Ausgabe 2/2012 - Deutsche Olympische Gesellschaft
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Ausgabe 2/2012 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Ausgabe 2/2012 OLYMPIAPARK.DE Inhalt Freundliche Grüße aus der Redaktion n der schönen heilen Welt des Sports, die natürlich in weiten Teilen nicht heil ist, nehmen bedenkliche Entwicklungen immer breiteren Raum ein. Das heißt, unserer Zeitschrift gehen die Inhalte, und Ihnen liebe Leserinnen und Leser, geht der Lesestoff nicht aus. Dabei haben wir keineswegs nur die Problemfelder im Visier. Doch die sind nun mal dort, wo um Titel und Medaillen und lukrativen Begleitservice gekämpft wird, an der Tagesordnung. Und somit für uns ein thematisches Muss. Schier unmöglich ist es bekanntlich, im Umfeld der Elite das Thema Doping auszusparen. Aber diesmal wird in der Titelgeschichte die sich geradezu aufdrängende Verbindungslinie zum gesamtgesellschaftlichen Verhalten hergestellt. Was im richtigen Leben die Alltagsnorm ist, stellt den Spitzensport regelmäßig an den Pranger. Medikamentenkonsum gehört bei Millionen von Menschen aller Altersstufen gewissermaßen zur Lebenshilfe, um Befindlichkeiten zu verbessern, berufliche und schulische Leistungen zu steigern und psychische Talsohlen zu überwinden. Ein Nährboden also für Doping im Sport, den man sich ergiebiger nicht vorstellen kann. Der obligatorische olympische Komplex in dieser OF-Ausgabe wird von einem Thema eingeleitet, dass nicht weniger problembeladen ist. Es geht im Vorfeld von London um die militarisierten Spiele schlechthin. Inzwischen ein Sicherheitsunterfangen in Milliarden-Größenordnungen, bei dem sich so langsam Zweifel an der gesamten Olympischen Bewegung aufdrängen. I Die positiven Aspekte sportlichen Geschehens kommen natürlich auch nicht zu kurz. Sie haben olympsche, spitzen- wie breitensportliche, medienpolitische, kulturelle und vor allem auch historische Bezüge. Denn ein umfangreiches Themenpaket ist schließlich Jahrhundert-Zeitzeugen gewidmet. Von gleich fünf bedeutenden Persönlichkeiten der Sportentwicklung im Nachkriegsdeutschland gilt es, den 100. Geburtstag zu würdigen. Karl Adam, Georg von Opel, Josef Neckermann, Bernhard Baier und Gert Abelbeck setzten in der alten Bundesrepublik auf ebenso unterschiedliche wie nachhaltige Weise Meilensteine in Sport und Gesellschaft. Dass dabei mit Georg von Opel und Gert Abelbeck auch an die großen Aufbaujahre der Deutschen Olympischen Gesellschaft erinnert wird, sei besonders hervorgehoben. Dem DOG-Gründungspräsidenten von Opel wird mit einer ausführlicheren zusätzlichen Würdigung noch ein besonderes Gedenken gewidmet ... mit einem Hans Borchert-Porträt aus der Galerie der „Hall of Fame“ des deutschen Sports. Georg von Opel zum 100. Geburtstag: Sein Lebenswerk bleibt Verpflichtung für die Arbeit der DOG von heute und nicht zuletzt auch Auftrag für unsere Zeitschrift, in der kritisch-konstruktiven Begleitung sportlicher Entwicklungen und gesellschaftlicher Prozesse das Feuer nicht ausgehen zu lassen. Ihr Harald Pieper OF Mosaik OF-Podium: Dr. Christa Thiel Das unlösbare Doping-Problem im Sport und die langen Schatten einer gedopten Gesellschaft Prof. Dr. Michael Krüger Die militarisierten Spiele - Olympia in London als Seismograf Günter Deister OF-Interview mit Simon McDonald Jochen Frank Von olympischen Idealen und anderen Werten Prof. Günther von Lojewski Die 8. Nationalen Sommerspiele von Special Olympics Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke OF-Kommentare Günter Deister, Dr. Andreas Müller, Bianka Schreiber-Rietig, Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke, Harald Pieper, Wolfgang Avenarius Partnerhochschulen des Spitzensports: Ein vielversprechender Weg, Michael Gernandt Linda Stahl: Karriere zwischen Skalpell und Speer Dr. Andreas Müller Öffentlich-rechtliches Fernsehen und organisierter Sport Prof. Dr. Helmut Digel Eine wichtige Antwort auf Fragen des demographischen Wandels heißt: Seniorensport Steffen Haffner Die Familie - ein starkes Team im Sportverein Karl Hoffmann 40 Jahre Olympiapark München Michael Gernandt Weggefährten im Anti-Doping-Kampf aus Ost und West Ewald Walker Was macht eigentlich ...? Paul Falk Herbert Neumann Zur Erinnerung an fünf bedeutende deutsche Sportpersönlichkeiten der Nachkriegszeit Friedrich Mevert OF-Galerie: Wie das Nationaltrikot zum Kultobjekt wurde Georg von Opel zum 100. Geburtstag Steffen Haffner Deutsche Olympische Gesellschaft KOMPAKT Impressum Deutsche Schulsportstiftung Die Zeitschrift der Deutschen Olympischen Gesellschaft erscheint in Kooperation mit der Deutschen Schulsportstiftung 4 6 8 14 20 22 24 30 34 36 38 42 46 48 50 54 56 62 64 66 76 80 Anti-Doping-Kooperation er DJK-Sportverband (katholischer Bundesverband für Breiten- und Leistungssport) und die Doping-Opfer-Hilfe (DOH) werden im Anti-Doping-Kampf gemeinsame Wege gehen. Dies haben die Verantwortlichen des katholischen Sportverbandes und der Interessenvertretung staatlich anerkannter Dopingopfer in Mannheim beschlossen. Schwerpunkt der Kooperation wird die gemeinsame Präventionsarbeit junger Sportlerinnen und Sportler sein. D Beiden Seiten geht es neben der Einhaltung der Anti-Doping-Bestimmungen um die möglichst frühe Ächtung unerlaubter Leistungsmanipulation aus einer inneren Überzeugung heraus. Besonders in der Aufklärung von Kindern und Jugendlichen bis 14 Jahren sollen die Kräfte von DJK und DOH gebündelt und Stärken auf beiden Seiten genutzt werden. „Wir müssen unsere Vereine für das Thema sensibilisieren“, sagt Volker Monnerjahn, Präsident des DJKSportverbandes. „Deshalb wird das Thema Doping in den Ausbildungslehrgängen der DJK zum festen Inhalt gemacht. Über Veröffentlichungen sollen auch Eltern, Erzieher, Ärzte und Physiotherapeuten erreicht werden.“ Die Doping-Opfer-Hilfe stellt dafür Referenten zur Verfügung. Der Weinheimer Verein verfügt über kompetente Mitarbeiter sowohl aus dem sportwissenschaftlichen als auch dem medizinischen Umfeld. Außerdem leisten staatlich anerkannte Doping-Opfer selbst Aufklärungsarbeit. „Der zähe Kampf gegen die Seuche Doping kann nur Früchte tragen, wenn es uns gelingt, Sensibilität bei Kindern und Jugendlichen, bei den Ausbildern und Lehrern zu wecken. Deshalb muss in Schulen, ja auch in Kindergärten und in den Jugendabteilungen der Sportvereine angesetzt werden“, sagt Dr. Klaus Zöllig, der Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe. Heranwachsende müssten gewappnet sein vor dem ersten Kontakt mit "unterstützenden Mitteln", um dann widerstehen zu können, so der Sportmediziner. „Der Sport muss die Gesundheit seiner Athleten höher stellen als unbedingten sportlichen Erfolg. Dabei muss auch überlegt werden, wie eine Sportförderung unabhängig von Medaillenspiegeln erfolgen kann“, so DJK-Präsident Volker Monnerjahn. Naturverträglicher Sport U nter dem Motto „Konfliktlösungen und Akzeptanzsteigerung“ haben sechs Natursportverbände gemeinsam mit dem Arbeitskreis Freizeit, Sport, Tourismus des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) bewährte Musterlösungen ausgewählt und veröffentlicht. Unterstützt wurde diese Publikation durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, das Bundesamt für Naturschutz und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). n diesen Wochen und Monaten veröffentlichen immer mehr Mitgliedsorganisationen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die Ergebnisse ihrer Mitgliederzählungen („Mitgliedschaften“) für das zurückliegende Kalenderjahr 2011. Manchmal lohnt auch ein (kritischer) Rückblick auf die Mitgliederentwicklung der letzten beiden Jahrzehnte, um Veränderungen nachträglich aufzuspüren und unter zeithistorischen, demografischen 4 An der Verwirklichung des Vorhabens waren der Deutsche Aero Club (DAeC), der Deutsche Alpenverein (DAV), der Deutsche Hängegleiter-Verband (DHV), der Deutsche Kanu-Verband (DKV), die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), der Arbeitskreis Freizeit, Sport, Tourismus des BUND Die Broschüre vermittelt mit einer Sammlung von Mitgliederschwund bei einigen Verbänden I positiven, sportartspezifischen Musterlösungen das Miteinander von Sport und Naturschutz in sogenannten Natura 2000-Gebieten. Dies ist ein Netzwerk von Schutzgebieten innerhalb der Europäischen Union, das auf die Bewahrung der Artenvielfalt ausgerichtet ist. Dass auch die Sportler hier ihre „ökologische Nische“ finden können, zeigen die in der Broschüre zusammengefassten Regelungsbeispiele für den Luftsport (Gleitschirm-, Drachen- und Segelfliegen, Motor- und Ultraleichtfliegen, Ballonfahren, Modellflug), den Klettersport, das Mountainbiking, den Pferdesport (Reiten und Gespannfahren), das Skibergsteigen und Schneeschuhgehen, den Kanusport und den Tauchsport. bzw. noch anderen (auch: verbandsinternen) Aspekten zu erklären. Fest steht, dass der DOSB bzw. seine Vorläuferorganisation, der Deutsche Sportbund, die Anzahl seiner Mitgliedschaften fast immer erhöhen konnte: Nach einem leichten Rückgang von 1990 auf 1991 (vermutlich im Zuge von „Bereinigungen“ bei der Zählung durch die Wiedervereini- gung) waren es im Jahre 1991 genau 23.181.197 Mitgliedschaften. Danach wuchs die Zahl bis zum Jahre 2001 auf 26.838.739 und liegt aktuell bei 27.675.461 für das letzte Jahr. Von diesem Wachstum konnten aber nicht alle Mitgliedsorganisationen des DOSB in gleicher Weise profitieren – das bedeutet auch: Es gibt sogar einige Spitzenverbände, deren Mitgliedschaften von 1991 bis heute rückläufig sind, aber auch andere, deren Negativwachstum erst im jüngsten 10-JahresZyklus eingesetzt hat: Der Deutsche Basketball Bund beispielsweise konnte zwischen sowie das Kuratorium Sport & Natur und als assoziiertes Mitglied die Deutsche Initiative Mountainbike e.V. (DIMB) beteiligt. Finanziell gefördert wurde das Projekt durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) im Rahmen der Kooperation mit dem DOSB. Die reich bebilderte, informative Broschüre kann unter www.natura2000-und-sport.de heruntergeladen werden. Gebührenfreies Führungszeugnis ir gehen davon aus, dass jetzt auch die Kommunen auf ihren Anteil bei den Gebühren flächendeckend zu Gunsten von Engagement und Ehrenamt verzichten", sagte DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch. Im Sport engagieren sind rund 8,8 Millionen Menschen freiwillig und ehrenamtlich, weshalb sich der DOSB für seine 98 Mitgliedsorganisationen mit über 91.000 Vereinen und 27,6 Millionen Mitgliedern für die Gebührenbefreiung einsetzte. " W Das Bundesamt für Justiz hatte darüber informiert, dass jeder, der für ehrenamtliche Tätigkeit in einer gemeinnützigen oder vergleichbaren Einrichtung ein Führungszeugnis benötigt, dieses künftig grundsätzlich gebührenfrei erhält. Anders als bisher wird das Bundesamt für Justiz auch dort von einer Gebühr generell absehen, wo ehrenamtlich Engagierte eine Aufwandsentschädigung erhalten. Das teilte der Präsident des Bundesamts für Justiz, Heinz-Josef Friehe, mit. Bisher wurde keine Gebührenfreiheit gewährt, wenn Ehrenamtler für ihre Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung erhielten. 1991 und 2001 Zuwächse (von 138.332 auf 193.788) verzeichnen, ist aber inzwischen mit 132.635 auf ein Niveau gesunken, das unter dem von 1991 liegt; ähnliches gilt MOSAIK Friehe: „Zahlreiche ehrenamtlich Tätige, vor allem aber auch Sportvereine, karitative Einrichtungen, Träger von sozialen Projekten, in denen Ehrenamtler mitwirken, haben es kritisiert, dass der Erhalt einer Aufwandsentschädigung die Gebührenbefreiung ausschloss. Oftmals sind solche Aufwandsentschädigungen ohnehin gering. Daher werden Führungszeugnisse, die für ehrenamtliche Tätigkeit benötigt werden, generell von der Gebührenerhebung ausgenommen. Auf diese Weise kann das Bundesamt für Justiz einen Beitrag zur Förderung des ehrenamtlichen Engagements leisten.“ Seit dem 1. Mai 2010 benötigen ehrenamtlich Tätige insbesondere dann ein Führungszeugnis, wenn sie kinder- und jugendnah tätig sind oder tätig werden wollen. Sie haben ein „erweitertes“ Führungszeugnis vorzulegen, in dem etwaige Sexualdelikte länger aufgeführt werden als im „normalen“ Führungszeugnis. man ihn erfinden“ ist unvergesslich geblieben und hat stets die Tätigkeit des DBSVPräsidiums für den Betriebssport in Deutschland und Europa begleitet. Der DBSV wurde im Jahre 1954 in Dortmund gegründet und führte dann lange Zeit den Namen Bund Deutscher Betriebssportverbände. Im Jahre 2002 erfolgte die Umbenennung in Deutscher Betriebssportverband. Er vertritt derzeit 300.000 organisierte Betriebssportlerinnen und Betriebssportler in 4.700 Betriebssportgemeinschaften. Manfred von Richthofen Botschafter Betriebssport Opfergedenken D er 4. Verbandstag des Deutschen Betriebssportverbands (DBSV ) fand kürzlich in Essen statt. Höhepunkt der Veranstaltung war die Ernennung des Ehrenpräsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Landessportbundes Berlin, Manfred Freiherr von Richthofen, zum Botschafter des Deutschen Betriebssports. Der DBSV freut sich, so hieß es in einer Verlautbarung, dass mit von Richthofen eine Persönlichkeit gewonnen wurde, der der Betriebssport schon immer sehr am Herzen liegt. Sein Ausspruch „Wenn es den Betriebssport nicht gäbe, müsste ine zentrale Gedenkveranstaltung für die israelischen Opfern des Terroranschlages bei den Olympischen Spielen 1972 in München am 5. September auf dem Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck stattfinden. Dort wird IOC-Vizepräsident Thomas Bach in Vertretung von IOC-Präsident Jacques Rogge ebenso sprechen wie der ehemalige Bürgermeister des Olympischen Dorfs, Walther Tröger. Darüber hinaus ist eine Kranzniederlegung an der Gedenktafel im Olympischen Dorf geplant, bei der Thomas Bach für den DOSB und Münchens OB Christian Ude sprechen werden. u. a. für Judo, den Radsport sowie die Schwimmer und die Segler. Mitgliederentwicklung im Tischtennis ist ebenfalls negativ: 769.024 auf heute 606.075. Bei den nicht nichtolympischen Spitzenverbänden heißt der große Verlierer der Deutsche Kegler- und Bowlingbund: Der Mitgliederstamm hat sich in den letzten 20 Jahren mehr als halbiert von ehemals 301.729 auf heute noch 115.158; Squash, Schach und der Deutsche Wasserski- und Wakeboardverband verzeichnen ebenfalls Verluste wie die kleine Gemeinschaft der Skibobfahrer, die heute noch 469 „Eingetragene“ ausmachen und 1991 bei genau 1.207 lagen. Zu den Verbänden, die kontinuierliche Verluste seit 1991 verbuchen mussten, gehören beispielsweise der Deutsche Skiverband mit damals 691.112, zehn Jahre später mit 684.590 und derzeit noch mit 574.683 Mitgliedschaften und der Deutsche Tennis Bund (DTB), wo die Rückläufe noch eklatanter ausfallen: Im Becker-Graf-Hochzeitalter 1991 waren im DTB 2.249.528 Personen erfasst, danach nur noch 1.987.049, und heute sind es genau noch 1.531.580. Die E 5 ie Tage vom 27. Juli bis zum 12. August 2012 werden nicht nur deswegen ganz besondere sein, weil in London die XXX. Olympischen Sommerspiele stattfinden und die Olympische Bewegung der Neuzeit damit ein kleines rundes Jubiläum feiern darf. Besonders werden diese Spiele zugleich aus nationaler sportpolitischer Perspektive sein. Erstmals nämlich werden sich die deutschen Athletinnen und Athleten und damit die deutsche Olympiamannschaft insgesamt und vor allem die einzelnen nationalen olympischen Spitzenverbände beim weltweit größten Sportereignis im Sommer an einem völlig neuen Maßstab messen lassen müssen. Die sportpolitische Elle heißt offiziell Zielvereinbarung. Ein Begriff, in dem sich das neue Lenk- und Steuerungs-Modell für den deutschen Spitzensport ausdrückt. Nach der Gründung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Mai 2006 immer mehr ausgeformt, erlebt dieses Instrument nun erstmals bei Sommerspielen seine große Bewährungsprobe. D Manche Zielvereinbarung bzw. mancher Passus darin wurde ausgehebelt, noch bevor die olympische Flamme in London überhaupt entzündet ist. Das betrifft in meinem eigenen Verband zum Beispiel die Wasserballer, die den Sprung ins olympische Turnier leider verpasst haben. Auch bei den Handballern und Fußballern wissen wir schon länger, dass sie in London fehlen werden. Wegen solcher Ernüchterungen in der Phase der Qualifikation bereits jetzt ganze Zielvereinbarungen zu hinterfragen oder Verträge kurz vor der Eröffnung der Spiele sogar noch schnell umzuschreiben und abzuändern, das liefe diesem Modell zuwider. Vielmehr gilt es, nach dem Ende der Sommerspiele unverzüglich mit einer gründlichen Gesamt-Evaluation ohne Augenwischerei zu beginnen. Die Evaluation sollte spätestens zum Jahresende 2012 abgeschlossen sein, da Im Jahr der Olympischen Spiele in Peking 2008 haben sämtliche der insgesamt 26 Spitzenverbände in den olympischen Sommersportarten mit dem DOSB ihre Zielvereinbarungen getroffen. Mit diesem Vertragswerk ergab sich im und für den deutschen Leistungssport grundsätzlich eine völlig neuartige Basis. Verbände und Dachverband definierten nach oft komplizierten und langwierigen Gesprächen eine gemeinsame und von beiden Seiten akzeptierte Geschäftsgrundlage. Grundsätzlich wurde zwischen den Partnern vereinbart, was jeder Verband bzw. jede Sportart bei sportlichen Großereignissen wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen an Medaillen gewinnen kann bzw. welche Platzierungen erreicht werden – dies auf Basis der dazu notwendigen strukturellen, inhaltlichen sowie sportfachlichen Arbeits- und Trainings-Bedingungen. Im Kern ging es darum, in jedem Fall realistische Vereinbarungen mit Augenmaß abzuschließen. Weder sollten Verbände zu überehrgeizigen, unrealistischen Zielen verleitet oder gar dazu vergattert werden. Noch konnte zugelassen werden, dass Verbände bewusst tiefer stapelten und ihr Potenzial weit unter Wert festschrieben, um später umso glänzender dastehen zu können. Vor diesem Hintergrund dürfen die sportlichen Ergebnisse der Spiele von London nun mit ganz besonderer Spannung erwartet werden. Sie werden unbestechlich zeigen, wie der Soll-IstVergleich ausfällt, wie gut die im Dialog mit dem DOSB fixierten Selbsteinschätzungen, Ansprüche und Prognosen der einzelnen Verbände mit den letztendlich errungenen Medaillen übereinstimmen. 6 bereits im ersten Quartal 2013 die neuen Zielvereinbarungsgespräche zwischen den Sommersportverbänden und dem DOSB stattfinden werden. Diese stecken sowohl den finanziellen Rahmen wie auch die sportfachlich-inhaltliche Zielsetzung für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro ab. Für den Präsidial-Ausschuss Leistungssport des DOSB und das DOSB-Direktorium wird diese gemeinsame Analyse eine Riesenaufgabe darstellen. Eine noch schwierigere vielleicht, als zunächst einmal Zielvereinbarungen mit allen Verbänden abzuschließen. Ein wesentliches Element nämlich wurde in diesen Verträgen bisher mehr oder weniger ausgespart welche konkreten Folgen es haben wird, wenn es in der SollIst-Relation zu deutlichen Abweichungen kommt. Was passiert, wenn eine Sportart, eine Disziplin und ein Verband in London unter den eigenen Ansprüchen bleibt oder im positiven Fall die schriftlich fixierte Prognose weit übertreffen kann? Für diese Fragen fehlen in den Zielvereinbarungen präzise Aussagen, was die Gesamt-Analyse der LondonErgebnisse im Detail zu einem heiklen wie im Ausmaß zu einem sportpolitisch strategischen Unterfangen machen Die in London erfolgreichen Verbände dürften anschließend selbstbewusst auftreten, die weniger Erfolgreichen werden zunächst einmal die Schultern einziehen und abwarten. Eine anschließende Umverteilung von Mitteln, sprich: eine Neubestimmung der Relation von Grundförderung und der so genannten Projektmittel für die einzelnen Spitzenverbände kann nur im Zusammenhang mit zwei wesentlichen gesellschaftspolitischen Aspekten möglich werden. Erstens: Bleibt es bei den derzeitigen wirtschaftlichen Voraussetzungen der Spitzensportförderung durch Bund und Länder? Zweitens: Sollen olympische Sportarten weiterhin auf ganzer Breite gefördert werden? Es wird bei der London-Analyse der Zielvereinbarungen um nicht weniger gehen als darum, den Hochleistungssport in Deutschland neu zu justieren. Es wird Neue Dimension der sportpolitischen Diskussion um den Hochleistungssport in Deutschland Dr. Christa Thiel, Vizepräsidentin für Leistungssport im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) wird. Noch dazu schon heute klar ist, dass diese Evaluation zwar im Rahmen von einer oder mehreren Klausurtagungen stattfinden könnte, aber nicht unter vollständigem Ausschluss der Öffentlichkeit. Schon deshalb, weil es im Wesentlichen zugleich darum gehen wird, von Seiten des Hochleistungssports ehrlich und objektiv Rechenschaft über die Verwendung von Projektmitteln abzulegen. PODIUM um eine neue Dimension der sportpolitischen Diskussion und ihrer Tragweite gehen. So viel lässt sich zur bevorstehenden Herkulesaufgabe im zweiten Halbjahr schon sagen, obwohl die 302 sportlichen Entscheidungen in 26 Sportarten bei den XXX. Sommerspielen noch nicht einmal begonnen haben. 7 Das unlösbare Doping-Problem einer gedopten Gesellschaft W enn von Doping die Rede ist, sollte zwischen Doping im engeren und Doping im weiteren Sinn unterschieden werden. Im engeren und strengen Sinn ist Doping auf den Bereich des durch klare Regeln definierten Wettkampfsports begrenzt, der durch Sportverbände vertreten wird. Alle in der Olympischen Bewegung organisierten und durch das IOC vertretenen olympischen Spitzenverbände haben sich der Anti-Doping-Konvention der Welt-Anti-Doping Agentur WADA angeschlossen und verbieten Doping für ihre jeweilige Sportart oder Sportar- ten. Dieses Verbot wird durch ständig zu aktualisierende Anti-Dopinglisten verbotener Substanzen, Medikamente und Methoden zu spezifizieren versucht. Die Verbände haben sich über die WADA und das IOC auch darauf verständigt, Dopingkontrollen durchzuführen und Verstöße gegen das Dopingverbot durch Sanktionen zu ahnden, die 8 in der Anti-Doping-Charta geregelt sind. Doping in diesem engen Sinn ist also das, was durch die Anti-Doping-Regeln der Sportverbände bzw. der Welt-Anti-Dopingagentur WADA sowie der Nationalen Anti-Dopingagenturen und ihre Ausführungsbestimmungen verboten ist. Von Doping im weiteren und alltagssprachlichen Sinn wird aber auch gesprochen, wenn entweder Sportler Dopingmittel verwenden, aber gar nicht bei Wettkämpfen antreten. Oder sie nehmen an breitensportlichen Wettkämpfen teil, bei denen zwar die AntiDoping-Regeln der Verbände prinzipiell gelten, aber nicht (oder kaum) kontrolliert werden. Von Doping ist inzwischen ebenfalls die Rede, wenn leistungssteigernde Mittel von Menschen eingenommen werden, die gar nichts mit Sport zu tun haben, sondern die allgemeine Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit in den verschiedensten Bereichen von Politik, Wirtschaft und Kultur zum Ziel haben, sei es im Beruf, in der Musik, Kunst oder Literatur. In der soziologischen Fachdiskussion spricht man von „Enhancement“. Alltagssprachlich wird dies auch als Doping bezeichnet. Ein fast schon sarkastisches Beispiel ist die Werbung „Doping für die Haare“, die zu allem Überfluss auch noch von Jan Ulrich „gemodelt“ wird. Diese Art von Doping und Enhancement unterliegt nicht der Aufsicht und Kontrolle von Sportorganisationen, sondern den in Deutschland (und auch in anderen Ländern analog) geltenden Bestimmungen des Arzneimittelgesetzes, die den Bereich des Sports mit einschließen. Einige Länder wie Frankreich und Belgien, im Sport und die langen Schatten Von Michael Krüger aber auch Spanien und Italien haben spezifische AntiDopinggesetze. Es gibt gute Gründe, den Unterschied zwischen Doping im engeren sowie Doping und Enhancement im weiteren Sinn festzuhalten, ohne die fließenden Übergänge und Bezüge zu vernachlässigen; denn im ersten Fall unterwirft man sich – wie bei jedem sportlichen Wettkampf – vergleichsweise willkürlichen Regeln, die einen fairen sportlichen Wettkampf definieren. Sportliche Schiedsgerichte ahnden auch und bestrafen auch Verstöße gegen diese Regeln; im Fall von Doping drohen beispielsweise bis zu zwei Jahren Wettkampfsperre. Im zweiten Fall hat man es dagegen mit gesellschaftlichen Settings zu tun, in denen weniger klare Regeln für Doping und Enhancement bestehen. Staatliche Gerichte prüfen, ob gegen Gesetze und Grundrechte verstoßen wird. Schriftsteller, Musiker, Künstler oder Politiker, ebenso Manager, Chirurgen oder zahlreiche weitere Akteure des öffentlichen Lebens, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind, werden nicht auf Doping kontrolliert. Ebenso wenig werden ihre Leistungen daran gemessen, ob und inwiefern sie unter dem Einfluss aufputschender Mittel oder Medikamente zustande gekommen sind. Der Qualität der Musik und Performance von Michael Jackson tat es offenbar keinen Abbruch, dass er schwer von Medikamenten und Aufputschmitteln abhängig war. Von John F. Kennedy glaubt man zu wissen, dass selbst Entscheidungen über Krieg und Frieden unter dem Einfluss von Schmerz- und Aufputschmitteln zustande gekommen sein könnten. Der berühmte Düsseldorfer Künstler Jörg Immendorf war anscheinend drogensüchtig. Sein Gemälde „Läufer“ ist beispielsweise gleichwohl ein bedeutendes Werk bildender Kunst zum Motiv Sport. In Deutschland sind rund 2,5 Millionen Menschen alkoholabhängig. Sie glauben, ohne die Droge Alkohol ihren Alltag nicht bewältigen zu können, während es eigentlich umgekehrt ist: Wegen Alkohol sind sie den Belastungen des Lebens nicht mehr gewachsen. Alkohol ist nach wie vor auch im ganz normalen Vereins- sport ein echtes Problem. In jüngster Zeit sorgt das als „Hirndoping“ bezeichnete Medikament Ritalin für Schlagzeilen. Es wird an Kinder und Jugendliche verabreicht, die am Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) leiden. Es soll ihnen helfen, sich besser zu konzentrieren und lernen zu können. Dieses Medikament wirkt 9 aber auch als Aufputschmittel und ist unter Studenten weit verbreitet. und Sportlehrer. Wer Wasser predigt und Wein trinkt, ist nicht glaubwürdig. Der Sport ist der einzige gesellschaftliche Bereich, in dem medikamentöses, „künstliches“ Enhancement eindeutig verboten ist. Nach den Regeln des Sports ist Doping nicht erlaubt – diese einfache Begründung müsste eigentlich ausreichen; wie dies bei anderen Sportregeln ebenso der Fall ist. Trotz klarer Regeln wird jedoch auch im Sport gegen sie verstoßen. So gesehen ist das Dopingproblem im Sport ein pädagogisches Problem der Regelbefolgung und Regelkontrolle. Regeln haben es an sich, dass gegen sie verstoßen wird; sonst bräuchte man sie nicht. Wie alle Regeln in der Erziehung setzen auch Anti-Doping-Regeln einen gesellschaftlichen Konsens voraus. Ist dieser Konsens nicht oder nicht mehr vorhanden, fällt es schwer, die Notwendigkeit der Regeleinhaltung zu begründen, insbesondere gegenüber Kindern und Jugendlichen. Noch schwieriger wird es, die Regeln durchzusetzen und Verbote zu kontrollieren, wenn der gesellschaftliche Konsens über Sinn und Zweck spezifischer Regeln und Verbote verloren Doping, d.h. die Einnahme leistungssteigernder Mittel und Medikamente, wurde zu Beginn der modernen, olympischen Sportbewegung noch nicht als eine Beeinträchtigung oder gar Bedrohung ihres ethisch-moralischen Anspruchs angesehen. Dopingmittel waren ausgangs des 19. Jahrhunderts im Amateur- und vor allem Profisport gang und gäbe. Die Ursprünge des Dopings liegen sogar im Amateur- und Gentlemansport, genauer gesagt im Pferdesport. Die Verabreichung von Aufputschmitteln an Pferde soll erstmals 1666 in England verboten worden sein. Ein Testverfahren wurde dafür 1910 von österreichischen Forschern entwickelt. Die favorisierten Rennpferde sollen mit Arsen vergiftet worden sein. Die Täter platzierten dann ihre Wetten auf die nicht vergifteten Pferde und steigerten so ihre Gewinnchancen und ihre Gewinne. Das Beispiel ist deshalb heute wieder aktuell, weil Doping und Sportbetrug schon damals zwei Seiten derselben Medaille waren. Bei Pferderennen und – wetten ging es immer um sehr viel Geld. Im modernen, hoch kommerzialisierten und professionalisierten Sport und bei Sportwetten steht so viel Geld wie noch nie in der Sportgeschichte auf dem Spiel, wodurch Betrüger und Kriminelle wie Motten vom Licht angezogen werden. gegangen ist. Ärzte, die ihren Patienten das Rauchen verbieten, aber selbst rauchen, sind wenig glaubwürdig. Dasselbe gilt für Pfarrer, die es zweifellos am schwersten haben, alle Regeln und Gebote christlicher Moral einzuhalten, aber auch für Politiker, für Wirtschaftsbosse, Gewerkschaftsfunktionäre, und – last but not least - für Lehrer 10 Das bürgerliche Analogon zum Pferdesport war der Rad(renn)sport. Sechstagerennen waren ohne Aufputschmittel praktisch nicht durchzuhalten. Niemand nahm daran Anstoß. Neben dem Radsport zeigt die Geschichte der olympischen Marathonläufe, dass Doping und Drogen auch im olympischen Amateursport benutzt wurden. Der Sieger des olympischen Marathonlaufs von Saint Louis 1904, Thomas Hicks, war mit einer Mischung aus Strychnin, Eiern und Brandy gedopt, ohne dass dies jemand moralisch verurteilt hätte. Dorando Pietri, der Sieger des Marathonslaufs von London 1908, war ebenfalls gedopt und wurde von Helfern übers Ziel getragen. Aus diesem Grund wurde Pietri disqualifiziert, nicht wegen Dopings. Coubertin bezeichnete ihn sogar als „moralischen Gewinner des Wettkampfs“, obwohl er wusste, dass er gedopt war. Der Gebrauch von Dopingsubstanzen durch Sportler erfuhr nach dem Ersten Weltkrieg in der Ära des Massen- und Profisports eine wachsende Verbreitung und Ausdifferenzierung. Beckmanns Sportlexikon führte unter dem Begriff des Dopings „Adrenalin, Hodenextrakte, Koffein, Digitalis, Strychnin, Kampfer, Nikotin, Kokain, Heroin, Morphium, Arsen, Phosphor, Kalzium, Alkohol usw.“ auf. Daneben wurde mit UV-Bestrahlung und Sauerstoffgaben experimentiert. Zeitgleich setzten jedoch zwei gegenläufige Entwicklungen ein: Zum Einen erwachte ein Bewusstsein dafür, dass Stimulanzien nicht nur die Leistung steigern, sondern auch gesundheitliche und soziale Probleme verursachen konnten. Zum Zweiten gingen damit in Ansätzen eine Dopingdebatte und erste Dopingverbote einher. Der Internationale Leichtathletikverband (IAAF) nahm 1928 als erster internationaler Fachverband eine Dopingbestimmung in sein Regelwerk auf. Nun zeigte sich, dass man, um Goethes Zauberlehrling zu zitieren, die Geister nicht mehr los wurde, die man mit dem olympischen Sport und seiner Idee des citius, altius, fortius gerufen hatte. Coubertin hatte dieses olympische Motto bekanntlich als die „Poesie“ des olympischen Sports bezeichnet, was zugleich auch sein Fluch sei; denn die Athleten, die dieser „Poesie“ des Hochleistungssports erliegen, egal ob Profi- oder Amateursportler, tun alles, nutzen alle Möglichkeiten, um immer schneller, immer höher und immer stärker zu werden, oder, um es archaischer mit Homer zu sagen, „besser zu sein und vorwärts zu streben den anderen“. Die Initiative für eine klare Definition von Doping mit dem Ziel, Doping im Amateursport zu verbieten, ging von den deutschen Sportärzten aus. Der spätere Präsident des Deutschen Sportärztebundes Ruhemann, der sich besonders um dieses Problem bemühte, unterschied deutlich zwischen Doping im Profisport und Doping im Amateursport: „Es lässt sich ohne weiteres verteidigen“, führte er 1928 bei der Sportärztetagung aus, „bei Berufsportlern Doping anzuwenden. Da der Schwerpunkt nicht im sportlichen, sondern im sozialen Erfolg liegt.“ Im Gegensatz dazu gelte im Amateursport folgendes: „Da hier keine sozialen Momente, sondern rein sportliche Gründe vorliegen, so ist das Doping aus Gründen der Reinhaltung des Amateurgedankens zu verhindern.“ Die Sportärzte beschlossen auf dieser Tagung eine Dopingdefinition, die sie 1952 erneut aufgriffen und die dann zur Grundlage der Anti-Doping-Politik des Sports geworden ist: „Der Deutsche Sportärztebund steht auf dem Standpunkt, dass jedes Medikament – ob es wirksam ist oder nicht – mit der Absicht der Leistungssteigerung vor Wettkämpfen gegeben als Doping zu betrachten ist.“ Selbst wenn seitdem viel subtilere, differenziertere und kompliziertere Dopingregeln und Doping-Verbotslisten entwickelt wurden, gilt dieser Grundsatz bis heute: Wer Medikamente mit der Absicht nimmt, seine Leistungen im Wettkampf zu steigern, ist ein Doper. Und Doping ist im Sport verboten. Das Verbot ergibt sich dabei nicht nur aus gesundheitlichen Gründen und weil es Ärzten seit alters her verboten ist, Medikamente an gesunde Personen zu verabreichen, sondern weil es der Sportidee widerspricht, oder wie Ruhemann schrieb, mit der “Reinhaltung des Amateurgedankens“ nicht vereinbar ist. Das Dopingverbot im Sport ist mit anderen Worten eine ideologisch und moralisch legitimierte soziale Konstruktion bzw. Konvention; man könnte auch sagen ein Ausdruck 11 entwickelter, anspruchsvoller Sport-Kultur. Vorstellbar wäre ohne Weiteres auch ein Sport, in dem Doping erlaubt ist. Aber dies wäre weder für den Sport als Kultur noch für Staat und Gesellschaft und am wenigsten für die einzelnen Sportler eine sinnvolle oder wünschenswerte Alternative. Der Sportwissenschaftler Ommo Grupe hat dieses DopingTabu im Sport in zahlreichen Beiträgen seit den 1970er Jahren, insbesondere seit der Grundsatzerklärung für den Spitzensport aus dem Jahr 1977 immer wieder begründet. Damals ging es um das Bekenntnis des deutschen Sports zu einem humanen Leistungs- und Spitzensport ohne Doping und Leistungsmanipulation. Durch Doping wird das Vertrauen der Menschen in den Sport und seine Glaubwürdigkeit grundlegend beschädigt. Würde man Doping dulden, verlöre er seine pädagogische und moralische Berechtigung. Dem Leistungs- und Spitzensport würde seine sportliche und pädagogische Grundlage im Kinder- und Jugendsport in Schule und Verein entzogen. Ein Sport, in dem Doping erlaubt oder geduldet würde, könnte keine öffentliche Unterstützung durch Staat und Politik beanspruchen. Sportler, die dopen, beschädigen deshalb mittel- und langfristig neben ihrer Gesundheit auch ihre eigenen Interessen. Gefragt ist im Sport die authentische Leistung, ohne Zusätze und unerlaubte Hilfsmittel; das was der Mensch durch sich selbst und seine Möglichkeiten zu leisten imstande ist. Darauf kann und soll er stolz sein. Ärzte, die Doping unterstützen oder gar empfehlen und verordnen, verstoßen sowohl gegen sportliche Regeln und Moral als auch gegen ihr ärztliches Ethos. Sie machen sich strafbar. Zu diesen klassischen Begründungen gegen Doping kommen weitere, aktuelle hinzu: Doping steht im Zusammenhang mit der Medikalisierung der Gesellschaft generell. Damit ist gemeint, dass der Griff zu Medikamenten und darüber hinaus zu allen möglichen Mitteln und Methoden, die unser Leben angenehmer, schmerzfreier, erträglicher zu machen scheinen, immer selbstverständlicher geworden ist. Dies reicht vom „ganz normalen“ Alkohol- und Drogenkonsum über Hormonpräparate (z.B. auch die Anti-Baby-Pille) und Schmerzmittel bis hin zu Psychopharmaka. Die Umsätze und Gewinne der Pharmakonzerne steigen kontinuierlich; die der Sportwetten im Übrigen auch. Hinzu kommen so genannte Enhancement-Produkte, die unsere Leistungsfähigkeit und unseren Erfolg zu steigern versprechen. Dazu gehören neben Aufputschmitteln aller Art auch Potenzmittel, Vitamintabletten u.v.a.m., bis hin zu Schönheitsoperationen und Körpermanipulationen, um Erfolg versprechenden Schönheitsidealen gerecht zu werden. Die hohen Zahlen von Brustimplantaten, die angesichts des Skandals um schadhafte SiliconImplantate in den Medien verbreitet wurden, zeigen die Verbreitung solcher biotechnischer Manipulationen. Angesichts dieser gedopten Alltagswelt grenzt es bisweilen an „Don Quichotterie“, ausgerechnet im Sport ohne all das, ohne Medikamente, Körper-Manipulationen und Drogen auskommen zu wollen. 