Gestern und Heute - Wilhelmshavener Zeitung
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Gestern und Heute - Wilhelmshavener Zeitung
Gester n und Heute präsentiert vom: alten n i n e v a h s lm Wilhe rn e ld i B n e u e n und Folge 4 im Juni 2012 Historischer Streifzug in Bildern mit der uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 3 Blick in die Bismarckstraße östlich des Bismarckplatzes. Im Haus des Kon sumvereins befindet sich heute ein Fein kostgeschäft. Im Hintergrund die katho lische PetrusKirche, die im Krieg zer stört wurde. FOTO: WZ-BILDDIENST Inhalt Gewinnspiel mit der WZ Hotel „Reichsadler“ am Börsenplatz Prince-Rupert-School Lausbuben in Trümmern Leserhinweise Die großen Stars im „Regina“ Ein Dorf verschwindet unterm Müll Auszug der Hochschule Das Kinderheim Rüstringens Immer fehlten starke Brücken Tante Adele im „Duck dich“ Gegen Attacken zu Lande Gesellschaftshaus Schützenhof Neuer Bezug für „Sonnenbank“ Stadtgärtnerei wird Rosarium Dienstwohnung für den Oberwerftdirektor Kindheit im Villenviertel 4 5 8 11 12 13 14 16 19 20 23 24 27 28 32 33 34 „Gestern und Heute – Wilhelmshaven in alten und neuen Bildern“ – Sonderbeilage der „Wilhelmshavener Zeitung“. Redaktion: Hartmut Siefken. Anzeigen: Thomas Schipper. Verlag und Druck: Brune-Mettcker-Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Parkstraße 8, 26382 Wilhelmshaven, Postfach 1265, 26352 Wilhelmshaven. Die Zeitung ist in all ihren Teilen urheberrechtlich geschützt. Ohne vorherige Genehmigung durch den Verlag dürfen diese Zeitung oder alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen weder vervielfältigt noch verbreitet werden. Dies gilt ebenso für die Aufnahme in elektronische Datenbanksysteme und die Vervielfältigung auf CD-Rom. Telefon (0 44 21) 488-0, Telefax allgemein (0 44 21) 488 259, Telefax Redaktion (0 44 21) 488 430, Telefax Anzeigen (0 44 21) 488 258. E-Mail: [email protected], [email protected], Internet: www.WZonline.de Seite 4 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Gewinnspiel mit der WZ Die Bismarckstraße im Krieg, von der Gökerstraße aus nach Osten betrachtet. Das kleine Foto zeigt den selben Blickwinkel heute. FOTO: WZ-BILDDIENST Spannende Geschichte WILHELMSHAVEN/SI – Wilhelmshaven ist eine junge Stadt, kaum 160 Jahre reicht die Spanne an Jahren von den Planungen des Marine-Etablissements bis heute. Und obwohl so relativ jung an Jahren, blickt Wilhelmshaven doch auf eine spannende Geschichte zurück. Der Kampf mit dem Meer, die Anstrengungen des Hafenbaus, die Mühsal der Werftarbeiter, das An- und Abschwellen des Schmelztiegels Marine, der Verwaltungs-Dualismus des durch eine Landesgrenze geteilten Siedlungsraumes, die Zerstörungen des Krieges und der Wiederaufbau, Landgewinnung und Industrieansiedlungen, Stagnation und die Gewinnung neuer Hafen- und Industrieflächen – kaum eine Stadt machte so viele Wechselfälle durch wie Wilhelmshaven. Vieles Vergangene ist im Sinne des Wortes verschüttet und lebt nur noch in der Erinnerung. Diese aber ist wach. Es lässt sich viel erzählen. Als die „Wilhelmshavener Zeitung“ im vergangenen Spätsommer und Herbst drei Beilagen „Gestern und Heute – Wilhelmshaven in alten und neuen Bildern herausbrachte“, war das Leser-Echo überwältigend. Nicht nur Hiesige, auch viele Buten-Wilhelmshavener nahmen die historischen Beilagen mit großem Wohlgefallen zur Kenntnis. Stellvertretend für viele lobende Zuschriften und Telefonate seien hier die Zeilen der WZ-Leserin Gisela Stein wiedergegeben, die die Beilagen auch ihrer Freundin Annemarie Penning, geb. Schwegmann, die seit 1950 in Bonn lebt, schickte: „Sie ist – wie wohl alle – von der Aufmachung und dem Inhalt begeistert! Besonders wir Alten erkennen manches schon fast vergessene Gebäude oder damals vertraute Ecken wieder. Dafür Danke!“ Für so viel Lob revanchiert sich die „Wilhelmshavener Zeitung“ mit drei weiteren Folgen von „Gestern und Heute. Und auch dieses Mal, liebe Leserinnen und Leser, sind Sie herzlich dazu aufgefordert, in ihren eigenen Erinnerungen zu kramen und uns aus diesem Schatz etwas zur Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen – per Post, per E-Mail, per Telefon. Bitte versehen Sie das von Ihnen eingesandte Material unbedingt vollständig mit ihrem Namen. Wenn Sie uns schreiben wollen: Ihre Post an die Redaktion von „Gestern und Heute“ senden Sie bitte an die Wilhelmshavener Zeitung Gestern und Heute Parkstraße 8 26382 Wilhelmshaven. Sie können sie auch persönlich hier abgeben. Zusendungen per E-Mail bitte an: [email protected]. Bitte in die Betreffzeile „Gestern und Heute“ schrei- ben und im Anschreiben Ihre Telefonnummer nicht vergessen. Anrufe werden unter Telefon 0 44 21 / 488 441 entgegengenommen. WILHELMSHAVEN/SI – Als Leser der „Wilhelmshavener Zeitung“ können Sie an einem Gewinnspiel teilnehmen. Am kommenden Dienstag, 12. Juni, wird ein Gewinncoupon für die erste Spielrunde mit zehn leeren Kästchen veröffentlicht. Bilder aus der Beilage „Gestern und Heute“ werden an zehn Tagen bis zum 22. Juni in der „Wilhelmshavener Zeitung“ noch einmal veröffentlicht wird. Diese gilt es auszuschneiden und an die richtige Stelle auf dem Coupon zu kleben. Aus den eingesandten, mit den Bildern beklebten Coupons lost die WZ (unter Ausschluss des Rechtsweges) folgende Gewinne aus: 1. Preis 500 Euro 2. Preis 250 Euro 3. Preis 100 Euro sowie 7 mal 50 Euro. Einsendeschluss für die erste Spielrunde ist der 26. Juni 2012. In gleicher Weise werden zwei weitere Spielrunden mit Bildern aus der zweiten und dritten Beilage veranstaltet, für die die gleichen Gewinne wie in der ersten Runde winken. Bitte senden sie Ihren ausgefüllten Coupon an die Wilhelmshavener Zeitung Parkstraße 8 26382 Wilhelmshaven oder geben Sie ihn direkt in der Schalterhalle oder in der Geschäftsstelle in Schortens, Oldenburger Straße 9, ab. uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 5 Der vornehme „Reichsadler“ Vor 25 Jahren wurde der Börsenplatz saniert. Einst war er Vergnügungsmittelpunkt der Stadt. Das Hotel „Reichsadler“ prunkte an der Nordseite. Farbe sauber gestrichen, die rechte Hälfte ist mit einer vorgenagelten Verblendung verschalt und wirkt heruntergekommen. Der Bauunternehmer Ferdinand Kotte hatte das Gebäude 1899 gebaut. Es hatte mächtige Erker, ein repräsentatives Hauptportal, darüber drei Bal- kone, historisierenden Figurenschmuck – eine wilhelminische Schmuckschatulle. Der Gast, schreibt Freuke Adrian, sollte sich wie ein König fühlen. Innen herrschte Komfort. Die Zimmer verfügten, wie Inhaber Otto Dettmann in einer Anzeige warb, über Bäder und eine Dampfheizung, es gab ein „vorzügliches Keller-Restaurant“, eine Bar, einen Veranstaltungssaal. Ein roter Kokosteppich führte die Stufen zum Portal hinauf. In den Stallungen war Platz für 30 Pferde. Fortsetzung auf Seite 6 VON HARTMUT SIEFKEN WILHELMSHAVEN – Der Börsenplatz war bis zu den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg einer der schönsten und lebhaftesten Orte in Wilhelmshaven. Vor 25 Jahren, im Mai 1987, feierte man die Fertigstellung der Sanierung. Oberbürgermeister Eberhard Menzel setzte feierlich den letzten Stein ins neue Klinkerpflaster. Seit 1987 gibt es auf dem Börsenplatz auch Geld anlegen – so einfach wie Rad fahren. Mit Deka-BasisAnlage. Ein gutes Gefühl, wenn Geld anlegen ganz einfach und verständlich ist. Jetzt in Ihrer Oberbürgermeister Eberhard Menzel pflasterte den letzten Stein. FOTO: WZ-BILDDIENST wieder einen Wochenmarkt. Prunkstück des Platzes war in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts das Hotel „Reichsadler“, dessen schmucklose Hinterlassenschaft noch heute dort steht. Das große, repräsentative Gebäude mit seinem einst reichen Fassadenschmuck hatte den Krieg relativ unbeschadet überstanden, während ringsum vieles in Schutt und Asche gebombt wurde. Erst nach dem Kriege, berichtet Freuke Adrian in ihrem Buch „Kneipenklatsch und Ballgeflüster“, wurden die prachtvollen Ornamente abgeschlagen. Heute steht das Gebäude wie zweigeteilt da, die linke Hälfte verputzt und mit roter Die wesentlichen Anlegerinformationen, die Verkaufsprospekte und die Berichte erhalten Sie in deutscher Sprache bei Ihrer Sparkasse oder Landesbank. Oder von der DekaBank, 60625 Frankfurt und unter www.deka.de Deka Investment GmbH Seite 6 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Das Hotel „Reichsadler“ zählte in der kurzen Zeit seines Bestehens vor dem Ersten Weltkrieg zu den besten Häusern der Stadt. Doch im Festungsgebiet war ihm keine gedeihliche Zukunft beschieden. FOTO: WZ-BILDDIENST Pleitegeier schwebte über „Reichsadler“ Fortsetzung von Seite 5 So empfahl sich das Haus für die Durchreise. Bahnreisende holte der Hotelwagen vom Zug ab oder brachte sie zu den Dampfschiffen nach den Nordseebädern. Den Börsenplatz nannte man damals noch Reichsadlerplatz. Bauunternehmer Kotte verkaufte das Haus an C. Stöltje, der an Emil Morgenstern. Auf den Hotelbetreiber Dettmann folgte der Ökonom August Lühr. Der Erste Weltkrieg machte den Eigentümern und Betreibern des Hotels einen Strich durch die Rechnung. Die Festung Wilhelmshaven war nur noch mit Passierschein zu erreichen. Die Gäste blieben aus. Das Hotel wurde geschlossen und zu Wohnungen umgebaut. Restaurant und Saalbetrieb verpachtete Morgenstern an das Gastronomen-Ehepaar Georg und Gretchen Tönjes. Die machten daraus das Kabarett „Reichsadler-Brett’l“ mit vornehmer Tanzdiele und Gestühl nach Art der Wiener Café-Häuser. Über der Tanzfläche drehte sich eine Reflexkugel, die jeder Party ihren Lichterglanz aufsetzte, erzählt die WZ-Leserin Käthe Schröder, Tochter des damaligen Betreiber-Ehepaars, im Buch „Kneipenklatsch & Ballgeflüster“. Alle zwei bis drei Wochen seien neue Künstler ins Programm gekommen: Addi Münster, Edgar Ralfs, Tetje de Buhr, die Geschwister Bellona, die Tango-Kapelle Poldi Reith, Bauchredner Hagen und der Hypnotiseur Lichtwald. Akrobaten, Tänzerinnen, Sänger und Komiker traten im „ReichsadlerBrett’l“ auf, und so mancher schöne Ball fand hier statt. Georg Tönjes aber starb plötzlich im November 1932. Der spätere Pächter Peter Westkamp machte aus dem „Reichsadler“ 1936 das bayrisch ausgestattete „Zillertal“ und übergab es wiederum 1939 an den ehemaligen Oberkellner Heinrich Jörgens. Im Krieg wurde das Haus zwar beschädigt, aber nicht zerstört. Doch nicht nur der „Reichsadler“ machte den Börsenplatz attraktiv. Die Gegend um den Platz entwickelte sich vielmehr Das ehemalige „Reichsadler“Haus heute. zur Amüsiermeile Wilhelmshavens und bestimmte das Nachtleben der Stadt. Am und um den Börsenplatz gab es die „Fledermaus“, das spätere Varieté „Zur Mühle“, die „Blaue Maus“, die „Bunte Bühne“ und das Konzertlokal „Monopol“. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten die Vergnügungslokale wieder auf, bekanntestes Kabarett war das „Atlantic“. Lange Zeit erfreute sich die 1928 im Marine-Offizier-Kasino an der Hollmannstraße (heute Bremer Straße) gegründete Weinkellerei des Jadeklubs in der Firma Schiffsausrüstung und Tabakwarengroßhandlung Wilhelm Griem an der Südost-Ecke Börsen-/Parkstraße großer Beliebtheit, berichtet Dr. Waldemar Reinhard, ehemaliger Leiter des Küstenmuseums, in seinem Buch über die „Straßen Wilhelmshavens“. Etliche Einzelhandelsgeschäfte lockten Kunden, ebenso der seit 1888 regelmäßig stattfindende Wochenmarkt. In den 1960er-Jahren nahm die Bedeutung des Börsenplatzes durch die Stärkung anderer Zentren in der Stadt ab. Fortsetzung auf Seite 7 Gester n uni 2012 9. Juni 2012 und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 7 Stadt und Land förderten Sanierung Fortsetzung von Seite 6 Viele Geschäfte gaben auf, die Marktbeschicker blieben aus. Der Platz mit seinen Baulücken an der Südseite diente nur noch als Parkplatz und wurde zum städtebaulichen Problemfall.. Anfang der 1980er-Jahre, als Bund und Land erhebliche Mittel für die Städtebauförderung bereitstellten, machten sich Rat und Verwaltung auch in Wilhelmshaven Gedanken, wie sie die City attraktiver gestalten könnten. So bekam der Börsenplatz sein heutiges Gesicht: Die Fläche wurde mit Klinkern gepflastert, Platanen wurden gepflanzt, der störanfällige Gezeitenbrunnen errichtet, die Kieler Straße erhielt die Glasgalerien. Autos ist die Zufahrt seitdem verwehrt. Der Wochenmarkt wurde wiederbelebt. Die Gesamtkosten für die Sanierung der City, die in die Abschnitte I (Börsenplatz) und II (Marktstraße) aufgeteilt war, eu Jetzt n r re in unse : ke Apothe Vor 25 Jahren wurde der Abschluss der Sanierungsarbeiten am Börsenplatz mit einem fröhli chen Fest gefeiert. FOTO: WZ-BILDDIENST beliefen sich auf rund 19 Millionen Mark. Ein Drittel davon hatte die Stadt trotz ihrer damals schon klammen Kasse aufzubringen. Auch Hauseigentümer wurden für die Restaurierung alter Fassaden mit Fördermitteln unterstützt. Die Häuser an der Süd- und Ostseite sind noch heute die Zierde des Platzes. An der Südseite wurde in den 1990er-Jahren eine seit dem Kriege bestehende hässliche Baulücke geschlossen: Ein Garagenhof machte ansehnlichen Neubau- ten Platz, in denen Kneipen, eine Krankenkasse und Geschäfte locken. Wenngleich etliche gastronomische Betriebe den Börsenplatz heute umkränzen, hat er seine alte Bedeutung als ein Zentralplatz der Innenstadt nicht wiedererlangt. Senioren-Mittwoch! 