Erasmus in Paris an der Universite Paris X Nanterre

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Erasmus in Paris an der Universite Paris X Nanterre
Erasmus in Paris an der Universite Paris X Nanterre
1. Vorbereitung und Anreise
Die Vorbereitungsveranstaltungen durch die Uni Hamburg waren sehr gut. Alle wichtigen
Informationen und Dokumente wurden übermittelt. Die Anreise kann man leider nicht weit im
Voraus planen. Nanterre verschickt an jeden Erasmusstudenten eine persönliche Einladung
mit Termin zur Einschreibung. Die Briefe werden jedoch erst 2-3 Monate vor Anreise
verschickt.
2. Unterbringung und Verpflegung
a) Wohnungssuche
Die Wohnungssuche in Paris ist furchtbar. Man braucht viel Geduld, Zeit und vor allem Geld.
Ein eigenes Appartement ist fast unmöglich zu finden. Es bleibt nur die Möglichkeit, eine
WG zu suchen, oder ein kleines Zimmer bei Franzosen unter zu mieten. Von letzterem kann
ich jedoch nur abraten.
b) Kosten der Unterbringung
Die ersten zwei Monate habe ich 650 € für ein 9 m² Zimmer gezahlt. Danach hatte ich Glück
und konnte noch ins Studentenheim nachrücken, wo ich dann nur noch 280 € für ein Zimmer
der selben Größe gezahlt habe.
c) Verpflegung
Die Uni verfügt über eine Mensa und verschiedene Bistros, in denen man kostengünstig essen
kann. In der Mensa bekommt man fünf Sachen, wie Salat, Hauptgericht, Nachtisch, Brötchen
und Käse oder Yoghurt für 3,05 €.
3. Kosten (Ausgaben pro Monat)
Die Ausgaben pro Monat sind etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Es gibt kein
Semesterticket, sodass man pro Monat nochmal ca. 80 € für ein Bahnticket ausgeben muss.
Lebensmittel sind im Durchschnitt doppelt so teuer wie in Deutschland. Auch Essengehen
oder Ausgehen sind verhältnismäßig teuer. Dafür ist der Eintritt in die meisten Museen und
Sehenswürdigkeiten wie Louvre, Musee d`Orsay oder Arc de Triomph frei für Studenten. Im
Schnitt habe ich 600-700€ im Monat ohne Mietkosten ausgegeben.
4. Studium
a) Orientierung (Wege Entfernungen)
Nanterre ist eine Campusuni. Wenn man sich auskennt, sind die verschiedenen Gebäude
schnell zu finden und auch zu erreichen. Das Rechtshaus verfügt über 4 Hörsäle, sodass die
Vorlesungen auch alle dort stattgefunden haben.
b) Formalitäten/Einschreibung
Die Einschreibung, sowie sämtliche Formalitäten waren katastrophal. Die Einschreibung fand
in der Woche vor Vorlesungsbeginn statt. Hierzu wurden ca. 100-150 Studenten gleichzeitig
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vor einen Raum geladen, sodass man 2 Stunden warten musste, bis man dann zu zweit oder zu
dritt in einen Raum gebeten wurde, wo der Studentenausweis, ein Plan vom Campus, sowie
viele falsche Informationen ausgehändigt wurden. Es lief alles sehr chaotisch ab. Die
Erasmusmitarbeiter in Paris wirken überfordert und gestresst und waren ziemlich
unfreundlich. Fragen wurden nicht beantwortet, es hieß immer nur, dass sie dafür nicht
zuständig seien oder dass man nächste Woche nochmal wieder kommen solle. Am nächsten
Tag fand dann ein Treffen mit deutschsprachigen Erasmusstudenten der Rechtswissenschaften
statt, zudem jedoch auch nicht alle Deutschen eingeladen wurden. Dort wurde ein
Vorlesungsplan ausgeteilt und man konnte Fragen stellen. Leider hatten die Mitarbeiter dort
auch nicht wirklich Ahnung vom Erasmusprogramm, sodass uns erzählt wurde, dass wir gar
keine ECTS-Punkte brauchen würden, sondern einfach irgendwelche Vorlesungen auswählen
sollten. Als ich dann wiederholt erwähnte, dass ich 30 ECTS-Punkte erreichen muss, sagte
man mir, dass es hier keine ECTS-Punkte gebe und dass sie auch gar nicht wüssten, was das
sei. In der Vorlesungsübersicht habe ich dann doch ECTS-Punkte gefunden, sodass ich mir
meine Vorlesungen dann ohne Hilfe zusammen gestellt habe. Die Vorlesungsauswahl war
leider nicht so interessant. Die meisten Vorlesungen, die ich gerne belegt hätte, hatten nur 3
ECTS-Punkte trotz selben Zeit- und Arbeitsaufwands wie Vorlesungen mit 6 ECTS-Punkten.
