. Im Ersten Weltkrieg über, neuer Besitzer des Anwe- Ausbau der angrenzenden Stra- zu stillen. Nicht zu vergessen
diente der Schützenhof als Ka- sens wurde Alwin Schnieder, ßen richtete sich bei deren Ma- sind die Modenschauen, die
serne, nach dem Krieg über- der die Spuren unachtsamer ßen danach, dass Verkaufsbu- nach Angaben der Veranstalter
nahm erneut ein privater Päch- Nutzung in rastloser Arbeit be- den und Passanten ausrei- zweimal im Jahr mehr als 7000
ter.
seitigte. Er verpachtete im chend Platz fanden.
Zuschauer in den Schützenhof
Mitten in der Wirtschaftskri- Herbst 1970 den Schützenhof
Der Schützenhof erlebte lockten. Der Saal bot mehr als
se erlangte die Volksbank zum an eine Einzelhandelskette, politische Versammlungen, 1000 Gästen Platz, was keine
Dezember 1929 den Schützen- heute ist das Gebäude abgeris- im Mai 1932 sprach hier Hitler andere private Stätte 1970 biehof vom Wilhelmshavener sen und der Platz ist einge- zu seinen Anhängern. Er war ten konnte.
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Das Wetter spielte zwar nicht mit, dennoch feierten vor 25 Jahren viele Menschen die Wiedereröffnung der Südstrandanlagen,
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Neuer Bezug für „Sonnenbank“
Vor 25 Jahren feierte
Wilhelmshaven die
Fertigstellung der Bauarbeiten für die Südstrand-Sanierung. Das
Badeleben hier hat
130 Jahre Tradition.
WILHELMSHAVEN/SI – Der Südstrand zählt zu Wilhelmshavens
„Schokoladenseiten“. Er ist
nicht nur für die Wilhelmshavener eine beliebte Sonnenbank,
sondern auch für die Touristen.
Ziemlich genau vor 25 Jahren,
am 18. Mai 1987, feierte man
die Fertigstellung der neu gestalteten Promenade.
Die Stadt wertete damit die
Freizeiteinrichtung touristisch
auf, und auch die Deichsicherheit in diesem Bereich wurde
verbessert. Die Mauer auf der
Kuppe erhöht den Schutzwall
gegen Sturmfluten. Ihr Bau war
das letzte Stück der Deicherhöhung von Mariensiel aus.
Die Bevölkerung feierte den
neuen Südstrand nicht nur mit
einem Fest dort, sondern auch
mit einem verkaufsoffenen
Sonntag in der City und im Bereich Gökerstraße. Das Jubilä-
Maurer gaben dem Südstrand sein Gesicht. Mauern und Pflas­
ter bestehen aus Klinker.
FOTO: WZ-BILDDIENST
um allerdings ist jetzt offensichtlich übersehen worden -fürs Stadtmarketing eine verpasste Gelegenheit.
Das Badewesen an Wilhelmshavens südlicher Wasserkante hat eine mittlerweile 130jährige Tradition. An die ersten
Anfänge und die weitere Geschichte erinnerte Dr. Ingo
Sommer anlässlich der Einweihung der renovierten Südstrandanlagen. Er war damals
Leiter des städtischen Hoch-
bauamtes und in Zusammenarbeit mit dem Deichband und
dem
Wasserwirtschaftsamt
einer der Ideengeber und Planer. Sommer, der heute als
Architekturhistoriker
lehrt,
schrieb damals in der „Wilhelmshavener Zeitung“:
„Die vorausschauenden Wilhelmshavener Ratsherren bewilligten 1883 dem Seebadeverein Wilhelmshaven eine Badeanstalt für Frauen und Kinder.
(Diese Damen-Badeanstalt be-
fand sich in etwa dort, wo heute
die
Nationalparkverwaltung
(1987 das Wasserwirtschaftsamt) liegt.
Im Watt am Heppenser Wasserdeich, heute Großer Hafen,
lagen auch die getrennten Badestrände für Damen und Herren. Auf der Außenböschung
des späteren Südstrandes
muss bereits 1891 das Holzgebäude des allgemeinen Bürgervereins als „Herren-Badeanstalt“ genutzt worden sein.
Die der Eindeichung zum Opfer gefallene Damen-Badeanstalt entstand als Holzgebäude
neu am Südstranddeich etwa
vor den Strandhäusern „Seestern“ und „Delphin“. Von der
bereits bestehenden HerrenBadeanstalt vor dem Gebäude
der „Seerose“ war sie durch
Bretterzäune sorgfältig abgetrennt.
