Wenn der Wahnsinn fast schon alltäglich wird

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Wenn der Wahnsinn fast schon alltäglich wird
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evivo Düren ärgert jetzt auch die internationalen Riesen
Ein Erlebnisbericht von Markus Schnitzler
DIE GROßEN ÄRGERN – davon sprach man bei evivo Düren, als ich vor gut einem Jahr in den
Fanclub eintrat und damit in die Volleyball-Welt eintauchte. Die Großen – das bezog sich auf die
beiden Riesen der deutschen Bundesliga. Nachdem der sympathische Verein aus dem Westen der
Republik in der vorherigen Saison Platz 3 belegt hatte, wollte man nun noch näher an den VfB
Friedrichshafen und den SCC Berlin heranrücken. Dass es am Ende so schnell ging, hatte zu Beginn
der Spielzeit 2004/05 wohl niemand erwartet. Deshalb gingen allen Beteiligten schnell die
Superlative aus, wenn sie sich zum bis dahin größten Erfolg der Vereinsgeschichte äußern wollten.
DER EINZUG INS FINALE um die Deutsche Meisterschaft, der mit dem legendären Heimsieg im
Halbfinale gegen die Charlottenburger sichergestellt wurde, war mindestens Wahnsinn, wenn nicht
gar eine Sensation. Damit hatte evivo einen weiteren Schritt beim Aufstieg auf den Gipfel des
deutschen Volleyballs geschafft. Aber die absolute Spitze war noch weit, wie auch die deutliche
Niederlage gegen den Rekordmeister vom Bodensee zeigte. Das Duell zwischen evivo und dem
VfB blieb weiterhin eine einseitige Angelegenheit. Auf den ersten Titel mussten wir also noch
warten. Aber wie lange? „Düren is uns Stadt und du bess unsre Verein; un bahl schon wääde mir
bestemp der Deutsche Meister sein!“ So heißt es in unserer Hymne, die pünktlich zum Finaleinzug
uraufgeführt wurde. Eine weitere Steigerung erschien jedoch kurzfristig kaum möglich.
WIRKLICH? Als sich die unmittelbare Euphorie nach dem großen Sieg etwas beruhigt hatte,
begannen die Überlegungen mit Blick auf die nächste Saison. Denn dieser zweite Platz berechtigte
den Verein schließlich nicht nur zum lautstarken Jubel, sondern auch zur erstmaligen Teilnahme an
der Champions League. Die besten Vereine Europas könnten bei uns in Düren zu Gast sein. Das
besondere Flair des Europapokals durften wir ja schon im November / Dezember 2004 genießen.
Wer erinnert sich nicht an das Turnier in Düren mit unseren Freunden aus Hartberg und an die
vorgezogene Karnevalsparty beim Gastspiel in Lille, als uns die einheimischen Zuschauer mit
Standing Ovations verabschiedeten? Diese Erlebnisse werden die Moskitos so schnell nicht
vergessen. Aber nun ging es noch eine Klasse höher. Champions League statt CEV-Pokal.
THEORETISCH JEDENFALLS. Denn hier offenbaren sich besonders deutlich die Unterschiede
zwischen Volleyball und anderen Sportarten. Beim Fußball zahlen die TV-Sender selbst bei
drittklassigen Kickern wahnsinnige Summen, um die Spiele übertragen zu dürfen. Aber die
Volleyballer müssen beim Fernsehen geradezu betteln, bis sich jemand bereit erklärt, ein paar
Bilder auf die Mattscheibe zu bringen. Erschwert wurde die Suche nach einem TV-Partner für die
Champions League auch noch dadurch, dass der europäische Verband sehr strenge Bedingungen
aufstellt. Die Fernsehübertragung ist nicht nur eine Teilnahmebedingung sine qua non, sondern sie
wird auch sehr detailliert geregelt – von Zeitpunkt und Länge der Berichterstattung bis zur Anzahl
der Kameras ist alles festgeschrieben. Da bewegen sich die realitätsfremden Funktionäre der
Confédération Européenne de Volleyball keinen Millimeter.
DER TV-SENDER UNSERER HEIMAT wollte sich nicht darauf einlassen. Die Damen und Herren
vom WDR waren durch unseren Erfolg in der Bundesliga zwar auf uns aufmerksam geworden, aber
sie berichten über eines der erfolgreichsten Teams im Sendegebiet nicht mehr als die zwei Minuten,
die irgendwo in den regionalen Nachrichten oder bei „Sport im Westen“ als Randbemerkung
auftauchen. Nach deren seltsamer Logik sind mittelmäßige Reitturniere oder der Trainingsplatz
eines Fußball-Regionalligisten viel interessanter als die deutschen und europäischen Spitzenspiele
des Volleyballs.
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FÜR PREMIERE IST ES EINE PREMIERE
(SÜDKURIER, 14.09.2005, S. 21, KATY CUKO)
ES SAH ALSO GANZ DANACH AUS, als sollte unser Traum von der Champions League ein solcher
bleiben. Aber schließlich kam es dann doch anders. Der Wunsch wurde erfüllt – und wie! Der PayTV-Sender Premiere erklärte sich nicht nur bereit, die Spiele der europäischen Elite-Liga in sein
Programm aufzunehmen; die Verantwortlichen in München gingen sogar weit über die Vorgaben
der CEV hinaus. Die Spiele sollten nicht in einer kurzen Zusammenfassung irgendwann mitten in
der Nacht gezeigt werden. Volleyball aus Düren wird in voller Länge und LIVE präsentiert.
Möglich wurde die Entwicklung durch eine Kooperation mit dem VfB Friedrichshafen, der als
Meister auch für diesen Wettbewerb qualifiziert war. Diese Zusammenarbeit der nationalen
Konkurrenten beeindruckte die Mitarbeiter des Senders mit Blick auf die Fußball-Bundesliga, wo
so etwas undenkbar sei. Die organisatorischen Rahmenbedingungen waren also geklärt. Jetzt galt
es, die Mannschaft reif für die Champions League zu machen. Denn die Qualität der Gegner stieg
natürlich im Vergleich zur deutschen Konkurrenz gewaltig.
EVIVO TROTZ TRAUMLOS JETZT SCHON LETZTER
(DÜRENER NACHRICHTEN, 15.08.2005, S. 9, GUIDO JANSEN)
DAS ERGEBNIS DER GRUPPENAUSLOSUNG wurde mit gegensätzlichen Emotionen registriert.