Da es unmöglich war 10 Vorlesungen und somit 10 Prüfungen zu belegen, blieb nur noch die
Möglichkeit 5 Vorlesungen a 6 ECTS-Punkten zu wählen. Das waren dann Vorlesungen, die
ich bereits in Deutschland gehört hatte. Für die Vorlesungen musste man sich dann auch
nochmal separat einschreiben und gleichzeitig das Learning Agreement abgeben, das man
dann nach ca. 4 Wochen unterschrieben wieder abholen durfte, um es im Erasmusbüro für die
nächste Unterschrift abzugeben, auf die man dann auch nochmal 2 Wochen warten musste.
Eine Unterschrift zu bekommen, sei es für die Confirmation of Arrival oder Departure war
immer ziemlich aufwendig. Man musste das Dokument zuerst abgeben, dies war aber nur an
bestimmten Tagen möglich (die waren jedoch keinem bekannt, sodass man meist 2-3 mal
vorbeikommen musste). Dann konnte man das Dokument nach ca. 2 Wochen wieder abholen.
c) Curriculum (Unterschiede zur Uni Hamburg)
Die Vorlesungen beginnen um 8:30 Uhr und die letzte geht bis 20:00 Uhr. Außerdem gibt es
auch Vorlesungen am Samstag. Zwischen den Vorlesungen gibt es eine Pause von nur 10
Minuten, sodass es sein kann, dass man keine Mittagspause hat, sondern den ganzen Tag
durchgehend Vorlesungen hat.
d) Unterrichtsformen
Die Vorlesungen sind sehr einseitig. Die Professoren lesen 90 Minuten ihr Skript vor und die
Studenten schreiben jedes Wort entweder per Hand oder mit dem PC mit. Während der
Vorlesungen erfolgt keinerlei Dialog zwischen Studenten und Professoren statt. Die
Professoren stellen keine Fragen, es werden keine Fälle bearbeitet und die Studenten fragen
auch nichts nach.
e) Unterrichtsmaterialien
Unterrichtsmaterialien gibt es nicht. Es werden keine Skripten oder Vorlesungsübersichten
ausgeteilt. Dies macht es für die Erasmusstudenten sehr schwer, den Vorlesungen zu folgen
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und diese nachzuarbeiten. Des Weiteren benutzen
Unterrichtsmaterialien, wie Power Point oder Overheadfolien.
die
Professoren
keinerlei
f) Prüfungen
Die Prüfungen finden in den letzten drei Wochen des Semesters statt. Die Termine werden
jedoch erst zwei Wochen vor Prüfungsbeginn in der Uni ausgehangen. Etwas später werden
die Termine auch online veröffentlicht. Jedoch werden die Termine kurzfristig noch geändert,
sodass es schwer ist, sich auf die Prüfungen vorzubereiten. In Nanterre gibt es keine extra
Prüfungen oder Bewertungen für Erasmusstudenten. Man hat die Wahl, ob man mündlich
oder schriftlich geprüft werden will. Die mündlichen Prüfungen werden von den Professoren
persönlich durchgeführt. Diese sind jedoch sehr unfreundlich und haben keinerlei Verständnis
für Erasmusstudenten und die damit verbundenen sprachlichen Probleme. Von Freunden habe
ich sogar gehört, dass diese ausgelacht und beschimpft wurden. In der mündlichen Prüfung
wurden zahlreiche Fragen zum Stoff der Vorlesungen gestellt. Es wurden nur Fakten
abgefragt, es gab keinerlei Anwendungsaufgaben oder Fallbearbeitung, wie man es aus
Deutschland kennt.