12 An dieser Stelle setzt jedoch die aktuelle Debatte um das Dopingverbot im Sport an; denn sie ist über den Sport hinaus von symbolischer, Maßstäbe setzender Bedeutung für ein Enhancement-Stopp in der Biotechnologie und Bioethik geworden, wie die Sportphilosophin Claudia Pawlenka argumentiert. Am Sport lässt sich einleuchtend darstellen und erklären, dass und welche Grenzen zwischen „natürlichem“ Training, bewusstem, eigenständigen Bemühen um die Verbesserung der Leistungsfähigkeit auf der einen Seite und biofaktischen Manipulationen auf der anderen Seite liegen. Damit werden Techniken bezeichnet, die „von außen“ durch künstliche Methoden in die Biologie des Menschen eingreifen. Am Beispiel des Dopingverbots im Sport lässt sich verdeutlichen, dass weniger mehr sein kann, dass ehrlich am längsten währt, dass es auf den Weg und nicht das Ziel ankommt. Nicht alles was technisch möglich ist, ist gut und human – diese einfache Botschaft lässt sich am Sport und am Doping im Sport anschaulich erfahren und am eigenen Leib verdeutlichen. Nicht zuletzt ist das Dopingverbot im Sport und seine konsequente Einhaltung und Kontrolle eine Referenz an die Gültigkeit, Notwendigkeit und Nachhaltigkeit eines christlichen Menschen- und Körperbildes im Sport und anderswo. Da in jedem lebendigen Körper der Geist Gottes wohne, wie es bei Paulus im ersten Korintherbrief (9, 24-27) heißt, sei er ein Tempel, der wie ein Heiligtum behandelt, benutzt und gepflegt werden solle. Den Körper im christlichen Sinn als Geschenk Gottes zu verstehen, hat auch ethische Konsequenzen. Wer unverantwortlich mit dem eigenen oder mit fremden Körpern umgeht, wer die natürlichen Grenzen des Körpers und der körperlichen Leistungsfähigkeit nicht anerkennt, versündigt sich. Wer in diesem Bewusstsein handelt, wird sich anders verhalten (müssen) als jemand, der den Körper nur als eine optimierbare Maschine ansieht. Ein lebendiges Geschenk, zumal ein göttliches, ist keine Maschine. Man behandelt seinen eigenen Körper und den anderer Menschen deshalb nicht nur mit Respekt und Würde, sondern man akzeptiert seine Mängel und Grenzen und bewahrt ihn vor Manipulation und Verunstaltung, wie z.B. durch Doping, aber auch vor Gewalt gegen sich selbst oder andere. Die Beschäftigung mit dem Dopingproblem zeigt deshalb auch, dass es nicht mit Dopingkontrollen, der Kriminalisierung von Dopingsündern, der moralischen Verteufelung von Sportärzten, Sportverbänden und Sportpolitikern getan ist, auch nicht mit Dopingaufklärung und Dopingprophylaxe. Fragen und Probleme des Dopings im Sport stehen vielmehr im ethischen Zusammenhang mit den Zukunftsfragen moderner Biotechnologien in Wissenschaft und Gesellschaft. Das Dopingproblem ist so gesehen für den Sport unlösbar, bietet aber auch eine große Chance, nämlich einer gedopten Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und zu zeigen, welchen Sinn und Wert ein „natürlicher“ Umgang mit dem eigenen Körper und seiner Leistungsfähigkeit hat. Doping ist deshalb vor allem ein Thema zur Bildung und Kultur des Körpers. Partner des Matthias de Zordo Weltmeister 2011 Robert Harting Weltmeister 2009, 2011 Betty Heidler Weltrekordhalterin Spitzenleistung verbindet. kostenfreies Internet-Konto mit DKB-VISA-Card weltweit kostenfrei Geld abheben mit der DKB-VISA-Card 2,05 % Zinsen auf der DKB-VISA-Card, täglich verfügbar p.a. Jetzt eröffnen unter DKB.de/dlv B Die militarisierten ei den ersten Sommerspielen 1908 in London betrugen die Ausgaben für öffentliche Sicherheit 5.000 Dollar. Dabei ging es um die „Ausrüstung polizeilicher Nachrichtendienste, die Überwachung der Massen und Botendienste“, wie es in einem Bericht der Organisatoren heißt. Bei der zweiten olympischen Ausgabe in der britischen Metropole 1948, als in einer vom Zweiten Weltkrieg geschundenen und ermatteten Welt Athleten mit eigenen Handtüchern und mitgebrachter Nahrung als Selbstverpfleger auf der Insel anlandeten und in Militärbaracken und Studentenunterkünften nächtigten, betrugen die Organisationskosten 600.000 englische Pfund, was nach damaligem Maßstab mit etwa sieben Millionen D-Mark beziffert werden konnte. Der Anteil für Sicherheitsmaßnahmen blieb minimal. Olympia in London als Seismograf für die Gefahren und Bedrängnisse dieser Welt Und nun bei den dritten Olympischen Spielen in London rund 1,2 Milliarden Euro als Schutzgeld der besonderen Art. 13.000 Soldaten und damit 5.500 mehr als im Afghanistan-Einsatz sollen „die größte Show der Erde in der großartigsten Stadt der Welt“ (Londons Bürgermeister Boris Johnson) neben einem Heer sonstiger Beschützer vor Unbill jeder Art bewahren. Weil die Geheimdienste die Themse als Achillesferse ausgemacht haben, wird die „HMS Ocean“, das größte Schiff der Royal Navy, im Fluss ankern. Es dient zugleich als Basis für eine militärische Hubschrauberflotte. Als weiteres Stoppzeichen für Terroristen, die versuchen könnten, über Wasser in die Olympiastadt einzusickern, soll vor der Südküste das Marine-Flagschiff „MHS Bulwalk“ Position beziehen. Stationiert werden Boden-Luft-Raketen und Eurofighter-Jets. Alle Olympischen Spiele hätten eine „militärische Komponen- 14 te bekommen“, sagt der britische Verteidigungsminister Philip Hammond. Inhaltlich liegt er damit auf der Linie des von der USA nach der September-Katastrophe in New York ausgerufenen „Kriegs gegen den Terrorismus“, der über Afghanistan hinaus überall dort geführt werden müsste, wo größte Gefahr droht. Und diese Gefahr wird in einer Stadt, in der die Wunden des Terrors vom 7. Juli 2005 noch nicht verheilt sind, besonders hoch eingeschätzt. Vier Explosionen in drei UBahnhöfen und einem Bus kosteten 56 Menschen das Leben, mehr als 700 wurden verletzt. Zum Ausgangs- und Wendepunkt in der nunmehr 116jährigen Geschichte Olympischer Spiele ist jener 5. September 1972 geworden, der zugleich auch ein tragisches Kapitel deutscher Geschichte markiert. Nur neun Stunden, nach dem die 16 Jahre alte Schülerin Ulrike Meyfarth mit ihrem Siegessprung über 1,92 m die Menge im Münchner Olympiastadion in schiere Begeisterung versetzt hatte, überfiel ein palästinensisches Terrorkommando im Olympischen Dorf das Mannschaftsquartier des israelischen Teams. Aus dem Traum war ein Trauma geworden, aus dem deutschen Glück eine deutsche Katastrophe mit 17 Toten: elf Israelis, fünf Terroristen und ein deutscher Polizist. Dieser 5. September vor 40 Jahren hat auf olympischem Boden auch die Welt verändert. Auf Spiele unterschiedlichsten Von Günter Deister grausame Weise hielt der internationale Terrorismus seinen Einzug, und dies in einer selbstmörderischen Bedingungslosigkeit, die am 11. September 2001 in New York ihren bisher schlimmsten Ausdruck fand. Diese Globalisierung des Terrors hat den Charakter Olympischer Spiele grundlegend gewandelt. Erdacht und gegründet wurden sie 1894 als Fest der Friedfertigkeit und des freundschaftlichen Kräftemessens von Sportlern aus aller Welt. Geworden sind sie immer mehr zu einer Art Trutzburg. Die imaginären Verteidigungsmauern zum Erhalt eines einzigartigen Ereignisses wurden immer höher gezogen, Armeen in Stellung gebracht, Sicherheitstechniken auf die Spitze getrieben. Geheimdienste erhielten ein neues Spielfeld. So sind Olympische Spiele zu einem Seismograf für die unterschiedlichsten Gefahren und Bedrängnisse dieser Welt geworden. Die Geschichte olympischer Gewalt hat 1968 mit mexikanischem Staatsterror ein schlimmes Vorspiel. Spezialkräfte der Präsidentengarde „bereinigten“ die hochbrisante innenpolitische Situation, in dem sie zehn Tage vor Eröffnung der Spiele in Mexiko-Stadt massive Studentenproteste blutig beendeten. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben. Die direkte Terrorgefahr für Olympische Spiele ist seit München allgegenwär- tig, und sie zeigt ihre unterschiedlichsten Fratzen. Die 1972 eskalierte Gewalt palästinensischer Terroristen verlor in den 90-er Jahren an Internationalität und konzentrierte sich immer mehr auf blutige regionale Auseinandersetzungen mit der Besonderheit wachsender Selbstmordeinsätze in Israel. Es folgte der islamistische, von Al-Qaida gesteuerte Terrorismus, der sich als Glaubenskrieg und längst noch nicht abgeschlossener Rachefeldzug gegen die westliche Welt versteht. In New York setzte er mit seinem Massenmord ein Fanal. Londons Erschütterung 2005 gehörte zu seinen vielen Ausläufern. Der Schauplatz Olympia, dessen Betreiber IOC im Vier-JahresRhythmus mittlerweile über sieben Milliarden Dollar umsetzt und dessen Hochglanzprodukt Sommerspiele zuletzt in Peking 2008 weltweit 4,3 Milliarden TV-Seher angezogen hat, ist ein Magnet für alle Arten von Gewalt geworden. Kein anderes Spektakel garantiert vergleichbare Aufmerksamkeitswerte. Die Spiele in Barcelona 1992 waren besonders gefährdet durch die 1959 gegründete baskische Untergrundorganisation ETA. Ihrem bewaffneten Kampf um die Unabhängigkeit des Baskenlandes fielen in mehr als 50 Jahren 820 Menschen zum Opfer, 2300 wurden bei Terroranschlägen und Überfällen verletzt. Seoul veranstaltete seine Sommerspiele 1988 in 58 Kilometer Entfernung von der Todesgrenze zu Nordkorea, mit dem der südliche Bruderstaat noch immer durch Kriegsrecht verfeindet ist, und nur sieben Monate nach dem Absturz der „Korean Air 858“ von Bagdad nach Seoul. Zwei Agenten aus Nordkorea hatten bei der Zwischenlandung in Abu Dhabi im Gepäckfach der Kabine eine Bombe deponiert. Ihre Explosion riss 104 Passagiere und elf Besatzungsmitglieder in den Tod. Die Spiele in Peking standen für Chinas Machthaber unter der besonderen Herausforderung von Unabhängigkeitsbegehren unter 70 anerkannten Nationalitäten und mehr als 90 ethni- 15 schen Gruppen. Fünf Monate vor ihrer Eröffnung lenkte Aufruhr in Tibet die Weltaufmerksamkeit auf die Unterdrückung der buddhistischen Bevölkerung. Die Exil-Regierung Tibets sprach von 80 Todesopfern, in westlichen Ländern wurden Forderungen auf Olympia-Boykott laut, Demonstranten in Westeuropa wandelten den global veranstalteten olympischen Fackellauf zu einem Spießrutenlaufen. Chinesische „Bodyguards“ führten sich als Begleiter des Feuers wie Rambos auf. Unmittelbar vor der Eröffnung der Spiele in Peking wurden bei einer bewaffneten Auseinandersetzung in der überwiegend von Muslimen bewohnten autonomen Region Xinjiang 16 Polizisten und eine unbekannte Zahl von Aufständischen getötet. Schockierender, weil das Herzstück Olympischer Spiele treffend, wirkte das Bombenattentat 1996 in Atlanta. Ein Rechtsextremist hatte den bevölkerten Olympiapark als Tatort gewählt. In der Panik der ersten Stunden vermochte zunächst niemand die Auswirkungen der Explosion einzuschätzen. Zu Tode kamen zwei Menschen, 111 wurden verletzt. Das IOC sah keinen Anlass, die Spiele auch nur anzuhalten. Dies war, mit einem Tag der Trauer, in München geschehen. Doch von da an galt der historische Satz des amerikanischen IOC-Präsidenten Avery Brundage, „the Games must go on“, als ein Weltgebot für Unbeugsamkeit gegenüber jeder Art von Gewalt. Die Spiele gingen weiter, aber sie bekamen einen neuen Charakter, wie sich 1976 in Montreal krass zeigte. Keine Trainingsanzugs-Sicherheit mehr wie in München, wo man 4 000 Polizeikräfte unsichtbar gemacht hatte, sondern mit Maschinengewehren bewaffnete Streitkräfte auf und an den Stadien. Überall Sicherheitslinien, die nicht überschritten werden durften. Mit dem Flugzeug angekommene Athleten stiegen unter Soldatenbewachung direkt in einen Bus, den sie erst in der unterirdischen Garage des Olympischen Dorfes verlassen durften. Die AthletenBleibe mit ihren 983 Appartements glich einem Hochsicher- 16 heitstrakt, in dem jede Bewegung in den 16 Kilometer langen Verbindungswegen mit Fernsehkameras und Abhörgeräten registriert wurde. Die Sicherheitsmacht bestand aus 16.999 Soldaten und Polizisten, die ihre Präsenz zu demonstrieren hatten. Die amerikanisch-kanadische Grenze wurde überwacht wie nie zuvor, dazu der Luftraum und die Wasserwege. Mit Hilfe modernster Computersysteme und Unterstützung von Interpol wurden 60.000 Akkreditierte noch vor ihrer Anreise überprüft. „Wir Athleten fühlten uns bedrängt und eingeengt. Bei uns kam noch die vermutete Gefahr eines RAF-Anschlags hinzu“, sagt der deutsche Sportchef Thomas Bach, in Montreal Goldmedaillen-Gewinner im Fechten. Die Spiele von Montreal setzten den neuen Sicherheitsstandard. Die olympische Aufrüstung fand ihre Variationen bei den Boykott-Spielen in Moskau (1980) und Los Angeles (1984). Sowjetunion und USA waren in der Hochzeit des Kalten Krieges besonders darauf bedacht, Attacken und Störversuche von „ihren“ Spielen fern zu halten und sie als Symbol nationaler Überlegenheit und Größe zu feiern. Mit der Rigorosität einer kommunistischen Diktatur hatte es der Kreml leicht, seine Grenzen zu sichern und etwaige Gefahren in seinen Republiken unter Kontrolle zu halten. Die Rote Armee wurde in Abwesenheit der USA und eines großen Teils ihrer westlichen Verbündeten als Garant des olympischen Friedens eingesetzt und gefeiert. Vier Jahre später in Los Angeles präsentierten die USA ihr freiheitlich-kapitalistisches Gegenmodell. Das drückte sich auch dadurch aus, dass erstmals ein privates Organisationskomitee Olympische Spiele veranstalten durfte und mit 232,5 Millionen Dollar - bis zum heutigen Tag einmalig - einen bedeutenden Gewinn erwirtschaftete. Weil die Sowjetunion und ihre Satellitenländer ihr Fernbleiben mit einer Sicherheitsgefährdung begründet hatten, ließen die Amerikaner nichts aus, was zur Gefahrenabwehr notwendig erschien. Die Polizei agierte in Sheriff-Manier, die US-Army assistierte umfassend im Hintergrund, den Rest besorgte Hightech. Wie ein Symbol für unbegrenzte Möglichkeiten wirkte bei der Eröffnungsfeier der „Rocketman“, ein Mensch, der von einem Raketenrucksack getragen und gesteuert im Olympiastadion landete. Die erste Phase massivster Einsätze des Staates zum Schutz Olympischer Spiele fand 1988 in Seoul ihren Abschluss. Zwar waren die Boykotteure aus Ost und West erstmals wieder sportlich vereint. Doch warfen befürchtete Attacken der feindlichen koreanischen Brüder im Norden lange Schatten. Große Zahlen sollten für eine offensive Abwehr sorgen: Eine ganze Armee in Alarmbereitschaft, dazu stationiertes USMilitär, 100 000 staatliche und 200 000 private Sicherheitskräfte, 117 000 Sicherheitsapparaturen aller Art. Trupps mit nach Sprengstoff schnüffelden Schäferhunden gehörten ebenfalls zur Karikatur eines Olympiafestes, für das die Gastgeber den Titel „Harmonie und Freundlichkeit“ ausgegeben hatten. Demonstrationen gegen das Autokraten-Regime und für eine Wiedervereinigung von Süd- und Nordkorea erstickte die Staatsmacht vor und während der Spiele meist schon im Keim. gewährte auch Südafrika, noch bevor es endgültig der Apartheid abschworen hatte, nach 32 Jahren Verbot wieder olympischen Zutritt. Barcelona feierte nach ersten Tagen großer Anspannung Spiele der Entspannung. Mediterrane Lebensfreude und Kultur überdeckten entschiedene Absicherung gegen baskische Terrorgefahr. Gemeinsam mit den Vereinten Nationen besann sich das IOC auf das altgriechische Ritual des Waffenstillstands während der Spiele und ließ die UNO den „Olympischer Frieden“ ausrufen. Die olympische Entspannung fand bei den Spielen 1996 in Atlanta mit der Bombenexplosion im Olympiapark ein jähes Ende. Die Amerikaner hatten sich sehr auf vorbeugende Sicherheitsmaßnahmen unter Einsatz neuester IT-Technik konzentriert und dazu die besondere Gefahr von Kamikazefliegern beschworen. Die Kontrolle der Luft gelang, der Terrorakt auf dem Boden war das Produkt nachlässiger und immer mehr nachlassender Kontrollen. Sie wurde bei den „Coca-Cola-Spielen“ immer schwieriger im Kommerz-Gewusel von Großsponsoren und unzähligen Kleinhändlern rund um das Olympiastadion. Da wirkten die Spiele von Barcelona 1992 wie KontrastSpiele. Durch den Fall der Berliner Mauer war der Kalte Krieg beendet, Deutschland präsentierte sich mit einem vereinten Team, Estland, Lettland und Litauen durften nun eigenständig auftreten, die zerfallende Sowjetunion präsentierte sich im Übergangsgebilde einer GUS-Mannschaft, der so genannten Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Dem im Balkankrieg zersplitterten Jugoslawien erlaubte das IOC, mit einem „Unabhängigen Olympischen Team“ teilzunehmen. Australien, das Land ohne Feindschaften, schloss vor den Spielen 2000 einen Burgfrieden mit seinen Ureinwohnern, den Aborigines, reorganisierte seine Sicherheitsdienste, änderte Gesetze so, dass Einfuhren und Einreisen besser überwacht und Zugriffe schneller möglich wurden. Zur Palette der Vorsichtsmaßnahmen kam die Abwehr gegen biologische und chemische Waffen hinzu, als Konsequenz aus der Entdeckung eines entsprechenden Waffenlagers in Australien Monate vor Olympiabeginn. Die letzten Sommerspiele vor „Nine Eleven“ gingen zusammen mit ihrem Vorgänger Barcelona als weitgehend unbeschwerter Höhepunkt in die olympische Geschichte ein. Der Sport bekam in Maßen ein Selbstbestimmungsrecht zurück. Er durfte wieder Lösungen für sich selbst suchen und Der Terrorakt von New York löste auch für Olympia die höchste Alarmstufe aus. Die Winterspiele, vergleichsweise 17 eine Regionalveranstaltung der Länder mit Schnee und Eis, benötigten nun ebenfalls einen aufwändigen Schutzschirm. Und da sie 2002 in Salt Lake City veranstaltet wurden, eskalierten Aufwand und Kosten. Olympisches Dorf und Pressezentren wurden mit doppelt und dreifachen Sicherheitsringen abgeriegelt. Awacs-Flugzeuge kontrollierten den Luftraum, eine Flotte von F-16-Kampfjets und Black-Hawk-Hubschraubern stand in Bereitschaft, die US-Army hatte 15.000 Spezialkräfte für die olympische Verteidigung abgestellt. Präsidenten-Anwärter Mitt Romney, damals Vorsitzender des Organisationskomitees, agierte auch als Sicherheits-Koordinator. Die Regierung in Washington ließ sich ihren Einsatz 320 Millionen Dollar kosten. Noch höher fielen die Steigerungsraten bei den Sommerspielen 2004 in Athen aus. Terrorgefahr drohte vom fernen und nahen Osten, von Nordafrika, dem angrenzenden Balkan und dem Nachbarn Türkei. Sie war so groß, dass das IOC für seine Olympiade keinen Versicherer fand. Ohne massive internationale Hilfe hätte das kleine Griechenland die großen Spiele nicht ausrichten können. Die EU trat als Mitfinanzier auf, die NATO als Mitbeschützer und eine Expertengruppe aus sieben Ländern, darunter Deutschland, als Mitplaner des Sicherheitskonzepts. Es verschlang 1,5 Milliarden Dollar, was das „Wall Street Journal“ zu einer aufschlussreichen Rechnung veranlasste. Hatten die Sicherheitskosten in Los Angeles pro teilgenommenem Athlet noch 11.627 Dollar und pro verkaufter Eintrittskarte 14 Dollar ausgemacht, so stiegen sie in Sydney auf 16.062 Dollar und 34 Dollar an und eskalierten in Athen auf 142.857 Dollar pro Sportler und 283 Dollar pro Ticket. Die Spiele in London werden diesen Rekord noch übertreffen. Dabei wird es dem demokratischen England nicht möglich sein, wie 2008 in Peking eine Art von Übersicherheit zu unermesslichen Kosten zu schaffen. 18 Diese Übersicherheit fand ihren Ausdruck in einem bis ins Letzte ausgeklügelten System mit tausenden Gittern, Gattern, Zäunen, Toren und Soldaten sowie 1,5 Millionen Freiwilligen. Nur an Stacheldraht und Gewehren wurde gespart. Als vom fernen nordöstlichen Rand Chinas aus der Region der uigurischen Minderheit ein Blutbad mit 16 Terroropfern amtlich vermeldet wurde, zogen für zwei Tage Panzerfahrzeuge vor dem Pressezentrum, dem Olympischen Dorf und dem IOCHotel auf. Rekrutiert hatte die Staatsmacht 100.000 „olympische Freiwillige“, 400.000 „Stadtfreiwillige“ und eine Million so genannter „Freiwillige der Gesellschaft“. Das Kunststück gelang: In den olympischen Zonen entstand eine Atmosphäre der Friedlichkeit und Gelassenheit, eine Art olympisches Traumschiff. Außerhalb dieser Zonen regierte das Gesetz der Unerbittlichkeit. Dort gab es auch einen extra für Demonstrationen eingerichteten Platz. Er blieb ungenutzt, die Obrigkeit hatte alle 77 amtlich angemeldeten Demonstrationen abgelehnt. Die Frage ist, welche Möglichkeiten hat das IOC selbst (genutzt), auf die immer drängender gewordene Sicherheitsproblematik zu reagieren. Schließlich hängt seine Existenz vom Fortbestand Olympischer Spiele ab. Limitiert wird es durch seine jeweilige Auswahlmöglichkeit sieben Jahre vor dem Ereignis und sein Bestreben, die Spiele jeweils zu Höchstpreisen zu vermarkten. Daraus ergibt sich: Nicht die Sicherheit hat im Handeln der olympischen Weltorganisation die oberste Priorität, wie von seiner Führung immer wieder behauptet, sondern das Gewinnstreben. In den Prüfberichten des IOC als wesentlichste Entscheidungsgrundlage für die Mitglieder seiner Vollversammlung wird die Einschätzung der Sicherheitslage regelmäßig sehr vage gehalten oder sogar mit beschönigenden Begriffen des Bewerbers umschrieben, wie zuletzt geschehen bei der Vergabe der Winterspiele an Sotschi und an das südkoreanische Pyeongchang (2018). Also keine besondere Terrorgefahr in Sotschi durch die Unruhezone im hautnahen Kaukasus und keinerlei Gefährdung in Pyeongchang durch die nahe Kriegsgrenze zu Nordkorea und dessen andauerndes Säbelrasseln. Ein fatales Signal hat das IOC auch 2000 ausgesendet, als es die Funktion eines eigenen Sicherheitschefs abschaffte. Diese Position hatte bis zu seinem Ausscheiden der Inder Ishwini Kumar inne, ein Armeegeneral, der als ehemaliger Chef der indischen Grenzsicherungstruppen über eine besondere Kompetenz verfügte. Einen Nachfolger gibt es nicht. Auf Fremdkompetenz verzichtet das IOC dadurch, dass es bei seinen für die Bewerbung angeblich so bedeutsamen Prüfberichten nicht auf partnerschaftliche, unparteiische Hilfe zurückgreift. Ein Sicherheits-Testat beispielsweise durch die UNO würde dem Report zusätzliches Gewicht und Gehör verschaffen. Das gilt auch für die Umweltproblematik, die die IOC-Führung mit ihren Prüfberichten oft genug im Ungefähren belässt. „Das Schaffen von Sicherheit ist ein täglicher Anpassungsprozess“, meint Thomas Bach und weist darauf hin, dass die Plötzlichkeit der Veränderung am 7. Juli 2005 mit den vier Bombenexplosionen in London Realität geworden war. Tags zuvor hatte die britische Metropole das Duell gegen Paris knapp mit 54:50 Stimmen gewonnen. Hat das IOC seine Spiele einer Stadt überantwortet, kann es nur noch beraten, mahnen, fordern und im äußersten Fall drohen. Was die Sicherheit angeht, ist es ganz und gar in der Hand des Ausrichters. Der bestimmt auch allein über den Aufwand. Die Sicherheit ist laut Bach „zu einer Grundsatzfrage geworden, aufgeben und sich dem Terrorismus beugen, oder aber Zeichen setzen und sagen, es geht auch anders“. In seinen Möglichkeiten immer selbst genug Zeichen zu setzen, diese schwierige Aufgabe hat das IOC nicht ausreichend erfüllt. London 2012: Technik-Olympiade der Superlative … auch in Sachen Sicherheit emonstrative Sicherheit mit Kriegsschiffen, BodenLuftraketen, Jagdbombern und Einheiten der Armee – das ist die sichtbare Seite der Maßnahmen bei den Londoner Spielen. Dazu kommt die kaum weniger wichtige unsichtbare Sicherheit. Sie liegt in den Händen des französischen IT-Konzerns ATOS. Das Unternehmen zählt zu den elf Hauptsponsoren des IOC, die in der nun zu Ende gehenden Vier-Jahres-Frist etwa 100 Millionen Dollar zahlen müssen. Bei ATOS werden es vornehmlich Sachleistungen sein. Mit seinem System, erstmals eingesetzt bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City, wird ATOS die Sommerspiele zu einer Technik-Olympiade der Superlative optimieren. Der Dienstleister steuert in London mit 3.500 Mitarbeitern und über 9.500 Computern die gesamte olympische IT-Infrastruktur. Seine Qualitäten hat ATOS 2010 durch den Zukauf der gesamten Siemens-IT-Sparte noch einmal vergrößert. Seine doppelte Herausforderung besteht darin, die gewaltige Datenfülle der Spiele in Echtzeit zu ermitteln und zu transportieren. Immer bedeutender ist durch die gewachsene Terrorgefahr die Aufgabe geworden, Vorfälle der verschiedensten Art unmittelbar aufzuspüren und sie in Höchstgeschwindigkeit in eine Sicherheitszentrale zu übermitteln. Im Vorfeld der Spiele ist ATOS die Sammelstelle aller in London tätig werdenden 250.000 Akkreditierten. Deren Daten werden so abgecheckt, dass Verdachtsfälle erst gar nicht Einlass finden in olympische Bereiche oder aber nicht ins Land gelassen werden, für Ausländer gilt eine olympische Akkreditierung als Visum. Während der Spiele überwacht das Unternehmen 94 Sicherheitsfelder, bestehend aus 36 Wettkampfstätten und den mit ihnen verbundenen olympischen Einrichtungen. Für diese Bereiche hat ATOS 700 mögliche Vorfälle programmiert, darunter jede Art von Unglücken, Zwischenfällen, Störungen und Attacken. Primär geht es dabei darum, den enormen Datenstrom zu schützen. Aber selbstverständlich zählen dazu auch mögliche Terrorangriffe. Vorfälle aller Art werden in Istzeit in eine Zentrale in Sichtnähe zum Olympiapark übermittelt und dort gefiltert. Das Identifizierungssystem ist auf etwa 200.000 Abfragen in Echtzeit abgestellt. Ein Krisenkommando unter Einschluss des olympischen Organisationskomitees und von Sicherheitsdiensten reagiert in dem Zentrum auf „ernstzunehmende Bedrohungen“. Bei den Spielen in Peking gab es davon nach ATOS-Angaben eine dreistellige Zahl, herausgefiltert aus 12 Millionen „sicherheitsrelevanter Ereignisse“. Für London hat der Weltkonzern seine Sicherheitsrelevanz noch einmal gestärkt. „Wir wollen die Spiele nicht in einem Belagerungszustand veranstalten“, sagt Organisationschef Sebastian Coe zum Balanceakt aus sichtbarer und unsichtbarer Sicherheit. Ob es gelingen kann, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen den Anforderungen der Sicherheit und den Bedürfnissen der Zuschauer, muss sich erweisen. Sie werden sich abfinden müssen mit Check-In-Situationen wie an Flughäfen, zehntausenden Kameras an öffentlichen Plätzen und der bedrängenden Enge in öffentlichen Verkehrsmitteln einer Megastadt, deren altersschwache U-Bahn schon zu Normalzeiten unter ständiger Infarktgefahr leidet. 19 D er Countdown läuft. London ist startklar für die XXX. Olympischen Spiele und für die XIV. Paralympischen Spiele. Nach vergeblichen Versuchen von Manchester für die Sommerspiele von 1996 und 2000 und von Birmingham (1992) hatte die englische Metropole Erfolg mit ihrer Bewerbung. London setzte sich im Juli 2005 auf der 117. IOC-Session in Singapur gegen die Konkurrenten Moskau, New York, Madrid und Paris durch. Windsor gestartet, und von dort waren es genau 42,195 Kilometer bis zu ihrer Loge im White City-Stadion. Und ich darf daran erinnern, dass Großbritannien maßgeblich an der Entstehung der Paralympischen Bewegung beteiligt war. Mit deutscher Hilfe übrigens, denn es war der deutsche Neurologe Dr. Ludwig Guttmann, der 1948 Wettkämpfe für kriegsversehrte britische Soldaten im Krankenhaus von Stoke Mandeville organisiert hatte. Wenn man so „Olympia in London vereint Tradition mit Effizienz und Nachhaltigkeit“ Simon McDonald, Britischer Botschafter in Deutschland Um Auskunft und seine Ansichten zu Fragen des Sports im Allgemeinen und den Olympischen Spielen im Besonderen baten wir den Britischen Botschafter in Deutschland, Simon McDonald, CMG (Commander of the Order of St. Michael and St. George). Der 51-Jährige ist seit 1982 im britischen diplomatischen Dienst und war in Dschiddah, Riad, Bonn, Washington und Tel Aviv tätig. Deutschland ist für ihn also kein Neuland: Von 1988 bis 1990 war er Zweiter Botschaftssekretär (Wirtschaft) an der Britischen Botschaft in Bonn. Seit Oktober 2010 ist er Britischer Botschafter in Deutschland. Simon McDonald ist verheiratet und Vater von vier Kindern. will, ein Vorläufer der heutigen Spiele für behinderte Athleten. OF: Herr Botschafter, nach 1908 und 1948 ist London die erste Stadt, die zum dritten Mal Gastgeber für Olympia sein wird. Was empfinden Sie als führender Repräsentant des Vereinigten Königreichs in Deutschland? In der Vorbereitung auf 2012 wurde von unseren Organisatoren in London die Planung für die Olympischen Spiele und für die Paralympischen Spiele von Beginn an als einheitliches Ganzes betrachtet. London wird die „grünsten“ Spiele in der olympischen Geschichte erleben. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit wurden schon in die Planungsphase der Sportstätten einbezogen. Für den Olympischen Park im Osten der Stadt wurde eine 2,5 Quadratkilometer große ehemals schadstoffbelastete Industriefläche zum größten städtischen Park rekultiviert. Zudem finde ich es bemerkenswert, dass die Nachfrage nach den Tickets für die Wettkämpfe enorm hoch ist. Ich wage zu prophezeien, es wird in den Stadien und Hallen während der Wettkämpfe keine leeren Plätze geben. Simon McDonald: Mit einem Wort: Stolz. London darf für sich in Anspruch nehmen, viele olympische Traditionen eingeführt zu haben. Zum Beispiel geht die Standardisierung der Marathondistanz auf Königin Alexandra zurück. Das Rennen wurde 1908 vor ihrer Haustür auf Schloss OF: Glauben Sie, dass die Olympischen Spiele unserer Zeit mehr sind als sportlicher Wettstreit um Medaillen und Prämien, dass sie, wie es sich Baron Pierre de Coubertin vorgestellt hat, zu einer Welt mit mehr Toleranz und Verständigung unter den Völkern beitragen können? 20 Simon McDonald: Ja. Auf jeden Fall. Durch die Vereinten Nationen werden wir eine olympische Waffenruhe ausrufen. Bekanntlich gehört auch sie zu den Traditionen, die bis auf die Spiele im antiken Griechenland zurückführen. Die Spiele geben allen Ländern die Möglichkeit, sich von ihrer besten Seite zu zeigen – und manchmal ganz unerwartet. Bei einem Besuch 2008 in Afghanistan traf ich Präsident Hamid Karsai genau an dem Tag, an dem ein Afghane (Rohullah Nikpai / OF) eine Bronzemedaille im TaekwondoTurnier in Peking gewann. Ganz Afghanistan jubelte und feierte den ersten olympischen Medaillengewinn für dieses Land, und die große internationale Gemeinschaft freute sich und feierte mit. OF: Wie werden Sie den Abend des 27. Juli verbringen? Simon McDonald: Ich freue mich darauf, die Eröffnung der Spiele in Berlin auf dem ehemaligen Flughafen-Gelände in Tempelhof mitzuerleben, wo eine Art Public Viewing geplant ist. Ich komme aus der gleichen Gegend im Nordwesten Großbritanniens wie Danny Boyle, der die Eröffnungsfeier konzipiert und organisiert. Er ist ein erfahrener, ausgezeichneter Regisseur und Produzent. Ich bin davon überzeugt, er wird mit seinem Team für eine fantastische Show sorgen. OF: Was sind Ihre ersten persönlichen Erinnerungen an Olympische Spiele? Simon McDonald: Mexiko City 1968. Ich war sieben Jahre alt und erinnere mich besonders lebhaft an die Fernsehübertragung des Finales über 400 Meter Hürden. Der Kommentator war so begeistert über den Sieg von David Hemery, und hatte in der Aufregung völlig übersehen, dass mit INTERVIEW John Sherwood ein zweiter Brite die Bronzemedaille gewann. OF: Wer waren die sportlichen Helden Ihrer Kindheit beziehungsweise Ihrer Jugendzeit? Simon McDonald: Ich komme aus Salford und erwähne es aus einem bestimmten Grund: Viele Fußballanhänger wissen nicht, dass dort das Old Trafford, das Heimstadion von Manchester United, ist. ManU war, solange ich zurückdenken kann, immer der Lieblingsverein unserer Familie. Meine sportlichen Helden als Kind waren Matt Busby und Bobby Charlton. Matt Busby darf wohl als einer der bedeutendsten Trainer des englischen Fußballs bezeichnet werden. In den 1950er Jahren hatte er bei Manchester United ein großartiges junges Team, die „Busby Babes“, aufgebaut. Bei der Flugzeug-Katastrophe vom 6. Februar 1958 in München-Riem waren unter den 23 Toten acht Spieler dieser Mannschaft. Busby überlebte den Absturz schwer verletzt. Mit seinem „neuen“ Team von Manchester United gewann er zehn Jahre später als erste englische Mannschaft den Europapokal der Landesmeister. Auch Bobby Charlton, einer der weltbesten Stürmer, gehörte zu den 21 überlebenden Passagieren der Unglücksmaschine. Er erzielte 249 Tore für Manchester United und 49 für das englische Nationalteam. Bobby Charlton galt als „Gentleman auf dem Rasen“. In 754 Spielen für seinen Klub und für sein Land hat er niemals eine Gelbe Karte gesehen. Beide, Matt und Bobby, wurden von der englischen Königin zum Ritter geschlagen und tragen den Titel „Sir“, die höchste Auszeichnung in Großbritannien. Ich habe all das etwas ausführlicher erzählt, weil so sicher am besten nachvollziehbar ist, warum ich diese beiden Fußballer als Idole betrachte. OF: Abschließend noch eine Frage zu den bevorstehenden Sommerspielen: Welche Wettbewerbe beanspruchen das besondere Interesse des Britischen Botschafters in Deutschland? Simon McDonald: Das Wasserspringen! Es dürfte zu einem fesselnden, interessanten Duell zwischen Tom Daley aus Plymouth und Patrick Hausding aus Berlin kommen. Daley wurde als Fünfzehnjähriger 2009 Weltmeister im Turmspringen und behauptete sich auch kürzlich bei den Europameisterschaften in Eindhoven souverän in dieser Disziplin. Hausding gewann mit 22 Jahren 2011 die Europameisterschaft vom Drei-Meter-Brett. Er darf sicher sein, dass ihm viele Menschen hier die Daumen drücken werden. Obwohl ich am gleichen Tag Geburtstag habe wie er (9. März / OF), werde ich – das wird mir keiner verübeln – Tom Daley unterstützen. Das Interview führte Jochen Frank 21 Von olympischen Idealen und anderen Werten oder D abeisein ist alles“? „Dabeisein“, heißt es, jawohl. Nicht siegen. Und schon gar nicht um jeden Preis. Lang ist`s her mit der olympischen Idee. Als das Feuer, das einst „ vor Zeus ‘Altar in Olympia entzündet wurde, allgemeinen Frieden gebot. Teilnehmen durfte nur, wer frei und unbescholten war. Die ersten Spiele ,776 v. Chr., nur einen Tag dauerten und nur einen Wettbewerb boten, einen 192Meter-Lauf. Sieger erhielten einen Lorbeerkranz und, wenn sie Glück hatten, in ihrer Heimat noch ein Denkmal, eine Hymne, Steuerfreiheit. Und heute? Sind Olympische Spiele wie Welt- und Europameisterschaften zu globalen „Events“ geworden, von denen kaum ein Teilnehmer noch ohne Scheck heimkehrt. Medienspektakel, die von hunderten von Millionen Menschen im Fernsehen und Internet verfolgt werden. Darum aufgebläht mit immer neuen Disziplinen und Wettbewerben, dementsprechend immer mehr Athleten und einer Armada von Trainern, Betreuern und Offiziellen, auf eine Dauer von zwei bis drei Wochen. Das Beispiel Fußball noch etwas präziser: Deutsche, Europa- und Weltmeisterschaften; Champions League, Europa-League und Bundesliga eins, zwei und drei; Supercup und Pokal; Freitags-, Samstags-, Sonntags- und Montagsspiele - kaum ein Tag noch in der Woche, an dem der Ball Couch-Potatoes nicht live ins Zimmer rollt. Doch was immer in den nächsten Wochen in London und anderswo geboten werden wird, „Frieden“, bei Zeus!, wird deswegen nicht sein. Nicht global und nicht en detail, in Syrien, Eritrea, Afghanistan, Korea oder im Kaukasus. Auch mehr „Freiheit“ wird es nicht geben. Nicht einmal für die Athleten. „Wes` Brot ich ess`, des Lied ich sing`“, das gilt politisch wie wirtschaftlich. Noch nie war ein chinesischer Sportler so frei, öffentlich die Menschenrechte in seinem Land einzuklagen; selbst als das olympische Feuer 