Einerseits freuten sich alle Beteiligten über die attraktiven Gegner und die relativ kurzen
Entfernungen. Bei den Nachbarn aus Maaseik war man ja bereits in der vergangenen Saison als
Zuschauer zu Gast gewesen. Andererseits herrschte große Ratlosigkeit. Alle fragten sich, gegen
wen man denn überhaupt gewinnen sollte. Denn obwohl evivo zum ersten Mal dabei war, wollte
man doch zumindest gern den vorletzten Platz in der Gruppe erreichen, um den zweiten Startplatz
für Deutschland zu sichern. Aber gegen Mannschaften wie Sisley Treviso, den Meister der stärksten
Liga der Welt, oder Cannes, den französischen Meister, gab es noch nicht mal die Chance auf einen
Satzgewinn. Gegen die Belgier oder die Wiener könnte man vielleicht eher mithalten, aber wohl
kaum einen Sieg einfahren.
VOLLEYBALL-STAR WIRD BLOCK-TRAINER BEI EVIVO DÜREN
(DÜRENER NACHRICHTEN, 18.08.2005, S. 16, GUIDO JANSEN)
ERSTLIGIST PRÄSENTIERT TEAM IN NEUER FORM
(DÜRENER NACHRICHTEN / ZEITUNG, 23.09.2005, SONDERSEITEN, FRANZ SISTEMICH)
AUF TUCHFÜHLUNG MIT DER EVIVO-FAMILIE
(DÜRENER ZEITUNG, 26.09.2005, S. 9, STEPHAN JOHNEN)
EINE MANNSCHAFT, DIE NICHT NUR IN DEUTSCHLAND SPIELT, benötigt internationale Erfahrung.
Deshalb wurde das Team von evivo Düren vor der neuen Saison mit Importen aus dem Süden
verstärkt. Der bekannteste Neuzugang war ein ehemaliger deutscher Nationalspieler, der sogar in
der äußerst anspruchsvollen Lega A Uno in Italien Weltklasse-Leistungen gezeigt hatte. Die
Nachricht, dass evivo Stefan Hübner als Co-Trainer verpflichten konnte, sorgte für Aufsehen in der
Szene.
ABER AUCH AUF DEM SPIELFELD gab es neue Gesichter. Der deutsche Annahme-Spezialist Tom
Kröger hatte die kürzeste Anreise. Er kam aus dem belgischen Lennik nach Düren. Die anderen drei
Spieler vergrößerten die südamerikanische Fraktion im Rheinland, die bisher nur aus dem
Venezolaner Heriberto Quero bestand. Unser „Hubschrauberberto“ konnte seinen Landsmann
Kenneth Blanca in der Arena begrüßen. Während der Argentinier Mauricio Juan Arrua zunächst
einige Anlaufschwierigkeiten hatte, zeigte Luiz Carvalho Roque sofort, dass er für gute Stimmung
sorgen würde. Als Helli Schmitz, der als Gründungsmitglied der Moskitos und als Gesellschafter
des Vereins schon einiges erlebt hat, mit dem Brasilianer nach Düren kam, war er begeistert. Seine
Einschätzung, dass Luiz immer positiv eingestellt ist und den ganzen Tag lacht, sollte sich als
zutreffend erweisen.
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NUN HATTE EVIVO EIN SCHLAGKRÄFTIGES TEAM. Als der neue Kader bei der erstmals
veranstalteten Saisoneröffnungsmesse der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, konnte man bereits
erkennen, dass es sich um eine Mannschaft im wahrsten Sinne des Wortes handelt. Zwölf Spieler,
die sich gut verstehen, und einige ebenso sympathische Menschen auf der Bank – das passte. Die
Saison konnte also beginnen.
MIT MUT ZUM RISIKO BIS IN DAS FINALE DER BUNDESLIGA
(DÜRENER NACHRICHTEN, 5.10.2005, S. 13, FRANZ SISTEMICH)
MACHT ES DOCH NOCH MAL, JUNGS!
(DÜRENER ZEITUNG, 15.10.2005, S. 16, FRANZ SISTEMICH)
BEVOR DER ERSTE BALLWECHSEL in der Champions League gespielt werden konnte, musste das
neu formierte Team erstmal einige Pflichtaufgaben in der Bundesliga erledigen. Das Ziel im
innerdeutschen Wettbewerb war klar definiert. Alle Beteiligten waren in der letzten Saison auf den
Geschmack gekommen und wollten wieder dahin, wo sie vor einigen Monaten schon einmal waren
– ins Finale um die deutsche Meisterschaft. Evivo wollte beweisen, dass der Erfolg kein Zufall war,
und das Erreichte bestätigen.
DER SPIELPLAN MEINTE ES GUT MIT DÜREN. Die ersten vier Gegner durften für einen
Meisterschaftsanwärter kein allzu großes Hindernis darstellen. Die einzig mögliche Gefahr war die
Unterschätzung der „kleineren“ Vereine. Ansonsten boten die Spiele genug Gelegenheit, eine
Stammformation zu finden und sich einzuspielen für die großen internationalen Aufgaben.
Nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, stand am 8. Oktober das erste Pflichtspiel der
neuen Saison auf dem Programm. Dass diese Begegnung auswärts stattfand, störte die Moskitos
nicht. Sie fuhren in die fränkische Provinz, um ihre Mannschaft zum ersten Sieg zu begleiten. Das
Ergebnis (3:0) sah deutlich aus, aber die SG Eltmann zeigte schon im ersten Spiel, dass sie in dieser
Saison eine gute Rolle in der Bundesliga spielen würde, was sie nun mit Platz 4 nach der Hinrunde
bewiesen haben. Im dritten Durchgang gab es für die Moskitos auf der Tribüne der kleinen
Sporthalle ein Erlebnis, was sich in den nächsten Monaten noch mehrere Male wiederholen sollte –
ein hart umkämpfter Satz, der weit in die Verlängerung geht und am Ende knapp zu Gunsten von
evivo ausgeht, in diesem Fall mit 37:35.