1Ra5 batt % für unsere Kunden ab 60 Jahre* Ihre kleine Rente ab 60 nur bei uns. *Inhaber unserer Kundenkarte über 60 Jahre zahlen jeden Mittwoch 15% weniger für einen Artikel Ihrer Wahl gegen Vorlage der Anzeige. (Gilt nicht für Sonderangebote und rezeptpflichtige Arzneimittel) Viele Verbraucher fühlen sich häufig allein gelassen, wenn es um die Beratung sinnvoll abgestimmter und richtig kombinierter Gesundheitsprodukte geht. 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VON HARTMUT SIEFKEN rektor Dr. Gerhard Eickmeier, Headmaster (Schulleiter) Meredith MA, General Sir Peter Hunt, Oberbürgermeister Johann Janßen und Flottillenadmiral Günther Luther. An die Schule erinnert heute nur die Skulptur an der Emsstraße, die anlässlich eines Besuchs Ehemaliger zum 60. Jahrestag der Eröffnung aufgestellt worden ist. Die Schulgebäude waren nach dem Auszug wieder, wie schon vor und während des Krieges, als Marine-Kasernen genutzt worden. Im Jahr 2000 dienten die wiederum ausrangierten Kasernenbauten für die Expo am Meer, standen dann erneut leer und wurden 2009 abgerissen. Die geräumte Fläche wird derzeit neu überplant. Einige persönliche Bekanntschaften zwischen ehemaligen WILHELMSHAVEN – „Obgleich sie von mehr als siebenhundert englischen Jungen und Mädchen besucht wird und mit ihrem Lehrkörper sowie dem großen Mitarbeiterstab rund tausend Köpfe zählt, macht die Prince-Rupert-School in Wilhelmshaven selten von sich reden.“ Diese Randnotiz las man am 19. Juli 1960 in der „Wilhelmshavener Zeitung“. Zwölf Jahre später, am 8. Juni 1972, verabschiedete sich die Schule mit einem Festakt ganz aus Wilhelmshaven und zog um nach Rinteln im Weserbergland. Zum Abschiedsfoto in der Presse gesellten sich Flottillenadmiral Dr. Ites, Oberstadtdi- Zur Schule gehörte auch diese Kirche. Das Gelände zeichnete sich durch gepflegte Grünanlagen aus. FOTO: WZ-BILDDIENST Prince-Rupert-Schülern und Wilhelmshavenern haben sich erhalten. Immerhin arbeiteten bis zu 150 Deutsche in Küche, Fuhrpark und im übrigen Dienstleistungsbereich für die Schule. Nichtsdestoweniger wurde die Internatsschule der englischen Besatzungsmacht von den meisten Wilhelmshavenern freundlich ignoriert – sieht man einmal davon ab, dass Wilhelmshavener Lausbuben die Ehefrau Captain Conders, Sheila Conder, bei einem Spaziergang mit Schneebällen bewarfen, wie sie in einem BBC-Interview später einmal erzählte. Die Schule lebte ihr Eigenleben, wenngleich die Schüler in ihren Schuluniformen durchaus zum Stadtbild gehörten. Mancher Alt-Wilhelmshavener aber wollte sie nicht zur Kenntnis nehmen. So verliert beispielsweise Wilhelm Ahner in seiner „Wilhelmshavener Chronik“ von 1969 bezeichnenderweise kein Wort über die kleine englische „Kolonie“ am Banter See, die immerhin 25 Jahre dort bestanden hat. Fortsetzung auf Seite 9 uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 9 Jungen und Mädchen lernten gemeinsam Fortsetzung von Seite 8 Rund 7000 Schülerinnen und Schüler lernten insgesamt an der Prince-Rupert-School, die nicht nach Geschlechtern getrennt, sondern koedukativ unterrichtete – für das britische Weltreich eine Premiere. Ihre Eltern lebten in Norddeutschland und Berlin verteilt in den englischen Garnisonen. Nur in den Ferien fuhren die Schüler dorthin nach Hause. Die Sonderzüge hielten in den ersten Jahren auf dem Gleis an der Emsstraße, später im Bahnhof. Dr. Jens Graul, Kultur-Dezernent in der Stadtverwaltung, hat die Geschichte der Prince-Rupert-School in seinem Buch über den kulturellen Neuanfang nach dem Krieg, erschienen 2009, detailliert nachgezeichnet. Dass die Schule ganz am Rande des englischen Besatzungsgebietes angesiedelt wurde, hatte Graul zufolge einen schlichten Grund: In Wilhelmshaven standen mit der ehemaligen Kaserne für die U-Boot Fahrer am Banter See die für ein anspruchsvolles pädagogisches Konzept geeigneten Gebäude zur Verfügung. Benannt worden ist die Prince-Rupert-School, so Graul, nach dem Prinzen Ruprecht von der Pfalz, englisch Rupert of the Rhine, der in Personalunion von 1619 bis 1682 Herzog von Cumberland war. Rupert war von 1673 bis 1679 Oberbefehlshaber der englischen Mari- Heute erinnert nur noch ein Denkmal an die PrinceRupert School an der Emsstraße (schraffierte Fläche). WZ-FOTO: KNOTHE/ KARTE: MAPS4YOU.COM/NAVTEQ ne, also der Lord High Admiral. Zum ersten Schulleiter ernannte man den Pädagogen und ehemaligen Armeeoffizier Lt. Col. John Smitherman. „Weisheit aus dem Feuer (Ruinen) – sapientia ex igne“ lautete der Spruch des Schulwappens. Ein aus Flammen fliegender Phönix zierte es, wobei die Flammen aus dem alten Wilhelmshavener Stadtwappen mit Blick in die Kirche der ehemaligen Prince-Rupert-School. FOTO: WZ-BILDDIENST Schwert und Wellen lodern. Dazu erklärte Smitherman: „Ich glaube, dass wir in dieser vom Kriege erschütterten Stadt eine wichtige Rolle zu spielen haben, nämlich dabei zu helfen, westliche Zivilisation wieder aufzubauen. Aus diesem Grund haben wir in unser Wappen das alte Wappen Wilhelmshavens aufgenommen“ – das im Übrigen den Wilhelmshavenern von den Alliierten verboten war. Der Schulbetrieb wurde am 1. Juli 1947 mit 70 Schülern „fortgeschrittenen Alters“, so Graul, eröffnet. Die offizielle Einweihung fand am 11. Mai 1948 in Anwesenheit des britischen Erziehungsministers George Tomlinson statt.Schüler und Lehrkräfte waren in den ehemaligen Mannschaftsgebäuden der U-Boot Fahrer untergebracht. Die Gebäude waren nach berühmten englischen Flaggoffizieren benannt: Howe, Dreke, Rodney, Collingwood. Das Verwaltungsgebäude hieß Nelson, der zentrale Veranstaltungsraum Churchill House. Fortsetzung auf Seite 10 Gester n Seite 10 · Wilhelmshavener Zeitung Schülerinnen der PrinceRu pertSchool treten zum Ap pell an. Im Hintergrund sieht man die halbrunden Nissen-Hütten, in denen der Unterricht zunächst stattfand. Später wurden zwischen den Unterkunftsgebäuden neue Häuser für den Unterricht gebaut. FOTO: WZ-BILDDIENST und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Ehemalige pflegen Erinnerung Fortsetzung von Seite 9 Die Tochter des berühmten englischen Staatsmanns, Mary Churchill, war bei der Grundsteinlegung am 13. Juni 1945 zugegen, wie aus der Grundsteinlegungsurkunde, die bei den Abbrucharbeiten wieder entdeckt wurde, hervorgeht. Urkunde und ein rundes Schulkirchenfenster wurden der „Wil- Stiftung Burg Kniphausen Ahnensaal Heiraten in besonders reizvollem Ambiente Die historische Burganlage Kniphausen bei Wilhelmshaven bietet dafür einen unvergesslichen, romantischen Rahmen. Wir informieren Sie gerne über standesamtliche Trauungen im Ahnensaal und freuen uns auf Ihren Besuch. Informationen erteilt das Standesamt Wilhelmshaven. Öffnungszeiten Ahnensaal Mi. + Sa. 15.00 – 17.00 Uhr, So. 11.00 – 17.00 Uhr Anfahrt BAB-Ausfahrt Wilhelmshaven-Fedderwarden helmshaven Association“ ehemaliger Prince-Rupert-Schüler 2009 feierlich übergeben. Der Unterricht fand zunächst in so genannten Nissen-Hütten statt; sie sahen mit ihrem runden Dach aus wie eingegrabene Tonnen. Wenn die Sonne im Sommer darauf brannte, wurden sie mit Wasser gekühlt, wie Dr. Martin Wein von Ehemaligen erfuhr und in seinem Buch „Nächster Halt WHV“ beschrieb. Das bekam ihnen nicht gut. Ab 1950 ersetzten neue Lehrgebäude zwischen den Unterkunftsgebäuden die überdimensionierten Rostlauben. In der Freizeit wurde mit den Schülern viel Sport getrieben. So fanden auch Fußballwettbewerbe gegen Mannschaften Wilhelmshavener Gymnasien statt. Martin Wein schreibt: „Wer gern reiten lernen wollte, der wurde Mitglied im „Thriving Saddle Club“. Andere tauschten ihre Briefmarken, gingen segeln, bauten an der Modelleisenbahn, engagierten sich beim Jungen Roten Kreuz, bei den „Girl Guides“ oder den „Boy Scouts“. Es gab einen Schulchor und Ballettstunden, ein Orchester und eine Theatergruppe. Einmal in der Woche wurde die große Churchill Hall zum Schulkino umfunktioniert.“ Oder sie reihten sich bei den Sea Cadets ein. Wein weiter: „Selbst wenn manche nur für ein Schuljahr in Wilhelmshaven blieben: Sobald der Dampfzug mit der liebevoll ,Puffing Billy’ genannten schweren Lok nach dem rauschenden Abschlussball schnaufend am Rande des Schulgeländes stand, um die Schüler zu ihren weit verstreuten Eltern zu bringen, dann flossen regelmäßig Tränen.“ Ende der 1950er-Jahre erreichte die Schülerzahl an der Prince-Rupert-School mit 700 ihren höchsten Stand. Damals wurde auch die Bonte-Kaserne am Fliegerdeich, in der zuvor der Naval Officer in Charge, Captain Conder, residierte, mit genutzt. Doch dann gingen die Schülerzahlen kontinuierlich zurück, so dass sich die Engländer entschlossen, den Schulbetrieb in zentraler gelegene Rinteln zu verlagern. Noch heute treffen sich die einstigen Schüler in der „Wilhelmshaven Association“. Die Schule stiftete lebenslange Freundschaften und auch etliche Ehen. uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 11 Lausbuben in den Trümmern Obwohl Wilhelmshaven nach dem Krieg weitgehend in Trümmern lag, spielten die Kinder unbesorgt. VON WERNER HOFFMANN WILHELMSHAVEN –Auch fünf Jah- re nach Kriegsende waren die Wunden der zu 65 Prozent zerstörten Jadestadt noch immer nicht vernarbt. Um es makaber auszudrücken: Für uns Kinder und Jugendliche waren die Trümmerreste der zerstörten Häuser Abenteuerspielplätze und boten Freizeitaktivitäten, Tonndeich ist im Krieg stark zerstört worden. Werner Hoffmanns Spielplatz war zwischen Bismarck und Ulmenstraße. WZ-FOTO: KNOTHE Die bekannteste war KiePe auf dem Grundstück Kieler-/Peterstraße. Hier gab es bereits Tore mit Netzen. Weil sie die anTraining 1951 auf dem Sportplatz BiUlWa an grenzende der Ecke Ulmenstraße/Wasserturmstraße: Jür Hauswand als Bande gen Bergfeld, Werner Hoffmann, KarlHeinz nutzten, für Opitz, Günter Hoffmann, Horst Wiechmann und uns ungeHansJürgen Bus. FOTO: PRIVAT wohnt, waren sie unschlagdie bis heute unvergessen sind. bar. Aber auch in der GenossenIm Bereich Ulmen-/Wasser- schaftsstraße und im Inselvierturmstraße suchten wir nach tel, beim Dock 7 auf einem noch brauchbaren Steinen, Sandplatz, gab es gute Mannputzten sie mit einem Beil und schaften. verkauften sie für 3 D-Mark je Wir nannten uns BiUlWa – 100 Stück. Bleirohre und Eisen- Bismarck-, Ulmen-, Wasserschrott brachten wir für gutes turmstraße. Gespielt wurde in Geld zum Schrotthändler See- ausgedienten Schuhen unserer berg in Tonndeich. Ob unsere El- Eltern. Horst Wiechmann tern von den Geschäften wuss- schoss Tore in Wehrmachtsstieten oder nichts wissen wollten, feln. Das brachte ihm den Nakann ich heute nicht mehr sa- men „Knobelbecher“ ein. gen. Zu den Spielen fuhren wir mit Fußball war unsere Leiden- dem Rad. Wer keines hatte, lief schaft. Inspiriert waren wir zu Fuß. Spiele im Inselviertel durch das 1948 eingeführte wurden immer mit einem Eis in Fußball-Toto-Gewinnspiel und Gerts Eisbude gefeiert. Das durch das am 22. November große zu zehn und das kleine zu 1950 in Stuttgart mit 1:0 ge- 5 Pfennigen. wonnene erste NachkriegslänUnser an der Ulmen-/Wasderspiel gegen die Schweiz.Wir serturmstraße mühsam gealle wollten sein wie Fritz Walter, schaffener Sportplatz grenzte Jackl Streitle oder Anderl Kup- an den später hergerichteten fer. Garten von Bäckermeister Fritz Im gesamten Stadtgebiet Röslein aus der Wasserturmgab es Straßenmannschaften. straße. Täglich gab es Streit, wenn der Ball in seinen Hühnerstall oder im Garten landete. Oft mussten unsere Eltern einschreiten. Um ihn zu ärgern, zerstörten wir nicht seinen Garten, sondern schickten ihm ein Gedicht, das ihn als gestandenen Handwerksmeister sehr in seiner Ehre kränkte. Ich erinnere mich: „Wer kennt den Mann in dieser Stadt, der immer was zu meckern hat? Natürlich Röslein „Klütenbäcker“ mit seinem ewigen Gemecker. Bei Kindern ist Fritz nicht beliebt, denn wenn der Ball im Garten liegt, hat er Angst um seinen Kohl, dass dieser nicht gedeihet wohl. Weil wir alle den Sport so lieben, werden wir weiter Fußball spielen.