Das bescheidene Badeleben
am Südstrand spielte sich ab
1900 unter der Regie des Seebadevereins
Wilhelmshaven
ab. Die Südstrandpromenade
bestand damals aus einem
staubigen Schlackenweg entlang einem fast 300 Meter langen schwarzen Bretterzaun.
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Mit der Straßenbahn zum Südstrand
In den Jahren 1986 /87 erhielt der Südstrand sein neues Gesicht. Teehäuschen und Flutmauer wurden neu errichtet, die Straße
hinter die Strandhäuser verlegt.
FOTO: WZ-BILDDIENST
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Den Schwimmern standen
weit ins Wasser reichende Holzstege zur Verfügung. Nichtschwimmer mussten sich mit
eingefriedigten Holzplattformen
in drei Höhenabstufungen begnügen.Immerhin aber verkehrte ab 1913 die Straßenbahn Linie 2 über die 1907 eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Brücke zu
den Bäderschiffanlegern an der
Ersten Einfahrt.
Im Ersten Weltkrieg kam das
Badeleben am Südstrand aus
militärischen Gründen zum Erliegen und der Straßenbahnverkehr wurde eingestellt.
1919 übereignete der Seebadeverein
Wilhelmshaven
seine vom Hochwasser arg demolierten Südstrandbadeanla-
gen der Stadt. Hermann Zopff
baute im gleichen Jahr eine völlig neue „Herren-Badeanstalt“
in Holz-Fachwerk-Konstruktion
und stockte dessen Mittelteil
1924 sogar zur Rettungsstation auf. Kurz danach arbeitete
der rührige Wilhelmshavener
Stadtbaurat bereits an seinen
Plänen für ein „Seebad größeren Stils“. Badeanlagen in Holland, Belgien und England, die
sich Zopff angesehen hatte, waren die Vorbilder, nach denen er
die fünf Strandhäuser, zwei Teehäuschen und 250 Meter lange
Wandelgänge in eindrucksvoller
Ziegelarchitektur plante.
Unterirdische Unkleideanlagen, Läden, Brausebäder, Erfrischungsräume, eine Milchkurhalle und ein Lesesaal sowie
die abgestufte Betonterrasse
für Nichtschwimmer ergänzten
das Programm.
Rund 1 Million Reichsmark
bewilligte das Wilhelmshavener
Bürgervorsteherkollegium
1926 -- die Sozialdemokraten
allerdings stimmten dagegen,
sie hielten das Projekt für
„überspannt“.
Am 16. Juni 1928 schließlich wurde der neue Südstrand
Leonie Blömeke
Badefreuden an der Imbisshalle „Schwalbennest“wohl Ende
der 30er­Jahre.
FOTO: WZ-BILDDIENST
eingeweiht. Bis zu 20 000 auswärtige Kurgäste pro Jahr waren der zählbare Erfolg des fortschrittlich angelegten Südstrand-Ausbaus von Hermann
Zopff.
Wilhelmshavens
neue
Strandhalle am Südstrand war
nach Plänen des Architekten
Gustav Lübbers schon am 27.
Mai 1926 fertiggestellt worden.
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Das Planschbecken an
der Kaiser­Wilhelm­Brücke
mit den Gebäuden der
ehemaligen Torpedowerft,
in denen nach dem Krieg die
Strumpffabrik Pirola gewirkt
hat, im Hintergrund. Das
Foto stammt aus den 50er­
oder 60er­ Jahren. Auf der
Südstrandstraße sieht man
einen Bus fahren. Toiletten,
Umkleiden und
Gastronomiegebäude
waren in den Deichkörper
hineingebaut, Durchgänge
führten von einer auf die
andere Seite. All dies wurde
im Zuge von Deich­
sicherungsmaßnahmen
beseitigt.
FOTO: WZ-BILDDIENST
Hoffnung liegt auf dem Tourismus
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Als im Rahmen der Kriegsvorbereitungen der Hafen ausgebaut wurde und Torpedoboote wieder ihre Liegeplätze
einnahmen, befürchtete die
Marine, dass Fremde ihre Pläne
ausspähen könnten. Die Südstrandstraße wurde 1937 „entöffentlicht“, und Wilhelmshavens Bevölkerung wurde schrittweise von den Badeanlagen zurückgedrängt.