DAS TILL-TIM-TOM-TRIO MACHT WERSCHECK SPAß
(DÜRENER ZEITUNG, 12.10.2005, S. 13, JÖRG ABELS)
NACHDEM UNTER DER WOCHE IN ESSEN der zweite Zu-Null-Sieg eingefahren worden war, gab es
am Samstag endlich das erste Heimspiel. Die Begegnung mit dem VC Markranstädt wurde zu einer
Reise in die Vergangenheit. Denn der Trainer der Mannschaft aus dem Osten der Republik, Michael
Mücke, saß von 1995 bis 1998 auf der Dürener Bank. Der Fanclub, der in diesem Sommer sein
zehnjähriges Bestehen feiern durfte, wurde in Anlehnung an seinen Namen „Moskitos“ genannt.
Mückes heutige Mannschaft, die im dritten Saisonspiel auf das dritte Top-Team traf, konnte seinem
Ex-Club immerhin den ersten Satz abnehmen.
TELEPATHIE IN BIRKESDORF
(DÜRENER NACHRICHTEN, 18.10.2005, S. 11, INGO LATOTZKI)
DIE PREMIERE IN DER KÖNIGSKLASSE war in jeglicher Hinsicht beeindruckend. Vor dem Spiel
bewunderten die Dürener den Gegner. Sisley Treviso ist schließlich nicht nur italienischer Meister,
sondern auch eine der besten Vereinsmannschaften überhaupt. Die Gespräche vor dem Spiel
drehten sich nicht, um die Frage, wie viele Sätze evivo gewinnen würde. Es erschien nahezu
unmöglich, dass evivo überhaupt einen Satz für sich entscheiden konnte. Angesichts der klaren
Verhältnisse wollten wir einfach nur ein gutes Volleyball-Spiel sehen. Unsere Mannschaft war zur
Audienz bei den Göttern dieses Sports eingeladen. Das allein war schon aller Ehren wert.
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DA DIE REISE NACH ITALIEN zu aufwändig gewesen wäre, versammelten sich die Moskitos in ihrer
Stammkneipe. Dort sahen sie sich das Spiel gemeinsam an. Es wurde ja bei Premiere live
übertragen. Wer sich jedoch auf einen gemütlichen Fernsehabend eingestellt hatte, täuschte sich
gewaltig. Die Moskitos wollten schließlich ihre übernatürlichen Kräfte mobilisieren und die
Begeisterung, die bei Heimspielen in unserer Arena herrscht, von Birkesdorf über die Alpen bis
nach „Bella Italia“ tragen.
DIE PREMIERE MIT PREMIERE (diese Wortspiele lassen sich kaum vermeiden) erwies sich als voller
Erfolg. Die Damen und Herren aus München zeigten, dass sie ihr Engagement im Volleyball sehr
ernst nehmen. Die Live-Sendung war nicht nur aus organisatorischer Sicht exzellent; die
Moderatoren und Experten (darunter auch unser neuer Co-Trainer Stefan Hübner) waren bereits bei
ihrem allerersten Volleyball-Spiel gut informiert über Volleyball im Allgemeinen und über evivo
im Speziellen. Zu Beginn der Sendung wurde der Name der Gaststätte „Alt Birkesdorf“, in der wir
zu Gast waren, sogar ausdrücklich erwähnt.
„DAS GIBT'S NICHT. DAS IST DOCH DER HELLE WAHNSINN”
(DÜRENER ZEITUNG, 19.10.2005, S. 13, JÖRG ABELS U. FRANZ SISTEMICH)
ABER DAS BESTE AN DIESEM DENKWÜRDIGEN ABEND war weder der Name des Gegners noch das
Fernsehen. Denn unsere Mannschaft widersetzte sich an diesem 18. Oktober 2005 allen Prognosen
und Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Die Stimmung war schon vor dem Anpfiff sehr gut, aber nach
dem ersten Satz herrschte Euphorie. Die Moskitos blickten sich ratlos an und sahen ungläubiges
Staunen in den Gesichtern der anderen. Denn diesen ersten Durchgang hatte ihr Team gewonnen.
Der krasse Außenseiter hatte dem Topfavoriten einen ganzen Satz abgenommen. Das war schon
mehr, als alle erwartet hatten. Aber das Spiel war noch nicht zu Ende! Die Begeisterung stieg schon
fast ins Unermessliche, als evivo auch weiterhin nicht einbrach, sondern gegen die italienische
Übermannschaft mithielt. Mehr als das, auch der zweite Satz ging an die Dürener. Nun begannen
die Spekulationen. Wie wahrscheinlich war angesichts dieser Leistung das absolut Unmögliche?
Könnte evivo etwa die Riesen stürzen?
EIN BAD IN DER ADRIA MIT HEMD UND KRAWATTE
(DÜRENER ZEITUNG, 20.10.2005, S. 15, JÖRG ABELS U. FRANZ SISTEMICH)
SO UNGLAUBLICH ES KLINGT (auch heute noch), aber unsere Mannschaft stand unmittelbar davor.
Sie hatte zwei Matchbälle, die sie leider nicht nutzen konnte. Der Favorit sprang dem Tod im
letzten Moment von der Schippe und drehte das Spiel schließlich doch noch. Aber bei den Fans in
Birkesdorf gab es natürlich keinerlei Ärger oder Depression. Im Gegenteil: Wir sind stolz auf unser
Team. Die Mannschaft hat an diesem Abend viel mehr geschafft, als alle gedacht und erwartet
hatten. Sie hat für die Sensation des Tages gesorgt. Denn baden ging in Italien nur einer. Der TeamManager Daniel Mey musste am nächsten Morgen eine Wette einlösen und sich in die Fluten der
Adria stürzen. Wie man das Unerklärliche begründen sollte, interessierte zunächst niemanden. Es
war wohl eine Mischung aus italienischer Überheblichkeit sowie deutscher Euphorie und
Unbekümmertheit. Wie entspannt und mutig die Dürener in Treviso auftraten, zeigt eine Aussage
unseres Trainers, die während des Spiels von einem Premiere-Mikrofon eingefangen und im
volleyball-magazin (12/2005, S. 11) für die Ewigkeit dokumentiert wurde: „Scheißegal, wie der Typ
da jetzt heißt. Der wird geblockt!“ Einfach so. Als wäre es das Normalste der Welt. Who the f… is
Treviso? Wir sind Düren!