2008 bereits vor den Grenzen angekommen war, tibetische Mönche auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam machten und das Regime zuschlug, wagte sich keiner heraus. Wenn es aber einer wagte, wie in Russland ein Schachweltmeister, gegen manipulierte Wahlen zu demonstrieren, zu denen er selbst von Staats wegen nicht zugelassen worden war, so wurde er von Staats wegen umgehend festgenommen. Ganz zu schweigen von den Diktaturen in Schwarzafrika, Nord-Korea oder Weißrussland, wo Sportler vor allem aufmarschieren, um Ruhm und Herrschaft derer zu mehren, die die Macht schon haben. Von „Freiheit“ kann auch niemand sprechen, der seinen Namen für ein Produkt verkauft, das er kaum kennt und dennoch zu preisen sich verpflichtet. Oder wer auf dem Spieler-„markt“ transferiert wird wie ein Stück Vieh, das nur 22 einem Zweck zu dienen scheint: seinen Händlern die Taschen zu füllen, und koste es das Leben. Und „unbescholten“? sind auch immer weniger Spitzensportler. Mehr als genug Radfahrer, Schwimmer, Leicht-und Schwerathleten sind aktenkundig, weil sie des Dopings überführt wurden. Und Reiter, die sich und ihre Pferde malträtiert haben. Und Handballer, die der Manipulation von Spielen verdächtig sind… nur „Dabeisein“: kannst du vergessen! So werden wir auch in London wieder so manchen Hohn auf die olympischen Symbole erleben, ertragen müssen. Die Flamme wird nicht mehr zum Zeichen allgemeinen Friedens brennen; sie quer durch die Lande zu schicken, hat man sich nach den blutigen Erfahrungen 2008 gar nicht erst getraut. Die fünf Ringe auf der Fahne werden nicht mehr für Eintracht unter den fünf Kontinenten stehen; zu groß ist die Zwietracht zwischen Nord und Süd, Schwarz und Weiß, Arm und Reich. Der Eid verkehrt sich gar in sein Gegenteil: ehrenhaft zu kämpfen und die Regeln in ritterlichem Geist zu achten, da wird nicht nur mancher Doper einen Meineid schwören. Auch mancher Schiedsrichter? Längst sind auch da Fälle aktenkundig, in denen die, die ihr Amt in besonderem Maße „nach bestem Gewissen“ und „fair“ ausüben sollen, nationalem Prestige, persönlichen Vorlieben oder Vorteilen den Vorrang gegeben haben. Im Eiskunstlauf etwa oder im Boxen. Selbst wenn sie auch nur „schwarze Schafe“ sein mögen in einer zumeist guten Herde, so beschädigen sie den Sport doch nachhaltig; den ihren zumal. Es sind, soviel muss an dieser Stelle gesagt werden, nicht die Millionen von Amateuren, die den Sport diskreditieren. Nicht die, die in ihren örtlichen Vereinen aktiv kicken, kegeln oder kraxeln. Nicht die Vorstände, Übungsleiter und Betreuer von Jugendmannschaften und Senioren, ausländischen Mitgliedern und Behinderten. Die Spaß an der Freud` haben wollen und einen geregelten Spielbetrieb. Denen Gesundheit, Integration und Solidarität am Herzen liegen. Die nur, ärgerlich genug, gegen den Profisport kaum eine Chance haben, es ins Blickfeld einer größeren Öffentlichkeit zu schaffen. Nein, „der Fisch stinkt nicht zuletzt vom Kopf“. In dem am liebsten der Gedanke an großes Geld spukt. Das vielen Sportlern „alles“ wert ist. Das Manager und Agenten anzieht wie das Licht die Fliegen, und Trainer, Psychologen, Masseure und Groupies geradezu prostituiert. Von dem noch Funktionäre in Kreis- und Landesverbänden etwas abbekommen wollen und die auf nationaler und internationaler Ebene nicht genug Der Sport als Mittel zum Geld kriegen können. Es ist diese nicht enden wollende Kommerzialisierung, die den Sport in den Augen der Öffentlichkeit zunehmend verdächtig macht. Ein Beispiel? Bitte, das Champions-League-Finale in München. Da machte sich die UEFA breit (ca. 20.000 Karten, nicht zuletzt für Sponsoren, Ehrengäste, und Funktionäre), dass sich das Stadtbild für die Bürger nahezu tagtäglich veränderte und den treuen Mitgliedern des FC Bayern und Fans kaum ein Platz blieb zuzusehen. Die Arena („Allianz“) musste ihren Namen verhüllen, ihre Außenhülle changierte vom Rot (des FC Bayern) und Blau (des TSV 1860) ins Blau-Türkis - der UEFA. Rund um das Olympiastadion (wo das Spiel gar nicht stattfand) mussten die gewohnten Fahnen abgehängt und ersetzt werden durch solche – der UEFA. Auf dem CoubertinPlatz wuchs ein VIP-Zelt aus dem Boden – für die UEFA. Im Stadion gab es einen neuen Rollrasen, holländisches Bier (in München!) und Würstchen (nicht von Uli Hoeneß!) und Bandenwerbung – von den Sponsoren der UEFA. Um jedes kleinste Detail kümmerte sich der Ein-Tages-Gastgeber, nichts geschah ohne seine Kontrolle, jeden Euro hat er mitgenommen: für Tickets (offiziell zwischen 70 und 370 Euro) und Logenplätze (bis zu 3.650 Euro, ausschließlich Bewirtung); für Fernsehrechte, Produktionshilfen und Public Viewing; für ein einträgliches Marketing, eine exklusive VIP-Party und ein FanFest, die die Stadt München zu bezahlen hatten (deren Gesamtkosten zu Lasten des Steuerzahlers: 1,4 Millionen Euro). Wer hier „dabei“ ist, für den ist – das wird er nicht leugnen können – der Sport nichts anderes als das Mittel zum Geld. Von Günther von Lojewski erhinterziehung. Und Tatsache ist, dass Staatsanwälte und Steuerfahnder ermitteln und prominente Funktionäre unter dem Eindruck der Beschuldigungen bereits zurückgetreten sind. Während es wiederum mit Transparenz und einer eigenen ethischen Erneuerung auffällig langsam vorangeht. Ein Kronzeuge? Bitte, Uli Hoeness, ein kompetenter Vertreter deutlicher Worte. Vor Journalisten des Netzwerks Recherche, das die FIFA gerade als „Informationsblockierer des Jahres" mit der „verschlossenen Auster" bloßgestellt hat, legte er nach: Viele Entscheidungen im Weltfußballverband seien „nicht mit rechten Dingen zugegangen". Verantwortliche machten „ihre Geschäfte" „nicht nach unseren rechtlichen Vorstellungen". Oft schon seien „aus größten Freunden" des FIFA-Präsidenten Blatter „die größten Feinde" geworden, „wenn man keinen Dreck am Stecken hat, passiert so etwas nicht". Deshalb halte er einen "WM-Boykott der großen Nationen", ja eine "Gegen-WM von FIFA-kritischen Verbänden" für denkbar. (Zitiert nach SZ, Nr. 126). Vielleicht hilft da doch noch einmal eine Erinnerung. Die olympische Idee kam an ihr Ende, als Athleten den Sport zu ihrem Beruf machten, des Nervenkitzels wegen Boxer in den Ring mussten, Bestechung um sich griff und Kaiser Nero sich einen Sieg im Wagenrennen erschwindelte. Da wurden die Spiele kurzerhand verboten. Erst 1400 Jahre später ging es wieder los. Wie viel die internationalen Fußballverbände alljährlich einnehmen, wird bis heute verschwiegen (die UEFA allein wird auf wenigstens eine Milliarde Euro geschätzt). Wo sie es lassen, erst recht. Natürlich, ihre Verwaltung ist nicht umsonst zu haben. Aus der ChampionsLeague haben allein die Finalisten je 30 Millionen Euro mitgenommen (und die Bayern für die Stadion-Vermietung noch einen Schlag obendrauf). Und gelegentlich verlautbart etwas von finanzieller Hilfe für Not leidende Mitglieder. Doch hartnäckig halten sich auch, in Sepp Blatters FIFA mehr noch als in der UEFA, Gerüchte von Korruption, Nepotismus, Geldwäsche und Steu- 23 Bewegend, begeisternd, Die 8. Nationalen Sommerspiele von Special Olympics V om 20.5. bis 26.5.2012 nahmen im Münchener Olympiapark 5.000 aktive Sportler in 19 Sportarten an den 8. Nationalen Sommerspielen von Special Olympics teil, dem Olympia für Menschen mit geistiger Behinderung. Hinzu kamen 10.000 weitere Teilnehmer als Betreuer, Kampfrichter, Eltern, Volunteers und aus der Münchener Bevölkerung beim wettbewerbsfreien Mitmachangebot. Eine respektable Zahl. hörigen, den Meldungen zum wissenschaftlichen Kongress. Auch die Berichterstattung erreichte neue Dimensionen bei Zeitungen, TV, im Internet und Hörfunk. Ungezählt blieben bei den Spielen Rekorde und Meisterschaften – die gibt es bei diesen sehr speziellen Spielen nicht und sie interessieren auch niemanden. Was also macht diese Spiele so dauerhaft interessant? In fast allen Programmbereichen konnten neue Höchstwerte verzeichnet werden: Bei den Teilnehmerzahlen, den Sportarten – hier vor allem Fußball und Boccia -, den Familienange- Zahlen ohne Referenzen sind Schall und Rauch. Eine sofort erkennbare Referenzgröße dieser Spiele ist die offene, unverfälschte Emotionalität der Aktiven. Zahllos war die 24 bereichernd, belehrend: im Münchener Olympiapark Begeisterung und Freude, denn sie legte sich wie das Zeltdach des Olympiaparks mit allgegenwärtiger Leichtigkeit über das Geschehen. Hier strahlt jeder über die Tatsache, dabei sein zu dürfen, freut sich bei allem sportlichen Ehrgeiz über die Erfolge anderer, herrscht Fairness über allen Wettbewerben. Das ist mitreißend genug, aber nicht unbedingt von Dauer. Auch die Spiele von München fanden am 26. Mai ihr Ende. Erst im Sinngefüge des modernen Sports – der mancherlei Unsinniges hervorbringt – ergeben die Zahlen Botschaften, die weit über das fröhliche Ereignis hinausgehen. Von Hans-Jürgen Schulke Die sportliche Botschaft: Special Olympics sind haltbarer Teil der olympischen Familie Der Kontrast hätte größer kaum sein können: 4 Tage lang dröhnten im Olympiapark die Lautsprecher auf die Zuschauer des Fanfestes zu den Champion League-Finals ein, wurden marktschreierisch sinnfreie Accessoires aufgedrängt, lieferten sich internationale Sponsoren Materialschlachten an Ausstellungsräumen und Devotionalien. Einen Tag später begannen mit zarten Tönen und freudig-beseelten Gruppen die Special Olympics. Mit 19 Sportarten und einem anspruchsvollen 25 Kultur- und Wissenschaftsprogramm, in bestens ausgestatteten Sportstätten und allen Zeremonien vom Fackellauf bis zu großartigen Eröffnungs- und Abschlussfeiern entfalteten sie sich in olympischen Dimensionen. Dabei war es nicht die Messe sportlicher Höchstleistungen und spektakulärer Grenzerfahrungen. „Der Sieg ist nicht alles, sondern das Einzige“ wird heute all zu oft zum herrschenden Motto. In München lag die andere Seite der olympischen Medaille oben: Dabei sein ist alles. Unter diesem Dach – wundervoll symbolisiert durch das unendliche Zelt des Olympiaparks – fanden sich Sportler unterschiedlichster Behinderungen ebenso wie nichtbehinderte Teilnehmer zu bewegender Gemeinsamkeit. Sie bildete einen wohltuenden Kontrapunkt zur heillosen Hektik mancher heutiger Sportevents. Oder um es mit IOC-Vizepräsident Thomas Bach zu sagen: „Wer den wahren Wert des Sports entdecken will, muss zu den Special Olympics gehen.“ Sie sind die fröhliche Tochter Olympias. Die soziale Botschaft: Gelebte Inklusion schafft Fröhlichkeit Seit der Verabschiedung der Behindertenrechtskonvention ist „Inklusion“ ein großes gesellschaftliches Thema, das in den Schulen wie in den Familien, bei der Arbeitsplatzgestaltung, in der Stadt- und Wohnungsplanung, bei Versorgungsleistungen und in den Parlamenten heftig diskutiert wird. Allenthal- 26 ben fehlt es nicht am guten Willen, sondern mehr an gelebter Praxis. Was heißt respektvoller Umgang gegenüber Menschen mit einer geistigen Behinderung, wo geht Förderung in Überforderung über, wie erkennt man Willen und Können behinderter Menschen? Die Special Olympics in München wollten (erstmals) eine inklusive Sportgroßveranstaltung organisieren. Im Mittelpunkt stand die aktive Mitgestaltung der Spiele, unmittelbar gefolgt von dem Miteinander behinderter und nichtbehinderter Menschen. Dazu war ein ganzer Katalog von Maßnahmen vorbereitet worden: Athletensprecher wurden gewählt zu gleichberechtigten Mitgliedern in Entscheidungsgremien, bei einem Jugendsymposium und sogar einem wissenschaftlichen Kongress formulierten sie eigene Vorstellungen, überall Texte in einfacher Sprache erleichterten den Zugang zu Hintergründen, bei repräsentativen Veranstaltungen und in zahlreichen Interviews ergriffen sie mutig wie selbstverständlich das Wort, eine Gruppe richtete beim Bayerischen Rundfunk (BR) einen Blog ein. Beim Sport wurde in über 100 Mannschaften „unified“ gekämpft, im wettbewerbsfreien Angebot übte man sich tausendfach gemeinsam an motorischen Herausforderungen, auf den Bühnen des Olympischen Dorfs traten gemischte Gruppen auf, genauso wie beim Festakt mit dem Bundespräsidenten. Bei Einlass und Platzzuweisung standen behinderte und nichtbehinderte Helfer Schulter an Schulter, wie schon zuvor beim Einlaufen in den Stadien bei den großen Fußball- spielen. Überall auf dem weiten Areal des Olympiaparks trafen unbehindert Menschen unterschiedlichster Normalität aufeinander und lernten voneinander – bereichernd, belehrend, bewegend. Hier zeigte der Sport unaufgefordert seine ganze Kraft, Brücken zu schlagen. Die politische Botschaft: Lebendige Freude gegen braune Ideologien Wenn der Bundespräsident in seiner Festrede von dem großen Schatz des sportlichen Vereinswesens für eine demokratische Gesellschaft gesprochen und Special Olympics als Segen für unser Land geadelt hat, so hat er die grundlegenden Werte des heutigen Sports berufen – sie reichen weit über spektakuläre Rekorde. Die mediale Botschaft: Entdeckungsreisen in den sportlichen Alltag Die freundliche Leichtigkeit über dem Olympiagelände stand in krassem Gegensatz zu einer schrecklichen Vergangenheit, die in aktuellen Ideologien und Taten rechtsradikaler Gruppen keineswegs überwunden ist. SOD-Präsident Gernot Mittler wies bei einer Rede im Alten Rathaus darauf hin, dass an genau dieser Stelle 74 Jahre zuvor Josef Göbbels die Reichsprogromnacht verkündet und damit den Staatsterrorismus auch gegen geistig behinderte Menschen eröffnet hatte. Über 300.000 Menschen mit Behinderungen sind in der Folge ermordet worden – keiner der 5.000 fröhlich-engagierten Sportler in München wäre 70 Jahre früher noch am Leben geblieben. Seit sich vor rund 60 Jahren sportliche Großveranstaltungen und das Fernsehen vermählt haben, füllen sich immer mehr Kanäle und Sendeplätze mit spitzensportlichen Spektakeln wie umgekehrt die Kassen von Agenturen und (einigen) Sportverbänden. Sie werden zunehmend ergänzt durch ballgesicherten Boulevard und belanglose Banalitäten. Der Behindertensport wie auch der Breiten- und Gesundheitssport sind bei dieser Hochzeit nicht berücksichtigt worden. Sie müssen um die Krumen am medialen Katzentisch kämpfen. Ihre mitreißende Begeisterung, ihr zutiefst berührendes Mitgefühl für die mit ihnen wetteifernden Sportler sagt mehr als wohlgesetzte Reden. Der Olympiapark war eine Woche lang auch eine beeindruckende Demonstration gegen menschenverachtende Positionen und Politiken. Dass der Bundespräsident ebenso wie der Bundesratspräsident leibhaftiger Teil der Demonstration war, hat ihr noch mehr Gewicht gegeben. Ganz anders bei den Münchner Spielen. Frühzeitig hintergründige wie unbekannte Themen aus dem Alltag behinderter Menschen definierend, beharrlich ein Netzwerk in die unterschiedlichsten Redaktionen und Sendeplätze knüpfend, vor allem die Athleten authentisch in den Mittelpunkt stellend, ist ein erstaunliches Resultat entstanden: Weit vor, während und noch eine ganze Zeit nach den Spielen wurde über 27 Fernsehen, Hörfunk, Zeitungen, Zeitschriften und Internet eine zigmillionenfache Präsenz geschaffen. Allein im Fernsehen gab es rund 20 Stunden Berichterstattung bis hin zu Tagesschau und Tagesthemen, die ADAC-Motorwelt hat als Katalysator alleine 60 Milionen Leser erreicht, im Münchener Merkur fand sich eine umfangreiche Beilage komplett in einfacher Sprache. Ohne Zweifel ein Höhepunkt: In der vorabendlichen Soap des BR („Dahoam ist dahoam“) traten mehrfach und ansehnlich Athleten der Special Olympics auf. Diese Berichterstattung war kein moralisches Pflichtprogramm. Sie hat ganz offensichtlich allen Journalisten einen Riesenspaß bereitet: Statt routinierter Wiedervorlage eines meisterlichen Rituals eine Entdeckungsreise in aufregende Alltage des Sports, die wir all zu oft selbst bei unseren Nachbarn übersehen. Gesundheitliche Versorgung, familiäre Betreuung, selbstständiges Wohnen, Transport zu einer Sportstätte, Beitrag für einen Verein – all das sind keine einfachen Lösungen. Diese Alltage sind bunt, vielfältig, wecken Nachdenklichkeit und gelegentlich Demut – das ganz normale Leben eben. Und der Sport bietet viele Möglichkeiten Bewegung zu bewirken. Die organisatorische Botschaft: Auch Kleine schaffen Großes Der Organisator dieser Münchener Olympiade war ein kleiner Sportverband, der erst vor 5 Jahren in den DOSB 28 aufgenommen wurde. Eintrittsgelder und TV-Rechte kann er nicht verkaufen, ohne meisterlichen Spitzensport bleiben ihm institutionelle Fördermöglichkeiten verschlossen. Sein Reichtum ist die Dreieinigkeit aus einer gesellschaftlich-humanitären Idee, der Kompetenz seiner Mitglieder und Mitarbeiter sowie eines erfahrenen Beziehungs- und Projektmanagements. Special Olympics Deutschland (SOD) hat sich nie als Eventagentur oder als Sportverband im engeren Sinne verstanden. Indem es eine große Idee verfolgt und diese in konkrete Programme für Veranstaltungen auf allen Ebenen, für die Förderung von Athletensprechern, die umfassende Gesundheitsprävention aller Athleten, für ihre künstlerisch-kulturelle Entfaltung, die öffentliche Wahrnehmung ihrer alltäglichen Herausforderungen umsetzt, gewinnt der Verband engagierte Mitgestalter aus allen Lebensbereichen und Unterstützer in Politik und Wirtschaft. Eine wachsende Bildungsarbeit, die Kooperation mit zahlreichen Universitäten, eine weit über den Sport hinausgehende Öffentlichkeitsarbeit unterstützt diese Programme. Vor diesem Hintergrund werden die Spiele von München kein singuläres Ereignis bleiben. Sie sind Schaufenster der erreichten Möglichkeiten der sportlichen Aktivität von Menschen mit geistiger Behinderung und zugleich Ansporn für die Weiterentwicklung des Verbandes in allen Regionen und fachlichen Feldern. Der Wert des Sports geht eben weit über die motorische Leistungsfähigkeit einzelner Sportler hinaus. Auch das ist Olympia. Barrierefreie Reiseziele – individuell reisen mit der Bahn! Tourismusverband Fränkisches Seenland Die Deutsche Bahn bietet Reisenden mit Handicap umfangreiche Services und spezielle Angebote. Auch die Arbeitsgemeinschaft „Barrierefreie Reiseziele in Deutschland“ hat sich auf die besonderen Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Gäste eingestellt (www.barrierefreie-reiseziele.de). In einer gemeinsamen Kooperation wurden nun erstmals individuelle Mobilitätspakete entwickelt, die Wünsche und Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Urlauber bei An- und Abreise inkl. Anschlussmobilität, Hotelwahl und Rahmenprogramm in den Mittelpunkt stellen. Aktuelle Informationen unter www.bahn.de/reiseziele-barrierefrei Die Bahn macht mobil. Sieger in Quebec-City: Tokio, USA – vielleicht auch München müssten sich auf eine Bewerbung festlegen. In jedem Fall ist das von Erdbeben geplagte und von einer Energiekrise geschwächte Japan mit seiner Metropole Tokio eindeutiger Favorit. 1 Das kann man schon jetzt auch für den olympischen Sport der USA sagen, der in Quebec-City finanziellen Frieden mit dem IOC geschlossen und damit ein entscheidendes Hindernis für künftige erste Olympische Spiele seit Atlanta 1996 aus dem Weg geräumt hat. Das amerikanische NOK muss nun ab 2020 auf einige Millionen Sponsorengelder verzichten, behauptete dabei jedoch seine überragende Stellung als größter nationaler Profiteur der Milliarden-Umsätze des IOC. Durch den Kompromiss sind ihm nun alle Türen geöffnet für Olympische Spiele 2024 in den USA. Deren letzte Anläufe mit New York (2012) und Chicago (2016) waren kläglich gescheitert. 978 vergab das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Sommerspiele 1984 an Los Angeles. Als alleinigen Kandidaten und zunächst provisorisch. Die Amerikaner wollten die Spiele erstmals privat organisieren, und das war den Olympiern zunächst nicht geheuer. Nun sieht es so aus, als wäre mit Tokio im Kampf um die Olympischen Spiele 2020 auch nur ein Kandidat so richtig im Rennen. Und das nach Jahrzehnten eines regelrechten Ansturms auf das OlympiaFest mit dem Höhepunkt von elf Bewerbungen um die Spiele 1992, die Barcelona erwarb. Blickt man noch weiter voraus, dann gibt es schon jetzt mit den USA für 2024 einen hohen Favoriten. Dies mag spekulativ klingen, doch dahinter steckt seit dem jüngsten Treffen des IOC-Exekutivkomitees in Quebec-City jede Menge Realität. Von fünf Bewerbern setzte die RingeFührung Doha und Baku verdientermaßen auf die Streichliste, nachdem sich zuvor Rom wegen der Wirtschaftskalamität in Italien selbst aus dem Rennen genommen hatte. Diesem Beispiel könnte bis zur IOC-Entscheidung im September 2013 in Buenos Aires auch noch Madrid folgen. Dort werden die Stimmen immer lauter, dass bei eskalierenden Problemen mit Banken, Arbeitslosigkeit und einer allgemeinen Depression olympische Milliarden-Spiele völlig deplatziert wären. Die Aussichten bei der Abstimmung der IOC-Vollversammlung würden zudem gering sein. Das gilt mehr oder weniger auch für Istanbul, obwohl die Stadt sich nun schon zum fünften Mal um die Spiele bewirbt, mit seiner Brückenfunktion zwischen Europa und Asien ein symbolträchtiges Argument besitzt und die Wirtschaft der Türkei vor Kraft strotzt. Doch hat das IOC in seinem ersten technischen Befund beträchtliche Mängel aufgelistet, bei weiten Wegen in der quirligen 13- Millionen-EinwohnerMetropole drohen chaotische Verkehrsverhältnisse. Istanbul käme wohl nicht umhin, zwei Olympische Dörfer zu bauen, eins auf europäischem Stadtgebiet, das andere auf dem asiatischen. Wobei das Argument der Brückenfunktion zwischen Kontinenten an Tragkraft verloren hätte. Hinzu kommt ein türkisches Pokerspiel, das bei IOC und der Europäischen Fußball-Union UEFA auf stärkstes Missfallen stößt. Die Türkei ist ebenfalls Bewerber um die Fußball-EM 2020, das Doppeln zweier sportlicher Superveranstaltungen in einem Jahr lehnen sowohl IOC als auch UEFA ab. Zum Ärger der olympischen Führung hat Regierungschef Erdogan verlauten lassen, er würde die Fußballsause in seinem Land vorziehen. Die UEFA will die Europameisterschaft im Januar 2014 vergeben. IOC-Präsident Rogge fordert nun, die Türken 30 Für das IOC sind erneute Spiele im Land seiner größten Sponsoren überlebenswichtig. Für die olympischen Ereignisse 2014 (Sotschi), 2016 (Rio de Janeiro), 2018 (Pyeongchang) und 2020 hat die Ringe-Organisation ihre amerikanischen TVRechte zum soliden Preis von 4,38 Milliarden Dollar an NBC verkaufen können. Darin ist keine Steigerung inbegriffen, die Inflationsraten eingerechnet sinken sogar diese TV-Einkünfte des IOC. Die gleiche Tendenz ist von den anderen Weltmärkten zu erwarten. Der Schub muss nun mit den Spielen 2024 kommen, und das ist nur im Mutterland des olympischen Kapitalismus möglich. Nicht nur nebenbei: Auch der Sport der USA würde durch Heimspiele neuen Aufschwung nehmen. Im IOC geht die Furcht um, dass die Einseitigkeit chinesischer Triumphe auf Dauer beträchtliche geschäftsschädigende Auswirkungen haben könnte. Was das alles mit dem deutschen Sport zu tun hat? Er könnte im Nachhinein sagen, eine Bewerbung beispielsweise mit Berlin hätte für 2020 eine Chance wie nie gehabt. Er muss sich sagen: Eine Bewerbung mit München für die Winterspiele 2022 drängt sich auf. Das IOC braucht viel frisches Geld, und die Weltwirtschaft macht nicht den Eindruck, dass die Chancen dafür gut stehen. So liegt es auf der Hand, dass in das Geschäftsmodell des IOC auch ein potenter Ausrichter für die Winterspiele 2022 passt. Nach der Winter-Olympiade 2018 in Asien ist Europa wieder in Vorhand. Alle Indizien wirken als Vorlage für München. Günter Deister „Welkes Lorbeerblatt“ als Gegenentwurf D ie Strahlkraft von Fair Play landauf, landab soll deutlich erhellt werden. Ein einziger nationaler Preis sollte her. Was Bundesinnenministerium und Deutscher Olympischer Sportbund kürzlich nach einem Krisengespräch anschließend bei der Premiere hervor zauberten, darf als kläglich bezeichnet werden. Falls außerhalb des Saales überhaupt jemand zur Kenntnis nahm, dass die „Juniorsportler des Jahres“ und der „Fair PlayPreis des deutschen Sports“ bei derselben Veranstaltung die Hauptrolle spielten, dürfte bei den wenigen Wissenden ein Schmunzeln eingesetzt haben. Wie bitte? Die wichtigste deutsche Fairness-Trophäe des vergangenen Jahres für einen ProfiKicker, weil er eingestand, dass seine Mannschaft einen Eckball zu Unrecht zugesprochen bekommen hatte? Zweifellos handelte Gerald Asamoah ehrenvoll und vorbildlich. Doch hatte er etwas so Großes, Außergewöhnliches, Erstaunliches geleistet, dass die Tat den bedeutendsten, wichtigsten Preis auf einem Feld verdiente, das nach Wunsch und Willen der führenden Repräsentanten des bundesdeutschen Sports endlich wieder besser bestellt werden sollte? Eher erinnerte die „Eckball-Szene“ an die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an einen Schriftsteller, nur weil er in seinen Werken die Regeln von Orthografie und Grammatik berücksichtigt. Vielleicht gelingt ja in diesem Jahr ein größerer, angemessener Wurf. Immerhin steht mit den Olympischen Sommerspielen in London ein bedeutsames Sportereignis mit reichlich Potenzial vor der Tür. Es bietet Akteuren im bundesdeutschen Trikot sicher genügend Gelegenheiten, um sich über die bloße Einhaltung des Regelwerkes hinaus in Szene zu setzen und hervor zu tun. Von den ungezählten Chancen im sportlichen Alltag zwischen Neujahr und Silvester gar nicht zu reden. Und was war eigentlich mit der Fußball-EM? Wann wenn nicht jetzt? 2012, so möchte man meinen, sollte ein guter Jahrgang werden für alle, die weithin sichtbare Leistungen in Sachen Fair Play vollbringen können und konnten, und für alle, die nach eben diesen Sportlern Ausschau halten - ob als Freund des Sports oder als Mitglied der deutschen Fair Play-Preis-Jury. Für den Fall, dass wider Erwarten abermals der große Mangel an preiswürdigen Szenen und Kandidaten vorherrscht, ein Vorschlag zur Güte. Statt auf Notvarianten zurückzugreifen, gäbe es eine sinnvolle Alternative. Wie die Filmwelt mittlerweile neben dem „Oscar“ für die herausragend guten, die „Goldene Himbeere“ für die schlechtesten Leistungen der Branche kennt, so würde der Fair Play-Bewegung hierzulande vielleicht ein ebensolches Gegenstück gut tun. Fast möchte man meinen, ein solcher Preis, egal ob er auf „Welkes Lorbeerblatt“, „Schwarzes Trikot“ oder „Unrunder Ball“ getauft wird, ist längst überfällig. Meldungen über Anti-Helden jedenfalls gibt es reichlich, so dass die Auswahl beim Pendant zum Fair Play-Preis geradezu riesig scheint. Ansprüche auf eine solche Art der Auszeichnung hätten vom „Schwalbenkönig“ über jene 470er Seglerinnen, die wegen ihrer Manöver gegen die nationale Konkurrenz im Kampf ums Olympiaticket jüngst in Hamburg vor Gericht landeten, ebenso wie dreiste bzw. besonders raffinierte Dopingsünder oder andere Manipulateure jedweder Coleur. Die Anti-Ehrung wäre nicht nur zeitgemäß, sie wäre höchst sinnvoll und als andere Seite der Medaille sogar ganz im Sinne der Fair Play-Bewegung. Würdige Szenen und deren Helden taugen mit ihrer Strahlkraft zum weithin leuchtenden Beispiel und als Vorbild. Das Gegenstück indes wirkt präventiv und als Würdigung des Bösen hoffentlich abschreckend. Der nationale Preis, den vermutlich kein Sportler in Händen halten will und allein für dessen Nominierung sich Athletinnen und Athleten schämen müssten, wird dringend gebraucht. Andreas Müller Vorbilder im Fußballdschungel M it Plakaten, Broschüren, Fahnen und Veranstaltungen wird darum geworben, doch im wirklichen Leben bleibt es mehr und mehr auf der Strecke, was bei der FußballEuropameisterschaft wieder zu beobachten war: Fair Play spielt immer seltener mit. Da wälzt sich ein Spieler Minuten lang auf dem Rasen – das Spiel geht weiter, keiner schlägt den Ball ins Aus, wie das früher mal üblich war. Fouls werden immer brutaler, Ellbogen scheinen mittlerweile im Fußball erlaubtes (trainiertes?) Hilfsmittel, um sich durchzusetzen. Spieler und Zuschauer werfen mit rassistischen Beleidigungen im Stadion oder später im Internet um sich, Zuschauer buhen die gegnerische Mannschaft grundlos aus. Da wird ein unerlaubter Werbezug auf der Unterwäsche des Spielers Bendtner aus Dänemark mit 100.000 Euro von der UEFA bestraft. Wer dagegen einen schwarzen Mitspieler beleidigt, kommt ohne oder mit einem Bruchteil dieser Geldstrafe davon. Fair Play spielt nicht mehr unbedingt mit, was ja auch schon während der Bundesligasaison anschaulich vorgeführt wurde. KOMMENTARE 31 Schlimm nur, dass alles, was sich die „Vorbilder“ so auf dem und rund um den Platz leisten, dann kopiert wird: Das sonntägliche Schülerspiel bot auffällig viele Ellbogenchecks, Waden- und Schienbeintritte. Und unflätige, rassistische Zwischenrufe von Erziehungsberechtigten. Fair Play? Achtung: Ein weiterer Wert, der im kommerziellen Fußballdschungel verschlungen wird ... Bianka Schreiber-Rietig Der Siegeszug des Public Viewing V or 10 Jahren standen hunderttausende Koreaner auf einem Platz, um auf riesige Bildschirme mit Spielen ihrer Nationalmannschaft zu starren. Zunächst vermutete man kuriose Formen von fernöstlichem Patriotismus. Tatsächlich war es der Beginn einer neuen Ära im Zuschauersport. 2006 hatte sich das Phänomen „Public Viewing“ weltweit verbreitet, in Deutschland sammelten sich zehnmal so viel Menschen beim friedlich-freien „Rudelgucken“ wie in WM-Stadien. Nichts hat das Sommermärchen mehr geprägt als Public Viewing auf den fröhlichen Fanmeilen. Die Gründe für die Erfolgsgeschichte sind dreifaltig. Neuartige großflächige TV-Screens mit tausenden lichtstarker Ioden liefern jederzeit ein gestochen scharfes Bild für zigtausend Besucher auch bei großen Entfernungen; auf großen innerstädtischen Plätzen lässt sich Public Viewing relativ flexibel wie fußläufig und individuell organisieren; in großen Menschenmengen erlebt man eine suchtähnliche suggestive „Gefühlsansteckung“ zu einem besonderen Gemeinschaftserlebnis (nachzulesen schon in den 30er Jahren beim Nobelpreisträger E.Canetti). Der Siegeszug des Public Viewing scheint unaufhaltsam. Zunächst im Sport, aber auch bei Papst-Besuchen, der Obama-Wahl, Rock-Konzerten oder Bayreuther Opern. Zur EM 2012 wurde es von Bregenz bis Usedom, von Hamburg bis München mit jeweils zigtausenden Besuchern aufwändig organisiert. Umfang, Ort, Veranstaltungsform und Zugang befinden sich im Wandel. Neben Public Viewing auf öffentlichen Plätzen – oft mit Fanmeile – hat sich „Kneipen-TV“ in Biergärten wie 32 Fest- und Kinosälen etabliert, dann ein „Corporate Viewing“ durch Firmen in repräsentativen Räumen mit persönlicher Einladung und schließlich noch neuartig „Stadion TV“. Beim Champions-League Finale zwischen Bayern und Chelsea waren 80.000 Zuschauer im Münchener Olympiastadion, hatten zwei Videowalls zur Wahl und zahlten klaglos 5 Euro Eintritt. Das Stadion-TV steckt voller Chancen, denn neben Großereignissen wie der EM könnte der Bundesligaalltag bei Auswärtsspielen dort Einzug halten. Die Infrastruktur wäre gegeben. Eine ambitionierte Uraufführung stellt im Sommer 2012 ein olympisches Fanfest auf dem Flughafen Tempelhof – traditionsbewusst direkt neben der Geburtsstätte des Vereinsports auf der Hasenheide, dem ersten Turnplatz des Turnvaters Jahn – dar, das die Londoner Spiele kontinuierlich übertragen wird. Unterstützt von DOSB, Deutscher Olympischer Gesellschaft und Landessportbund Berlin, bietet es neben riesigen Bildschirmen zahlreiche Mitmach- und Begegnungsmöglichkeiten, erfüllt so das olympische Motto „Dabei sein ist alles“. Möge die Übung gelingen und der olympische Wettergott mitspielen. Zweifelsfrei hat sich die neue Qualität massenhaften Zuschauens (nicht nur) im Sport durchgesetzt. Daraus ergibt sich ein provokantes Szenario: Die Zukunft des Fußballs liegt nicht mehr im Stadion, sondern vor der Videowall. Schon zur EM 2016 könnte man auf den Bau aufwändiger Stadien verzichten. Stattdessen reichen 4-6 Provisorien mit mobilen Tribünen. Welt- und Kontinentalspiele könnten dann auch finanzschwache Länder erhalten. Begeisterung entfaltet sich bei zahllosen Zuschauern inmitten der Stadt oder in offenen Stadien, wo freier Zugang und Platzwechsel entspannte Gemeinsamkeit bietet. Die gewagte Perspektive löst nicht aktuelle Probleme. Unbeherrschte Fans können Verletzungen durch bengalische Feuer oder Flaschenwurf erzeugen, politische Konflikte und Hooligans staatliche wie demonstrative Gewalt provozieren. Das friedliche Fest ist nirgends garantiert. Bislang lässt es friedliches Feiern in großer Öffentlichkeit zu. Das wird mit Sicherheit bei dem Berliner Versuch eines olympischen Fanfestes so sein. Hans-Jürgen Schulke Nationale Farbenspiele S chwarz- Rot – Gold sind die Farben dieses Sommers. Das ist kein Modediktat, sondern Ausdruck für ein nationales Bekenntnis, das mal wieder der Sport verantwortet. Fahnen, Wimpel, Autoaufkleber, Perücken, Klamotten, Schals, schrille Tätowierungen, irre Kopfgetüme, kosmetische Phantasien und andere Merkwürdigkeiten, sollen dabei helfen , nationale Identität unter Beweis zu stellen. Den schrullig- schrägen Einfällen sind keine Grenzen gesetzt – was letztlich den demonstrativ zur Schau getragenen Nationalstolz nicht nur erträglich, sondern sogar sympathisch macht. Kein Zweifel: all dies ist beim Fußball internationaler Prägung - Paradebeispiel EM - sozusagen ein Selbstläufer. Ein nahtloser Übergang zu den Olympischen Sommerspielen in London drängt sich da eigentlich auf. Doch erste Weichenstellungen der Dachorganisation Deutscher Olympischer Sportbund machen wenig Hoffnung auf künftige Spontanbegeisterung. Ein schwarz-rot – goldenes Kartenset wirbt etwa mit dem Wortspiel „Erfolgen folgen!“. Ist das nun eine simple Aufforderung, Ermunterung oder gar Drohung? Und an wen richtet sich dieser verwirrende Wegweiser? Das Kleingedruckte könnte einen Fingerzeig geben. Da heißt es nämlich „Wir für Deutschland“ und „Deutsche Olympiamannschaft“. Selbst wenn es also ein Athletenversprechen sein sollte, den Erfolgen zu folgen, bleiben weitere Fragen. Wer verschickt welche Karte an wen? Wie kommt beim Einzelversand das nationale Farbenspiel zusammen? Sinn macht es ja eigentlich nur, wenn der Absender den Empfänger mit „Schwarz- Rot –Gold“ im Dreierpack vom nationalen olympischen Streben in Kenntnis setzt. Doch bleiben wir, was der Normalfall ist, beim Einzelversand. Da sind – Gold kommt ohnehin als Gelb daher – im sportlichen Umkehrschluss die gelbe und die rote Karte eindeutig zu interpretieren. Und die schwarze verschicken wir, symbolisch gewissermaßen für ein werbe – und marketing – strategisches Trauerspiel, an die Erfinder der Kampagne zurück. So jedenfalls entsteht keine nationale Sportbegeisterung mit Sympathiebonus. Harald Pieper Der Sport und die Menschenrechte F ast immer, wenn in letzter Zeit sportliche Großereignisse anstehen, werden die Menschenrechte bzw. politische „Missstände“ medienwirksam aktiviert, und es wird zum Boykott aufgerufen. Natürlich reizt ein Sport-Mega-Event immer wieder zu spektakulären Aktionen. Kein Ereignis steht so im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit wie die alle 4 Jahre stattfindenden FußballEuropa- bzw. Weltmeisterschaften und die Olympischen Spiele. Black-Power 1968 und natürlich der tragische Ausgang der Geiselnahme 1972 in München sind noch in schlechter Erinnerung. Leidtragend war am Ende immer der Sport und der Athlet. Er profitiert, aber zahlt auch den Preis für mittlerweile höchste Anerkennung und Popularität. Natürlich ist der Sport auch längst „politisch“ und wird entsprechend ausgenutzt. 