Ausgabe 2006 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

Transcrição

Ausgabe 2006 - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Hohenzollerische Heimat
Herausgegeben vom
56. Jahrgang
I
/
i P
Hohenzollerischen Geschichtsverein
Nr. 1 - März 2006
G M \ R T
F.
/
\.
:
\
&
7
E 3828
»
/ /
V
, '
81 «
r,* ' •
"
. ^ ;
./ . .t .ift«.,
sw •
V
'
t'f
>
4
yrs:
}
.
I
ß
. <•' ItM, • m' f f f
f
y.M*
s / h>
> //j.
l f 'fr*
f . ffr
! " I ii « , '«-' .JH..
jafj» f r
f I.
>< k A f . . '
// // u f f / tf JJ (t
ff
/// f t r> /» .
jM « • ».'
ÖS*.. f f . . t( '* }.
M ;j/ci '. «>
/y H w fr' r ff
't •rtf'.tSi . fr • |P i Tf. j
Ä; •«•• / / ' f t na f f
ts t&'im . . f f . ,<? ..;./<* :
" & Mi'.
mma
•«-TT-ÜW
<7 f>>.' R Mi
TS
. 2
tf:
, J? / / .V? it\
..
Sr-ktf
r »
;
0/
ttAXjtiß,
tf' „7 ///
, » v • •<•
1 IV >.
j ' y.v /.v
3.' " '.»/
aa f f . 4*\
£
i
I
•M ktytgi
ir XJ
H ».•> <SSw
m*
•lt 1
f
'
'
'U
W
"•> iJ. <ß
4* Ii t f
AS i , / / /
•>> ä / f
•v «,>
J$ I I
.tf 5
f r
m
» t.. m
r> .'•«
/itt/.-fil/
mi'itilt i
ft/.
4 8
yjr .„, \
. ''' r' "" " ' * "3T " ! '
•t
:^ ' ^
Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts entstandene »Charte von dem Ort Jungnau« mit einer Darstellung
des dörflichen Siedlungsbereichs ( Gemeindearchiv Sigmaringen-Jungnau).
EDWIN ERNST WEBER
Steuerbuch von 1786 führt eine „Erzwasch" in einem herrschaftlichen Garten unter dem „Bildhäusle", wohl an der Laudiert gelegen, auf.
Die Jungnauer Gemarkungskarte
von 1731/ 1812
Zur Bedeutung und historischem Kontext
einer restaurierten Zimelie
Ungeachtet aller obrigkeitlichen Reglementiersucht gerade auch
im 18. Jahrhundert organisieren die südwestdeutschen Dorfgemeinden ihre inneren Angelegenheiten in einer noch immer weit
reichenden Autonomie und mit eigenen Gremien und Amtsträgern.
Die Bandbreite der kommunalen Zuständigkeit reicht von der genossenschaftlichen Organisation der Landwirtschaft und zumal der
Viehhaltung über die Unterhaltung von Straßen und Brücken, den
Hochwasser- und Feuerschutz bis zur Mitwirkung auf schulischem,
sozialem und kirchlich-kultischem Gebiet. An der Spitze der Gemeinde steht mit einer in Südwestdeutschland weithin üblichen
Doppelfunktion als herrschaftlicher Unterbeamter und zugleich
kommunaler Repräsentant der Schultheiß. 1786 bekleidet dieses
Spitzenamt der Bauer Joseph Grom, dessen Anwesen von immerhin 90 Jauchert offenbart, dass politischer Einfluss in der „alten
Zeit" stets etwas mit Besitz und Ansehen zu tun hatte. Wie das Steuerbuch von 1786 andeutet, dürfte sich die „Gemeindeverwaltung"
vor 250 Jahren noch weitgehend nach Feierabend in den Wohnhäusern der Amtsträger oder auch im Wirtshaus abgespielt haben.
Als einziger Gebäudebesitz der Gemeinde Jungnau wird 1786 ein
Feuerspritzenhäusle vermerkt. Der weitere kommunale Besitz besteht in Äckern und Wiesen, Trieb- und Stockfeldern von zusammen immerhin 105 Jauchert, die allerdings zu einem großen Teil
unter die Ortsbürger zur Nutzung verteilt sind.
(.Fortsetzung und Schluss)
Die innerdörflichen Verhältnisse
Wie sehen nun aber die innerdörflichen Verhältnisse in Jungnau
vor 250 Jahren aus? Das entlang der Laudiert um die beiden Burgen Schiltau und Jungnau gebaute Haufendorf zählt 1712 462 und
1777 sodann 553 Einwohner und ist damit in der Herrschaft Jungnau nach Inneringen der bevölkerungsreichste Untertanenort.
Wie allenthalben in der ländlichen Welt in Südwestdeutschland vor
der Industrialisierung ist auch in Jungnau die dörfliche Gesellschaft zweigeteilt in etwa ein Drittel Grundbesitzender und vielfach
wohlhabender Bauern und eine wachsende Mehrheit landarmer
Kleinbesitzer und Habenichtse, die durch zusätzliche handwerkliche Betätigungen und Taglohnarbeiten ihre Familien durchzubringen versuchen. Allerdings scheinen in Jungnau auch die Dorfarmen dank eines verhältnismäßig umfangreichen Eigenanteils am
dörflichen Grundbesitz sowie der erwähnten Landgarbfelder und
Stockäcker im Unterschied zu anderen Gebieten Hohenzollerns
und Oberschwabens immerhin eine bescheidene Bodenausstattung zu besitzen. Gleichwohl liegen auch im dörflichen Prestige
und Ansehen Welten zwischen einem Großbauer wie Alois Danner
(sein Hof und seine Felder sind in Karte und Steuerbuch mit „A"
gekennzeichnet) mit drei Lehensgütern, Eigenbesitz, Landgarbund Stockfeldern von zusammen 86 Jauchert einerseits und einem
Taglöhner wie Johann Georg Müller mit gerade einmal 9 Jauchert
und der Buchstabenkennung „t" andererseits.
Geringfügig überarbeiteter Vortrag zur Eröffnung einer Ausstellung
mit der restaurierten Karte am 26. November 2004 im Rathaus Sigmaringen-Jungnau.
Quellen und Literatur:
Die soziale Differenzierung zwischen „oben" und „unten" im Dorf
wird nicht nur an der Größe der Anwesen, der Spannfähigkeit und
dem sog. „Viehausschlag", also der für die kommunalen Weiden
zugelassenen Viehbestände, deutlich, sondern auch am Beholzungsrecht, d.h. dem Anrecht auf Brennholzbezug aus den herrschaftlichen Waldungen: Den 1786 insgesamt 26 Vollbauern im Ort
gebühren dabei jährlich jeweils 7 Klafter, während die sieben
Halbbauern nur 4,5 und die 63 Taglöhner gar nur 3,5 Klafter und
damit gerade einmal die Hälfte des bäuerlichen Quantums beanspruchen können. Dörflicher Wohlstand äußert sich damit im Winter auch in einer wärmeren Stube.
Jungnauer Gemarkungskarte von 1731/1812 (Gemeindearchiv
Sigmaringen-Jungnau)
Nahezu die Hälfte der Jungnauer Familienväter vor 250 Jahren geht
einer gewerblich-handwerklichen Haupt- oder Nebenbeschäftigung nach. Bei einer Erhebung durch die fürstenbergischen
Behörden 1777 werden insgesamt 97 Familienväter im Dorf ermittelt: 28 Bauern, 6 Halbbauern, 11 Viertelbauern und 52 Taglöhner.
Gleichzeitig werden 48 Handwerker gezählt - nahezu ausschließlich Viertelsbauern und Taglöhner, die, wie erwähnt, zur
Ernährung ihrer Familien einen Zusatzverdienst neben ihren landwirtschaftlichen Kleinstellen benötigen. Zumindest zeitweise bietet
die Bohnerzgewinnung in Jungnau gewisse Verdienstmöglichkeiten, wobei allerdings der Absatz auf die fürstenbergische Hammerschmiede in Thiergarten und keineswegs an die „ausländische"
Konkurrenz im hohenzollerischen Laucherthal festgelegt war. Das
Protokoll des Interviews mit Maria Kramer und Hermann Weck,
Jungnau, v. 25.11. 2004 (Kreisarchiv Sigmaringen, Dienstregistratur, Az. 044.30/Sigmaringen)
„Charte von dem Ort Jungnau" o.D. (um 1810/30) (Gemeindearchiv Sigmaringen-Jungnau)
Steuerbuch von Jungnau von 1786, 3 Bände (Gemeindearchiv Sigmaringen-Jungnau)
Archivpflegeakten Sigmaringen-Jungnau 2003/04 (Kreiskulturund Archivamt Sigmaringen, Dienstregistratur, Az. 044.30/Sigmaringen)
Thea Lahn: Studien zur Bevölkerungsgeschichte der Herrschaft Jungnau in fürstenbergischerZeit. In: ZHG Bd. 13 (1977), S. 9 - 78.
Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Bd. 7, Regierungsbezirk Tübingen. Hg. v. d.
Landesarchivdirektion Baden-Württemberg. Stuttgart 1978.
Elisabeth Rothmund: Zur Geschichte der Herrschaft Jungnau. Wiss.
Zulassungsarbeit zur 1. Dienstprüfung für das Lehramt an Volksschulen. (PH Weingarten) 1965 (masch.-schr.).
2
Mitteilungen
aus dem
Hohenzollerischen
Geschichtsverein
' ^: y J: :L J: i :^
Veranstaltungen im 2. Quartal 2006
I. Mitgliederversammlung
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder des Hohenzollerischen Geschichtsvereins!
Teilnahme frei, Anmeldung nicht erforderlich
Veranstaltung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins mit
dem Kulturforum des Landkreises Sigmaringen
Ich lade Sie hiermit recht herzlich zur Mitgliederversammlung
am Dienstag, 23. Mai 2006, um 18.30 Uhr im Konstantin-Saal
des „Museums" in Hechingen ein.
III. Vorträge
UWE A. OSTER M.A., HECHINGEN
Die Villa Eugenia und ihre Bewohner. Geschichte und Restaurierung einer fürstlichen Residenz
Dienstag, 11.Juli, um 20.00 Uhr im Hohenzollerischen Landesmuseum in Hechingen
s. auch oben I. öffentlicher Vortrag von Dr. Casimir Bumiller
im Anschluss an die Mitgliederversammlung
Tagesordnung:
1. Begrüßung, Nachrufe
2. Tätigkeitsbericht des Vorsitzenden
3. Tätigkeitsbericht des Schatzmeisters
4. Rechnungsprüfungsbericht zum 31.12. 2005
5. Anträge und Verschiedenes
Anträge sind bis spätestens 16. Mai 2006 dem Sekretariat, Karlstraße 3, 72488 Sigmaringen (Tel. 07571/101-580 oder 559)
mitzuteilen.
IV. In eigener Sache
Bei der im Februar 2006 erfolgten Umstellung auf ein neues
Vereins-Verwaltungsprogramm haben sich vereinzelt Schwierigkeiten ergeben. Sollten Sie Fehler in Ihrer Anschrift feststellen, bitten wir um eine entsprechende Mitteilung (07571/101580 oder 559).
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung findet um 20.15
Uhr am gleichen Ort ein öffentlicher Vortrag statt. Es spricht
DR. CASIMIR BUMILLER, BOLLSCHWEIL
Historienmalerei als Feld der politischen
Auseinandersetzung zwischen Württemberg und Hohenzollern.
V. Hinweise auf Ausstellungen in Hohenzollern
II. Führungen
1) Die Gesellschaft Oberschwaben für Geschichte und Kultur zeigt
in der Zeit vom 13. Mai bis 29. Oktober im Prinzenbau (Staatsarchiv) und im Landeshaus in Sigmaringen die Ausstellung
Adel im Wandel. 200Jahre Mediatisierung in Oberschwaben.
DR. OTTO H. BECKER, SIGMARINGEN
Die Badewanne der Fürstin Amalie Zephyrine? Führung
durch den Prinzenbau
Dienstag, 11. April, um 18.30 Uhr. Treffpunkt am Haupteingang
des Staatsarchivs Sigmaringen
Teilnahme frei, Anmeldung nicht erforderlich
Veranstaltung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins mit
dem Kulturforum des Landkreises Sigmaringen
Im Zeitalter Napoleons verloren bis auf Württemberg, Baden
und Hohenzollern alle Adelshäuser im Südwesten ihre Souveränität. Die „Landesherren" wurden zu „Standesherren"
zurückgestuft. Fortan waren sie nur noch eine Art privilegierter Staatsbürger. In der Sigmaringer Ausstellung werden die
Folgen der napoleonischen Neuordnung im Südwesten für die
verschiedenen Adelshäuser erstmals systematisch aufgearbeitet. Namhafte Familien stellen Exponate zur Verfügung, die vielfach zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden. Die Schau geht
dabei von der Situation des Adels im 18. Jahrhundert aus und
zeigt, wie die einzelnen Familien auf die Herausforderung des
Herrschaftsverlusts 1806, der Revolution 1848/49 und
schließlich auf das Ende der Monarchie reagierten. Sie dokumentiert Selbstverständnis und Selbstbehauptung des oberschwäbischen Adels und der Fürsten von Hohenzollern in einer fortschreitenden bürgerlichen Welt und sucht Antworten
auf die Frage, was das Leben adliger Familien bis heute prägt.
Die Präsentation knüpft an die Säkularisierungsausstellung
von Bad Schussenried im Jahr 2003 an.
DR. CASIMIR BUMILLER, BOLLSCHWEIL
Führung durch die Ausstellung „Adel im Wandel" im Prinzenbau (Staatsarchiv) und im Landeshaus in Sigmaringen (hierzu
s. auch unten V I )
Samstag, 13. Mai, um 15 Uhr, Treffpunkt Haupteingang des
Prinzenbaus in Sigmaringen
Eintritt 3 EUR pro Person über 14 Jahre, Anmeldung beim Sekretariat (Tel. 07571/580 oder 559) wegen beschränkter Teilnehmerzahl unbedingt erforderlich; Eintrittsgeld wird unmittelbar vor der Führung eingesammelt.
DR. OTTO H. BECKER, SIGMARINGEN
Sigmaringen und seine Fürstendenkmäler
Mittwoch, 28. Juni, um 19 Uhr, Treffpunkt Landeshausplatz in
Sigmaringen gegenüber dem Landeshaus
3
Die Ausstellung ist vom 14. Mai bis 28. Mai 2006 im Hohenzollerischen Landesmuseum in Hechingen jeweils Dienstag bis
Samstag 14.00 - 17.00 Uhr und sonntags von 10.00 - 17.00
Uhr geöffnet.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag jeweils von
10.00 - 17.00 Uhr, Donnerstag 10.00 - 20.00 Uhr.
Eintritt: Eintrittskarte 5.- EUR, Lehrlinge/Schüler/Studenten
3.50 EUR, Familienkarte 10.- EUR, Kinder bis 14 Jahre frei
Gruppen ab 10 Personen 3 - EUR pro Person
In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Postverwaltung
wird eine Briefmarke mit der Burg Hohenzollern aufgelegt.
Weitere Informationen: Uwe Decker, Im Brühl 4, 72406 Bisingen, www.hohenzollern-ausstellung.de
Regelmäßige Führungen: Donnerstag 18.00 Uhr, Samstag/Sonntag 11.00 Uhr und 15-00 Uhr; Sonderführungen (maximal 25 Personen) 30 EUR, Kombi-Führungen Ausstellung
und Fürst. Schloss 60 EUR.
3) Die Abt. Staatsarchiv Sigmaringen des Landesarchivs BadenWürttemberg zeigt in der Zeit vom 25- März bis 18. Juni 2006
im Hohenzollerischen Landesmuseum in Hechingen die Ausstellung
Katalog: 2 Bände, 25 EUR (Ausstellungspreis)
Information: Staatsarchiv Sigmaringen (Prinzenbau), Karlstraße 1/3, Landeshaus, Antonstraße 11, 72488 Sigmaringen;
Tel.: 07571/101-564, Fax: 07571/101-552
Info: adehmwandel.de
www. adelimwandel. de
Alte Pläne neu im Blick. Hohenzollern
Plänen des 19• und 20. Jahrhunderts.
in
historischen
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 14.00 - 17.00 Uhr,
Sonntag 10.00 - 17.00 Uhr.
www.hzl-museum.de
Info-Tel.: 07471/62 18 47
2) Aus Anlass des 250-jährigen Jubiläums der Eröffnung der
Kayserlichen Reichsposthalterey in Hechingen zeigen die Briefmarkenfreunde Hechingen unter der Schirmherrschaft von
Herrn Bürgermeister Jürgen Weber im Hohenzollerischen Landesmuseum in Hechingen eine Ausstellung mit hochwertigen
postgeschichtlichen Exponaten aus Hohenzollern.
gez. Dr. Otto Becker
Vorsitzender
FRANZ-SEVERIN GÄßLER
Die Allee in Sigmaringen barocke Landschaftsinszenierung
und fürstliches Herrschaftssymbol
(Fortsetzung und Schluss)
In welchem Jahr die Allee entstand, die in Sigmaringen
als einzige ohne Beinamen blieb18, kann bislang nicht
nachgewiesen werden. Doch läßt sich ihre Entstehung
zeitlich eingrenzen. Auf dem mehrfach publizierten Ölbild des 18. Jahrhunderts, das die Stadt von Süden her,
vom Josephsberg aus, zeigt, ist sie noch nicht zu erkennen". Diese Stadtansicht entstand nicht vor 1733, diejenige des Gegenstücks, die Sigmaringen vom Mühlberg
aus, also von Norden her zeigt und auf der die Allee
ebenfalls noch nicht dargestellt ist, nicht vor 1736;
beide Bilder wurden jedoch vor 1844 auf die Leinwand
gebracht2". Das älteste überlieferte und bekannte Abbild
der Allee finden wir in der Haigerlocher Schloßkirche.
Auf der Nordseite des Langhauses steht oben, auf der
Gebälkzone eines die Wand schmückenden Pilasters,
die Figur des Fürsten Joseph Friedrich von Hohenzol-
Abb. 10:
Haigerlocher Schloßkirche, Sigmaringer Stadtansicht
vom Josephsberg aus (um 1750); rechter Teil, der die
zwischen Friedhof und Donau gelegene, mit jungen
Bäumen bestandene Allee zeigt.
Foto: F.-S. Gäßler, 2000.
4
lern-Sigmaringen als Renovator der Haigerlocher Schloßkirche
vor der Sigmaringer Stadtansicht. Diese gibt den Blick vom Josephsberg aus wieder und ist weitestgehend identisch mit dem oben
genannten Ölbild (Abb. 10)21. Das Innere der Schloßkirche ließ
Fürst Joseph Friedrich 1748-1752 umfassend umgestalten. Stuck,
Fresken, Ölbilder und Nebenaltäre zeigen seither den Formenkanon des Rokoko22. Spätestens seit jener Zeit dürfte folglich die Allee existiert haben.
Zwar erstreckt sich die Sigmaringer Allee bis auf den südlichen Bereich schnurgerade in die Landschaft. Doch fehlt der axiale Bezug
wie er bei Lindich, in Altshausen oder den großen Residenzen zu
finden ist. Warum in Sigmaringen die Allee nicht auf einer der
wichtigen Chausseen entsteht, von denen auch eine durch die Au,
also durch fürstlichen Grundbesitz führt, sondern auf einem Feldweg, wurde nicht festgehalten. Doch könnten dafür mehrere
Gründe ausschlaggebend gewesen sein: Ein Grund mag zunächst
der fürstliche Grundbesitz in der Au gewesen sein, ein weiterer Hedingen mit dem Kloster und der Marienkapelle als geistlichem Anziehungspunkt. Zudem lag mit der Allee ein Weg von beträchtlicher
Länge, beinahe eben gelegen und bequem zu beschreiten da, und
nicht zuletzt stand die Allee im Talraum schon von weitem einsehbar und dominant vor weitestgehend baumlosem Hintergrund. Ob
die Atlanten tatsächlich, wie auf der Aquatinta zu sehen, aufeinander ausgerichtet waren, oder, was die Schwellensituation als Zugang stärker hervorheben dürfte, dem Eintretenden gegenüber gestellt waren, bleibt ebenso offen wie die Frage ob und welche Rolle
Wie schon Schnell vermutete, wird die Allee also unter Fürst Joseph
Friedrich entstanden sein, jenem Fürsten, der nicht nur Haigerloch
zu einem barocken Kleinod werden ließ, sondern durch seinen
Einfluß auch das barocke Gesicht der Stadt Sigmaringen prägte. In
seiner Regierungszeit entstanden zahlreiche glanzvolle Projekte. In
Sigmaringen soll unter ihm 1717 das untergegangene Jagdschlößchen Josephslust errichtet worden sein; 1724 ließ er dort den
fürstlichen Marstall bauen und 1733 in Imnau den sogenannten
Fürstenbau, um den Kurort zu stärken. Gleichsam wie in einem
Rausch werden innerhalb der folgenden 25 Jahre ins Werk gesetzt:
der westliche Teü des Sigmaringer Schlosses, der sogenannten
Fürst-Josephs-Bau als Umbau (1736), ebenfalls dort die Josephskapelle als Umbau und mit neuer Ausstattung (1739), das Jagdschloß in Thalheim (1740), das Kaplanei-Haus in Haigerloch
der mythologische Aspekt spielte.
War vor der Pflanzung der Allee der Weg durch die Au nach Hedingen einer von vielen in der Umgebung des Zwergstädtchens, so
wurde erstmals ein Weg nahe der Residenzstadt weithin erkennbar
in der Vertikalen akzentuiert. In einer Landschaft, der es zu Beginn
des 18. Jahrhunderts immer mehr an Bäumen mangelte, dürften
die gereihten Bäume als Inszenierung gesehen werden. Zugleich
aber wird deutlich, wer allein diese Inszenierung zu leisten vermochte: der Fürst. Mit der Allee wird nicht nur die Landschaft als
regelmäßiges Element in typisch barocker Weise als domestizierte
Natur inszeniert, sondern auch die Herrschaft über das Land in der
Vertikalen ausgedrückt. Die Obelisken, getragen von den Atlanten,
betonen Anfang und Ende der Allee, rahmen damit das landschaftliche Element und verstärken es. Und zugleich heben sie als vertikal gerichtete Elemente den Übergang hervor als Eingang in jenen
herrschaftlichen Bereich, der zur damaligen Zeit als einziger in der
Hitze des Sommers schattenspendende Kühle versprach und zum
Lustwandeln einlud. Am Ende der Allee stehend besiegelten die Atlanten damit das Ende einer kultivierten Welt und zugleich das
Ende des herrschaftlichen Bereichs. Die Allee ist damit nicht nur
als barocke Landschaftsinszenierung zu verstehen, sondern symbolisiert auch Macht und Anspruch der fürstlichen Herrschaft.
(1746), Bau und Ausstattung der Marienkapelle der Hedinger Kirche (1746-47), die 1840 abgetragene Friedhofskapelle in Sigmaringen (vor 1750) und ebenda die Neugestaltung des Schloßhofes
(vor 1750); von 1748 bis 1752 verliert die Haigerlocher
Schloßkirche ihren spätgotischen Raumeindruck und erfährt eine
umfassende, glänzende Umgestaltung des Innenraums mit spannungsreichem Gegensatz von barocker Struktur und Rokoko-Ornament, logisch klarem Aufbau der Architekturglieder und den
gleichsam tanzenden, sprühenden Rocaillen und geschweiften Architekturelementen. Zur selben Zeit soll dort auch das HaagSchlößchen entstanden sein. Direkt im Anschluß an die Umgestaltung der Schloßkirche finanzierte Fürst Joseph Friedrich die Wallfahrtskirche St. Anna in Haigerloch, die herausragendste Raumschöpfung des 18. Jahrhunderts in Hohenzollern, die 1752 bis
1755 nach Abbruch der spätgotischen Kapelle neu gebaut wird.
Die Sigmaringer Stadtpfarrkirche, die in den beiden darauffolgenden Jahren entsteht, schließt diese bedeutende Periode ab23.
Auf den Schmitt'schen Karten von Südwestdeutschland aus dem
Jahr 1797 ist die von Sigmaringen nach Hedingen führende Allee
neben der sich von Krauchenwies gegen den Tiergarten Josephslust
erstreckende Allee und den beiden sich vom Brielhof gegen die
Stadt und zur Fasanerie ziehenden Alleen in Hechingen, die einzige
in Hohenzollern24. Auch außerhalb Hohenzollerns sind auf diesen
Karten nur wenige Chausseen als Alleen wiedergegeben, wie beispielsweise die sich von Scheer nach Ennetach erstreckende, diejenigen in der Umgebung von Altshausen oder Buchau und die
beim Kloster Salem. Die genannten Alleen stehen immer im räumlichen Zusammenhang mit den herrschaftlichen Residenzen oder,
wie in Altshausen, mit dem Sitz des Landkomturs und in Salem mit
der Abtei. Die Landschaft nicht nur durch Alleen, sondern durch
Achsen kraftvoll zu gliedern, blieb im südwestdeutschen Raum
weitestgehend auf die großen Residenzen Rastatt, Mannheim,
Bruchsal und Luwigsburg und den mit diesen verbundenen Schlossanlagen beschränkt. Allein Hechingen mit dem Jagdschloß Lindich und der von diesem ausgehenden Achse zum Hohenzoller
zeigt das axiale Verbinden zweier Bauanlagen miteinander25; für
Altshausen zeigt die Schmitt'sche Karte nur eine axial gerichtete Allee, die von der Schloßanlage aus gen Süden führt.
Anmerkungen
18
Im Unterschied zu den übrigen Alleen in Sigmaringen, der
Laizer oder der Jungnauer Allee beispielsweise, ist ihr Name
auch in den Katasterplänen fixiert und zwar von Anbeginn an.
Auf dem von Schnell um 1810 gefertigten „Occular-Grundriß
der Residenzstadt Sigmaringen" wird die Allee dagegen als
Hedinger Allee bezeichnet.
19
Abb. bei Max Schefold (Hrsg.): Hohenzollern in alten Ansichten, Konstanz, Lindau, Stuttgart 1963, Abb. 83 und 84, S. 70f.,
sowie bei Maren Kuhn-Refus, Werner Kuhn: Sigmaringen in
alten Ansichten, Sigmaringen 1995, Abb. 17 und 18, S. 35f.
Die Datierung der beiden Ölgemälde kann anhand von Gebäuden vorgenommen werden und relativ präzise auf den
Zeitraum zwischen 1736 und 1744 eingegrenzt werden; aufgrund des Umfangs wird die Darlegung jedoch an anderer
Stelle erfolgen.
Vermutlich diente das Ölbild als Vorlage, doch zeigt das Haigerlocher Bildnis die Stadtansicht nicht nur im Bereich der Au
20
21
mit der Allee, sondern auch in anderen Bereichen aktuali5
22
23
siert, wie z. B. dem Schloßhof, dem Friedhof und neu errichteten fürstlichen Wirtschaftsgebäuden in der Au.
Darüber, wer die Stadtansichten und die Skulpturen der beiden Fürsten schuf, schweigt sich die Literatur bislang aus.
Die Daten nach Walther Genzmer (Hrsg.), Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns, Band 1, Kreis Hechingen, Hechingen
1939, Band 2, Kreis Sigmaringen, Stuttgart 1948.
OTTO H. BECKER
24
Die von Schnell erwähnte Allee von Haigerloch zum Seehof ist
auf der Schmitt'schen Karte nicht zu sehen.
25
Zur axialen Gliederung der Landschaft im deutschen Südwesten vgl. Klaus Mertens: Die Residenzen, in: Volker Himmelein
u.a.: Barock in Baden-Württemberg. Stuttgart 1981, S. 17-92,
besonders S. 19, das Hechinger Beispiel betreffend.
Die Hofkammer war freilich nicht für die Verwaltung des Fürstlichen Gesamtbesitzes insgesamt zuständig, sondern befand sich
hierbei in Konkurrenz mit den Hofbehörden, denen vornehmlich
die Verwaltung der Fürstlichen Schlösser, Palais, Landhäuser,
Park- und Gartenanlagen in Sigmaringen und außerhalb sowie des
Theater- und Museumsgebäudes und einzelner Immobilien in Sigmaringen samt deren Bauverwaltung unterstand. Auch die Fürstliche Bibliothek und Sammlungen sowie der Marstall unterstanden
den jeweiligen Hofbehörden.
Eine altehrwürdige
Verwaltungseinrichtung im Wandel:
Die Fürstliche Hofkammer
Mit Wirkung zum 18. Januar 2006 wurde die Fürstlich Hohenzollernsche Hofkammer in Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern umfirmiert. Die Verwaltungseinrichtung verlor somit ihre Bezeichnung, die sie seit ihrer Gründung vor mehr als 170 Jahren getragen hat. Dieser Umstand mag es rechtfertigen, die Geschichte dieser altehrwürdigen Institution hier in Kürze einmal aufzuzeigen.
Unbestritten zuständig war die Fürstliche Hofkammer hingegen für
die Verwaltung des Fürstlichen Domänen- und Forstbesitzes mit
Ausnahme der Verwaltung des Tiergartens (Wildpark Josefslust),
die bis 1850 der Hofverwaltung unterstand. Die Hofkammer war
vorgesetzte Behörde der Hofkammerkasse, des Revisorats, des Katasteramtes und des Haus-und Domänenarchivs, Institutionen, die
als Attribute der Hofkammer bezeichnet wurden, und der Verwaltung der Domänen und Forste geschaffenen mittleren und unteren
Verwaltungsbehörden in und außerhalb Hohenzollerns, deren
Struktur und Zahl im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts starken
Veränderungen unterlagen, sowie der Fürstlichen Unternehmen,
einschließlich der Hüttenverwaltung Laucherthal.
Gebildet wurde die Hofkammer mit Erlass vom 10. September mit
Wirkung zum 1. November 1832 zur Verwaltung „sämtlicher Kammer-und Domänensachen", die zuvor von der Fürstlichen Landesregierung wahrgenommen wurde. Ihre Errichtung stand in einem
engen Zusammenhang mit der am 11. Juli 1833 verkündeten Verfassung für das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. Sie war
eine Mittelbehörde und unterstand der 2. Abteilung der Geheimen
Konferenz, die 1840 von der Obersten Domänendirektion abgelöst
wurde. An die Stelle der Domänendirektion trat nach der Abtretung der Fürstentümer Hohenzollern 1850 die Geheime Kanzlei.
Nach deren Aufhebung 1867 wurde die Hofkammer zur obersten
und nur dem jeweiligen Fürsten von Hohenzollern (-Sigmaringen)
unterstellte Behörde zur Verwaltung des Fürstlichen Domanialund Forstbesitzes eingesetzt.
Wie wir aus den Dienstinstruktionen für die Domänendirektionen,
Forstinspektionen, Rentämter und Forstverwaltungen (Forstämter,
Oberförstereien, Revierverwaltungen) entnehmen können, wurden die nachgeordneten Behörden von der Hofkammer an sehr
kurzen Zügeln geführt. Hierzu muss freilich bemerkt werden, dass
die Stellung auf dem Willen des jeweiligen Fideikommissinhabers
beruhte, der diese jederzeit verändern und auch widerrufen
konnte. Den jeweiligen Chefs des Fürstlichen Hauses Hohenzollern
stand und steht es frei, Angelegenheiten der Domanialverwaltung
an sich zu nehmen und der Hofkammer und nunmehr auch der
Unternehmensgruppe entsprechende Weisungen zu erteilen.
Im Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen besaß die Hofkammer
den Charakter einer öffentlichen Behörde. Nach der Abtretung der
Souveränität an Preußen verlor die Hofkammer, der seit 1850 auch
die Verwaltung des ehemaligen hohenzollern-hechingischen Hausfideikommisses oblag, den Behördenstatus. Mit Allerhöchstem Erlass vom 14. August 1852 wurde der Fürstlichen Hofkammer in
den nunmehrigen Hohenzollernschen Landen und auch den Fürstlichen Behörden, welche das dortige Fürstliche Stammvermögen
verwalteten, der Charakter öffentlicher Behörden im gleichen
Maße zugesprochen wie der Hofkammer der Königlich Preußischen Familiengüter und deren Unterbehörden, eine Stellung, die
mit Allerhöchstem Erlass vom 2. August 1875 auf den Bereich der
gesamten preußischen Monarchie ausgedehnt wurde.
Der Wegfall der Privilegien des Adels, die allgemeine wirtschaftliche Lage und die durch die Landreform in der Tschechoslowakei
erzwungene Güterabtretungen nach dem Ersten Weltkrieg machten
eine Straffung der sehr aufwändigen Verwaltung dringend notwendig. Das Reformwerk, das Fürst Friedrich von Hohenzollern in den
Jahren 1928/29 durchführte, bestand vor allem in einer drastischen Reduzierung der Hofverwaltung zugunsten der Hofkammer.
Letzterer wurde die gesamte Verwaltung der Fürstlichen Schlösser,
der Landhäuser und der Hofjagden tibertragen. Andererseits
wurde die Verwaltung der Unternehmen (Hüttenwerk Laucherthal)
aus der Hofkammerverwaltung herausgelöst und als dritte Verwaltungseinheit innerhalb des Gesamtvermögens geschaffen.
Sitz der Fürstlichen Hofkammer war mit Ausnahme der Jahre von
1931 bis 1935, in denen sie als Generalverwaltung des Fürsten von
Hohenzollern in München tätig war, stets Sigmaringen, Daran hatte
weder die Abwesenheit des Fürsten Karl Anton in der Zeit von 1850
bis 1871 noch die Verlagerung des Schwerpunktes des Fürstlichen
Besitzes nach Norddeutschland infolge der Erwerbungen in den
preußischen Provinzen Brandenburg, Schlesien, Hinterpommern, Posen und Bayern in der 2. Hälfte des 19- Jahrhunderts et-
Der Verlust der noch verbliebenen Güter in Hinterpommern,
Schlesien und in Brandenburg sowie in der Tschechoslowakei
nach dem Zweiten Weltkrieg führte zu einer weiteren Konzentration und Vereinfachung der Hofkammerverwaltung. So wurden
1955 das Rentamt Sigmaringen, das in der Karlstraße 34 seinen
was zu ändern vermocht.
6
Sitz hatte, und das Revisorat aufgehoben und als Abteilungen der
Hofkammer angegliedert. Bereits nach dem Kriegsende war die
Hofkammer von ihren Dienstsitz im Gebäude Karlstraße 17, in dem
heute das Amtsgericht untergebracht ist, in den Wilhelmsbau des
Schlosses verlegt worden.
prinz Karl Friedrich von Hohenzollern, dem ein Leitender Forstdirektor und ein Verwaltungsdirektor zur Seite standen. Die Stellen
des Verwaltungsdirektors und des Oberforstdirektors wurden in
den Jahren 2001 und 2004 jedoch eingespart.
Die Umbenennung der Hofkammer in „Unternehmensgruppe Fürst
von Hohenzollern" ist infolge der Verschlankung dieser Verwaltung und dem Abbau untergeordneter Dienststellen, vor allem der
Fürstlichen Forstämter Hechingen, Wald und Bayerisch Eisenstein
verständlich. Die Bezeichnung „Hofkammer" suggerierte überdies
einen Behördencharakter, den diese Verwaltung jedoch schon
nach dem Ersten Weltkrieg verloren hatte. Von der ehemaligen
Hofkammer wird in Zukunft jedoch mehr als nur ein Hauch Nostalgie übrig bleiben; man denke hier vor allem auch an den Bestand
„Fürstlich Hohenzollernsche Hofkammer" im Depositum Fürstlich
Hohenzollernsches Haus-und Domänenarchiv mit seinem bedeutenden Dokumentationsgut zur Geschichte des Fürsthchen Hauses
und seines Besitzes in und außerhalb des Hohenzollernlandes.
1966 wurde die Hofverwaltung aufgelöst und ihre noch verbliebenen Kompetenzen als Schlossverwaltung der Fürstlichen Hofkammer unterstellt. Der Hofkammer unterstand ferner die Arbersesselbahn bzw. die Arberbergbahn in Bayerisch Eisenstein. Nach der
Überführung des Fürstlichen Hüttenwerks Laucherthal in eine
GmbH und Co. KG 1989 wurde die im alleinigen Besitz des Fürsten
von Hohenzollern verbliebene Elektrozentrale der Hofkammer zugeordnet. 1978 unterstellte die Fürstliche Verwaltung das Hausund Domänenarchiv unter Eigentumsvorbehalt der Verwaltung des
Staatsarchivs. Die Archivalien wurden 1991 aus dem Fürstlichen
Archivgebäude Karlstraße 32 in den damals bereits renovierten
und sanierten Gebäudeteil Karlstraße 1 des Prinzenbaus verlagert.
Die Hofkammer hatte zunächst eine kollegialische Verfassung. Das
Kollegium bestand aus einem Präsidenten und aus fünf bis maximal zehn Hofkammerräten, von denen u.a. einer Justiziar, einer
forsttechnischer Referent und einer Baureferent war. 1855 wurde
neben der kollegialischen konkurrierend die büromäßige Geschäftsverteilung eingeführt. Der Präsident hatte seine Dienstwohnung im Hofkammergebäude; Dienstwohnungen für die Hofkammerräte befanden sich im Gebäude Karlstraße 36. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte dann die Einführung der rein bürokratischen Verfassung. Der Präsident, der zuvor primus inter pares war,
wurde allein verantwortlicher Vertreter der Hofkammer, dem die
Hofkammerräte als Referenten und Zuarbeiter unterstanden. Damals verlor die Hofkammer endgültig auch ihren Behördencharakter.
Die Zahl der Hofkammerräte ging analog zur Schrumpfung der
Verwaltung insgesamt kontinuierlich zurück. In den 1950-er Jahren gab es nur noch den Justiziar und den Forstreferenten. Infolge
der Ernennung von Dr. jur. Hansjörg Krezdorn zum Hofkammerpräsidenten am 1. Januar 1971 blieb der Leiter der Forstabteilung
übrig. Nach der Pensionierung von Dr. Krezdorn 1987 wurde auch
die Stelle des Hofkammerpräsidenten abgeschafft. Die Leitung der
Hofkammer übernahm nunmehr der Generalbevollmächtigte Erb-
" 3wt • >0
Dr. Rudolf Leven im
Verabschiedung von Hoßammerpräsident
Dezember 1970. In der Mitte Fürst Friedrich Wilhelm von Hohenzollern, rechts Dr. Leven und links Dr. Krezdorn
Foto: Staatsarchiv
HANS-DIETER LEHMANN
Sigmaringen
geschlossen unter Bezug auf Wolfgang Wille, der die Ofterdinger
Flurnamen „auf dem Stein" und „Steinmäuerle" für sehr alt gehalten hat, wenn sie römische Ruinen bezeichnen sollten."
Dies ist tatsächlich häufig der Fall, aber nicht immer läßt sich
von n auf n+1 schließen. Den Konjunktiv und die Einschränkung
bei Wille hat Meyer genauso übersehen wie die Tatsache, daß für
den Fernweg im Albvorland im Bereich zwischen Steinlach und
Starzel eine Römerstraße auszuschließen ist: sie wäre an Sumelocenna/Rottenburg, dem Vorort im Raum in römischer Zeit vorbeigegangen.5
Vermutungen über Anfang und Bedeutung
der Wüstung Altendickingen
Schon vor dem Bau der Schweizerstraße im 18. Jahrhundert lief im
Albvorland eine wichtige Fernverbindung; sie ist aus alten Karten
belegt.1 Zwischen Ofterdingen und Bodelshausen lag daran beim
heutigen Burgstallhof ein Weiler Altendickingen, der in den Urkunden auch als Altensickingen erscheint.2 Wegen des Wechsels in
der Namenform wurde diese im frühen 17. Jahrhundert wüstgefallene Siedlung mit Sickingen bei Hechingen in Verbindung gebracht. Neuerdings wurde sogar von einer alamannischen Vorläufersiedlung für Sickingen hier bei einer römischen Straßenstation
gefaselt.'Jürgen Meyer hat aus dem Flurnamen „auf dem Stein" im
Bereich des Burgstallhofes auf verschwundene römische Überreste
Mit dem Niedergang von Altendickingen hat sich Petra Garski-Hoffmann intensiv an Hand des Urkundenmaterials befasst.6 Es geht
zurück bis auf 1317: Damals trat bei einem Verkauf ein „Hainrich
von Altendick, der zu Stein sitzt" als Bürge auf. Da sich diese Angabe wohl auf Altendickingen bezieht, bietet dessen Lage an einem
mittelalterlichen Fernweg eine Begründung für den „ Stein", die
7
zur Erklärung keine Römer bemühen muß. Da ältere Quellenangaben als 1317 fehlen, hat sich Garski-Hoffmann nicht über die
Anfänge von Altendickingen geäußert. Über diese und über die
Bedeutung der Siedlung können somit nur Vermutungen angestellt
werden, die sich aber von den oben erwähnten deutlich unterscheiden.
lässlich der Feststellung der Zugehörigkeit zum Gericht Mössingen
im Lagerbuch der Kellerei Tübingen von 1558 - bei der Auflistung
des Zubehörs von Alten Sickingen „das Geleit" an erster Stelle genannt.13
Unter der Voraussetzung, daß die hier zur Diskussion gestellte Vermutung über die einstige Funktion von Altendickingen zutrifft,
wäre für die Ansiedlung eine Entstehung im frühen 12. Jahrhundert
anzusetzen. Eine Benennung seiner Bewohner nach einer Person
durch Beifügung der Endsilbe -ingen wäre um diese Zeit wohl noch
denkbar. Wenn 1369 ein „Belmblin von Altendiggingen" des „Siggins Hof" dort baute und sieben Jahre später eine „Adelheid von
Siggingen" zu Unrecht Ansprüche darauf erhoben hat, werden die
Art der Benennung und der Konsonantenwechsel im Namen verständlich.14 Mit Sicherheit aber ist Altendickingen/Altensickingen
keine frühmittelalterliche Alamannensiedlung bei römischer
Ruine.
Die Landesforschung hat heute akzeptiert, dass der Fernweg im
Albvorland eine mittelalterliche Reichsstraße war - das Ofterdinger
placitum vor 1133 und der Zusammentritt eines Gerichts „an des
Reiches Straße" bei Hechingen. 1342 sind dafür klare Belege/Wie
andernorts auch war das Regal des Geleits vom Herrscher an
Große in diesem Raum verliehen worden: In klar abgegrenzten Abschnitten sicherten sie die Reisenden auf dieser Königsstraße und
kassierten für diesen Schutz einen Zoll - eine gute Einnahmequelle.
Ursprünglich dürfte das Geleitrecht auf dieser Straße an die Grafen
von Tübingen und die von Zollern vergeben worden sein.8 Diese
beauftragten ihre Dienstmannen oder ihnen nahe stehenden Adel
mit den zu erfüllenden Aufgaben. Hier kommen in späterer Zeit in
Frage für Tübingen die Herter von Dußlingen und für Zollern-Hohenberg die in Bodelshausen ansässigen Freien von Ow. Nach Wilfried Schöntag hatten die Grafen von Hohenberg bei ihrer Abschichtung von ihren auf Hohenzollern sitzenden Verwandten um
1179 alle vom Reich zu Lehen gehenden Rechte an sich gebracht,
d.h. auch das nirgends erwähnte Geleitrecht.9 Dieser Verlust der
Einkünfte aus der unter ihrer Burg vorbeiführenden Straße dürfte
eine der Ursachen für die erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Zollern und Hohenberg im 13. Jahrhundert gewesen sein.
Anmerkungen
1. Wolfgang Sannwald (Hrsg.): Schönbuch, Neckar, enge Gassen. Ortspläne
und Landkarten aus vier Jahrhunderten. Gomaringen 1996.
2. Petra Garski-Hoffinann: Die Wüstung Altenmdickingen. In: 850 Jahre Ofterdingen im Steinlachtal. Gerd Kittelberger (Hrsg.), Ofterdingen 2000, S..
101 -104.
3.
Jürgen Meyer: Wer gründete Altensickingen? In: Im Schatten der Vergangenheit. Sagenumwobene Stätten zwischen Neckar und Alb. Reutlingen
2004, S.. 9 9 - 105, bes. S. 102.
4. Wolfgang Wille: Siedlungen, Markung und Flurnamen (mit Flurnamenkatalog) . In: 850 Jahre Ofterdingen (wie Anm.2) S.29 - 78, bes. S.72f.
5. Hans-Dieter Lehmann: Eine vergessene Reichsstraße Tübingen - Rottweil
- Schaffhausen. ZHG 29 (1993) 11-70, bes. S. 17 mit älterer Literatur.
Vgl. Die Geschichte von Bodelshausen Bd. 1, Wolfgang Sannwald (Hrsg.)
2000, S. 17; selbst wenn Nachbarschaftsverbindungen zwischen römerzeitlichen Ansiedlungen schwer nachweisbar sind, ist von einer Römerstraße bei Altendickingen nichts vermerkt.
6.
wie Anm.2.
7. Wolfgang Sannwald: „in placito quod erat Oftirdingen" - die Ersterwähnung des Ortsnamens. In: 850 Jahre Ofterdingen (wie Anm.2) S .79-83
Friedrich Haug, Johann Adam Kraus (Hrsg): Urkunden des Dominikanerinnenklosters Stetten im Gnadental. Hohenzoll. Jahreshefte 15 (1955)
Beilage S. 40.
8. Auch die Grafen von Urach müßten nach gängiger Lehre hier genannt werden: Wilfried Schöntag (wie Anm. 9, S. 194ff)hat für den Raum Hechingen uraltes Uracher Erbe angenommen, welches an die Zollern durch die
Heirat der Tochter Udelhild des Grafen Egino II von Urach mit Friedrich I
von Zollern gekommen sein soll. Gerhard Kittelberger hat diese Annahme
auf das obere Steinlachtal ausdehnen wollen in: 850 Jahre Ofterdingen
(wie Anm.2, S.87). Nach anderer Auffassung stammt die Erbschaft der
Udelhild von ihrer Mutter Kunigunde, die aus einem bereits 1056 im
Mannesstamm erloschenen Haus kam, auf welches auch die Gründung
der Burg Hohonzollern zurückging. Vgl. Hans-Dieter Lehmann: Cuno dux
Bauwarorum - als Zollernvorfahre in cognatischer Linie Vorbild für den
obskuren „Herzog Tassilo von Zollern"? Zu den Herkunftsfabeln der Zollern: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 62 (2002) 65-92.
Wo aber könnte die Grenze des Geleitrechts zwischen Tübingen
und Hohenberg gelegen haben? Karl Weller hat gezeigt, daß diese
Abgrenzungen exakt definiert waren - beispielsweise durch zu querende Wasserläufe oder durch Geleit-Steine.10 Unter anderen führt
er Geleitsteine bei Herrlingen auf der Ostalb auf, die dort mitten in
der Lauter standen und das Ulmer vom Württembergischen Geleit
schieden. Diese Kombination von Wasser und Stein legt die Vermutung nahe, daß auch bei Altendickingen eine frühe Geleitschutzgrenze bestanden haben könnte, und daß hier der Hohenbergische Beauftragte seines Amtes gewaltet hat. Der Burgstall Rest einer im Albvorland eher ungewöhnlichen Wasserburg - liegt
unmittelbar am Beuerbach, dem Oberlauf des Katzenbaches. Die
Flurnamen „in Grenntzwiese" und „Grenntzäcker" auf einst Altendickinger, heute zu Bodelshausen gehörender Markung sind
von der Gemarkungsgrenze allein kaum ableitbar." Der Flurnamen
„auf dem Stein" ist bei Altendickingen sowohl auf Ofterdinger als
auch auf Bodelshauser Boden belegt.12
1342 hatte Württemberg die Herrschaft Tübingen mit allen ihren
Rechten gekauft und 1403 die Herrschaft Zollern-Schalksburg. Zuvor war 1381 die Grafschaft Hohenberg an Österreich gekommen.
Württemberg war an sicheren Verbindungen zwischen seinen Neuerwerbungen im Steinlach- und Eyachtal über die zollerischen Territorien hinweg interessiert. Die einst in Hohenberger Diensten
aufgetretenen Freien von Ow hatten 1409 Bodelshausen dem Grafen Eberhard von Württemberg zu Lehen aufgetragen, weil sie von
Friedrich von Zollern, genannt der Öttinger, bedrängt wurden. Im
15. Jahrhundert entfiel die Aufgabe von Altendickingen als Geleitschutz-Grenzstelle - spätestens als 1423 die Reichsstädte und Württemberg dem Treiben des Öttingers ein Ende gesetzt und die Burg
Hohenzollern zerstört hatten. Dennoch wird noch viel später - an-
9.
10.
11.
12.
13.
14.
8
Wilfried Schöntag: Die Herrschaftsbildungen der Grafen von Zollern vom
12. bis zur Mitte des lö.Jahrhunderts. ZIG 118 (1996), 167 -228, bes. 175
und 189 f.
Karl Weller: Die Reichsstraßen des Mittelalters im heutigen Württemberg.
Württ. Vierteljahrshefte für Landesgeschichte 33 (1927), 1-43 bes. S.l4f.
Garski-Hoffmann, wie Anm.2, S. 103.
Wie Anm.4 und Ulrich Mehlhose: Bodelshausen im Wandel der Zeit II. Die
Herren vom Burghof. Bodelshausen 1987, S. 161 ff.
Die Geschichte von Bodelshausen Bd. 1, wie Anm. 5, S. 219.
Ebenda, S. 216.
EDMUND BAUER
lingen 17.3.1937-1940, Nazi-Haft 1940, Ordinariat Freiburg 1943,
später Aushelfer in Freiburg (St. Urban), Ebnet 18.10.194613.10.1956. (2/8147,10/97, EDA 62/413, ABEF, PA 135)
Biographische Daten der Seelsorger
von Hausen im Killertal
Blank, Leopold [Liste Vikare Nr. 11]
aus Henggenbach (Neupriester der Diözese Rottenburg) 0.1859
Hausen i.K. ab August 1859- (PA 135)
(Fortsetzung)
Bölzlin, Valentin [Liste Pfarrer Nr. 17]
von Ehingen, + 1637 oder 38 in Burladingen
Kettenacker 1624-1626, Hausen i.K. 1626 - 1631, Burladingen
1632 -1637/38. (1,4/Kettenacker 19,9/24, HH 77/43ff., PA 220)
Die biographischen Daten der Pfarrer und Vikare werden in alphabetischer Reihenfolge veröffentlicht, wobei jeweils auf die beiden Listen hingewiesen wird. Die Liste der Pfarrer wurde in HH3/2005 S.
46f. veröffentlicht, die Liste der Vikare in HH 4/2005 S. 58.