„BRUCHLANDUNG” GERADE NOCH SO VERMIEDEN
(DÜRENER NACHRICHTEN, 24.10.2005, S. 9, GUIDO JANSEN)
NACHDEM EVIVO NACH DEN STERNEN GEGRIFFEN HATTE, wären sie im Bundesliga-Alltag beinahe
gestürzt. In Oststeinbek gab es einige Tage nach dem Spiel gegen Treviso ein Deja-vu-Erlebnis mit
umgekehrten Vorzeichen. Die Außenseiter führten schon mit 2:0 Sätzen, ehe der Favorit das Spiel
noch zu seinen Gunsten entscheiden konnte. Die Leistung der Dürener war also alles andere als
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berauschend, aber sie war wahrscheinlich auch der Weckruf zur richtigen Zeit. Dann nach dieser
eher peinlichen Darbietung beim Aufsteiger begann die größte Siegesserie der Vereinsgeschichte.
Außerdem fanden die Moskitos mit den „Ostbek Cowboys“ einen aussichtsreichen Kandidaten für
eine neue Fan-Freundschaft.
WIEN SIEHT IN EVIVO KEINE BESONDERE MANNSCHAFT
(DÜRENER NACHRICHTEN, 21.10.2005, S. 15, FRANZ SISTEMICH)
EVIVO KÜHLT DIE HOTVOLLEYS AB
(DÜRENER ZEITUNG, 27.10.2005, S. 13, JÖRG ABELS U. FRANZ SISTEMICH)
DAS SPIEL SISLEY TREVISO GEGEN EVIVO DÜREN hatte soeben die Volleyball-Welt in ungläubiges
Staunen versetzt. Nur ein Vertreter eines Vereins aus der österreichischen Hauptstadt hatte wohl
nichts von dieser Begegnung und ihrem Ergebnis gehört. Der ehemalige Friedrichshafener Robert
Koch, der gerade mit den Wiener hotVolleys das Auftaktspiel gegen Maaseik verloren hatte,
äußerte sich abfällig über den nächsten Gegner und sorgte damit bei evivo für zusätzliche
Motivation. Dabei war das überhaupt nicht mehr nötig. Die Mannschaft hatte schließlich in Italien
enormes Selbstvertrauen gewonnen. Sie wollte nun beim ersten Heimspiel in der Champions
League mit einem Sieg an den viel versprechenden Beginn anknüpfen und den Ausrutscher in der
Bundesliga korrigieren. Schließlich war Wien der Gegner, gegen den man sich schon nach der
Auslosung am ehesten einen Sieg zugetraut hatte. Der erhoffte Erfolg gelang der Mannschaft, die
bis vor gut einer Woche außerhalb von Europa fast völlig unbekannt war. Aber spätestens nach dem
3:1 gegen die Österreicher, die auch in den folgenden Champions-League-Spielen erfolglos blieben,
galt unser Spruch, den wir in der vergangenen Saison anlässlich unserer Auftritte im CEV-Pokal
geprägt hatten, nicht mehr. In Europa kennt uns jetzt jede „Sau“. In der zweiten Hälfte des Jahres
2005 präsentierte sich evivo nicht nur in Deutschland, sondern auch jenseits der Grenzen als
besondere Mannschaft. Das sollte auch der nächste Gegner zu spüren bekommen.
„VOLLES ROHR HURRA-VOLLEYBALL”
(DÜRENER NACHRICHTEN, 29.10.2005, S. 17, GUIDO JANSEN)
WEHE, WENN „SUSI” KOMMT: SVEN ANTON PUSCHT EVIVO AUF PLATZ 1
(DÜRENER NACHRICHTEN / ZEITUNG, 31.10.2005, S. 15, FRANZ SISTEMICH)
ES GIBT BEKANNTLICH EINIGE DINGE, die absolut unmöglich sind, z.B. schwangere Männer.
Bisher schien es so, als würde auch ein Dürener Sieg gegen Friedrichshafen zu den irrealen
Begebenheiten des Lebens gehören. Denn so etwas war noch nie vorgekommen. Die Dominanz des
Gegners vom Bodensee zeigte sich zuletzt im Meisterschaftsfinale der vergangenen Saison.
Andererseits mehrten sich die Anzeichen dafür, dass es diesmal endlich klappen könnte. Schließlich
hatte evivo in den vergangenen Wochen und Monaten schon mehrmals scheinbar unmögliche
Erfolge eingefahren. Die Zeit war also reif, um das letzte Tabu zu brechen. Wenn nicht jetzt, wann
dann? Mit dem Selbstbewusstsein, das die Spieler zuletzt erworben hatten, und mit der riesigen
Begeisterung im Umfeld sollte die Mannschaft von Stelian Moculescu zum ersten Mal als Verlierer
das Spielfeld verlassen.
AUCH DIESER WUNSCH GING IN ERFÜLLUNG. Nach dem ersten Satz sah es noch so aus, als nähme
das Spiel den gewohnten Verlauf. Aber unsere Jungs ließen sich von dem deutlichen 16:25 nicht
beeindrucken. Die Mannschaft verließ sich auf ihre eigenen Stärken und ergab sich nicht in
Ehrfurcht vor dem großen Gegner. Ein Jochen Schöps hatte beim CL-Spiel der Häfler in Piräus vor
wenigen Tagen alleine 36 Punkte erzielt. Na und? Wir spielen auf einem anderen Niveau – und wir
haben „Susi“. Unser Routinier bewies mal wieder, dass man sich immer auf ihn verlassen kann.
Wenn die Erfahrung des Co-Trainers gefragt ist, kommt Sven Anton aufs Feld und reißt alle mit.
Seine Motivation und Aufschläge machten den Sieg perfekt. Das Spiel endete 3:1 und zum ersten
Mal in der Dürener Vereinsgeschichte stand die größere Zahl auf der Seite von evivo. Dieses
Resultat hatte außerdem einen positiven Effekt in der Tabelle der Bundesliga. Nun waren wir nicht
nur „die Nr. 1 am Rhein“ und „die Besten im Westen“, sondern wir befanden uns dort, wo wir am
Ende auch gerne stehen würden – an der Spitze der Bundesliga. Aber um Deutscher Meister zu
werden, müssen wir den Erfolg gegen den VfB Friedrichshafen noch einige Male wiederholen.