1980 boykottierte der Westen die Spiele in Moskau, vier Jahre später gab es die Retourkutsche des Ostblocks. Gebracht hat es am Ende gar nichts. Die Sowjets dachten gar nicht daran, ihre Politik in Afghanistan zu ändern, und Los Angeles erlebte spektakuläre Spiele. Nur auf Grund eines sportlichen Großereignisses den Sportlern Verantwortung für vor allem politisch ungelöste Probleme aufzubürden und kurzfristige Lösungen einzufordern, ist nicht nur eine totale Überforderung, sondern eine entlarvende Unverschämtheit, weil Wissenschaft, Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft um keinen Millimeter ihr Verhalten überdenken, geschweige denn ändern. Bei der heutigen totalen Kommerzialisierung steht eine generelle Absage entgegen aller anders lautenden Aussagen, Forderungen und scheinheiligen „Bekenntnisse“ überhaupt nicht zur Debatte. Da hat die Wirtschaft noch nie mitgezogen, geschweige denn Akzente gesetzt. Die „Gastgeber“ sind sich natürlich dessen ebenfalls bewusst. Genau so unrealistisch ist die Forderung nach Protestaktionen einzelner Sportler. Soll ein Athlet sein Lebensziel gefährden oder aufs Spiel setzten mit gar nicht absehbaren Konsequenzen? Menschenrechtsverletzungen gibt es in weiten Teilen der Welt. Dass darüber aber immer wieder einmal intensiv diskutiert wird – wie übrigens nie im politischen oder wirtschaftlichen Bereich- hat man dem Sport zu verdanken. Ihm auch noch die Lösung dieses globalen Grundproblems aufzubürden, wäre die Bankrotterklärung der eigentlich zuständigen Institutionen und politisch Handelnden. Im Übrigen hat der Sport in seinen Reihen ganz andere Probleme, die etwa den Volkssport Fußball national und international häufig in seinen Grundfesten erschüttern. Gewaltbereite Hooligans bzw. Ultras beherrschen und terrorisieren die Szene, wobei die Medienverantwortlichen vielleicht einmal darüber nachdenken sollten, ob die überdimensionale Berichterstattung und Schlagzeilen über spektakuläre Krawalle, Ausschreitungen und Pyro-Demonstrationen die Selbstbestätigung und Darstellung der Akteure nicht geradezu provozieren, herausfordern und die gewollte und ideale Plattform bieten. Wolfgang Avenarius KOMMENTARE 33 Malte Kamrath, Universität Kiel Partnerhochschulen des Spitzensports: Ein vielversprechender Weg, sportliche Ambitionen und berufliche Ziele in Einklang zu bringen! H at eigentlich mal jemand gehört, dass sie ein „Gaudeamus igitur“ (Lasst uns also fröhlich sein) angestimmt haben, die Hymne der Studenten, wenn sie für Deutschland obsiegten? War den Spitzensportlern unter den Immatrikulierten der Hochschulen je danach zumute, in Anbetracht der Probleme, die das Nebeneinander von seriösem Studium und professionellem Training und Wettkampf hierzulande hervorruft, der Ignoranz, die zuweilen die Alma Mater dem zeitaufwändigen Hobby entgegenbringt? Und 34 Von Michael Gernandt wie groß muss die Sehnsucht sein nach den scheinbar himmlischen Verhältnissen an den Colleges und Universities der USA, wo es günstigstenfalls fünfstellige Sportstipendien gibt und Trainingszeiten satt? Die Sache ist nur die: Elitesportler im Studentenbetrieb Deutschlands, zumindest die aus den Olympiakadern der Verbände, reißen sich nicht gerade um die Möglichkeiten in den USA, was unter anderem auf dem Wissen gründet, dass der dortige Studentensportverband NCAA von dem dreistelligen Millionen-Dollarbetrag, der ihm pro Jahr von einer TVStation zur Verfügung gestellt wird, nur fünf Prozent in die individuelle akademische Betreuung der jungen Sportler steckt und deshalb die Zahl der (vorwiegend schwarzen) Sportler ohne Abschluss an einigen Schulen schon mal unter 50 Prozent sinkt. Nein, deutsche studierende Spitzensportler bleiben im Land und nähren sich redlich, weil die eingangs beschriebenen Verhältnisse sich im vergangenen Jahrzehnt gebessert haben. Exakt: Seit das 1999 vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) ins Leben gerufene Projekt „Partnerhochschule des Spitzensports“ anfängliche Schwierigkeiten zu überwinden beginnt. So heißt es etwa in dem vom adh 2005 vorgelegten Bericht einer ersten Projektevaluierung: „Im Vergleich zu den 70er und 80er Jahren, in denen an Hochschulen eine erhebliche Skepsis gegenüber spitzensportlichen Aktivitäten herrschte, haben neue Sichtweisen und Überzeugungen in den Bildungseinrichtungen Einzug gehalten.“ Der bis heute unveränderten Absicht des Projekts, schildert die adh-Referentin Martina Merz, hätten zwei Schwerpunkte zu Grunde gelegen: einerseits verstärkte Sensibilisierung des Hochschulbereichs insgesamt für die Bedeutung des studentischen Spitzensports und die besonderen Bedürfnisse von Studierenden mit spitzensportlichen Ambitionen; andererseits die Errichtung eines möglichst breiten und in alle Regionen Deutschlands reichenden Netzes an spitzensportfreundlichen Hochschulen, um den Bedürfnissen einer neuen Spitzensportgeneration besser gerecht zu werden. Tatsächlich ist das Netz der Hochschulen, die sich dem Projekt angeschlossen haben, von Jahr zu Jahr dichter geworden: 1999 (3, Erlangen, Cottbus, Mittweida), 2002 (23), 2005 (67), 2008 (86), 2012 (91). Zuletzt stieg die vom adh „in hohem Maß“ begrüßte Fernuniversität Hagen mit ihrem sich bundesweit erstreckenden Angebot ein. Als Ende Februar dieses Jahres die aus dem Jahr 2002 stammende Fassung des Partnerschaftsvertrags der LudwigMaximilian-Universität (LMU) in München mit dem adh, dem Olympiastützpunkt (OSP) Bayern und dem Studentenwerk München runderneuert vorgestellt wurde, lobte Bayerns OSPChef Klaus Pohlen, die Errungenschaften des neuen Werks machten ihn „außerordentlich froh, weil das Studium für Spitzensportler immer schwerer wird und die Anforderungen immer höher“. Im Münchner Übereinkommen sind die drei wichtigsten per Umfrage ermittelten Anliegen der Spitzensportler berücksichtigt: 1. Prüfungsverschiebungen (75% der Befragten), 2. Beurlaubungen (59,5), 3. Probleme im Zusammenhang mit Immatrikulierungen (35,5). Unter den gewünschten Sofortmaßnahmen hatte das Thema finanzielle Zuwendung Priorität. Erste Hilfe kommt inzwischen von der Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH), die das von der Deut- schen Bank gesponserte Stipendium für DSH-Studenten auf 300 Euro verdoppelte. Auszüge aus dem München-Papier, Leistungen der LMU: * Bevorzugter Zugang zum gewünschten Studiengang über eine besondere Vorabquote für Spitzensportler * individuelle fachspezifische Betreuung durch einen Mentor/Dekan auf professoraler Ebene, um die Synchronisation von Studien- und Wettkampfplänen zu gewährleisten * Flexibilisierung der Studienplanung auf der Grundlage der sportfachlichen Planung während der einzelnen Semester * Gewährung von bis zu zwei zusätzlichen Urlaubssemestern im Einzelfall für wichtige Meisterschaften * Individualisierung von Abgabe- und Prüfungsterminen * zeitliche Streckung des Studiums soweit studientechnisch möglich * Unterstützung des Übergangs des/der Athleten/in aus dem Studium in das Berufsleben. Leistung des Studentenwerks: * Bereitstellung von Wohnheimplätzen. * Hilfen zur Sicherstellung bedarfsgerechter Verpflegung. Es wird nun spannend werden zu beobachten, ob die noblen Offerten von LMU-Präsident Prof. Bernd Huber das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt stehen. Die auf der Prioritätenliste der Studenten obenan stehende Planungsflexibilisierung „ist in der Praxis oft schwierig zu verwirklich“, hat Alexander Mann, Bob-Sportler und Medizinstudent in München, angemerkt; wobei für einen Individualsportler wie ihn die Planung meist leichter zu bewerkstelligen ist als für einen Teamspieler. Mann sagt: „Es waren bisher immer viele Gespräche notwendig, die vom Wohlwollen der einzelnen Professoren abhingen.“ Sport oder Studium, vor diese Wahl möchte sich der Spitzensportler an den Hochschulen aber nicht länger gestellt sehen. Weiteren Aufwind könnte das Projekt erfahren, sollte es gelingen, die offenbar schwerwiegendste Schwachstelle zu beseitigen: die Kommunikation zwischen den diversen Organisationen - Verbände, Olympiastützpunkte, adh, Hochschulen, Studentenwerke. Martina Merz hat „noch immer ein erhebliches Verbesserungpotenzial“ festgestellt, Kommunikation sei „gegenwärtig ein zentrales Arbeitsfeld bei der Diskussion um die Weiterentwicklung der Förderstruktur“. Axel Kuhlen, langjähriger Laufbahnberater am Münchner OSP, spricht das Handicap ebenfalls an, ist, was die neue Münch- 35 ner Situation betrifft, gleichwohl optimistisch: „Immerhin gibt es jetzt Ansprechpartner auf der Präsidentenebene.“ Für OSP-Mann Pohlen ist es wichtig, mit Hilfe des adhProjekts ein System zu schaffen, „dass die Sportler nicht in eine staatliche Abhängigkeit drängt, immer öfter Richtung Behörden“, womit Bundeswehr, Polizei und Zoll gemeint sind. Alexander Mann bestätigt den um die berufliche Zukunft des Sportlers besorgten Pohlen. Er sieht sich durch die Sportförderprogramme von Bund und Polizei natürlich nicht sportlich, aber „in meinen beruflichen Möglichkeiten eingeschränkt“ und besucht deshalb die Uni. Der studentische Anteil an den Medaillen geht indes zurück, berichtet Klaus Pohlen, als Folge der regressiven Zahl von Studenten in der Olympiamannschaft. 2004 in Athen bestand das Team Deutschland noch zu 34,3 Prozent aus Studenten (80% Universität, 16% Fachhochschule, 3% Fernhochschule, ein Prozent Berufsakademie), vier Jahre später in Peking waren es 29,1. Ihr Anteil am LondonTeam ist noch nicht bekannt. Bachelor-Studiengänge „tun uns sehr weh, weil die viel verschulter und unflexibler sind“, hat er in einem FAZ-Interview gesagt. Auch das G8 sei auf Dauer schlecht, die Spieler würden immer früher mit dem Studium fertig, der 27 Jahre alte „ausgereifte und erfahrene Topspieler wird eine Seltenheit werden“. Olaf Tabor, der adh-Geschäftsführer, dagegen schätzt, dass Leistungssportler durchschnittlich 50 Prozent länger für den Abschluss brauchen als ihre Kommilitonen. Markus Weise, Hockey-Bundestrainer der Männer, dessen Olympiakader sich zu 90 Prozent aus Studenten rekrutiert, spricht in dem Zusammenhang von „Ausdünnung“ und macht dafür auch die deutsche Bildungspolitik verantwortlich. Die Speerwurf-Europameisterin Linda Stahl über ihre OF: Sie haben seit 2006 versucht, ein Medizinstudium und den Leistungssport unter einen Hut zu bringen. Wie lautet Ihr Fazit nach zehn Semestern? Stahl: In den vergangenen fünf Jahren habe ich mich wie eine angehende Ärztin gefühlt, die nebenbei ein bisschen mit dem Speer wirft. Manchmal kam ich aus der Gerichtsmedizin, wo wir gerade an ein paar Leichen herumschnibbelten, noch schnell zum Training. Die Einheiten ordentlich vor- und nachzubereiten, zu regenerieren, zwischendurch in Ruhe zu essen oder regelmäßig zur Physiotherapie zu gehen, für all das gab es einfach keine Zeit. Den größten Teil des Tages hat immer die Ausbildung verschluckt. Die ersten beiden Jahre bis zum Physikum habe ich in Münster studiert und bin dann abends zum Training nach Leverkusen gefahren. 135 Kilometer hin und 135 Kilometer zurück, um morgens wieder rechtzeitig in der Uni zu sein. Oft genug habe ich nachts nur vier Stunden geschlafen. 36 OF: Trotz alledem sind Sie 2010 sogar Europameisterin geworden. Stahl: Umfänge und Intensitäten habe ich bei meinem Trainer Helge Zöllkau in Leverkusen bisher wie alle anderen aus der Trainingsgruppe absolviert. Was das Trainingspensum betrifft, hat sich das bei mir nicht von Anderen unterschieden. Das Wie Hockey - nicht wie Fußball, Handball und Basketball in einer Profiliga organisiert - sind auch Fechten, Rudern, Leichtathletik und Schwimmen, mithin traditionelle olympische Kerndisziplinen, Sportarten mit hohem Studentenanteil. Sie haben stets Beispiele dafür geliefert, dass sich Studium und Sport durchaus miteinander vertragen haben, selbst in Zeiten, als man noch ohne Förderprojekte nach adh-Muster auskommen musste: Geordnetes Zeitmanagement, eiserne Disziplin und Absage an Ablenkung von den gesteckten Zielen ermöglichten weiland Gold und Studienabschluss. Namen gewünscht? Zum Beispiel Arnd Schmitt (Fechten, Olympiasiege), Wolfgang Maennig (Rudern, Olympiasieg) Thomas Wessinghage (Leichtathletik, Europatitel). Hat der deutsche Parallelweg zu sportlichen und akademischen Weihen jetzt Zukunft? Folgt man dem adh, hat er zumindest Modellcharakter - im Ausland. In einer Einschätzung des Verbands zur Problematik Elitesport/Hochschulausbildung heißt es, „Deutschland ist nach unserer Kenntnis in Mitteleuropa die derzeit am weitreichendsten strukturierte Sportnation“ - auf den Gebieten schriftlicher Vereinbarungen, gesetzgeberischer Rahmenbedingungen, belastbarer Richtlinien, der Breite vorhandener Förderungs- und Betreuungsmodelle. Andere Länder, so Martina Merz, hätten alternative Modelle (Frankreich, England, Polen), das deutsche Modell tauge indes als Muster für Länder (Schweden, Norwegen, Schweiz, Österreich, Italien) mit geringem Niveau strukturierter Spitzensportförderung an Hochschulen. So weit. So gut? Fragt es sich doch, wie lange die Bezugsgröße Mitteleuropa noch ihren Wert hat im globalen Maßstab des Spitzensports. außergewöhnliche Karriere zwischen Skalpell und Speer Problem bei mir war immer, dass ich davor und danach immer in Eile gewesen bin und wegen des Studiums natürlich auch auf so manches Trainingslager oder manche zusätzliche Maßnahme verzichten musste oder nur verkürzt daran teilnehmen konnte. OF: Dank des neuen Sporthilfe-Modells „Elite Plus“ können Sie sich in der Vorbereitung auf die Spiele in London ausschließlich auf den Sport konzentrieren. Ein ziemlich ungewohntes Gefühl oder? Stahl: Das kann man wohl sagen. Ohne diese Förderung wäre ich jetzt vielleicht im Praktischen Jahr im Krankenhaus wie meine Kommilitonen. Das hieße täglich neun Stunden Dienst und dann noch eine oder zwei Stunden Nachbereitung. Das wäre mit Spitzensport und einer gezielten Olympiavorbereitung sicher nur schwer zu kombinieren. Nun werde ich das Praktische Jahr auf die Zeit nach den Sommerspielen verschieben. OF: Wie groß sind die Reserven ohne stressigen Studienalltag? Stahl: Das ist für mich die spannendste Frage. Ich möchte mal sehen, wie gut man werden kann, wenn man nur Sportlerin ist und sich fürs Training richtig Zeit lassen kann. Ich möchte in London Bestleistung werfen und die 66,81 Meter vom EM-Sieg übertreffen. Der Masterplan ist, eine Medaille zu gewinnen. OF: Vor den Sommerspielen 2008 in Peking sind Sie um zwei Zentimeter an der Qualifikation vorbeigeschrammt. Jeder hätte verstanden, wenn Sie damals ihre sportliche Karriere sprich: Ihr „Doppelleben“ beendet hätten … Stahl: Genau in der Phase der Qualifikation habe ich mich mit einer Bandscheibenverletzung herumgeplagt. Als es wieder halbwegs ging, gelang sofort ein Wurf über 66 Meter – drei Tage nach Nominierungsschluss. Um noch in die Olympiamannschaft zu rutschen, war es damals zu spät, aber in diesem Moment wusste ich: Trotz aller Widrigkeiten, dem Stress an der Uni und den vielen Verletzungen, habe ich’s drauf. Die Fragen stellte: Andreas Müller 37 Einschaltquoten sind ein fadenscheiniges Argument Das öffentlich-rechtliche Fernsehen und der organisierte Sport handeln Von Helmut Digel wenig überzeugend n einem „Zeit“-Gespräch, das Giovanni di Lorenzo mit Helmut Schmidt führte, meinte der Altbundeskanzler, dass das Meiste, was auf unseren Fernsehschirmen geboten wird, so ist, dass er es nach wenigen Minuten abschalte. Unter Unterhaltungsgesichtspunkten sei das deutsche Fernsehen seichter als das „panem et circenses“ der Römer, dem sich Zehntausende im Kolosseum hingegeben haben. Nicht weniger emotional hat sich Marcel Reich-Ranicki über die Qualität des deutschen Fernsehens ausgelassen, und Elke Heidenreich sekundierte, wie jämmerlich unser Fernsehen sei, wie arm und wie verblödet. Diese Kritik zielt nicht nur auf das private Fernsehen, sie hat vor allem immer häufiger auch das öffentlich-rechtliche Fernsehen im Blick. I Die Sportberichterstattung wird dabei oft nur am Rande erwähnt, doch auch in Bezug auf das öffentliche Sportfernsehen ist die zunehmende Kritik nicht mehr zu überhören. Unter der Überschrift „Autos, Boote, Wein“ werden in der Berliner Zeitung dem SWR-Sportchef seine Nebenjobs vorgeworfen, so wie sie auch schon den Sportchefs des NDR und des HR zum Verhängnis geworden sind. Christian Eichler fragt in der FAZ, was das duale Fernsehen der Sportberichterstattung gebracht hat, und er kommt zu dem Ergebnis, dass das Fernsehen in Verbindung mit dem Sport nur dort etwas Innovatives hervorgebracht hat, wo es sich des Sports zu Gunsten einer Show bedienen konnte. Von einer qualitativen Weiterentwicklung des Sportfernsehens kann demnach im letzten Vierteljahrhundert nicht die Rede sein. Ähnlich kritisch äußern sich Medienwissenschaftler und Publizisten, wenn sie sich dem Sportfernsehen zuwenden. Dass auch Sportfunktionäre mit der Sportberichterstattung im Fernsehen nicht zufrieden sind, kann angesichts der Verteilung und der Ausrichtung der Sportprogramme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht überraschen. DOSBPräsident Thomas Bach fordert in „Sportbild“ mehr Sendezeit für kleinere Sportarten und kritisiert die hohen Millionenausgaben für Profiboxübertragungen. Rolf Müller, der Präsident des Landesportbundes Hessen, fordert Diskussionen in den Rundfunkräten über die einseitige Sportberichterstattung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Und noch in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident des Saarlandes stellte Peter Müller den Sendeauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens angesichts des andauernden Dopingbetruges, der ja nicht nur bei der Tour de France zu beklagen ist, in Frage. 38 Für die Verantwortlichen des Sportfernsehens im öffentlichrechtlichen Rundfunk scheint solche Kritik lediglich ein Ärgernis zu sein. Allenfalls reagieren einige verantwortliche Männer und Frauen auf solche Kritik mit Empörung. Anlass zur Selbstkritik, zur Reflexion und Revision des Sendeauftrages, Anlass zur Erprobung neuer Formate, insbesondere Anlass zu Innovationen scheint diese Kritik nicht zu sein. Sie wird mit einem „weiter so“ gekontert und hat ein „more of the same“ zur Folge. Der Fußball erhält noch entschiedener die besten Sendeformate und die längsten Übertragungszeiten, und nur dem Fußball ist es erlaubt, Primetime-Übertragungszeiten für sich zu beanspruchen. ARD und ZDF bezahlen für ihr Fußballprogramm in den nächsten Jahren mit dem Pokalwettbewerb, der Champions League und der Weltmeisterschaft etwa eine Milliarde Euro. Die Bundesliga konnte ihre Einnahmen kürzlich mit einem spektakulären TV-Deal auf mehr als fünfhundert Millionen Euro steigern. ARD und ZDF haben dabei einen beträchtlichen Anteil aufzubringen. Angesichts solcher immensen Aufwendungen ist es naheliegend, dass die Frage gestellt wird, ob die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ihren Auftrag, die Gesellschaft und damit auch den Sport in diesem Land angemessen abzubilden, ausreichend erfüllen. Diese Frage wurde in der FAZ an den Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes gerichtet. Ist man als Spitzenfachverband Mitglied dieser Organisation, so kann die Antwort von Michael Vesper nur überraschen. Er sieht die Fußballformate als ein „Business-Center“. „ARD und ZDF werden versuchen die Kosten zu refinanzieren. Das darf aber sicher nicht auf Kosten des übrigen Sports gehen. Uns geht es darum, dass die Balance gehalten wird“, so Vesper. Auf die Nachfrage, ob der DOSB mit dem Status voll zufrieden sei, antwortet er: „Nein, wir diskutieren seit langem mit den Sendern“, und er wünsche sich zum Beispiel, „dass in der Sportschau oder im aktuellen Sportstudio ein regelmäßiger Block eingeführt wird, in dem wenigstens über die wichtigsten Ereignisse aus anderen Sportarten berichtet wird. Wenn deutsche Sportler Weltmeister geworden sind, dann sollte man das in den öffentlich-rechtlichen Sendern sehen.“ Es gehe dabei nicht um Live-Übertragungen deutscher Meisterschaften. Schließlich fordert Vesper in diesem Interview eine Art „Phönixkanal für Sport“. Ähnlich wie für Vesper ist es auch für Rainer Brechtken, den Sprecher der deutschen Spitzenverbände, ein Gebot der politischen Korrektheit, dem DFB zu gratulieren und zum Ausdruck zu bringen, dass Neid unangebracht sei: „Gut verhandelt, Marktlage ausgeschöpft, der Fußball und der Rest, das sind halt andere Welten.“ Solche Äußerungen kann man als diplomatisch bezeichnen, und angesichts einer erwünschten Solidarität der Sportverbände untereinander wäre sicher auch eine Kritik am DFB beziehungsweise an der deutschen Fußballliga unangebracht. Vespers „Glückwunsch an die deutsche Fußballliga, sie hat die Konkurrenzsituation unter den Sendern optimal genutzt und ein Ergebnis erreicht, das auch den Kleinen zu Gute kommt“, ist deshalb nahe liegend. „Ich gehe davon aus, dass der Fußball dem anderen Sport gegenüber weiter eine solidarische Haltung einnimmt, ich meine damit auch die Unterstützung von Projekten, beispielsweise der Münchner Olympiabewerbung um die Winterspiele 2018.“ Die Tatsache, dass der DFB dem DOSB in schwierigen Zeiten immer wieder finanziell geholfen hat, kann man in diesem Zusammenhang durchaus mit Dankbarkeit erwähnen. Es stellt sich jedoch in ganz grundsätzlicher Weise die Frage, ob die Reaktionen des DOSB und seiner Mitgliedsverbände auf den Milliardendeal der Fußballer in die richtige Richtung weisen und ob dies die angemessene Antwort an die öffentlichrechtlichen Fernsehanstalten ist. Vor allem stellt sich die Frage, ob sich das diplomatische Handeln auch auf ARD und ZDF beziehen darf, nachdem man nun über mehrere Jahrzehnte eine Entwicklung beklagt hat, die angeblich nicht aufzuhalten war und bei der auch zukünftig keine Änderung erwartet werden darf. Zugespitzt sind die Fragen zu stellen: Durch welche Ziele und Inhalte zeichnet sich eigentlich die Fernsehpolitik des DOSB und seiner Mitglieder gegenüber dem öffentlich rechtlichen Fernsehen aus? Wer hat die Ziele dieser Politik formuliert, wer vertritt sie in der Öffentlichkeit, und wer setzt sich dafür ein, dass diese Ziele auch umgesetzt werden? Die Forderung nach einem Sportfernsehkanal ist gewiss nahe liegend. Sie ist allerdings keineswegs originell, und sie ist vor allem aber wohl kaum Erfolg versprechend. Angesichts von DSF und Eurosport wäre ein weiterer nachgeordneter Spartenkanal weder sinnvoll noch zielführend. Die Kostenfrage wäre möglicherweise auch zu beachten. Die Forderung, dass die ARDSportschau wieder ihrem Namen gerecht wird und nicht nur über Fußball berichtet, sondern auch die Vielfalt des Hochleistungssports beachtet, ist ebenso nahe liegend wie einleuchtend. Als Forderung hat sie jedoch den Charakter einer unendlichen Geschichte, und ARD und ZDF haben bis heute nicht zu erkennen gegeben, dass sie den Wünschen des DOSB und seiner Mitgliederorganisationen entsprechen möchten. Die Frage nach einer DOSB-Sportfernsehpolitik ist somit in erster Linie eine Frage nach der Macht und Kompetenz, die der DOSB als die größte Mitgliederorganisation Deutschlands in Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen ausüben kann und darf. Die Frage zielt auch auf das konkrete politische Handeln der Akteure des Sports in Bezug auf die zu lösenden Probleme. Welche Rolle spielen die Rundfunkräte, die der Sport in die Aufsichtsgremien von ARD und ZDF entsandt hat? Inwiefern wurden in den letzten Jahren in den Mitbestimmungs-Gremien der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten die notwendigen Anträge gestellt, wie wurde um Mehrheiten gerungen, wo wird auf diesem Gebiet Überzeugungsarbeit geleistet? Welche Lobby-Arbeit ist zu Gunsten der Interessen des Sports zu erkennen? Was haben die Verantwortlichen des Sports in den letzten Jahren auf diesem Gebiet erreicht? 39 Die sportpolitische Realität zeichnet sich dadurch aus, dass jede Sportart aus nahe liegenden Gründen an eigenen Interessen orientiert ist. Auf diese Weise ist es für ARD und ZDF ein Leichtes, in den bilateralen Verhandlungen mit den Sportarten ihre Ziele und Interessen durchzusetzen. Im Sinne eines Sendemonopols können sie den Preis definieren, Sendezeit und Sendeumfang unterliegen meistens ebenfalls ihrem Diktat. Da eine DOSB-Fernsehpolitik nicht zu erkennen ist, die diesen Namen verdient, muss die große Mehrheit der olympischen Sportarten zufrieden sein, wenn in den Nachrichtensendungen von ihren sportlichen Highlights äußerst knapp berichtet wird, wenn in Dritten Programmen zusammenfassende Berichte gesendet werden und wenn im Vormittagsprogramm und im frühen Nachmittagsprogramm von jenen Weltmeisterschaften Live-Übertragungen möglich sind, bei denen es deutsche Sieger geben kann. Eine Sportart wie Handball kann dabei nur dann Berücksichtigung finden, wenn die deutsche Mannschaft erfolgreich spielt. Scheidet sie aus, so wird dem Handballinteressierten selbst das Endspiel einer Weltmeisterschaft vorenthalten. Dieser Art von Programmpolitik steht der organisierte Sport ohnmächtig gegenüber. Die Sender argumentieren, dass die Einschaltquoten bei den meisten olympischen Sportarten außerhalb der Olympischen Spiele ungenügend sind und sie deshalb beim Zuschauer kaum auf Interesse stoßen. Diese Art zu argumentieren hat sich in der Vergangenheit als Totschlagargument gegenüber den olympischen Sportarten erwiesen. Dabei wäre es durchaus angebracht, die Fakten, d.h. die jeweils erreichten Quoten, einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Zuschauerforschung, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen kann, zeigt auf, dass die Zuschauerinteressen keineswegs mit der bestehenden Sportarten-Programmstruktur korrelieren. Hinzu kommt, dass die Quote ein völlig untaugliches Instrument zu einer sinnvollen Programmplanung ist, da sie entscheidend abhängig ist von den jeweiligen Programmplätzen, die miteinander verglichen werden. An schlechten Programmplätzen lassen sich nur schlechte Quoten erzielen, an guten Programmplätzen hingegen ist man erfolgreich. Auf diese Weise wird die Programmplanung zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Fußball erhält die besten Programmplätze, hat daher die besten Quoten. Alle übrigen olympischen Sportarten müssen mit nach geordneten Programmplätzen zufrieden sein und haben auch deshalb sehr viel schlechtere Quoten aufzuweisen. Die Verantwortlichen des Sportfernsehens behaupten in der Öffentlichkeit, dass sie ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag insofern entsprechen, dass sie die Vielfalt des Sports wiedergeben. Hierbei listen sie die Sportarten auf, die in ihrem Jahresprogramm Sendeminuten erhalten haben. In Bezug auf das eigentliche Programmbild ist diese Argumentation völlig unzureichend. Unter quantitativen Gesichtspunkten erreichen vermutlich 27 olympische Sportarten zusammen kaum mehr Sendeminuten als eine einzige olympische Sportart, nämlich Fußball. 40 Hinzu kommt, dass teilweise die Sendeminuten der Sportarten auf Programmplätzen gewährt wurden, die völlig irrelevant sind. Einer qualitativen Analyse in Bezug auf die Vielfalt hält somit die Argumentation von ARD und ZDF nicht stand. Es stellt sich aber auch sehr viel grundsätzlicher die Frage, ob der organisierte Sport diese Art der Argumentation akzeptieren darf. Bringt der Sport selbst, wie es zuletzt der Generaldirektor des DOSB getan hat, Verständnis dafür auf, dass das Finale der Tischtennismannschafts-WM in Dortmund im Westdeutschen Rundfunk nur 120.000 Zuschauer verfolgt haben und dies für zukünftige Übertragungen nicht ausreichend sei, so darf man sich nicht wundern, dass auch zukünftig die Einschaltquote als alleinige Währung den Dialog zwischen dem organisierten Sport und den öffentlichrechtlichen Sendern prägen wird. Angesichts der Struktur des dualen Fernsehens in der Bundesrepublik gibt es keinen echten freien Fernsehmarkt vor dem Hintergrund, dass private Anbieter sich in der Wettbewerbskonkurrenz zu bewähren haben, öffentlich-rechtliches Fernsehen hingegen durch den Steuerzahler finanziert wird. Diese Marktsituation hat zur Folge, dass für die meisten im DOSB organisierten Sportarten ein privater Fernsehmarkt nicht existent ist. Die privaten Anbieter können nur an wenigen für sie marktfähigen Sportarten interessiert sein. Dies sind jene, die sich angesichts der Entwicklung des Sportfernsehens in den vergangenen 50 Jahren als besonders spektakulär erwiesen haben. Für alle anderen Sportarten erübrigt es sich, in einen Dialog mit dem privaten Fernsehen einzutreten. Auf diese Weise ist ein Monopol des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Bezug auf die große Mehrheit der olympischen Sportarten entstanden. ARD und ZDF können daher gegenüber diesen Sportarten als Monopolist antreten und ihnen die Preise diktieren, die sie für den Kauf der Sportrechte bereit sind zu bezahlen. Einen erkennbaren Marktpreis für die einzelnen Sportarten gibt es nicht. Wenn ARD und ZDF über ihre Agentur SportA behaupten, dass es einen Marktwert für jede olympische Sportart gebe, so ist diese Behauptung völlig aus der Luft gegriffen. Jede Summe, die dabei genannt wird, könnte durch einen beliebigen Betrag ersetzt werden, da es keinen Wettbewerb um die Rechte fast aller olympischen Sportarten gibt. Vor diesem Hintergrund wäre es zwingend angebracht, dass man in einen Dialog über vertretbare Preise für die olympischen Sportarten im Interesse der Verbände eintritt, dessen Ziel sein müsste, dass am Ende eine gerechtere Verteilung der Einnahmen aus der Übertragung von Sportveranstaltungen für die Sportverbände möglich wird. Will man solches erreichen und will man den Ist-Zustand ändern, so ist eine neue Sportpolitik dringend vonnöten. Die Spitzenverbände sind ebenso gefordert wie der Deutsche Olympische Sportbund. Die Mitgliedsverbände des DOSB wären gut beraten, wenn sie von ihren Repräsentanten beim nächsten Bundestag eine schriftlich formulierte Programmatik ihrer Fernsehpolitik verlangen würden. D Eine wichtige Antwort auf Fragen des demographischen Wandels heißt: er lichte Raum im Turnerheim des TV 1875 Sindlingen belebt sich. Acht Damen zwischen 73 und 89 nehmen auf Stühlen Platz. Lydia Karell, eine schwungvolle Übungsleiterin, arbeitet mit den Seniorinnen gezielt die Muskulatur durch, von den Füßen über den Beckenboden und die Wirbelsäule bis hin zum Nacken. Wer als Beobachter die Aktivitäten für läppisch hält, ändert schnell seine Meinung, wenn er selbst mitmacht. Dann steigt der Respekt vor den alten Damen. „Jede Übungsstunde nehmen wir uns ein anderes Thema vor. Mal ist ein Ball im Spiel, ein Theraband oder ein anderes Gerät.“ Geübt wird im Sitzen. Denn einige sind schon in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Und manche werden vom Fahrdienst des VdK von zu Hause abgeholt. Anschließend leitet die gelernte Sozialpädagogin, die beim Deutschen Turner-Bund (DTB) eine Zusatzqualifikation für die Schulung älterer Menschen erwarb, eine Gruppe, in der, wie auch in einer dritten Gruppe, zum Großteil im Stehen und im Gehen geübt wird. Darin zeigen sich die Fortschritte, die mit regelmäßigem Training erzielt werden können. Denn eine Reihe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich aus der Sitzsportgruppe hochgearbeitet. 42 Rund 40 Damen (die älteste ist 91) kommen einmal in der Woche zu einer der drei Übungsstunden. Die Herren der Schöpfung stellen mit bestenfalls fünf eine krasse Minderheit dar. Nach wie vor lassen sich die Männer generell eher von Wettkampfformen ansprechen. Das zeigt sich auch in einem weit verzweigten Angebot von Titelkämpfen wie den Altersklassen-Weltmeisterschaften von der Leichtathletik bis zum Schwimmen. Dort können die in die Jahre gekommenen Männer ihren Ehrgeiz im Leistungssport ausleben. Andere nehmen lieber die Angebote von Fitness-Studios wahr, die um die „Best Ager“ werben. Früher stand in den Vereinen des DTB noch die Tradition des Altersturnens im Vordergrund. Da konnten in die Jahre gekommene Männer zeigen, wie gut sie ihren Körper immer noch beherrschten. Erst von den siebziger Jahren an wurde der Akzent stärker auf den Gesundheitsaspekt gesetzt. Das führte zu dem Vormarsch der Frauen, die drei Viertel der fünf Millionen DTB-Mitglieder ausmachen, Seniorensport aber im Seniorenalter oft die Bindung zu den Vereinen verlieren. Doch da scheint sich ein Wandel zu vollziehen. Die Aktivitäten im Frankfurter Vorortverein TV Sindlingen sind aus dem Projekt „Aktiv bis 100“ des Deutschen Turner-Bundes (DTB) hervorgegangen, das im November 2009 gestartet und innerhalb des „Bewegungsnetzwerks 50 plus“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zwei Jahre lang vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wurde. An dem DTB-Projekt, das speziell Menschen über 80 (Auch Jüngere sind willkommen!) aus der Isolation ihrer häuslichen Umgebung herausholen und zu regelmäßiger Bewegung animieren sollte, beteiligten sich unter der Regie eines DTB-Teams vier Frankfurter Vereine (die Bornheimer TG, die TSG Fechenheim, der Frankfurter Turnverein von 1860 und der TV Sindlingen) als Modell für ein Ballungsgebiet und der TV Achern im Schwarzwald als Beispiel für einen ländlichen Von Steffen Haffner Raum. Dank der Finanzmittel konnten die Vereine gezielt für das Projekt werben und für ein halbes Jahr ein kostenloses Schnuppertraining anbieten. Professor Hans Brunnhöfer, zweiter Vorsitzender des TV Sindlingen, berichtet, dass in allen Geschäften, Arztpraxen, Altenklubs Flyer ausgelegt wurden. Der Zulauf überraschte die Organisatoren. Statt wie erwartet fünf, sechs standen plötzlich an die dreißig Interessenten vor der Tür. Der Chemiker und Biologe im Ruhestand verweist darauf, wie wichtig die Zusammenarbeit mit der Caritas, dem Sozialverband VdK und anderen sozialen Einrichtungen war und ist. Sie betreuen ohnehin viele der alten Menschen und empfehlen ihnen den Bewegungskurs. Wie in Sindlingen wird inzwischen auch in anderen Vereinen für den Alltag trainiert, wird das Gleichgewichtsgefühl 43 geschult, die Gefahr von Stürzen vermindert, das Treppensteigen oder das Aufstehen aus dem Bett oder vom Stuhl verbessert. Mit gesteigerter Kraft, Beweglichkeit und neuem Selbstbewusstsein lassen sich die täglichen Anforderungen besser bewältigen. Darüber hinaus vermindert regelmäßige körperliche Aktivität Beschwerden bei Arteriosklerose, Diabetes, Bluthochdruck und anderen Störungen im Herz-Kreislauf-System oder kann ihnen vorbeugen. Und wer erlebt, wie die alten Damen rund um die Übungsstunde lachen und schwätzen, sieht, dass der soziale Kontakt auch ein wenig mehr Freude ins Leben bringt. Erst einmal muss eine große Anfangshürde überwunden werden. Petra Regelin, DTB-Referentin „Angebotsentwicklung für Ältere“ berichtet, wie schwer es sei, ältere Leute zu motivieren. Denn die Generation 80 plus denke bei Sport eher an Leistungssport als an Gesundheitsförderung. „Da spielt dann ein gewisses Schamgefühl mit, sich vor anderen sportlich zu zeigen.“ Die betagten Seniorinnen und Senioren müssten erst überzeugt werden, dass es nicht um Leistung geht. Dann stelle sich das notwendige Vertrauen ein. Nach dem offiziellen Ende des Projekts ist nun Normalität eingekehrt. Drei-, viermal darf „geschnuppert“ werden. Dann müssen sich die Kursteilnehmer entscheiden, ob sie dem TV Sindlingen beitreten oder lieber für einen zehnstündigen Kurs 35 Euro bezahlen wollen. Bisher sind 40 der 45 Senioren Mitglied im TV Sindlingen geworden. Ähnliche Erfahrungen haben auch die anderen vier Vereine des Projekts gemacht, von dem sich insgesamt 150 ältere Menschen angesprochen fühlten. Das Vorzeigemodell zeigt, wie in Broschüren von Sportverbänden propagierte Ideen mit Leben zu erfüllen sind. Als Ziel hat sich der DTB mit dem Projekt „den Aufbau von Netzwerkstrukturen zur Umsetzung von Bewegungsangeboten für Hochaltrige am Wohnort“ gesetzt. Auch wenn das Bürokraten- 44 Deutsch abschreckend und der Begriff „Hochaltrige“ unglücklich wirkt, scheint der Weg, soziale Einrichtungen mit den Sportvereinen zu vernetzen, richtig zu sein. Allein im Frankfurter Netzwerk „Aktiv bis 100“ arbeiten über das Ende des Projekts hinaus 17 Kooperationspartner mit den vier Vereinen zusammen. 