Ausgabe 2/2012 - Deutsche Olympische Gesellschaft

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Ausgabe 2/2012 - Deutsche Olympische Gesellschaft
Ausgabe 2/2012
OLYMPIAPARK.DE
Inhalt
Freundliche Grüße
aus der Redaktion
n der schönen heilen Welt des Sports, die natürlich in weiten
Teilen nicht heil ist, nehmen bedenkliche Entwicklungen immer
breiteren Raum ein. Das heißt, unserer Zeitschrift gehen die
Inhalte, und Ihnen liebe Leserinnen und Leser, geht der Lesestoff
nicht aus. Dabei haben wir keineswegs nur die Problemfelder im
Visier. Doch die sind nun mal dort, wo um Titel und Medaillen und
lukrativen Begleitservice gekämpft wird, an der Tagesordnung. Und
somit für uns ein thematisches Muss. Schier unmöglich ist es
bekanntlich, im Umfeld der Elite das Thema Doping auszusparen.
Aber diesmal wird in der Titelgeschichte die sich geradezu aufdrängende Verbindungslinie zum gesamtgesellschaftlichen Verhalten hergestellt. Was im richtigen Leben die Alltagsnorm ist, stellt
den Spitzensport regelmäßig an den Pranger. Medikamentenkonsum gehört bei Millionen von Menschen aller Altersstufen gewissermaßen zur Lebenshilfe, um Befindlichkeiten zu verbessern,
berufliche und schulische Leistungen zu steigern und psychische
Talsohlen zu überwinden. Ein Nährboden also für Doping im Sport,
den man sich ergiebiger nicht vorstellen kann. Der obligatorische
olympische Komplex in dieser OF-Ausgabe wird von einem Thema
eingeleitet, dass nicht weniger problembeladen ist. Es geht im
Vorfeld von London um die militarisierten Spiele schlechthin.
Inzwischen ein Sicherheitsunterfangen in Milliarden-Größenordnungen, bei dem sich so langsam Zweifel an der gesamten Olympischen Bewegung aufdrängen.
I
Die positiven Aspekte sportlichen Geschehens kommen natürlich
auch nicht zu kurz. Sie haben olympsche, spitzen- wie breitensportliche, medienpolitische, kulturelle und vor allem auch historische Bezüge. Denn ein umfangreiches Themenpaket ist schließlich
Jahrhundert-Zeitzeugen gewidmet. Von gleich fünf bedeutenden
Persönlichkeiten der Sportentwicklung im Nachkriegsdeutschland
gilt es, den 100. Geburtstag zu würdigen. Karl Adam, Georg von
Opel, Josef Neckermann, Bernhard Baier und Gert Abelbeck setzten
in der alten Bundesrepublik auf ebenso unterschiedliche wie
nachhaltige Weise Meilensteine in Sport und Gesellschaft. Dass
dabei mit Georg von Opel und Gert Abelbeck auch an die großen
Aufbaujahre der Deutschen Olympischen Gesellschaft erinnert
wird, sei besonders hervorgehoben. Dem DOG-Gründungspräsidenten von Opel wird mit einer ausführlicheren zusätzlichen
Würdigung noch ein besonderes Gedenken gewidmet ... mit einem
Hans Borchert-Porträt aus der Galerie der „Hall of Fame“ des
deutschen Sports. Georg von Opel zum 100. Geburtstag: Sein
Lebenswerk bleibt Verpflichtung für die Arbeit der DOG von heute
und nicht zuletzt auch Auftrag für unsere Zeitschrift, in der
kritisch-konstruktiven Begleitung sportlicher Entwicklungen und
gesellschaftlicher Prozesse das Feuer nicht ausgehen zu lassen.
Ihr Harald Pieper
OF Mosaik
OF-Podium: Dr. Christa Thiel
Das unlösbare Doping-Problem im Sport und die langen
Schatten einer gedopten Gesellschaft
Prof. Dr. Michael Krüger
Die militarisierten Spiele - Olympia in London als
Seismograf
Günter Deister
OF-Interview mit Simon McDonald
Jochen Frank
Von olympischen Idealen und anderen Werten
Prof. Günther von Lojewski
Die 8. Nationalen Sommerspiele von Special Olympics
Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke
OF-Kommentare
Günter Deister, Dr. Andreas Müller, Bianka Schreiber-Rietig,
Prof. Dr. Hans-Jürgen Schulke, Harald Pieper, Wolfgang
Avenarius
Partnerhochschulen des Spitzensports:
Ein vielversprechender Weg,
Michael Gernandt
Linda Stahl: Karriere zwischen Skalpell und Speer
Dr. Andreas Müller
Öffentlich-rechtliches Fernsehen und organisierter Sport
Prof. Dr. Helmut Digel
Eine wichtige Antwort auf Fragen des demographischen
Wandels heißt: Seniorensport
Steffen Haffner
Die Familie - ein starkes Team im Sportverein
Karl Hoffmann
40 Jahre Olympiapark München
Michael Gernandt
Weggefährten im Anti-Doping-Kampf aus Ost und West
Ewald Walker
Was macht eigentlich ...? Paul Falk
Herbert Neumann
Zur Erinnerung an fünf bedeutende deutsche
Sportpersönlichkeiten der Nachkriegszeit
Friedrich Mevert
OF-Galerie: Wie das Nationaltrikot zum Kultobjekt wurde
Georg von Opel zum 100. Geburtstag
Steffen Haffner
Deutsche Olympische Gesellschaft KOMPAKT
Impressum
Deutsche Schulsportstiftung
Die Zeitschrift der
Deutschen Olympischen Gesellschaft
erscheint in Kooperation mit der
Deutschen Schulsportstiftung
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Anti-Doping-Kooperation
er DJK-Sportverband (katholischer
Bundesverband für Breiten- und
Leistungssport) und die Doping-Opfer-Hilfe
(DOH) werden im Anti-Doping-Kampf
gemeinsame Wege gehen. Dies haben die
Verantwortlichen des katholischen Sportverbandes und der Interessenvertretung staatlich anerkannter Dopingopfer in Mannheim
beschlossen. Schwerpunkt der Kooperation
wird die gemeinsame Präventionsarbeit
junger Sportlerinnen und Sportler sein.
D
Beiden Seiten geht es neben der Einhaltung
der Anti-Doping-Bestimmungen um die
möglichst frühe Ächtung unerlaubter
Leistungsmanipulation aus einer inneren
Überzeugung heraus. Besonders in der
Aufklärung von Kindern und Jugendlichen
bis 14 Jahren sollen die Kräfte von DJK und
DOH gebündelt und Stärken auf beiden
Seiten genutzt werden. „Wir müssen unsere
Vereine für das Thema sensibilisieren“, sagt
Volker Monnerjahn, Präsident des DJKSportverbandes. „Deshalb wird das Thema
Doping in den Ausbildungslehrgängen der
DJK zum festen Inhalt gemacht. Über
Veröffentlichungen sollen auch Eltern,
Erzieher, Ärzte und Physiotherapeuten
erreicht werden.“
Die Doping-Opfer-Hilfe stellt dafür Referenten zur Verfügung. Der Weinheimer Verein
verfügt über kompetente Mitarbeiter sowohl
aus dem sportwissenschaftlichen als auch
dem medizinischen Umfeld. Außerdem
leisten staatlich anerkannte Doping-Opfer
selbst Aufklärungsarbeit. „Der zähe Kampf
gegen die Seuche Doping kann nur Früchte
tragen, wenn es uns gelingt, Sensibilität bei
Kindern und Jugendlichen, bei den Ausbildern und Lehrern zu wecken. Deshalb muss
in Schulen, ja auch in Kindergärten und in
den Jugendabteilungen der Sportvereine
angesetzt werden“, sagt Dr. Klaus Zöllig, der
Vorsitzende der Doping-Opfer-Hilfe. Heranwachsende müssten gewappnet sein vor
dem ersten Kontakt mit "unterstützenden
Mitteln", um dann widerstehen zu können,
so der Sportmediziner.
„Der Sport muss die Gesundheit seiner
Athleten höher stellen als unbedingten
sportlichen Erfolg. Dabei muss auch überlegt werden, wie eine Sportförderung
unabhängig von Medaillenspiegeln erfolgen
kann“, so DJK-Präsident Volker Monnerjahn.
Naturverträglicher Sport
U
nter dem Motto „Konfliktlösungen und
Akzeptanzsteigerung“ haben sechs
Natursportverbände gemeinsam mit dem
Arbeitskreis Freizeit, Sport, Tourismus des
Bundes für Umwelt und Naturschutz
Deutschland e.V.
(BUND) bewährte
Musterlösungen
ausgewählt und
veröffentlicht.
Unterstützt wurde
diese Publikation
durch die Deutsche
Bundesstiftung
Umwelt, das Bundesamt für Naturschutz und den
Deutschen Olympischen Sportbund
(DOSB).
n diesen Wochen und Monaten veröffentlichen immer mehr Mitgliedsorganisationen
des Deutschen Olympischen Sportbundes
(DOSB) die Ergebnisse ihrer Mitgliederzählungen („Mitgliedschaften“) für das zurückliegende Kalenderjahr 2011. Manchmal lohnt auch
ein (kritischer) Rückblick auf die Mitgliederentwicklung der letzten beiden Jahrzehnte,
um Veränderungen nachträglich aufzuspüren
und unter zeithistorischen, demografischen
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An der Verwirklichung des Vorhabens waren
der Deutsche Aero Club (DAeC), der Deutsche Alpenverein (DAV), der Deutsche
Hängegleiter-Verband (DHV), der Deutsche
Kanu-Verband (DKV), die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und der Verband
Deutscher Sporttaucher (VDST), der Arbeitskreis Freizeit, Sport, Tourismus des BUND
Die Broschüre
vermittelt mit einer
Sammlung von
Mitgliederschwund bei einigen Verbänden
I
positiven, sportartspezifischen Musterlösungen das Miteinander von Sport und Naturschutz in sogenannten Natura 2000-Gebieten. Dies ist ein Netzwerk von Schutzgebieten
innerhalb der Europäischen Union, das auf die
Bewahrung der Artenvielfalt ausgerichtet ist.
Dass auch die Sportler hier ihre „ökologische
Nische“ finden können, zeigen die in der
Broschüre zusammengefassten Regelungsbeispiele für den Luftsport (Gleitschirm-, Drachen- und Segelfliegen, Motor- und Ultraleichtfliegen, Ballonfahren, Modellflug), den
Klettersport, das Mountainbiking, den Pferdesport (Reiten und Gespannfahren), das
Skibergsteigen und Schneeschuhgehen, den
Kanusport und den Tauchsport.
bzw. noch anderen (auch: verbandsinternen)
Aspekten zu erklären.
Fest steht, dass der DOSB bzw. seine Vorläuferorganisation, der Deutsche Sportbund, die Anzahl seiner Mitgliedschaften
fast immer erhöhen konnte: Nach einem
leichten Rückgang von 1990 auf 1991
(vermutlich im Zuge von „Bereinigungen“
bei der Zählung durch die Wiedervereini-
gung) waren es im Jahre 1991 genau
23.181.197 Mitgliedschaften. Danach
wuchs die Zahl bis zum Jahre 2001 auf
26.838.739 und liegt aktuell bei 27.675.461
für das letzte Jahr. Von diesem Wachstum
konnten aber nicht alle Mitgliedsorganisationen des DOSB in gleicher Weise profitieren – das bedeutet auch: Es gibt sogar
einige Spitzenverbände, deren Mitgliedschaften von 1991 bis heute rückläufig
sind, aber auch andere, deren Negativwachstum erst im jüngsten 10-JahresZyklus eingesetzt hat: Der Deutsche Basketball Bund beispielsweise konnte zwischen
sowie das Kuratorium Sport & Natur und als
assoziiertes Mitglied die Deutsche Initiative
Mountainbike e.V. (DIMB) beteiligt.
Finanziell gefördert wurde das Projekt durch
die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
im Rahmen der Kooperation mit dem DOSB.
Die reich bebilderte, informative Broschüre
kann unter www.natura2000-und-sport.de
heruntergeladen werden.
Gebührenfreies
Führungszeugnis
ir gehen davon aus, dass jetzt auch
die Kommunen auf ihren Anteil bei
den Gebühren flächendeckend zu Gunsten
von Engagement und Ehrenamt verzichten",
sagte DOSB-Vizepräsident Walter Schneeloch. Im Sport engagieren sind rund 8,8
Millionen Menschen freiwillig und ehrenamtlich, weshalb sich der DOSB für seine 98
Mitgliedsorganisationen mit über 91.000
Vereinen und 27,6 Millionen Mitgliedern für
die Gebührenbefreiung einsetzte.
"
W
Das Bundesamt für Justiz hatte darüber
informiert, dass jeder, der für ehrenamtliche
Tätigkeit in einer gemeinnützigen oder
vergleichbaren Einrichtung ein Führungszeugnis benötigt, dieses künftig grundsätzlich
gebührenfrei erhält. Anders als bisher wird
das Bundesamt für Justiz auch dort von einer
Gebühr generell absehen, wo ehrenamtlich
Engagierte eine Aufwandsentschädigung
erhalten. Das teilte der Präsident des Bundesamts für Justiz, Heinz-Josef Friehe, mit.
Bisher wurde keine Gebührenfreiheit
gewährt, wenn Ehrenamtler für ihre Tätigkeit eine Aufwandsentschädigung erhielten.
1991 und 2001 Zuwächse (von 138.332 auf
193.788) verzeichnen, ist aber inzwischen
mit 132.635 auf ein Niveau gesunken, das
unter dem von 1991 liegt; ähnliches gilt
MOSAIK
Friehe: „Zahlreiche ehrenamtlich Tätige, vor
allem aber auch Sportvereine, karitative
Einrichtungen, Träger von sozialen Projekten, in denen Ehrenamtler mitwirken, haben
es kritisiert, dass der Erhalt einer Aufwandsentschädigung die Gebührenbefreiung
ausschloss. Oftmals sind solche Aufwandsentschädigungen ohnehin gering. Daher
werden Führungszeugnisse, die für ehrenamtliche Tätigkeit benötigt werden, generell
von der Gebührenerhebung ausgenommen.
Auf diese Weise kann das Bundesamt für
Justiz einen Beitrag zur Förderung des
ehrenamtlichen Engagements leisten.“
Seit dem 1. Mai 2010 benötigen ehrenamtlich Tätige insbesondere dann ein Führungszeugnis, wenn sie kinder- und jugendnah
tätig sind oder tätig werden wollen. Sie
haben ein „erweitertes“ Führungszeugnis
vorzulegen, in dem etwaige Sexualdelikte
länger aufgeführt werden als im „normalen“
Führungszeugnis.
man ihn erfinden“ ist unvergesslich geblieben und hat stets die Tätigkeit des DBSVPräsidiums für den Betriebssport in
Deutschland und Europa begleitet.
Der DBSV wurde im Jahre 1954 in Dortmund
gegründet und führte dann lange Zeit den
Namen Bund Deutscher Betriebssportverbände. Im Jahre 2002 erfolgte die Umbenennung in Deutscher Betriebssportverband. Er
vertritt derzeit 300.000 organisierte
Betriebssportlerinnen und Betriebssportler in
4.700 Betriebssportgemeinschaften.
Manfred von Richthofen
Botschafter Betriebssport
Opfergedenken
D
er 4. Verbandstag des Deutschen
Betriebssportverbands (DBSV ) fand
kürzlich in Essen statt. Höhepunkt der
Veranstaltung war die Ernennung des
Ehrenpräsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes und des Landessportbundes Berlin, Manfred Freiherr von Richthofen, zum Botschafter des Deutschen
Betriebssports. Der DBSV freut sich, so hieß
es in einer Verlautbarung, dass mit von
Richthofen eine Persönlichkeit gewonnen
wurde, der der Betriebssport schon immer
sehr am Herzen liegt. Sein Ausspruch „Wenn
es den Betriebssport nicht gäbe, müsste
ine zentrale Gedenkveranstaltung für
die israelischen Opfern des Terroranschlages bei den Olympischen Spielen 1972
in München am 5. September auf dem
Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck stattfinden.
Dort wird IOC-Vizepräsident Thomas Bach in
Vertretung von IOC-Präsident Jacques
Rogge ebenso sprechen wie der ehemalige
Bürgermeister des Olympischen Dorfs,
Walther Tröger. Darüber hinaus ist eine
Kranzniederlegung an der Gedenktafel im
Olympischen Dorf geplant, bei der Thomas
Bach für den DOSB und Münchens OB
Christian Ude sprechen werden.
u. a. für Judo, den Radsport sowie die
Schwimmer und die Segler.
Mitgliederentwicklung im Tischtennis ist
ebenfalls negativ: 769.024 auf heute
606.075. Bei den nicht nichtolympischen
Spitzenverbänden heißt der große Verlierer
der Deutsche Kegler- und Bowlingbund: Der
Mitgliederstamm hat sich in den letzten 20
Jahren mehr als halbiert von ehemals
301.729 auf heute noch 115.158; Squash,
Schach und der Deutsche Wasserski- und
Wakeboardverband verzeichnen ebenfalls
Verluste wie die kleine Gemeinschaft der
Skibobfahrer, die heute noch 469 „Eingetragene“ ausmachen und 1991 bei genau 1.207
lagen.
Zu den Verbänden, die kontinuierliche
Verluste seit 1991 verbuchen mussten,
gehören beispielsweise der Deutsche Skiverband mit damals 691.112, zehn Jahre später
mit 684.590 und derzeit noch mit 574.683
Mitgliedschaften und der Deutsche Tennis
Bund (DTB), wo die Rückläufe noch eklatanter ausfallen: Im Becker-Graf-Hochzeitalter
1991 waren im DTB 2.249.528 Personen
erfasst, danach nur noch 1.987.049, und
heute sind es genau noch 1.531.580. Die
E
5
ie Tage vom 27. Juli bis zum 12. August 2012 werden nicht nur deswegen ganz besondere sein, weil
in London die XXX. Olympischen Sommerspiele
stattfinden und die Olympische Bewegung der Neuzeit
damit ein kleines rundes Jubiläum feiern darf. Besonders
werden diese Spiele zugleich aus nationaler sportpolitischer Perspektive sein. Erstmals nämlich werden sich die
deutschen Athletinnen und Athleten und damit die deutsche Olympiamannschaft insgesamt und vor allem die
einzelnen nationalen olympischen Spitzenverbände beim
weltweit größten Sportereignis im Sommer an einem
völlig neuen Maßstab messen lassen müssen. Die sportpolitische Elle heißt offiziell Zielvereinbarung. Ein Begriff, in
dem sich das neue Lenk- und Steuerungs-Modell für den
deutschen Spitzensport ausdrückt. Nach der Gründung des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im Mai
2006 immer mehr ausgeformt, erlebt dieses Instrument nun erstmals bei Sommerspielen seine große
Bewährungsprobe.
D
Manche Zielvereinbarung bzw. mancher Passus darin
wurde ausgehebelt, noch bevor die olympische Flamme in
London überhaupt entzündet ist. Das betrifft in meinem
eigenen Verband zum Beispiel die Wasserballer, die den
Sprung ins olympische Turnier leider verpasst haben. Auch
bei den Handballern und Fußballern wissen wir schon
länger, dass sie in London fehlen werden. Wegen solcher
Ernüchterungen in der Phase der Qualifikation bereits jetzt
ganze Zielvereinbarungen zu hinterfragen oder Verträge
kurz vor der Eröffnung der Spiele sogar noch schnell
umzuschreiben und abzuändern, das liefe diesem Modell
zuwider. Vielmehr gilt es, nach dem Ende der Sommerspiele unverzüglich mit einer gründlichen Gesamt-Evaluation
ohne Augenwischerei zu beginnen. Die Evaluation sollte
spätestens zum Jahresende 2012 abgeschlossen sein, da
Im Jahr der Olympischen Spiele in Peking 2008
haben sämtliche der insgesamt 26 Spitzenverbände
in den olympischen Sommersportarten mit dem
DOSB ihre Zielvereinbarungen getroffen. Mit diesem
Vertragswerk ergab sich im und für den deutschen
Leistungssport grundsätzlich eine völlig neuartige
Basis. Verbände und Dachverband definierten nach
oft komplizierten und langwierigen Gesprächen eine
gemeinsame und von beiden Seiten akzeptierte
Geschäftsgrundlage. Grundsätzlich wurde zwischen
den Partnern vereinbart, was jeder Verband bzw. jede
Sportart bei sportlichen Großereignissen wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen an
Medaillen gewinnen kann bzw. welche Platzierungen
erreicht werden – dies auf Basis der dazu notwendigen strukturellen, inhaltlichen sowie sportfachlichen
Arbeits- und Trainings-Bedingungen.
Im Kern ging es darum, in jedem Fall realistische
Vereinbarungen mit Augenmaß abzuschließen.
Weder sollten Verbände zu überehrgeizigen, unrealistischen Zielen verleitet oder gar dazu vergattert
werden. Noch konnte zugelassen werden, dass Verbände bewusst tiefer stapelten und ihr Potenzial
weit unter Wert festschrieben, um später umso
glänzender dastehen zu können. Vor diesem Hintergrund dürfen die sportlichen Ergebnisse der Spiele von
London nun mit ganz besonderer Spannung erwartet
werden. Sie werden unbestechlich zeigen, wie der Soll-IstVergleich ausfällt, wie gut die im Dialog mit dem DOSB
fixierten Selbsteinschätzungen, Ansprüche und Prognosen
der einzelnen Verbände mit den letztendlich errungenen
Medaillen übereinstimmen.
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bereits im ersten Quartal 2013 die neuen Zielvereinbarungsgespräche zwischen den Sommersportverbänden und
dem DOSB stattfinden werden. Diese stecken sowohl den
finanziellen Rahmen wie auch die sportfachlich-inhaltliche
Zielsetzung für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de
Janeiro ab.
Für den Präsidial-Ausschuss Leistungssport des DOSB und
das DOSB-Direktorium wird diese gemeinsame Analyse eine
Riesenaufgabe darstellen. Eine noch schwierigere vielleicht,
als zunächst einmal Zielvereinbarungen mit allen Verbänden
abzuschließen. Ein wesentliches Element nämlich wurde in
diesen Verträgen bisher mehr oder weniger ausgespart welche konkreten Folgen es haben wird, wenn es in der SollIst-Relation zu deutlichen Abweichungen kommt. Was
passiert, wenn eine Sportart, eine Disziplin und ein Verband
in London unter den eigenen Ansprüchen bleibt oder im
positiven Fall die schriftlich fixierte Prognose weit übertreffen kann? Für diese Fragen fehlen in den Zielvereinbarungen
präzise Aussagen, was die Gesamt-Analyse der LondonErgebnisse im Detail zu einem heiklen wie im Ausmaß zu
einem sportpolitisch strategischen Unterfangen machen
Die in London erfolgreichen Verbände dürften anschließend selbstbewusst auftreten, die weniger Erfolgreichen
werden zunächst einmal die Schultern einziehen und
abwarten. Eine anschließende Umverteilung von Mitteln,
sprich: eine Neubestimmung der Relation von Grundförderung und der so genannten Projektmittel für die einzelnen Spitzenverbände kann nur im Zusammenhang mit
zwei wesentlichen gesellschaftspolitischen Aspekten
möglich werden. Erstens: Bleibt es bei den derzeitigen
wirtschaftlichen Voraussetzungen der Spitzensportförderung durch Bund und Länder? Zweitens: Sollen olympische Sportarten weiterhin auf ganzer Breite gefördert
werden? Es wird bei der London-Analyse der Zielvereinbarungen um nicht weniger gehen als darum, den Hochleistungssport in Deutschland neu zu justieren. Es wird
Neue Dimension der
sportpolitischen Diskussion um den
Hochleistungssport in Deutschland
Dr. Christa Thiel, Vizepräsidentin für Leistungssport im Deutschen Olympischen
Sportbund (DOSB) und Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV)
wird. Noch dazu schon heute klar ist, dass diese Evaluation
zwar im Rahmen von einer oder mehreren Klausurtagungen
stattfinden könnte, aber nicht unter vollständigem Ausschluss der Öffentlichkeit. Schon deshalb, weil es im
Wesentlichen zugleich darum gehen wird, von Seiten des
Hochleistungssports ehrlich und objektiv Rechenschaft über
die Verwendung von Projektmitteln abzulegen.
PODIUM
um eine neue Dimension der sportpolitischen Diskussion
und ihrer Tragweite gehen. So viel lässt sich zur bevorstehenden Herkulesaufgabe im zweiten Halbjahr schon
sagen, obwohl die 302 sportlichen Entscheidungen in 26
Sportarten bei den XXX. Sommerspielen noch nicht einmal begonnen haben.
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Das unlösbare Doping-Problem
einer gedopten Gesellschaft
W
enn von Doping die Rede ist, sollte zwischen
Doping im engeren und Doping im weiteren Sinn
unterschieden werden. Im engeren und strengen
Sinn ist Doping auf den Bereich des durch klare Regeln
definierten Wettkampfsports begrenzt, der durch Sportverbände vertreten wird. Alle in der Olympischen Bewegung
organisierten und durch das IOC vertretenen olympischen
Spitzenverbände haben sich der Anti-Doping-Konvention
der Welt-Anti-Doping Agentur WADA angeschlossen und
verbieten Doping für ihre jeweilige Sportart oder Sportar-
ten. Dieses Verbot wird durch ständig zu aktualisierende
Anti-Dopinglisten verbotener Substanzen, Medikamente
und Methoden zu spezifizieren versucht. Die Verbände
haben sich über die WADA und das IOC auch darauf verständigt, Dopingkontrollen durchzuführen und Verstöße
gegen das Dopingverbot durch Sanktionen zu ahnden, die
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in der Anti-Doping-Charta geregelt sind. Doping in diesem
engen Sinn ist also das, was durch die Anti-Doping-Regeln
der Sportverbände bzw. der Welt-Anti-Dopingagentur
WADA sowie der Nationalen Anti-Dopingagenturen und
ihre Ausführungsbestimmungen verboten ist.
Von Doping im weiteren und alltagssprachlichen Sinn wird
aber auch gesprochen, wenn entweder Sportler Dopingmittel verwenden, aber gar nicht bei Wettkämpfen antreten.
Oder sie nehmen an breitensportlichen Wettkämpfen teil,
bei denen zwar die AntiDoping-Regeln der Verbände prinzipiell gelten, aber
nicht (oder kaum) kontrolliert werden. Von Doping ist
inzwischen ebenfalls die
Rede, wenn leistungssteigernde Mittel von Menschen eingenommen werden, die gar nichts mit
Sport zu tun haben, sondern die allgemeine Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit in den verschiedensten
Bereichen von Politik, Wirtschaft und Kultur zum Ziel
haben, sei es im Beruf, in
der Musik, Kunst oder
Literatur. In der soziologischen Fachdiskussion
spricht man von „Enhancement“. Alltagssprachlich
wird dies auch als Doping
bezeichnet. Ein fast schon
sarkastisches Beispiel ist die
Werbung „Doping für die
Haare“, die zu allem Überfluss auch noch von Jan
Ulrich „gemodelt“ wird. Diese Art von Doping und Enhancement unterliegt nicht der Aufsicht und Kontrolle von
Sportorganisationen, sondern den in Deutschland (und
auch in anderen Ländern analog) geltenden Bestimmungen
des Arzneimittelgesetzes, die den Bereich des Sports mit
einschließen. Einige Länder wie Frankreich und Belgien,
im Sport und die langen Schatten
Von Michael Krüger
aber auch Spanien und Italien haben spezifische AntiDopinggesetze.
Es gibt gute Gründe, den Unterschied zwischen Doping im
engeren sowie Doping und Enhancement im weiteren Sinn
festzuhalten, ohne die fließenden Übergänge und Bezüge
zu vernachlässigen; denn im ersten Fall unterwirft man
sich – wie bei jedem sportlichen Wettkampf – vergleichsweise willkürlichen Regeln, die einen fairen sportlichen
Wettkampf definieren. Sportliche Schiedsgerichte ahnden
auch und bestrafen auch
Verstöße gegen diese
Regeln; im Fall von Doping
drohen beispielsweise bis zu
zwei Jahren Wettkampfsperre. Im zweiten Fall hat
man es dagegen mit gesellschaftlichen Settings zu
tun, in denen weniger klare
Regeln für Doping und
Enhancement bestehen.
Staatliche Gerichte prüfen,
ob gegen Gesetze und
Grundrechte verstoßen
wird. Schriftsteller, Musiker,
Künstler oder Politiker,
ebenso Manager, Chirurgen
oder zahlreiche weitere
Akteure des öffentlichen
Lebens, die besonderen
Belastungen ausgesetzt
sind, werden nicht auf
Doping kontrolliert. Ebenso
wenig werden ihre Leistungen daran gemessen, ob
und inwiefern sie unter
dem Einfluss aufputschender Mittel oder Medikamente zustande gekommen sind. Der Qualität der Musik
und Performance von Michael Jackson tat es offenbar
keinen Abbruch, dass er schwer von Medikamenten und
Aufputschmitteln abhängig war. Von John F. Kennedy
glaubt man zu wissen, dass selbst Entscheidungen über
Krieg und Frieden unter dem Einfluss von Schmerz- und
Aufputschmitteln zustande gekommen sein könnten. Der
berühmte Düsseldorfer Künstler Jörg Immendorf war
anscheinend drogensüchtig. Sein Gemälde „Läufer“ ist
beispielsweise gleichwohl ein bedeutendes Werk bildender
Kunst zum Motiv Sport. In Deutschland sind rund 2,5
Millionen Menschen alkoholabhängig. Sie glauben, ohne
die Droge Alkohol ihren Alltag nicht bewältigen zu können,
während es eigentlich umgekehrt ist: Wegen Alkohol sind
sie den Belastungen des Lebens nicht mehr gewachsen.
Alkohol ist nach wie vor auch im ganz normalen Vereins-
sport ein echtes Problem. In jüngster Zeit sorgt das als
„Hirndoping“ bezeichnete Medikament Ritalin für Schlagzeilen. Es wird an Kinder und Jugendliche verabreicht, die
am Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom
(ADHS) leiden. Es soll ihnen helfen, sich besser zu konzentrieren und lernen zu können. Dieses Medikament wirkt
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aber auch als Aufputschmittel und ist unter Studenten
weit verbreitet.
und Sportlehrer. Wer Wasser predigt und Wein trinkt, ist
nicht glaubwürdig.
Der Sport ist der einzige gesellschaftliche Bereich, in dem
medikamentöses, „künstliches“ Enhancement eindeutig
verboten ist. Nach den Regeln des Sports ist Doping nicht
erlaubt – diese einfache Begründung müsste eigentlich
ausreichen; wie dies bei anderen Sportregeln ebenso der
Fall ist. Trotz klarer Regeln wird jedoch auch im Sport
gegen sie verstoßen. So gesehen ist das Dopingproblem im
Sport ein pädagogisches Problem der Regelbefolgung und
Regelkontrolle. Regeln haben es an sich, dass gegen sie
verstoßen wird; sonst bräuchte man sie nicht. Wie alle
Regeln in der Erziehung setzen auch Anti-Doping-Regeln
einen gesellschaftlichen Konsens voraus. Ist dieser Konsens
nicht oder nicht mehr vorhanden, fällt es schwer, die
Notwendigkeit der Regeleinhaltung zu begründen, insbesondere gegenüber Kindern und Jugendlichen. Noch
schwieriger wird es, die Regeln durchzusetzen und Verbote
zu kontrollieren, wenn der gesellschaftliche Konsens über
Sinn und Zweck spezifischer Regeln und Verbote verloren
Doping, d.h. die Einnahme leistungssteigernder Mittel und
Medikamente, wurde zu Beginn der modernen, olympischen
Sportbewegung noch nicht als eine Beeinträchtigung oder
gar Bedrohung ihres ethisch-moralischen Anspruchs angesehen. Dopingmittel waren ausgangs des 19. Jahrhunderts im
Amateur- und vor allem Profisport gang und gäbe. Die
Ursprünge des Dopings liegen sogar im Amateur- und
Gentlemansport, genauer gesagt im Pferdesport. Die Verabreichung von Aufputschmitteln an Pferde soll erstmals 1666
in England verboten worden sein. Ein Testverfahren wurde
dafür 1910 von österreichischen Forschern entwickelt. Die
favorisierten Rennpferde sollen mit Arsen vergiftet worden
sein. Die Täter platzierten dann ihre Wetten auf die nicht
vergifteten Pferde und steigerten so ihre Gewinnchancen
und ihre Gewinne. Das Beispiel ist deshalb heute wieder
aktuell, weil Doping und Sportbetrug schon damals zwei
Seiten derselben Medaille waren. Bei Pferderennen und –
wetten ging es immer um sehr viel Geld. Im modernen, hoch
kommerzialisierten und
professionalisierten Sport
und bei Sportwetten steht
so viel Geld wie noch nie in
der Sportgeschichte auf dem
Spiel, wodurch Betrüger und
Kriminelle wie Motten vom
Licht angezogen werden.
gegangen ist. Ärzte, die ihren Patienten das Rauchen
verbieten, aber selbst rauchen, sind wenig glaubwürdig.
Dasselbe gilt für Pfarrer, die es zweifellos am schwersten
haben, alle Regeln und Gebote christlicher Moral einzuhalten, aber auch für Politiker, für Wirtschaftsbosse, Gewerkschaftsfunktionäre, und – last but not least - für Lehrer
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Das bürgerliche Analogon
zum Pferdesport war der
Rad(renn)sport. Sechstagerennen waren ohne Aufputschmittel praktisch nicht
durchzuhalten. Niemand
nahm daran Anstoß. Neben
dem Radsport zeigt die
Geschichte der olympischen
Marathonläufe, dass Doping
und Drogen auch im olympischen Amateursport
benutzt wurden. Der Sieger
des olympischen Marathonlaufs von Saint Louis 1904,
Thomas Hicks, war mit einer
Mischung aus Strychnin,
Eiern und Brandy gedopt,
ohne dass dies jemand
moralisch verurteilt hätte. Dorando Pietri, der Sieger des
Marathonslaufs von London 1908, war ebenfalls gedopt
und wurde von Helfern übers Ziel getragen. Aus diesem
Grund wurde Pietri disqualifiziert, nicht wegen Dopings.
Coubertin bezeichnete ihn sogar als „moralischen Gewinner
des Wettkampfs“, obwohl er wusste, dass er gedopt war.
Der Gebrauch von Dopingsubstanzen durch Sportler erfuhr
nach dem Ersten Weltkrieg in der Ära des Massen- und
Profisports eine wachsende Verbreitung und Ausdifferenzierung. Beckmanns Sportlexikon führte unter dem Begriff
des Dopings „Adrenalin, Hodenextrakte, Koffein, Digitalis,
Strychnin, Kampfer, Nikotin, Kokain, Heroin, Morphium,
Arsen, Phosphor, Kalzium, Alkohol usw.“ auf. Daneben
wurde mit UV-Bestrahlung und Sauerstoffgaben experimentiert.
Zeitgleich setzten jedoch zwei gegenläufige Entwicklungen
ein: Zum Einen erwachte ein Bewusstsein dafür, dass Stimulanzien nicht nur die Leistung steigern, sondern auch
gesundheitliche und soziale Probleme verursachen konnten.
Zum Zweiten gingen damit in Ansätzen eine Dopingdebatte
und erste Dopingverbote einher. Der Internationale Leichtathletikverband (IAAF) nahm 1928 als erster internationaler
Fachverband eine Dopingbestimmung in sein Regelwerk auf.
Nun zeigte sich, dass man, um Goethes Zauberlehrling zu
zitieren, die Geister nicht mehr los wurde, die man mit dem
olympischen Sport und
seiner Idee des citius, altius,
fortius gerufen hatte. Coubertin hatte dieses olympische Motto bekanntlich als
die „Poesie“ des olympischen
Sports bezeichnet, was
zugleich auch sein Fluch sei;
denn die Athleten, die dieser
„Poesie“ des Hochleistungssports erliegen, egal ob
Profi- oder Amateursportler,
tun alles, nutzen alle Möglichkeiten, um immer
schneller, immer höher und
immer stärker zu werden,
oder, um es archaischer mit
Homer zu sagen, „besser zu
sein und vorwärts zu streben den anderen“.
Die Initiative für eine klare
Definition von Doping mit
dem Ziel, Doping im Amateursport zu verbieten, ging
von den deutschen Sportärzten aus. Der spätere
Präsident des Deutschen
Sportärztebundes Ruhemann, der sich besonders um dieses
Problem bemühte, unterschied deutlich zwischen Doping
im Profisport und Doping im Amateursport: „Es lässt sich
ohne weiteres verteidigen“, führte er 1928 bei der Sportärztetagung aus, „bei Berufsportlern Doping anzuwenden.
Da der Schwerpunkt nicht im sportlichen, sondern im
sozialen Erfolg liegt.“ Im Gegensatz dazu gelte im Amateursport folgendes: „Da hier keine sozialen Momente, sondern
rein sportliche Gründe vorliegen, so ist das Doping aus
Gründen der Reinhaltung des Amateurgedankens zu verhindern.“ Die Sportärzte beschlossen auf dieser Tagung eine
Dopingdefinition, die sie 1952 erneut aufgriffen und die
dann zur Grundlage der Anti-Doping-Politik des Sports
geworden ist: „Der Deutsche Sportärztebund steht auf dem
Standpunkt, dass jedes Medikament – ob es wirksam ist
oder nicht – mit der Absicht der Leistungssteigerung vor
Wettkämpfen gegeben als Doping zu betrachten ist.“
Selbst wenn seitdem viel subtilere, differenziertere und
kompliziertere Dopingregeln und Doping-Verbotslisten
entwickelt wurden, gilt dieser Grundsatz bis heute: Wer
Medikamente mit der Absicht nimmt, seine Leistungen im
Wettkampf zu steigern, ist ein Doper. Und Doping ist im
Sport verboten. Das Verbot ergibt sich dabei nicht nur aus
gesundheitlichen Gründen und weil es Ärzten seit alters
her verboten ist, Medikamente an gesunde Personen zu
verabreichen, sondern weil es der Sportidee widerspricht,
oder wie Ruhemann schrieb, mit der “Reinhaltung des
Amateurgedankens“ nicht vereinbar ist.
Das Dopingverbot im Sport ist mit anderen Worten eine
ideologisch und moralisch legitimierte soziale Konstruktion
bzw. Konvention; man könnte auch sagen ein Ausdruck
11
entwickelter, anspruchsvoller Sport-Kultur. Vorstellbar wäre
ohne Weiteres auch ein Sport, in dem Doping erlaubt ist.
Aber dies wäre weder für den Sport als Kultur noch für Staat
und Gesellschaft und am wenigsten für die einzelnen Sportler
eine sinnvolle oder wünschenswerte Alternative.
Der Sportwissenschaftler Ommo Grupe hat dieses DopingTabu im Sport in zahlreichen Beiträgen seit den 1970er
Jahren, insbesondere seit der Grundsatzerklärung für den
Spitzensport aus dem Jahr 1977 immer wieder begründet.
Damals ging es um das Bekenntnis des deutschen Sports zu
einem humanen Leistungs- und Spitzensport ohne Doping
und Leistungsmanipulation. Durch Doping wird das Vertrauen
der Menschen in den Sport und seine Glaubwürdigkeit
grundlegend beschädigt. Würde man Doping dulden, verlöre
er seine pädagogische und moralische Berechtigung. Dem
Leistungs- und Spitzensport würde seine sportliche und
pädagogische Grundlage im Kinder- und Jugendsport in
Schule und Verein entzogen. Ein Sport, in dem Doping
erlaubt oder geduldet würde, könnte keine öffentliche Unterstützung durch Staat und Politik beanspruchen. Sportler, die
dopen, beschädigen deshalb mittel- und langfristig neben
ihrer Gesundheit auch ihre eigenen Interessen. Gefragt ist im
Sport die authentische Leistung, ohne Zusätze und unerlaubte Hilfsmittel; das was der Mensch durch sich selbst und
seine Möglichkeiten zu leisten imstande ist. Darauf kann und
soll er stolz sein. Ärzte, die Doping unterstützen oder gar
empfehlen und verordnen, verstoßen sowohl gegen sportliche
Regeln und Moral als auch gegen ihr ärztliches Ethos. Sie
machen sich strafbar.
Zu diesen klassischen Begründungen gegen Doping kommen
weitere, aktuelle hinzu: Doping steht im Zusammenhang mit
der Medikalisierung der Gesellschaft generell. Damit ist
gemeint, dass der Griff zu Medikamenten und darüber
hinaus zu allen möglichen Mitteln und Methoden, die unser
Leben angenehmer, schmerzfreier, erträglicher zu machen
scheinen, immer selbstverständlicher geworden ist. Dies
reicht vom „ganz normalen“ Alkohol- und Drogenkonsum
über Hormonpräparate (z.B. auch die Anti-Baby-Pille) und
Schmerzmittel bis hin zu Psychopharmaka. Die Umsätze und
Gewinne der Pharmakonzerne steigen kontinuierlich; die der
Sportwetten im Übrigen auch. Hinzu kommen so genannte
Enhancement-Produkte, die unsere Leistungsfähigkeit und
unseren Erfolg zu steigern versprechen. Dazu gehören neben
Aufputschmitteln aller Art auch Potenzmittel, Vitamintabletten u.v.a.m., bis hin zu Schönheitsoperationen und Körpermanipulationen, um Erfolg versprechenden Schönheitsidealen gerecht zu werden. Die hohen Zahlen von Brustimplantaten, die angesichts des Skandals um schadhafte SiliconImplantate in den Medien verbreitet wurden, zeigen die
Verbreitung solcher biotechnischer Manipulationen. Angesichts dieser gedopten Alltagswelt grenzt es bisweilen an
„Don Quichotterie“, ausgerechnet im Sport ohne all das,
ohne Medikamente, Körper-Manipulationen und Drogen
auskommen zu wollen.