“ Bäckermeister Röslein führte seinen Betrieb und sein Geschäft mit drei Schwestern. Sie alle hatten, wie man sich erzählte, am Totenbett ihrer Mutter das Versprechen geben müssen, nicht zu heiraten und zusammen zu leben. Dem Vernehmen nach hat sich ein Bruder nicht an diesen Eid gehalten und in Ostfriesland doch geheiratet. Stadtgeschichte erleben! � Spaziergang durch die Kaiserzeit Geführter Rundgang � Kein Deich, kein Land, kein Leben Geschichten von Sturmfluten, Deich und Meer - Geführte Bustour Küstenmuseum Wilhelmshaven Weserstraße 58 - www.kuestenmuseum.de � 150 Jahre Wilhelmshaven 5000 Jahre Menschen an der Küste Tel. Infos & Tickets: 0 44 2 1 9 1 3000 Tourist-Information NordseePassage Wilhelmshaven www.wilhelmshaven-touristik.de Seite 12 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Hinweise aufmerksamer Leser Der Goedenser Weg in Altengroden. Hier befan den sich früher etliche Geschäfte und Hand werksbetrie be. Wie es gestern war, wissen heute nur noch wenige. WZ-Leser gaben wertvolle Hinweise zu den voraufgegangenen Ausgaben von „Gestern und Heute“. WILHELMSHAVEN/SI – Trotz des Bemühens um größtmögliche Sorgfalt haben sich in die ersten drei Folgen von „Gestern und Heute – Wilhelmshaven in alten und neuen Bildern“, die im August, September und Oktober vergangenen Jahres erschienen sind, Fehler eingeschlichen. Natürlich wissen es diejenigen der älteren Leser im Einzelfall besser, wie genau es sich im Detail zugetragen hat. So erreichten die Redaktion einige Zuschriften. Weil sich viele Leser die Beilagen zurückgelegt haben, sollen an dieser Stelle die Korrekturen, aber auch ergänzende Hinweise erfolgen. Zu Folge 1, Seite 23, Foto Straßenbauarbeiten Freiligrathstraße: Hier gab es den er- FOTO: WZ-BILDDIENST gänzenden Hinweis, dass dieses Foto an der Ecke des heutigen Heinrich-Heine-Rings in Höhe der Schule Neuengroden aufgenommen worden sei (Blickrichtung nach Süden); die Abzweigung in den Heinrich-Heine-Ring befindet sich rechts von dem auf dem Bild zu sehenden Konsum-Gebäude. Folge 2, Seite 17, Foto Bismarckstraße/Gökerstraße: Die HafenkneipeanderBrücke BAVARIA KRUG Betreutes Trinken seit 1913! Klaus Papcke Als innovative Tischlerei in der Südstadt! Sprit sparen Radfahren! Ihr Fachmann für den kompetenten Innenausbau Fahrräder · Motorroller · Zubehör · Reparartur „Ich berate Sie gerne.“ ... und das schon seit 27 Jahren. Bismarckstraße 103 | 26382 Wilhelmshaven Tel.: 0 44 21 - 3 27 12 | Fax: 0 44 21 - 3 64 28 [email protected] | www.zweirad-blohm.de Telefon: (0 44 21) 20 34 35 Telefax: (0 44 21) 20 12 46 www.tischlerei-papcke.de E-Mail: [email protected] • Schimmelpilzsanierung • Schwammsanierung • Holzschutz • Bauwerksabdichtungen • Taubenabwehr Admiral-Klatt-Str. 23 Eingetragener Innungsbetrieb [email protected] korrekte Bezeichnung des rechts am Bildrand erkennbaren Textilgeschäftes lautet Högemann, nicht Höger. Folge 1, Seite 24, und Folge 2, Seite 25, Foto Fortifikationsstraße: Es steht zweifelsfrei fest, dass es sich um die Freiligrathstraße handelt. Daneben ist das Munitionsgleis zu sehen, nicht das Gleis der Vorortbahn. Das verlief weiter östlich. In der Bildmitte erkennt man rechts neben dem Baum die Zwiebelkuppel der „Nordseestation“. Folge 2, Seite 33, Foto Rüstringer Rathaus-Löwen: Zu diesem Foto schreibt Bärbel Wiese aus Jever: „Leider kenne ich diesen jungen Mann mit dem Modell der Rüstringer Löwen nicht, doch ich weiß mit Sicherheit,dass mein Vater, Dipl.-Ing. Erwin Jänisch, als junger Architekt in seiner Zeit bei Höger (1927-1928) diese Löwen entworfen und gezeichnet hat. Zeichnungen oder Fotos davon habe ich leider nicht mehr gefunden. Ich bin ebenso wie Herr Menz (der dieses Foto eingesandt hatte) sehr daran interessiert,weitere Einzelheiten zu erfahren.“ Hinweise nimmt die Redaktion entgegen. Folge 3, Seite 13, Geschäftshaus in Altengroden: Es steht an der Ecke Ubbostraße/Tidoweg (nicht Tiarksstraße). Folge 3, Seite 14, Aufzählung der Altengrodener Geschäfte: Mit großer Akribie hat Bärbel Menzel aus der Raabestraße nachvollzogen, welche Geschäfte zu ihrer Jugendzeit im Goedenser Weg in Altengroden existierten: Poststelle (Hausnummer 10), Brumme, Schreib- u.Spielwaren, Leihbücherei (12 – Be- ginn 1948 mit einem Stubenladen in Nr. 10, später Umzug in den Konsumneubau Werdumer Str.), Konsum (14, später Umzug in den Neubau Werdumer Straße), Lebensmittel Thams & Garfs (18, Nachfolgegeschäft Seifen Puls), Milchgeschäft Wurst (20), Zahnarzt Nicolini (20, 1. Obergeschoss), Bäckerei mit Café Federspiel im Zwiebelturmhaus (22, Fertigstellung des Geschäftszentrums 1943), Damen- und Herrenfriseur Conring (24), Lebensmittel und Feinkost Winkler (26, das Geschäft wurde bereits 1942 im dahinter liegenden Garagentrakt eröffnet), Drogerie Keil (28, großer Laden, zog in den 50er-Jahren weg), Obst und Gemüse Brüggemann (28, zunächst im kleinen Laden, nach Wegzug Keils im großen), darauf Spalt – Kurzwaren, Wäsche und Wolle (28, kleiner Laden), Lebensmittel Tönjes (30), Schuster Schüchtle (32, Erdgeschoss), Schneider Telgmann (32, OG), Schlachtermeister Janßen (34), Apotheker Reelfs (36), Schuhhaus Schaar (36), Gaststätte „Zum Leuchtturm“ der Familie Bender (38), Wäscherei Egberts (38, im Keller), Fleischerei Theesfeld, später Lebensmittel Raster (40), Molkereiprodukte Hans (42), Elektro und Lampen Glock (42), Fahrradhändler Krankenberg (42, später Umzug an Tidoweg), Klempner Tjedmers (Bauruine Goedenser Weg 1 – 9, Name der Firma nicht genau bekannt), Murkiewicz – Tabakwaren, Weine, Spirituosen (11), Radio Daniel (41), Malermeister Miethe (Benlepstraße 2), Kinderheim und -garten Herrmann (Benlepstr. 1). uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 13 Die großen Stars im „Regina“ Ins Kino zu gehen, war nach dem Kriege ein besonders beliebtes Vergnügen. Zu den großen Lichtspieltheatern zählte das „Regina“. VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ WILHELMSHAVEN – Als Folge der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg war die Zahl der Kinos in Wilhelmshaven auf vier geschrumpft, insgesamt standen darin knapp 2000 Plätze zur Verfügung. Zwar durften die verbliebenen Lichtspieltheater bereits ab Juli 1945 Filme ausschließlich nachmittags präsentieren, aber der Bedarf an weiteren Kinos war unver- Heute steht an der Stelle das flachere Gebäu kennbar. deteil des Ratriums. WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS Es war das Verdienst des Kaufmanns Egon sen, eine Wirtschaftsbaracke Grunewald, ein neues Kino an als Jugendheim „auf dem Ratder Ecke Mitscherlich-/Bis- hausplatz, zugleich als Lichtmarckstraße unter dem Namen spieltheater mit ca. 800 Sitz„Regina“ 1949 eröffnen zu kön- plätzen durch Herrn Egon Grunen. Allerdings scheinen die bri- newald“ auf eigene Kosten wietischen Besatzungsbehörden der aufbauen zu lassen. Eindie Freigabe entsprechender deutig waren im Vertrag zwiBaracken – sie stammten aus schen ihm und der Stadt dem vormaligen Lager Banter vorrangig die Räume für die JuWeg – und die Erteilung der Ge- gend bestimmt, erst „ferner für nehmigungen an die gleichzeiti- Filmvorführungen, Konzerte ge Errichtung von Jugendhei- und sonstige Unterhaltungsvermen geknüpft zu haben. Denn anstaltungen“. im Jugendausschuss wurde am Allerdings war die Grund1. November 1946 beschlos- stücksfrage des vorgesehenen Platzes neben dem Finanzamt ungeklärt, und verschärfte Bauvorschriften auch für KinobauERINNERUNGEN ten, die einen massiven Saalbau erforderlich machten, verschoben die Eröffnung in das Liebe Leser, welche ErinJahr 1949. nerungen haben Sie noch Am 3. Februar war es endlich an das Regina? Schicken soweit, die „Göttliche“ Greta Sie uns ein paar Zeilen Garbo war in dem Film „Die Frau per E-mail an mit den zwei Gesichtern“ auf der Leinwand zu bewundern. Es sonderthemen@WZonliblieb nicht bei Unterhaltung ne.de (Betreff: Gestern durch Zelluloid, auch Kleinund heute), per Brief an kunst oder Theater begeisterte die Wilhelmshavener die Zuschauer im „Regina“. SoZeitung, Sonderthemengar Lehrlingsfreisprechungen Redaktion, Parkstraße 8, des Handwerks und der IHK fan26382 Wilhelmshaven den Platz im großen Kinosaal. oder rufen Sie uns an Prominente Besucher wie Lale (Tel. 0 44 21 / 488 441). Andersen, Toni Sailer, Magda Schneider oder Liselotte Pulver Das Regina an der Bismarckstraße. Zwischen ihm und dem Gasometer bog die Mitscherlichstraße ein. FOTO: WZ-BILDDIENST stellten sich, ihr Können und ihre Filme den Wilhelmshavenern vor. Im Januar 1959 wurde das „Regina“ von innen neu gestaltet, dabei bekamen die Sitzreihen ein besseres Steigungsverhältnis, die Abstände zwischen ihnen wurden vergrößert und durch eine „moderne Seitenwand-Verkleidung“ eine erhebliche Verbesserung der Akustik erzielt. 1952 hatte der größte Feind aller Kinos seinen ersten Auftritt – das Fernsehen. Als Symbol des Wirtschaftswunders grub das Heimkino den Lichtspieltheatern das Wasser ab. In seiner Bilanz konnte Grunewald kurz vor der Schließung des „Regina“ den Trend mit Besucherzahlen belegen: Besuchten 1957 etwa 1, 6 Millionen Zuschauer die sechs Wilhelmshavener Kinos, waren es 1969 nur noch 283 000 Zuschauer in vier Filmtheatern. Daran konnten verschiedene Themenwellen aus den nationalen und internationalen Ateliers nichts ändern. 1970 musste das „Regina“ für den Neubau des City-Hauses abgebrochen werden, vermeintlich cineastischer Ersatz bestand für viele Jahre schräg gegenüber im Filmzentrum am Rathaus. Grunewald selbst betrieb noch einige Zeit das „Gloria“ an der Gökerstraße – heute Standort einer Tanzschule. * Der Autor leitet das Stadtarchiv Wilhelmshaven. www.juwelier-stettin.de Seite 14 · Wilhelmshavener Zeitung Vor 40 Jahren wurde Inhaus ersiel ein Teil Wilhelmsha vens. Damals gab es die gro ße Kommunalreform, in de ren Zug die Gemeinde Seng warden, zu der Inhausersiel gehörte, in Wilhelmsha ven aufging. Das kleine Foto zeigt das alte Siel von au ßendeichs. FOTO: WZ-BILDDIENST Gester n und Heute Erst verschwand der Hafen unter Sandmassen, dann das Dorf unter dem Müll. WILHELMSHAVEN – Eine Straße erinnert noch an Inhausersiel, Eine „kleine“ aber „feine“ Adresse WHV, Marktstraße 50 Wer weckt Sie, wenn es brennt? Rauchmelder erhalten Sie bei uns! Am Theaterplatz 26382 Wilhelmshaven Tel. 0 44 21 / 3 06 66 Was sagen Sie? Sagen Sie es mit einer Anzeige in der 9. Juni 2012 9. Juni 2 Das Dorf, das unter dem Müllberg verschwunden ist VON HARTMUT SIEFKEN Als Bau- und Möbeltischlerei in Heppens 1869 gegründet, daraus entstand das Einrichtungshaus am Theaterplatz! präsentiert vom Parkplätze vor de r Tür! Grenzstraße 13 26382 Wilhelmshaven e [email protected] den ehemaligen kleinen Hafenort, auf halbem Ende zwischen Rüstersiel und Hooksiel. Vor 34 Jahren ging das kleine Dorf unter -- nicht etwa unter einer großen Sturmflut, sondern unter aufgespültem Sand und später unter einer Müllhalde. Auf der Deponie Nord parkte Wilhelmshaven seit den 1980er-Jahren seinen Abfall. Doch auch die Deponie ist schon Geschichte. 