Die Abkürzungen bedeuten: * = geboren, o. = ordiniert bzw. geweiht, + = gestorben. In Klammern stehen die Quellennachweise
in abgekürzter Form; deren Bedeutung wird im Anschluss dieser
Fortsetzung erläutert.
Brändle, Josef [Liste Vikare Nr. 24]
*7.1.1880 Empfingen, 0. 5.7.1904, +8.10.1950 Rottenmünster
zuvor Dettingen bei Haigerloch bis 20.10.1904, Stein bei Hechingen 21.10.1904 - 26.7.1905, Trochtelfingen 27.7.1905 I.5.1906, Hausen i.K. 2.5. -18.11.1906, Burladingen 19.11.1906
- 10.5.1908, Kaplaneiverweser in Benzingen 11.5.1908 25.7.1912, Sibratsweiler 26.7.1912 - 1945, Ruhestand ab 1945.
(2/8191, FDA 51/256, PA 135)
Ballach, Helmut [Liste Vikare Nr.35]
aus Schorndorf, o. 7.6.64, + 27.12.2002
Hausen i.K. 30.6. - 2.8.1964, Vikar in Urloffen - 4.4.1967,
Schwetzingen 5.4.1967 - 9 1.1969, Heidelberg St. Raphael
10.1.1969 - 23.9.1969, Heidelberg St. Vitus ab 4.9.1969, Kappel
am Rhein bis 22.5.1971, Kappel / Dreisamtal 23.5.1971 - 1989,
Mannheim - Sandhofen, St. Bartholomäus 1989 - 2002.
(ABEF, PA 135, Vermerk in der Pfarrchronik)
Bröchin, Josef Anton [Liste Pfarrer Nr. 35]
*l685 Rheinfelden (Schweiz), + 14.10.1763 Owingen
zuvor Minsein, Hausen i.K. 27.2.1737 - 1742, Owingen 174214.10.1763. (1/dort geschrieben Bröchlin, Joseph Anton, 8,
16/84, HH 77/58, HH 97/llf., PA 220)
Barth, Karl [Liste Pfarrer Nr. 49]
*27.10.1870 Meldungen, 0. 4.7.1895, + 18.5.1934 Bittelbronn
Studium Eichstätt und Freiburg, Vikar Sigmaringen ab August 25.9.1895 und Hechingen ab 26.9.1895 - 22.12.1896, Jungingen
23.12.1896 - 7.7.1897, Bisingen 8.7.1897 - 30.5.1899, Grosselfingen 31.5. 1899 - 18.5.1900, Hausen i.K. 19.5.1900 15.4.1910, Bittelbronn 16.4.1910- 1934.
(PA, 1, 2/8028, 3/53, 6 /Bittelbronn 632, 10/97, 12, 13,/76f„
16/I78f, HH 74/55, FDA 36/39, ABEF)
Buolach, Matthäus [Liste Vikare Nr. 1 ]
Aus Schlatt (Hohenzollern), 0. 21.12.1771
Hausen i.K. 1771 (17/152, dort geschrieben Bulach, PA 220)
Burkart, Viktor [Liste Vikare Nr. 28]
*7.2.1984 Sigmaringen, 0. 6.7.1910, +29.12.1965 Sigmaringen
Hausen i.K. 4.8. - 8.11.1910, Vikar in Gruol 9-11.1910 - November 1911, Dettingen November 1911 - 25.3.1912, Vüsingen ab
26.3.1912, Dettingen bis 12.10.1914, Inneringen ab 13.10.1914,
Sigmaringendorf 8.8.1916 - 22.5.1917, Dettingen 23.5.1917 14.5.1918, Haigerloch (Kaplanei) 15.5.1918 - 25.9.1920. Stein
26.9.1920 - 23.5.1926, Einhart 24.5.1926 - 31.10.1956, Ruhestand in Sigmaringen . (2/8256, 6/Haigerloch 569, 6/Dettingen
652,15/288, FDA 69/568, ABEF, PA 135)
Bayer, Fridolin [Liste Vikare Nr. 33]
*26.1.1894 Ostrach, 0.18.6.1922, +15.4.1971 Habsthal
Hausen i.K. 10.8.-Mitte September 1922, danach Vikar in Emmingen ab Egg bis 11.12.1922, Krankheitsurlaub bis 30.7.1923, Bettmaringen 31.7.1923-19.10.1923, Krankheitsurlaub 20.10.192314.5.1924,
Feldhausen
28.4.1924-25.2.1925,
Hechingen
26.2.1925-7.5.1928, Bad Imnau (Hausgeistlicher) 8.5.192813.7.1928, Lörrach 14.7.1928-24.4.1929, St. Trudpert (Spiritual
im Kloster) 25.4.1929-11.3.1931, Pfarrer in Habsthal 12.3.193116.8.1934, St. Trudpert (Spiritual, dann Superior) 16.8.1934 Anfang 1946, krank, Schloß Hohenstein bei Dietingen 24.12.194630.9.1947, Ruhestand in Ostrach, seit 1964 in Habsthal
(FDA 77/403, PA 135)
Bürkle, Theodor [Liste Vikare Nr. 32]
*9.11.1888 Höfendorf, 0. 7.7.1914+ 29.1.1964 Tübingen
Vikar Klosterwald bis 3-8.1915, Sigmaringendorf ab 4.8.1915, Dietershofen bis 2.5.1916, Hausen i.K. ab 3-5.1916, Bietingen bei
Meßkirch bis 24.10.1916, Oberwinden 25-10.1916-17.10.1920,
Oberhausen Dekanat Philippsburg 18.10.1920 - 11.8.1925, Bingen/Hohenzollern (Kaplaneiverweser) 12.8.1925 - 27.11.1926,
Veringenstadt 28.11.1926 14.8.1938, Heiligenzimmern
15.8.1938 - 31.3.1959, Ruhestand 1.4.1959
(2/8258- 8259, EDA 69/544, PA 135)
Bieger, Wendelin [Liste Pfarrer Nr.46]
*4.7.1830 Hart, 0. 29.5.1858, + 2.4.1892
Benzingen (Kaplaneiverweser) 31.1.1867 - 25.8.1869, Steinhilben ab 26.8.1869, Hausen i.K. 15.5.1875 - 1888, Bietenhausen
1888 - 1892. (PA 1, 2/8088, 6/Bietenhausen 628, 16/144, FDA
1900/244, ABEF)
Diewald, Max [Liste Pfarrer Nr. 52]
*1.1.1907 Schönau, 0.15.3.1931, + 13.5.1989 Bühl
Vikar Rickenbach 15.4.1931-31.5.1933, Istein
1.6.1933-
13.9.1933, Gaggenau 14.9.1933-21.4.1937, Neustadt 22.4.1937II.4.1939, Freiburg (Hl. Familie) 12.4.1939-14.5.1940, Hausen
i.K. 15.5.1940 - 21.11.1951, Önsbach 22.11.1951-18.11.1961,
Liel 19.11.1961 - 9.2.1962, Heiligenzell 10.2.1962-5.12.1973,
Ruhestand. (PA, 1, FDA 91/350, ABEF)
Birkle, Paul [Liste Vikare Nr. 29]
*29.11.1888 Ostrach, 0. 5.7.1911, +13.10.1956 Ebnet
Hausen i.K. August - November 1911, Vikar in Gruol November
1911 - 19.7.1914, Sigmaringen 20.7.1914-18.10.1915, Kriegsdienst 1914, Freiburg (Herz Jesu), 19.10.1915-1.8.1917, Kaplaneiverweser
Benzingen
2.8.1917-15.11.1920,
Straßberg
16.11.1920-28.2.1925, Bisingen 1.3.1925-16.3.1937, Langenens-
Ehris, Johannes [Liste Pfarrer Nr. 13]
Hausen i.K. 1602. (1)
9
Ziffern der Sekundärliteratur
Die Ziffer 1 im Quellennachweis verweist auf den Titel 1 von Johann Adam Kraus und die Seitenzahl der Fundstelle, die 2 auf die
Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte von Bernhardt
und Seigel und die Nummer der Publikation, die 3 auf das Heimatbuch Jungingen und die Seitenzahl der Fundstelle, etc.
Elsässer bzw. Elsesser, Sebastian [Liste Pfarrer Nr. 23]
Aus Sigmaringen, o. 8.4.1651
Melchingen ab 24.8.1652, Hausen i.K. 18.9.1653 - 1657
(1,3/23,13/92,17/149 (dortjoh. Sebastian), HH 74/55, PA220)
Ettern bzw. Etterlin, Oetterle, vonJohann Andreas Eberhard Josef [Liste Pfarrer Nr. 34] Hausen i.K. 26.1.1730 - Februar 1737.
(1, PA 220)
1
Faider, Alexius [Liste Pfarrer Nr. 7]
Hausen i.K. 1559f. (1)
2
Faiß, Paul Franz [Liste Pfarrer Nr. 48]
•28.9.1863Rottenburg,0.21.6.1887,+ 1.1.1946 HausenamAndelsbach. Vikar in Göggingen ab 30.6.1887, Sigmaringen ab
19.12.1888, Empfingen 13.11.1890 - 16.3.1891, Hausen i.K.
17.3.1891 - 18.5.1900, Hausen am Andelsbach 1900-1.1.1946
(PA, 1, 2/8422,6/Empfingen 693, FDA 51/193, ABEF)
3
Johann Adam Kraus, Die Seelsorger von Hausen i.K., Hohenzollerische Zeitung 1966 Nr. 261.
Bernhardt, Walter und Seigel, Rudolf, Bibliographie der Hohenzollerischen Geschichte, Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollern Band 12, herausgegeben von der Landeskundlichen Forschungsstelle Hohenzollern der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1975.
Heimatbuch Jungingen, herausgegeben zur 900-Jahr-Feier im
Jahr 1976 von der Gemeinde Jungingen, dort S. 157-161.
4 Burkarth, Herbert, Geschichte der Herrschaft Gammertingen
- Hettingen, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983, dort S.
185-196. Bei der Quellenangabe folgt nach der 4 der Ort und
die Seitenzahl.
5 1200 Jahre Rangendingen - Heimatbuch herausgegeben von
der Gemeinde Rangendingen anläßlich der 1200-Jahr-Feier im
Jahr 1995, dort S. 381f.
6 Franz Xaver Hodler, Geschichte des Oberamts Haigerloch, im
Auftrag des Kreisausschusses Hechingen herausgegeben von
Dr. Nikolaus Müller im Selbstverlag des Kreisausschusses Hechingen 1928, Reprintausgabe 1985 im Eigenverlag des Zollernalbkreises und der Stadt Haigerloch, bei den Namen verzeichnet als Nr. 6 (+ Ort + Seite)
7 900 Jahre Gruol, herausgegeben von der Ortschaftsverwaltung
Gruol 1994.
8 Owingen, Geschichte und Geschichten unserer Gemeinde,
herausgegeben von der Gemeinde Owingen zur 900-Jahr-Feier
1993, dort S.180f.
9 Speidel, August, Burladinger Heimatbuch, herausgegeben von
der Gemeinde Burladingen 1958, dortS. 150-155.
10 Heimatbuch der Gemeinde Bisingen - Steinhofen, herausgegeben vom Heimatverein Bisingen - Steinhofen 1953, Unveränderter Nachdruck 1986.
11 Egler, Ludwig, Chronik der Stadt Hechingen Band I, im Selbstverlag der Stadt Hechingen 1980, dort S. 349/50.
12 Grosselfingen, Ein Rundgang durch die Geschichte der Gemeinde, 1296 - 1996, herausgegeben von der Gemeindeverwaltung Grosselfingen 1996, dort S. 311.
13 1200 Jahre Melchingen, Melchinger Heimatbuch, im Auftrag
der Gemeinde Melchingen anläßlich ihrer 1200-Jahrfeier herausgegeben von Egon Viesel, Engelbert Hipp und Thomas Faigle 1972.
14 Hiegl, P. Notker, Unterm Schutz der Mutter vom Guten Rath,
Chronicon der Pfarrei Berenthal, herausgegeben von P. Notker
Hiegl OSB, Erzabtei Beuron, ohne Jahr, frühestens 1987, Pfarrei Bärenthal.
15 Steim, Karl Werner, Haigerloch in preußischer Zeit, herausgegeben von der Stadt Haigerloch 1994, dort S. 286-288.
16 Das Totengedenkbuch des Landkapitels Haigerloch 1384 1961, herausgegeben von Andreas Zekorn, Documenta Suevica Quellen zur Regionalgeschichte zwischen Schwarzwald,
Alb und Bodensee Band 3, Edition Isele 2004.
17 Kraus, Johann Adam, Hohenzollerische Neupriester aus den
Konstanzer Weihelisten 1601 - 1656 und 1726 - 1777, Hohenzollerische Jahreshefte 1958 S. 144 - 152.
18 Bumiller, Casimir, Wilflingen Ein Geschichts- und Heimatbuch,
Geiger-Verlag Horb am Neckar 1994.
Fecht, Franz Xaver [Liste Vikare Nr. 19 und Liste Pfarrer Nr. 45]
»21.10.1842 Krauchenwies, o. 1869, + 23.4.1909
Veringenstadt September 1869 - 18.5.1870, Langenenslingen
19.5.-31.8.1870, Hausen i.K. (Vikar) 1.9.-14.12.1870, Weilheim
15.12.1870 - 4.9.1872, Hausen i.K. (Pfarrer) 5-9.1872 26.3.1875, Steinhilben ab 27-3-1875, Jungnau ab 1875-1884,
Strassberg 1884-1886, Mindersdorf 1886-188, Owingen 18881905, Dekan des Landkapitels Hechingen, Inneringen 1905 1909- (PA, 1, 2/8442, 8, HH77/58 (dort * am 11.10.), HH 78/61,
HH 83/47, HH 97/1 lf., FDA f 1/46, ABEF)
Ferber, Hieronymus [Liste Pfarrer Nr. 38]
*5-9-1742, aus Hechingen, 0.17.12.1768
Wilflingen, Hausen i.K. 26.11.1790 - J a n u a r 1802
(1,17/152 (dort Hieronymus Viktor), 18/278)
Fischer, Johann Martin [Liste Pfarrer Nr. 32]
Hausen i.K. 9-3-1703 - Juli 1708, Stadtpfarrer von Hechingen
15-8.1708 - 20.7.1740, Dekan und Kanoniker.
(1,2/6377,11, PA 220)
Fischer, Otto [Liste Vikare Nr. 13]
*13-9-1839 Iserlohn, 0.9-8.1863 in Mainz, + 7.8.1889 Fischingen
Hausen i.K. 1863, Hechingen (Kooperator) November 1863 23.8.1865, Weilheim 24.8.1865 -6.9.1867, Dettingen/Hohenzollern 7.9-1867 - Juni 1869, Jungingen Juli 1869 - Sept. 1886,
Fischingen 1886 - 1889.
(1, 2/8464, 3/46, 6/Dettingen 652,6/Fischingen 699,16/140, HH
74/55, HH 83/46f. (dort Jungingen 1868 und Sterbejahr 1898),
FDA 1900/229, ABEF)
Frank, von (Fürstenwerth), Otto [Liste Vikare Nr. 15]
*11.10.1837 Hechingen, + 14.1.1922 Zizers (Schweiz)
Hausen i.K. ab Oktober 1864, Trochtelfingen bis 20.6.1865, Haigerloch (Oberstadtkaplaneiverweser) 21.6.-23.8.1865, Bisingen
ab 24.8.1865 - 1 8 6 7 , Bietenhausen 1870-1886, Straßberg 1886
- 30.9.1915, Zizers bei Chur (Schweiz) 1915 - 30.9.1817, Ruhestand. (2/8485-86, 6/Haigerloch 568, 6/Bietenhausen 628,
10/97,15/288, FDA 26/22, ABEF)
(Fortsetzung folgt)
Erläuterung der Quellennachweise, die am Ende der jeweiligen Biographie in Klammern aufgeführt sind:
PA: Pfarrarchiv (Pfarrchronik und gesammelte Unterlagen). Die
Nummer gibt den Aktenband an.
10
Haigerloch, Die letzten Kriegstage im Haigerlocher Raum
April/Mai 1945
Haigerloch, Die letzten Kriegstage in weiteren
Ortschaften im Umkreis von Haigerloch
Hausen im Killertal, Die Seelsorger von Hausen
HH: Hohenzollerische Heimat, herausgegeben vom Hohenzollerischen Geschichtsverein. Aufgeführt sind hier sämtliche mir
vorüegende Aufstellungen, die Angabe erfolgt bei den jeweiligen Namen mit HH (+ Jahr/Seitenzahl) - derzeitiges Ende
bei Heft 4/2005. Diese Aufstellungen in der HH stammen alle
von Johann Adam Kraus: Die Seelsorger von Jungingen (Junginger Pfarrliste), 1974, S. 55
Die Seelsorger von Boll (Zell) am Zoller, 1976, S. 19/20
Die Seelsorger von Kettenacker, 1977, S. 43-45
Die Seelsorger von Owingen, 1977, S. 55-58
Die Seelsorger von Thanheim, 1. Teil 1978, S. 32
Die Seelsorger von Thanheim, 2. Teil, 1978, S. 47/48
Die Seelsorger von Inneringen, 1978, S. 60/61
Die Seelsorger von Weilheim (b. Hech.), 1. Teil, 1983, S. 29
- ohne Namen
Rangendinger Seelsorger (Fortsetzung), 1983, S. 29/30
Die Seelsorger von Weilheim (b. Hech.), 2. Teil, 1983, S. 45-47
Aus den Visitationsakten des ehemaligen Kapitels Trochtelfingen 1574 - 1709, 1994, S. 45/46 und S. 60/62, 1995,
S. 13/15, S. 47, S. 58/59,1996, S. 30/31, S. 46/47, S. 61/62,
1997, S. 12/13
S. 41
im Killertal ab 1488
S. 46
Hausen im Killertal, Die Liste der Vikare in Hausen
im Killertal
S. 58
Hechingen, 25 Jahre „Initiative Hechinger Synagoge e.V.,
Teil 2 und Schluss
S. 13
Hechingen, Der Besitz des Reichsklosters
Sankt Gallen in Hechingen, Teil 1
S. 29
Hechingen, Der Besitz des Reichsklosters Sankt Gallen in
Hechingen, Teil 2 und Schluss
S. 37
Hohenzollerischer Geschichtsverein,
Mitgliederversammlung
S. 18
Jungnau, Die Jungnauer Gemarkungskarte von 1731/1812.
Zur Bedeutung und historischem Kontext einer restaurierten
Zimelie, Teil 1
S. 49
Lehmann, Michael, ein vergessener Kulturschaffender und
Kulturkämpfer Hohenzollerns, Teil 1
S. 59
Lutz, Anton, Ein Mann mit Eigensinn: Zum Tod des Pädagogen, Politikers und Heimatforschers Anton Lutz
S. 26
Neufra, Zur Hochbergkapelle in Neufra: Bauzeit
- Einweihung - Altäre
S. 22
Owingen, Die Romanische Weiler Kirche von Owingen,
Teil 1
S. 17
Owingen, Die Romanische Weiler Kirche von Owingen,
Teil 2
S. 44
Trochtelfingen, Steinzeitjäger in Trochtelfingen
S. 20
Sigmaringen, Das Kriegsende in Sigmaringen 1945
S. 11
Sigmaringen, Das kurze Gastspiel der Reiterstaffel.
Erinnerungen an die letzten Kriegsmonate
S. 12
Sigmaringen, Die Allee in Sigmaringen - barocke Landschaftsinszenierung und fürstliches Herrschaftssymbol, Teil 1
S. 33
Sigmaringen, Die Allee in Sigmaringen - barocke Landschaftsinszenierung undfürstliches Herrschaftssymbol, Teil 2
S. 54
Sigmaringen, Als über dem Prinzenbau
die rote Fahne wehte
S. 56
Ziegler, Jerg, Der Rottenburger Maler Jerg Ziegler
S. 40
Die Seelsorger von Owingen, 1. Teil, 1996, S. 60/61
Die Seelsorger von Owingen, 2. Teil, 1997 S. U / 1 2
Die Seelsorger von Harthausen a. d. Scher, 1998, S. 49/50 Fehlanzeige
FDA: Freiburger Diözesan-Archiv, Zeitschrift des Kirchengeschichtlichen Vereins für Geschichte, christliche Kunst, Altertums- und Literaturkunde des Erzbistums Freiburg mit
Berücksichtigung der angrenzenden Bistümer, Verlag Herder
Freiburg, die Angabe erfolgt bei den jeweiligen Namen mit
FDA (+ Jahr/Seitenzahl). Aus dem FDA wurden ausgewertet:
Necrologium Friburgense, Verzeichnis der verstorbenen
Priester der Erzdiözese Freiburg 1883 - 2003
Kraus, Johann Adam, Aus den Visitationsakten des ehemaligen Kapitels Trochtelfingen 1574 - 1 7 0 9 , 1 9 5 4 , S. 145 - 1 8 1
Die Annaten-Register des Bistums Konstanz aus dem 15.
Jahrhundert, bearbeitet von Manfred Krebs, 1956, S. 1 - 467
Krebs, Manfred, Die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 15. Jahrhundert, 1938 Anhang S. 1 - 104,
1940 Anhang S. 105 - 264,1941 Anhang S. 265 - 424,1950
Anhang S. 425 - 546, 1951 Anhang S. 547 - 642,1952 Anhang 643 - 786,1953 Anhang S. 787 - 1047,1954 Anhang
S. 1 - 160 Verzeichnis der Orts- und Personennamen (Angabe erfolgt mit dem Zusatz A bei der Seitenzahl)
Buchbesprechungen
Baukunst im deutschen Südwesten
Damals im schwäbischen Killertal
Das besondere Liederbuch
Das Vespertäschle
Der Heilige Fidelis, in: Helvetia Franciscana Bd. 34 H 1
Fidelis von Sigmaringen
Heimatfreund
"Hennadäpper" - jetzt auch als Hörbuch
Herbertingen, Heimatbuch Herbertingen,
Geschichte, Landschaft, Menschen
Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott
Isingen 1950 - ein schwäbisches Dorf
Mit der Reichsbahn ins Blaue
Napf, Karl, Quergedacht. Vordersinniges
hintersinnig betrachtet
Owingen, Die romanische Weiler Kirche von Owingen
Reutlinger und Uracher Alb
Schlösserreise Baden-Württemberg
ABEF: Anzeigeblatt/Amtsblatt für die Erzdiözese Freiburg laut gesonderter Aufstellung; hier wurden Daten erhoben, soweit
sich diese nicht aus dem Necrologium Friburgense (siehe
oben) feststellen ließen.
PS: Personalschematismus der Erzdiözese Freiburg 2002,
Angabe mit PS 2002
Register 2005
Bande, Franz Xaver, eine persönliche Erinnerung
Beuron, Zur Örtlichkeit des ersten Klosters Beuron
Bisingen, Vor 60 Jahren - Zeitzeugen erinnern sich.
Der 22. Februar 1945 - Ein grausamer unvergesslicher
Tag in der Geschichte Bisingens
Bücheler, Heinrich, Ein „homme de lettre":
Zum Tod von Heinrich Bücheler
Grünewald, Cyriakus, Dem Andenken an Cyriakus Grunewald
S. 1
S. 6 l
S. 25
S. 7
S. 52
S. 28
11
S. 47
S. 62
S. 32
S. 31
S. 63
S. 15
S. 14
S. 31
S.
S.
S.
S.
47
31
62
48
S.
S.
S.
S.
31
15
47
63
ANNALIES KELLER/ PAUL BOSSENMAIER
Die romanische Weiler Kirche
von Owingen
(Fortsetzung und Schluss)
1. Der Innenraum
Leider wird immer wieder fälschlich behauptet, der Kirchen-Patron der Weiler Kirche sei das Heilige Kreuz. Dagegen geht aus alten Urkunden einwandfrei hervor, dass der Titel des Heiligen Kreuzes einst einer kleinen Kapelle in Unterowingen, dem heutigen
Owingen, zukam. Diese war aber um 1660 schon abgegangen und
die Einkünfte naturgemäß mit der Heiligenpflege der damaligen
Pfarrkirche im Weiler, später Oberowingen, vereinigt.
Die Weiler Kirche selbst ist ohne Zweifel zu allen Zeiten dem heiligen Ritter Georg geweiht. Noch das zollerische Lagerbuch von
Berthold Hagen 1544 nennt St. Georg als den Patron der Pfarrkirche, dagegen das Heilige Kreuz erwähnt es zu Unterowingen. Herr
Pfarrer Josef Riegger, von 1919 - 1 9 6 0 Pfarrer zu Owingen, hat aus
dem Taufbuch von 1790 folgende Erklärung entnommen: Beachte,
dass in der oberen Kirche im Weiler, jetzt Filialkirche, vorher aber
Pfarrkirche, folgende geweihte Altäre bestehen: höchster Patron ist
der heilige Märtyrer Georg. Die Kirchweih wird am Sonntag nach
Georgenfest gefeiert. Der Hochaltar ist geweiht zur Ehre der seligsten Jungfrau Maria und dem heiligen Georg, Johannes Evangelist
und Konrad, der rechte Seitenaltar zur Ehre des heiligen Kreuzes
und der heiligen Sebastian und Barbara. Der linke Seitenaltar ist
konsekriert zur Ehre der heiligen Katharina, Joseph und Antonius
von Padua. Im Laufe der Jahrhunderte erlebt die Innengestaltung
mehrere Veränderungen. Die sehr eindrucksvolle Gestaltung des
Chores mit Hochaltar und den beiden Seitenaltären um 1950 musste nach einem Diebstahl umgestaltet werden.
Bild 1: Innengestaltung um 1950. Foto: Paul Bossenmaier, Owingen.
Entwendet wurden die Statuen Madonna und Johannes unter dem
Kreuz über dem Hochaltar, die Pieta neben dem linken Seitenaltar
und sämtliche holzgeschnitzten Kerzenhalter. Die wertvollen Holzplastiken, Gruppe der weinenden Frauen und kreuztragender Jesus (Mitte 15 . Jahrhundert von einem Rottenburger Meister) wurden aus Sicherheitsgründen in die Neue Owinger Pfarrkirche gebracht. Nach dem Entscheid des Denkmalamtes wurde der Innenraum, wie er sich jetzt darstellt, folgendermaßen gestaltet: Das
fünfteilige Altarbild, das einzige sakrale Werk des Malers Edmund
Stierle, Stuttgart, 1924 - 1925, das er selbst „Das Erlösungswerk"
bezeichnete, wurde über dem Hochaltar angebracht.
Bild 2: Innengestaltung2004.
Foto: Paul Bossenmaier, Owingen.
Der Maler zeigt im Bild über der Kreuzigung Jesu den Entschluss
Gottvaters, das Erlösungswerk zu vollziehen. Links vom Kreuzigungsbild bringt Gottvater seinen Sohn auf die Erde. Die Kreuzigung stellt Jesus als Sieger und als den gekrönten König dar. Die
Auferstehung rechts lässt Jesus aus dem Grab in die Herrlichkeit
des Vaters entschweben. Das Bild unterhalb der Kreuzigung zeigt
die Ausgießung des heiligen Geistes über das Volk. Wenn das Altarbild auch nicht die denkbar beste Lösung ist, so ist es doch in keiner Weise störend, sondern passt in der theologischen Aussage
auch in eine romanische Kirche. Die Maria Immaculata auf dem
rechten Seitenaltar schuf der Bildhauer Florian Sickinger, gestorben 1876, letzter Vertreter der Bildhauerfamilie Sickinger als sein
letztes Werk.
Sobald man in den Kirchenraum eintritt, wird der Bück eingefangen von dem wuchtigen Triumpfbogen, der beim Hinsturz des Turmes 1830 unversehrt im Original erhalten blieb. Seine monumentale Wirkung wird unterstützt durch die beidseitigen Achtecksäulen, die mit dem nach innen abgesetzten Bogen die Weite des Triumpfbogens betonen. Die Säulen besitzen keine Basis, aber abgeschrägte Kapitelle, mit denselben kerbschnittartigen Kreuzzeichen
wie an den Säulen des Portals und am lympanon. Der Chorbogen
hat auf allen 3 Seiten eine gleichartige Bemalung in 36 rosettenartigen Feldern mit sorgfältig geformten Blattornamenten in den Farben blau und rot. Angeblich stammt die Bemalung aus dem Jahr
1598, sowie die über dem Chorbogen angebrachten Initialen M....
R = Martin Rauch (Pfarrer, der 1598 die Kirche renovieren ließ)
und den beiden Hohenzollern-Wappen. Zu dieser Zeit und von da
an ist die Weiler Kirche mit Owingen hohenzollerisch.
Seit 1706 hat Owingen inmitten des Dorfes eine neu erbaute Kirche, die dem heiligen Jakobus geweiht ist. Um die Weiler Kirche
befanden sich aber immer Gräber und der Pfarrer selbst wohnte
noch lange Zeit im Weiler. Nach seinem Umzug in das Pfarrhaus in
Owingen wollte er die Weiler Kirche abreißen lassen, da die Baulast auf dem Kirchenvermögen lag. Doch die Gemeinde widersetzte
sich und übernahm, die Kirche zu besorgen. So ist der Apostelfries
rechts und links am Kirchenschiff ein Dokument für die Treue und
Liebe der Gemeinde zur Weiler Kirche. Weit über 500 Jahre war sie
ihre Kirche. Bis auf den heutigen Tag werden ihre Toten um die
Weiler Kirche beerdigt und im Sommerhalbjahr die Seelenämter
vor der Beerdigung, Rosenkranz-Andachten sowie Mai-Andachten
in der Weiler Kirche abgehalten.
Aus den Inschriften unter den Apostelfriesen ist zu entnehmen,
dass der Maler Dominikus Furr 1740 die Apostel al fresco gemalt
hat und Bürger der Gemeinde, der Vogt, der Amtsbürgermeister
„dißes gemählt lassen machen". Die Gestalten sind 195 cm groß,
zum Teil mit weit fallenden Gewändern. Einige tragen ihre Attribute
in der Hand. Sie stehen barfuss auf halbrund bebilderter Erde, auf
der Blätter und Gräser wachsen. Die Friese haben kräftige Farben, die gut erhalten sind. Die renovierte Holzdecke stammt wahrscheinlich aus dem 18. Jahrhundert, ebenso die Empore.
Kehlbalken abgestützt. Zusätzlich stützen noch Kreuzstreben die
Sparren. Zwischen Sparren und Sattelbalken steht nahezu lotrecht
eine Fußstrebe, die sowohl mit dem Sattelbalken als auch mit den
Sparren verblattet ist. Das in die Aussparung passende, mit einem
Holznagel gesicherte Blatt büdet eine stabile Verbindung, da Drehbewegungen nicht möglich sind. Dieselbe gerade Verblattung finden wir in der Verbindung des oberen Teils der Fußstrebe mit dem
Sparren. Die ca. 50 Grad steilen Sparrenpaare sind am First ebenfalls miteinander verblattet und mit Holznägeln gesichert. Im oberen Drittelpunkt der Sparrenpaare ist ein Kehlbalken ausgeblattet,
der die Sparren gegenüber einer Durchbiegung abstützt.
Von der Mitte eines Sparrens geht eine Strebe an den gegenüberhegenden Sparren. Diese mit den Sparren ebenfalls verblatteten
Streben überkreuzen zunächst den Kehlbalken und außerdem in
der Mitte auch noch sich selbst. Der ganze Dachstuhl ruht auf je 2
Mauerlatten, denen die Binder- und Sattelbalken überkämmt sind.
Diese Balken bilden zusammen mit den dazu gehörigen Sparren
die Gebinde, ca. 25 an der Zahl ca. 80 cm voneinander entfernt.
Sowohl die Binder-Sattelbalken und auch die Mauerlatten haben
Einkerbungen, die ineinander greifen, so dass sich die Balken
nicht gegeneinander verschieben können. Auf dem unteren Ende
der Sparren hegt ein Aufschiebling, damit das Dacht weit genug
über den Maueraufbau nach außen herausragen kann.
Unter den Binderbalken ist ein Bretterboden angebracht, der auf
weiteren, wohl im 19. Jahrhundert in die Mauer eingelassenen Binderbalken ruht. An der Unterseite dieser Balken ist die Kassettendecke angebracht.
Bild3'- Detail-Vergrößerung Chorbogen.
Foto: Paul Bossenmaier, Owingen.
Der Dachstuhl
In der gotischen Zeit (wohl 14. Jahrhundert) wurde der ursprünglich
flache Dachstuhl, der nicht viel über das kreisrunde Giebelfenster
hinausragte in den heutigen steileren Dachstuhl erhöht. Das Hauptgesims des Langhauses, aus Kehle, Rundstab und Platte bestehend, ist
ursprünglich. An den Langseiten wurde es erhöht. Dafür spricht das
Ergebnis der dendrochronologischen Untersuchung, die dankenswerter Weise im Jahr 2002 vom Landesdenkmalamt durchgeführt
wurde. Die untersuchten Tannen- und Fichtenstämme ergaben ein
Fälldatum 1370/1371. Erläuterungen und Zeichnungen zum
Dachstuhl sind im Anhang des Büchleins zu finden.
Bild 4: Mit Fisheye-Linse an einem sonnigen Tag ohne Kunstlichtfotografiert, (entspricht 180 Grad) - dadurch kommt es zu
der unnatürlichen Wölbung. Foto: Paul Bossenmaier, Owingen.
Im Turm der Weiler Kirche hingen zwei Glocken, die dem 2. Weltkrieg zum Opfer gefallen sind. Jetzt hängt dort eine neue Glocke.
Das Bild über der Inschrift stellt den heihgen Josef mit dem Jesuskind und einen Zimmermannswinkel dar.
Die Treppe hochkommend, bietet der Dachstuhl einen überraschenden Anblick. Er hat die Form eines Gewölbes und erinnert an
den Rumpf eines weitbauchigen Normannenschiffes. Seine ganze
Last ruht auf den Außenwänden. Er hat Ähnlichkeit mit dem ebenfalls offenen Dachstuhl der Kirche von Mittelzell auf der Insel Reichenau. Der Dachstuhl besteht an seiner Basis aus Binderbalken,
die von einer Mauer auf die gegenüberhegende gelegt sind. Über
den Binder- und Sattelbalken erheben sich die Sparren, die im First
miteinander verbunden sind. Sie werden durch einen waagrechten
Mit lobenswertem Engagement bemüht sich die Gemeinde Owingen um die Erhaltung ihres Wahrzeichens, „die romanische Weiler
Kirche" und um die Instandhaltung des sie umgebenden Friedhofes. Ein herzliches Dankeschön gilt allen Spendern und Erwerbern
des Büchleins „Die romanische Weiler Kirche von Owingen", dessen Erlös ausschließlich als finanzieller Grundstock zur Bestreitung der anstehenden Außenrenovationen dient.
Ausgebreitet wird das Leben einer Schicksalsfürstin - so der Titel
des belletristischen Gehversuchs. Gemeint ist Amalie Zephyrine
von Hohenzollern-Sigmaringen, für Haug die Retterin von Hohenzollern.
Sie führte ihr Leben ausschweifend und dennoch geschickt durch
die Wirren der Revolutionszeit um 1800 und böte damit wirklich
viel für Phantasie und Roman. Aber wer sich von Gunter Haug
durch die Welt der geborenen Prinzessin von Salm-Kyrburg führen
lässt, wird schwer enttäuscht.
Schon bei den Tatsachen fängt das an, wenn beispielsweise der
Buchbesprechungen
Haug Gunter - Die Schicksalsfiirstin
Gunter Haug: Die Schicksalsfürstin. Amalie Zephyrine, die Retterin
von Hohenzollern. Historischer Roman. Leinfelden-Echterdingen:
DRW-Verlag Weinbrenner 2005. 265 S.
Es soll ein historischer Tatsachenroman sein, was Gunter Haug geschrieben hat und der Echterdinger Weinbrenner-Verlag verlegt.
13
Text viel Wissenswertes über den Schwarzwald, einem „Sehnsuchtsland mit vielen touristischen Möglichkeiten". Er beschreibt
die Ausdehnung, die Entstehung und Geologie dieses Mittelgebirges, die Besiedlungsgeschichte - untrennbar verbunden mit den
vielen Klöstern und den Herzögen von Zähringen. Erwähnung findet die Industrie und es folgt schließlich die Vorstellung der größeren und auch kleineren Städte bzw. Städtchen des Schwarzwaldes.
Fortbestand der beiden hohenzollerischen Fürstentümer Sigmaringen und Hechingen im Kahlschlag der Mediatisierung mit dem
Wunsch der Franzosen erklärt wird, zwischen die größeren Staaten Bayern und Württemberg den ungeliebte[n] Zwerg Hohenzollern zu schieben. Bayern? Ja. Als Puffer zwischen den beiden unsicheren Kantonisten, als die Napoleon Bayern und Württemberg ja
immer anzusehen hatte, bekräftigt Haug sogar (S. 251f.).
Wer bis zu dieser Stelle gekommen ist, hat den Roman schon
durch. Hinten durchschreitet Haug die Jahre der französischen Revolution und des Empires im Sauseschritt. Die Schicksalsjahre, die
dem Roman sogar zum Titel verhelfen, werden schnell abgehakt.
Keine Episoden, keine Personen, keine direkte Rede. Dafür eine
ungelenke Nacherzählung aus einem Geschichtsbuch. Die Rettung
Hohenzollerns beschreibt Gunter Haug gar nicht.
Der Roman spielt hauptsächlich in den Jahren 1781 bis 1789 in
Paris. Die junge Amalie zeichnet Haug als Zicke, wie er sie sich
schümmer nicht vorstellen kann. Er lässt sie auf Hohenzollern
schimpfen in den plumpesten Vorurteilen, die ihm bisher begegnet
sind. Warum er Amalie in dieser Charakterisierung für eine Identifikationsfigur hält, zu der der Leser Sympathie entwickelt, bleibt
sein Geheimnis. Haugs Amalie langweilt.
Dazu kommen die sprachlichen Unzulänglichkeiten. Das ganze
Buch ist ein opulentes Füllwortfestival, das ein geschickter Lektor
gut und gerne auf die Hälfte kürzen könnte, ohne dem Inhalt irgendeine Kleinigkeit zu nehmen. Der ewige Wechsel zwischen
Plusquamperfekt und Perfekt, Haugs Lieblings-Zeiten, macht das
Lesevergnügen zu einem holprigen Kampf von Zeile zu Zeile.
Sprachgefühl ist ebenso wenig im Spiel. Eine Hinrichtung sieht
Haug als herzzerreißendes Schauspiel (S. 233), eine Nachricht
geistert durch die Straßen bis zu Amalie (S. 227). Dein Wort in
Gottes Gehörgang, lässt Haug ihren Bruder Friedrich den Sprichwortschatz strapazieren (S. 231), und der alternden Fürstin Hingt
ein Echo der weit entfernten Laute in ihrem Gehörgang (S. 261).
Das schöne Ohr fehlt in Gunter Haugs Repertoire.
Der Schwarzwald. Fotos von A. Beck, W. Buck, W. Dieterich, R. Fieselmann. M. Grohe, R. Guter, Chr. Hodum, P. Sandbiller, und E.
Tomschi. Text von Martin Blümcke. Deutsch, englisch, französisch,
spanisch. 176 Seiten, 208 Farbaufnahmen, Großformat, 32,90
Euro, Silberburg-Verlag, Tübingen, ISBN 3-87407-630-X.
(rfr)
Klöster im Landkreis Sigmaringen
Im Säkularisations-Gedenkjahr 2003 wurde im Kreis Sigmaringen
mit einer Reihe hochkarätiger Veranstaltungen auf das vielfältige
klösterliche Leben in der Region während der zurückhegenden
Jahrhunderte aufmerksam gemacht. Diese verdienstvolle Kulturund Geschichtsarbeit wurde weitergeführt und mündete ein in den
624seitigen Band „Klöster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte
und Gegenwart", erschienen im Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, herausgegeben im Auftrag des Landkreises Sigmaringen von
Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen, Band 9). 17 Autoren schufen
einen „Klosterführer", der aufschlussreiche Einblicke in das Werden, Wachsen und Vergehen der 17 ehemaligen Ordensniederlassungen im Kreis Sigmaringen gibt und auch das Entstehen und Leben der derzeit bestehenden vier Klöster Beuron, Habsthal, Sießen
und Wald skizziert.
Landrat Dirk Gaerte schreibt in seinem Vorwort: „Die Veröffentlichung macht deutlich, in welch prägender Weise Klöster das wirtschaftliche und politische Leben, vor allem aber die geistige und
kulturelle Entwicklung unserer Landschaft mit gestaltet haben und
welch bedeutsamem Erbe wir mit den auf uns überkommenen Klosteranlagen und den daraus hervorgegangenen Kulturschätzen verpflichtet sind". 170 vorwiegend farbige Abbüdungen ergänzen den
Band, in dessen Inhalt Kreisarchivar Dr. Weber mit einem Beitrag
zur Entstehung der Klosterlandschaft im nordwestlichen Oberschwaben in neun Jahrhunderten einführt.
Trotzdem ist der Mann einer der renommierten Schriftsteller Baden-Württembergs. Er ist 50 Jahre alt und bekannt geworden mit
Kriminalromanen. Höllenfahrt hat ihm der Südwestrundfunk so
übel genommen, dass es eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung gab. Im Weinbrenner-Verlag hat Haug zudem mehrere historische Romane veröffentlicht. Den jüngsten hätte er besser in der
Schublade gelassen.
Rolf Vogt
Die Beiträge der verschiedenen Autoren zur Geschichte der einzelnen Klöster in der Region sind eine ergiebige und spannende Lektüre, denn es geht keineswegs „nur" um trockene Fakten, Jahreszahlen und andere Daten, sondern vor allem um oft unglaubliche
Entwicklungen, um menschliche Größe und Schwächen, um
Schicksale, um das „dralle" Leben in oft unseligen Zeitepochen. So
erfährt der Leser beispielsweise von der Kunst- und Musikpflege in
Beuron und anderen Klöstern oder vom Alchemisten-Labor im
ehemaligen Kloster Ennetach, in dem eine ehrgeizige Priorin Gold
herstellen lassen wollte, um die Verschuldung ihrer Niederlassung
aufzuhalten. Nicht weniger spannend sind die Schilderungen über
die Ansprüche und Streitigkeiten zwischen weltlichen und kirchlichen Kontrahenten, über die Bau- und Besitzwut mancher Ordensleute oder über die Verweltlichung und den sittlichen Verfall einiger Klostergemeinschaften. Dieser „Kloster- und Geschichtsführer" ist wahrlich eine gehaltvolle Fundgrube für den Leser.
„Klöster im Landkreis Sigmaringen", Format 17 x 23,5 cm, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 25 Euro, ISBN 3-89870-190-5. (ba)
Der Schwarzwald
Text von Martin Blümcke
Fünf Millionen Besucher kommen jährlich in den Schwarzwald,
darunter auch ein beträchtlicher Teü aus dem Ausland. So sind die
Texte zu den einzelnen Bildern dieses prachtvoll ausgestatteten
Bildbandes außer in deutsch, in englisch, französisch und spanisch verfasst. Die über 200 farbigen Aufnahmen spiegeln natürlich auch die bekannten Postkarten- und Kalendermotive vom
Schwarzwald wieder, aber von den Fotographen in Perspektiven
abgebildet, die sich vom Gewohnten abheben. Als Beispiele seien
erwähnt Bilder aus der Vogelperspektive vom verschneiten Herrenalb, vom einsamen Langlaufskifahrer, vom Baden-Badener Rosengarten, von der Himbeerernte im Renchtal, vom riesigen PKWAuslieferungslager bei Lahr, von der Tälerstadt Schramberg. Die
„Sauschwänzlebahn" darf auch nicht fehlen wie noch viele sehr
stimmungsvolle, die pure Natur wiedergebenden Aufnahmen.
Martin Blümcke bringt in seinem an die Büder anschließenden
14
Botho Walldorf- Gammertingen in alten und neueren Ansichten
Sisyphusarbeit betreibt der Gammertinger Botho Walldorf seit vielen Jahren, indem er zielstrebig und unbeirrt forscht und fotographiert, zuhört und aufnimmt, nachfragt und bohrt, sammelt und
aufschreibt, dokumentiert und archiviert: Heimatgeschichthches
aus zurückliegenden Jahrzehnten und heimatgeschichtlich Aktuelles. Auch wenn er deswegen manchmal belächelt worden ist und
wird: Seine Leidenschaft ist für die Heimatkunde von unschätzbarem Wert, die Walldorf-Sammlungen dürften für die Nachfahren
aufschlussreiche Geschichtsquellen sein. Bewundernswert ist auch
der finanzielle Aufwand, den Walldorf betreibt, um vieles Erforschte in reich bebilderte Bücher einfließen zu lassen. So hat er
auch, unterstützt von der Volksbank Hohenzollern, im Selbstverlag
den 322seitigen Bildband „Gammertingen in alten und neueren
Ansichten, Band 4" (Auflage: 500 Stück, ISBN: 3-00-015957-6,
hergestellt in der Gammertinger Druckerei Acker GmbH) herausgegeben. Er enthält über 200 Schwarz-Weiß-Fotos aus dem Zeit-
raum zwischen 1890 und 2003- Sie geben interessante Einblicke in
die Verhältnisse in Gammertingen und der Umgebung. Der Betrachter sieht alte Stadtansichten, Gebäude im einstigen Urzustand,
Bauten, die längst nicht mehr bestehen, Innenräume und
Raumausstattungen, Landschaftsbilder, Menschen in ihrer Freizeit,
bei Festen und bei der Arbeit. Dazu gibt es kurze Bildtexte, gelegentliche nähere Erläuterungen, die weiteren Aufschluss geben,
und im Anschluss an die Fotos auf den Seiten 219 bis 290 nochmalige Ergänzungstexte. Zum Textteil gehören auch Erinnerungen von
Verena Maria Sauter („Das Leben damals") sowie informative
Beiträge zu den Migranten in Gammertingen, zur Eingliederung
der Heimatvertriebenen in Gammertingen, zu den Heimatvertriebenen und Heimarbeiterinnen in Neufra sowie zur Geschichte der türkischen und muslimischen Gemeinde Gammertingen von 1977 an. Ergänzt wird der letztgenannte Artikel mit der
Skizzierung der Geschichte einer türkischen Familie von 1963 an.
(ba)
HERBERT RÄDLE
den Hochaltar der St. Martinskirche und den Wildensteiner Altar
eigenhändig, anderes unter Mitwirkung seiner "Gesellen", malte.
Die Sigmaringer Heimsuchungstafel - Einflüsse Hans Baidung Griens auf das Werk
des Meisters von Meßkirch
Einflüsse Hans Baidung Griens auf den Meister von Meßkirch
Nun ist schon oft darauf hingewiesen worden, daß der Meister von
Meßkirch sich sowohl in seinen szenischen Entwürfen als auch in
der Gestaltung seiner Figuren vielfach am druckgraphischen Werk
Dürers orientierte - so wie das übrigens auch unzählige andere
zeitgenössische Maler und Bildhauer taten. Hatte doch Albrecht
Dürer seine Druckgraphik in großen Auflagen unters Volk gebracht. Weniger bekannt ist hingegen der Einfluß eines zweiten
ganz großen Meisters, nämlich Hans Baidung Griens, auf das Werk
des Meisters von Meßkirch.
Die Sigmaringer Heimsuchungstafel, einstmals Teil eines Flügelaltars, dessen Schrein verloren ist, befindet sich in der Gemäldegalerie des Sigmaringer Schlosses, im rechten Seitenkabinett. Sie ist,
ebenso wie ihr Pendant, eine Verkündigung, am blauen Himmel als
Außentafel des besagten - verlorenen - Flügelaltars zu erkennen.
Die entsprechenden Innentafeln mit den Themen Geburt und Anbetung sind ebenfalls erhalten und im selben Raum ausgestellt. Alle
vier Tafelgemälde sind unstrittig dem Meister von Meßkirch zugewiesen. Sie werden als Frühwerke auf die Zeit um 1520 bis 1523
datiert. Die Gestalten sind fast lebensgroß und stehen frei in Raum
und Landschaft.
Bei einem Besuch der Ausstellung "Fasziantion Meisterwerk", die
im Mai 2005 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg stattfand und in deren Zentrum neben Werken von Dürer auch solche
von Hans Baidung Grien standen, kam mir beim Betrachten von
Baidungs Gemälde "Ruhe auf der Flucht" vom Jahre 1511 (=hier
Abb. 2) die Hintergrundgestaltung irgendwie bekannt vor. Und es
fiel mir in der Tat später ein, wo ich Derartiges schon gesehen
hatte: Auf der Sigmaringer Heimsuchungstafel! (Vgl. Abb. 1 mit
Abb. 2).
Zum Motiv Mariae Heimsuchung
Das Motiv der Heimsuchung Mariens (lat. visitatio Mariae) hat zum
Thema den Besuch, den die schwangere Maria, die Mutter Jesu, ihrer Base Elisabeth abstattet, welche ebenfalls, und zwar mit Johannes dem Täufer, schwanger geht.
Die zu beobachtende Ähnlichkeit ist für jeden, der die beigefügten
Abb. 1 und 2 miteinander vergleicht, leicht nachvollziehbar. Ganz
neu ist die Erkenntnis von Baldung-Anklängen in Werken des Meisters von Meßkirch freilich nicht. Auf Kenntnis des Werkes von Baidung seitens unseres Meisters sowie auf Übernahmen daraus hat
insbesondere Claus Grimm wiederholt hingewiesen. So ist nach
Grimms Beobachtung etwa der Kopf des Josef auf der obenerwähnten Sigmaringer Geburtstafel ebenfalls dem Baidungwerk entnommen 2 .
In der büdenden Kunst wird die Begegnung der beiden Frauen bereits seit dem 6. Jahrhundert n. Chr. in Zyklen des Neuen Testamentes gestaltet, und zwar besonders gern - wie auch in unserem Fall als Pendant zur Verkündigung. Seit dem späten Mittelalter wird die
Szene ein Hauptereignis des Marienlebens, und so hat auch Dürer
sie in sein "Marienleben" übernommen 1 . Zweifellos hat der Meister
von Meßkirch den Dürer-Holzschnitt gekannt und sich im Aufbau
seiner Heimsuchungstafel grob daran orientiert.
An der Zugehörigkeit der genannten Sigmaringer Tafel (n) zum
Werk des Meisters von Meßkirch bestehen keinerlei Zweifel. Dafür
sprechen (abgesehen von stilistischen Merkmalen und Merkmalen
der Farbigkeit) sowohl die geziert-adelige Bewegung der Personen
als auch Requisiten wie im Falle der Heimsuchungstafel der Hermelinbesatz am Gewand der Elisabeth (vgl. Abb. 1, rechte Figur).
Alles deutet auf einen Meister hin, der im Dienste des Adels stand.