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EVIVOS SIEGESZUG RAST UNGEBREMST WEITER
(DÜRENER NACHRICHTEN / ZEITUNG, 3.11.2005, S. 10, FRANZ SISTEMICH U. JÖRG ABELS)
RHEINISCHER KARNEVAL AN DER MAAS
(DÜRENER ZEITUNG, 3.11.2005, S. 13, JÖRG ABELS U. FRANZ SISTEMICH)
EVIVO DÜREN ÜBERRASCHT EUROPAS BESTE VOLLEYBALLKLUBS UND SICH SELBST
(W ELT, 4.11.2005, S. 25, CONNY KURTH)
BETRIEBSAUSFLUG INS MÄRCHENLAND
(F.A.Z., 9.11.2005, S. 38, BERND STEINLE)
ALS BEKANNT GEWORDEN WAR, dass evivo Düren in der Gruppe der Champions League auf
Noliko Maaseik trifft, hatte man schon von einem Traumlos gesprochen. Aus sportlicher Sicht
schienen die Belgier zwar noch deutlich überlegen, aber da die geographische Entfernung viel
geringer war, wurde das Spiel zum europäischen Lokalderby. Dass die Moskitos in Scharen über
die Grenze pilgerten, versteht sich von selbst. Angesichts der rasanten Entwicklung ihrer
Mannschaft hatten sie größere Pläne, als nur die berühmten belgischen Fritten zu essen. Sie waren
hungrig nach einem weiteren Sieg in der europäischen Elite-Liga. Geschäftsführer Rüdiger Hein,
der wie einige Fans schon in der vergangenen Saison als Zuschauer beim Gastspiel des VfB
Friedrichshafen in Maaseik vor Ort gewesen war, hatte den Verein angesichts seiner Infrastruktur
längst zum Vorbild für evivo auserkoren. Nun durfte sich die Mannschaft im direkten Duell
sportlich mit den Nachbarn messen.
DIE ZAHLREICHEN MOSKITOS AUF DER TRIBÜNE zeigten, dass sie sich auch gegen tausende
einheimische Zuschauer durchsetzen können. Der Hallensprecher versuchte sich vergeblich mit
eintönigen Noliko-Schlachtrufen und lauter Musik gegen die akustische Dominanz der Dürener zu
wehren. Die Mannschaft ließ sich von der Begeisterung ihrer Fans anstecken und schaffte mit
einem erneuten 3:1 den zweiten CL-Sieg in Folge. Obwohl die Gastgeber den ersten Durchgang
relativ deutlich für sich entscheiden konnten, fanden sie letztlich kein Mittel, um die
selbstbewussten Gäste zu bezwingen. Die körperliche Überlegenheit der langen Belgier
beeindruckte „Hubschrauberberto“ & Co. genauso wenig wie die Dramatik des zweiten Satzes, der
erst bei 37:35 endete. Mit der dritten Top-Leistung im dritten Spiel brachten die Spieler von Bernd
Werscheck die europäische Volleyball-Hierarchie weiter durcheinander. Die Berichterstatter des
CEV bezeichneten den Neuling evivo Düren ehrfürchtig als „Favoritenkiller“. Wie stark die
Leistungen waren, zeigte sich auch in der offiziellen Statistik. Heriberto als Topscorer, Luiz als
erfolgreicher Blocker sowie Till und Tom als sichere und effiziente Spieler in der Annahme
belegten dort Plätze in den Top 5, wo ansonsten nur Akteure der Spitzenclubs aus Italien,
Frankreich und Russland vertreten waren.
DIE EVIVO-FESTWOCHEN FANDEN EIN TRISTES ENDE
(DÜRENER NACHRICHTEN, 7.11.2005, S. 9, GUIDO JANSEN)
IRGENDWANN MUSSTE ES JA MAL PASSIEREN. Nachdem das evivo-Team in den vergangenen
Wochen fast schon den Eindruck erweckt hatte, als wäre es in dieser Saison unbesiegbar, gab es am
6. November die erste Niederlage auf deutschem Boden. Ausgerechnet die Mannschaft, gegen die
der Dürener Höhenflug mit dem Sieg im Halbfinale 2004/05 begonnen hatte, sorgte für die erste
Niederlage in der Bundesliga. Der SCC Berlin revanchierte sich für die überraschende Pleite im
April und gewann das Heimspiel mit 3:1. Die Moskitos waren nicht mitgereist, weil sie sich die
Tour in die Hauptstadt für die Play-Offs vorgenommen haben. Die Fans nutzten die Möglichkeit,
das Spiel online im Volleyball-Radio, das seit Saisonbeginn live aus allen Hallen der Bundesliga
berichtet, zu verfolgen. Aber die Abwesenheit der Fans als Grund für das Ende der Siegesserie
anzuführen, wäre die falsche Erklärung. Die Mannschaft war nach der körperlichen und mentalen
Belastung der letzten Spiele einfach ausgepowert und etwas weniger motiviert als die Berliner, die
ja noch eine Rechnung offen hatten. Dennoch gab es keinen Grund, nervös zu werden oder an sich
selbst zu zweifeln.
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„WAREN NICHT WIRKLICH GEFORDERT”
(DÜRENER NACHRICHTEN, 14.11.2005, S. 9, GUIDO JANSEN)
FANS DISKUTIEREN FARBE DES SCHALS
(DÜRENER ZEITUNG, 15.11.2005, S. 8, FRANZ SISTEMICH)
LEIPZIG KANN HERIBERTO QUERO EINFACH NICHT STOPPEN
(DÜRENER NACHRICHTEN / ZEITUNG, 17.11.2005, S. 10, JÖRG ABELS U. FRANZ SISTEMICH)
DIE NÄCHSTEN WOCHEN boten Gelegenheit zur Erholung. In der Champions League fanden keine
Spiele mit unserer Beteiligung statt und in der Bundesliga erwiesen sich Leipzig und Rüsselsheim
nicht als gleichwertige Konkurrenten für einen Meisterschaftsanwärter. Bei den beiden
problemlosen 3:0-Siegen wurde deutlich, wie beträchtlich das Leistungsgefälle innerhalb der
höchsten deutschen Spielklasse ist. Die Liga ist leider so unausgeglichen, dass es keine spannenden
Duelle zwischen den Spitzenvereinen und den Abstiegskandidaten geben kann, sofern sich die
Favoriten nicht durch Überheblichkeit selbst in Gefahr bringen.