1972 war Inhausersiel dem Stadtgebiet Wilhelmshavens zugeschlagen worden. Es hatte zur Gemeinde Sengwarden gehört, die durch die damalige Gebietsreform aus dem Hoheitsgebiet des Landkreises Friesland in das der Stadt Wilhelmshaven übertragen wurde. Zur gleichen Zeit nämlich wurde der Voslapper Groden vor den einst ältesten Seedeichen an der westlichen Jade, dem Bohnenburger und dem Inhausersieler Deich, aufgespült; der Bohnenburger Deich war schon vor 1500 aufgeschüttet worden, der südlich von Inhausersiel nach Voslapp gehende Inhausersieler Deich um 1650. Auf den aufgespülten Flächen des neuen Voslapper Grodens entstanden die Raffinerie und das PVC-Werk. Weite Flächen aber blieben ungenutzt sich selbst überlassen und wurden in den vergangenen 40 Jahren zu wertvollen Biotopen. Diese sind heute, nach EURecht zwingend als Naturschutzgebiet ausgewiesen, zu Hürden für weitere Industrieansiedlungen geworden. Der Inhauser Siel wurde 1734 in die alte Deichlinie gelegt, um die hinter dem Bohnenburger und Inhausersieler Deich gelegenen Ländereien zu entwässern. Später, 1768, wurde hier ein kleiner Hafen angelegt. Damals regierte Anton I. von Aldenburg in der Herrlichkeit zu Inn- und Knyphausen. Er wollte den Seehandel, der bislang über Hooksiel und Rüstersiel und damit in den Häfen der Herrlichkeit Jever abgewickelt wurde, in seinen eigenen Hafen lenken. Denn in den beiden anderen Häfen ließ man die Einund Ausfuhr natürlich etwas kosten. Zu einiger Berühmtheit gelangte der kleine Sielhafen während der napoleonischen Kontinentalsperre. Der Kaiser der Grande Nation hatte den neutralen Kleinstaat an der Jade, Fortsetzung auf Seite 15 uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 15 Inhausersiel: Still liegt der Müllberg Fortsetzung von Seite 14 der seit 1737 reichsunmittelbarer Freistaat war, beim Erlass seiner Handelsbeschränkungen 1806, die sich gegen das verhasste England richteten, schlicht übersehen. So blieb die Kniphauser Flagge noch für ein Jahr von den Handelsbeschränkungen verschont. Graf Wilhelm Gustav Friedrich Bentinck, der auch Herr zu Varel war, machte daraus ein Geschäft und verkaufte Kniphauser Flaggenscheine auch an Hamburger und Bremer Kaufleute, wodurch der Hafenumschlag nicht nur in Kniphausersiel, sondern auch in den anderen beiden bentinckschen Höfen Varel und Inhausersiel erheblich zunahm. Weil in Inhausersiel nach der napoleonischen Zeit im Gegensatz zu Rüstersiel und Hooksiel kein Zoll erhoben wurde, hielt trotz der schlechten Fahrwasserverhältnisse der Hafenverkehr nach Inhausersiel noch eine Zeit Wo heute die Deponie ist (blau), befanden sich früher die alten Deiche, das Siel und das Dorf In lang an. GRAFIK: MAPS4YOU.COM/NAVTEQ/WZ Der 1734 hausersiel. gelegte Siel wurde 1779, 186 und 1877 er- bis zur Aufspülung des Voslapneuert und 1920/21 durch ein per Grodens rund 50 Jahre seiPumpwerk ersetzt. Dies erfüllte ne Funktion. Dann wurden Die Deponie Nord von Inhausersieler Straße aus gesehen. WZ-FOTO: KNOTHE Außentief und Hafen unter den aufgespülten Sandmassen begraben. Der Flächennutzungsplan von 1973 überplante die kleine Siedlung als Industriegebiet. Ab 1978 mussten die Bewohner ihre Häuser räumen. Bis auf zwei wurden alle Gebäude 1981 abgerissen. An Stelle des Dorfes entstand die Mülldeponie Nord. Über 20 Jahre kippte Wilhelmshaven hierhin seinen Abfall. Schärfere Abfallbehandlungsgesetze erzwangen 2005 die Schließung der Deponie. Im Jahr 2002 bereits begann die Rekultivierung des ersten Deponieabschnitts, im Jahr 2007 die dauerhafte Sicherung des restlichen Teils. Der Müll- berg wurde mit einem Entgasungssystem versehen; das Deponiegas wird verbrannt. Eine Folie und darauf eine dicke Erdschicht schließen die Deponie nach oben hin ab. Das Regenwasser wird aufgefangen, ohne dass es in den Deponiekörper gelangt. Seit die Deponie Nord geschlossen ist, wird der Wilhelmshavener Restmüll in Wiefels eingelagert. Alle verwertbaren Stoffe dagegen werden im Abfallzentrum auf dem Rüstringer Groden aussortiert, wo zwischen 1975 und 1985 ebenfalls eine Mülldeponie bestanden hat. Bis 1975 wurde zudem eine Deponie an der Kirchreihe betrieben. Sonntag bei Detering: Großer Bäder-Schautag Fachgroßhandel Ihr Tischlermeister für Fenster, Türen, Innenausbau, Rollläden, Markisen, Reparaturen u.a. Jever, Ziegelhofstr.19 Sanitär Heizung 10. 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Der große Umzug nach Göttingen hatte begon- nen. Die Unterkünfte wurden geräumt, Tische, Schränke, Stühle und Betten gingen auf Wanderschaft. Wilhelmshavens Hochschul-Reformprojekt war beendet. Die Hochschule für Sozialwissenschaften musste schließen, weil der die Bundesregierung beratende Wissenschaftsrat und die Hochschulrektorenkonferenz die erforderlichen Ausbaumittel verweigerten und etliche Lehrende sich zu weit abseits vom Rest des Wissenschaftsbetriebs der jungen Bundesrepublik sahen. Die Hochschule an der Jade galt konservativen Interessenvertretern als „GewerkschaftsHochschule“ und „SPD-Kadet- Ihr 1A-Fachgeschäft Individuelle Beratung, Reparaturen, Service GmbH Tel. (0 44 21) 80 67 27 ) Marktstraße 38 26382 Wilhelmshaven Rasierer · Haarmaschinen · Epilierer · Manicure Schneidewaren · Taschenlampen · Haarpflege tenanstalt“. Mit dem linken Juraprofessor Dr. Wolfgang Abendroth als Rektor sah sich die Hochschule tatsächlich dem Arbeiterstande verbunden, wie es ja auch der Niedersächsische Landtag 1947 in seinem Gesetz über die Errichtung einer Akademie für Arbeit, Politik und Wirtschaft vorgesehen hatte. Darin hieß es, dass die Hochschule „in erster Linie begabten und in ihrem Beruf bewährten Angehörigen der werktätigen Bevölkerung in hochschulmäßiger Arbeit die Bildungsgrundlage vermitteln“ sollte. Die Hochschule leistete gute Arbeit. Einige später bekannte Persönlichkeiten in Politik und Wirtschaft eigneten sich in Rüs- tersiel ihr Grundlagenwissen an, so Arbeitsminister Dr. Herbert Ehrenberg, Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl, die SPD-Politikerin Inge Wettig-Danielmeier und der ARD-Journalist Heiko Engelkes. Im Laufe ihres fast 13-jährigen Bestehens hat sie 132 Diplomsozialwirte hervorgebracht, darunter 13 Absolventinnen und drei ausländische Absolventen. Zur Abschiedsversammlung am 25. Februar 1962 fanden sich Lehrende, Studenten und Gäste in Schwarz gekleidet ein, und die Studenten zischten während der Rede des Kultusministers Voigt. Fortsetzung auf Seite 17 uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 17 Plan: Zukunft auf Wissenschaft bauen Fortsetzung von Seite 16 Ein letztes Mal musizierte auch das „Collegium musicum Rüstersieliensis“. Seine Hausmusikabende im großen Hörsaal waren stets von vielen Musikfreunden besucht worden. Geleitet wurde es von Oberstudienrat Helmut Majewski, der vielen ehemaligen Max-PlanckSchülern noch heute in lebhafter Erinnerung ist. Legendär bleibt der letzte Faschingsball in der Hochschule, als in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 die Sturmflut bis ins Hochschuldorf vordrang und die ahnungslos Tanzenden nasse Füße bekamen. Mit der Ansiedlung wissenschaftlicher Institute und Hochschulen versuchten Rat und Verwaltung nach dem Krieg, die wirtschaftliche und kulturelle Basis der Stadt zu verbreitern. Stadtrat Hans Beutz legte im November 1946 eine Konzeption für die Entwicklung Wilhelmshavens zum Hochschulund Forschungsstandort vor, Grundlage späterer Ansiedlungsversuche. Zunächst plante man die Gründung einer Universität. Der Bedarf schien da, weil viele Universitäten im Krieg stark zerstört oder durch den Verlust der östlichen Reichsgebiete ganz verloren waren. Diese Wilhelmshavener Universität hätte in den Kasernen am Mühlenweg (heute Neues Gymnasium Wilhelmshaven) einziehen können. Kulturdezernent Dr. Jens Graul erinnerte in seiner Dissertationsarbeit „Stadt auf Befehl“ an die Konzeption: „Die inhaltlichen Grundelemente der Universität sollten das ehemalige große, moderne Marinelazarett Sanderbusch (medizinische Fakultät), die geologische und paläontologische Forschung des seit 1928 in Wilhelmshaven ansässigen Senckenberg-Instituts Die Straße „Am Hochschuldorf“ erinnert heute in Rüstersiel an den einstigen wissenschaftli chen Lehrbetrieb. WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS und die meeresbiologische bzw. Fischereiforschung der auf Helgoland heimatlos gewordenen Biologischen Anstalt des Reichs . . .sein. Ein Fachbereich für die balneologische (bäderwissenschaftliche) Forschung sollte aus Breslau angesiedelt werden. Weitere Ansätze wurden in der ornithologischen Forschung . . ., der Wasserbauversuchsanstalt und der Technischen Materialprüfungsanstalt der ehemaligen Marinewerft gesehen. Das ehemalige Truppenlager der Marine in Rüstersiel wurde als Erweiterungsoption für die Universität angeboten. . . . In einer Studie des städti- Ende der 90erJahre wurden die Gebäude des ehemaligen Hochschuldorfes, die zwischenzeitlich wieder von der Marine genutzt waren, dem Erdboden gleich gemacht. FOTO: WZ-BILDDIENST Mehr als 50 Jahre Hilfe und Achtsamkeit! ENGEL-APOTHEKE Hollmann GmbH beim Arbeitsamt J. Hagemann Inh. F. Kurz Fachapotheker für klinische Pharmazie Gesundheitsberatung Naturheilverfahren und Homöopathie Bremer Str. 98 · 26382 Wilhelmshaven 04421 / 21915 · Fax 04421 / 25290 Kostenfrei: 0800 / 2191500 Gut zu wissen, dass im Notfall immer jemand da ist. schen Hochbauamtes wurden für beide Standorte Umbauplanungen zu einer Campus-Universität/Heim-Universität einschl. Wohngelegenheiten für Studenten und Lehrkräfte nach dem Vorbild der englischen Colleges erarbeitet.“ Zur Unterstützung der Hochschulpläne gründete sich die Nordwestdeutsche Universitätsgesellschaft aus Vertretern von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung. Die niedersächsische Landesregierung folgte allerdings nicht diesem Wilhelmshavener Konzept, sondern „favorisierte mit Rücksicht auf Göttingen eine geisteswissenschaftlich ausgerichtete Hochschulgemeinschaft. 1947 kam es zum Beschluss des Landtages zur Errichtung der Akademie für Arbeit, Politik und Wirtschaft. Standort sollte Rüstersiel werden. Der Gründungsakt fand am 9. Juni 1947 in der Strandhalle statt. Fortsetzung auf Seite 18 Klaus Hollmann Meisterbetrieb Drehen Fräsen Bohren Karlstraße 6 26384 Wilhelmshaven Telefon: Telefax: Privat: Mobil: 0 44 21-3 35 60 0 44 21-3 18 93 0 44 21-3 11 93 0 17 24 26 98 37 Präzisionsarbeiten · Lohnarbeiten · Reparaturen · Nacht- u. Sonntagsdienst Gester n Seite 18 · Wilhelmshavener Zeitung und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Im März 1953 weihte die Hochschule für Sozialwissenschaften das Fritz-Reuter-Gebäude auf ihrem Gelände in Rüstersiel ein. FOTO: WZ-BILDDIENST Von Ingenieurschule zur Fachhochschule Fortsetzung von Seite 17 Doch der politische Wind drehte sich, wie beschrieben, zugunsten anderer Hochschulstandorte. Auch das AlternativModell für eine Nordwest-Universität mit geisteswissenschaftlichem Schwerpunkt in Oldenburg und naturwissenschaftlich-technischem in Wilhelmshaven verfing bei den Hochschulpolitikern in Hannover und Bonn nicht. Stattdessen beschloss die Landesregierung 1961, in Wilhelmshaven eine Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik zu errichten. Aus ihr ging die 1971 gegründete Fachhochschule hervor, die ihr Lehrangebot seitdem erheblich erweitert hat, zwischenzeitlich mit den Fachhochschulen Oldenburg und Emden fusioniert war und heute, zusammen mit dem Oldenburger Standort als Jade-Hochschule in 40 Studiengängen rund 6000 Studierende, davon 4000 in Wilhelmshaven, unterrichtet. Für Rüstersiel war der Wegzug der Hochschule 1962 ein Schlag „ins Kontor“. Die Kauf- Blick auf Rüstersiel und die Häuser im Baugebiet des ehemaligen Hochschuldorfes. Es grenzt östlich an das Fort Rüstersiel.mit seinem Ringgraben. WZ-FOTO: LÜBBE mannschaft beklagte, dass ein Viertel der Einnahmen weggebrochen sei. Die Studenten waren Selbstversorger und tätigten ihre Einkäufe fast ausschließlich in den kleinen Läden des Sielortes, besuchten das Rüstersieler Kino und die Gast- PROGAS ® - Flüssiggas Ihr Brennstoff-Lieferant Karl Unckenbolt seit 1925 ihr Fachgeschäft in der Südstadt Am Handelshafen 11 - Tel. 4 17 34 Brennstoffe - Getränke - Gartenbedarf stätten. Dass Rüstersiel ein paar Jahre studentisches Leben genießen konnte, hatte einen einfachen Grund: Das ehemalige Gemeinschaftslager am Dorfrand stand nach dem Kriege leer und war mit relativ wenig Geld gut für Hochschulzwecke umzubauen. Auf einer Fläche von über 30 Hektar Größe hatte die Kriegsmarinewerft mehr als 30 Gebäude, darunter 25 eingeschossige, massive Wohnbaracken und zwei Wirtschaftsgebäude errichten lassen. Auch ein 2000 Personen fassender Saal war vorhanden. In diesem Lager kamen Arbeiter unter, die beim Bau der Vierten Einfahrt zu schuften hatten. Bei den Lagerinsassen handelte es sich sowohl um zwangsverpflichtete Deutsche, als auch Ausländer, später auch Kriegsgefangene unterschiedlicher Nationalitäten. Für kurze Zeit nach der Kapitulation nistete sich in dem ehemaligen Lager das kanadische 3. Bataillon der Cameron Highlanders of Ottawa ein. In Göttingen übrigens hatten es die Professoren zunächst einmal nicht besser, wie die „Wilhelmshavener Zeitung“ anlässlich der Immatrikulation der Studenten dort vor 50 Jahren spitz bemerkte: „Jetzt sind sie in einem 900 Quadratmeter großen Barackentrakt untergebracht.