Palast-Geschirr und Mauerteile unterm Hammer

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Palast-Geschirr und Mauerteile unterm Hammer
MAZ
MAGAZIN
Kultur, Ratgeber, Rätsel, Wetter & TV−Programm
19
Freitag,
21. November 2014
KULTURGUT
Preis für den
Austausch
unter
Nachbarn
Von Josefine Sack
Billy, einer
unserer Besten
E
Wandteppich
„25
Jahre
DDR“,
Kombinat
VEB
Halbmondteppich, 1974,
Startpreis
1800 Euro,
Schätzpreis
3600 Euro.
FOTOS: PRIVAT,
AUCTIONATA
Palast-Geschirr und
Mauerteile unterm Hammer
Ein Berliner Auktionshaus versteigert „Kunst und Kult der DDR“ – ein Sammelsurium mit Perlen
Von Jan Sternberg
Kritik an
Vorstoß von
Jutta Limbach
Berlin – Die Stiftung Preußischer
Kulturbesitz hat zurückhaltend
auf den Vorschlag der früheren
Bundesverfassungsgerichtspräsidentin Jutta Limbach reagiert, die
vom NS-Regime 1937 als „entartet“ beschlagnahmten Bilder an
die jeweiligen deutschen Museen
zurückzugeben. „Der Vorschlag
von Jutta Limbach wirft für die
deutschen Museen viele Fragen
auf”, sagte Stiftungspräsident Hermann Parzinger. „Vor allem befürchte ich eine große Unruhe und
bin mir nicht sicher, ob es wirklich
ein Gewinn wäre.“ Der Direktor
des Wuppertaler Von-der-HeydtMuseums, Gerhard Finckh, kritisierte den Vorschlag scharf: „Dass
sich die Museen gegenseitig Bilder zurückerstatten sollen“, sei seines Erachtens „grober Unfug”.
Berlin – In Steine zu investieren,
liegt im Trend. Dass es auch eine
gute Anlage sein kann, sein Geld
für reichlich angenagten Stahlbeton auszugeben, liegt ferner. Doch
die Berliner Mauer steigt im Wert.
Für einen Startpreis von schlappen 20000 Euro werden sechs Segmente der früheren Staatsgrenze
heute beim Berliner Online-Auktionshaus Auctionata aufgerufen,
ein Zuschlag wird nicht vor 40 000
Euro erwartet. Sie sind Teil einer
Auktion mit dem Titel „Kunst und
Kult der DDR“, dazu gehören
auch Möbel aus den Werkstätten
Hellerau, Lampen und Geschirr
aus dem Palast der Republik und
„Der hockende Rufer“ von Willi
Sitte.
Die Exponate wirken reichlich
zusammengewürfelt: Alles, was irgendwie ostdeutsch besetzt ist, findet hier seinen Platz, egal ob es
wahre künstlerische Qualität hat
oder einfach nur skurril ist. Neben
den klaren Formen der HellerauWohnzimmermöbel aus den 50er
und 60er Jahren gibt es auch jede
Menge Ostkitsch, wie etwa Katalognummer 21: ein Wandteppich
im Format 1,50 mal 2 Meter zum
25. Jahrestag der DDR mit tanzenden Kindern, lächelnden Volksarmisten und stolz in den Himmel ragenden Hochhäusern.
Katalognummer 57, die Mauer
nämlich, hat streng genommen
gar nichts mit Ostkunst zu tun, dennoch ist sie der Star der
Auktion. Die knappen
Angaben: Stahlbeton,
bemalt, Höhe ca. 3,60
Meter, Länge zirka 7,20
Meter. Passt also in fast
Segmente der Berliner
Mauer, bemalt von
Fred Hahn.
Online-Auktionen in Echtzeit
Das Auktionshaus Auctionata ist seit
2012 am Markt, die Spezialität der in
Berlin und New York beheimateten Firma sind Online-Auktionen in Echtzeit.
Wer mitbieten will, muss sich vorab
registrieren. Heute ab 18 Uhr kommen
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jeden Vorgarten. Die Segmente
standen zuletzt im beschaulichen
Bodenwerder im Weserbergland.
Sie stammen aus exponierter Berlin-Mitte-Lage. Gegenüber dem
Reichstag hatte 1990 der West-Berliner Aktionskünstler Ben Wagin
sein „Parlament der Bäume“ ins
Leben gerufen. Der Maler Fred
Hahn bemalte die sechs Segmente
mit
einer
gespenstischen
Die kleine Meerjungfrau
15 %
– das Musical
108 Stücke zur Auktion. Bereits für 40
Euro Startpreis werden sieben Meladur-Eisbecher aus Halberstadt von
1960 angeboten, teuerstes Stück
nach der Mauer und dem
Sitte-Bild ist ein Gemälde
von Sighard Gille – von 2011.