ALS ES IN DÜREN vorübergehend schon langweilig zu werden drohte, sorgte Rüdiger Hein
unfreiwillig für neuen Gesprächsstoff. Der engagierte Geschäftsführer war bei seinem eigentlich
lobenswerten Ziel, evivo Düren als eigene Marke mit einer „Corporate Identity“ zu etablieren und
die qualitativen Unterschiede zwischen der Infrastruktur und den sportlichen Ergebnissen zu
verringern, über das Ziel hinausgeschossen, indem er einen neuen Fanschal produzierte. Die
farbliche Gestaltung dieses Produkts in Rot und Blau beurteilten die traditionsbewussten Moskitos,
die nicht vergessen haben, wo die Geschichte des Vereins – damals noch als Dürener TV – begann,
einstimmig als hässlich und vollkommen inakzeptabel. Die Fans betrachteten es jedoch mit Humor
und versuchten, neue Texte für die Vereinshymne zu finden, damit wir für den Notfall gerüstet
waren und nicht nur auf rot und weiß, sondern auch auf gelb und grün oder beige und violett stehen
konnten. Nach intensiven Diskussionen einigten sich beide Parteien schließlich friedlich.
KEINE ANGST VOR GEORG GROZER
(DÜRENER ZEITUNG, 19.11.2005, S. 19, FRANZ SISTEMICH)
„WENN DIE JUNGS ES DENN SO SPANNEND MÖGEN ...”
(DÜRENER ZEITUNG, 21.11.2005, S. 9, JÖRG ABELS)
TABELLENFÜHRER MIT UNNÖTIGEN SCHWÄCHEN
(DÜRENER NACHRICHTEN, 22.11.2005, S. 10, GUIDO JANSEN)
MIT DEM AUSWÄRTSSPIEL IN MOERS wurde es dann auch sportlich wieder interessanter. Alle
Beteiligten brauchten nur an den 6. November des Vorjahres zu denken, um ausreichende
Motivation für diese Begegnung zu spüren. Denn an jenem Tag hatten sich die damaligen Spieler in
katastrophaler Form präsentiert und die mitgereisten Fans total enttäuscht. Dass die Stimmung auf
der Rückfahrt dennoch relativ gut war, verdankten die Moskitos damals dem mittlerweile
legendären grünen Gießkännchen, das von ihrem Vorsitzenden zweckentfremdet worden war.
NUN SOLLTE UND WOLLTE die neue Mannschaft also zeigen, dass sich eine solche peinliche
Leistung nicht wiederholt, und sich eines Champions-League-Vereins würdig erweisen. Das
Endergebnis von 3:0 bestätigte die weitaus bessere Form des aktuellen Teams – zumindest für
diejenigen, die das Spiel nicht vor Ort gesehen haben. Denn der Sieg war längst nicht souverän wie
die beiden vorherigen Erfolge gegen Leipzig und Rüsselsheim. Die Spieler genehmigten sich
selbstständig ein paar Auszeiten, die weder von den Regeln noch von ihrem Trainer beantragt
wurden. So konnten die Gastgeber, die neben dem gefürchteten Georg Grozer mehrere ehemalige
Dürener in ihren Reihen hatten, im ersten und dritten Satz mithalten und deutliche Rückstände
aufholen. In den entscheidenden Phasen besann sich evivo jedoch auf seine Stärken und behielt
dank der internationalen Erfahrung die Nerven. Die Moerser, die zum Lokalderby noch nicht mal
300 eigene Fans mobilisieren konnten, mussten sich schließlich ohne Satzgewinn geschlagen geben.
Als wir den Auswärtssieg feierten, wollte sich auch unser Brasilianer Luiz beteiligen, aber leider
wussten wir nicht, wie man das auf Portugiesisch nennt.
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HINFAHREN, SIEGEN UND WIEDER AB NACH DÜREN
(DÜRENER ZEITUNG, 26.11.2005, S. 19, FRANZ SISTEMICH)
MEHR DEBATTIERT ALS GUT GESPIELT
(DÜRENER NACHRICHTEN, 5.12.2005, S. 9, GUIDO JANSEN)
DAS ANSTRENGENDSTE BEIM ACHTELFINALSPIEL im DVV-Pokal war wohl die lange Fahrt nach
Schwaig in der Nähe von Nürnberg. Der Gastgeber war sportlich so hoffnungslos unterlegen, dass
Bernd Werscheck dieses Duell nutzen konnte, um seine Spieler auf ungewohnten Positionen
einzusetzen. Wer hätte gedacht, dass unser Libero Till einmal in einem offiziellen Spiel als
Angreifer agiert? Beim Dritten der 2. Liga Süd waren solche Experimente möglich, ohne den
souveränen Erfolg zu gefährden.
VIEL SPANNENDER war das Bundesliga-Spiel am folgenden Wochenende. Der TSV Unterhaching
war zu Gast in der Arena, eine Mannschaft, die in dieser Saison nicht besonders viele Erfolge feiern
konnte, aber gegen Düren immer besonders motiviert ist. So ergab sich auch dieses Mal ein hart
umkämpftes Spiel, das evivo erst im fünften Satz für sich entscheiden konnte. Warum unser Team
gegen die Bayern solche Probleme hatte, blieb ebenso rätselhaft wie die Leistung der
Schiedsrichter, die mindestens genauso schlecht war wie die der Heimmannschaft, was zu
emotionalen Diskussionen während des Spiels führte. Unserem speziellen „Freund“ Michi Mayer
hatte das knappe Ergebnis offenbar soviel Selbstbewusstsein gegeben, das er nach dem Spiel in
seiner allseits bekannten Überheblichkeit verkündete, Düren würde auf keinen Fall ins
Meisterschaftsfinale kommen. Die Adressaten ließen sich von seinen Aussagen jedoch nicht
ablenken und konzentrierten sich lieber auf das folgende Spiel in der Champions League.
WECHSELFEHLER ZERSTÖRT EVIVOS TRÄUME GEGEN CANNES
(DÜRENER NACHRICHTEN / ZEITUNG, 8.12.2005, S. 9, JÖRG ABELS U. FRANZ SISTEMICH)
SVEN ANTON FLÜCHTET SICH NICHT IN AUSREDEN
(DÜRENER ZEITUNG, 9.12.2005, S. 15, FRANZ SISTEMICH)
„SUDDEN DEATH” FÜR DÜREN GEGEN CANNES
(SUPER SONNTAG, 11.12.2005, S. 2, DLA)
DER AUFTAKT DER DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN WOCHEN in der Königsklasse endete mit dem
tragischsten Ergebnis der jüngeren Vereinsgeschichte. Vor dem Spiel gegen den AS Cannes war
man sich in Düren unsicher, wie man die aktuelle Situation einschätzen sollte. Evivo hatte sich
bisher mit sensationellen Leistungen in ganz Europa gehörig Respekt verschafft und der
französische Meister befand sich in der heimischen Liga in einer Krise, aber die Dürener hatten bei
der Generalprobe ebenfalls einige Schwächen offenbart. Während des Spiels ging es dann
entsprechend munter hin und her. Unsere Mannschaft ließ sich auch vom zweiten Topfavoriten in
der Gruppe nicht abschießen. Als sie jedoch kurz davor stand, den vierten Satz zu gewinnen und
damit einen fünften Durchgang zu erreichen, passierte der Fehler, der plötzlich auf dramatische
Weise alles änderte.