“ Das änderte sich aber. uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 19 Das Kinderheim Rüstringens Unter dem Dach des Paul-Hug-Hauses ist heute der Heilpädagogische Wohnverbund der GPS zu Hause. Vor 84 Jahren gründete Rüstringen es als Kinderheim. VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ WILHELMSHAVEN – Vorbildliche soziale und schulische Einrichtungen werden Rüstringen von vielen Seiten bescheinigt, einige dieser Einrichtungen existieren noch heute. Dazu zählt das am 3. April 1928 eingeweihte Heim für elternlose Kinder am Banter Weg. Bis dahin hatte es für 35 Jungen und Mädchen zwischen drei und vierzehn Jahren ein Heim an der Ecke Peterstraße/Genossenschaftsstraße gegeben, das ab 1921 ausschließlich der Kinderbetreuung diente. Es Ausflug des Kinderheims Anfang der 50er ist vor allem Jahre. FOTO: WZ-BILDDIENST der „Vereinigung für soziale Fürsorge“ in zialisten wichtig, diesen Namen Rüstringen zu verdanken, dass zu tilgen und es schlicht als Kindieses Heim als Provisorium er- derheim am Banter Weg zu bekannt und ein Neubau ange- zeichnen. Das Personal wurde – strebt wurde. Fast 120 000 wie alle Angestellten in GesundMark konnte der Verein zu den heits- oder JugendeinrichtunBaukosten von 375 000 Mark gen – in die Nationalsozialistibeitragen, dafür entstand ein sche Volkswohlfahrt übernomden damaligen Anforderungen men. entsprechendes modernes KinZu Beginn des Zweiten Weltderheim. krieges wurden ältere Kinder Diesem wurden eine staat- und ihre Betreuerinnen nach lich anerkannte Schule für Bad Wimpfen evakuiert, die Säuglings- und Kinderpflege so- Säuglings- und Krankenstation wie eine Krankenabteilung verblieben im Haus. Dieses unter Leitung des Kinderarztes wurde in den übrigen Teilen voDr. Wilhelm Arkenau ange- rübergehend zu einem Hilfslaschlossen. Insgesamt fanden zarett und musste 1945 auch gut 100 Säuglinge und Kinder ein Polizeipräsidium aufnehbis vierzehn Jahren in dem men. Nach dem Krieg nutzte die Heim ein Zuhause. Langjährige englische Besatzungsmacht erste Leiterin des Heimes war das Gebäude kurzfristig für die Oberschwester Friederike, der Verwaltung. Oberschwester Elisabeth folgAusweislich seines Protote. kolls vom 5. September 1945 In Anerkennung seiner Ver- bemerkte der Wohlfahrtsausdienste um das Wohlfahrtswe- schuss nach einer Besichtigung sen der Stadt Rüstringen erhielt des Heimes, dass es trotz der die neue Einrichtung den Na- unterschiedlichen Nutzungen men Paul-Hug-Kinderheim. Es im Innern in seiner ursprüngliwar nach 1933 den Nationalso- chen Form erhalten geblieben Das Paul-Hug-Haus heute aus der Vogelperspektive. WZ-FOTO: LÜBBE sei und nur geringe Schäden durch Luftangriffe erhalten habe. Wichtig war neben der Beschaffung von Mobiliar und Wäsche auch der Schriftzug „PaulHug-Kinderheim“ an der Stirnseite des Hauses, um das „zugefügte Unrecht auch in dieser Hinsicht wieder gutzumachen.“ In mehreren Schritten ist das Gebäude renoviert worden, viele Geld- und Sachspenden trugen dazu bei, den Kindern Spielzeug oder Mobiliar zu beschaffen. Um die technische wie pädagogische Ausrichtung des Kinderheims entbrannte im Herbst 1973 eine intensive Debatte. Angehende Sozialpädagogen hatten im Rahmen des städtischen Sommer-Zeltlagers Kinder aus dem Heim betreut und waren auf gewisse Missstände gestoßen. Es folgten hitzige Debatten und ein Gutachten, in dem die Eignung des Heimes für eine familienadäquate Erziehung grundsätzlich in Frage gestellt wurde. Am Ende stand eine bauliche und konzeptionelle Erneuerung mit der Übergabe an die Gemeinnützige Gesellschaft für Paritätische Sozialarbeit zum 1. Mai 1975. Aus dem vormaligen Kinderheim wurde das Kinder- und Jugendwohnheim „Paul Hug“, in dem heilpädagogische Wohngruppen Unterkunft finden. Quellen: Heimatlexikon II, S. 509, 6510, 3651, Schrift Arbeitskreis Banter Geschichte, Grundig, Protokoll Wohlfahrtsausschuss. Gut begleitet in ein eigenes Leben… …mit heilpädagogischen Hilfen der GPS. www.gps-wilhelmshaven.de Telefon: 0 44 21 206 - 0 Seite 20 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Immer fehlten starke Brücken Die Rüstringer Brücke von Osten aus gesehen. Die 1910 in Stahlfachwerk gebaute Drehbrücke wurde vor 20 Jahren durch eine neue, ungleich tragfähigere Klappbrücke ersetzt. FOTO: WZ-BILDDIENST Immer wieder fehlten Wilhelmshaven ausreichend tragfähige Brücken, um die Häfen überqueren zu können. Vor 20 Jahren wurde die Rüstringer Brücke erneuert. VON HARTMUT SIEFKEN WILHELMSHAVEN – 20 Jahre ist es her, dass am 1. Juni 1992 die neue Rüstringer Brücke eingeweiht wurde. Sie ersetzte die baufällig gewordene alte Brücke aus dem Jahr 1910. Seitdem kann auch der Schwerlaststraßenverkehr innerhalb des Stadt- gebietes den inneren Hafen überqueren. Denn so wie die alte Rüstringer Brücke zuvor nur eine Traglast von 16 Tonnen aufwies, so sind auch die Deichbrücke und die Kaiser-Wilhelm-Brücke keine „Kraftprotze“, und ebenso wenig war es die alte Straßenbrücke in Mariensiel, die erst vor drei Jahren durch eine neue, ebenfalls tragfähigere, ersetzt worden ist. Der Mangel an schwerlastfähigen Brücken hat Wilhelmshaven immer wieder in seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit behindert. So wünschen sich noch heute die Hafen- und Industriepolitiker der Stadt den Bau der Hafentorbrücke, um die Schleuseninsel besser zu erschließen und Industrie- und Gewerbeansiedlungen dort zu erleichtern. Der Name dieses Projektes erinnert an das ehemalige Hafentor zwischen Nord- und Ausrüstungshafen, das auf Befehl der alliierten Besatzungsmacht nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist. Bestimmten beim Bau der neuen Rüstringer Brücke die Erfordernisse von Industrie und Gewerbe die Planung und Ausführung, so war es 90 Jahre vorher allein die Marine, die bestellte und bezahlte – und zwar nicht mehr, als ihr damals nötig schien. 40-Tonner gab es nur bei der Eisenbahn. Und was sollte ein größeres Brückenbauwerk, wenn auf der anderen Seite des Gewässers weithin Wiesen und Kleingärten grünten. Die Arbeiter, die über sie in die neue Uboot- und Torpedo-Werft, kurz Uto-Werft, gelangen sollten, kamen den Kanalweg hergelaufen. Der Banter Weg entstand viel später. Die Materialanlieferung für die Werft erfolgte zu jener Zeit per Bahn und Schiff, Lastwagen spielten eine untergeordnete Rolle. Die alte Rüstringer Brücke war eine drehbare, ungleicharmige Stahlfachwerkbrücke von sechs Meter Breite und gut 40 Metern Länge. Man hatte sie auf einen hohen Damm gebaut, damit Schuten und Prahme sie unterqueren konnten. Fortsetzung auf Seite 21 Seit über 60 Jahren Das leuchtende Fachgeschäft – gestern wie heute – mit der kompetenten und freundlichen Beratung. Für die lichten Momente im Leben. Peterstr. 84 · 26382 Wilhelmshaven Tel. 0 44 21 - 2 60 02 Fax 0 44 21 - 1 21 00 Die Rüstringer Brücke heute: Sie erschließt das Industriegebiet West. WZ-FOTO: KNOTHE uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Industrie fehlten starke Brücken Fortsetzung von Seite 20 Die Bescheidenheit des Marinefiskus beim Brückenbau rächte sich nach dem Untergang des Kaiserreiches in der Folge des Ersten Weltkrieges, als die Wilhelmshavener Stadtväter sich bemühten, zivile Industrie in den ehemaligen Werft-Werkstätten anzusiedeln. Die schwache Tragfähigkeit der Rüstringer Brücke und ihre unzureichende Straßenanbindung auf der Nordseite trugen ihren Teil dazu bei, dass die Deutschen Werke in der ehemaligen Uto-Werft mit ihrem zivilem Schiff- und Maschinenbau nicht dauerhaft Fuß fassen konnten. Die Brücke ging 1925 in den Besitz der Wilhelmshaven-Rüstringer Industriehafen- und Lagerhaus AG, kurz Wrihala genannt, über. Hinter diesem Unternehmen standen mehrheitlich das Firmenkonsortium Schenker und mit Zehn-ProzentAnteilen Preußen, Oldenburg, Wilhelmshaven und Rüstringen. Zweck der Wrihala war, dem Hafen neues Leben einzuhauchen. Der Erfolg blieb bescheiden, 1936 wurde das Unternehmen liquidiert. Dafür kehrten ein Jahr später in die leer stehenden Hallen der Deutschen Werke wieder die Industriearbeiter zurück. Die Marinewerft rüstete NaziDeutschland mit auf. Der Verkehr zur Werft quälte sich weiterhin über den Kanalweg zur Rüstringer Brücke. Eine bessere Straße musste her. Der Durchbau des Banter Weges von der Peterstraße bis zur Brücke wurde entworfen, auch für eine diagonale Anbindung der Kaiserstraße (Weserstraße) an die Brücke entstanden Skizzen. Der Zweite Weltkrieg verhinderte das Eine wie das Andere. Erst in den 1950er-Jahren konnte die wichtige Nord-Süd-Verbindung realisiert werden. 1952 schüttete man die nördliche Zufahrt zur Brücke auf, 1953/54 wurde die Weserstraße bis zum Banter Weg breiter ausgebaut, 1955 entstanden die Straßenbrücke über die Bahn (der Volksmund nannte sie bald „Luftbrücke“) und der Durchbau bis zur Peterstraße, wofür zahlreiche alte Häuser weichen mussten. Fortsetzung auf Seite 22 Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 21 Ein 60 Tonnen schwerer Autokran von Krupp rollte vor 20 Jahren als erstes Fahrzeug über die neue Rüstringer Brücke. FOTO: WZ-BILDDIENST Auf dieser Karte von 1921 sieht man die fehlende Anbindung der Rüstringer Brücke nach Norden. Lediglich über den Weg an der Nordseite des Kanals war sie zunächst von der Stadt her zu erreichen. Eine diagonale Verbindung führte zur Kaiserstraße (Weserstraße). KARTE AUS FESTSCHRIFT 75 JAHRE MARINEWERFT Je Reisecenter Reisecenter OK-REISEBÜRO Reisecenter Jetzt die Koffer packen und ab in die Sonne! Inh. N. Strohmann OK-Reisebüro Bismarckstraße 233 26382 Wilhelmshaven Tel. 04421/997117 Telefax 04421 / 997119 www.okreisebuero-strohmann.de Seite 22 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Im Frühjahr 1992 wurde die 240 Tonnen schwere Klappbrücke die den Kanalhafen vom Handelshafen trennt, eingesetzt. Im Hintergrund die Betriebsgebäude der Firma HBV. FOTO: WZ-BILDDIENST „Seufzerbrücke“ wurde baufälliger Fortsetzung von Seite 21 Die Trasse war noch nicht freigegeben, da erschreckte die Bundesstraßenbaubehörde die Wilhelmshavener Öffentlichkeit mit der Hiobsbotschaft, dass die Tragfähigkeit der Rüstringer Brücke nach einer statischen Überprüfung verringert werden müsse. Künftig dürften sie nur noch Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von zwölf Tonnen überqueren. Obwohl dringend Abhilfe geschaffen werden musste, entbrannte ein langjähriger Streit um Zuständigkeiten und Kosten. Es dauerte bis 1964, bis nach mehrwöchiger Bauzeit die Tragfähigkeit der Brücke auf wieder 18 Tonnen erhöht war. Mit dem so genannten Hafenauseinandersetzungsvertrag vom März 1975 ging das Eigentum an den Brücken im Binnenhafen auf die Stadt über. Vor der Übergabe war die Rüstringer Brücke grundüberholt worden. Doch schon Anfang 1984 musste sie für Reparaturen am Widerlager, an den Eisenkonstruktionen sowie an den maschinellen und elektrischen Anlagen mehrere Monate gesperrt werden. Sie blieb das „Sorgenkind“ der Verantwortlichen, nicht zuletzt wegen ihrer wieder etwas verringerten Tragfähigkeit von, wie es in den damaligen Berichten heißt, nur 16 Tonnen. Schon standen Ende der 80er-Jahre wieder drei Millionen D-Mark an Sanierungskosten für die „Seufzerbrücke“ an. Doch jetzt wurde den Stadtvätern eine Brücke ins straßenbauliche Glück gebaut. Sie gründete auf den konkret gewordenen Plänen für die Ortsumgehung von Mariensiel. Mit dieser neuen