Durch den Zweiten Weltkrieg
kam der Kurbetrieb fast völlig
zum Erliegen. Teile der Ziegelarchitektur wurden zerstört.
Der Rat beschloss 1945 in
seinem
Wiederaufbauprogramm „die Gestaltung der
Stadt als Nordsee- und Heilschlickbad wieder aufzunehmen“, so schrieb Oberstadtdirektor Dr. Friedrich Paffrath in
seinem ersten Verwaltungsbericht.
Erst 1950 gaben die Alliierten
die
beschlagnahmte
Strandhalle und die Strandhäuser wieder frei. Das 1948 neu
gebildete Kur- und Badeamt der
Stadt Wilhelmshaven beseitigte
Kriegsschäden am Südstrand,
baute die Kolonnaden wieder
auf und installierte 1954 sogar
eine
Meerestrinkkurhalle.
Endlich konnte auch das Seewasseraquarium zu Ende gebaut werden.
Der Straßenbahnbetrieb zur
Strandhalle jedoch wurde nicht
wieder aufgenommen. Mit Promenadenkonzerten, Jazz im
„Strandhallenkeller“, Ballveranstaltungen, Großfeuerwerken
und Strandfesten verbinden viele Wilhelmshavener Erinnerungen an die 50er- und 60er-Jahre.
Der Südstrand der Nachkriegszeit ist vor allem mit dem
Namen von Hermann Buschkämper verbunden. Der ehemalige Korvettenkapitän führte
drei Jahrzehnte lang als
Schwimmmeister
zwischen
Strandkörben und Badeaufsicht Regie.
Die Strandhalle sollte 1954
nach Plänen von Franz Iwersen
sogar aufgestockt werden.
Heute befindet sich an der Stelle des ehemali­
gen Planschbeckens eine Liegewiese. In
einem teil der ehemaligen Torpedowerftge­
bäude sind heute das Wattenmeerhaus und
Nach Renovierungen 1959 und
1971 ließ der Gastronom Jan
Groenewold sie 1982 umbauen
und den modernen gastronomischen Erfordernissen anpassen.“ Soweit Sommer.
Am 2. Juli 2002 ist die
Strandhalle als KinderspielParadies neu eröffnet worden.
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eine Softwarefirma zu Hause. Zwischenzeit­
lich hatte in dem Haus mit dem weißen Ober­
geschoss band eine Internet­Bank ihre Ge­
schäfte getrieben.
FOTO: WZ-BILDDIENST/KNOTHE
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und
Planschbecken
wurde verfüllt
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Das privat geführte Seewasser-Aquarium wurde komplett modernisiert und erheblich erweitert.
„Die schwere Orkanflut vom
Februar 1962 schließlich war
Auslöser für langfristige Deichverstärkungsmaßnahmen.
Verfüllung des Planschbeckens 1968, Schließung des
„Schwalbennestes“
1978,
Diskussion um den Erhalt der
Strandhäuser 1979 und
schließlich die Rückverlegung
der Südstrandstraße 1980 waren untrügliche Zeichen der
Neuorientierung. Das Wasserwirtschaftsamt rückte mit seinen Deichverstärkungsmaßnahmen, von Mariensiel ausgehend, Jahr für Jahr dem Südstrand näher.
Die aus Sicherheitsgründen
zu schließenden Deichdurchgänge drohten die Funktion
des Südstrandes zu zerschneiden.
Das Hochbauamt begann
1982 seine mit drei Millionen
Mark veranschlagten Planungen, um die städtischen Gestaltungsabsichten behutsam
in die 1985 am Südstrand be-
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So haben viele den Südstrand noch in Erinnerung: Vor den Strandhäusern und Kolonnaden
verlief die Straße. Ein wackeliger Zaun trennte den Strandbereich ab.
FOTO: WZ-BILDDIENST
ginnenden
Deichbaumaßnahmen einzupassen.“
25 Jahre nach der Einweihung hat der Zahn der Zeit
auch an den neuen SüdstrandAnlagen schon etwas genagt.
Wind und Wetter haben an einigen Stellen die Fugen des Zie-
Wilhelmshaven – gestern
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Lichtspielhaus „Metropol“, 1952
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gelmauerwerks
durchschlagen, der Frost sprengte die Ziegelverblendung auf. Derzeit
werden die Schäden behoben.