12
An dieser Stelle setzt jedoch die aktuelle Debatte um das
Dopingverbot im Sport an; denn sie ist über den Sport hinaus
von symbolischer, Maßstäbe setzender Bedeutung für ein
Enhancement-Stopp in der Biotechnologie und Bioethik
geworden, wie die Sportphilosophin Claudia Pawlenka argumentiert. Am Sport lässt sich einleuchtend darstellen und
erklären, dass und welche Grenzen zwischen „natürlichem“
Training, bewusstem, eigenständigen Bemühen um die Verbesserung der Leistungsfähigkeit auf der einen Seite und biofaktischen Manipulationen auf der anderen Seite liegen. Damit
werden Techniken bezeichnet, die „von außen“ durch künstliche Methoden in die Biologie des Menschen eingreifen. Am
Beispiel des Dopingverbots im Sport lässt sich verdeutlichen,
dass weniger mehr sein kann, dass ehrlich am längsten währt,
dass es auf den Weg und nicht das Ziel ankommt. Nicht alles
was technisch möglich ist, ist gut und human – diese einfache
Botschaft lässt sich am Sport und am Doping im Sport
anschaulich erfahren und am eigenen Leib verdeutlichen.
Nicht zuletzt ist das Dopingverbot im Sport und seine konsequente Einhaltung und Kontrolle eine Referenz an die Gültigkeit, Notwendigkeit und Nachhaltigkeit eines christlichen
Menschen- und Körperbildes im Sport und anderswo. Da in
jedem lebendigen Körper der Geist Gottes wohne, wie es bei
Paulus im ersten Korintherbrief (9, 24-27) heißt, sei er ein
Tempel, der wie ein Heiligtum behandelt, benutzt und
gepflegt werden solle. Den Körper im christlichen Sinn als
Geschenk Gottes zu verstehen, hat auch ethische Konsequenzen. Wer unverantwortlich mit dem eigenen oder mit fremden Körpern umgeht, wer die natürlichen Grenzen des Körpers und der körperlichen Leistungsfähigkeit nicht anerkennt,
versündigt sich. Wer in diesem Bewusstsein handelt, wird sich
anders verhalten (müssen) als jemand, der den Körper nur als
eine optimierbare Maschine ansieht. Ein lebendiges Geschenk,
zumal ein göttliches, ist keine Maschine. Man behandelt
seinen eigenen Körper und den anderer Menschen deshalb
nicht nur mit Respekt und Würde, sondern man akzeptiert
seine Mängel und Grenzen und bewahrt ihn vor Manipulation
und Verunstaltung, wie z.B. durch Doping, aber auch vor
Gewalt gegen sich selbst oder andere.
Die Beschäftigung mit dem Dopingproblem zeigt deshalb
auch, dass es nicht mit Dopingkontrollen, der Kriminalisierung
von Dopingsündern, der moralischen Verteufelung von Sportärzten, Sportverbänden und Sportpolitikern getan ist, auch
nicht mit Dopingaufklärung und Dopingprophylaxe. Fragen
und Probleme des Dopings im Sport stehen vielmehr im
ethischen Zusammenhang mit den Zukunftsfragen moderner
Biotechnologien in Wissenschaft und Gesellschaft. Das
Dopingproblem ist so gesehen für den Sport unlösbar, bietet
aber auch eine große Chance, nämlich einer gedopten Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten und zu zeigen, welchen Sinn
und Wert ein „natürlicher“ Umgang mit dem eigenen Körper
und seiner Leistungsfähigkeit hat. Doping ist deshalb vor allem
ein Thema zur Bildung und Kultur des Körpers.
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B
Die militarisierten
ei den ersten Sommerspielen 1908 in
London betrugen die
Ausgaben für öffentliche
Sicherheit 5.000 Dollar. Dabei
ging es um die „Ausrüstung
polizeilicher Nachrichtendienste, die Überwachung
der Massen und Botendienste“, wie es in einem Bericht
der Organisatoren heißt. Bei
der zweiten olympischen
Ausgabe in der britischen
Metropole 1948, als in einer vom Zweiten Weltkrieg geschundenen und ermatteten Welt Athleten mit eigenen Handtüchern und mitgebrachter Nahrung als Selbstverpfleger auf
der Insel anlandeten und in Militärbaracken und Studentenunterkünften nächtigten, betrugen die Organisationskosten
600.000 englische Pfund, was nach damaligem Maßstab mit
etwa sieben Millionen D-Mark beziffert werden konnte. Der
Anteil für Sicherheitsmaßnahmen blieb minimal.
Olympia in London als Seismograf für die
Gefahren und Bedrängnisse dieser Welt
Und nun bei den dritten Olympischen Spielen in London rund
1,2 Milliarden Euro als Schutzgeld der besonderen Art. 13.000
Soldaten und damit 5.500 mehr als im Afghanistan-Einsatz
sollen „die größte Show der Erde in der großartigsten Stadt
der Welt“ (Londons Bürgermeister Boris Johnson) neben
einem Heer sonstiger Beschützer vor Unbill jeder Art bewahren. Weil die Geheimdienste die Themse als Achillesferse
ausgemacht haben, wird die „HMS Ocean“, das größte Schiff
der Royal Navy, im Fluss ankern. Es dient zugleich als Basis
für eine militärische Hubschrauberflotte. Als weiteres Stoppzeichen für Terroristen, die versuchen könnten, über Wasser
in die Olympiastadt einzusickern, soll vor der Südküste das
Marine-Flagschiff „MHS Bulwalk“ Position beziehen. Stationiert werden Boden-Luft-Raketen und Eurofighter-Jets.
Alle Olympischen Spiele hätten eine „militärische Komponen-
14
te bekommen“, sagt der britische Verteidigungsminister Philip
Hammond. Inhaltlich liegt er damit auf der Linie des von der
USA nach der September-Katastrophe in New York ausgerufenen „Kriegs gegen den Terrorismus“, der über Afghanistan
hinaus überall dort geführt werden müsste, wo größte Gefahr
droht. Und diese Gefahr wird in einer Stadt, in der die Wunden des Terrors vom 7. Juli 2005 noch nicht verheilt sind,
besonders hoch eingeschätzt. Vier Explosionen in drei UBahnhöfen und einem Bus kosteten 56 Menschen das Leben,
mehr als 700 wurden verletzt.
Zum Ausgangs- und Wendepunkt in der nunmehr 116jährigen Geschichte Olympischer Spiele ist jener 5. September
1972 geworden, der zugleich auch ein tragisches Kapitel
deutscher Geschichte markiert. Nur neun Stunden, nach dem
die 16 Jahre alte Schülerin Ulrike Meyfarth mit ihrem Siegessprung über 1,92 m die Menge im Münchner Olympiastadion
in schiere Begeisterung versetzt hatte, überfiel ein palästinensisches Terrorkommando im Olympischen Dorf das Mannschaftsquartier des israelischen Teams. Aus dem Traum war
ein Trauma geworden, aus dem deutschen Glück eine deutsche Katastrophe mit 17 Toten: elf Israelis, fünf Terroristen
und ein deutscher Polizist. Dieser 5. September vor 40 Jahren
hat auf olympischem Boden auch die Welt verändert. Auf
Spiele
unterschiedlichsten
Von Günter Deister
grausame Weise hielt der internationale Terrorismus seinen
Einzug, und dies in einer selbstmörderischen Bedingungslosigkeit, die am 11. September 2001 in New York ihren bisher
schlimmsten Ausdruck fand.
Diese Globalisierung des Terrors hat den Charakter Olympischer Spiele grundlegend gewandelt. Erdacht und gegründet
wurden sie 1894 als Fest der Friedfertigkeit und des freundschaftlichen Kräftemessens von Sportlern aus aller Welt.
Geworden sind sie immer mehr zu einer Art Trutzburg. Die
imaginären Verteidigungsmauern zum Erhalt eines einzigartigen Ereignisses wurden immer höher gezogen, Armeen in
Stellung gebracht, Sicherheitstechniken auf die Spitze getrieben. Geheimdienste erhielten ein neues Spielfeld. So sind
Olympische Spiele zu einem Seismograf für die unterschiedlichsten Gefahren und Bedrängnisse dieser Welt geworden.
Die Geschichte olympischer Gewalt hat 1968 mit mexikanischem Staatsterror ein schlimmes Vorspiel. Spezialkräfte der
Präsidentengarde „bereinigten“ die hochbrisante innenpolitische Situation, in dem sie zehn Tage vor Eröffnung der Spiele
in Mexiko-Stadt massive Studentenproteste blutig beendeten.
Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben. Die direkte Terrorgefahr für Olympische Spiele ist seit München allgegenwär-
tig, und sie zeigt ihre unterschiedlichsten Fratzen. Die 1972
eskalierte Gewalt palästinensischer Terroristen verlor in den
90-er Jahren an Internationalität und konzentrierte sich
immer mehr auf blutige regionale Auseinandersetzungen mit
der Besonderheit wachsender Selbstmordeinsätze in Israel. Es
folgte der islamistische, von Al-Qaida gesteuerte Terrorismus,
der sich als Glaubenskrieg und längst noch nicht abgeschlossener Rachefeldzug gegen die westliche Welt versteht. In
New York setzte er mit seinem Massenmord ein Fanal. Londons Erschütterung 2005 gehörte zu seinen vielen Ausläufern.
Der Schauplatz Olympia, dessen Betreiber IOC im Vier-JahresRhythmus mittlerweile über sieben Milliarden Dollar umsetzt
und dessen Hochglanzprodukt Sommerspiele zuletzt in Peking
2008 weltweit 4,3 Milliarden TV-Seher angezogen hat, ist ein
Magnet für alle Arten von Gewalt geworden. Kein anderes
Spektakel garantiert vergleichbare Aufmerksamkeitswerte. Die
Spiele in Barcelona 1992 waren besonders gefährdet durch
die 1959 gegründete baskische Untergrundorganisation ETA.
Ihrem bewaffneten Kampf um die Unabhängigkeit des Baskenlandes fielen in mehr als 50 Jahren 820 Menschen zum
Opfer, 2300 wurden bei Terroranschlägen und Überfällen
verletzt.
Seoul veranstaltete seine Sommerspiele 1988 in 58 Kilometer
Entfernung von der Todesgrenze zu Nordkorea, mit dem der
südliche Bruderstaat noch immer durch Kriegsrecht verfeindet ist, und nur sieben Monate nach dem Absturz der „Korean
Air 858“ von Bagdad nach Seoul. Zwei Agenten aus Nordkorea hatten bei der Zwischenlandung in Abu Dhabi im Gepäckfach der Kabine eine Bombe deponiert. Ihre Explosion riss 104
Passagiere und elf Besatzungsmitglieder in den Tod.
Die Spiele in Peking standen für Chinas Machthaber unter der
besonderen Herausforderung von Unabhängigkeitsbegehren
unter 70 anerkannten Nationalitäten und mehr als 90 ethni-
15
schen Gruppen. Fünf Monate vor ihrer Eröffnung lenkte
Aufruhr in Tibet die Weltaufmerksamkeit auf die Unterdrückung der buddhistischen Bevölkerung. Die Exil-Regierung
Tibets sprach von 80 Todesopfern, in westlichen Ländern
wurden Forderungen auf Olympia-Boykott laut, Demonstranten in Westeuropa wandelten den global veranstalteten
olympischen Fackellauf zu einem Spießrutenlaufen. Chinesische „Bodyguards“ führten sich als Begleiter des Feuers wie
Rambos auf. Unmittelbar vor der Eröffnung der Spiele in
Peking wurden bei einer bewaffneten Auseinandersetzung in
der überwiegend von Muslimen bewohnten autonomen
Region Xinjiang 16 Polizisten und eine unbekannte Zahl von
Aufständischen getötet.
Schockierender, weil das Herzstück Olympischer Spiele treffend, wirkte das Bombenattentat 1996 in Atlanta. Ein Rechtsextremist hatte den bevölkerten Olympiapark als Tatort
gewählt. In der Panik der ersten Stunden vermochte zunächst
niemand die Auswirkungen der Explosion einzuschätzen. Zu
Tode kamen zwei Menschen, 111 wurden verletzt. Das IOC sah
keinen Anlass, die Spiele auch nur anzuhalten. Dies war, mit
einem Tag der Trauer, in München geschehen.
Doch von da an galt der historische Satz des amerikanischen IOC-Präsidenten Avery Brundage, „the Games must
go on“, als ein Weltgebot für Unbeugsamkeit gegenüber
jeder Art von Gewalt. Die Spiele gingen weiter, aber sie
bekamen einen neuen Charakter, wie sich 1976 in Montreal
krass zeigte. Keine Trainingsanzugs-Sicherheit mehr wie in
München, wo man 4 000 Polizeikräfte unsichtbar gemacht
hatte, sondern mit Maschinengewehren bewaffnete Streitkräfte auf und an den Stadien. Überall Sicherheitslinien, die
nicht überschritten werden durften. Mit dem Flugzeug
angekommene Athleten stiegen unter Soldatenbewachung
direkt in einen Bus, den sie erst in der unterirdischen Garage
des Olympischen Dorfes verlassen durften. Die AthletenBleibe mit ihren 983 Appartements glich einem Hochsicher-
16
heitstrakt, in dem jede Bewegung in den 16 Kilometer
langen Verbindungswegen mit Fernsehkameras und Abhörgeräten registriert wurde.
Die Sicherheitsmacht bestand aus 16.999 Soldaten und
Polizisten, die ihre Präsenz zu demonstrieren hatten. Die
amerikanisch-kanadische Grenze wurde überwacht wie nie
zuvor, dazu der Luftraum und die Wasserwege. Mit Hilfe
modernster Computersysteme und Unterstützung von Interpol wurden 60.000 Akkreditierte noch vor ihrer Anreise überprüft. „Wir Athleten fühlten uns bedrängt und eingeengt. Bei
uns kam noch die vermutete Gefahr eines RAF-Anschlags
hinzu“, sagt der deutsche Sportchef Thomas Bach, in Montreal Goldmedaillen-Gewinner im Fechten.
Die Spiele von Montreal setzten den neuen Sicherheitsstandard. Die olympische Aufrüstung fand ihre Variationen bei
den Boykott-Spielen in Moskau (1980) und Los Angeles
(1984). Sowjetunion und USA waren in der Hochzeit des
Kalten Krieges besonders darauf bedacht, Attacken und
Störversuche von „ihren“ Spielen fern zu halten und sie als
Symbol nationaler Überlegenheit und Größe zu feiern. Mit
der Rigorosität einer kommunistischen Diktatur hatte es der
Kreml leicht, seine Grenzen zu sichern und etwaige Gefahren
in seinen Republiken unter Kontrolle zu halten. Die Rote
Armee wurde in Abwesenheit der USA und eines großen Teils
ihrer westlichen Verbündeten als Garant des olympischen
Friedens eingesetzt und gefeiert.
Vier Jahre später in Los Angeles präsentierten die USA ihr
freiheitlich-kapitalistisches Gegenmodell. Das drückte sich
auch dadurch aus, dass erstmals ein privates Organisationskomitee Olympische Spiele veranstalten durfte und mit 232,5
Millionen Dollar - bis zum heutigen Tag einmalig - einen
bedeutenden Gewinn erwirtschaftete. Weil die Sowjetunion
und ihre Satellitenländer ihr Fernbleiben mit einer Sicherheitsgefährdung begründet hatten, ließen die Amerikaner
nichts aus, was zur Gefahrenabwehr notwendig erschien. Die
Polizei agierte in Sheriff-Manier, die US-Army assistierte
umfassend im Hintergrund, den Rest besorgte Hightech. Wie
ein Symbol für unbegrenzte Möglichkeiten wirkte bei der
Eröffnungsfeier der „Rocketman“, ein Mensch, der von einem
Raketenrucksack getragen und gesteuert im Olympiastadion
landete.
Die erste Phase massivster Einsätze des Staates zum Schutz
Olympischer Spiele fand 1988 in Seoul ihren Abschluss. Zwar
waren die Boykotteure aus Ost und West erstmals wieder
sportlich vereint. Doch warfen befürchtete Attacken der
feindlichen koreanischen Brüder im Norden lange Schatten.
Große Zahlen sollten für eine offensive Abwehr sorgen: Eine
ganze Armee in Alarmbereitschaft, dazu stationiertes USMilitär, 100 000 staatliche und 200 000 private Sicherheitskräfte, 117 000 Sicherheitsapparaturen aller Art. Trupps mit
nach Sprengstoff schnüffelden Schäferhunden gehörten
ebenfalls zur Karikatur eines Olympiafestes, für das die Gastgeber den Titel „Harmonie und Freundlichkeit“ ausgegeben
hatten. Demonstrationen gegen das Autokraten-Regime und
für eine Wiedervereinigung von Süd- und Nordkorea erstickte
die Staatsmacht vor und während der Spiele meist schon im
Keim.
gewährte auch Südafrika, noch bevor es endgültig der Apartheid abschworen hatte, nach 32 Jahren Verbot wieder olympischen Zutritt. Barcelona feierte nach ersten Tagen großer
Anspannung Spiele der Entspannung. Mediterrane Lebensfreude und Kultur überdeckten entschiedene Absicherung
gegen baskische Terrorgefahr. Gemeinsam mit den Vereinten
Nationen besann sich das IOC auf das altgriechische Ritual
des Waffenstillstands während der Spiele und ließ die UNO
den „Olympischer Frieden“ ausrufen.
Die olympische Entspannung fand bei den Spielen 1996 in
Atlanta mit der Bombenexplosion im Olympiapark ein jähes
Ende. Die Amerikaner hatten sich sehr auf vorbeugende
Sicherheitsmaßnahmen unter Einsatz neuester IT-Technik
konzentriert und dazu die besondere Gefahr von Kamikazefliegern beschworen. Die Kontrolle der Luft gelang, der Terrorakt auf dem Boden war das Produkt nachlässiger und
immer mehr nachlassender Kontrollen. Sie wurde bei den
„Coca-Cola-Spielen“ immer schwieriger im Kommerz-Gewusel
von Großsponsoren und unzähligen Kleinhändlern rund um
das Olympiastadion.
Da wirkten die Spiele von Barcelona 1992 wie KontrastSpiele. Durch den Fall der Berliner Mauer war der Kalte Krieg
beendet, Deutschland präsentierte sich mit einem vereinten
Team, Estland, Lettland und Litauen durften nun eigenständig
auftreten, die zerfallende Sowjetunion präsentierte sich im
Übergangsgebilde einer GUS-Mannschaft, der so genannten
Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Dem im Balkankrieg
zersplitterten Jugoslawien erlaubte das IOC, mit einem
„Unabhängigen Olympischen Team“ teilzunehmen.
Australien, das Land ohne Feindschaften, schloss vor den
Spielen 2000 einen Burgfrieden mit seinen Ureinwohnern,
den Aborigines, reorganisierte seine Sicherheitsdienste,
änderte Gesetze so, dass Einfuhren und Einreisen besser
überwacht und Zugriffe schneller möglich wurden. Zur Palette der Vorsichtsmaßnahmen kam die Abwehr gegen biologische und chemische Waffen hinzu, als Konsequenz aus der
Entdeckung eines entsprechenden Waffenlagers in Australien
Monate vor Olympiabeginn. Die letzten Sommerspiele vor
„Nine Eleven“ gingen zusammen mit ihrem Vorgänger Barcelona als weitgehend unbeschwerter Höhepunkt in die olympische Geschichte ein.
Der Sport bekam in Maßen ein Selbstbestimmungsrecht
zurück. Er durfte wieder Lösungen für sich selbst suchen und
Der Terrorakt von New York löste auch für Olympia die
höchste Alarmstufe aus. Die Winterspiele, vergleichsweise
17
eine Regionalveranstaltung der Länder mit Schnee und Eis,
benötigten nun ebenfalls einen aufwändigen Schutzschirm.
Und da sie 2002 in Salt Lake City veranstaltet wurden, eskalierten Aufwand und Kosten. Olympisches Dorf und Pressezentren wurden mit doppelt und dreifachen Sicherheitsringen
abgeriegelt. Awacs-Flugzeuge kontrollierten den Luftraum,
eine Flotte von F-16-Kampfjets und Black-Hawk-Hubschraubern stand in Bereitschaft, die US-Army hatte 15.000 Spezialkräfte für die olympische Verteidigung abgestellt. Präsidenten-Anwärter Mitt Romney, damals Vorsitzender des Organisationskomitees, agierte auch als Sicherheits-Koordinator. Die
Regierung in Washington ließ sich ihren Einsatz 320 Millionen Dollar kosten.
Noch höher fielen die Steigerungsraten bei den Sommerspielen 2004 in Athen aus. Terrorgefahr drohte vom fernen und
nahen Osten, von Nordafrika, dem angrenzenden Balkan und
dem Nachbarn Türkei. Sie war so groß, dass das IOC für seine
Olympiade keinen Versicherer fand.
Ohne massive internationale Hilfe hätte das kleine Griechenland die großen Spiele nicht ausrichten können. Die EU trat
als Mitfinanzier auf, die NATO als Mitbeschützer und eine
Expertengruppe aus sieben Ländern, darunter Deutschland,
als Mitplaner des Sicherheitskonzepts. Es verschlang 1,5
Milliarden Dollar, was das „Wall Street Journal“ zu einer
aufschlussreichen Rechnung veranlasste. Hatten die Sicherheitskosten in Los Angeles pro teilgenommenem Athlet noch
11.627 Dollar und pro verkaufter Eintrittskarte 14 Dollar
ausgemacht, so stiegen sie in Sydney auf 16.062 Dollar und
34 Dollar an und eskalierten in Athen auf 142.857 Dollar pro
Sportler und 283 Dollar pro Ticket. Die Spiele in London
werden diesen Rekord noch übertreffen. Dabei wird es dem
demokratischen England nicht möglich sein, wie 2008 in
Peking eine Art von Übersicherheit zu unermesslichen Kosten
zu schaffen.
18
Diese Übersicherheit fand ihren Ausdruck in einem bis ins
Letzte ausgeklügelten System mit tausenden Gittern, Gattern,
Zäunen, Toren und Soldaten sowie 1,5 Millionen Freiwilligen.
Nur an Stacheldraht und Gewehren wurde gespart. Als vom
fernen nordöstlichen Rand Chinas aus der Region der uigurischen Minderheit ein Blutbad mit 16 Terroropfern amtlich
vermeldet wurde, zogen für zwei Tage Panzerfahrzeuge vor
dem Pressezentrum, dem Olympischen Dorf und dem IOCHotel auf. Rekrutiert hatte die Staatsmacht 100.000 „olympische Freiwillige“, 400.000 „Stadtfreiwillige“ und eine Million
so genannter „Freiwillige der Gesellschaft“.
Das Kunststück gelang: In den olympischen Zonen entstand
eine Atmosphäre der Friedlichkeit und Gelassenheit, eine Art
olympisches Traumschiff. Außerhalb dieser Zonen regierte das
Gesetz der Unerbittlichkeit. Dort gab es auch einen extra für
Demonstrationen eingerichteten Platz. Er blieb ungenutzt, die
Obrigkeit hatte alle 77 amtlich angemeldeten Demonstrationen abgelehnt.
Die Frage ist, welche Möglichkeiten hat das IOC selbst
(genutzt), auf die immer drängender gewordene Sicherheitsproblematik zu reagieren. Schließlich hängt seine Existenz
vom Fortbestand Olympischer Spiele ab. Limitiert wird es
durch seine jeweilige Auswahlmöglichkeit sieben Jahre vor
dem Ereignis und sein Bestreben, die Spiele jeweils zu
Höchstpreisen zu vermarkten. Daraus ergibt sich: Nicht die
Sicherheit hat im Handeln der olympischen Weltorganisation
die oberste Priorität, wie von seiner Führung immer wieder
behauptet, sondern das Gewinnstreben. In den Prüfberichten
des IOC als wesentlichste Entscheidungsgrundlage für die
Mitglieder seiner Vollversammlung wird die Einschätzung der
Sicherheitslage regelmäßig sehr vage gehalten oder sogar mit
beschönigenden Begriffen des Bewerbers umschrieben, wie
zuletzt geschehen bei der Vergabe der Winterspiele an Sotschi
und an das südkoreanische Pyeongchang (2018). Also keine
besondere Terrorgefahr in Sotschi durch die Unruhezone im
hautnahen Kaukasus und keinerlei Gefährdung in Pyeongchang durch die nahe Kriegsgrenze zu Nordkorea und dessen
andauerndes Säbelrasseln.
Ein fatales Signal hat das IOC auch 2000 ausgesendet, als es
die Funktion eines eigenen Sicherheitschefs abschaffte. Diese
Position hatte bis zu seinem Ausscheiden der Inder Ishwini
Kumar inne, ein Armeegeneral, der als ehemaliger Chef der
indischen Grenzsicherungstruppen über eine besondere
Kompetenz verfügte. Einen Nachfolger gibt es nicht. Auf
Fremdkompetenz verzichtet das IOC dadurch, dass es bei
seinen für die Bewerbung angeblich so bedeutsamen Prüfberichten nicht auf partnerschaftliche, unparteiische Hilfe
zurückgreift. Ein Sicherheits-Testat beispielsweise durch die
UNO würde dem Report zusätzliches Gewicht und Gehör
verschaffen. Das gilt auch für die Umweltproblematik, die die
IOC-Führung mit ihren Prüfberichten oft genug im Ungefähren belässt. „Das Schaffen von Sicherheit ist ein täglicher
Anpassungsprozess“, meint Thomas Bach und weist darauf
hin, dass die Plötzlichkeit der Veränderung am 7. Juli 2005
mit den vier Bombenexplosionen in London Realität geworden war. Tags zuvor hatte die britische Metropole das Duell
gegen Paris knapp mit 54:50 Stimmen gewonnen. Hat das
IOC seine Spiele einer Stadt überantwortet, kann es nur noch
beraten, mahnen, fordern und im äußersten Fall drohen. Was
die Sicherheit angeht, ist es ganz und gar in der Hand des
Ausrichters. Der bestimmt auch allein über den Aufwand. Die
Sicherheit ist laut Bach „zu einer Grundsatzfrage geworden,
aufgeben und sich dem Terrorismus beugen, oder aber Zeichen setzen und sagen, es geht auch anders“. In seinen Möglichkeiten immer selbst genug Zeichen zu setzen, diese
schwierige Aufgabe hat das IOC nicht ausreichend erfüllt.
London 2012: Technik-Olympiade der Superlative … auch in Sachen Sicherheit
emonstrative Sicherheit mit Kriegsschiffen, BodenLuftraketen, Jagdbombern und Einheiten der Armee –
das ist die sichtbare Seite der Maßnahmen bei den
Londoner Spielen. Dazu kommt die kaum weniger wichtige
unsichtbare Sicherheit. Sie liegt in den Händen des französischen IT-Konzerns ATOS. Das Unternehmen zählt zu den elf
Hauptsponsoren des IOC, die in der nun zu Ende gehenden
Vier-Jahres-Frist etwa 100 Millionen Dollar zahlen müssen.
Bei ATOS werden es vornehmlich Sachleistungen sein.
Mit seinem System, erstmals eingesetzt bei den Winterspielen
2002 in Salt Lake City, wird ATOS die Sommerspiele zu einer
Technik-Olympiade der Superlative optimieren. Der Dienstleister steuert in London mit 3.500 Mitarbeitern und über 9.500
Computern die gesamte olympische IT-Infrastruktur. Seine
Qualitäten hat ATOS 2010 durch den Zukauf der gesamten
Siemens-IT-Sparte noch einmal vergrößert.
Seine doppelte Herausforderung besteht darin, die gewaltige
Datenfülle der Spiele in Echtzeit zu ermitteln und zu transportieren. Immer bedeutender ist durch die gewachsene
Terrorgefahr die Aufgabe geworden, Vorfälle der verschiedensten Art unmittelbar aufzuspüren und sie in Höchstgeschwindigkeit in eine Sicherheitszentrale zu übermitteln.
Im Vorfeld der Spiele ist ATOS die Sammelstelle aller in London tätig werdenden 250.000 Akkreditierten. Deren Daten
werden so abgecheckt, dass Verdachtsfälle erst gar nicht
Einlass finden in olympische Bereiche oder aber nicht ins
Land gelassen werden, für Ausländer gilt eine olympische
Akkreditierung als Visum. Während der Spiele überwacht das
Unternehmen 94 Sicherheitsfelder, bestehend aus 36 Wettkampfstätten und den mit ihnen verbundenen olympischen
Einrichtungen. Für diese Bereiche hat ATOS 700 mögliche
Vorfälle programmiert, darunter jede Art von Unglücken,
Zwischenfällen, Störungen und Attacken. Primär geht es
dabei darum, den enormen Datenstrom zu schützen. Aber
selbstverständlich zählen dazu auch mögliche Terrorangriffe.
Vorfälle aller Art werden in Istzeit in eine Zentrale in Sichtnähe zum Olympiapark übermittelt und dort gefiltert. Das
Identifizierungssystem ist auf etwa 200.000 Abfragen in
Echtzeit abgestellt. Ein Krisenkommando unter Einschluss des
olympischen Organisationskomitees und von Sicherheitsdiensten reagiert in dem Zentrum auf „ernstzunehmende
Bedrohungen“. Bei den Spielen in Peking gab es davon nach
ATOS-Angaben eine dreistellige Zahl, herausgefiltert aus 12
Millionen „sicherheitsrelevanter Ereignisse“. Für London hat
der Weltkonzern seine Sicherheitsrelevanz noch einmal
gestärkt.
„Wir wollen die Spiele nicht in einem Belagerungszustand
veranstalten“, sagt Organisationschef Sebastian Coe zum
Balanceakt aus sichtbarer und unsichtbarer Sicherheit. Ob es
gelingen kann, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen den
Anforderungen der Sicherheit und den Bedürfnissen der
Zuschauer, muss sich erweisen. Sie werden sich abfinden
müssen mit Check-In-Situationen wie an Flughäfen, zehntausenden Kameras an öffentlichen Plätzen und der bedrängenden Enge in öffentlichen Verkehrsmitteln einer Megastadt,
deren altersschwache U-Bahn schon zu Normalzeiten unter
ständiger Infarktgefahr leidet.
19
D
er Countdown läuft. London ist startklar für die
XXX. Olympischen Spiele und für die XIV. Paralympischen Spiele. Nach vergeblichen Versuchen von
Manchester für die Sommerspiele von 1996 und 2000 und
von Birmingham (1992) hatte die englische Metropole
Erfolg mit ihrer Bewerbung. London setzte sich im Juli
2005 auf der 117. IOC-Session in Singapur gegen die
Konkurrenten Moskau, New York, Madrid und Paris durch.
Windsor gestartet, und von dort waren es genau 42,195
Kilometer bis zu ihrer Loge im White City-Stadion. Und ich
darf daran erinnern, dass Großbritannien maßgeblich an
der Entstehung der Paralympischen Bewegung beteiligt
war. Mit deutscher Hilfe übrigens, denn es war der deutsche Neurologe Dr. Ludwig Guttmann, der 1948 Wettkämpfe für kriegsversehrte britische Soldaten im Krankenhaus von Stoke Mandeville organisiert hatte. Wenn man so
„Olympia in London vereint Tradition
mit Effizienz und Nachhaltigkeit“
Simon McDonald, Britischer Botschafter in Deutschland
Um Auskunft und seine Ansichten zu Fragen des Sports im
Allgemeinen und den Olympischen Spielen im Besonderen
baten wir den Britischen Botschafter in Deutschland,
Simon McDonald, CMG (Commander of the Order of St.
Michael and St. George). Der 51-Jährige ist seit 1982 im
britischen diplomatischen Dienst und war in Dschiddah,
Riad, Bonn, Washington und Tel Aviv tätig. Deutschland ist
für ihn also kein Neuland: Von 1988 bis 1990 war er Zweiter Botschaftssekretär (Wirtschaft) an der Britischen Botschaft in Bonn. Seit Oktober 2010 ist er Britischer Botschafter in Deutschland. Simon McDonald ist verheiratet
und Vater von vier Kindern.
will, ein Vorläufer der heutigen Spiele für behinderte
Athleten.
OF: Herr Botschafter, nach 1908 und 1948 ist London die
erste Stadt, die zum dritten Mal Gastgeber für Olympia sein
wird. Was empfinden Sie als führender Repräsentant des
Vereinigten Königreichs in Deutschland?
In der Vorbereitung auf 2012 wurde von unseren Organisatoren in London die Planung für die Olympischen Spiele
und für die Paralympischen Spiele von Beginn an als einheitliches Ganzes betrachtet. London wird die „grünsten“
Spiele in der olympischen Geschichte erleben. Energieeffizienz und Nachhaltigkeit wurden schon in die Planungsphase der Sportstätten einbezogen. Für den Olympischen
Park im Osten der Stadt wurde eine 2,5 Quadratkilometer
große ehemals schadstoffbelastete Industriefläche zum
größten städtischen Park rekultiviert. Zudem finde ich es
bemerkenswert, dass die Nachfrage nach den Tickets für
die Wettkämpfe enorm hoch ist. Ich wage zu prophezeien,
es wird in den Stadien und Hallen während der Wettkämpfe keine leeren Plätze geben.
Simon McDonald: Mit einem Wort: Stolz. London darf
für sich in Anspruch nehmen, viele olympische Traditionen
eingeführt zu haben. Zum Beispiel geht die Standardisierung der Marathondistanz auf Königin Alexandra zurück.
Das Rennen wurde 1908 vor ihrer Haustür auf Schloss
OF: Glauben Sie, dass die Olympischen Spiele unserer Zeit
mehr sind als sportlicher Wettstreit um Medaillen und
Prämien, dass sie, wie es sich Baron Pierre de Coubertin
vorgestellt hat, zu einer Welt mit mehr Toleranz und Verständigung unter den Völkern beitragen können?
20
Simon McDonald: Ja. Auf jeden Fall. Durch die Vereinten
Nationen werden wir eine olympische Waffenruhe ausrufen. Bekanntlich gehört auch sie zu den Traditionen, die bis
auf die Spiele im antiken Griechenland zurückführen.
Die Spiele geben allen Ländern die Möglichkeit, sich von
ihrer besten Seite zu zeigen – und manchmal ganz unerwartet. Bei einem Besuch 2008 in Afghanistan traf ich
Präsident
Hamid
Karsai
genau an
dem Tag, an
dem ein
Afghane
(Rohullah
Nikpai / OF)
eine Bronzemedaille
im TaekwondoTurnier in
Peking
gewann.
Ganz
Afghanistan
jubelte und
feierte den
ersten
olympischen Medaillengewinn für dieses Land, und die große
internationale Gemeinschaft freute sich und feierte mit.
OF: Wie werden Sie den Abend des 27. Juli verbringen?
Simon McDonald: Ich freue mich darauf, die Eröffnung
der Spiele in Berlin auf dem ehemaligen Flughafen-Gelände
in Tempelhof mitzuerleben, wo eine Art Public Viewing
geplant ist. Ich komme aus der gleichen Gegend im Nordwesten Großbritanniens wie Danny Boyle, der die Eröffnungsfeier konzipiert und organisiert. Er ist ein erfahrener,
ausgezeichneter Regisseur und Produzent. Ich bin davon
überzeugt, er wird mit seinem Team für eine fantastische
Show sorgen.
OF: Was sind Ihre ersten persönlichen Erinnerungen an
Olympische Spiele?
Simon McDonald: Mexiko City 1968. Ich war sieben Jahre
alt und erinnere mich besonders lebhaft an die Fernsehübertragung des Finales über 400 Meter Hürden. Der Kommentator war so begeistert über den Sieg von David Hemery, und hatte in der Aufregung völlig übersehen, dass mit
INTERVIEW
John Sherwood ein zweiter Brite die Bronzemedaille
gewann.
OF: Wer waren die sportlichen Helden Ihrer Kindheit beziehungsweise Ihrer Jugendzeit?
Simon McDonald: Ich komme aus Salford und erwähne es
aus einem bestimmten Grund: Viele Fußballanhänger wissen nicht, dass dort das Old Trafford, das Heimstadion von
Manchester United, ist. ManU war, solange ich zurückdenken kann, immer der Lieblingsverein unserer Familie. Meine
sportlichen Helden als Kind waren Matt Busby und Bobby
Charlton. Matt Busby darf wohl als einer der bedeutendsten Trainer des englischen Fußballs bezeichnet werden. In
den 1950er Jahren hatte er bei Manchester United ein
großartiges junges Team, die „Busby Babes“, aufgebaut. Bei
der Flugzeug-Katastrophe vom 6. Februar 1958 in München-Riem waren unter den 23 Toten acht Spieler dieser
Mannschaft. Busby überlebte den Absturz schwer verletzt.
Mit seinem „neuen“ Team von Manchester United gewann
er zehn Jahre später als erste englische Mannschaft den
Europapokal der Landesmeister.
Auch Bobby Charlton, einer der weltbesten Stürmer, gehörte
zu den 21 überlebenden Passagieren der Unglücksmaschine.
Er erzielte 249 Tore für Manchester United und 49 für das
englische Nationalteam. Bobby Charlton galt als „Gentleman
auf dem Rasen“. In 754 Spielen für seinen Klub und für sein
Land hat er niemals eine Gelbe Karte gesehen. Beide, Matt
und Bobby, wurden von der englischen Königin zum Ritter
geschlagen und tragen den Titel „Sir“, die höchste Auszeichnung in Großbritannien. Ich habe all das etwas ausführlicher erzählt, weil so sicher am besten nachvollziehbar ist,
warum ich diese beiden Fußballer als Idole betrachte.
OF: Abschließend noch eine Frage zu den bevorstehenden
Sommerspielen: Welche Wettbewerbe beanspruchen das
besondere Interesse des Britischen Botschafters in Deutschland?
Simon McDonald: Das Wasserspringen! Es dürfte zu
einem fesselnden, interessanten Duell zwischen Tom Daley
aus Plymouth und Patrick Hausding aus Berlin kommen.
Daley wurde als Fünfzehnjähriger 2009 Weltmeister im
Turmspringen und behauptete sich auch kürzlich bei den
Europameisterschaften in Eindhoven souverän in dieser
Disziplin. Hausding gewann mit 22 Jahren 2011 die Europameisterschaft vom Drei-Meter-Brett. Er darf sicher sein,
dass ihm viele Menschen hier die Daumen drücken werden.
Obwohl ich am gleichen Tag Geburtstag habe wie er (9.
März / OF), werde ich – das wird mir keiner verübeln – Tom
Daley unterstützen.
Das Interview führte Jochen Frank
21
Von olympischen Idealen und anderen Werten oder
D
abeisein ist alles“? „Dabeisein“, heißt es, jawohl. Nicht
siegen. Und schon gar nicht um jeden Preis. Lang ist`s
her mit der olympischen Idee. Als das Feuer, das einst
„
vor Zeus ‘Altar in Olympia entzündet wurde, allgemeinen
Frieden gebot. Teilnehmen durfte nur, wer frei und unbescholten war. Die ersten Spiele ,776 v. Chr., nur einen Tag
dauerten und nur einen Wettbewerb boten, einen 192Meter-Lauf. Sieger erhielten einen Lorbeerkranz und, wenn
sie Glück hatten, in ihrer Heimat noch ein Denkmal, eine
Hymne, Steuerfreiheit.
Und heute? Sind Olympische Spiele wie Welt- und Europameisterschaften zu globalen „Events“ geworden, von denen
kaum ein Teilnehmer noch ohne Scheck heimkehrt. Medienspektakel, die von hunderten von Millionen Menschen im
Fernsehen und Internet verfolgt werden. Darum aufgebläht
mit immer neuen Disziplinen und Wettbewerben, dementsprechend immer mehr Athleten und einer Armada von
Trainern, Betreuern und Offiziellen, auf eine Dauer von zwei
bis drei Wochen. Das Beispiel Fußball noch etwas präziser:
Deutsche, Europa- und Weltmeisterschaften; Champions
League, Europa-League und Bundesliga eins, zwei und drei;
Supercup und Pokal; Freitags-, Samstags-, Sonntags- und
Montagsspiele - kaum ein Tag noch in der Woche, an dem
der Ball Couch-Potatoes nicht live ins Zimmer rollt.
Doch was immer in den nächsten Wochen in London und
anderswo geboten werden wird, „Frieden“, bei Zeus!, wird
deswegen nicht sein. Nicht global und nicht en detail, in
Syrien, Eritrea, Afghanistan, Korea oder im Kaukasus. Auch
mehr „Freiheit“ wird es nicht geben. Nicht einmal für die
Athleten. „Wes` Brot ich ess`, des Lied ich sing`“, das gilt
politisch wie wirtschaftlich. Noch nie war ein chinesischer
Sportler so frei, öffentlich die Menschenrechte in seinem
Land einzuklagen; selbst als das olympische Feuer 2008
bereits vor den Grenzen angekommen war, tibetische Mönche
auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam machten und das
Regime zuschlug, wagte sich keiner heraus. Wenn es aber
einer wagte, wie in Russland ein Schachweltmeister, gegen
manipulierte Wahlen zu demonstrieren, zu denen er selbst
von Staats wegen nicht zugelassen worden war, so wurde er
von Staats wegen umgehend festgenommen. Ganz zu
schweigen von den Diktaturen in Schwarzafrika, Nord-Korea
oder Weißrussland, wo Sportler vor allem aufmarschieren, um
Ruhm und Herrschaft derer zu mehren, die die Macht schon
haben. Von „Freiheit“ kann auch niemand sprechen, der
seinen Namen für ein Produkt verkauft, das er kaum kennt
und dennoch zu preisen sich verpflichtet. Oder wer auf dem
Spieler-„markt“ transferiert wird wie ein Stück Vieh, das nur
22
einem Zweck zu dienen scheint: seinen Händlern die Taschen
zu füllen, und koste es das Leben.