Der Meister von Meßkirch aber stand im Dienste der Freiherren
bzw. später (seit 1538) Grafen von Zimmern in Meßkirch, wo er
Anmerkungen
15
1
Vgl. A. Dürer, Das gesamte graphische Werk in 2 Bänden,
Band 2, S. 1566, Verlag Rogner und Bernhard (bei Zweitausendeins). Auch: Panofsky 304, Meder 196, Knappe 234
2
Vgl. Claus Grimm und Bernd Konrad, Die Fürstenberg-Sammlungen Donaueschingen, Altdeutsche und schweizerische Maleriei
des 15- und 16. Jahrhunderts, München 1990, S. 77, mit Abb.)
A
Verlag:
A "7 A
Hohenzollerischer Geschichtsverein
Karlstraße 3, 72488 Sigmaringen
E 3828
PVSt, DPAG, »Entgelt bezahlt«
Heimsuchungstafel,
Abb. 1: Meister von Meßkirch, Sigmaringer
um 1520-23, Schloß Sigmaringen, Fürstlich Hohenzollernsches
Museum. Bildnachweis: Das Fürstlich Hohenzollemsche Museum in Sigmaringen, Text von Walter Kaufhold, Schnell-Steiner-Kunstführer Nr. 1269, München 1981, S. 13
HOHENZOLLERISCHE HEIMAT
herausgegeben vom Hohenzollerischen
Geschichtsverein, Postfach 1638,
72486 Sigmaringen
ISSN 0018-3253
Erscheint vierteljährlich.
Abb. 2: Hans Baidung, gen. Grien, Ruhe auf der Flucht nach
Ägypten, 1511, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Bildnachweis: Postkarte Kunstbuchhandlung
des Germanischen
Nationalmuseums
Die Autoren dieser Nummer
Gerd Bantle
Hedinger Straße 5, 72488 Sigmaringen
Edmund Bauer
Ebinger Str. 79, 72393 Burladingen-Hausen i.K.
Dr. OttoH. Becker
Hedinger Straße 17, 72488 Sigmaringen
Die Zeitschrift »Hohenzollerische Heimat« ist
eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung im alten Land Hohenzollern und den angrenzenden Landesteilen mit der
Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie
bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge.
Bezugspreis:
Für Mitglieder des Hohenzollerischen Geschichtsvereins ist der Bezugspreis im Beitrag
enthalten. Bezugspreis für Nichtmitglieder
€ 7,-. Abonnements und Einzelnummern können beim Hohenzollerischen Geschichtsverein
(s. o.) bestellt werden.
Gesamtherstellung:
Druckerei Acker GmbH,
Mittelberg 6, 72501 Gammertingen
Telefon (07574) 9301-0, Fax9301-30
[email protected]
www.druckerei-acker.de
Paul Bossenmaier
Rathausstraße 14, 72401 Haigerloch-Owingen
Robert Frank 8, 72401 Haigerloch-Weildorf
Fliederstraße
Franz-Severin Gäßler
Jakobsplatz 28 b, 86152Augsburg
Annalies Keller
Hauptstraße 58, 72401 Haigerloch-Owingen
Dr. Hans-Dieter Lehmann
In der Ganswies 2, 72406Bisingen-Zimmern
Dr. Herbert Rädle
Veit-Jung-Straße 13 a, 92318 Neumarkt
Schriftleitung:
Robert Frank
Fliederstraße 8, 72401 Haigerloch-Weildorf
Tel.: (07474) 2l6l
Die mit Namen versehenen Artikel geben die
persönliche Meinung der Verfasser wieder;
diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind
als solche gekennzeichnet.
Manuskripte und Besprechungsexemplare werden an die Adresse des Schriftleiters erbeten,
Rolf Vogt
Marktplatz 6, 72379 Hechingen
Dr. Edwin Ernst Weber
Leopoldstraße 4, 72488 Sigmaringen
16
Wir bitten unsere Leser, die »Hohenzollerische
Heimat« weiterzuempfehlen.
Hohenzollerische Heimat
Herausgegeben vom
56. Jahrgang
^ ^ H
^ ^
Hohenzollerischen Geschichtsverein
Nr. 2-Juni 2006
E 3828
Das Holzmodell zum Ausbau des fürstlichen Residenzschlosses in Sigmaringen, das nach dem Entwurf des
Kgl. Hofbaurats Albert Geyer im Jahr 1900 in Berlin gefertigt wurde, mit der Perspektive aus westlicher Richtung.
Foto: Franz-Severin Gäßler, 2005.
FRANZ-SEVERIN GÄßLER
Albert Geyer und der Ausbau
des Residenzschlosses der Hohenzollern
in Sigmaringen 1893-1908
Im April 1893 ging der Fürstenbau des Sigmaringer Hohenzollernschlosses in Flammen auf. Die Sicherung der angrenzenden
Schloßteile, die Aufräumungsarbeiten und die Wiederaufbaupla-
nungen zogen sich über mehr als zwei Jahre hin. Im Juli 1895 ließ
Fürst Leopold (1837-1905) schließlich den Aufbau des Fürstenbaus, des heutigen Fürst-Leopold-Baus nach den Plänen seines
Hofkammerbaurats Johannes de Pay (1840-1899) beginnen. Vollendet wurden die Baumaßnahmen, die mit dem eng begrenzten
Aufbau begannen und in einem weitläufigen Um- und Ausbau des
Schlosses endeten, jedoch erst im Jahr 1908 unter dem Fürsten
Wilhelm (1863-1927) durch den Münchner Architekten Prof.
Emanuel von Seidl (1860-1919) [1] •
Unbeachtet bheb bislang in der Literatur, dass der zu jener Zeit für
die Potsdamer Schlösser zuständige Königliche Hofbaurat Albert
Geyer (17. Mai 1846-14. September 1938) spätestens seit Beginn
des Jahres 1898 und bis zum Juni 1900 in die Planungen involviert
war[21. Nach seinem Entwurf vervielfältigte Pläne - Grundrisse,
Schnitte und Fassadenaufrisse - sind noch vorhanden und
ebenso ein Schloßmodell aus massivem Holz, das bis auf wenige
Details fast vollständig im Original erhalten ist[3]. Die Zeichnungen und das Modell sind im Maßstab 1:200 gefertigt. Weit mehr als
die Zeichnungen mag das Modell für den Laien veranschaulichen,
mit welchem Anspruch während der Aufbauphase um die Wende
zum 20. Jahrhundert Bauherr und Fürstliche Verwaltung konfrontiert wurden, was den zeitgemäßen Ausbau des Schlosses und die
Fürstliche Repräsentation betraf. In aller Kürze gilt es daher drei
Aspekte zu beleuchten: Erstens, die Frage nach der Funktion, - danach nämlich, welchen Anforderungen an zeitgemäßem Komfort
und repräsentativer Nutzung das Residenzschloss zu entsprechen
hatte. Zweitens, die Frage nach der Gestalt, - danach, wie sich das
Fürstenhaus in einer differenzierter gewordenen sozialen Welt mit
dem Schloss darstellen konnte. Und drittens, die Frage nach der
Kontinuität dieser Planung, - danach, ob und gegebenenfalls wie
sie den weiteren Ausbau des Schlosses beeinflusste.
Die Zeichnungen dokumentieren zwei unterschiedliche Varianten
zum Ausbau des Schlosses: eine kleine und eine große [4]. Das
Modell, das nach monatelanger Arbeit schließlich im Mai 1900 fertig gestellt war, gibt die große Ausbauvariante wieder[5]. Und es
zeigt uns, ebenso wie die entsprechenden Fassadenaufrisse [6], jedoch mit leichten Abänderungen jenen Zustand des Fürstenbaus,
wie ihn de Pay 1895-1897 entworfen hatte und wie er bis zur Veränderung durch Emanuel von Seidl im Jahr 1903 bestand. Pläne
und Modell lassen weit über den Fürstenbau hinausgehende Veränderungen in Grundriss, Gebäudeform und Dachlandschaft erkennen, die bis zu den Türmen der Bastion im Westen reichen. Die
große Ausbauvariante, die den gesamten Schlosskomplex bis zum
Schlosstor im Westen umfasste, gliederte Geyer in sechs Bauabschnitte und ermittelte dafür überschlägig die Kosten (Abb. 1).
Die funktionalen Anforderungen betrafen dabei zwei Bereiche. Erstens die zeitgemäßen Standards im Bereich der Hauswirtschaft,
der Beleuchtung und Beheizung sowie der sanitären Einrichtungen
und zweitens die repräsentative Nutzung des Schlosses, was insbesondere die Gestaltung festlicher Anlässe betraf. Geyers Planung
sah vor, Küchen-, Vorrats- und Heizungsräume entsprechend ihrer
Funktionen neu zu ordnen und klar von einander zu trennen. Über
die Stockwerke hinweg sollte eine bessere Anbindung des Küchenbereichs an die Anrichte und den Speisesaal erfolgen. Die jeweiligen Wohnbereiche, gleichgültig ob für die fürstlichen Herrschaften, für das Personal oder die Gäste, sind in den Geyerschen Plänen mit Sanitäranlagen ausgestattet. Für festliche Anlässe plante
Geyer einen neuen Galeriebau auf der Schlossterrasse und ein Geschoss tiefer einen Festsaal östlich des Cavalierbaus über Bibliotheksräumen (Abb. 2) [7]. Den beiden Sälen ordnete er Ökonomiebereiche in unmittelbarer Nähe zu. Von der Eingangshalle aus
sollte eine lange einläufige Treppe zum Festsaal hinunter führen
und auf dem Weg dorthin große Fenster den Blick in die Natur freigeben - über die Donau hinweg auf den Mühlberg. Wesenthch
breiter und höher als die Galerie plante Geyer den Festsaal, der am
östlichen Ende eine Empore für die Musikanten zeigt. Um den Zugang zum Schloss bequemer zu gestalten und die Verbindung zwischen den Geschossen zu erleichtern, sah Geyer Personen- und
Ökonomieaufzüge vor. Mit diesen Maßnahmen sollte es gehngen,
den Komfort zu heben und den funktionalen Ansprüchen zu genügen.
Geyer beabsichtigte beim Schloss die Baumasse und insbesondere
die Höhe einzelner Baukörper erheblich zu steigern und das Erscheinungsbild durch Freilegungen, Aufstockungen und Erweiterungen einschneidend zu verändern (Abb. 3): Jene kleineren Bauten, die noch im südöstlichen Bereich des Schlosses standen, sollten entfernt werden. Der Cavalierbau zeigt nun Satteldach, je drei
5-CHW** ? i G M A F J N ( M • Pl'ANVNö^l/MFANG l/NP GEPMNTE AE^CHNiTIf m
DFM PNTWI/R.F AlrWRT
VOM MÄF\Z -1416
^
l/M- l/NP A l / ^ A l / f NACH
t-/zoo?
H 0 C H * C H ' K ) F * toOO.OOOMAFsK
i
?
45
<ö
M'miKmtt
VORPFR*CHK)**
GAI^MFfrAl/
FE^AAU
CAVAM^frAV
400.000M
W.OOOM
500.000M
>70.000 M
35?.OOOM
A
fr
C
P
f
P0WitR?W0HNVN6 ( f r R N . W ;
,&AU-WEfrAl/'
MAKfTAH'
KATH. PFAKRKiftCHf
H0FKA**t
Afrfr^CHE;
F
m M . w m m
6 F P J C K ' F C H F * HAL^F
Abb. 1:
Lageplan des fürstlichen Residenzschlosses
der vom Kgl. Hoflaurat Albert Geyer beabsichtigten
der Bauabschnitte und der geschätzten Kosten.
in Sigmaringen mit
18
Einteilung
Mitteilungen
aus dem
Hohenzollerischen
Geschichtsverein
Veranstaltungen im 3. Quartal 2006
Weitere Information in Hohenzollerische Heimat 56/1
(2006) S. 4.
1. Vortrag
UWE A. OSTER M.A., HECHINGEN
b) Der Heimatverein Sigmaringen e.V. veranstaltet vom 10.
Mai bis 1. Oktober im Heimatmuseum „Runden Turm" in
Sigmaringen die Ausstellung
Victor Arnaud 1890 -1958
Graphik und Gemälde.
Die Villa Eugenia und ihre Bewohner. Geschichte und Restaurierung einer herrschaftlichen Residenz.
Dienstag, 11. Juli, um 2o Uhr im Hohenzollerischen Landesmuseum in Hechingen
2. Hinweise auf Ausstellungen in Hohenzollern
Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag und feiertags jeweils von
a) Die Gesellschaft Oberschwaben zeigt in der Zeit vom 13.
Mai bis 29. Oktober im Prinzenbau und im Landeshaus in
Sigmaringen die Ausstellung
14.00 - 17.00 Uhr.
Kontaktadresse: Heimatverein Sigmaringen e.V., 1. Vorsitzender August Dannegger, (Tel. 07571/74310).
Adel im Wandel. 200Jahre Mediatisierung in Oberschwaben.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag jeweils
von 19.00 - 17.00 Uhr, Donnerstag 10.00 - 20.00 Uhr.
gez. Dr. Otto Becker
Vorsitzender
spielsweise der Segmentbogen bei den Fenstern des Galeriebaus
zur Stadt hin zu sehen und der Rundbogen bei den Fenstern des
Festsaalbaus; der Korbbogen überspannt beim Verbindungsbau die
Öffnungen, dagegen verringern bei den Fenstern des Bibliothekbereichs Fensterkreuze die Spannweite des Sturzes und bei den Treppentürmen folgt die Schräge des Fenstersturzes dem Treppenlauf.
Insbesondere die Art der Fenster ist den unterschiedlichen Stilepochen entlehnt. Damit wird zugleich der Eindruck einer über
Jahrhunderte hinweg gewachsenen, aus einer Burg hervorgegangenen Schlossanlage vermittelt.
Geyer beabsichtigte den einzelnen Flügeln der Schlossanlage klare
Umrisse zu geben und mit einer differenzierten Formensprache Eigenständigkeit. Zugleich zeigt die Gesamtanlage ein ausgewogenes
Verhältnis von horizontaler Erstreckung bei den einzelnen Gebäudeflügeln und den Architekturgliedern und von vertikaler Erhebung bei den zahlreichen Türmen und Giebeln. Die Türme betonen
insbesondere das Ende des jeweiligen Gebäudeflügels und in
ihrem zahlreichen Auftreten die Bedeutung des Schlosses. Dabei ist
der Römerturm der Dreh- und Angelpunkt der vielgliedrigen
Schlossanlage, der die Gebäudeteile, die sich in unterschiedliche
Himmelsrichtungen erstrecken, zusammenzubinden vermag. Kein
Bürger im weiteren Umkreis und kaum eine der anderen Familien
aus dem schwäbischen Adel hätten mit ihrem Schloss Dimension,
Architekturqualität und Alter dieser Schlossanlage erreichen können. Gesellschaftlicher Rang und Anspruch des Fürsten konnten
damit unverkennbar ausgedrückt werden.
Welchen Einfluss hatte nun die Geyersche Planung auf den weiteren Um- und Ausbau des Schlosses? Hier gilt es zu unterscheiden
zwischen der kleinen und der großen Variante. Die Planungen der
kleinen Variante, die insbesondere die Änderungen an zahlreichen
Zwerchgiebel zu den Längsseiten und einen geschweiften Giebel
zur Stadt hin sowie einen mächtigen Treppenturm an der südöstlichen Gebäudekante. Der Festsaal/Bibliotheksbau, ein dreigeschossiger Neubau mit hohen Räumen, übertrifft sogar noch die Traufhöhe des Cavalierbaus und schließt nach Osten hin ebenfalls mit
Giebel und Treppenturm ab. Der eingeschossige Galeriebau auf
der Schlossterrasse, ein Neubau von annähernd sechzig Meter
Länge, schließt mit flachem Dach und umlaufender Balustrade ab
(Abb. 4). Sein südwestliches Ende begrenzt der hohe, schlanke
Turm für den Personenaufzug. Der sog. Verbindungsbau zwischen
Französischem Salon und Ahnensaal sollte zum Schlosshof hin
durch eine Loggia erweitert werden und zur Donau hin durch einen runden Treppenturm und einen großen Vorbau für die Anrichte. Völlig neu gestaltet zeigt sich auch der Römerturm, dessen
Schaft und Spitze nun weit über die Dachlandschaft des Schlosses
hinausragt.
Nicht am Modell, sondern nur auf den Zeichnungen Geyers ist die
Art der Wandgestaltung zu sehen [8]: Eckquader vermitteln bei den
Gebäudekanten von Römerturm, Cavalierbau und Festsaal/Bibliothekbau den Eindruck von Stabilität und Wehrhaftigkeit; die Bandrustika, die im Erdgeschoss des Verbindungsbaus und über der
Kämpferzone des Festsaalbaus zu erkennen ist, bindet die Elemente des jeweiligen Geschosses zusammen; Säulen bereichern
zum Schlosshof hin die Fassaden von Galeriebau und den Eingang
in den Fürstenbau, Pflaster die beiden oberen Geschosszonen des
Verbindungsbaus.
Die Fenster unterscheiden sich nicht nur in der Proportion, sondern auch in der Ausbildung des Sturzes. Dieses Unterscheidungsmerkmal dürfte bewusst eingesetzt worden sein, um die jeweiligen
Bereiche voneinander abzugrenzen und hervorzuheben. So ist bei19
Anmerkungen
Räumen und der Haupttreppe des unter de Pay errichteten FürstLeopld-Baus vorsahen sowie die Erweiterung des Verbindungsbaus
mit Ökonomieturm zum Schlosshof und zur Donau hin betrafen
und ebenso den Neubau der Portugiesischen Galerie mit Personenaufzug, wurden von Emanuel von Seidl schließlich ohne weitergehende Eingriffe in die Grundrisse, jedoch mit Änderungen in
der Formensprache umgesetzt. Für die Neugestaltung des Römerturms und Cavalierbaus sowie den Neubau des Bibliothekgebäudes
dürfte die Geyersche Planung mit Sicherheit den Anstoß gegeben
haben, auch wenn sie schließlich gestalterisch in völlig anderer
Form und Dimension ausgeführt wurden. Damit kommt dem Kgl.
Hofbaurat Albert Geyer wesentlicher und präzise bestimmbarer
Anteil an den gewaltigen Um- und Ausbaumaßnahmen zu, die in
den Jahren 1893-1908 das Antlitz des Sigmaringer Hohenzollernschlosses einschneidend veränderten.
[1]
Mit Vertrag vom 31. August 1900 zwischen dem Hofmarschallamt des Fürsten von Hohenzollern und Architekt Seidl
ging die Planung und Bauoberleitung des Schlossumbaus an
den Letzteren über; vgl. StAS, Dep. 39, NVA 13617.
[2]
Der Beitrag ist der ausgearbeitete Teil des am 8. Dezember
2005 auf Einladung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins gehaltenen Vortrags. Mit Datum vom 5. Juni 1900 stellte
Geyer für seine Leistungen am Schlossbau - Entwurf, Kostenberechnung, Anfertigen von Zeichnungen zur Herstellung des Schlossmodells, Überwachung der Ausführung und
sieben Reisen nach Sigmaringen - die Rechnung; vgl. StAS,
Dep. 39, NVA 13606. Ulrich Feldhahn: Schlösserreise BadenWürttemberg. Ein Führer zu Burgen und Schlössern in Privatbesitz. Petersberg 2005, vermerkt zwar S. 104, dass „Fürst
Leopold den Wiederaufbau nach Plänen seines Hofbaurats
Johannes de Pay und des Berliner Architekten Albert Geyer
anordnete" und „im Jahre 1900 (...) Emanuel von Seidl hinzugezogen wurde, der den Verlauf der Wiederherstellungsarbeiten fortan bestimmen sollte". Diese Aussage bedarf jedoch der Präzisierung und der Korrektur hinsichtlich des
Anteiles der drei Architekten und des Zeitraumes ihrer Tätigkeit. Vgl. dazu den Überbück bei Franz-Severin Gäßler: Das
Sigmaringer Hohenzollernschloß. Aufbau, Umbau und Erweiterung 1893-1908. O.O. 2006.
[3]
Das Modell überdauerte die Zeitläufe im Dachraum des
Fürstlichen Marstalls in Sigmaringen.
[4]
Von der kleinen Variante, die in der Fürstl. Hohenz. Hofkammer deponiert sind und auf die der Verfasser dankenswerterweise von Frau Dr. Kuehl, Inzigkofen, aufmerksam gemacht wurde, existieren nur Grundrisse als autographische
Drucke, von Geyer signiert und datiert mit März 1898. Von
Abb. 3:
Das Geyersche Holzmodell mit der Perspektive von Nordosten:
links der Cavalierbau, in der Mitte der geplante Neubau für die
Bibliothek und den Festsaal und rechts der Fürstenbau, der später Fürst-Leopold-Bau genannt wurde. Foto: Franz-Severin
Gäßler, 2005.
der großen Variante sind neben den Grundrissen auch die
Aufrisse der Fassaden und die Schnitte erhalten (StAS, Dep.
39, P 516 und P 674. Die Grundrisse sind ebenfalls datiert
mit März 1898; die Nordwestfassade (P 674/1) ist jedoch datiert mit März 1899. Geyer signierte fast alle Pläne.
[5]
Geyer berichtete am 18. Mai 1900, dass das Schlossmodell
fertig sei und verpackt werde und dass er für die Weiterführung der Arbeiten einen geeigneten Regierungsbaumeister gefunden habe, der jedoch nur dann eingesetzt werden
könne, wenn er als perußischer Beamter die Oberleitung behalte; vgl. StAS, Dep. 39 NVA 13606.
[6]
StAS, Dep. 39, Pläne, P 674 Nr. 3, 5 , 9 , 1 1 , 1 4 .
[7]
Ein provisorischer Speisesaal auf der Schlossterrasse
war
bereits anlässlich der Goldenen Hochzeit des Fürstenpaares
Karl Anton und Josephine 1882 errichtet worden, um die
große Anzahl von Festgästen aufnehmen zu können. Dessen
Mittelteil fand bis zu seiner Beseitigung 2004 Verwendung
am Alten Schloss in Krauchenwies. Die Hochzeit Ferdinands,
des rumänischen Thronfolgers und Zweitältesten Sohns des
Abb. 4:
Ausschnitt aus dem Geyerschen Holzmodell mit der Perspektive
von Südosten: vorne rechts der Cavalierbau, links davon die
Galerie über der Waffenhalle und rechts der Festsaalbau. Hinten rechts der Fürstenbau mit seinen Giebeln, die 1903 verändert wurden. Foto: Franz-Severin Gäßler, 2005.
Fürsten Leopold, mit Maria von Großbritannien im Januar
1893 erforderte wiederum einen Terrassensaal, nunmehr
aus Stahl und Glas konstruiert, weil der Französische Salon
die große Zahl der Gäste nicht aufzunehmen vermochte.
[8]
20
Vgl. die unter Anm. 6 genannten Pläne
^CHl'Off
fcNTWl/RF
IN H<ÜH[>
m
rn
flöMAKiNO^N
KGL H O F ^ A l / ^ A T ^
V O M MÄKZ
W
fCHK)**
E-^. ÖA^UP-Ps
HOF^
1
&IN&AN&*HAH^
2
KAPFH-F-
3
A.GI^K
-12/2009
TFRRA^N^AA^
GAI^WF
f
ÖKONOMi&KÄl/MF
5
OARPFRO^F
(? P P W . AI/FZl/G
7 AUPHAAF
öRl/NDKl^
VC
^
^
IN HOHF PFR WAFFE-N
6
FP-^TfAAL-
^
ANWCHTFKAl/M
-10 TF.FPPF ZI/K F I N e A N ^ H A F F F
41
WAFFFNHAFFF
PFf^-ONFNAl/FZl/ö
H014F
14-
ftÖMFKTl/RM
/lW. 2:
Grundrisse für den Um- und Ausbau desfürstlichen
Residenzschlosses in Sigmaringen in Höhe des Schlosshofes und in Höhe
des Festsaales. Umzeichnung nach dem Entwurf des Kgl. Hofbaurats Albert Geyer. Foto: Franz-Severin Gäßler, 2005.
21
Joachim Dopfer und Gebhard Füßler dem Schatzmeister für 2005
eine korrekte Rechnungsführung. Daraufhin wurde diesem auch
einstimmig die Entlastung erteilt. Es folgte die Entlastung des Vorstandes insgesamt.
OTTO H. BECKER
Die Mitgliederversammlung
des Geschichtsvereins
Die Entlastungen nahm der Vorsitzende zum Anlass, dem stellvertretenden Vorsitzenden Otto Werner, Schatzmeister Wolfgang
Wenzel und Schriftführer Helmut Göggel für ihre im Ehrenamt geleistete Vereinsarbeit zu danken. Sein Dank galt ferner dem Mitschriftleiter der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte, Herrn
Dr. Zekorn, dem Schriftleiter der Hohenzollerischen Heimat,
Herrn Robert Frank, den Rechnungsprüfern sowie den Mitgliedern
des Beirates.
Die diesjährige Mitgliederversammlung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins fand am 23. Mai 2006 im Konstantinsaal des „Museums" in Hechingen statt. Nach der Begrüßung der recht zahlreich erschienen Mitglieder und dem Verlesen der Totentafel berichtete der Vorsitzende Dr. Otto H. Becker über die Aktivitäten des
Geschichtsvereins seit der Mitgliederversammlung des Vorjahres in
Sigmaringen. Einen Schwerpunkt bildeten danach 8 Fachvorträge,
die im Rahmen des Jubiläums „750 Jahre Stadt Hechingen" in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv angeboten wurden. Der dabei
gehaltene Vortrag über die Römer in Hohenzollern wurde am 10.
Oktober in Sigmaringen wiederholt.
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung fand ein öffentlicher
Vortrag statt, zu dem der Vorsitzende viele neue Teilnehmer begrüßen konnte. Es sprach Vereinsmitglied Dr. Casimir Bumiller,
Bollschweil, über das Thema „Polemik al fresco.- Die Historienmalerei als Feld der politischen Auseinandersetzung zwischen
Württemberg und Hohenzollern". Nachdem Württemberg 1806 auf
Druck Napoleons sein Vorhaben, sich Hohenzollern einzuverleiben, aufgeben musste, wurde, wie der Referent ausführte, die Polemik in Stuttgart auf dem Felde der Historienmalerei fortgesetzt.
So malte der württembergische Hofmaler Joseph Anton Gegenbaur (1800 - 1876) im Neuen Schloss einen Historienzyklus, in
dem auch das Motiv „Henriette von Mömpelgard besiegt Friedrich
von Zollern" aufgenommen wurde, das den Triumph Württembergs über Hohenzollern im Jahr 1423 thematisierte.
Die Veranstaltungen in Sigmaringen waren im vergangenen Jahr
vornehmlich dem Andenken des vor 100 Jahren verstorbenen Fürsten Leopold gewidmet; im laufenden Jahr wurden Aspekte zu dem
Themenbereich „Adel im Wandel" behandelt. Im Berichtszeitraum
hat der Geschichtsverein alleine oder in Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen insgesamt 11 Vorträge, 4 Führungen
und 1 Exkursion angeboten. Die Veranstaltungen waren allesamt
gut bis sehr gut besucht. Die Fahrt nach Karlsruhe war sogar unmittelbar nach ihrer Ankündigung bereits ausgebucht.
Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit des Vorsitzenden wie auch des
Mitschriftleiters Dr. Andreas Zekorn stand die Vorbereitung der
Herausgabe der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 41
(2005), die dieser Tage an die Mitglieder und Abonnenten verschickt werden konnte. - Die Herausgabe der Quartalschrift Hohenzollerischen Heimat erfolgte stets fristgerecht. Der Bericht des
Vorsitzenden endete mit einer kurzen Ausschau auf das Vereinsprogramm der kommenden Monate.
Bei dem 1867 abgeschlossenen dritten Bau der Zollerburg blieb
Preußen Württemberg die Antwort hierauf nicht schuldig. Im Bilderzyklus der Bibliothek setzte der Historienmaler Wilhelm Peters
dem Bild Gegenbaurs das Gemälde „Die Wiedererrichtung der
Burg Hohenzollern 1454", das heißt den Triumph Hohenzollerns
über Württemberg, entgegen. Ein weiterer Triumph hatte es 1866
gegeben, als Württemberg nach der Schlacht von Königgrätz ruhmlos die Burg und das Land Hohenzollern wieder hatte verlassen
müssen. - An den Vortrag schloss sich eine rege Diskussion an.
Der im Vorjahr neu gewählte Schatzmeister Wolfgang Wenzel legte
anschließend einen positiven Bericht über die Finanzen des Vereins vor. Anschließend bescheinigten die Rechnungsprüfer Hans
WILLY BEYER
Zwei Tage, nachdem Ludwig Egler in den Hohenzollernschen Blättern den Plagiatvorwurf gegen Lehmann erhoben hatte, findet sich
dessen prompte Stellungnahme und scharfzüngige Gegenattacke
im Zoller. Da sich die beiden großen katholischen Zeitungen Germania und Kölnische Volkszeitung nicht weiter mit der Angelegenheit befassten, ist es Lehmanns einzige Stellungnahme zu den Vorwürfen. Seine Anzeige vom 7. September 1880 im Zoller soll daher
im Wortlaut wiedergegeben werden:
Michael Lehmann - ein vergessener
Kulturschaffender und Kulturkämpfer
Hohenzollerns
Betrachtungen über einen Verdrängungsprozess und der
Versuch einer Erklärung
(Fortsetzung)
Erklärung.
Ich sehe mich zur Veröffentlichung folgender Erklärung veranlasst:
Dr. Franz hielt vor etwa drei Jahren im Piussaale zu Köln einen Vortrag über die Kirchenpohtik Friedrich II. von Preußen. Der im
Druck erschienene Vortrag enthält so durchschlagende Gedanken,
dass ich mich entschloß, denselben zu popularisiren und für irgend eine Broschürensammlung für das katholische Volk verwendbar zu machen. Ohne mein Wissen und Zuthun erschien
meine Arbeit, in der ich mich allerdings streng an den Gedankengang des Dr. Franz'schen Vortrages anlehnte, in dem bekannten
,Compaß für das katholische Volk'. Ich wollte einfach eine populäre Brochüre schreiben; das war meine Absicht. Dr. Franz
Wie es scheint, hatte Lehmann den Unmut der Mächtigen auf sich
gezogen. Aber sollte er wirklich vom Chefredakteur der Zeitung abgeschrieben haben, bei der er als freier Mitarbeiter tätig war: der
Germania in BerÜn? Als alter Kulturkämpfer und Zentrumsmann in
Hohenzollern muss er gewusst haben, welch einflussreiche Person
Adolf Franz war.
Was es mit dem angeblichen Plagiat auf sich hat, darauf soll später
eingegangen werden. Zunächst sollen die weiteren Vorgänge in Hohenzollern beschrieben sowie das Verhältnis zwischen Lehmann
und Ludwig Egler beleuchtet werden. Dabei wird auch die Person
Eglers etwas genauer vorgestellt.
22
Das wollte sich Ludwig Egler nicht gefallen lassen. Er reagierte mit
einem Artikel auf der Titelseite seiner Zeitung, in dem er noch einmal die wesentlichen Vorwürfe der beiden überregionalen Zeitungen zitiert, die er ironisch „hervorragende katholische Blätter"
nennt, und sich dann darüber beschwert, dass sich Lehmann gegen
ihn im Zoller auslässt, „statt sich zur ehrenhaften Rechtfertigung an
die Redaktionen der .Germania' und der ,Kölner Volkszeitung'
oder an Dr. Franz selbst zu wenden". Danach zitiert Egler mit leicht
höhnischer Zwischenbemerkung Lehmanns gesamte Erklärung im
Wortlaut und fügt an: „Gegen diesen Schmutz mich zu vertheidigen
finde ich für unwürdig und meine Zeit zu kostbar. Ich beschränke
mich nur darauf zu erklären, daß die Behauptung des Herrn Lehmann, der allerdings s. Z. sich an der Revision der Druckbogen
betheiligte, als hätte er meine Manuscripte von Unrath gesäubert,
eine grobe wissentliche Unwahrheit ist."
Fünf Tage später meldet sich der Schriftleiter der Hohenzollernschen Blätter noch mal recht süffisant mit einem Artikel, in dem er
sich öffentlich über Lehmann lustig macht. Eglers Anzeige erscheint großformatig auf einer halben Zeitungsseite am 16. September 1880:
scheint aber anderer Meinung zu sein und macht mir in der Germania' und .Kölnischen Volkszeitung' den Vorwurf, als hätte ich
eine fremde Arbeit unter meinem Namen herausgegeben. Es ist kein
leichter Vorwurf, der da gegen mich erhoben wird. Ich muthe
natürlich Niemanden zu, mir oder Dr. Franz auf's Wort zu glauben.
Wer sich ein unparteiisches Urtheil bilden will, der vergleiche den
Vortrag von Dr. Franz mit meiner Arbeit: beide hegen im Druck vor.
Ich hätte eigentlich die Sache mit Stillschweigen übergangen, wenn
die ,H. Bl.' sich nicht in einen Handel gemischt hätten, der sie von
Haut und Haar rein Nichts angeht. Sie drucken nemÜch einen Passus aus der .Germania' ab, um meinen Schriftstellernamen zu beflecken und meine Person in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen. Wollte ich Gleiches mit Gleichem vergelten, so müßte ich
Herrn L. Egler daran erinnern, wer denn einstmals den Corrector
machte und die Manuscripte vom Unrath säuberte, als ein gewisser
Verseschmied Sonette und Sagen fabricierte und veröffentlichte, die
dann derselbe Dichterling an regierende Häupter und adelige Familien schickte - natürlich aus purer ,Uneigennützigkeit', obgleich
er den .Freiheitskittel' noch nicht ausgezogen hatte.
Der
Riese
Michael
Eine Gerichtsverhandlung
bunal in 1 Akt.
vor dem kritisch-literarischen
Tri-
Personen:
Der Unparteiische.
M i c h a e l , Riese und literarische Größe I. Ranges, Exredakteur
des „Zoller" und viereckiger & Correspondent der
G e r m a n i a , Agentin von Lourder Wasser und Marpinger Schwindel.
Dr. Franz,Schriftsteller.
Leo W o e r 1, Verlagsbuchhändler.
Ludwig Egler, Reproduktion
D e r U n p a r t . : Treten Sie näher, Angeklagter Michael. Die anwesenden Zeugen, Frl. Germania und die H.H. Franz und Woerl,
behaupten, dass Sie sich mit fremden Federn geschmückt hätten.
Angekl., ist das wahr?
D e r R i e s e M i c h a e 1: Ich bin ein Mann, der im Schweiße
seines Angesichtes 50 Romane verübt hat, ich bin erstarkt und gewachsen, mit einem Wort: ein geistiger Riese!
D e r U n p a r t . : Antworten Sie mir auf meine Frage: Haben Sie die Arbeit des mitanwesenden Zeugen, Dr. Franz, als die Ihrige ausgegeben?
D e r R i e s e M i c h a e l : Ha, Egler ist ein armer Zwerg, ein
Dichterling, ich aber, meine Herren, stehe im katholischen Volke!?
D e r U n p a r t.: Sie stehen vor diesem Tribunal, hören Sie doch,
und sollen erklären, wie es kommt, daß Ihre Arbeit eine so unheimliche Aehnlichkeit mit der des Zeugen Franz hat!
D e r R i e s e M i c h a e l : Ganz richtig, Egler ist ein Verseschmied, ein Buschklopfer, ein...
D e r U n p a r t . : So hören Sie doch endlich, Sie Michael! haben
Sie abgeschrieben oder nicht? Antworten Sie mit J a " oder „Nein"!
D e r R i e s e M i c h a e 1: Ich bin der größte Mann, nicht nur
der Firstgasse, sondern auch des Jahrhunderts. Mein Ruhm reicht
vom „Sonnen"-Aufgang bis zum Niedergang. Vom Sternbild des
„Löwen", der Casinopeja, bis zur Lisula lauscht man meiner
Stimme Schall. Ich, meine Herren, habe noch nie einen so großen
Mann gesehen! (Beifall im Zentrum.)
D e r U n p a r t.: Da Sie keine Antwort auf meine Frage geben, so
werde ich zur Zeugenvernehmung schreiten. Was haben die Zeugen zu bekunden?
Germania
Dr. F r a n z
}
Der Michael hat abgeschrieben!
Leo W o e r l
Willy Beyer
So Etwas ist mir freilich noch nicht passirt. Herr L. Egler plappert
nun der .Germania' nach, ich hätte eine fremde Arbeit unter meinem Namen publicirt. Darauf kann ich mit gerechtem Stolz erwidern: ein Mann, der seit beinahe einem halben Menschenalter 50
Erzählungen, Novellen und Romane geschrieben hat, von denen
bereits viele in neuere Auflage erschienen sind und über die mitunter wirklich glänzende Recensionen vorliegen, der vielen Gelegenheitsarbeiten in Zeitungen und Zeitschriften nicht zu gedenken,
der darf füglich kalt bleiben, wenn ein Buschklopfer Geräusche
macht. Herr L. Egler mag ruhig sein: man wird meinen Schriftstellernamen, den ich mir mit Schweiß und mit saurer Arbeit durch
Selbstbildung erworben, nicht beflecken können - ich stehe fest
im katholischen Volke. Ich bin erstarkt und gewachsen ohne hohe
Protectionen und fürstliche Geschenke; aber mein Widerpart ist
ein Zwerg gebheben.
Hechingen den 5. Sept. 1880.
M. Lehmann
23
nen Gedichte" in Lehmanns „Tyroler Anneri" (1857) und im
„Wolfrath von Vehringen" (1856) von Ludwig Egler stammen. Der
Unbekannte scheint so etwas wie ein Trittbrettfahrer zu sein, der
sich an der Hetze gegen Lehmann beteiligt, in dem er zwei weiteren Lehmann-Werken eine große Ähnlichkeit mit Büchern anderer
Schriftsteller bescheinigt: „Wenn es kleine Kinder wären würde
man meinen, sie haben den gleichen Vater."
Schaut man sich die drei Gedichte an, dann fällt der ästhetisierende, heutzutage etwas schwülstig wirkende Stil auf, mit dem die
Zeilen geschickt in die Handlungen der Bücher eingefügt sind. Ein
Stil, den auch Lehmann in seinen frühen Prosawerken verwendete
und der sich ebenso in dem Werk wieder findet, bei dem Lehmann
- wie auch immer - geholfen hat: Der „Sonettenkranz", 1857 als
Erstlingswerk von Louis Egler in Hechingen herausgegeben. „Der
Sonettenkranz", schreibt in Eglers Todesjahr 1889 sein Freund August Holder in der Zeitschrift „Schwabenland", „war ein Akt dankbarer Huldigung an seine hochherzige Gönnerin Fürstin Eugenie
...". [•]
D e r U n p a r t . : Ruhe! Erst muß ich die gewöhnlichen Vorfragen
an Euch richten: Seid Ihr mit dem Angekl. Michael verwandt, verschwägert oder habt Ihr von ihm Versprechungen oder Geschenke
erhalten, um zu seinen Gunsten Zeugenschaft abzulegen?
Germania
Dr. F r a n z
} Nein!
Leo W o e r l
D e r R i e s e M i c h a e l : Wie, Ihr Zeugen, bin ich Euch nicht
geistig verwandt, bin ich nicht kathol. Volksmann, Schriftsteller für
Wahrheit, Freiheit, Recht und Honorar? Ist mein kleiner „Zoller"
nicht ein würdiger Sprosse der „Germania"?
D e r U n p a r t . : Nun, was habt Ihr zu erwidern?
Germania
D r. F r a n z
}
Leo W o e r l
(Schweigen).
D e r U n p a r t: Da Ihr mir alle Vier von der gleichen Couleur zu
sein scheint, so kann ich Euch nicht vereidigen. Aber der Riese
Michael wird hiermit verurtheilt, den Tenor des Erkenntnisses
zweimal in den „Hohenzollernschen Blättern" zu veröffentlichen*). V. R. W.
Protektionen, Märzverein und Vaterlandsliebe- Heimatdichter wird instrumentalisiert
Im „Sonettenkranz" huldigt der Heimatdichter mit insgesamt 38
Gedichten dem Adel und der „Mutter der Armen", Fürstin Eugenie.
*)Geschehen in No. 135 und 137 der „Höh. Bl." Anm. des Setzers.
Anerkennung für seinen „Sonettenkranz" erhielt Egler in Form einer goldenen Medaille aus Preußen und von Josephine, der Königin von Schweden und Schwester der Fürstin Eugenie. Außerdem
von Fürst Karl Anton die goldene Medaille „Benemerenti" für seine
wissenschaftlichen Leistungen. „Mein Rufname Louis", zitiert Holder aus der unvollendeten Lebensbeschreibung Eglers, „ist alles,
was an mir französisch ist". Er fügt an: „Doch scheint er sich im
neuen Reiche, wie auf den Buchtiteln seit 1871 zu ersehen ist, ausnahmslos Ludwig geschrieben zu haben." Eglers Wandlung nach
dem deutsch-französischen Krieg zeigt sich auch in seiner einzigen
pohtischen Dichtung, „den patriotisch durchglühten dramatischen
Bildern von .Deutschlands Ehrenkampf 1870/71'". Nach dem
Krieg wurde Egler auch das Kreuz für Nichtkombattanten verliehen. Dabei freute sich der junge Louis Egler in seiner Autobiographie, im Revolutionsjahr 1848 durch Losentscheid nicht zum Militär eingezogen worden zu sein. Er kam kurz darauf in die Hechinger Bürgerwehr, die nach dem „Franzosenlärm", Gerüchten
über marodierende französische Soldaten, gegründet wurde, und
musste exerzieren, „was ich nicht ungerne that", wie er vermerkt.
Für den jungen Bürgerwehrmann war die Errichtung eines einigen
Deutschen Reiches der schönste Traum. Von der damaligen Freiheitsbegeisterung erfasst, trat Egler in den „Märzverein" ein, hatte
also den „Freiheitskittel" angezogen, wie Lehmann meinte. Die Hohenzollernschen Blätter meinten später, dass es die Liebe zum
deutschen Vaterlande war, die Egler zur Politik und Publizistik
führten, und charakterisieren ihren früheren Chefredakteur entsprechend: „Ueberzeugungstreuer Katholik, in schwärmerischer
Verehrung dem deutschen Vaterland zugetan, das er im Kaiserreich
Bismarck' scher Prägung verkörpert sah, huldigte er ebenso den
liberal-fortschrittlichen Gedankengängen seiner Zeit." Ein anderes
Mal feierte das Blatt, das im nationalsozialistischen Deutschland
Parteiorgan war, den Heimatdichter enthusiastisch, als Ortsgruppenleiter Weidle und andere regionale NS-Größen 1935 einen
Kranz auf Eglers Grab niederlegten. Die Widmung auf der Kranzschleife lautete: „Das nationalsozialistische Deutschland ehrt seine
schwäbischen Dichter." So wurde der feinsinnige Poet Ludwig Egler schließlich noch post mortem ganz im Sinne des nationalsozialistischen Gedankenguts instrumentalisiert.
Verantwortlicher Redakteur: L. E g 1 e r
Die Polemik geht weiter
Auf Eglers satirisches Tribunal antwortet Lehmann in der Folgezeit
nicht mehr öffentlich. Auch Egler scheint mit der Angelegenheit abgeschlossen zu haben. Doch noch im selben Monat entbrennt die
alte Pressefehde wegen anderer Themen wieder in aller Heftigkeit,
so dass sich die beiden Streithähne erneut in bewährter Manier
persönhch in schärfster Form angreifen.
Jetzt warfen die Hohenzollernschen Blätter Lehmann vor, den Richter- und Beamtenstand Hohenzollerns angegriffen zu haben, weshalb sie ihn wohl auch bei der Kirchenbehörde denunzierten. Daraufhin erklärt Lehmann selbstsicher, einen Gerichtsprozess zu riskieren, in dem er dann - mit Anspielung auf Eglers Vergangenheit
- „mit den Leuten von gesundem Menschenverstand über verhätschelte Dichterlinge und ver- Poeten lachen" würde. Im Gegenzug
lästert Egler im Streit um die „liberalisirten Schulen" über den ExLehrer Lehmann, früher ein mittelmäßiger, wenn nicht schlechter
Schulmeister gewesen zu sein.
So wurde die Polemik immer wieder neu entfacht und ging auf politischer Ebene in die nächste, wie so oft üble Phase. Das wiederholte sich ständig und ging ähnlich auch nach dem Tod der beiden
„Erzfeinde" weiter. Die gegenseitige Polemik hielt praktisch über
die gesamte Zeit des Zoller an, so dass dieser 63-jährige Pressekleinkrieg genauso gut als die „große Hohenzollerische Pressefehde" bezeichnet werden könnte.
Zieht man Lehmanns „Erklärung" im Zoller zur Beurteilung der
Beziehung zwischen ihm und Egler heran, dann geht daraus hervor, dass Lehmann so etwas wie ein Lektor von Eglers Frühwerken
war, und dass es einstmals eine Freundschaft unter den beiden
Männern gegeben haben muss. Schließlich half auch Ludwig Egler
dem etwa gleichaltrigen Lehmann. Am gleichen Tag, an dem Egler
etwas schwammig zugab, dass Lehmann sich an der Revision seiner Druckbogen beteiligt habe, veröffentlichte ein anonymer Autor,
der sich als „Von der Starzel" vorstellt, in den Hohenzollernschen
Blättern einen Artikel, in dem er angibt, dass die „gedankenschö24
Seifensieder, Dichter und Stadtchronist
Wie schon Michael Lehmann wurde auch Egler nachgesagt, mit seinen Talenten gewuchert zu haben. Ludwig Egler (24.8.1828 2.8.1898) war und ist in der Bevölkerung im Raum Hechingen
hoch angesehen, was vor allem auf seine Verdienste als erster Heimatforscher und Volkskundler zurück zu führen ist. Egler war gelernter Seifensieder wider Willen. Er übernahm den väterlichen
Handwerkbetriebs 1854 und hatte darüber hinaus stets zusätzliche
Einnahmequellen, etwa als Waschmittelverkäufer, Versicherungsund Auswanderungsagent sowie später als Zeitungsredakteur. Ludwig Egler ist der Historiograph der Stadt Hechingen und war Dichter, Schriftsteller, Kommunalpolitiker, Märchen- und Sagensammler sowie Geschichtsforscher. Er war Mitglied im Verwaltungsrat
der höheren Töchterschule und der Frauenarbeitsschule sowie im
Kuratorium der königlichen Realschule, um nur einige zu nennen.
Zudem war Egler Mitglied und zum Teil Vorstandsmitglied vieler
Vereine, etwa dem Landwirtschaftlichen Verein, dem Gewerbeverein, dem Abendverein und dem Verschönerungsverein. Er war im
Hohenzollerischen Altertums- und Geschichtsverein ebenso wie im
Musikverein über Jahrzehnte Mitglied oder im Vorstand tätig.
mas Täglichsbeck als Kapellmeister in Löwenberg. Wenige Jahre
später erwarb sich das Orchester den Ruf, das beste in ganz
Deutschland zu sein, und Löwenberg wurde zum Zentrum der sogenannten „Neudeutschen Schule".
Freunde ...
Dass sich Ludwig Egler und Michael Lehmann in der rund 2500
Einwohnern zählenden Kleinstadt Hechingen kennen lernen mussten, hegt auf der Hand. Beide wurden als Gesellschafter beschrieben und waren Autodidakten mit gleichen Interessensgebieten,
wie Geschichte, Geographie, Literatur und auch Musik (Ludwig
Egler hatte im sogenannten „Orpheischen Hechingen" als begeisterter Sänger an Oratorienaufführungen teilgenommen). Im Sommer 1851 hatte Egler seine Wanderjahre beendet und kam endgültig in seine Heimatstadt zurück. Der junge Lehrer Michael Lehmann kam im November 1853 an die Hechinger Stadtschule und
konnte bereits auf Erfahrungen als Redaktionsleiter (Magazin für
Pädagogik) und Verfasser von Aufsätzen zurückweisen. Sein Debüt
als Schriftsteller datiert mit „Ein Vielgeprüfter" auf das Jahr 1854.
Als Egler 1857 sein Erstlingswerk veröffentlichte, war Lehmann mit
acht Büchern, teils in zweiter Auflage, schon ein recht erfolgreicher Autor. Es ist vorstellbar, das der um ein Jahr ältere Lehmann
der Freund Eglers war und sich beide gegenseitig ergänzten.
Ein weiterer Hinweis auf ein zumindest freundschaftliches Verhältnis ist die Tatsache, dass beide lange Jahre und zu gleicher Zeit die
Geschicke des Musikvereins in leitender Funktion beeinflusst haben. Michael Lehmann wurde bereits 1853 Beigeordneter, bis er
August Evelt, Reproduktion
Willy Beyer
Einige Jahre nach dem Weggang der Hechinger Hofkapelle nach
Löwenberg wurde in Hechingen der Musikverein mit den noch vorhandenen Musikkräften neuorganisiert. Etwa zur gleichen Zeit, als
Seifriz Kapellmeister in Löwenberg wurde, übernahm Michael Lehmann die Leitung des Musikvereins, den er in den folgenden Jahren - auf Hechingen bezogen - ebenfalls in eine glanzvolle Epoche
führte. 18 Jahre lang war er Dirigent (Männerchor, gemischter
Chor und Orchester) und damit auch bis 1873 dem Sänger Ludwig
Egler vorgesetzt, der dann, als Vereinsvorsitzender zum Chef von
Michael Lehmann wurde. Die Polemik zwischen den beiden hohenzollerischen Zeitungen lief zu diesem Zeitpunkt bereits an und
hatte 1874 ihren Höhepunkt. So ist nachvollziehbar, warum Lehmann 1874 als Dirigent des Musikvereins ausschied und es zum
endgültigen Bruch mit Egler kam. Ob ein vereinsinternes Zerwürfnis eine Rolle spielte ist unklar. Anzumerken ist jedoch, das auch
Lehmanns größter politischer Gegner einst Mitglied im Musikverein war: August Evelt, ein Jahr jünger als Lehmann, und von 1864
bis 1866 ebenfalls im Vorstand. Er war wohl in 1874 aktives Mitglied, als er bereits liberaler Abgeordneter im preußischen Landtag und Reichstag, Direktor des Kreisgerichts Hechingen und nebenbei freier Mitarbeiter der Hohenzollernschen Blätter war. Und
gerade in diesem Jahr, der heißen Phase des Kulturkampfs, ergingen etliche Verurteilungen gegen Michael Lehmann, auch zu Gefängnisstrafen. Somit war der Dirigent des Musikvereins 1874 ein
Vorbestrafter.
