Deutsch-amerikanischer Jugendaustausch in Kansas, USA vom 31
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Deutsch-amerikanischer Jugendaustausch in Kansas, USA vom 31
Deutsch-amerikanischer Jugendaustausch in Kansas, USA vom 31. Juli bis 13.August 2014 Von einer vierzehntägigen beeindruckenden und unvergesslichen Begegnugs- und Bildungsreise nach Kansas, USA, im August kehrten 19 Jugendliche und Junge Erwachsene aus dem Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal im Rahmen des deutsch-amerikanischen Jugendaustausches der Evangelischen GemeindeJugend (EGJ) Baden und des Evangelischen Jugendwerks Bretten-Bruchsal mit der First Congregational Church, die zur United Church of Christ (UCC)* gehört, etwas müde, aber von den Erlebnissen her fröhlich und erfüllt zurück. Den Jugendaustausch leiten der deutsch-amerikanischen Pfarrer Tobias Schlingensiepen (UCC), die ehrenamtlichen Mitarbeiterin der EGJ Mirjam Kahler, der Bezirksjugendreferent Wolfgang Kahler (Jugendwerk) und einem Mitarbeiterteam aus beiden Ländern. Nachdem Flug von Frankfurt über Charlotte nach Kansas City wurden die Jugendlichen zur Freude aller von einem alten gelben Schulbus nach Topeka abgeholt und in Gastfamilien untergebracht. Am ersten Abend kam es auf dem First Friday Artwalk zur Begegnung mit der Kunst und musikalischen Darbietungen. Der Gang durch den Stadtteil wurde immer wieder durch herzliche Begrüßungen amerikanischer Jugendlicher und Erwachsene unterbrochen, denn der First Friday Artwalk ist ein Kultur- und Begegnungsevent. Mit dem Schulbus ging es am nächsten Tag über die Flint Hills, einer Hügellandschaft in der Prärie, in die „Cowboystadt“ Abilene, in der der spätere Präsident der Vereinigten Staaten Dwight David Eisenhower aufgewachsen war. Zuerst wurden das ehemalige Wohnhaus und anschließend das Museum besichtigt. Interessant schon damals der eingängige und einprägsame Wahlslogan zur Präsidentschaftskandidatur „I like Ike!“, die aufgezeichneten Telefongespräche mit den nachfolgenden Präsidenten, besonders seine Beratungen mit John F. Kennedy in der Zeit des „Kalten Kriegs“, und die verkehrstechnische Vernetzung, die er aus Erfahrungen in Deutschland als General im 2.Weltkrieg in den USA umgesetzt hatte, um nur einige Dinge zu nennen. Anschließend erlebte die deutsch-amerikanische, etwa 30 Personen umfassende Jugendgruppe im Stadion ein typisch amerikanisches Rodeo mit dem Reiten auf Pferden und Bullen mit und ohne Sattel und dem Einfangen von Kälbern und Ochsen mit dem Lasso im Wettbewerb einer Meisterschaft, das die meisten begeisterte, aber auch nachdenklich stimmte. Dabei erlebten die Jugendlichen, dass beim Rodeo Pferde und Bullen ein Gurt angelegt wird, der auch auf die Genitalien drückt, um dadurch wild zu werden und nach hinten auszuschlagen. Ein Clown, der zur Unterhaltung vor allem für Kinder dienen sollte, machte sich hin und wieder über Andersdenkende lustig, ahmte z.B. Schaflaute nach und verband sie auch mit dem Namen des Präsidenten Barack Obama, bevor Kinder auf diesen Tiere reiten konnten und manchmal abgeworfen wurden. Auf dem weiteren Besichtigungs- und Bildungsprogramm stand das Capitol in Topeka,das Regierungsund Parlamentsgebäude von Kansas, , mit einer ausführlichen geschichtlichen und politischen Einführung. Durch die Sommerpause konnten einige sogar einen kurzen Augenblick im Sessel und am Schreibtisch des Gouverneurs sitzen. Die meisten Teilnehmer/-innen erklommen vom 5.Stock über 296 Stufen das Kuppeldach des 93 m (= 304 Fuß) hohen Gebäudes genossen Ausblick über die Hauptstadt. Sehr beeindruckt waren die deutschen Jugendlichen über die Ausstattung der beiden High Schools sowie über deren sportlichen, musikalischen und theaterpädagogischen Gestaltungsmöglichkeiten, die jeweils von einer amerikanischen Schülerinnen, die zur Gruppe gehörte, mit Freude und Stolz vorgestellt wurde. Allein der Theater- und Konzertsaal in der High School Topeka hat solch eine Größe, so dass Städte in unserem Landkreis froh wären, wenn sie solch ein Gebäude für kommunale Zwecke benutzen könnten. In den USA gehören solche Räumlichkeiten zur Schule – eben bigger, größer! Ein weiterer Höhepunkt mit aktuellem Bezug war die pädagogisch wertvoll aufbereitete, audio-visuell gestaltete Ausstellung der Brown v. Board of Education an der ehemaligen Monroe-Schule in Topeka, die an die Sammelklage gegen die Rassentrennung an öffentlichen Schulen von 1952 bis 1954 vor dem Obersten Gerichtshof erinnerte und Ursachen