2010 wurde dieser Verbund mit dem „Frankfurter Sportpreis“ und mit je 3000 Euro für jeden der vier Vereine ausgezeichnet. Über solche Aktionen hinaus will der DOSB mit seinem „Bewegungsnetzwerk 50 plus“, für das eine Internetplattform aufgebaut wurde, in sechs Teilprojekten Sport und Bewegung für Ältere bundesweit fördern. Antrieb dazu ist der demographische Wandel, der den Sportorganisationen neue gesellschaftspolitische Aufgaben zuweist. Dabei zeigt sich immer mehr, wie Ute Blessing-Kapelke von der DOSB-Abteilung „Fachgebiet der Generationen“ in einem Artikel ausführt, „dass auch bei den Älteren eine enge Vernetzung mit Senioren-, Sozial- und Gesundheits-Organisationen sinnvoll ist, um neue Zielgruppen für den Sport der Älteren zu gewinnen“. Zurzeit haben 21,2 von 81,4 Millionen Deutschen die Marke von 60 Jahren überschritten. Für 2020 wird eine Zunahme der Senioren auf 24,5 und für 2030 auf 28,5 Millionen vorausgesagt. 1950 gab es in Deutschland doppelt so viele Menschen unter 20 wie über 60. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Pyramide umkehren. Zwischen 2000 und 2010 steigerte sich die Zahl der über 60-Jährigen im DOSB mit seinen 95 Mitgliedsorganisationen von 2,5 auf 3,8 Millionen um 52 Prozent (bei den Frauen von 900.000 auf 1,5 Millionen, bei den Männern von 1,6 auf 2,3 Millionen). Allein im DTB nahm der Anteil der über 60-Jährigen zwischen 2001 und 2011 von 645.000 auf 962.000 zu. Von 1990 bis heute stieg die Zahl der DOSBMitglieder im Seniorenalter von 1,3 sogar auf 3,9 Millionen. Darin, dass der größte Zuwachs in der höheren Altersgruppe erfolgt, sehen die Experten einen Ausfluss des gesteigerten Gesundheitsbewusstseins der älteren Generation. Auch hat es im organisierten Sport ein Umdenken gegeben. In den siebziger Jahren wurde in der Turnbewegung und später auch beim DSB und seinen Verbänden erkannt, „dass es nicht mehr nur um die Teilhabe älterer Menschen an einer fertigkeits- und leistungsorientierten Sportartkultur, sondern um eine gesundheitsorientiert ausgerichtete, vielfältige Bewegungskultur der über 60-Jährigen gehen muss“ (Andreas Luh in „SportZeit“ 1/2005). Trotz der Steigerungsraten besteht nach Auffassung des DOSB wenig Grund zur Zufriedenheit. So sei der Organisationsgrad (die Zahl der Mitgliedschaften im Verhältnis zum Bevölkerungsgrad in der Altersstufe über 60) mit 14 Prozent bei den Frauen und 27 Prozent bei den Männern immer noch recht gering. In einer so genannten „Nicht-Beweger-Studie“ wird festgestellt, dass 48 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen über 65 sportlich nicht aktiv sind. Und dass darüber hinaus 28 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen dieser Altersstufe sich praktisch kaum körperlich bewegten. Damit bleibt ein umfangreiches Reservoir an Maßnahmen, die der Gesundheit förderlich sind, in der stattlichen Gruppe der Bewegungsmuffel ungenutzt. Doch es tut sich eine Menge im Lande der Senioren. Der DOSB will mit Projekten wie „Richtig fit ab 50“ und „Bewegungsangebote 70 plus“ die Älteren auf Trab bringen. Eine Vielzahl von Initiativen und Aktivitäten der Turn- und Sportvereine sorgt für neue Mobilität. Auf diese Weise sollen verschiedene Altersgruppen zugleich Generationen übergreifend in den Vereinen zusammen-geführt werden. Eine Vielzahl von SeniorensportVereinen, die sich an dem schon 1968 gegründeten Mönchengladbacher Verein „Sport für betagte Bürger“ orientieren, bemühen sich dagegen, alte Menschen mit vielseitigen Angebotsformen über den Sport hinaus zurück in die Gemeinschaft zu führen. Der Landessportbund Hessen führt mit Hilfe von 34 eigens ausgebildeten Bewegungsstarthelfern über 50-Jährige wieder an Sport und Bewegung heran. Dies wird in Projekten des LSB Niedersachsen und Thüringen mit dem Aufbau von zwanzig kommunalen Netzwerken zwischen Sportvereinen, Kreissportbünden, Kommunen sowie unterschiedlichen Senioren-, Sozial- und Gesundheitseinrichtungen angestrebt. Bewegungsparcours schießen aus dem Boden, oft, wie in Darmstadt, wo schon zwei existieren und ein dritter entsteht, von Sportvereinen, Kommunen, Landessportbünden oder dem GesundeStädte-Netzwerk getragen und von Sportwissenschaftlern begleitet. Den Impuls für das Netzwerk der südhessischen Stadt gab der „Seniorenspielplatz“ im nahen Odenwald-Städtchen GroßBieberau, der mit Spielund Fitnessgeräten bestückt ist und täglich von 20 bis 50 Übungswilligen genutzt wird. Die gewaltige Aufgabe, die mit dem demographischen Wandel auf die Gesellschaft zukommt, kann nur von der Politik, den sozialen Einrichtungen und dem Sport gemeinsam bewältigt werden. Dabei sollte dem Seniorensport der Verbände und Vereine auch in der finanziellen Ausstattung eine wichtigere Rolle zugedacht werden. „ Sport im Alter ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man auf, dann treibt man wieder zurück“, wie ein aktiver Senior feststellte. Das Ziel aller Anstrengungen liegt auf der Hand: ein großer ökonomischer Nutzen und ein freudvolleres, menschlicheres Leben zwischen 60 und 100. 45 M ensch, Papa, Du musst Dich schneller bewegen“, kommentiert der Kindermund beim „Family-Fun„ Turnier“ der Badmintonabteilung im Turnverein 1908 Kall, Dortmund. Aufmunternde Vergleiche der Geschlechter und Generationen sind durchaus in Ordnung. Als der Verein für Leibesübungen Nürnberg zusammen mit anderen Institutionen einen Familien-Sportabzeichentag durchführte, sagte Sport-Bürgermeister Horst Förther und selbst aktiv, es seien Erlebnisse besonderer Art, wenn die Kinder mit den Eltern oder die Großväter und -mütter mit den Enkeln wetteifern könnten. Im Familiensportpark des Idarer Turnvereins 1873 spielen Familien Fußball, Handball oder Boule: gemeinsam oder in spontan gebildeten Gruppen. Einzelne Familienmitglieder treiben Sport für sich allein. Alle sind beschäftigt und haben ihren Spaß. 30.000 qm umfasst das Gelände des DJK-Turnund Sportvereins 1955 Stenern, Bocholt. Es ist um ein Drittel größer als die alte Anlage, hat ein neues Vereinsheim, einen Rasenplatz und drei Tennisplätze. „Wir sind ortsnah und familienfreundlich“, hob Dr. Thomas Paus, der 1. Vorsitzende, bei der Eröffnung hervor. So sind Sport und Spiel für die ganze Familie auf einem guten und gangbaren Weg: kontinuierlich und mit Augenmaß, den Möglichkeiten entsprechend oder auch mutig, im Rückblick auf gewachsene Strukturen oder in der Vorausschau auf erkennbare neue Herausforderungen. Vereinsvorstände und Sportausschüsse mit Weitblick machen Angebote im Familienverbund und für einzelne Interessierte, sportartspezifisch und sportartübergreifend. „Bei uns können Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer ihre persönliche Sportart ausüben – allein, zu zweit oder mit der ganzen Familie“, wirbt der Fußballclub Irfersdorf 1913, Beilngries, im Internet. Fußball für alle Altersklassen gehört dazu, dann aber auch Fit ab 50, Volleyball und Tanzen. Das „Turnen für Muter und Kind“ als traditionelles Angebot der Vereine und Abteilungen im Deutschen Turner-Bund (DTB) bezeichnet weitestgehend die Ausgangslage. Es wurde im Laufe vieler Jahre inhaltlich ergänzt, familiengerecht erweitert und in vielen Sportorganisationen eingeführt. Diese positive Entwicklung hält an. Denn sportliche Einsichten und gesellschaftspolitischer Handlungsbedarf gehen immer wieder tragfähige und dauerhafte Verbindungen ein. Der Saarländische Sportverein Heiligenwald stellt neben dem Balancieren, Hüpfen und Klettern für Ein- bis Vierjährige auch das „partnerschaftliche Miteinander zwischen Kind und Erwachsenem“ heraus. Beim Eltern-Kind-Turnen „reißt der Ansturm nicht ab“, berichtet der Turn- und Sportverein Neuenwalde v. 1912 im „TURNER-Brief“, der Vereinszeitschrift. Das „WOCHENBLATT Ludwigshafen“ informiert über die „Vielfalt beim Eisenbahner-Sportverein (ESV)“ Ludwigshafen und hebt ausdrücklich das Eltern-Kind-Turnen als regel- 46 Die Familie - Ein mäßiges Kursangebot und das zum zweiten Mal stattfindende Familien-Sportfest hervor. Als Institution hat sich bereits die Familienwanderfahrt der Heilbronner Rudergesellschaft „Schwaben“ durchgesetzt. Die Liga für freie Lebensgestaltung Kiel, ein Verein des Deutschen Verbandes für Freikörperkultur (DFK), hat das 3. „FamilienKlubb-Turnier“ des Landesverbandes Schleswig-Holstein organisiert. Diese Veranstaltung wird bei schnell steigender Akzeptanz jedes Jahr an einen anderen Ausrichter vergeben. Mit einer Neuheit wartete die 2012 ebenfalls erst zum 3. Mal ausgeschriebene „Tour der Generationen“ als „Familien-RadSternfahrt“ der Sportvereinigung Ahorn 1910 auf. Denn zum ersten Mal konnten auch Aktive mit einem Handicap teilnehmen. Der Sportverein Suhl hat eine feste wöchentliche, vom Wetter unabhängige, Hallenzeit für Familiensport und bezieht auch Großeltern, Tanten und Onkel bewusst in seine Informationen mit ein. Der Jenaer Rad Verein betreut Radsportbegeisterte zwischen 7 und 77 Jahren. Auf seiner Homepage schreibt er Familiensportfeste und Familien-Radwanderungen aus. Weil Geselligkeit einen hohen Stellenwert hat, werden auch dafür Treffs terminiert. „Alle Mitglieder, aber auch Verwandte, starkes Team im Sportverein Bekannte und Freunde sind dazu eingeladen“. Dr. Winfried Benner, der ehemalige langjährige Vorsitzende des DJKTurnvereins Hammelburg 1892, hat zum 59. Mal die Bedingungen für das Deutsche Sportabzeichen in Gold erfüllt. „Mr. Sportabzeichen“ wird der 77-Jährige liebevoll genannt, auch von seinen fünf Enkeln, die alle bereits mehrfach das Jugendsportabzeichen erworben haben. Wenn alle Generationen mit altersentsprechenden Angeboten sportlich aktiv sein können, ist das bereits ein sehr gutes Beispiel für das Sporttreiben mit der ganzen Familie. Vorrang hat das Vorhandene an Sport und Geselligkeit. Daraus lässt sich mit der Zeit entwickeln, was Mitglieder oder Interessierte wünschen und Mitarbeiter in Führung, Sportpraxis und Verwaltung leisten können. Wer dabei den Familienverbund immer im Sinn hat, liegt sowieso richtig mit Ergänzung und Ausweitung. Wettkämpfe haben in dieser Gemengelage immer ihren Reiz. Zu Pfingsten richtet der Hardter Tennisverein, Dorsten, ein Eltern-Kind-Turnier aus. Die weibliche B-Jugend in der Turnund Sportgemeinde 1861 Giengen/Brenz spielt 3 x 20 Minuten gegen ihre handballerfahrenen Mütter und Tanten. 14 Freizeitteams, meistens zunächst zuschauende Eltern, haben sich schon im Uhlenhorster Hockey-Club, Hamburg, gebildet. Beim 9. Familienturnier im Tischtennis des Haaner Turnvereins 1863 waren 14 Mannschaften am Start, wobei die aktiven Jugendlichen immer mit einem Familienangehörigen zusammen spielen. „Familien raufen“ heißt das Angebot im Sarkwitzer Sportverein und im Sereetzer Sportverein. In 28 Vereinen des Landessportverbandes Schleswig-Holstein (LSV) vermitteln Aikido, Judo, Ju-Jutsu oder Jiu-Jitsu neue Erfahrungen und gemeinsame Erlebnisse. Vor allem die Printmedien berichten engagiert, Familienbildungsstätten und lokale Bündnisse für Familien sind interessiert. Die LSV-Initiative ist Teil des Modellprojekts „Sport bewegt Familien – Familien bewegen den Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Es wird vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert und hat das ehrgeizige Ziel, die Familienfreundlichkeit in 91.000 Sportvereinen weiter auszubauen. Das Familienzentrum Kindergarten Dewitzstraße, Lemgo, und der Turnverein Lemgo von 1863 bringen Erzieherinnen, Eltern und Sportbegeisterte in einem Fit-Mix-Kurs zusammen. Beide Organisationen sind Anlauf- und Anmeldestellen. Der Turnverein Cannstatt 1846 und das Stuttgarter Gesundheitsamt, dazu die Eltern sowie die Cateringfirma für die Sportkindertagesstätte haben ein schlüssiges Konzept entwickelt, mit dem Sport, Bewegung, Gesundheit und Ernährung als Einheit in Von Karl Hoffmann die Tat umgesetzt werden. Drei Kleinvereine aus der Uckermark beteiligen sich am Projekt „Die Familie – ein starkes Team im Sportverein“ des Landessportbundes Brandenburg. Der Eishockeyverein Flemsdorfer Haie, die Sportgemeinschaft Crussow und der Sportverein Rot-Weiß Carmzow tauschen ihre Erfahrungen aus, erkennen Synergieeffekte in kreativer Kooperation und empfehlen sich für ein aktives Familienleben, die Werbung für engagierte Mitarbeit eingeschlossen. Die Sportvereine sind darauf angewiesen, dass Familien oder einzelne Mitglieder uneigennützig Fähigkeiten und Finanzen gemeinschaftsdienlich einsetzen. Der Turnverein 1846 Bretten führt seine beständigen Erfolge im Gerätturnen der Schülerinnen und weiblichen Jugendlichen nicht nur auf das Engagement des Trainerteams und die Kompetenz von sechs Kampfrichterinnen zurück. Gedankt wird vor allem im „Turner Echo“, der Vereinszeitschrift, „den vielen Eltern, die sich mit ihren PKW`s als Fahrer zur Verfügung stellen“. Der SchwimmClub Phönix von 1988 Heide (SC) hat einen Elternbrief veröffentlicht. Auch hier werden die helfenden Mütter und Väter zunächst als gute Beispiele aufgeführt und die noch Unentschlossenen im Interesse ihrer Kinder gezielt angesprochen. Wenn Eltern sogar zu Einsätzen im Kampfrichterwesen bereit sind, übernimmt der SC die Kosten für die theoretische Ausbildung. Die Sportvereine setzen außerdem finanz- und gesellschaftspolitisch bedeutsame Zeichen, indem sie Familienbeiträge berechnen. Dafür sind immer Beschlüsse der Mitgliederversammlungen als oberste Vereinsorgane erforderlich. Sie werden meistens einstimmig, mindestens aber mit überwältigender Mehrheit gefasst und sind seit Jahrzehnten unverzichtbarer Teil sozialer Staffelungen. Ergänzende Regelungen kommen dazu. Die Sportvereinigung Sterkrade-Nord 1920/25, Oberhausen, oder der Sportverein „Grün-Weiß“ Vallstedt von 1897, Vechelde, erstatten Beiträge für das minderjährige Kind nach den Bestimmungen des Sozialleistungsträgers, wenn der Erziehungsberechtigte Grundsicherungsleistungen nach dem Sozialgesetzbuch II bzw. Kinderzuschlag oder Wohngeld erhält. Das ShotokanKarate Dojo Bad Salzuflen schreibt sportspezifische Lehrgänge mit abschließender Prüfung aus. Wenn drei Familienmitglieder teilnehmen, zahlen nur zwei. Zur „Familienzeit in Gruppen“ motiviert der Turn- und Sportverein Berlin-Wittenau 1896: Kinder, Geschwister, erwachsene Bezugspersonen jeden Alters. Ergänzend zum Spielen und Sporttreiben in aller Vielfalt wird Vertrauen aufgebaut und gestärkt im gegenseitigen Nehmen und Geben: „Du bist da. Du fängst mich auf“. So beeinflussen neue Erfahrungen und gemeinsame Erlebnisse im Denken und Handeln die Entwicklung zu noch mehr familienfreundlichem Sport. 47 in Vormittag im Mai. Der Pförtner am Eingang zum Münchner Olympiapark empfängt leicht genervt. Kaum Platz heute auf den Parkplätzen, die Allianz ist im Haus. Handwerker eilen behänden Schritts in die große Olympiahalle. Vorbereitungen für die Aktionärsversammlung des Versicherungsriesen. Stress auch in der Chefetage der Parkverwalter. Das Olympiastadion kann dem Andrang zum Public Viewing aus Anlass des bevorstehenden Champions League-Finales mit den Bayern in der Fröttmaninger Arena nicht mehr standhalten. 65.000 Karten: Im Nu vergriffen, die Olympiapark Gesellschaft (OMG) muss anbauen: Auf der Theresienwiese, wo für gewöhnlich erst im Herbst der Wahnsinn tobt. Die Ruhe selbst an diesem Tag sind offenbar nur die Gartenpfleger des Ensembles. Auf Golfplatzniveau trimmen sie die hügeligen Rasenflächen, sie wissen, was sie dem Ruf des Parks schuldig sind. Akkurate Pflege steht hier täglich auf der Agenda. E Stolz nennt Ralph Huber, seit 2007 im Olympiapark und nun sein erst dritter Chef (nach Werner Göhner und Wilfrid Spronk), kaum glaubliche Zahlen: acht Millionen Menschen von der Lebensart, wie Vogel sie sich vorstellt, besuchen jährlich den Park, plus vier Millionen, die ein Ticket kaufen für die diversen Veranstaltungen der Parkgesellschaft. Nur die Altstadt Münchens rund ums Hofbräuhaus könne noch bessere Zahlen bieten, ergänzt Hubers Stellvertreter Arno Hartung, ein Urgestein des Parks. Was die Menschen anlockt? „Die Architektur, ihre Silhouette, weil er ein Wahrzeichen ist“, sagt Huber. Seine zentrale Lage, seine Unversehrtheit, sollte man ergänzen. Was für ein Kontrast zu den leblos erscheinenden Anlagen anderer Olympiastädte. Selbst im Pekinger Park der Spiele von 2008 wurde „Unkraut auf der Tribüne“ (Spiegel) gesichtet. „Schlimm ist Athen“, weiß Hartung, „nur Barcelona kommt in etwa an uns ran.“ Das gleißende Sonnenlicht des Frühjahrstags taucht die Anlage in sanfte, irgendwie geheimnisvolle Farben. München leuchtet - mal wieder. Die Gedanken des Besuchers wenden sich augenblicklich rückwärts: In die Zeit vor 40 Jahren, als der Park aufging in der unaufdringlichen pastellfarbenen Komposition des Otl (eigentlich Otto) Aicher - geniale Erwiderung des Ulmer Gestaltungsbeauftragten der Olympischen Spiele 1972 auf das beklemmende NS-Blutrot von Olympia 1936 in Berlin. Folglich durchaus mit berechtigtem Selbstbewusstsein dürfen die Stadt und ihre „Tochter“ OMG im Sommer jubilieren. Ein Festival ist in Planung für den 26. August – das ist der Tag, der in München in goldenem Rahmen steht: strahlend schöner Eröffnungstag der Spiele vor 40 Jahren. Im dann vorwiegend sportiven Treiben wird es kaum ein Verschnaufen geben, keine Zeit bleiben für nachdenkliche Töne. Dabei sind die längst angestimmt. Im Maienlichte glänzt oft nur die Oberfläche, indes mit Röntgenaugen auf sie zu blicken, legt Brüchigkeit darunter bloß. Trotz aller kosmetischen Pflege ist der Park, der in den 1960er-Jahren nicht für ein halbes Jahrhundert geplant war, aber ein Muster für Nachhaltigkeit geworden ist, in die Jahre gekommen. Beton beginnt zu bröseln, unter der Last des Alters ächzt Betriebstechnik. Modernität sieht anders aus. Es war Aicher gewesen, der weiland Willi Daumes Mahnung, das Vertrauen nicht zu enttäuschen, das die Welt den Deutschen zwei Jahrzehnte nach Kriegsende mit der Vergabe der Spiele nach München entgegenbrachte, früh umgedeutet hatte in die Vorstellungen des Gestalters. „Nimmt es uns die Welt ab, wenn wir darauf hinweisen, dass das Deutschland von heute ein anderes ist als das Deutschland von damals“, fragte er und fuhr fort: „Vertrauen gewinnt man nicht durch Worte, sondern durch sichtbare Bezeugungen und gewonnene Sympathien. Es kommt weniger drauf an, zu erklären, dass es ein anderes Deutschland gibt, als es zu zeigen.“ Jedermann überzeugender Beleg des Aicherschen Vortrags aus den Sechziger Jahren: Der Olympiapark, das einzigartige Erbe der Münchner Spiele. Seine scheinbare Unverbrauchtheit am sonnigen Maitag anno 2012 verführt zum Träumen. Wie sie heute wohl empfinden würden, die ehemaligen Olympiaplaner, Initiator Willi Daume, Stadionarchitekt Günther Behnisch, Gartengestalter Günther Grzimek, Parkverwalter Werner Göhner und eben Otl Aicher, alle nicht mehr von dieser Welt? Der neben Behnischs Partner Fritz Auer einzig noch lebende Entscheider von damals, Münchens Alt-OB Jochen Vogel, hat dieser Tage versucht, sich vorzustellen, „wie ungeheuer zufrieden sie wohl wären, wenn sie heute, an einem sonnigen Nachmittag durch den Olympiapark schlendern, und es darin vor lauter Touristen und Einheimischen nur so wimmelt. Menschen, die spazieren gehen, joggen, auf Bänken sitzen, sich unterhalten und in Frieden mit sich und ihrer Umgebung entspannen – genau so, wie sie es sich gewünscht hatten“. 48 Gewaltige Millionensummen sind aufzubringen, um das Schmuckstück aufzupolieren. Ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag ist bereits investiert, die Renovierungskosten für das berühmte gläserne Zeltdach, für dessen Entwurf einst die Strumpfhose der Frau von Architekt Auer herhalten musste, werden hoch in die 80 Millionen gehen. Vielschichtig ist das Gewirr der Stimmen: Wie nur kann die Stadt den notwendigen Relaunch stemmen im Angesicht anderer gleichbedeutender städtischer Investitionsmaßnahmen? Ein Runder Tisch mit allen Parteien und zuständigen Gremien soll Klarheit schaffen. Das Stichwort für die Runde heißt: Zukunftssicherung des neben dem Hofbräuhaus weltweit bekanntesten Wahrzeichens von München. Ralph Huber hofft, dass Nägel mit Köpfen gemacht werden, „weil alle Entscheider am Tisch sitzen“. Für Huber und seine Leute geht es nicht nur um Renovierung, sondern immer auch um die Balance zwischen Bewahrung des Ursprünglichen und Anpassung an die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts. Ein Museum soll er nicht sein, der Park, „Schuhschachteln wollen wir aber auch nicht reinstellen und das Grün nicht versiegeln“ (Huber). Der OMG-Chef hat sich sagen lassen, was einst Gartenbauer Grzimek angemahnt hat: „Der Park ist eine Gebrauchslandschaft, und die muss Veränderung Erklärungen seitens des Sports zur Frage Sommeroder Winterolympia in Deutschland. „Das Interesse am Wintersport ist inzwischen höher“, will Ralph Huber herausgefunden haben, unter anderem der Sportleridole wegen, die er mehrheitlich in Schnee und Eis verortet. Ein Muster für Nachhaltigkeit: Gleichgewicht halten ist eine Übung, die nicht nur der Ästhetik des Parks bekommt. Auch dem Unterhaltungsangebot der Anlage muss sie Gelenkigkeit verschaffen und, speziell den Sport betreffend, der altersbedingten Geschmacksveränderung der Konsumenten Rechnung tragen. Es gilt, Ausblick halten nach neuen Zielgruppen. Mit Traditionswettbewerben tun sie sich zunehmend schwer in München, was die OMG aber nicht davon abhält, Bewerbungen um internationale Meisterschaften olympischer Topdisziplinen ins Auge zu fassen; oder das Olympiastadion doch noch mal wieder herzurichten für den Fußball, wie im Mai das Champions League-Finale der Frauen. Auch die gerade beendeten Special Olympics passten bestens in die Traditionslinie. „Die Vergangenheit nicht negieren“, sagt Huber, „der Übergang muss fließend sein“: in Richtung der Events, die die Jugend anlocken, die Klientel der Zukunft. 40 Jahre Olympiapark München Von Michael Gernandt unterworfen sein.“ Arno Hartung definiert die Problematik formelhaft: „Das Erbe bewahren, davon leben wir.“ Das Handicap der Parkwächter könnte im niedrigen einstelligen Bereich liegen, hätte es nicht zwei existenzielle Zäsuren gegeben: 2005 den Auszug des Dukatenesels FC Bayern aus dem Olympiastadion und 2011 Münchens deftige Niederlage bei der IOC-Wahl für Winterolympia 2018. Der ökonomische und mediale Verlust durch den Umzug der Fußballer nach Fröttmaning: nicht zu kompensieren. Es sei aber „falsch, dem jetzt noch nachzutrauern“ (Hartung). Und, ja doch, mit dem dann zusätzlich von Bund und Land für Olympia 2018 bereitgestellten Geld wäre die Nachrüstung des Parks „zu hundert Prozent leichter geworden“ (Huber). Logisch deshalb, dass die OMG an eine zweite Bewerbung denkt, zumal sie „einen Spalt beim DOSB“ entdeckt haben wollen, wie immer der aussehen mag. Gleichwohl sind sie irritiert über missverständliche So war denn der Jubel im Bungalow am Brauchle-Ring nicht zu überhören, als die OMG jetzt den Zuschlag erhielt für die Sommer-X-Games der Jahre 2013 bis 2015, das cool-flockige Spektakel des US-Sportsenders ESPN für Extremsportarten. Risikofaktoren und Gänsehautgefühl all inclusive. Für die OMG ist die Errungenschaft aus Übersee wie neuer Wein in alten Schläuchen. Also, ein Prosit auf die Zukunft. Willkommene Begleiterscheinung: erstmals wird es wieder bunte Bewegbilder aus dem Olympiapark für die ganze Welt geben. Muss dann nur noch die Sonne scheinen wie einst im Mai. 49 Ines Geipel und Hansjörg Kofink – Weggefährten im Anti-Doping-Kampf Von Ewald Walker aus Ost und West Ihr Hintergrund kann unterschiedlicher nicht sein. Ex-Sprinterin Ines Geipel wurde als staatlich anerkanntes Opfer des DDR-Zwangsdopings zur personifizierten Widerstandskämpferin gegen Doping und für ihre „große Liebe zur Wahrheit“ von Joachim Gauck, dem heutigen Bundespräsidenten, mit dem Ethikpreis der DJK geehrt. Der ehemalige Kugelstoß-Bundestrainer Hansjörg Kofink leitete 1972 seinen Anti-Doping-Kampf mit einem „Brandbrief“ vor den Olympischen Spielen an das NOK für Deutschland und den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ein. Porträts zweier Weggefährten im Anti-Doping-Kampf aus Ost und West. E s ist wichtig, dass wir Ines Geipel haben.“ Dieses Wort stammt aus berufenem Mund. Joachim Gauck, damals noch nicht Bundespräsident, würdigte die ehemalige „ DDR-Sprinterin, Anti-Doping-Kämpferin und Schriftstellerin in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Ethik-Preises Von der Sprinterin zur Schriftstellerin des katholischen Sportverbandes Deutsche Jugend-Kraft (DJK) 2011 an Geipel und deren Art, sich einzumischen. Dieser Weg durch den manipulierten Sport, („Ich kam aus der Mitte der Diktatur“) in die Freiheit war beschwerlich und mit heftigen körperlichen Beschwerden verbunden. Es war der klassische Weg junger DDR-Sportler: von der Spartakiade mit den betrügerischen Methoden des Zwangsdopings über die Kunststoffbahnen der DDR, in Rom, Paris oder Mexiko bis hin zu einem (Staffel-)Weltrekord. Laufen war für Ines Geipel eine zeitlang Lebensinhalt. „Mit Laufen habe ich überlebt“, sagt die heute 51-Jährige. Aus kindlichem Laufen als „Naturkind“ wurde das schnelle Laufen. Mit Sprinten konnte die blonde Athletin über die kleine Welt der DDR hinausschauen. „Mit Leistung konntest du die Welt sehen“, lautet ihr ambivalentes Fazit, denn es gab schmerzliche Risse in der Sprintkarriere der gebürtigen Dresdnerin. 11,21 Sekunden war ihre Bestzeit über 50 100 Meter – auch heute noch eine Weltklassezeit. Sie wurde Startläuferin der 4x100 Meter-Staffel des SC Motor Jena, die 1984 mit Bärbel Wöckel, Ingrid Auerswald und Marlies Göhr mit 42,20 Sekunden einen bis heute nicht erreichten Weltrekord für Vereinsstaffeln aufstellte. Mit dieser Zeit hätten sie noch bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Goldmedaille geholt. „Wir haben diesen Rekord einfach so aus laissez-faire erzielt“, erinnert sich Geipel an die Zeit, in der durch den Olympiaboykott des Ostens 1984 in Los Angeles die Luft eigentlich raus war, die Staffelläuferinnen liefen ohne Druck. „Ich habe den Staffelstab Bärbel Wöckel, die ja so unheimlich schnell war, quasi hinterhergeworfen“, sagt Geipel. Es war eine symbolische Handlung, denn Geipels Laufbahn war danach bald zu Ende. Weil der Rekord für Ines Geipel das Produkt staatlichen Dopings und damit Betrug und Körperverletzung zugleich ein krimineller Akt war, ließ sie sich 2005 aus der Rekordliste streichen. Die drei Staffelkolleginnen sind bis heute nicht gut zu sprechen auf die Außenseiterin Geipel. Ihr späteres Engagement im Anti-Dopingkampf brachte ihr Beschimpfungen und körperliche Attacken ein. Mit 14 war sie aus dem Elternhaus geflogen und landete im Internat, mit 17 kam sie in den Sportclub in Jena. Heute spricht sie von der „Tragik des Talents in der Diktatur“. Ihre Start-Situation - „Der musische, aber haltlose Vater, der in seiner Agententätigkeit aufgeht, die ohnmächtige Mutter, Tochter eines NS-Funktionärs, die sich in der Kälte einrichtet“ - schildert sie als Schriftstellerin später in ihrem zweiten Roman „Heimspiel“. Mit der Aufnahme in den SC Motor Jena wurde sie unmittelbar ins medizinische Programm der „unterstützenden Mittel“ aufgenommen, ins konspirative Zwangsdopingsystem der DDR, seit 1974 etabliert. Die blauen Pillen (Oral-Turinabol) waren in ihm der Basis-Stoff. „Jedes Kind weiß, dass es Tabletten nimmt. Aber kein DDR-Athlet erhielt die nötige Information, was Nach- und Nebenwirkungen dieser Tabletten war", sagt Geipel. Die gesundheitlichen Wirkungen waren auch für sie fatal. Im Rückblick fühlte sich Geipel wie ein hochgezüchtetes Pferd. „Start: die Klappe geht auf, ich bin losgerannt“, das war Sprint für die Blondine. Die Liebe zum späteren Geher- Olympiasieger Ernesto Canto 1983 im Mexiko-Trainingslager und ihre Fluchtgedanken rückten Geipel in die Stasi-Observation. Das Ende ihrer leistungssportlichen Karriere verlief 1985 dramatisch. Wie sie später aus ihrer Stasi-Akte erfuhr, wurde Geipel lückenlos ausspioniert. „Lehrer, Vater, Trainer, Mit-Athleten, Nachbarn – mein ganzes Jenaer Umfeld hatte mich im Visier“, lautete Geipels schockierende Erkenntnis. Man wollte die unliebsame Sprinterin "strategisch vernichten", wie es im Stasi-Jargon hieß, das bedeutete: aus dem Sport haben. Bei einer Unterleibsoperation wurden ihr deshalb innere Organe bewusst verletzt. Doch das nicht genug: Immer wieder kam es zu Tribunalen, bei denen sie sich gegen ihre oppositionellen Freunde zu entscheiden hatte. Als sie sich vor Sportfunktionären klar und deutlich für die Freunde aussprach, waren die Messen gesungen: Im Sommer 1985 hatte sie binnen zehn Minuten das Vereinsgelände in Jena zu verlassen. Dieser Rausschmiss wurde ihr Aufbruch. Sie studierte Germanistik in Jena und floh 1989 zu Fuß über Ungarn in den Westen. „Die Erfahrungen im Sport halfen mir, aus dem System wegzulaufen.“ In Darmstadt studierte sie Philosophie und Soziologie und begann, nach einer eigenen Sprache zu suchen für ihre in der DDR geprägte. "Diese Zeit nach 1989. Sie war so faszinierend wie unbedingt nötig, weil so klärend", sagt sie. Der Heidelberger DopingExperte Professor Werner Franke motivierte Geipel, sich im Berliner Doping-Prozess 2000 gegen ehemalige DDR-Sportführer als Nebenklägerin aufzustellen. „Ines Geipel war eine der wichtigsten Stimmen im Anti-Doping-Prozess“, bewertet Franke ihr Engagement aus heutiger Sicht. Sie leistete ihren Beitrag für die Verurteilung der DDR-Doping-Verantwortlichen und auch dafür, dass knapp 200 weitere Geschädigte als staatlich anerkannte Dopingopfer eine Entschädigung erhielten. „Ines Geipel ist der personifizierte Widerstand gegen Doping“, beschreibt der Rottenburger Hansjörg Kofink, noch heute die Rolle seiner Mitstreiterin im Anti-Doping-Kampf. Die Geschichte der jungen Sprinterin, eingebunden ins DDRStaatsdoping, hat Geipel durch ihren Weg und ihre Haltung längst hinter sich gelassen. Dafür hat sie sich als eine der ganz wenigen Sportler als Schriftstellerin etabliert. Sie mischt sich ein, nicht nur im Sport. „Wer will nicht ein Sternchen sein in dieser Gesellschaft“, kommentiert die inzwischen als Professorin für Verskunst an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst tätige Intellektuelle die Streichung ihres Namens in der Liste der DLV-Rekorde und den Ersatz durch ein Sternchen ironisch. Für das Verhalten ihrer ehemaligen Staffelkolleginnen hat Geipel nur wenig Verständnis. „Psychologisch kann ich das noch nachvollziehen, aber bitte: Wir sind doch keine Jungpioniere mehr. Wann soll er denn kommen, der Abschied vom DDR-Zwangsdoping? Man muss sich doch irgendwann mal emanzipieren, sonst gibt man sich doch lebenslänglich“, sagt sie. Unterstützung erhielt sie dafür auch von Joachim Gauck. „Sie sonnen sich im Stolz einmal errungener Siege – egal wie diese Siege zustande kamen“, sagte Gauck in seiner Laudatio bei der DJK-Ethik-Preisverleihung. „Wir sind mit Ines Geipel traurig über die Top-Athleten der DDR, die nicht aufwachen wollen“, so Gauck weiter. Längst hat sie als Schriftstellerin mit inzwischen 15 Buchveröffentlichungen ihre persönliche Geschichte, aber auch die in Ost und West ein Stück aufgearbeitet. In „No Limit“ geht es um die gut „trainierte“ Chemie-Kultur im Sport wie in der Gesellschaft. Im „Seelenriss“ fragt sie nach den Folgen unserer Effizienz-Gesellschaft und erzählt in biografischen Vignetten Depressions-Schicksale wie das des Fußballtorwarts Robert Enke. Mit ihrem im März 2012 erschienenen Buch „Der Amok Komplex oder die Schule des Tötens“ zeigt sie Hintergründe jugendlicher Gewalt, konkret von fünf aktuellen Amokläufen, auf. Ines Geipel hat selber Seelenrisse erfahren. Man merkt es ihren Büchern an. Sie glaubt an "die Konstruktive des Schmerzes, eben daran, dass man auf Brüche, Risse, Knoten zugehen muss, um sie aufzulösen. Abhauen und Beschweigen, das kann keine Lösung sein." W ie wird man eigentlich Anti-Doping-Kämpfer? Hansjörg Kofinks Weg in die dunklen Kanäle des Sports begann unmittelbar vor Beginn der Olympischen Spiele 1972 in München. Weil drei seiner Kugelstoßerinnen, darunter auch seine Frau Sigrun Kofink, trotz erfüllter Mahner und Kämpfer für sauberen Sport Olympianorm nicht für die Spiele im eigenen Land nominiert wurden - es war die einzige Disziplin, die wegen „mangelnder Leistungsstärke“ gegenüber den mit Anabolika gedopten Ostblock-Athletinnen unbesetzt blieb – trat Kofink von seinem Posten als Bundestrainer zurück und kämpft seitdem gegen das Damoklesschwert des Sports. 51 „Ohne Dopingmittel sind die plötzlichen Leistungssteigerungen von bis zu drei Metern nicht möglich“, schrieb Kofink am 5. August 1972, drei Wochen vor Beginn der Spiele in einem „Brandbrief“ an den DLV und das NOK. „Müssen unsere Athletinnen verbotener Weise Anabolika zu sich nehmen, um die Leistungen zu erreichen, an denen sie gemessen werden?