Und „unbescholten“? sind auch immer weniger Spitzensportler. Mehr als genug Radfahrer, Schwimmer, Leicht-und
Schwerathleten sind aktenkundig, weil sie des Dopings überführt wurden. Und Reiter, die sich und ihre Pferde malträtiert
haben. Und Handballer, die der Manipulation von Spielen
verdächtig sind… nur „Dabeisein“: kannst du vergessen!
So werden wir auch in London wieder so manchen Hohn auf
die olympischen Symbole erleben, ertragen müssen. Die Flamme wird nicht mehr zum Zeichen allgemeinen Friedens brennen; sie quer durch die Lande zu schicken, hat man sich nach
den blutigen Erfahrungen 2008 gar nicht erst getraut. Die
fünf Ringe auf der Fahne werden nicht mehr für Eintracht
unter den fünf Kontinenten stehen; zu groß ist die Zwietracht
zwischen Nord und Süd, Schwarz und Weiß, Arm und Reich.
Der Eid verkehrt sich gar in sein Gegenteil: ehrenhaft zu
kämpfen und die Regeln in ritterlichem Geist zu achten, da
wird nicht nur mancher Doper einen Meineid schwören.
Auch mancher Schiedsrichter? Längst sind auch da Fälle
aktenkundig, in denen die, die ihr Amt in besonderem Maße
„nach bestem Gewissen“ und „fair“ ausüben sollen, nationalem Prestige, persönlichen Vorlieben oder Vorteilen den
Vorrang gegeben haben. Im Eiskunstlauf etwa oder im Boxen.
Selbst wenn sie auch nur „schwarze Schafe“ sein mögen in
einer zumeist guten Herde, so beschädigen sie den Sport
doch nachhaltig; den ihren zumal.
Es sind, soviel muss an dieser Stelle gesagt werden, nicht die
Millionen von Amateuren, die den Sport diskreditieren. Nicht
die, die in ihren örtlichen Vereinen aktiv kicken, kegeln oder
kraxeln. Nicht die Vorstände, Übungsleiter und Betreuer von
Jugendmannschaften und Senioren, ausländischen Mitgliedern und Behinderten. Die Spaß an der Freud` haben wollen
und einen geregelten Spielbetrieb. Denen Gesundheit, Integration und Solidarität am Herzen liegen. Die nur, ärgerlich
genug, gegen den Profisport kaum eine Chance haben, es ins
Blickfeld einer größeren Öffentlichkeit zu schaffen.
Nein, „der Fisch stinkt nicht zuletzt vom Kopf“. In dem am
liebsten der Gedanke an großes Geld spukt. Das vielen Sportlern „alles“ wert ist. Das Manager und Agenten anzieht wie
das Licht die Fliegen, und Trainer, Psychologen, Masseure und
Groupies geradezu prostituiert. Von dem noch Funktionäre in
Kreis- und Landesverbänden etwas abbekommen wollen und
die auf nationaler und internationaler Ebene nicht genug
Der Sport als Mittel zum Geld
kriegen können. Es ist diese nicht enden wollende Kommerzialisierung, die den Sport in den Augen der Öffentlichkeit
zunehmend verdächtig macht.
Ein Beispiel? Bitte, das Champions-League-Finale in München.
Da machte sich die UEFA breit (ca. 20.000 Karten, nicht
zuletzt für Sponsoren, Ehrengäste, und Funktionäre), dass sich
das Stadtbild für die Bürger nahezu tagtäglich veränderte
und den treuen Mitgliedern des FC Bayern und Fans kaum ein
Platz blieb zuzusehen. Die Arena („Allianz“) musste ihren
Namen verhüllen, ihre Außenhülle changierte vom Rot (des
FC Bayern) und Blau (des TSV 1860) ins Blau-Türkis - der
UEFA. Rund um das Olympiastadion (wo das Spiel gar nicht
stattfand) mussten die gewohnten Fahnen abgehängt und
ersetzt werden durch solche – der UEFA. Auf dem CoubertinPlatz wuchs ein VIP-Zelt aus dem Boden – für die UEFA. Im
Stadion gab es einen neuen Rollrasen, holländisches Bier (in
München!) und Würstchen (nicht von Uli Hoeneß!) und
Bandenwerbung – von den Sponsoren der UEFA. Um jedes
kleinste Detail kümmerte sich der Ein-Tages-Gastgeber, nichts
geschah ohne seine Kontrolle, jeden Euro hat er mitgenommen: für Tickets (offiziell zwischen 70 und 370 Euro) und
Logenplätze (bis zu 3.650 Euro, ausschließlich Bewirtung); für
Fernsehrechte, Produktionshilfen und Public Viewing; für ein
einträgliches Marketing, eine exklusive VIP-Party und ein FanFest, die die Stadt München zu bezahlen hatten (deren
Gesamtkosten zu Lasten des Steuerzahlers: 1,4 Millionen
Euro). Wer hier „dabei“ ist, für den ist –
das wird er nicht leugnen können – der
Sport nichts anderes als das Mittel zum
Geld.
Von Günther von Lojewski
erhinterziehung. Und Tatsache ist, dass Staatsanwälte und
Steuerfahnder ermitteln und prominente Funktionäre unter
dem Eindruck der Beschuldigungen bereits zurückgetreten
sind. Während es wiederum mit Transparenz und einer eigenen ethischen Erneuerung auffällig langsam vorangeht.
Ein Kronzeuge? Bitte, Uli Hoeness, ein kompetenter Vertreter
deutlicher Worte. Vor Journalisten des Netzwerks Recherche,
das die FIFA gerade als „Informationsblockierer des Jahres"
mit der „verschlossenen Auster" bloßgestellt hat, legte er
nach: Viele Entscheidungen im Weltfußballverband seien
„nicht mit rechten Dingen zugegangen". Verantwortliche
machten „ihre Geschäfte" „nicht nach unseren rechtlichen
Vorstellungen". Oft schon seien „aus größten Freunden" des
FIFA-Präsidenten Blatter „die größten Feinde" geworden,
„wenn man keinen Dreck am Stecken hat, passiert so etwas
nicht". Deshalb halte er einen "WM-Boykott der großen
Nationen", ja eine "Gegen-WM von FIFA-kritischen Verbänden" für denkbar. (Zitiert nach SZ, Nr. 126).
Vielleicht hilft da doch noch einmal eine Erinnerung. Die
olympische Idee kam an ihr Ende, als Athleten den Sport zu
ihrem Beruf machten, des Nervenkitzels wegen Boxer in den
Ring mussten, Bestechung um sich griff und Kaiser Nero sich
einen Sieg im Wagenrennen erschwindelte. Da wurden die
Spiele kurzerhand verboten. Erst 1400 Jahre später ging es
wieder los.
Wie viel die internationalen Fußballverbände alljährlich einnehmen, wird bis
heute verschwiegen (die UEFA allein
wird auf wenigstens eine Milliarde Euro
geschätzt). Wo sie es lassen, erst recht.
Natürlich, ihre Verwaltung ist nicht
umsonst zu haben. Aus der ChampionsLeague haben allein die Finalisten je 30
Millionen Euro mitgenommen (und die
Bayern für die Stadion-Vermietung
noch einen Schlag obendrauf). Und
gelegentlich verlautbart etwas von
finanzieller Hilfe für Not leidende
Mitglieder. Doch hartnäckig halten sich
auch, in Sepp Blatters FIFA mehr noch
als in der UEFA, Gerüchte von Korruption, Nepotismus, Geldwäsche und Steu-
23
Bewegend, begeisternd,
Die 8. Nationalen Sommerspiele von Special Olympics
V
om 20.5. bis 26.5.2012 nahmen im Münchener Olympiapark 5.000 aktive Sportler in 19 Sportarten an den 8.
Nationalen Sommerspielen von Special Olympics teil,
dem Olympia für Menschen mit geistiger Behinderung. Hinzu
kamen 10.000 weitere Teilnehmer als Betreuer, Kampfrichter,
Eltern, Volunteers und aus der Münchener Bevölkerung beim
wettbewerbsfreien Mitmachangebot. Eine respektable Zahl.
hörigen, den Meldungen zum wissenschaftlichen Kongress.
Auch die Berichterstattung erreichte neue Dimensionen bei
Zeitungen, TV, im Internet und Hörfunk. Ungezählt blieben
bei den Spielen Rekorde und Meisterschaften – die gibt es bei
diesen sehr speziellen Spielen nicht und sie interessieren auch
niemanden. Was also macht diese Spiele so dauerhaft interessant?
In fast allen Programmbereichen konnten neue Höchstwerte
verzeichnet werden: Bei den Teilnehmerzahlen, den Sportarten – hier vor allem Fußball und Boccia -, den Familienange-
Zahlen ohne Referenzen sind Schall und Rauch. Eine sofort
erkennbare Referenzgröße dieser Spiele ist die offene,
unverfälschte Emotionalität der Aktiven. Zahllos war die
24
bereichernd, belehrend:
im Münchener Olympiapark
Begeisterung und Freude, denn sie legte sich wie das Zeltdach des Olympiaparks mit allgegenwärtiger Leichtigkeit
über das Geschehen. Hier strahlt jeder über die Tatsache,
dabei sein zu dürfen, freut sich bei allem sportlichen Ehrgeiz
über die Erfolge anderer, herrscht Fairness über allen Wettbewerben. Das ist mitreißend genug, aber nicht unbedingt
von Dauer. Auch die Spiele von München fanden am 26.
Mai ihr Ende. Erst im Sinngefüge des modernen Sports – der
mancherlei Unsinniges hervorbringt – ergeben die Zahlen
Botschaften, die weit über das fröhliche Ereignis hinausgehen.
Von Hans-Jürgen Schulke
Die sportliche Botschaft: Special Olympics sind
haltbarer Teil der olympischen Familie
Der Kontrast hätte größer kaum sein können: 4 Tage lang
dröhnten im Olympiapark die Lautsprecher auf die Zuschauer
des Fanfestes zu den Champion League-Finals ein, wurden
marktschreierisch sinnfreie Accessoires aufgedrängt, lieferten
sich internationale Sponsoren Materialschlachten an Ausstellungsräumen und Devotionalien. Einen Tag später begannen
mit zarten Tönen und freudig-beseelten Gruppen die Special
Olympics. Mit 19 Sportarten und einem anspruchsvollen
25
Kultur- und Wissenschaftsprogramm, in bestens ausgestatteten Sportstätten und allen Zeremonien vom Fackellauf bis zu
großartigen Eröffnungs- und Abschlussfeiern entfalteten sie
sich in olympischen Dimensionen.
Dabei war es nicht die Messe sportlicher Höchstleistungen
und spektakulärer Grenzerfahrungen. „Der Sieg ist nicht alles,
sondern das Einzige“ wird heute all zu oft zum herrschenden
Motto. In München lag die andere Seite der olympischen
Medaille oben: Dabei sein ist alles. Unter diesem Dach –
wundervoll symbolisiert durch das unendliche Zelt des Olympiaparks – fanden sich Sportler unterschiedlichster Behinderungen ebenso wie nichtbehinderte Teilnehmer zu bewegender Gemeinsamkeit. Sie bildete einen wohltuenden Kontrapunkt zur heillosen Hektik mancher heutiger Sportevents.
Oder um es mit IOC-Vizepräsident Thomas Bach zu sagen:
„Wer den wahren Wert des Sports entdecken will, muss zu
den Special Olympics gehen.“ Sie sind die fröhliche Tochter
Olympias.
Die soziale Botschaft: Gelebte Inklusion schafft
Fröhlichkeit
Seit der Verabschiedung der Behindertenrechtskonvention ist
„Inklusion“ ein großes gesellschaftliches Thema, das in den
Schulen wie in den Familien, bei der Arbeitsplatzgestaltung,
in der Stadt- und Wohnungsplanung, bei Versorgungsleistungen und in den Parlamenten heftig diskutiert wird. Allenthal-
26
ben fehlt es nicht am guten Willen, sondern mehr an gelebter
Praxis. Was heißt respektvoller Umgang gegenüber Menschen
mit einer geistigen Behinderung, wo geht Förderung in
Überforderung über, wie erkennt man Willen und Können
behinderter Menschen?
Die Special Olympics in München wollten (erstmals) eine
inklusive Sportgroßveranstaltung organisieren. Im Mittelpunkt stand die aktive Mitgestaltung der Spiele, unmittelbar
gefolgt von dem Miteinander behinderter und nichtbehinderter Menschen. Dazu war ein ganzer Katalog von Maßnahmen
vorbereitet worden: Athletensprecher wurden gewählt zu
gleichberechtigten Mitgliedern in Entscheidungsgremien, bei
einem Jugendsymposium und sogar einem wissenschaftlichen
Kongress formulierten sie eigene Vorstellungen, überall Texte
in einfacher Sprache erleichterten den Zugang zu Hintergründen, bei repräsentativen Veranstaltungen und in zahlreichen Interviews ergriffen sie mutig wie selbstverständlich das
Wort, eine Gruppe richtete beim Bayerischen Rundfunk (BR)
einen Blog ein.
Beim Sport wurde in über 100 Mannschaften „unified“
gekämpft, im wettbewerbsfreien Angebot übte man sich
tausendfach gemeinsam an motorischen Herausforderungen,
auf den Bühnen des Olympischen Dorfs traten gemischte
Gruppen auf, genauso wie beim Festakt mit dem Bundespräsidenten. Bei Einlass und Platzzuweisung standen behinderte
und nichtbehinderte Helfer Schulter an Schulter, wie schon
zuvor beim Einlaufen in den Stadien bei den großen Fußball-
spielen. Überall auf dem weiten Areal des Olympiaparks trafen
unbehindert Menschen unterschiedlichster Normalität aufeinander und lernten voneinander – bereichernd, belehrend,
bewegend. Hier zeigte der Sport unaufgefordert seine ganze
Kraft, Brücken zu schlagen.
Die politische Botschaft: Lebendige Freude gegen
braune Ideologien
Wenn der Bundespräsident in seiner Festrede von dem großen Schatz des sportlichen Vereinswesens für eine demokratische Gesellschaft gesprochen und Special Olympics als Segen
für unser Land geadelt hat, so hat er die grundlegenden
Werte des heutigen Sports berufen – sie reichen weit über
spektakuläre Rekorde.
Die mediale Botschaft: Entdeckungsreisen in den
sportlichen Alltag
Die freundliche Leichtigkeit über dem Olympiagelände stand in
krassem Gegensatz zu einer schrecklichen Vergangenheit, die in
aktuellen Ideologien und Taten rechtsradikaler Gruppen keineswegs überwunden ist. SOD-Präsident Gernot Mittler wies bei
einer Rede im Alten Rathaus darauf hin, dass an genau dieser
Stelle 74 Jahre zuvor Josef Göbbels die Reichsprogromnacht
verkündet und damit den Staatsterrorismus auch gegen geistig
behinderte Menschen eröffnet hatte. Über 300.000 Menschen
mit Behinderungen sind in der Folge ermordet worden – keiner
der 5.000 fröhlich-engagierten Sportler in München wäre 70
Jahre früher noch am Leben geblieben.
Seit sich vor rund 60 Jahren sportliche Großveranstaltungen
und das Fernsehen vermählt haben, füllen sich immer mehr
Kanäle und Sendeplätze mit spitzensportlichen Spektakeln
wie umgekehrt die Kassen von Agenturen und (einigen)
Sportverbänden. Sie werden zunehmend ergänzt durch ballgesicherten Boulevard und belanglose Banalitäten. Der
Behindertensport wie auch der Breiten- und Gesundheitssport sind bei dieser Hochzeit nicht berücksichtigt worden.
Sie müssen um die Krumen am medialen Katzentisch kämpfen.
Ihre mitreißende Begeisterung, ihr zutiefst berührendes
Mitgefühl für die mit ihnen wetteifernden Sportler sagt mehr
als wohlgesetzte Reden. Der Olympiapark war eine Woche
lang auch eine beeindruckende Demonstration gegen menschenverachtende Positionen und Politiken. Dass der Bundespräsident ebenso wie der Bundesratspräsident leibhaftiger Teil
der Demonstration war, hat ihr noch mehr Gewicht gegeben.
Ganz anders bei den Münchner Spielen. Frühzeitig hintergründige wie unbekannte Themen aus dem Alltag behinderter
Menschen definierend, beharrlich ein Netzwerk in die unterschiedlichsten Redaktionen und Sendeplätze knüpfend, vor
allem die Athleten authentisch in den Mittelpunkt stellend,
ist ein erstaunliches Resultat entstanden: Weit vor, während
und noch eine ganze Zeit nach den Spielen wurde über
27
Fernsehen, Hörfunk, Zeitungen, Zeitschriften und Internet
eine zigmillionenfache Präsenz geschaffen. Allein im Fernsehen gab es rund 20 Stunden Berichterstattung bis hin zu
Tagesschau und Tagesthemen, die ADAC-Motorwelt hat als
Katalysator alleine 60 Milionen Leser erreicht, im Münchener
Merkur fand sich eine umfangreiche Beilage komplett in
einfacher Sprache. Ohne Zweifel ein Höhepunkt: In der vorabendlichen Soap des BR („Dahoam ist dahoam“) traten
mehrfach und ansehnlich Athleten der Special Olympics auf.
Diese Berichterstattung war kein moralisches Pflichtprogramm. Sie hat ganz offensichtlich allen Journalisten einen
Riesenspaß bereitet: Statt routinierter Wiedervorlage eines
meisterlichen Rituals eine Entdeckungsreise in aufregende
Alltage des Sports, die wir all zu oft selbst bei unseren Nachbarn übersehen. Gesundheitliche Versorgung, familiäre
Betreuung, selbstständiges Wohnen, Transport zu einer Sportstätte, Beitrag für einen Verein – all das sind keine einfachen
Lösungen. Diese Alltage sind bunt, vielfältig, wecken Nachdenklichkeit und gelegentlich Demut – das ganz normale
Leben eben. Und der Sport bietet viele Möglichkeiten Bewegung zu bewirken.
Die organisatorische Botschaft: Auch Kleine schaffen
Großes
Der Organisator dieser Münchener Olympiade war ein
kleiner Sportverband, der erst vor 5 Jahren in den DOSB
28
aufgenommen wurde. Eintrittsgelder und TV-Rechte kann
er nicht verkaufen, ohne meisterlichen Spitzensport bleiben ihm institutionelle Fördermöglichkeiten verschlossen.
Sein Reichtum ist die Dreieinigkeit aus einer gesellschaftlich-humanitären Idee, der Kompetenz seiner Mitglieder
und Mitarbeiter sowie eines erfahrenen Beziehungs- und
Projektmanagements. Special Olympics Deutschland (SOD)
hat sich nie als Eventagentur oder als Sportverband im
engeren Sinne verstanden. Indem es eine große Idee verfolgt und diese in konkrete Programme für Veranstaltungen auf allen Ebenen, für die Förderung von Athletensprechern, die umfassende Gesundheitsprävention aller Athleten, für ihre künstlerisch-kulturelle Entfaltung, die öffentliche Wahrnehmung ihrer alltäglichen Herausforderungen
umsetzt, gewinnt der Verband engagierte Mitgestalter aus
allen Lebensbereichen und Unterstützer in Politik und
Wirtschaft. Eine wachsende Bildungsarbeit, die Kooperation mit zahlreichen Universitäten, eine weit über den Sport
hinausgehende Öffentlichkeitsarbeit unterstützt diese
Programme.
Vor diesem Hintergrund werden die Spiele von München kein
singuläres Ereignis bleiben. Sie sind Schaufenster der erreichten Möglichkeiten der sportlichen Aktivität von Menschen
mit geistiger Behinderung und zugleich Ansporn für die
Weiterentwicklung des Verbandes in allen Regionen und
fachlichen Feldern. Der Wert des Sports geht eben weit über
die motorische Leistungsfähigkeit einzelner Sportler hinaus.
Auch das ist Olympia.
Barrierefreie Reiseziele –
individuell reisen mit der Bahn!
Tourismusverband
Fränkisches Seenland
Die Deutsche Bahn bietet Reisenden mit Handicap umfangreiche Services und spezielle Angebote. Auch die Arbeitsgemeinschaft „Barrierefreie Reiseziele in Deutschland“ hat
sich auf die besonderen Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter
Gäste eingestellt (www.barrierefreie-reiseziele.de).
In einer gemeinsamen Kooperation wurden nun erstmals
individuelle Mobilitätspakete entwickelt, die Wünsche
und Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Urlauber bei
An- und Abreise inkl. Anschlussmobilität, Hotelwahl und
Rahmenprogramm in den Mittelpunkt stellen. Aktuelle
Informationen unter www.bahn.de/reiseziele-barrierefrei
Die Bahn macht mobil.
Sieger in Quebec-City:
Tokio, USA – vielleicht auch München
müssten sich auf eine Bewerbung festlegen. In jedem Fall ist
das von Erdbeben geplagte und von einer Energiekrise
geschwächte Japan mit seiner Metropole Tokio eindeutiger
Favorit.
1
Das kann man schon jetzt auch für den olympischen Sport der
USA sagen, der in Quebec-City finanziellen Frieden mit dem
IOC geschlossen und damit ein entscheidendes Hindernis für
künftige erste Olympische Spiele seit Atlanta 1996 aus dem
Weg geräumt hat. Das amerikanische NOK muss nun ab 2020
auf einige Millionen Sponsorengelder verzichten, behauptete
dabei jedoch seine überragende Stellung als größter nationaler Profiteur der Milliarden-Umsätze des IOC. Durch den
Kompromiss sind ihm nun alle Türen geöffnet für Olympische
Spiele 2024 in den USA. Deren letzte Anläufe mit New York
(2012) und Chicago (2016) waren kläglich gescheitert.
978 vergab das Internationale Olympische Komitee (IOC)
die Sommerspiele 1984 an Los Angeles. Als alleinigen
Kandidaten und zunächst provisorisch. Die Amerikaner wollten die Spiele erstmals privat organisieren, und das war den
Olympiern zunächst nicht geheuer. Nun sieht es so aus, als
wäre mit Tokio im Kampf um die Olympischen Spiele 2020
auch nur ein Kandidat so richtig im Rennen. Und das nach
Jahrzehnten eines regelrechten Ansturms auf das OlympiaFest mit dem Höhepunkt von elf Bewerbungen um die Spiele
1992, die Barcelona erwarb. Blickt man noch weiter voraus,
dann gibt es schon jetzt mit den USA für 2024 einen hohen
Favoriten.
Dies mag spekulativ klingen, doch dahinter steckt seit dem
jüngsten Treffen des IOC-Exekutivkomitees in Quebec-City
jede Menge Realität. Von fünf Bewerbern setzte die RingeFührung Doha und Baku verdientermaßen auf die Streichliste,
nachdem sich zuvor Rom wegen der Wirtschaftskalamität in
Italien selbst aus dem Rennen genommen hatte. Diesem
Beispiel könnte bis zur IOC-Entscheidung im September 2013
in Buenos Aires auch noch Madrid folgen. Dort werden die
Stimmen immer lauter, dass bei eskalierenden Problemen mit
Banken, Arbeitslosigkeit und einer allgemeinen Depression
olympische Milliarden-Spiele völlig deplatziert wären. Die
Aussichten bei der Abstimmung der IOC-Vollversammlung
würden zudem gering sein.
Das gilt mehr oder weniger auch für Istanbul, obwohl die
Stadt sich nun schon zum fünften Mal um die Spiele bewirbt,
mit seiner Brückenfunktion zwischen Europa und Asien ein
symbolträchtiges Argument besitzt und die Wirtschaft der
Türkei vor Kraft strotzt. Doch hat das IOC in seinem ersten
technischen Befund beträchtliche Mängel aufgelistet, bei
weiten Wegen in der quirligen 13- Millionen-EinwohnerMetropole drohen chaotische Verkehrsverhältnisse. Istanbul
käme wohl nicht umhin, zwei Olympische Dörfer zu bauen,
eins auf europäischem Stadtgebiet, das andere auf dem
asiatischen. Wobei das Argument der Brückenfunktion zwischen Kontinenten an Tragkraft verloren hätte.
Hinzu kommt ein türkisches Pokerspiel, das bei IOC und der
Europäischen Fußball-Union UEFA auf stärkstes Missfallen
stößt. Die Türkei ist ebenfalls Bewerber um die Fußball-EM
2020, das Doppeln zweier sportlicher Superveranstaltungen
in einem Jahr lehnen sowohl IOC als auch UEFA ab. Zum
Ärger der olympischen Führung hat Regierungschef Erdogan
verlauten lassen, er würde die Fußballsause in seinem Land
vorziehen. Die UEFA will die Europameisterschaft im Januar
2014 vergeben. IOC-Präsident Rogge fordert nun, die Türken
30
Für das IOC sind erneute Spiele im Land seiner größten Sponsoren überlebenswichtig. Für die olympischen Ereignisse 2014
(Sotschi), 2016 (Rio de Janeiro), 2018 (Pyeongchang) und
2020 hat die Ringe-Organisation ihre amerikanischen TVRechte zum soliden Preis von 4,38 Milliarden Dollar an NBC
verkaufen können. Darin ist keine Steigerung inbegriffen, die
Inflationsraten eingerechnet sinken sogar diese TV-Einkünfte
des IOC. Die gleiche Tendenz ist von den anderen Weltmärkten zu erwarten. Der Schub muss nun mit den Spielen 2024
kommen, und das ist nur im Mutterland des olympischen
Kapitalismus möglich. Nicht nur nebenbei: Auch der Sport der
USA würde durch Heimspiele neuen Aufschwung nehmen. Im
IOC geht die Furcht um, dass die Einseitigkeit chinesischer
Triumphe auf Dauer beträchtliche geschäftsschädigende
Auswirkungen haben könnte.
Was das alles mit dem deutschen Sport zu tun hat? Er könnte
im Nachhinein sagen, eine Bewerbung beispielsweise mit
Berlin hätte für 2020 eine Chance wie nie gehabt. Er muss
sich sagen: Eine Bewerbung mit München für die Winterspiele 2022 drängt sich auf. Das IOC braucht viel frisches Geld,
und die Weltwirtschaft macht nicht den Eindruck, dass die
Chancen dafür gut stehen. So liegt es auf der Hand, dass in
das Geschäftsmodell des IOC auch ein potenter Ausrichter für
die Winterspiele 2022 passt. Nach der Winter-Olympiade
2018 in Asien ist Europa wieder in Vorhand. Alle Indizien
wirken als Vorlage für München.
Günter Deister
„Welkes Lorbeerblatt“ als Gegenentwurf
D
ie Strahlkraft von Fair Play landauf, landab soll deutlich
erhellt werden. Ein einziger nationaler Preis sollte her. Was
Bundesinnenministerium und Deutscher Olympischer Sportbund kürzlich nach einem Krisengespräch anschließend bei der
Premiere hervor zauberten, darf als kläglich bezeichnet werden.
Falls außerhalb des Saales überhaupt jemand zur Kenntnis
nahm, dass die „Juniorsportler des Jahres“ und der „Fair PlayPreis des deutschen Sports“ bei derselben Veranstaltung die
Hauptrolle spielten, dürfte bei den wenigen Wissenden ein
Schmunzeln eingesetzt haben. Wie bitte? Die wichtigste deutsche Fairness-Trophäe des vergangenen Jahres für einen ProfiKicker, weil er eingestand, dass seine Mannschaft einen Eckball
zu Unrecht zugesprochen bekommen hatte? Zweifellos handelte Gerald Asamoah ehrenvoll und vorbildlich. Doch hatte er
etwas so Großes, Außergewöhnliches, Erstaunliches geleistet,
dass die Tat den bedeutendsten, wichtigsten Preis auf einem
Feld verdiente, das nach Wunsch und Willen der führenden
Repräsentanten des bundesdeutschen Sports endlich wieder
besser bestellt werden sollte? Eher erinnerte die „Eckball-Szene“
an die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an einen Schriftsteller, nur weil er in seinen Werken die Regeln von Orthografie
und Grammatik berücksichtigt.
Vielleicht gelingt ja in diesem Jahr ein größerer, angemessener
Wurf. Immerhin steht mit den Olympischen Sommerspielen in
London ein bedeutsames Sportereignis mit reichlich Potenzial
vor der Tür. Es bietet Akteuren im bundesdeutschen Trikot
sicher genügend Gelegenheiten, um sich über die bloße Einhaltung des Regelwerkes hinaus in Szene zu setzen und hervor zu
tun. Von den ungezählten Chancen im sportlichen Alltag
zwischen Neujahr und Silvester gar nicht zu reden. Und was
war eigentlich mit der Fußball-EM? Wann wenn nicht jetzt?
2012, so möchte man meinen, sollte ein guter Jahrgang werden für alle, die weithin sichtbare Leistungen in Sachen Fair
Play vollbringen können und konnten, und für alle, die nach
eben diesen Sportlern Ausschau halten - ob als Freund des
Sports oder als Mitglied der deutschen Fair Play-Preis-Jury.
Für den Fall, dass wider Erwarten abermals der große Mangel
an preiswürdigen Szenen und Kandidaten vorherrscht, ein
Vorschlag zur Güte. Statt auf Notvarianten zurückzugreifen,
gäbe es eine sinnvolle Alternative. Wie die Filmwelt mittlerweile neben dem „Oscar“ für die herausragend guten, die
„Goldene Himbeere“ für die schlechtesten Leistungen der
Branche kennt, so würde der Fair Play-Bewegung hierzulande
vielleicht ein ebensolches Gegenstück gut tun. Fast möchte
man meinen, ein solcher Preis, egal ob er auf „Welkes Lorbeerblatt“, „Schwarzes Trikot“ oder „Unrunder Ball“ getauft
wird, ist längst überfällig. Meldungen über Anti-Helden
jedenfalls gibt es reichlich, so dass die Auswahl beim Pendant
zum Fair Play-Preis geradezu riesig scheint.
Ansprüche auf eine solche Art der Auszeichnung hätten vom
„Schwalbenkönig“ über jene 470er Seglerinnen, die wegen
ihrer Manöver gegen die nationale Konkurrenz im Kampf ums
Olympiaticket jüngst in Hamburg vor Gericht landeten, ebenso wie dreiste bzw. besonders raffinierte Dopingsünder oder
andere Manipulateure jedweder Coleur. Die Anti-Ehrung wäre
nicht nur zeitgemäß, sie wäre höchst sinnvoll und als andere
Seite der Medaille sogar ganz im Sinne der Fair Play-Bewegung. Würdige Szenen und deren Helden taugen mit ihrer
Strahlkraft zum weithin leuchtenden Beispiel und als Vorbild.
Das Gegenstück indes wirkt präventiv und als Würdigung des
Bösen hoffentlich abschreckend. Der nationale Preis, den
vermutlich kein Sportler in Händen halten will und allein für
dessen Nominierung sich Athletinnen und Athleten schämen
müssten, wird dringend gebraucht.
Andreas Müller
Vorbilder im Fußballdschungel
M
it Plakaten, Broschüren, Fahnen und Veranstaltungen
wird darum geworben, doch im wirklichen Leben bleibt
es mehr und mehr auf der Strecke, was bei der FußballEuropameisterschaft wieder zu beobachten war: Fair Play
spielt immer seltener mit. Da wälzt sich ein Spieler Minuten
lang auf dem Rasen – das Spiel geht weiter, keiner schlägt
den Ball ins Aus, wie das früher mal üblich war. Fouls werden
immer brutaler, Ellbogen scheinen mittlerweile im Fußball
erlaubtes (trainiertes?) Hilfsmittel, um sich durchzusetzen.
Spieler und Zuschauer werfen mit rassistischen Beleidigungen
im Stadion oder später im Internet um sich, Zuschauer buhen
die gegnerische Mannschaft grundlos aus. Da wird ein unerlaubter Werbezug auf der Unterwäsche des Spielers Bendtner
aus Dänemark mit 100.000 Euro von der UEFA bestraft. Wer
dagegen einen schwarzen Mitspieler beleidigt, kommt ohne
oder mit einem Bruchteil dieser Geldstrafe davon.
Fair Play spielt nicht mehr unbedingt mit, was ja auch schon
während der Bundesligasaison anschaulich vorgeführt wurde.
KOMMENTARE
31
Schlimm nur, dass alles, was sich die „Vorbilder“ so auf dem
und rund um den Platz leisten, dann kopiert wird: Das sonntägliche Schülerspiel bot auffällig viele Ellbogenchecks,
Waden- und Schienbeintritte. Und unflätige, rassistische
Zwischenrufe von Erziehungsberechtigten. Fair Play? Achtung: Ein weiterer Wert, der im kommerziellen Fußballdschungel verschlungen wird ...
Bianka Schreiber-Rietig
Der Siegeszug des Public Viewing
V
or 10 Jahren standen hunderttausende Koreaner auf
einem Platz, um auf riesige Bildschirme mit Spielen ihrer
Nationalmannschaft zu starren. Zunächst vermutete man
kuriose Formen von fernöstlichem Patriotismus. Tatsächlich
war es der Beginn einer neuen Ära im Zuschauersport. 2006
hatte sich das Phänomen „Public Viewing“ weltweit verbreitet, in Deutschland sammelten sich zehnmal so viel Menschen beim friedlich-freien „Rudelgucken“ wie in WM-Stadien. Nichts hat das Sommermärchen mehr geprägt als Public
Viewing auf den fröhlichen Fanmeilen.
Die Gründe für die Erfolgsgeschichte sind dreifaltig. Neuartige großflächige TV-Screens mit tausenden lichtstarker Ioden
liefern jederzeit ein gestochen scharfes Bild für zigtausend
Besucher auch bei großen Entfernungen; auf großen innerstädtischen Plätzen lässt sich Public Viewing relativ flexibel
wie fußläufig und individuell organisieren; in großen Menschenmengen erlebt man eine suchtähnliche suggestive
„Gefühlsansteckung“ zu einem besonderen Gemeinschaftserlebnis (nachzulesen schon in den 30er Jahren beim Nobelpreisträger E.Canetti).
Der Siegeszug des Public Viewing scheint unaufhaltsam.
Zunächst im Sport, aber auch bei Papst-Besuchen, der Obama-Wahl, Rock-Konzerten oder Bayreuther Opern. Zur EM
2012 wurde es von Bregenz bis Usedom, von Hamburg bis
München mit jeweils zigtausenden Besuchern aufwändig
organisiert.
Umfang, Ort, Veranstaltungsform und Zugang befinden sich
im Wandel. Neben Public Viewing auf öffentlichen Plätzen –
oft mit Fanmeile – hat sich „Kneipen-TV“ in Biergärten wie
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Fest- und Kinosälen etabliert, dann ein „Corporate Viewing“
durch Firmen in repräsentativen Räumen mit persönlicher
Einladung und schließlich noch neuartig „Stadion TV“. Beim
Champions-League Finale zwischen Bayern und Chelsea waren
80.000 Zuschauer im Münchener Olympiastadion, hatten zwei
Videowalls zur Wahl und zahlten klaglos 5 Euro Eintritt. Das
Stadion-TV steckt voller Chancen, denn neben Großereignissen
wie der EM könnte der Bundesligaalltag bei Auswärtsspielen
dort Einzug halten. Die Infrastruktur wäre gegeben.
Eine ambitionierte Uraufführung stellt im Sommer 2012 ein
olympisches Fanfest auf dem Flughafen Tempelhof – traditionsbewusst direkt neben der Geburtsstätte des Vereinsports
auf der Hasenheide, dem ersten Turnplatz des Turnvaters Jahn
– dar, das die Londoner Spiele kontinuierlich übertragen wird.
Unterstützt von DOSB, Deutscher Olympischer Gesellschaft
und Landessportbund Berlin, bietet es neben riesigen Bildschirmen zahlreiche Mitmach- und Begegnungsmöglichkeiten,
erfüllt so das olympische Motto „Dabei sein ist alles“. Möge die
Übung gelingen und der olympische Wettergott mitspielen.
Zweifelsfrei hat sich die neue Qualität massenhaften
Zuschauens (nicht nur) im Sport durchgesetzt. Daraus ergibt
sich ein provokantes Szenario: Die Zukunft des Fußballs liegt
nicht mehr im Stadion, sondern vor der Videowall. Schon zur
EM 2016 könnte man auf den Bau aufwändiger Stadien
verzichten. Stattdessen reichen 4-6 Provisorien mit mobilen
Tribünen. Welt- und Kontinentalspiele könnten dann auch
finanzschwache Länder erhalten. Begeisterung entfaltet sich
bei zahllosen Zuschauern inmitten der Stadt oder in offenen
Stadien, wo freier Zugang und Platzwechsel entspannte
Gemeinsamkeit bietet.
Die gewagte Perspektive löst nicht aktuelle Probleme. Unbeherrschte Fans können Verletzungen durch bengalische Feuer
oder Flaschenwurf erzeugen, politische Konflikte und Hooligans
staatliche wie demonstrative Gewalt provozieren. Das friedliche
Fest ist nirgends garantiert. Bislang lässt es friedliches Feiern in
großer Öffentlichkeit zu. Das wird mit Sicherheit bei dem Berliner Versuch eines olympischen Fanfestes so sein.
Hans-Jürgen Schulke
Nationale Farbenspiele
S
chwarz- Rot – Gold sind die Farben dieses Sommers. Das
ist kein Modediktat, sondern Ausdruck für ein nationales
Bekenntnis, das mal wieder der Sport verantwortet. Fahnen,
Wimpel, Autoaufkleber, Perücken, Klamotten, Schals, schrille
Tätowierungen, irre Kopfgetüme, kosmetische Phantasien und
andere Merkwürdigkeiten, sollen dabei helfen , nationale
Identität unter Beweis zu stellen. Den schrullig- schrägen
Einfällen sind keine Grenzen gesetzt – was letztlich den
demonstrativ zur Schau getragenen Nationalstolz nicht nur
erträglich, sondern sogar sympathisch macht. Kein Zweifel: all
dies ist beim Fußball internationaler Prägung - Paradebeispiel
EM - sozusagen ein Selbstläufer.
Ein nahtloser Übergang zu den Olympischen Sommerspielen
in London drängt sich da eigentlich auf. Doch erste Weichenstellungen der Dachorganisation Deutscher Olympischer
Sportbund machen wenig Hoffnung auf künftige Spontanbegeisterung. Ein schwarz-rot – goldenes Kartenset wirbt etwa
mit dem Wortspiel „Erfolgen folgen!“. Ist das nun eine simple
Aufforderung, Ermunterung oder gar Drohung? Und an wen
richtet sich dieser verwirrende Wegweiser? Das Kleingedruckte könnte einen Fingerzeig geben. Da heißt es nämlich „Wir
für Deutschland“ und „Deutsche Olympiamannschaft“. Selbst
wenn es also ein Athletenversprechen sein sollte, den Erfolgen zu folgen, bleiben weitere Fragen. Wer verschickt welche
Karte an wen? Wie kommt beim Einzelversand das nationale
Farbenspiel zusammen?
Sinn macht es ja eigentlich nur, wenn der Absender den
Empfänger mit „Schwarz- Rot –Gold“ im Dreierpack vom
nationalen olympischen Streben in Kenntnis setzt. Doch
bleiben wir, was der Normalfall ist, beim Einzelversand. Da
sind – Gold kommt ohnehin als Gelb daher – im sportlichen
Umkehrschluss die gelbe und die rote Karte eindeutig zu
interpretieren. Und die schwarze verschicken wir, symbolisch
gewissermaßen für ein werbe – und marketing – strategisches Trauerspiel, an die Erfinder der Kampagne zurück. So
jedenfalls entsteht keine nationale Sportbegeisterung mit
Sympathiebonus.
Harald Pieper
Der Sport und die Menschenrechte
F
ast immer, wenn in letzter Zeit sportliche Großereignisse
anstehen, werden die Menschenrechte bzw. politische
„Missstände“ medienwirksam aktiviert, und es wird zum
Boykott aufgerufen.
Natürlich reizt ein Sport-Mega-Event immer wieder zu spektakulären Aktionen. Kein Ereignis steht so im Blickpunkt der
Weltöffentlichkeit wie die alle 4 Jahre stattfindenden FußballEuropa- bzw. Weltmeisterschaften und die Olympischen Spiele.
Black-Power 1968 und natürlich der tragische Ausgang der
Geiselnahme 1972 in München sind noch in schlechter
Erinnerung. Leidtragend war am Ende immer der Sport und
der Athlet. Er profitiert, aber zahlt auch den Preis für mittlerweile höchste Anerkennung und Popularität.
Natürlich ist der Sport auch längst „politisch“ und wird entsprechend ausgenutzt. 1980 boykottierte der Westen die
Spiele in Moskau, vier Jahre später gab es die Retourkutsche
des Ostblocks. Gebracht hat es am Ende gar nichts. Die Sowjets dachten gar nicht daran, ihre Politik in Afghanistan zu
ändern, und Los Angeles erlebte spektakuläre Spiele.
Nur auf Grund eines sportlichen Großereignisses den Sportlern
Verantwortung für vor allem politisch ungelöste Probleme
aufzubürden und kurzfristige Lösungen einzufordern, ist nicht
nur eine totale Überforderung, sondern eine entlarvende Unverschämtheit, weil Wissenschaft, Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft um keinen Millimeter ihr Verhalten überdenken,
geschweige denn ändern. Bei der heutigen totalen Kommerzialisierung steht eine generelle Absage entgegen aller anders
lautenden Aussagen, Forderungen und scheinheiligen „Bekenntnisse“ überhaupt nicht zur Debatte. Da hat die Wirtschaft noch
nie mitgezogen, geschweige denn Akzente gesetzt. Die „Gastgeber“ sind sich natürlich dessen ebenfalls bewusst. Genau so
unrealistisch ist die Forderung nach Protestaktionen einzelner
Sportler. Soll ein Athlet sein Lebensziel gefährden oder aufs
Spiel setzten mit gar nicht absehbaren Konsequenzen?