1855 zur Schriftführerfunktion wechselte und dann 1856 die musikalische Leitung übernahm. In einer Zeit, als der Musikverein
„den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt Hechingen" darstellte, wie die Hohenzolleraschen Blätter 1911 angeben. Er blieb bis 1874 Dirigent. Ludwig Egler war von 1855 bis
1856 zunächst Beigeordneter, dann von 1856 bis 1859 und von
1862 bis 1870 Schriftführer, 1860 und 1872 noch mal Beigeordneter im Vorstand und schlussendlich von 1873 bis 1883 Vereinsvorsteher. Vorgänger von Lehmann als Dirigent des Musikvereins
waren für jeweils einige Jahre Ruff, Wichtl jun., Seifriz/Klotz, Täglichsbeck und Wichtl. Mit Max Seifriz war Egler in jungen Jahren
befreundet. Seifriz arbeitete nach der Märzrevolution mit Richard
Wagner in dessen Züricher Exil zusammen und wurde von ihm beeinflusst. Das hatte später Auswirkungen auf das Orchesters des
abgedankten Fürsten Friedrich Wilhelm Constantin von Hohenzollern-Hechingen im schlesischen Löwenberg. Seifriz hatte sich nämlich zum Avantgardisten gewandelt und wurde Nachfolger von Tho-
Für die einstigen Freunde, die ihre letzte Ruhestätte auf dem Hechinger Heiligkreuzfriedhof fanden, soll im Frühling 2006 Ludwig
Eglers Gedicht als später Gruß verstanden werden:
25
Der Gottesacker im Frühling.
0 Friedhof Du, o Gottesgarten,
Zu Dir auch kam er schon herab
Der Frühling, Deiner treu zu warten,
Zu schmücken lieblich Grab um Grab.
-
-
Da sind schon Blumen viel entsprossen.
Wie schön ist's ihren Kranz zu sehn!
Die Tränen , die da sind geflossen,
Sie feierten ihr Auf ersteht.
-
Die fielen nicht zur Erde nieder,
Wie Tau, der dann versiegen muß,
Als Blumen kamen sie Dir wieder,
Als der Geschiednen Frühlingsgruß.
-
*Auszug aus dem „Sonettenkranz":
Die ihr geschmückt seid mit den Herrscherkronen,
Ihr Fürsten auf dem weiten Erdenrunde,
Soll Liebe blüh'n in eurem Völkerbunde,
Streut ihren Samen aus von euren Thronen!
Die Frucht der Liebe reift in allen Zonen,
Wächst mit der Dankbarkeit auf gleichem Grunde;
Und wo ein Volk sie trägt in Herz und Munde:
0 glücklich Land, wie gut ist's da zu wohnen! Eugenie, die auf uns niederblickte
Mit Ihrem Muttersegen, Ihrer Liebe,
Sie lebt, ob Sie der Tod uns auch entrückte.
Sie lebt in uns, und wird gehebt noch werden
In später Zukunft mit dem gleichen Triebe: Ihr steht ein ewig Monument auf Erden.
-
-
-
-
Quellennachweise:
- Der Zoller, Nr. 104,109,111 (1880)
- Hohenzollernsche Blätter Nr. 135,137.140, (1880)
- 100 Jahre Hohenzollernsche Blätter - Hechinger Tagblatt/Anzeigeblatt für Hohenzollern - 1829-1929, Jubiläumsausgabe
vom 3. Oktober 1929 in: Hohenzollernsche Blätter
-
Lehmann, Michael: „fyroler Annerl", Augsburg und Leipzig
1856 und 1857 bzw. Regensburg 1875
Lehmann, Michael: „Wolfrath von Vehringen", Augsburg 1856
Holder, August: Zum Gedächtnis Ludwig Egler's. Geschrieben
am siebzigsten Jahrestag seiner Geburt. In: Schwabenland, Illustrierte Halbmonatsschrift, Stuttgart, Nr. 17 S.257-259- (1898)
Egler, Ludwig: Deutschlands Ehrenkampf 1870/71. Dramatische Bilder von Ludwig Egler, Sigmaringen 1873
Aus der Autobiographie Ludwig Eglers, In: Ludwig Egler. Ausgewählte Schriften und Gedichte, Hechingen 1998
Egler, Louis: Sonetten-Kranz zur Erinnerung an das Leben und
den Tod Ihrer Durchlaucht, der höchstseligen Fürstin Eugenie
von Hohenzollern-Hechingen geb. Prinzessin von Leuchtenberg, Hechingen 1857
Ludwig Egler - der erste Albvereinler, Hohenzollernsche Blätter vom 5.6.1953
Ein Kranz auf dem Grabe Ludwig Eglers. Der Ehrentag der
schwäbischen Dichter in Hechingen. In: Hohenzollernsche
Blätter Nr.35 vom 11.02.1935
Ludwig Egler. Zu seinem hundertsten Geburstag, Hohenzollernsche Blätter vom 24.08.1928
Ludwig Egler. Zu seinem 40. Todestag am 2. August, Wochenendbeilage vom 30./31.1938 in: Hohenzollernsche Blätter
Kommunalpolitiker und Märchenforscher in einem. Ausstellungseröffnung am 25. November, Schwarzwälder Bote vom
18.11.1998
Gelernter Seifensieder wider Willen. Fortsetzungsreihe über
Ludwig Egler in: Schwarzwälder Bote vom 24.12., 29. und
30.12.1998, 2.01., 5.01., 7.01. und 8.01.1999
Zum 75jährigen Jubiläum des Musikvereins Hechingen. Fortsetzungsreihe in: Hohenzollernsche Blätter Nr.: 231, 232, 234,
235, 236,237, 238 (1911)
Clytus Gottwald: Max Seifriz. Beiträge zu Lebenslauf und Werk,
Rottweil 2003
Hohenzollerische Heimatbücherei Hechingen, Bestände: UB
74, P.21, UB 448
(Fortsetzungfolgt)
CHRISTIAN H. FREITAG/ RICHARD HAIDLAUF
Herberge an der Landstraße" (Zingeler, S. 2260 mancher Reisende
und Fuhrmann mit dem Gedanken gespielt hat, hier die Abkürzung
in Richtung Stockach bzw. Überlingen zu nehmen, darf man wohl
als sicher annehmen - zumal angesichts der auf dem traditionellen
Höhenweg noch anstehenden, gefürchteten Steigen bei Deutwang
und Ursaul!
Gleichwohl gab es ja eine Verbindung von Schernegg - Kalkofen
hinunter ins Tal, allerdings nur in Gestalt eines halsbrecherisch
steilen, z. T. durch einen Bach verlaufenden „Mühlwegs". Dieser
Vicinalweg musste von den Hohenfelser Bauern - ob sie wollten
oder nicht - benutzt werden, um die im Tal gelegene herrschaftliche Bannmühle („Neumühle") zu erreichen.
Die Kalkofer Steige - ein frühes Großprojekt des Straßenbaus in Hohenzollern
Die Strecke Pfullendorf - Stockach ist eine alte Verkehrsachse, die den
nordwestlichen Bodenseeraum mit dem oberschwäbischen Hinterland verbindet. Wo immer möglich folgt sie dem Landschaftsprofil: in
der Regel entlang der eiszeitlichen Moränenzüge bis nach Stockach,
dem „Tor zum Bodensee". An dieser natürlichen Trassenvorgabe orientierte sich wohl auch der Verlauf einer Römerstraße, deren mutmaßlichen Spuren die Wegebauer späterer Jahrhunderte und auch
die Postkursstrecke Ulm -Stockach folgten.
Von einem auch für den Normalverkehr tauglichen Anschluss an
die in greifbarer Nähe hegende Talstraße werden also viele geträumt haben, all dies lange jedoch Illusion mit Blick auf die topographischen und die technischen Schwierigkeiten - ganz zu
schweigen von den Kosten eines solchen Großprojekts.
Bei Schernegg - Kalkofen im Hohenfelser Land triff die Straßenführung hart an einen Seitenausläufer des auf Stockach zulaufenden Aachtals heran. Dort - allerdings um abschreckend-hinderliche einhundert Höhenmeter tiefer - verläuft die Talstraße von
Owingen nach Winterspüren und Stockach, eine vergleichsweise
bequeme, im wesentlichen ebene Strecke. Dass im Rasthaus
Schernegg, der seit Jahrhunderten bekannten „Weintaverne und
Anfang des 19. Jahrhunderts, in der Zeit nach den Befreiungskriegen, kam es, wenn auch nur mählich und mit Rückschlägen, zu ei26
nem wirtschaftlichen Aufschwung und einem wachsenden Handelsaustausch im deutschen Südwesten. Namentlich der Getreide-,
Holz- und Fruchthandel zwischen dem Bodenseeraum und seinem
Hinterland prosperierte, gefördert u.a. durch den Beitritt Hohenzollerns und Badens zum Zollverein und den Ausbau des Bodenseehafens bei Sernatingen, der 1826 als „Ludwigshafen" dem Verkehr übergeben wurde. Im Zuge der steigenden Verkehrsnachfrage zog der Hafen bedeutenden Groß- und Speditionshandel an
sich. Auch in Hohenzollern führte diese Entwicklung zu einer deutlichen Zunahme des Verkehrsaufkommens, namentlich auf der
hier besprochenen Strecke Krauchenwies -Pfullendorf - Schernegg
- Stockach.
sten zum Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen. 1823 verlor Hohenfels seinen Status als eigenständige Verwaltungseinheit und
wurde dem Oberamt Wald unterstellt. Nicht unbedingt zum Nachteil: im Dezember 1826 legte der dortige Oberamtmann von Sallwürk ein Memorandum vor, in dem er die „Hochfürstliche Hochpreisliche Regierung" unter Bezug auf zunehmende Klagen aus der
Bevölkerung auf die „unzulänglichen Wegeverhältnisse" im Hohenfelsischen aufmerksam machte:
„Der Fahrweg von Kalkofen nach Mahlspüren befindet sich in einem Zustande, welcher jeden Verkehr dieser Orte mit Fuhrwerk
unmöghch macht. Es ist die Straße, auf welcher die Mahlkunden
von Liggersdorf und Kalkofen ihre Fruchten in die Neumühle, wohin sie gebannt sind, bringen und das Mehl zurückführen sollten.
Der bisherige Lauf des Weges ist schon von der Art, dass ihn die für
die Vicinalwege bestehenden Vorschriften verwerfen, da er nirgends fahrbar hergestellt werden kann. Er zieht nämlich größtenteils in dem Bette eines Baches fort, welche heftige Regengüsse öfters nötigen, seine Ufer zu übertreten, und die Winterkälte zwingt,
Eislagen übereinander anzusetzen, die für das Fuhrwerk und das
Vieh äußerst beschwerlich und gefährlich werden."
Die Hohenzollerische Regierung in Sigmaringen bemühte sich
demgemäß, das nach den Kriegsjahren der napoleonischen Zeit
weiter heruntergekommene Straßenbauwesen neu zu ordnen. Ein
Dekret aus dem Jahre 1821 bestimmte, dass die „Herstellung und
Erhaltung der Landstraßen... nicht mehr den (oft überforderten Vf.) Ämtern und Gemeinden überlassen, sondern von nun an als
Landessachen auf Rechnung der Hauptkasse unter Aufsicht und
Leitung der Ober-Straßen-Inspektion besorgt" werden solle.
Gleichzeitig machte man allerdings auch deutlich, dass Teile der
Straßenbauleistungen nach wie vor durch „Hand- und Fuhrfrohnen" der Anlieger zu erbringen seien - gleichwohl „mit Rücksicht
Durch eine neue Straßenführung ergäben sich - so das „Hochfürstlich Hochlöbliche Oberamt Wald" - auch überörtliche Vorteile:
auf die Feldgeschäfte" der betreffenden Bauern, wie es recht vage
hieß. (Gesetze Sigmaringen, 1821, S. 120
„Man will es hier nicht unberührt lassen, dass der eine halbe
Stunde lange, zu zwei Drittheilen auf Sigmaringenschem und zu einem auf Badenschem Boden hinziehende Weg sich bei Mahlspüren
in die neugebaute Landstraße nach Salem mündet und auf dieser
Stockach mit Vermeidung der Hügel zwischen Schernegg und
Deutwang, so wie der bedeutenden Steige bei Deutwang selbst,
eben und bälder erreicht werden könnte. Die Frage, ob es nicht
ratlicher sei, eine neue Landstraße eine kleine halbe Stunde lang
(Wegstrecken wurden damals gerne in Reisezeiten ausgedrückt Vf.) zu bauen, um die Kosten einer bereits bestehenden durch 1
1/2 Stunden für immerwährende Zeiten zu ersetzen, verdient wenigstens einer näheren Prüfung und Untersuchung durch Sachverständige, in einem Zeitpunkte, wo der Ludwigshafen zu einem besonders besuchten Handels und Stapelplatze erhoben werden zu
wollen scheint." Zudem „entständen für die Herrschaft (Hohenfels) besondere Vorteile durch die bequeme Verbindung nach
Stockach und Überlingen, auch günstig für die Frucht- und Holzverkäufer". Durch den Bau der neuen Straße entfiele schließlich
auch der recht aufwendige Unterhalt einer Reihe von kleineren Vicinalstraßen und Nebenwegen.
Eines der ersten großen Straßenbauprojekte dieser Zeit war eine
völlig neu trassierte Serpentinenstraße, die vom hohenzollerischen
Schernegg - Kalkofen hinunter ins badische Mahlspüren i. Tal
führte, um so, wie es 1827 in einem Memorandum der Sigmaringer Straßenbehörde hieß, „dem Frachtführwesen im Lande Erleichterung (zu) verschaffen".
Es wäre allerdings falsch anzunehmen, dass in diesen Jahren allgemein nach besseren Straßenverhältnissen gerufen wurde. Wie
der Verkehrshistoriker Anton Heimes in seiner Studie über das 19.
Jahrhundert feststellt, wurden „gelegentlich... schlechte Wege
auch als Vorteil für die ansässige Bevölkerung angesehen, weil die
Wagen sehr langsam vorankamen und damit den Gastwirten und
einschlägigen Handwerkern größere Verdienstmöglichkeiten entstanden. Das örtliche Interesse an einer durchgreifenden Verbesserung der Verkehrswege war deshalb begrenzt. Es war es auch
deshalb, weil die Bevölkerung zur kostenlosen Straßenarbeit im
Rahmen der Hand- und Spanndienste herangezogen wurde." (Heimes, S.24)
Ein offenbar überzeugender Vorschlag. Bereits wenige Tage später
erging seitens der Regierung der Auftrag an die Ober-Straßen-Inspektion und an das für Hohenfels zuständige Amt in Wald, detaillierte technische und finanzielle Pläne für diese neue Straßenverbindung nach Baden auszuarbeiten. Zudem sei umgehend Kontakt
mit der zuständigen badischen Behörde, dem Bezirksamt Überlingen, aufzunehmen, wo man sich umgehend kooperativ und sehr
interessiert an dieser grenzüberschreitenden Verkehrsverbindung
zeigte.
Zudem gab es auch solche Landesherren, „denen wenig daran
(lag), ihre Strassen zu bessern, denn dadurch hätten sie nur erreicht, dass die fremde Ware aus ihrem Gebiet schnell wieder verschwand. Auch hielt man Strassen für gefährlich, weil sie den
Durchzug fremder Truppen begünstigten." (Heimes, S.24)
Die im folgenden geschilderten Vorgänge um den Bau der neuen
Schernegger Serpentine - oder der „Kalkofer Steige", wie sie heute
auch genannt wird - stehen in eben diesem Spannungsfeld widerstreitender Interessen. Straßenbau, ein damals wie heute kontroverser, hochpolitischer Vorgang!
Schon im März 1827 standen die planerischen Eckpunkte dieses,
wie sich zeigen sollte, Großprojekts fest: nicht Bau eines „bloßen
Vicinalweges", sondern Ausführung „in der Eigenschaft als Landstraße". Die Strecke sollte in einer Breite von 25 Fuß (= ca. 7,5 m)
mit Drainagegräben und Wasserdurchlässen (Dohlen), einem maximalen Gefälle von 5 bis ausnahmsweise 7 Prozent und einer Kiesschüttung von 10 bis 12 Zoll (= ca. 25 cm) ausgeführt werden. Mit
Planung
Jahrhundertelang hatte das Obervogteiamt Hohenfels (mit den Orten Kalkofen, Liggersdorf, Deutwang, Mindersdorf, Selgetsweüer
und Oberndorf) zum Deutschen Orden gehört. 1806 kam es im
Rahmen der napoleonischen Neuordnung im deutschen Südwe27
Blick auf ein wohl wachsendes Verkehrsaufkommen in diesem
Raum wollte man offenbar nicht kleckern, sondern klotzen.
die von den Hohenfelser Gemeinden unterhaltene Landschaftskasse
1500 Gulden aufbringen. Die Gemeinde Kalkofen, als Hauptnutznießerin, sicherte zudem 500 Gulden als „freiwilliges Präzipium"
zu. Die Geländearbeiten, Kieszuführen, Drainagen etc. sollten teÜs
durch (nicht zu berechnende) Frohnpflichten der Gemeindemitglieder, teils durch „Arbeiten im Lohn" (d.h. durch „Hand- und Spanndienste im Akkord") bewerkstelligt werden. Ein zunächst geplanter
Weganschluss hinauf zu dem in fürstlichem Privatbesitz befindlichen
Schloss Hohenfels wurde aus der Planung herausgenommen, da die
erhoffte finanzielle Beteiligung des Fürsten ausblieb.
Finanzierung
Bereits im September 1827 lag ein von einem Geometer ausgearbeiteter Plan für eine Serpentinenstraße mit 11 Windungen vor.
Vom Grundsatz her war zunächst die Hohenzollerische Staatskasse
baukosten- und unterhaltspflichtig, wobei allerdings, wie es gleich
einschränkend hieß, die Hohenfelser Gemeinden auch „ins Mitleid
zu ziehen", d.h. an Bau und Finanzierung zu beteiligen seien. Die
Gesamtkosten einschließlich der Entschädigung für die benötigten
Flächen schätzte man auf 4500 Gulden.
Dass die nächsten Anlieger, die Gemeinden Kalkofen/ Schernegg
und Liggersdorf, sich zugunsten der neuen Trasse aussprachen,
dagegen die durch die neue Straßenführung ins Abseits geratenden
Gemeinden Deutwang, Mindersdorf und Oberndorf vehement opponierten, konnte nicht überraschen - spätestens als der Finanzierungsplan dann im einzelnen bekannt wurde. Demnach sollte die
„Hochfürstlich Sigmaringische Hauptlandeskasse" 2000 Gulden,
Baubeginn
Trotz aller Proteste wurden schließlich auch die opponierenden
Gemeinden „durch Entscheid (aus Sigmaringen - Vf.) verurteilt",
sich an den Bauarbeiten zu beteiligen. Nach Aussteckung und Vermessung der Trasse wurden im Herbst 1829 die von den einzelnen
Gemeinden zu übernehmenden Streckenabschnitte per Losverfahren verteilt - die Bauarbeiten, fürs erste unter Aufsicht des Straßenmeisters Ströble, begannen.
Abb 1:1803: die raumpragende alte Landstraße Kalkofen-Deutwang-Stockach
28
(aus Charte von Schwaben, Blatt
40,1803)
Zunächst waren umfangreiche Niveauausgleichungen und Planierungsarbeiten vorzunehmen, wobei sich bald in dem feuchten, zu
Hangrutschungen neigenden Gelände die Drainage und der Einbau
von 7 Dohlen als vorrangig erwies. Namentlich der Übergang über
den oft Hochwasser führenden Feigenbach (auch heute in der Bevölkerung noch die „Große Dohle" genannt) machte weit über den
geplanten Rahmen hinaus Schwierigkeiten - und trieb Arbeitsaufwand und Baukosten schnell in die Höhe. Zudem wurden die Arbeiten immer wieder durch widrige Witterung, die Winterzeit und
die saisonal anstehende Feldarbeit unterbrochen.
habe. Im Juni 1831 berichtet der inzwischen mit der örtlichen Bauleitung beauftrage Stabhalter Menner aus Kalkofen nach Sigmaringen, dass die „drei streitigen Gemeinden zur Frohnleistang oder
nur zu erscheinen" nicht mehr zu bewegen sein, und dass „die drei
besseren Gemeinden Kalkofen, Liggersdorf und Selgetsweiler... an
der Hartnäckigkeit ersterer drei Gemeinden wankelmütig" zu werden drohten, ja „solang nichts mehr anrühren (wollen), bis selbe
von ihrem bösen Willen abstehen, und sich dem obrigheitlichen
Befehl unterziehen" würden.
Spätestens im Herbst 1831 wurde wohl endgültig deutlich, dass die
ursprünglich vorgesehenen Baukosten weit überschritten werden
wurden. Die Bauarbeiten kamen ins Stocken, dann des einsetzenden Winterwetters wegen ganz zum Stillstand.
Baustopp
Im März 1831 verweigerten schließlich die bekanntlich ja nur widerwillig mitarbeitenden Gemeinden Deutwang, Mindersdorf und
Oberndorf offen weitere Arbeitsleistangen. Sie machten geltend,
dass „sie schon mehr geleistet, als ihnen vertragsweise oblegen"
(Wie es weiterging, lesen Sie in der Fortsetzung.)
ANDREAS ZEKORN
der Herrschaft Hirschberg (!) mit Balingen um einen elenden Hirschgulden, also zu einem keineswegs angemessenen Preis. Derartige
Hirschgulden wurden als Inflationsgeld jedoch nur in den Jahren
1622/23 geprägt, folglich muss diese Währung erst nach 1623 in
die Erzählung eingeflossen sein.
Die Herrschaft Schalksburg
zwischen Zollern und Württemberg 111
Aus Anlass der 500jährigen Wiederkehr des Tags der Uebergabe
des Oberamtsbezirks Balingen an Württemberg beschloss die
Amtsversammlung des Oberamts Bahngen im August 1903, König
Wilhelm n. von Württemberg eine Huldigungs-Adresse zu überreichen, die von dem Kunstmaler Karl Caspar, Stattgart, dem späteren
Ehemann von Maria Caspar-Füser, entworfen werden sollte. Diese
Adresse bestand aus einer Mappe mit reich verzierten Blättern,
unter anderem mit dem württembergischen Wappen und einer Gesamtansicht der Stadt Balingen mit Umgebung inklusive Balinger
Berge und Schalksburg. In Stadt und Amt Bahngen wurde dem Jubiläum große Bedeutung beigemessen. Es gab einen Festakt am 3Dezember 1903 in Bahngen und nochmals eine Feierlichkeit in
Burgfelden. Bleibend erwuchs aus dem Jubüäum eine Festschrift,
die aber in wesentlichen Teilen überholt ist, vor allem durch die
fundierte Kreisbeschreibung Bahngen von 1960/61.121
Auf der Suche nach früheren Sagenversionen legt Mertens dar, dass
der Ursprung der mündlichen Erzählung bzw. der Sage vom Verkauf der Herrschaft Schalksburg vermutlich in der spätmittelalterlichen Adelsgesellschaft des 15. Jahrhunderts zu suchen ist, denn
es galt, die Umstände des Herrschaftswechsels von 1403 zu erklären, als Graf Miilli von Zollern-Schalksburg seine Herrschaft um
28.000 Gulden an Württemberg und nicht an die zollerischen Vettern verkaufte. Diese Veräußerung geschah zwar damals mit Wissen der zollerischen Verwandtschaft, die jedoch den Wert der
Herrschaft alsbald anders einschätzte und danach strebte, den Verkauf rückgängig zu machen. Sie klagte sogar vor dem Hofgericht
Rottweil, allerdings vergeblich. Die Zollern argumentierten, dass
die - wie sich bald nach der Transaktion herausstellte - recht ertragreiche Herrschaft um einen viel zu niedrigen Preis verkauft
worden sei. Tatsächlich ist die von Württemberg entrichtete
Kaufsumme, im Vergleich mit dem Verkaufswert anderer Herrschaften in der damaligen Zeit, als durchaus adäquat einzustufen.
Den Zollern war jedoch daran gelegen, dass ihre Sichtweise Verbreitung fand. So sind aus dem 16. Jahrhundert die ersten schriftlichen Versionen der bis dahin wahrscheinlich nur mündlichen Erzählungen über den Verkauf in der Zimmerischen Chronik und in
der zollerischen Hauschronik überliefert. Auf letztere stützte sich
um 1598 der Bahnger Lateinschullehrer und Dichter Jakob Frischlin, als er im Auftrag der Zollern das in Reimen geschriebene
Werk „Hohenzollerische Hochzeit" abfasste und darin auch auf die
Schalksburgveräußerung einging. Im Sinne der Auftraggeber übernahm Frischlin die zollerische Sichtweise und wurde damit zum
geschickten Propagandisten der Erzählung vom allzu niedrigen
Verkaufspreis. Kurze Zeit später sollte er eine zollernfeindliche
Version der Geschichte hefern.
Insgesamt, so darf man resümieren, stammt die Forschungsliteratar zur Herrschaft Schalksburg und zum Geschlecht ZollernSchalksburg zu einem großen Teil aus dem 19. Jahrhundert; jüngere Ausarbeitungen zum Thema sind eher rar.131 Deshalb erschien
es bei dem skizzierten Kenntnisstand angemessen, den 600. Jahrestag des Übergangs der Herrschaft Schalksburg an Württemberg
zum Anlass zu nehmen, dem Thema Schalksburg eine wissenschaftliche Vortragsveranstaltang und eine anschließende Publikation zu widmen. Im Oktober 2003 fanden ein Festakt in Bahngen
und eine Vortragsveranstaltang in Albstadt-Lautlingen statt, woraus
die Publikation „Die Herrschaft Schalksburg zwischen Zollern und
Württemberg" erwuchs, deren Inhalt im Folgenden näher dargestellt werden soll. Die Leitfrage, welche die Menschen schon früher
beschäftigte und die auch in diesem Buch eine zentrale Frage darstellt, ist folgende: Warum verkaufte Graf Miilli von ZollernSchalksburg im Jahre 1403 seine Herrschaft an Württemberg und
nicht an seine zollerischen Vettern?
Reichspolitisch bedeutsam könnte die Sage geworden sein, als die
Zollern 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben wurden. In der
zollerischen Hauschronik des 16. Jahrhunderts hatte es bereits geheißen, dass die Zollern königlichem und fürstlichem Geschlecht
entstammten, aber den fürstlichen Titel verloren hätten, weil ihr
territorialer Besitz geschwunden sei, womit auch die Herrschaft
Schalksburg gemeint war. 1623 erhielten die Zollern also - aus ihrer Sicht - nur den alten Rang zurück. In diesem Zusammenhang
könnte die Schalksburg-Erzählung neu aufgegriffen worden sein.
Auf jeden Fall kam just nach 1623 der elende Hirschgulden in die
Professor Dr. Dieter Mertens, mittlerweüe emeritiert und früher
Inhaber des Lehrstahls für Mittelalterliche Geschichte in Freiburg,
befasst sich im ersten Beitrag mit der „erzählerischen Verarbeitung
des Übergangs der Herrschaft Schalksburg an Württemberg." Er
analysiert dabei zunächst die im 19. Jahrhundert niedergeschriebenen Sagenversionen dieses Vorgangs. Am bekanntesten ist wohl
die „Sage vom Hirschgulden", die Wilhelm Hauff (1802 - 1827)
nach 1825 niederschrieb. In dieser Version geschah der Verkauf
29
Sage. Damit wurde der Gegensatz zwischen der hohen dynastiegeschichtlichen Bedeutung des Verkaufs und der - vermeintlichen
Geringfügigkeit des Verkaufspreises bis ins Extreme gedehnt. Der
Urheber dieser neuen Version ist bisher unbekannt.
Geschichte, also mit der Linie Zollern-Schalksburg und den näheren Umständen des Verkaufs der Herrschaft Schalksburg 1403.
Sein Beitrag unterstreicht nochmals, dass die Besitzteilung von
1288 als ein üblicher Vorgang innerhalb von Hochadelshäusern
und nicht als fremdbestimmter Eingriff anzusehen ist. Die Linie
Schalksburg dürfte dabei mit den Herrschaften Schalksburg und
Mühlheim den bedeutenderen Besitz erhalten haben. Die Teilung
der Linien 1288 brachte zwar einen Machtverlust für die Zollern
mit sich, konnte andererseits aber theoretisch zum Erhalt der Familie beitragen. Die Linie Zollern-Schalksburg erlosch allerdings
bereits nach 120 Jahren als im Jahre 1408 Graf Mülli starb. Die Linie existierte also vornehmlich im 14. Jahrhundert. Dieses Jahrhundert war von wirtschaftlichen und demographischen Krisen gekennzeichnet: Unter anderem erlebte die adlige Herrschaft des Rittertums einen Einbruch, der an den militärischen Niederlagen von
Ritterheeren deutlich wird. Die Pestwellen führten zu einem Rückgang der Bevölkerung.
Die Schalksburg und die Veräußerung der Schalksburgherrschaft
interessierten die Menschen in der Region also weiterhin und gaben Anlass, zu immer neuen Varianten der Erzählung. In der im 19.
Jahrhundert von Wilhelm Hauff poetisch ausgestalteten Version des
Verkaufs ist die Sache nochmals dahingehend zugespitzt, dass der
Hirschgulden über Nacht völlig entwertet wurde, so dass die geprellten zollerischen Vettern nicht einmal mehr ihre Zeche für den
Wein bezahlen konnten, in dem sie ihren Kummer ertränkten.
Nach diesem Beitrag über die Erzähltradition des Verkaufs werden
in den folgenden Aufsätzen die historischen Hintergründe aufgearbeitet: Der Beitrag von Professor Dr. Wilfried Schöntag, früherer
Präsident des Landesarchivs Baden-Württemberg, befasst sich mit
der „Herrschaft Schalksburg im Spannungsfeld zwischen Hohenzollern und Hohenberg im 13. Jahrhundert". Um 1179 hatten sich
die Linien Hohenberg und Zollern getrennt, der Besitz wurde aufgeteÜt. Obendrein finden sich die Verwandten nach der Linientrennung in unterschiedlichen politischen Lagern wieder: Die Hohenberger zählten nach dem Tode des Stauferkaisers Friedrichs II. im
Jahre 1250 zur Klientel der Habsburger, wogegen sich die Zollern
mit Württemberg verbündeten. Die Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Parteiungen führte zu kriegerischen Auseinandersetzungen
zwischen Zollern und Hohenbergern in einem Zeitraum, der mit
den Jahren 1267 und 1286 markiert werden kann. Zudem kam es
um 1267 zu einer weiteren Besitzauseinandersetzung zwischen
den beiden Linien. Andererseits verloren die Zollern damals nicht
nur Gebiete aufgrund von Teilungen, sondern sie konnten auch Zugewinne verbuchen, wie die Herrschaft Mühlheim in der ersten
Hälfte des 13- Jahrhunderts. Fortan trachteten die Zollern offenbar
danach, den Bereich zwischen der alten Grafschaft Zollern und der
Herrschaft Mühlheim an sich zu bringen, um eine möglichst
großflächige Herrschaft zu errichten: Wahrscheinlich erwarb man
Bahngen 1255 von den Erben der Grafen von Urach, danach die
Schalksburg und die alte Herrschaft Burgfelden von den Grafen
von Veringen. Als im Jahre 1288 die Linie Zollern-Zollern eingerichtet und von der neuen Linie Zollern-Schalksburg getrennt
wurde, erhielt die neue Linie genau diese frisch erworbenen Gebiete: die Herrschaft Mühlheim und die neu konstruierte Herrschaft Schalksburg, deren Zentrum Bahngen werden sollte. Die Besitzteilung und Linienbildung erfolgte im Rahmen einer gängigen
Teilung innerhalb einer Adelsfamilie und nicht aufgrund politischen Drucks, etwa um einen „Pufferstaat" zwischen den verfeindeten Hohenbergern und Zollern zu büden, wie dies in älteren Forschungsarbeiten zum Teil angenommen wurde. Obwohl der Streit
zwischen Zollern und Hohenbergern auf Reichsebene verlagert
worden war, als die Zollern auf der Seite Württembergs gegen König Rudolf von Habsburg und die mit ihm verbundenen Hohenberger gestanden waren, nahm der König die Zollern 1286 doch wieder in seine Huld auf, und die Linienbildung blieb von diesem Zwist
unbeeinflusst.
Auch die Schalksburger waren offenbar von den Krisen betroffen,
denn sie sahen sich zu Besitzveräußerungen gezwungen. Hierbei
mag auch die Notwendigkeit, Aussteuern für Familienmitglieder
aufzubringen, eine Rolle gespielt haben. Die Ministerialität, die Gefolgschaft der Grafen, dünnte ebenfalls im Laufe des 14. Jahrhunderts aus; vor allem konnten die Schalksburger keinen Hof mehr
als gesellschaftlichen Mittelpunkt - gerade für die adhgen Ministerialen - entwickeln, über die Bumiller einen Überblick gibt. Die
Grafen von Schalksburg standen ihrerseits in Bündnissystemen
und in Fürstendiensten. Je nach politischer Konstellation und Interessenlage finden sie sich sowohl auf Seiten Habsburgs als auch
Württembergs.
Schließlich beleuchtet Bumiller die konkreten Umstände zur Zeit
des Verkaufs der Herrschaft Schalksburg: Graf Mülli befand sich
damals in einer deprimierenden Lage, denn bereits 1377 war der
Bruder in der Schlacht bei Reutlingen gefallen und der einzige
Sohn verstarb just im Jahre 1403- Obendrein dürfte die wirtschaftliche Lage des Grafen nicht rosig gewesen sein, so mussten unter
anderem sieben Geschwister Mitgiften erhalten. Aus der wirtschaftlichen Notlage heraus hatte er schon 1391 die Herrschaft
Mühlheim veräußert. Wegen seiner vermutlichen Schulden und
weil er kinderlos war, sah sich Graf Mülli offenbar dazu gezwungen, auch die Herrschaft Schalksburg zu verkaufen. Eine Veräußerung an die zollerischen Vettern schloss sich dabei wohl aus, denn
diese befanden sich selbst in einer desolaten familiären und wirtschaftlichen Lage, so dass sie die Mittel für einen Erwerb der Herrschaft nicht aufbringen konnten. Jedenfalls geschah der Verkauf
der Schalksburgherrschaft mit Wissen, wenn nicht gar Zustimmung
zumindest eines Teils der zollerischen Verwandschaft. So besiegelte
Graf Friedrich Ostertag als Vogt Verena von Kyburgs, die als Ehefrau
Graf Mülhs Mitverkäuferin der Schalksburgherrschaft war, die Verkaufsurkunde. Bereits die Veräußerung Mühlheims war offenbar mit
„rat" der zollerischen Verwandtschaft geschehen. Dass die Herrschaft Schalksburg gerade an Württemberg ging, lag nahe, denn diesem Hause war Graf Mülli verbunden. Damit dürfte Bumiller die historischen Umstände des Verkaufs erfasst haben, die sich anders
darstellen als in der späteren mündlichen Erzähltradition.
Eigens hingewiesen sei auf das Forschungsresultat Schöntags, dass
sich im Randbereich der aneinandergrenzenden Herrschaftsgebiete der Hohenberger, Zollern und Württemberger der dort ansässige Ortsadel teilweise von der Herrschaft emanzipieren und im
15. Jahrhundert den Weg in die Reichsritterschaft finden konnte.
Als Beispiele seien die ritterschafthchen Herrschaften in Geislingen, Roßwangen-Dotternhausen oder Lautlingen genannt.
Dr. Volker Trugenberger, Leiter der Abteilung Staatsarchiv Sigmaringen des Landesarchivs Baden-Württemberg, untersucht im Anschluss den „Erwerb der Herrschaft Schalksburg im Kontext der
württembergischen Territorialpolitik". Württemberg war bestrebt,
sein Territorium gegen den Konkurrenten Habsburg auszudehnen.
Verschiedentlich konnte es im Raum zwischen Schwarzwald und
Schwäbischer Alb bzw. zwischen Neckar und Donau im 14. Jahrhundert Gebiete erwerben, in den Jahren 1306/17 beispielsweise
Dr. Casimir Bumiller, Historiker und Publizist, befasst sich mit
dem „schalksburgischen Jahrhundert" in der hohenzollerischen
30
die Stadt Rosenfeld und weiteren Besitz der Herzöge von Teck oder
aus der hohenbergischen Besitzmasse Ebingen, die untere Stadt
Haigerloch (1367) und den Ort Winterlingen. Habsburg gelang es
im Gegenzug 1381 die Herrschaft Hohenberg um 66.000 Goldgulden an sich zu bringen. 1403 war wiederum Württemberg an der
Reihe, als es die Herrschaft Schalksburg für 28.000 Goldgulden erstand und das Gebiet arrondierte, indem es Tieringen, Hossingen
und Meßstetten von Konrad von Holnstein kaufte.
In der ersten Hälfte des 15- Jahrhunderts bildete Württemberg das
Amt Balingen. Innerhalb dieses Amtes kam der Stadt Balingen eine
herausgehobene Stellung zu: hier war der Sitz von Vogt und Keller,
hier war der Gerichtsort. Zudem kam die Stadt in den Genuss besonderer Fördermaßnahmen, um Neubürger anzulocken, von denen die wichtigste wohl diejenige von 1469 war, als die Stadt auf
ewige Zeiten von der Schätzung befreit wurde, was begreiflicherweise den Unmut der Dörfer weckte, die weiterhin steuerpflichtig
blieben. Zu den Förderungen sind ferner die Stiftungen im kirchlich-karitativen Bereich zu rechnen.
[In der Fortsetzung referiert Andreas Zekorn die Beiträge von Stefan Uhl mit „die Burgen der Grafen von Zollern in der Herrschaft Schalksburg" und von Otto H. Becker mit „ die Herrschaft
Schalksburg: Fortwirken einer Tradition im 19. und 20. Jahrhundert" ] die Schriftleitung
Buchbesprechungen
Wolfgang W. Meyer - Jakobswege
Die Zahl der Pilger und Wanderer, die sich etappenweise auf einen
der Wege in Richtung des spanischen Wallfahrtsorts Santiago de
Compostela begeben, wächst und wächst, ebenso wie das Wegenetz
in unseren Regionen. Der Tübinger Silberburg-Verlag hat dann
nun schon die vierte Auflage seines Wanderführers, Jakobswege"
vorgelegt: überarbeitet und wesentlich erweitert. Gegenüber einer
früheren Ausgabe hat das neue Buch rund 60 Seiten mehr, ist auch
mit einer Übersichtskarte versehen und verweist auf erweiterte und
neue Wegstrecken zwischen Rottenburg und Straßburg sowie
Würzburg und Ulm. Der peinliche Fehler in der Überschrift der alten Ausgabe, in der der Strecke Mindersdorf - Konstanz fälschlicherweise sieben Etappen zugeordnet worden waren, ist behoben:
Es sind zwei Etappen. Der Pilgerführer für die Gebiete Württemberg, Baden, Franken und Schweiz (bis Einsiedeln) ist informativ,
handlich und übersichtlich, weist auf viele Jakobs-Spuren und
auch lohnende Abstecher neben den offiziellen Wegen hin, ist mit
111 farbigen Fotos und Karten versehen und enthält wertvolle
Tipps für Wanderer wie Pilger. Dass es auch Jakobswege durch Gebiete im Zollernalbkreis und Kreis Sigmaringen gibt, zeigt lediglich
die Übersichtskarte. In die nächste Neuauflage sollten auch sie detailliert aufgenommen werden. Das Buch , Jakobswege" ist 240
Seiten stark, kostet 16,90 Euro und hat die ISBN-Nummer
3-87407-6444.
(ha)
Bald nach dem Kauf erwies es sich, dass Stadt und Amt Bahngen recht
finanzkräftig waren. Wie etwa im Falle der Herrschaft Hohenberg die
dortigen Untertanen von Habsburg zur Finanzierung des Kaufes herangezogen wurden, so bat vermutlich auch Württemberg die Balinger Untertanen für den gleichen Zweck zur Kasse: Da Graf Eberhard III. den
Kaufpreis nicht aufzubringen vermochte, verpfändete er zunächst die
neu erworbene Herrschaft. Kurz darauf, im Jahre 1410, mussten die Untertanen wohl selbst zu ihrer Auslösung beitragen, weshalb Balingen bereits zu diesem Zeitpunkt auf 20 Jahre von der Schätzung befreit
wurde. Dennoch trug die Stadt im Jahre 1425 mit 800 Gulden zur Schätzung bei. Damals stand das Amt Bahngen mit einer Steuersumme von
6.943 Gulden (inklusive des Bahnger Beitrags) an sechster Stelle der
württembergischen Ämter. Beim durchschnittlichen Vermögen nahm
Bahngen einen Spitzenplatz unter den württembergischen Ämtern ein.
Auch bei der Erhebung der wehrfähigen Mannschaft um 1430 ergab
sich ein ähnliches Bild von der Qualität des Amtes wie bei der Steuerschatzung: Balingen lag mit 698 Mann an elfter Stelle in Württemberg
und brachte damit doppelt soviel wie das Amt Rosenfeld auf (zum Vergleich: das Amt Urach stand mit 1.755 Mann an der Spitze).
Graf Eitelfriedrich von Zollern erkannte infolge dieser Schätzung
von 1425 den Wert der Herrschaft Schalksburg und focht den Verkauf von 1403 vergebhch vor dem kaiserlichen Hofgericht in Rottweil an. Er argumentierte, dass die Herrschaft nicht 28.000 Gulden
sondern, wenn man die Schätzung zugrunde legte und hochrechnete, 150.000 Gulden wert sei. Der Verkaufspreis wäre folglich zu
gering gewesen. Allerdings hatte er mit dieser Argumentation vor
Gericht keinen Erfolg. Die Zollern mussten im Gegenteil bald froh
sein, dass ihr Herrschaftsgebiet im 15. Jahrhundert nicht selbst von
Württemberg vereinnahmt wurde, als die Familie auszusterben
drohte. Erst ein relativ später Kindersegen und die Anlehnung der
Zollern an Habsburg brachten eine gewisse Sicherheit für den Fortbestand ihres Hauses.
Dieter Buck - Spazier-Ziele auf der westlichen Alb
Nicht jeder Wanderer und Naturhebhaber kann und möchte Gewalttouren unternehmen, zumal man beim gemächlichen Spazierengehen weitaus mehr zu entdecken vermag, und das kann man
in unseren Breiten bei den vielen Sehenswürdigkeiten und Schönheiten zur Genüge. Der Wanderbuchautor Dieter Buck hat dem
Rechnung getragen und verweist in seinem im Tübinger Silberburg-Verlag erschienenen neuen Band „Spazier-Ziele auf der
Schwäbischen Alb" auf 60 lohnende Wegstrecken und Stadtrundgänge, die in der Regel zwischen einer Stunde und drei Stunden bewältigt werden können Viele Seniorengruppen beispielsweise werden ihm dafür dankbar sein, zumal jeweils längere und kürzere
Tourenvorschläge gemacht werden. Außerdem gibt es zahlreiche Hinweise auf Rast-, Grill- und Einkehrmöglichkeiten, auf
Museen, Kirchen, Naturschutzgebiete, Denkmale und viele andere
lohnende Ziele. In der hohenzollerischen Region wird unter anderem auf Strecken im Donautal, in und um lnzigkofen, im Lauchertund Fehlatal, bei Trochtelfingen oder auf die Burg Hohenzollern
verwiesen. Der Band mit seinen 168 Seiten (ISBN 3-87407-687-3,
14,90 Euro) ist mit 102 Abbildungen und farbigen Karten versehen. - In der selben Ausstattung und Aufmachung ist von Dieter
Buck auch der Band „Spazier-Ziele auf der östlichen Alb" (60
Rundgänge
zwischen
Blautopf
und
lpf)
erschienen.
Anmerkungen
1 Vortrag anlässlich der Buchvorstellung am 3. November 2005 im
Landratsamt Zollernalbkreis. Die genauen Belege finden sich in
dem am Ende im bibliographischen Hinweis angegebenen Buch.
2 Vgl. dazu auch im Folgenden die Quellenangaben in: Die Herrschaft Schalksburg zwischen Zollern und Württemberg, S. 9f3 Zur Forschungslage: ebd. S. lOff.
Bibliographische Angaben:
Die Herrschaft Schalksburg zwischen Zollern und Württemberg.
Herausgegeben von Andreas Zekorn, Peter Thaddäus Lang und
Hans Schimpf-Reinhardt im Auftrag des Zollernalbkreises und der
Städte Albstadt und Balingen, bibliotheca academica Verlag: EpfendorfrNeckar 2005. Festeinband, 254 Seiten, 45 z. T. farbige Abbildungen, ISBN 3-928471-56-2. Ladenpreis 29 Euro.
(ba)
Bernhard Zeller: Schwäbischer Parnass
Unter dem mutigen Titel „Schwäbischer Parnass" hat Professor Dr.
31
Verlag:
Hohenzollerischer Geschichtsverein
Karlstraße 3, 72488 Sigmaringen
E 3828
PVSt, DPAG, »Entgelt bezahlt«
Bernhard Zeller, einstiger Direktor des Schiller-Nationalmuseums
und des Deutschen Literaturarchivs in Marbach am Neckar, im Tübinger Silberburg-Verlag ein 84seitiges Büchlein (ISBN 3-87407667-9) herausgegeben, einen, wie es im Untertitel heißt, „Streifzug
durch die Literaturgeschichte Württembergs". Parnass ist der griechische Götterberg, auf dem der Sage nach Apoll und auch die Göttinnen der Künste und Wissenschaften beheimatet sind. Der
Parnass wurde damit zum Symbol der Dichtkunst. Seine Formulierung „Schwäbischer Parnass" rechtfertigt der Autor mit dem Hinweis, kein deutsches Land und kein deutscher Stamm habe innerhalb weniger Jahrzehnte so viele Dichter von Bedeutung hervorgebracht wie das alte Württemberg im letzten Drittel des 18. und der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Auf kurzweilige Art erinnert er
dann an eine Fülle von Dichtern und Denkern, von denen etliche
fast schon in Vergessenheit geraten sind. Beim Streifzug durch die
württembergische Literaturlandschaft bringt Dr. Zeller nicht nur
Namen und Werke in Erinnerung, er berichtet vor allem auch über
das damalige kulturelle Leben und seine Triebkräfte, über Freundesbünde und Familienbande und die Kulturentwicklung in die
bürgerliche Gesellschaft hinein. Das Buch kostet 9,90 Euro und ist
mit 37 Abbildungen versehen.
(ba)
Einheimische vor Jahrzehnten so oder ähnlich erlebt haben dürfte.
An Etliches erinnert man sich auch auf Grund von Erzählungen, die
sich in der Region verbreitet haben, so etwa an die Geschichten von
der Schulrat-Visite und vom Wallfahren mit gekochten Erbsen in
den Schuhen. Roland Single hat diese und andere Anekdoten neu
oder erneut aufgeschrieben. Dabei hat er, wie er selbst gesteht,
„ein wenig übertrieben" - manchmal etwas zuviel. Der Freude am
Lesen tut dies kaum Abbruch, denn trotz der Karikierung geben die
Erzählungen ein Stück weit Einblick in die Mentalität der Menschen auf der Alb vor fünf und mehr Jahrzehnten.
(ba)
6 5 0 Jahre Kloster - 700 Jahre lnzigkofen
Für die Sigmaringer Kreisgemeinde lnzigkofen ist 2006 ein Jubiläumsjahr mit vielen Veranstaltungen, die Bezug nehmen
auf die 650-jährige Klostergeschichte und die erste bekannte Erwähnung lnzigkofens vor 700 Jahren. In diesem Zusammenhang
ließ die Gemeinde auch eine stattliche, reich bebilderte Festschrift
(108 Seiten) erstellen (ISBN 3-00-018427-9). Sie enthält nach
Gruß- und Geleitworten eine Vorstellung der heutigen, 1415 Einwohner zählenden Gemeinde durch Bürgermeister Bernd Gombold sowie der heutigen Filialkirchengemeinde „St. Johannes, der
Täufer" durch Pfarrer Christoph Neubrand. Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber schüdert die spannende 650-jährige Geschichte
des ehemaligen Klosters sowie die Entwicklung des Dorfs lnzigkofen in den sieben Jahrhunderten seines Bestehens. Dabei wird
deutlich, wie sehr die Kommune abhängig war von Kloster und
fürstlicher Herrschaft. Der derzeitige Heimleiter Bernd Joachim
Eck schließlich bereichert die Jubiläums-Broschüre durch die
Darstellung der Erfolgs-Geschichte des Volkshochschulheims lnzigkofen von 1948 bis heute.
(ba)
Roland Single - Schwäbische Dorfgeschichten
Im SP-Verlag Albstadt erschien von dem Winterhnger Autor Roland
Single das I24seitige Buch „Unterm Kirschbaum - Schwäbische
Dorfgeschichten" (ISBN 3-9809409-6-9). Ein Gedicht, 16 Erzählungen des Autors, ein paar Zeichnungen des Albstädters Ulli Keinath und ein Vorwort des „Nachbarn" Manfred Mai machen das
Bändchen zu einem Werk, das man schmunzelnd hest, weil es
locker und humorvoll geschrieben ist und zudem Erinnerungen an
Ereignisse und Schwabenstreiche aufkommen lässt, die mancher
Gesamtherstellung:
HOHENZOLLERISCHE HEIMAT
Die Autoren dieser Nummer
herausgegeben vom Hohenzollerischen
Gerd Bantle
Mittelberg 6, 72501 Gammertingen
Geschichtsverein, Postfach 1638,
Hedinger Straße 5, 72488 Sigmaringen
Telefon ( 0 7 5 7 4 ) 9301-0, Fax 9 3 0 1 - 3 0
Dr. Otto H.Becker
www.druckerei-acker.de
Hedinger Straße 17, 72488 Sigmaringer,
Schriftleitung:
Willy Beyer
Kaufhausstraße
5, 72379 Hechingen
Fliederstraße 8, 72401 Haigerloch-Weüdorf
Druckerei Acker GmbH,
info@ druckerei-acker. de
72486 Sigmaringen
ISSN 0018-3253
Erscheint vierteljährlich.
Die Zeitschrift »Hohenzollerische Heimat« ist
eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung im alten Land Hohenzollern und den angrenzenden Landesteilen mit der
Dr. Christian H. Freitag
Mühlweg 15, 78355 Hohenfels
haltene Beiträge.
Franz-Severin Gäßter
Jakobsplatz 28 b, 86152Augsburg
Mitglieder
des
Hohenzollerischen
Ge-
Bezugspreis
für
Nichtmitglieder
€ 7,-. Abonnements und Einzelnummern können beim Hohenzollerischen Geschichtsverein
diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verals solche gekennzeichnet.