“, wollte er wissen. Doch Kofink bekam keine Antworten und lernte vielmehr ein bis heute verbreitetes Prinzip kennen: Wegsehen und Weghören. Die Körper der Kugelstoßerinnen und deren Leistungen explodierten, Kofink quittierte die Entwicklung mit dem besagten Rücktritt. Seine Nachfolger hatten offensichtlich keine Probleme, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Seit vier Jahrzehnten ist der inzwischen 75-jährige Kofink Kämpfer gegen Doping und Mahner für einen sauberen Sport und hat sich große Anerkennung verschafft. „Hansjörg Kofink ist ein zutiefst humaner Mensch“, charakterisiert der Heidelberger Doping-Experte Werner Franke seinen Mitstreiter und bringt dessen Botschaften auf den Punkt: „Man virilisiert keine Frauen mit Doping“. Frankes Ehefrau Brigitte Berendonk, die Anfang der siebziger Jahre als Diskuswerferin Kofinks DLV-Kader angehörte, spricht vom „Blick zurück im Zorn, weil wir in einem Verband waren, der nichts unternommen hat um aufzudecken und zu ahnden“. Über den Anti-Dopingkampf hinaus lieferte der Gymnasialprofessor Kofink Anfang der neunziger Jahre Anstöße in der Diskussion um die Wiedervereinigung des Sports in Ost und West. “Kofink hat sich vehement gegen die Verherrlichung und Wiederbelebung des Geistes der Kinder- und Jugendsportschulen gewehrt“, sagt Gerhard Treutlein, der in Heidelberg das Zentrum für Dopingprävention gegründet hat. „Dank Hansjörg Kofink ist Baden-Württemberg ein Ort des Widerstands gegen Doping geworden“, betont die ehemalige DDR-Sprinterin Ines Geipel. Mit Kofink habe sie „eine tiefe Verbindung im Bestreben nach Freisein im Sport“, aus der eine sächsisch-schwäbische Anti-Doping-Liaison geworden sei, so die Professorin und Schriftstellerin. „Hansjörg Kofink ist für mich eine Art Ersatzvater geworden, eine Leitfigur im Kampf gegen Doping“, unterstreicht die 51-Jährige Kofinks Stellenwert. Dieser rühre auch daher, „dass wir in der DDR Niemanden hatten, der wie Kofink für die Freiheit des Sports eingetreten ist“. Kofinks Einsatz für einen sauberen Sport wäre nicht denkbar ohne sein pädagogi- 52 sches Wirken. Über 30 Jahre hat er als Präsident im Deutschen Sportlehrerverband die Geschicke des Schulsports in der Bundesrepublik und auf europäischer Ebene gelenkt. Von den Olympischen Spielen 1972 hatte sich Kofink „Schubkraft für den Schulsport und den freien Sport erhofft“. Heute zieht er einen klaren Strich zwischen dem Schul- und dem Leistungssport und fordert, „dass junge Menschen, die in den Profisport wollen, gefestigt sein müssen“. Armin Emrich, langjähriger Handball-Bundestrainer bei den Männern und Frauen, hat Kofink als besonderen Kollegen in der Lehrerbildung erlebt. „Er ist für mich die Verkörperung von Fachkompetenz und Leidenschaft für das Berufsbild des Trainers und Sportlehrers, der sich bewusst mit den Gefahren des Leistungssports auseinandergesetzt hat“, sagt der frühere Bundesliga-Spieler bei Frischauf Göppingen und TuS Hofweiher. Die Auszeichnung mit der Heidi-Krieger-Medaille für engagiertes und mutiges Auftreten gegen Doping im Umfeld der Leichtathletik-WM 2009 in Berlin sieht Kofink „als ein Symbol, das mich sehr nachdenklich macht“. Wenn man einen Preis für etwas bekomme, das eigentlich selbstverständlich sei, stimme etwas nicht mehr, so Kofink. „Die ganzen Probleme, die wir heute haben, hängen ausschließlich damit zusammen, dass die Spitze des deutschen Sports in der Wendezeit komplett versagt hat", lautet sein ernüchterndes Credo. Dafür ist er mit seiner Geradlinigkeit und Verlässlichkeit zum Vorbild geworden. In jüngster Zeit hat der 75-Jährige gemeinsam mit einigen prominenten Anti-Doping-Gegnern mit zwei offenen Briefen von sich Reden gemacht. »Wir fordern von Politik und Sport ein konsequentes und glaubwürdiges Eintreten für einen sauberen Sport«, heißt es da. Hintergrund ist die Blutdopingaffäre in Erfurt, bei der Sportarzt Andreas Franke am Olympiastützpunkt rund 30 Athleten Blut entnommen, mit UV-Licht bestrahlt und dem Körper der Athleten wieder zugeführt hat und der 25.Todestag der Mainzer Mehrkämpferin Birgit Dressel. Die Gruppe der Anti-DopingKämpfer, der auch Brigitte Berendonk, Gerhard Treutlein, Biathlon-Olympiasiegerin Antje Misersky und DDRDoping-Opfer Andreas Krieger angehören, erhebt den massiven Vorwurf, das System dulde Doping. „Es reicht“, lautet die Botschaft der Unterzeichner, an die Adresse von Bundeskanzlerin Angela Merkel und DOSB-Präsident Thomas Bach gerichtet. Die GlücksSpirale fördert den Sport. Lose in jeder LOTTO-Annahmestelle Die Rentenlotterie. Spielteilnahme ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen. Nähere Informationen bei LOTTO und unter www.gluecksspirale.de. Was macht eigentlich ...? Paul Falk Von Herbert Neumann D ie Älteren erinnern sich gern an Ria Baran und Paul Falk, die Anfang der 50er Jahre im Paarlauf auf Rollen und Kufen die internationale Szene beherrschten. 1950 holten sie in London die erste Medaille nach dem Krieg für Deutschland bei den Europameisterschaften im Rollkunstlauf. Sechs Mal in Folge gewannen sie den deutschen Titel auf Rollen und auf dem Eis. Als die deutschen Sportler nach dem Krieg international wieder starten durften, stürmten Ria Baran/Paul Falk auf Anhieb an die Spitze der Weltelite: 1951 als Europa- und Weltmeister in beiden Disziplinen. 1952 gewannen sie alles, was es zu gewinnen gab: die sechste deutsche Meisterschaft in GarmischPartenkirchen, in Wien wurden sie zum zweiten Mal Europameister, in Dortmund durften sie in Anwesenheit des Bundespräsidenten Theodor Heuß die neue Westfalenhalle eröffnen mit der Kür, mit der sie am 22. Februar 1952 im Bislett-Stadion von Oslo den olympischen Wettbewerb bestritten. Sie hatten sich von Bernd Kampka nach Motiven von Beethoven und Karl Maria von Weber die Musik zusammenstellen lassen. Mit der Egmont-Overtüre begann ihre anspruchsvolle FünfMinuten-Kür an der sie 12 Jahre gefeilt haben, der mittelgroße, sehr kräftige Feinmechaniker und seine zierliche, künstlerisch begabte Partnerin Ria Baran, zwei ehrgeizige hochtalentierte Autodidakten, die sich gemeinsam, wie es heute heißt, zu einem Gesamtkunstwerk entwickelt hatten. Der Amerikaner Theodor Kennedy, Zahnarzt aus Seattle, Vater der Geschwister Michael und Carol, die bereits von einem Trainer und einem Choreografen betreut wurden, erklärte in der Öffentlichkeit: „Michael und Carol sind heute nicht mehr zu 54 schlagen. Ihr einziger Wunsch ist es, gegen die Falks zu gewinnen, denn die Deutschen sind das einzige Paar der Welt, das von meinen Kindern noch nicht besiegt wurde. Diesmal wird es anders werden, das weiß ich schon heute.“ „Die Falks waren besser“, schrieb damals der Spiegel. Und der Rundfunkreporter Heinz Maegerlein rief entzückt ins Mikrofon: „Das war eine blitzsaubere Leistung.“ Ria Baran und Paul Falk hatten die Goldmedaille gewonnen. Die Kennedys wurden Zweite. Ria Baran und Paul Falk hatten in eindrucksvoller Weise dem Paarlauf auf dem Eis zu einem neuen Höhepunkt verholfen. Mit einer Olympiakür voller Tempo, Tanz, Ausdruckskraft und Artistik, getragen von großer Musik, wurde die Kür vor einem faszinierten Publikum in hinreißender Weise geradezu entfaltet. Und das mit der traumhaften Sicherheit, die sie in zwölf Jahren erworben hatten. Baran/Falk und die Bobfahrer mit Anderl Ostler gewannen die einzigen und zugleich die ersten drei Goldmedaillen dieser Spiele nach dem Krieg für die damalige Bundesrepublik Deutschland. Entsprechend groß war das Interesse und die Begeisterung. Deutschland hatte wieder ein Traumpaar. Die FAZ schwärmte noch 1996 von den „Sympathieträgern des deutschen Sports“ und von einem „Paar ohne Affären und Skandale“. 20.000 Zeitgenossen bereiteten Ria Baran und Paul Falk, „Sportler des Jahres 1951“ einen begeisterten Empfang in Dortmund. Kurze Zeit später rundete das Eiskunstlaufpaar in Paris mit der zweiten Weltmeisterschaft auf dem Eis seine sportliche Karriere ab. Ria Baran war unterdessen 30 Jahre alt, er 31. Allerhöchste Zeit ins Profilager zu wechseln. Die Eisrevue „Holiday on Ice“ hatte ein finanzielles Angebot vorgelegt, von dem Paul Falk, der Junge aus dem Arbeiterviertel im Norden Dortmunds, nie zu träumen gewagt hätte. Die harte Zeit des unendlich anmutenden Trainings, der vielen Schwierigkeiten war vorbei, Materialien für die selbstgefertigten Kostüme zu finden und zu bezahlen, die Sorgen um Schlittschuhe und Eis fürs Training. Es gab Krieg und Zeiten des Hungers, wo sie froh waren, wenn der heimatliche Weiher eine Eisdecke besaß, da von den wenigen Eishallen in Deutschland einige in Schutt und Asche lagen. Aber der Wille zur Leistung blieb erhalten, selbst unter den bescheidensten und schwierigsten Lebensumständen. Sie waren seit 1951 ein Ehepaar, das zusammenhielt. Da öffnete sich nach den Olympiasieg das Tor zu einem neuen Leben in der Glitzerwelt der Eisrevue, in der sie sich nie so recht wohl gefühlt haben auf ihren Tourneen durch Europa und Amerika. Dafür erhielten sie umgerechnet auf unsere Zeit die Traumgage von etwa 20.000 Euro pro Woche. Die Amerikaner hatten bemerkt, dass die Deutschen ihre Eislaufstars lieben. Und sie hatten richtig kalkuliert. 29 Tage war die Dortmunder Westfalenhalle mit ihren 11.000 Plätzen ausverkauft, als Baran/Falk in der Eisrevue auftraten. Später hatten Kilius/Bäumler und Göbl/Ningel ähnliche Erfolge in der Frankfurter Festhalle zu verzeichnen. Es war immer das Ziel der Eiskunstläufer, am Ende der AmateurKarriere ins Profilager zu wechseln, als eine Art Erntezeit. So förderte lange Zeit die Eisrevue ohne eigenes Zutun, allein durch ihre Präsenz, den Leistungswillen der Akteure, die genau wussten, dass die Gagen bei den Profis vom Erfolg im Amateur-Lager abhängen. Unterdessen hat sich viel verändert, auf dem Eis und in der Gesellschaft. Das Interesse des Publikums für den Eiskunstlauf, aber auch für die Eisrevue hat sich erheblich reduziert. Über die Gründe darf nachgedacht werden. Gewandelt hat sich auch die Haltung des Publikums zum Profisport. Heute steht das Geld im Vordergrund. Wert und Ansehen eines Fußballspielers stehen in einem engen Zusammenhang mit seinem öffentlich gefeierten Gehaltskonto. Vor sechzig Jahren war es Ria Baran und Paul Falk geradezu peinlich, Profis zu werden, was sie sich einerseits sehnsüchtig gewünscht hatten, aber sie wussten andererseits auch, dass die Öffentlichkeit nicht so amüsiert war. Ihre Alternative: sie arbeitet wieder als Sekretärin und er als Feinmechaniker. Paul Falk: „Wir hatten damals Probleme mit dem Übertritt, wir hielten unseren Sport für was Edles.“ Acht Jahre zogen sie als gefeierte Unterhaltungskünstler in der Glitzerwelt des großen Eisgeschäfts durch Europa und Amerika, zum Schluss bei ihren einstmals großen Vorbildern im Eisballett von Maxi Herber und Ernst Bayer, Olympiasieger von 1936. Der Sport hatte sich wieder einmal als gesellschaftlicher Lift bewährt, der zwei Kinder aus einfachsten Verhältnissen auf eine finanzielle und gesellschaftliche Ebene hob, die sie ohne ihr Talent und ihren Ehrgeiz nicht erreicht hätten. Sie waren allerdings immer vernünftig geblieben, auch als es Dollars regnete. Sie kauften in Düsseldorf das Hotel am Zoo, ein kleines aber feines Haus, das gern von der Wirtschaftsprominenz genutzt wurde, das sie als Garni Hotel bis zum Tod von Ria Baran 1986 führten. Am 21. Dezember 2011 ist Paul Falk neunzig Jahre alt geworden. Seinen Geburtstag hat er im Frühjahr 2012 in Queidersbach gefeiert. 80 Gäste waren ins Hotel gekommen, dessen große Terrasse an einem idyllischen Waldsee liegt, unter anderem Manfred Schnelldorfer, Weltmeister und Olympiasieger (1964) aus München und Sjoukje Dijkstra, Olympiasiegerin von 1964 aus Holland. Mit seiner zweiten Frau Ursula, die er 1988 geheiratet hat, ist er nach Queidersbach in die Nähe von Kaiserslautern gezogen, um Großeltern-Pflichten zu erfüllen. Nach Dortmund Berlin, Düsseldorf und Garmisch fühlen sich die Falks im Pfälzer Wald sehr wohl. Der Neunzigjährige ist für sein Alter erstaunlich fit. Seit Jahrzehnten läuft er nicht mehr auf dem Eis, dafür hat er bis vor einigen Jahren Fußball, Golf und vor allem Tennis gespielt. Jetzt reicht ihm das tägliche Training auf dem Ergometer. Es war eine Freude, ihn in der großen Runde zu erleben, der noch immer über einen kräftigen Händedruck verfügt, dessen Augen leuchten, wenn er von seinen Erfolgen erzählt, der aufmerksam zuhört und noch immer schlagfertig und witzig zu reagieren vermag. Er ist in Dortmund, in der Nähe des Borsigplatzes, wo Borussia Dortmund gegründet wurde, zwischen später berühmten Fußballspielern aufgewachsen. Auch er sah seine Zukunft im Fußball, bis er als Elfjähriger zu Weihnachten Rollschuhe geschenkt bekam und sich für ihn eine neue Welt auftat. Das Bewegungstalent fiel sehr schnell auf, und so landete er bei der Düsseldorfer EG, die, wie damals viele Eislaufvereine, auch eine Rollschuh-Abteilung unterhielt, um bei den wenigen Eishallen in Deutschland das Sommertraining zu sichern. Bei der Düsseldorfer EG entdeckte Paul Falk seine neue Partnerin und spätere Ehefrau Ria Baran, die den entscheidenden Einfluss auf ihre Paarlauf-Entwicklung besaß. Sie sorgte für die künstlerische Note, für die Kostüme, die sie anfertigte, für die Choreografie. Und wenn es galt, die Interessen des Paares durchzusetzen, war die kleine zierliche Frau an der Front. Ihr Partner war ein so guter Eisläufer, dass einmal der unterdessen verstorbene ehemalige Eishockey-Bundestrainer Xaver Unsinn bedauernd feststellte, „der Paul gehörte eigentlich zu uns“. Der Feinmechaniker war der Mann der Präzision, und so trainierten sie mehr als damals die anderen Paare, bis zur Erschöpfung seiner Frau. Und was uns heute so besonders erstaunt: sie hatten keinen Trainer, keinen Choreographen, keinen Psychotherapeuten, keinen Manager und Sponsor. Sie waren „nur“ enorm fleißig, außergewöhnlich ehrgeizig, kreativ und hellwach, wenn es galt, bei anderen sich einiges abzuschauen, aber auch selbst neue Figuren zu entwickeln, wie die Lasso-Hebung. Und sie waren das erste Paar, das parallele Doppelsprünge zeigte. Ria Baran hat einmal einem Journalisten ihre Motivation, so hart zu arbeiten und immer an sich zu glauben, mit dem Wunsch erklärt, irgendwann einmal ihr gemeinsames Talent in das Kunsteis bedeutender Arenen zu meißeln. Und ihre Lebenserfahrung hat sie so zusammengefasst: „Die ganz Großen kommen fast immer aus kleinen Verhältnissen, weil Arme-Leute- Kinder zäh genug sind und nicht verhätschelt.“ 55 Würdigungen zum Hundertsten Zur Erinnerung an fünf bedeutende deutsche Sportpersönlichkeiten Von Friedrich Mevert der Nachkriegszeit Sie wurden im Jahr 1912 geboren und gehörten einem Jahrgang an, der das deutsche Kaiserreich und den Ersten Weltkrieg als Kleinkinder und die Weimarer Republik als Schüler erlebte. Im „Dritten Reich“ waren sie nach der Berufsausbildung als junge Männer zum Teil in das nationalsozialistische Machtsystem verstrickt oder erlitten als Soldaten im Zweiten Weltkrieg schwere Verwundungen. Nach dem Zusammenbruch des NS-Staates, nach Kriegsgefangenschaft und Entnazifizierung gehörten sie als Mittdreißiger zu den Jüngeren, die damals im Westteil des weitgehend zerstörten Nachkriegsdeutschland ein neues demokratisches Staatswesen aufbauten. Gert Abelbeck, Karl Adam, Bernhard Baier, Josef Neckermann und Georg von Opel zählten zu den Persönlichkeiten, die – jeder auf seine Weise und in seinem Bereich – an führender Stelle in der noch jungen Bundesrepublik am Aufbau eines neuen demokratischen Sportsystems im NOK und DSB, in der DOG oder der DSH sowie in den deutschen und internationalen Spitzenverbänden ganz entscheidenden und prägenden Einfluss hatten. Aus Anlass ihrer 100. Geburtstage in diesem Jahr soll in den folgenden biographischen Skizzen an die außerordentlichen Verdienste dieser Persönlichkeiten beim Aufbau der deutschen Sportbewegung erinnert werden. Karl Adam – Begründer des „deutschen Ruderwunders“ as später bezeichnete „deutsche Ruderwunder“ begann im August 1959 im südfranzösischen Macon, als der von Karl Adam (Ratzeburg) im Team mit Karl Wiepcke (Kiel) trainierte und betreute Achter der Renngemeinschaft ATV Ditmarsia Kiel/Ratzeburger Ruder-Club bei den Europameisterschaften einen überlegenen Sieg herausruderte. „Dreieinhalb Längen Vorsprung für den Deutschlandachter“, so und ähnlich lauteten die Schlagzeilen in den deutschen Zeitungen vor 53 Jahren, als dem norddeutschen Achter in Frankreich der internationale Durchbruch gelang, dem selben Achter, der mit Manfred Rulffs als Schlagmann ein Jahr später bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom auf dem Albaner See die langjährige Siegesserie der US-Ruderer unterbrach und zum ersten Mal die Goldmedaille im Paradeboot des Rudersports nach Deutschland holte. D 56 Einen „revolutionären Ruderprofessor“ bezeichnete ihn zuletzt einer seiner früheren Ratzeburger Schüler, der spätere Karlsruher Philosophieprofessor und heutige Ehrenpräsident der Weltakademie für Philosophie Dr. Hans Lenk, der Karl Adam oft porträtiert hat, 2009 in einem Beitrag für das „Rudermagazin“: „Karl Adam war aber nicht nur der erfolgreichste bundesdeutsche Rudertrainer. (…..) Er war eine imponierende Persönlichkeit auch als Lehrer: als kritischer unbestechlicher Geist ein Vorbild, doch auch väterlicher Freund seiner Athleten. Er war ein stets gesprächsoffener, zum Eigendenken motivierender, selber begeisterter Erzieher und Philosoph, eine der größten Persönlichkeiten des Sport und wohl der intelligenteste Trainer des deutschen Sports.“ Karl Adam wurde als Sohn eines Lehrers am 2. Mai 1912 im westfälischen Hagen geboren und studierte nach dem Abitur (1931) in Münster, Wien und Innsbruck Mathematik, Physik und Leibesübungen für das höhere Lehramt. Auch der Philosophie galt sein Interesse während des Studiums. Nach dem Staatsexamen, das er 1937 in Münster mit Auszeichnung bestand, besuchte er – vor der Referendarzeit – 1937 die Reichsakademie für Leibesübungen in Berlin. Karl Adam war ein hervorragender Hammerwerfer und Boxer und gewann 1937 in Paris die Studentenweltmeisterschaft im Boxen im Schwergewicht. Im Zweiten Weltkrieg wurde er 1940 zur Wehrmacht eingezogen und erlitt 1944 in der Normandie schwere Verletzungen durch einen Unterarm- und einen Bauchschuss. Als Karl Adam nach dem Krieg in Schleswig-Holstein 1948 seine berufliche Laufbahn an der Lauenburgischen Gelehrtenschule in Ratzeburg zunächst als Assessor, später als Studienund Oberstudienrat, fortsetzen konnte, wurde ihm auch die Leitung der Ruderriege der Schule übertragen. In den Folgejahren revolutionierte Karl Adam die veralteten Trainingsmethoden im Rudersport, gründete mit seinen Schülern 1953 den Ratzeburger Ruder-Club, wurde später der erste deutsche Ruderbundestrainer und 1965 Gründungsdirektor der von ihm ganz wesentlich initiierten Ruderakademie Ratzeburg. Nicht weniger als 29 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften erkämpften von Karl Adam trainierte Athleten in den 50er- und 60er-Jahren in verschiedenen Bootsklassen, dazu eine Vielzahl von deutschen Meistertiteln. Viele von den modernen Trainingsmethoden, die Karl Adam entwickelte, wurden in der ganzen Welt übernommen und haben zum Teil heute noch Gültigkeit. Adam war ein gefragter Referent bei Hochschulen und Sportverbänden weltweit. Durch ihn wurde Ratzeburg mit seiner Ruderakademie zum internationalen „Mekka des Rudersports“. 1962 verlieh ihm die Stadt Ratzeburg, deren Namen er in aller Welt bekannt und berühmt gemacht hatte, die Ehrenbürgerschaft. Karl Adam, dessen Tochter Regine auch drei deutsche Meistertitel erruderte, veröffentlichte seine Kenntnisse in zahlreichen Buch- und Zeitschriftenbeiträgen, wirkte im Bundesausschuss Leistungssport (BAL) des DSB und dessen Trainierkommission mit und gehörte der Redaktion der Zeitschrift „Leistungssport“ an. Für seine Verdienste um Trainingslehre und praxisorientierte Sportwissenschaft wurden ihm 1972 die Ehrendoktorwürde der TH Karlsruhe und das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der Deutsche Ruderverband ernannte ihn 1976 beim Rudertag in Hannover zu seinem Ehrenmitglied. Aus gesundheitlichen Gründen musste sich Karl Adam nach einem Herzinfarkt Anfang 1976 vorzeitig in den Ruhestand versetzen lassen. Am 18. Juni des gleichen Jahres starb er an einem Herzversagen während eines Kuraufenthalts in Bad Salzuflen. „Unser Rudersport ist ärmer geworden! Einer der ganz Großen, der Einmaligen und Unverwechselbaren lebt nicht mehr!“, schrieben Ehrenpräsident Dr. Walter Wülfing und Präsident Dr. Claus Heß in ihrem Nachruf im „Rudersport“. Ein tonnenschwerer Granitfindling mit einer Bronzetafel erinnert seit September 1980 an Adams Wirkungsstätte am Ratzeburger Küchensee an den erfolgreichsten Trainer des deutschen Rudersports. Prof. Dr. Hans Lenk hat – Karl Adam zum Gedenken – 1977 das Buch „Handlungsmuster Leistungssport“ herausgegeben, das zunächst als Festschrift zu Karl Adams 65. Geburtstag geplant war, und ein Jahr später Adams Schriften aus dem Nachlass unter dem Titel „Leistungssport als Denkmodell“ veröffentlicht. Im Mai 2008 wurde Karl Adam auf Grund seiner hervorragenden Bedeutung in die neu gegründete Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Zum Gedenken an ihren Trainer, väterlichen Freund und Lehrmeister trafen sich aus Anlass des 100. Geburtstages von Karl Adam am 2. Mai dieses Jahres auf Initiative von Walter Schröder ehemalige Meisterruderer zu einem Gedächtnisrudern im Achter auf dem Ratzeburger Küchensee. Georg von Opel – Allroundsportler, Querdenker und Schrittmacher der DOG it Schreiben vom 3. März 1969 gab Georg von Opel vor mehr als vierzig Jahren dem Präsidium der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) davon Kenntnis, dass er vom Amt des DOG-Präsidenten zurücktrete. In seinen anderen Ehrenämtern als Mitglied des IOC, des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele 1972 in München und des Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland könne er besser für die Ziele der DOG eintreten. Kurz zuvor hatte er noch das „München-Programm“ der DOG als Herausforderung für die kommenden Jahre vorgestellt. Später verdeutlichte von Opel dann, wie schwer ihm dieser Entschluss gefallen sei, dass er sich aber immer dagegen gewehrt habe, dass zu viele Ämter im Sport in einer Hand vereinigt seien. M Georg von Opel wurde als Spross der berühmten AutoDynastie und Enkel des legendären Adam Opel am 18. Mai 1912 in Rüsselsheim geboren. Als aktiver Sportler gewann er im Rudern sieben deutsche Meisterschaften in verschiedenen Bootsklassen und stand bereits 1932 zum ersten Mal als Skuller im Finale der weltberühmten britischen Henley-Regatta auf der Themse. Über viele Jahre zählte er zu den weltbesten Ruderern im Einer, bewährte sich aber auch in anderen Disziplinen als Spitzensportler. Von 1951 bis 1953 stellte er noch fünf Auto-Geschwindigkeitsweltrekorde auf. Bei der Gründung der DOG am 5. Januar 1951 im Frankfurter Senckenberg-Museum wurde von Opel zum Präsidenten gewählt und formte die DOG über fast zwei Jahrzehnte weit über die ursprüngliche Aufgabe als Finanzierungsgesellschaft für die deutschen Olympiamannschaften hinaus. Dabei sah Georg von Opel den Sport immer in seiner Vielfalt und seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung. Bei der Vorstellung der von der DOG unter der Federführung von Gert Abelbeck erarbeiteten Richtlinien zum Bau von Sportanlagen und Freizeitstätten in der Bundesrepublik Deutschland bei der DOG-Mitgliederversammlung 1959 in Hannover nannte er diese Richtlinien spontan einen „Goldenen Plan“ und schuf 57 damit einen für die künftige Entwicklung des Sports unverzichtbaren Begriff. Von Opel konnte in seiner Zeit auch als führender Industrieller wesentlichen Einfluss zu Gunsten der Sportförderung ausüben. Er saß in zahlreichen Wirtschaftsgremien und war als größter Einzelaktionär langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der Continental-Werke in Hannover. Von seinen Verbindungen zur Natur und Tierwelt zeugt noch heute der OpelZoo im Taunus. Auch als Schriftsteller brachte er den Sport und die Tierwelt seinen Mitmenschen nahe. Mit seinem technischen Verständnis ließ von Opel 1948 das erste Rollauslegerboot entwickeln und war mit diesem neuen Einer gleich bei der folgenden Regatta in Offenbach erfolgreich. Auch die Entwicklung des elektrischen Schlagzahlgebers im Rudersport (1951) ist ihm zu verdanken. Bei der Wiedergründung des Deutschen Ruderverbandes am 11. Dezember 1949 in Wetzlar wurde er zum 2. Vorsitzenden berufen. 1957 wurde von Opel zum Präsidenten des Deutschen Schützenbundes gewählt, dem fortan dann sein besonderes sportliches Engagement galt. Er führte in Rom, Tokio und Mexiko junge Schießsportler zu olympischen Ehren und organisierte 1966 in Wiesbaden glanzvolle Weltmeisterschaften. Zur Jahrhundertfeier des Deutschen Schützenbundes hatte er 1961 in der hessischen Landeshauptstadt die Deutsche Schießsportschule eröffnen können. 1966 wurde von Opel in Rom als Mitglied in das Internationale Olympische Komitee (IOC) berufen, wo ihm aber nur eine kurze Wirkungszeit vergönnt war. Gemeinsam mit Willi Daume, dem Präsidenten des Deutschen Sportbundes (DSB), begründete er als DOG-Präsident 1967 die Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) als Förder- und Sozialwerk für den Leistungssport und berief Josef Neckermann zu deren Vorsitzenden. Zum späteren Wirken der Stiftung DSH geriet er in den Folgejahren aber zunehmend in kritische Distanz. Große Popularität gewann die von Opel initiierte Anstecknadel „Goldener Schuh“, mit dem die Stiftung Spazierengehen e.V. einen Anreiz für regelmäßige Bewegung der Bürger schaffte. Georg von Opel starb im sechzigsten Lebensjahr am 15. August 1971 an einem Herzinfarkt bei einer Autofahrt in der Nähe von Bad Sooden. Wenige Wochen zuvor hatte er noch einen viel beachteten Vortrag „Die Olympischen Spiele der Zukunft“ anlässlich der Internationalen Olympischen Akademie im griechischen Olympia gehalten und seine Vorstellungen vom unersetzlichen Wert der Spiele als einzigartigen Festen der Jugend der Welt verdeutlicht, aber auch nachdrücklich vor Fehlentwicklungen gewarnt. Die Münchner Spiele von 1972 konnte er nicht mehr miterleben. Als Verbeugung vor dem Allroundsportler und zur Erinnerung an ihren Mitbegründer und Ehrenpräsidenten stiftete die DOG 58 1971 den Georg von Opel-Preis, der alljährlich dem Deutschen Meister im Modernen Fünfkampf verliehen wird. 1996 wurde der „Georg von Opel-Preis“ für die „Stillen Sieger“ ausgelobt, um damit alljährlich Sportler mit sozialen, politischen und humanen Ideen auszuzeichnen. Josef Neckermann – der „Vater der Athleten“ it seinem Namen ist nicht nur ein Stück deutscher Wirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit untrennbar verbunden. Er hat auch gegen zum Teil große Widerstände in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entscheidend dazu beigetragen, dass der Leistungssport in unserer Gesellschaft zu einem bedeutsamen und anerkannten Faktor wurde. Dynamik, Tatkraft und Härte bei der Verfolgung seiner Ziele zeichneten ihn dabei ebenso aus wie menschliche Wärme, Liebenswürdigkeit und freundschaftliche Fürsorge. In den 21 Jahren, in denen er die Stiftung Deutsche Sporthilfe führte, setzte er Maßstäbe, die in ihrer Art einmalig waren. M Josef Neckermann wurde am 5. Juni 1912 in Würzburg als Sohn des Kohlengroßhändlers und Reedereibesitzers Josef Karl Neckermann geboren, war schon als Junge ein begeisterter Reiter und musste bereits als 16jähriger Schüler den Tod seines Vaters beklagen. Nach einer Banklehre und Volontariaten in Deutschland, England und Belgien übernahm er 1933 die elterliche Firma, erwarb 1934 ein Kaufhaus in Würzburg dazu und heiratete im gleichen Jahr Annemarie Brückner, die bis zu ihrem Tod 1989 seine Vertraute und Lebensgefährtin war. Aus der Ehe gingen drei Kinder (Peter, Eva-Marie und Johannes) hervor. Josef Neckermann hatte sich aus geschäftlichen Gründen früh mit den damaligen Machthabern arrangiert, trat der NSDAP bei und wurde Mitglied der Reiter-SA. Im Rahmen der so genannten Arisierung erwarb er mehrere jüdische Kaufhäuser und Versandunternehmen und übersiedelte mit seiner Familie 1938 nach Berlin. Mit unternehmerischem Gespür baute er dort während des Zweiten Weltkriegs im Auftrag des Reichswirtschaftsministeriums die Zentrallagergemeinschaft für Bekleidung für die Rüstungsindustrie und Wehrmacht auf, die in den letzten Kriegsjahren vor allem die Soldaten mit Winteruniformen ausstattete. Nach Kriegsende wurde Neckermann von einem amerikanischen Militärgericht zu einem Jahr Arbeitslager verurteilt und im Entnazifizierungsverfahren als „Mitläufer“ eingestuft. Er fing von vorn an, wurde ein Wahl-Frankfurter, gründete bereits 1948 zunächst eine Textilgroßhandlung und begann in einer Zeit, in der weitgehend Trümmer und Schutt das Bild unserer Städte prägten, mit dem Aufbau eines der größten Versandhäuser Europas. Vom billigen Rundfunkgerät über das preiswerte Fertighaus bis zur Fernreise für jedermann – „Neckermann macht’s möglich“. 1988 aus gesundheitlichen Gründen die Führung der DSH an Willi Daume übergab. 1951 nahm Josef Neckermann nach langer Pause auch den geliebten Reitsport wieder auf, zunächst als Springreiter, dann als Dressurreiter. Mit 48 Jahren gewann er 1960 in Rom mit „Asbach“ die olympische Bronzemedaille in der Einzelwertung; 1964 in Tokio Mannschafts-Gold mit „Antoinette“; 1968 in Mexiko mit „Mariano“ Einzel-Silber und Mannschafts-Gold; schließlich in München 1972 mit „Venetia“ nochmals Einzel-Bronze und Mannschafts-Silber – und das im Ater von 60 Jahren. Bernhard Baier – enger Vertrauter von Willi Daume 1967 hatten Willi Daume und Georg von Opel den Unternehmer und Sportler Josef Neckermann dafür gewonnen, die Stiftung Deutsche Sporthilfe als Sozialwerk des deutschen Spitzensports aufzubauen, und „Necko“ – wie ihn seine Freunde nennen durften – wurde ein großartiger Baumeister, Motor und Anwalt für dieses Werk, das auch in Zukunft immer mit seinem Namen verbunden sein wird. „Bettler der Nation“ nannte er sich selbst bei seinem Bemühen, eine Verbindung zwischen einer spendenwilligen Industrie und Wirtschaft einerseits und leistungsbereiten jungen Menschen im Sport andererseits herzustellen. „Vater der Athleten“ wurde er später von den Sportlerinnen und Sportlern in dankbarer Anerkennung genannt. Josef Neckermann, der neben seinen olympischen Erfolgen zwischen 1960 und 1972 auch 1966 zu Weltmeisterehren in der Dressur (Einzel und Mannschaft) kam und fünf Europameistertitel gewann, stellte sein sportliches Fachwissen auch in den Dienst seines Verbandes. Von 1973 bis zu seinem Tode war er Mitglied des Präsidiums der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, ab 1977 als deren Vizepräsident. Er war Mitglied des Vorstandes des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) und gehörte auch dem DOKR-Dressurausschuss an. Das berufliche, sportliche und ehrenamtliche Wirken Josef Neckermanns in der Nachkriegszeit wurde vielfach gewürdigt. Bereits 1970 verlieh ihm die Universität Gießen die Ehrendoktorwürde. Der Bundespräsident zeichnete ihn 1987 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband, das IOC 1988 mit dem Olympischen Orden aus. Er war Träger des Silbernen Lorbeerblattes, der Goldenen FN-Nadel mit Brillanten und des Deutschen Reiterkreuzes in Gold. Die Stadt Frankfurt am Main verlieh ihm die Ehrenplakette. Die Stiftung Deutsche Sporthilfe würdigte ihn mit dem Ehrenvorsitz, als er In den frühen Morgenstunden des 13. Januar 1992 ist Josef Neckermann im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Dreieich bei Frankfurt gestorben. Die besten deutschen Dressurreiter hielten die Ehrenwache, als am 20. Januar 1992 eine große Menschenmenge auf dem Frankfurter Zentralfriedhof Abschied von Josef Neckermann nahm. ir Vertreter der Fachverbände hatten Angst, nach dem Missbrauch des Sports während der nationalsozialistischen Zeit mit dem Sport wieder in ein „ politisches Fahrwasser zu geraten“, beurteilte Bernhard Baier später die langwierigen Verhandlungen um den Neuaufbau der deutschen Sportorganisation nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs 1945. „Das hatte nichts mit den Persönlichkeiten aus dem ehemaligen Arbeitersport zu tun, mit denen wir uns menschlich gut verstanden“, erinnerte er sich im Abstand von mehr als fünf Jahrzehnten bei einer Tagung des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte in Hoya an die damaligen Auseinandersetzungen um die künftigen Strukturen des Sports im Nachkriegsdeutschland. W Bernhard Baier wurde am 12. August 1912 in Hannover geboren, machte dort an der Bismarckschule sein Abitur und studierte anschließend Staats- und Rechtwissenschaften in Heidelberg, Berlin und Göttingen. Nach der Referendarausbildung in Celle und Hannover und dem 2. Staatsexamen in Berlin leistete er ab 1940 seinen Wehrdienst, in dem er mehrfach ausgezeichnet und verwundet wurde. Als Hauptmann wurde er im Juli 1945 aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen und bereits im Oktober des gleichen Jahres bei der Regierung in Hannover angestellt, wo er seine berufliche Karriere begann. Seine sportliche Laufbahn startete der am Sport sehr interessierte Schüler 1925 bei den Wasserfreunden Hannover 98, dem Verein, dem er sein Leben lang treu bleib. Vier Mal – 1936, 1937, 1938 und 1948 – wurde er mit den Wasserfreunden Deutscher Meister im Wasserball. Er bestritt 44 Länderspiele mit der deutschen Nationalmannschaft und gewann mit ihr bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin die Silbermedaille und 1939 den Europapokal. 59 Nach dem Krieg half Bernhard Baier vor allem seine Bekanntheit als Aktiver aus der Vorkriegszeit, über die Grenzen hinaus die alten Kontakte wieder aufzubauen und den deutschen Schwimmsport aus seiner internationalen Isolation heraus zu führen. Zusätzlich zu seinen sportlichen Aktivitäten und beruflichen Pflichten übernahm er 1949 den Vorsitz seines Vereins und beim satzungsgebenden Verbandstag des Deutschen Schwimm-Verbandes 1950 in Schwäbisch-Gmünd auch die Präsidentschaft des DSV, den er bis 1960 führte und dem er anschließend als Ehrenpräsident verbunden war. Bernhard Baier zählte 1950 in Hannover zu den Mitbegründern des Deutschen Sportbundes, dessen Präsidium er bis 1962 angehörte. Von 1950 bis 1972 war er Mitglied des NOK für Deutschland, das ihn 1973 zum Ehrenmitglied ernannte, und von 1966 bis 1973 Vorstandsmitglied des Organisations-Komitees für die Olympischen Spiele München 1972. Dort leitete er als enger Vertrauter Willi Daumes mit großem Erfolg den wichtigen Sportausschuss. Im Weltschwimmverband FINA wirkte er von 1956 bis 1964 als Mitglied des Präsidiums. Für das NOK leitete er zuletzt die Prüfungskommission für die Olympiabewerbung Berlins für das Jahr 2000. Auch beruflich stieg Bernhard Baier in hohe Positionen auf, zunächst in der Bezirksregierung Hannover und dann im Niedersächsischen Innenministerium. So war er nacheinander von 1961 bis 1965 Regierungsvizepräsident, anschließend Ministerialdirigent und Abteilungsleiter für öffentliche Sicherheit und Ordnung im Niedersächsischen Innenministerium, schließlich von 1973 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1977 Regierungspräsident von Hannover. Aus dem Ruhestand heraus wurde er 1978 zum Staatssekretär des Innenministeriums berufen, eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Bernhard Baier bis zu seinem 70. Geburtstag 1982 engagiert wahrnahm. Bernhard Baier, der nicht nur beruflich Hervorragendes leistete, sondern auch in seinen sportlichen Ehrenämtern viele schwierige Probleme mit diplomatischem Geschick löste, wurde dafür staatlicherseits wie auch durch den Sport mit hohen Auszeichnungen geehrt, so u.a. dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, dem Großen Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens und dem Olympischen Orden des IOC (1986). Seit 1940 war er mit Ehefrau Trudi, geb. Meyer, verheiratet, die ihm bei den Olympischen Spielen 1936 als Turnerin mit dem Gewinn der Goldmedaille mit der Frauenmannschaft sportlich sogar noch etwas voraus war, aber 1999 verstarb. Bernhard Baier nahm auch im hohen Alter am aktuellen Sportgeschehen regen Anteil, war nach wie vor seinem Verein Wasserfreunde Hannover 98 eng verbunden und als sportlicher Ratgeber nicht nur in Hannover immer noch oft gefragt. Seinen 90. Geburtstag hatte er im Kreis vieler alter Sportka- 60 meraden im August 2002 noch fröhlich gefeiert und mit vitalem Optimismus dabei auch schon für 2007 zum 95. Geburtstag eingeladen. Diesen hat er dann nicht mehr erleben können. Am 26. April 2003 ist Baier in seiner Heimatstadt Hannover gestorben. Gert Abelbeck – Vater des „Goldenen Plans“ der DOG ls die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG) im September 1978 ihren seit 1956 amtierenden Hauptgeschäftsführer in der Ruhestand verabschiedete, unterstrich das DOG-Präsidium mit der Verleihung der DOGEhrenmitgliedschaft an Gert Abelbeck die herausragenden Verdienste, die sich Abelbeck um die Entwicklung des bundesdeutschen Sports im Nachkriegsdeutschland in mehrfacher Hinsicht erworben hatte. Der gebürtige Westfale war vor allem der geistige Vater einer umfassenden Konzeption für einen flächendeckenden Sportstättenbau in den Städten, Gemeinden und Landkreisen der Bundesrepublik, die der damalige DOG-Präsident Georg von Opel 1959 der Öffentlichkeit als „Goldenen Plan der DOG“ vorstellte. A Gert Abelbeck wurde am 23. August 1912 als Sohn eines Betheler Diakons in Hagen geboren und in einem christlichen Elternhaus erzogen. Nach Kindheit, einer sportlichen Jugendzeit und dem Abitur in Hagen studierte er Anfang der 30er Jahre unter Prof. Dr. August Bier und Carl Diem an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin, schloss das Studium 1934 als herausragender Absolvent ab und begann seinen beruflichen Werdegang als junger Diplom-Sportlehrer in der Reichsjugendführung. Hier konnte er seine organisatorischen Begabungen im sportlichen Bereich entfalten. Bereits 1935 war er stellvertretender Chef des Amtes für Leibesübungen und in diesem Rahmen für die Vorführungen des deutschen Jugendsports bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin verantwortlich. Er gab den Anstoß zur Durchführung von deutschen Jugendmeisterschaften in allen Sportarten und zur Förderung des Leistungssports in der Hitler-Jugend (HJ) und stieg 1941 zum Leiter des Amtes für Leibesübungen in der NS-Reichsjugendführung in Berlin auf. Die Jahre nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches überbrückte Gert Abelbeck als Sportlehrer in SchleswigHolstein und Bremen, bevor er 1952 von Georg von Opel in die Geschäftsführung der 1951 gegründeten DOG nach Frankfurt berufen wurde. 