Menschenrechtsverletzungen gibt es in weiten Teilen der
Welt. Dass darüber aber immer wieder einmal intensiv diskutiert wird – wie übrigens nie im politischen oder wirtschaftlichen Bereich- hat man dem Sport zu verdanken. Ihm auch
noch die Lösung dieses globalen Grundproblems aufzubürden,
wäre die Bankrotterklärung der eigentlich zuständigen Institutionen und politisch Handelnden. Im Übrigen hat der Sport
in seinen Reihen ganz andere Probleme, die etwa den Volkssport Fußball national und international häufig in seinen
Grundfesten erschüttern.
Gewaltbereite Hooligans bzw. Ultras beherrschen und terrorisieren die Szene, wobei die Medienverantwortlichen vielleicht
einmal darüber nachdenken sollten, ob die überdimensionale
Berichterstattung und Schlagzeilen über spektakuläre Krawalle, Ausschreitungen und Pyro-Demonstrationen die Selbstbestätigung und Darstellung der Akteure nicht geradezu provozieren, herausfordern und die gewollte und ideale Plattform
bieten.
Wolfgang Avenarius
KOMMENTARE
33
Malte Kamrath, Universität Kiel
Partnerhochschulen des Spitzensports:
Ein vielversprechender Weg, sportliche Ambitionen und berufliche
Ziele in Einklang zu bringen!
H
at eigentlich mal jemand gehört, dass sie ein „Gaudeamus igitur“ (Lasst uns also fröhlich sein) angestimmt haben, die Hymne der Studenten, wenn sie
für Deutschland obsiegten? War den Spitzensportlern unter
den Immatrikulierten der Hochschulen je danach zumute, in
Anbetracht der Probleme, die das Nebeneinander von seriösem Studium und professionellem Training und Wettkampf
hierzulande hervorruft, der Ignoranz, die zuweilen die Alma
Mater dem zeitaufwändigen Hobby entgegenbringt? Und
34
Von Michael Gernandt
wie groß muss die Sehnsucht sein nach den scheinbar
himmlischen Verhältnissen an den Colleges und Universities
der USA, wo es günstigstenfalls fünfstellige Sportstipendien
gibt und Trainingszeiten satt?
Die Sache ist nur die: Elitesportler im Studentenbetrieb
Deutschlands, zumindest die aus den Olympiakadern der
Verbände, reißen sich nicht gerade um die Möglichkeiten in
den USA, was unter anderem auf dem Wissen gründet, dass
der dortige Studentensportverband NCAA von dem dreistelligen Millionen-Dollarbetrag, der ihm pro Jahr von einer TVStation zur Verfügung gestellt wird, nur fünf Prozent in die
individuelle akademische Betreuung der jungen Sportler
steckt und deshalb die Zahl der (vorwiegend schwarzen)
Sportler ohne Abschluss an einigen Schulen schon mal unter
50 Prozent sinkt.
Nein, deutsche studierende Spitzensportler bleiben im Land
und nähren sich redlich, weil die eingangs beschriebenen
Verhältnisse sich im vergangenen Jahrzehnt gebessert haben.
Exakt: Seit das 1999 vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) ins Leben gerufene Projekt „Partnerhochschule des Spitzensports“ anfängliche Schwierigkeiten
zu überwinden beginnt. So heißt es etwa in dem vom adh
2005 vorgelegten Bericht einer ersten Projektevaluierung:
„Im Vergleich zu den 70er und 80er Jahren, in denen an
Hochschulen eine erhebliche Skepsis gegenüber spitzensportlichen Aktivitäten herrschte, haben neue Sichtweisen
und Überzeugungen in den Bildungseinrichtungen Einzug
gehalten.“
Der bis heute unveränderten Absicht des Projekts, schildert
die adh-Referentin Martina Merz, hätten zwei Schwerpunkte
zu Grunde gelegen: einerseits verstärkte Sensibilisierung des
Hochschulbereichs insgesamt für die Bedeutung des studentischen Spitzensports und die besonderen Bedürfnisse von
Studierenden mit spitzensportlichen Ambitionen; andererseits
die Errichtung eines möglichst breiten und in alle Regionen
Deutschlands reichenden Netzes an spitzensportfreundlichen
Hochschulen, um den Bedürfnissen einer neuen Spitzensportgeneration besser gerecht zu werden. Tatsächlich ist das Netz
der Hochschulen, die sich dem Projekt angeschlossen haben,
von Jahr zu Jahr dichter geworden: 1999 (3, Erlangen, Cottbus, Mittweida), 2002 (23), 2005 (67), 2008 (86), 2012 (91).
Zuletzt stieg die vom adh „in hohem Maß“ begrüßte Fernuniversität Hagen mit ihrem sich bundesweit erstreckenden
Angebot ein.
Als Ende Februar dieses Jahres die aus dem Jahr 2002 stammende Fassung des Partnerschaftsvertrags der LudwigMaximilian-Universität (LMU) in München mit dem adh, dem
Olympiastützpunkt (OSP) Bayern und dem Studentenwerk
München runderneuert vorgestellt wurde, lobte Bayerns OSPChef Klaus Pohlen, die Errungenschaften des neuen Werks
machten ihn „außerordentlich froh, weil das Studium für
Spitzensportler immer schwerer wird und die Anforderungen
immer höher“. Im Münchner Übereinkommen sind die drei
wichtigsten per Umfrage ermittelten Anliegen der Spitzensportler berücksichtigt: 1. Prüfungsverschiebungen (75% der
Befragten), 2. Beurlaubungen (59,5), 3. Probleme im Zusammenhang mit Immatrikulierungen (35,5). Unter den
gewünschten Sofortmaßnahmen hatte das Thema finanzielle
Zuwendung Priorität. Erste Hilfe kommt inzwischen von der
Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH), die das von der Deut-
schen Bank gesponserte Stipendium für DSH-Studenten auf
300 Euro verdoppelte.
Auszüge aus dem München-Papier, Leistungen der
LMU:
* Bevorzugter Zugang zum gewünschten Studiengang über
eine besondere Vorabquote für Spitzensportler
* individuelle fachspezifische Betreuung durch einen Mentor/Dekan auf professoraler Ebene, um die Synchronisation
von Studien- und Wettkampfplänen zu gewährleisten
* Flexibilisierung der Studienplanung auf der Grundlage der
sportfachlichen Planung während der einzelnen Semester
* Gewährung von bis zu zwei zusätzlichen Urlaubssemestern
im Einzelfall für wichtige Meisterschaften
* Individualisierung von Abgabe- und Prüfungsterminen
* zeitliche Streckung des Studiums soweit studientechnisch möglich
* Unterstützung des Übergangs des/der Athleten/in aus dem
Studium in das Berufsleben.
Leistung des Studentenwerks:
* Bereitstellung von Wohnheimplätzen.
* Hilfen zur Sicherstellung bedarfsgerechter Verpflegung.
Es wird nun spannend werden zu beobachten, ob die noblen
Offerten von LMU-Präsident Prof. Bernd Huber das Papier
wert sind, auf dem sie gedruckt stehen. Die auf der Prioritätenliste der Studenten obenan stehende Planungsflexibilisierung „ist in der Praxis oft schwierig zu verwirklich“, hat
Alexander Mann, Bob-Sportler und Medizinstudent in München, angemerkt; wobei für einen Individualsportler wie ihn
die Planung meist leichter zu bewerkstelligen ist als für einen
Teamspieler. Mann sagt: „Es waren bisher immer viele Gespräche notwendig, die vom Wohlwollen der einzelnen Professoren abhingen.“ Sport oder Studium, vor diese Wahl möchte
sich der Spitzensportler an den Hochschulen aber nicht
länger gestellt sehen.
Weiteren Aufwind könnte das Projekt erfahren, sollte es
gelingen, die offenbar schwerwiegendste Schwachstelle zu
beseitigen: die Kommunikation zwischen den diversen Organisationen - Verbände, Olympiastützpunkte, adh, Hochschulen, Studentenwerke. Martina Merz hat „noch immer ein
erhebliches Verbesserungpotenzial“ festgestellt, Kommunikation sei „gegenwärtig ein zentrales Arbeitsfeld bei der Diskussion um die Weiterentwicklung der Förderstruktur“. Axel
Kuhlen, langjähriger Laufbahnberater am Münchner OSP,
spricht das Handicap ebenfalls an, ist, was die neue Münch-
35
ner Situation betrifft, gleichwohl optimistisch: „Immerhin gibt
es jetzt Ansprechpartner auf der Präsidentenebene.“
Für OSP-Mann Pohlen ist es wichtig, mit Hilfe des adhProjekts ein System zu schaffen, „dass die Sportler nicht in
eine staatliche Abhängigkeit drängt, immer öfter Richtung
Behörden“, womit Bundeswehr, Polizei und Zoll gemeint sind.
Alexander Mann bestätigt den um die berufliche Zukunft des
Sportlers besorgten Pohlen. Er sieht sich durch die Sportförderprogramme von Bund und Polizei natürlich nicht sportlich,
aber „in meinen beruflichen Möglichkeiten eingeschränkt“
und besucht deshalb die Uni. Der studentische Anteil an den
Medaillen geht indes zurück, berichtet Klaus Pohlen, als Folge
der regressiven Zahl von Studenten in der Olympiamannschaft. 2004 in Athen bestand das Team Deutschland noch zu
34,3 Prozent aus Studenten (80% Universität, 16% Fachhochschule, 3% Fernhochschule, ein Prozent Berufsakademie), vier
Jahre später in Peking waren es 29,1. Ihr Anteil am LondonTeam ist noch nicht bekannt.
Bachelor-Studiengänge „tun uns sehr weh, weil die viel verschulter und unflexibler sind“, hat er in einem FAZ-Interview
gesagt. Auch das G8 sei auf Dauer schlecht, die Spieler würden immer früher mit dem Studium fertig, der 27 Jahre alte
„ausgereifte und erfahrene Topspieler wird eine Seltenheit
werden“. Olaf Tabor, der adh-Geschäftsführer, dagegen schätzt,
dass Leistungssportler durchschnittlich 50 Prozent länger für
den Abschluss brauchen als ihre Kommilitonen.
Markus Weise, Hockey-Bundestrainer der Männer, dessen
Olympiakader sich zu 90 Prozent aus Studenten rekrutiert,
spricht in dem Zusammenhang von „Ausdünnung“ und macht
dafür auch die deutsche Bildungspolitik verantwortlich. Die
Speerwurf-Europameisterin Linda Stahl über ihre
OF: Sie haben seit 2006 versucht, ein Medizinstudium und
den Leistungssport unter einen Hut zu bringen. Wie lautet Ihr
Fazit nach zehn Semestern?
Stahl: In den vergangenen fünf Jahren habe ich mich wie
eine angehende Ärztin gefühlt, die nebenbei ein bisschen mit
dem Speer wirft. Manchmal kam ich aus der Gerichtsmedizin,
wo wir gerade an ein paar Leichen herumschnibbelten, noch schnell zum Training. Die Einheiten
ordentlich vor- und nachzubereiten, zu regenerieren, zwischendurch in Ruhe zu essen oder regelmäßig zur Physiotherapie zu gehen, für all das gab
es einfach keine Zeit. Den größten Teil des Tages
hat immer die Ausbildung verschluckt. Die ersten
beiden Jahre bis zum Physikum habe ich in Münster studiert und bin dann abends zum Training
nach Leverkusen gefahren. 135 Kilometer hin und
135 Kilometer zurück, um morgens wieder rechtzeitig in der Uni zu sein. Oft genug habe ich
nachts nur vier Stunden geschlafen.
36
OF: Trotz alledem sind Sie 2010 sogar Europameisterin
geworden.
Stahl: Umfänge und Intensitäten habe ich bei meinem Trainer
Helge Zöllkau in Leverkusen bisher wie alle anderen aus der
Trainingsgruppe absolviert. Was das Trainingspensum betrifft,
hat sich das bei mir nicht von Anderen unterschieden. Das
Wie Hockey - nicht wie Fußball, Handball und Basketball in
einer Profiliga organisiert - sind auch Fechten, Rudern,
Leichtathletik und Schwimmen, mithin traditionelle olympische Kerndisziplinen, Sportarten mit hohem Studentenanteil.
Sie haben stets Beispiele dafür geliefert, dass sich Studium
und Sport durchaus miteinander vertragen haben, selbst in
Zeiten, als man noch ohne Förderprojekte nach adh-Muster
auskommen musste: Geordnetes Zeitmanagement, eiserne
Disziplin und Absage an Ablenkung von den gesteckten Zielen
ermöglichten weiland Gold und Studienabschluss. Namen
gewünscht? Zum Beispiel Arnd Schmitt (Fechten, Olympiasiege), Wolfgang Maennig (Rudern, Olympiasieg) Thomas Wessinghage (Leichtathletik, Europatitel).
Hat der deutsche Parallelweg zu sportlichen und akademischen Weihen jetzt Zukunft? Folgt man dem adh, hat er
zumindest Modellcharakter - im Ausland. In einer Einschätzung des Verbands zur Problematik Elitesport/Hochschulausbildung heißt es, „Deutschland ist nach unserer Kenntnis in
Mitteleuropa die derzeit am weitreichendsten strukturierte
Sportnation“ - auf den Gebieten schriftlicher Vereinbarungen,
gesetzgeberischer Rahmenbedingungen, belastbarer Richtlinien, der Breite vorhandener Förderungs- und Betreuungsmodelle. Andere Länder, so Martina Merz, hätten alternative
Modelle (Frankreich, England, Polen), das deutsche Modell
tauge indes als Muster für Länder (Schweden, Norwegen,
Schweiz, Österreich, Italien) mit geringem Niveau strukturierter Spitzensportförderung an Hochschulen.
So weit. So gut? Fragt es sich doch, wie lange die Bezugsgröße Mitteleuropa noch ihren Wert hat im globalen Maßstab
des Spitzensports.
außergewöhnliche Karriere zwischen Skalpell und Speer
Problem bei mir war immer, dass ich davor und danach immer
in Eile gewesen bin und wegen des Studiums natürlich auch auf
so manches Trainingslager oder manche zusätzliche Maßnahme
verzichten musste oder nur verkürzt daran teilnehmen konnte.
OF: Dank des neuen Sporthilfe-Modells „Elite Plus“ können
Sie sich in der Vorbereitung auf die Spiele in London ausschließlich auf den Sport konzentrieren. Ein ziemlich ungewohntes Gefühl oder?
Stahl: Das kann man wohl sagen. Ohne diese Förderung wäre
ich jetzt vielleicht im Praktischen Jahr im Krankenhaus wie
meine Kommilitonen. Das hieße täglich neun Stunden Dienst
und dann noch eine oder zwei Stunden Nachbereitung. Das
wäre mit Spitzensport und einer gezielten Olympiavorbereitung
sicher nur schwer zu kombinieren. Nun werde ich das Praktische Jahr auf die Zeit nach den Sommerspielen verschieben.
OF: Wie groß sind die Reserven ohne stressigen Studienalltag?
Stahl: Das ist für mich die spannendste Frage. Ich möchte mal
sehen, wie gut man werden kann, wenn man nur Sportlerin ist
und sich fürs Training richtig Zeit lassen kann. Ich möchte in
London Bestleistung werfen und die 66,81 Meter vom EM-Sieg
übertreffen. Der Masterplan ist, eine Medaille zu gewinnen.
OF: Vor den Sommerspielen 2008 in Peking sind Sie um zwei
Zentimeter an der Qualifikation vorbeigeschrammt. Jeder
hätte verstanden, wenn Sie damals ihre sportliche Karriere
sprich: Ihr „Doppelleben“ beendet hätten …
Stahl: Genau in der Phase der Qualifikation habe ich mich
mit einer Bandscheibenverletzung herumgeplagt. Als es
wieder halbwegs ging, gelang sofort ein Wurf über 66 Meter
– drei Tage nach Nominierungsschluss. Um noch in die Olympiamannschaft zu rutschen, war es damals zu spät, aber in
diesem Moment wusste ich: Trotz aller Widrigkeiten, dem
Stress an der Uni und den vielen Verletzungen, habe ich’s
drauf.
Die Fragen stellte: Andreas Müller
37
Einschaltquoten sind ein fadenscheiniges Argument
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen und der organisierte Sport handeln
Von Helmut Digel
wenig überzeugend
n einem „Zeit“-Gespräch, das Giovanni di Lorenzo mit
Helmut Schmidt führte, meinte der Altbundeskanzler,
dass das Meiste, was auf unseren Fernsehschirmen geboten wird, so ist, dass er es nach wenigen Minuten abschalte.
Unter Unterhaltungsgesichtspunkten sei das deutsche Fernsehen seichter als das „panem et circenses“ der Römer, dem
sich Zehntausende im Kolosseum hingegeben haben. Nicht
weniger emotional hat sich Marcel Reich-Ranicki über die
Qualität des deutschen Fernsehens ausgelassen, und Elke
Heidenreich sekundierte, wie jämmerlich unser Fernsehen sei,
wie arm und wie verblödet. Diese Kritik zielt nicht nur auf das
private Fernsehen, sie hat vor allem immer häufiger auch das
öffentlich-rechtliche Fernsehen im Blick.
I
Die Sportberichterstattung wird dabei oft nur am Rande
erwähnt, doch auch in Bezug auf das öffentliche Sportfernsehen ist die zunehmende Kritik nicht mehr zu überhören.
Unter der Überschrift „Autos, Boote, Wein“ werden in der
Berliner Zeitung dem SWR-Sportchef seine Nebenjobs vorgeworfen, so wie sie auch schon den Sportchefs des NDR und
des HR zum Verhängnis geworden sind. Christian Eichler fragt
in der FAZ, was das duale Fernsehen der Sportberichterstattung gebracht hat, und er kommt zu dem Ergebnis, dass das
Fernsehen in Verbindung mit dem Sport nur dort etwas
Innovatives hervorgebracht hat, wo es sich des Sports zu
Gunsten einer Show bedienen konnte. Von einer qualitativen
Weiterentwicklung des Sportfernsehens kann demnach im
letzten Vierteljahrhundert nicht die Rede sein.
Ähnlich kritisch äußern sich Medienwissenschaftler und
Publizisten, wenn sie sich dem Sportfernsehen zuwenden.
Dass auch Sportfunktionäre mit der Sportberichterstattung
im Fernsehen nicht zufrieden sind, kann angesichts der
Verteilung und der Ausrichtung der Sportprogramme im
öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht überraschen. DOSBPräsident Thomas Bach fordert in „Sportbild“ mehr Sendezeit
für kleinere Sportarten und kritisiert die hohen Millionenausgaben für Profiboxübertragungen. Rolf Müller, der Präsident
des Landesportbundes Hessen, fordert Diskussionen in den
Rundfunkräten über die einseitige Sportberichterstattung des
öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Und noch in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident des Saarlandes stellte Peter
Müller den Sendeauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens angesichts des andauernden Dopingbetruges, der ja
nicht nur bei der Tour de France zu beklagen ist, in Frage.
38
Für die Verantwortlichen des Sportfernsehens im öffentlichrechtlichen Rundfunk scheint solche Kritik lediglich ein Ärgernis zu sein. Allenfalls reagieren einige verantwortliche Männer
und Frauen auf solche Kritik mit Empörung. Anlass zur Selbstkritik, zur Reflexion und Revision des Sendeauftrages, Anlass
zur Erprobung neuer Formate, insbesondere Anlass zu Innovationen scheint diese Kritik nicht zu sein. Sie wird mit einem
„weiter so“ gekontert und hat ein „more of the same“ zur
Folge. Der Fußball erhält noch entschiedener die besten Sendeformate und die längsten Übertragungszeiten, und nur dem
Fußball ist es erlaubt, Primetime-Übertragungszeiten für sich
zu beanspruchen. ARD und ZDF bezahlen für ihr Fußballprogramm in den nächsten Jahren mit dem Pokalwettbewerb, der
Champions League und der Weltmeisterschaft etwa eine
Milliarde Euro. Die Bundesliga konnte ihre Einnahmen kürzlich
mit einem spektakulären TV-Deal auf mehr als fünfhundert
Millionen Euro steigern. ARD und ZDF haben dabei einen
beträchtlichen Anteil aufzubringen. Angesichts solcher immensen Aufwendungen ist es naheliegend, dass die Frage gestellt
wird, ob die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ihren Auftrag, die Gesellschaft und damit auch den Sport in diesem
Land angemessen abzubilden, ausreichend erfüllen.
Diese Frage wurde in der FAZ an den Generaldirektor des
Deutschen Olympischen Sportbundes gerichtet. Ist man als
Spitzenfachverband Mitglied dieser Organisation, so kann die
Antwort von Michael Vesper nur überraschen. Er sieht die
Fußballformate als ein „Business-Center“. „ARD und ZDF
werden versuchen die Kosten zu refinanzieren. Das darf aber
sicher nicht auf Kosten des übrigen Sports gehen. Uns geht
es darum, dass die Balance gehalten wird“, so Vesper. Auf die
Nachfrage, ob der DOSB mit dem Status voll zufrieden sei,
antwortet er: „Nein, wir diskutieren seit langem mit den
Sendern“, und er wünsche sich zum Beispiel, „dass in der
Sportschau oder im aktuellen Sportstudio ein regelmäßiger
Block eingeführt wird, in dem wenigstens über die wichtigsten Ereignisse aus anderen Sportarten berichtet wird. Wenn
deutsche Sportler Weltmeister geworden sind, dann sollte
man das in den öffentlich-rechtlichen Sendern sehen.“ Es
gehe dabei nicht um Live-Übertragungen deutscher Meisterschaften. Schließlich fordert Vesper in diesem Interview eine
Art „Phönixkanal für Sport“.
Ähnlich wie für Vesper ist es auch für Rainer Brechtken, den
Sprecher der deutschen Spitzenverbände, ein Gebot der
politischen Korrektheit, dem DFB zu gratulieren und zum
Ausdruck zu bringen, dass Neid unangebracht sei: „Gut verhandelt, Marktlage ausgeschöpft, der Fußball und der Rest,
das sind halt andere Welten.“
Solche Äußerungen kann man als diplomatisch bezeichnen,
und angesichts einer erwünschten Solidarität der Sportverbände untereinander wäre sicher auch eine Kritik am DFB
beziehungsweise an der deutschen Fußballliga unangebracht.
Vespers „Glückwunsch an die deutsche Fußballliga, sie hat die
Konkurrenzsituation unter den Sendern optimal genutzt und
ein Ergebnis erreicht, das auch den Kleinen zu Gute kommt“,
ist deshalb nahe liegend. „Ich gehe davon aus, dass der Fußball dem anderen Sport gegenüber weiter eine solidarische
Haltung einnimmt, ich meine damit auch die Unterstützung
von Projekten, beispielsweise der Münchner Olympiabewerbung um die Winterspiele
2018.“ Die Tatsache, dass der
DFB dem DOSB in schwierigen Zeiten immer wieder
finanziell geholfen hat, kann
man in diesem Zusammenhang durchaus mit Dankbarkeit erwähnen.
Es stellt sich jedoch in ganz
grundsätzlicher Weise die
Frage, ob die Reaktionen des
DOSB und seiner Mitgliedsverbände auf den Milliardendeal der Fußballer in die
richtige Richtung weisen und
ob dies die angemessene
Antwort an die öffentlichrechtlichen Fernsehanstalten
ist. Vor allem stellt sich die
Frage, ob sich das diplomatische Handeln auch auf ARD
und ZDF beziehen darf,
nachdem man nun über
mehrere Jahrzehnte eine
Entwicklung beklagt hat, die
angeblich nicht aufzuhalten
war und bei der auch
zukünftig keine Änderung erwartet werden darf. Zugespitzt
sind die Fragen zu stellen: Durch welche Ziele und Inhalte
zeichnet sich eigentlich die Fernsehpolitik des DOSB und
seiner Mitglieder gegenüber dem öffentlich rechtlichen
Fernsehen aus? Wer hat die Ziele dieser Politik formuliert, wer
vertritt sie in der Öffentlichkeit, und wer setzt sich dafür ein,
dass diese Ziele auch umgesetzt werden?
Die Forderung nach einem Sportfernsehkanal ist gewiss nahe
liegend. Sie ist allerdings keineswegs originell, und sie ist vor
allem aber wohl kaum Erfolg versprechend. Angesichts von DSF
und Eurosport wäre ein weiterer nachgeordneter Spartenkanal
weder sinnvoll noch zielführend. Die Kostenfrage wäre möglicherweise auch zu beachten. Die Forderung, dass die ARDSportschau wieder ihrem Namen gerecht wird und nicht nur
über Fußball berichtet, sondern auch die Vielfalt des Hochleistungssports beachtet, ist ebenso nahe liegend wie einleuchtend. Als Forderung hat sie jedoch den Charakter einer unendlichen Geschichte, und ARD und ZDF haben bis heute nicht zu
erkennen gegeben, dass sie den Wünschen des DOSB und
seiner Mitgliederorganisationen entsprechen möchten.
Die Frage nach einer DOSB-Sportfernsehpolitik ist somit in
erster Linie eine Frage nach der Macht und Kompetenz, die
der DOSB als die größte Mitgliederorganisation Deutschlands
in Bezug auf gesellschaftliche Entwicklungen ausüben kann
und darf. Die Frage zielt auch auf das konkrete politische
Handeln der Akteure des Sports in Bezug auf die zu lösenden
Probleme. Welche Rolle spielen die Rundfunkräte, die der
Sport in die Aufsichtsgremien von ARD und ZDF entsandt
hat? Inwiefern wurden in den letzten Jahren in den Mitbestimmungs-Gremien der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten die notwendigen Anträge gestellt, wie wurde um Mehrheiten gerungen, wo wird auf diesem Gebiet Überzeugungsarbeit geleistet? Welche Lobby-Arbeit ist zu Gunsten der
Interessen des Sports zu erkennen? Was haben die Verantwortlichen des Sports in den letzten Jahren auf diesem
Gebiet erreicht?
39
Die sportpolitische Realität zeichnet sich dadurch aus, dass
jede Sportart aus nahe liegenden Gründen an eigenen Interessen orientiert ist. Auf diese Weise ist es für ARD und ZDF
ein Leichtes, in den bilateralen Verhandlungen mit den Sportarten ihre Ziele und Interessen durchzusetzen. Im Sinne eines
Sendemonopols können sie den Preis definieren, Sendezeit
und Sendeumfang unterliegen meistens ebenfalls ihrem
Diktat. Da eine DOSB-Fernsehpolitik nicht zu erkennen ist, die
diesen Namen verdient, muss die große Mehrheit der olympischen Sportarten zufrieden sein, wenn in den Nachrichtensendungen von ihren sportlichen Highlights äußerst knapp
berichtet wird, wenn in Dritten Programmen zusammenfassende Berichte gesendet werden und wenn im Vormittagsprogramm und im frühen Nachmittagsprogramm von jenen
Weltmeisterschaften Live-Übertragungen möglich sind, bei
denen es deutsche Sieger geben kann. Eine Sportart wie
Handball kann dabei nur dann Berücksichtigung finden, wenn
die deutsche Mannschaft erfolgreich spielt. Scheidet sie aus,
so wird dem Handballinteressierten selbst das Endspiel einer
Weltmeisterschaft vorenthalten.
Dieser Art von Programmpolitik steht der organisierte Sport
ohnmächtig gegenüber. Die Sender argumentieren, dass die
Einschaltquoten bei den meisten olympischen Sportarten
außerhalb der Olympischen Spiele ungenügend sind und sie
deshalb beim Zuschauer kaum auf Interesse stoßen. Diese Art
zu argumentieren hat sich in der Vergangenheit als
Totschlagargument gegenüber den olympischen Sportarten
erwiesen. Dabei wäre es durchaus angebracht, die Fakten, d.h.
die jeweils erreichten Quoten, einer genaueren Prüfung zu
unterziehen. Zuschauerforschung, die wissenschaftlichen
Ansprüchen genügen kann, zeigt auf, dass die Zuschauerinteressen keineswegs mit der bestehenden Sportarten-Programmstruktur korrelieren. Hinzu kommt, dass die Quote ein
völlig untaugliches Instrument zu einer sinnvollen
Programmplanung ist, da sie entscheidend abhängig ist von
den jeweiligen Programmplätzen, die miteinander verglichen
werden. An schlechten Programmplätzen lassen sich nur
schlechte Quoten erzielen, an guten Programmplätzen hingegen ist man erfolgreich. Auf diese Weise wird die Programmplanung zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Fußball erhält
die besten Programmplätze, hat daher die besten Quoten. Alle
übrigen olympischen Sportarten müssen mit nach geordneten
Programmplätzen zufrieden sein und haben auch deshalb
sehr viel schlechtere Quoten aufzuweisen.
Die Verantwortlichen des Sportfernsehens behaupten in der
Öffentlichkeit, dass sie ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag
insofern entsprechen, dass sie die Vielfalt des Sports wiedergeben. Hierbei listen sie die Sportarten auf, die in ihrem Jahresprogramm Sendeminuten erhalten haben. In Bezug auf das eigentliche Programmbild ist diese Argumentation völlig unzureichend. Unter quantitativen Gesichtspunkten erreichen vermutlich 27 olympische Sportarten zusammen kaum mehr Sendeminuten als eine einzige olympische Sportart, nämlich Fußball.
40
Hinzu kommt, dass teilweise die Sendeminuten der Sportarten
auf Programmplätzen gewährt wurden, die völlig irrelevant
sind. Einer qualitativen Analyse in Bezug auf die Vielfalt hält
somit die Argumentation von ARD und ZDF nicht stand.
Es stellt sich aber auch sehr viel grundsätzlicher die Frage, ob
der organisierte Sport diese Art der Argumentation akzeptieren darf. Bringt der Sport selbst, wie es zuletzt der Generaldirektor des DOSB getan hat, Verständnis dafür auf, dass das
Finale der Tischtennismannschafts-WM in Dortmund im
Westdeutschen Rundfunk nur 120.000 Zuschauer verfolgt
haben und dies für zukünftige Übertragungen nicht ausreichend sei, so darf man sich nicht wundern, dass auch
zukünftig die Einschaltquote als alleinige Währung den
Dialog zwischen dem organisierten Sport und den öffentlichrechtlichen Sendern prägen wird.
Angesichts der Struktur des dualen Fernsehens in der Bundesrepublik gibt es keinen echten freien Fernsehmarkt vor
dem Hintergrund, dass private Anbieter sich in der Wettbewerbskonkurrenz zu bewähren haben, öffentlich-rechtliches
Fernsehen hingegen durch den Steuerzahler finanziert wird.
Diese Marktsituation hat zur Folge, dass für die meisten im
DOSB organisierten Sportarten ein privater Fernsehmarkt
nicht existent ist. Die privaten Anbieter können nur an wenigen für sie marktfähigen Sportarten interessiert sein. Dies
sind jene, die sich angesichts der Entwicklung des Sportfernsehens in den vergangenen 50 Jahren als besonders spektakulär erwiesen haben. Für alle anderen Sportarten erübrigt es
sich, in einen Dialog mit dem privaten Fernsehen einzutreten.
Auf diese Weise ist ein Monopol des öffentlich-rechtlichen
Fernsehens in Bezug auf die große Mehrheit der olympischen
Sportarten entstanden. ARD und ZDF können daher gegenüber diesen Sportarten als Monopolist antreten und ihnen die
Preise diktieren, die sie für den Kauf der Sportrechte bereit
sind zu bezahlen. Einen erkennbaren Marktpreis für die einzelnen Sportarten gibt es nicht. Wenn ARD und ZDF über ihre
Agentur SportA behaupten, dass es einen Marktwert für jede
olympische Sportart gebe, so ist diese Behauptung völlig aus
der Luft gegriffen. Jede Summe, die dabei genannt wird,
könnte durch einen beliebigen Betrag ersetzt werden, da es
keinen Wettbewerb um die Rechte fast aller olympischen
Sportarten gibt. Vor diesem Hintergrund wäre es zwingend
angebracht, dass man in einen Dialog über vertretbare Preise
für die olympischen Sportarten im Interesse der Verbände
eintritt, dessen Ziel sein müsste, dass am Ende eine gerechtere Verteilung der Einnahmen aus der Übertragung von Sportveranstaltungen für die Sportverbände möglich wird. Will
man solches erreichen und will man den Ist-Zustand ändern,
so ist eine neue Sportpolitik dringend vonnöten. Die Spitzenverbände sind ebenso gefordert wie der Deutsche Olympische
Sportbund. Die Mitgliedsverbände des DOSB wären gut
beraten, wenn sie von ihren Repräsentanten beim nächsten
Bundestag eine schriftlich formulierte Programmatik ihrer
Fernsehpolitik verlangen würden.
D
Eine wichtige Antwort auf Fragen
des demographischen Wandels heißt:
er lichte Raum im Turnerheim
des TV 1875 Sindlingen belebt
sich. Acht Damen zwischen 73
und 89 nehmen auf Stühlen Platz. Lydia
Karell, eine schwungvolle Übungsleiterin,
arbeitet mit den Seniorinnen gezielt die
Muskulatur durch, von den Füßen über
den Beckenboden und die Wirbelsäule bis hin zum Nacken.
Wer als Beobachter die Aktivitäten für läppisch hält, ändert
schnell seine Meinung, wenn er selbst mitmacht. Dann steigt
der Respekt vor den alten Damen. „Jede Übungsstunde nehmen wir uns ein anderes Thema vor. Mal ist ein Ball im Spiel,
ein Theraband oder ein anderes Gerät.“ Geübt wird im Sitzen.
Denn einige sind schon in ihren Bewegungsmöglichkeiten
eingeschränkt. Und manche werden vom Fahrdienst des VdK
von zu Hause abgeholt. Anschließend leitet die gelernte
Sozialpädagogin, die beim Deutschen Turner-Bund (DTB) eine
Zusatzqualifikation für die Schulung älterer Menschen erwarb,
eine Gruppe, in der, wie auch in einer dritten Gruppe, zum
Großteil im Stehen und im Gehen geübt wird. Darin zeigen
sich die Fortschritte, die mit regelmäßigem Training erzielt
werden können. Denn eine Reihe der Teilnehmerinnen und
Teilnehmer haben sich aus der Sitzsportgruppe hochgearbeitet.
42
Rund 40 Damen (die älteste ist 91) kommen einmal in der
Woche zu einer der drei Übungsstunden. Die Herren der
Schöpfung stellen mit bestenfalls fünf eine krasse Minderheit
dar. Nach wie vor lassen sich die Männer generell eher von
Wettkampfformen ansprechen. Das zeigt sich auch in einem
weit verzweigten Angebot von Titelkämpfen wie den Altersklassen-Weltmeisterschaften von der Leichtathletik bis zum
Schwimmen. Dort können die in die Jahre gekommenen
Männer ihren Ehrgeiz im Leistungssport ausleben. Andere
nehmen lieber die Angebote von Fitness-Studios wahr, die um
die „Best Ager“ werben. Früher stand in den Vereinen des DTB
noch die Tradition des Altersturnens im Vordergrund. Da
konnten in die Jahre gekommene Männer zeigen, wie gut sie
ihren Körper immer noch beherrschten. Erst von den siebziger
Jahren an wurde der Akzent stärker auf den Gesundheitsaspekt gesetzt. Das führte zu dem Vormarsch der Frauen, die
drei Viertel der fünf Millionen DTB-Mitglieder ausmachen,
Seniorensport
aber im Seniorenalter oft die Bindung zu den Vereinen verlieren. Doch da scheint sich ein Wandel zu vollziehen.
Die Aktivitäten im Frankfurter Vorortverein TV Sindlingen sind
aus dem Projekt „Aktiv bis 100“ des Deutschen Turner-Bundes
(DTB) hervorgegangen, das im November 2009 gestartet und
innerhalb des „Bewegungsnetzwerks 50 plus“ des Deutschen
Olympischen Sportbundes (DOSB) zwei Jahre lang vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
gefördert wurde. An dem DTB-Projekt, das speziell Menschen
über 80 (Auch Jüngere sind willkommen!) aus der Isolation
ihrer häuslichen Umgebung herausholen und zu regelmäßiger
Bewegung animieren sollte, beteiligten sich unter der Regie
eines DTB-Teams vier Frankfurter Vereine (die Bornheimer TG,
die TSG Fechenheim, der Frankfurter Turnverein von 1860 und
der TV Sindlingen) als Modell für ein Ballungsgebiet und der
TV Achern im Schwarzwald als Beispiel für einen ländlichen
Von Steffen Haffner
Raum. Dank der Finanzmittel konnten die Vereine gezielt für
das Projekt werben und für ein halbes Jahr ein kostenloses
Schnuppertraining anbieten.
Professor Hans Brunnhöfer, zweiter Vorsitzender des TV Sindlingen, berichtet, dass in allen Geschäften, Arztpraxen, Altenklubs Flyer ausgelegt wurden. Der Zulauf überraschte die
Organisatoren. Statt wie erwartet fünf, sechs standen plötzlich
an die dreißig Interessenten vor der Tür. Der Chemiker und
Biologe im Ruhestand verweist darauf, wie wichtig die
Zusammenarbeit mit der Caritas, dem Sozialverband VdK und
anderen sozialen Einrichtungen war und ist. Sie betreuen
ohnehin viele der alten Menschen und empfehlen ihnen den
Bewegungskurs.
Wie in Sindlingen wird inzwischen auch in anderen Vereinen
für den Alltag trainiert, wird das Gleichgewichtsgefühl
43
geschult, die Gefahr von Stürzen vermindert, das Treppensteigen oder das Aufstehen aus dem Bett oder vom Stuhl verbessert. Mit gesteigerter Kraft, Beweglichkeit und neuem Selbstbewusstsein lassen sich die täglichen Anforderungen besser
bewältigen. Darüber hinaus vermindert regelmäßige körperliche Aktivität Beschwerden bei Arteriosklerose, Diabetes, Bluthochdruck und anderen Störungen im Herz-Kreislauf-System
oder kann ihnen vorbeugen. Und wer erlebt, wie die alten
Damen rund um die Übungsstunde lachen und schwätzen,
sieht, dass der soziale Kontakt auch ein wenig mehr Freude ins
Leben bringt.
Erst einmal muss eine große Anfangshürde überwunden
werden. Petra Regelin, DTB-Referentin „Angebotsentwicklung
für Ältere“ berichtet, wie schwer es sei, ältere Leute zu motivieren. Denn die Generation 80 plus denke bei Sport eher an
Leistungssport als an Gesundheitsförderung. „Da spielt dann
ein gewisses Schamgefühl mit, sich vor anderen sportlich zu
zeigen.“ Die betagten Seniorinnen und Senioren müssten erst
überzeugt werden, dass es nicht um Leistung geht. Dann stelle
sich das notwendige Vertrauen ein.
Nach dem offiziellen Ende des
Projekts ist nun
Normalität eingekehrt. Drei-,
viermal darf
„geschnuppert“
werden. Dann
müssen sich die
Kursteilnehmer
entscheiden, ob
sie dem TV Sindlingen beitreten
oder lieber für
einen zehnstündigen Kurs 35 Euro
bezahlen wollen.
Bisher sind 40 der
45 Senioren
Mitglied im TV
Sindlingen geworden. Ähnliche
Erfahrungen
haben auch die anderen vier Vereine des Projekts gemacht,
von dem sich insgesamt 150 ältere Menschen angesprochen
fühlten.
Das Vorzeigemodell zeigt, wie in Broschüren von Sportverbänden propagierte Ideen mit Leben zu erfüllen sind. Als Ziel hat
sich der DTB mit dem Projekt „den Aufbau von Netzwerkstrukturen zur Umsetzung von Bewegungsangeboten für Hochaltrige am Wohnort“ gesetzt. Auch wenn das Bürokraten-
44
Deutsch abschreckend und der Begriff „Hochaltrige“ unglücklich wirkt, scheint der Weg, soziale Einrichtungen mit den
Sportvereinen zu vernetzen, richtig zu sein. Allein im Frankfurter Netzwerk „Aktiv bis 100“ arbeiten über das Ende des Projekts hinaus 17 Kooperationspartner mit den vier Vereinen
zusammen. 2010 wurde dieser Verbund mit dem „Frankfurter
Sportpreis“ und mit je 3000 Euro für jeden der vier Vereine
ausgezeichnet.
Über solche Aktionen hinaus will der DOSB mit seinem „Bewegungsnetzwerk 50 plus“, für das eine Internetplattform aufgebaut wurde, in sechs Teilprojekten Sport und Bewegung für
Ältere bundesweit fördern. Antrieb dazu ist der demographische Wandel, der den Sportorganisationen neue gesellschaftspolitische Aufgaben zuweist. Dabei zeigt sich immer mehr, wie
Ute Blessing-Kapelke von der DOSB-Abteilung „Fachgebiet der
Generationen“ in einem Artikel ausführt, „dass auch bei den
Älteren eine enge Vernetzung mit Senioren-, Sozial- und
Gesundheits-Organisationen sinnvoll ist, um neue Zielgruppen
für den Sport der Älteren zu gewinnen“.