Allen Interessierten steht beim
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Stadtgärtnerei wird Rosarium
Heute ist das Rosarium
weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt für
seine große Rosensammlung und die
ebenso liebevoll gestalteten Themengärten.
VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ
WILHELMSHAVEN – Als mit den
Arbeiten für den Rüstringer
Stadtpark im Frühjahr 1914
begonnen wurde, war nicht abzusehen, dass aus einem Teil
der Stadtgärtnerei, die sich im
Südosten an das Parkgelände
anschloss, ein derartiges Kleinod werden würde.
Zunächst hatte die Stadtgärtnerei
die
Rüstringer
Schmuck- und Grünanlagen mit
Pflanzen zu versorgen, ehe ihr
Grünland im Ersten Weltkrieg
für den Gemüseanbau verwendet wurde. Auch die im Stadtpark aufgeforsteten Flächen
wurden für Gemüsezwischenkulturen genutzt, so dass insgesamt knapp sechs Hektar Fläche für die Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung stand.
Nach dem Ersten Weltkrieg
entstand auf der Fläche des
heutigen Rosariums als Erweiterung der Stadtgärtnerei eine
Baumschule und der verantwortliche Leiter des Rüstringer
Gartenamtes, Friedrich Stein,
bezog 1922 eine Dienstwohnung am Neuengrodener Weg
im Stadtpark. Für den Schutz
der wenigen Anwohner sowie
der Besucher und Bediensteten
im Stadtpark wurde ein kleiner
Rundbunker errichtet, der
noch heute in das Gelände des
Rosariums ragt. Natürlich trafen die Luftangriffe des Zweiten
Weltkrieges auch den (Rüstringer) Stadtpark und die Stadt-
gärtnerei, es dauerte wegen anderer Aufgaben bis 1947, ehe
die Stadtgärtnerei ihren Betrieb
wieder aufnehmen konnte. Allerdings wurde die Fläche der
vormaligen Baumschule nicht
einbezogen, diese blieb als
Brachland liegen. Statt dessen
war zwischenzeitlich geplant,
den Rosenhügel zu einem Rosensondergarten umzugestalten. Erst 1978 konnte unter Anleitung von Erich Bruns die aus
Angrenzend an den Stadt­
parkkanal entstand die
Stadtgärtnerei, das spätere
Rosarium. Heute ist das
Rosarium eine Oase der
Erholung.
FOTOS: WZ-BILDDIENST UND LÜBBE
Auszubildenden gebildete so
genannte „Ausbildungskolonne“ im Ausbildungsfeld Gartenund Landschaftsbau dieses
brachliegende Gartenland zu
einem Schau- und Lehrgarten
mit Rosarium umgestalten.
Hier entstand ein Lehr- und Versuchsgarten, der neben den
eigenen Auszubildenden von
Praktikanten, BGJ-Schülern und
Studenten genutzt werden
konnte.
Über Jahre folgte ein thematischer Ausbau mit verschiedenen Gartenanlagen, noch vor
der offiziellen Freigabe für die
Öffentlichkeit 1989 waren eine
Miniaturnachbildung eines ba-
rocken Gartenbildes aus den
Herrenhäuser Gärten bei Hannover und eine Ostasia-Teichanlage angelegt worden. Es folgten ein Rokoko-Garten 1988 sowie Schwester Bernhardines
Kräutergarten, der sich an den
Originalplänen einer franziskanischen
Ordensschwester
orientierte.
Englische Gartenkultur mit
weiteren Rosen und Stauden
brachte ein 1989 angelegter
Yorkshire-Garten. Dem Namen
Rosarium verliehen die 1995
hergestellte historische Rosenanlage mit vielen verschiedenen Rosensorten und der 1998
hinzugekommene,
klassisch
aufgebaute Rosengarten „Gloria Dei“ (zum Ruhme des Herrn)
mit Edel-, Kletter- und Trauerrosen besonderen Nachdruck.
2002 ging die Betreuung
des Rosariums aus öffentlicher
in private Hand über. Der ausschließlich zu diesem Zweck gegründete Förderverein hat es
seitdem mit pfiffigen Ideen verstanden, das Rosarium im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Dazu trugen nicht nur viele Patenschaften für jeweils eine Rose oder
zahlreiche
Eheschließungen
bei.