SVEN ANTON KOMMT zum Aufschlag für Malte Holschen aufs Feld, aber den entsprechenden
Rückwechsel vergessen sie. Beim Stand von 30:30 unterbricht der Schiedsrichter das Spiel.
Während der folgenden Minuten weiß niemand so recht, was denn da los ist. Die Diskussionen
erinnern an eine ähnliche Unterbrechung in Treviso. Einige Minuten später blicken dann alle
fassungslos auf den Unparteiischen, der wieder auf seinen Stuhl klettert und die Arme vor der Brust
verschränkt. Wer sich mit den Volleyball-Regeln auskennt, weiß was dieses Zeichen bedeutet. Das
Spiel ist aus! Erst allmählich wird den schockierten Zuschauern klar, was passiert ist. Düren wurden
wegen des erwähnten Wechselfehlers zwei Punkte abgezogen, damit endete der vierte Satz mit
30:28 und das Spiel mit 3:1 für die Franzosen. Während sich die Fans zunächst über die zweifellos
regelkonforme, aber wegen des Zeitpunkts sehr unglückliche Entscheidung des Unparteiischen
ärgern, spricht „Susi“ wie gewohnt Klartext und nimmt die Schuld am Wechselfehler auf sich. Der
Frust über das tragische Ende eines guten Spiels verwandelt sich allmählich in eine Trotzreaktion.
Schließlich treffen sich die Mannschaften schon am folgenden Dienstag an der Côte d’Azur wieder
und da will evivo jetzt erst recht gewinnen.
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PARTY IN DÜREN - UND DIE GÄSTE- FANS FEIERN MIT
(DÜRENER NACHRICHTEN / ZEITUNG, 12.12.2005, S. 19, FRANZ SISTEMICH)
VOR DER ZWEITEN BEGEGNUNG mit den Franzosen gab es am Sonntagnachmittag jedoch noch das
letzte Bundesliga-Spiel der Hinrunde. Dabei war der Gegner schon Motivation genug. Wenn Düren
und Wuppertal aufeinander treffen, weiß jeder, um was es geht. Das ist ungefähr so wie Schalke
gegen Dortmund oder Deutschland gegen Holland. Die Fans der Gäste, von den Moskitos wegen
ihrer monotonen Geräuschkulisse gerne als „Galeerentrommler“ bezeichnet, waren zahlreich in
unserer Arena erschienen, weil sie auf einen Erfolg beim Lokalrivalen hofften. Beim Gastgeber
stellte sich im Vorfeld der Partie nur die Frage, inwiefern die Ereignisse vom Mittwoch das Team
beeinflusst hatten. Die Spieler gaben mit ihrer Leistung eine eindeutige Antwort. Sie waren
überhaupt nicht verunsichert und schickten den Gegner mit einem nie gefährdeten 3:0-Sieg zurück
ins Tal. Das Spiel war letztlich so eindeutig, dass sich die Zuschauer aus dem Bergischen Land am
Ende sogar an der La-Ola-Welle der Dürener beteiligten.
2:3 - EVIVO-FANS JUBELN TROTZDEM
(DÜRENER NACHRICHTEN, 14.12.2005, S. 13, GUIDO JANSEN U. INGO LATOTZKI)
DIE EIGENEN FEHLER BRINGEN EVIVO DÜREN UM DEN SIEG
(DÜRENER NACHRICHTEN / ZEITUNG, 14.12.2005, S. 9, JÖRG ABELS U. FRANZ SISTEMICH)
BEVOR SICH DAS TEAM VON EVIVO DÜREN in die wohlverdiente Winterpause verabschieden
konnte, musste es noch zwei schwierige Aufgaben lösen. Die erste führte sie an die französische
Mittelmeerküste. Beim AS Cannes wollten sie die vor einer Woche durch den tragischen
Wechselfehler verschenkten Punkte zurückholen und ihre ohnehin schon sehr gute Position in der
Gruppe weiter verbessern. Die Moskitos und die Vertreter der lokalen Presse hatten sich wieder im
„Alt Birkesdorf“ versammelt, um bei der Premiere-Übertragung gemeinsam mitzufiebern und ihre
Mannschaft indirekt zu unterstützen. Auch Rüdiger Hein war diesmal in die Nordstraße gekommen,
nachdem das „Wunder von Treviso“ seine Nerven daheim strapaziert hatte. Seit dem Auftakt in der
Champions League waren seine Spieler deutlich gereift. In Frankreich wollten sie nun genauso
souverän und selbstbewusst auftreten wie in den vorherigen Begegnungen. Den ersten Satz
gewannen sie dann auch mit 25:22. Ab dem zweiten Durchgang stieg die Quote der eigenen Fehler,
v.a. beim Aufschlag, immer mehr an und der Block konnte den schnellen Angriffen der Franzosen
durch die Mitte nichts entgegensetzen. Aber im vierten Durchgang meldete sich unsere Mannschaft
noch einmal zurück. Das Spiel wurde wieder besser und die Entscheidung fiel erst im fünften Satz,
den Cannes mit 15:12 gewann. Schade! Evivo stand wieder kurz davor, ein absolutes Top-Team
Europas zu bezwingen. Aber die Moskitos waren trotzdem zufrieden. Sie erinnerten sich
gemeinsam daran, dass ihre Mannschaft in der Champions League schon viel mehr erreicht hat, als
alle erwartet hatten. Nach der Auslosung wäre man noch froh gewesen, wenn evivo überhaupt
gegen irgendwen einen Satz hätte holen können. Jetzt haben wir zwei Siege und drei knappe
Niederlagen gegen die Elite des Kontinents auf dem Konto und gute Aussichten, nicht nur den
ersehnten vierten Platz zu schaffen, sondern sogar in die nächste Runde einzuziehen.
