radioaktivität – Fluch oder Segen?

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radioaktivität – Fluch oder Segen?
SCIENCE ON STAGE FESTIVAL KOPENHAGEN 2011
SCIENCE TEACHING: WINNING HEARTS AND MINDS
D Fachübergreifender unterricht
Radioaktivität –
Fluch oder Segen?
Ein Projekttag zur fächerübergreifender Behandlung und Diskussion von Kernkraft und Radioaktivität.
B eteiligte Fächer: Physik, Deutsch, Sozialkunde, Religion,
Philosophie, Kunst, Biologie, Geschichte, Englisch, Musik
Schlüsselwörter: Kernkraft, Radioaktivität, Gefahren,
Kompetenzen
Altersgruppe: ca. 15 Jahre
Materialien: Buch und Film: „Die Wolke“, Fachliteratur und
­Internet, Technik zur Präsentation, Papier zum Falten von
1000 Kranichen, 3 Heliumballons
Projektleiter: Veronika Gallus
schule: Gymnasium am Tannenberg Grevesmühlen,
Mecklenburg-Vorpommern
Die Schüler bereiten einen Tag der Radioaktivität über einen
längeren Zeitraum selbstständig vor, dabei können sie ihre
Ideen zur Gestaltung des Tages einbringen und informieren
sich umfassend zum Thema aus verschiedenen Perspektiven.
Jeder Schüler hat eine spezifische Aufgabe im Projekt. Die
Lehrkräfte der beteiligten Fächer kooperieren über einen längeren Zeitraum eng miteinander. Der interdisziplinäre Ansatz
gewährleistet ein hohes Maß an Nachhaltigkeit.
Besonderheiten des projektes
Das Projekt leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung der Fach- und Sozialkompetenz und der Methoden- und
Selbstkompetenz der Schüler.
Projektbeschreibung
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Vorbereitung
Konzept/Zielsetzung
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Fluch und Segen des Atomzeitalters – kaum eine andere
physi­kalische Entdeckung hat das 20. Jahrhundert so geprägt wie die der Radioaktivität. Die Bedrohung durch
Nuklear­waffen, die Hoffnungen, Ängste und Gefahren durch
die zivile Nutzung der Kernenergie sowie die Anwendung radio­
aktiver Stoffe in Technik, Forschung und Medizin werden aus
fächerübergreifender Sicht erörtert. Darüber hinaus kommen
Experten aus Politik und Wissenschaft zu Wort und das Thema
wird auch aus literarischer Perspektive betrachtet. Schließlich
werden die Teilnehmer künstlerisch aktiv und falten 1000
­Origami Kraniche in Anlehnung an eine japanische Sage.
Um die inhaltlichen und organisatorischen Aspekte des Projekt­
tages abzustimmen, sollte vier Wochen vor dem eigentlichen
Termin eine Zusammenkunft der Klassenleiter, der einbe­
zogenen Fachlehrer und der Schulleitung stattfinden. Gemeinsam wird ein Plan zur Vorbereitung des Projekttages und zum
zeitlichen Verlauf erstellt. Unser Projekttag wurde auf die Dauer
von acht Schulstunden festgesetzt. Die Fachlehrer hatten folgende Verantwortlichkeiten:
★★ Physik | Physikalische Begriffe und Grundlagen zur Kernspaltung, Kernreaktor, Atombombe
★★ Geschichte | Geschichtliche Einordnung der Atombomben­
abwürfe
★★ Religion/Philosophieren mit Kindern | Verantwortung des
Wissenschaftlers für seine Entdeckung
★★ Kunst | Falten von Papierkranichen
★★ Deutsch | Buchbesprechung: „Die Wolke“ Gudrun Pausewang, Lesung: „Sadakus Geschichte“
★★ Sozialkunde | Jugend debattiert / Pro und Kontra: Kernkraft
Des Weiteren sind organisatorische Aufgaben im Vorfeld auszuführen. Zur Diskussionsrunde zum Thema „Kernenergie“ luden wir Politiker, die gegensätzliche Standpunkte zur Nutzung der Kernenergie vertreten, ein. Ein Radiologe gab
ebenfalls seine Zusage zu einem Fachvortrag. Wichtig ist auch
die Öffentlichkeitsarbeit. Wir informierten die Lokalpresse
und das lokale Fernsehen. Für die Dokumentation der Veran-
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D Fachübergreifender unterricht
sehen mit guten Wünschen an einem Heliumballon in den
Himmel steigen. Die anderen Kraniche wurden an Holzreifen
befestigt und hängen nun in einem unserer Physikräume. Der
lebensgroße Kranich mit den Unterschriften der Schüler ziert
unser Foyer: zur ­Mahnung an Vergangenes, zur Erinnerung an einen
Hiroshima war eine
gelungenen Tag und als sichtba­Tragödie, Tschernobyl ein
res Zeichen der Aktivität.