Piste konnte eine wichtige Verbindungsachse in die Stadt geschaffen werden, weswegen die Europäische Union, Bund und Land den weit überwiegenden Teil des Geldes für die rund 9,7 Millionen Mark teuren Baukosten beizusteuern gewillt waren. Am 7. Mai 1991 begannen die Abbrucharbeiten an der al- ten Brücke. Ein Jahr später war die 240 Tonnen schwere neue Klappbrücke eingesetzt. Am 1. Juni 1992 rollte als erstes Fahrzeug ein Autokran von Krupp mit dem höchst zulässigen Gesamtgewicht von 60 Tonnen von der Bunsenstraße in den Banter Weg. Schon damals forderten Weitsichtige, möglichst schnell auch die Deichbrücke durch ein neues Brückenbauwerk zu ersetzen, um die Weserstraße vom Schwerlastverkehr zu entlasten und eine breitere Schiffszufahrt in den Kanalhafen zu schaffen. Doch diese Hoffnungen sind, so scheint es, tief im Wilhelmshavener Hafenschlick versunken. Gester n uni 2012 9. Juni 2012 und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 23 Das Café „Zur grünen Laube“ in Rüstersiel schloss vor 50 Jahren. Die lang jährige Wirtin Adele Tiesler begab sich mit 80 Jahren in den Ruhestand. Sie war eine Institution in dem Sielort. Die Presse nahm ausführlich No tiz und ließ die Geschichte des im Volksmund „Café Duckdich“ genannten Lokals Revue passieren. FOTO: WZ-BILDDIENST Tante Adele im „Duck dich“ Adele Tiesler war eine Wirtin mit Herz. Vor 50 Jahren schloss sie ihre Rüstersieler Kneipe „Zur grünen Laube“. kleine gemütliche Gaststätte seit 1875 verkörpert hatte. An ihrer Stelle entstand das Hotel „Nordseeperle“, der heutige „Rüstersieler Hof“. Die „Grüne Laube“ war von Hermann Tiesler, dem Vater von „Tante Adele“ eröffnet worden. Der gebürtige Schlesier war 1861 an die Jade gekommen, um beim Bau der neuen Hafenanlagen mitzuhelfen. Aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 heil in VON HARTMUT SIEFKEN WILHELMSHAVEN – Mancher alte Rüstersieler erinnert sich noch an die Wirtsfrau Adele Tiesler. Sie betrieb die legendäre Gaststätte „Zur grünen Laube“, die im Volksmund auch wegen ihrer niedrigen Decke „Café Duckdich“ genannt wurde. Im Frühjahr 1962, vor 50 Jahren also, setzte sich Adele Tiesler zur Ruhe. Wenige Wochen später, am 2. Juli, sollte sie 80 Jahre alt werden. Grundstück und das uralte Haus an der Rüstersieler Straße hatte sie an einen Wilhelmshavener Gastwirt verkauft. Mit dem Abriss verschwand ein Stück Alt-Rüstersiel, das diese Heute steht, wo sich einst die „Grüne Laube“ duckte, der „Rüstersieler Hof“. WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS Polsterei Vergin GbR· Meisterbetrieb – Aufarbeiten u. Neubeziehen von Polstermöbeln – Anfertigen von Boots- und Wohnmobilpolstern nach Maß – umfangreiche Auswahl an Möbelstoffen, Leder, Kunstleder Groß Belt 27 · WHV · Tel. 2 71 06 seine Wahlheimat zurückgekehrt, fand er Beschäftigung als Schachtmeister beim Bau des Rüstersieler Forts. Er heiratete und erwarb das kleine Haus, in dem dann neun Kinder heranwuchsen. Tochter Adele Tiesler blieb im Hause und führte die Gaststätte ihres Vaters nach seinem Tod weiter. In der Gaststube gaben sich die Soldaten vom Seebataillon ein Stelldichein, wenn sie nach der damaligen Ostasienbesitzung Kiautschou kommandiert wurden oder wenn sie zurückkehrten. Später lagen die Matrosen-Artilleristen im Fort Rüstersiel und steigerten den Umsatz an der Theke. Hermann Tiesler zählte zu den Initiatoren des Jugendschützenfestes, das viele Jahre in Rüstersiel gefeiert wurde. Adele Tiesler aber blieb in den Herzen der Rüstersieler. Aus Dankbarkeit benannte man später das kleine Wäldchen der Kneipe gegenüber in „Dele-Park“. Ihre gute Adresse für handwerkliche Qualität Tischlerei Weeken GmbH Güterstraße 19 · 26389 Wilhelmshaven Tel. (0 44 21) 9 17 77-0 · Fax 99 71 13 Internet: www.weeken.de Seite 24 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Mit Erde bedeckt waren die Kasematten, Bunker und Geschützstellungen im Fort Schaar, um möglichst nicht aus der Luft erkannt zu werden. FOTO: WZ-BILDDIENST Gegen Attacken zu Lande Das Fort Schaar sollte die Festung Wilhelmshaven gegen anrückende Heere schützen. Vor 40 Jahren überplante die Stadt es mit einem Wohngebiet. VON HARTMUT SIEFKEN WILHELMSHAVEN – Das Fort Schaar ist eine Welt für sich. 225 Menschen leben nach der aktuellen Statistik der Stadt auf dieser von einem breiten Graben umgebenen Insel – seit den 1970er-Jahren ein Wohnidyll am Rande der Stadt mit Reihenhäusern, deren Gärten an den alten Festungsgraben heranreichen. Vor 40 Jahren verabschiedete der Rat der Stadt den Bebauungsplan. Die „Park-Wohnanlagen Fort Schaar GmbH“ errichtete hier in der Folge 134 Wohneinheiten. Bis Anfang der 1980er-Jahre, als die ersten Baugebiete des Maadebogens erschlossen wurden, blickte man vom Fort weit übers Land. Früher, als Landkriege noch zu Fuß und zu Pferd geführt wurden, hatte man von hier aus freies Schussfeld. Dies diente der Sicherheit des preußischen Marineetablissements: Bei seiner Planung Mitte des 19. Jahrhunderts entwarf man gleichzeitig ein Festungskonzept. Zunächst sollte ein Festungswall längs der Grenze des preußischen Jadegebietes errichtet werden. Diese Überlegung jedoch gab man nach dem Krieg 1870/71 auf. Stattdessen wurde eine Reihe von Forts gebaut. Das Fort Heppens sollte Wilhelmshaven vor dem Beschuss feindlicher Kriegsschiffe auf der Jade beschützen. Es stand an der Stelle der heutigen Vierten Einfahrt. Die Forts Rüstersiel, Schaar und Mariensiel, die außerhalb des preußischen Hafengebietes auf Oldenburger Grund errichtet wurden, sollten Attacken zu Lande verhindern. Im ehemaligen Fort Rüstersiel residiert heute das Institut für Vogelforschung, das Mariensieler Fort ist bis in die 1990erJahre noch für Marinezwecke genutzt worden und befindet sich heute in Privatbesitz, im Fort Altona hat es sich der Campingclub Grüner Wald gemütlich gemacht. Die Forts waren mit der Fortifikationsstraße und einer Feldbahn verbunden. Fortsetzung auf Seite 25 Der Eingang zum Fort Schaar im Zweiten Welt krieg. In der ersten Phase des Krieges war hier das Flarak-Gruppenkommando untergebracht, das die Flug abwehr für den Raum Wil helmshaven koordinierte. FOTO: WZ-BILDDIENST uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 25 Luftschutzstellungen in alten Forts Fortsetzung von Seite 24 Später rollte über diese Bahnstrecke auch die Wilhelmshavener Vorortbahn. Das Fort Altona und das Fort Schillig wurden als Außenwerke errichtet. In den Forts befanden sich Geschützstellungen und gegen Beschuss befestigte KasemattenBauten, die mit Erde überdeckt waren. In diesen kellerartigen Gewölbebauten waren Mannschaften, Munition und Material untergebracht. Diese Befestigungsanlagen wurden mit Marineartilleristen besetzt. Sie kamen hier zum Glück nie zum Einsatz. Die Forts dienten deshalb hauptsächlich Ausbildungszwecken. Nichtsdestoweniger wurden bei der Mobilmachung 1914 auch die Fort- Das Fort Schaar diente im Zweiten Weltkrieg der Luftverteidi gung Wilhelmshavens. FOTO: WZ-BILDDIENST In den Kasematten des Fort Schaar war von Beginn des Krieges bis zum 30. Juli 1941 das Flak-Gruppenkommando und das Flugwachkommando stationiert FOTO: WZBILDDIENST besatzungen in Alarmbereitschaft versetzt. Wilhelmshaven war bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges zur Festung erklärt worden. Mit dem Befehl zur Mobilmachung am 2. August 1914 traten auch für die Zivilbevölkerung von Wil- helmshaven einschneidende Beschränkungen in Kraft. Der Festungskommandant, Konteradmiral Günther von Krosigk (1860 - 1938), Chef der Marinestation der Nordsee, hatte die Befehlsgewalt, die auch die Zivilisten zu spüren bekamen. Das Festungsgebiet reichte bis Minsen über Schortens und Sande sowie bis zu den auf der anderen Seite der Jade gelegenen Orten Tossens und Burhave. Auch Wangerooge zählte zum Festungsgebiet. Aller Verkehr von und nach Wilhelmshaven bedurfte der Genehmigung, man brauchte einen Passierschein. Straßen und alle Zugänge zu militärischen Anlagen waren gesperrt und durch Posten gesichert. Das Hafengebiet und die Deiche waren für die Bevölkerung gesperrt. Im Zweiten Weltkrieg wurden die alten Forts in den Luftschutz für Wilhelmshaven einbezogen wurden. Man postierte hier Flugabwehrkanonen. Für die Flugabwehr Wilhelmshavens war die 2. Marineflakbrigade zuständig. In den Kasematten des Fort Schaar war von Beginn des Krieges bis zum 30. Juli 1941 Fortsetzung auf Seite 26 Seit 50 Jahren in Wilhelmshaven Hörgeräte Laute Hörtest – Beratung – Service Gökerstr. 96 – WHV – (0 44 21) 9 38 30 Alten- und Pflegezentrum Sillenstede GmbH Montessori Projekt Lang- und Kurzzeitpflege Ambulante AltenIm Alter das und Krankenpflege Selbst am Essen auf Rädern & Mittagstisch blühen erhalten Kreisverband Wilhelmshaven e. 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Doch die Kasematten im Fort Schaar wurden mit der Zunahme der Luftangriffe auf Wilhelmshaven bald zu eng. Das Flakgruppenkommando zog deshalb Anfang August 1942 in die neue Flakzentrale in der Nähe des Rosenhügels. Kommandant des Luftverteidigungskommandos war Kapitän zur See Oehler. Heute befindet sich hier ein städtischer Werkhof. Ausführlich berichtet hierüber Friedrich August Greve in seinem Buch „Die Luftverteidigung im Abschnitt Wilhelmshaven 1939 1945“. Die starken Zerstörungen Wilhelmshavens hat die Flugabwehr dennoch nicht verhindern können, rund 60 Prozent des Gebäudebestandes waren bei Kriegsende Schutt. Ab 1944 konnte von einer wirksamen Luftabwehr angesichts der zunehmenden Übermacht der alliierten Luftstreitkräfte nicht mehr die Rede sein. Die Verluste der Bevölkerung hielten sich angesichts der heftigen Zerstörungen dennoch in relativ engen Grenzen: 534 Tote waren der Flugzeugangriffe wegen zu beklagen. Bevölkerung und Soldaten retteten ihre Haut in den über 60 Bunkern im Stadtgebiet. 9. Juni 2012 9. Juni 2 Vor 40 Jahren brachte der Rat der Stadt Wilhelmshaven die Bauleitplanung für das Baugebiet Fort Schaar in gang. Wo sich heute Eigen heimbesitzer wohl fühlen, waren früher Stellungen der Flugabwehr bzw. noch früher der MarineArtilleristen. WZ-FOTO: LÜBBE uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 27 Gesellschaftshaus Schützenhof VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ BANT – Der Name ist bezeichnend, denn tatsächlich war es der Wilhelmshavener Schützenverein von 1861, der 1886 beschloss, auf seinem 1872 erworbenen Grundstück in Belfort (Bant) einen Schützenstand mit Restauration und einem Festplatz zu bauen. 1887 wurde der Grundstein gelegt, die Bauarbeiten führte das Vereinsmitglied Maurermeister Gerhard Grashorn aus. Zu Ostern 1888 fand die erste Tanzmusik im Saal statt, was zugleich den Beginn einer wechselvollen Veranstaltungsgeschichte Der Wilhelmshavener Schützenverein von 1861 ließ den Schützenhof 1887 bedeutete. Bei diesem bauen. FOTO: WZ-BILDDIENST Bauabschnitt entstanden ein VorSchützenverzäunt. auch der ideale Ort für sportliderhaus mit Resein, der SaalDoch eine Geschichte des che Wettkämpfe, insbesondetaurant und Kü- Heute ist das Gebäude abge betrieb wur- Schützenhofes Bant - dem offi- re Boxkämpfe wurden bis in die che, darüber Zim- rissen und der Platz einge de dann im ziell die Bezeichnung Gesell- 1960er Jahre ausgetragen, mit WZ-FOTO: GA-JÜ Juni mer und Kam- zäunt. 