DÜREN FÄHRT WEITER DREIGLEISIG
(DÜRENER NACHRICHTEN, 19.12.2005, S. 9, GUIDO JANSEN)
DAS LETZTE SPIEL DES JAHRES 2005 fand in Unterhaching statt. Im Sportzentrum am Utzweg ging
es um den Einzug ins Halbfinale des DVV-Pokals. Da evivo sich fest vorgenommen hatte, das
Finale in diesem Wettbewerb zu erreichen, war ein Sieg in der Nähe von München Pflicht. Die
Moskitos wollten ihrer Mannschaft dabei helfen. Der Termin an einem Sonntag um 16 Uhr, die
lange Fahrt bis nach Bayern, das drohende Schneechaos – nichts konnte die Fans daran hindern, bei
diesem wichtigen Auswärtsspiel live vor Ort dabei zu sein. Um sechs Uhr morgens ging es los. Da
bekommt das Motto „Steht auf, wenn ihr Dürener seid“ eine ganz neue Bedeutung. Aber die
Strapazen haben sich gelohnt. Die Mannschaft tat sich zwar über weite Strecken unnötig schwer,
aber entscheidend war letztlich nur das Ergebnis – und das fiel zu unseren Gunsten aus. 3:1 endete
das Spiel, das von zwei Fragen geprägt war. Erstens: Was war mit unserem „Hubschrauber“ los?
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Heriberto war im dritten Satz so gut gelaunt, dass er nach gelungenen Aktionen einige Ehrenrunden
über das Spielfeld lief. Zweitens (frei nach Trapattoni): Was erlaube Mayer? Die Nr. 9 des TSV
Unterhaching hatte während des Spiels mehr Begegnungen mit dem Schiedsrichter als mit dem
Ball. Schon beim Bundesliga-Spiel zwei Wochen zuvor hatte er alles dafür getan, sein negatives
Image zu bestätigen. Aber der Mayer spielt ja zum Glück nicht bei evivo. Nach dem Abpfiff
warteten die Moskitos dann auf Bernd Werscheck. Sie wollten dem Trainer nicht nur gratulieren,
sondern auch zwei Antworten von ihm bekommen. Bekommen wir ein Heimspiel und gegen wen
spielen wir im Halbfinale? Die frohen Botschaften, die Bernd uns eine Woche vor Weihnachten
mitteilte, sorgten schließlich für noch größeren Jubel als der 3:1-Sieg. Evivo empfängt nämlich in
der Arena den Moerser SC. Von diesem Moment an sprachen alle nur noch vom Finale. Ganz
Düren träumt jetzt davon, am 19. März im Gerry-Weber-Stadion in Halle (Westfalen) anzutreten,
und dieser Wunsch erscheint noch viel realistischer als ein Sieg in der Champions League. Letzteres
hat evivo bekanntlich schon geschafft.
MIT DIESEN POSITIVEN EINDRÜCKEN endete das Jahr 2005. In den vergangenen Monaten hat evivo
Düren viel mehr erreicht, als alle erwartet haben. Die Mannschaft ist über sich hinaus gewachsen.
Sie hat alle Wahrscheinlichkeitsrechnungen widerlegt und die Volleyball-Welt ebenso überrascht
wie beeindruckt. Jeder einzelne Spieler hat ebenso zum sensationellen Erfolg beigetragen wie die
Trainer und die Verantwortlichen hinter den Kulissen. Heriberto ist auch international als Topscorer
zum Überflieger geworden. Bei Luiz weiß man gar nicht, was man mehr bewundern soll – sein
Lachen oder seine Monsterblocks. Das Trio Till, Tom und Tim hat über weite Strecken eine
Abwehr aus Granit gebildet. Ilja wurde nicht zufällig als „Super-Ilse“ gefeiert. Sein Vertreter Björn
kam zwar selten zum Einsatz, hat aber zuverlässig gespielt. Malte schaffte es, morgens eine Klausur
zu schreiben und abends ein Champions-League-Spiel zu absolvieren. Sven „Horst“ Dick kann
sowieso nichts beunruhigen, solang seine Frisur sitzt. Kenneth beeindruckte die Gegner schon durch
seine körperliche Erscheinung. Mauricio steigerte sich kontinuierlich. Auf Sven „Susi“ Anton
konnte man sich immer verlassen, wenn seine Routine gefragt war. Er sorgte auch auf der Bank als
Motivator immer für positive Energie. Dort formte Bernd eine sympathische Mannschaft, die diese
Bezeichnung verdient hat. Stefan zeigte den Akteuren mit seiner Erfahrung als Weltklasse-Spieler
einige technische Feinheiten und lieferte außerdem kompetente Kommentare bei Premiere. Martina
und Manuela haben die Spieler fit gehalten. Ohne Rüdigers unermüdlichen Einsatz würde der
Verein heute nicht in der Champions League spielen. Dort hat Daniel auch mehr geleistet, als nur in
der Adria zu baden. Die Moskitos haben für gute Stimmung auf der Tribüne gesorgt. Es wurde also
einmal mehr deutlich, dass sportliche Höchstleistungen und eine familiäre Atmosphäre durchaus
zusammenpassen.
EINE ZUVERLÄSSIGE PROGNOSE FÜR 2006 wäre sehr gewagt. Wenn evivo Düren im nächsten Jahr
an die sensationellen Leistungen anknüpft, erscheint nichts unmöglich. Schließlich hätte vor zwölf
Monaten niemand geglaubt, dass wir im Rückblick von einer Mannschaft sprechen können, die als
deutscher Vizemeister sogar in der Champions League Erfolge feiert. In der Vereinshymne heißt es
bekanntlich: „Düren is uns Stadt und du bess unsre Verein; un bahl schon wääde mir bestemp der
Deutsche Meister sein!“ Wie weit ist diese Zukunft noch entfernt? Wann kann evivo Düren den
ersten Titel der Vereinsgeschichte feiern? Wann werden wir Meister? Wann holen wir den DVVPokal? Wann gewinnen wir die Champions League? Das steht alles natürlich noch in den Sternen.
Aber wenn sich evivo so rasant weiterentwickelt wie im Jahr 2005, gibt es vielleicht schon im
Rückblick 2006 die ersten Antworten. Auf geht’s, Düren, auf geht’s!
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