1956 wurde ihm das Amt des DOGHauptgeschäftsführers übertragen. In den folgenden Jahren hat sich Abelbeck vor allem durch seine beispiellose planerische Leistung zur Entwicklung und Realisierung des „Goldenen Plans“ für den Sportstättenbau ein bleibendes Denkmal gesetzt. Mit Investitionen in Höhe von 18 Milliarden DM vor allem von Ländern und Kommunen wurden über einen Zeitraum von 15 Jahren flächendeckend nach einheitlichen Normen bundesweit 50.000 Sportanlagen geschaffen. Die Signalwirkung dieses Werkes ging weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bis ins ferne Japan, wo Abelbeck ein besonders begehrter Berater für die Sportentwicklung wurde. Für Gert Abelbeck, den glänzenden Rhetoriker und musisch veranlagten Menschen, der oft auch selbst zur Gitarre griff oder sich an den Flügel setzte, war Sport aber auch immer ein Stück Kultur. Davon zeugen vor allem der von ihm initiierte frühere DOG-Filmdienst, durch den über viele Jahre Generationen von Schülern und Lehrern interessante Eindrücke aus der Welt des olympischen Sports und seines Umfeldes vermittelt wurden. Und Abelbecks Film „Nishin Geppo – Großes Sportland Japan“, wurde 1964 sogar mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Die unter seiner Schriftleitung herausgegebenen NOK/DOG-Standardwerke über die Olympischen Spiele besaßen hohe literarische Qualität. Dass er darüber hinaus die Betreuung der DOG-Landesgruppen und – Zweigstellen nie aus den Augen verlor, war für seine Arbeit bezeichnend. Gert Abelbecks Rat war vielfach gefragt, vor allem beim Deutschen Sportbund und beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft, dessen Direktorium er viele Jahre als Vorsitzender des Fachbeirates für Sportstättenbau angehörte, sowie beim Internationalen Arbeitskreis für Sportstättenbau (IAKS). Seit Anfang der 60er Jahre hatte er in Fischbach im Taunus eine neue Heimat gefunden, wo er mit seiner Frau Gundula, einer ehemaligen Medau-Schülerin, lebte und sich sehr wohl fühlte. Dort wurden auch die drei Kinder Grit, Reemt und Beeke geboren. Bis ins hohe Alter war Abelbeck nicht nur sportlich aktiv. Er war ein begeisterter Skifahrer und Langläufer, hat viele Male die Bedingungen für das Deutsche Sportabzeichen erfüllt und ist in seinen letzten Lebensjahren oft gewandert. Im Sommer 1996 hielten die Pädagogische Hochschule Heidelberg und die Forschungsgruppe Unterrichtsmedien das Wirken Abelbecks im Rahmen der Serie „Zeitzeugengespräche“ in einem Dokumentarfilm fest. Am 6. Januar 1997 starb Gert Abelbeck in seinem Fischbacher Heim im Alter von 84 Jahren. Prof. Dr. Wildor Hollmann würdigte sein Wirken in einem Nachruf mit den Worten: „Eine Geschichte des deutschen Sports ohne den Namen Gert Abelbeck wäre unvollständig.“ Wie das Nationaltrikot zum Kultobjekt wurde it dem Nationaltrikot verbindet man Stolz und Tradition. Es ist verbunden mit großen Erfolgen, großen „ Namen, großen Geschichten.“ Dieser Ausspruch stammt von Joachim Löw. Der durchaus modebewusste Bundestrainer liefert damit einen treffenden Kommentar zu der Ausstellung „Trikottausch – Leibchen wird Lifestyle“, die im Deutschen Sport & Olympia Museum (DSOM) in Köln anlässlich der Fußball- Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zu sehen ist. M Thema ist das Design der deutschen Nationaltrikots, die bei den Fußball- EM-Spielen vom Ende der 60er Jahre bis heute getragen wurden. Und dieser „Stoff“ gibt eine Menge her, wie Ausstellungsmacher Sören Kelling zusammen mit den Kuratoren des Deutschen Sport & Olympia Museums heraus- 62 gefunden hat. Die Idee basiert auf dem Intermediate-Projekt an der Köln International School of Design (KISD) an der Fachhochschule Köln unter der Begleitung von Professor Michael Gais. In zwölf Stationen mit Fotos, Hintergrundinformationen und natürlich Originaltrikots zeigen die Ausstellungsmacher, wie sich Zeitgeist im Trikotdesign niederschlägt. Wechselnde Schnitte, Materialen, Farbgestaltungen, Platzierungen von Symbolen, Emblemen und Logos spiegeln Trends der jeweiligen EM und liefern mitunter Vorlagen zu den großen und kleinen Geschichten auf dem Platz und jenseits des Rasens. In den 60er und 70er Jahren zeigte sich die Sportbekleidung im Fußball – in den von vielen als „Goldene Jahre“ apostro- phierten Zeiten von Beckenbauer, Netzer und Seeler – in schlichten weißen Baumwollhemden mit schwarzen Bündchen und Emblem auf der Brust. Mode und Merchandising waren im Fußball noch kein Thema. Allmählich aber wurde das Nationaltrikot zum Sammlerstück, Kultobjekt und Fanartikel für die Massen. Spätestens seit Mitte der 80er Jahre wird an den Spieleroutfits ebenso gefeilt wie an der Spieltaktik. Als legendär gilt das Trikot der EM 1988, das expressiv mit auffälliger schwarzrot-goldener Brustapplikation daherkommt. Die 90er Jahre nehmen das Schrille im Design dann etwas zurück; der „Minimal Chic“ einer Jil Sander ist im Vormarsch. 1996 wird Deutschland dann durch das „Golden Goal“ von Oliver Bierhoff zum „Europameister mit Sternchen“ – in einem edel-dezenten Dress mit schwarz-rotgoldener Sternapplikation. Mitunter scheint der Fußballgott auch Modesünden zu bestrafen: Bei der EM 2000 spielten die Deutschen „Rumpel- GALERIE fußball“ (Franz Beckenbauer) – in einem Trikot, das vielen als zu schlicht und uninspiriert erschien. Das Fahnen-Design an den Ärmeln des Trikots von 2004 hat der deutschen Elf auch kein Glück gebracht: mit fliegenden Fahnen schied man bei der EM in Portugal aus. Das „Wunder von Lissabon“ schafften damals die Griechen unter Otto Rehagel. Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz – zwei Jahre nach dem „Sommermärchen“ 2006 – nahmen die Designer Anleihen beim Gewinnertrikot von 1996. Der neue schwarze Bruststreifen ist aus Designersicht diskutabel; immerhin schaffen es die Deutschen „mit breiter Brust“ ins Finale, wo sie den spielerisch auftrumpfenden – in kämpferischem Rot antretenden - Spaniern unterliegen. Und wie sieht es bei der EM 2012 aus? „Eleganz aber auch Dynamik und Power“ – diese Attribute sieht Bundestrainer Löw im aktuellen EMOutfit der Deutschen Mannschaft 2012 verwirklicht. Aber entscheidend ist immer noch „auf dem Platz“! 63 G eorg von Opel, der am 18. Mai vor hundert Jahren in Frankfurt am Main geboren wurde, war ein Mann mit einem unverwechselbaren Profil. Der Enkel des Firmengründers Adam Opel und Sohn des 1918 in den erblichen Adelsstand erhobenen Carl von Opel reüssierte als Industrieller, engagierte sich als Förderer der Kultur und des Naturschutzes und machte sich als vielseitiger Athlet einen Namen. Nicht zuletzt war von Opel eine der herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Sportpolitik. Großer Gestalter des Sports, nobler Mäzen und ungewöhnlicher Universalathlet: Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat ihm ihre Existenz und ihre einstige Bedeutung zu verdanken. Am 5. Januar 1951 wurde der Automobil-Unternehmer im Frankfurter Senckenberg-Museum zum Präsidenten der neu gegründeten DOG gewählt. Die Teilnahme der (bundes-)deutschen Olympiamannschaften 1952 an den Winterspielen in Oslo und an den Sommerspielen in Helsinki wäre ohne die DOG kaum möglich gewesen. Die DOG sammelte in diesem Jahr 630.000 Mark an Spenden und nötigte so dem Bundesinnenministerium einen Zuschuss von 400.000 Mark für die OlympiaExpeditionen ab. Georg von Opel brachte persönlich sein Renommee ein und unterzeichnete nächtelang im kalten Frankfurter Büro der DOG 12.000 Bettelbriefe. Mehr als 3,6 Millionen Mark stellte die DOG dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) in den ersten zwanzig Jahren zur Finanzierung der Olympiamannschaften zu Verfügung. Wie damals weit verbreitet, hatte auch der Mann der Wirtschaft, der als Gefreiter der Wehrmacht zeitweise sein eigenes Autohaus bewachte, keine Berührungsängste zu Eliten des Dritten Reichs. Georg von Opel war 1937, wie Willi Daume, Josef Neckermann und Willi Weyer, als 24-Jähriger in die NSDAP eingetreten. Dennoch galt er als unbescholten und brauchte sich nicht vor Entnazifizierungs-Gremien der Alliierten zu rechtfertigen. Er stellte Guido von Mengden, den Stabsleiter des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL), als Hauptgeschäftsführer der DOG ein, der 1954 in vergleichbarer Funktion zum Deutschen Sportbund (DSB) wechselte. Dessen Nachfolger wurde Gert Abelbeck, einst Hauptbannführer der Hitler-Jugend und im NSRL Leiter des Jugendamts. Abelbeck erwarb sich als „Vater des Goldenen Plans“ für den Sportstättenbau große Verdienste. Der flächendeckende Bau vor allem von Sporthallen, Schwimmbädern und Spielplätzen nach dem Krieg ist ohne diese Aktion kaum vorstellbar. von Opel hatte dieses Mammutwerk der Bedarfsermittlung 1959 selbst eingefädelt und ihm den Namen „Goldener Plan“ gegeben. Noch heute zehrt die DOG von dem Ruf, damit im Westen Deutschlands eine vorbildliche Infrastruktur für Bewegung und Sport der Bevölkerung geschaffen zu haben. Erster „Schriftleiter“ dieser Zeitschrift, die damals schon von der DOG unter dem heute traditionellen Namen „Olympisches Feuer“ herausgegeben wurde, war Carl Diem, der Rektor 64 der Kölner Sporthochschule, der im „Dritten Reich“ sich wohl eher als Opportunist durchlavierte, als dass er selbst Nazi war, wie heute oft unterstellt wird. Mit der Gründung der Stiftung Deutsche Sporthilfe im Jahr 1967 sah sich die DOG ihrer Hauptaufgabe, Finanzmittel für die Olympiateilnehmer zu beschaffen, ledig. So hat Georg von Opel, der gemeinsam mit dem DSB- und NOK-Präsidenten Willi Daume die Sporthilfe ins Leben rief und ihr mit der DOG am Anfang Starthilfe gab, unabsichtlich selbst die Bedeutung der DOG dauerhaft geschmälert. Zumal die DOG Anfang der 1970-er Jahre auch noch den „Goldenen Plan“ in die Verantwortung des DSB übergab, wohin er auf Dauer auch gehörte. Als wären seiner Ämter nicht schon genug gewesen, wurde der sportbegeisterte Mann der Wirtschaft 1966 in Rom zum Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) gewählt. In dieser Eigenschaft rückte er ins NOK-Präsidium ein, arbeitete im Organisationskomitee der Olympischen Spiele von München 1972 mit, die er freilich nicht mehr erleben sollte. Dabei hatte es der Frankfurter oft mit Willi Daume zu tun. Und es zeigte sich, dass der knorrige, eigenwillige Industrielle und der visionäre Schöngeist wie Feuer und Wasser waren. Die Spannungen entluden sich 1970 beim DSB-Bundestag in Stuttgart, als von Opel Daume frontal angriff und ihm mit Hinweis auf eine Mängelrüge des Bundesrechnungshofs vorwarf, er hätte 1963 bei der IOC-Session von Baden-Baden Geld verschleudert. Auch mit dem Sporthilfe-Vorsitzenden Josef Neckermann prallte der DOG-Präsident wiederholt zusammen. Der Spross der Automobil-Dynastie gehörte zu der inzwischen ausgestorbenen Generation der Universalsportler. Seine Begeisterung lebte der junge Mann, der als Vierzehnjähriger seine Eltern verloren hatte, unter anderem beim Boxen, Radsport, Schießen, Skilaufen und Tennis aus. Bis kurz vor seinem Tode im Jahre 1971 erlag der gebürtige Frankfurter wie zuvor sein älterer Cousin, der berühmte „Raketen-Fritz“, der Faszination der Geschwindigkeit und stellte fünf Automobil-Weltrekorde und sechs Weltrekorde mit einem ElektroAuto auf. Seine größte sportliche Leidenschaft aber galt dem Rudern, das er um die Erfindung des „liegenden Steuermanns“ bereicherte. Im Trikot des Rüsselsheimer Ruderklubs (seit 1943 Rudergemeinschaft Rüsselsheim-Flörsheim), dessen Vorsitzender er schon Anfang der dreißiger Jahre wurde, gewann er 116 Rennen und errang sieben deutsche Meistertitel, den letzten 1951 im „Opel-Achter“. Ironie des Schicksals, dass es dem Hessen als einem der weltbesten Einer-Ruderer versagt blieb, an Olympischen Spielen teilzunehmen. 1936 schnappte Georg von Opel zum 100. Geburtstag ihm der spätere Olympiasieger Gustav Schäfer im Ausscheidungsrennen knapp den Startplatz in Berlin weg. 1948 hätte er sich für die Sommerspiele in London gute Erfolgschancen ausrechnen können. Doch Deutschland blieb drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesperrt. Georg von Opel aber hatte mit dem Finaleinzug 1932 bei der berühmten HenleyRegatta, bei der er 1951 im Achter noch einmal Zweiter wurde, sowie mit dem Gewinn der kanadischen (1933) und der amerikanischen Meisterschaft (1934) sein Können als Skuller auch ohne olympische Weihen international bewiesen. Von Steffen Haffner und konnte diese Erfahrung als Vizepräsident des Deutschen Ruderverbandes und vor allem als Präsident des Deutschen Schützenbundes einbringen. Seinem Einsatz und Einfluss ist zum Beispiel der Aufbau der Deutschen Schießschule und des Bundesleistungszentrums (heute Olympiastützpunkt) in Wiesbaden zu verdanken. Daneben initiierte er die Stiftung Spazierengehen mit dem Ermunterungsabzeichen „Goldener Schuh“. 2008 wurde der geradezu vielgestaltige Hesse posthum in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Doch nicht Spezialistentum, sondern Vielseitigkeit auf den verschiedensten Feldern kennzeichnete sein Leben. Der Jugendliche wuchs gewissermaßen in den Rüsselsheimer Werken auf, mit denen die Opels zwischen 1926 und 1928 zum größten deutschen Automobilhersteller avancierten. Der Verkauf des Unternehmens an General Motors 1929 brachte der Familie eine Summe von 120 Millionen Reichsmark ein. Zu dieser Zeit begann der damals Siebzehnjährige eine technisch-kaufmännische Lehre. Mitte der dreißiger Jahre baute der Jung-Unternehmer das Autohaus Georg von Opel auf, das nach dem Krieg in zwanzig Niederlassungen und zwölf Verkaufsläden 2000 Mitarbeiter beschäftigte. Daneben hatte er außer anderen Mandaten von 1946 bis 1969 den Vorsitz im Aufsichtsrat der Continental Gummi-Werke AG inne, deren Großaktionär er war. 1956 gründete er die „Volkskraftstoff GmbH“, eine Tankstellenkette mit eigenen Lastzügen, einem 1000 Tonnen-Tankschiff und einem großen Lager in Offenbach, von dem aus er in ganz Deutschland VK-Benzin zu Niedrigpreisen verkaufte. Spektakulär war 1938 seine Hochzeit mit seiner Cousine Irmgard von Opel, einer weltbekannten Springreiterin. Die Ehe, aus der die Söhne Carlo und Heinz hervorgingen, wurde 1957 geschieden. Noch im gleichen Jahr heiratete Georg von Opel die kolumbianische Diplomatentochter Maria Eugenia Adelaida Olozaga, die sieben Jahre später bei einem Autounfall ums Leben kam. Der dritten Ehe mit Sigrid Revers entstammen die Söhne Georg und Gregor, der 1971 nach dem Tode seines Vaters die Unternehmensgruppe übernahm und sie im Jahr 2005 an die Deutsche Bank verkaufte. Erstaunlich, wie Georg von Opel, dem die Ehrendoktor-Würde der Philologie verliehen wurde, neben dem erfüllten Privatleben und dem fordernden beruflichen Engagement noch Kraft fand für seine sportlichen Aktivitäten, für Afrika-Expeditionen als Großwildjäger und Naturfreund - was sich in mehreren Büchern und der Gründung des Opel-Zoos im Taunus niederschlug -, für das Sammeln von afrikanischer und asiatischer Kunst sowie für vielfältige ehrenamtliche Tätigkeiten. Als Mitglied in siebzig Vereinen kannte er den Sport an der Basis Georg von Opel war aus hartem Holz geschnitzt und nicht einfach zu nehmen. Wer ihn aber für sich gewonnen hatte, durfte sich eines verlässlichen Partners sicher sein, der für eine gute Sache besessen arbeitete. Dabei nahm er nach einem ersten Herzinfarkt 1966 auch auf seine Gesundheit keine Rücksicht. Den Rucksack voller Steine, versuchte er sich mit Märschen auf den knapp 800 Meter hohen Altkönig, den dritthöchsten Berg im Taunus, fit zu halten. Den zweiten Herzinfarkt im Jahre 1971 überlebte der 59-Jährige nicht. Ein großer Gestalter des Sports, ein nobler Mäzen und ein ungewöhnlicher Universal-Athlet hatte die Arena verlassen. 65 Deutsche Olympische Gesellschaft KOMPAKT Aktuelles aus der Bundesgeschäftsstelle Neue Projekte der Bundes-DOG BIG kita move Eine Idee geht auf Tournee! Die BIG kita move (ehemals BIG Kitajade), die einzigartige Bewegungsveranstaltung für Kindergartenkinder unter der Schirmherrschaft der Deutschen Olympischen Gesellschaft und gefördert durch die BIG direkt gesund findet in diesem Jahr erstmals in den großen Bundesliga-Stadien folgender Städte statt: Berlin, 14. Juni 2012 Dortmund, 28. Juni 2012 Hannover, 06 Juli 2012 Bewegungspatenschaften Sport und Bewegung sind für Kinder und Jugendliche und deren Entwicklung wichtig. Deshalb hat die Deutsche Olympische Gesellschaft das Projekt „Bewegungspatenschaften“ wieder aufgenommen. Neu sind dabei nicht nur die Bewegungsangebote wie z.B. Teilnahmen am Michael-RummeniggeFußballcamp oder Skikurse in der Skihalle Oberhof, neu ist dabei auch die Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler. Das ehrgeizige Ziel des Projekts ist es bis zum 31. Dezember 2012 in ganz Deutschland 10.000 Bewegungsstunden an förderungswürdige Kinder und Jugendliche bzw. Schulklassen zu vergeben. DOG-Präsident Harald Denecken ist vom Nutzen und der Nachhaltigkeit des Projektes überzeugt: „Das Projekt „Bewegungspatenschaften“ fördert nicht nur die körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es unterstützt ebenfalls die wichtige Entwicklung der Sozialkompetenz. Wir möchten Schüler bewegen.“ Jenseits bestehender Bewegungsangebote sucht die Bundesgeschäftsstelle Bewegungspaten / Sponsoren, die das Projekt aktiv unterstützen. Dies ist zum einen durch eine Geldspende, zum anderen durch eine Sachspende in Form eines Bewegungsangebots möglich. Nähere Informationen zum Projekt erhalten Sie unter www.DOG-bewegt.de oder direkt über die Bundesgeschäftsstelle. Gerne lassen wir Ihnen auf Anfrage auch einen Informationsflyer zu dem Projekt „Bewegungspatenschaften“ zukommen. Olympia hautnah Darüber hinaus gastiert die BIG kita move in diesem Jahr in der Frankfurter Commerzbank Arena. Der Termin hierfür wird in Kürze über die DOG Medien bekannt gegeben. Zu ihrer Information: BIG kita move ist das neue, bundesweite Leitprojekt der Deutschen Olympischen Gesellschaft. BIG kita move ist eine in Deutschland einmalige Veranstaltung zur Bewegungsförderung von Kindergartenkindern. Spielerisch und ohne Leistungsdruck können die Kinder nach einem fein abgestimmten bewegungstherapeutischem Konzept an verschiedenen Stationen unterschiedliche Aufgaben bewältigen. Im Vordergrund steht Bewegung, die Spaß macht. 66 „Olympia hautnah“ ist ein neu initiiertes, gemeinsames Projekt der Deutschen Kreditbank AG und der Deutschen Olympischen Gesellschaft. DKB und DOG möchten gemeinsam mit diesem Projekt die nachhaltige Entwicklung des Olympischen Dorfes von 1936 in Berlin öffentlichkeitswirksam fördern. aber auch Projekte von Jugendlichen zur Thematik Fair Play, ausgezeichnet werden. 38. Drumbo Cup Die im Rahmen von „Olympia hautnah“ publik gemachte Ausschreibung soll den Anreiz geben, Schülerinnen und Schüler zu ermutigen, sich intensiv mit der Olympischen Geschichte, insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus, auseinanderzusetzen und diese im Schulunterricht zu behandeln. Schulen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden hierbei zur Teilnahme durch die Veranstalter aufgerufen. Teilnahmeschluss ist am 27. Juli 2012. Die Aufgabe der teilnehmenden Schulklassen besteht in einer künstlerischen Umsetzung einer Olympischen Fackel, sei es in Form einer Zeichnung, eines Bildes, einer Grafik oder eines Modells. Die Gewinner der Ausschreibung werden am 01. September 2012 in das Olympische Dorf nach Elstal eingeladen. Dort erfahren sie in einer Führung durch das Olympische Dorf mehr über dessen Vergangenheit und erleben im Anschluss bei den DKB-Duellen spannende Leichathletik-Wettkämpfe mit deutschen TOP-Athleten. Die künstlerischen Umsetzungen werden im Olympischen Dorf in einer Ausstellung zusammen mit historischen Fackeln ausgestellt. Nähere Informationen zur Ausschreibung erhalten Sie unter www.DOG-bewegt.de oder direkt über die Bundesgeschäftsstelle. Gerne lassen wir Ihnen auf Anfrage auch einen Informationsflyer zu „Olympia hautnah“ zukommen. Jung, sportlich, FAIR Fair Play spielt im Leistungs- wie im Breitensport eine entscheidende Rolle, denn Fair Play ist mehr als die Befolgung der Regeln. Fair Play macht den Geist des Sports aus und fordert Handeln nach innerer Einstellung. Daher muss Fair Play ständig neu bewusst gemacht werden. Dies ist nicht nur eine Sache des Wissens, sondern vor allem des Verhaltens. Kinder und Jugendliche sollen frühzeitig darauf hingewiesen und angeleitet werden, den negativen Entwicklungen im Sport entgegenzuwirken und sind daher Zielgruppe des im Jahr 2012 zum ersten Mal initiierten Preises „Jung, sportlich, FAIR“. Mit diesem Preis sollen faire Gesten im Sport, Berlin Beim 38. Drumbo Cup zeichnete die Deutsche Olympische Gesellschaft Berlin auch in diesem Jahr die fairsten Teams mit dem Fair Play-Preis aus. Die Sieger, die beim Finale am 29. März einstimmig von der mit drei Trainern des Berliner Fußballverbandes besetzten Jury benannt wurden, waren die Mädchenmannschaft der Hannah-HöchGrundschule und bei den Jungen die Vertretung der Berlin Metropolitan School. Beide Teams errangen in der Gesamtturnierwertung jeweils den dritten Platz. Die Deutsche Olympische Gesellschaft möchte hiermit gerade bei unserem Sportlernachwuchs, sei es im Leistungs- oder Breitensport, ein nachhaltiges Bewusstsein für faires Verhalten schaffen. Die drei Erstplazierten der Ausschreibung erhalten von der Deutschen Olympischen Gesellschaft Fördergelder in einer Gesamthöhe von 1.000 Euro. Nähere Informationen zur Ausschreibung „Jung, sportlich, FAIR“ erhalten Sie unter www.DOG-bewegt.de. Um Tore, Punkte und Pokale stritten beim diesjährigen Drumbo Cup seit der Vorrunde mehr als 3.500 Schülerinnen und Schüler aus den Berliner Grundschulen. Beim Finalturnier in der Charlottenburger Sömmeringhalle ermittelten die besten acht Jungen-Teams und die besten vier Mädchenmannschaften die Sieger. Vor mehr als 1.000 jubelnden und anfeuernden Zuschauern setzten sich nach äußerst spannenden und sehr fairen Spielen – was die Fair Play- Mitgliederwerbeaktion 2012 „Gemeinsam mehr erreichen“ lautet das Motto unserer diesjährigen Mitgliederwerbeaktion. Unterstützt wird die Mitgliederwerbeaktion der Deutschen Olympischen Gesellschaft von Verena Bentele, der wir auf diesem Weg sehr herzlich für ihre Unterstützung danken möchten. Gemeinsam mit ihren Begleitläufern hat Verena Bentele für ihre sportlichen Ziele gekämpft. 2010 konnte sie insgesamt 5 Goldmedaillen bei den Paralympischen Spielen in Vancouver gewinnen. Als Sportbotschafterin des International Paralympic Committee (IPC) setzt sich Verena Bentele auch nach Ihrer Karriere noch aktiv für den Behindertensport ein. Bitte beachten Sie: Unter allen Neumitgliedern ab 18 Jahren und deren Werbern verlosen wir 3x 2 Tickets für ein Wintersport-Event in Deutschland. Alle DOGZweigstellen wurden bereits über die Mitgliederwerbeaktion 2012 informiert. Sollten Sie weitere Flyer zur Mitgliederwerbung benötigen, wenden Sie sich bitte an die Bundesgeschäftsstelle. 67 Jury vor eine große Herausforderung stellte – bei den Mädchen die Mannschaft der Grundschule am Rüdesheimer Platz und bei den Jungen die Vertretung der IkarusGrundschule aus Tempelhof-Schöneberg durch. Der Drumbo Cup wurde 1975 von der Dresdner Bank erstmalig durchgeführt und wird nunmehr durch die Commerzbank fortgeführt. Das Turnier hat sich über die Jahrzehnte zum größten Hallenfußballereignis Europas für Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter entwickelt. Dieter Krickow / Alexander Dorner DOG-Talk „Olympia hautnah“ Hochinteressant, äußerst spannend, sehr ausgewogen und bisweilen emotional – die 68 jüngste Auflage des Talks „Olympia hautnah“ der Deutschen Olympischen Gesellschaft Berlin am 17. April 2012 hatte viel zu bieten. Gäste waren Eisschnellläuferin Claudia Pechstein, Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin, sowie die Journalisten Robert Ide vom Tagesspiegel und René Hiepen. Die Moderation in den Räumlichkeiten der Weberbank Actiengesellschaft übernahm Journalist und DOGPräsidiumsmitglied Hans-Joachim Lorenz. Sehr authentisch und sympathisch berichtete Claudia Pechstein über ihren langwierigen Kampf gegen den Doping-Vorwurf und um ihre Rehabilitierung. Die DOG-Mitglieder erfuhren, wie sie mit der Belastung umgegangen ist, wie schwer ihr der Spagat zwischen Untersuchungen und Prozessen einerseits sowie dem Training andererseits fiel und welche konkreten Folgen der Doping-Vorwurf und die Sperre hatten. Mit Robert Ide und René Hiepen wurde zudem ausführlich über die Rolle der Medien im Fall Pechstein diskutiert. Claudia Pechstein war 2009 wegen auffälliger Blutwerte, aber ohne positiven Dopingbefund durch den Internationalen Eisschnelllaufverband ISU für zwei Jahre gesperrt worden. Mehrere Hämatologen haben zwischenzeitlich feststellen können, dass eine seltene Blutkrankheit, an der Pechstein und ihr Vater leiden, Ursache für die schwankenden Blutwerte ist. Im Februar 2011 feierte die fünfmalige Olympiasiegerin ihr Comeback auf dem Eis. Die jetzt abgelaufene Saison 2011/2012 krönte sie im März mit WM-Bronze über 5.000 Meter. Nun hat der Kufenstar die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi fest im Blick. Nach dem Ende der eindrucksvollen Karriere kann sich Claudia Pechstein durchaus ein Engagement als Trainerin vorstellen. Die mehr als 50 Gäste waren vom „Olympia hautnah“-Talk begeistert: „Eine sehr gelungene Veranstaltung, in der viele interessante Fakten offen und ausgewogen diskutiert wurden“, so das einhellige Fazit des Publikums. Ein großes Dankeschön für die Gastfreundlichkeit und Zusammenarbeit richtete DOG-Ehrenpräsident Hans-Jürgen Bartsch an den Weberbank-Vorstand Wolfgang Harth. Alexander Dorner Weltcup-Finale der Eisschnellläufer Jenny Wolf und Martina Sablikova, Sven Kramer und Christine Nesbitt, Cindy Klassen und Bob de Jong – beim Weltcup-Finale der Eisschnellläufer am zweiten März-Wochenende in Berlin konnten die Mitglieder der DOG Berlin diese Kufenstars hautnah erleben. Auch wenn es dabei für Lokalmatadorin Jenny Wolf über die 500 Meter nicht zum Sieg und dem Gewinn des Gesamtweltcups reichte, so waren die DOG-Mitglieder von Dynamik, Technik und Tempo auf dem Eis doch sehr beeindruckt. Für eine stimmungsvolle Atmosphäre in der Halle sorgten neben den deutschen Fans auch zahlreiche Schlachtenbummler aus den Niederlanden, Russland und Tschechien. Alexander Dorner Cottbus Sportgala der Stadt Cottbus Auch in diesem Jahr wurde die Sportgala der Stadt Cottbus durch die Stadtgruppe der Deutschen Olympischen Gesellschaft und den Stadtsportbund Cottbus genutzt, um den vielen Helfern des Sports im Hintergrund, in den Sportvereinen Dankeschön zu sagen für ihr Engagement im Jahr 2011. Mehr als 2.000 Übungsleiter sind in den 135 Cottbuser Sportvereinen im Einsatz. „Unermüdlich und selbstlos“ kümmerten sie sich täglich um den Nachwuchs, um Spitzenathleten und Hobbysportler. „Mit großer Lei- denschaft leisten die vielen Helfer einen unschätzbaren Beitrag zum Leben der Cottbuser Bürger“ sagte der Cottbuser Oberbürgermeister Frank Szymanski in seinem Statement in den Räumen der Sparkasse Spree-Neiße. Auf dieser Basis wurden im Jahr 2011 bei Weltmeisterschaften sechs Gold-, zwei Silber- und vier Bronzemedaillen geholt. Bei Europameisterschaften gab es zehnmal Gold, viermal Silber und viermal Bronze. Hinzu kommen 53 Gold-, 28 Silber- und 36 Bronzemedaillen bei Deutschen Meisterschaften. Die Radsportler, Turner, Schwimmer und Behindertensportler waren dabei besonders erfolgreich. Die Titel eroberten Jana Majunke im Behindertenradsport, Christian Diener im Schwimmen sowie die Turner des SC Cottbus Turnen. Die Stadtgruppe der Deutschen Olympischen Gesellschaft konnte gemeinsam mit Oberbürgermeister Frank Szymanski, und Sparkassenvorstand Thomas Heinze die Plakette der DOG für besondere Leistungen im Sport und der olympischen Idee an Holger Behrendt, Trainer im SC Cottbus Die Stadtgruppe der Deutschen Olympischen Gesellschaft bedankt sich bei allen Organisatoren und vor allem beim Gastgeber, der Sparkasse Spree-Neiße und ihrem Vorstand, dieser nun schon traditionellen Veranstaltung im Namen aller Teilnehmer auf das Herzlichste. Günter Jentsch Natürlich ging der Blick an diesem Abend auch voraus in Richtung der bevorstehenden Olympischen Spiele und der Paralympics, auf die sich unsere besten Sportlerinnen und Sportler intensiv vorbereiten und denen wir viel Erfolg wünschen. Vielleicht wird es möglich, den „Weg des Ruhms“, in dem die Medaillengewinner der Stadt Cottbus bei Olympischen Spielen geehrt werden, auch in diesem Olympiajahr zu erweitern. Hannover Ehrung langjähriger Mitglieder Turnen e.V., Florian Ludewig, Trainer im Radsportclub Cottbus e.V. und Christina Herold, Trainerin im Doitsu-Budo-Kwai überreichen. Die Goldene Ehrennadel der DOG erhielten Margit Cichocki, Schatzmeisterin im Stadtsportbund Cottbus e.V., Monika Nickel, Übungsleiterin in der Bauhausschule im Behindertensport, Gerd Kunz, Billardtrainer in der SG Groß Gaglow, Lutz Pannach, Radballtrainer im Lausitzer Radsportverein und Ronny Zeiß, Nachwuchs- und Torwarttrainer im FC Energie Cottbus. Am 06. Mai hat die Zweigstelle Hannover ihre langjährigen Mitglieder geehrt. Die Ehrung fand im Rahmen des TUI-Marathons auf der Veranstaltungsbühne statt. Unter der Moderation von Rita Girschikofsky, Präsidentin des Niedersächsischen LeichtathletikVerbandes und des Stadtsportbundes Hannover, konnten 14 Jubilare die Auszeichnungen aus den Händen von Udo Körber und Weitere Auszeichnungen wurden durch den Stadtsportbund Cottbus e.V. für verdienstvolle Übungsleiter, Trainer und Vereinsvorstände vorgenommen. Die Auszeichnung der in einer Umfrage der Lausitzer Rundschau und Antenne Brandenburg ermittelten beliebtesten Sportlerinnen, Sportler und Mannschaften bildete den stimmungsvollen Abschluss der Sportgala. Die Jubilare auf der Veranstaltungsbühne Gerhard Reuse in Empfang nehmen. Mit dem TUI-Marathon hatte diese DOGVeranstaltung einen angemessenen sportlichen und gesellschaftlichen Rahmen, den die Mitglieder und Jubilare gern zu guten Gesprächen genutzt haben. Bei kühlem aber trockenem Wetter hatten die Läufer optimale Bedingungen und auch die Stimmung am DOG-Stand war ausgezeichnet. Die Zweigstelle Hannover ist stolz auf ihre langjährigen Mitglieder. Gerhard Reuse / Udo Körber Heilbronn-Unterland/Hohenlohe Ehrungen beim Sportkreistag Heilbronn „Ehre, wem Ehre gebührt“, so titelte die „Heilbronner Stimme“ bei ihrem Bericht über die Ehrungen der Deutschen Olympischen Gesellschaft beim Sportkreistag des Sportkreises Heilbronn. Im Beisein zahlreicher Ehrengäste sowie den Delegierten der Unterländer Sportvereine freute sich die DOG-Vorsitzende Sigrid Seeger-Losch an zwei hochverdiente Sportfunktionäre die DOG-Leistungsplakette überreichen zu dürfen. Gustav Jenne ist Macher und Motor der Unterländer Leichtathletik-Szene, die ohne ihn nicht denkbar wäre. Er war die treibende Kraft, als 1969 die Unterländer Leichtathletik-Gemeinschaft ins Leben gerufen wurde. Viele Aktivitäten, Aktionen und Veranstaltungen gehen auf seine Initiative zurück. Das ehrenamtliche Engagement von „Mister Leichtathletik“ sei beispielhaft, sagte Seeger-Losch in ihrer Laudatio. Bernd Schneider leitete über 16 Jahre die Geschicke im Ringer-Bezirk Unterland. Über viele Jahre war er KampfrichterReferent. Der Ringkampfsport und der Sport überhaupt haben ihm viel zu verdanken. Im Sportkreis vertritt er die Fachverbände und begleitet mit lebhaftem und kritischem Geist die 69 Einstimmung auf die Spiele in diesem Jahr in London, aber auch zur besonderen Ehre der scheidenden Vorsitzenden Margit Budde. Sie hatte als sportlerisches Urgestein des Hochstiftes und erfolgreiche Fechterin sieben Jahre lang den Vorsitz der Regionalgruppe inne. Mit dem Olympischen Abend in diesem Jahr nahm sie aus beruflichen Gründen ihren Abschied. Gustav Jenne (li.) und Bernd Schneider (re.) bei der Ehrung durch die Vorsitzende Sigrid Seeger-Losch Arbeit. Er ist Mitglied der DOG und seit zwei Jahren Vorstandsmitglied in der Kreisgruppe Heilbronn-Unterland. Er sei ein Paradebeispiel des gelebten Ehrenamtes, in dem er sich außerordentliche Verdienste erworben hätte, bemerkte die Vorsitzende und überreichte Urkunde und Plakette unter dem Beifall der Anwesenden. Hochstift Paderborn Olympia zwischen Kommerz und Politik Olympia ist ein Fest von Leistung, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Erfolg, von Förderung und Forderung, Kommerzialisierung und Politik. Diese Mischung mit all ihren Vor- und Nachteilen war Thema auf dem Podium. Im Spiegelsaal des fürstbischöflichen Residenzschlosses diskutierten unter Moderation von Wolf-Dieter Poschmann aktuelle und ehemalige Größen von Olympia. NRW-Sportfunktionärin Gisela Hinnemann und Silbermedaillengewinnerin von 1968, Liesel Westermann, waren ebenso mit dabei wie Speerwerferin Linda Stahl und Top Squasher Cedric Lenz. Begleitet wurde die Diskussion durch Vortrag und Statements von Prof. Dr. Manfred Lämmer. Mit in der ersten Reihe saßen neben DOG Vorstandmitglied und Bronze Zehnkämpfer Kurt Bendlin auch der Speerwerfer Michel Wessing, der 1980 wegen des Moskau Boykotts nicht starten durfte. 