1939 schaftshaus beigegeben wur- nahezu legendärem Ruf wegen mern, der gesamvon der de - ist ohne die Erwähnung sei- der besonderen Atmosphäre. te Betrieb war an einen Wirt Kriegsmarinewerft für die Ver- ner vielen unterschiedlichen Natürlich kamen kulturelle verpachtet. Angebaut war ein pflegung und Unterbringung von Nutzungen unvollständig. In sei- Veranstaltungen ebenfalls Tanzsaal von etwa 15 mal 14 Arbeitern erworben. Auf dem ner Frühzeit als Tanzsaal einge- nicht zu kurz; Konzerte, Opern, Metern, umgeben von einer Em- Freigelände, dem Schützen- führt, wurde er bald darauf nicht Komödien und Kabarett waren pore, an der Nordseite fand platz, entstand ein Barackenla- nur von den Schützen als Ort zu erleben ebenso wie der Geeine kleine Bühne Platz. Die ger mit sechs Unterkunftsbara- rauschender Feste und Bälle sang von Marinesoldaten. neu errichteten Schießstände cken. genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mit einem ÜbungsNach dem Krieg beschlagDen Schützen oblag zu- wurde der Schützenhof manschießen im Mai in Betrieb ge- nahmten die Alliierten den nächst auch die Nutzung des gels räumlicher Möglichkeiten nommen. Schützenhof, die Baracken fan- Schützenplatzes für die eige- zum Musentempel, Künstler 1914 wurden Erweiterungen den anderweitige Verwendung. nen Schützenfeste, später fan- und Künstlerinnen aller Genres und Verbesserungen vorgenom- Zum 1. August 1951 ging der den dort auch Volksfeste und nutzen die Bühne, um den Kulmen, ein kleiner Saal zusätzlich Schützenhof in private Hände Rummel ihren Platz. Sogar der turhunger der Wilhelmshavener angebaut. Im Ersten Weltkrieg über, neuer Besitzer des Anwe- Ausbau der angrenzenden Stra- zu stillen. Nicht zu vergessen diente der Schützenhof als Ka- sens wurde Alwin Schnieder, ßen richtete sich bei deren Ma- sind die Modenschauen, die serne, nach dem Krieg über- der die Spuren unachtsamer ßen danach, dass Verkaufsbu- nach Angaben der Veranstalter nahm erneut ein privater Päch- Nutzung in rastloser Arbeit be- den und Passanten ausrei- zweimal im Jahr mehr als 7000 ter. seitigte. Er verpachtete im chend Platz fanden. Zuschauer in den Schützenhof Mitten in der Wirtschaftskri- Herbst 1970 den Schützenhof Der Schützenhof erlebte lockten. Der Saal bot mehr als se erlangte die Volksbank zum an eine Einzelhandelskette, politische Versammlungen, 1000 Gästen Platz, was keine Dezember 1929 den Schützen- heute ist das Gebäude abgeris- im Mai 1932 sprach hier Hitler andere private Stätte 1970 biehof vom Wilhelmshavener sen und der Platz ist einge- zu seinen Anhängern. Er war ten konnte. Badrenovierung all inclusive . . . ganz ohne Staub! Mozartstraße 16 26382 Wilhelmshaven Tel. 0 44 21/18 97 22 www.jahrling.org MehrMehr sehen Sie inwir unserer zeigen IhnenAusstellung im CiC täglich 10 –18 Uhr, samstags 10 –13 Uhr ® An der Junkerei 4 26389 Wilhelmshaven www.badberg-bad.de . . . WIR Objektbetreuung, Hausmeisterservice, Dienstleistungen, Gartenservice, Winterdienst, Kleintransporte Tel. (0 44 21) 74 85 39 · e-mail: [email protected] bringen Sie wieder auf die Füße! Für alle die vor Schmerzen am liebsten auf den Händen laufen würden ••• Seite 28 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Das Wetter spielte zwar nicht mit, dennoch feierten vor 25 Jahren viele Menschen die Wiedereröffnung der Südstrandanlagen, nachdem diese aufwändig saniert und umgestaltet worden waren. FOTO: WZ-BILDDIENST Neuer Bezug für „Sonnenbank“ Vor 25 Jahren feierte Wilhelmshaven die Fertigstellung der Bauarbeiten für die Südstrand-Sanierung. Das Badeleben hier hat 130 Jahre Tradition. WILHELMSHAVEN/SI – Der Südstrand zählt zu Wilhelmshavens „Schokoladenseiten“. Er ist nicht nur für die Wilhelmshavener eine beliebte Sonnenbank, sondern auch für die Touristen. Ziemlich genau vor 25 Jahren, am 18. Mai 1987, feierte man die Fertigstellung der neu gestalteten Promenade. Die Stadt wertete damit die Freizeiteinrichtung touristisch auf, und auch die Deichsicherheit in diesem Bereich wurde verbessert. Die Mauer auf der Kuppe erhöht den Schutzwall gegen Sturmfluten. Ihr Bau war das letzte Stück der Deicherhöhung von Mariensiel aus. Die Bevölkerung feierte den neuen Südstrand nicht nur mit einem Fest dort, sondern auch mit einem verkaufsoffenen Sonntag in der City und im Bereich Gökerstraße. Das Jubilä- Maurer gaben dem Südstrand sein Gesicht. Mauern und Pflas ter bestehen aus Klinker. FOTO: WZ-BILDDIENST um allerdings ist jetzt offensichtlich übersehen worden -fürs Stadtmarketing eine verpasste Gelegenheit. Das Badewesen an Wilhelmshavens südlicher Wasserkante hat eine mittlerweile 130jährige Tradition. An die ersten Anfänge und die weitere Geschichte erinnerte Dr. Ingo Sommer anlässlich der Einweihung der renovierten Südstrandanlagen. Er war damals Leiter des städtischen Hoch- bauamtes und in Zusammenarbeit mit dem Deichband und dem Wasserwirtschaftsamt einer der Ideengeber und Planer. Sommer, der heute als Architekturhistoriker lehrt, schrieb damals in der „Wilhelmshavener Zeitung“: „Die vorausschauenden Wilhelmshavener Ratsherren bewilligten 1883 dem Seebadeverein Wilhelmshaven eine Badeanstalt für Frauen und Kinder. (Diese Damen-Badeanstalt be- fand sich in etwa dort, wo heute die Nationalparkverwaltung (1987 das Wasserwirtschaftsamt) liegt. Im Watt am Heppenser Wasserdeich, heute Großer Hafen, lagen auch die getrennten Badestrände für Damen und Herren. Auf der Außenböschung des späteren Südstrandes muss bereits 1891 das Holzgebäude des allgemeinen Bürgervereins als „Herren-Badeanstalt“ genutzt worden sein. Die der Eindeichung zum Opfer gefallene Damen-Badeanstalt entstand als Holzgebäude neu am Südstranddeich etwa vor den Strandhäusern „Seestern“ und „Delphin“. Von der bereits bestehenden HerrenBadeanstalt vor dem Gebäude der „Seerose“ war sie durch Bretterzäune sorgfältig abgetrennt. Das bescheidene Badeleben am Südstrand spielte sich ab 1900 unter der Regie des Seebadevereins Wilhelmshaven ab. Die Südstrandpromenade bestand damals aus einem staubigen Schlackenweg entlang einem fast 300 Meter langen schwarzen Bretterzaun. Fortsetzung auf Seite 29 uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 29 Mit der Straßenbahn zum Südstrand In den Jahren 1986 /87 erhielt der Südstrand sein neues Gesicht. Teehäuschen und Flutmauer wurden neu errichtet, die Straße hinter die Strandhäuser verlegt. FOTO: WZ-BILDDIENST Fortsetzung von Seite 28 Den Schwimmern standen weit ins Wasser reichende Holzstege zur Verfügung. Nichtschwimmer mussten sich mit eingefriedigten Holzplattformen in drei Höhenabstufungen begnügen.Immerhin aber verkehrte ab 1913 die Straßenbahn Linie 2 über die 1907 eingeweihte Kaiser-Wilhelm-Brücke zu den Bäderschiffanlegern an der Ersten Einfahrt. Im Ersten Weltkrieg kam das Badeleben am Südstrand aus militärischen Gründen zum Erliegen und der Straßenbahnverkehr wurde eingestellt. 1919 übereignete der Seebadeverein Wilhelmshaven seine vom Hochwasser arg demolierten Südstrandbadeanla- gen der Stadt. Hermann Zopff baute im gleichen Jahr eine völlig neue „Herren-Badeanstalt“ in Holz-Fachwerk-Konstruktion und stockte dessen Mittelteil 1924 sogar zur Rettungsstation auf. Kurz danach arbeitete der rührige Wilhelmshavener Stadtbaurat bereits an seinen Plänen für ein „Seebad größeren Stils“. Badeanlagen in Holland, Belgien und England, die sich Zopff angesehen hatte, waren die Vorbilder, nach denen er die fünf Strandhäuser, zwei Teehäuschen und 250 Meter lange Wandelgänge in eindrucksvoller Ziegelarchitektur plante. Unterirdische Unkleideanlagen, Läden, Brausebäder, Erfrischungsräume, eine Milchkurhalle und ein Lesesaal sowie die abgestufte Betonterrasse für Nichtschwimmer ergänzten das Programm. Rund 1 Million Reichsmark bewilligte das Wilhelmshavener Bürgervorsteherkollegium 1926 -- die Sozialdemokraten allerdings stimmten dagegen, sie hielten das Projekt für „überspannt“. Am 16. Juni 1928 schließlich wurde der neue Südstrand Leonie Blömeke Badefreuden an der Imbisshalle „Schwalbennest“wohl Ende der 30erJahre. FOTO: WZ-BILDDIENST eingeweiht. Bis zu 20 000 auswärtige Kurgäste pro Jahr waren der zählbare Erfolg des fortschrittlich angelegten Südstrand-Ausbaus von Hermann Zopff. Wilhelmshavens neue Strandhalle am Südstrand war nach Plänen des Architekten Gustav Lübbers schon am 27. Mai 1926 fertiggestellt worden. Fortsetzung auf Seite 30 Seite 30 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Das Planschbecken an der KaiserWilhelmBrücke mit den Gebäuden der ehemaligen Torpedowerft, in denen nach dem Krieg die Strumpffabrik Pirola gewirkt hat, im Hintergrund. Das Foto stammt aus den 50er oder 60er Jahren. Auf der Südstrandstraße sieht man einen Bus fahren. Toiletten, Umkleiden und Gastronomiegebäude waren in den Deichkörper hineingebaut, Durchgänge führten von einer auf die andere Seite. All dies wurde im Zuge von Deich sicherungsmaßnahmen beseitigt. FOTO: WZ-BILDDIENST Hoffnung liegt auf dem Tourismus Fortsetzung von Seite 29 Als im Rahmen der Kriegsvorbereitungen der Hafen ausgebaut wurde und Torpedoboote wieder ihre Liegeplätze einnahmen, befürchtete die Marine, dass Fremde ihre Pläne ausspähen könnten. Die Südstrandstraße wurde 1937 „entöffentlicht“, und Wilhelmshavens Bevölkerung wurde schrittweise von den Badeanlagen zurückgedrängt. Durch den Zweiten Weltkrieg kam der Kurbetrieb fast völlig zum Erliegen. Teile der Ziegelarchitektur wurden zerstört. Der Rat beschloss 1945 in seinem Wiederaufbauprogramm „die Gestaltung der Stadt als Nordsee- und Heilschlickbad wieder aufzunehmen“, so schrieb Oberstadtdirektor Dr. Friedrich Paffrath in seinem ersten Verwaltungsbericht. Erst 1950 gaben die Alliierten die beschlagnahmte Strandhalle und die Strandhäuser wieder frei. Das 1948 neu gebildete Kur- und Badeamt der Stadt Wilhelmshaven beseitigte Kriegsschäden am Südstrand, baute die Kolonnaden wieder auf und installierte 1954 sogar eine Meerestrinkkurhalle. Endlich konnte auch das Seewasseraquarium zu Ende gebaut werden. Der Straßenbahnbetrieb zur Strandhalle jedoch wurde nicht wieder aufgenommen. Mit Promenadenkonzerten, Jazz im „Strandhallenkeller“, Ballveranstaltungen, Großfeuerwerken und Strandfesten verbinden viele Wilhelmshavener Erinnerungen an die 50er- und 60er-Jahre. Der Südstrand der Nachkriegszeit ist vor allem mit dem Namen von Hermann Buschkämper verbunden. Der ehemalige Korvettenkapitän führte drei Jahrzehnte lang als Schwimmmeister zwischen Strandkörben und Badeaufsicht Regie. Die Strandhalle sollte 1954 nach Plänen von Franz Iwersen sogar aufgestockt werden. Heute befindet sich an der Stelle des ehemali gen Planschbeckens eine Liegewiese. In einem teil der ehemaligen Torpedowerftge bäude sind heute das Wattenmeerhaus und Nach Renovierungen 1959 und 1971 ließ der Gastronom Jan Groenewold sie 1982 umbauen und den modernen gastronomischen Erfordernissen anpassen.“ Soweit Sommer. Am 2. Juli 2002 ist die Strandhalle als KinderspielParadies neu eröffnet worden. Fortsetzung auf Seite 30 eine Softwarefirma zu Hause. Zwischenzeit lich hatte in dem Haus mit dem weißen Ober geschoss band eine InternetBank ihre Ge schäfte getrieben. FOTO: WZ-BILDDIENST/KNOTHE uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Planschbecken wurde verfüllt Fortsetzung von Seite 30 Das privat geführte Seewasser-Aquarium wurde komplett modernisiert und erheblich erweitert. „Die schwere Orkanflut vom Februar 1962 schließlich war Auslöser für langfristige Deichverstärkungsmaßnahmen. Verfüllung des Planschbeckens 1968, Schließung des „Schwalbennestes“ 1978, Diskussion um den Erhalt der Strandhäuser 1979 und schließlich die Rückverlegung der Südstrandstraße 1980 waren untrügliche Zeichen der Neuorientierung. Das Wasserwirtschaftsamt rückte mit seinen Deichverstärkungsmaßnahmen, von Mariensiel ausgehend, Jahr für Jahr dem Südstrand näher. Die aus Sicherheitsgründen zu schließenden Deichdurchgänge drohten die Funktion des Südstrandes zu zerschneiden. Das Hochbauamt begann 1982 seine mit drei Millionen Mark veranschlagten Planungen, um die städtischen Gestaltungsabsichten behutsam in die 1985 am Südstrand be- Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 31 So haben viele den Südstrand noch in Erinnerung: Vor den Strandhäusern und Kolonnaden verlief die Straße. Ein wackeliger Zaun trennte den Strandbereich ab. FOTO: WZ-BILDDIENST ginnenden Deichbaumaßnahmen einzupassen.