Stockacher Straße 21, 78355 Hohenfels
Manuskripte und Besprechungsexemplare wer-
schichtsvereins ist der Bezugspreis im Beitrag
enthalten.
persönliche Meinung der Verfasser wieder;
antwortlich. Mitteüungen der Schriftleitung sind
Richard Haidlauf
Bezugspreis:
Für
Tel.: (07474) 2161, [email protected]
Die mit Namen versehenen Artikel geben die
Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie
bringt neben fachhistorischen auch populär ge-
Robert Frank
Dr. Andreas Zekorn
den an die Adresse des Schriftleiters erbeten,
Landratsamt Balingen, Hirschbergstraße 29,
72334 Balingen
Wir bitten unsere Leser, die »Hohenzollerische
(s. o.) bestellt werden.
Heimat« weiterzuempfehlen.
32
Hohenzollerische Heimat
Herausgegeben vom
56. Jahrgang
^ ^ H
Hohenzollerischen Geschichtsverein
Nr. 3 - September 2006
E 3828
Schülerinnen und Schüler des Sigmaringer Hohenzollern-Gymnasiums entzündeten für jeden der 9 0 Ermordeten
eine Kerze und stellten sie auf den Gedenkstein.
Foto: Karlheinz
Fahlbusch
VON EDWIN ERNST WEBER
Gedenkstein für 90 ermordete Patienten
des Sigmaringer Landeskrankenhauses
Am 12. Dezember 1940 und am 14. März 1941 wurden 90 geistig
behinderte und psychisch kranke Patienten des damaligen FürstCarl-Landeskrankenhauses Sigmaringen unter der Gewalt- und Unrechtsherrschaft des Nationalsozialismus deportiert und anschließend in den Tötungsanstalten Grafeneck und Hadamar als „lebensunwert" ermordet. Die Frauen und Männer im Alter zwischen
19 und 83 Jahren aus insgesamt 44 Orten in Hohenzollern und der
Nachbarschaft verschwanden ohne alle Spuren, selbst ihre Krankenakten wurden größtenteÜs beseitigt, ihren Angehörigen blieb
keine Stätte der Trauer und der Erinnerung.
65 Jahre nach diesem furchtbaren Geschehen haben der Landkreis
Sigmaringen, in dessen Eigentum das Gelände des früheren Landeskrankenhauses gelangt ist, das Kreiskrankenhaus Sigmaringen,
auf das die Gesundheitsversorgung vom ehemaligen Landeskrankenhaus übergegangen ist, sowie die Stadt Sigmaringen als Wohnort der Ermordeten gemeinsam an die Opfer dieses Verbrechens
erinnert und eine Stätte der Trauer und der Mahnung zur Humanität in Gegenwart und Zukunft geschaffen. Bei einer zahlreich besuchten öffentlichen Feier wurde am 15. Dezember 2005 auf dem
Gelände des früheren Landeskrankenhauses, auf der Grünfläche
unterhalb der heutigen Rot-Kreuz-Rettungsleitstelle, in Sigmaringen der vom Büdhauer Christoph Carl Stauß gestaltete Gedenkstein
„Rausbrechen - Zerbrechen - Verbrechen" eingeweiht.
Der Gedenkstein soll nach den Worten des Sigmaringer Landrats
Dirk Gaerte die besondere Verpflichtung von Politik und Öffentlichkeit unterstreichen, allen Ausgrenzungen und Stigmatisierungen von Menschen zu wehren und niemals mehr eine Scheidung in
nützliches und unnützes Leben zu dulden. Jedes Leben habe seinen
Wert und seine Würde, sei von Gott gegeben und stehe nicht in der
Verfügung des Menschen. Hartmut Masanek, der Geschäftsführer
der Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH, betonte in seiner Ansprache, dass jedes Leben, ob gesund oder krank, seinen Sinn und
seine Wichtigkeit habe für die menschliche Gemeinschaft. Nach
den Worten von Kreisarchivar Dr. Edwin Ernst Weber erweist sich
die Menschlichkeit einer Gesellschaft gerade im Umgang mit ihren
Schwachen, Kleinen und Schwierigen. Die Erinnerungsfeier und
der Gedenkstein sollen den vor 65 Jahren in einen grausamen Tod
entrissenen Menschen ihr Gesicht, ihren Namen und auch ihre
Würde wiedergeben. Die Gedenkfeier wurde mitgestaltet von den
Stadtpfarrern Karl-Heinz Berger und Helmut Müller mit einer ökumenischen Segnung des Gedenksteins, der Schola der Pfarrkirche
St. Johann Sigmaringen sowie Schülern der Klasse 10a des Hohenzollern-Gymnasiums Sigmaringen, die die Namen, das Alter und
die Herkunftsorte aller Ermordeten verlasen und für jeden einzelnen von ihnen eine Kerze entzündeten.
Am 14. März 2006, am Jahrestag der zweiten Deportation, fand in
der Kapelle des Kreiskrankenhauses Sigmaringen ein ökumenischer Gedenkgottesdienst für die ermordeten Patienten statt, der
von Pfarrer Edwin Müller, Pfarrerin Gudrun Berner und Pastoralreferent Hermann Brodmann gestaltet und von Bezirkskantor
Klaus Krämer und dem Saxophonisten Wolfgang Fischer musikalisch umrahmt wurde. Die Feier endete mit einem Lichtergang zur
Gedenkstätte auf dem Gelände des ehemaligen Landeskrankenhauses.
Das Anliegen des Gedenksteins wird auf einer daneben verankerten Metallplakette mit folgender Inschrift erläutert: „Zum ehrenden Gedenken an 90 kranke und behinderte Patienten des FürstCarl-Landeskrankenhauses Sigmaringen, die unter der Gewaltund Unrechtsherrschaft des Nationalsozialismus in den Jahren
1940 und 1941 als „lebensunwert" ermordet wurden. Gedenktafel
errichtet 65 Jahre nach dem Verbrechen als Aufruf zur Humanität
in Gegenwart und Zukunft". Die Erinnerung gilt folgenden Menschen aus Hohenzollern und der Nachbarschaft, die hier mit Name,
Lebensdaten und Herkunftsort genannt werden:
Thomas Abt (1866 - 1940)
JosefBauer ( 1 8 8 9 - 1 9 4 0 )
Valentin Baum (1876 - 1940)
Victoria Beck ( 1 8 6 4 - 1940)
Valeria Bender (1876 - 1941)
Anna Biedermann (1869 - 1940)
Josef Birkhofer (1904 - 1941)
Theresia Bisinger (1888 - 1940)
Josef Blatter (1889 - 1 9 4 0 )
Maria Burth ( 1 8 8 8 - 1 9 4 0 )
Norbert Bossenmaier ( 1 8 7 1 - 1941)
Christian Daikeler (1901 - 1940)
Victoria Daikeler ( 1 9 0 0 - 1 9 4 0 )
Maria Magdalena Dangel (1873 - 1940)
Clemens Detthng (1914 - 1940)
Franz Xaver Dieringer (1902 - 1940)
Karl Dillenz (1897 - 1940)
Anton Eger (1884 - 1940)
Inneringen
Dettingen
Stetten b. Hechingen
Beuren
Haigerloch
Haigerloch
Tafertsweiler
Weilheim
Inneringen
Tafertsweiler
Fischingen
Neufra
Neufra
Neufra
Dehlingen
Rangendingen
Strassberg
Haigerloch
34
Karl Eger (1887 - 1940)
Ernst Eble (1873 - 1941)
Konrad Endress (1867 - 1940)
Libor Endreß (1882 - 1941)
Rosa Faller (1890 - 1940)
Maria Fetscher (1887 - 1940)
Theresia Fischer (1889 - 1940)
Klara Flatt (1892 - 1 9 4 1 )
Rosa Glaser (1885 - 1941)
Barbara Göckel (1880 - 1940)
Franz Göckel (1921 - 1 9 4 0 )
Walter Göttlicher (1913 - 1941)
Sigmaringen
Haigerloch
Grosselfingen
Burladingen
Sigmaringen
Sigmaringen
Laucherthal
Sigmaringen
Hitzkofen
Gammertingen
Laiz
Ostrach
Emma Grösser (1888 - 1940)
Elisabeth Grotkop (1914 - 1940)
Karl Guide (1913 - 1940)
Ernst Hanner (1863 - 1940)
Johann Hospach (1873 - 1940)
Johann Jauch (1908 - 1 9 4 0 )
Johannette Juckel ( 1 8 9 1 - 1 9 4 0 )
Flora Katz (1887 - 1940)
Wilhelm Keller (1906 - 1941)
Wilhelmsdorf
Hechingen
Steinhofen
Sigmaringen
Burladingen
Burladingen
Laucherthal
Haigerloch
Saulgau
Anna Maria Knecht 1889 - 1940)
Berta Knecht (1900 - 1940)
Genovefa König (1902 - 1940)
Karl Kornmeier (1884 - 1940)
Rosa Kramer (1890 - 1940)
Benzingen
Strassberg
Hechingen
Rengetsweiler
Jungnau
Anton Kugler (1911 - 1941)
Martina Lacher (1900 - 1940)
Josef Lämmle (1892 - 1940)
Alfred Levi (1903 - 1940)
Rosa Maichle (1895 - 1940)
August Maier (1885 - 1 9 4 0 )
Karoline Maier (1878 - 1940)
Peter Maier (1887 - 1 9 4 0 )
Walburga Maier (1868 - 1940)
Daniel Mayer (1873 - 1 9 4 0 )
Engelbert Mayer (1901 - 1940)
Gottheb Mayer (1902 - 1941)
Katharina Mayer (1896 - 1940)
Johann Armin Müller (1914 - 1940)
Konrad Oesterle (1905 - 1941)
Barbara Ott ( 1 8 6 8 - 1 9 4 1 )
Hugo Ott (1885 - 1941)
Thomas Ott (1870 - 1940)
Eduard Pfänder (1872 -1940)
Anna Pfister (1907 - 1940)
Amalie Pflumm (1879 - 1940)
Konstantin Pflumm (1876 - 1941)
Krauchenwies
Steinhofen
Bisingen
Haigerloch
Salmendingen
Diessen
Gammertingen
Diessen
Hechingen
Gauselfingen
Hermentingen
Gauselfingen
Hermentingen
Bregenz
Hechingen
Boll
Boll
Bisingen
Scheer
Burladingen
Hechingen
Hechingen
Theresia Pflumm (1905 - 1940)
Anna Rebholz (1881 - 1940)
Paul Reuther ( 1 9 0 5 - 1940)
Grosselfingen
Sigmaringen
Spöck
Julius Ritter (1891 - 1940)
Josef Schäfer (1900 - 1941)
Josef Schellhammer (1913 - 1941)
Anna Scheu (1884 - 1940)
Johann Baptist Schmid (1901 - 1940)
Franz Schnell (1870 - 1940)
Anna Schwind (1914 - 1940)
Josefine Sieber (1902 - 1940)
Johann Sigg (1892 - 1941)
Stefan Sigrist (1885 - 1940)
Hechingen
Königseggwald
Fischingen
Burladingen
Eggersdorf
Kalkofen
Glatt
Krauchenwies
Einhart
Gnadenweiler
Mitteilungen
aus dem
Hohenzollerischen
Geschichtsverein
Donnerstags um 18.00 Uhr sowie samstags und sonntags um
11.00 Uhr und um 15.00 Uhr
Veranstaltungen im 4. Quartal 2006
I. Vorträge
2.
ROLF VOGT M.A., HECHINGEN
Der Fall Otto Nerz - ein sporthistorisches Märchen.
Deutschlands erster Nationaltrainer: das Wunder von Neapel,
das Debakel von Berlin und die Gleichschaltung im Sport
Dienstag, 24. Okt., um 20.00 Uhr im Hohenzollerischen Landesmuseum in Hechingen
Die Archivnachrichten, herausgegeben vom Landesarchiv Baden-Württemberg, berichten über Neues aus allen Tätigkeitsbereichen des Landesarchivs. Sie erscheinen zweimal jährlich
und werden kostenlos abgegeben. In der Regel enthalten sie
dazu die Beilage Quellenmaterial für den Unterricht. Auch ältere Exemplare ab Nr. 12 (Mai 1996) sind noch erhältlich und
werden auf Anfrage gerne zugesandt. Wer Interesse an den Archivnachrichten hat, kann sich in den Verteiler aufnehmen lassen: Landesarchiv Baden-Württemberg, Eugenstr. 7, 70182
Stuttgart, Telefax 0711/212-4283, E-Mail: [email protected].
DR. CASIMIR BUMILLER, BOLLSCHWEIL
Napoleon und der oberschwäbische Adel
Dienstag, 14. Nov., um 19-30 Uhr im Prinzenbau (Staatsarchiv) in Sigmaringen
Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Kulturforum des
Landkreises Sigmaringen und dem Staatsarchiv Sigmaringen Eintritt: 2, 50 Euro
Der genaue Termin der Wiederholung des Vortrags von Herrn
Dr. Bumiller in Hechingen stand bei Redaktionsschluss noch
nicht fest; dieser wird rechtzeitig in der Presse veröffentlicht.
3. Ausstellung Gruß vom Zollerberg. Die Burg Hohenzollern im Spiegel historischer Ansichtskarten und
Souvenirs
vom 14. Oktober bis 26. November 2006 in der Vorhalle der
Burgschenke auf der Burg Hohenzollern.
II. Führungen
Dass die Burg Hohenzollern bereits seit der zweiten Hälfte
des 19- Jahrhunderts zu den behebtesten Ausflugszielen des
Landes zählt, belegt nicht zuletzt eine erstaunliche Vielfalt an
Postkarten, die schon damals in großer Zahl hergestellt und
verschickt wurden.
DR. OTTO H. BECKER, SIGMARINGEN
Ein unerschlossenes Geschichtsbuch: Der Hedinger Friedhof
in Sigmaringen
Samstag, 14. Okt., um 15 Uhr
Samstag. 18. Nov., um 14 Uhr (Wiederholung)
Treffpunkt jeweils am oberen Eingang des Hedinger Friedhofs
In der Ausstellung werden über 100 historische Ansichtskarten
aus dem Hausarchiv und weiteren Privatsammlungen gezeigt,
in denen sich ein deutlicher Wandel der Gestaltung und Techniken erkennen lässt. Eine Auswahl an Reiseandenken illustriert zudem die frühe Popularität dieses architektonischen
Wahrzeichens als Motiv auf Souvenirs.
Öffnungszeiten: Täglich von 10 bis 17 Uhr. Weitere Informationen unter Tel.-Nr. 07471/2428
III. Hinweise
1. Die Ausstellung Adel im Wandel wird noch bis 29- Okt. 2006
im Prinzenbau und im Landeshaus in Sigmaringen gezeigt.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Mittwoch: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Donnerstag: 10.00 Uhr bis 20.00 Uhr
Freitag bis Sonntag: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Öffentliche Führungen finden jeweils statt:
Mechthilde Staiert (1913 - 1 9 4 0 )
Josef Steinhardt (1857 - 1940)
Maria Anna Steinhart (1892 - 1940)
Martha Steinte (1885 - 1940)
Benedikt Traub (1919 - 1940)
Josefina Türk ( 1 8 7 9 - 1941)
Magdalene Wannenmacher (1889 - 1940)
Mathilde Weiss (1896 - 1940)
Fanny Welser ( 1 8 9 6 - 1940)
Margareth Wiest (1883 - 1940)
Maria Zeiler ( 1 8 9 7 - 1 9 4 0 )
Archivnachrichten
gez. Dr. Otto H. Becker
Vorsitzender
Dettingen
Harthausen / Feldhausen
Hettingen
Hettingen
Beuron
Neufra
Owingen
Langenenslingen
Hechingen
Rangendingen
Steinhilben
ULRICH FELDHAHN
Das Wappen des Burggrafen Friedrich V.
auf der Burg Hohenzollern
An der durchfensterten Balkontür der so genannten Dienerschaftshalle der Burg Hohenzollern befindet sich ein bemerkenswertes,
wenngleich bislang wenig beachtetes Glasgemälde (Abb. 1). Die
53,5 x 92 cm große Darstellung zeigt einen gevierten Wappenschild, in dessen erstem und vierten (heraldisch, d.h. vom Schildträger aus gesehen, rechts oben und links unten, für den Betrach35
ter umgekehrt) sich der schwarze Löwe der Burggrafschaft Nürnberg auf Gold (Gelb) von einem schwarz-rot gestücktem Bord umgeben, im zweiten und dritten Feld das silber-schwarz quadrierte
Zollernwappen befinden. Darüber erscheint ein blau-grauer Topfhelm, der von einem goldenen Brackenhaupt mit rotem Behang
(Ohren) und roter Zunge bekrönt wird. Das Wappen und sein dunkelblauer Hintergrund mit Rankenwerk sind in eine gotisierende
Scheinarchitektur eingestellt, die aus einer grauen Fensterumrahmung und schlanken Säulen in Violett- und Goldtönen besteht.
Es handelt sich hierbei um die Kopie eines von Burggraf Friedrich
V. von Nürnberg (reg. 1357-1397, gest. 1398) gestifteten Fensters
in der Kirche St. Kilian im mittelfränkischen Markt Erlbach (Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim), einem Gebiet, das die
zollerischen Burggrafen 1282 als Reichslehen erhalten hatten
(Abb. 2).[1] Obwohl die genauen Umstände dieser Stiftung nicht
überliefert sind, dürfte sie im Zusammenhang mit der Verwüstung
der Kirche im Städtekrieg 1388 und dem daraufhin erfolgten Neubau des Chores stehen. Ursprünglich befand sich das Wappen in
der zentralen Chorachsenbahn, seit einer Neuordnung der Fenster
im späten 19- Jahrhundert ist es im südöstlichen Chorfenster eingesetzt.
v. Stülfried-Alcäntara (1804-1882) [2] in Auftrag gegeben und von
Georg Eberlein (1819-1884) im Jahre 1871 ausgeführt. [3] Dieser
vielseitige, aus dem Markt Erlbach benachbarten Linden stammende Künstler erfuhr seine Ausbildung in Nürnberg, war dort
später selbst als Professor für gotische Kunst an der Kunstgewerbeschule und u.a. auch als Dekorationsmaler auf der Burg Hohenzollern tätig. Eberleins Kopie gibt das Markt Erlbacher Wappen seitenverkehrt wider, was in der heraldisch unüblichen Linkswendung des Originals und der oftmals zur „Berichtigung" neigenden
Kunstauffassung des Historismus begründet hegen mag. Bei den
sonstigen Abweichungen bleibt zu bedenken, dass Eberlein die
Vorlage noch vor ihrer 1898 durch die Werkstatt des Münchener
Hofglasmalers Franz Xaver Zettler (1841-1916) durchgeführten
Restaurierung und partiellen Ergänzung kennen gelernt hat.
Die auf der Burg Hohenzollern befindliche Nachbildung wurde von
dem an deren Ausgestaltung maßgeblich beteiligten Grafen Rudolf
Abb. 1:
Glasgemälde an der durchfensterten Balkontür der sogenannten Dienerschaftshalle der Burg Hohenzollern, 1871 angefertigt.
Foto: Feldhahn
Abb. 2:
Von Burggraf Friedrich V. von Nürnberg (reg. 1357-1397, gest.
1398) gestiftetes Fenster in der Kirche St. Kilian im Mittelfränkischen Markt Erlbach.
Foto: Feldhahn
Stillfried beabsichtigte zunächst, das Glasgemälde neben der aus
dem Kloster Stetten bei Hechingen stammenden ältesten bekannten
Darstellung des Zollernwappens im Vorraum der St. Michaelskapelle anzubringen. Nach dem Eintreffen der Kopie wurde jedoch
festgestellt, dass die beiden Glasgemälde optisch nicht nebeneinander harmonierten, weshalb noch im selben Jahr der jetzige Anbringungsort in Betracht gezogen wurde, während sich das Stettener Wappen heute im Nordfenster vor dem Chorraum der Kapelle
befindet.
Torturm der Burg analog zu der im württembergischen Schloss
Lichtenstein eingerichteten „Hirschstube" in „Brackenturm" umzubenennen, was jedoch letztlich nicht verwirklicht wurde. [5]
Anmerkungen
[ 1 ] Harmut Scholz: Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg extra muros. Berlin 2002 (Corpus Vitrearum Meu Aevi, Deutschland Bd. X), S. 283ff. (dort auch ältere Literatur).
[2] Vgl. Rolf Bothe: Burg Hohenzollern. Von der mittelalterlichen
Burg zum national-dynastischen Denkmal im 19- Jahrhundert. Berlin 1979, sowie Ulrich Feldhahn: Rudolf v. Stillfried,
Kloster Heilsbronn und die Burg Hohenzollern, in: Zeitschrift
für Hohenzollerische Geschichte 126. (2005), S. 27-46.
[3] Vgl. die hierzu erhaltene Korrespondenz zwischen Stillfried,
Eberlein und dem Kastellan Heydemann, Geheimes Staatsarchiv-Preußischer Kulturbesitz (GStA-PK), Nachlass StillfriedAlcäntara, Nr. 11.
[4] Karl Theodor Zingeler: Der Bracke im Wappen der Hohenzollern. Görlitz 1898, S. 6ff.
Das Wappen Friedrichs V. war für Stillfried insofern von Interesse,
als dass es nicht nur die von ihm erforschte Bedeutung der Zollern
im Mittelalter unterstrich, sondern zugleich als eines der frühesten
Beispiele der 1317 käuflich erworbenen Verwendung des
Brackenhauptes gelten kann. [4] Diese fortan vom fränkischen
Zweig der Dynastie geführte Helmzier erfuhr im Lauf der Jahrhunderte Veränderungen, blieb aber Bestandteil des königlich-preußischen Wappens und wurde - in süber-schwarz quadrierter Form sogar von den schwäbischen Hohenzollern übernommen. Beim
Wiederaufbau des Hohenzollern fanden Köpfe dieser Hunderasse
u.a. als Konsolen in der Stammbaumhalle und Wasserspeier an
dem heute nicht mehr bestehenden Brunnen im Burggarten Verwendung. Stillfried spielte zeitweilig sogar mit dem Gedanken, den
[5] GStA-PK, Nachlass Stillfried-Alcäntara, Nr. 4.
Im ersten Kapitel mit der Überschrift „Die weiße Frau" (La dame
blanche) werden wir in den letzten Tag des Aufenthalts der Regierungskommission für die Verteidigung der nationalen Interessen
vor ihrem Auszug mit „vagem Ziel in den Alpen" in der Nacht vom
18. auf den 19. April 1945 versetzt. Francis Bout de l'An schildert
uns zunächst Zustände am Vormittag des 18. April: Im Schloss begannen die Bediensteten damit, die Zimmer der Minister und ihrer
Begleitung wieder in Ordnung zu bringen. Am Fuße der Pfarrkirche St. Johann warteten einige zurückgebliebene Franzosen mit
Resten ihres Gepäcks inmitten von flüchtenden Soldaten der
Wehrmacht auf Transportmittel. Ein Oberst der SS verkündete,
dass die französischen Truppen auf der Straße von Tuttlingen her
anrücken. Eine amerikanische Kolonne bedrohe das Lager Heuberg.
Die Stadt Sigmaringen würde am Abend eingenommen werden.
OTTO H. BECKER
„Die letzten Tage der französischen
Regierung von Sigmaringen"
nach Francis Bout de l'An
Teil I
Nach einer Führung durch den Prinzenbau und den Stadtkern von
Sigmaringen übersandte Herr Renaud Bout de l'An mit Schreiben
vom 14. Juh 2003 ein maschinenschriftliches Manuskript seines
Vaters Francis Bout de l'An mit dem Originaltitel „Les derniers
jours du gouvernement frangais de Sigmaringen". Nach dem Anschreiben war der Text 19-50 in Bozen/Südtirol in der italienischen
Zeitschrift „Illustrato" erschienen. Francis Bout de l'An wurde danach 1910 geboren und starb 1977 in Bozen. Er war 1944 als Generalsekretär (secretaire general) der Miliz nach Sigmaringen
gekommen. Nach seiner Ernennung zum Staatssekretär des Innern
für die Aufrechterhaltung der Ordnung (secretaire dlitat ä f Interieur Charge du maintien l'ordre) soll Joseph Darnand am 8.
März 1945 seine Funktion als Chef der Mihz Francis Bout de l'An
übertragen haben. Nach einer Notiz in der Zeitschrift „La France"
Nr. 1 vom 26. Oktober 1944 befand sich das Generalsekretariat der
Mihz übrigens in der Karlstraße 3 und damit im Neuen Prinzenbau
im Sigmaringen.
Bout de FAn hielt unterdessen Ausschau nach einem guten Auto
und nach Benzin, zog die Regierungskommission doch mit halb
leeren Tanks davon. Der Autor hatte Glück. Sein Chauffeur, der die
Nachtwache mit einem Unteroffizier des Flugplatzes Mengen verbracht hatte, organisierte 200 Liter Benzin um den Preis eines
Fordkabrioletts und 50 Paketen Tabak. Der Gewährsmann fuhr
wörtlich fort: „Der zweite Auszug der französischen Regierung begann ohne organisierte Etappen und fast ohne Verpflegung in Richtung Südosten, in das geheimnisvolle Rückzugsgebiet der österreichischen Alpen, wo die SS einen letzten Widerstand gegen die
Eindringlinge aufbauen sollte".
Inhaltlich bietet der Beitrag von Bout de l'An wichtige Informationen
über die Episode „Vichy-Regierung in Sigmaringen", die unsere bisher aus den Aufzeichnungen von Maximilian Schaitel und Alphonse
Stoffels sowie aus der Zeitung „La France" und verschiedenen archivalische Quellen im Staatsarchiv gewonnenen Erkenntnisse ergänzen und erweitern. Der übersandte Text, der insgesamt fast sechs
eng beschriebene Schreibmaschinenseiten umfasst, ist in fünf Kapitel gegliedert. Die ersten beiden Abschnitte, die den Aufenthalt der
französischen Regierung und der mit Ihnen nach Sigmaringen gelangten Landsleute beinhalten, sollen hier als Teü I verkürzt wiedergeben werden. Wichtige Passagen werden unmittelbar aus der
französischen Vorlage ins Deutsche übertragen.
In dem Bericht folgen interessante Details, nämlich: „Die französische Fahne, das gewaltige Banner des Schlachtschiffes Straßburg,
wehte noch auf dem Schloss der Hohenzollern an der Fahnenstange unterhalb der Kaiserkrone. Die Einwohner von Sigmaringen
hatten sich an den Anblick unserer Trikolore gewöhnt. Sie schrieben die Tatsache, niemals bombardiert worden zu sein, vor allem
unserem Nationalemblem am Gipfel des deutschen Schlosses zu".
Danach stammte die Trikolore, die täglich morgens am Mast über
dem Eingangportal des Sigmaringer Schlosses hoch gezogen und
abends wieder herunter gelassen wurde, von dem Schlachtschiff
37
Straßburg, das 1940 bei Oran in Nordafrika der Vernichtung der
französischen Flotte durch die Briten entkommen konnte, dann
aber auf der Reede vor Toulon versenkt worden war. Die geäußerte
Meinung, die Anwesenheit der Franzosen habe Sigmaringen vor
Bombardierung bewahrt, könnte zutreffend sein. Schließlich kann
man an Toten keine Rache mehr üben. Die Sigmaringer schrieben
ihre Rettung selbst jedoch wohl in erster Linie dem Wirken ihres
Stadtpatrons Sankt Fidelis zu.
war weder eine Repräsentation ihres Landes noch ein fähiger Organismus, der militärisch und politisch Deutschland in seinem
Kampf beistehen konnte. Sie bemühte sich lediglich um die Verteidigung der französischen Interessen. Daraus entstand nach der
Meinung des Autors eine Reihe von Intrigen, die dann zu offenen
Auseinandersetzungen führten. Am 6. Januar 1945 errichtete Jacques Doriot mit Unterstützung der meisten deutschen Stellen sein
„Komitee für die Befreiung Frankreichs". Er bekam seinen Rundfunksender , seine Zeitung „Le Petit Parisien", die im Gegensatz
zur Zeitung „La France" von Jean Luchaire stand. Doriot beabsichtigte, die Kommission in Sigmaringen aufzuzehren.
Im Manuskript lesen wir anschließend die folgende Textpassage:
„Ich (Francis Bout de l'An) verbrachte den letzten Abend in Gesellschaft eines Professor, eines Vertrauten des Ministers Deat, der
ein Experte auf dem Gebiet der Rechts und des Spiritismus war. Er
hatte mir geraten, im Verlauf der Nacht sehr aufmerksam zu sein.
"Sie haben die Gelegenheit, das Gespenst (fantöme) der Hohenzollern, die weiße Frau sehen. Wenn Sie das Appartement des Fürsten
belegen, kann sie sich offenbaren . Ich hatte die weiße Frau nicht
gesehen, die gemäß Legende im Augenbhck großer Katastrophen
erscheint, sondern statt dessen die Zimmerfrau, eine Agentin der
Gestapo, die gewöhnlich gewissenhaft meine Schubladen durchwühlte. Sie fragte mich ohne Ironie, ob ich die folgende Nacht bleiben würde".
De Brinon unterstützte Doriot nach Geheimverhandlungen auf der
Insel Mainau, dem Hauptquartier des Befreiungskomitees. Deat
und Darnand wandten sich mit der Unterstützung des in Ungnade
gefallenen deutschen Botschafters Abetz gegen den so genannten
"Verrat von de Brinon". Im großen Salon der zweiten Etage des Sigmaringer Schlössen fanden, wie Bout de l'An berichtet, „stürmische Sitzungen" statt. Die Schlacht leitete Deat. Im Beisein des
neuen deutschen Botschafters Reinebeck soll er gesagt haben:
„Wir haben kein Verrauen zu Herrn de Brinon und wir erkennen
weder seine Vereinbarung mit Doriot noch seine Autorität an".
Doch auch der Tod Doriots [am 22. Februar 1945] durch Beschuss eines alliierten Flugzeugs bei Sigmaringen vermochte die
Streitereien nicht zu beenden. Es gab nämhch weiterhin zwei Rivalen [Deat und Darnand], die sich gegenseitig verhöhnten. Jede
deutsche Stelle, wie z, B. die Wehrmacht, die SS, das Auswärtige
Amt, unterstützte die eine oder andere französische Partei.
Im zweiten Abschnitt, überschrieben mit „Acht Monate Auseinandersetzungen" (Huit mois de disputes), verschafft uns der Autor
eindrückliche Einblicke in die Absichten der nach Sigmaringen gekommenen Franzosen und deren Beziehungen untereinander. Wie
der Autor ausführt, hatte selbst die drohende Gefahr keine Einigkeit unter den einzelnen Mitgliedern der französischen Regierung,
auch den Flüchthngen gegenüber, geführt. Die Uneinigkeit war, wie
der Gewährsmann schrieb, Ende August (im Text: September)
1944 entstanden, als in Beifort Ministerpräsident Laval ebenso wie
die Mehrheit der Minister ihr Ämter niederlegten, nämlich Abel
Bonnard, Bichelonne, Gabolde und Paul Marion. Letztere nannte
man die „passiven Minister" im Unterschied zu den „aktiven Ministern", den fünf Mitgliedern der neuen Regierungskommission für
die Verteidigung der nationalen Interessen Marcel Deat (zuständig
für Arbeit), General Bridoux (zuständig für die Kriegsgefangenen),
Joseph Darnand (zuständig für die Miliz und die Organisation der
Streitkräfte an der Ostfront) und dem Journalisten Jean Luchaire
(zuständig für Propaganda) unter dem Vorsitz des Botschafters
Fernand de Brinon. Nach Bout de fAn bildete die Regierungskommission keine Einheit, deren Grund vermutlich in der Mitgliedschaft der beiden Parteivorsitzenden Marcel Deat und Joseph
Darnand beruhte; die de Brinon abwechselnd unterstützte.
Der malerischste unter den Proteges war, wie Bout de l'An weiter
ausführt, General [Besson-Rapp], Chef der Gruppe der freiwilligen
Franzosen (groupe des volontiers frangais), der eine aufwändige
Uniform, vergleichbar mit der Görings, trug. Die Fahne der Gruppe
bestand aus der Trikolore, versehen mit dem Kreuz des Heiligen
Ludwig und dem Monogram Karls des Großen. Die Anhänger sollen sich dazu verpflichtet haben, fünf Jahre in Ehelosigkeit zu leben. Dennoch soll die Gruppe keine Rekrutierungsschwierigkeiten
gehabt haben. Am Sitz des Kommandanten im Westen der Stadt Sigmaringen befand sich nach der Vorlage ein großer Anschlag, der
einen am Hinrichtungspfahl hängenden Erschossenen zeigt und
die Legende trug: „Du, der du hierher kommst, um uns zu verraten, schaue, was du erwartest".
Nach den weiteren Ausführungen des Autors ignorierte Marschall
Petain die französische Kolonie von Sigmaringen, Er betrachtete
sich als Gefangener und empfing niemand (Le Marechal ignorait la
colonie frangaise de Sigmaringen. Ii se considerait comme prisonnier et ne recevait personne). Man sah ihn lediglich sonntags bei
der Messe um 10 Uhr in der [fürsthehren] Loge der Pfarrkirche St,
Johann. Jeder aber soll sich auf seine Machtbefugnis berufen haben; sein Name kehrte ohne Unterlass in den schrillen Auseinandersetzungen unter den Exilanten wieder, waren es Streitereien
um Nahrung, Wohnung oder um die polische Orientierung. Die
Soldtaten verachteten die Arbeiter. Die Arbeiter verachteten die
Funktionsträger im Schloss. Die Bewohner der Flüchtlingslager betrachteten sich allmählich wie Ausgestoßene. Hinzu kamen die
ehrgeizigen Ziele der Parteichefs sowie die Ungeduld und der Groll
der Militanten. Die deutsch-französische Kollaboration erlitt in
diesen acht Monaten des Elends und der schwindenden Hoffnungen einen empfindlichen Rückschritt.
Es gab somit zwei Regierungen, nämhch die alte und die neue, die
in gefährlicher Nachbarschaft im Sigmaringer Schloss wohnten,
wobei die passiven Minister, da sie früher angekommen waren, die
besseren Appartements bewohnten. Laval, dem das von Petain abgelehnte Appartement Kaiser Wilhelms II. zur Verfügung gestellt
worden war, enthielt sich jeglicher politischer Betätigung. Er erlernte vielmehr die deutsche Sprache, sah den Milizionären beim
Angeln in der Donau zu und unterrichtete sich über die Ernährung
der Rinder in Württemberg. Dennoch erhielt er nach Auffassung
gewisser aktiver Minister zu viele Besuche. Laval wurde zu seiner
großen Befriedigung schließlich im Schloss Wilflingen in Verbannung geschickt, obwohl seine Garde in diesem isolierten Dorf einen Angriff von Fallschirmjägern befürchtete.
Der Weggang Lavais bedeutete keine Ruhe für Sigmaringen. Die
Regierungskommission war nämhch keine wahre Regierung. Sie
(Fortsetzungfolgt)
38
CHRISTIAN H. FREITAG/ RICHARD HAIDLAUF
in Sigmaringen schließlich wieder Tritt gefasst und verfügte per Erlass, dass die Straßenarbeiten wiederaufzunehmen seien, notfalls
unter dem Zwang einer „Militär-Exekution". Um keinen Zweifel an
der Ernsthaftigkeit dieser Androhung aufkommen zu lassen, wurde
unverzüglich die Aufstellung einer 20-köpfigen „Exekutionsmannschaft" vorbereitet, die „mit Munition (zu) versehen" und so zusammenzustellen sei, dass „keine aus dem Oberamt Wald gebürtigen Soldaten dafür verwendet" würden. Den renitenten Gemeinden setzte
man eine Frist von drei Tagen zur „Rückkehr zum Gehorsam".
Die Kalkofer Steige - ein frühes
Großprojekt des Straßenbaues in
Hohenzollern
(Fortsetzung)
Widerstände
Starke Worte, starker Tobak in der Vorweihnachtszeit. Ob die Fürstliche Regierung dann über die Festtage doch Angst vor der eigenen
Courage bekam? Dies vielleicht nicht zuletzt vor dem Hintergrund
revolutionär-politischen Wetterleuchtens? In den 1830er Jahren
wurden nämlich, wie E. Gönner in seiner Studie über die 1848er
Revolution in Hohenzollern schreibt, „alle Schichten der Bevölkerung ... von einer inneren Unruhe erfasst". Und: „Die Ahnung eines
kommenden Unheils lag in der Luft. Meldungen über Katastrophen
und Revolutionen stärkten den Glauben an eine bevorstehende,
zwangsläufige Änderung der Dinge." (Gönner, S. 32/33)
Die drei, nun ja offen aufsässigen Gemeinden suchten sich in Person des Sigmaringer Advokaten Wurth Rechtsbeistand, um so ihre
Interessen gegen den zunehmenden Druck seitens der, wie sie tituliert wurde, „Hochfürstlichen Hochpreislichen Regierung" vertreten zu lassen. Würth wies in einer Eingabe vom 20. Januar 1832
darauf hin, dass die durch ihn vertretenen Gemeinden der Straße
„immer entgegen getreten" und „der so betitelten Übereinkunft
(die Frohnleistung betreffend - Vf.) niemals beigetreten" seien. Im
übrigen hätten diese Gemeinden „schon mehr als den zugesicherten Beitrag an Frohnen geleistet, obgleich die Straße kaum zu einem Drittel vollendet" sei, „woraus sich die Folgerung ergibt, dass
der noch bevorstehende Aufwand die Kräfte der Contribuzenten jedenfalls übersteigende Summe von 10000 fl belaufen wird,
während die Straßenbauinspektion", so des Rechtsanwalts gekonnter Seitenhieb, „den Betrag sämtlicher Kosten auf 4500 fl zu
berechnen beliebte". Peinlich für die obere Landesbehörde, aber
wahr!
Wie zu erwarten gab es in der Folge zunächst einmal viel juristisches Hin und Her und Schuldzuweisungen zwischen den Ämtern.
Der Frühling, der Sommer und der Herbst gingen durchs Land die Baustelle an der Steige lag still. Im Dezember 1832 hatte man
Wie auch immer - zum neuen Jahr tönte es aus Sigmaringen deutlich gemäßigter. Im „Geheimen Conferenz-Protokoll" vom 8.1.
1833 hieß es nun, es solle zunächst einmal eine „Abschätzung der
bisherigen Frohnarbeiten" vorgenommen und „in Güte" versucht
werden, „auf die Weiterarbeit... bei geeigneter Witterung... zu
drängen". Damit „werde der Sache besser gedient sein". Mit anderen Worten: Sigmaringen ging auf De-Eskalationskurs.
Wenige Tage später kam es im Haus Schernegg zu einem Treffen
der Kontrahenten. Aus Sigmaringen war Steuerkommissär Horn,
als Vertreter des Oberamts Wald Zinsmeister Wächter angereist.
Geladen waren die „Vorsteher und Ausschüsse der Gemeinden des
^
;
£
v
K-n.J
p
Y / <7 ,
f ' Y ^
ry^Z. fr i.
Abb 2:1827: Die Kalkofer Steige im Entwurf
(aus: StA Sig, Ho 26, T1, Nr.436)
39
W M - ,u
"
"
1 C&yr.-Sy 1 I «y • / •
=
* -.'iCt
• -
Bezirks Hohenfels", denen allerdings gleich eingangs eröffnet
wurde, dass seitens der Sigmaringer Regierung „auf der Frohnleistung unnachsichtig bestanden werde und nur die bisher für den
Straßenbau ungeeignete Witterung den Vollzug der ... Höchsten
Entschließung verzögert habe". Erwartungsgemäß zeigt sich Kalkofen „unbedingt" bereit, die Arbeiten wiederaufzunehmen, Liggersdorf und Selgetsweiler spielten auf Zeit, meldeten Beratungsbedarf „mit der Bürgerschaft" an, um dann zu erklären, wieder
mitarbeiten zu wollen, wenn auch die anderen Gemeinden die Arbeit wieder aufnähmen. Mindersdorf; Deutwang und Oberndorf
beharrten indes auf ihrem ablehnenden Standpunkt und verlangten „eine unparteüsche Einschätzung" der bereits geleisteten und
noch zu leistenden Arbeiten.
gedrohten Militäraküon gegen seine Mandaten. Im übrigen sei die
„projektierte Straße
mehr das Werk einer besonderen Liebhaberei, als das Gebot der Notwendigkeit", ja man könne eigentlich
in dieser Straße eigenthch „nur einen Bequemlichkeitsweg erkennen, der wenigstens" - so Würths neue Hochrechnung „15000 fl kosten" werde.
Finale
Wahrscheinlich beeindruckt von den harten Fronten und überdies
wohl auch politisch nicht willens zu rigorosem Durchgreifen entschloss man sich in Sigmaringen dazu, ab April 1833 die noch ausstehenden Leistungen, namentlich die An- und Abfuhr von Baumaterial sowie die Handwerksarbeiten „zu verakkordieren", d.h. öffentlich zu vergeben, um so die Arbeiten an der Straße wieder in
Gang zu bringen.
Auch Advokat Würth legte nach: in einem Plädoyer vom 4. Februar
1833 verurteüte er den „rechtsverhöhnenden Beschluss" der an-
Abb. 3:1848: die neue Kalkofer Steige - prägnant im Kartenbild von Nord nach Süd (aus: Topogr. Karte über das Großherzogtum Baden, 1848)
40
Dinge von einer Strafverfügung Umgang zu nehmen". Die Kosten
übernahm die Staatskasse.
Zu diesem Zweck wurden Kreditmittel bei der Landeskasse aufgenommen. Die Fleißigsten am Bau waren - aus den bekannten Gründen - wieder die Kalkofer. Ende Mai 1833 stellte das Oberamt Wald
fest, „dass der größere Teil der Bürger von Kalkofen die zugeteilten Wegstrecken in zwei Tagen vollendeten und jene, welche die
größten und schwierigsten Stellen enthielten, damit in 4 Tagen
ohne besondere Anstrengung, und ohne fremde Hilfe, fertig wurden!". Hieraus ergebe sich „augenfällig, wie absurd und gänzüch
aus der Luft gegriffen die Behauptung der die Frohn verweigernden
Orte: Mindersdorf, Deutwang und Oberndorf, deren Beispiel auch
Liggersdorf und Selgetsweiler nach sich zog, gewesen sei" , nämhch die Behauptung, „dass dieser Straßenbau ihre Kräfte übersteige, und als eine Zumutung betrachtet werden müsse". Der Bericht zusammenfassend: „Es ist wirklich schade für das viele Geld,
welches dem Eigensinn und der Starrköpfigkeit dieser Leute statt
Frohnen geopfert werden muss.
Menner
Nachhaltiger trafen die finanziellen Nachwehen des Straßenbaus,
wie schon erwähnt, den Kalkofer Stabhalter. Sicherhch war Jakob
Menner das eine oder andere Mal von der Behörde ob seines Engagements gelobt worden. Man bescheinigte ihm, dass er „sich wesentliche Verdienste um die Ausführung dieses Bauwesens durch
sein Beispiel, durch unermüdliche und uneigennützige Tätigkeit
erworben" habe und dass er durchaus „als ein sehr rechtschaffender zuverlässiger Mann" gelten könne.
In der Tat hatte Menner während des Baus auch eigene Mittel für
Rechnungen und Löhne verauslagt, die ihm allerdings entweder
überhaupt nicht oder nur nach langwierigem Gezerre mit den Sigmaringer Behörden rückerstattet wurden. Resignierend bemerkte
er in einem seiner vielen Bittgesuche um Rückzahlung: „Ich würde
in Zukunft kein solches Geschäft mehr annehmen, auch wenn man
mir 1000 £1 gebe".
Von April bis Ende November 1833 wurden weitere 5206 Gulden
verbaut. Der Kalkofer Stabhalter Menner, den man mit der Bauleitung und Rechnungsführung vor Ort betraut hatte, bekam bald den
(jetzt oft unterschwelligen) Unmut auf der Baustelle zu spüren. In
mehreren Schreiben an die Fürstliche Regierung beklagte sich
Menner über stockende oder gänzlich ausbleibende Zahlungen
aus Sigmaringen: „Ich habe nicht nur für alle meine unzähligen
Gänge und Schreiberei in dieser Angelegenheit bis jetzt noch keinen Heller als Gebühr angesetzt, sondern überdies für Maurer,
Ziegler, Steinbrecher, Tagelöhner p.p. ohne hierfür einen Kreuzer
Zinsen zu verlangen, ausgelegt." Darüber hinaus „wurden mir statt
des wohlverdienten Dankes von den Untertanen der Herrschaft Hohenfels nur Flüche und Schmähworte zuteil". Kurz: der Kalkofer
Diener bekam die Prügel, die eigentlich den Sigmaringer Herren
galten...
Anlässlich des 100jährigen Bestehens der Kalkofer Steige charakterisierte der Liggersdorfer Pfarrer Reiber Stabhalter Menner wie
folgt: „Er war vermögend und ein freigebiger Mann. Den Arbeitern
am Straßenbau hat er oft einen Trunk gespendet. Aber da er selbst
den Trunk hebte, ist er arm gestorben." (Reiber 1935) Nun, ganz
so simpel war's wohl nicht, Herr Pfarrer!
Ausblick
Seit nunmehr 170 Jahren, eingewachsen in die Hohenfelser Landschaft, dient die Kalkofer Steige dem Nah- und Fernverkehr im Bodenseehinterland. Während dieser Zeit ist sie mit hohem Aulwand
unterhalten, erweitert und modernisiert worden. Vor allem zwischen 1988 und 1995 ist die heute als L194 geführte Straße durch
umfangreiche Ausbauten - wie die Erweiterung von Kurven, Hangsicherungen, den Einbau von Leitplanken, das Anlegen eines Radwegs und anderes mehr - in den Stand gesetzt worden, auch das
Verkehrsaufkommen unserer Tage zu bewältigen.
Nachspiel
Im Frühjahr 1836 schließlich, nach über 7 Jahren Bau und Streit,
war die Straße endhch nutzbar. Die Gesamtkosten summierten sich
schließlich auf 16376 Gulden, d.h. das Dreieinhalbfache der ursprünglich veranschlagten Mittel - eine selbst nach heutigen Maßstäben stattliche Kostenüberschreitung, die von der Landeskasse zu
tragen waren.
In diesem Sinne: „Ad multos annos, alte Mennersteige!"
Quellen und Literatur
Angesichts dieser Umstände wurde von der fürstlichen Regierung
eine Untersuchung eingeleitet, um gegebenenfalls die StraßenOber-Inspektion „zur Verantwortung zu ziehen". Ein Jahr später
lag der Prüfungsbericht vor: in der Tat habe man sich seitens der
Straßen-Inspektion zum einen bei den Kosten der Frohnarbeit verschätzt („... nicht in der Lage, zu beurteilen ob diese Preise den
örtlichen Verhältnissen entsprechend seien oder nicht"). Zum anderen seien durch die ursprünglich ja nicht vorgesehene „Akkordarbeit" bedeutend höhere Kosten angefallen. Auch die Aufwendungen für die Entschädigungszahlungen beim Grundstückserwerb hätten sich als fast dreimal so hoch wie veranschlagt erwiesen. Zur Rechtfertigung verwies man abschließend - durchaus
behebt bei Behörden - auf mangelnde Personalausstattung: „In einem größeren Amte... würde ein solcher Fall nicht möglich sein".
- Staatsarchiv Sigmaringen, Ho 86, T 1, Nr.436 u. 508
Anm.: Alle nicht anderweitig gekennzeichneten Zitate im Text
Die Untersuchung, wer nun schlussendlich für das finanzielle Debakel verantwortlich sei, zog sich noch über Jahre hin. Im Oktober
1839 kam das innerbehördliche Verfahren endlich zu einem auch
für heutige Leser kaum überraschenden Abschlussurteil:
„Obwohl die Fürstl. Ober-Straßen-Inspektion nicht vollkommen
gerechtfertigt erscheine, so sei doch bei der damaligen Lage der
- Anton Heimes: Vom Saumpferd zur Transportindustrie. Weg und
sind o.a. Aktenbestand entnommen.
- Sammlung der Gesetze und Verordnungen für das Fürstentum
Hohenzollern Sigmaringen von den Jahren 1821 bis 1826. Sigmaringen 1827
- Karl Theodor Zingeler/ Wilhelm Friedrich Laur: Die Bau- und
Kunst-Denkmäler in den Hohenzollern'schen Landen. Stuttgart
1896
- Der Landkreis Konstanz. Amtliche Kreisbeschreibung, Band IV.
Sigmaringen 1984
- August Reiber: „100 Jahre Kalkofener Staig", in: Heimatklänge
1/1935
Bedeutung des Straßengüterverkehrs in der Geschichte. Bonn
1978
- Eberhard Gönner: Die Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen Fürstentümern und deren Anschluss an Preußen.
Hechingen 1952
41
Die Entfernung von Rottenburg nach Burladingen - zuerst auf der
Straße nach Rottweil und ab Rangendingen dann entlang der Starzel - beträgt etwa 30 km und hätte somit allenfalls für Ochsenkarren eine Zwischenstation erfordert. Für eine gewerblich betriebene
Straßenstation hätte sich Rangendingen an der Abzweigung wegen
des höheren Verkehrsaufkommens eher angeboten als das an der
Nebenstrecke im Starzeltal 4 km abseits gelegene Hechingen-Stein.
Die wirtschaftliche Basis dieser großen Gutsanlage bei Stein im
Durchbruch der Starzel durch die Keuperschichten im Albvorland
kann somit dort eine vermutete Straßenstation wohl kaum gewesen
sein. [9] Auch Vorspann für Schwerlastverkehr - sofern hier auf die
Alb hinauf überhaupt diskutabel - wäre erst südlich von Hechingen
im Killertal notwendig gewesen.
HANS-DIETER LEHMANN
Zur Römerstraße im oberen Starzeltal
und Straßenstationen daran
Westlich vom Kastell Burladingen-Hausen wurde vor einigen Jahren ein römisches Gebäude aufgedeckt und untersucht, weil es
durch die neue Trasse der Bundesstraße B 32 partiell zerstört
wurde. Der Ausgräber hat in dem Bau eine Straßenstation (Mansio) erkannt: der Grundriß passe weder für einen Gutshof noch für
eine Badeanlage in römischer Zeit. [1] Auch die Lage über dem Killertal - vor der Wasserscheide zwischen Starzel und Vehla mit
dem Kastell und der östlich anschließenden Zivilsiedlung (Vicus) dürfte bei dieser Interpretation des Befundes eine Rolle gespielt
haben.