Zurzeit haben 21,2 von 81,4 Millionen Deutschen die Marke
von 60 Jahren überschritten. Für 2020 wird eine Zunahme der
Senioren auf 24,5 und für 2030 auf 28,5 Millionen vorausgesagt. 1950 gab es in Deutschland doppelt so viele Menschen
unter 20 wie über 60. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Pyramide umkehren. Zwischen 2000 und 2010 steigerte sich die Zahl
der über 60-Jährigen im DOSB mit seinen 95 Mitgliedsorganisationen von 2,5 auf 3,8 Millionen um 52 Prozent (bei den
Frauen von 900.000 auf 1,5 Millionen, bei den Männern von
1,6 auf 2,3 Millionen). Allein im DTB nahm der Anteil der über
60-Jährigen zwischen 2001 und 2011 von 645.000 auf
962.000 zu. Von 1990 bis heute stieg die Zahl der DOSBMitglieder im Seniorenalter von 1,3 sogar auf 3,9 Millionen.
Darin, dass der größte Zuwachs in der höheren Altersgruppe
erfolgt, sehen die Experten einen Ausfluss des gesteigerten
Gesundheitsbewusstseins der älteren Generation. Auch hat es
im organisierten Sport ein Umdenken gegeben. In den siebziger Jahren wurde in der Turnbewegung und später auch beim
DSB und seinen Verbänden erkannt, „dass es nicht mehr nur
um die Teilhabe älterer Menschen an einer fertigkeits- und
leistungsorientierten Sportartkultur, sondern um eine gesundheitsorientiert ausgerichtete, vielfältige Bewegungskultur der
über 60-Jährigen gehen muss“ (Andreas Luh in „SportZeit“
1/2005).
Trotz der Steigerungsraten besteht nach Auffassung des DOSB
wenig Grund zur Zufriedenheit. So sei der Organisationsgrad
(die Zahl der Mitgliedschaften im Verhältnis zum Bevölkerungsgrad in der Altersstufe über 60) mit 14 Prozent bei den
Frauen und 27 Prozent bei den Männern immer noch recht
gering. In einer so genannten „Nicht-Beweger-Studie“ wird
festgestellt, dass 48 Prozent der Männer und 53 Prozent der
Frauen über 65 sportlich nicht aktiv sind. Und dass darüber
hinaus 28 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen
dieser Altersstufe sich praktisch kaum körperlich bewegten.
Damit bleibt ein umfangreiches Reservoir an Maßnahmen, die
der Gesundheit förderlich sind, in der stattlichen Gruppe der
Bewegungsmuffel ungenutzt.
Doch es tut sich eine Menge im Lande der Senioren. Der DOSB
will mit Projekten wie „Richtig fit ab 50“ und „Bewegungsangebote 70 plus“ die Älteren auf Trab bringen. Eine Vielzahl von
Initiativen und Aktivitäten der Turn- und Sportvereine sorgt
für neue Mobilität. Auf diese Weise sollen verschiedene Altersgruppen zugleich Generationen übergreifend in den Vereinen
zusammen-geführt werden. Eine Vielzahl von SeniorensportVereinen, die sich an dem schon 1968 gegründeten Mönchengladbacher Verein „Sport für betagte Bürger“ orientieren,
bemühen sich dagegen, alte Menschen mit vielseitigen Angebotsformen über den Sport hinaus zurück in die Gemeinschaft
zu führen.
Der Landessportbund Hessen führt mit Hilfe von 34 eigens
ausgebildeten Bewegungsstarthelfern über 50-Jährige wieder
an Sport und Bewegung heran. Dies wird in Projekten des LSB
Niedersachsen und Thüringen mit dem Aufbau von zwanzig
kommunalen Netzwerken zwischen Sportvereinen, Kreissportbünden, Kommunen sowie unterschiedlichen Senioren-,
Sozial- und Gesundheitseinrichtungen angestrebt. Bewegungsparcours schießen
aus dem Boden, oft, wie
in Darmstadt, wo schon
zwei existieren und ein
dritter entsteht, von
Sportvereinen, Kommunen, Landessportbünden
oder dem GesundeStädte-Netzwerk getragen
und von Sportwissenschaftlern begleitet. Den
Impuls für das Netzwerk
der südhessischen Stadt
gab der „Seniorenspielplatz“ im nahen Odenwald-Städtchen GroßBieberau, der mit Spielund Fitnessgeräten
bestückt ist und täglich
von 20 bis 50 Übungswilligen genutzt wird.
Die gewaltige Aufgabe,
die mit dem demographischen Wandel auf die
Gesellschaft zukommt,
kann nur von der Politik, den sozialen Einrichtungen und dem
Sport gemeinsam bewältigt werden. Dabei sollte dem Seniorensport der Verbände und Vereine auch in der finanziellen
Ausstattung eine wichtigere Rolle zugedacht werden. „ Sport
im Alter ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man auf, dann
treibt man wieder zurück“, wie ein aktiver Senior feststellte.
Das Ziel aller Anstrengungen liegt auf der Hand: ein großer
ökonomischer Nutzen und ein freudvolleres, menschlicheres
Leben zwischen 60 und 100.
45
M
ensch, Papa, Du musst Dich schneller bewegen“,
kommentiert der Kindermund beim „Family-Fun„
Turnier“ der Badmintonabteilung im Turnverein
1908 Kall, Dortmund. Aufmunternde Vergleiche der
Geschlechter und Generationen sind durchaus in Ordnung.
Als der Verein für Leibesübungen Nürnberg zusammen mit
anderen Institutionen einen Familien-Sportabzeichentag
durchführte, sagte Sport-Bürgermeister Horst Förther und
selbst aktiv, es seien Erlebnisse besonderer Art, wenn die
Kinder mit den Eltern oder die Großväter und -mütter mit
den Enkeln wetteifern könnten.
Im Familiensportpark des Idarer Turnvereins 1873 spielen
Familien Fußball, Handball oder Boule: gemeinsam oder in
spontan gebildeten Gruppen. Einzelne Familienmitglieder
treiben Sport für sich allein. Alle sind beschäftigt und haben
ihren Spaß. 30.000 qm umfasst das Gelände des DJK-Turnund Sportvereins 1955 Stenern, Bocholt. Es ist um ein Drittel
größer als die alte Anlage, hat ein neues Vereinsheim, einen
Rasenplatz und drei Tennisplätze. „Wir sind ortsnah und
familienfreundlich“, hob Dr. Thomas Paus, der 1. Vorsitzende,
bei der Eröffnung hervor.
So sind Sport und Spiel für die ganze Familie auf einem
guten und gangbaren Weg: kontinuierlich und mit Augenmaß, den Möglichkeiten entsprechend oder auch mutig, im
Rückblick auf gewachsene Strukturen oder in der Vorausschau auf erkennbare neue Herausforderungen. Vereinsvorstände und Sportausschüsse mit Weitblick machen Angebote
im Familienverbund und für einzelne Interessierte, sportartspezifisch und sportartübergreifend. „Bei uns können Kinder,
Jugendliche, Frauen und Männer ihre persönliche Sportart
ausüben – allein, zu zweit oder mit der ganzen Familie“, wirbt
der Fußballclub Irfersdorf 1913, Beilngries, im Internet. Fußball für alle Altersklassen gehört dazu, dann aber auch Fit ab
50, Volleyball und Tanzen.
Das „Turnen für Muter und Kind“ als traditionelles Angebot
der Vereine und Abteilungen im Deutschen Turner-Bund
(DTB) bezeichnet weitestgehend die Ausgangslage. Es wurde
im Laufe vieler Jahre inhaltlich ergänzt, familiengerecht
erweitert und in vielen Sportorganisationen eingeführt. Diese
positive Entwicklung hält an. Denn sportliche Einsichten und
gesellschaftspolitischer Handlungsbedarf gehen immer
wieder tragfähige und dauerhafte Verbindungen ein.
Der Saarländische Sportverein Heiligenwald stellt neben dem
Balancieren, Hüpfen und Klettern für Ein- bis Vierjährige
auch das „partnerschaftliche Miteinander zwischen Kind und
Erwachsenem“ heraus. Beim Eltern-Kind-Turnen „reißt der
Ansturm nicht ab“, berichtet der Turn- und Sportverein
Neuenwalde v. 1912 im „TURNER-Brief“, der Vereinszeitschrift. Das „WOCHENBLATT Ludwigshafen“ informiert über
die „Vielfalt beim Eisenbahner-Sportverein (ESV)“ Ludwigshafen und hebt ausdrücklich das Eltern-Kind-Turnen als regel-
46
Die Familie - Ein
mäßiges Kursangebot und das zum zweiten Mal stattfindende
Familien-Sportfest hervor.
Als Institution hat sich bereits die Familienwanderfahrt der
Heilbronner Rudergesellschaft „Schwaben“ durchgesetzt. Die
Liga für freie Lebensgestaltung Kiel, ein Verein des Deutschen
Verbandes für Freikörperkultur (DFK), hat das 3. „FamilienKlubb-Turnier“ des Landesverbandes Schleswig-Holstein
organisiert. Diese Veranstaltung wird bei schnell steigender
Akzeptanz jedes Jahr an einen anderen Ausrichter vergeben.
Mit einer Neuheit wartete die 2012 ebenfalls erst zum 3. Mal
ausgeschriebene „Tour der Generationen“ als „Familien-RadSternfahrt“ der Sportvereinigung Ahorn 1910 auf. Denn zum
ersten Mal konnten auch Aktive mit einem Handicap teilnehmen.
Der Sportverein Suhl hat eine feste wöchentliche, vom Wetter
unabhängige, Hallenzeit für Familiensport und bezieht auch
Großeltern, Tanten und Onkel bewusst in seine Informationen
mit ein. Der Jenaer Rad Verein betreut Radsportbegeisterte
zwischen 7 und 77 Jahren. Auf seiner Homepage schreibt er
Familiensportfeste und Familien-Radwanderungen aus. Weil
Geselligkeit einen hohen Stellenwert hat, werden auch dafür
Treffs terminiert. „Alle Mitglieder, aber auch Verwandte,
starkes Team im Sportverein
Bekannte und Freunde sind dazu eingeladen“. Dr. Winfried
Benner, der ehemalige langjährige Vorsitzende des DJKTurnvereins Hammelburg 1892, hat zum 59. Mal die Bedingungen für das Deutsche Sportabzeichen in Gold erfüllt. „Mr.
Sportabzeichen“ wird der 77-Jährige liebevoll genannt, auch
von seinen fünf Enkeln, die alle bereits mehrfach das Jugendsportabzeichen erworben haben.
Wenn alle Generationen mit altersentsprechenden Angeboten
sportlich aktiv sein können, ist das bereits ein sehr gutes Beispiel für das Sporttreiben mit der ganzen Familie. Vorrang hat
das Vorhandene an Sport und Geselligkeit. Daraus lässt sich mit
der Zeit entwickeln, was Mitglieder oder Interessierte wünschen und Mitarbeiter in Führung, Sportpraxis und Verwaltung
leisten können. Wer dabei den Familienverbund immer im Sinn
hat, liegt sowieso richtig mit Ergänzung und Ausweitung.
Wettkämpfe haben in dieser Gemengelage immer ihren Reiz.
Zu Pfingsten richtet der Hardter Tennisverein, Dorsten, ein
Eltern-Kind-Turnier aus. Die weibliche B-Jugend in der Turnund Sportgemeinde 1861 Giengen/Brenz spielt 3 x 20 Minuten gegen ihre handballerfahrenen Mütter und Tanten. 14
Freizeitteams, meistens zunächst zuschauende Eltern, haben
sich schon im Uhlenhorster Hockey-Club, Hamburg, gebildet.
Beim 9. Familienturnier im Tischtennis des Haaner Turnvereins
1863 waren 14 Mannschaften am Start, wobei die aktiven
Jugendlichen immer mit einem Familienangehörigen zusammen spielen.
„Familien raufen“ heißt das Angebot im Sarkwitzer Sportverein und im Sereetzer Sportverein. In 28 Vereinen des Landessportverbandes Schleswig-Holstein (LSV) vermitteln Aikido,
Judo, Ju-Jutsu oder Jiu-Jitsu neue Erfahrungen und gemeinsame Erlebnisse. Vor allem die Printmedien berichten engagiert, Familienbildungsstätten und lokale Bündnisse für
Familien sind interessiert. Die LSV-Initiative ist Teil des
Modellprojekts „Sport bewegt Familien – Familien bewegen
den Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Es wird vom Bundesministerium für Familien, Senioren,
Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert und hat das ehrgeizige Ziel, die Familienfreundlichkeit in 91.000 Sportvereinen
weiter auszubauen.
Das Familienzentrum Kindergarten Dewitzstraße, Lemgo, und
der Turnverein Lemgo von 1863 bringen Erzieherinnen, Eltern
und Sportbegeisterte in einem Fit-Mix-Kurs zusammen. Beide
Organisationen sind Anlauf- und Anmeldestellen. Der Turnverein Cannstatt 1846 und das Stuttgarter Gesundheitsamt,
dazu die Eltern sowie die Cateringfirma für die Sportkindertagesstätte haben ein schlüssiges Konzept entwickelt, mit dem
Sport, Bewegung, Gesundheit und Ernährung als Einheit in
Von Karl Hoffmann
die Tat umgesetzt werden. Drei Kleinvereine aus der Uckermark beteiligen sich am Projekt „Die Familie – ein starkes
Team im Sportverein“ des Landessportbundes Brandenburg.
Der Eishockeyverein Flemsdorfer Haie, die Sportgemeinschaft
Crussow und der Sportverein Rot-Weiß Carmzow tauschen
ihre Erfahrungen aus, erkennen Synergieeffekte in kreativer
Kooperation und empfehlen sich für ein aktives Familienleben, die Werbung für engagierte Mitarbeit eingeschlossen.
Die Sportvereine sind darauf angewiesen, dass Familien oder
einzelne Mitglieder uneigennützig Fähigkeiten und Finanzen
gemeinschaftsdienlich einsetzen. Der Turnverein 1846 Bretten
führt seine beständigen Erfolge im Gerätturnen der Schülerinnen und weiblichen Jugendlichen nicht nur auf das Engagement des Trainerteams und die Kompetenz von sechs
Kampfrichterinnen zurück. Gedankt wird vor allem im „Turner
Echo“, der Vereinszeitschrift, „den vielen Eltern, die sich mit
ihren PKW`s als Fahrer zur Verfügung stellen“. Der SchwimmClub Phönix von 1988 Heide (SC) hat einen Elternbrief veröffentlicht. Auch hier werden die helfenden Mütter und Väter
zunächst als gute Beispiele aufgeführt und die noch Unentschlossenen im Interesse ihrer Kinder gezielt angesprochen.
Wenn Eltern sogar zu Einsätzen im Kampfrichterwesen bereit
sind, übernimmt der SC die Kosten für die theoretische Ausbildung. Die Sportvereine setzen außerdem finanz- und
gesellschaftspolitisch bedeutsame Zeichen, indem sie Familienbeiträge berechnen. Dafür sind immer Beschlüsse der
Mitgliederversammlungen als oberste Vereinsorgane erforderlich. Sie werden meistens einstimmig, mindestens aber mit
überwältigender Mehrheit gefasst und sind seit Jahrzehnten
unverzichtbarer Teil sozialer Staffelungen.
Ergänzende Regelungen kommen dazu. Die Sportvereinigung
Sterkrade-Nord 1920/25, Oberhausen, oder der Sportverein
„Grün-Weiß“ Vallstedt von 1897, Vechelde, erstatten Beiträge
für das minderjährige Kind nach den Bestimmungen des
Sozialleistungsträgers, wenn der Erziehungsberechtigte
Grundsicherungsleistungen nach dem Sozialgesetzbuch II
bzw. Kinderzuschlag oder Wohngeld erhält. Das ShotokanKarate Dojo Bad Salzuflen schreibt sportspezifische Lehrgänge
mit abschließender Prüfung aus. Wenn drei Familienmitglieder teilnehmen, zahlen nur zwei.
Zur „Familienzeit in Gruppen“ motiviert der Turn- und Sportverein Berlin-Wittenau 1896: Kinder, Geschwister, erwachsene
Bezugspersonen jeden Alters. Ergänzend zum Spielen und
Sporttreiben in aller Vielfalt wird Vertrauen aufgebaut und
gestärkt im gegenseitigen Nehmen und Geben: „Du bist da.
Du fängst mich auf“. So beeinflussen neue Erfahrungen und
gemeinsame Erlebnisse im Denken und Handeln die Entwicklung zu noch mehr familienfreundlichem Sport.
47
in Vormittag im Mai. Der Pförtner am Eingang zum
Münchner Olympiapark empfängt leicht genervt. Kaum
Platz heute auf den Parkplätzen, die Allianz ist im Haus.
Handwerker eilen behänden Schritts in die große Olympiahalle. Vorbereitungen für die Aktionärsversammlung des Versicherungsriesen. Stress auch in der Chefetage der Parkverwalter.
Das Olympiastadion kann dem Andrang zum Public Viewing
aus Anlass des bevorstehenden Champions League-Finales mit
den Bayern in der Fröttmaninger Arena nicht mehr standhalten. 65.000 Karten: Im Nu vergriffen, die Olympiapark Gesellschaft (OMG) muss anbauen: Auf der Theresienwiese, wo für
gewöhnlich erst im Herbst der Wahnsinn tobt. Die Ruhe selbst
an diesem Tag sind offenbar nur die Gartenpfleger des Ensembles. Auf Golfplatzniveau trimmen sie die hügeligen Rasenflächen, sie wissen, was sie dem Ruf des Parks schuldig sind.
Akkurate Pflege steht hier täglich auf der Agenda.
E
Stolz nennt Ralph Huber, seit 2007 im Olympiapark und nun
sein erst dritter Chef (nach Werner Göhner und Wilfrid
Spronk), kaum glaubliche Zahlen: acht Millionen Menschen
von der Lebensart, wie Vogel sie sich vorstellt, besuchen
jährlich den Park, plus vier Millionen, die ein Ticket kaufen für
die diversen Veranstaltungen der Parkgesellschaft. Nur die
Altstadt Münchens rund ums Hofbräuhaus könne noch bessere Zahlen bieten, ergänzt Hubers Stellvertreter Arno Hartung,
ein Urgestein des Parks. Was die Menschen anlockt? „Die
Architektur, ihre Silhouette, weil er ein Wahrzeichen ist“, sagt
Huber. Seine zentrale Lage, seine Unversehrtheit, sollte man
ergänzen. Was für ein Kontrast zu den leblos erscheinenden
Anlagen anderer Olympiastädte. Selbst im Pekinger Park der
Spiele von 2008 wurde „Unkraut auf der Tribüne“ (Spiegel)
gesichtet. „Schlimm ist Athen“, weiß Hartung, „nur Barcelona
kommt in etwa an uns ran.“
Das gleißende Sonnenlicht des Frühjahrstags taucht die Anlage in sanfte, irgendwie geheimnisvolle Farben. München
leuchtet - mal wieder. Die Gedanken des Besuchers wenden
sich augenblicklich rückwärts: In die Zeit vor 40 Jahren, als der
Park aufging in der unaufdringlichen pastellfarbenen Komposition des Otl (eigentlich Otto) Aicher - geniale Erwiderung des
Ulmer Gestaltungsbeauftragten der Olympischen Spiele 1972
auf das beklemmende NS-Blutrot von Olympia 1936 in Berlin.
Folglich durchaus mit berechtigtem Selbstbewusstsein dürfen
die Stadt und ihre „Tochter“ OMG im Sommer jubilieren. Ein
Festival ist in Planung für den 26. August – das ist der Tag, der
in München in goldenem Rahmen steht: strahlend schöner
Eröffnungstag der Spiele vor 40 Jahren. Im dann vorwiegend
sportiven Treiben wird es kaum ein Verschnaufen geben, keine
Zeit bleiben für nachdenkliche Töne. Dabei sind die längst
angestimmt. Im Maienlichte glänzt oft nur die Oberfläche,
indes mit Röntgenaugen auf sie zu blicken, legt Brüchigkeit
darunter bloß. Trotz aller kosmetischen Pflege ist der Park, der
in den 1960er-Jahren nicht für ein halbes Jahrhundert geplant
war, aber ein Muster für Nachhaltigkeit geworden ist, in die
Jahre gekommen. Beton beginnt zu bröseln, unter der Last des
Alters ächzt Betriebstechnik. Modernität sieht anders aus.
Es war Aicher gewesen, der weiland Willi Daumes Mahnung,
das Vertrauen nicht zu enttäuschen, das die Welt den Deutschen zwei Jahrzehnte nach Kriegsende mit der Vergabe der
Spiele nach München entgegenbrachte, früh umgedeutet
hatte in die Vorstellungen des Gestalters. „Nimmt es uns die
Welt ab, wenn wir darauf hinweisen, dass das Deutschland
von heute ein anderes ist als das Deutschland von damals“,
fragte er und fuhr fort: „Vertrauen gewinnt man nicht durch
Worte, sondern durch sichtbare Bezeugungen und gewonnene
Sympathien. Es kommt weniger drauf an, zu erklären, dass es
ein anderes Deutschland gibt, als es zu zeigen.“
Jedermann überzeugender Beleg des Aicherschen Vortrags aus
den Sechziger Jahren: Der Olympiapark, das einzigartige Erbe
der Münchner Spiele. Seine scheinbare Unverbrauchtheit am
sonnigen Maitag anno 2012 verführt zum Träumen. Wie sie
heute wohl empfinden würden, die ehemaligen Olympiaplaner,
Initiator Willi Daume, Stadionarchitekt Günther Behnisch,
Gartengestalter Günther Grzimek, Parkverwalter Werner
Göhner und eben Otl Aicher, alle nicht mehr von dieser Welt?
Der neben Behnischs Partner Fritz Auer einzig noch lebende
Entscheider von damals, Münchens Alt-OB Jochen Vogel, hat
dieser Tage versucht, sich vorzustellen, „wie ungeheuer zufrieden sie wohl wären, wenn sie heute, an einem sonnigen
Nachmittag durch den Olympiapark schlendern, und es darin
vor lauter Touristen und Einheimischen nur so wimmelt.
Menschen, die spazieren gehen, joggen, auf Bänken sitzen,
sich unterhalten und in Frieden mit sich und ihrer Umgebung
entspannen – genau so, wie sie es sich gewünscht hatten“.
48
Gewaltige Millionensummen sind aufzubringen, um das
Schmuckstück aufzupolieren. Ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag ist bereits investiert, die Renovierungskosten für
das berühmte gläserne Zeltdach, für dessen Entwurf einst die
Strumpfhose der Frau von Architekt Auer herhalten musste,
werden hoch in die 80 Millionen gehen. Vielschichtig ist das
Gewirr der Stimmen: Wie nur kann die Stadt den notwendigen Relaunch stemmen im Angesicht anderer gleichbedeutender städtischer Investitionsmaßnahmen? Ein Runder Tisch mit
allen Parteien und zuständigen Gremien soll Klarheit schaffen.
Das Stichwort für die Runde heißt: Zukunftssicherung des
neben dem Hofbräuhaus weltweit bekanntesten Wahrzeichens
von München. Ralph Huber hofft, dass Nägel mit Köpfen
gemacht werden, „weil alle Entscheider am Tisch sitzen“.
Für Huber und seine Leute geht es nicht nur um Renovierung,
sondern immer auch um die Balance zwischen Bewahrung des
Ursprünglichen und Anpassung an die Bedürfnisse des 21.
Jahrhunderts. Ein Museum soll er nicht sein, der Park, „Schuhschachteln wollen wir aber auch nicht reinstellen und das
Grün nicht versiegeln“ (Huber). Der OMG-Chef hat sich sagen
lassen, was einst Gartenbauer Grzimek angemahnt hat: „Der
Park ist eine Gebrauchslandschaft, und die muss Veränderung
Erklärungen seitens des
Sports zur Frage Sommeroder Winterolympia in
Deutschland. „Das Interesse am Wintersport ist
inzwischen höher“, will
Ralph Huber herausgefunden haben, unter
anderem der Sportleridole
wegen, die er mehrheitlich in Schnee und Eis
verortet.
Ein Muster für Nachhaltigkeit:
Gleichgewicht halten ist
eine Übung, die nicht nur
der Ästhetik des Parks
bekommt. Auch dem
Unterhaltungsangebot der
Anlage muss sie Gelenkigkeit verschaffen und,
speziell den Sport betreffend, der altersbedingten
Geschmacksveränderung
der Konsumenten Rechnung tragen. Es gilt,
Ausblick halten nach
neuen Zielgruppen. Mit
Traditionswettbewerben
tun sie sich zunehmend
schwer in München, was
die OMG aber nicht davon
abhält, Bewerbungen um
internationale Meisterschaften olympischer
Topdisziplinen ins Auge zu
fassen; oder das Olympiastadion doch noch mal
wieder herzurichten für
den Fußball, wie im Mai das Champions League-Finale der
Frauen. Auch die gerade beendeten Special Olympics passten
bestens in die Traditionslinie. „Die Vergangenheit nicht negieren“, sagt Huber, „der Übergang muss fließend sein“: in Richtung der Events, die die Jugend anlocken, die Klientel der
Zukunft.
40 Jahre Olympiapark München
Von Michael Gernandt
unterworfen sein.“ Arno Hartung definiert die Problematik
formelhaft: „Das Erbe bewahren, davon leben wir.“
Das Handicap der Parkwächter könnte im niedrigen einstelligen Bereich liegen, hätte es nicht zwei existenzielle Zäsuren
gegeben: 2005 den Auszug des Dukatenesels FC Bayern aus
dem Olympiastadion und 2011 Münchens deftige Niederlage
bei der IOC-Wahl für Winterolympia 2018. Der ökonomische
und mediale Verlust durch den Umzug der Fußballer nach
Fröttmaning: nicht zu kompensieren. Es sei aber „falsch, dem
jetzt noch nachzutrauern“ (Hartung). Und, ja doch, mit dem
dann zusätzlich von Bund und Land für Olympia 2018 bereitgestellten Geld wäre die Nachrüstung des Parks „zu hundert
Prozent leichter geworden“ (Huber). Logisch deshalb, dass die
OMG an eine zweite Bewerbung denkt, zumal sie „einen Spalt
beim DOSB“ entdeckt haben wollen, wie immer der aussehen
mag. Gleichwohl sind sie irritiert über missverständliche
So war denn der Jubel im Bungalow am Brauchle-Ring nicht
zu überhören, als die OMG jetzt den Zuschlag erhielt für die
Sommer-X-Games der Jahre 2013 bis 2015, das cool-flockige
Spektakel des US-Sportsenders ESPN für Extremsportarten.
Risikofaktoren und Gänsehautgefühl all inclusive. Für die OMG
ist die Errungenschaft aus Übersee wie neuer Wein in alten
Schläuchen. Also, ein Prosit auf die Zukunft. Willkommene
Begleiterscheinung: erstmals wird es wieder bunte Bewegbilder aus dem Olympiapark für die ganze Welt geben. Muss
dann nur noch die Sonne scheinen wie einst im Mai.
49
Ines Geipel und Hansjörg Kofink –
Weggefährten im Anti-Doping-Kampf
Von Ewald Walker
aus Ost und West
Ihr Hintergrund kann unterschiedlicher nicht sein. Ex-Sprinterin Ines Geipel wurde als staatlich anerkanntes
Opfer des DDR-Zwangsdopings zur personifizierten Widerstandskämpferin gegen Doping und für ihre „große
Liebe zur Wahrheit“ von Joachim Gauck, dem heutigen Bundespräsidenten, mit dem Ethikpreis der DJK
geehrt. Der ehemalige Kugelstoß-Bundestrainer Hansjörg Kofink leitete 1972 seinen Anti-Doping-Kampf mit
einem „Brandbrief“ vor den Olympischen Spielen an das NOK für Deutschland und den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ein. Porträts zweier Weggefährten im Anti-Doping-Kampf aus Ost und West.
E
s ist wichtig, dass wir Ines Geipel haben.“ Dieses Wort
stammt aus berufenem Mund. Joachim Gauck, damals
noch nicht Bundespräsident, würdigte die ehemalige
„
DDR-Sprinterin, Anti-Doping-Kämpferin und Schriftstellerin
in seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Ethik-Preises
Von der
Sprinterin zur
Schriftstellerin
des katholischen Sportverbandes Deutsche Jugend-Kraft
(DJK) 2011 an Geipel und deren Art, sich einzumischen.
Dieser Weg durch den manipulierten Sport, („Ich kam aus der
Mitte der Diktatur“) in die Freiheit war beschwerlich und mit
heftigen körperlichen Beschwerden verbunden. Es war der
klassische Weg junger DDR-Sportler: von der Spartakiade mit
den betrügerischen Methoden des Zwangsdopings über die
Kunststoffbahnen der DDR, in Rom, Paris oder Mexiko bis hin
zu einem (Staffel-)Weltrekord. Laufen war für Ines Geipel eine
zeitlang Lebensinhalt. „Mit Laufen habe ich überlebt“, sagt die
heute 51-Jährige. Aus kindlichem Laufen als „Naturkind“
wurde das schnelle Laufen. Mit Sprinten konnte die blonde
Athletin über die kleine Welt der DDR hinausschauen. „Mit
Leistung konntest du die Welt sehen“, lautet ihr ambivalentes
Fazit, denn es gab schmerzliche Risse in der Sprintkarriere der
gebürtigen Dresdnerin. 11,21 Sekunden war ihre Bestzeit über
50
100 Meter – auch heute noch eine Weltklassezeit. Sie wurde
Startläuferin der 4x100 Meter-Staffel des SC Motor Jena, die
1984 mit Bärbel Wöckel, Ingrid Auerswald und Marlies Göhr
mit 42,20 Sekunden einen bis heute nicht erreichten Weltrekord für Vereinsstaffeln aufstellte. Mit dieser Zeit hätten sie
noch bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Goldmedaille geholt. „Wir haben diesen Rekord einfach so aus
laissez-faire erzielt“, erinnert sich Geipel an die Zeit, in der
durch den Olympiaboykott des Ostens 1984 in Los Angeles
die Luft eigentlich raus war, die Staffelläuferinnen liefen
ohne Druck. „Ich habe den Staffelstab Bärbel Wöckel, die ja so
unheimlich schnell war, quasi hinterhergeworfen“, sagt Geipel. Es war eine symbolische Handlung, denn Geipels Laufbahn war danach bald zu Ende.
Weil der Rekord für Ines Geipel das Produkt staatlichen
Dopings und damit Betrug und Körperverletzung zugleich ein
krimineller Akt war, ließ sie sich 2005 aus der Rekordliste
streichen. Die drei Staffelkolleginnen sind bis heute nicht gut
zu sprechen auf die Außenseiterin Geipel. Ihr späteres Engagement im Anti-Dopingkampf brachte ihr Beschimpfungen
und körperliche Attacken ein. Mit 14 war sie aus dem Elternhaus geflogen und landete im Internat, mit 17 kam sie in den
Sportclub in Jena. Heute spricht sie von der „Tragik des
Talents in der Diktatur“. Ihre Start-Situation - „Der musische,
aber haltlose Vater, der in seiner Agententätigkeit aufgeht,
die ohnmächtige Mutter, Tochter eines NS-Funktionärs, die
sich in der Kälte einrichtet“ - schildert sie als Schriftstellerin
später in ihrem zweiten Roman „Heimspiel“.
Mit der Aufnahme in den SC Motor Jena wurde sie unmittelbar ins medizinische Programm der „unterstützenden Mittel“
aufgenommen, ins konspirative Zwangsdopingsystem der
DDR, seit 1974 etabliert. Die blauen Pillen (Oral-Turinabol)
waren in ihm der Basis-Stoff. „Jedes Kind weiß, dass es Tabletten nimmt. Aber kein DDR-Athlet erhielt die nötige Information, was Nach- und Nebenwirkungen dieser Tabletten
war", sagt Geipel. Die gesundheitlichen Wirkungen waren
auch für sie fatal. Im Rückblick fühlte sich Geipel wie ein
hochgezüchtetes Pferd. „Start: die Klappe geht auf, ich bin
losgerannt“, das war Sprint für die Blondine.
Die Liebe zum späteren Geher- Olympiasieger Ernesto Canto
1983 im Mexiko-Trainingslager und ihre Fluchtgedanken
rückten Geipel in die Stasi-Observation. Das Ende ihrer leistungssportlichen Karriere verlief 1985 dramatisch. Wie sie
später aus ihrer Stasi-Akte erfuhr, wurde Geipel lückenlos
ausspioniert. „Lehrer, Vater, Trainer, Mit-Athleten, Nachbarn –
mein ganzes Jenaer Umfeld hatte mich im Visier“, lautete
Geipels schockierende Erkenntnis. Man wollte die unliebsame
Sprinterin "strategisch vernichten", wie es im Stasi-Jargon
hieß, das bedeutete: aus dem Sport haben. Bei einer Unterleibsoperation wurden ihr deshalb innere Organe bewusst
verletzt. Doch das nicht genug: Immer wieder kam es zu
Tribunalen, bei denen sie sich gegen ihre oppositionellen
Freunde zu entscheiden hatte. Als sie sich vor Sportfunktionären klar und deutlich für die Freunde aussprach, waren die
Messen gesungen: Im Sommer 1985 hatte sie binnen zehn
Minuten das Vereinsgelände in Jena zu verlassen. Dieser
Rausschmiss wurde ihr Aufbruch. Sie studierte Germanistik in
Jena und floh 1989 zu Fuß über Ungarn in den Westen. „Die
Erfahrungen im Sport halfen mir, aus dem System wegzulaufen.“ In Darmstadt studierte sie Philosophie und Soziologie
und begann, nach einer eigenen Sprache zu suchen für ihre
in der DDR geprägte.
"Diese Zeit nach 1989. Sie war so faszinierend wie unbedingt
nötig, weil so klärend", sagt sie. Der Heidelberger DopingExperte Professor Werner Franke motivierte Geipel, sich im
Berliner Doping-Prozess 2000 gegen ehemalige DDR-Sportführer als Nebenklägerin aufzustellen. „Ines Geipel war eine
der wichtigsten Stimmen im Anti-Doping-Prozess“, bewertet
Franke ihr Engagement aus heutiger Sicht. Sie leistete ihren
Beitrag für die Verurteilung der DDR-Doping-Verantwortlichen und auch dafür, dass knapp 200 weitere Geschädigte als
staatlich anerkannte Dopingopfer eine Entschädigung erhielten. „Ines Geipel ist der personifizierte Widerstand gegen
Doping“, beschreibt der Rottenburger Hansjörg Kofink, noch
heute die Rolle seiner Mitstreiterin im Anti-Doping-Kampf.
Die Geschichte der jungen Sprinterin, eingebunden ins DDRStaatsdoping, hat Geipel durch ihren Weg und ihre Haltung
längst hinter sich gelassen. Dafür hat sie sich als eine der
ganz wenigen Sportler als Schriftstellerin etabliert. Sie mischt
sich ein, nicht nur im Sport. „Wer will nicht ein Sternchen
sein in dieser Gesellschaft“, kommentiert die inzwischen als
Professorin für Verskunst an der Berliner Hochschule für
Schauspielkunst tätige Intellektuelle die Streichung ihres
Namens in der Liste der DLV-Rekorde und den Ersatz durch
ein Sternchen ironisch. Für das Verhalten ihrer ehemaligen
Staffelkolleginnen hat Geipel nur wenig Verständnis. „Psychologisch kann ich das noch nachvollziehen, aber bitte: Wir sind
doch keine Jungpioniere mehr. Wann soll er denn kommen,
der Abschied vom DDR-Zwangsdoping? Man muss sich doch
irgendwann mal emanzipieren, sonst gibt man sich doch
lebenslänglich“, sagt sie. Unterstützung erhielt sie dafür auch
von Joachim Gauck. „Sie sonnen sich im Stolz einmal errungener Siege – egal wie diese Siege zustande kamen“, sagte
Gauck in seiner Laudatio bei der DJK-Ethik-Preisverleihung.
„Wir sind mit Ines Geipel traurig über die Top-Athleten der
DDR, die nicht aufwachen wollen“, so Gauck weiter.
Längst hat sie als Schriftstellerin mit inzwischen 15 Buchveröffentlichungen ihre persönliche Geschichte, aber auch die in
Ost und West ein Stück aufgearbeitet. In „No Limit“ geht es
um die gut „trainierte“ Chemie-Kultur im Sport wie in der
Gesellschaft. Im „Seelenriss“ fragt sie nach den Folgen unserer
Effizienz-Gesellschaft und erzählt in biografischen Vignetten
Depressions-Schicksale wie das des Fußballtorwarts Robert
Enke. Mit ihrem im März 2012 erschienenen Buch „Der Amok
Komplex oder die Schule des Tötens“ zeigt sie Hintergründe
jugendlicher Gewalt, konkret von fünf aktuellen Amokläufen,
auf.
Ines Geipel hat selber Seelenrisse erfahren. Man merkt es
ihren Büchern an. Sie glaubt an "die Konstruktive des
Schmerzes, eben daran, dass man auf Brüche, Risse, Knoten
zugehen muss, um sie aufzulösen. Abhauen und Beschweigen, das kann keine Lösung sein."
W
ie wird man eigentlich Anti-Doping-Kämpfer?
Hansjörg Kofinks Weg in die dunklen Kanäle des
Sports begann unmittelbar vor Beginn der Olympischen Spiele 1972 in München. Weil drei seiner Kugelstoßerinnen, darunter auch seine Frau Sigrun Kofink, trotz erfüllter
Mahner und
Kämpfer für
sauberen Sport
Olympianorm nicht für die Spiele im eigenen Land nominiert
wurden - es war die einzige Disziplin, die wegen „mangelnder
Leistungsstärke“ gegenüber den mit Anabolika gedopten
Ostblock-Athletinnen unbesetzt blieb – trat Kofink von seinem Posten als Bundestrainer zurück und kämpft seitdem
gegen das Damoklesschwert des Sports.
51
„Ohne Dopingmittel sind die plötzlichen Leistungssteigerungen von bis zu drei Metern nicht möglich“, schrieb Kofink am
5. August 1972, drei Wochen vor Beginn der Spiele in einem
„Brandbrief“ an den DLV und das NOK. „Müssen unsere Athletinnen verbotener Weise Anabolika zu sich nehmen, um die
Leistungen zu erreichen, an denen sie gemessen werden?“,
wollte er wissen. Doch Kofink bekam keine Antworten und
lernte vielmehr ein bis heute verbreitetes Prinzip kennen:
Wegsehen und Weghören. Die Körper der Kugelstoßerinnen
und deren Leistungen explodierten, Kofink quittierte die
Entwicklung mit dem besagten Rücktritt. Seine Nachfolger
hatten offensichtlich keine Probleme, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren.
Seit vier Jahrzehnten ist der inzwischen 75-jährige Kofink
Kämpfer gegen Doping und Mahner für einen sauberen Sport
und hat sich große Anerkennung verschafft. „Hansjörg Kofink
ist ein zutiefst humaner Mensch“, charakterisiert der Heidelberger Doping-Experte Werner Franke seinen Mitstreiter und
bringt dessen Botschaften auf den Punkt: „Man virilisiert
keine Frauen mit Doping“. Frankes Ehefrau Brigitte Berendonk,
die Anfang der siebziger Jahre als Diskuswerferin Kofinks
DLV-Kader angehörte, spricht vom „Blick zurück im Zorn, weil
wir in einem Verband waren, der nichts unternommen hat
um aufzudecken und zu ahnden“.
Über den Anti-Dopingkampf hinaus lieferte der Gymnasialprofessor Kofink Anfang der neunziger Jahre Anstöße in der
Diskussion um die Wiedervereinigung des Sports in Ost und
West. “Kofink hat sich vehement gegen die Verherrlichung
und Wiederbelebung des Geistes der Kinder- und Jugendsportschulen gewehrt“, sagt Gerhard Treutlein, der in Heidelberg das Zentrum für Dopingprävention gegründet hat.
„Dank Hansjörg Kofink ist Baden-Württemberg ein Ort des
Widerstands gegen Doping geworden“, betont die ehemalige
DDR-Sprinterin Ines Geipel. Mit Kofink habe sie „eine tiefe
Verbindung im Bestreben nach Freisein im Sport“, aus der
eine sächsisch-schwäbische Anti-Doping-Liaison geworden
sei, so die Professorin und
Schriftstellerin. „Hansjörg
Kofink ist für mich eine Art
Ersatzvater geworden, eine
Leitfigur im Kampf gegen
Doping“, unterstreicht die
51-Jährige Kofinks Stellenwert. Dieser rühre auch
daher, „dass wir in der DDR
Niemanden hatten, der wie
Kofink für die Freiheit des
Sports eingetreten ist“.
Kofinks Einsatz für einen
sauberen Sport wäre nicht
denkbar ohne sein pädagogi-
52
sches Wirken. Über 30 Jahre hat er als Präsident im Deutschen Sportlehrerverband die Geschicke des Schulsports in
der Bundesrepublik und auf europäischer Ebene gelenkt. Von
den Olympischen Spielen 1972 hatte sich Kofink „Schubkraft
für den Schulsport und den freien Sport erhofft“. Heute zieht
er einen klaren Strich zwischen dem Schul- und dem Leistungssport und fordert, „dass junge Menschen, die in den
Profisport wollen, gefestigt sein müssen“.
Armin Emrich, langjähriger Handball-Bundestrainer bei den
Männern und Frauen, hat Kofink als besonderen Kollegen in
der Lehrerbildung erlebt. „Er ist für mich die Verkörperung
von Fachkompetenz und Leidenschaft für das Berufsbild des
Trainers und Sportlehrers, der sich bewusst mit den Gefahren
des Leistungssports auseinandergesetzt hat“, sagt der frühere
Bundesliga-Spieler bei Frischauf Göppingen und TuS Hofweiher.