2012 sei mit Fußball und Olympia nicht nur ein spannendes sondern durchaus auch politisch konfliktbeladenes Jahr, hatte Poschmann die Diskussion vor rund 300 geladenen Gästen anmoderiert. Dabei würden die Sportler zunehmend zu politischen Stellungnahmen gedrängt. Eine Tatsache, die Michael Wessing bis heute ärgert. Der Boykott damals habe nichts genutzt, das hätten selbst die Politiker später eingesehen. Den Sportlern habe das aber geschadet, sagte er. Prof. Dr. Lämmer warnte in einem seiner Zwischenstatements davor, Sportler zu überfrachten. Ganz trennen lasse sich Politik und Sport angesichts der engen Verbindung beider aber nicht mehr. Das sei auch gar nicht notwendig, konterte Linda Stahl. Sie bewertete sich in ihrer Rolle als Spitzensportlerin als „öffentlichen Menschen“, der sich durchaus auch zu anderen Themen als dem Sport äußern DOG und Gäste: Heiner Kortebusch, Cedric Lenz, Kurt dürfe. Das unterstrich auch Bendlin, Liesl Westermann, Christian Schlichter, Linda Liesel Westermann. Ohne Stahl, Gisela Hinnemann, Manfred Lämmer, Margit politische Unterstützung, so ihre Budde, Wolf-Dieter Poschmann, Willi Schluer Meinung, seien die sportlichen Olympische Ehren haben in Paderborn, der Sportstadt in Ostwestfalen, bereits Tradition. Medaillengewinner, Stars und Platzierte von Olympischen Spielen, sie alle waren schon zu Gast bei den mittlerweile fest eingeführten Olympischen Abenden. In bereits sechster Folge hatte die DOG Hochstift Paderborn auch in diesem Jahr wieder einen hochkarätig besetzten Abend veranstaltet: Zur 70 Höchstleistungen nicht bezahlbar. Da sei es nur recht, diesen Einfluss auch zu akzeptieren. „Ich kann mich nicht füttern lassen und dann nicht auch mal tanzen wollen“, so ihre Kernaussage an diesem Abend. Einig waren sich die Sportler durchaus in der Bewertung der Olympischen Spiele. Bei der Inflation an Welt- und Europameisterschaften sei Olympia das einzige Sportereignis, das eine Besonderheit geblieben sei, sagte Linda Stahl. Liesel Westermann schwelgte in Erinnerungen an eine Sportlergemeinschaft, die nicht nur international, sondern auch durch alle Disziplinen gehe. Das gebe es doch sonst nirgends. Einzige Hürde, das wurde kontrovers diskutiert, war die Auswahl. Ob Olympianorm oder deutsche Zusatzhürden, ob die Besten eines Landes oder nur Platzierungskandidaten zu Olympia geschickt würden, wurde angesichts immer enger werdender Plätze sehr unterschiedlich gesehen. Einer den das noch völlig mit Vorfreude einstimmte, war der Squasher Cedric Lenz aus Paderborn. Als achter der Bundesligaliste fieberte er einer Anerkennung seines Sports als olympische Disziplin entgegen. Neben launigen Worten und viel Abschiedslorbeeren für die scheidende Vorsitzende gab es für Margit Budde auch drei besondere Ehren. Paderborns Bürgermeister Paus übereichte ihr zum Abschied einen Seidenschal in den Stadtfarben, Zehnkämpfer Bendlin hatte für sie eine eigene Holzskulptur ausgearbeitet. DOG-Vizepräsident Peter von Löbbecke zeichnete nach einer recht launigen Rede Margit Budde und ihren Stellvertreter Heiner Kortebusch aus. Budde erhielt dabei die silberne Verdienstplakette der DOG. Die DOG im Hochstift wird künftig durch die beiden Stellvertreter Heiner Kortebusch und Kurt Bendlin geführt bis zu den Vorstandswahlen im nächsten Jahr. Damit und mit dem dahinter stehenden aktiven Vorstand bleibt die Kontinuität der aktiven Regionalgruppe gewahrt. Christian Schlichter Karlsruhe Zweigstelle Karlsruhe unter neuer Leitung Am 26. April 2012 wählte die Zweigstellentagung der DOG Karlsruhe den 48-jährigen Österreicher Peter Mayer zu ihrem Leiter. Mayer folgt damit Lothar Deutsch, der im Rahmen der Veranstaltung vom Präsidenten der DOG Harald Denecken für seine Verdienste geehrt wurde. Zur Sitzung hatte Bernd Rau, der nach dem Rücktritt von Deutsch die kommissarische Leitung inne hatte, ins Otto-Hahn-Gymnasium geladen das seit kurzem Mitglied der DOG ist. Zu Beginn bedankte sich Herr Denecken bei Herrn Morath dem Schulleiter des OttoHahn-Gymnasiums für die Gastfreundschaft und überreichte ihm eine Plakette, die in Zukunft am Haupteingang der Schule diese als DOG-Mitglied ausweist. Nachdem sich Peter Mayer, der als Lehrreferent für den Badischen-Sportbund Nord arbeitet, vorgestellt hatte, wurde er einstimmig gewählt. Der Diplom-Pädagoge Mayer, der sich auch bei der dsj im Bereich „Dopingprävention“ engagiert, sieht es als eine seiner wichtigsten Aufgaben, die gesellschaftliche Akzeptanz der DOG in Karlsruhe weiter zu verbessern. Als Baustein auf diesem Weg soll eine Diskussionsreihe dienen, die regelmäßig in der „Cantina Majolika“ stattfinden soll. Start dazu ist am 29.11.2012. Unter den zahlreichen anwesenden Mitgliedern waren die Leiterin des Sportamts in Karlsruhe Silke Hinken, der Geschäftsführer des Badischen Fußballverbandes Uwe Ziegenhagen und der Jugendsekretär der Badischen Sportjugend Thorsten Väth. Kreis Düren Mitgliederversammlung Die Zweigstelle Kreis Düren hat am 28. Februar 2012 die diesjährige Mitgliederversammlung unter Beteiligung von ca. 70 Gästen im Großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung Düren durchgeführt. Neben den üblichen und vorgegebenen Tagesordnungspunkten wurden auch die Aktionsprogramme der Deutschen Olympischen Gesellschaft und ein Rückblick auf die Tätigkeit der hiesigen Zweigstelle vorgestellt. Darüber hinaus wurden den Anwesenden die Inhalte des hier initiierten regionalen Aktionsprogramms „Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und Offenen Ganztagsschulen“ unterbreitet, zu dem auch eine aus Sport, Politik und Verwaltung prominent besetzte Podiumsdiskussion unter dem Motto „Offene Ganztagsschulen und Sportvereine - Ende des organisierten Sports oder neue Chancen?“ geführt wurde. Diese von Dr. Stefan Kaußen (WDR) moderierte Podiumsdiskussion entwickelte sich zu einem äußerst interessantem und kontrovers geführten Meinungsaustausch, in dessen Rahmen die Schwierigkeiten der Vereinbarkeit zwischen ganztägigen Bildungsangeboten, der Konsolidierung von Sportvereinen und einer angemessenen Entwicklung des (Leistungs-)Sports deutlich wurden. Auch in der regionalen Medienlandschaft fand die Veranstaltung der DOG-Zweigstelle Kreis Düren ein absolut positives Echo, wobei sich die Berichterstattung im Wesentlichen auf die attraktive Podiumsdiskussion und eine zusätzlich formulierte Mitgliederwerbung erstreckte. Projekt „Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und Offenen Ganztagsschulen“ Im Januar 2011 hat der Vorstand der DOGZweigstelle Kreis Düren beschlossen, sich diesem Projekt intensiv zu widmen mit der Zielsetzung, sportbezogene Aktivitäten in das schulische Angebot zu integrieren und gleichzeitig den beteiligten Sportvereinen die Möglichkeit zu bieten, den dort feststellbaren Mitgliederschwund im Kinder- und Jugendbereich zu kompensieren. In einem ersten Schritt wurde unter Mitwirkung des Schulamtes für den Kreis Düren (Schulaufsichtsbehörde) ein Fragebogen an alle 48 Offenen Ganztags-Grundschulen des Kreises Düren versandt mit der Maßgabe, die dortige Interessenlage hinsichtlich sportlicher Angebote zu erfragen. Nachdem 21 Offene GanztagsGrundschulen ihre positive Interessenhaltung bekundet haben, wurden im Rahmen der weiteren Vorgehensweise ca. 80 Sportvereine nach den dortigen Mitwirkungsmöglichkeiten befragt. Unter der Federführung des DOG-Zweigstelle Kreis Düren und der Mitwirkung des Kreis- sportbundes Düren wurden in einem dritten Schritt bisher 15 Runde Tische moderiert mit dem Ergebnis, dass in allen Fällen eine Kooperation zwischen Offenen GanztagsGrundschulen und Sportvereinen geschlossen werden konnte. Weitere Gespräche stehen an mit der Zielsetzung, eine möglichst lückenlose Kooperationslandschaft zu entwickeln. In Fortführung dieses Projektes wird geplant, ab dem Herbst 2012 die Bemühungen auch auf den Bereich der weiterführenden Schulen auszudehnen, um somit eine flächendeckende Sportbewegung in ganztägigen schulischen Bildungsangeboten zu gewährleisten. Vielfältige Handlungspartner – darunter auch der Olympiastützpunkt Rheinland in Köln – haben wesentlich dazu beigetragen, das hier entwickelte Handlungskonzept erfolgreich umzusetzen. Sollten andere Zweigstellen der Deutschen Olympischen Gesellschaft Interesse an Einzelheiten zur Umsetzung dieses Projektes haben, können Anfragen an die EmailAdresse [email protected] gerichtet werden. Selbstverständlich haben wir auch ein Telefon: 02421-951133. Landesverband NRW Zum ersten Mal traf sich der DOG-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen unter Vorsitz von Manfred Rixecker (Mülheim an der Ruhr) Anfang Mai in der Sparkasse Recklinghausen. Breiten Raum nahm die V.l.n.r. Dieter Büttner (Regionalgruppe Rheinland), Manfred Rixecker (1. Vorsitzender), Ulrich Kupke (NRW-Pressewart), Paul Hoffmann (2. Vorsitzender), Wolfgang Dolling (Bezirksgruppe Niederrhein) sowie Achim Haase (Sparkasse Vest Recklinghausen 71 Diskussion um den Zustand und die „Wiederbelebung“ von Zweigstellen in NRW ein. Besonders erfreulich wurde vermerkt, dass die Zweigstelle Kreis Düren seit 18 Monaten Aktivitäten entwickelt hat. Auch in Recklinghausen wurde zwischenzeitlich die Initiative ergriffen, eine neue Kreisgruppe „zum Leben zu erwecken“. Besonders der Sparkassen-Marketingchef Achim Haase und NRW-Pressewart Ulrich Kupke haben ihre Unterstützung zugesagt. Weitere Diskussionsthemen betrafen die zuletzt zahlreich ins Leben gerufenen Aktionen der Bundes-DOG in Bezug auf „Bewegungsstunden in Kindergärten“, „Bewegungspatenschaften“ und „Jung, sportlich, Fair“. Miltenberg-Obernburg Miltenberg-Obernburg Der TV Miltenberg hat am 19. Mai 2012 einen Sporttag in der Fußgängerzone Miltenbergs veranstaltet. Grund hierfür war das 150-jährige Bestehen des TV Miltenberg. Das Motto der Veranstaltung war „Miltenberg in Bewegung“. Zahlreiche Besucher Miltenbergs und Passanten wurden dabei angeregt beim dem vielfältigem Programm der 19 Sportabteilungen des TV Miltenberg zuzuschauen, mitzumachen und sich über die einzelnen Sportangebote wie Eltern und Kind Turnen, Geräteturnen, Tischtennis, Volleyball, Rhönradturnen und vieles mehr zu informieren. Die hiesige DOG-Zweigstelle ließ sich dabei die Chance nicht entgehen und präsentierte sich den Besuchern mit einem eigenen Informationsstand. 72 Niederrhein Volksbank Rhein-Ruhr und DOG luden zum Sportlerdialog Zum nunmehr schon 16. Mal trafen sich Olympiasieger, Weltmeister und Europameister auf Einladung der Volksbank RheinRuhr und der Deutschen Olympischen Gesellschaft Bezirksgruppe Niederrhein zum traditionellen Sportlertreff. „Mit dieser Veranstaltung“, so Volksbank-Vorstand Thomas Diederichs, „will die Volksbank Rhein-Ruhr dem Sport und der Wirtschaft eine Plattform für ein erfolgreiches Miteinander bieten.“ Auch in diesem Jahr waren 60 Sportler und Gäste der Einladung gefolgt. Neben zahlreichen weiteren erfolgreichen Sportlern hieß Thomas Diederichs auch Bürgermeister Benno Lensdorf, LSB-Präsident Walter Schneeloch und den Beigeordneten Reinhold Spaniel sowie den hiesigen DOG-Vorsitzenden Paul Hoffmann, ehemaliges NOK-Mitglied, willkommen. Benno Lensdorf begrüßte die Volksbank-Initiative einer solchen Veranstaltung und lobte ausdrücklich das Engagement der Bank im Hinblick auf die Sportförderung. LSB-Präsident Walter Schneeloch schaute in seinem Grußwort insbesondere auf die Olympischen Sommerspiele, die in diesem Jahr in London stattfinden werden. Als Überraschungsgast hatte die Volksbank Rhein-Ruhr den Cheftrainer von Rot-Weiß Oberhausen, Mario Basler, eingeladen. Basler gewährte im Gespräch mit Volksbank- Pressesprecher Günter Sickmann einen Blick hinter die Kulissen des Fußballgeschäftes und wusste viel Interessantes aus seiner aktiven Zeit als Spieler zu erzählen. Ein Imbiss und viele Gespräche rundeten einen gelungenen Abend ab. Odenwaldkreis 60-Jahrfeier der DOGZweigstelle Odenwaldkreis Die Zweigstelle Odenwaldkreis der Deutschen Olympischen Gesellschaft hat sich die Förderung des Sports und des olympischen Gedankens auf ihre Fahnen geschrieben und diese Ziele standen bei der Jahreshauptversammlung und der sich daran anschließenden Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen am Donnerstagabend im Dorfhaus in Zell im Fokus. Der Vorsitzende Johann Weyrich erinnerte bei seinem Rückblick an die vielen Aktivitäten im vergangenen Jahr. Präsenz bei größeren Sportveranstaltungen, die Patenschaft mit 15 Kindergärten, die zum 17. Mal in Folge durchgeführte Aktion „Junge Könner brauchen Gönner“, Kontakte zu Grundschulen im Kreis, die Ausrufung eines Juniorsportlers des Jahres und Ehrungen erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler sowie von Vereinen und Funktionären, die sich besonders hervorgetan haben, stehen zu Buche in der langen Liste der Aktionen der DOG-Zweigstelle Odenwaldkreis, wie die vorherige Kreisgruppe nach der bundesweiten Neuorganisation der DOG nun heißt. Für das Olympiajahr 2012 sei am Gymnasium auf Initiative der DOG wieder ein Kreativwettbewerb ausgeschrieben worden. Die Prämierung der eingereichten Arbeiten werde am Donnerstag (29. März) stattfinden. Erstmals werde in diesem Jahr an den Grundschulen des Kreises nach dem Motto mitteilen, dass es mit der DOG auf Bundesebene wieder aufwärts gehe, nachdem man neue Sponsoren gefunden habe. Grußworte sprachen außerdem Kreisbeigeordneter und Landtagsabgeordneter Dr. Michael Reuter, der Bad Königer Bürgermeister Uwe Veith, Wolfgang Fröhlich für den Sportkreis, Direktor Karl-Heinz Ihrig für die Sparkasse und Manfred Heiss für den Stiftungsrat der HSE. Wer könnte ein besserer Laudator für die 60-Jahrfeier der DOG sein als der Ehrenvorsitzende Hubert Hey, der 19 Jahre Vorsitzender, unermüdlicher Ideengeber und Motor war. In seiner Ära stieg die Zahl der Mitglieder von 35 auf zeitweise 150 an. Hey spannte in seinen Ausführungen den Bogen von der Antike mit den Anfängen der Olympischen V.l.n.r. Hubert Hey, Johann Weyrich, Kurt Kohlhage. Spiele in Griechenland im Jahre Betty Heidler 776 v. Chr. und dem Verbot durch den römischen Kaiser Theodorius im Jahre 393 n. Chr. „Kinder bewegen – Schule fördern – Erfolge bis zur Wiedereinführung der Wettkämpfe ehren“ ein Sportwettbewerb durchgeführt. der Neuzeit durch Pierre de Coubertin im Ebenso sollen die Patenschaften mit Kinder- Jahr 1896. gärten weiter ausgebaut werden. Die Förderung des Sportnachwuchses steht aber Im Jahr 1951 sei die DOG gegründet worden nach wie vor oben auf der Agenda des und am 25. Mai 1952 die Kreisgruppe DOG-Vorstandes. Odenwald. Landrat Georg Ackermann übernahm den Vorsitz bis 1968. Es folgten Wie Finanzvorstand Frank Weichel mit Heinrich Ritzel (1968-1971) Franz Radomicki seinen Zahlen belegen konnte, verfügt (1971-1988), Fritz Walter (1988-1989) und sowohl die DOG als auch der SportförderHubert Hey (1989-2008). Die DOG schaffte kreis Olympia Odenwald, eine Gruppierung es in den sechs Jahrzehnten durch die innerhalb der DOG, über solide Finanzen. Die Entlastung beider Vorstände war dann nur noch eine Formsache. Pflege des olympischen Gedankens, aber vor allem durch ihre Aktionen zur Förderung des Sportnachwuchses die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu gewinnen. Seit der Gründung gehören die Gemeinden Lützelbach, Brombachtal und Rothenberg der DOG an und wurden mit Urkunden und Plaketten ausgezeichnet. Geehrt für besondere Leistungen und Unterstützung der Kreisgruppe wurden Kurt Kohlhage, Ronny Kelz, Inge Velte, Werner Muschik, die HSE, die Sparkasse Odenwaldkreis und die Gemeinde Mossautal. Fotos von der zurückliegenden Zeit auf der Großleinwand weckten Erinnerungen. Musikalisch umrahmt wurde die Feierstunde durch Karina Schuller mit dem Saxophon. Gerd Waßner Kreativwettbewerb Bereits zum dritten Male schrieb die Zweigstelle Odenwaldkreis einen Kreativwettbewerb für die Sportförderklassen der Schulen im Odenwaldkreis aus. Beteiligt haben sich die Klassen 5f und 6f des Gymnasiums Michelstadt. Nach dem Motto „Olympische Sommerspiele 2012 in London“ waren Kreativität, Ideenreichtum und gestalterische Fähigkeiten gefragt, die zum Teil im Zweier-Team oder aber als Einzelne umgesetzt wurden. Für die DOG hat der Schulbeauftragte Manfred Kirschner die Ausschreibung an Ein Hauch von Olympia wehte danach durch das Zeller Dorfhaus bei der folgenden Jubiläumsfeier, denn neben etlichen Ehrengästen aus Sport, Politik und dem öffentlichen Leben konnte Weyrich die Weltmeisterin im Hammerwerfen Betty Heidler und Petra Lammers, die Anschieberin der bei Weltmeisterschaften erfolgreichen und bekannten Bobpilotin Sandra Kiriakis begrüßen. Die Hammerwerferin, Mitglied der DOG Odenwaldkreis und öfter mit ihrem Sportgerät in FränkischCrumbach zum Training zu Gange, gab Erläuterungen zur Vorbereitung auf die Olympischen Spielen in London, wo sie zu den Favoritinnen in ihrer Disziplin zählt. Der neugewählte Vizepräsident der DOG, Peter von Löbbecke fand viel Lob für die Arbeit der hiesigen Zweigstelle und konnte Die ausgezeichneten Schüler zusammen mit den Klassenlehrern Stefanie Tänzler und Axel Trumpfheller sowie Johann Weyrich, Peter Falter, Gunter Eckart (Schulleitung), Manfred Kirschner und Hubert Hey 73 die Schulen mit Sportförderklassen weitergeben. „Ziel ist es den Olympischen Gedanken und die Olympischen Werte wie Leistungsbereitschaft, Fair Play, Teamgeist und die Völkerverständigung ins Bewusstsein der jüngeren Sportler zu rücken“, so Kirschner bei der Prämierung der Arbeiten in der vollbesetzten Mensa des Gymnasiums Michelstadt. Zusammen mit dem Vorsitzenden Johann Weyrich vergab Kirschner die von der DOG ausgelobten Geldpreise und bedankte sich bei allen Lehrkräften sowie der Schulleitung des Gymnasiums für die Durchführung und Unterstützung des Wettbewerbs. Mit dabei waren viele Eltern der Kinder, die sich an dem Kreativwettbewerb beteiligten, die Klassenlehrer der beiden Klassen, Stefanie Tänzler und Axel Trumpfheller, von der Schulleitung Gunter Eckart und der DOG-Ehrenvorsitzende Hubert Hey. „Die Jury hat es nicht leicht gehabt bei den abgelieferten Arbeiten, die eine breite Palette von kreativen Ideen wie Bilder, Aufsätze, Hörspiele, Interviews oder Filme geboten haben, die Besten zu finden“, betonte Kirschner. „Wir wollen nicht nur den olympischen Gedanken fördern, sondern auch einen Beitrag leisten, um die Kinder und die Jugend für den Sport zu begeistern“, so Weyrich, der sich bei Kirschner für dessen Engagement bei diesem Schülerwettbewerb bedankte und auch beim Gymnasium, das sich zum dritten Male an diesem Wettbewerb beteiligte. Ausgezeichnet wurden die ersten drei Plätze sowie fünf weitere von der Jury gleich bewertete Arbeiten. Platz eins ging an Jannik Müller und Oscar Hopp von der Klasse 6f, die neben kreativen Gedanken auch eine wahre Fleißarbeit leisteten. Platz zwei belegten Charlotte Manschitz und Nita Groth von der Klasse 5f und Platz drei erreichten Anesa Kukavica und Franziska Wirl von der Klasse 6f. Platz vier wurde an Karl-Johann Mühlhäuser (5f), Benjamin Eickhoff (5f), Luca Rettig und Nikola Cutura (6f), Johnathan Reimer und Jannis Geißler (5f), Lara Christmann und Johannes Brand (6f) vergeben. Gerd Waßner Bewegungstag Der Patenkindergarten des Integrativen Montessori Kinderhauses in Michelstadt führte wieder einen Bewegungstag mit 74 allen Kindern der Einrichtung durch. Es wurden viele Übungen für alle Alterstufen absolviert. Die Kinder waren sehr begeistert und eifrig dabei. Im Anschluss wurde noch ein Bewegungslied gesungen und Medaillen für alle teilnehmenden Kinder verteilt. Der Vorsitzende der DOG-Zweigstelle Odenwaldkreis übergab einen kleinen Förderbeitrag und dankte für dieses sportliche Event. Pfalz Olympische Kindergartenspiele Slalomlauf, Bobfahren, Ringe werfen, Balancieren, Hindernislauf und Zielwurf waren 09. Februar 2012 die Disziplinen bei den Olympischen Kindergartenspielen. 102 5-6 jährige Kinder aus den vier Mutterstädter Kindergärten nahmen teil. Mit Bewegung kann man nicht früh genug anfangen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man dies schon im Kindergartenalter unterstützt und fördert. So eröffneten HansDieter Schneider, Bürgermeister von Mutterstadt, Heiner Dopp und Carlo von Opel, Deutsche Olympische Gesellschaft, die Olympischen Spiele. tig Gas geben, damit sie nicht von den Kindern überholt werden. Die Kinder fordern den Betreuern der TSG alles ab. Beim Bobfahren, müssen die Kinder auf einem Rollbrett durch einen Parcours aus Matten-Tunnel und bunten Blocks steuern. Kommt ein Kind vom rechten Weg ab, kein Problem, die Helfer sind sofort zur Stelle und korrigieren. Da sind viele sportliche Talente dabei. Die Kinder schlagen sich sehr gut. In der Hallenmitte weist Alois Bierl den Weg zur Ziellinie nach überstandenem Hindernislauf – durch Kastenteile krabbeln und über Stangen springen, auch da kann man schon mal die Orientierung verlieren. Eine Gruppe sammelt neue Kräfte und stärkt sich mit Obst, welches vom Pfalzmarkt Mutterstadt für die Kids gespendet wurde. Man kann ja nicht immer Vollgas geben. Am Ende waren alle Gewinner, auch wenn die Besten mit Medaillen geehrt wurden, so durften alle Kids die von der DOG mitgebrachten T-Shirts als Andenken mit nach Bewegung ist von klein auf wichtig, auch Alois Bierl weiß wovon er spricht. 1972 wurde er Olympiasieger im Rudern. Am Donnerstag betätigte er sich bei den Kindergartenspielen, organisiert von der Deutschen Olympischen Gesellschaft Pfalz in Zusammenarbeit mit der TSG Mutterstadt und den Mutterstädter Kindergärten, in der TSG Halle in Mutterstadt als Zeitnehmer. “Tempo. Auf geht’s!“ feuert der ehemalige Hockeynationalspieler Heiner Dopp den Nachwuchs an. Die Rekorde purzeln. Eine Bestleistung jagt die andere. Beim Slalomlauf gibt es zunächst noch Orientierungsschwierigkeiten im Stangenwald. Damit die Kids auch hier auf dem rechten Weg bleiben, werden die Betreuer als „Hasen“ eingesetzt und diese müssen schon mäch- Hause nehmen. Der Gesamtsieg ging an Leon Hochhaus vom Protestantischen Kindergarten 2. Er schnitt als Bester aller 102 Kinder bei den Olympischen Kindergartenspielen in Mutterstadt ab. Von 70 möglichen Punkten erreichte er 68. Doch der olympische Gedanke stand im Vordergrund, dabei sein ist alles. Es ist schließlich nur ein Spiel, trotz Punkten, Zeit und Medaillen. Schwarzwald-Bodensee Sportlerehrung der Stadt Tuttlingen Zum ersten Mal versammelten sich zu diesem Anlass die Sportpreisträger, Sportler, ihre Familien, Freunde und Bekannte sowie alle Sportfans in der Angerhalle im Stadtteil Möhringen. Bei ausgelassener Stimmung und herrlichem Wetter feierten sie gemeinsam ihre sportlichen Erfolge. 56 Sportler erhielten an diesem Abend eine Ehrung von Oberbürgermeister Michael Beck und einem Vorstandsmitglied des Stadtverbandes für Sport, Jochen Zeyher. Zudem wurden mehrere Sonderpreise verliehen: Emil Bühler, Till Haendle und Olaf Hummel erhielten den Sport-Anerkennungspreis, Alfred E. Leopold erhielt den Sport-Ehrenpreis und Moritz Doms und Manuel Behr wurden mit dem JugendsportFörderpreis ausgezeichnet. In Namen der Deutschen Olympischen Gesellschaft verlieh Oberbürgermeister Michael Beck zusätzlich die „Plakette für besondere Leistungen im Sport und der olympischen Idee“ an KarlOtto Mayer von der TG Tuttlingen 1859 e.V., Franz Aichelmann vom TV Rottweil e.V. und Klaus Walter vom TSV Rottweil e.V. Über die goldene Ehrennadel durften sich Ute Heller und Irmgard Weber freuen, beides langjährige ehrenamtliche Übungsleiterinnen beim TV 1864 e.V. Möhringen sowie Peter Wiener vom TV Rottweil e.V. Für Ihre nun bereits 25-jährige Mitgliedschaft in der DOG wurden Alfred Klaiber aus Singen, der TTC Rottweil e.V. und der Sportkreis Rottweil im wlsb geehrt. Geboten wurde auch ein buntes Rahmenprogramm unterschiedlichster Showkünstler, die zwischen den Ehrungen die Gäste im Saal auf das Beste zu unterhalten wussten. So sorgten Möhringer Tänzer mit einer tollen Streetdance-Performance, eine DTBShowgruppe aus dem Ostalbkreis mit einer perfekt einstudierten Spinnenkür und eine sehr beeindruckende Form der Körperbeherrschung in Form einer EquilibristikDarbietung von Denis Stach für einen gelungenen Auftakt. Nach der Präsentation neuer Modetrends durch die Tuttlinger Sportfreunde, verzauberte der 18-jährige Profizauberer aus der Familie Petrosyan das Publikum mit rasanten Kartentricks. Anschließend kamen die Zuschauer selbst bei fetziger Latinomusik und dem neuesten Fitnesstrend Zumba kräftig ins Schwitzen. Weitere Höhepunkte des Abends bildeten die artistische Performance von Sophia Müller und der Auftritt der Verwandlungskünstler Sos & Victoria Petrosyan. Dabei wechselte die Garderobe der Künstlerin so schnell, dass das bloße Auge kaum folgen konnte. Als der Moderator Clemens Löcke nach dem dritten und letzten Ehrungsblock entspannt durchatmen wollte, wartete noch eine Überraschung auf ihn: OB Beck gratulierte sehr herzlich zu seiner 10. Sportlerehrung und überreichte ihm ein kleines Dankeschön. Schließlich wurden alle Künstler noch einmal auf der Bühne gefeiert und der Abend klang bei interessanten Gesprächen in der wunderschön geschmückten Angerhalle gemütlich aus. Stuttgart Stadtgruppe Stuttgart und Verein Begegnungen wagen sich aufs Glatteis Etwas mehr als 20 Mitglieder der Stadtgruppe Stuttgart der Deutschen Olympischen Gesellschaft, des Olympischen Fördervereins Stuttgart sowie des Vereins Begegnungen haben die neu eröffnete Eiswelt in Stuttgart-Degerloch besucht und ihre Eislaufkünste ausprobiert. Die großen und kleinen Gäste hatten sichtlich Spaß, zumal sie mit Monika Wagner Kutinova vom tus Stuttgart Eissport e.V. eine erfahrene und geduldige Trainerin an der Seite hatten, die wertvolle Tipps für das ungewohnte Parkett parat hatte. Während die einen auf dem Eis die ersten Geh- und Fahrversuche wagten, nutzte eine andere Gruppe die Möglichkeit zusammen mit einem Eismeister einen Blick hinter die „Kulissen“ der Eiswelt zu werfen. Wie wird Eis produziert, wie sieht die Kältetechnik und die verschiedenen Räumlichkeiten der Eiswelt aus? Die Gäste lauschten gespannt den Ausführungen des Technikers. Nach dem Besuch der Eiswelt ließ man den Sonntag mit Kaffee und Kuchen im Restaurant der Stuttgarter Kickers im Königsträßle ausklingen. Südniedersachsen Auf dem Weg nach London 2012 Nach Atlanta 1996, Sydney 2000, Athen 2004 und Peking 2008 ist die Bezirksgruppe Südniedersachsen mit ihrem Sitz in Göttingen auch in diesem Jahr bei den Olympischen Sommerspielen in London wieder mit 57 Teilnehmern dabei. Die Vorbereitungen unter Leitung der beiden bewährten „Olympiaführer“ Petra Reußner und Prof. Wolfgang Buss sind weit fortgeschritten und das Startfieber steigt nicht nur bei den Aktiven, sondern auch bei den Unterstützern der deutschen Mannschaft aus der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Bei einer Vortour im April konnten sich Petra Reußner und Wolfgang Buss nicht 75 nur davon überzeugen, dass das gewählte olympische „Hauptquartier“ der Südniedersachsen, das „Holiday Inn“ in Shepperton im Südwesten von London, alle Bedingungen für einen komfortablen Aufenthalt gewährleistet, sondern dass auch die Vorbereitungen in London weit fortgeschritten sind. So ist nicht nur wieder großer Sport, sondern es sind auch wieder erlebnisreiche Tage mit der neuerlichen Begegnung der sportbegeisterten Fans aus allen Weltteilen zu erwarten. Der Erkundung der Wege zum Olympischen Park im Londoner Stadtteil Stratford, die Vorbesichtigung des Deutschen Hauses in den historischen Londoner Docklands und die an vielen Stellen in London schon erkennbaren olympischen Symbole und Einrichtungen vermittelten den erfahrenen Olympiabesuchern die besten Hoffnungen und Erwartungen an großartige Spiele in der einer der attraktivsten Weltmetropolen. Zurzeit bereiten sich die Fahrtteilnehmer intensiv auf die Spiele über DOG-Veranstaltungen zur Geschichte der Olympischen Spiele, zu London mit seiner olympischen Vergangenheit und Gegenwart sowie zu Großbritannien und den Briten als Gastgeber der internationalen olympischen Familie vor. London, wir kommen, wollen ganz im Sinne eines der olympischen Mottos vor allem „dabei sein“ und ein fröhliches und friedliches Fest des Weltsports mitfeiern! Wolfgang Buss Wiesbaden Sport malen Die Stadtgruppe Wiesbaden hat anlässlich der 30. Olympischen Sommerspiele in London, die während der letzten 14 Tage der hessischen Sommerferien stattfinden, Wie immer ist die selbstorganisierte Fahrt für alle Schülerinnen und Schüler der der südniedersächsischen DOG vom 04. bis Wiesbadener Schulen zusammen mit dem 13. August von einem Mix aus dem Besuch Wiesbadener Tagblatt einen Malwettbevon Wettkämpfen, der Suche nach freundwerb mit dem Thema „Sport malen“ ausgeschaftlichen Begegnungen mit Aktiven und schrieben. Die Ausschreibung wurde am 1.Mai an alle Schulen versandt, spätester Abgabetermin ist der 31. August. Damit möglichst viele Kinder und Jugendliche eine Chance haben zu gewinnen, wurden sechs Altersklassen vorgegeben. Für die Sieger gibt es Wolfgang Buss und Petra Reußner auf Vortour in London goldene, silberne und bronzene Medaillen. Die Siegerehrung wird vor den Herbstferien in anderen Olympiafans aus der ganzen Welt den Räumlichkeiten des Wiesbadener sowie einem kulturellen sowie touristischen Pressehauses stattfinden. Das Preisgericht Beiprogramm durch Besuche in der Göttinbilden der Leiter des künstlerischen Netzger Partnerstadt Cheltenham sowie der als werkes Wiesbaden Daniel Altzweig, der Weltkulturerbe ausgewiesenen frühzeitliRedaktionsleiter des Wiesbadener Tagblatchen Kultstätte Stonehenge bestimmt. Im tes Heinz-Jürgen Hauzel, der Vorsitzende Mittelpunkt der DOG-Olympiafahrt steht der Stadtgruppe Wiesbaden Hans-Jürgen natürlich der Sport, wobei die SüdniederPortmann und zwei Kunsterzieherinnen der sachsen Wettkämpfe im Olympiastadion bei Wiesbadener Schulen. der Leichtathletik, auf der Kanustrecke am Dorney Lake, beim Fußball im WembleyStadium, beim Tennis in Wimbledon sowie beim Handball, Tischtennis und Hockey sehen werden. 76 Impressum Olympisches Feuer Die Zeitschrift der Deutschen Olympischen Gesellschaft e. V. erscheint in Kooperation mit der Deutschen Schulsportstiftung Herausgeberkollegium: Peter von Löbbecke (DOG) Prof. Dr. Helmut Digel (DSSS) Michael Gernandt Steffen Haffner Chefredakteur: Harald Pieper Redaktion: Jens Bünger-de Waal Helga Holz Redaktionsanschrift: Deutsche Olympische Gesellschaft e. V. z. H. Jens Bünger-de Waal Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt Telefon: 0 69 / 6 95 01 60, Fax: 0 69 / 6 77 18 26 E-Mail: [email protected] Internet: www.DOG-bewegt.de Harald Pieper Stieglitzstraße 2, 63263 Neu-Isenburg Telefon: 0 61 02 / 5 22 62 E-Mail: [email protected] Herstellung, Vertrieb & Verlag: Peter Kühne Verlag Theodor-Heuss-Straße 11 63303 Dreieich Telefon: 0 61 03 / 87 00 584 E-Mail: [email protected] Grafische Gestaltung: Werner Pettersch, Dreieich Schlussredaktion/Anzeigenleitung: Peter Kühne Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag der Deutschen Olympischen Gesellschaft e. V. abgegolten. Druck: C. Adelmann GmbH Eschersheimer Landstraße 28 60322 Frankfurt am Main Telefon: 0 69 / 91 50 63 - 0 Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum. Mit Namen gezeichnete Artikel müssen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion und der Herausgeber entsprechen. Titelgrafik: Hans Borchert Fotos, Illustrationen, Karikaturen: picture-alliance/dpa Andrea Bowinkelmann/ Hans Borchert LSB NRW/ Matthias Deininger Tom Gonsior Marc Köppelmann Michael Palm Recklinghäuser Zeitung Juri Reetz Bernd Schwabe Gerd Waßner Peter-M. Zettler Klasse(n)fahrt Die junge Schiene der Bahn DB Klassenfahrten & Jugendgruppenreisen Buchen Sie Ihr individuelles Reiseprogramm: Kunst, Kultur, Zeitgeschehen, Musicals, Theater, Museen, Führungen, Rundfahrten, Spaß, Freizeit, spezielle Bildungsangebote... Weitere Infos unter: www.bahn.de/klassenfahrten Die Bahn macht mobil. Special Olympics BadenWürttemberg (SOBW) Engagierte Teilnahme an den Nationalen Spielen 2012 in München 40 Jahre nach den Olympischen Spielen 1972 brannte in München wieder das olympische Feuer. 5.000 Athletinnen und Athleten traten vom 21. - 25. Mai bei den nationalen Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung an. Mit einer Delegationsgröße von 860 Athleten stellte BadenWürttemberg die zweitgrößte Delegation. Ein solches Ereignis bedarf einer intensiven Vorbereitung und Planung. Die nationalen Spiele der Special Olympics ist für alle Athleten ein Highlight auf das Sie sich gerne 2 Jahre im Voraus vorbereiten. Sportarten wie Schwimmen und Tischtennis sind so gefragt, dass man mit Hilfe eines Auswahlverfahrens und eines Auswahlgremiums entscheidet, wer mit zu den nationalen Spielen fahren darf und wer diesmal verzichten muss. Ansonsten gilt das Motto: „Alle dürfen teilnehmen“. Fackellauf 2012 Wie bei Olympia wird das olympische Feuer zu den Spielen getragen. Startpunkt für das Feuer der nationalen Spiele war Berlin. Auf dem Weg nach München hat es dieses Jahr in Baden-Württemberg in Karlsruhe Halt gemacht. "Ich freue mich, dass der Weg dieser olympischen Fackel nach München auch über Karlsruhe führt", erklärte Sport- Bürgermeister Martin Lenz, der die Athleten im Rathaus-Foyer begrüßte. Der Fackellauf zeigt: Die Special Olympics sind schon lange keine reine Randerscheinung mehr, immer mehr Städte bemühen sich um ihre Athleten und erweisen ihnen allerlei sportliche Ehren. Der Fackellauf war eine erste Vorbereitung der Athleten auf das große Event. Auch die offizielle Verabschiedung durch den Bürgermeister war etwas Besonderes und löste bei den Athleten Euphorie und Vorfreude aus. Verabschiedung der Athleten im Sozialministerium in Stuttgart Als weitere Motivation diente der Besuch beim Sozialministerium in Stuttgart. Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) verabschie- Delegation vor dem Schloss in Karlsruhe Gruppenbild im Sozialministerium Präsident Fritz Wurster gibt den Startschuss Sozialministerin Altpeter verabschiedet die Athleten 78 dete unsere Athleten gebührend nach München und wünschte Ihnen das Beste und viele Erfolge. Die Unterstützung des Sozialministeriums ist für SOBW sehr wichtig und eine wirkliche Besonderheit für unsere Athleten. Die Spiele 2012 Mit der großen Eröffnungsfeier begannen dann die nationalen Spiele 2012. Hierfür hatte die BW Delegation einheitliche T Shirts anfertigen lassen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und um sich gegenseitig erkennen- und anfeuern zu können. Auch bei den nationalen Spielen steht das Gewinnen nicht im Vordergrund, sondern das gemeinsame Teilnehmen bei den Spielen. Reporter bekommen deswegen Antworten wie: „Ist mir egal welchen Platz ich habe, aber ich habe meinen Freund getroffen.“ Das gemeinsame Sporttreiben rückt in den Vordergrund, das spüren auch alle freiwilligen Helfer der Veranstaltung. Nach den vier Wettkampftagen brachte die Baden-Württembergische Delegation 360 Medaillen in den verschiedensten Sportarten nach Hause, die bei der Abschlussfeier gebührend gefeiert wurden. Special Olympics Baden-Württemberg ist stolz auf seine Athleten und freut sich schon, wenn 2013 die regionalen Spiele in Karlsruhe eröffnet werden. 79 JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA 2012 • • Badminton • Basketball • Gerätturnen Handball • Tischtennis • Volleyball JUGEND TRAINIERT FÜR PARALYMPICS 2012 • Leichtathletik • Rollstuhl-Basketball • Schwimmen • Tischtennis Erstmals unter einem Dach ach dem Bundesfinale war vor dem Bundesfinale: Etwa 3000 Athletinnen und Athleten von JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA feierten in der Berliner Max-Schmeling-Halle das Ende ihrer Frühjahrsspiele und jubelten zugleich den 260 gehandicapten Schülerinnen und Schüler zu, für die diese Abschlussfeier die Eröffnungsveranstaltung zum ersten offiziellen Wettbewerb von JUGEND TRAINIERT FÜR PARALYMPICS war. Standen in Berlin die Sportarten Badminton, Basketball, Gerätturnen, Handball, Tischtennis und Volleyball auf dem Programm, so maßen sich die behinderten Jugendlichen im brandenburgischen Kienbaum vor den Toren der Hauptstadt in den Disziplinen Leichtathletik, Rollstuhl-Basketball, Schwimmen und Tischtennis. Beide Veranstaltungen stießen auf ein nicht unbedingt erwartetes Medien-Interesse. Es gab Teams, die sogar von regionalen TV-Sendern begleitet wurden. Und auch bei den regionalen Printmedien scheint der weltgrößte Schulsportwettbewerb angekommen zu sein. N Ludger Beerbaum, TEAM DZ BANK IM TEAM IST EINE HÜRDE KEIN HINDERNIS. Die herausragenden Leistungen des TEAM DZ BANK zeigen: Zusammen geht mehr. Auch wir arbeiten mit vereinten Kräften für Ihren Erfolg. Dafür setzen wir uns als Spitzeninstitut gemeinsam mit über 1.000 Volksbanken Raiffeisenbanken in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe ein. » www.dzbank.de MITMACHEN UND TOLLE PREISE GEWINNEN! 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