lang überhörter Weckruf.
Evaluation
staltung und für die weitere Auswertung filmten wir wesentliche Sequenzen.
Verlauf
Die Schüler haben das Projekt in
Gesprächen ausgewertet. Besonders positiv haben die Teilnehmer
den hohen Grad an Selbstständig­
keit bei der Planung, Organisation
und Durchführung des Projektes
eingeschätzt. Die Unterrichtseinheit bot Raum und Zeit zum
Lernen mit allen Sinnen: das Falten der Kraniche und das Steigenlassen der Ballons wurde sehr positiv erlebt. Der Film „Die
Wolke“ und Sadakus Geschichte haben die Schüler sehr be­
rührt.­Sie haben die Ideen und die Kreativität der Teams bei
der Präsentation der Ergebnisse bewundert. Alle sind überzeugt davon, dass sie den beschriebenen Projekttag lange in
Erinnerung behalten werden und auch die fachlichen Details
einprägsam erlebt haben.
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Der Tag umfasst drei Blöcke von zweimal 145 Minuten und
einmal 90 Minuten. In den ersten 145 Minuten erörterten die
Schüler in Fachvorträgen physikalische Grundlagen und Gefahren. Eine Schülergruppe gestaltete ihren Vortrag in Form
einer Radiosendung, die für die Sondermeldung über einen
Störfall in einem Kernkraftwerk unterbrochen wurde. Danach
gestaltete­eine andere Schülergruppe eine Buchlesung zum
Buch „Die Wolke“ von Gudrun Pausewang. Anschließend wurde
gemeinsam der Film „Die Wolke“ angeschaut. Im zweiten Block
fand eine Diskussionsrunde zum Thema „Kernkraft: Fluch
oder Segen?“­statt, die durch eine Debatte der Schüler eingeleitet wurde. Danach wurden die Politiker ins Kreuzverhör genommen. Anschließend hielt ein Radiologe des Wismarer
Krankenhauses einen Fachvortrag zur Nutzung der Kernenergie
in der Medizin. Im dritten­Block ging es um die geschichtliche
Einordnung der Entdeckung der Kernenergie. Vier Schüler­
gruppen bearbeiteten den Komplex zur Atombombe und fügten ihre einzelnen Dokumentationen zu einem großen Puzzle
zusammen.­Während danach­eine Schülergruppe Sadakus Geschichte ­vorlas, saßen alle anderen Schüler auf dem Fußboden
und falteten – in Anlehnung an die vorgetragene Geschichte
– schweigend ­Kraniche. Das Falten der Papierkraniche stellte
einen emotionalen Höhepunkt dar, der durch die Lesung noch
aufgewertet wurde. Ein Schüler hatte einen riesigen Kranich
vorbereitet, auf dem jeder Projektteilnehmer unterschrieb.
Zum ­Abschluss des Tages ließ jede Klasse einen Kranich, ver-
Hat Fukushima die Welt
wachgerüttelt?
Wie weit wird die Mensch­
heit gehen, um ihren uner­
sättlichen Energiehunger
zu stillen?
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