Die Auszeichnung mit der Heidi-Krieger-Medaille für engagiertes und mutiges Auftreten gegen Doping im Umfeld der
Leichtathletik-WM 2009 in Berlin sieht Kofink „als ein Symbol, das mich sehr nachdenklich macht“. Wenn man einen
Preis für etwas bekomme, das eigentlich selbstverständlich
sei, stimme etwas nicht mehr, so Kofink. „Die ganzen Probleme, die wir heute haben, hängen ausschließlich damit zusammen, dass die Spitze des deutschen Sports in der Wendezeit
komplett versagt hat", lautet sein ernüchterndes Credo. Dafür
ist er mit seiner Geradlinigkeit und Verlässlichkeit zum Vorbild
geworden.
In jüngster Zeit hat der 75-Jährige gemeinsam mit einigen
prominenten Anti-Doping-Gegnern mit zwei offenen Briefen von sich Reden gemacht. »Wir fordern von Politik und
Sport ein konsequentes und glaubwürdiges Eintreten für
einen sauberen Sport«, heißt es da. Hintergrund ist die
Blutdopingaffäre in Erfurt, bei der Sportarzt Andreas Franke
am Olympiastützpunkt rund 30 Athleten Blut entnommen,
mit UV-Licht bestrahlt und dem Körper der Athleten wieder
zugeführt hat und der 25.Todestag der Mainzer Mehrkämpferin Birgit Dressel. Die
Gruppe der Anti-DopingKämpfer, der auch Brigitte
Berendonk, Gerhard Treutlein, Biathlon-Olympiasiegerin Antje Misersky und DDRDoping-Opfer Andreas
Krieger angehören, erhebt
den massiven Vorwurf, das
System dulde Doping. „Es
reicht“, lautet die Botschaft
der Unterzeichner, an die
Adresse von Bundeskanzlerin Angela Merkel und
DOSB-Präsident Thomas
Bach gerichtet.
Die GlücksSpirale
fördert den Sport.
Lose in jeder
LOTTO-Annahmestelle
Die Rentenlotterie.
Spielteilnahme ab 18 Jahren. Glücksspiel kann süchtig machen.
Nähere Informationen bei LOTTO und unter www.gluecksspirale.de.
Was macht eigentlich ...?
Paul Falk
Von Herbert Neumann
D
ie Älteren erinnern sich gern an Ria Baran und Paul Falk, die
Anfang der 50er Jahre im Paarlauf auf Rollen und Kufen
die internationale Szene beherrschten. 1950 holten sie in
London die erste Medaille nach dem Krieg für Deutschland bei den
Europameisterschaften im Rollkunstlauf. Sechs Mal in Folge
gewannen sie den deutschen Titel auf Rollen und auf dem Eis. Als
die deutschen Sportler nach dem Krieg international wieder
starten durften, stürmten Ria Baran/Paul Falk auf Anhieb an die
Spitze der Weltelite: 1951
als Europa- und Weltmeister in beiden Disziplinen.
1952 gewannen sie alles,
was es zu gewinnen gab:
die sechste deutsche Meisterschaft in GarmischPartenkirchen, in Wien
wurden sie zum zweiten
Mal Europameister, in
Dortmund durften sie in
Anwesenheit des Bundespräsidenten Theodor Heuß
die neue Westfalenhalle
eröffnen mit der Kür, mit
der sie am 22. Februar 1952
im Bislett-Stadion von Oslo
den olympischen Wettbewerb bestritten. Sie hatten
sich von Bernd Kampka
nach Motiven von Beethoven und Karl Maria von
Weber die Musik zusammenstellen lassen. Mit der
Egmont-Overtüre begann
ihre anspruchsvolle FünfMinuten-Kür an der sie 12
Jahre gefeilt haben, der
mittelgroße, sehr kräftige
Feinmechaniker und seine
zierliche, künstlerisch
begabte Partnerin Ria
Baran, zwei ehrgeizige hochtalentierte Autodidakten, die sich
gemeinsam, wie es heute heißt, zu einem Gesamtkunstwerk
entwickelt hatten. Der Amerikaner Theodor Kennedy, Zahnarzt aus
Seattle, Vater der Geschwister Michael und Carol, die bereits von
einem Trainer und einem Choreografen betreut wurden, erklärte in
der Öffentlichkeit: „Michael und Carol sind heute nicht mehr zu
54
schlagen. Ihr einziger Wunsch ist es, gegen die Falks zu gewinnen,
denn die Deutschen sind das einzige Paar der Welt, das von meinen Kindern noch nicht besiegt wurde. Diesmal wird es anders
werden, das weiß ich schon heute.“ „Die Falks waren besser“,
schrieb damals der Spiegel. Und der Rundfunkreporter Heinz
Maegerlein rief entzückt ins Mikrofon: „Das war eine blitzsaubere
Leistung.“
Ria Baran und Paul Falk hatten
die Goldmedaille gewonnen.
Die Kennedys wurden Zweite.
Ria Baran und Paul Falk hatten
in eindrucksvoller Weise dem
Paarlauf auf dem Eis zu einem
neuen Höhepunkt verholfen.
Mit einer Olympiakür voller
Tempo, Tanz, Ausdruckskraft
und Artistik, getragen von
großer Musik, wurde die Kür
vor einem faszinierten Publikum in hinreißender Weise
geradezu entfaltet. Und das mit
der traumhaften Sicherheit, die
sie in zwölf Jahren erworben
hatten.
Baran/Falk und die Bobfahrer
mit Anderl Ostler gewannen die
einzigen und zugleich die
ersten drei Goldmedaillen
dieser Spiele nach dem Krieg
für die damalige Bundesrepublik Deutschland.
Entsprechend groß war das
Interesse und die Begeisterung.
Deutschland hatte wieder ein
Traumpaar. Die FAZ schwärmte
noch 1996 von den „Sympathieträgern des deutschen
Sports“ und von einem „Paar
ohne Affären und Skandale“. 20.000 Zeitgenossen bereiteten Ria
Baran und Paul Falk, „Sportler des Jahres 1951“ einen begeisterten
Empfang in Dortmund. Kurze Zeit später rundete das Eiskunstlaufpaar in Paris mit der zweiten Weltmeisterschaft auf dem Eis seine
sportliche Karriere ab.
Ria Baran war unterdessen 30
Jahre alt, er 31. Allerhöchste
Zeit ins Profilager zu wechseln.
Die Eisrevue „Holiday on Ice“
hatte ein finanzielles Angebot
vorgelegt, von dem Paul Falk,
der Junge aus dem Arbeiterviertel im Norden Dortmunds, nie
zu träumen gewagt hätte. Die
harte Zeit des unendlich anmutenden Trainings, der vielen
Schwierigkeiten war vorbei,
Materialien für die selbstgefertigten Kostüme zu finden und zu bezahlen, die Sorgen um Schlittschuhe und Eis fürs Training. Es gab Krieg und Zeiten des Hungers,
wo sie froh waren, wenn der heimatliche Weiher eine Eisdecke
besaß, da von den wenigen Eishallen in Deutschland einige in
Schutt und Asche lagen. Aber der Wille zur Leistung blieb erhalten,
selbst unter den bescheidensten und schwierigsten Lebensumständen. Sie waren seit 1951 ein Ehepaar, das zusammenhielt.
Da öffnete sich nach den Olympiasieg das Tor zu einem neuen
Leben in der Glitzerwelt der Eisrevue, in der sie sich nie so recht
wohl gefühlt haben auf ihren Tourneen durch Europa und Amerika.
Dafür erhielten sie umgerechnet auf unsere Zeit die Traumgage
von etwa 20.000 Euro pro Woche. Die Amerikaner hatten bemerkt,
dass die Deutschen ihre Eislaufstars lieben. Und sie hatten richtig
kalkuliert. 29 Tage war die Dortmunder Westfalenhalle mit ihren
11.000 Plätzen ausverkauft, als Baran/Falk in der Eisrevue auftraten. Später hatten Kilius/Bäumler und Göbl/Ningel ähnliche Erfolge
in der Frankfurter Festhalle zu verzeichnen.
Es war immer das Ziel der Eiskunstläufer, am Ende der AmateurKarriere ins Profilager zu wechseln, als eine Art Erntezeit. So
förderte lange Zeit die Eisrevue ohne eigenes Zutun, allein durch
ihre Präsenz, den Leistungswillen der Akteure, die genau wussten,
dass die Gagen bei den Profis vom Erfolg im Amateur-Lager
abhängen. Unterdessen hat sich viel verändert, auf dem Eis und in
der Gesellschaft. Das Interesse des Publikums für den Eiskunstlauf,
aber auch für die Eisrevue hat sich erheblich reduziert. Über die
Gründe darf nachgedacht werden. Gewandelt hat sich auch die
Haltung des Publikums zum Profisport. Heute steht das Geld im
Vordergrund. Wert und Ansehen eines Fußballspielers stehen in
einem engen Zusammenhang mit seinem öffentlich gefeierten
Gehaltskonto. Vor sechzig Jahren war es Ria Baran und Paul Falk
geradezu peinlich, Profis zu werden, was sie sich einerseits sehnsüchtig gewünscht hatten, aber sie wussten andererseits auch,
dass die Öffentlichkeit nicht so amüsiert war. Ihre Alternative: sie
arbeitet wieder als Sekretärin und er als Feinmechaniker. Paul Falk:
„Wir hatten damals Probleme mit dem Übertritt, wir hielten unseren Sport für was Edles.“
Acht Jahre zogen sie als gefeierte Unterhaltungskünstler in der
Glitzerwelt des großen Eisgeschäfts durch Europa und Amerika,
zum Schluss bei ihren einstmals großen Vorbildern im Eisballett
von Maxi Herber und Ernst Bayer, Olympiasieger von 1936.
Der Sport hatte sich wieder einmal als gesellschaftlicher Lift
bewährt, der zwei Kinder aus einfachsten Verhältnissen auf eine
finanzielle und gesellschaftliche Ebene hob, die sie ohne ihr Talent
und ihren Ehrgeiz nicht erreicht hätten. Sie waren allerdings
immer vernünftig geblieben, auch als es Dollars regnete. Sie
kauften in Düsseldorf das Hotel am Zoo, ein kleines aber feines
Haus, das gern von der Wirtschaftsprominenz genutzt wurde, das
sie als Garni Hotel bis zum Tod von Ria Baran 1986 führten.
Am 21. Dezember 2011 ist Paul Falk neunzig Jahre alt geworden.
Seinen Geburtstag hat er im Frühjahr 2012 in Queidersbach
gefeiert. 80 Gäste waren ins Hotel gekommen, dessen große
Terrasse an einem idyllischen Waldsee liegt, unter anderem Manfred Schnelldorfer, Weltmeister und Olympiasieger (1964) aus
München und Sjoukje Dijkstra, Olympiasiegerin von 1964 aus
Holland. Mit seiner zweiten Frau Ursula, die er 1988 geheiratet
hat, ist er nach Queidersbach in die Nähe von Kaiserslautern
gezogen, um Großeltern-Pflichten zu erfüllen. Nach Dortmund
Berlin, Düsseldorf und Garmisch fühlen sich die Falks im Pfälzer
Wald sehr wohl. Der Neunzigjährige ist für sein Alter erstaunlich
fit. Seit Jahrzehnten läuft er nicht mehr auf dem Eis, dafür hat er
bis vor einigen Jahren Fußball, Golf und vor allem Tennis gespielt.
Jetzt reicht ihm das tägliche Training auf dem Ergometer. Es war
eine Freude, ihn in der großen Runde zu erleben, der noch immer
über einen kräftigen Händedruck verfügt, dessen Augen leuchten,
wenn er von seinen Erfolgen erzählt, der aufmerksam zuhört und
noch immer schlagfertig und witzig zu reagieren vermag. Er ist in
Dortmund, in der Nähe des Borsigplatzes, wo Borussia Dortmund
gegründet wurde, zwischen später berühmten Fußballspielern
aufgewachsen. Auch er sah seine Zukunft im Fußball, bis er als
Elfjähriger zu Weihnachten Rollschuhe geschenkt bekam und sich
für ihn eine neue Welt auftat. Das Bewegungstalent fiel sehr
schnell auf, und so landete er bei der Düsseldorfer EG, die, wie
damals viele Eislaufvereine, auch eine Rollschuh-Abteilung unterhielt, um bei den wenigen Eishallen in Deutschland das Sommertraining zu sichern. Bei der Düsseldorfer EG entdeckte Paul Falk
seine neue Partnerin und spätere Ehefrau Ria Baran, die den
entscheidenden Einfluss auf ihre Paarlauf-Entwicklung besaß. Sie
sorgte für die künstlerische Note, für die Kostüme, die sie anfertigte, für die Choreografie. Und wenn es galt, die Interessen des
Paares durchzusetzen, war die kleine zierliche Frau an der Front.
Ihr Partner war ein so guter Eisläufer, dass einmal der unterdessen
verstorbene ehemalige Eishockey-Bundestrainer Xaver Unsinn
bedauernd feststellte, „der Paul gehörte eigentlich zu uns“. Der
Feinmechaniker war der Mann der Präzision, und so trainierten sie
mehr als damals die anderen Paare, bis zur Erschöpfung seiner
Frau. Und was uns heute so besonders erstaunt: sie hatten keinen
Trainer, keinen Choreographen, keinen Psychotherapeuten, keinen
Manager und Sponsor. Sie waren „nur“ enorm fleißig, außergewöhnlich ehrgeizig, kreativ und hellwach, wenn es galt, bei
anderen sich einiges abzuschauen, aber auch selbst neue Figuren
zu entwickeln, wie die Lasso-Hebung. Und sie waren das erste
Paar, das parallele Doppelsprünge zeigte.
Ria Baran hat einmal einem Journalisten ihre Motivation, so hart
zu arbeiten und immer an sich zu glauben, mit dem Wunsch
erklärt, irgendwann einmal ihr gemeinsames Talent in das Kunsteis
bedeutender Arenen zu meißeln. Und ihre Lebenserfahrung hat sie
so zusammengefasst: „Die ganz Großen kommen fast immer aus
kleinen Verhältnissen, weil Arme-Leute- Kinder zäh genug sind und
nicht verhätschelt.“
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Würdigungen zum Hundertsten
Zur Erinnerung an fünf bedeutende deutsche Sportpersönlichkeiten
Von Friedrich Mevert
der Nachkriegszeit
Sie wurden im Jahr 1912 geboren und gehörten einem Jahrgang an, der das deutsche Kaiserreich und den Ersten
Weltkrieg als Kleinkinder und die Weimarer Republik als Schüler erlebte. Im „Dritten Reich“ waren sie nach der
Berufsausbildung als junge Männer zum Teil in das nationalsozialistische Machtsystem verstrickt oder erlitten als
Soldaten im Zweiten Weltkrieg schwere Verwundungen. Nach dem Zusammenbruch des NS-Staates, nach Kriegsgefangenschaft und Entnazifizierung gehörten sie als Mittdreißiger zu den Jüngeren, die damals im Westteil des
weitgehend zerstörten Nachkriegsdeutschland ein neues demokratisches Staatswesen aufbauten. Gert Abelbeck,
Karl Adam, Bernhard Baier, Josef Neckermann und Georg von Opel zählten zu den Persönlichkeiten, die – jeder
auf seine Weise und in seinem Bereich – an führender Stelle in der noch jungen Bundesrepublik am Aufbau eines
neuen demokratischen Sportsystems im NOK und DSB, in der DOG oder der DSH sowie in den deutschen und
internationalen Spitzenverbänden ganz entscheidenden und prägenden Einfluss hatten. Aus Anlass ihrer 100.
Geburtstage in diesem Jahr soll in den folgenden biographischen Skizzen an die außerordentlichen Verdienste
dieser Persönlichkeiten beim Aufbau der deutschen Sportbewegung erinnert werden.
Karl Adam – Begründer des
„deutschen Ruderwunders“
as später bezeichnete „deutsche Ruderwunder“
begann im August 1959 im südfranzösischen Macon,
als der von Karl Adam (Ratzeburg) im Team mit Karl
Wiepcke (Kiel) trainierte und betreute Achter der Renngemeinschaft ATV Ditmarsia Kiel/Ratzeburger Ruder-Club bei
den Europameisterschaften
einen überlegenen Sieg
herausruderte. „Dreieinhalb
Längen Vorsprung für den
Deutschlandachter“, so und
ähnlich lauteten die Schlagzeilen in den deutschen
Zeitungen vor 53 Jahren, als
dem norddeutschen Achter in
Frankreich der internationale
Durchbruch gelang, dem
selben Achter, der mit Manfred Rulffs als Schlagmann ein Jahr später bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom auf dem Albaner See die langjährige Siegesserie der US-Ruderer unterbrach und zum ersten
Mal die Goldmedaille im Paradeboot des Rudersports nach
Deutschland holte.
D
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Einen „revolutionären Ruderprofessor“ bezeichnete ihn zuletzt
einer seiner früheren Ratzeburger Schüler, der spätere Karlsruher Philosophieprofessor und heutige Ehrenpräsident der
Weltakademie für Philosophie Dr. Hans Lenk, der Karl Adam
oft porträtiert hat, 2009 in einem Beitrag für das „Rudermagazin“: „Karl Adam war aber nicht nur der erfolgreichste
bundesdeutsche Rudertrainer. (…..) Er war eine imponierende
Persönlichkeit auch als Lehrer: als kritischer unbestechlicher
Geist ein Vorbild, doch auch väterlicher Freund seiner Athleten. Er war ein stets gesprächsoffener, zum Eigendenken
motivierender, selber begeisterter Erzieher und Philosoph,
eine der größten Persönlichkeiten des Sport und wohl der
intelligenteste Trainer des deutschen Sports.“
Karl Adam wurde als Sohn eines Lehrers am 2. Mai 1912 im
westfälischen Hagen geboren und studierte nach dem Abitur
(1931) in Münster, Wien und Innsbruck Mathematik, Physik und
Leibesübungen für das höhere Lehramt. Auch der Philosophie
galt sein Interesse während des Studiums. Nach dem Staatsexamen, das er 1937 in Münster mit Auszeichnung bestand,
besuchte er – vor der Referendarzeit – 1937 die Reichsakademie für Leibesübungen in Berlin. Karl Adam war ein hervorragender Hammerwerfer und Boxer und gewann 1937 in Paris die
Studentenweltmeisterschaft im Boxen im Schwergewicht. Im
Zweiten Weltkrieg wurde er 1940 zur Wehrmacht eingezogen
und erlitt 1944 in der Normandie schwere Verletzungen durch
einen Unterarm- und einen Bauchschuss.
Als Karl Adam nach dem Krieg in Schleswig-Holstein 1948
seine berufliche Laufbahn an der Lauenburgischen Gelehrtenschule in Ratzeburg zunächst als Assessor, später als Studienund Oberstudienrat, fortsetzen konnte, wurde ihm auch die
Leitung der Ruderriege der Schule übertragen. In den Folgejahren revolutionierte Karl Adam die veralteten Trainingsmethoden im Rudersport, gründete mit seinen Schülern 1953
den Ratzeburger Ruder-Club, wurde später der erste deutsche
Ruderbundestrainer und 1965 Gründungsdirektor der von
ihm ganz wesentlich initiierten Ruderakademie Ratzeburg.
Nicht weniger als 29 Medaillen bei Olympischen Spielen,
Welt- und Europameisterschaften erkämpften von Karl Adam
trainierte Athleten in den 50er- und 60er-Jahren in verschiedenen Bootsklassen, dazu eine Vielzahl von deutschen Meistertiteln. Viele von den modernen Trainingsmethoden, die Karl
Adam entwickelte, wurden in der ganzen Welt übernommen
und haben zum Teil heute noch Gültigkeit. Adam war ein
gefragter Referent bei Hochschulen und Sportverbänden
weltweit. Durch ihn wurde Ratzeburg mit seiner Ruderakademie zum internationalen „Mekka des Rudersports“. 1962
verlieh ihm die Stadt Ratzeburg, deren Namen er in aller Welt
bekannt und berühmt gemacht hatte, die Ehrenbürgerschaft.
Karl Adam, dessen Tochter Regine auch drei deutsche Meistertitel erruderte, veröffentlichte seine Kenntnisse in zahlreichen
Buch- und Zeitschriftenbeiträgen, wirkte im Bundesausschuss
Leistungssport (BAL) des DSB und dessen Trainierkommission
mit und gehörte der Redaktion der Zeitschrift „Leistungssport“
an. Für seine Verdienste um Trainingslehre und praxisorientierte Sportwissenschaft wurden ihm 1972 die Ehrendoktorwürde
der TH Karlsruhe und das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der
Deutsche Ruderverband ernannte ihn 1976 beim Rudertag in
Hannover zu seinem Ehrenmitglied.
Aus gesundheitlichen Gründen musste sich Karl Adam nach
einem Herzinfarkt Anfang 1976 vorzeitig in den Ruhestand
versetzen lassen. Am 18. Juni des gleichen Jahres starb er an
einem Herzversagen während eines Kuraufenthalts in Bad
Salzuflen. „Unser Rudersport ist ärmer geworden! Einer der
ganz Großen, der Einmaligen und Unverwechselbaren lebt
nicht mehr!“, schrieben Ehrenpräsident Dr. Walter Wülfing
und Präsident Dr. Claus Heß in ihrem Nachruf im „Rudersport“. Ein tonnenschwerer Granitfindling mit einer Bronzetafel erinnert seit September 1980 an Adams Wirkungsstätte
am Ratzeburger Küchensee an den erfolgreichsten Trainer des
deutschen Rudersports.
Prof. Dr. Hans Lenk hat – Karl Adam zum Gedenken – 1977
das Buch „Handlungsmuster Leistungssport“ herausgegeben,
das zunächst als Festschrift zu Karl Adams 65. Geburtstag
geplant war, und ein Jahr später Adams Schriften aus dem
Nachlass unter dem Titel „Leistungssport als Denkmodell“
veröffentlicht. Im Mai 2008 wurde Karl Adam auf Grund
seiner hervorragenden Bedeutung in die neu gegründete Hall
of Fame des deutschen Sports aufgenommen. Zum Gedenken
an ihren Trainer, väterlichen Freund und Lehrmeister trafen
sich aus Anlass des 100. Geburtstages von Karl Adam am 2.
Mai dieses Jahres auf Initiative von Walter Schröder ehemalige Meisterruderer zu einem Gedächtnisrudern im Achter auf
dem Ratzeburger Küchensee.
Georg von Opel – Allroundsportler,
Querdenker und Schrittmacher der DOG
it Schreiben vom 3. März 1969 gab Georg von Opel
vor mehr als vierzig Jahren dem Präsidium der
Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) davon
Kenntnis, dass er vom Amt des DOG-Präsidenten zurücktrete.
In seinen anderen Ehrenämtern als Mitglied des IOC, des Organisationskomitees für die Olympischen Spiele 1972 in München
und des Präsidiums des Nationalen Olympischen Komitees für
Deutschland könne er besser für die Ziele der DOG eintreten.
Kurz zuvor hatte er noch das „München-Programm“ der DOG
als Herausforderung für die kommenden Jahre vorgestellt.
Später verdeutlichte von Opel dann, wie schwer ihm dieser
Entschluss gefallen sei, dass
er sich aber immer dagegen
gewehrt habe, dass zu viele
Ämter im Sport in einer Hand
vereinigt seien.
M
Georg von Opel wurde als
Spross der berühmten AutoDynastie und Enkel des
legendären Adam Opel am
18. Mai 1912 in Rüsselsheim
geboren. Als aktiver Sportler
gewann er im Rudern sieben deutsche Meisterschaften in
verschiedenen Bootsklassen und stand bereits 1932 zum
ersten Mal als Skuller im Finale der weltberühmten britischen
Henley-Regatta auf der Themse. Über viele Jahre zählte er zu
den weltbesten Ruderern im Einer, bewährte sich aber auch
in anderen Disziplinen als Spitzensportler. Von 1951 bis 1953
stellte er noch fünf Auto-Geschwindigkeitsweltrekorde auf.
Bei der Gründung der DOG am 5. Januar 1951 im Frankfurter
Senckenberg-Museum wurde von Opel zum Präsidenten
gewählt und formte die DOG über fast zwei Jahrzehnte weit
über die ursprüngliche Aufgabe als Finanzierungsgesellschaft
für die deutschen Olympiamannschaften hinaus. Dabei sah
Georg von Opel den Sport immer in seiner Vielfalt und seiner
gesellschaftspolitischen Bedeutung. Bei der Vorstellung der
von der DOG unter der Federführung von Gert Abelbeck
erarbeiteten Richtlinien zum Bau von Sportanlagen und
Freizeitstätten in der Bundesrepublik Deutschland bei der
DOG-Mitgliederversammlung 1959 in Hannover nannte er
diese Richtlinien spontan einen „Goldenen Plan“ und schuf
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damit einen für die künftige Entwicklung des Sports unverzichtbaren Begriff.
Von Opel konnte in seiner Zeit auch als führender Industrieller wesentlichen Einfluss zu Gunsten der Sportförderung
ausüben. Er saß in zahlreichen Wirtschaftsgremien und war
als größter Einzelaktionär langjähriger Aufsichtsratsvorsitzender der Continental-Werke in Hannover. Von seinen Verbindungen zur Natur und Tierwelt zeugt noch heute der OpelZoo im Taunus. Auch als Schriftsteller brachte er den Sport
und die Tierwelt seinen Mitmenschen nahe.
Mit seinem technischen Verständnis ließ von Opel 1948 das
erste Rollauslegerboot entwickeln und war mit diesem neuen
Einer gleich bei der folgenden Regatta in Offenbach erfolgreich. Auch die Entwicklung des elektrischen Schlagzahlgebers im Rudersport (1951) ist ihm zu verdanken. Bei der
Wiedergründung des Deutschen Ruderverbandes am 11.
Dezember 1949 in Wetzlar wurde er zum 2. Vorsitzenden
berufen. 1957 wurde von Opel zum Präsidenten des Deutschen Schützenbundes gewählt, dem fortan dann sein besonderes sportliches Engagement galt.
Er führte in Rom, Tokio und Mexiko junge Schießsportler zu
olympischen Ehren und organisierte 1966 in Wiesbaden
glanzvolle Weltmeisterschaften. Zur Jahrhundertfeier des
Deutschen Schützenbundes hatte er 1961 in der hessischen
Landeshauptstadt die Deutsche Schießsportschule eröffnen
können. 1966 wurde von Opel in Rom als Mitglied in das
Internationale Olympische Komitee (IOC) berufen, wo ihm
aber nur eine kurze Wirkungszeit vergönnt war.
Gemeinsam mit Willi Daume, dem Präsidenten des Deutschen
Sportbundes (DSB), begründete er als DOG-Präsident 1967 die
Stiftung Deutsche Sporthilfe (DSH) als Förder- und Sozialwerk
für den Leistungssport und berief Josef Neckermann zu deren
Vorsitzenden. Zum späteren Wirken der Stiftung DSH geriet er
in den Folgejahren aber zunehmend in kritische Distanz. Große
Popularität gewann die von Opel initiierte Anstecknadel „Goldener Schuh“, mit dem die Stiftung Spazierengehen e.V. einen
Anreiz für regelmäßige Bewegung der Bürger schaffte.
Georg von Opel starb im sechzigsten Lebensjahr am 15.
August 1971 an einem Herzinfarkt bei einer Autofahrt in der
Nähe von Bad Sooden. Wenige Wochen zuvor hatte er noch
einen viel beachteten Vortrag „Die Olympischen Spiele der
Zukunft“ anlässlich der Internationalen Olympischen Akademie im griechischen Olympia gehalten und seine Vorstellungen vom unersetzlichen Wert der Spiele als einzigartigen
Festen der Jugend der Welt verdeutlicht, aber auch nachdrücklich vor Fehlentwicklungen gewarnt. Die Münchner
Spiele von 1972 konnte er nicht mehr miterleben.
Als Verbeugung vor dem Allroundsportler und zur Erinnerung
an ihren Mitbegründer und Ehrenpräsidenten stiftete die DOG
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1971 den Georg von Opel-Preis, der alljährlich dem Deutschen Meister im Modernen Fünfkampf verliehen wird. 1996
wurde der „Georg von Opel-Preis“ für die „Stillen Sieger“
ausgelobt, um damit alljährlich Sportler mit sozialen, politischen und humanen Ideen auszuzeichnen.
Josef Neckermann – der
„Vater der Athleten“
it seinem Namen ist nicht nur ein Stück deutscher
Wirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit untrennbar verbunden. Er hat auch gegen zum Teil große
Widerstände in den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entscheidend dazu beigetragen, dass der
Leistungssport in unserer Gesellschaft zu einem bedeutsamen
und anerkannten Faktor wurde. Dynamik, Tatkraft und Härte
bei der Verfolgung seiner Ziele zeichneten ihn dabei ebenso
aus wie menschliche Wärme, Liebenswürdigkeit und freundschaftliche Fürsorge. In den 21 Jahren, in denen er die Stiftung Deutsche Sporthilfe
führte, setzte er Maßstäbe,
die in ihrer Art einmalig
waren.
M
Josef Neckermann wurde am
5. Juni 1912 in Würzburg als
Sohn des Kohlengroßhändlers und Reedereibesitzers
Josef Karl Neckermann
geboren, war schon als Junge
ein begeisterter Reiter und
musste bereits als 16jähriger Schüler den Tod seines Vaters
beklagen. Nach einer Banklehre und Volontariaten in
Deutschland, England und Belgien übernahm er 1933 die
elterliche Firma, erwarb 1934 ein Kaufhaus in Würzburg dazu
und heiratete im gleichen Jahr Annemarie Brückner, die bis
zu ihrem Tod 1989 seine Vertraute und Lebensgefährtin war.
Aus der Ehe gingen drei Kinder (Peter, Eva-Marie und Johannes) hervor.
Josef Neckermann hatte sich aus geschäftlichen Gründen
früh mit den damaligen Machthabern arrangiert, trat der
NSDAP bei und wurde Mitglied der Reiter-SA. Im Rahmen der
so genannten Arisierung erwarb er mehrere jüdische Kaufhäuser und Versandunternehmen und übersiedelte mit seiner
Familie 1938 nach Berlin. Mit unternehmerischem Gespür
baute er dort während des Zweiten Weltkriegs im Auftrag des
Reichswirtschaftsministeriums die Zentrallagergemeinschaft
für Bekleidung für die Rüstungsindustrie und Wehrmacht auf,
die in den letzten Kriegsjahren vor allem die Soldaten mit
Winteruniformen ausstattete.
Nach Kriegsende wurde Neckermann von einem amerikanischen Militärgericht zu einem Jahr Arbeitslager verurteilt und
im Entnazifizierungsverfahren als „Mitläufer“ eingestuft. Er
fing von vorn an, wurde ein Wahl-Frankfurter, gründete
bereits 1948 zunächst eine Textilgroßhandlung und begann in
einer Zeit, in der weitgehend Trümmer und Schutt das Bild
unserer Städte prägten, mit dem Aufbau eines der größten
Versandhäuser Europas. Vom billigen Rundfunkgerät über das
preiswerte Fertighaus bis zur Fernreise für jedermann –
„Neckermann macht’s möglich“.
1988 aus gesundheitlichen Gründen die Führung der DSH an
Willi Daume übergab.
1951 nahm Josef Neckermann nach langer Pause auch den
geliebten Reitsport wieder auf, zunächst als Springreiter,
dann als Dressurreiter. Mit 48 Jahren gewann er 1960 in Rom
mit „Asbach“ die olympische Bronzemedaille in der Einzelwertung; 1964 in Tokio Mannschafts-Gold mit „Antoinette“;
1968 in Mexiko mit „Mariano“ Einzel-Silber und
Mannschafts-Gold; schließlich in München 1972 mit „Venetia“ nochmals Einzel-Bronze und Mannschafts-Silber – und
das im Ater von 60 Jahren.
Bernhard Baier – enger Vertrauter
von Willi Daume
1967 hatten Willi Daume und Georg von Opel den Unternehmer und Sportler Josef Neckermann dafür gewonnen, die
Stiftung Deutsche Sporthilfe als Sozialwerk des deutschen
Spitzensports aufzubauen, und „Necko“ – wie ihn seine
Freunde nennen durften – wurde ein großartiger Baumeister,
Motor und Anwalt für dieses Werk, das auch in Zukunft
immer mit seinem Namen verbunden sein wird. „Bettler der
Nation“ nannte er sich selbst bei seinem Bemühen, eine
Verbindung zwischen einer spendenwilligen Industrie und
Wirtschaft einerseits und leistungsbereiten jungen Menschen
im Sport andererseits herzustellen. „Vater der Athleten“
wurde er später von den Sportlerinnen und Sportlern in
dankbarer Anerkennung genannt.
Josef Neckermann, der neben seinen olympischen Erfolgen
zwischen 1960 und 1972 auch 1966 zu Weltmeisterehren in
der Dressur (Einzel und Mannschaft) kam und fünf Europameistertitel gewann, stellte sein sportliches Fachwissen auch
in den Dienst seines Verbandes. Von 1973 bis zu seinem Tode
war er Mitglied des Präsidiums der Deutschen Reiterlichen
Vereinigung, ab 1977 als deren Vizepräsident. Er war Mitglied
des Vorstandes des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) und gehörte auch dem DOKR-Dressurausschuss an.
Das berufliche, sportliche und ehrenamtliche Wirken Josef
Neckermanns in der Nachkriegszeit wurde vielfach gewürdigt.
Bereits 1970 verlieh ihm die Universität Gießen die Ehrendoktorwürde. Der Bundespräsident zeichnete ihn 1987 mit dem
Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband,
das IOC 1988 mit dem Olympischen Orden aus. Er war Träger
des Silbernen Lorbeerblattes, der Goldenen FN-Nadel mit
Brillanten und des Deutschen Reiterkreuzes in Gold. Die Stadt
Frankfurt am Main verlieh ihm die Ehrenplakette. Die Stiftung
Deutsche Sporthilfe würdigte ihn mit dem Ehrenvorsitz, als er
In den frühen Morgenstunden des 13. Januar 1992 ist Josef
Neckermann im Alter von 79 Jahren in seinem Haus in Dreieich bei Frankfurt gestorben. Die besten deutschen Dressurreiter hielten die Ehrenwache, als am 20. Januar 1992 eine
große Menschenmenge auf dem Frankfurter Zentralfriedhof
Abschied von Josef Neckermann nahm.
ir Vertreter der Fachverbände hatten Angst, nach
dem Missbrauch des Sports während der nationalsozialistischen Zeit mit dem Sport wieder in ein
„
politisches Fahrwasser zu geraten“, beurteilte Bernhard Baier
später die langwierigen Verhandlungen um den Neuaufbau
der deutschen Sportorganisation nach dem Zusammenbruch
des Dritten Reichs 1945. „Das hatte nichts mit den Persönlichkeiten aus dem ehemaligen Arbeitersport zu tun, mit
denen wir uns menschlich gut verstanden“, erinnerte er sich
im Abstand von mehr als fünf Jahrzehnten bei einer Tagung
des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte in Hoya
an die damaligen Auseinandersetzungen um die künftigen Strukturen des Sports im
Nachkriegsdeutschland.
W
Bernhard Baier wurde am 12.
August 1912 in Hannover
geboren, machte dort an der
Bismarckschule sein Abitur
und studierte anschließend
Staats- und Rechtwissenschaften in Heidelberg, Berlin
und Göttingen. Nach der Referendarausbildung in Celle und
Hannover und dem 2. Staatsexamen in Berlin leistete er ab
1940 seinen Wehrdienst, in dem er mehrfach ausgezeichnet
und verwundet wurde. Als Hauptmann wurde er im Juli 1945
aus britischer Kriegsgefangenschaft entlassen und bereits im
Oktober des gleichen Jahres bei der Regierung in Hannover
angestellt, wo er seine berufliche Karriere begann.
Seine sportliche Laufbahn startete der am Sport sehr interessierte Schüler 1925 bei den Wasserfreunden Hannover 98,
dem Verein, dem er sein Leben lang treu bleib. Vier Mal –
1936, 1937, 1938 und 1948 – wurde er mit den Wasserfreunden Deutscher Meister im Wasserball. Er bestritt 44 Länderspiele mit der deutschen Nationalmannschaft und gewann
mit ihr bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin die Silbermedaille und 1939 den Europapokal.
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Nach dem Krieg half Bernhard Baier vor allem seine
Bekanntheit als Aktiver aus der Vorkriegszeit, über die Grenzen hinaus die alten Kontakte wieder aufzubauen und den
deutschen Schwimmsport aus seiner internationalen Isolation heraus zu führen. Zusätzlich zu seinen sportlichen Aktivitäten und beruflichen Pflichten übernahm er 1949 den
Vorsitz seines Vereins und beim satzungsgebenden Verbandstag des Deutschen Schwimm-Verbandes 1950 in Schwäbisch-Gmünd auch die Präsidentschaft des DSV, den er bis
1960 führte und dem er anschließend als Ehrenpräsident
verbunden war. Bernhard Baier zählte 1950 in Hannover zu
den Mitbegründern des Deutschen Sportbundes, dessen
Präsidium er bis 1962 angehörte. Von 1950 bis 1972 war er
Mitglied des NOK für Deutschland, das ihn 1973 zum Ehrenmitglied ernannte, und von 1966 bis 1973 Vorstandsmitglied
des Organisations-Komitees für die Olympischen Spiele
München 1972. Dort leitete er als enger Vertrauter Willi
Daumes mit großem Erfolg den wichtigen Sportausschuss.
Im Weltschwimmverband FINA wirkte er von 1956 bis 1964
als Mitglied des Präsidiums. Für das NOK leitete er zuletzt die
Prüfungskommission für die Olympiabewerbung Berlins für
das Jahr 2000.
Auch beruflich stieg Bernhard Baier in hohe Positionen auf,
zunächst in der Bezirksregierung Hannover und dann im
Niedersächsischen Innenministerium. So war er nacheinander
von 1961 bis 1965 Regierungsvizepräsident, anschließend
Ministerialdirigent und Abteilungsleiter für öffentliche
Sicherheit und Ordnung im Niedersächsischen Innenministerium, schließlich von 1973 bis zum Eintritt in den Ruhestand
1977 Regierungspräsident von Hannover. Aus dem Ruhestand
heraus wurde er 1978 zum Staatssekretär des Innenministeriums berufen, eine verantwortungsvolle Aufgabe, die Bernhard
Baier bis zu seinem 70. Geburtstag 1982 engagiert wahrnahm.
Bernhard Baier, der nicht nur beruflich Hervorragendes leistete, sondern auch in seinen sportlichen Ehrenämtern viele
schwierige Probleme mit diplomatischem Geschick löste,
wurde dafür staatlicherseits wie auch durch den Sport mit
hohen Auszeichnungen geehrt, so u.a. dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland, dem Großen Verdienstkreuz des Niedersächsischen Verdienstordens und dem Olympischen Orden des IOC
(1986). Seit 1940 war er mit Ehefrau Trudi, geb. Meyer, verheiratet, die ihm bei den Olympischen Spielen 1936 als Turnerin mit dem Gewinn der Goldmedaille mit der Frauenmannschaft sportlich sogar noch etwas voraus war, aber
1999 verstarb.
Bernhard Baier nahm auch im hohen Alter am aktuellen
Sportgeschehen regen Anteil, war nach wie vor seinem Verein
Wasserfreunde Hannover 98 eng verbunden und als sportlicher Ratgeber nicht nur in Hannover immer noch oft gefragt.
Seinen 90. Geburtstag hatte er im Kreis vieler alter Sportka-
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meraden im August 2002 noch fröhlich gefeiert und mit
vitalem Optimismus dabei auch schon für 2007 zum 95.
Geburtstag eingeladen. Diesen hat er dann nicht mehr erleben können. Am 26. April 2003 ist Baier in seiner Heimatstadt
Hannover gestorben.
Gert Abelbeck – Vater des
„Goldenen Plans“ der DOG
ls die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG) im
September 1978 ihren seit 1956 amtierenden Hauptgeschäftsführer in der Ruhestand verabschiedete,
unterstrich das DOG-Präsidium mit der Verleihung der DOGEhrenmitgliedschaft an Gert Abelbeck die herausragenden
Verdienste, die sich Abelbeck um die Entwicklung des bundesdeutschen Sports im Nachkriegsdeutschland in mehrfacher
Hinsicht erworben hatte. Der gebürtige Westfale war vor
allem der geistige Vater einer umfassenden Konzeption für
einen flächendeckenden Sportstättenbau in den Städten,
Gemeinden und Landkreisen
der Bundesrepublik, die der
damalige DOG-Präsident
Georg von Opel 1959 der
Öffentlichkeit als „Goldenen
Plan der DOG“ vorstellte.
A
Gert Abelbeck wurde am 23.
August 1912 als Sohn eines
Betheler Diakons in Hagen
geboren und in einem christlichen Elternhaus erzogen.
Nach Kindheit, einer sportlichen Jugendzeit und dem Abitur in Hagen studierte er
Anfang der 30er Jahre unter Prof. Dr. August Bier und Carl
Diem an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in
Berlin, schloss das Studium 1934 als herausragender Absolvent ab und begann seinen beruflichen Werdegang als junger
Diplom-Sportlehrer in der Reichsjugendführung. Hier konnte
er seine organisatorischen Begabungen im sportlichen
Bereich entfalten. Bereits 1935 war er stellvertretender Chef
des Amtes für Leibesübungen und in diesem Rahmen für die
Vorführungen des deutschen Jugendsports bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin verantwortlich. Er gab den
Anstoß zur Durchführung von deutschen Jugendmeisterschaften in allen Sportarten und zur Förderung des Leistungssports in der Hitler-Jugend (HJ) und stieg 1941 zum
Leiter des Amtes für Leibesübungen in der NS-Reichsjugendführung in Berlin auf.