g) Studienbegleitender Sprachunterricht
Während des Semesters wurden Sprachkurse angeboten. Diese boten eine gute Gelegenheit,
um andere Erasmusstudenten kenne zu lernen.
h) Kontakt zur Abteilung Internationales/einheimischen Studierenden
Die Abteilung Internationales habe ich eher gemieden. Die Mitarbeiter waren dort immer sehr
unfreundlich und nicht hilfsbereit. Für die zahlreichen Erasmusstudenten gab es keine
Angebote oder organisierten Treffen der Abteilung für Internationales. Die einheimischen
Studenten waren sehr distanziert und eher genervt von den Erasmusstudenten, da es einfach
viel zu viele ausländische Studenten gab.
i) Anerkennung von Leistungen
Durch das Auslandssemester wird mir der Fremdsprachenschein anerkannt. Weitere
Leistungen kann ich mir leider nicht anrechnen lassen.
5. Alltag/Freizeit
a) Freizeitangebote
Die Uni hat eine eigene Sporthalle auf dem Campus. Dort kann man eine Mitgliedschaft für
35 € für ein Jahr erwerben und verschiedene sportliche Aktivitäten, wie Fußball, Tanzen oder
Aerobic, ausüben. Es gibt auch ein Schwimmbad, indem Wassersportarten angeboten werden.
Dafür braucht man aber noch eine extra Mitgliedschaft.
b) Sicherheit
Paris ist zwar eine schöne Stadt, doch leider auch sehr kriminell und gefährlich. Mir
persönlich ist nichts Schlimmeres passiert. Man sollte jedoch stets vorsichtig sein.
Taschendiebe gibt es überall, insbesondere in der U-Bahn und bei Touristenpunkten. Vielen
meiner Freunden wurden die Handtaschen geklaut und eine wurde sogar mit Waffen bedroht,
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bis sie ihre Tasche herausgab. Sobald es dunkel wird, sollte man einsame und abgelegene
Ecken meiden.
Vor dem Campus der Uni Nanterre wurden wir bereits bei der Einschreibung in Nanterre von
den dortigen Erasmusmitarbeitern gewarnt. Zunächst erschien mir diese Warnung als
übertrieben und übervorsichtig. Nach ein paar Tagen in Nanterre musste ich jedoch
feststellen, dass Nanterre ein ungemütlicher und gefährlicher Ort ist. Auf dem Campus halten
sich sehr merkwürdige Gestalten auf. Insbesondere bei Einbruch der Dunkelheit wird’s
gefährlich.
c) Öffentliche Verkehrsmittel
Die Universite Paris Nanterre hat einen eigenen Bahnhof. Mit dem RER ist die Innenstadt in
15 Minuten zu erreichen.
6. Fazit
a) Persönlicher und fachlicher Gewinn
Zusammenfassend kann ich sagen, dass der fachliche Gewinn nicht so hoch wie erwartet war.
Die Vorlesungen, die ich gerne belegt hätte, konnte ich nicht wählen. Zudem durften die
Erasmusstudenten nicht an den Arbeitsgemeinschaften teilnehmen, sodass ich keinerlei
Anwendung während des Studiums hatte. Zum persönlichen Gewinn kann ich sagen, dass ich
die Sprache verbessern konnte und eine gute Referenz für den Lebenslauf gewinnen konnte.
b) Negative und positive Erfahrungen
Besonders negativ ist mir die unsichere Lage auf dem Campus und im Studentenwohnheim
aufgefallen. Die Franzosen zeigten großes Desinteresse und Gleichgültigkeit gegenüber uns
Erasmusstudenten. Dies fand ich sehr schade.
c) Kritik / Lob und Verbesserungsvorschläge
Zu loben sind die gute Vorbereitung und Informationsübermittlung durch Frau Lasczewski
vor und während des Erasmusprogramms, wodurch der Aufenthalt erheblich leichter wurde.
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