Die Aufteilung Südwestdeutschlands in römischer Zeit legt für die
Befunde bei Burladingen eine Funktion an einer Binnengrenze
nahe. Das Kastell war in spätvespasianischer Zeit wie die anderen
Lager im Umfeld von Rottweil zur Sicherung des Raumes am oberen Neckar angelegt worden. [ 10] Mit der Vorverlegung der Reichs-
Eine Straßenstation setzt natürlich eine Straße dabei voraus. Eine
in römischer Technik ausgebaute Straße von Burladingen durch
das Killertal ins Albvorland hinunter ist bis heute im Gelände nirgends nachgewiesen. [2] Diese schon 1912 von E. Nägele getroffene Feststellung wurde 1990 von H. Reim als zuständigem Archäologen bestätigt. [3] Nägele hatte dafür auch schon die Erklärung: der bequeme Albaufstieg entlang der oberen Starzel war
schon in vorrömischer Zeit und selbstverständlich auch von den
Römern für den zivüen Verkehr genutzt worden, für das römische
Heer war er aber bei der Okkupation des Raumes nicht von Interesse, weil die Straßen im Albvorland erst angelegt wurden, als das
Burladinger Kastell seine Bedeutung verlor. [4]
grenzen an den mittleren Neckar am Ende des ersten Jahrhunderts
waren diese Kastelle bedeutungslos geworden; aus Burladingen
wurden die Truppen zu Beginn des zweiten Jahrhunderts abgezog e n e n ] Der Bereich des obergermanischen Heeres im Neckarland wurde der Germania Superior zugeschlagen; die Albhochfläche gehörte weiterhin zu Rätien. In späterer Zeit waren diese beiden Provinzen einerseits zugehörig zum Reichsteil Gallien und andererseits zu Italien. An der Grenze zwischen diesen beiden Reichsteilen wurde ein Zoll erhoben in Höhe von 2,5 % des Warenwertes. [12] Unter der Voraussetzung, daß dieser Zoll auch schon im 2.
und 3- Jahrhundert zugunsten des römischen Fiskus eingezogen
wurde, bot sich das in Burladingen aufgelassene Kastell mit der ihm
vorgelagerten Straßenstation als Zollstelle geradezu an: auf rätischem Boden kamen drei Straßen hier zusammen, der Verkehr im
Killertal war von der Paßhähe aus leicht zu überwachen. Gespanne
oder Lasttiere waren am Neubronnen zu versorgen, ihre Herren
konnten in der Mansio darüber auf ihre Abfertigung warten.
Die Grabungen in Burladingen haben auf der Wasserscheide und
östlich davon mit Kalkschotter befestigte Strafen ans Tageslicht gebracht: die quer über den Paß kreuzende Alblimesstraße und auch
eine nach Osten ins Vehlatal laufende Verbindung zur Donau. [5]
Eine in gleicher Weise befestigte Straße nach Westen konnte nicht
beobachtet werden; es sind auch keine älteren Beobachtungen
dazu aus der Zeit des Baues der Eisenbahn und der Straße daneben bekannt. Ein nicht speziell in römischer Technik befestigter
Weg wäre sicherlich auch kaum von der neuzeitlichen Verbindung
zu unterscheiden gewesen, die vor dem Ausbau der Straße im
19Jahrhundert bestanden hatte. Die Archäologen vermuten heute
für die römische Trasse eine Führung, die vom Ost- zum Westtor
durch das Kastell hindurch und südlich an der Mansio vorbei ins
Tal hinabgeführt haben soll. [6] Eine Führung durch das Lager hindurch ist nur nach dessen Auflassung denkbar; außerdem steht
sein Westtor unmittelbar über der Hangkante des von Süden kommenden Seitentälchen, in welchem die Straße von 1881 eine Kehre
um den „Neubronnen" gemacht hatte. Da auch in der Kastellzeit
eine Verbindung ins Tal hinab existiert haben muß, kann sie nur
nördlich von Kastell und Mansio gelaufen sein im Zug der späteren
und der heutigen Straße. Sie muß recht steü gewesen sein, wenn
zur Minderung der Steilheit 1881 extra eine Kehre angelegt wurde.
Auch die Eisenbahn gewinnt diese letzte Steigung vor der Paßhöhe
nur in einem tiefen Einschnitt.
Parallelen zu einer solchen Zollstelle sind auch in der näheren
Umgebung denkbar: im Raum Ebingen - Lautlingen müßte eine
entsprechende Einrichtung für den Verkehr auf der ausgebauten
Straße über die Wasserscheide zwischen Eyach und Schmiecha
und weiter zur Donau bei Laiz existiert haben, weniger bedeutend
könnte eine Zollstelle bei Willmandingen gewesen sein. Hierher
kam von Rottenburg her ein Albaufstieg durch das obere Steinlachtal, der jenseits vom Sattel ,Jux" (von jugum) die Lauchertquelle erreichte. Grabungen wurden bei Willmandingen noch nicht
gemacht: römische Funde sind bekannt von der „Bettburg", ein Lesefund stammt aus Flur „Steinmäuerle" westlich vom Oberdorf am
Lauchertursprung.
Ein Glanzstück der Ausstellung „Die Römer in Hohenzollern" im
Herbst 2005 im Hohenzollerischen Landesmuseum in Hechingen
ist eine römische Gemme aus Burladingen. [13] Sie zeigt eine
Truhe [?] mit einem Adler darauf, der im Schnabel einen Kranz
hält. Wer könnte einst der Besitzer des Ringes gewesen sein, zu
welchem diese Gemme gehört hatte - der Zahlmeister der Burladinger Garnison oder später ein Zolleinnehmer dort ?
Straßenstationen an römischen Fernstraßen wurden im Abstand
von etwa 25 Meilen (37 km) und vorzugsweise am Rand größerer
Siedlungen angelegt. [7] Für den schnellen Verkehr in der Ebene
entsprach diese Distanz etwa einer Tagesleistung; für den Schwerlastverkehr auf zweispännigen Ochsenkarren ist als Tagesleistung
allenfalls eine Entfernung von 10 - 1 5 Meilen (15 - 22 km) anzusetzen. [8] An starken Steigungen dürfte Bedarf für Vorspann bestanden haben.
Anmerkungen
[ 1 ] Jörg Heiligmann: Ausgrabungen in der römischen Siedlung bei
Burladingen, Zollernalbkreis. Archäologische Ausgrabungen
in Baden-Württemberg (AAiBW) 1984,96-101 bes. S. 100.
42
[2]
Hartmann Reim: Grabungen im Randbereich der römischen
Zivilsiedlung bei Burladingen, Zollernalbkreis. AAiBW 1990,
137-139 bes. S.138.
[3]
Eugen Nägele: Römisches Kastell bei Burladingen. Bl.d.
Schwäb.Albver. 24(1912) Sp. 137 - 140, bes. Sp. 138.
[4]
Ebenda, vgl. Jörg Heiligmann: Die Albkastelle im Rahmen der
römischen Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands in
flavisch-trajanischer Zeit. Forschungen und Berichte zur Vorund Frühgeschichte in Badenwürttemberg 35 (1990) bes.
S.197.
[5]
Hartmann Reim: Zum Abschluß der Ausgrabungen im Gewerbegebiet „Kleineschle" bei Burladingen, Zollernalbkreis.
AAiBW 1997, 55 -58, bes. Abb.30.
[6]
ebenda sowie Heiligmann (wie Anm.l)Abb.80.
[7]
Helmut Bender: Römischer Straßen- und Reiseverkehr. In:
Römer zwischen Alpen und Nordmeer. L.Wamser (Hg.)
2000. Katalog-Handbuch zur Landesausstellung Rosenheim.
S. 255 - 263 bes. S.262.
[8]
Dietwulf Baatz: Das Leben im Grenzland des Römerreichs.
In: Die Römer in Hessen. D. Baatz, F.-R .Herrmann (Hg.)
1982 S.84 - 156 bes. S.97.
[9]
Stefan Schmidt-Lawrenz: Die römische Gutsanlage von Hechingen-Stein. Führer zu archäologischen Denkmälern in
Baden-Württemberg 21 (1999) S.57.
[10] Heiligmann (wieAnm.4) S.191ff.
[11] Ebenda S.197.
[12] Baatz (wie Anm.8) S. 92.
[13] Die Burladinger Adlergemme wurde 1974 bei Arbeiten an
der B 32 im Aushub gefunden und ist in Privatbesitz. Der eingravierte Adler ist von halbrechts vorn gezeigt und sitzt auf einer breit-rechteckigen Basis mit Profilen oben und unten
(Truhe ? Altar ?). Das erhobene und rückwärts gewandte
Haupt hält im Schnabel einen Kranz mit Binden. Am linken
Rand des Steines ist ein Palmzweig, am rechten eine Ähre
eingraviert. Ähnliche Gemmen sind aus Ungarn und England
bekannt. Das Adlersymbol kann für Jupiter oder aber für den
römischen Kaiser und das Reich stehen. Der Siegeskranz
spricht eher für einen militärischen Sinngehalt.
Königssohn, der seine Verlobung mit einer französischen Prinzessin löste, um eine Pilgerfahrt zu unternehmen. Die Legende erzählt,
daß ihm auf dem Rückweg Engel eine Brotspeise reichten, mit der
er unterwegs auch die Heiligen Willibald und Wunibald nährte.
Nach mancherlei Wundertaten soll er sich in der Nähe von Nürnberg als Einsiedler niedergelassen haben.
HERBERT RÄDLE
Der heilige Jakobus als Pilger - Ein
Tafelgemälde des Meisters von Meßkirch
Die bildhafte Vorstellung vom "Leben als einer Pilgerfahrt" ist im
christlichen Abendland bereits seit dem Mittelalter verbreitet. Auch
in verschiedenen Kirchenliedern hat sich diese Vorstellung niedergeschlagen, so etwa in dem Lied: "O heilige Seelenspeise auf dieser
Pilgerreise, o Manna, Himmelsbrot"...
Bekannte Wallfahrtsorte, also Pilgerziele, waren im Mittelalter Aachen, Rom, Jerusalem oder Santiago de Compostela. Auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela im Nordwesten Spaniens
wanderten seit dem 10. Jh, Pilgerscharen aus allen Ländern Europas, darunter auch aus Böhmen, Österreich, Polen und dem Ostseegebiet. Die meisten waren zu Fuß unterwegs, doch aus den Hansestädten des Ostseeraums fuhr man meist auf dem Seeweg nach
Santiago. In einem Bericht über eine Schiffsreise von Stralsund
nach Santiago erfahren wir das makabre Detail, daß ein Pilger von
zweien seiner Mitpilger erstochen wurde. Es gibt aber auch Nachrichten etwa von pommernschen Pilgern, die von Pommern aus
den gesamten Weg zu Fuß zurücklegten.
Im späten Mittelalter bildete sich in manchen deutschen Adelsfamilien sogar eine Art Pilgertradition heraus. So folgte 1462 der
Nürnberger Patrizier Sebald Rieter den Spuren seines Vaters Peter,
der bereits 1428 nach Santiago gepilgert war. Sebald Rieter reiste
nicht allein, sondern eine Gruppe von zehn Gleichgesinnten zog
mit ihm von Adelshof zu Adelshof durch Frankreich und Spanien.
Aus Rieters Bericht erfahren wir, daß edle Herren ihre Wappen im
Chor der Kathedrale von Santiago de Compostela aufzuhängen
pflegten. Die geschilderte Fahrt Sebald Rieters war wohl nur bedingt aus religiösen Gründen unternommen worden. Es war im 15.
Jh. gewissermaßen schick geworden, nach Santiago zu pilgern. [ 1 ]
Auch Sankt Sebaldus, der Stadtheilige Nürnbergs, war einst Pilger
gewesen, und als solchen hat ihn 1518 Albrecht Dürer dargestellt
(Abb. 1). Sebaldus war nach Nürnberger Legenden ein dänischer
Abb. 1:
Albrecht Dürer, Der heilige Sebaldus, 1518,
171 x 127 mm, Bildnachweis: Panofsky 389; Knappe 310
43
Nach seinem Tod spannten sich, wie es heißt, Ochsen von selbst an
den Wagen, um seinen Leichnam in das Nürnberger Peterskirchlein zu bringen, an dessen Stelle später die Sebalduskirche errichtet wurde (Ein Modell von ihr trägt der Heihge auf unserer Graphik: vgl. Abb. 1).
ler und Bildhauer des 16. Jahrhunderts haben sich daraus Anregungen für eigene Arbeiten geholt. Und so hat sich offensichtlich
auch der Meister von Meßkirch mit seinem Jakobus-Bild von dem
in Abb. 1 gezeigten Dürerblatt anregen lassen. [2]
Ähnlichkeiten in der Darstellung der auf den beiden Bildern dargestellten Heiligen sind nicht zu übersehen, wie im Folgenden
näher ausgeführt werden soll (vgl. Abb 1 mit Abb. 2).
Für den in der Nürnberger Sebalduskirche aufbewahrten Sarkophag mit den Reliquien des Gottesmannes wurde genau um die
Entstehungszeit unseres Dürerblattes (nämlich um 1518) in der
Vischer-Werkstatt das monumentale Bronzefreigrab geschaffen,
das heute noch in der Kirche zu sehen ist.
Beide Figuren sind zunächst, vom Umriß her gesehen, außergewöhnlich breit, sie wirken untersetzt. Ähnlich ist auch die Haltung
der mit Beinkleidern bekleideten Beine, wobei der Hl. Jakobus
(als solcher erkennbar auch an den am Gewand applizierten Jakobsmuscheln) barfuß geht, während Sebaldus Schuhe trägt. Daß
das Beinkleid des Jakobus am rechten Knie zerrissen ist und daß
er barfuß geht, scheint darauf hinzuweisen, daß er nach der Vorstellung des Malers unter die Räuber gefallen ist, so wie das vielen
Pilgern damals geschah. [3]
Der "Hl. Jakobus als Pilger" Vergleich mit dem Dürerholzschnitt von 1518
Das Dürerblatt von 1518 war natürhch auch dem Meister von
Meßkirch bekannt: war doch die Dürer'sehe Druckgraphik in
großen Auflagen unters Volk gebracht worden, und zahlreiche Ma-
Beide haben einen Heiligenschein, sie tragen einen Pilgerhut auf
dem Kopf und in der Hand einen Rosenkranz, der auf frommes Beten weist. Beide bheken aus ihren bärtigen Gesichtern finster
drein, wobei der Blick des Meßkircher Jakobus entschlossen auf
den noch vor ihm hegenden Weg gerichtet ist, den er, in einer
Linkswendung des Körpers und mit energischem Griff der Rechten
nach dem mächtigen Wanderstab, gerade wieder aufzunehmen
scheint.
Abb. 2: Meister von Meßkirch, Hl. Jakobus d. Ä. als Pilger, um
1536-1538, Linke Innenansicht eines ehemaligen Flügelaltars,
Fichte, 51 x 29 cm, Goldgrund, Heiligenschein vergoldet mit eingravierten Strahlen, Herkunft: wohl von einem "Hl. Jakob und
Dionysius"-Altar aus St. Martin, Meßkirch. Das Pendant, die Darstellung des Hl. Dionysius, befand sich früherauf Schloß Lichtenstein bei Urach, heute als Leihgabe in der Staatsgalerie Stuttgart.
Bildnachweis: C. Grimm undB. Konrad, wieAnm. 2, S. 239
Abb. 3: Meister von Meßkirch, Die HU. Sebastian und Rochus
mit Engel, kurz vor 1536 (nach Feurstein), Rechter Standflügel
des Falkensteiner Altars, Tanne, 51 x 31 cm, Goldgrund. Bildnachweis: C. Grimm undB. Konrad, wieAnm. 2, S. 217
44
Anmerkungen:
Diese Köperdrehung, durch die die Gestalt des Meßkircher Jakobus unten in Vorder- und oben fast schon in Seitenansicht, also im
Profil, erscheint, ist die markanteste Abweichung vom Dürer'schen
"Vorbild" und verdient (abgesehen von der großartigen Farbigkeit
natürlich!) besondere Beachtung. Sie ist, wie sich zeigen läßt, ein
Stilmittel, das der Meßkircher des öfteren verwendet.
[1]
K. Herbers, Deutsche Pilgerfahrten nach Santiago de Compostela und Spuren des Jakobskultes in Deutschland, in: Paolo
Caucci von Saucken (Hrsg.), Santiago de Compostela, Pilgerwege, Augsburg (Weltbüd Verlag) 1995, S. 297-331
[2]
Was die Herkunft des Jakobus-Büdes (Abb. 2) betrifft, das
sich heute in den Fürstenberg-Sammlungen Donaueschingen
befindet, so stammt es ursprünglich von einem Altar der
Meßkircher St.-Martinskirche: von einem der zahlreichen
Seitenaltäre des in den Jahren 1535 bis 1538 vom Meister
von Meßkirch mit Altären ausgestatteten Gotteshauses Vgl.
Claus Grimm und Bernd Konrad, Die Fürstenberg-Sammlungen Donaueschingen, Altdeutsche und schweizerische Maleriei des 15. und 16. Jahrhunderts, München 1990, S. 239
[3]
Besonders seit der Mitte des 15- Jh. war eine Pilgerreise vielfach zu einem lebensgefährlichen Unterfangen geworden. In
Südfrankreich zumal stellten damals Räuber, Diebe, Banditen und Landstreicher eine ständige Bedrohung der Püger
dar. Welches Ausmaß diese Bedrohungen allmählich annahmen, belegt ein Erlaß König Ferdinands des Katholischen von
1478, in welchem der König anordnet, gegen jedwede Form
von Wegelagerei mit aller Härte vorzugehen, weil sonst die
Pilger aus Angst nicht mehr nach Santiago kämen.
[4]
Vgl. HH 42. Jg., Juni 1993, S. 28-30.
Eine noch viel stärkere Verwindung des Körpers als unser Jakobus
weist beispielsweise der (insgesamt sehr ähnliche) Christopherus
aus dem Falkensteiner Altar auf, den wir früher einmal in dieser
Zeitschrift besprochen haben. [4]
Ein weiteres Beispiel dafür ist ferner auch das Bild "Hl. Sebastian
und Rochus mit Engel", das wir in Abb. 3 zeigen. Die Körperverwindung in der dortigen Figur des heiligen Sebastian (der an dem
Pfeil in seiner Brust zu erkennen ist) besteht darin, daß seine
Beine fast in Seitenansicht nach rechts, der Oberkörper in Vorderansicht und der Kopf fast im Profil nach links gezeigt wird. Nicht so
stark ist die Körperdrehung beim heiligen Rochus, stärker hingegen wiederum beim Engel, der unter starker Wendung des Kopfes
den Betrachter anblickt.
Diese seltsamen Verdrehungen im Körper der Figuren sind offenbar ein wesentliches Stilmerkmal unsreres Meisters, der mit Recht
zu den Manieristen gezählt wird. Doch sind es gerade diese Manierismen in seinem Stil, die den besten seiner Bilder ihre fast unvergleichliche Expressivität verleihen.
ANDREAS ZEKORN
Die Burg befand sich bis zum Verkauf der Herrschaft Schalksburg
1403 in zollerischem Besitz. Württemberg vergab sie 1458 als
Pfand an Ulrich von Rechberg. So konnte es geschehen, dass ein
Zollergraf im Auftrag Württembergs die Burg 1464 während einer
Fehde zerstörte. Später war die Schalksburg nochmals von 1511
bis 15 54 als Pfand in zollerischer Hand, geriet aber in Verfall. Nach
1557, als die Burg erneut in württembergischem Besitz war, brach
man die baufälligen Burg-Gebäude ab. Auch die Schalksburg erweist sich damit nicht als eigentliche Zollernburg, sondern war
wohl schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet worden.
Die Herrschaft Schalksburg zwischen
Zollern und Württemberg
(Fortsetzung)
Dr. Stefan Uhl, Inhaber eines Büros für historische Bauforschung,
untersucht die Burgen in der Herrschaft Schalksburg und deren
Bezüge zu den Grafen von Zollern. Zunächst befasst er sich mit der
vermuteten B u r g H i r s c h b e r g in der Nähe von Bahngen,
deren Existenz in der Literatur zum Teil bestritten wurde. Anhand
der Bodenbefunde nimmt er an, dass sich dort eine Burgstelle befand, die sich in Hauptburg, Vorburg und Zwingeranlage gliederte.
Außer diesem Befund gibt es lediglich Keramikfunde aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, aber keine schriftlichen Quellen,
die eine Burg Hirschberg erwähnen. Die Burg, so vermerkt Uhl,
war spätestens in der Mitte des 13. Jahrhunderts abgegangen.
Nachweisbare Verbindungen zu den Zollern gibt es keine, wohl
aber zu den Herren von Schalksburg, die in dieser Gegend noch im
14. Jahrhundert Grundbesitz hatten.
Schließlich befasst sich Uhl mit dem früheren B a i i n g e r Z o l l e r n s c h 1 o s s, das in den 1930er-Jahren abgetragen und unter
teilweiser Verwendung alten Gebälks wieder aufgebaut wurde.
Dendrochronologische Untersuchungen ergaben als Fälldatum des
Bauholzes die Jahre 1371/72. Der Hauptbau des Zollernschlosses
entstand folglich in der Zeit der Grafen von Zollern-Schalksburg.
Er wurde damit nicht, wie bisher angenommen, als Sitz der württembergischen Obervögte errichtet, sondern als Stadtburg der Zollern. Allein das Zollernschloss in Bahngen ist von den drei untersuchten Burgen also tatsächlich eine Burg der Zollern.
Die zweite Burg, die S c h a l k s b u r g , war zeitweilig eine bedeutende militärische Anlage. Die erste nachweisbare Burg entstand vermutlich an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert, wie
aus Keramikfunden zu schheßen ist. In der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts existierte eine großflächige Burganlage. Vor dem
Jahr 1266 erwarben dann die Zollern die Schalksburg. Uhl untersucht den genauen Baubestand und verweist insbesondere auf die
Größe der Anlage, die knapp 3 ha umfasste und auf der, einer
Quelle aus dem Jahre 1458 zufolge, eine Besatzung von 100 Mann
stationiert sein sollte. Eine entsprechende Infrastruktur muss also
vorhanden gewesen sein. So gab es nachweishch Brunnen, Zisterne, Mühle und wohl auch eine Bäckerei sowie eine Hofkapelle.
Der letzte Beitrag von Dr. Otto H. Becker, Oberarchivrat an der Abteilung Staatsarchiv Sigmaringen des Landesarchivs Baden-Württemberg und Vorsitzender des Hohenzollerischen Geschichtsvereins, befasst sich mit den Spätfolgen des Verkaufs von 1403. Er
zeigt das „Fortwirken einer Tradition im 19. und 20. Jahrhundert"
auf und macht damit eindrucksvoll deutlich, wie die Wirkungen eines historischen Ereignisses bis in die jüngste Vergangenheit verfolgt werden können. Im 19. und 20. Jahrhundert bekam der Verkauf überregionale Bedeutung. Die Hohenzollern hatten den Verlust der Schalksburgherrschaft nie verschmerzt, und nach den ver45
geblichen Bemühungen, den Verkauf auf dem Rechtsweg rückgängig zu machen oder die Schalksburg als Pfand wieder an sich zu
bringen, gab man auch im 18. Jahrhundert den Gedanken an eine
Rückgewinnung nicht auf. In der ersten Hälfte des 19- Jahrhunderts befasste sich die süddeutsche, hohenzollerische Geschichtsforschung mit der Veräußerng, konnte sich aber nur wenig von der
Sage um den Verlust der Schalksburgherrschaft lösen. Auch die
preußische Historiographie kümmerte sich um dieses Ereignis: Im
Rahmen des dynastischen Geschichtsschreibung rückte die Geschichte von den Ursprüngen der Zollern, aus deren Stamm die
preußischen Könige und später das deutsche Kaiserhaus hervorging, in das Blickfeld und damit auch die Geschichte der Herrschaft Schalksburg. Die Herrschaft wurde von den preußischen
Geschichtsschreibern Rudolf Graf von Stillfried-Alcantara und
Traugott Maercker als zollerisches Stammesgebiet bezeichnet, ihr
Verkauf galt als verhängnisvoller Schritt. Die Geschichtsschreiber
vermittelten den preußischen Königen eine antiwürttembergische
Haltung, so dass König Wilhelm I. nach Beendigung des Deutschen
Krieges 1866 mit dem Gedanken spielte, das Amt Balingen als
Kriegsentschädigung von Württemberg zurückzufordern. Bismarck, der Württemberg als Bundesgenossen gewinnen wollte,
konnte dies jedoch verhindern.
20. Jahrhunderts Sänger und Turner aus Bahngen, Ebingen und
Hechingen auf friedliche Weise ihrer gemeinsamen Wurzeln und
schlössen sich zu Gauen zusammen, welche die Schalksburg im
Namen führten. 1924 wurden beim Zusammenschluss des Hohenzollern-Sängerbundes mit dem Schalksburg-Gau zum Hohenzollern-Schalksburg-Gau die Begriffe „Zollern-Schalksburg-Gau" und
Zollernalb, soweit feststellbar, erstmals als gleichbedeutend gebraucht. Schon vor der Bildung des Zollernalbkreises im Jahre
1973 aus den Landkreisen Balingen und Hechingen gab es also
zahlreiche Verbindungen zwischen beiden Kreisen, und auch der
Name „Zollern-Alb" wurde bereits vor der Kreisreform in Zusammenhang mit einer kreisübergreifenden Vereinigung verwendet.
Kurz darauf änderten sich die Verhältnisse grundlegend: Württemberg bejahte die nationale Führungsrolle Preußens. So konnte bei
den Jubiläumsfeierlichkeiten im Jahre 1903 in Bahngen anlässlich
des Verkaufs der Herrschaft Schalksburg die Bindung des Amtes
Bahngen sowohl an Württemberg als auch an das Haupt des neuen
deutschen Reiches, den Kaiser zollerischer Abstammung, betont
werden. Zollerische und württembergische Tradition flössen hier
zusammen. Ähnlich besannen sich Ende des 19- und Anfang des
Bibliographische Angaben:
Insgesamt werden in dem Buch zahlreiche Aspekte der zollerischhohenbergisch-württembergischen Geschichte unserer Region im
Mittelalter, der Geschichte der Herrschaft Schalksburg unter ihren
zollerischen und württembergischen Inhabern, inklusive der Spätfolgen des Übergangs, behandelt und zahlreiche neue Erkenntnisse
gewonnen. Nicht zuletzt möge die Publikation dazu beitragen, dass
sich die Bevölkerung des Zollernalbkreises ihrer gemeinsamen historischen Wurzeln besinnt, die mit dem Namen Zollern und
Schalksburg verbunden sind.
Die Herrschaft Schalksburg zwischen Zollern und Württemberg.
Herausgegeben von Andreas Zekorn, Peter Thaddäus Lang und
Hans Schimpf-Reinhardt im Auftrag des Zollernalbkreises und der
Städte Albstadt und Bahngen. bibhotheca academica Verlag: EpfendorfTNeckar 2005. Festeinband, 254 Seiten, 45 z. T. farbige Abbildungen
ISBN 3-928471-56-2. Ladenpreis 29 Euro.
Weg zum Lebensziel „Schauspielerei". Kapitel für Kapitel in dem
128 seitigen Buch (ISBN 3-87407-683-0) hest man mit Genuß.
(ba)
Buchbesprechungen
Martin Schleker - Der Schneckenfanger
Nach seinen Kindheitserinnerungen „Das Vespertäschle" hat der
Hayinger Theatermacher Martin Schleker nun im Tübinger Silberburg-Verlag abermals ein Buch vorgelegt Es hat den Titel „Der
Schneckenfänger'" - Oder: Wie ein Älbler doch noch Schauspieler
wurde". In 26 Geschichten lässt er seine Jugendzeit in den 50-er
Jahren Revue passieren, eine Zeit, die geprägt war von vielen
J o b s " : in der Fabrik, „aufm Bau", in der Landwirtschaft und bei
vielen Gelegenheiten zum Geldverdienen, die es laut Schleker damals zur Genüge gab. Davon leben konnte man allerdings kaum.
Der Autor erzählt in klarem, anschaulichem Stil und zeichnet damit ein Zeitbild, das bei denen, die jene Jahre miterlebt haben,
viele persönliche Erinnerungen wachruft. Mancher jüngere Leser
dagegen dürfte staunend fragen: „Kann das sein?" Doch, es war so.
Martin Schleker übertreibt nicht, wenn er etwa die Tuberkulose erwähnt, die in den Nachkriegszeiten manchen Armen in ihren todbringenden Klauen hatte, oder wenn er schreibt, wie es zuging
beim „Briez schneiden", beim „Buchele" sammeln, beim Zement
anrühren und Eimer schleppen, beim Zubereiten von Bratkartoffel-Schnecken... - Schlekers Aufzeichnungen sind oft humorvolle,
tragisch-komische oder bitter ernste Episoden. Er berichtet von
Stammtischerlebnissen, von Jägerlatein, Bauernschläue, Vetterleswirtschaft, Geschäftemacherei und Studentenerfahrungen auf dem
Franz Kistler - Stocklandzeit
In seinem Erinnerungsbuch „Stocklandzeit" schildert der Oberschwabe Dr. phü. Franz Kistler seine Jugendzeit in einem Dorf zwischen Riss und Iiier, wo er im Waldstück „Stockland" miterlebte,
wie der „Stock", der Stumpf gefällter Bäume, mühselig und
kraftaufwendig entwurzelt, aus dem Erdreich gehievt und zu
Brennstoff zurechtgespalten wurde. Er beschreibt eindrucksvoll
das mühselige Leben zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg,
die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse, Sitten und
Gebräuche, religiöses, erzieherisches und politisches Denken. Den
größten Teü seiner Erinnerungen widmet er dann aber den Zeiten
der Verführung und Verblendung im Nationalsozialismus-Unrechtsstaat, der Zeit im Internat, der Zeit im Krieg an der Ostfront
und dem Neubeginn danach. Vielleicht gab der Autor seinem Buch
den Titel „Stocklandzeit" deswegen, weil auch jene Jahre Zeiten
der Entwurzelung waren. Ms „blauäugiger" Jugendlicher wurde er
herausgerissen aus dem vertrauten Umfeld, nach nationalsozialistischer Ideologie zurechtgestutzt und geformt. Erst als er mit der
Realität des Krieges, den Gräueln und der Entmenschhchung hautnah konfrontiert wurde, setzte der Prozess des Umdenkens ein. Es
ist ein lehrreiches, dazu hin packend und stilistisch hervorragend
geschriebenes Buch, das zum Nachdenken anregt und auch jenen
46
Generationen e m p f o h l e n w e r d e n kann, die die geschilderten Zei-
Adressen und Hinweisen auf Rast-, Grill- und Einkehrmöglichkei-
ten nicht m e h r erlebt h a b e n .
ten.
Franz Kisüer: Stocklandzeit - Erinnerungen eines Oberschwaben.
Silberburg-Verlag, Tübingen, 288 Seiten, 15 Abbildungen. ISBN:
3-87407-673-3,19,90 Euro.
(ba)
(ba)
Wilfried Setzier, Benigna Schönhagen, Hans-Otto Binder Kleine Tübinger Stadtgeschichte
Zum ersten Mal überhaupt umfassend wird die Geschichte Tübingens von der alemannischen Besiedlung des 5. und 6. Jahrhunderts bis zur Gegenwart beschrieben, dabei sehr verständlich,
prägnant und mit 123, meist farbigen Abbildungen versehen. Man
liest dieses Buch mit Vergnügen und großem Erkenntnisgewinn,
zumal es sich bei Tübingen um „unsere" Universitätsstadt (seit
1477) handelt. Viele meinen sogar, dass Tübingen die „andere"
Stadt, die „heimliche Hauptstadt Württembergs" gewesen sei, wie
ein umfangreiches Kapitel dieses Buches auch umschrieben ist.
„Als geistiges Zentrum des Landes besaß Tübingen über Jahrhunderte den Rang einer zweiten Hauptstadt" (S. 6). Die Stadt, die
erstmals 1078 schriftlich Erwähnung fand, war seit dieser Zeit bis
1342 im Besitz der Grafen bzw. späteren Pfalzgrafen von Tübingen,
einer im Schwarzwald, am mittleren Neckar, auf der Schwäbischen
Alb und im Donauraum reich begüterten und angesehensten Hochadelsfamilien Schwabens. Vor allem durch ErbteÜungen wurde der
Niedergang der Pfalzgrafen eingeläutet, was schließlich am 5. Dezember 1342 zum Verkauf der Pfalzgrafschaft an Graf Ulrich von
Württemberg und dessen Söhne Eberhard und Ulrich mündete.
„Die Geschichte der Stadt Tübingen ist von 1342 an fest eingebettet in die Geschichte Württembergs und wird von dieser, bis heute,
geprägt und bestimmt" (S. 34). Das wichtigste Ereignis für die
Stadt Tübingen und ihre Bewohner war nach dem Erwerb durch
Württemberg die Gründung der Universität 1477, die „ein Eckpfeiler, ja, die Basis der weiteren Geschichte der Stadt" wurde. „'Tübingen hat keine Universität, Tübingen ist eine"', so beschreibt
eine Bonmot der Nachfolgezeit diese Bedeutung (S. 37). Eine
berühmte Einrichtung wurde das 1547 errichtete Evangelische
Stift, das insbesondere den Pfarrernachwuchs sichern sollte. Es
brachte nicht nur große Theologen hervor, sondern auch Johannes Kepler, Eduard Mörike, die Dichter und Philosophen Hegel,
Hölderlin und Schelling. „Am meisten zu Tübingens Ruhm beigetragen hat jedoch Ludwig Uhland (1787-1862) zu seinen Lebzeiten. Er [ . . . ] war im 19- Jahrhundert der populärste deutsche
Dichter" (S. 120). Ausführlich wird die Geschichte der Stadt in der
Weimarer Repubhk, in der NS-Zeit und nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute beschrieben. Insgesamt eine sehr gelungene Tübinger Stadtgeschichte, die von der Oberen und Unteren Stadt, von
„Provinznest, Universitätsdorf und Weltstadt" (S. 216) erzählt.
Gudrun Mangold - Im Schwarzwald
Dieses Buch stellt einen sehr gelungenen Überbhck über den
Schwarzwald dar, wo auf den 150 Seiten alles notwendige Wissen
über das uns benachbarte Mittelgebirge gut lesbar und informativ,
mit passenden Abbildungen versehen, ausgebreitet wird. Der
Schwarzwald, im Jahre 868 als „Svarzwald" in einer St. Galler Urkunde erstmals erwähnt, war im Gegensatz zur besiedelten Umgebung noch bis zum 10. Jh. Urwald, „ein einziger, dichter Gebirgswald, Baum an Baum, ohne jegliche Rodungsinseln, ohne Wiesen
und Felder." Heimisch waren darin neben Rotwild und Wildschweinen auch Luchse, Wölfe und Bären. Zu durchqueren war
der Schwarzwald in Ost-West-Richtung, vor allem entlang der Kinzig, was schon die Römer taten, um eine Verbindung zwischen
ihren Provinzen an Rhein, Neckar und Donau herzustellen. Die erste Besiedlung erfolgte durch die Klöster, aber erst mit den Zähringern (ausgestorben 1218) wurde innerhalb von 200 Jahren der
Schwarzwald zu einem besiedelten Raum.
Der Holzreichtum des Schwarzwaldes ließ Waldgewerbe aufkommen, wie Glashütten, Köhler und Flößerei, wobei letztere zum
wichtigsten Gewerbe zählte. Das Holz wurde bis nach Holland in
bis zu 400 Meter langen, 80 Meter breiten und fünf Meter mächtigen Rheinflößen geschifft. Holland war Ende des 17. Jhs. Welthandelsmacht geworden, mit dem entsprechenden Bedarf an Holz für
den Schiffsbau. Wäre Napoleon nicht gewesen, wäre der Schwarzwald vermuthch ganz abgeholzt worden. Der französische Kaiser
untersagte 1806 „das schädliche Abholzen der Forsten", die man
als „unantastbaren Schatz" zu behandeln habe.
Die Autorin schildert die kleineren Waldgewerbe wie den Harzer,
den Schindelmacher, den Schnefelwarenhersteller (Löffel, Gabeln,
Rechen, Kübel), den Bürstenmacher und die Strohflechter. Ganz
groß entwickelte sich das Uhrmacherhandwerk im Schwarzwald,
wovon leider nicht mehr viel übrig gebheben ist.
Der Wasserreichtum und die Heilbäder, die Klöster und Höfe, die
Fasnet, die Schwarzwälder Rinder - und Pferderassen und die
verkehrstechnische Erschließung des Waldgebirges bilden weitere
Kapitel. Als kulinarischer Abschluss folgen Originalrezepte aus dieser wunderschönen Landschaft.
Gudrun Mangold: Im Schwarzwald. Köhler, Kirsch und Kuckucksuhren. Mit Originalrezepten. 152 Seiten, 110 Abbildungen, Silberburg-Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-87407-621-0,19,90 Euro.
Wilfried Setzier, Benigna Schönhagen, Hans Otto Binder: Kleine Tübinger Stadtgeschichte. 232 Seiten, ISBN 3-87407-666-0, Silberburg-Verlag Tübingen 2006,19,90 Euro.
(rfr)
(rfi)
Dieter Buck - Wanderziel Westliche Alb
Im Gebiet zwischen Neuffen im Norden und Mühlheim an der Donau, zwischen dem höchsten Berg der Schwäbischen Alb, dem
1015 Meter hohen Lemberg bei Deilingen, und dem Lautertal im
Osten hat der Stuttgarter Wanderbuchautor Dieter Buck 35 attraktive Wanderziele ausfindig gemacht. Er stellt sie im l68seitigen
Buch „Wanderziel Westliche Alb" vor (Silberburg-Verlag in Tübingen, ISBN 3-87407-692-2, 14,90 Euro). Es handelt sich um Touren unterschiedlichen Schwierigkeitsgrads, die in zweieinhalb bis
fünf Stunden zu bewältigen sind. Ergänzt werden die Routenbeschreibungen mit 117 Farbfotos und farbigen Karten, mit einer
Kurz-Charakterisierung der Schwäbischen Alb, mit nützlichen
Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg/Staatsanzeiger für Baden-Württemberg (Hrsg.) - Das Dorf. Neue
Geschichten aus Baden-Württemberg
Die Herausgeber hatten einen Literaturwettbewerb „Das Dorf" ausgeschrieben, und 250 Autoren schickten ihre Arbeiten ein, von denen in diesem Band die Arbeiten der drei Preisträger und eine
Auswahl der besten eingereichten Geschichten veröffentlicht wurden.
Helmut Engisch zum Beispiel beschreibt in „Heimat deine Sterne"
das nach dem Kriege nicht ohne Spannungen gebliebene Verhält47
27
Verlag:
Hohenzollerischer Geschichtsverein
Karlstraße 3,72488 Sigmaringen
E 3828
PVSt, DPAG, »Entgelt bezahlt«
nis zwischen denen, „die schon immer da gewesen waren", und
denen, „die nicht schon immer da gewesen waren", den Höhepunkt erreichend beim Lastenausgleichsverfahren, wo die Ländereien der Letzteren „mit jedem neuen Lastenausgleichsantrag noch
um ein paar Dutzend Morgen größer wurden", so die Meinung der
Ersteren. Bei den Kindern ließ der vom Autor in originellen Bildern
beschriebene Dorfalltag die Denkweisen der Erwachsenen gar
nicht aufkommen. Wendelinus Wurth schildert in seinem Mundartbeitrag „Zwei alti Hase" die Probleme eines alten Bauern mit
der auch ins Dorf einziehenden Technisierung der Landwirtschaft.
Früher sei in der manuellen Arbeit noch „Musik drin" gewesen,
während Motorsäge oder Traktor die Arbeit nur noch laut machen,
„dosch doch ke Musik meh drin". In einem Dorf nahe Ludwigsburg spielt „Höllthor oder der Umfangswinkel" von Matthias Ulrich. Der Autor hatte mit anderen Gemeindearbeitern den Auftrag
bekommen, das schon lange geschlossene Schuhgeschäft des aus
Böhmen geflüchteten Schusters Höllthor auszuräumen. Dabei wird
die Geschichte dieses Geschäfts und auch Dorfgeschichte wieder
lebendig.
Maria Beig bringt dem unbedarften Laien in „Das Dorf" das Landleben und vor allem die Viehzucht verständlich nahe, die Lebensgrundlage der bäuerlichen Landwirtschaft. Der Lauf der Zeit brach
die über die Jahrhunderte gewachsenen Strukturen des Dorfes auf.
Äußerhch wurde das Dorf natürlich schöner, aber der Zusammenhalt litt stark: J e d e r Bewohner im Dorf, jeder auf seine Art, ist zum
Überlebenskämpfer geworden".
„Wurzeln, die immer wieder treiben", stecken im Beitrag von Gitta
Benasseni, genauer sind es vier Wurzeln in vier Dörfern. Das erste
Dorf ist ein sieben Seiten umfassendes Bilderbuch mit dem Titel
„Das Dorf". Das zweite Dorf befindet sich während des Zweiten
Weltkrieges in Stuttgart gegenüber der Wohnung, in einen Hügelgarten mit Gartenhaus projiziert, „ähnlich meinem Dorf im Bilderbuch". Das dritte Dorf ist das erste richtige Dorf Wittlensweiler bei
Freudenstadt, wohin die Autorin mit anderen Stuttgartern Kindern
nach den Bombenangriffen evakuiert wurde. Und schließlich zog
das Kind Gitta mit den Eltern wieder in ein „richtiges Dorf", nämlich Hofen bei Stuttgart, das das vierte Dorf werden sollte.
„Mikado - eine schwäbisch-japanische Dorferzählung" - die Bedeutung des Titels des Beitrages von Tanja Jeschke löste sich erst
im dramatischen Schluss auf. Als Theodor Klunipp mit seiner japanischen Frau Futsimo und deren Cousin von einer Erhebung aus
die verheerenden Folgen des Orkans von Weihnachten 1999 betrachteten, verglich der Cousin dieses mit Mikado: „Alles Mikado.
Eine falsche Bewegung und alles ist aus". Theodor war darüber
sehr erbost. Am nächsten Tag kam er bei der Sturmholzaufbereitung ums Leben. Futsimo ging wieder nach Japan zurück. Zuvor erfuhr der Leser den gegenseitig nicht unproblematischen Umgang
der Bewohner und dieser doch exotischen Frau, die in der Wirtschaft und Pension der Schwiegereltern mitarbeitete.
Auch die weiteren Beiträge „erschließen uns das Dorf mit überraschenden Einblicken in den Lebenssinn, die Lebensart und die Lebensfreude dörflichen Lebens" (Vorwort).
Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg/Staatsanzeiger
für Baden-Württemberg (Hrsg.): Das Dorf. Neue Geschichten aus
Baden-Württemberg. 112 Seiten, 11 Farbfotos, Silberburg-Verlag
Tübingen, ISBN 3-87407-392-0,12,90 Euro.
(rfr)
Die Autoren dieser Nummer
HOHENZOLLERISCHE HEIMAT
Gerd Bantle
Hedinger Straße 5, 72488 Sigmaringen
herausgegeben vom Hohenzollerischen
Geschichtsverein, Postfach 1638,
Dr. Otto H.Becker
72486 Sigmaringen
ISSN 0018-3253
Hedinger Straße 17, 72488 Sigmaringen
Erscheint vierteljährlich.
Ulrich Feldhahn
Klausenerplatz 22,14059 Berlin
Die Zeitschrift »Hohenzollerische Heimat« ist
eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will beson-
Robert
Frank 8, 72401 Haigerhch-Weildorf
Fliederstraße
Gesamtherstellung:
Druckerei Acker GmbH,
Mittelberg 6, 72501 Gammertingen
Telefon ( 0 7 5 7 4 ) 9 3 0 1 - 0 , F a x 9 3 0 1 - 3 0
[email protected]
www.druckerei-acker.de
Schriftleitung:
Robert Frank
Fliederstraße 8, 72401 Haigerloch-Weüdorf
Dr. Christian H. Freitag
Mühlweg 15, 78355 Hohenfels
Tel.: (07474) 2161, [email protected]
Richard Haidlauf
Stockacher Straße 21, 78355 Hohenfels
Die mit Namen versehenen Artikel geben die
haltene Beiträge.
Dr. Hans-Dieter Lehmann
In der Ganswies 2, 72406Bisingen-Zimmern
diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge ver-
Bezugspreis:
Dr. Herbert Rädle
Veit-Jung-Straße 13 a, 92318 Neumarkt
als solche gekennzeichnet.
Dr. Edwin Emst Weber
Leopoldstraße 4, 72488 Sigmaringen
Manuskripte und Besprechungsexemplare wer-
ders die Bevölkerung im alten Land Hohenzollern und den angrenzenden Landesteilen mit der
Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie
bringt neben fachhistorischen auch populär ge-
Für
Mitglieder
des
Hohenzollerischen
Ge-
schichtsvereins ist der Bezugspreis im Beitrag
enthalten.
Bezugspreis
für
Nichtmitglieder
€ 7,-. Abonnements und Einzelnummern können beim Hohenzollerischen Geschichtsverein
(s. o.) bestellt werden.
Dr. Andreas Zekorn
Landratsamt Balingen, Hirschbergstraße 29,
72334 Balingen
persönliche Meinung der Verfasser wieder;
antwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind
den an die Adresse des Schriftleiters erbeten,
Wir bitten unsere Leser, die »Hohenzollerische
Heimat« weiterzuempfehlen.
Hohenzollerische Heimat
Staatsarchiv Sigmaringen Karte I Hai 4, Foto: Hauptstaatsarchiv Stuttgart. Diese Karte stammt wohl aus den beiden letzten
Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts. In der rechten oberen Hälfte sehen wir die Unterstadt und rechts daneben (eigentlich
darüber) das Haigerlocher Schloss. Rechts in der Mitte sind die Brücke über die Eyach beim heutigen Gasthaus „Schlössle"
und dahinter, links an der Straße nach Stetten gelegen, die ehemalige St. Leonhards-Kapelle zu erkennen. Von dieser
Brücke gehen wir zurück und in einer scharfen Linkskurve führt die Straße die Oberstadt hoch, endend beim Oberen Tor
mit dem Römerturm links. Hinter dem Römerturm befindet sich die St.Anna-Kirche, links davon, etwas entfernt die Gebäude der ehemaligen städtischen Ziegelhütte. Ganz unten ist das „Haag" abgebildet mit den wenigen damals vorhandenen
Baulichkeiten, darunter mit quadratischem Grundriss das „Schlössle" im „Haag". Braun eingefärbt ist in der linken Kartenhälfte die neue Straßentrasse, das heißt, die heutige Hohenbergstraße, früher die „Alte Weildorfer Straße" genannt.
Die Pfeile zeigen die Fließrichtung der Eyach.
HEINZ E. HENNIGE
Schlössle und Zufahrt ins „Haag" - ehemalige jüdische Siedlung in Haigerloch
Anmerkungen zum Buch „Erinnerungen
an die Haigerlocher Juden- Ein Mosaik" *
Hier finden sich im Aufsatz von M. Hermann "zur Entstehung des
Haags als jüdische Siedlung" Bemerkungen, die m. E. unzutreffend
sind. Zum besseren Verständnis seien ausführliche Zitate erlaubt.
A) Das Haaggut
"Südöstlich der Haigerlocher Oberstadt zieht sich zur Eyach ein
leicht abfallender Gleithang hin der am nordöstlichen Rand mit
einem langgezogenen Steilabbruch endet. Dieser Steilabbruch,
der wohl früher mit Hecken überwuchert war, wurde bis in 19.
Jahrhundert als Haag bezeichnet 1 Die Wiesen unterhalb zur
Tor gestanden, widerspricht zum einen die Urkunde von 1298, wonach der Freihof in der Stadt erbaut wurde, zum andern aber die
Nutzung als Witwensitz für die Gräfin Katharina, Ehefrau des Grafen Christoph von Hohenzollern- Haigerloch und ihre Schwiegertöchter Anfang des 17ten Jahrhunderts.
Diese Damen dürfen sich wohl kaum mit einem Wohnsitz in der
Nähe des Richtplatzes, der ebenfalls vor dem Oberen Tor lag, abgefunden haben.
Eyach hin wurden Haagwasen oder Haaggärten genannt. Oberhalb dieses Haag befand sich vor den Toren der Oberstadt das
"Haag-gueth" (ue istZwie- nicht Umlaut), ein seitdem 13. Jahrhundert nachgewiesener Freihof.2
Es umfasste im l6.Jhdt. den Bereich vom Haagtor beim Römerturm über den Almendweg (der noch nicht dem 1815 angelegten
heutigen Weg durchs Haag entsprach, sondern möglicherweise
vom Oberen Tor über das Haag ins Talführte) zur Eyach und den
alten Mühlgraben zur Stadtmauer hin wieder bis zum Haagtor.
Gemeint ist also offensichtlich der Bereich des heutigen Haag
und der Haaggärten am Mühlkanal zwischen der Oberstadt und
der heutigen Landesstraße"
Auch innerhalb der Stadt lässt sich in der Umgebung des Römerturmes kein einigermaßen repräsentativer Bau erkennen. Wie die
von Hermann erwähnte Stadtansicht aus der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts zeigt, sind dort um den "Römerturm" nur verhältnismäßig kleine Gebäude zu sehen, während im "Haag" ein ansehnlicher Bau steht. Die Angabe bei Hodler, das 1298 errichtete Haaggut habe beim Römerturm gestanden, muss demnach in Frage gestellt werden.
Über dieses Haaggut wissen wir ziemlich wenig, Lediglich ein Ölgemälde um 1700 im Schloss Sigmaringen zeigt ein freistehendes Gebäude etwa an der Stelle des heutigen Haagschlössles, bei
dem es sich um das Haaggut handeln dürfte.. Eine Verlegung des
Haagguts vom Oberen Tor an die Stelle des heutigen Haags, wie
Hodler sie vermutet, ist durch dieses Bildfreilich widerlegt....."
Das Haaggut gehörte zu Beginn des 18. Jahrhunderts dem aus Haigerloch stammenden Pfarrer Johann Balthasar Volkh, gest. 6. April
1721, dessen Grabstein in der Unterstadtkirche erhalten ist.Später
besaß dieses der ebenfalls aus Haigerloch stammende geadelte
Zweig der Familie Lenz. Im Mai 1743 lebten von dieser Familie
noch die vier Waisen Maria Theresia, Augustin, Simon und Fidelis.
Da deren Großmutter Frau von Erathsberg nun ebenfalls verstorben war, verkaufte im Auftrag des zum Pfleger bestellten Herr von
Josephi in Ulm, der vom Oberamt anstelle des bisher tätigen Jo.
Baptist Garb zum Vermögensverwalter bestellte Christian Henle in
Haigerloch, den gesamten diesen Waisen gehörigen Haigerlocher
Besitz dem Johann Bapist Garb und seinen Erben. Darunter auch
"das Hauß oder Schlössle Scheyren, Stallung, Keller Hofraithin und
waß die Maur allda umfanget".