Die Jahre nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches
überbrückte Gert Abelbeck als Sportlehrer in SchleswigHolstein und Bremen, bevor er 1952 von Georg von Opel in
die Geschäftsführung der 1951 gegründeten DOG nach
Frankfurt berufen wurde. 1956 wurde ihm das Amt des DOGHauptgeschäftsführers übertragen. In den folgenden Jahren
hat sich Abelbeck vor allem durch seine beispiellose planerische Leistung zur Entwicklung und Realisierung des „Goldenen Plans“ für den Sportstättenbau ein bleibendes Denkmal
gesetzt. Mit Investitionen in Höhe von 18 Milliarden DM vor
allem von Ländern und Kommunen wurden über einen Zeitraum von 15 Jahren flächendeckend nach einheitlichen
Normen bundesweit 50.000 Sportanlagen geschaffen. Die
Signalwirkung dieses Werkes ging weit über die Grenzen
Deutschlands hinaus bis ins ferne Japan, wo Abelbeck ein
besonders begehrter Berater für die Sportentwicklung wurde.
Für Gert Abelbeck, den glänzenden Rhetoriker und musisch
veranlagten Menschen, der oft auch selbst zur Gitarre griff
oder sich an den Flügel setzte, war Sport aber auch immer ein
Stück Kultur. Davon zeugen vor allem der von ihm initiierte
frühere DOG-Filmdienst, durch den über viele Jahre Generationen von Schülern und Lehrern interessante Eindrücke aus der
Welt des olympischen Sports und seines Umfeldes vermittelt
wurden. Und Abelbecks Film „Nishin Geppo – Großes Sportland Japan“, wurde 1964 sogar mit dem Bundesfilmpreis
ausgezeichnet. Die unter seiner Schriftleitung herausgegebenen NOK/DOG-Standardwerke über die Olympischen Spiele
besaßen hohe literarische Qualität. Dass er darüber hinaus die
Betreuung der DOG-Landesgruppen und – Zweigstellen nie
aus den Augen verlor, war für seine Arbeit bezeichnend.
Gert Abelbecks Rat war vielfach gefragt, vor allem beim
Deutschen Sportbund und beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft, dessen Direktorium er viele Jahre als Vorsitzender
des Fachbeirates für Sportstättenbau angehörte, sowie beim
Internationalen Arbeitskreis für Sportstättenbau (IAKS).
Seit Anfang der 60er Jahre hatte er in Fischbach im Taunus
eine neue Heimat gefunden, wo er mit seiner Frau Gundula,
einer ehemaligen Medau-Schülerin, lebte und sich sehr wohl
fühlte. Dort wurden auch die drei Kinder Grit, Reemt und
Beeke geboren. Bis ins hohe Alter war Abelbeck nicht nur
sportlich aktiv. Er war ein begeisterter Skifahrer und Langläufer, hat viele Male die Bedingungen für das Deutsche Sportabzeichen erfüllt und ist in seinen letzten Lebensjahren oft
gewandert.
Im Sommer 1996 hielten die Pädagogische Hochschule
Heidelberg und die Forschungsgruppe Unterrichtsmedien das
Wirken Abelbecks im Rahmen der Serie „Zeitzeugengespräche“ in einem Dokumentarfilm fest.
Am 6. Januar 1997 starb Gert Abelbeck in seinem Fischbacher
Heim im Alter von 84 Jahren. Prof. Dr. Wildor Hollmann
würdigte sein Wirken in einem Nachruf mit den Worten:
„Eine Geschichte des deutschen Sports ohne den Namen Gert
Abelbeck wäre unvollständig.“
Wie das Nationaltrikot zum Kultobjekt wurde
it dem Nationaltrikot verbindet man Stolz und Tradition. Es ist verbunden mit großen Erfolgen, großen
„
Namen, großen Geschichten.“ Dieser Ausspruch stammt von
Joachim Löw. Der durchaus modebewusste Bundestrainer
liefert damit einen treffenden Kommentar zu der Ausstellung
„Trikottausch – Leibchen wird Lifestyle“, die im Deutschen
Sport & Olympia Museum (DSOM) in Köln anlässlich der
Fußball- Europameisterschaft in Polen und der Ukraine zu
sehen ist.
M
Thema ist das Design der deutschen Nationaltrikots, die bei
den Fußball- EM-Spielen vom Ende der 60er Jahre bis heute
getragen wurden. Und dieser „Stoff“ gibt eine Menge her,
wie Ausstellungsmacher Sören Kelling zusammen mit den
Kuratoren des Deutschen Sport & Olympia Museums heraus-
62
gefunden hat. Die Idee basiert auf dem Intermediate-Projekt
an der Köln International School of Design (KISD) an der
Fachhochschule Köln unter der Begleitung von Professor
Michael Gais.
In zwölf Stationen mit Fotos, Hintergrundinformationen und
natürlich Originaltrikots zeigen die Ausstellungsmacher, wie
sich Zeitgeist im Trikotdesign niederschlägt. Wechselnde
Schnitte, Materialen, Farbgestaltungen, Platzierungen von
Symbolen, Emblemen und Logos spiegeln Trends der jeweiligen EM und liefern mitunter Vorlagen zu den großen und
kleinen Geschichten auf dem Platz und jenseits des Rasens.
In den 60er und 70er Jahren zeigte sich die Sportbekleidung
im Fußball – in den von vielen als „Goldene Jahre“ apostro-
phierten Zeiten von Beckenbauer, Netzer und Seeler – in
schlichten weißen Baumwollhemden mit schwarzen Bündchen und Emblem auf der Brust. Mode und Merchandising
waren im Fußball noch kein Thema. Allmählich aber wurde
das Nationaltrikot zum Sammlerstück, Kultobjekt und Fanartikel für die Massen. Spätestens seit Mitte der 80er Jahre
wird an den Spieleroutfits ebenso gefeilt wie an der Spieltaktik. Als legendär gilt das Trikot der EM 1988, das expressiv
mit auffälliger schwarzrot-goldener Brustapplikation daherkommt. Die 90er Jahre nehmen das Schrille im Design dann
etwas zurück; der „Minimal Chic“ einer Jil Sander ist im
Vormarsch. 1996 wird Deutschland dann durch das „Golden
Goal“ von Oliver Bierhoff zum „Europameister mit Sternchen“ – in einem edel-dezenten Dress mit schwarz-rotgoldener Sternapplikation.
Mitunter scheint der Fußballgott auch Modesünden zu
bestrafen: Bei der EM 2000 spielten die Deutschen „Rumpel-
GALERIE
fußball“ (Franz Beckenbauer) – in einem Trikot, das vielen als
zu schlicht und uninspiriert erschien. Das Fahnen-Design an
den Ärmeln des Trikots von 2004 hat der deutschen Elf auch
kein Glück gebracht: mit fliegenden Fahnen schied man bei
der EM in Portugal aus. Das „Wunder von Lissabon“ schafften
damals die Griechen unter Otto Rehagel.
Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz – zwei Jahre
nach dem „Sommermärchen“ 2006 – nahmen die Designer
Anleihen beim Gewinnertrikot von 1996. Der neue schwarze
Bruststreifen ist aus Designersicht diskutabel; immerhin
schaffen es die Deutschen „mit breiter Brust“ ins Finale, wo
sie den spielerisch auftrumpfenden – in kämpferischem Rot
antretenden - Spaniern unterliegen. Und wie sieht es bei der
EM 2012 aus? „Eleganz aber auch Dynamik und Power“ –
diese Attribute sieht Bundestrainer Löw im aktuellen EMOutfit der Deutschen Mannschaft 2012 verwirklicht. Aber
entscheidend ist immer noch „auf dem Platz“!
63
G
eorg von
Opel, der
am 18.
Mai vor hundert
Jahren in Frankfurt am Main geboren wurde, war ein Mann
mit einem unverwechselbaren Profil. Der Enkel des Firmengründers Adam Opel und Sohn des 1918 in den erblichen
Adelsstand erhobenen Carl von Opel reüssierte als Industrieller, engagierte sich als Förderer der Kultur und des Naturschutzes und machte sich als vielseitiger Athlet einen Namen.
Nicht zuletzt war von Opel eine der herausragenden Persönlichkeiten der deutschen Sportpolitik.
Großer Gestalter des Sports, nobler Mäzen und ungewöhnlicher Universalathlet:
Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat ihm ihre Existenz
und ihre einstige Bedeutung zu verdanken. Am 5. Januar
1951 wurde der Automobil-Unternehmer im Frankfurter
Senckenberg-Museum zum Präsidenten der neu gegründeten
DOG gewählt. Die Teilnahme der (bundes-)deutschen Olympiamannschaften 1952 an den Winterspielen in Oslo und an
den Sommerspielen in Helsinki wäre ohne die DOG kaum
möglich gewesen. Die DOG sammelte in diesem Jahr 630.000
Mark an Spenden und nötigte so dem Bundesinnenministerium einen Zuschuss von 400.000 Mark für die OlympiaExpeditionen ab. Georg von Opel brachte persönlich sein
Renommee ein und unterzeichnete nächtelang im kalten
Frankfurter Büro der DOG 12.000 Bettelbriefe. Mehr als 3,6
Millionen Mark stellte die DOG dem Nationalen Olympischen
Komitee (NOK) in den ersten zwanzig Jahren zur Finanzierung
der Olympiamannschaften zu Verfügung.
Wie damals weit verbreitet, hatte auch der Mann der Wirtschaft, der als Gefreiter der Wehrmacht zeitweise sein eigenes
Autohaus bewachte, keine Berührungsängste zu Eliten des
Dritten Reichs. Georg von Opel war 1937, wie Willi Daume,
Josef Neckermann und Willi Weyer, als 24-Jähriger in die
NSDAP eingetreten. Dennoch galt er als unbescholten und
brauchte sich nicht vor Entnazifizierungs-Gremien der Alliierten zu rechtfertigen. Er stellte Guido von Mengden, den Stabsleiter des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL), als Hauptgeschäftsführer der DOG ein, der 1954 in
vergleichbarer Funktion zum Deutschen Sportbund (DSB)
wechselte. Dessen Nachfolger wurde Gert Abelbeck, einst
Hauptbannführer der Hitler-Jugend und im NSRL Leiter des
Jugendamts. Abelbeck erwarb sich als „Vater des Goldenen
Plans“ für den Sportstättenbau große Verdienste. Der flächendeckende Bau vor allem von Sporthallen, Schwimmbädern und
Spielplätzen nach dem Krieg ist ohne diese Aktion kaum vorstellbar. von Opel hatte dieses Mammutwerk der Bedarfsermittlung 1959 selbst eingefädelt und ihm den Namen „Goldener Plan“ gegeben. Noch heute zehrt die DOG von dem Ruf,
damit im Westen Deutschlands eine vorbildliche Infrastruktur
für Bewegung und Sport der Bevölkerung geschaffen zu
haben. Erster „Schriftleiter“ dieser Zeitschrift, die damals schon
von der DOG unter dem heute traditionellen Namen „Olympisches Feuer“ herausgegeben wurde, war Carl Diem, der Rektor
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der Kölner Sporthochschule, der im „Dritten Reich“ sich wohl
eher als Opportunist durchlavierte, als dass er selbst Nazi war,
wie heute oft unterstellt wird.
Mit der Gründung der Stiftung Deutsche Sporthilfe im Jahr
1967 sah sich die DOG ihrer Hauptaufgabe, Finanzmittel für
die Olympiateilnehmer zu beschaffen, ledig. So hat Georg von
Opel, der gemeinsam mit dem DSB- und NOK-Präsidenten
Willi Daume die Sporthilfe ins Leben rief und ihr mit der DOG
am Anfang Starthilfe gab, unabsichtlich selbst die Bedeutung
der DOG dauerhaft geschmälert. Zumal die DOG Anfang der
1970-er Jahre auch noch den „Goldenen Plan“ in die Verantwortung des DSB übergab, wohin er auf Dauer auch gehörte.
Als wären seiner Ämter nicht schon genug gewesen, wurde
der sportbegeisterte Mann der Wirtschaft 1966 in Rom zum
Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC)
gewählt. In dieser Eigenschaft rückte er ins NOK-Präsidium
ein, arbeitete im Organisationskomitee der Olympischen
Spiele von München 1972 mit, die er freilich nicht mehr
erleben sollte. Dabei hatte es der Frankfurter oft mit Willi
Daume zu tun. Und es zeigte sich, dass der knorrige, eigenwillige Industrielle und der visionäre Schöngeist wie Feuer
und Wasser waren. Die Spannungen entluden sich 1970 beim
DSB-Bundestag in Stuttgart, als von Opel Daume frontal
angriff und ihm mit Hinweis auf eine Mängelrüge des Bundesrechnungshofs vorwarf, er hätte 1963 bei der IOC-Session
von Baden-Baden Geld verschleudert. Auch mit dem Sporthilfe-Vorsitzenden Josef Neckermann prallte der DOG-Präsident
wiederholt zusammen.
Der Spross der Automobil-Dynastie gehörte zu der inzwischen ausgestorbenen Generation der Universalsportler. Seine
Begeisterung lebte der junge Mann, der als Vierzehnjähriger
seine Eltern verloren hatte, unter anderem beim Boxen,
Radsport, Schießen, Skilaufen und Tennis aus. Bis kurz vor
seinem Tode im Jahre 1971 erlag der gebürtige Frankfurter
wie zuvor sein älterer Cousin, der berühmte „Raketen-Fritz“,
der Faszination der Geschwindigkeit und stellte fünf Automobil-Weltrekorde und sechs Weltrekorde mit einem ElektroAuto auf.
Seine größte sportliche Leidenschaft aber galt dem Rudern,
das er um die Erfindung des „liegenden Steuermanns“ bereicherte. Im Trikot des Rüsselsheimer Ruderklubs (seit 1943
Rudergemeinschaft Rüsselsheim-Flörsheim), dessen Vorsitzender er schon Anfang der dreißiger Jahre wurde, gewann er
116 Rennen und errang sieben deutsche Meistertitel, den
letzten 1951 im „Opel-Achter“. Ironie des Schicksals, dass es
dem Hessen als einem der weltbesten Einer-Ruderer versagt
blieb, an Olympischen Spielen teilzunehmen. 1936 schnappte
Georg von Opel zum 100. Geburtstag
ihm der spätere Olympiasieger Gustav Schäfer im Ausscheidungsrennen knapp den Startplatz in Berlin weg. 1948 hätte
er sich für die Sommerspiele in London gute Erfolgschancen
ausrechnen können. Doch Deutschland blieb drei Jahre nach
dem Zweiten Weltkrieg ausgesperrt. Georg von Opel aber
hatte mit dem Finaleinzug 1932 bei der berühmten HenleyRegatta, bei der er 1951 im Achter noch einmal Zweiter
wurde, sowie mit dem Gewinn der kanadischen (1933) und
der amerikanischen Meisterschaft (1934) sein Können als
Skuller auch ohne olympische Weihen international bewiesen.
Von Steffen Haffner
und konnte diese Erfahrung als Vizepräsident des Deutschen
Ruderverbandes und vor allem als Präsident des Deutschen
Schützenbundes einbringen. Seinem Einsatz und Einfluss ist
zum Beispiel der Aufbau der Deutschen Schießschule und des
Bundesleistungszentrums (heute Olympiastützpunkt) in
Wiesbaden zu verdanken. Daneben initiierte er die Stiftung
Spazierengehen mit dem Ermunterungsabzeichen „Goldener
Schuh“. 2008 wurde der geradezu vielgestaltige Hesse posthum in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.
Doch nicht Spezialistentum, sondern Vielseitigkeit auf den
verschiedensten Feldern kennzeichnete sein Leben. Der
Jugendliche wuchs gewissermaßen in den Rüsselsheimer
Werken auf, mit denen die Opels zwischen 1926 und 1928
zum größten deutschen Automobilhersteller avancierten. Der
Verkauf des Unternehmens an General Motors 1929 brachte
der Familie eine Summe von 120 Millionen Reichsmark ein.
Zu dieser Zeit begann der damals Siebzehnjährige eine technisch-kaufmännische Lehre. Mitte der dreißiger Jahre baute
der Jung-Unternehmer das Autohaus Georg von Opel auf, das
nach dem Krieg in zwanzig Niederlassungen und zwölf Verkaufsläden 2000 Mitarbeiter beschäftigte. Daneben hatte er
außer anderen Mandaten von 1946 bis 1969 den Vorsitz im
Aufsichtsrat der Continental Gummi-Werke AG inne, deren
Großaktionär er war. 1956 gründete er die „Volkskraftstoff
GmbH“, eine Tankstellenkette mit eigenen Lastzügen, einem
1000 Tonnen-Tankschiff und einem großen Lager in Offenbach, von dem aus er in ganz Deutschland VK-Benzin zu
Niedrigpreisen verkaufte.
Spektakulär war 1938 seine Hochzeit mit seiner Cousine
Irmgard von Opel, einer weltbekannten Springreiterin. Die
Ehe, aus der die Söhne Carlo und Heinz hervorgingen, wurde
1957 geschieden. Noch im gleichen Jahr heiratete Georg von
Opel die kolumbianische Diplomatentochter Maria Eugenia
Adelaida Olozaga, die sieben Jahre später bei einem Autounfall ums Leben kam. Der dritten Ehe mit Sigrid Revers entstammen die Söhne Georg und Gregor, der 1971 nach dem
Tode seines Vaters die Unternehmensgruppe übernahm und
sie im Jahr 2005 an die Deutsche Bank verkaufte.
Erstaunlich, wie Georg von Opel, dem die Ehrendoktor-Würde
der Philologie verliehen wurde, neben dem erfüllten Privatleben und dem fordernden beruflichen Engagement noch Kraft
fand für seine sportlichen Aktivitäten, für Afrika-Expeditionen
als Großwildjäger und Naturfreund - was sich in mehreren
Büchern und der Gründung des Opel-Zoos im Taunus niederschlug -, für das Sammeln von afrikanischer und asiatischer
Kunst sowie für vielfältige ehrenamtliche Tätigkeiten. Als
Mitglied in siebzig Vereinen kannte er den Sport an der Basis
Georg von Opel war aus hartem Holz geschnitzt und nicht
einfach zu nehmen. Wer ihn aber für sich gewonnen hatte,
durfte sich eines verlässlichen Partners sicher sein, der für
eine gute Sache besessen arbeitete. Dabei nahm er nach
einem ersten Herzinfarkt 1966 auch auf seine Gesundheit
keine Rücksicht. Den Rucksack voller Steine, versuchte er sich
mit Märschen auf den knapp 800 Meter hohen Altkönig, den
dritthöchsten Berg im Taunus, fit zu halten. Den zweiten
Herzinfarkt im Jahre 1971 überlebte der 59-Jährige nicht. Ein
großer Gestalter des Sports, ein nobler Mäzen und ein ungewöhnlicher Universal-Athlet hatte die Arena verlassen.
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Deutsche Olympische Gesellschaft
KOMPAKT
Aktuelles aus der Bundesgeschäftsstelle
Neue Projekte der
Bundes-DOG
BIG kita move
Eine Idee geht auf Tournee! Die BIG kita
move (ehemals BIG Kitajade), die einzigartige Bewegungsveranstaltung für Kindergartenkinder unter der Schirmherrschaft der
Deutschen Olympischen Gesellschaft und
gefördert durch die BIG direkt gesund findet
in diesem Jahr erstmals in den großen
Bundesliga-Stadien folgender Städte statt:
Berlin, 14. Juni 2012
Dortmund, 28. Juni 2012
Hannover, 06 Juli 2012
Bewegungspatenschaften
Sport und Bewegung sind für Kinder und
Jugendliche und deren Entwicklung wichtig.
Deshalb hat die Deutsche Olympische
Gesellschaft das Projekt „Bewegungspatenschaften“ wieder aufgenommen. Neu sind
dabei nicht nur die Bewegungsangebote wie
z.B. Teilnahmen am Michael-RummeniggeFußballcamp oder Skikurse in der Skihalle
Oberhof, neu ist dabei auch die Zielgruppe
der Schülerinnen und Schüler.
Das ehrgeizige Ziel des Projekts ist es bis
zum 31. Dezember 2012 in ganz Deutschland 10.000 Bewegungsstunden an förderungswürdige Kinder und Jugendliche bzw.
Schulklassen zu vergeben. DOG-Präsident
Harald Denecken ist vom Nutzen und der
Nachhaltigkeit des Projektes überzeugt:
„Das Projekt „Bewegungspatenschaften“
fördert nicht nur die körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Es
unterstützt ebenfalls die wichtige Entwicklung der Sozialkompetenz. Wir möchten
Schüler bewegen.“
Jenseits bestehender Bewegungsangebote
sucht die Bundesgeschäftsstelle Bewegungspaten / Sponsoren, die das Projekt
aktiv unterstützen. Dies ist zum einen durch
eine Geldspende, zum anderen durch eine
Sachspende in Form eines Bewegungsangebots möglich.
Nähere Informationen zum Projekt erhalten
Sie unter www.DOG-bewegt.de oder direkt
über die Bundesgeschäftsstelle. Gerne lassen
wir Ihnen auf Anfrage auch einen Informationsflyer zu dem Projekt „Bewegungspatenschaften“ zukommen.
Olympia hautnah
Darüber hinaus gastiert die BIG kita move in
diesem Jahr in der Frankfurter Commerzbank Arena. Der Termin hierfür wird in
Kürze über die DOG Medien bekannt gegeben.
Zu ihrer Information: BIG kita move ist das
neue, bundesweite Leitprojekt der Deutschen Olympischen Gesellschaft. BIG kita
move ist eine in Deutschland einmalige
Veranstaltung zur Bewegungsförderung von
Kindergartenkindern. Spielerisch und ohne
Leistungsdruck können die Kinder nach
einem fein abgestimmten bewegungstherapeutischem Konzept an verschiedenen
Stationen unterschiedliche Aufgaben
bewältigen. Im Vordergrund steht Bewegung, die Spaß macht.
66
„Olympia hautnah“ ist ein neu initiiertes,
gemeinsames Projekt der Deutschen Kreditbank AG und der Deutschen Olympischen
Gesellschaft. DKB und DOG möchten gemeinsam mit diesem Projekt die nachhaltige
Entwicklung des Olympischen Dorfes von
1936 in Berlin öffentlichkeitswirksam
fördern.
aber auch Projekte von Jugendlichen zur
Thematik Fair Play, ausgezeichnet werden.
38. Drumbo Cup
Die im Rahmen von „Olympia hautnah“
publik gemachte Ausschreibung soll den
Anreiz geben, Schülerinnen und Schüler zu
ermutigen, sich intensiv mit der Olympischen Geschichte, insbesondere zur Zeit des
Nationalsozialismus, auseinanderzusetzen
und diese im Schulunterricht zu behandeln.
Schulen in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden hierbei zur
Teilnahme durch die Veranstalter aufgerufen. Teilnahmeschluss ist am 27. Juli 2012.
Die Aufgabe der teilnehmenden Schulklassen besteht in einer künstlerischen Umsetzung einer Olympischen Fackel, sei es in
Form einer Zeichnung, eines Bildes, einer
Grafik oder eines Modells.
Die Gewinner der Ausschreibung werden am
01. September 2012 in das Olympische Dorf
nach Elstal eingeladen. Dort erfahren sie in
einer Führung durch das Olympische Dorf
mehr über dessen Vergangenheit und
erleben im Anschluss bei den DKB-Duellen
spannende Leichathletik-Wettkämpfe mit
deutschen TOP-Athleten.
Die künstlerischen Umsetzungen werden im
Olympischen Dorf in einer Ausstellung
zusammen mit historischen Fackeln ausgestellt. Nähere Informationen zur Ausschreibung erhalten Sie unter www.DOG-bewegt.de oder direkt über die Bundesgeschäftsstelle. Gerne lassen wir Ihnen auf
Anfrage auch einen Informationsflyer zu
„Olympia hautnah“ zukommen.
Jung, sportlich, FAIR
Fair Play spielt im Leistungs- wie im Breitensport eine entscheidende Rolle, denn Fair
Play ist mehr als die Befolgung der Regeln.
Fair Play macht den Geist des Sports aus
und fordert Handeln nach innerer Einstellung. Daher muss Fair Play ständig neu
bewusst gemacht werden. Dies ist nicht nur
eine Sache des Wissens, sondern vor allem
des Verhaltens.
Kinder und Jugendliche sollen frühzeitig
darauf hingewiesen und angeleitet werden,
den negativen Entwicklungen im Sport
entgegenzuwirken und sind daher Zielgruppe des im Jahr 2012 zum ersten Mal initiierten Preises „Jung, sportlich, FAIR“. Mit
diesem Preis sollen faire Gesten im Sport,
Berlin
Beim 38. Drumbo Cup zeichnete die Deutsche Olympische Gesellschaft Berlin auch in
diesem Jahr die fairsten Teams mit dem Fair
Play-Preis aus. Die Sieger, die beim Finale
am 29. März einstimmig von der mit drei
Trainern des Berliner Fußballverbandes
besetzten Jury benannt wurden, waren die
Mädchenmannschaft der Hannah-HöchGrundschule und bei den Jungen die Vertretung der Berlin Metropolitan School. Beide
Teams errangen in der Gesamtturnierwertung jeweils den dritten Platz.
Die Deutsche Olympische Gesellschaft
möchte hiermit gerade bei unserem Sportlernachwuchs, sei es im Leistungs- oder
Breitensport, ein nachhaltiges Bewusstsein
für faires Verhalten schaffen. Die drei
Erstplazierten der Ausschreibung erhalten
von der Deutschen Olympischen Gesellschaft Fördergelder in einer Gesamthöhe
von 1.000 Euro. Nähere Informationen zur
Ausschreibung „Jung, sportlich, FAIR“
erhalten Sie unter www.DOG-bewegt.de.
Um Tore, Punkte und Pokale stritten beim
diesjährigen Drumbo Cup seit der Vorrunde
mehr als 3.500 Schülerinnen und Schüler
aus den Berliner Grundschulen. Beim
Finalturnier in der Charlottenburger Sömmeringhalle ermittelten die besten acht
Jungen-Teams und die besten vier Mädchenmannschaften die Sieger. Vor mehr als
1.000 jubelnden und anfeuernden Zuschauern setzten sich nach äußerst spannenden
und sehr fairen Spielen – was die Fair Play-
Mitgliederwerbeaktion 2012
„Gemeinsam mehr erreichen“ lautet das
Motto unserer diesjährigen Mitgliederwerbeaktion. Unterstützt wird die Mitgliederwerbeaktion der Deutschen Olympischen
Gesellschaft von Verena Bentele, der wir auf
diesem Weg sehr herzlich für ihre Unterstützung danken möchten. Gemeinsam mit
ihren Begleitläufern hat Verena Bentele für
ihre sportlichen Ziele gekämpft. 2010
konnte sie insgesamt 5 Goldmedaillen bei
den Paralympischen Spielen in Vancouver
gewinnen. Als Sportbotschafterin des
International Paralympic Committee (IPC)
setzt sich Verena Bentele auch nach Ihrer
Karriere noch aktiv für den Behindertensport ein.
Bitte beachten Sie: Unter allen Neumitgliedern ab 18 Jahren und deren Werbern
verlosen wir 3x 2 Tickets für ein Wintersport-Event in Deutschland. Alle DOGZweigstellen wurden bereits über die
Mitgliederwerbeaktion 2012 informiert.
Sollten Sie weitere Flyer zur Mitgliederwerbung benötigen, wenden Sie sich bitte an
die Bundesgeschäftsstelle.
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Jury vor eine große Herausforderung stellte
– bei den Mädchen die Mannschaft der
Grundschule am Rüdesheimer Platz und bei
den Jungen die Vertretung der IkarusGrundschule aus Tempelhof-Schöneberg
durch.
Der Drumbo Cup wurde 1975 von der
Dresdner Bank erstmalig durchgeführt und
wird nunmehr durch die Commerzbank
fortgeführt. Das Turnier hat sich über die
Jahrzehnte zum größten Hallenfußballereignis Europas für Schülerinnen und Schüler
im Grundschulalter entwickelt.
Dieter Krickow / Alexander Dorner
DOG-Talk „Olympia hautnah“
Hochinteressant, äußerst spannend, sehr
ausgewogen und bisweilen emotional – die
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jüngste Auflage des
Talks „Olympia
hautnah“ der
Deutschen Olympischen Gesellschaft
Berlin am 17. April
2012 hatte viel zu
bieten. Gäste waren
Eisschnellläuferin
Claudia Pechstein,
Deutschlands
erfolgreichste
Winter-Olympionikin, sowie die
Journalisten Robert
Ide vom Tagesspiegel und René
Hiepen. Die Moderation in den
Räumlichkeiten der Weberbank Actiengesellschaft übernahm Journalist und DOGPräsidiumsmitglied Hans-Joachim Lorenz.
Sehr authentisch und sympathisch berichtete Claudia Pechstein über ihren langwierigen Kampf gegen den Doping-Vorwurf und
um ihre Rehabilitierung. Die DOG-Mitglieder
erfuhren, wie sie mit der Belastung umgegangen ist, wie schwer ihr der Spagat
zwischen Untersuchungen und Prozessen
einerseits sowie dem Training andererseits
fiel und welche konkreten Folgen der
Doping-Vorwurf und die Sperre hatten. Mit
Robert Ide und René Hiepen wurde zudem
ausführlich über die Rolle der Medien im
Fall Pechstein diskutiert.
Claudia Pechstein war 2009 wegen auffälliger Blutwerte, aber ohne positiven Dopingbefund durch den Internationalen Eisschnelllaufverband ISU für zwei Jahre
gesperrt worden. Mehrere Hämatologen
haben zwischenzeitlich feststellen können,
dass eine seltene
Blutkrankheit, an
der Pechstein und
ihr Vater leiden,
Ursache für die
schwankenden
Blutwerte ist. Im
Februar 2011 feierte
die fünfmalige
Olympiasiegerin ihr
Comeback auf dem
Eis. Die jetzt abgelaufene Saison
2011/2012 krönte
sie im März mit
WM-Bronze über
5.000 Meter. Nun
hat der Kufenstar
die Olympischen Winterspiele 2014 in
Sotschi fest im Blick. Nach dem Ende der
eindrucksvollen Karriere kann sich Claudia
Pechstein durchaus ein Engagement als
Trainerin vorstellen.
Die mehr als 50 Gäste waren vom „Olympia
hautnah“-Talk begeistert: „Eine sehr gelungene Veranstaltung, in der viele interessante
Fakten offen und ausgewogen diskutiert
wurden“, so das einhellige Fazit des Publikums. Ein großes Dankeschön für die
Gastfreundlichkeit und Zusammenarbeit
richtete DOG-Ehrenpräsident Hans-Jürgen
Bartsch an den Weberbank-Vorstand Wolfgang Harth.
Alexander Dorner
Weltcup-Finale
der Eisschnellläufer
Jenny Wolf und Martina Sablikova, Sven
Kramer und Christine Nesbitt, Cindy Klassen
und Bob de Jong – beim Weltcup-Finale der
Eisschnellläufer am zweiten März-Wochenende in Berlin konnten die Mitglieder der
DOG Berlin diese Kufenstars hautnah
erleben. Auch wenn es dabei für Lokalmatadorin Jenny Wolf über die 500 Meter nicht
zum Sieg und dem Gewinn des Gesamtweltcups reichte, so waren die DOG-Mitglieder von Dynamik, Technik und Tempo auf
dem Eis doch sehr beeindruckt. Für eine
stimmungsvolle Atmosphäre in der Halle
sorgten neben den deutschen Fans auch
zahlreiche Schlachtenbummler aus den
Niederlanden, Russland und Tschechien.
Alexander Dorner
Cottbus
Sportgala der Stadt Cottbus
Auch in diesem Jahr wurde die Sportgala
der Stadt Cottbus durch die Stadtgruppe
der Deutschen Olympischen Gesellschaft
und den Stadtsportbund Cottbus genutzt,
um den vielen Helfern des Sports im Hintergrund, in den Sportvereinen Dankeschön zu
sagen für ihr Engagement im Jahr 2011.
Mehr als 2.000 Übungsleiter sind in den 135
Cottbuser Sportvereinen im Einsatz. „Unermüdlich und selbstlos“ kümmerten sie sich
täglich um den Nachwuchs, um Spitzenathleten und Hobbysportler. „Mit großer Lei-
denschaft leisten die vielen Helfer einen
unschätzbaren Beitrag zum Leben der
Cottbuser Bürger“ sagte der Cottbuser
Oberbürgermeister Frank Szymanski in
seinem Statement in den Räumen der
Sparkasse Spree-Neiße.
Auf dieser Basis wurden im Jahr 2011 bei
Weltmeisterschaften sechs Gold-, zwei
Silber- und vier Bronzemedaillen geholt. Bei
Europameisterschaften gab es zehnmal
Gold, viermal Silber und viermal Bronze.
Hinzu kommen 53 Gold-, 28 Silber- und 36
Bronzemedaillen bei Deutschen Meisterschaften. Die Radsportler, Turner, Schwimmer und Behindertensportler waren dabei
besonders erfolgreich.
Die Titel eroberten Jana Majunke im Behindertenradsport, Christian Diener im
Schwimmen sowie die Turner des SC Cottbus Turnen.
Die Stadtgruppe der Deutschen Olympischen Gesellschaft konnte gemeinsam mit
Oberbürgermeister Frank Szymanski, und
Sparkassenvorstand Thomas Heinze die
Plakette der DOG für besondere Leistungen
im Sport und der olympischen Idee an
Holger Behrendt, Trainer im SC Cottbus
Die Stadtgruppe der Deutschen Olympischen Gesellschaft bedankt sich bei allen
Organisatoren und vor allem beim Gastgeber, der Sparkasse Spree-Neiße und ihrem
Vorstand, dieser nun schon traditionellen
Veranstaltung im Namen aller Teilnehmer
auf das Herzlichste.
Günter Jentsch
Natürlich ging der Blick an diesem Abend
auch voraus in Richtung der bevorstehenden Olympischen Spiele und der Paralympics, auf die sich unsere besten Sportlerinnen und Sportler intensiv vorbereiten und
denen wir viel Erfolg wünschen. Vielleicht
wird es möglich, den „Weg des Ruhms“, in
dem die Medaillengewinner der Stadt
Cottbus bei Olympischen Spielen geehrt
werden, auch in diesem Olympiajahr zu
erweitern.
Hannover
Ehrung langjähriger
Mitglieder
Turnen e.V., Florian Ludewig, Trainer im
Radsportclub Cottbus e.V. und Christina
Herold, Trainerin im Doitsu-Budo-Kwai
überreichen. Die Goldene Ehrennadel der
DOG erhielten Margit Cichocki, Schatzmeisterin im Stadtsportbund Cottbus e.V.,
Monika Nickel, Übungsleiterin in der Bauhausschule im Behindertensport, Gerd
Kunz, Billardtrainer in der SG Groß Gaglow,
Lutz Pannach, Radballtrainer im Lausitzer
Radsportverein und Ronny Zeiß, Nachwuchs- und Torwarttrainer im FC Energie
Cottbus.
Am 06. Mai hat die Zweigstelle Hannover
ihre langjährigen Mitglieder geehrt. Die
Ehrung fand im Rahmen des TUI-Marathons
auf der Veranstaltungsbühne statt. Unter der
Moderation von Rita Girschikofsky, Präsidentin des Niedersächsischen LeichtathletikVerbandes und des Stadtsportbundes Hannover, konnten 14 Jubilare die Auszeichnungen aus den Händen von Udo Körber und
Weitere Auszeichnungen wurden durch den
Stadtsportbund Cottbus e.V. für verdienstvolle Übungsleiter, Trainer und Vereinsvorstände vorgenommen.
Die Auszeichnung der in einer Umfrage der
Lausitzer Rundschau und Antenne Brandenburg ermittelten beliebtesten Sportlerinnen,
Sportler und Mannschaften bildete den
stimmungsvollen Abschluss der Sportgala.
Die Jubilare auf der Veranstaltungsbühne
Gerhard Reuse in Empfang nehmen.
Mit dem TUI-Marathon hatte diese DOGVeranstaltung einen angemessenen sportlichen und gesellschaftlichen Rahmen, den
die Mitglieder und Jubilare gern zu guten
Gesprächen genutzt haben. Bei kühlem aber
trockenem Wetter hatten die Läufer optimale Bedingungen und auch die Stimmung
am DOG-Stand war ausgezeichnet. Die
Zweigstelle Hannover ist stolz auf ihre
langjährigen Mitglieder.
Gerhard Reuse / Udo Körber
Heilbronn-Unterland/Hohenlohe
Ehrungen beim
Sportkreistag Heilbronn
„Ehre, wem Ehre gebührt“, so titelte die
„Heilbronner Stimme“ bei ihrem Bericht
über die Ehrungen der Deutschen Olympischen Gesellschaft beim Sportkreistag des
Sportkreises Heilbronn. Im Beisein zahlreicher Ehrengäste sowie den Delegierten der
Unterländer Sportvereine freute sich die
DOG-Vorsitzende Sigrid Seeger-Losch an
zwei hochverdiente Sportfunktionäre die
DOG-Leistungsplakette überreichen zu
dürfen.
Gustav Jenne ist Macher und Motor der
Unterländer Leichtathletik-Szene, die ohne
ihn nicht denkbar wäre. Er war die treibende
Kraft, als 1969 die Unterländer Leichtathletik-Gemeinschaft ins Leben gerufen wurde.
Viele Aktivitäten, Aktionen und Veranstaltungen gehen auf seine Initiative zurück.
Das ehrenamtliche Engagement von „Mister
Leichtathletik“ sei beispielhaft, sagte Seeger-Losch in ihrer Laudatio.
Bernd Schneider
leitete über 16 Jahre
die Geschicke im
Ringer-Bezirk
Unterland. Über
viele Jahre war er
KampfrichterReferent. Der
Ringkampfsport und
der Sport überhaupt
haben ihm viel zu
verdanken. Im
Sportkreis vertritt er
die Fachverbände
und begleitet mit
lebhaftem und
kritischem Geist die
69
Einstimmung auf die Spiele in diesem Jahr
in London, aber auch zur besonderen Ehre
der scheidenden Vorsitzenden Margit Budde.
Sie hatte als sportlerisches Urgestein des
Hochstiftes und erfolgreiche Fechterin
sieben Jahre lang den Vorsitz der Regionalgruppe inne. Mit dem Olympischen Abend
in diesem Jahr nahm sie aus beruflichen
Gründen ihren Abschied.
Gustav Jenne (li.) und Bernd Schneider (re.)
bei der Ehrung durch die Vorsitzende
Sigrid Seeger-Losch
Arbeit. Er ist Mitglied der DOG und seit zwei
Jahren Vorstandsmitglied in der Kreisgruppe
Heilbronn-Unterland. Er sei ein Paradebeispiel des gelebten Ehrenamtes, in dem er
sich außerordentliche Verdienste erworben
hätte, bemerkte die Vorsitzende und überreichte Urkunde und Plakette unter dem
Beifall der Anwesenden.
Hochstift Paderborn
Olympia zwischen
Kommerz und Politik
Olympia ist ein Fest von Leistung, Ehrgeiz,
Zielstrebigkeit und Erfolg, von Förderung und
Forderung, Kommerzialisierung und Politik.
Diese Mischung mit all ihren Vor- und
Nachteilen war Thema auf dem Podium. Im
Spiegelsaal des fürstbischöflichen Residenzschlosses diskutierten unter Moderation von
Wolf-Dieter Poschmann aktuelle und ehemalige Größen von Olympia. NRW-Sportfunktionärin Gisela Hinnemann und Silbermedaillengewinnerin von 1968, Liesel Westermann,
waren ebenso mit dabei wie Speerwerferin
Linda Stahl und Top Squasher Cedric Lenz.
Begleitet wurde die Diskussion durch Vortrag
und Statements von Prof. Dr. Manfred
Lämmer. Mit in der ersten Reihe saßen neben
DOG Vorstandmitglied und Bronze Zehnkämpfer Kurt Bendlin auch der Speerwerfer
Michel Wessing, der 1980 wegen des Moskau
Boykotts nicht starten durfte.
2012 sei mit Fußball und Olympia nicht nur
ein spannendes sondern durchaus auch
politisch konfliktbeladenes Jahr, hatte
Poschmann die Diskussion vor rund 300
geladenen Gästen anmoderiert. Dabei
würden die Sportler zunehmend zu politischen Stellungnahmen gedrängt. Eine
Tatsache, die Michael Wessing bis heute
ärgert. Der Boykott damals habe nichts
genutzt, das hätten selbst die Politiker
später eingesehen. Den Sportlern habe das aber geschadet,
sagte er. Prof. Dr. Lämmer
warnte in einem seiner Zwischenstatements davor, Sportler
zu überfrachten. Ganz trennen
lasse sich Politik und Sport
angesichts der engen Verbindung beider aber nicht mehr.
Das sei auch gar nicht notwendig, konterte Linda Stahl. Sie
bewertete sich in ihrer Rolle als
Spitzensportlerin als „öffentlichen Menschen“, der sich
durchaus auch zu anderen
Themen als dem Sport äußern
DOG und Gäste: Heiner Kortebusch, Cedric Lenz, Kurt
dürfe. Das unterstrich auch
Bendlin, Liesl Westermann, Christian Schlichter, Linda
Liesel Westermann. Ohne
Stahl, Gisela Hinnemann, Manfred Lämmer, Margit
politische Unterstützung, so ihre
Budde, Wolf-Dieter Poschmann, Willi Schluer
Meinung, seien die sportlichen
Olympische Ehren haben in Paderborn, der
Sportstadt in Ostwestfalen, bereits Tradition.