und Auswirkungen der Diskriminierung zeigte. Der erfolgreiche Einspruch gegen den Gleichheitsgrundsatz in der Verfassung der Vereinigten Staaten wurde so zu einem Ausgangpunkt für die Bewegung der Afroamerikaner/-innen in den fünfziger und sechziger Jahren mit den bekannten Persönlichkeiten von Rosa Parks und Martin Luther King. Ähnlich aufbereitet zeigte sich auch das World war I-Museum in Kansas City im Staat Missouri, das nicht aus der Siegerpose berichtete, sondern Ursachen und zerstörerische Auswirkungen des 1.Weltkriegs vor genau 100 Jahren darstellte. Mit einem faszinierenden Blick auf dem 66m (= 217ft) hohen Turm über die Skyline von Kansas City endete der Museumsbesuch. Action und Fun erlebten die Jugendlichen besonders im großen Freizeitpark „World of fun“ mit mehreren Achterbahnen und dem Wasserpark „Oceans of fun“ von Kanas mit riesigen Wasserrutschen sowie am Lake Shawnee mit Grillen, Bootsfahrten, Schwimmen und Disc Golf. Beim Besuch von Lawrence mit anschließendem Shoppen wurde eine mittelgroße mit dem Charme einer schönen Universitätsstadt kennengelernt, in der es auch „deutsches Brot“ zu kaufen gab. Erlebniswert war auch die Besichtigung der bekannten und größten University of Kansas mit ihren älteren und neueren Gebäuden und ihrem weitauslaufenden Campus. Eingerahmt von den Begegnungen mit Menschen, Orten und Kulturen in den USA waren die beiden Gottesdienste in der First Congregational Church Topeka, die die deutsch-amerikanische Jugendgruppe unter der Leitung des dortigen Pfarrers Tobias Schlingensiepen und des Bezirksjugendreferenten Wolfgang Kahler, musikalisch und mit einem Anspiel mitgestaltete, und in denen Lebensfragen aufgegriffen wurden. Tobias Schlingensiepen wurde in Berlin geboren, besuchte in Topeka/USA die Schulen, studierte zwischenzeitlich in Deutschland bevor er wieder nach Amerika zurückging. Im ersten Gottesdienst spielte der Navajo-Indianer Dennis Rogers Flöte und nach dem Lunch zeigte er in Indianerkleidung seine Tänze und lud abschließend die Jugendlichen zum Mittanzen ein. Seine Teilnahme am Abendmahl, das in der Gemeinde vor der Predigt gefeiert wird, wurde als Ausdruck von Versöhnung, Friede und Freundschaft wahrgenommen. Beeindruckt waren die Teilnehmer/-innen von der herzlichen Offenheit und Freundlichkeit der Gemeindeglieder, von denen einige ihre Häuser als Quartier für die deutschen Gäste bereitstellten. Dabei machten die Jugendlichen die Erfahrung, dass der dortige Lebensstandard mitunter nicht dem entspricht wie er in der amerikanischen Werbung und in Serien dargestellt wird und manchmal im Vergleich zur deutschen Wohnkultur nicht ganz mithalten kann. Fast jeder Weg wird mit dem Auto oder mit dem Pickup, einem Pritschenwagen mit offener Ladefläche, wahrgenommen, selbst auf dem Friedhof. Und die dieselbetriebenen Güterzüge erstrecken sich hunderte Meter lang. Den Abschluss bildeten zwei Tage im White Memorial Camp an einem Stausee unweit von Council Grove, durch die einst der Santa Fee-Trail ging. Auf dem Programm standen Schwimmen, Kajak- und Kanufahrten, Bogenschießen, Klettern im Hochseilgarten und andere sportliche Betätigungen. Besonders tiefbewegend gestaltete sich der „Evening Prayer“, eine Abendmeditation mit TaizéLiedern unter dem Camp-Kreuz im Lichtschein der am Horizont untergehenden Sonne. Überhaupt zeigte sich das Wetter in den vierzehn Tagen von der „schönsten Seite“ bei nicht zu heißen Sommertemperaturen. Und was das Essen betraf, sagte Robin, ein deutscher Teilnehmer, für manche treffend: „Ich liebe Fastfood, aber jetzt könnte ich auch mal was anderes vertragen.“ Häufig gab es Wreps, Tortillas, Taccos oder Nachos mit Bohnen und Salat, aber auch Pizza im selbstgebauten Steinofen sowie Fleisch und vegetarische Burger auf dem Grill oder im Smoker. Für alle Teilnehmenden verging die vierzehntägige Begegnungs- und Bildungsreise in den USA gerade wegen den vielen Erlebnissen und Eindrücken viel zu schnell zu Ende. Es war gleichzeitig der Gegenbesuch, nachdem im letzten Jahr 16 junge Amerikanerinnen und Amerikaner unseren Kirchenbezirk und unsere Region besucht hatten. Der deutsch-amerikanische Jugendaustausch wird in den kommenden Jahren fortgesetzt, denn er ist eine Brücke zwischen jungen Menschen aus zwei Nationen mit unterschiedlicher Sprache und Lebenskultur und ein Beitrag zur Verständigung und Freundschaft. * Auch Präsident Barack Obama gehört mit seiner Familie zur United Church of Christ (UCC). Bretten, 22.August Wolfgang Kahler