Schwarz-Weiß-Szene. Er orientierte sich an Fotografien des KZElends. „Die Mauerspechte waren
schon vor uns Malern da“, berichtet Hahn. Er bemalte eine Kraterlandschaft, aus der hier und dort
Stahlträger ragten. Die Touristen
aber wollten den euphorisch-bunten Kitsch der East Side Gallery sehen, nicht die schwarz-weiße Mahnung vor Krieg und Gewalt des
„Parlaments der Bäume“. Für die
Regierungsbauten wurde es verkleinert und umgesetzt. Teile kamen unter den Hammer, erzielten
mehrere Tausend Euro. Nun werden Hahns Segmente ein zweites
Mal verkauft. Dass er von den
Mauer-Moneten nichts bekommt,
stört ihn nicht. Der Berliner Senat
habe ihm damals einen guten
Werkvertrag gegeben. Fred Hahn
lebt heute in Braunlage und malt
Harzlandschaften voller Licht und
Farben. Er hört sich an wie ein zufriedener Mensch. Für ihn ist die
Mauer überwunden.
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Patricia und Kathy Kelly
Weihnachtstournee
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s gibt die Architekten des
Pop (Pink Floyd) und die
ungekämmten Tiere (Led Zeppelin), es gibt das schiere Volumen
in Brust und Stimme (Dolly
Parton), vor allem aber gibt es
sehr viele Schwiegersohn-Darsteller im Land des Rock ’n’ Roll (Justin Timberlake, Xavier Naidoo,
Michael Bublé). Da ist man froh,
wenn die Rede zwischendurch
auf Billy Joel kommt. Er ist gerade
mit dem Gershwin-Preis ausgezeichnet worden. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Paul
McCartney, Stevie Wonder und
Paul Simon. „Ich bin geplättet, in
diese Gruppe aufgenommen zu
werden“, sagt Joel. Man gönnt
ihm diese Auszeichnung von
Herzen, weil Joel, nun 65 Jahre
alt, nie ein kalter Architekt war,
aus seinen Haaren kein Statement machte und auch als Schwiegersohn nicht taugte – seine Kritik
am Vietnamkrieg hat damals
manche US-Mutter erschreckt.
Joel ist der „Piano Man“, so heißt
sein Hit aus dem Jahr 1973, am
Klavier war er stets Künstler, nie
der Clown. Danke! lg
Potsdam – Sich kennenlernen und
gemeinsam die Zukunft gestalten:
Was sich die „Frauenbrücke OstWest“ im April 1992 vornahm, gilt
noch heute. Eines aber hat sich geändert: Nachdem der Verein in
den ersten zwei Jahrzehnten den
innerdeutschen Dialog auf den
Weg gebracht hatte, wendet er
sich jetzt dem Austausch mit den
europäischen Nachbarinnen zu.
Mit dem achten FrauenbrückePreis werden heute zwei europäische Brückenbauerinnen in Potsdam geehrt: Sylvie Goulard, die
französische Abgeordnete im Europäischen Parlament, sowie die
Görlitzer Kulturwissenschaftlerin
Kinga Hartmann-Woycicka haben
das Zusammenwachsen von Nachbarländern nach Ansicht der Stiftung entscheidend mitgetragen.
Dafür werden sie um 17 Uhr im
Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte mit der goldenen
Ehrennadel
ausgezeichnet.
Die 50-jährige
Sylvie
Goulard
kam erstmals während eines Schüleraustauschs ins damals noch geteilte
Deutschland. 1990 Kinga
war sie als Dolmet- Hartmannscherin an den Woycicka
Zwei-plus-VierVerhandlungen
zur Wiedervereinigung
beteiligt.
Nach dem Studium
der Europa-Politik
arbeitete die Tochter italienischer Einwanderer beim da- Sylvie
maligen Kommissi- Goulard
onspräsidenten Romano Prodi. „Der Berliner Mauerfall ist eine Sternstunde der europäischen Geschichte“, sagte Goulard, mahnte aber auch: „Wir sind
bei Weitem noch nicht eng genug
zusammengewachsen.“ Als Europaabgeordnete wolle sie deshalb
auch künftig für mehr Offenheit
unter den EU-Bürgern werben.
Mit dem Wegfall der Mauer allein seien die Grenzen in den Köpfen nicht überwunden, gab auch
Preisträgerin Kinga HartmannWoycicka zu bedenken. Seit 2004
setzt sich die gebürtige Warschauerin entlang der Neiße für
die Verständigung zwischen
Deutschland und Polen ein. Geschichte und Sprache sind ihre
Werkzeuge. Diese seien für die
Entwicklung der gemeinsamen
Grenzregion von großer Relevanz,
sagte die Leiterin der Ziel3-Projekte der Sächsischen Bildungsagentur, die unter anderem Polnischkurse für Lehrer anbietet.
KIS C E ALL
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