Medaillengewinner, Stars und Platzierte von
Olympischen Spielen, sie alle waren schon
zu Gast bei den mittlerweile fest eingeführten Olympischen Abenden. In bereits sechster Folge hatte die DOG Hochstift Paderborn
auch in diesem Jahr wieder einen hochkarätig besetzten Abend veranstaltet: Zur
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Höchstleistungen nicht bezahlbar. Da sei es
nur recht, diesen Einfluss auch zu akzeptieren. „Ich kann mich nicht füttern lassen und
dann nicht auch mal tanzen wollen“, so ihre
Kernaussage an diesem Abend.
Einig waren sich die Sportler durchaus in
der Bewertung der Olympischen Spiele. Bei
der Inflation an Welt- und Europameisterschaften sei Olympia das einzige Sportereignis, das eine Besonderheit geblieben sei,
sagte Linda Stahl. Liesel Westermann
schwelgte in Erinnerungen an eine Sportlergemeinschaft, die nicht nur international,
sondern auch durch alle Disziplinen gehe.
Das gebe es doch sonst nirgends. Einzige
Hürde, das wurde kontrovers diskutiert, war
die Auswahl. Ob Olympianorm oder deutsche Zusatzhürden, ob die Besten eines
Landes oder nur Platzierungskandidaten zu
Olympia geschickt würden, wurde angesichts immer enger werdender Plätze sehr
unterschiedlich gesehen. Einer den das noch
völlig mit Vorfreude einstimmte, war der
Squasher Cedric Lenz aus Paderborn. Als
achter der Bundesligaliste fieberte er einer
Anerkennung seines Sports als olympische
Disziplin entgegen.
Neben launigen Worten und viel Abschiedslorbeeren für die scheidende Vorsitzende
gab es für Margit Budde auch drei besondere Ehren. Paderborns Bürgermeister Paus
übereichte ihr zum Abschied einen Seidenschal in den Stadtfarben, Zehnkämpfer
Bendlin hatte für sie eine eigene Holzskulptur ausgearbeitet. DOG-Vizepräsident Peter
von Löbbecke zeichnete nach einer recht
launigen Rede Margit Budde und ihren
Stellvertreter Heiner Kortebusch aus. Budde
erhielt dabei die silberne Verdienstplakette
der DOG. Die DOG im Hochstift wird künftig
durch die beiden Stellvertreter Heiner
Kortebusch und Kurt Bendlin geführt bis zu
den Vorstandswahlen im nächsten Jahr.
Damit und mit dem dahinter stehenden
aktiven Vorstand bleibt die Kontinuität der
aktiven Regionalgruppe gewahrt.
Christian Schlichter
Karlsruhe
Zweigstelle Karlsruhe
unter neuer Leitung
Am 26. April 2012 wählte die Zweigstellentagung der DOG Karlsruhe den 48-jährigen
Österreicher Peter Mayer zu ihrem Leiter.
Mayer folgt damit Lothar Deutsch, der im
Rahmen der Veranstaltung vom Präsidenten
der DOG Harald Denecken für seine Verdienste geehrt wurde. Zur Sitzung hatte
Bernd Rau, der nach dem Rücktritt von
Deutsch die kommissarische Leitung inne
hatte, ins Otto-Hahn-Gymnasium geladen
das seit kurzem Mitglied der DOG ist. Zu
Beginn bedankte sich Herr Denecken bei
Herrn Morath dem Schulleiter des OttoHahn-Gymnasiums für die Gastfreundschaft
und überreichte ihm eine Plakette, die in
Zukunft am Haupteingang der Schule diese
als DOG-Mitglied ausweist.
Nachdem sich Peter Mayer, der als Lehrreferent für den Badischen-Sportbund Nord
arbeitet, vorgestellt hatte, wurde er einstimmig gewählt. Der Diplom-Pädagoge Mayer,
der sich auch bei der dsj im Bereich „Dopingprävention“ engagiert, sieht es als eine
seiner wichtigsten Aufgaben, die gesellschaftliche Akzeptanz der DOG in Karlsruhe
weiter zu verbessern. Als Baustein auf
diesem Weg soll eine Diskussionsreihe
dienen, die regelmäßig in der „Cantina
Majolika“ stattfinden soll. Start dazu ist am
29.11.2012.
Unter den zahlreichen anwesenden Mitgliedern waren die Leiterin des Sportamts in
Karlsruhe Silke Hinken, der Geschäftsführer
des Badischen Fußballverbandes Uwe
Ziegenhagen und der Jugendsekretär der
Badischen Sportjugend Thorsten Väth.
Kreis Düren
Mitgliederversammlung
Die Zweigstelle Kreis Düren hat am 28.
Februar 2012 die diesjährige Mitgliederversammlung unter Beteiligung von ca. 70
Gästen im Großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung Düren durchgeführt. Neben
den üblichen und vorgegebenen Tagesordnungspunkten wurden auch die Aktionsprogramme der Deutschen Olympischen
Gesellschaft und ein Rückblick auf die
Tätigkeit der hiesigen Zweigstelle vorgestellt. Darüber hinaus wurden den Anwesenden die Inhalte des hier initiierten
regionalen Aktionsprogramms „Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen und Offenen
Ganztagsschulen“ unterbreitet, zu dem
auch eine aus Sport, Politik und Verwaltung prominent besetzte Podiumsdiskussion unter dem Motto „Offene Ganztagsschulen und Sportvereine - Ende des
organisierten Sports oder neue Chancen?“
geführt wurde.
Diese von Dr. Stefan Kaußen (WDR) moderierte Podiumsdiskussion entwickelte sich zu
einem äußerst interessantem und kontrovers
geführten Meinungsaustausch, in dessen
Rahmen die Schwierigkeiten der Vereinbarkeit zwischen ganztägigen Bildungsangeboten, der Konsolidierung von Sportvereinen
und einer angemessenen Entwicklung des
(Leistungs-)Sports deutlich wurden.
Auch in der regionalen Medienlandschaft
fand die Veranstaltung der DOG-Zweigstelle
Kreis Düren ein absolut positives Echo,
wobei sich die Berichterstattung im Wesentlichen auf die attraktive Podiumsdiskussion und eine zusätzlich formulierte Mitgliederwerbung erstreckte.
Projekt „Zusammenarbeit
zwischen Sportvereinen und
Offenen Ganztagsschulen“
Im Januar 2011 hat der Vorstand der DOGZweigstelle Kreis Düren beschlossen, sich
diesem Projekt intensiv zu widmen mit der
Zielsetzung, sportbezogene Aktivitäten in
das schulische Angebot zu integrieren und
gleichzeitig den beteiligten Sportvereinen
die Möglichkeit zu bieten, den dort feststellbaren Mitgliederschwund im Kinder- und
Jugendbereich zu kompensieren.
In einem ersten Schritt wurde unter Mitwirkung des Schulamtes für den Kreis Düren
(Schulaufsichtsbehörde) ein
Fragebogen an alle 48 Offenen
Ganztags-Grundschulen des
Kreises Düren versandt mit der
Maßgabe, die dortige Interessenlage hinsichtlich sportlicher
Angebote zu erfragen.
Nachdem 21 Offene GanztagsGrundschulen ihre positive
Interessenhaltung bekundet
haben, wurden im Rahmen der
weiteren Vorgehensweise ca. 80
Sportvereine nach den dortigen
Mitwirkungsmöglichkeiten
befragt.
Unter der Federführung des
DOG-Zweigstelle Kreis Düren
und der Mitwirkung des Kreis-
sportbundes Düren wurden in einem dritten
Schritt bisher 15 Runde Tische moderiert
mit dem Ergebnis, dass in allen Fällen eine
Kooperation zwischen Offenen GanztagsGrundschulen und Sportvereinen geschlossen werden konnte. Weitere Gespräche
stehen an mit der Zielsetzung, eine möglichst lückenlose Kooperationslandschaft zu
entwickeln.
In Fortführung dieses Projektes wird geplant, ab dem Herbst 2012 die Bemühungen
auch auf den Bereich der weiterführenden
Schulen auszudehnen, um somit eine
flächendeckende Sportbewegung in ganztägigen schulischen Bildungsangeboten zu
gewährleisten.
Vielfältige Handlungspartner – darunter
auch der Olympiastützpunkt Rheinland in
Köln – haben wesentlich dazu beigetragen,
das hier entwickelte Handlungskonzept
erfolgreich umzusetzen.
Sollten andere Zweigstellen der Deutschen
Olympischen Gesellschaft Interesse an
Einzelheiten zur Umsetzung dieses Projektes
haben, können Anfragen an die EmailAdresse [email protected]
gerichtet werden. Selbstverständlich haben
wir auch ein Telefon: 02421-951133.
Landesverband NRW
Zum ersten Mal traf sich der DOG-Landesvorstand Nordrhein-Westfalen unter
Vorsitz von Manfred Rixecker (Mülheim an
der Ruhr) Anfang Mai in der Sparkasse
Recklinghausen. Breiten Raum nahm die
V.l.n.r. Dieter Büttner (Regionalgruppe Rheinland),
Manfred Rixecker (1. Vorsitzender), Ulrich Kupke
(NRW-Pressewart), Paul Hoffmann (2. Vorsitzender),
Wolfgang Dolling (Bezirksgruppe Niederrhein) sowie
Achim Haase (Sparkasse Vest Recklinghausen
71
Diskussion um den Zustand und die
„Wiederbelebung“ von Zweigstellen in
NRW ein. Besonders erfreulich wurde
vermerkt, dass die Zweigstelle Kreis Düren
seit 18 Monaten Aktivitäten entwickelt
hat. Auch in Recklinghausen wurde zwischenzeitlich die Initiative ergriffen, eine
neue Kreisgruppe „zum Leben zu erwecken“. Besonders der Sparkassen-Marketingchef Achim Haase und NRW-Pressewart Ulrich Kupke haben ihre Unterstützung zugesagt. Weitere Diskussionsthemen
betrafen die zuletzt zahlreich ins Leben
gerufenen Aktionen der Bundes-DOG in
Bezug auf „Bewegungsstunden in Kindergärten“, „Bewegungspatenschaften“ und
„Jung, sportlich, Fair“.
Miltenberg-Obernburg
Miltenberg-Obernburg
Der TV Miltenberg hat am 19. Mai 2012
einen Sporttag in der Fußgängerzone
Miltenbergs veranstaltet. Grund hierfür
war das 150-jährige Bestehen des TV
Miltenberg. Das Motto der Veranstaltung
war „Miltenberg in Bewegung“. Zahlreiche
Besucher Miltenbergs und Passanten
wurden dabei angeregt beim dem vielfältigem Programm der 19 Sportabteilungen
des TV Miltenberg zuzuschauen, mitzumachen und sich über die einzelnen Sportangebote wie Eltern und Kind Turnen, Geräteturnen, Tischtennis, Volleyball, Rhönradturnen und vieles mehr zu informieren. Die
hiesige DOG-Zweigstelle ließ sich dabei die
Chance nicht entgehen und präsentierte
sich den Besuchern mit einem eigenen
Informationsstand.
72
Niederrhein
Volksbank Rhein-Ruhr
und DOG luden zum
Sportlerdialog
Zum nunmehr schon 16. Mal trafen sich
Olympiasieger, Weltmeister und Europameister auf Einladung der Volksbank RheinRuhr und der Deutschen Olympischen
Gesellschaft Bezirksgruppe Niederrhein zum
traditionellen Sportlertreff. „Mit dieser
Veranstaltung“, so Volksbank-Vorstand
Thomas Diederichs, „will die Volksbank
Rhein-Ruhr dem Sport und der Wirtschaft
eine Plattform für ein erfolgreiches Miteinander bieten.“
Auch in diesem Jahr waren 60 Sportler und
Gäste der Einladung gefolgt. Neben zahlreichen weiteren erfolgreichen Sportlern hieß
Thomas Diederichs auch Bürgermeister Benno
Lensdorf, LSB-Präsident Walter Schneeloch
und den Beigeordneten Reinhold Spaniel
sowie den hiesigen DOG-Vorsitzenden Paul
Hoffmann, ehemaliges NOK-Mitglied, willkommen. Benno Lensdorf begrüßte die
Volksbank-Initiative einer solchen Veranstaltung und lobte ausdrücklich das Engagement
der Bank im Hinblick auf die Sportförderung.
LSB-Präsident Walter Schneeloch schaute in
seinem Grußwort insbesondere auf die
Olympischen Sommerspiele, die in diesem
Jahr in London stattfinden werden.
Als Überraschungsgast hatte die Volksbank
Rhein-Ruhr den Cheftrainer von Rot-Weiß
Oberhausen, Mario Basler, eingeladen. Basler
gewährte im Gespräch mit Volksbank-
Pressesprecher Günter Sickmann einen Blick
hinter die Kulissen des Fußballgeschäftes
und wusste viel Interessantes aus seiner
aktiven Zeit als Spieler zu erzählen. Ein
Imbiss und viele Gespräche rundeten einen
gelungenen Abend ab.
Odenwaldkreis
60-Jahrfeier der DOGZweigstelle Odenwaldkreis
Die Zweigstelle Odenwaldkreis der Deutschen Olympischen Gesellschaft hat sich die
Förderung des Sports und des olympischen
Gedankens auf ihre Fahnen geschrieben und
diese Ziele standen bei der Jahreshauptversammlung und der sich daran anschließenden Jubiläumsfeier zum 60-jährigen Bestehen am Donnerstagabend im Dorfhaus in
Zell im Fokus.
Der Vorsitzende Johann Weyrich erinnerte
bei seinem Rückblick an die vielen Aktivitäten im vergangenen Jahr. Präsenz bei
größeren Sportveranstaltungen, die Patenschaft mit 15 Kindergärten, die zum 17. Mal
in Folge durchgeführte Aktion „Junge
Könner brauchen Gönner“, Kontakte zu
Grundschulen im Kreis, die Ausrufung eines
Juniorsportlers des Jahres und Ehrungen
erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler
sowie von Vereinen und Funktionären, die
sich besonders hervorgetan haben, stehen
zu Buche in der langen Liste der Aktionen
der DOG-Zweigstelle Odenwaldkreis, wie die
vorherige Kreisgruppe nach der bundesweiten Neuorganisation der DOG nun heißt.
Für das Olympiajahr 2012 sei am Gymnasium auf Initiative der DOG wieder ein
Kreativwettbewerb ausgeschrieben worden.
Die Prämierung der eingereichten Arbeiten
werde am Donnerstag (29. März) stattfinden. Erstmals werde in diesem Jahr an den
Grundschulen des Kreises nach dem Motto
mitteilen, dass es mit der DOG auf Bundesebene wieder aufwärts gehe, nachdem man
neue Sponsoren gefunden habe. Grußworte
sprachen außerdem Kreisbeigeordneter und
Landtagsabgeordneter Dr. Michael Reuter,
der Bad Königer Bürgermeister Uwe Veith,
Wolfgang Fröhlich für den Sportkreis,
Direktor Karl-Heinz Ihrig für die
Sparkasse und Manfred Heiss
für den Stiftungsrat der HSE.
Wer könnte ein besserer Laudator für die 60-Jahrfeier der DOG
sein als der Ehrenvorsitzende
Hubert Hey, der 19 Jahre Vorsitzender, unermüdlicher Ideengeber und Motor war. In seiner Ära
stieg die Zahl der Mitglieder von
35 auf zeitweise 150 an. Hey
spannte in seinen Ausführungen
den Bogen von der Antike mit
den Anfängen der Olympischen
V.l.n.r. Hubert Hey, Johann Weyrich, Kurt Kohlhage.
Spiele in Griechenland im Jahre
Betty Heidler
776 v. Chr. und dem Verbot
durch den römischen Kaiser
Theodorius im Jahre 393 n. Chr.
„Kinder bewegen – Schule fördern – Erfolge
bis zur Wiedereinführung der Wettkämpfe
ehren“ ein Sportwettbewerb durchgeführt.
der Neuzeit durch Pierre de Coubertin im
Ebenso sollen die Patenschaften mit Kinder- Jahr 1896.
gärten weiter ausgebaut werden. Die
Förderung des Sportnachwuchses steht aber Im Jahr 1951 sei die DOG gegründet worden
nach wie vor oben auf der Agenda des
und am 25. Mai 1952 die Kreisgruppe
DOG-Vorstandes.
Odenwald. Landrat Georg Ackermann
übernahm den Vorsitz bis 1968. Es folgten
Wie Finanzvorstand Frank Weichel mit
Heinrich Ritzel (1968-1971) Franz Radomicki
seinen Zahlen belegen konnte, verfügt
(1971-1988), Fritz Walter (1988-1989) und
sowohl die DOG als auch der SportförderHubert Hey (1989-2008). Die DOG schaffte
kreis Olympia Odenwald, eine Gruppierung
es in den sechs Jahrzehnten durch die
innerhalb der DOG, über solide Finanzen. Die
Entlastung beider Vorstände war dann nur
noch eine Formsache.
Pflege des olympischen Gedankens, aber vor
allem durch ihre Aktionen zur Förderung
des Sportnachwuchses die Aufmerksamkeit
der Öffentlichkeit zu gewinnen.
Seit der Gründung gehören die Gemeinden
Lützelbach, Brombachtal und Rothenberg
der DOG an und wurden mit Urkunden und
Plaketten ausgezeichnet. Geehrt für besondere Leistungen und Unterstützung der
Kreisgruppe wurden Kurt Kohlhage, Ronny
Kelz, Inge Velte, Werner Muschik, die HSE,
die Sparkasse Odenwaldkreis und die Gemeinde Mossautal. Fotos von der zurückliegenden Zeit auf der Großleinwand weckten
Erinnerungen. Musikalisch umrahmt wurde
die Feierstunde durch Karina Schuller mit
dem Saxophon.
Gerd Waßner
Kreativwettbewerb
Bereits zum dritten Male schrieb die Zweigstelle Odenwaldkreis einen Kreativwettbewerb für die Sportförderklassen der Schulen
im Odenwaldkreis aus. Beteiligt haben sich
die Klassen 5f und 6f des Gymnasiums
Michelstadt. Nach dem Motto „Olympische
Sommerspiele 2012 in London“ waren
Kreativität, Ideenreichtum und gestalterische Fähigkeiten gefragt, die zum Teil im
Zweier-Team oder aber als Einzelne umgesetzt wurden.
Für die DOG hat der Schulbeauftragte
Manfred Kirschner die Ausschreibung an
Ein Hauch von Olympia wehte danach durch
das Zeller Dorfhaus bei der folgenden Jubiläumsfeier, denn neben etlichen Ehrengästen
aus Sport, Politik und dem öffentlichen Leben
konnte Weyrich die Weltmeisterin im Hammerwerfen Betty Heidler und Petra Lammers,
die Anschieberin der bei Weltmeisterschaften
erfolgreichen und bekannten Bobpilotin
Sandra Kiriakis begrüßen. Die Hammerwerferin, Mitglied der DOG Odenwaldkreis und
öfter mit ihrem Sportgerät in FränkischCrumbach zum Training zu Gange, gab
Erläuterungen zur Vorbereitung auf die
Olympischen Spielen in London, wo sie zu
den Favoritinnen in ihrer Disziplin zählt.
Der neugewählte Vizepräsident der DOG,
Peter von Löbbecke fand viel Lob für die
Arbeit der hiesigen Zweigstelle und konnte
Die ausgezeichneten Schüler zusammen mit den Klassenlehrern Stefanie Tänzler und Axel
Trumpfheller sowie Johann Weyrich, Peter Falter, Gunter Eckart (Schulleitung), Manfred
Kirschner und Hubert Hey
73
die Schulen mit Sportförderklassen weitergeben. „Ziel ist es den Olympischen Gedanken und die Olympischen Werte wie Leistungsbereitschaft, Fair Play, Teamgeist und
die Völkerverständigung ins Bewusstsein
der jüngeren Sportler zu rücken“, so Kirschner bei der Prämierung der Arbeiten in der
vollbesetzten Mensa des Gymnasiums
Michelstadt. Zusammen mit dem Vorsitzenden Johann Weyrich vergab Kirschner die
von der DOG ausgelobten Geldpreise und
bedankte sich bei allen Lehrkräften sowie
der Schulleitung des Gymnasiums für die
Durchführung und Unterstützung des
Wettbewerbs. Mit dabei waren viele Eltern
der Kinder, die sich an dem Kreativwettbewerb beteiligten, die Klassenlehrer der
beiden Klassen, Stefanie Tänzler und Axel
Trumpfheller, von der Schulleitung Gunter
Eckart und der DOG-Ehrenvorsitzende
Hubert Hey. „Die Jury hat es nicht leicht
gehabt bei den abgelieferten Arbeiten, die
eine breite Palette von kreativen Ideen wie
Bilder, Aufsätze, Hörspiele, Interviews oder
Filme geboten haben, die Besten zu finden“,
betonte Kirschner.
„Wir wollen nicht nur den olympischen
Gedanken fördern, sondern auch einen
Beitrag leisten, um die Kinder und die
Jugend für den Sport zu begeistern“, so
Weyrich, der sich bei Kirschner für dessen
Engagement bei diesem Schülerwettbewerb
bedankte und auch beim Gymnasium, das
sich zum dritten Male an diesem Wettbewerb beteiligte.
Ausgezeichnet wurden die ersten drei Plätze
sowie fünf weitere von der Jury gleich
bewertete Arbeiten. Platz eins ging an
Jannik Müller und Oscar Hopp von der
Klasse 6f, die neben kreativen Gedanken
auch eine wahre Fleißarbeit leisteten. Platz
zwei belegten Charlotte Manschitz und Nita
Groth von der Klasse 5f und Platz drei
erreichten Anesa Kukavica und Franziska
Wirl von der Klasse 6f. Platz vier wurde an
Karl-Johann Mühlhäuser (5f), Benjamin
Eickhoff (5f), Luca Rettig und Nikola Cutura
(6f), Johnathan Reimer und Jannis Geißler
(5f), Lara Christmann und Johannes Brand
(6f) vergeben.
Gerd Waßner
Bewegungstag
Der Patenkindergarten des Integrativen
Montessori Kinderhauses in Michelstadt
führte wieder einen Bewegungstag mit
74
allen Kindern der Einrichtung durch. Es
wurden viele Übungen für alle Alterstufen
absolviert. Die Kinder waren sehr begeistert und eifrig dabei. Im Anschluss wurde
noch ein Bewegungslied gesungen und
Medaillen für alle teilnehmenden Kinder
verteilt.
Der Vorsitzende der DOG-Zweigstelle
Odenwaldkreis übergab einen kleinen
Förderbeitrag und dankte für dieses sportliche Event.
Pfalz
Olympische Kindergartenspiele
Slalomlauf, Bobfahren, Ringe werfen,
Balancieren, Hindernislauf und Zielwurf
waren 09. Februar 2012 die Disziplinen bei
den Olympischen Kindergartenspielen. 102
5-6 jährige Kinder aus den vier Mutterstädter Kindergärten nahmen teil.
Mit Bewegung kann man nicht früh genug
anfangen. Deshalb ist es umso wichtiger,
dass man dies schon im Kindergartenalter unterstützt und
fördert. So eröffneten HansDieter Schneider, Bürgermeister
von Mutterstadt, Heiner Dopp
und Carlo von Opel, Deutsche
Olympische Gesellschaft, die
Olympischen Spiele.
tig Gas geben, damit sie nicht von den
Kindern überholt werden. Die Kinder
fordern den Betreuern der TSG alles ab.
Beim Bobfahren, müssen die Kinder auf
einem Rollbrett durch einen Parcours aus
Matten-Tunnel und bunten Blocks steuern.
Kommt ein Kind vom rechten Weg ab, kein
Problem, die Helfer sind sofort zur Stelle
und korrigieren.
Da sind viele sportliche Talente dabei. Die
Kinder schlagen sich sehr gut.
In der Hallenmitte weist Alois Bierl den Weg
zur Ziellinie nach überstandenem Hindernislauf – durch Kastenteile krabbeln und über
Stangen springen, auch da kann man schon
mal die Orientierung verlieren.
Eine Gruppe sammelt neue Kräfte und
stärkt sich mit Obst, welches vom Pfalzmarkt Mutterstadt für die Kids gespendet
wurde. Man kann ja nicht immer Vollgas
geben.
Am Ende waren alle Gewinner, auch wenn
die Besten mit Medaillen geehrt wurden, so
durften alle Kids die von der DOG mitgebrachten T-Shirts als Andenken mit nach
Bewegung ist von klein auf
wichtig, auch Alois Bierl weiß
wovon er spricht. 1972 wurde er
Olympiasieger im Rudern. Am
Donnerstag betätigte er sich bei
den Kindergartenspielen, organisiert von der Deutschen Olympischen Gesellschaft Pfalz in
Zusammenarbeit mit der TSG
Mutterstadt und den Mutterstädter Kindergärten, in der TSG
Halle in Mutterstadt als Zeitnehmer.
“Tempo. Auf geht’s!“ feuert der
ehemalige Hockeynationalspieler Heiner Dopp den Nachwuchs
an. Die Rekorde purzeln. Eine
Bestleistung jagt die andere. Beim Slalomlauf gibt es zunächst noch Orientierungsschwierigkeiten im Stangenwald. Damit die
Kids auch hier auf dem rechten Weg
bleiben, werden die Betreuer als „Hasen“
eingesetzt und diese müssen schon mäch-
Hause nehmen. Der Gesamtsieg ging an
Leon Hochhaus vom Protestantischen
Kindergarten 2. Er schnitt als Bester aller
102 Kinder bei den Olympischen Kindergartenspielen in Mutterstadt ab. Von 70 möglichen Punkten erreichte er 68.
Doch der olympische Gedanke stand im
Vordergrund, dabei sein ist alles. Es ist
schließlich nur ein Spiel, trotz Punkten, Zeit
und Medaillen.
Schwarzwald-Bodensee
Sportlerehrung der Stadt
Tuttlingen
Zum ersten Mal versammelten sich zu
diesem Anlass die Sportpreisträger, Sportler,
ihre Familien, Freunde und Bekannte sowie
alle Sportfans in der Angerhalle im Stadtteil
Möhringen. Bei ausgelassener Stimmung
und herrlichem Wetter feierten sie gemeinsam ihre sportlichen Erfolge.
56 Sportler erhielten an diesem Abend eine
Ehrung von Oberbürgermeister Michael
Beck und einem Vorstandsmitglied des
Stadtverbandes für Sport, Jochen Zeyher.
Zudem wurden mehrere Sonderpreise
verliehen: Emil Bühler, Till Haendle und Olaf
Hummel erhielten den Sport-Anerkennungspreis, Alfred E. Leopold erhielt den
Sport-Ehrenpreis und Moritz Doms und
Manuel Behr wurden mit dem JugendsportFörderpreis ausgezeichnet. In Namen der
Deutschen Olympischen Gesellschaft verlieh
Oberbürgermeister Michael Beck zusätzlich
die „Plakette für besondere Leistungen im
Sport und der olympischen Idee“ an KarlOtto Mayer von der TG Tuttlingen 1859 e.V.,
Franz Aichelmann vom TV Rottweil e.V. und
Klaus Walter vom TSV Rottweil e.V. Über die
goldene Ehrennadel durften sich Ute Heller
und Irmgard Weber freuen, beides langjährige ehrenamtliche Übungsleiterinnen beim
TV 1864 e.V. Möhringen sowie Peter Wiener
vom TV Rottweil e.V. Für Ihre nun bereits
25-jährige Mitgliedschaft in der DOG
wurden Alfred Klaiber aus Singen, der TTC
Rottweil e.V. und der Sportkreis Rottweil im
wlsb geehrt.
Geboten wurde auch ein buntes Rahmenprogramm unterschiedlichster Showkünstler,
die zwischen den Ehrungen die Gäste im
Saal auf das Beste zu unterhalten wussten.
So sorgten Möhringer Tänzer mit einer
tollen Streetdance-Performance, eine DTBShowgruppe aus dem Ostalbkreis mit einer
perfekt einstudierten Spinnenkür und eine
sehr beeindruckende Form der Körperbeherrschung in Form einer EquilibristikDarbietung von Denis Stach für einen
gelungenen Auftakt. Nach der Präsentation
neuer Modetrends durch die Tuttlinger
Sportfreunde, verzauberte der 18-jährige
Profizauberer aus der Familie Petrosyan das
Publikum mit rasanten Kartentricks. Anschließend kamen die Zuschauer selbst bei
fetziger Latinomusik
und dem neuesten
Fitnesstrend Zumba
kräftig ins Schwitzen. Weitere Höhepunkte des Abends
bildeten die artistische Performance
von Sophia Müller
und der Auftritt der
Verwandlungskünstler Sos & Victoria
Petrosyan. Dabei
wechselte die
Garderobe der
Künstlerin so
schnell, dass das
bloße Auge kaum
folgen konnte. Als
der Moderator
Clemens Löcke nach
dem dritten und
letzten Ehrungsblock entspannt durchatmen
wollte, wartete noch eine Überraschung auf
ihn: OB Beck gratulierte sehr herzlich zu
seiner 10. Sportlerehrung und überreichte
ihm ein kleines Dankeschön. Schließlich
wurden alle Künstler noch einmal auf der
Bühne gefeiert und der Abend klang bei
interessanten Gesprächen in der wunderschön geschmückten Angerhalle gemütlich
aus.
Stuttgart
Stadtgruppe Stuttgart und
Verein Begegnungen
wagen sich aufs Glatteis
Etwas mehr als 20 Mitglieder der Stadtgruppe Stuttgart der Deutschen Olympischen Gesellschaft, des Olympischen Fördervereins Stuttgart sowie des Vereins Begegnungen haben die neu eröffnete Eiswelt in
Stuttgart-Degerloch besucht und ihre
Eislaufkünste ausprobiert. Die großen und
kleinen Gäste hatten sichtlich Spaß, zumal
sie mit Monika Wagner Kutinova vom tus
Stuttgart Eissport e.V. eine erfahrene und
geduldige Trainerin an der Seite hatten, die
wertvolle Tipps für das ungewohnte Parkett
parat hatte.
Während die einen auf dem Eis die ersten
Geh- und Fahrversuche wagten, nutzte eine
andere Gruppe die Möglichkeit zusammen
mit einem Eismeister einen Blick hinter die
„Kulissen“ der Eiswelt zu werfen. Wie wird
Eis produziert, wie sieht die Kältetechnik
und die verschiedenen Räumlichkeiten der
Eiswelt aus? Die Gäste lauschten gespannt
den Ausführungen des Technikers.
Nach dem Besuch der Eiswelt ließ man den
Sonntag mit Kaffee und Kuchen im Restaurant der Stuttgarter Kickers im Königsträßle
ausklingen.
Südniedersachsen
Auf dem Weg nach
London 2012
Nach Atlanta 1996, Sydney 2000, Athen
2004 und Peking 2008 ist die Bezirksgruppe
Südniedersachsen mit ihrem Sitz in Göttingen auch in diesem Jahr bei den Olympischen Sommerspielen in London wieder mit
57 Teilnehmern dabei. Die Vorbereitungen
unter Leitung der beiden bewährten „Olympiaführer“ Petra Reußner und Prof. Wolfgang Buss sind weit fortgeschritten und das
Startfieber steigt nicht nur bei den Aktiven,
sondern auch bei den Unterstützern der
deutschen Mannschaft aus der Deutschen
Olympischen Gesellschaft.
Bei einer Vortour im April konnten sich
Petra Reußner und Wolfgang Buss nicht
75
nur davon überzeugen, dass das gewählte
olympische „Hauptquartier“ der Südniedersachsen, das „Holiday Inn“ in Shepperton
im Südwesten von London, alle Bedingungen für einen komfortablen Aufenthalt
gewährleistet, sondern dass auch die
Vorbereitungen in London weit fortgeschritten sind. So ist nicht nur wieder
großer Sport, sondern es sind auch wieder
erlebnisreiche Tage mit der neuerlichen
Begegnung der sportbegeisterten Fans aus
allen Weltteilen zu erwarten. Der Erkundung der Wege zum Olympischen Park im
Londoner Stadtteil Stratford, die Vorbesichtigung des Deutschen Hauses in den
historischen Londoner Docklands und die
an vielen Stellen in London schon erkennbaren olympischen Symbole und Einrichtungen vermittelten den erfahrenen Olympiabesuchern die besten Hoffnungen und
Erwartungen an großartige Spiele in der
einer der attraktivsten Weltmetropolen.
Zurzeit bereiten sich die Fahrtteilnehmer
intensiv auf die Spiele über DOG-Veranstaltungen zur Geschichte der Olympischen
Spiele, zu London mit seiner olympischen
Vergangenheit und Gegenwart sowie zu
Großbritannien und den Briten als Gastgeber der internationalen olympischen
Familie vor. London, wir kommen, wollen
ganz im Sinne eines der olympischen
Mottos vor allem „dabei sein“ und ein
fröhliches und friedliches Fest des Weltsports mitfeiern!
Wolfgang Buss
Wiesbaden
Sport malen
Die Stadtgruppe Wiesbaden hat anlässlich
der 30. Olympischen Sommerspiele in
London, die während der letzten 14 Tage
der hessischen Sommerferien stattfinden,
Wie immer ist die selbstorganisierte Fahrt
für alle Schülerinnen und Schüler der
der südniedersächsischen DOG vom 04. bis
Wiesbadener Schulen zusammen mit dem
13. August von einem Mix aus dem Besuch
Wiesbadener Tagblatt einen Malwettbevon Wettkämpfen, der Suche nach freundwerb mit dem Thema „Sport malen“ ausgeschaftlichen Begegnungen mit Aktiven und
schrieben. Die
Ausschreibung
wurde am 1.Mai an
alle Schulen versandt, spätester
Abgabetermin ist
der 31. August.
Damit möglichst
viele Kinder und
Jugendliche eine
Chance haben zu
gewinnen, wurden
sechs Altersklassen
vorgegeben. Für die
Sieger gibt es
Wolfgang Buss und Petra Reußner auf Vortour in London
goldene, silberne
und bronzene
Medaillen. Die
Siegerehrung wird vor den Herbstferien in
anderen Olympiafans aus der ganzen Welt
den Räumlichkeiten des Wiesbadener
sowie einem kulturellen sowie touristischen
Pressehauses stattfinden. Das Preisgericht
Beiprogramm durch Besuche in der Göttinbilden der Leiter des künstlerischen Netzger Partnerstadt Cheltenham sowie der als
werkes Wiesbaden Daniel Altzweig, der
Weltkulturerbe ausgewiesenen frühzeitliRedaktionsleiter des Wiesbadener Tagblatchen Kultstätte Stonehenge bestimmt. Im
tes Heinz-Jürgen Hauzel, der Vorsitzende
Mittelpunkt der DOG-Olympiafahrt steht
der Stadtgruppe Wiesbaden Hans-Jürgen
natürlich der Sport, wobei die SüdniederPortmann und zwei Kunsterzieherinnen der
sachsen Wettkämpfe im Olympiastadion bei
Wiesbadener Schulen.
der Leichtathletik, auf der Kanustrecke am
Dorney Lake, beim Fußball im WembleyStadium, beim Tennis in Wimbledon sowie
beim Handball, Tischtennis und Hockey
sehen werden.
76
Impressum
Olympisches Feuer
Die Zeitschrift der
Deutschen Olympischen Gesellschaft e. V.
erscheint in Kooperation mit der
Deutschen Schulsportstiftung
Herausgeberkollegium:
Peter von Löbbecke (DOG)
Prof. Dr. Helmut Digel (DSSS)
Michael Gernandt
Steffen Haffner
Chefredakteur:
Harald Pieper
Redaktion:
Jens Bünger-de Waal
Helga Holz
Redaktionsanschrift:
Deutsche Olympische Gesellschaft e. V.
z. H. Jens Bünger-de Waal
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt
Telefon: 0 69 / 6 95 01 60,
Fax: 0 69 / 6 77 18 26
E-Mail: [email protected]
Internet: www.DOG-bewegt.de
Harald Pieper
Stieglitzstraße 2, 63263 Neu-Isenburg
Telefon: 0 61 02 / 5 22 62
E-Mail: [email protected]
Herstellung, Vertrieb & Verlag:
Peter Kühne Verlag
Theodor-Heuss-Straße 11
63303 Dreieich
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Der Bezugspreis ist durch den Mitgliedsbeitrag
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Das Olympische Feuer ist ein Diskussionsforum.
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Herausgeber entsprechen.
Titelgrafik: Hans Borchert
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Andrea Bowinkelmann/
Hans Borchert
LSB NRW/
Matthias Deininger
Tom Gonsior
Marc Köppelmann
Michael Palm
Recklinghäuser Zeitung Juri Reetz
Bernd Schwabe
Gerd Waßner
Peter-M. Zettler
Klasse(n)fahrt
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Weitere Infos unter:
www.bahn.de/klassenfahrten
Die Bahn macht mobil.
Special Olympics BadenWürttemberg (SOBW)
Engagierte Teilnahme
an den Nationalen Spielen
2012 in München
40 Jahre nach den Olympischen Spielen
1972 brannte in München wieder das
olympische Feuer. 5.000 Athletinnen und
Athleten traten vom 21. - 25. Mai bei den
nationalen Spielen für Menschen mit
geistiger Behinderung an. Mit einer Delegationsgröße von 860 Athleten stellte BadenWürttemberg die zweitgrößte Delegation.
Ein solches Ereignis bedarf einer intensiven
Vorbereitung und Planung. Die nationalen
Spiele der Special Olympics ist für alle
Athleten ein Highlight auf das Sie sich
gerne 2 Jahre im Voraus vorbereiten. Sportarten wie Schwimmen und Tischtennis sind
so gefragt, dass man mit Hilfe eines Auswahlverfahrens und eines Auswahlgremiums entscheidet, wer mit zu den nationalen
Spielen fahren darf und wer diesmal verzichten muss. Ansonsten gilt das Motto:
„Alle dürfen teilnehmen“.
Fackellauf 2012
Wie bei Olympia wird das olympische Feuer
zu den Spielen getragen. Startpunkt für das
Feuer der nationalen Spiele war Berlin. Auf
dem Weg nach München hat es dieses Jahr
in Baden-Württemberg in Karlsruhe Halt
gemacht. "Ich freue mich, dass der Weg
dieser olympischen Fackel nach München
auch über Karlsruhe führt", erklärte Sport-
Bürgermeister Martin Lenz, der die Athleten
im Rathaus-Foyer begrüßte. Der Fackellauf
zeigt: Die Special Olympics sind schon lange
keine reine Randerscheinung mehr, immer
mehr Städte bemühen sich um ihre Athleten
und erweisen ihnen allerlei sportliche Ehren.
Der Fackellauf war eine erste Vorbereitung
der Athleten auf das große Event. Auch die
offizielle Verabschiedung durch den Bürgermeister war etwas Besonderes und löste bei
den Athleten Euphorie und Vorfreude aus.
Verabschiedung der Athleten im Sozialministerium
in Stuttgart
Als weitere Motivation diente der Besuch
beim Sozialministerium in Stuttgart. Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) verabschie-
Delegation vor dem Schloss in Karlsruhe
Gruppenbild im Sozialministerium
Präsident Fritz Wurster gibt den Startschuss
Sozialministerin Altpeter verabschiedet die Athleten
78
dete unsere Athleten gebührend nach
München und wünschte Ihnen das Beste
und viele Erfolge. Die Unterstützung des
Sozialministeriums ist für SOBW sehr
wichtig und eine wirkliche Besonderheit für
unsere Athleten.
Die Spiele 2012
Mit der großen Eröffnungsfeier begannen
dann die nationalen Spiele 2012. Hierfür
hatte die BW Delegation einheitliche T
Shirts anfertigen lassen, um das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und um
sich gegenseitig erkennen- und anfeuern zu
können.
Auch bei den nationalen Spielen steht das
Gewinnen nicht im Vordergrund, sondern
das gemeinsame Teilnehmen bei den Spielen. Reporter bekommen deswegen Antworten wie: „Ist mir egal welchen Platz ich
habe, aber ich habe meinen Freund getroffen.“
Das gemeinsame Sporttreiben rückt in den
Vordergrund, das spüren auch alle freiwilligen Helfer der Veranstaltung. Nach den vier
Wettkampftagen brachte die Baden-Württembergische Delegation 360 Medaillen in
den verschiedensten Sportarten nach Hause,
die bei der Abschlussfeier gebührend gefeiert wurden.
Special Olympics Baden-Württemberg ist stolz auf seine Athleten und freut sich schon, wenn 2013 die
regionalen Spiele in Karlsruhe eröffnet werden.
79
JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA 2012
•
•
Badminton • Basketball • Gerätturnen
Handball • Tischtennis • Volleyball
JUGEND TRAINIERT FÜR PARALYMPICS 2012
• Leichtathletik • Rollstuhl-Basketball
• Schwimmen • Tischtennis
Erstmals unter einem Dach
ach dem Bundesfinale war vor dem Bundesfinale: Etwa 3000 Athletinnen und Athleten von JUGEND TRAINIERT FÜR OLYMPIA feierten in der Berliner Max-Schmeling-Halle das Ende ihrer
Frühjahrsspiele und jubelten zugleich den 260 gehandicapten Schülerinnen und Schüler zu, für die diese Abschlussfeier die Eröffnungsveranstaltung zum ersten offiziellen Wettbewerb von JUGEND
TRAINIERT FÜR PARALYMPICS war.
Standen in Berlin die Sportarten Badminton, Basketball, Gerätturnen, Handball, Tischtennis und Volleyball auf dem Programm, so
maßen sich die behinderten Jugendlichen im brandenburgischen
Kienbaum vor den Toren der Hauptstadt in den Disziplinen Leichtathletik, Rollstuhl-Basketball, Schwimmen und Tischtennis.
Beide Veranstaltungen stießen auf ein nicht unbedingt erwartetes
Medien-Interesse. Es gab Teams, die sogar von regionalen TV-Sendern
begleitet wurden. Und auch bei den regionalen Printmedien scheint der
weltgrößte Schulsportwettbewerb angekommen zu sein.
N
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