“ 25 Jahre nach der Einweihung hat der Zahn der Zeit auch an den neuen SüdstrandAnlagen schon etwas genagt. Wind und Wetter haben an einigen Stellen die Fugen des Zie- Wilhelmshaven – gestern n· E ri n n e ru ngen · E m otio n e n Lichtspielhaus „Metropol“, 1952 c c hi ht e Ge s gelmauerwerks durchschlagen, der Frost sprengte die Ziegelverblendung auf. Derzeit werden die Schäden behoben. Allen Interessierten steht beim WZ-Bilddienst ein umfangreiches Fotoarchiv mit folgenden Schwerpunkten zur Verfügung: (alle Bilder können bestellt werden) Schiffsbilder der Deutschen Flotten von 1848 bis zur heutigen Deutschen Marine Bilder deutscher Kolonialgeschichte Fremde Seestreitkräfte aller Nationen Aufnahmen aus den Anfängen Wilhelmshavens bis heute Alle Fotos unserer „WZ“-Fotografen, die seit 1949 in der „Wilhelmshavener Zeitung“ erschienen sind, zzgl. einer großen Auswahl an weiteren, nicht veröffentlichten Aufnahmen. Börsenstraße 29 · 26382 Wilhelmshaven · Tel.: (0 44 21) 4 88-2 80 · Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9 bis 13 Uhr und 14 bis 17 Uhr -C A R D erma nn Moni ka Must 50 Kunden -Nr. 1807 D i e W Z - D a s 2 0 1 2 Gültig bis B e s t e a m 31.12 .2012 ! M o r g e n -Bilddienst Seite 32 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Stadtgärtnerei wird Rosarium Heute ist das Rosarium weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt für seine große Rosensammlung und die ebenso liebevoll gestalteten Themengärten. VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ WILHELMSHAVEN – Als mit den Arbeiten für den Rüstringer Stadtpark im Frühjahr 1914 begonnen wurde, war nicht abzusehen, dass aus einem Teil der Stadtgärtnerei, die sich im Südosten an das Parkgelände anschloss, ein derartiges Kleinod werden würde. Zunächst hatte die Stadtgärtnerei die Rüstringer Schmuck- und Grünanlagen mit Pflanzen zu versorgen, ehe ihr Grünland im Ersten Weltkrieg für den Gemüseanbau verwendet wurde. Auch die im Stadtpark aufgeforsteten Flächen wurden für Gemüsezwischenkulturen genutzt, so dass insgesamt knapp sechs Hektar Fläche für die Versorgung der Bevölkerung zur Verfügung stand. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand auf der Fläche des heutigen Rosariums als Erweiterung der Stadtgärtnerei eine Baumschule und der verantwortliche Leiter des Rüstringer Gartenamtes, Friedrich Stein, bezog 1922 eine Dienstwohnung am Neuengrodener Weg im Stadtpark. Für den Schutz der wenigen Anwohner sowie der Besucher und Bediensteten im Stadtpark wurde ein kleiner Rundbunker errichtet, der noch heute in das Gelände des Rosariums ragt. Natürlich trafen die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges auch den (Rüstringer) Stadtpark und die Stadt- gärtnerei, es dauerte wegen anderer Aufgaben bis 1947, ehe die Stadtgärtnerei ihren Betrieb wieder aufnehmen konnte. Allerdings wurde die Fläche der vormaligen Baumschule nicht einbezogen, diese blieb als Brachland liegen. Statt dessen war zwischenzeitlich geplant, den Rosenhügel zu einem Rosensondergarten umzugestalten. Erst 1978 konnte unter Anleitung von Erich Bruns die aus Angrenzend an den Stadt parkkanal entstand die Stadtgärtnerei, das spätere Rosarium. Heute ist das Rosarium eine Oase der Erholung. FOTOS: WZ-BILDDIENST UND LÜBBE Auszubildenden gebildete so genannte „Ausbildungskolonne“ im Ausbildungsfeld Gartenund Landschaftsbau dieses brachliegende Gartenland zu einem Schau- und Lehrgarten mit Rosarium umgestalten. Hier entstand ein Lehr- und Versuchsgarten, der neben den eigenen Auszubildenden von Praktikanten, BGJ-Schülern und Studenten genutzt werden konnte. Über Jahre folgte ein thematischer Ausbau mit verschiedenen Gartenanlagen, noch vor der offiziellen Freigabe für die Öffentlichkeit 1989 waren eine Miniaturnachbildung eines ba- rocken Gartenbildes aus den Herrenhäuser Gärten bei Hannover und eine Ostasia-Teichanlage angelegt worden. Es folgten ein Rokoko-Garten 1988 sowie Schwester Bernhardines Kräutergarten, der sich an den Originalplänen einer franziskanischen Ordensschwester orientierte. Englische Gartenkultur mit weiteren Rosen und Stauden brachte ein 1989 angelegter Yorkshire-Garten. Dem Namen Rosarium verliehen die 1995 hergestellte historische Rosenanlage mit vielen verschiedenen Rosensorten und der 1998 hinzugekommene, klassisch aufgebaute Rosengarten „Gloria Dei“ (zum Ruhme des Herrn) mit Edel-, Kletter- und Trauerrosen besonderen Nachdruck. 2002 ging die Betreuung des Rosariums aus öffentlicher in private Hand über. Der ausschließlich zu diesem Zweck gegründete Förderverein hat es seitdem mit pfiffigen Ideen verstanden, das Rosarium im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Dazu trugen nicht nur viele Patenschaften für jeweils eine Rose oder zahlreiche Eheschließungen bei. Auch mit Theateraufführungen sowie durch Kooperationen mit Schulen, Verbänden und Vereinen wurde die Unterstützung auf eine breite Basis gestellt. Ziel bleibt dabei stets, das Rosarium mit mehr als 5000 Rosen aus gut 500 Sorten als Oase der Erholung zu erhalten. Bootshaus am Stadtpark Glaserei & Tischlerei Ob Fenster von gestern, mit Wärmedämmung von morgen wir beraten Sie noch heute! Energie sparen und sich einfach wohlfühlen mit dem -System für die perfekte Energiebilanz 26389 Wilhelmshaven (0 44 21) 1 24 94 Heiligengroden 10 FAX (0 44 21) 1 24 90 www.ricardo-grund.de das gemŸtliche Restaurant am idyllischen Stadtpark • Außenterrasse, direkt am Stadtparkteich, mit 120 Sitzplätzen (erweiterbar) • in frischer Luft und Park-Atmosphäre speisen und trinken • umfangreiche Eiskarte • Durchführung von Veranstaltungen jeglicher Art Tel. 0 44 21 / 69 93 77 • Fax 0 44 21 / 69 93 78 Neuengrodener Weg 18, 26386 Wilhelmshaven uni 2012 9. Juni 2012 Gester n und Heute präsentiert vom Wilhelmshavener Zeitung · Seite 33 Eine Dienstwohnung für den Oberwerftdirektor Für den Oberwerftdirektor (OWD), den obersten Chef aller auf der Werft Beschäftigten, war es nur ein kurzer Weg von seiner Dienstwohnung in sein Büro. VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ WILHELMSHAVEN – Bereits mit al- lerhöchstem Erlass vom 28. Juni 1854 hatte der preußische König die Marinestationen der Nord- und Ostsee gebildet, die sich aus drei Abteilungen zusammensetzten. Zum „Vorsteher der Abtheilung für technische Angelegenheiten“ wurde in § 23 der Oberwerftdirektor bestimmt, ihm unterstanden sechs weitere Direktoren als Leiter spezieller Ressorts. Der erste OWD für Wilhelmshaven, Kapitän zur See Robert Przewisinski, wurde am 19. Mai 1870 vom preußischen König ernannt. Er nahm seinen ersten Dienstsitz in der damaligen Kommandantur Kronprinzenstraße (heute Moselstraße 20), zumal er zugleich Stationschef war. Von daher ist nicht anzunehmen, dass schon Jahre zuvor ein Haus für einen unbesetzten Posten gebaut wurde, wie es in der Literatur zu finden ist. Mit Fertigstellung eines Wohngebäudes 1873 auf der östlichen Seite der Adalbertstraße, Ecke Marktstraße wurde dieses der repräsentative Wohnort des jeweiligen Oberwerftdirektors. Akribisch listet ein statistischer Nachweis über alle Werftbauten die Maße und Kosten des Bauwerks auf. An einen Mittelbau schlossen sich nach Norden und Süden jeweils Flügelbauten an, einschließlich eines Stallgebäudes wurden dafür über 100.000 Mark aufgewendet. Die Einrichtungen und Ausstattungen wurden ständig ergänzt und modernisiert, 1901 wurde ein dreiarmiger Gaskronleuchter installiert. 1907 erhielt das Gebäude eine „Centralheizung“, einen Speiseaufzug und das Dachgeschoss wurde ausgebaut, dafür entstanden Kosten von mehr als 12 000 Mark. Allerdings hatte die Werft es versäumt, diese Baumaßnahme anzumelden, sie wurde in wenigstens zwei Schreiben um nachträgliche Vorlage der Baupläne ersucht. Schließlich konnten sich die Bewohner ab 1908 über eine Warmwasserbereitungsanlage freuen. Als Anschrift des OWD ist im Adressbuch von 1880 die Adalbertstraße 7 zu finden, 1891 Blick in die Adalbertstraße. Quer verläuft die Marktstra ße. Das Haus vorne rechts ist das Oberwerftdirektor- Haus. Heute steht an dieser Stelle das Terrassenhaus (Bild links). ändert sie sich in Marktstraße 2a und ab 1914 wird daraus die Marktstraße 7. Weitere gestalterische und funktionale Umbauten wurden Anfang 1934 ausgeführt. Der Haupteingang erhielt einen Vorbau mit aufgesetztem Balkon, die Erdgeschossräume scheinen für die Werftbücherei und die Werftfürsorgeschwester hergerichtet worden zu sein. Das Obergeschoss des nördlichen Flügelbaus erhielt einen veränderten Treppenaufgang und ein Bad, der Oberwerftdirektor sollte mit Familie wohl nur noch dieses Geschoss privat nutzen. 1940 ist die Liegenschaft entlang der Markt- und Adal- bertstraße mit einer Umfassungsmauer eingefriedet worden. Vermutlich wurde das Wohngebäude des Oberwerftdirektors durch Luftangriffe im Juli 1942 zerstört und der jeweilige Amtsinhaber musste mit seiner Familie in anderen fiskalischen Liegenschaften unterkommen (z. B. in der Virchowstraße). Als Nachkriegsnutzung des Areals war im Herbst 1948 kurzfristig ein Konzert- und Tanzcafé angedacht. Im November 1950 war die bröckelnde gemauerte Einfassung, um einen Stacheldrahtzaun ergänzt, Gegenstand heftiger Aufregung. Heute steht an dieser Stelle ein privates Wohnhaus in Terrassenbauweise. FOTO: WZ-BILDDIENST UND GABRIEL-JÜRGENS Fenster & Haustüren aus Holz + Kunststoff · Rollläden · Innenausbau Treppen · Zimmertüren · Einbauschränke · Möbel nach Mass · Reparaturen Seite 34 · Wilhelmshavener Zeitung Gester n und Heute präsentiert vom 9. Juni 2012 9. Juni 2 Kindheit im Villenviertel Im ruhigen, gemütlichen Villenviertel erlebte Annemarie Penning, geb. Schwegmann, eine glückliche Kindheit. Gespielt wurde auf der Pferdestraße. VON HARTMUT SIEFKEN WILHELMSHAVEN – Schöne Kindheitserinnerungen an ihre Jugend im Villenviertel hat die Buten-Wilhelmshavenerin Annemarie Penning, geborene Schwegmann, die schon seit 60 Jahren in Bonn lebt. Sie ist in den 30er-Jahren im Birkenweg 16 aufgewachsen, zusammen mit zwei Brüdern. Ihr Vater, Studienrat Hans Schwegmann, war Lehrer am Realgymnasium, der späteren Admiral-ScheerSchule, am Rathausplatz, wo heute die Hauptpost steht. Die Nachbarschaft war eini- Das ehemalige Lyzeum, die FräuleinMarienSchule, ist heute die Grundschule Kirchreihe (Bild oben). FOTOS: WZ-BILDDIENST UND KNOTHE germaßen prominent. An der Ecke zur Kirchreihe befand sich damals das wunderschön bebaute und angelegte Anwesen der Familie Leffers. Heute ist es Sitz der Kassenärztlichen Vereinigung. Neben Schwegmanns wohnte 1937, wie sich Annemarie Penning erinnert, im Haus Nr. 18 der damalige Oberbürgermeister Dr. Wilhelm Müller in einer Jugendstilvilla, im Haus Nr. 14 Marinebaurat Has. Später war dieses Haus nach der Erinnerung von Annemarie Penning von einem Direktor der Olympia-Werke bewohnt. Der Birkenweg sei zu ihrer Jugendzeit nur „hausseits“ gepflastert gewesen. Die andere Seite habe als Reitweg gedient, der viel benutzt worden sei. Annemarie Penning erinnert sich noch an ein Fräulein Jokusch „hoch zu Ross“. „Bei ihr kauften wir in der Gökerstraße unsere Schulbücher.“ In dem ruhigen, gemütlichen Villenviertel verlebte Annemarie Penning eine herrliche Jugend- zeit. Es waren kaum Autos unterwegs, „ganz viele davon gab es damals ja auch nicht!“ Der Milchwagen kam, vom Pferd gezogen, vors Haus. Fielen Pferdeäpfel, wurden sie schnellstens aufgesammelt und im Garten verwertet. „Granat, Granat“ – diesen Ruf hörte man oft und gern. Die leckere Meeresfrucht wurde per Handwagen durch die Straßen gekarrt und von den Anwohnern für damals wenige Groschen gekauft. Annemarie Penning ging damals aufs Lyzeum. Sie kam 1937 in die Sexta (gleichzusetzen mit der heutigen 5. Jahrgangsstufe) der Fraulein-Marien-Schule, der heutigen Grundschule Kirchreihe. Nach dem Zusammenschluss der beiden Jadestädte 1937 wurde sie mit der Königin-Luise-Schule zu einer Schule vereinigt. Nachfolgerin ist das Käthe-Kollwitz-Gymnasium, das bis in die 70er-Jahre eine Mädchenschule war. „Spielplätze brauchten wir nicht“, so Annemarie Penning. Platz zum Spielen war auf der Pferdestraße. Treibball, Fußball, Verfolgungsjagd durch das ganze Viertel, oft mit Radau, der den Kindern natürlich auch manchen Ärger mit den Anwohnern einbrachte – für die Kinder war es spannend und schön. „Wir sind auch Rollschuhe dort gefahren. Aber das machte mehr Spaß auf dem großen Asphaltplatz vor dem Rüstringer Rathaus. Ganz in der Nähe gab es im Winter auch eine tolle Schlittschuhbahn. Wo sich jetzt das Rathausstift befindet, wurde die Wiese überflutet, zu Eis gemacht, und wir konnten im Winter bei einbrechender Dunkelheit unter Lampenschein – was besondere Freude machte – dahingleiten. Da waren wir schon etwas älter.“ EXKLUSIVE MÖBEL SEIT 1889 Einrichten mit Idee 26340 Neuenburg · Am Markt 3 · Telefon 0 44 52 - 3 77 Jeden Sonntag* Schautag von 14.00 bis 18.00 Uhr www.charisma-diedrich-mueller.de *ohne Beratung u. Verkauf, Ausnahmen siehe Internet