Mit Vertrag vom 7. Juh 1749 verkaufte Garb die genannten Gebäude nebst weiteren von ihm aus dem Lenzischen Erbe erworbenen, im Haag gelegenen Grundstücken, an den regierenden Fürsten Joseph Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen, Herrn zu
Haigerloch.
Auf diesen Grundstücken lasteten laut Kaufbrief Zehntabgaben und
bürgerliche Beschwerden (= Belastungen); dagegen erhob der
Fürst bzw. das fürstliche Rentamt Einspruch. Tatsächlich war das
Haag-Gut bei seinem Bau im Jahre 1298 vom damaligen Haigerlocher Stadtherrn Graf Albrecht II von Hohenberg von eben diesen
Lasten für frei erklärt worden.
Wie die in den Haigerlocher Kaufprotokollen enthaltenen Verträge
aussagen, waren die "bürgerlichen Beschwerden" nicht an Personen, sondern an Grundstücke gebunden, gleichgültig ob der
Besitzer das Bürgerrecht besaß oder nicht (Hintersassen, Schutzjuden). Anzumerken ist, dass vor 1815 die Juden keinen Grundbesitz im Haag besessen hatten, vielmehr handelte es sich bei den
dort gelegenen, von Bürgern umgetriebenen Grundstücke zum Teil
um städtische Allmand, deren Vergabe an das Bürgerrecht gebunden war.
Interessant ist, dass bereits vor den Baumaßnahmen des Fürsten
Josef Friedrich das Wohngebäude im Haag "Schlössle" genannt
wurde, Auch dies ein Hinweis, dass sich der Witwensitz der Haigerlocher Gräfinnen zu Beginn des 17ten Jahrhunderts im Haag
und nicht beim Römerturm befand.
Diese Beschreibung kommt mir etwas konfus vor, zunächst wird
behauptet das Haaggut habe vor dem Oberen Tor gelegen, dann
wieder wird das Haag und das Haaggut ins heutige Haag verlegt,
Ich möchte im folgenden darauf eingehen.
Die Hochzahl 1 lässt eine Lagebeschreibung oder ein als solche
verwendbares Zitat vermuten. Die Nachprüfung ergab jedoch: bei
der angegebenen Signatur STAS Dep. 39 DS 3, Rubrik 76 Nr. 2 handelt es sich um den Vertrag über den 1815 erfolgten "Verkauf der
im Haag befindlichen fürstlichen Gebäude an die Judenschaft bzw.
das unter Nr. 40 erwähnte Zitat über den Bau eines "neuen" Weges
durchs Haag. (s. u . ) Es findet sich dort jedoch kein Beleg dafür,
dass der "nordöstliche Steilabfall'' (ich vermute, dass der Felshang gemeint ist auf dem die stadtabwärts gesehen rechte Häuserzeile der Oberstadt und unteren Pfleghofstraße errichtet ist) als
"Haag" bezeichnet wurde. In den Urkunden vom 15. bis ins 18.
Jahrhundert ist zwar von Häusern die Rede die am "Hagdorn" hegen, doch darf man diese Bezeichnung nicht einfach mit dem
Stadtviertel Haag vermischen.
Die Gleichsetzung von Haag und Oberstadt bzw. Pfleghofstraße,
bzw. Oberem Tor (beim „Römerturm") und Haagtor stammt aus
F.X. Hodlers "Geschichte des Oberamts Haigerloch", wobei auch
der Zusammenhang aus dem diese Behauptung stammt, berücksichtigt werden muss. Es geht darin um die Frage, welche der Ansiedlungen in Haigerloch, Ober- oder Unterstadt die ältere sei.
Hodler entschied sich für die Unterstadt und gibt Belege an, die eigentlich für das Gegenteil sprechen: sie sei die Marktstadt gewesen,
und hier habe auch der für Haigerloch erstmals genannte Pfarrer
seinen Sitz gehabt. Bezeichnet man aber, um auf Hodler zurückzukommen, die Unterstadt als ältere Siedlung, so muss eben die
Oberstadt die jüngere sein und hierfür wiederum dient Hodler der
Hinweis im Freibrief für das Haaggut, dieses sei "in der neuen Stadt
in dem Haage" errichtet worden.
Den Widerspruch zwischen dem offensichtlich im eigenthchen
Haag befindlichen ehemaligen Freihof, und später an dessen Stehe
errichteten Haagschlössle, und dem Hinweis als die "neue Stadt im
Haage" sei die Oberstadt, sprich Pfleghofstraße, anzusehen, versucht "der Hodler" damit zu lösen, es habe eben zwei "Haagschlössle" gegeben. Dabei wird, wie so oft eine konkrete Zeitangabe, wann denn dann das Gut im Haag entstanden sein soll, vermieden.
Dem Hinweis Hermanns, das Haagschlössle habe vor dem Oberen
B) Zufahrt ins Haag.
Wieder zunächst ein Zitat, bzw. dasjenige aus dem Kaufvertrag von
1815, mit dem Hermann belegen will, das Haag sei ursprünglich
nur von Südosten, nicht aber von der Stadt her zugänglich gewesen.
50
Mitteilungen
aus dem
Hohenzollerischen
Geschichtsverein
'JHhojtfck.
schrift um 50 % wird lt. Beschluss von Vorstand und Beirat
das Jahresabonnement für Bezieher der Hohenzollerischen
Heimat, die nicht Mitglieder des Geschichtsvereins sind,
von 7 Euro auf 11 Euro erhöht. Für Mitglieder des Vereins,
die die Hohenzollerische Heimat ebenfalls erhalten, ändert
sich dagegen nichts. Der Mitgliedsbeitrag einschließlich
Bezugsgeld für die Hohenzollerische Heimat bleibt für Mitglieder somit konstant.
Veranstaltungen im 1. Quartal 2007
1. Vorträge im 1. Quartal 2007
DR. CASIMIR BUMILLER, BOLLSCHWEIL
Napoleon und der oberschwäbische Adel
Dienstag, 6. März, um 20 Uhr im Hohenzollerischen
Landesmuseum in Hechingen.
In dem Vortrag wird auch auf das Verhältnis Napoleons
zu den beiden hohenzollernschen Fürsten und zum Haus
Fürstenberg eingegangen.
3. Ausstellung in Hohenzollern
Die Sonderausstellung
Kirchenschätze aus Hohenzollern
ist noch bis 28. Jan. 2007 im Hohenzollerischen Landesmuseum in Hechingen zu sehen. Gezeigt werden wertvolle
liturgische Geräte und Gewänder aus hohenzollerischen
Kirchen. Unter anderem ist die schöne Trochtelfinger
Monstranz aus dem Jahr 1618 oder ein Reliquienschrein
aus dem Jahr 1520 zu sehen.
DR. OTTO H. BECKER, SIGMARINGEN
Die Schenken von Stauffenberg
Montag, 26. März, um 20 Uhr im Prinzenbau (Staatsarchiv)
in Sigmaringen.
2. Hohenzollerische Heimat
Vorstand und Beirat des Geschichtsvereins haben auf ihrer
gemeinsamen Sitzung am 8. Nov. 2006 in Gammertingen
beschlossen, die vierteljährlich erscheinende Hohenzollerische Heimat von derzeit 16 Seiten im kommenden Jahr auf
jeweils 24 Seiten aufzustocken. Mit diesem Beschluss kamen
die Gremien dem vermehrten Angebot an Beiträgen entgegen. Die Zeitschrift soll damit aber auch eine Aufwertung
erfahren. Als Folge dieser Steigerung des Umfangs der Zeit-
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag jeweils 14.00 - 17.00 Uhr,
Sonntag, jeweils 10.00 - 17.00 Uhr
Eintritt: 2,50 Euro pro Person,
Gruppen ab 10 Personen 2,00 Euro pro Person
gez. Dr. Otto Becker
Vorsitzender
stentums Hohenzollern-Sigmaringen befand, eine Anbindung an
den überörtlichen Verkehr ermöglicht.
Eine solche Verbindung gab es vor dem Jahre 1861 in dem die heutige Landesstraße gebaut wurde jedoch nicht. Weder in einer Karte
aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts [siehe dazu das Titelbild]
noch in der Flurkarte von 1841 ist eine solche Verbindung zu erkennen. Die Eyach quert unterhalb des ehemaligen Eisweihers,
vom Prallhang gegenüber dem Haag kommend, die Talaue und
fließt an Stelle der heutigen Straße "Am Mühlgraben" auf die Mühle
zu.
"Dabei erging [1815] als Auflage, "dass längs dem Hage ein öffentlicher Weg von 20 Schuh breit angelegt und beständig freigehalten werde." Damit ist der Weg gemeint, der heute das Haag
mit der Pfleghofgasse verbindet. Bis dahin erfolgte der Zugang
ins Haag durch einen Weg im Bereich des Kälblgartens, der sich
wohl südlich oder südöstlich des Haagschlössle befand. Die Erschließung aus dem Tal herauf macht deutlich, dass das Haag bis
1815 noch sehr viel stärker von der Stadt getrennt war, zumal die
Oberstadt noch mit Mauer und Graben befestigt war....."
Aus der Anordnung "dass längs dem Hage ein öffentlicher Weg von
20 Schuh (etwa 5,7 m) Breite angelegt und beständig freigehalten werde, schließt M. Hermann, dass der Weg, der die Pfleghofstraße mit dem Haag verbindet und durch dieses ins Tal führt, bisher nicht bestanden habe, es vielmehr eine Verbindung zwischen
Oberem Tor und Haag gegeben haben müsse.
Außerdem nimmt er an, dass der Hauptzugang zum Haag von Südosten her, das heißt aus dem Tal herauf erfolgt sei.
Ich möchte zunächst auf letzteres eingehen. Ein Zugang vom Tal
herauf setzt voraus, dass dort eine Straße verlaufen ist, die, berücksichtigt man die Tatsache, dass sich im Haag in Haigerloch im 18.
Jahrhundert für mehr als zwei Jahrzehnte die Residenz des Für-
Eine Verbindung vom
Stadttor beim "Schlössle" (ehem.
Schloßbräu) zum Haag hätte folgenden Verlauf nehmen und dabei zwei Mal die Eyach überqueren müssen: über die "Schlösslesbrücke", von dort auf das Niveau der Eyach , in Höhe des Eisweihers nochmals über die Eyach um dann zum Weg zu kommen der
vom Haag herunter zu den dort befindlichen Almandgrundstücken
und durch eine heute noch erkennbare Furt zu den "Nonnenwiesen" führt.
Es ist zwar zu erkennen, dass auf der früheren Karte [Titelbild] die
heutige Verbindung zwischen unterer Pfleghofstraße und Haag
fehlt und dafür nur ein Weg von der oberen Pfleghofstraße ins
51
schichte: Niedergang des Hauses Hohenberg, Verkauf von Stadt
und Herrschaft Haigerloch an Österreich und Verpfändungen
durch hundert Jahre.
Anstatt des erwarteten Bevölkerungszuwachses musste die Stadt einen erheblichen Rückgang hinnehmen.
Haag eingezeichnet ist, es fehlt aber auch der bereits im 16. Jahrhundert beschriebene Weg durchs Haag ins Tal. Überdies dient
diese Karte dem Zweck, den Verlauf einer neu projektierten Straße
von der Seesteige durch die Stadt Haigerloch über Weildorf, Empfingen, Fischingen
nach Sulz darzustellen. Die Stadt Haigerloch
mit Ihrer markanten Lage ist zwar erkennbar, aber nicht in allen
Mittelalterliche „Haagmühle" Diese soll beim heutigen Judenfriedhof gestanden haben. Wäre dies tatsächlich ein so verkehrsgünstiger Standort gewesen, sprich, hätte es eine Anbindung auch
nur zur nächsten außerörtlichen Straße gegeben, so wäre die Verlegung zum „Schlössle" hin wohl nicht erforderlich gewesen.
Details korrekt dargestellt.
Theorien darf man zugute halten, dass sie meist keine Rücksicht zu
nehmen brauchen auf Logik oder beschwerhche Kraftanstrengungen von Mensch und Tier. Der Annahme eines Zugangs ausschließlich vom Tal herauf widerspricht der tatsächliche Sachverhalt in vielfältiger Hinsicht.
Dies alles, gerade auch die günstigste Verbindung mit den in der
Talaue hegenden Almandteilen und „Nonnenwiesen" setzt voraus,
dass es von der Oberstadt durch das Haag einen von Fuhrwerken
benutzbaren Weg gegeben haben muss. Die heute bekannten Verbindungen zwischen der oberen Pfleghofstraße und dem Haag erfüllen diese Voraussetzung nicht. Das "Klausengässle" besteht im
oberen Teil aus einer langen Treppe, und die ehemalige Feuergasse, die vom Haag kommend beim evangelischen Pfarrhaus in
die obere Pfleghofstraße mündet, ist für Fuhrwerke zu steil und zu
schmal. Die für eine Verbindung mit Fuhrwerken logischste Verbindung ist die heute von der unteren Pfleghofstraße ins Haag
führende, die bereits zu M a n g des 18. Jhdt. bestanden haben
dürfte2.
Haag = jüdische Siedlung = hermetisch abgeriegeltes Getto.
Diese Gleichung drängt sich mir bei Herrmanns Darlegung unwillkürlich auf. Aber, auch wenn das Haag seine heutige Gestalt der Ansiedlung der jüdischen Bevölkerung in diesem Bereich verdankt,
es war in den Jahrhunderten zuvor nicht an eine solch ausschließliche Nutzung gedacht und so kann auch nicht ein dazu passender
Sachverhalt konstruiert werden.
Auch zwischen 1780 und 1942 war das Haag zum größten Teil aber
eben nicht ausschließlich jüdisches Wohngebiet. Die Häuser Im
Haag 22 und Klausengässle 11 sind laut den Haigerlocher Kontraktenprotokollen bereits im 18. Jahrhundert nachgewiesen, und
- eine wenn auch kleine Landwirtschaft trieb früher fast jeder Haigerlocher um - mit Fuhrwerken nur durch das Haag zu erreichen.
Kommen wir zurück auf das eingangs genannte Dekret wonach ein
Weg 20 Schuh breit angelegt und beständig freigehalten werden
solle. Die Frage welcher Schuh gemeint ist - der württembergische wurde im Fürstentum Hohenzollern erst 1828 eingeführt gibt ein ganz neues Thema und soll anderweitig erörtert werden.
Um 1815 wird eine 13schühige Feldmesser-Rute erwähnt, Da eine
Rute etwa 3,7 m entsprach', ergibt sich für den Schuh eine Länge
von 28,46 cm. In diesem Falle wären 20 Schuh = 5,7 m, eine
Breite, die im Bereich des Übergangs von der Pfleghofstraße ins
Haag d. h. zwischen den Häusern Haag 1 - 3 und den gegenüberhegenden Gartenmauern nicht erreicht wird. Ich deute die Verordnung so, dass im Haag selbst der Weg auf 20 Schuh verbreitert werden solle und dann nicht anderweitig genutzt oder zugebaut werden dürfe4.
Fürstliche Residenz von 1747 bis 1 7 6 9 und Witwensitz der
Gräfinnen-Witwen zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Auch ein Hinweis, gerade die Nutzung als solche würden eine Abriegelung gegen die Stadt geradezu fordern, ist nicht stichhaltig. Gerade der
Hinweis auf die fürstliche Residenz widerlegt bei genauerer
Berücksichtigung der Verhältnisse die Behauptung eines Zugangs
vom Tal herauf: Talauen waren meist versumpft und eine Straße
darin anzulegen wurde wegen der Hochwasser im Sommer und
drohendem Eisgang im Winter möglichst vermieden. In solchen
Fällen wäre die Fürstliche Residenz, auch unfreiwillig, von der
Außenwelt abgeschnitten gewesen. Der Fürst wäre darin gefangen
gewesen und hätte auch keine Besucher empfangen können.
Übrigens wurde, wie die Haigerlocher Kontraktenprotokolle ausweisen, auch während dieser Zeit das Haag - und nicht nur der
Haagwasen im Tal - von den Haigerlocher Bürgern als Kraut- und
Grasgartenland genutzt. Der doch wohl sehr distinguierte Fürst Joseph Friedrich erwarb von den Besitzern nur so viel Grund als er
für seine Bauten benötigte.
Anmerkungen
[1] Klausengässle 3 wurde erst 1868 erbaut. Nach dem Feuersocietätskataster von 1855 wurde das Gebäude Nr. 37 (in der
Unterstadt) im Jahre 1867 abgebrochen, 1868 neu gebaut
und mit Nr. 246 = Klausengässle 1 vereinigt.
[ 2 ] Stadtarchiv Haigerloch, Bestand Amtsbücher (Kontraktenprotokolle) Nr. 37: Am 21. Januar 1712 verkaufte Catharina
Henle, Witwe des Hirschwirts Christoff Henger, an ihren
"freindlich hben Vötter" (freind = Verwandter, "Vötter" (Vetter) = cousin = auch allgemein männlicher Blutsverwandter) Philipp Henle den Hirsch (heute Postamt) mit aller Zubehör, unter anderem "ein Stück Krautgarten in dem Haggässle, den unteren Teil, der obere Teil an der Pfleg verbleibt
der Wittib" Dieser Garten, und damit das "Haaggässle", lässt
sich möglicherweise lokalisieren = gegenüber Haus Haag 1
auf einer Terrasse. Beim der Suche nach den Besitzern stellte
sich heraus, dass gegenüber dem Primärkataster bzw. Urkarte
und späteren Karten/Katasterblättern eine Änderung der Flurstücks-Nr. vorgenommen wurde, die zu Unstimmigkeiten hinsichtlich der Besitzer führen kann.
Um 1700 wird der Haagmaier = Verwalter der zum Haaggut
gehörigen Landwirtschaft genannt. Es ist festzustellen, dass hierzu
auch umfangreiche außerhalb des Haag bei Weildorf gelegene
landwirtschaftliche Flächen gehörten. Um diese zu erreichen hätte
der Fuhrwerksverkehr aus dem Haag zu Äckern folgenden Verlauf nehmen müssen: von der erhöht hegenden Lage des Haaggutes ins Tal, dort zweimal über die Eyach (s. o.) dann durch das
Tor beim Schlössle die steüe Oberstadtstraße hoch zum Oberen
Tor. Mit einfachen Ochsen- oder Pferdegespannen war das kaum
zu bewältigen.
Freibrief von 1 2 9 8 Die Bezeichnung „Neue Stadt in dem Haage"
lässt eher den Schluss zu, dass bereits damals an eine Ausdehnung
der Stadt ins Haag gedacht war, wegen der Südlage vielleicht mit
weiteren Adelsansitzen. Dass es dazu nicht gekommen ist, lag
nicht bei den „Stadtplanern", sondern am weiteren Verlauf der Ge-
3)
52
Auf der im Aufgang des Haigerlocher Bürgerhauses ausgestellten Flurkarte von 1798 - erstellt als Beilage zur Ermitt-
lung der Grenzen der Gemarkung der Stadt Haigerloch - ist
die zugrunde gelegte Maßeinheit mit abgebildet: „Länge eines
Haigerlocher Dezimalschuh nach welchem die Bann aufgemessen worden". Beim Nachmessen ergeben sich 37 cm.
„Dezimalschuh" ist wohl als der zehnte Teü einer FeldmesserRute zu verstehen, so dass für die Rute eine Länge von 3,70
cm gerechnet werden muss.
Legt man ein, wenn auch nur hypothetisches Duodezimalsystem (1 Rute = 12 Schuh) zugrunde, so ergibt sich für den
alten Haigerlocher Schuh eine Länge von 30,7 cm. Das
kommt nicht nur dem englischen Fuß = 30,48 cm nahe sondern auch der Berechnung, die der Haigerlocher Herrschaftliche Maurermeister Konrad Bauz, der im Jahre 1782 für die
Seitenlänge des „Römerturms" 35 Schuh angab, was bei
10,75 m wieder 30,7 cm ergibt. Die Einteilung der Feldmesser-Rute in 13 Schuh halte ich für eine behördliche Maß-
nahme um eine irgendwie geartete Gleichsetzung mit anderen
Maßsystemen zu erreichen.
4)
* Utz Jeggle (Hg.), Erinnerungen an die Haigerlocher Juden.
Ein Mosaik, Tübingen: Tübinger Vereinigung für Volkskunde,
2000.
MANFRED TEUFEL
lich des Rheins fortgebracht werden musste, war das Land Baden
von jeder straff zusammengefassten Truppe entblößt. Die Regierung musste daher an die Aufstellung einer kasernierten Polizeimacht denken. Der ehem. badische Innenminister Adam Remmele
schreibt in seinen Erinnerungen (Karlsruhe 1925), dass es die
französische Militärmacht selbst war, die durch wiederholte Drohungen, die neutrale Zone mit militärischen Polizeitruppen zu besetzen, die Erwägung dieses Gedankens in Fluss gebracht hätte. Auf
der anderen Seite darf nicht unterschlagen werden, dass die Alliierten in dem Bestreben, das Verteidigungspotential Deutschlands
möglichst niedrig zu halten, nicht nur die Freikorps und Selbstschutzorganisationen mit Misstrauen beobachteten und ihre Auflösung betrieben, sondern auch die Truppenpolizei als eine militärischen Zwecken dienende Einrichtung verdächtigten.
Sigmaringen als Standort badischer
und württembergischer Polizeieinheiten
Dass das hohenzollerische Sigmaringen schon im Kaiserreich Garnisonstadt war, ist heute noch eher geläufig als das Wissen der
Nachkommen darüber, dass es in der Weimarer Zeit auch als Standort außerpreußischer kasernierter Polizeieinheiten von ziemlicher Bedeutung war. Mit der Verlegung der Unteroffiziersschule
von Neu-Breisach in die Kaserne Nonnenhof im Jahre 1910 wurde
Sigmaringen (wieder) bis zum Ende des 1.Weltkriegs Garnisonstadt.
Als infolge der Auswirkungen des Friedensvertrags von 1919 die
Reichswehr stärkemäßig abgebaut und aus der neutralen Zone öst-
Korporalschaft der Polizeischulabteilung
Verständhch wird dies, wenn man aus Streitfällen erfährt,
dass das Überbauen öffentlichen Grundes durchaus kein Einzelfall war. Wegen der engen Bebauung innerhalb der Stadt
standen vor allem Dunglegen oft auf öffentlichem Grund. Hier
war dann jährlich eine geringe Gebühr fähig, mit der der Nutzer anerkannte, dass der Grund nicht sein Eigentum war, sondern der Stadt gehörte. Das war auch bei der bis 1955 vor
meinem Wohnhaus gelegenen „Miste" der Fall. Im Jahr 1957
hat mein Vater die Hoffläche vor dem Haus von der Stadt gekauft.
Am 1. Dezember 1919 begann das Land Baden daher mit der Auf-
Sigmaringen (1928), Bild: Ingo Löhken
53
Stellung einer Bereitschaftspolizei, die dort den Namen „Gruppen-
zeischüler im Waffendienst und Sport für eine Verwendung bei den
polizei" führte.
Polizeibereitschaften in Stuttgart, Eßlingen, Friedrichshafen, Heil-
Zunächst übernahm man von der bisherigen
Volkswehr die für den Polizeidienst geeigneten Leute.
bronn, Reutlingen, Tübingen und Ulm sowie in Ravensburg (Stand:
Für die
zweckmäßige Unterbringung der für das ganze Land vorgesehenen
1928)
Polizeibereitschaften fehlten allerdings geeignete Unterkünfte.
der Regel 12 - 14 Monate. Daran schloss sich
auszubilden. Diese Ausbildung in Sigmaringen dauerte in
der vierjährige
praktische Dienst bei den Bereitschaften an. Erst nach dieser ins-
In Verhandlungen mit dem preußischen Innenministerium und
gesamt etwa fünf- bis sechsjährigen hauptsächlich praktischen
dem Regierungspräsidenten von Sigmaringen erreichte man 1920,
Ausbildung erfolgte eine gründliche Durchbildung in einem Lehr-
dass auf Grund einer stets kündbaren Vereinbarung eine Hundert-
gang an der „Württ. Polizeifachschule" in Stuttgart, dessen Beste-
schaft der Gruppenpolizei in das außerhalb der 50 km-Zone he-
hen für die Einzeldienstverwendung bei der Schutzpolizei oder
gende Sigmaringen gelegt werden konnte. Hier stand das Areal der
Landjägerei Voraussetzung war.
ehemaligen Unteroffiziersschule des Heeres zur Verfügung. Sigmaringen hatte den besonderen Vorzug, dass nunmehr bei Unruhen
Die Polizeischulabteilung Sigmaringen stand unter dem Kom-
u.ä. auch stärkere kasernierte Polizeikräfte für die südbadischen
mando eines Polizeimajors, dem 3 Oberleutnante und Leutnante
Landkreise am Bodensee und im Schwarzwald bereitgestellt wer-
nachgeordnet waren. Die Verwaltungsaufgaben besorgten ein Poli-
den konnten. In Villingen, Donaueschingen und Konstanz gab es
zeiobersekretär (auf gehobener Stellung) und ein Kanzleisekretär.
wegen der Belegung mit Reichswehrtruppen keine Unterbrin-
Zeitweise wurden etwa 115 - 120 Polizeioberwachtmeister und
gungsmöghchkeiten. Im November 1923 zog man die Einheit, der
Wachtmeister in Sigmaringen auf ihren späteren Polizeidienst vor-
niemals eine örtliche Zuständigkeit für den Regierungsbezirk Sig-
bereitet. Die Angehörigen der Pohzeischulabteilungen trugen da-
maringen zur Seite stand, von hier ab und verlegte sie nach Pforz-
mals die sonst übhche
heim. Die jungen, 19 - 22-jährigen Polizeivorschüler verteilte man
gehanzug. Im Ausbildungsdienst
zunächst auf die Einsatzbereitschaften in Freiburg und Heidelberg,
dung getragen, die der Uniformierung der Vorgängerorganisation,
dunkelgrüne Dienstkleidung nur als Auswurde eine feldgraue Beklei-
bevor sie dann nach Waldshut und Pforzheim überwiesen werden
der württembergischen Polizeiwehr in vielen Teilen glich. Die zum
konnten, um später die Wachtmeisterprüfung abzulegen. Diese
Stammpersonal der Polizeischule versetzten Polizeiwachtmeister
war für die Verwendung im polizeilichen Einzeldienst unabdingbar.
trugen an den Blusen und Mänteln der feldgrauen und der dun-
Die Polizeivorschüler trugen selbstverständlich Dienstuniform:
kelgrünen Dienstkleidung am hnken Ärmel ein Metallschild aus
Bluse, Kragen, Mütze, Besatzstreifen, Hose waren nach dem „Farb-
Nickel mit den Buchstaben „PS" (Polizeischulabteilung).
schema nach 1918" jeweils dunkelblau, während die Vorstöße in
kakblau gehalten wurden. Zu den Dienstgradabzeichen sei festge-
Von den Alüierten war den Bereitschaftspolizeien reichsweit zuge-
halten, dass Polizeimänner die Kragen ohne jedes Abzeichen, die
standen:
Streifenmeister jedoch an der vorderen Kante des Kragens je eine
-
für jeden Beamten eine blanke Waffe (Seitengewehr oder Degen), eine Pistole und eine Handgranate,
5 mm breite, senkrechte, kaliblaue Borte tragen durften, Rottenmeister dagegen zwei Borte mit einem Abstand von 3 mm. Polizei-
-
für je drei Beamte ein Gewehr oder Karabiner,
wachtmeister trugen je einen 5 mm breiten Streifen aus Goldborte
-
für je 20 Beamte eine Maschinenpistole,
am Kragen. Goldgestickte fünfzackige Sterne am Kragen waren für
für je tausend Beamte ein Panzerwagen mit zwei schweren
die Offiziere vorgesehen.
Maschinengewehren.
Im Volksstaat Württemberg kam es nach der Staatsumwälzung
Nach dem die Alliierten Ende der Zwanziger Jahre eine zahlen-
auch zu einer grundlegenden Neustrukturierung der staatlichen
mäßige Verringerung der Polizei, insbesondere der kasernierten,
Polizei, die spätestens am 30. April 1926 als vorläufig abgeschlos-
forderten, verlegte man am 1. März 1928 die Polizeischulabteilung
sen galt; darin hatten die Pohzeischulabteilungen in Ellwangen und
Sigmaringen insgesamt nach Weingarten. 1934 erfolgte die Über-
Sigmaringen ihren festen Platz. Auch Württemberg war aus ver-
führung der Schulabteilung Weingarten in die neue NS- Landespo-
schiedenen politischen und polizeistrategischen Gründen schon
lizei-Inspektion Süd mit dem Sitz in Stuttgart.
vorher an der Unterbringung einer Polizeischulabteilung in sofort
stellung der Wehrhoheit ging die Landespolizei in der neuen Wehr-
verfügbaren und logistisch geeigneten Unterkunftsräumen in Sig-
macht auf. Eine Bereitschaftspolizei gab es dann nicht mehr. Sig-
maringen interessiert. Die württembergische Polizeischulabteilung
maringen war - wie ich immer wieder konstatieren konnte- für
in Sigmaringen unterstand ebenso wie die in Ellwangen dislozierte
eine Generation badischer und württembergischer Gendarmen,
gleichartige Organisationseinheit dem Innenministerium in Stutt-
Landjäger und Schutzpolizisten eine wichtige Periode ihrer späte-
gart unmittelbar. Die Schulabteilungen hatten die jungen Poli-
ren beruflichen Laufbahn.
OTTO H. BECKER
maligen Fürstentümern Hohenzollern-Hechingen und Hohenzol-
Der Fidelistag in Hohenzollern
von Sankt Fidehs am 24. April wird seitdem in der Messliturgie der
Der Heilige Fidelis von Sigmaringen wurde
hohenzollerischen Pfarreien der Erzdiözese Freiburg als Festtag
Nach Wiederher-
lern-Sigmaringen gebildeten Hohenzollernlandes. Der Namenstag
in einer Anordnung
der Fürstlichen Regierung vom 12. April 1814 im Zusammenhang
begangen.
mit den Feierhchkeiten aus Anlass des nach dem Sturz Napoleons
Das Zentrum der Fidelisverehrung blieb jedoch weiterhin Sigma-
erfolgten Friedenschlusses erstmals als Landespatron des Fürsten-
ringen. Dort wurde seit der Zeit der Sehgsprechung des Kapuzi-
tums Hohenzollern-Sigmaringen bezeichnet. Vor 80 Jahren, am 11.
nerpaters 1729 der 24. April feierlich begangen. Selbst in der Zeit
August 1926, erhob Papst Pius XI. den Erstlingsmärtyrer des Kapu-
der kirchlichen Aufklärung in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
zinerordens schließlich zum Landespatron des 1852 aus den ehe-
und in den ersten vier Dekaden des 19- Jahrhunderts konnte die54
ser Brauch unter dem Schutzmantel des Fürstenhauses Hohenzollern-Sigmaringen weiterleben. Infolge der kirchlichen Erneuerung, vor allem auch des Wirkens von Pfarrer Thomas Geiselhart
erfuhr die Fidehsverehrung in der 2. Hälfte des 19- Jahrhunderts
mächtigen Auftrieb. Der Fidehstag bheb bis in die Zeit des Dritten
Reiches ein offizieller Feiertag in Sigmaringen. Erst 1938 wurde
dem Fidehstag wie anderen kirchlichen Feiertagen der öffentliche
Schutz entzogen und das generelle Arbeitsverbot aufgehoben.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte der Fidehstag seinen früheren Rang als kirchlicher Feiertag wieder zurück. Im Gesetz über
die Sonntage und Feiertage des Landes Württemberg-Hohenzollern
vom 11. Januar 1949 wurde im § 2 der Fidehstag in der Stadt Sigmaringen denn auch ausdrücklich in den Kanon der kirchlichen
Feiertage aufgenommen und unter staatlichen Schutz gestellt.
In dem 1952 neu gebildeten Bundesland Baden-Württemberg
konnte der Fidehstag seinen Rang als staatlich anerkannter kirchlicher Feiertag jedoch nicht mehr behaupten. So wird dem badenwürttembergischen Gesetz über die Sonntage und Feiertage vom
12. Dezember 1954 der 24. April als staatlich geschützter Feiertag
nicht mehr aufgeführt. Eine Initiative des Vorsitzenden des Hohenzollerischen Landeskommunalverbandes und CDU-Abgeordneten
im Stuttgarter Landtag, Franz Gog, den Fidelistag nachträglich wie-
der als offiziellen Feiertag anzuerkennen, fand im Dezember 1955
keine parlamentarische Mehrheit.
Auch in den Neufassungen des Gesetzes über die Sonntage und Feiertage vom 25. Juli 1962 und vom 28. November 1970 bheb der Fidehstag unberücksichtigt. Dessen ungeachtet, behielt der 24.
April in Sigmaringen mit Billigung des Landratsamtes und des
Bürgermeisteramtes auch weiterhin den Charakter eines lokalen
kirchlichen Feiertages mit Feiertagsruhe. Zum offenen Bruch kam
es dann im Jahr 1968. Das Fidehsfest wurde „angesichts der veränderten allgemeinen Lebens-und Arbeitsverhältnisse unserer
Zeit", wie es hieß, auf den auf den 24. April nächstfolgenden Sonntag verlegt. Der Fidehstag war somit zu einem normalen Arbeitstag
zurück gestuft.
HORST MIELITZ
Jahrgang 1938, zeigt einen leeren Autobahnabschnitt, von dem in
unserer Zeit täglich und regelmäßig über die Verkehrssender Staumeldungen bekanntgegeben werden.
Die Verschiebung der seit Generationen stets am Namenstag des
Stadtpatrons begangenen Feier stieß bei den Gläubigen auf keine
Akzeptanz. Seit 1971 wird das Fidehsfest wieder am 24. April, jedoch erst abends nach der Arbeit gefeiert. Eine Ausnahme bildete
das Fidehsfest im Jahr 2006. Aus Termingründen des Zelebranten
Karl Kardinal Lehmann wurde das Fest bereits am Sonntag, 23April, mit einem Pontifikalamt und einer Lichterprozession feierlich begangen.
Runder Turm
Heimatmuseum Sigmaringen e.V.
Vom 10. Mai bis l.Oktober 2006 veranstaltete der Sigmaringer
Heimatverein im Runden Turm eine erste Wechselausstellung unter dem Motto „Pflege der Heimat und Geschichte". Diese Gedenkausstellung wurde anlässhch der Neugestaltung des Gebäudekomplexes Drogerie ARNAUD, einem Familienmitglied gewidmet und
mit Victor Arnaud 1890 - 1958, Graphik und Gemälde, eine Persönlichkeit aus der Sigmaringer Bürgerschaft gewürdigt. In vierter
Generation erblickte Victor als echter Sigmaringer in der damaligen „Bauernstube", ehemals Weinstube mit Weinhandlung seines
Vaters, in der Schwabstraße das Licht der Welt.
Seine Ausbildung zum Maler und Graphiker und sein außerordentliches, zeichnerisches Talent machten ihn in der Berliner
Künstlerszene während der sogenannten Wilden Nachkriegsjahre
allseits bekannt. Die sich sehr schnell fortentwickelnde Werbebranche für Reklameplakate und Reklame aller Art der 20er Jahre
schaffte ein völlig neues Betätigungsfeld und Berufsbild für Maler
und Graphiker.
Aus dieser Schaffenszeit Victor Arnauds präsentierte die Ausstellung im Runden T\irm eine umfangreiche Auswahl der neuen grafischen Formgebung seiner Zeit. Völlig zu Recht kann gesagt werden, dass mit VA ein Sigmaringer richtungsweisend die darstellende Kunst in seinem Sinne beeinflußte und prägte. Die beeindruckende Filmplakatesammlung versetzte den Ausstellungsbesucher in die Zeit der ersten Tonfilme. Als Neunjähriger hörte der Betrachter aus dem Holzschränkchen mit zwei Türen, die den Grammophontrichter freigaben, von der Schellackplatte „Der Postillon
von Lonjumeau" und sah hier erstmals das dazugehörige, von VA
großartig gemalte Kinoplakat. Aus der Serie „Familien-Magazin"
befanden sich zahlreiche Titelgestaltungen in den Vitrinen, die in
ihren malerisch, grafischen Abbildungen historische Zeitdokumente darstellen. Eine Mercedes-Werbung z.B., erstes Maiheft,
»
Victor Arnaud 1890
55
-1958
das Verwachsensein mit den aktuellen Verkaufs- und Werbeproblemen. Dann erst ist er ein wirklich brauchbarer, eben ein Gebrauchsgrafiker; dann gehört ihm die Zukunft".
Victor Arnaud hat durch seine beispielhaft, grafische und ideenreiche Ausdrucksweise einen wesentlichen Beitrag zur Bildung der
neuen Berufsgruppe vom Gebrauchsgrafiker bis zur aktuellen Berufsbezeichnung des Gafik-Designers geleistet. Wie viele seiner
Malerkollegen bleibt auch er und sein Name mit der Werbebranche verbunden, die in der globalen Markenartikel-Industrie überall den Verbraucher, den Konsumenten zu beeinflussen sucht.
Heute steuern Ergebnisse von präzise durchgeführten Marktuntersuchungen Marketingstrategien über das grafische Erscheinungsbild eines Produktes bis zum erfolgreichen Verkaufsabschluss.
Auch dieser Werdegang war, freilich mit einiger Fantasie des Ausstellungsbesuchers, durch eine vielfältige Präsentation von Entwürfen, grafischen Zeichnungen und Druckmustern durchaus erkennbar.
Dass Victor Arnaud als Zeichenlehrer sich der Jugend und damit
dem potentiellen Werbenachwuchs widmete, zuletzt am Sigmaringer Gymnasium, war ebenso Bestandteil der ausführlichen Dokumentation, als auch vieler zeichnerischer Wiedergaben aus Natur
und Umgebung seiner Heimatstadt, wie verschiedene Schlossansichten, natürlich mit urspünglicher Donauflußführung, für Grußpostkarten.
Die Titelwerbung auf dem Austeilungskatalog, von dem noch einige
wenige Exemplare zu erwerben sind, zeigt eine typische VA-Werbedarstellung mit einer Textaussage, die meines Erachtens und sicher
auch vieler Besucher, sowohl auf die Austeilung, als auch auf den
Maler und Grafiker, so recht passen will -
Arnaud formulierte sehr charakteristisch das Berufsbild und die
Zukunftsaussichten bereits vor 80 Jahren wie folgt:
„Was man von einem Gebrauchsgrafiker der Zukunft erwartet, ist
VICTOR ARNAUD - surprise
CHRISTOPH MORRISSEY/ ANDREAS ZEKORN
konnte das Vorhaben seinerzeit aber aus verschiedenen Gründen
nicht vollenden.
1983 wurde die Bearbeitung der Fundstellen im Altkreis Hechingen schließlich Georg Schmitt im Rahmen einer Dissertation übertragen. Die Durchsicht des Fundmaterials und der Fundstellen sowie ein Blick auf die naturräumliche Gliederung des Altkreises Hechingen ließen eine Ausweitung des Untersuchungsgebietes auf
den Altkreis Bahngen geraten erscheinen, womit sich das Bearbeitungsgebiet weitgehend mit dem heutigen Zollernalbkreis deckt.
Lediglich der südöstliche Teil des Landkreises mit den Orten Benzingen, Harthausen, Kaiseringen, Straßberg und Winterhngen blieb
aus unterschiedlichen Gründen ebenso ausgespart wie das bis
1938 zum Oberamt Spaichingen gehörende Nusplingen. Das Bearbeitungsgebiet umfasst somit 24 Städte und Gemeinden innerhalb
des Zollernalbkreises sowie die Ortsteile von drei weiteren Städten
außerhalb des Kreises (Horb, Sulz a. N., Trochtelfingen). Insgesamt wurden 97, bis zur Kreisreform meist selbstständige Ortschaften in die Untersuchung einbezogen.
Hünengräber und Knöpflemesser - Die
Alamannen im Zollernalbkreis [1!
Als man um 1880 bei Fischingen ein immerhin etwa 1300 Jahre altes alamannisches Grab mit einem Sax (Kurzschwert) fand, wurde
jenes kurzerhand geschliffen und diente - mit einem Griff versehen
- alsdann in der Küche des Wehrsteiner Hofes als Knöpflemesser.
Wie man sieht, hat also die Arbeit der Altvorderen olfenbar nicht
nur für wissensdurstige Wissenschaftler sondern bisweilen auch
für die Bevölkerung vor Ort einen ganz praktischen Nutzen gehabt.
Weniger an Hobby-Köche als an historisch und heimatkundlich Interessierte richtet sich jedoch die nun vorhegende, freilich ungedruckte Arbeit von Georg Schmitt mit dem Titel „Die Alamannen im
Zollernalbkreis". Sie wurde 1988 als Dissertation an der Universität Mainz abgeschlossen, 2004 inhaltlich überarbeitet und aktualisiert und 2005 dort an der zuständigen Fakultät eingereicht. Die
Veröffentlichung der Doktorarbeit ist vorgesehen in der Reihe
„Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg", die vom
Landesamt für Denkmalpflege (ehemals Landesdenkmalamt) herausgegeben wird. Wann eine Drucklegung stattfindet, ist aufgrund
knapper Haushaltsmittel derzeit nicht absehbar. Um diese für den
Zollernalbkreis wichtige Arbeit für Recherchen und Nachfragen
jetzt schon zugänglich zu machen, hegt sie - ohne redaktionelle
Überarbeitung und einige notwendige Korrektoren - als Ausdruck
im Kreisarchiv des Zollernalbkreises sowie als Datei im allgemein
lesbaren PDF-Format vor.
Im Jahr 1988 abgeschlossen konnte in der Dissertation später erschienene Literatur nur bei grundlegender Bedeutung nachgetragen werden. Wichtige Neufunde sind - allerdings nur sofern schon
anderweitig veröffentlicht - als Anhang zum Katalog aufgenommen.
Ziel der Arbeit ist vorrangig die Erfassung und Wiedergabe von
sämtlichen überlieferten Befunden und Funden aus der Zeit zwischen dem Fall des Limes um 259/60 und dem endgültigen Verlust
der politischen Selbstständigkeit der Alamannen im Jahre 746. Neben etwa 115 Grabfunden und Friedhöfen - früher bisweilen auch
als Hünengräber bezeichnet - sind dies Siedlungs-, Einzel- und Depotfunde. Aufgearbeitet sind beispielsweise die bedeutenden Bestattungsplätze bei Bahngen, Bisingen, Burladingen, Ebingen oder
Truchtelfingen, ein Depotfund bei Lauthngen mit Hinterlassenschaften eines Schmiedes, völkerwanderungszeitliche Funde bei
Dotternhausen und auf dem Lochenstein sowie eine frühkarolingische Lanzenspitze bei Bitz. Weitere Themen der Arbeit sind Bestattungssitten, Grabbauten, Tracht, Schmuck und Bewaffnung der Bevölkerung ebenso wie Gräberfelder und Hofgrablegen, aber auch
aussagefähige Flurnamen und anderes mehr.
1931 erschien die Arbeit von Walther Veeck über „Die Alamannen
in Württemberg", 1970 der Beitrag von Friedrich Garscha über
„Die Alamannen in Südbaden". Zwischen den ehemals württembergischen und südbadischen Landesteilen klafft bis heute hinsichtlich der Publikation frühmittelalterlicher (alamannischer)
Funden eine größere Lücke: Auf der archäologischen Karte war
das hohenzollerische Gebiet ein weitgehend weißer Fleck. Die erste Zusammenstellung der Fundstellen in Hohenzollern von Karl
Theodor Zingeler aus den Jahren 1893/94 bzw. 1896 ist heute begreiflicherweise nicht mehr aktuell ebenso wie die Darstellung von
Eduard Peters und Oscar Paret von 1948.121 Das Landesdenkmalamt beabsichtigte schon 1960/61 diese Lücke zu schließen,
Fast 20 Jahre sind seit dem Abschluss der Dissertation vergangen
und die archäologische Forschung hat zwischenzeitlich neue Er56
gebnisse erbracht. Jahr um Jahr werden durch Ausgrabungen und
Neufunde neue Quellen erschlossen, manches erscheint nun in anderem Licht. Dies konnte und sollte in der Arbeit nicht nachgearbeitet werden, man beschränkte sich auf Aktualisierungen und das
Nachtragen neu erschienener Literatur. Der nicht zuletzt deshalb
gegenüber der ursprünglichen Fassung stark gekürzte und knapp
gehaltene auswertende Text wird allerdings durch einen umfangreichen Katalog aller Fundstellen ergänzt. Um die Arbeit, und dabei
insbesondere den Katalog mit den Fundorten, auch für den archäologischen Nichtfachmann wie etwa den Historiker, den Landeskundler, den Archivar und Museologen, zu einem nützlichen
Hilfsmittel zu gestalten, folgt im Katalog auf jede Fundstelle eine
knappe Auswertung. Dabei wird das Gräberfeld - darum handelt
es sich in der Regel - hinsichtlich der Gründungs- und Belegungszeit, des Umfanges und der Sozialstruktur behandelt. Ferner wird
unter Heranziehung der historisch-geografischen Quellen auf
Lage, Name, Alter, Größe und Struktur sowie auf den späteren Werdegang der zugehörigen Siedlung eingegangen. Den Abschluss büdet ein Rekonstruktionsversuch der mittelalterlichen Geschichte
des jeweiligen Ortes und der Besiedlungsgeschichte seiner Gemarkung. So stellt denn der ansonsten nur für Nachschlagezwecke gedachte Katalog den Kern und die eigenthche Auswertung der vorhegenden Arbeit dar.
kreis der Stadt Balingen sowie bei Bisingen, Geislingen und Haigerloch-Owingen. Es bestätigt sich, dass die Siedlungen, die einen
Ortsnamen mit der Endung -ingen besitzen, in der Regel die ältesten sind. Mit ethchen Ausnahmen - siehe oben - hegen sie an
verkehrsgünstigen und naturräumlich bevorzugten Plätze.
Mit dieser ungedruckten, aber nun wenigstens begrenzt zugänglichen Arbeit erhält der Zollernalbkreis einen wichtigen Beitrag zur
regionalen Geschichtsforschung. Mit der Darstellung der bislang
vielfach noch unpubhzierten oder nur in knappen Fundmeldungen
erwähnten Funde und Befunde sowie den siedlungsgeschichtlichen
Überlegungen des Autors wird der interessierten Bevölkerung eine
fundierte Grundlage geboten, um dem Alter und der Entstehungsgeschichte des jeweihgen Ortes, der Gemeinde oder Stadt nachgehen zu können. Deuthch werden dabei Vielfalt und Reichtum der
archäologischen Zeugnisse aus alamannischer Zeit, in welcher die
Ursprünge vieler Orte und Gemeinden des heutigen Zollernalbkreises hegen.
Eingeflossen sind die Ergebnisse im Übrigen bereits zum Teil in
den im Jahre 2003 erschienenen Führer zu den archäologischen
Denkmälern im Zollernalbkreis (Zollernalb-Profile Reihe B, Bd. 2,
herausgegeben vom Zollernalbkreis).
Ältere Ausbausiedlungen des 7. Jahrhunderts sind dann oft unter
den -heim, -dorf, -hausen und -stetten-Orten zu finden. Zum ersten Mal wird durch die Dissertation jetzt deuthch erkennbar, dass
die alamannische Besiedlung der Albhochfläche erst im 7. Jahrhundert erfolgte, wobei angesichts der bislang gefundenen, lediglich kleineren Gräberfelder bei Bitz, Winterhngen, Benzingen,
Meßstetten und Hossingen von einer anfangs eher lockeren Erschließung des Raums in Form kleinerer Hofgruppen auszugehen
ist.
Es bleibt die Hoffnung, dass diese informative und wichtige Arbeit
in absehbarer Zeit gedruckt wird. Wenn es dazu hin noch gelänge,
interessante und teils umfangreiche Neufunde der letzten Jahre insbesondere aus dem Ebinger Raum und auf dem Kleinen Heuberg
zumindest informell mit einarbeiten zu können, wäre dies sicher
ein besonders gelungener Abschluss jahrzehntelanger Bemühungen der staatlichen Denkmalpflege, beteiligter Wissenschaftler und
engagierter Laien um dieses Thema.
Nähere Informationen unter folgender E-Mail-Adresse:
[email protected]
Bibliographie: Georg Schmitt, Die Alamannen im Zollernalbkreis, Pirna 2005, 217 und 113 S. (Dissertation, maschinenschriftlich und auf CD-ROM)
Durch die Arbeit wird die zögerliche Erschließung unseres Raums
in der nachrömischen Zeit, der Völkerwanderungszeit (spätes 3.
bis 5. Jahrhundert n. Chr.), erkennbar: bislang sind nur kleine
Siedlungsplätze bei Dotternhausen und im Talgrund westhch von
Albstadt-Ebingen nachgewiesen, während von Lochenstein und der
Schalksburg nur einzelne Funde vorhegen. Auch Hüttengrundrisse
beim römischen Gutshof von Hechingen-Stein könnten in das 3oder 4. Jahrhundert datieren.
Anmerkungen
[ 1J Die Schreibweise „Alamannen" folgt in diesem Beitrag der in
der vorgestellten Dissertation gebrauchten Schreibweise, die
von Archäologen verwendet wird und die bedeutungsgleich ist
mit der Schreibweise „Alemannen", die bei Historikern üblich ist.
Die weiten Albtäler von Starzel und Fehla, von Eyach und
Schmiecha wie auch Bära gehören zu den im frühen Mittelalter,
seit dem 6. Jahrhundert, am frühesten besiedelten Gebieten des
Zollernalbkreises. Mehrere größere Bestattungsplätze, die auf entsprechende Siedlungen hinweisen, wurden bei Burladingen, Albstadt-Ebingen und -Truchtelfingen gefunden, einzelne Gräber datieren hier bereits in die Zeit um 500 n. Chr. Weitere Grabstätten bei
Albstadt-Lautlingen, -Pfeffingen und -Tailfingen aber auch bei
Straßberg und Nusplingen (im Bäratal) unterstreichen die frühe
Erschließung der naturräumlich und insbesondere auch verkehrsgeographisch günstigen Talräume.
[2] Karl Thedor Zingeler, Die vor- und frühgeschichtliche Forschung in Hohenzollern, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 27 (1893/94,
S. 1 - 115. Separat: Sigmaringen 1894. - Ders. und Wilhelm
Friedrich Laur, Die Bau- und Kunstdenkmäler in den Hohenzollern'schen Landen, Stuttgart 1896. Vgl. auch: Eduard Peters und Oscar Paret, Die vor- und frühgeschichtlichen Kunstund Kulturdenkmäler in Hohenzollern, in: Walther Genzmer,
Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns, Zweiter Band: Kreis Sigmaringen, Stuttgart 1948, S. 475 - 495.