Auch mit Theateraufführungen sowie durch Kooperationen
mit Schulen, Verbänden und
Vereinen wurde die Unterstützung auf eine breite Basis gestellt. Ziel bleibt dabei stets,
das Rosarium mit mehr als
5000 Rosen aus gut 500 Sorten als Oase der Erholung zu erhalten.
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Eine Dienstwohnung für
den Oberwerftdirektor
Für den Oberwerftdirektor (OWD), den obersten Chef aller auf der
Werft Beschäftigten,
war es nur ein kurzer
Weg von seiner Dienstwohnung in sein Büro.
VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ
WILHELMSHAVEN – Bereits mit al-
lerhöchstem Erlass vom 28. Juni 1854 hatte der preußische
König die Marinestationen der
Nord- und Ostsee gebildet, die
sich aus drei Abteilungen zusammensetzten. Zum „Vorsteher der Abtheilung für technische Angelegenheiten“ wurde
in § 23 der Oberwerftdirektor
bestimmt, ihm unterstanden
sechs weitere Direktoren als
Leiter spezieller Ressorts.
Der erste OWD für Wilhelmshaven, Kapitän zur See Robert
Przewisinski, wurde am 19. Mai
1870 vom preußischen König
ernannt. Er nahm seinen ersten
Dienstsitz in der damaligen
Kommandantur Kronprinzenstraße (heute Moselstraße 20),
zumal er zugleich Stationschef
war. Von daher ist nicht anzunehmen, dass schon Jahre zuvor ein Haus für einen unbesetzten Posten gebaut wurde, wie
es in der Literatur zu finden ist.
Mit Fertigstellung eines
Wohngebäudes 1873 auf der
östlichen Seite der Adalbertstraße, Ecke Marktstraße
wurde dieses der repräsentative Wohnort des jeweiligen Oberwerftdirektors. Akribisch listet
ein statistischer Nachweis über
alle Werftbauten die Maße und
Kosten des Bauwerks auf. An
einen Mittelbau schlossen sich
nach Norden und Süden jeweils
Flügelbauten an, einschließlich
eines Stallgebäudes wurden
dafür über 100.000 Mark aufgewendet.
Die Einrichtungen und Ausstattungen wurden ständig ergänzt und modernisiert, 1901
wurde ein dreiarmiger Gaskronleuchter installiert. 1907 erhielt das Gebäude eine „Centralheizung“, einen Speiseaufzug und das Dachgeschoss wurde ausgebaut, dafür entstanden Kosten von mehr als
12 000 Mark. Allerdings hatte
die Werft es versäumt, diese
Baumaßnahme anzumelden,
sie wurde in wenigstens zwei
Schreiben um nachträgliche
Vorlage der Baupläne ersucht.
Schließlich konnten sich die Bewohner ab 1908 über eine
Warmwasserbereitungsanlage
freuen.
Als Anschrift des OWD ist im
Adressbuch von 1880 die Adalbertstraße 7 zu finden, 1891
Blick in die Adalbertstraße.
Quer verläuft die Marktstra­
ße. Das Haus vorne rechts ist
das
Oberwerftdirektor-
Haus. Heute steht an dieser
Stelle das Terrassenhaus (Bild
links).
ändert sie sich in Marktstraße
2a und ab 1914 wird daraus die
Marktstraße 7. Weitere gestalterische und funktionale Umbauten wurden Anfang 1934
ausgeführt. Der Haupteingang
erhielt einen Vorbau mit aufgesetztem Balkon, die Erdgeschossräume scheinen für die
Werftbücherei und die Werftfürsorgeschwester hergerichtet
worden zu sein.
Das Obergeschoss des nördlichen Flügelbaus erhielt einen
veränderten Treppenaufgang
und ein Bad, der Oberwerftdirektor sollte mit Familie wohl
nur noch dieses Geschoss privat nutzen.
1940 ist die Liegenschaft
entlang der Markt- und Adal-
bertstraße mit einer Umfassungsmauer eingefriedet worden. Vermutlich wurde das
Wohngebäude des Oberwerftdirektors durch Luftangriffe im Juli 1942 zerstört und der jeweilige Amtsinhaber musste mit seiner Familie in anderen fiskalischen Liegenschaften unterkommen (z. B. in der Virchowstraße). Als Nachkriegsnutzung
des Areals war im Herbst 1948
kurzfristig ein Konzert- und
Tanzcafé angedacht. Im November 1950 war die bröckelnde
gemauerte Einfassung, um
einen Stacheldrahtzaun ergänzt, Gegenstand heftiger Aufregung. Heute steht an dieser
Stelle ein privates Wohnhaus in
Terrassenbauweise.