Erst im frühen 6. Jahrhundert beginnt die flächige Besiedlung des
Albvorlandes. Die naturräumlich günstigeren Bereiche sind schon
in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts auf Dauer erschlossen,
nachgewiesen durch ausgedehnte Reihengräberfelder etwa im Um-
57
EDMUND BAUER
Henle, Anton [Liste Vikare Nr. 23]
*29.10.1876 Bittelbronn, 0. 4.7.1901, + 11.3.1947 Horb
Stein ab August 1901, Mindersdorf bis 3.8.1903, Hausen i.K. 4.8.24.11.1903, Sigmaringen 25.11.1903 - 25.7.1904, Sigmaringendorf 26.7.1904- 14.11.1905, Salmendingen 15.11.1905- 1927,
Benzingen 1927 - 1941, Ruhestand Gruol.
(2/8709,16/188, FDA 51/207, ABEF, PA 135)
Biographische Daten der Seelsorger von
Hausen im Killertal
(Fortsetzung von Heft 1/2006)
Die Abkürzungen bedeuten: * =geboren, o. = ordiniert bzw. geweiht, + = gestorben. In Klammern stehen die Quellennachweise
in abgekürzter Form, deren Bedeutung in Heft 1/2006 auf S. 10 f.
erläutert wurde.
Hiller, Karl [Liste Vikare Nr. 26]
*25-2.1881 Inzigkofen, 0. 4.7.1906, +5.7.1964 Horb
Straßberg August 1906 - 31.7.1907, Hausen i.K. 1.8.1907 5.9.1907, Eggersdorf 6.9.1907 - 8.11.1907, Dettingen 9-11.1907
- 10.5.1908, Burladingen 11.5. - Oktober 1908, Dettingen Oktober 1908 - 3.6.1909, Pfarrer Veringendorf 4.6.1909 - 2.7.1913,
Langenenslingen (Kaplanei) 3-7.1913 - 5.6.1915, Dettensee
6.6.1915 - 27.8.1927, Betra 28.8.1927-30.6.1958, Ruhestand in
Ahldorf bei Horb. (2/8739, 6/Betra 17, 6/Dettensee 642, FDA
69)/550f.,ABEF,PA135)
Görgen, Friedrich [Liste Vikare Nr. 17]
*18.9.1839 Ehrenbreitstein, + 16.7.1914 Ensen am Rhein
Stetten bei Haigerloch September 1867 - 29.4.1868, Hausen i.K.
30.4.1868 - 16.6.1869, Inneringen (Kaplaneiverweser) 17.6. 29-9.1869, Wiblingen 30.9.1869 - 13-12.1871, Rothenfels
14.12.1871 - 10.1.1872, Muggensturm 11.1.- 6.10.1872, Sandhausen ab 7.10.1872, Klostergeisthcher in Offenburg 1873, Richen
1875, Flehingen und Erbach (Benefiziumsverweser) 1879, Dallau
ab 12.10.1881 und zusätzhch Bickesheim (Benefiziumsverweser)
ab 1310.1881 und zusätzhch Steinbach bei Bühl (Benefiziumsverweser) ab 24.1.1885 - 8.9-1886, Steinbach bei Mudau (Dekanat
Walldürn) ab 9-9-1886, St. Roman 17.9-1887 - 8.10.1890,
Moosbrunn 9-10.1890 - 2.11.1899, Völkersbach unter Mitverwaltung der Pfarrei Moosbronn 3.11. - Dezember 1899, Thiergarten,
Dekanat Ottersweier ab Dezember 1899, resigniert 1901, Ruhestand in Ehrenbreitstein und Unkel am Rhein.
(2/8576,18/278, FDA 16/45, ABEF)
Hone, Markus [Liste Pfarrer Nr. 57]
*5-5-1955
Bonn, 0.15.5.1983
Haigerloch Hl. Dreifaltigkeit
bis 31-8.1986, Hausen i.K.
1.9.1986 - 24.8.1997, Karlsruhe - Beiertheim, St.
Michael und Karlsruhe - Bulach, St. Cyriakus 25.8.1997
- heute.
(ABEF, PA PS 2002)
Haid, Johann Anton [Liste Vikare Nr. 6 und Liste Pfarrer Nr. 39]
*21.1.1764 Hechingen, o. 16.2.1788, + 13.4.1822
Vikar in Rangendingen, Hausen i.K. (Vikar) 1792 - 1794, Inhaber
eines Benefiziums in Zimmern 1795, Hausen i.K. (Pfarrer)
28.1.1802 - 25-11-1821, Owingen 26.11.1821-22.
(1, 8, HH 77/58, HH 97/1 lf., PA 220)
Hospach, Karl [Liste Pfarrer Nr. 56]
* 24.2.1940 Inneringen, 0. 5.6.1966
Immendingen 1966 - 18.1.1967, Überlingen a. S. 19-1-1967 11.2.1970, Neustadt/Schwarzwald 12.2.1970 - 15.4.1970, Lörrach - Stetten 16.4.1970 8.12.1970,
Markdorf
9.12.1970 7.5.1973,
Bruchhausen, Dekanat Ettlingen
8.5.1973
19.6.1983, Hausen i.K.
20.6.1983 - 20.6.1986,
Gottmadingen 24.6.1986 5-2.1994, Gundelfingen ab
6.2.1994, zusätzhch Freiburg - Zähringen St. Blasius
ab 1.5.1999.
(ABEF, PA, PS 2002)
Haitz, L. [Liste Vikare Nr. 8]
Hausen i.K. bis 1848 (1)
Han, Wolfgang [Liste Pfarrer Nr. 3]
von Rottenburg Hausen i.K. 1510 - 1527, Kaplan Heiligkreuz bei
Hechingen 24.11.1526, nahm 1527 Absenz für ein Jahr.
(1, HH 83/46)
Heckle, Gustav [Liste Pfarrer Nr. 53]
*12.3.1914 Staufen, o. 17.12.1939, +15.3.2004 Hegne
Zunächst Vikar in Neuthard, danach 1940 Vikar in Lauf, Vikar in
Seelbach 8.5.1946
19.8.1946, Vikar in
Mannheim - Rheinau
20.8.1946 - 13.9-1949,
Vikar in Pforzheim St.
Franziskus 14.9-1949 20.11.1951, Hausen i.K.
21.11.1951 - 3-9-1958,
Pfarrkurat und Spiritual
in Hegne 4-9-1958 31-8.1980, Ruhestand ab
1.9.1980. (PA, 1, PS
2002, ABEF)
Hospach, Stephan [Liste Vikare Nr. 31]
*22.12.1887 Benzingen, 0. 2.7.1912, + 6.1.1964 Sigmaringen
Wald August 1912 - 28.9.1914, Hausen i.K. 29-9 1914 22.10.1915, Frohnstetten 23-10.1915 -11.4.1916, Burladingen ab
12.4.1916, Magenbuch bis 3-12.1919, Gammertingen (Kaplaneiverweser) 4.12.1919- 22.8.1925, Pfarrer in Bärenthal 23.8.1925
- 14.3.1931, Vilsingen 15.3.1931-25-12.1946,
Storzingen
26.12.1946-30.4.1958, Ruhestand in Zell am Andelsbach.
(2/8022,14/76-81 u. 85, FDA 69/551f., ABEF, PA 135, Sterbebild)
58
2
Leimbach, Johann Wilhelm [Liste Pfarrer Nr. 19]
Kaufmann, Melchior [Liste Pfarrer Nr. 16]
Aus Vertagen, 0.19-9.1615, + 1634
Hausen i.K. ab 28.1.1621 - 1626, Gammertingen 1630-1634.
(1, 4/Hettingen nicht aufgeführt, 4/Gammertingen 26,17/147, PA
220)
+1638
Hausen i.K. 1635 - 1638.
(1, PA 220)
Lenz, Johann Georg [Liste Pfarrer Nr. 29]
Kayser, Matthias [Liste Pfarrer Nr. 25]
+ 16.1.1663
*1643 Horb
Hausen i.K. 8.10.1690 - 1 6 9 8 , Haigerloch Vikar 1703 f.
(1,6/Haigerloch 567, FDA 53/178, PA 220)
Hausen i.K. 23.2.1660- 16.1.1663
(1, PA 220)
Lerch, Jakob [Liste Pfarrer Nr. 9]
Hausen i.K. 18.10.1571 - 1572 (1)
Kern, Johannes [Liste Pfarrer Nr. 2]
Hausen i.K. 2.10.1492 - 1 5 1 0 , ging 1510 nach Killer.
(1, FDA 56/352, FDA 41/357 A)
Maier (Mayer), Rudolf [Liste Vikare Nr. 10]
*17.4.1833 Hechingen, +18.5.1905 Hechingen
Hausen i.K. bis 23-2.1859, Hausen im Donautal (Dekanat
Meßkirch) 24.2.-15.10.1859, Salmendingen ab 16.10.1859, Kettenacker 1 8 6 0 - 1 8 6 1 , Kaplan Inneringen 1861 und 1867 - 1868,
Stein bei Hechingen 1862 - 1864, Langenenshngen 1864 - 1865,
Benzingen 1865 - 1867, Einhart 1868 - 1870, Tischtitulant in
Rom 1870 - 1 9 0 4 .
Klotz, Antonius [Liste Pfarrer Nr. 36]
*1710 Weilheim, + Januar 1761
Hausen i.K. 1.12.1742 - J a n u a r 1761
(1,17/150, PA 220)
Kreidler, Karl [Liste Pfarrer Nr. 51]
*2.6.1889 Dießen, o. 2.7.1913, + 18.5.1962 Schwenningen am
Neckar. Studierte in Freiburg im Breisgau, Vikar Rangendingen Juli
1913 - 12.7.1914, Sigmaringendorf 13.7. - 17.12.1914, Hechingen 18.12.1914 - 1.7.1918, Kirrlach 2.7.1918 - 29.1.1919, Neudingen 30.1.1919 - 4.7.1921, Seelbach bei Lahr 5.7.1921 1.3.1922, Säckingen 2.3.1922 - 18.11.1924, Pfarrer Bad Imnau
19.11.1924 - 17.8.1925, Gammertingen (Kaplanei) 18.8.192515.11.1926, Hausen i.K. 16.11.1926 - 14.5.1940, Walbertsweiler
15.5.1940- 1962.
(2/9165
(dort geschrieben Mayer), 4/Kettenacker 45, HH
77/43ff., HH 78/60f., FDA 06/69, ABEF)
Mall, Albert [Liste Vikare N. 34]
aus Steina. K., 0.18.5.1958
Forst bis 22.1.1959, Vilhngen St. Fidelis 22.1. - 8.4.1959, Otigheim 8.4.1959 - 31.8.1960, Hausen i.K. 1.9.1960 - 18.4.1961,
Grünsfeld 19.4.1961 - 21.1.1964, Lohrbach 22.1.1964 14.11.1964, Zimmern b. L. 15.11.1964 - 30.6.1990, Ruhestand
ab 1.7.1990. (ABEF, PA 135, Vermerk der Pfarrchronik für 1961)
(PA, 1, 2/8974, HH 83/29, FDA 69/481f., ABEF)
Kromer, Franz Xaver [Liste Vikare Nr. 9]
Mayer (Maier), Friedrich 0 o s e p h ) [Liste Vikare Nr. 16]
*7.5.184l Hechingen, 0.1867, + 7.1.1890 Rangendingen
Ostrach September -17.10.1867, Hausen (Dekanat Sigmartagen)
ab 17.10.1867, Hausen i.K. bis 29.4.1868, Stetten bei Haigerloch
ab 30.4.1868, Bingen bis 14.12.1870, Steinhofen 15.12.1870 1873, Boll 1873 - 1887, Rangendingen 1887 - 1890, Kammerer
des Landkapitels Hechingen. (1, 2/9151-9152, 5, 10/103, HH
76/19f-, HH 83/29, FDA 1900/236, ABEF)
*28.8.1828 Harthausen/Scher, 0. 1856, +19-2.1898 Harthausen
/Scher
Hausen i.K. 1856, Sigmaringen bis 12.8.1858, Thanheim
13.8.1858-23.2.1859, Steinhüben 24.2.1859- 15.11.1865, Ablach 16.11.1865 - 1897, danach privat.
(1, 2/8976, HH 78/47 (dort * 22.8. und + 10.2.), FDA 1900/292,
ABEF)
Mayer, Simon [Liste Pfarrer Nr. 15]
von Veringenstadt, + Dez. 1633
Inneringen 14.5.1599, Kettenacker 1608, Hausen i.K. 1609 1620, Meldungen 1624 - 1627, Geislingen bis Dez. 1633(1, 13/92, 16/50, HH 78/60, HH 94/61, FDA 53/151u. 153, PA
Krupp, Paul [Liste Vikare Nr. 12]
*27.6.1836 Wilflingen, 0. 6.8.1861, +9-6.1862
Hausen i.K. ab August 1861 bis 9.6.1862.
(1, 2/8977,18/199, FDA 1885/56, ABEF)
220)
Kumer, J a k o b [Liste Pfarrer Nr. 18]
Aus Hechingen, 0. 21,12,1630
Hausen i.K. 1633.
(1,17/148, PA 220)
Merk, Josef [liste Vikare Nr. 30]
*24.6.1890 Seewangen, 0. 2.7.1913, +24.1.1933 Überlingen
Studium in Freiburg im Breisgau und Innsbruck, Hausen i.K. 8.8.
- 28.10.1913, Hechingen 29.10.1913 - 17.12.1914, Karlsruhe
(Liebfrauenpfarrei) ab 18.12.1914, erkrankte schwer 1915,
Vöhrenbach ab 20.11.1916 - April 1917, St. Blasien (Kankenhausgeisthcher) 1917, Hödingen ab 10.10.1918 infolge Erkrankung nicht angetreten), Hausgeistlicher in Überlingen 1918 1933. (2/9200, FDA 36/36, ABEF, Konradsblatt Jan. 1983 „Der
Ruhrkinderkaplan", PA 135)
Lauer, Josef [Liste Pfarrer Nr. 43]
*5-2.1801 Rulfingen, + 13-9-1882 Oberndorf
Bärenthal 31-1.1826 -30.1.1829, Billingen (Kaplaneiverweser)
ohne genaue Datierung, Dießen 1837, Dettingen /Hohenzollern
1845, Fischingen 1845 - 1849, Höfendorf 1850, Tischtitulant in
Haigerloch, Ablach ab 31.1.1860, Hausen i.K. 4.10.1862 - Juli
1863, Wilflingen bis 29-9-1869, Inneringen (Kaplanei) 30.9.1860
- 1871, Tischtitalant in Rottweil.
(1, 2/9008, 6/Dettingen 652, 6/Diessen 679, 6/Fischingen 699,
6/Höfendorf 771,14/1 lf. u. 84,18/278, HH 78,61, FDA 1889/19,
ABEF)
Mesner (Mössner), Johann [Liste Pfarrer Nr. 20]
Hausen i.K. 1638-April 1646
(1, 3/20, HH 74/55 (dort Johann Mösner), PA 220)
59
Pfefferlin, Ludovicus [Liste Pfarrer Nr. 5]
von Gammertingen
Feldhausen 1522 und Ende 1547, Hausen i.K. 1533 - 1535 .
(1, 4/Feldhausen 8 und Kettenacker 11)
Mößmer, Eugen Johann [Liste Vikare Nr. 22]
*25-9-1877 Colmar, +27.10.1938 Hechingen
Hausen i.K. 1.8.1901 - 20.3.1902, Veringendorf 21.3.1902 5.10.1904, Zimmern bei Hechingen 6.10.1904 - 14.9.1920, Mindersdorf ab 15.9.1920 -30.4.1932, ab 1.5.1932 Ruhestand.
(2/9255, FDA 41/26, ABEF, PA 135)
Pfister, Johann Hippolyt [Liste Pfarrer Nr. 28]
aus Rottweil, Magister, *l639
Hausen i.K. 8.6.1682-1690
(1, FDA 53/178, PA 220)
Moser, Friedrich Andreas [Liste Pfarrer Nr. 30]
Hausen i.K. 16.4.1698 - November 1700
(1, PA 220)
Pfister, Joseph [Liste Vikare Nr. 21 und Liste Pfarrer Nr. 47]
*29.3.1843 Gruol, 0. 18.7.1871, + 15.7.1929 Gruol
Studium in Maria Einsiedeln, Würzburg, München Freiburg, zuvor
Höfendorf 1872, Höfendorf bis 4.9.1872, Hausen i.K. (Vikar)
5.9.1872 - 25.2.1873, Trillfingen ab 26.2.1873, Empfingen, Wiblingen 24.10.1873 - 15.5.1875, Stetten bei Engen, dann in der
Diözese St. Gallen, anschließend Schloß Weißenstein (Württemberg) bis 1880, Gutenstein 1880 - 1881, Winterspüren 1881 bis
16.9.1882, Raithaslach ab 17.9-1882 - 1884, Neufra 1 8 8 4 - 1886,
Salmendingen 1886 - 1888, Stein bei Hechingen bis 12.9.1888,
Hausen i.K. (Pfarrer) 13.9 1888-16.3.1891, Fischingen ab 17.3.
- 3.8.1891, Rangendingen 4.8.1891 - 1902, Detthngen 1902 1910, Ruhestand.
(PA, 1, 2/9362, 4/Neufra 47, 5, 6/Dettlingen 659, 6/Fischingen
699, 6/Höfendorf 771, 7/565f., l6/175f., 187199ff-, 18/278, HH
83/29 (dort * 21.3-), FDA 31/20, ABEF)
Motter (Molitor), Johannes [Liste Pfarrer Nr. 21]
Hausen i.K. 1647 und 1649 + 1651
Gruol 1642 - 1646, Hausen i.K. 1647 und 1649, Weilheim 1647 1648, Heiligenzimmern 1651.
(FDA 53/170,6/Gruol 736 (dort Molitor, Johann Martin), 7/Heiligenzimmern 765 (dort ebenso), HH 83/46 (dort Hans Martin Molitor), PA 220)
Müller, Florian, Dr. [Liste Pfarrer Nr. 54]
*3.11.1910 Ferdinand in Rumänien, 0. 24.6.1934, +7.3.2000
Donzdorf
Vikar in Bukarest (St. Josef) und Studienpräfekt Priesterseminar
1934-1937, Studium Münster / Westfalen 1937-1939, Promotion
November 1939, Pädagogikstudium Wien 1939 - 1 9 4 0 , Dozent für
Liturgik an der Kath. Akademie Bukarest 1940 - 1942, Pfarrverweser Bukarest (St. Theresia) 1942-1945, Religionsprofessor am
Lyzeum der Englischen Fräulein und Rektor der deutschen Kirche
St. Maria Bukarest 1945-1948, Ausweisung aus Rumänien
7.1.1949, Flüchthngsseelsorger Salzburg 1949-1953, Flüchtlingsseelsorger der Rumänen in Deutschland 1953-1955, Auslandsseelsorger in Athen und Brüssel 1955-1958, Vikar Villingen (St. Fidelis) 1.8.-2.9.1958, Hausen i.K. 3.9-1958- 18.4.1961, Durbach
19.4.1961-30.9.1975, Ruhestand. (PA, 1, FDA 2002/251f., ABEF)
Roßknecht, Michael [Liste Vikare Nr. 36]
*7.10.1955 Sigmaringen, 0.11.5.1986
Hausen i.K. 21.6. - 31.8.1986, Heitersheim St. Bartholomäus
1.9.1986 - 14.8.1988, Mihtärpfarrer in Walldürn ab 15.8.1988,
Hohenfels-Liggersdorf seit 23.1.1994 - 5.12.2000, Seelsorgeeinheit Hohenfels 6.12.2000 - 24.10.2001, Seelsorgeeinheit Vertagen
ab 25.10.2001. (ABEF, PA, PS 2002)
Rudolph, Johann Baptist [Liste Vikare Nr. 3]
* 16.6.1752 Feldhausen, + 21.8.1797
Hausen i.K. 1780 - 1781, Kettenacker 1792 - 21.8.1797
(4/Kettenacker 37, HH 77/44, PA 220)
Nessler (Nessel), Johann Christoph [Liste Pfarrer Nr. 26]
aus Bludenz, Diözese Chur, * um 1615, + 30.3-1675
studierte in Innsbruck, Dettingen /Hohenzollern 1654, Hausen i.K.
17.2.1663- 1673.
(1,6/Dettingen 652, FDA 53/176f., PA 220)
Saile, Friedrich [Liste Pfarrer Nr. 42]
*22.10.1820 Beuren, 0.19.8.1847, +6.6.1900
Burladingen 1847, Rangendingen 1852 - 1856, Ablach 1856 bis
30.1.1860, Tafertsweiler ab 31.1.1860, Hausen i.K. bis 3-10.1862,
Straßberg (Kaplanei) August 1860 - 6.6.1900.
(1, 2/9625, 5, HH 83/29, FDA 1906/11, ABEF)
Orth, Carle [Liste Pfarrer Nr. 10]
von Sigmaringen
Hausen i.K. 1572 - 1592, ging nach Hechingen ans Kollegiatstift,
dort 1616 genannt. (1,11, HH 94/45f., FDA 53/l47f.)
(Fortsetzung folgt)
Buchbesprechungen
Reichsarbeitsdienst in Brün. Das Kriegsende erlebt er als Panzergrenadier in Oberschwaben. Er wird verwundet, landet im Lazarett
in Sigmaringen, gerät in französische Kriegsgefangenschaft und
muss Arbeitsdienst im Elsass leisten, bevor er 1947 nach Hause
entlassen wird. Dr. Siefert beschreibt diesen Lebenslehrweg seiner Jugend zwischen Träumen, Hoffnungen, Enttäuschungen, Gängelei, Verrat und Mißbrauch in 60 kurzen Kapiteln, prägnant und
einfühlsam. Der Krieg hat ihm viel genommen. Der Autor schrieb
dieses lesenswerte Buch, damit auch die Nachkommenden Lehren
daraus ziehen können: Nie wieder.
Fritz Siefert - Flakhelfer Jakob
Der Böblinger Sachbuchautor und einstige Verlagslektor Dr. Fritz
Siefert verbrachte Kindheit und Jugendzeit in Tiengen am Hochrhein, bei den Großeltern in Dinghngen, im nahen Lahr und
schließlich in Karlsruhe. Mehr und mehr wird er mit der Realität
der Erwachsenenwelt konfrontiert, mit Zeiten des Umbruchs und
der Verführung. Er schildert die Auswirkungen des Nationalsozialismus und des naherückenden Kriegs auf seine Familie und wird
bald selbst mit in die „Maschinerie" hineingezogen. Mit 15 Jahren
Flakhelfer wird er erschüttert durch die Zerstörung von Karlsruhe,
nach Konstanz befohlen und Schweinfurt und schließlich zum
Flakhelfer Jakob - Eine Jugend in Baden. Von Dr. Fritz Siefert. 144
Seiten, elf Schwarz-Weiß-Abbildungen. Buchverlag G. Braun, Karlsruhe. 12,90 Euro. ISBN 3-7650-8341-0.
(ba)
60
graf und begeisterungsfähiger Naturkundler versteht er es auch in
seinem Buch „Naturerbe Truppenübungsplatz - Das Münsinger
Hardt: Bilder einer einzigartigen Landschaft" wertvolle Einblicke in
ein Naturreservat zu geben, das der Öffentlichkeit in den vergangenen Jahrzehnten verschlossen war. Künkele gehört zu den Glücklichen, die über lange Zeit hinweg den Ende 2004 aufgelösten Truppenübungsplatz, ein 67 Quadratkilometer großes Areal, betreten
durfte. Was er dort viele Jahre beobachtet, fotografiert und dokumentiert hat, ist groß- und einzigartig zugleich. Offenbart wird in
dem Buch ein wahres Juwel, ein faszinierender Reichtum an seltenen Tieren und Pflanzen. Der geschützte Wegerichbär (ein Nachtfalter), der schwarzfleckige Ameisenbläuling und die Heidelerche
gehören dazu, die weiße Sommerwurz, die Prachtnelke und die
Teufelskralle beispielsweise. Die prächtigen Bilder (Das Buch enthält 143 Farbaufnahmen) lassen das Herz eines Naturliebhabers
höher schlagen, die verständlich geschriebenen Texte zu den geologischen, botanischen und historischen Besonderheiten der beschriebenen Alblandschaft sind fundiert und aufschlussreich. Der
I36seitige Band (Silberburg-Verlag, Tübingen, 19,90 Euro, ISBN13:978-87407-713-2) ist gleichzeitig ein wertvoller Beitrag zur
Unterstützung der Bemühungen von Politikern und Naturfreunden,
das ehemalige Truppenübungsplatz-Gelände zum Kern eines Biosphärengebiets „Schwäbische Alb" zu machen, das vom Albtrauf
über die Albhochfläche bis zur Donau reichen soll.
(ba)
Auf den Spuren von Dichtern durch Baden-Württemberg
Das Land Baden-Württemberg hat viele bedeutende Persönlichkeiten hervorgebracht, darunter namhafte Dichter und Poeten. Die
Kulturjournalistin Irene Ferchl und der Landesgeschichtler Wilfried Setzier haben nun unter dem Titel „Landpartien in die Romantik" ein 240-seitiges, im Silberburg-Verlag, Tübingen, erschienenes Buch herausgegeben, in dem sie an 18 verschiedene Orte
führen, in denen Dichterinnen und Dichter der Romantik gewirkt
und Spuren hinterlassen haben: Eduard Mörike, Justinus Kerner,
Victor Scheffel, Gustav Schwab und Annette von Droste-Hülshoff
beispielsweise. Die Autoren führen zum Heidelberger Schloss und
Lichtenstein, zur Wurmlinger Kapelle und nach Meersburg, zur
„Weibertreu" und an viele weitere Stätten, animieren die Leser
dazu, auf Entdeckungsreise zu gehen. Ferchl und Setzier tun dies
nicht nur mit der Schilderung von Örtlichkeiten, sondern sie lassen in ihre kurzweiligen Beiträge immer wieder poetische Texte
von Romantikern einfließen. Ergänzt wird der Band (19-90 Euro,
ISBN 3-87407-690-3) durch 147 meist farbige historische Abbildungen und Karten.
(ba)
Günter Künkele: Naturerbe Truppenübungsplatz
Unter Naturfreunden und -Schützern ist Günter Künkele auch in
Hohenzollern bekannt und geachtet, hat er doch durch seinen unermüdlichen Einsatz Beachtliches für den Erhalt und die Pflege
unserer schwäbischen Heimat geleistet. Als begabter Foto-
Otto H. Becker
Das historische Interesse der Familie Burkarth, die seit dem 16.
Wohl dem, der seiner Väter gern
gedenkt...
Jahrhundert in Gammertingen ansässig ist, hat demnach Tradition.
Zum Abschied von Herrn Dr. med.
Herbert Burkarth
und Altertumskunde in Hohenzollern, dem heutigen Hohenzolleri-
Bereits der Großvater des Verstorbenenen, Medizinalrat Dr. Joseph
Burkarth, trat 1888 dem damals noch jungen Verein für Geschichte
schen Geschichtsverein, als Mitglied bei. Auch dessen Sohn, Dr. Erwin Burkarth, wurde seit 1950 in den Mitgliederlisten des damals
wiedergegriindeten Geschichtsvereins geführt.
Mit Herrn Dr. Burkarth, der am 24. Oktober 2006 nach kurzer,
schwerer Krankheit in seinem 83- Lebensjahr verstorben ist, hat
der Hohenzollerische Geschichtsverein eine Persönlichkeit verloren, die sich wie kaum eine andere um die Erforschung der Geschichte der Stadt Gammertingen, ihres Umlandes und seiner Bewohner sowie um die Verbreitung historischen Wissens in Hohenzollern verdient gemacht hat. Diese Leistung ist umso bemerkenswerter, als der Verstorbene seine vielfältigen kulturellen Aktivitäten
neben seiner verantwortungsvollen und aufreibenden beruflichen
Tätigkeit als Arzt für Allgemeinmedizin entfaltet hat.
In der geistigen Atmosphäre, die in der Arztfamilie Dr. Burkarth in
Gammertingen herrschte, konnte es nicht ausbleiben, dass sich
auch der heranwachsende Sohn Herbert mit der Geschichte seiner
Heimat zu beschäftigen begann. Gefördert wurden diese Interessen
an vergangene Zeiten und Zustände nicht zuletzt auch durch Oberlehrer Josef Wiest an der dortigen Volksschule, der sich als erster
intensiv mit der Geschichte der Stadt Gammertingen, auch in ihren
Wechselwirkungen mit den Geschicken der Speth'schen Herrschaften Hettingen und Gammertingen, auseinandergesetzt und bereits 1928 seine Forschungsergebnisse darüber in einer Monografie niedergelegt hatte.
Der Schlüssel zu den historischen Ambitionen von Herrn Dr. Burkarth findet sich in einem Aufsatz seines Vaters Dr. Erwin Burkarth
„Was Großvaters Wanderbuch erzählt" aus dem Jahre 1955. Darin
schließt der Autor seinen Beitrag über die Wanderschaft seines
Vorfahren, des Zimmermannsgesellen Balthasar Burkarth, in den
Jahren 1845 bis 1850 mit dem aufschlussreichen Zitat aus Goethes
„Iphigenie" (1.3):
Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt,
Derfroh von ihren Taten, ihrer Größe
Den Hörer unterhält und still sich freuend
Ans Ende dieser schönen Reihe sich
geschlossen sieht!...
Die humanistische Schulbildung, die Dr. Burkarth am Gymnasium
Sigmaringen, dann im Internat in St. Blasien und nach dessen
Schließung wiederum am Sigmaringer Gymnasium genoss, hat
seine geschichtlichen Interessen weiter vertieft. Diese sind auch,
nachdem der Abiturient Burkarth nach dem Vorbild seines Vaters
und Großvaters das Studium der Medizin aufgenommen hatte, keineswegs in den Hintergrund getreten. Der Jungmediziner schloss
seine Studien vielmehr mit einer Dissertation über ein Thema zur
Medizingeschichte ab.
Nach dem Universitätsstudium erweiterte der junge Dr. med. Her61
sourcen Hohenzollerns in der Vergangenheit nicht selten als recht
schwierig erwiesen hat. Die eingegangenen Beiträge mussten dann
durchgearbeitet und oft sachlich und auch stilistisch überarbeitet
und in eine druckfähige Vorlage übergeführt werden.
bert Burkarth seine medizinischen Kenntnisse u.a. am Fürst-CarlLandeskrankenhaus in Sigmaringen und am Kreiskrankenhaus
Ehingen. 1955 schließlich trat er in die Arztpraxis seines Vaters Dr.
Erwin Burkarth in Gammertingen ein, die er dann nach dessen Tod
bis 1992 weitergeführt hat.
Neben der Kärrnerarbeit mit der Schriftleitung der Zeitschrift Hohenzollerische Heimat hat sich das Ehrenmitglied des Geschichtsvereins vor allem auch als Landes- und Heimatforscher einen Namen gemacht. Auf seinem Konto sind Publikationen verbucht, die
zumeist in der Hohenzollerischen Heimat, einzelne auch in der
Schwäbischen Zeitung erschienen sind. Aufgrund des Werkverzeichnisses lassen sich, grob gesehen, zwei Forschungsschwerpunkte feststellen: Es sind dies einmal Themen zur allgemeinen
Landeskunde Hohenzollerns und angrenzender Gebiete und zum
andern Aspekte zur Geschichte und Heimatkunde der Stadt Gammertingen und der Raumschaft an der oberen Laudiert.
In seine Heimatstadt zurückgekehrt, trat Dr. Herbert Burkarth
ebenfalls nach dem Vorbild seines Vaters und Großvaters 1957
dem Hohenzollerischen Geschichtsverein bei und wurde bald mit
den dort anfallenden landes- und heimatkundlichen Frage- und
Problemstellungen vertraut. Umgekehrt brachte Dr. Burkarth in
die Arbeit des Geschichtsvereins, der damals vornehmlich von der
hohenzollerischen Geistlichkeit, allen voran der Gammertinger
Stadtpfarrer und Dekan Nikolaus Maier (1891 - 1977) und Pfarrer
Johann Adam Kraus (1904 - 1992), der Lehrerschaft und von den
wissenschaftlichen Archivaren an den Sigmaringer Archiven geprägt und bestimmt wurde, seine Kenntnisse als Medizinhistoriker
und seine Vertrautheit mit der Landeskunde Hohenzollerns und
seiner Bewohner ein.
Zum ersten Themenbereich gehören Arbeiten wie z.B.: „Hohenzollern und die angrenzenden Gebiete" (1983), „Der Meister von
Meßkirch hieß Jerg Ziegler" (1989), „Vorstellung der Hohenzollernstraße" (1991), „Die Hohenzollern in Franken" (1992) und
„Thalheim - ein Sigmaringer Dorf im Ausland" (1992). In dem
Beitrag „Dr. Heyfelders Sanitätsberichte über das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen 1833/34" aus dem Jahr 1974 wird das ureigene Interesse des Medizinhistorikers Dr. Burkarth offenbar.
Vor allem aber wusste Dr. Burkarth infolge seines täglichen Umgangs mit Patienten aus allen Schichten in seiner Praxis und dann
auch im Kreisaltersheim in Gammertingen und in den Mariaberger
Heimen, was die Menschen bewegt und was sie erwarten. Dieses
Wissen hat die Forschungen von Dr. Burkarth stark beeinflusst und
auch seine Tätigkeit als Vermittler historischer Erkenntnisse geprägt.
Die Vertrautheit von Dr. Burkarth mit der Geschichte und Landeskunde tritt vor allem auch in den vielen Besprechungen zutage, die
er über einzelne neu erschienene Werke zur Landesgeschichte Hohenzollerns verfasst hat. Zu erwähnen ist hier vor allem seine Rezension über die Dissertation von Maren Kuhn-Rehfus über das
Kloster Wald (1972).
Seine einsetzende Pubhkationstätigkeit und seine Mitarbeit im Verein fand Anerkennung. 1969 wurde Dr. Burkarth in den Vorstand
des Hohenzollerischen Geschichtsvereins gewählt, einem Gremium, dem er bis 2005 angehört hat. Welch hohes Ansehen Dr.
Burkarth schon damals im Vorstand genoss und welches Vertrauen
man ihm entgegenbrachte, zeigte sich vor allem darin, dass ihm
das Leitungsorgan des Vereins 1970 die Schriftleitung der Zeitschrift „Hohenzollerische Heimat" anvertraute, deren weiteres Erscheinen damals ernsthaft gefährdet war.
In diesem Zusammenhang sei auch auf die zahlreichen Nachrufe
hingewiesen, die der Autor auf einzelne Persönhchkeiten Hohenzollerns geschrieben hat, wie z.B. auf Pfarrer Johann Adam Kraus,
Erzbisch. Archivar i.R., den Nestor der hohenzollerischen Landesgeschichte, wie er einmal tituliert worden ist (1992), den Verleger
Georg Bensch (1991) und Monsignore Dr. Walter Kaufhold, ehemals Direktor der Fürsthch Hohenzollernschen Hofbibbothek in
Sigmaringen (1993).
Mit der Unterstützung des Sigmaringer Verlegers Georg Bensch ist
es dem neuen Schriftleiter dann auch gelungen, die Hohenzollerische Heimat aus der Krise zu führen und ihr regelmäßiges Erscheinen sicherzustellen. Bis 1979 stand Dr. Burkarth ein Redaktionsausschuss zur Seite, der aus dem Journalisten Walter Frick
aus Sigmaringen und (bis 1978) dem Hechinger Konrektor Hubert
Deck bestand. Von 1980 bis 2002 besorgte Dr. Burkarth die
Schriftleitung der Hohenzollerischen Heimat selbst und in eigener
Verantwortung.
Für die Sonderbeilage „125 Jahre Hohenzollerischer Geschichtsverein" der Schwäbischen Zeitung vom 23. Mai 1992 schließlich
verfasste der Autor Porträts von Dr. med. Ernst Senn (1884 1962), der als Schriftleiter der Hohenzollerischen Jahreshefte, der
heutigen Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte, und als Obmann des wissenschaftlichen Ausschusses des Geschichtsvereins
die Landeskunde Hohenzollerns in den 30-er Jahren nachhaltig geprägt hat, und von dem Gammertinger Stadtpfarrer und Dekan Nikolaus Maier (1891 - 1 9 7 7 ) , der an der Wiedergründung des Hohenzollerischen Geschichtsvereins maßgeblich beteiligt und von
1948 bis 1951 auch dessen Vorsitzender war. Für solche biografischen Arbeiten war und ist Dr. Burkarth als gebürtiger Hohenzoller und aufgrund seiner Beziehungen und seiner langjährigen
Tätigkeit im Geschichtsverein geradezu prädestiniert.
In den folgenden Jahren hat Dr. Burkarth die Hohenzollerische
Heimat mit einer Aullage von 1100 Exemplaren zu einem beachteten landeskundlichen Periodikum im deutschen Südwesten gemacht, das sich vor allem durch die Vielfalt der behandelten Themen und die ausgewogene Mischung von wissenschaftlichen und
auch populär gehaltenen Beiträgen auszeichnet, die auch für den
interessierten Laien noch lesbar und verständlich sind. Großen
Wert legte der Schriftleiter stets auch auf eine gute Illustration der
Zeitschrift, wozu er nicht selten eigene Fotografien und Reproduktionen beisteuerte.
Das Hauptinteresse von Dr. Burkarth galt und gilt jedoch zweifelsfrei der Geschichte seiner engeren Heimat, dem Land an der oberen Laudiert, und seinen Menschen. Der Erforschung der Vergangenheit dieses Landstrichs hat er denn auch mit Abstand die meisten und auch die umfangreichsten Veröffentlichungen gewidmet.
Die Vielfalt der dabei behandelten Themen ist bemerkenswert. Sie
Die Leistung, die Dr. Burkarth in den dreiunddreißig Jahren seiner
Tätigkeit als Schriftleiter der Hohenzollerischen Heimat erbracht
hat, kann nicht zu hoch eingeschätzt werden, wenn man bedenkt,
dass jeweils zu Quartalsende ein Heft vorzulegen war. Hierfür mussten Autoren gewonnen werden, was sich bei den begrenzten Res62
reichen von der frühen Zeit der Landnahme und Sesshaftwerdung
der Alamannen im frühen Mittelalter bis hin zur Gegenwart.
Beiträge zu Themen der Wirtschafts- und Sozialgeschichte sind dabei ebenso vertreten wie solche zur Kirchen- und Kunstgeschichte,
der Genealogie, der Geschichte der einzelnen Adelsgeschlechter,
die in dem Raum ansässig waren, und ihrer Wohnsitze und nicht
zuletzt auch solche zur Volkskunde.
17 (1981) abgedruckte Zulassungsarbeit von Wilfried Liener mit
dem Titel „Übergang der reichritterlichen Herrschaft Hettingen an
Hohenzollern-Sigmaringen" sowie auf mehrere kleinere Arbeiten
aus der Feder von Pfarrer Johann Adam Kraus stützen konnte. Alles übrige musste der Autor in mühsamer Kleinarbeit aus Quellen
der Gemeindearchive Gammertingen, Hettingen und Neufra sowie
des Staatsarchivs Sigmaringen, des Fürstl. Hohenz. Haus-und
Domänenarchivs in Sigmaringen, des Hauptstaatsarchivs Stuttgart
und des Generallandesarchivs Karlsruhe erarbeiten.
Burgen und einzelne Adelsgeschlechter sind beispielsweise Gegenstand der folgenden Aufsätze und Miszellen: „Wo stand Burg Reuthenhalden?" (1966), „Burg Baldenstein, Sitz der Grafen von Gammertingen" (1982), „Die Grafen von Hettingen" (1967), „Gräfin
Adelheid von Gammertingen" (1967) und „Auf den Spuren der
Grafen von Gammertingen" (1982).
Bei der Strukturierung der Stofffülle ist der Autor weitgehend historischen Entwicklungslinien des Landes an der oberen Laudiert
einschließlich des Klosters Mariaberg gefolgt, die in der Abfolge
der dort besitzenden und Herrschaft ausübenden Adelsgeschlechter vorgegeben sind. In insgesamt 27 Kapitel untergliedert, fuhrt
uns der Autor von der Vor- und Frühgeschichte nüt der Alamannenzeit über die Zeit der Grafen von Gammertingen, Vertagen und
Württemberg, der Herren von Bubenhofen bis hin zur Herrschaftsepoche der Herren bzw. Freiherren von Speth die Geschichte des Raums um Gammertingen und Hettingen vor Augen.
Letztere, die mit einer Unterbrechung den Zeitraum von 1524 bis
1827 umfasst, bildet naturgemäß den Schwerpunkt der Darstellung.
Kirchen- und kunstgeschichtliche Themen haben u.a. die folgenden Pubhkationen zum Gegenstand: „Zur Herkunft der Feldhauser
Madonna" (1973), „Die Stiftung der Fauler-Frühmesse in Hettingen" (1973) und schließlich „Die neue Sattlerkapelle" (1994).
Früh schon wird das Interesse von Dr. Burkarth an der vielschichtigen Geschichte des Klosters Mariaberg deutlich. Diesem Themenkreis hat er die folgenden Beiträge in der Hohenzollerischen
Heimat gewidmet: „Der Besitz des ehemaligen Frauenklosters Mariaberg in hohenzollerischen Ortschaften" (1970) und „Die Baugeschichte von Mariaberg" (1972). Der Komplex Mariaberg hat
Dr. Burkarth dann in der Folgezeit nicht mehr losgelassen.
Das Buch von Dr. Burkarth beschränkt sich jedoch keineswegs auf
die Darstellung der äußeren Geschichte der Herrschaften Gammertingen und Hettingen und den Familien der Herrschaftsinhaber. Den weitgesteckten Interessen des Autors entsprechend, werden einzelne Kapitel auch den inneren Entwicklungszuständen des
Herrschaftskomplexes, wie auch dem Leben der Untertanen gewidmet, wie z.B. „Niederadelsgeschlechter und Bürger in und um
Gammertingen", „Die Gründung des Klosters zu Berg und der
Städte Gammertingen und Hettingen", „Die Besetzung der Herrschaft Gammertingen-Hettingen und die Einführung der Reformation durch Herzog Ulrich von Württemberg" oder „Die Speth'sche
Residenz Gammertingen".
Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Aspekte der Geschichte seiner engeren Heimat hat Dr. Burkarth in folgenden Beiträgen behandelt: „Die mittelalterlichen Fischweiher in der ehemaligen
Herrschaft Gammertingen-Hettingen" (1970), „200 Jahre Gammertinger Post" (1976), „50 Jahre Kreisaltersheim Gammertingen" (1978) und „Betrachtungen über die Hungerjahre 1816/17"
(1988).
Bei der Aufzählung der Vielfalt der behandelten Themen und auch
deren Zugehörigkeit zu ganz verschiedenen Zeitepochen mag bei
dem einen oder anderen Leser der Eindruck entstanden sein, den
Forschungen des Heimatkundlers Dr. Burkarth hafte eine gewisse
Konzeptionslosigkeit an. Dieser Eindruck jedoch täuscht. Die meisten Pubhkationen von Dr. Burkarth sind vielmehr aus einer jahrzehntelangen Beschäftigung mit der Geschichte seiner Heimat insgesamt erwachsen, die dann in dem 1983 erschienenen Werk mit
dem Titel „Geschichte der Herrschaft Gammertingen-Hettingen"
ihre Synthese und Verdichtung gefunden hat.
Nach dem Erscheinen seines Buches über die Geschichte der Herrschaft Gammertingen-Hettingen hat sich Dr. Burkarth bekanntlich
weiter mit dem historischen Phänomen Mariaberg auseinandergesetzt. Neben historischen Interessen dürfte hierbei vermutlich auch
seine langjährige Tätigkeit als Arzt in den heutigen Mariaberger
Heimen eine Rolle gespielt haben. Jedenfalls hat er zu dem 1991
anlässlich der Vollendung der Gesamtrenovation des Baukomplexes des früheren Benediktinerinnenklosters oberhalb der Laudiert
herausgegebenen Sammelband "Mariaberg. Beiträge zur Geschichte eines ehemaligen Frauenklosters" die umfangreichsten
Beiträge beigesteuert.
In der Monografie spannt der Autor den Bogen von den ersten
Zeugnissen menschlichen Lebens im Bereich der Landschaft an
der oberen Laudiert, von den Höhlenmenschen, den Jägern und
Sammlern der Steinzeit bis hin zu dem Verkauf der Spethschen
Herrschaften Gammertingen und Hettingen an Hohenzollern-Sigmaringen im Jahre 1827. Mit dieser Geschichte einer gesamten
Region unter Einschluss der Geschichte des Frauenklosters Mariaberg hat Dr. Burkarth ein Werk vorgelegt, das in Hohenzollern nur
mit der Geschichte des Oberamtes Haigerloch mit Glatt von Franz
Xaver Hodler aus dem Jahre 1928 und mit Einschränkung mit dem
bereits 1873 veröffentlichten Buch von Julius Cramer über die
Grafschaft Hohenzollern zu vergleichen ist.
In einem Beitrag des Buches bietet Dr. Burkarth eine ins Hochdeutsche übertragene Abschrift der Bauchronik des Klosters Mariaberg von 1682 bis 1687 mit einer Erläuterung eines historischen Grundrisses vom Beginn des 19- Jahrhunderts. Eine wissenschaftliche, mit Anmerkungen und Erläuterungen versehene Edition dieser Bauchronik hat der Autor übrigens danach in der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 29 (1993) S. 47 - 74 veröffentlicht.
In der Begleitveröffentlichung zu der 2003 in Bad Schussenried gezeigten Landesausstellung über die Säkularisation im deutschen
Südwesten steuerte Dr. Burkarth einen Beitrag über die Mediatisierung der Speth'schen Herrschaften Gammertingen und Hettingen bei. Bereits 1994 hatte er eine Ortsgeschichte von Kettenacker
Die Leistung von Dr. Burkarth war dabei umso bemerkenswerter,
als er sich bei der Abfassung seiner Arbeit nur auf die schon erwähnte Gammertinger Stadtgeschichte von Oberlehrer Josef Wiest
und auf die in der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte Bd.
63
27
Verlag:
Hohenzollerischer Geschichtsverein
Karlstraße 3, 72488 Sigmaringen
E 3828
PVSt, DPAG, »Entgelt bezahlt«
vorgelegt. - Unvergessen sind auch die zahlreichen Führungen, die
Dr. Burkarth im Rahmen der Veranstaltungsprogramme des Geschichtsvereins und dann auch des Kreisarchivs Sigmaringen unternommen hat.
Über drei Jahrzehnte hat Dr. Burkarth tatkräftig auch in der Vorstandschaft des Hohenzollerischen Geschichtsvereins mitgewirkt.
Der Verstorbene, der in der ehemals preußischen Exklave Hohenzollern aufgewachsen war, sorgte in dem Gremium über viele Jahre
für Kontinuität. Auch bei den Mitgliedern erfreute sich Dr. Burkarth großer Wertschätzung. So wurde er auf Vorschlag des Vorstandes bei der Mitgliederversammlung am 1. Dezember 1992 in
Hechingen spontan per Akklamation zum Ehrenmitghed gewählt.
Die Leistungen Dr. Burkarths als Arzt, als Forscher und Verbreiter
historischen Wissens fanden auch öffentliche Anerkennung. Er
wurde 1994 mit dem silbernen Ehrenschild der Stadt Gammertingen, 2001 mit der Heimatmedaille des Landes Baden-Württemberg und schließlich 2004 zur Vollendung seines 80. Lebensjahres
mit die Ehrenbürgerwürde seiner Vaterstadt Gammertingen ausgezeichnet. - Doch trotz aller Erfolge und Ehrungen ist Dr. Burkarth
ein zurückhaltender und bescheidener Mann gebheben, ein Wesenszug, der ihn so ungemein sympathisch gemacht hat.
Seinem verstorbenen Ehrenmitglied Dr. Herbert Burkarth wird
der Hohenzollerische Geschichtsverein ein ehrendes Andenken
bewahren.
Dr. Burkarth bei der Feier zu seiner Verabschiedung als Schriftleiter
der Hohenzollerischen Heimat am 12. April2003 in Sigmaringen.
Die Autoren dieser Nummer
HOHENZOLLERISCHE HEIMAT
Gerd Bantle
herausgegeben vom Hohenzollerischen
Mittelberg 6, 72501 Gammertingen
Hedinger Straße 5, 72488 Sigmaringen
Geschichtsverein, Postfach 1638,
72486 Sigmaringen
Gesamtherstellung:
Druckerei Acker GmbH,
Telefon ( 0 7 5 7 4 ) 9301-0, Fax9301-30
info @ druckerei-acker. de
Edmund Bauer
www.druckerei-acker.de
ISSN 0018-3253
Erscheint vierteljährlich.
Ebinger Straße 79, 72393 Burladingen-Hausen
Die Zeitschrift »Hohenzollerische Heimat« ist
Dr. Otto H.Becker
Schriftleitung:
Robert Frank
Fliederstraße 8, 72401 Haigerloch-Weildorf
eine heimatkundliche Zeitschrift. Sie will besonders die Bevölkerung im alten Land Hohenzol-
Hedinger Straße 17, 72488 Sigmaringen
Tel.: (07474) 2161, [email protected]
Heinz E. Hennige
Die mit Namen versehenen Artikel geben die
lern und den angrenzenden Landesteilen mit der
Geschichte ihrer Heimat vertraut machen. Sie
bringt neben fachhistorischen auch populär gehaltene Beiträge.
persönliche Meinung der Verfasser wieder;
Pßeghoßtraße 6, 72401 Haigerloch
diese zeichnen für den Inhalt der Beiträge verantwortlich. Mitteilungen der Schriftleitung sind
schichtsvereins ist der Bezugspreis im Beitrag
Horst
Mielitz 31, 72488 Sigmaringen
Sonnenhalde
Dr. Christoph Morrissey
Corrensstraße
Teufel9, 72076 Tübingen
Manfred
enthalten.
Karpfenstraße 15, 78532 Tuttlingen
den an die Adresse des Schriftleiters erbeten,
Dr. Andreas Zekom
Hirschbergstraße 29, 72336Balingen
Wir bitten unsere Leser, die »Hohenzollerische
Bezugspreis:
Für
Mitglieder
des
Hohenzollerischen
Bezugspreis
für
Ge-
Nichtmitglieder
als solche gekennzeichnet.
Manuskripte und Besprechungsexemplare wer-
€ 7,-. Abonnements und Einzelnummern können beim Hohenzollerischen Geschichtsverein
(s. o.) bestellt werden.
64
Heimat« weiterzuempfehlen.