FOTO: WZ-BILDDIENST UND GABRIEL-JÜRGENS
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Seite 34 · Wilhelmshavener Zeitung
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Kindheit im Villenviertel
Im ruhigen, gemütlichen Villenviertel erlebte Annemarie Penning,
geb. Schwegmann,
eine glückliche Kindheit. Gespielt wurde
auf der Pferdestraße.
VON HARTMUT SIEFKEN
WILHELMSHAVEN – Schöne Kindheitserinnerungen an ihre Jugend im Villenviertel hat die Buten-Wilhelmshavenerin Annemarie
Penning,
geborene
Schwegmann, die schon seit
60 Jahren in Bonn lebt. Sie ist
in den 30er-Jahren im Birkenweg 16 aufgewachsen, zusammen mit zwei Brüdern. Ihr Vater,
Studienrat Hans Schwegmann,
war Lehrer am Realgymnasium,
der späteren Admiral-ScheerSchule, am Rathausplatz, wo
heute die Hauptpost steht.
Die Nachbarschaft war eini-
Das ehemalige Lyzeum, die Fräulein­Marien­Schule, ist heute die Grundschule Kirchreihe (Bild
oben).
FOTOS: WZ-BILDDIENST UND KNOTHE
germaßen prominent. An der
Ecke zur Kirchreihe befand
sich damals das wunderschön
bebaute und angelegte Anwesen der Familie Leffers. Heute
ist es Sitz der Kassenärztlichen
Vereinigung. Neben Schwegmanns wohnte 1937, wie sich
Annemarie Penning erinnert, im
Haus Nr. 18 der damalige Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Müller in einer Jugendstilvilla, im
Haus Nr. 14 Marinebaurat Has.
Später war dieses Haus nach
der Erinnerung von Annemarie
Penning von einem Direktor der
Olympia-Werke bewohnt.
Der Birkenweg sei zu ihrer Jugendzeit nur „hausseits“ gepflastert gewesen. Die andere
Seite habe als Reitweg gedient,
der viel benutzt worden sei. Annemarie Penning erinnert sich
noch an ein Fräulein Jokusch
„hoch zu Ross“. „Bei ihr kauften wir in der Gökerstraße unsere Schulbücher.“
In dem ruhigen, gemütlichen
Villenviertel verlebte Annemarie
Penning eine herrliche Jugend-
zeit. Es waren kaum Autos
unterwegs, „ganz viele davon
gab es damals ja auch nicht!“
Der Milchwagen kam, vom
Pferd gezogen, vors Haus. Fielen Pferdeäpfel, wurden sie
schnellstens
aufgesammelt
und im Garten verwertet.
„Granat, Granat“ – diesen
Ruf hörte man oft und gern. Die
leckere Meeresfrucht wurde per
Handwagen durch die Straßen
gekarrt und von den Anwohnern
für damals wenige Groschen gekauft.
Annemarie Penning ging damals aufs Lyzeum. Sie kam
1937 in die Sexta (gleichzusetzen mit der heutigen 5. Jahrgangsstufe) der Fraulein-Marien-Schule, der heutigen
Grundschule Kirchreihe. Nach
dem Zusammenschluss der
beiden Jadestädte 1937 wurde
sie mit der Königin-Luise-Schule zu einer Schule vereinigt.
Nachfolgerin ist das Käthe-Kollwitz-Gymnasium, das bis in die
70er-Jahre eine Mädchenschule war.
„Spielplätze brauchten wir
nicht“, so Annemarie Penning.
Platz zum Spielen war auf der
Pferdestraße. Treibball, Fußball, Verfolgungsjagd durch das
ganze Viertel, oft mit Radau,
der den Kindern natürlich auch
manchen Ärger mit den Anwohnern einbrachte – für die Kinder
war es spannend und schön.
„Wir sind auch Rollschuhe
dort gefahren. Aber das machte
mehr Spaß auf dem großen Asphaltplatz vor dem Rüstringer
Rathaus. Ganz in der Nähe gab
es im Winter auch eine tolle
Schlittschuhbahn. Wo sich
jetzt das Rathausstift befindet,
wurde die Wiese überflutet, zu
Eis gemacht, und wir konnten
im Winter bei einbrechender
Dunkelheit unter Lampenschein – was besondere Freude
machte – dahingleiten. Da waren wir schon etwas älter.“
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